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Mauerfall

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir. Ich habe sie nur geliehen und verdiene hiermit kein Geld.

Warnung: OOC! Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt xD

Kommentar: Da war dieser bestimmte Satz, den ich irgendwo mal aufgeschnappt hatte, und bei dem ich dachte, dass er perfekt für dieses Couple ist. Damit war der Grundstein der Geschichte gelegt. Der Rest ist einfach so außenrum gewachsen ^^ Komplett anzeigen

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Er leuchtete. Ein helles Licht in der sonst so undurchdringlichen Finsternis. Ein Strahlen, das die Menschen anzog wie eine Laterne die Motten bei Nacht. Es schwirrten so viele verschiedene Personen um ihn herum, dass man als Außenstehender schnell mal den Überblick verlor. Wie er es schaffte, sich selbst in diesem Gewusel nicht zu verlieren, war mir ein Rätsel.

Auch ich gehörte zu denjenigen, die von ihm magisch angezogen wurden. Und doch versuchte ich nicht dazu zugehören. Ich versuchte auf Abstand zu bleiben, was mir nicht immer gelang. Doch da gab es diese Mauer, die mich immer wieder zurück hielt. Etwas in seinen Augen veränderte sich, sobald ich mich zu weit vorwagte und ihm zu nahe kam. Etwas, das mich zurückprallen ließ.
 

Früher hatte ich nie gewusst, was genau es war, das mich so anzog. Vielleicht war es sein unermüdliches Lächeln. Vielleicht aber auch seine tiefgründigen, grünen Augen. Oder doch eher die Sommersprossen, die auf seinen Wangen ihren Platz gefunden hatten? Wohl eher war es aber alles zusammen, das solch eine Anziehung auf mich ausübte.

Damals hatte ich versucht diese Anziehung zu verdrängen und mir selbst einzureden, dass es keinen Grund für mich gab, mich mit ihm abzugeben. Daher hatte ich versucht ihm auch keinen Grund zu geben, sich mit mir abgeben zu wollen. Ich hatte ihn geärgert, wo ich nur konnte. Hatte ihn verletzt, ihn von mir gestoßen, teils so heftig, dass wir uns beide verletzt hatten. Ihn äußerlich und mich und vermutlich auch ihn innerlich.

Es schmerzte immer wieder, wenn ich ihn abwies. Und doch konnte ich nie aufhören.
 

Irgendwann war es dann zu spät. Nichts und niemand konnte wieder gut machen, was ich angerichtet hatte. Die Mauer zwischen uns war so dick und hoch, dass es unmöglich war, sie einzureißen.

Und trotzdem wollte ich nun, zehn Jahre später, genau das tun. Ich wollte diese Mauer zwischen uns vernichten! Wollte sie einreißen, in winzig kleine Stücke sprengen.

Sein Blick und mein eigener Stolz waren es, die mich zurück hielten.

Und so kreiste ich wie alle anderen kleinen Lichter um dieses einzigartige Wesen. Beharrlich zog ich meine Kreise um ihn, wie ein Mond auf seiner Umlaufbahn um seinen Planeten. Unfähig der Gravitation zu entkommen um frei zu sein.
 

.~*~.
 

Die ganzen Jahre über hatte ich mir bereits Gedanken gemacht, wie ich diese Mauer zum Einstürzen bringen konnte. Lange hatte ich überlegt, bis mir etwas eingefallen war. Etwas, für das ich meinen Stolz komplett beiseite schieben musste. Etwas, der er annehmen musste, damit es funktionierte. Etwas, das vermutlich nur einen minimalen Riss in dieser Mauer verursachen würde. Doch dieser Riss würde ein Anfang sein um die Mauer vielleicht irgendwann einmal komplett zu entfernen.
 

Der einzige Weg, der mir in den Sinn gekommen war, war schwer. Sehr schwer für mich sogar. Denn ich war niemand, der diesen Weg gerne beschritt, da es für mich ein Eingeständnis war, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Der einzige Weg war eine Entschuldigung.

