Zum Inhalt der Seite

Love Letter - still you

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
im letzten Kapitel habe ich leider vergessen, den Titel des siebten Parts anzugeben - das habe ich nachgeholt: er lautet desicion Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

27

Juli X9

Acht Jahre und zehn Monate nach dem Brief
 

Sie ist zurück. Und sie kann es nicht erwarten, endlich denjenigen zu sehen, dem bereits seit so vielen Jahren ihr Herz gehört. Immer wieder taucht kurz der Gedanke auf, dass sie seit seiner Abreise aus Paris nichts mehr von ihm gehört hat. Doch es ist in Ordnung. Es ist hier, in Japan, in ihrer beider Heimat, in der sie ein gemeinsames Leben aufbauen werden.

Von ihren Eltern, bei denen sie aktuell untergekommen ist, hat Elsa erfahren, dass Gregor heute mit seinem besten Freund verabredet ist, deshalb will sie nun dorthin und diesen überraschen. Vermutlich wird es für alle eine Überraschung sein. Immerhin sollte sie eigentlich erst in drei Tagen aus Frankreich zurückkehren.

Ihr Herz schlägt schneller bei dem Gedanken, bald wieder in Marios Armen zu liegen und ihn wieder küssen zu können.
 

~✒️~
 

“Elsa! Wie schön, dich zu sehen!” Conny schließt ihre Schwägerin fest in die Arme. “Solltest du nicht erst in drei Tagen wieder zurückkommen?”

“Das stimmt. Aber ich konnte ein wenig früher abreisen und wollte euch überraschen. Daher habe ich es gemacht.”

“Oh, eine Überraschung ist das wirklich. Dann komm schnell mit rein. Dein Bruder wird noch viel überraschter sein!”

Finger schließen sich um Elsas Handgelenk und sie wird mit in die Wohnung gezogen. Gleich darauf treten sie ins Wohnzimmer ein. Und dort ist er.

Mario steht gerade vor der offenen Küche, in der Hand ein Wasserglas und redet mit seinem besten Freund, der sich in der offenen Küche befindet und etwas zu kochen scheint. Als Elsa mit Conny eintritt, dreht sich Mario herum und ihre Blicke treffen sich. Seine Augen weiten sich ungläubig, als er sie erkennt.

“Elsa!”, bricht es aus ihm heraus.

“Elsa?” Auch Gregors Stimme hallt laut durch den Raum, wird von seiner Schwester jedoch gar nicht wahrgenommen.

Auf Elsas Gesicht erscheint ein strahlendes Lächeln, während es nur noch sie beide gibt. Alles um sie herum wird ausgeblendet. Conny, Gregor, die Umgebung. Da sind nur noch sie und Mario.

Und dann schiebt sich etwas, nein, jemand anderes in ihren Blickwinkel. Ein Arm, der sich erst um Marios Hüfte legt und dann ein Kopf an seiner Schulter. Ein Körper, der sich an seine Seite schmiegt – ein weiblicher Körper.

Die Blase um sie beide platzt. Plötzlich ist alles wieder da. Conny und Gregor, der um die Küchentheke herumgelaufen ist und plötzlich vor Elsa auftaucht. Und schon wird sie in seine Arme gerissen und fest an ihn gedrückt.

“Schwesterherz! Du bist hier! Du bist zurück!”

Ein erstickter Laut kommt ihr, der nicht nur daher rührt, dass ihr Bruder ihr die Luft aus dem Leib presst, sondern vielmehr der Tatsache schuldet, dass Mario dort nicht allein steht. Dass es eine Frau ist, die neben ihm steht und sich an ihn schmiegt, ihn halb umarmt. Wieder dreht Elsa ihren Blick zur Seite, um denjenigen anzusehen, wegen dem sie in erster Linie hier ist.

Immer noch blickt er sie ungläubig an und sie kann erkennen, wie sich seine Hand um das Glas herum anspannt. Die Fingerknöchel blitzen weiß auf. Es ist für ihn anscheinend mehr ein Schock, als eine Überraschung, geschweige denn Freude, dass sie hier ist. Da löst sich Gregor endlich wieder von ihr, seine Hände bleiben aber auf ihren Schultern liegen.

“Hach, ich freue mich so sehr!”

Wenigstens einer.

“Ja …”, Elsa schluckt, um die krächzende Tonlage wegzubekommen, “ich mich auch.”

“Dann lege ich doch gleich noch ein weiteres Gedeck auf den Esstisch. Wir kochen heute zusammen und du bist natürlich dabei. Gregor, siehst du kurz nach dem Essen?” Conny taucht neben ihnen auf und drückt Elsa ein Glas Wasser in die Hand, ehe sie in die Küche läuft, dicht gefolgt von ihrem Ehemann.

