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Love Letter - still you

von

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9

Juni X3

Zwei Jahre und neun Monate nach dem Brief

“Na komm her!” Gregor, der auf dem Boden sitzt, fasst nach den Ohren des Akita Inus vor sich und krault diesen dahinter. Maradona lässt ein zufriedenes Schnaufen hören, ehe er sich neben sein Herrchen fallen lässt. Inzwischen ist der Hund auch schon ein Opa und dementsprechend ruhiger geworden.

“Schatz.”

Gregor streicht nun über Maradonas Rücken.

“Schatz?”

Als keine Reaktion kommt, hebt er fragend seinen Kopf.

“Elsa?”

Diese schreckt auf dem Sofa hoch und dreht sich zu dem neben ihr Sitzenden, der sie ein paar Mal angesprochen hat und sie nun verwundert mustert. Schnell zieht sie ihre Hand nach unten. Wie so oft, wenn sie etwas beschäftigt, hat sie auf ihrem Daumennagel gekaut.

“Mamoru?”

“Ich wollte dir sagen, dass ich kurz mit Kenji telefonieren müsste. Wegen unserer Partner-Hausarbeit. Aber ist bei dir alles in Ordnung? Ich hab dich jetzt mehrmals angesprochen und du hast nicht reagiert.”

Sie schüttelt ihren Kopf.

“Nein, nein, alles okay. Entschuldige. Ich habe nur … nachgedacht.”

Mamoru wirkt, als würde er noch etwas fragen wollen, ehe er nur schief grinst.

“Na gut. Aber wenn etwas ist, dann sagst du es mir, oder?”

Gregor kann von seinem Platz aus erkennen, wie ein Schatten über die Augen seiner Schwester huschen, ehe sie sich zu einem Lächeln zwingt – zumindest wirkt es nicht sonderlich echt.

“Natürlich. Dann geh du telefonieren.”

“Mache ich. Ich hoffe, es dauert nicht zu lange.”

“Es wird so lange brauchen, wie es braucht … oder du es zulässt.”

“Stimmt auch wieder.” Mit einem Lachen und dem Handy in der Hand, verlässt Mamoru das Wohnzimmer der Familie Daichi, wo sich nun außer dem Hund nur noch die Geschwister aufhalten. Conny ist mit Akane Daichi, Elsas und Gregors Mutter, in der Küche, weil sie dort etwas hilft.

Elsa sieht ihrem Freund noch einen Augenblick nachdenklich hinterher, ehe sie wieder geradeaus blickt. Der Fingernagel wandert erneut zwischen die Zähne. Und eigentlich starrt sie auch eher ein Loch in die Luft, denn sie visiert nicht wirklich etwas an.

Gregor presst seine Lippen fest aufeinander. Unaufmerksam, nachdenklich, nicht wirklich da. Dazu trotzdem hippelig und unsicher. Dieses Verhalten kennt er. Er durfte es bereits die letzten Tage ständig beobachten. Bei seinem besten Freund. Das fing an, als dieser mit Elsa gesprochen hatte. Ob sie sich die gleichen Gedanken wie Mario macht?

“Hey Elsa”, richtet er vorsichtig an seine Schwester. Im Gegensatz zu Mamoru hat er Glück, denn sie reagiert sofort auf ihn.

“Ja?” Erneut lässt sie ihre Hand sinken, umfasst sie mit der anderen.

“Was ist los?”

Seine Frage scheint sie zu überraschen, denn ihre Augen weiten sich, vielleicht sogar ein wenig schuldbewusst? Schnell dreht sie ihren Kopf zur Seite. Anscheinend ist es ihr bewusst, dass er sie lesen kann.

“Alles gut”, nuschelt sie.

“Das stimmt nicht und das wissen wir beide. Ist es …” Gregor zögert. “Ist es wegen des Briefes?”

So schnell, wie sich ihr Kopf zu ihm dreht, scheint er ins Schwarze getroffen zu haben.

“Was?” Ihre Stimme ist hoch.

Noch einmal presst Gregor seine Lippen fest zusammen, ehe er seinen Kopf leicht neigt.

“Es tut mir leid, Elsa. Wirklich. Von ganzem Herzen. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich den Brief damals vergessen habe.”

Sie blinzelt, ihr Mund öffnet und schließt sich ein paar Mal.

“Ich habe dich nur um eine Sache gebeten”, entkommt ihr leise und mit gepresster Stimme. “Um eine Einzige.”

“Ich weiß. Und ich habe es versaut. Es tut mir leid.” Reumütig senkt Gregor seinen Kopf ein Stück tiefer.

“Es tut dir leid?” Nun klingt Elsas Stimme ungläubig, schon fast fassungslos. Tränen treten in ihre Augen. “Verdammt Gregor, mit `es tut mir leid´ wird das Ganze nicht ungeschehen. Ich habe meinen ganzen Mut zusammennehmen müssen! Ich habe all meine Gefühle aufgeschrieben, sie ihm gestanden. Du solltest ihm nur den Brief geben. Und du? Du vergisst ihn!”