Für manche mag es keine große Sache sein. Doch für mich war es das, denn ich hatte mich bisher noch nicht sehr häufig für etwas entschuldigen müssen. Ich hatte darin nicht unbedingt viel Erfahrung, sodass es mir noch schwerer fiel, die richtigen Worte zu finden. Und gerade bei ihm wurde es mir immer wichtiger, alles richtig zu machen.
 

Anfangs war mir selbst nicht klar, warum ich bei ihm alles richtig machen wollte. Doch mit der Zeit sah ich es ganz deutlich vor mir. Ich liebte ihn. Nicht wie einen Bruder, nein. Ich liebte ihn wie den einzigen Menschen, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen wollte, mit dem man alle Höhen und Tiefen gemeinsam überwinden wollte.

Dieses Kribbeln, das sein Lächeln oder seine Stimme in mir auslöste, war übermächtig. Genauso übermächtig wie die Mauer, die mich in meine Schranken wies. Beide Gefühle hielten sich die Waage. Sie waren gleichstark und keines davon gewann je die Oberhand.
 

.~*~.
 

Und nun saß ich hier. Alleine mit meinen Gedanken, die sich um alles und nichts drehten, die nicht zur Ruhe kamen.

Alleine und doch nicht alleine. Denn vor mir lag er. Um uns herum sterile, weiß getünchte Wände ohne Dekor. So wie auch die Bettwäsche. Weiß, wie in Krankenzimmern es eben üblich war.

Neben dem Bett befand sich ein Infusionsständer. Aus einem durchsichtigen Beutel, welcher mit einem ebenso durchsichtigen Schlauch mit seinem Handrücken verbunden war, tropfte in aller Seelenruhe eine klare Flüssigkeit und versorgte seinen Körper mit allen Nährstoffen, die er brauchte.
 

Ich versuchte den Kloß hinunter zu schlucken, der sich in meinem Hals gebildet hatte. Es war meine Schuld, dass er nun hier lag. Ich war nicht rechtzeitig da gewesen um ihm zu helfen. Alles, was ich tun konnte, war ihn auf schnellstem Wege zu Recovery Girl zu bringen.

Diese hatte sich seiner direkt angenommen und ihn mit ihrer Macke geheilt. Nun regenerierte sein Körper die Energie, die diese Heilung aufgezehrt hatte. Er schlief. Wie ein Baby. Seit vier Tagen ohne Unterbrechung.

Angesichts seiner Verletzungen war dies auch nicht verwunderlich.
 

Eine Gruppe von elf Schurken hatte sich zusammengeschlossen. Einzeln waren sie kleine Fische, doch zusammen waren sie eine Nummer zu groß für ihn.

Und wäre nicht ein kleiner Junge in Gefahr gewesen, so hätte er vielleicht auch auf mich oder einen anderen Helden gewartet. Doch die Gefahrenlage zwang ihn zum Handeln. Und wurde zu seinem Verhängnis.
 

Als ich ihn fand hatte er mich angelächelt.

„Kacchan... Können wir das nochmal machen?“, hatte er mit brüchiger Stimme gefragt.

Ich hatte nur den Kopf geschüttelt, ihn vorsichtig auf meine Arme genommen und vom Ort des Geschehens weg getragen.

Sein Kopf war irgendwann an meine Schulter gefallen. Seine Augen waren geschlossen.

„Deku, bleib wach...!“, hatte ich ihn versucht aufzurütteln, doch er war bereits in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen.
 

Vorsichtig nahm ich seine Hand und hielt sie zwischen meinen fest. Auch wenn die Mauer immer noch vorhanden war, so konnte ich in diesem Moment nicht anders. Ich wollte ihn einfach wissen lassen, dass ich da war. Natürlich war ich mir bewusst, dass sich nichts ändern würde, wenn er wieder wach war.

Die Mauer war schließlich immer noch genauso hoch und dick wie vor diesem Zwischenfall. Und ich würde mich wieder in meine Umlaufbahn begeben, dort, wo ich schon immer gewesen war.
 

Ich beugte mich nach vorne, legte seine Hand an meine Wange und schloss müde die Augen. Seitdem er hier schlief wachte ich über ihn.

