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Love Letter - still you

von

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6

Part 2 - keeping
 

April X3

Zwei Jahre und sieben Monate nach dem Brief
 

“Schwesterherz, hier rein.” Gregor hebt die Türe auf, damit seine Schwester eintreten kann. “Wir gehen gleich runter und holen die restlichen Sachen.” Mit diesen Worten ist er weg.

Elsa sieht ihm noch einen Augenblick hinterher, dann trägt sie den Karton, den sie in ihren Händen hält, zu den anderen bereits hier stehenden. Kaum dass sie ihn abgestellt hat, dreht sie sich im Kreis und sieht sich in dem Zimmer um.

Gregor hat nun, ein Jahr nach ihr, zu studieren begonnen. Genauer gesagt, er wird in ein paar Tagen damit beginnen. Heute zieht er in das Wohnheim seiner Universität. Das Zimmer teilt er sich mit einem anderen Studenten. Und das nicht mit irgendjemandem, sondern mit seinem besten Freund. Ein glücklicher Zufall für die beiden Fußballbegeisterten.

Elsa läuft durch das Zimmer. Auf jeder Seite des Raumes steht ein Bett. Es gibt zwei schmale, hohe Schränke. Geradeaus, und in Gregors Fall von Umzugskisten verdeckt, stehen zwei Schreibtische, neben diesen jeweils ein Bücherregal. Die rechte Seite ist noch kahl, hier wird Gregor zukünftig wohnen. Sie wendet sich der linken Seite zu, wenn auch eher zögerlich. Langsam tritt sie zu dem dazugehörigen Schreibtisch, auf dem verschiedene Dinge liegen. Unter anderem Fachbücher zu Informatik. Elsa nimmt eines der Bücher hoch und blättert darin, ehe sie es zurücklegt.

Ihr Blick fällt auf ein Foto in einem Bilderrahmen, das im Bücherregal steht. Kurzerhand nimmt sie auch dieses in die Hand und begutachtet es. Es zeigt ihn, Mario. Zusammen mit einer jungen blonden Frau. Seiner Freundin. Er hat seine Arme von hinten um ihre Taille gelegt und beide lächeln in die Kamera. Elsas Herz zieht sich zusammen. Schnell stellt sie den Bilderrahmen wieder ab und sieht zur Seite.

Inzwischen ist es zweieinhalb Jahre her, dass sie Mario einen Brief geschrieben hat, in dem sie ihm ihre Gefühle gestanden hat. Und ebenso lange ist es her, dass er ihr gesagt, gezeigt hat, dass er diese Gefühle nicht erwidert. Es hat ihr Herz gebrochen.

Inzwischen ist sie bereits seit fast zwei Jahren mit Mamoru zusammen. Er ist ein ehemaliger Schulkamerad von ihr. Sie wurden zusammen als Schülersprecher gewählt und er hatte ihr immer wieder Avancen gemacht. Schließlich hatte sie einem Date zugestimmt, sie wollte Mario einfach vergessen. Tatsächlich waren Mamoru und sie ein Paar geworden, es passte mit ihnen. Sie mag ihn, ist auch in ihn verliebt. Doch trotz dessen denkt sie immer wieder auch an Mario, sie kann es nicht abschalten. Und es ist eigentlich wichtig, dass sie das nicht tut, ihn endlich aus ihren Gedanken verbannt.

Das, was sie hier gerade macht, ist dämlich. Sie dreht sich abrupt herum und bleibt dabei an dem Bücherstapel auf Marios Schreibtisch hängen, den sie daraufhin herunterreißt.

“Oh verdammt”, entkommt ihr leise und schnell kniet sie nieder, um die Bücher zusammenzusammeln. Dabei rutscht aus einem von ihnen etwas heraus.

Ein Zettel. Ein zerknitterter Zettel.

Elsa nimmt diesen hoch und dreht ihn herum. Als sie unbeabsichtigt die Worte auf dem unteren Teil des Zettels wahrnimmt, hält sie inne. Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen und sie rührt sich nicht. Das kann doch nicht wahr sein.
 

Ich empfinde etwas für dich. Schon sehr lange.

Und es würde mich glücklich machen, wenn du auch so empfindest.

Wenn du magst, würdest du dann mit mir auf ein Date gehen?
 

Deine Elsa

Das ist ihr Brief. Der Brief, den sie ihm vor so langer Zeit geschrieben hat. Warum hat er diesen noch?

Da hört sie das Geräusch der Türklinke hinter sich. Schnell schiebt sie den Brief zurück in das Buch, aus dem er herausgefallen sein muss. Sie stapelt die Bücher aufeinander und nimmt diese in die Hände. Da kommen bereits die Zimmerbewohner herein. Jeder von ihnen trägt eine Kiste mit sich.