Elsa sieht ihnen hinterher. Alles in ihr fühlt sich wie betäubt an und sie würde am liebsten den Jetlag vorschieben und wieder verschwinden.

“Hey, du heißt also Elsa? Gregors Schwester, wenn ich das richtig verstanden habe? Ich bin Anzu.” Die Frau neben Mario, der Elsa immer noch anstarrt, lächelt der Angekommenen zu.

Hübsch ist sie. Schlank, braune Haare in einem Pixiecut, auf einer Kopfseite kürzer als auf der anderen. Ohrringe blitzen in ihren Ohren. Sie sieht nett aus und sie hört sich auch nett an, schießt Elsa durch den Kopf.

“Ich bin Marios Freundin.”

Und kaum, dass diese Worte in Elsa ankommen, fühlt es sich an, als würde ihr jemand in den Magen boxen. Und ehe sie reagieren kann, gleitet ihr das gerade erst gereichte Glas mit Wasser aus den Händen und prallt auf den Boden.

Plötzlich kommt Leben in die Anwesenden. In fast alle. Nur Elsa und Mario sehen sich an, scheinen nicht in der Lage zu sein, sich zu rühren, während die anderen drei die Scherben des zerbrochenen Glases zusammensammeln und das Wasser aufwischen.

“Hast du dich verletzt?”, fragt Conny besorgt und zieht so die Aufmerksamkeit ihrer Freundin auf sich.

Elsa dreht den Kopf und schafft es so endlich, den Blickkontakt zu unterbrechen.

“A-alles in Ordnung. Entschuldigt bitte … ich …” Was soll sie sagen? Sie kann doch nicht zugeben, dass es die Tatsache über Marios Beziehung ist, die sie so getroffen hat. “Vermutlich der Jetlag. Ich bin noch etwas durcheinander. Ich bin erst vor ein paar Stunden gelandet und dann eigentlich fast direkt hierhergekommen. Vermutlich sollte ich einfach gehen und schlafen und …”

“Nein. Es ist doch erst 17 Uhr. Wenn du jetzt hinliegst, ist der Tag morgen kaputt, weil du vermutlich mitten in der Nacht aufwachst. Außerdem kannst du nachher auch bei uns schlafen, das ist gar kein Problem”, erklärt Gregor entschieden und lässt ihr keine Möglichkeit, etwas anderes zu entscheiden. Kurzerhand schiebt er sie zum Esstisch und drückt sie dort auf einen Stuhl.

“Jetlag? Wo warst du denn?”, ist es Anzus eigentlich sehr sympathische Stimme, die jedoch dafür sorgt, dass sich alles in Elsa zusammenzieht. Marios Freundin lässt sich schräg ihr gegenüber nieder.

“Meine Schwester war ein Jahr in Frankreich”, ist es Gregor, der stolz antwortet.

“Genauer gesagt sogar in Paris”, fügt Conny mit einem Lächeln hinzu.

“In Paris? Oh, wow! Die Stadt der Liebe! Da würde ich wirklich auch gerne einmal hin. Mario, wie wäre es? Fliegen wir zusammen hin? Ich meine, es ist die Stadt der Liebe.” Anzu sieht verschmitzt grinsend zu ihrem Freund auf, der sich neben ihr auf einen Stuhl setzt und sich nun direkt der Frau gegenüber befindet, die innerlich wie erstarrt ist. “Warst du schon einmal dort? Oder sonst irgendwo in Europa?”, fragt Anzu weiter.

Mario spannt sich an. Er presst seine Lippen zusammen und öffnet sie gerade, als …

“Ne, war der nicht! Der ist noch nicht aus Japan rausgekommen, gell, Alter? Immerhin kennst du das Meer. Aber das auch nur, weil wir an der Küste leben.” Gregor klopft seinem besten Freund auf die Schulter, ehe er sich auf den Stuhl am Tischrand niederlässt.

Verwirrt sieht Elsa zu Mario, dessen Blick nun entschuldigend wirkt. Hat er niemanden erzählt, dass er sie an Weihnachten besucht hat? Wobei, sie hat es schließlich auch niemanden erzählt. Es war ihre gemeinsame Woche. Es gab nur sie und ihn. Und sie wollte dieses Glücksgefühl, das er verursacht hatte, genießen. Langsam lässt sie ihren Kopf sinken und weicht seinem Blick aus. Mühsam unterdrückt sie die Tränen. Er soll nicht sehen, wie sehr es sie trifft.
 