Mehrmals am Tag schaute Recovery Girl vorbei und tadelte mich, dass ich mich auch mal ausruhen sollte. Sie zwang mich, etwas zu essen und zu trinken und mich zu waschen. Schlafen tat ich immer nur für wenige Stunden in sitzender Haltung an seinem Bett. Erholsam war das nicht und man sah es mir bereits an. Recovery Girl hatte mir mit ihrer charmanten Art zu verstehen gegeben, dass ich „einfach scheiße aussah und dringend eine ordentliche Mütze voll Schlaf bräuchte“.

Ich hatte nur matt gelächelt und abgewunken. Richtig schlafen würde ich eh erst wieder können, wenn Deku aus seinem Dauerschlaf erwacht war.
 

Leise seufzte ich und durchbrach damit die Stille im Raum. Sie war fast unerträglich für mich geworden.

In meinem Innersten regte sich das Bedürfnis endlich mal alles auszusprechen, was mich all die Jahre bedrückte.

Und wer sollte es denn schon hören? Deku schlief immer noch wie ein Stein und sonst war niemand bei uns.
 

„Es tut mir Leid... Ich war nicht rechtzeitig da um dir zu helfen... Aber warum konntest du nicht einfach warten, bis jemand bei dir war?! Das war so unvernünftig... Verdammt... Ich hätte da sein sollen... Aber du bist so stur und meinst alles anpacken zu können...“, brach es aus mir hervor. Als ich bemerkte, dass ich mehr Vorwürfe statt alles andere aussprach, verstummte ich für einen Moment. „Es tut mir Leid...“, murmelte ich noch.

Wieder wurde es still im Raum. Sanft drückte ich seine Hand etwas fester an meine Wange.
 

„Es ist nicht deine Schuld...“, flüsterte es plötzlich.

Erschrocken richtete ich meinen Blick auf Izuku. Er hatte die Augen halb geöffnet und schaute in meine Richtung. Seine Finger strichen über meine Wange. Er verzog die spröden Lippen zu einem Lächeln.

„Du weißt doch, dass ich nicht anders konnte...“, brachte er hervor und atmete hörbar ein und aus. Noch immer sah er wahnsinnig erschöpft aus.

„Ich weiß...“, flüsterte ich, weil ich meiner Stimme nicht traute. Zu viele Emotionen stürmten gerade auf mich ein. Zum Einen war ich wahnsinnig froh und erleichtert, dass er endlich wieder wach war. Zum Anderen breitete sich aber auch ein flaues Gefühl in meinem Bauch aus, wenn ich daran dachte, dass er meinen Monolog gehört hatte.
 

Noch immer strichen seine Finger matt über meine Wange. Diese Intimität machte mich verlegen, auch wenn mein Herz in meiner Brust einen Salto nach dem anderen schlug.

So sanft es mir möglich war legte ich seine Hand wieder auf die Bettdecke.

Er war nun wieder wach und ich musste zurück auf meinen Platz in meine Umlaufbahn. Ich hätte ihm niemals so nah kommen dürfen. Die Salti hörten auf und mein Herz fühlte sich mit einem Mal so an, als wären hundert Dolche darauf eingeprasselt.

Unwillkürlich verzog ich das Gesicht und stand auf. „Ich hole einen Arzt und bin dann weg. Gute Besserung, Deku...“, meinte ich leise.

„Kacchan...!“ Seine Stimme klang kräftiger, aber heiser und sein Ausruf endete in einem Hustenanfall.

Besorgt hielt ich inne und betrachtete ihn. Kurz schloss ich die Augen, nahm dann das Glas Wasser von seinem Beistelltisch und hielt es ihm entgegen.

Kraftlos versuchte er es zu halten, nachdem der Husten endlich vorüber war.

Bevor er etwas verschüttete, schob ich seine zitternden Hände beiseite, legte meine freie Hand in seinen Rücken und half ihm sich etwas aufzusetzen. Erst dann hielt ich ihm das Glas an die Lippen und ließ ihn trinken.

Fast schon gierig nahm er einige Schluck Wasser zu sich und seufzte dann wohlig auf.

Sein Lächeln, welches er mir nun schenkte, ließ meine Knie weich wie Butter werden. Energielos sank ich zurück auf den Stuhl, welcher hinter mir stand.