Mario hält inne, als er die Schwester seines besten Freundes vor seinem Schreibtisch auf dem Boden knien sieht. Ihre Wangen sind hochrot. Da bemerkt er erst seine Bücher in ihren Händen. Elsa springt damit auf.

“Es tut mir leid. Ich wollte …” Sie hält inne. Was soll sie sagen? Soll sie etwas dazu sagen, dass sie den Brief gesehen hat? Nein, lieber nicht. Sie kennt den Grund dafür nicht, dass er ihn immer noch aufbewahrt. Und vor allem will sie nicht, dass irgendwelche Gefühle, die sie tief in sich vergraben hat, wieder hervorkommen. “Ähm, ich …” Ihr Blick fällt auf die Bücher, die sie in den Händen hält. Sie dreht sich abrupt damit herum und legt sie auf den Schreibtisch zurück, ehe sie sich eine Ausrede einfallen lässt. “Ich wollte nur einen Blick in eines deiner Informatikbücher werfen und habe den ganzen Stapel dabei umgerissen. Entschuldige bitte, Mario. Das hätte ich nicht machen sollen.” Vorsichtig blickt sie über ihre Schulter in seine Richtung und erkennt, wie nachdenklich er wirkt. Dann lächelt er und winkt ab.

“Passt schon. Die liegen da ja auch sehr offensichtlich herum. Willst du noch deinen Studiengang wechseln?”

“Nein, nein.” Nun ist es Elsa, die abwinkt. “Ich bin mit Eventmanagement ganz zufrieden.”

“Schade. Die Frauenquote ist bei den Informatikern nicht so hoch. Wir freuen uns über jegliche weibliche Unterstützung.”

“Alter, du hast eine Freundin. Ich denke nicht, dass Namiko es toll findet, wenn du jetzt die Frauen in deinem Studiengang anstarrst.”

Marios Kopf fährt zu seinem besten Freund herum und sieht diesen ungläubig an.

“Was? Wie kommst du denn auf diesen Mist? Das habe ich damit nicht sagen wollen!”

Elsas Wangen glühen, ehe sie sich an den Jungen, vielmehr jungen Männern, vorbeidrückt.

“Ich hole schnell noch die nächste Kiste und …” Gregors Hand an ihrem Arm hält sie auf.

“Wir sind fertig, Schwesterherz.”

“Oh, wirklich?” Mit viel zu schnell schlagendem Herzen bleibt Elsa stehen. Ihr Blick huscht zu Mario, um zu erkennen, dass auch er sie ansieht. Schnell dreht sie ihren Kopf wieder weg. Er darf auf keinen Fall bemerken, dass sie aufgewühlt ist. Der Brief – dazu noch Marios Verhalten. Nein, sie muss endlich aufhören, immer so an ihn zu denken! Sie ist mit Mamoru zusammen und noch dazu glücklich mit diesem! Sie darf nicht weiter darüber nachdenken.

“Das ist natürlich gut.” Oh Gott, ihre Stimme klingt so unnatürlich. Und das bemerkt auch ihr Bruder, denn Gregor runzelt seine Stirn. Sie muss sich etwas einfallen lassen. “Hat Conny sich schon gemeldet?” Und schon hat sie ihren Bruder abgelenkt.

Ein strahlendes Lächeln geht über sein Gesicht. Bereits seit der Mittelschule sind er und Conny ein Paar. Dass sie jetzt nicht zusammenziehen, liegt daran, dass sie an einer privaten Musikschule studiert und deshalb zu Hause wohnen bleibt. Er hingegen ist auf der staatlichen Universität. Viel ändern wird sich für sie beide vermutlich nicht. Es ist schön, dass die beiden sich so lieben. Und dass sie sich gefunden haben.

Erneut huschen Elsas Augen zur Seite, wo Mario steht. Er steht inzwischen mit dem Rücken zu ihr vor seinem Schreibtisch. Sie erkennt, dass eine seiner Hände auf dem Bücherstapel liegt.

“Conny hat vorher kurz geschrieben. Entweder will sie den Flügel verbrennen oder den Lehrer.”

Ein Lachen entkommt Elsa. Sie weiß von Conny, die sie auch zu ihren Freunden zählt, dass die private Musikschule sehr streng ist. Darum beneidet sie ihre Freundin eindeutig nicht.

“Ich bin mir sicher, weder das eine, noch das andere”, erwidert sie.

“Ganz richtig.” Auch Gregor schmunzelt. Er hebt seinen Kopf. “Ich werde später noch mit ihr telefonieren. Und wie sieht es mit dir aus, Elsa? Mario will mir den Campus zeigen. Kommst du mit?”