“Elsa, ich …” Doch Gregor kann nicht aussprechen, da springt seine Schwester auf. Wut blitzt in ihren Augen, ist durch die Tränen hindurch zu erkennen. Sie schwingt auch in ihrem Tonfall mit.

“Deinetwegen kam es zu diesem riesigen Missverständnis! Hättest du getan, worum ich dich gebeten habe, dann wäre es sicherlich anders gekommen. Dann wäre ich nicht davon ausgegangen, dass er mir einen Korb gegeben hätte. Wir wären ein Paar geworden und glücklich miteinander. Stattdessen habe ich so viel geweint wie nie zuvor in meinem Leben. Weil du es einfach `vergessen´ hast!” Sie unterstreicht das Wort vergessen, in dem sie mit ihren Fingern Anführungszeichen andeutet.

“Aber Schwesterherz. Du bist doch auch mit Mamoru glücklich, oder?” Unsicher hebt Gregor seinen Kopf. Er weiß nicht, wie er jetzt richtig reagieren soll. Und warum reagiert überhaupt sie so wütend?

“Das ist egal! Es wäre alles anders gelaufen! Es wäre so gewesen, wie ich es mir immer gewünscht habe. Mario war der, den ich wollte, für den ich Gefühle habe. Und du … du bist schuld an all dem! Also nein, komm mir nicht damit, dass es dir leidtut. Spar dir dein Geheuchel einfach!” Elsas Stimme peitscht laut durch den Raum. Tränen rinnen unaufhaltsam über ihre Wangen. Und doch kann man ihr die Wut entnehmen. Sie hallt in ihrem Tonfall mit, schüttelt ihren ganzen Körper, sodass sie die Fäuste fest zusammenballen muss. Die Tränen sind zu einem Teil dieser Wut entsprungen, zum anderen dem Schmerz, der in ihr zu toben scheint.

“Elsa, Gregor! Was ist hier los?” Akane Daichi kommt ins Wohnzimmer, gefolgt von Conny. Kurz darauf kommt auch Ryotaro Daichi, Elsas und Gregors Vater dazu. Die laute, wütende Stimme hat sie alle aufgescheucht.

“Es ist …” Gregor erstarrt erneut. Was soll er sagen?

“Gregor ist unzuverlässig, das ist los! Er macht alles kaputt!” Die Worte kann Elsa nur durch Schluchzen hervorbringen.

Akane tritt zu ihr, legt einen Arm um die Schultern ihrer Tochter.

“Was genau ist denn passiert? Was hat er deiner Meinung nach falsch gemacht?”, fragt sie mit sanfter Stimme.

Gregor hebt seinen Kopf und erkennt, dass Conny zu ihm kommen will. Er schüttelt sanft seinen Kopf, ehe er sich erneut Elsa zuwendet.

“Schwesterherz, es tut mir wirklich leid. Was kann ich tun, um das Ganze wieder aus der Welt zu schaffen?”

Ihr Blick trifft seinen und sie schüttelt ihren Kopf.

“Du kannst nichts mehr machen.” Ihre Wut scheint zu verrauchen, dem Schmerz zu weichen, den man ihrer fast tonlosen Stimme nun entnehmen kann. Ihre Emotionen scheinen durcheinanderzuwirbeln.

“Was ist hier denn los?” Es ist Mamorus Stimme, die die angespannte Stimmung unterbricht. Elsas Freund steht in der Türöffnung und sieht sich verwundert um.

“Nichts”, flüstert Elsa und befreit sich gleich darauf aus der halben Umarmung ihrer Mutter. “Aber wir gehen jetzt.”

“Wie? Warum wollt ihr denn schon gehen? Wir haben Connys Kuchen noch gar nicht probiert.” Verwundert mustert Akane sie. So kennt sie ihre Tochter nicht. So aufgebracht und aufgelöst in einem.

“Da hat deine Mutter recht, mein Kind”, fügt Ryotaro hinzu.

“Das ist egal.”

“Aber Schatz, ich hätte schon noch Lust auf Kuchen.” Mamoru lächelt seine Freundin liebevoll an, doch diese weicht seiner Kontaktaufnahme aus.

“Dann bleib, wenn du noch bleiben willst. Ich aber gehe.”

“Elsa!” Gregor macht einen Satz nach vorn, als diese zur Türe läuft. Doch sie schlägt einen Haken, weicht ihm aus.

“Elsa”, erklingt auch Connys sanfte und liebevolle Stimme, während sie ihre Freundin besorgt mustert. Diese schüttelt ihren Kopf.

“Lass es, bitte.”