„Ich muss gehen...“, meinte ich leise und stellte das Glas wieder zurück auf den Beistelltisch.

„Kannst du nicht noch etwas bleiben?“ Seine Stimme klang sehnsüchtig.

Langsam schüttelte ich den Kopf. „Ich kann nicht... Es wäre nicht gut... Du...“ Kurz hielt ich inne und überlegte mir, was ich genau sagen wollte. „Du weißt... dass... dass ich dir nicht gut tue...“, flüsterte ich schließlich.

Für einen sehr langen Moment war es still. Ich schaffte es nicht, ihm in die Augen zu blicken und starrte daher auf die Bettdecke.

Izuku war es, der die Stille mit einem Räuspern durchbrach. Als er nun sprach, klang er nicht mehr heiser, sondern klar und deutlich. „Katsuki...“

Nur sehr zäh wurde mir bewusst, dass er meinen richtigen Namen benutzte.

„Wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren. Meinst du nicht, dass es Zeit wird, aufzuhören in der Vergangenheit zu kramen?“
 

Es dauerte einen Moment, bis seine Worte zu mir durchgedrungen waren. Und einen weiteren, sehr viel längeren Moment um zu erkennen, was seine Worte gerade anrichteten.

Gleißend hell zog sich der Riss durch die Mauer, zweigte immer wieder ab, bis ein komplexes Geflecht aus dünnen, leuchtenden Rissen das komplette Mauerwerk – meine selbst errichtete Schutzmauer – durchzog.
 

„Bitte?“, hauchte Izuku.
 

Die Mauer bröckelte. Erst langsam, dann immer schneller rieselten die imaginären Steine herunter, nahmen teilweise große Brocken mit sich.

Meine Sicht verschwamm und ich konnte nichts dagegen tun. Hilflos rieb ich mit meinem Handrücken über meine Augen, nahm einige Tränen mit, doch die nächsten folgten direkt und rollten schließlich über meine Wangen.

Damit er mich nicht anschauen musste, beugte ich mich zum Bett, legte meine Unterarme auf die Decke und vergrub mein Gesicht an ihnen.

So sehr ich es wollte, ich konnte die Tränen nicht zurück halten. Ich konnte die Mauer nicht davon abhalten, immer weiter einzustürzen, bis nur noch Schutt und Geröll von ihr übrig war.

Aber war es nicht genau das, was ich gewollt hatte? Die Mauer einreißen? Izuku wieder etwas näher zu kommen?
 

Schlanke Finger legten sich um meine rechte Faust, strichen über mein Handgelenk zu meinem Arm und wieder zurück zur Hand.

„Sch...“, hauchte er, während er weiterhin über meine Hand strich.
 

.~*~.
 

Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Das, was gerade in mir passierte, war so vollkommen neu für mich, dass ich komplett überfordert war. Gefühle, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich zu ihnen im Stande war, traten an die Oberfläche und ließen sich von mir nicht einmal ansatzweise wieder zurück in ihr dunkles Gefängnis stecken, in welchem sie bis zu diesem Zeitpunkt ihr unbekanntes Dasein gefristet hatten.
 

„Ich sollte wirklich gehen...“, flüsterte ich irgendwann, als ich meiner Stimme wieder traute mehr als nur ein Schluchzen hervorzubringen. „Ich muss einen Arzt holen... Du solltest untersucht werden...“

„Hm...“, brummte Izuku zustimmend und legte wieder seine Hand auf meine. „Kommst du wieder?“

Langsam hob ich meinen Kopf, rieb mir mit der freien Hand über die Augen und sah ihn dann an.

Noch immer sah er sehr müde aus. Es wäre wohl das Beste, wenn er sich weiter ausruhen würde. Und da er nun wieder wach war musste niemand mehr an seinem Bett Wache halten. Ich schon gar nicht. Ich war hier vollkommen fehl am Platz und musste unbedingt zurück in meine eigene Umlaufbahn. Auch wenn meine Mauer schon vollständig in die Brüche gegangen war.