“Nein, ich denke nicht. Ich kenne mich hier ja aus.” Immerhin studiert sie ebenfalls hier, wenn sie auch in einem anderen Wohnheim untergebracht ist – und sie zudem den Kontakt zu Mario meidet. Seit zweieinhalb Jahren. Wieder huscht ihr Blick zu diesem, um festzustellen, dass dieser sie erneut ansieht. Ist er wirklich enttäuscht oder wirkt es nur so? Doch egal wie, Elsa wendet sich wieder ihrem Bruder zu. “Aber ich bin mir sicher, wir sehen uns die Tage wieder. Jetzt wohnen wir ja wieder ganz nahe beieinander.”

“Da hast du recht.” Gregor legt ihr eine Hand auf die Schulter und drückt diese sanft. Anschließend wendet er sich den Umzugskartons zu. “Und ich versuche vorher noch, zumindest ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen.”

“Das ist eine gute Idee, Brüderchen. Na gut, dann gehe ich. Dir einen guten Einstand hier.”

Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet sich Elsa von ihrem inzwischen größeren Bruder. Sie nickt Mario zu und verlässt gleich darauf das Zimmer der beiden. Kaum dass sie im Flur des Wohnheimes um eine Ecke gebogen ist, lässt sie ihren Rücken gegen eine Wand sinken.

Man sollte denken, dass sie Mario inzwischen überwunden hat, oder? Aber warum wühlt er sie dann immer noch so auf? Und warum hat er ihren Brief aufbewahrt?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kyomi
2023-09-21T10:27:47+00:00 21.09.2023 12:27
Hallo Tasha 🥰

Da hat Gregor ja richtig Glück gehabt, dass er sich ein Zimmer mit Mario teilen wird 😅

Das passt 😊

Elsa hilft natürlich ihren Bruder beim Umzug 🥰

Dann ihr neugieriger Blick auf Mario's Schreibtisch.

Das Bild, welches Mario und seine Freundin zeigt, passt richtig gut hier rein.

Bestimmt ist es für Elsa verletzend, das zu sehen.

Aber sie befindet sich ja auch in einer glücklichen Beziehung.

Doch trotz dessen denkt sie immer wieder an Mario.

Ich denke, dass ihre Gefühle für Mario viel stärker sind als wie für Mamoru.

Und dann findet sie durch dieses blöde Missgeschick ihren Brief, den Mario immer noch hat.

Das muss für Elsa einfach nur verwirrend sein.

Er hat ihr doch einen Korb gegeben und ist weggelaufen.

Warum hat Mario ihren Brief noch?

Dann das Aufeinandertreffen von Mario und Elsa.

Unangenehme Situation.

Sie mit Mario's Büchern in ihren Händen 😅

Du hattest ja geschrieben, dass Elsa den Kontakt zu Mario meidet.

Gab es denn in all der Zeit nie so ein Aufeinandertreffen wie hier in dem Kapitel oder mal ein kurzes Gespräch oder hält Elsa konsequent Abstand zu Mario?

Conny will den Flügel verbrennen? 😅

Ja, ab und zu ist Conny so in deinen Geschichten.

Liebe Grüße

Kyomi 🥰

Antwort von:  Tasha88
21.09.2023 16:08
Hallo kyomi :)

Ich beantworte gleich mal deine Frage. Ich gestehe, Größe Gedanken habe ich mir gar nicht gemacht. Ich denke, ein vollständiges aus dem Weg gehen ist gar nicht möglich - und doch hst das Elsa gemacht,was ihr möglich war. Und ab da, wo es mamoru gab, hat dann auch Mario sie gemieden. Immerhin hat der ihm immer wieder bewusst gemacht, dass er zu spät dran war...

Ansonsten war es für Elsa natürlich etwas überfordernd. Plötzlich ist sie Mario näher, als sie es die letzten Jahre über war, nur dadurch, dass sie in seinem Zimmer war. Und dann ist da ein Brief der in ihr noch mehr Fragen aufwirft.

Liebe Grüße und bis gleich
Von:  Centranthusalba
2023-09-16T20:09:17+00:00 16.09.2023 22:09
Oha! 😳 Engelchen Conny hat Aggressionen… was sind denn das für Lehrer? 😉

Ähm ja, okay. Wir sind jetzt im Studium ind Elsa sieht, dass Mario wohl noch nicht vergessen kann…🤔
Beide sind in Beziehungen. Tjoa 🤷🏻‍♀️
Aber man kann in dem Alter ja auch mal jung und wild sein. 🥳
Antwort von:  Tasha88
17.09.2023 21:14
hey :)
da musste ich an den Musiklehrer aus Perfekt denken, wo conny auch die lust verloren hat.

ja, einen zeitsprung. partner. und dann doch noch nicht abgeschlossen ...
aber ich mache es ihnen nicht einfach.
VEM gerade auch nicht ;p


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