~✒️~
 

Es ist spät und Elsa merkt mehr als deutlich, wie der Jetlag sie runterzieht.

“Ich glaube, ich gehe lieber nach Hause”, erklärt sie und hebt gleich darauf die Hand vor den Mund, als sie gähnen muss.

“Oh, du kannst wie gesagt auch hier schlafen, wenn du willst.” Gregor erhebt sich ebenfalls.

“Nein, nein. Ich schlafe bei unseren Eltern. Meine Wohnung wird erst zum ersten August wieder frei.” Sie hatte diese für ihr Jahr in Paris untervermietet. “Da bin ich ja in zehn Minuten. Nein, in einer Viertelstunde eher.”

“Du willst laufen?” Connys Stimme klingt besorgt.

“Ja. Es ist ja nicht weit und …”

“Ich fahre dich kurz rüber, Elsa”, unterbricht eine dunkle Stimme sie.

Ihr Herz stockt. Langsam dreht sie ihren Kopf und das erste Mal seit dem Abendessen nimmt sie den Blickkontakt wieder auf.

“M-Mario?”

“Mit dem Auto bist du in ein paar Minuten dort. Und ich komme dann wieder her, das ist kein Problem.”

“Ich weiß nicht …”, zögert sie.

“Das klingt nach einer guten Idee”, stimmen sowohl Conny als auch Gregor synchron zu.

Fieberhaft überlegt Elsa, was sie erwidern kann, um Mario davon zu überzeugen, sie doch laufen zu lassen. Doch spätestens jetzt ist ihr klar, dass sie gegen Windmühlen kämpfen muss, wenn sie sich weigern will. Denn ihr Bruder und seine Frau stehen eindeutig auf Marios Seite, was das Thema, sie nach Hause zu fahren, angeht. Und das sagt ihr, dass sie keine Chance hat, sein Angebot abzulehnen.
 

~✒️~
 

Elsas Plan war anders.

Er beinhaltete, Mario zu überraschen.

In seine Arme zu stürzen.

Ihn zu küssen.

Und ihm zu sagen, dass sie ihn liebt.

Stattdessen sitzt sie jetzt auf seinem Beifahrersitz und starrt aus dem Fenster, nimmt die vorbeiziehende Umgebung gar nicht wahr.

Die Stimmung fühlt sich so dick an, als könnte man sie in Scheiben schneiden. Es ist unangenehm und sie will woanders sein. Weit weg. Weg von ihm.

Von demjenigen, der auf einen Brief direkt zu ihr nach Paris geflogen ist, dabei fast die halbe Welt umrandet hat, nur um bei ihr zu sein. Der gesagt hat, dass sie seine große Liebe ist. Mit der sie die schönste Woche ihres Lebens verbracht hat. Und der nun eine Freundin hat, eine andere Frau an seiner Seite.

Nach nur wenigen Minuten hält Mario vor dem Einfamilienhaus ihrer Eltern. Als er den Motor ausgeschaltet hat, sitzen sie noch einen Moment schweigend im Inneren. Doch schließlich löst Elsa ihren Sicherheitsgurt.

“Danke fürs nach Hause bringen”, richtet sie leise an ihren Fahrer, ehe sie nach dem Türgriff greift.

“Es … ist schön, dass du wieder da bist”, hält Marios stockende Stimme sie auf.

Wirklich? Er empfindet es als schön? Warum? Verwundert dreht Elsa ihren Kopf zu ihm, um festzustellen, dass er mit beiden Händen das Lenkrad fest umgriffen hat und sie nicht ansieht. Doch sie erkennt, dass sein Blick immer wieder auf ihre Hände schielt. Warum das?

Erneut herrscht Stille zwischen ihnen. Elsa weiß nicht, was sie sagen, geschweige denn erwidern soll. Nervös spielt sie mit dem Band der Handtasche, die auf ihrem Schoß liegt.

“Du … du hast nicht gesagt, dass du bei mir warst. Ich meine … du hast es Gregor nicht erzählt”, kommt stockend aus ihrem Mund. Die Frage brennt ihr bereits auf dem Herzen, seit es ihr klar geworden ist. Vermutlich hätte sie diese nicht gestellt, wenn sie nun nicht in dieser Situation wäre.

Wieder sagt eine Weile keiner von ihnen ein Wort.

“Ja. Es … ich weiß es nicht genau. Ich wollte nicht darüber reden. Irgendwie … es hat sich angefühlt, dass wenn ich darüber rede, es jemanden erzähle, dass ich dann einen Teil der Erinnerung hergebe. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte, dass es vollständig bleibt. Ich wollte es nicht vergessen. Niemals. Will ich immer noch nicht.”