In Zeitlupe schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich kann nicht bleiben... Es geht einfach nicht...“

„Warum nicht? Hasst du mich denn wirklich so sehr? Warum bist du dann hier geblieben und hast auf mich aufgepasst? Warum hast du dich entschuldigt?“, sprudelte es aus ihm hervor.
 

Jedes einzelne Wort war ein weiterer Nadelstich direkt in mein Herz. Wollte ich so weiter machen? Wollte ich mich immer wieder selbst verletzen? Verdient hatte ich es durchaus.

Aber ich wollte es nicht mehr. Ich wollte weder ihn noch mich weiter verletzen. Also blieb mir nur ein Weg, den ich bereits angefangen hatte zu gehen, als ich hier bei ihm gewacht hatte.

„Nein, ich hasse dich nicht. Aber ich kann nicht bleiben...“, begann ich und suchte nach den richtigen Worten. „Es tut mir Leid, wenn es den Anschein hatte, ich würde dich hassen. Vielleicht war es ja tatsächlich einmal so, doch das ist schon lange vorbei. Ich kann nicht bleiben, weil ich dich liebe. Weil ich nicht möchte, dass meine Anwesenheit sich negativ auf dich und deine Zukunft auswirkt. Damit du weiterhin leuchten kannst...“

Erst nachdem ich fertig war, fiel mir auf, wie kitschig meine Worte gewesen waren. Doch das war mir nun auch egal. Mein Ruf war ohnehin schon ruiniert, nachdem ich mir vor ihm die Augen aus dem Kopf geheult hatte.
 

Schwach schlug er mir auf meinen Arm. „Kacchan, du bist ein Idiot...“, tadelte er mich und strich versöhnlich über die Stelle, die er gerade getroffen hatte. „Deine Anwesenheit hat sich noch nie negativ auf mich ausgewirkt. Und das wird es auch weiterhin nicht. Ich möchte... nein, ich wünsche mir von ganzem Herzen deine Nähe...“
 

Ich blinzelte und starrte ihn an. So ganz begriff ich seine Worte nicht. Die Tatsache, dass er mich gerade einen Idioten genannt hatte, schob ich schlicht weg von mir fort.
 

Er kicherte, hustete wieder ein wenig und räusperte sich dann. „Du sagst, ich würde leuchten...“, begann er und hielt inne.

Ich nickte bestätigend.

Sein Lächeln wurde breiter. „Ich kann nicht alleine leuchten... Das geht nur mit geliebten Menschen um einen herum...“

Noch immer blieb ich still und wusste nicht, was er genau damit sagen wollte. Ich war doch keiner dieser geliebten Menschen. Ich brachte ihn doch nicht zum Leuchten.

„Aber am Besten funktioniert das immer noch, wenn man denjenigen an seiner Seite hat, den man am allermeisten liebt, dem man bedingungslos das eigene Leben anvertraut, mit dem man sich auch blind und taub versteht“, führte er fort.

„Ich verstehe gerade gar nichts...“, gestand ich und lächelte schief.

„Dann lass es mich anders ausdrücken...“, erwiderte er und seine bisher blassen Wangen nahmen einen zarten Rotton an. „Ich möchte dich als diesen Jemand haben. Diesen Jemand, den ich lieben darf und der mich auch liebt. Dir vertraue ich bedingungslos mein Leben an und auch wenn wir uns im Moment nicht blind und taub verstehen, so bin ich sicher, dass es irgendwann so sein wird.“
 

Wieder dauerte es einen Moment, bis seine Worte zu mir durchgedrungen waren. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Warum aber wollte er gerade mich dafür haben? Es gab doch so viele andere, die wesentlich besser geeignet waren.

„Warum ich?“, wollte ich wissen.

Er zuckte mit den Schultern. „Du liebst mich.“

Ich blinzelte und verzog dann das Gesicht. Warum nur hatte ich das sagen müssen?