Und damit ist Elsa aus dem Raum verschwunden. Mamoru sieht genauso verwirrt aus, wie der Rest der Familie seiner Freundin. Doch er verneigt sich schnell und verabschiedet sich, ehe er ihr folgt. Im Flur zieht sie gerade ihre Schuhe an und greift nach ihrer dünnen Jacke sowie ihrer Handtasche.

“Warte, ich komme gleich mit.”

“Du kannst wirklich noch bleiben, Mamoru. Du musst meinetwegen nicht ebenfalls gehen.”

“Ich will aber. Du bist meine Freundin, Schatz. Und ich bleibe an deiner Seite.”

Auf seine Aussage ist Elsa kurz wie erstarrt.

“In Ordnung”, flüstert sie. Und doch weicht sie seinem Blick beharrlich aus. Er darf nicht sehen, was in ihr vorgeht.

“Willst du mir sagen, was gerade los war?”

Sie schüttelt ihren Kopf.

“Sicher? Manchmal ist es ganz gut, wenn man mit jemandem redet und …”

“Ich will aber nicht reden, Mamoru. Bitte akzeptier das einfach.”

Er zögert einen Moment, ehe er nickt.

“In Ordnung. Wenn du das so willst. Aber ich bin trotzdem da.”

“Danke dir.” Und doch ist es nichts, was sie mit ihrem Freund besprechen kann. Denn wie soll sie ihm sagen, dass sie immer noch an einen anderen denkt? Einen Jungen, der vor fast zwei Monaten alles in ihr wieder aufgewirbelt hat und Gefühle hervorgebracht, die sie schon lange verschlossen glaubte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Centranthusalba
2023-09-29T04:51:52+00:00 29.09.2023 06:51
Ok, das ging jetzt in eine andere Richtung als vermutet. Ich dachte das wird jetzt das Gegenstück zum letzten Kapitel.
Aber so…
Marmoru, deine Tage sind gezählt 😎
Elsa darf auch mal zickig sein.
Antwort von:  Centranthusalba
29.09.2023 06:54
Naja, eigentlich übertreibt sie hier auch etwas. Ist janicht so, als wäre der Brief ihre einzige Chance gewesen…
Wie lange kennt sie Mario nun schon? 6-7 Jahre? 8? Da wirds doch mal eine Gelegenheit gegeben haben 🤔😅
Antwort von:  Tasha88
29.09.2023 07:51
Danke!
Genau das. Sowohl Elsa als auch Mario hatten genug andere Chancen. Mund aufmachen und reden. Aber auf FF.de hat das jemand ganz schön geschrieben: da überrennen Elsa die Gefühle und was wäre einfacher, als es an jemand anderem auszulassen? Und dann ist Gregor der perfekte Prellbock, auf den Elsa wütend sein kann. Besser, als selbst noch weiter an Mario denken zu müssen
Und mamoru... Wer weiß 🙈
Von:  Kyomi
2023-09-25T11:01:30+00:00 25.09.2023 13:01
Hallo Tasha 🥰

Ein tolles Kapitel 🥰🥰🥰

So emotionsgeladen 🥰

Elsa denkt über die ganze Situation nach.

Realisiert hier die verpasste Chance.

Und das nur, weil Gregor es vergessen hat.

Da sie von Mario weiß, dass er ihr nie einen Korb gegeben hätte, genau das macht es für sie nur noch schlimmer.

Was wäre wenn ...........

Ihre Liebe gilt Mario.

Mamoru ist zwar ihr Freund, doch sie liebt Mario mehr.

Die Auseinandersetzung zwischen Gregor und Elsa, richtig gut geschrieben 🥰

Man hat noch nicht ganz so viel über Mamoru erfahren, doch er kommt hier sehr freundlich rüber.

Ist gegenüber Elsa aufmerksam, lässt sie nicht alleine und möchte an ihrer Seite bleiben.

Elsa wird ihm sein Herz brechen.

Denn sie wird die Gefühle für Mario nicht ewig unterdrücken können.

Liebe Grüße

Kyomi 🥰
Antwort von:  Tasha88
25.09.2023 16:02
Hallo Kyomi,

danke dir ^^
ja, da kommt jetzt doch einiges an Gefühlen hervor.
Es knallt.
Das ist bei Elsa und Mario gleich - da sind immer noch GEfühle, mit denen sie nie haben abschließen können.

Mamoru liebt Elsa und das merkt man ihm hier an.

Ich will gar nicht zu viel sagen - lass dich weiter überraschen. bin gespannt, wie du es noch finden wirst ;)

Liebe Grüße :)
Antwort von:  Kyomi
26.09.2023 09:42
Hey 😊

Ich liebe deine Geschichten ❤️

Natürlich bin ich sehr gespannt, wie es weitergehen wird.

Ich bin überzeugt davon, dass ich diese Geschichte lieben werde 🥰🥰🥰
Antwort von:  Tasha88
26.09.2023 10:07
das hoffe ich doch :D
aber es wird noch einiges an auf und ab ... okay, mehr ab geben - tut mir leid >.<


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