Elsas Herzschlag nimmt zu. Das, was er gerade gesagt hat …

“Du hast es anscheinend auch nicht erzählt. Zumindest nicht deinem Bruder oder Conny.”

Ein langsames Kopfschütteln ist Teil der Antwort, die leise, fast unhörbar ausgesprochen wird.

“Ich glaube, da fühle ich wie du.”

Sie fühlt mehr, als er es tut. Denn ihre Gefühle für ihn sind nicht auslöschbar. Nicht überschreibbar. Und auch wenn er ihre gemeinsame Woche in Paris anscheinend wie sie empfindet, ist darüber hinaus in seiner Welt anscheinend kein Platz für sie. Denn sonst hätte er keine Beziehung begonnen, sondern darauf gewartet, dass sie zurückkommt, um dann mit ihr zusammen zu sein. Dessen ist sie sich sicher. Plötzlich kommt Hektik in sie. Sie umgreift ihre Handtasche fest und öffnet ungeschickt die Autotüre.

“Danke fürs Fahren”, presst sie noch hervor, ehe sie aus dem Auto springt und die Autotüre schließt. Er soll nicht sehen, dass ihr die Tränen in den Augen stehen. Er soll nicht mitbekommen, dass sie seinetwegen weinen muss. Schnell eilt sie auf das Gartentor ihrer Eltern zu.

“Elsa”, erklingt ihr Name hinter ihr. Abrupt bleibt sie stehen, dreht ihren Kopf ein wenig und erkennt über ihre Schultern, dass er das Fenster auf der Fahrerseite geöffnet hat.

“Ich gratuliere dir noch. Ich wusste immer, dass Viktor dich glücklich machen wird. Er hat dich damals glücklich gemacht und dein Lachen zu sehen, wenn du mit ihm zusammen bist, sagt mir alles. Ich will nichts anderes, als dass du glücklich bist. Das ist alles, was ich mir für dich gewünscht habe. Und wenn er dich glücklich macht, ist es für mich in Ordnung. Daher freue ich mich, dass ihr wieder zusammengefunden habt. Du und Viktor. Ich denke, ihr beide gehört zusammen. Bisher habe ich dich nur zum Weinen gebracht – er hingegen bringt dich zum Lächeln. Es ist genau so, wie es sein soll.”

Wie angewurzelt sieht Elsa zu, wie Mario davonfährt. Viktor? Was meint er damit?
 

~✒️~
 

Auch diese Nacht hatte sich Elsa anders vorgestellt. Anstatt hier in dem schmalen Bett bei ihren Eltern zu schlafen, hatte sie gedacht, in Marios Armen zu liegen. Vermutlich nackt und seine Nähe und Wärme genießend. Stattdessen liegt dort eine andere Frau.

Es ist, als wäre ihr ganzer Körper wie betäubt. Die Tränen haben inzwischen nachgelassen, die stundenlang aus ihren Augen gequollen und ihre Wangen gelaufen sind. Dafür hat nun dieses taube Gefühl eingesetzt. Das Einzige, was es nicht betäubt, sind ihre Gedanken, die sich pausenlos um ihn drehen. Um Mario. Seine Worte und Blicke. Die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit in Paris. Und dann kommt die Vorstellung auf, wie er mit Anzu zusammen ist. Dass diese beiden zusammen in Paris sind. Die Stadt, die doch eigentlich ihre und Marios Stadt der Liebe ist. Mühsam presst Elsa erneut ihre Augen aufeinander. Bei Gregor wäre sie vorher fast eingeschlafen, da sie vom Jetlag so müde ist. Und nun liegt sie bereits seit Stunden hier und findet einfach nicht in den Schlaf, der wenigstens diese Schmerzen von ihr nehmen, sie zumindest für ein paar Stunden vergessen lassen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Centranthusalba
2023-11-19T19:26:50+00:00 19.11.2023 20:26
Guten Abend 😊 ich melde mich vom Wochenendausflug zurück.

*Platz macht die Blase 😄
Eigentlich ein schönes Finale. So sehr zugespitzt hatten wir es bisher hier noch nicht. Ich mochte die Gegensätze. Wie Elsa es sich vorgestellt hat und wie es nun ist.

Wenigsten einer. 😂😂😂 der war gut!
Antwort von:  Tasha88
19.11.2023 20:42
:)
bumm

gegen Ende hin wird es glaube doch ein wenig ... mehr. stärker?
ich bin gespannt, ob das nur ich empfinde oder auch ihr Leser :)

immerhin einer :D


Zurück