„Nun schau nicht so“, lächelte er und öffnete meine Faust, schob dann seine Finger zwischen meine und verwob sie miteinander. „Du hast es selbst gesagt. Und da ich dich ebenfalls liebe bist du nun mal die perfekte Besetzung. Also... willst du dich immer noch von mir fern halten? Oder darf ich endlich zu meinen Gefühlen stehen und... wie sagtest du so schön? Weiter leuchten? Mit dir zusammen?“
 

Manchmal hasste ich mich selbst für meine Begriffsstutzigkeit in Bezug auf meine Gefühle. Noch deutlicher musste er doch nicht wirklich werden. Und dennoch traute ich dem Ganzen noch nicht. „Wirst du es nicht irgendwann bereuen?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bereue es, dass wir dieses Gespräch nicht schon viel früher geführt haben. Aber ich werde es niemals bereuen, Gefühle für dich zu haben, die weit über Freundschaft hinaus gehen.“

Sanft drückte ich seine Hand.

„Ist das ein 'Ja'?“, wollte er wissen.
 

Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, denn genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Recovery Girl betrat den Raum.

„Na, Dornröschen? Hat dich dein Prinz endlich wach geküsst?“, grinste sie.

Schlagartig wurde Izuku rot im Gesicht.

Auch ich spürte, wie sich meine Wangen erwärmten.

„Was zur...“

Ein Druck von Izukus Hand ausgehend ließ mich verstummen.

Ich sah ihn an. Er lächelte, hob meine Hand und hauchte einen Kuss auf meine Fingerknöchel. „Nein, ich habe ihn endlich wach geküsst...“, meinte er geheimnisvoll.

„Na wurde ja auch mal Zeit... Und jetzt lass mich dich kurz untersuchen. Danach habt ihr alle Zeit zum Kuscheln...“, grinste die kleine Frau.
 

Routiniert untersuchte sie Izuku und gab ihm dann einen Klaps auf den Arm.

„Seid artig. Hände über der Decke lassen“, lachte sie, während sie zur Tür tippelte. „Ach und Katsuki?“

Ich sah sie fragend mit gehobenen Augenbrauen an.

„Schlaf dich endlich mal aus. Mit deinen Augenringen kannst du keine Schönheitspreise gewinnen.“

Bevor ich etwas erwidern konnte war sie schon aus dem Zimmer verschwunden.
 

Ein bisschen frustriert verzog ich das Gesicht, bis ich einen leichten Zug an meinem Ärmel spürte.

„Recovery Girl hat Recht. Du solltest schlafen...“

Er gähnte und rutschte dann ein wenig beiseite. „Wenn du immer noch gehen möchtest, dann werde ich dich nicht aufhalten. Wenn du aber bleiben möchtest, dann komm her... Ich habe lange genug alleine geschlafen...“

Dem konnte ich nichts entgegensetzen. Auch ich hatte viel zu lange alleine geschlafen. Die letzten Tage sogar so gut wie gar nicht. Und diese Müdigkeit machte sich nun langsam bemerkbar. Die Anspannung fiel von mir ab.

Ermattet schob ich mir die Schuhe von den Füßen und rutschte zu ihm unter die Decke.

Kaum lag ich richtig, kuschelte er sich an meine Seite.

Wie von selbst schlang ich einen Arm um seine Schultern und zog ihn noch näher.

„Ich möchte von jetzt an immer an deiner Seite sein...“, murmelte er gegen meine Brust.

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Solange du mich an deiner Seite möchtest, werde ich da sein“, antwortete ich.

Die angenehme Wärme seines Körpers machte mich noch müder. Ich entspannte mich, kuschelte mich nun meinerseits an ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
 

Mit einem Mal war alles so viel einfacher. Vergessen war die Mauer, deren Bruchstücke sich langsam in winzig kleine Teile auflösten und von einem imaginären Wind davon getragen wurden. Vergessen war der Gedanke, ich müsse zurück auf meine Umlaufbahn und weiterhin wie ein kleiner Trabant um ihn herumkreisen. Vergessen war die Angst, er könne mich nach meinem Geständnis mit anderen Augen sehen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
 

Das erste Mal seit langer Zeit schlief ich sorglos ein. Mit der Gewissheit, dass Izuku bei mir sein würde, wenn ich wieder erwachte.
 

.~ Ende ~.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2023-06-15T18:36:53+00:00 15.06.2023 20:36
Dieser One Shot wapr fantastisch und besonders die frechen Sprüche von RG waren super.
Ich freue mich auf die nächsten Story


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