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Speechless

von

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Hashira

Mit den Worten „Du hast die Rolle. Glückwunsch!“, wurde er zu Kyojuro Rengoku.

Mit jeder neuen Rolle, mit jeder neuen Herausforderung, die er erhielt, verschmolz er völlig und verlor sich selber in dem Charakter, den er nun spielen würde. Nein, nicht spielen würde, sondern wer er nun war. Manche fanden Method Acting zu krass, aber er hatte das Gefühl, dass er nur so die beste Performance liefern konnte, dass er nur so seine ganze Leidenschaft und seine ganze emotionale Reichweite erreichen konnte, wenn er nicht nur so tat, sondern einfach so war.

Jetzt war er Kyojuro Rengoku, der jeden Bissen Essen wie den letzten wertschätzte. Dessen moralischer Kompass so deutlich auf Ehre und Pflicht zeigte. Der für alle da war. Der ein wenig exzentrisch und direkt in seiner Art war. Einer der Hashira und damit Teil des großartigen Demon Slayer Casts.

Er las alle Mangas, sah sich die bisherigen Folgen an, las alle Wiki-Artikel, trainierte von morgens bis spät in die Nacht den Schwertkampf, starrte stundenlang in die Flammen seines Kamins und vergrub sich immer mehr in Kyojuro Rengoku, bis er das Gefühl hatte, nie jemand anderes gewesen zu sein.

Er war Kyojuro Rengoku und Kyojuro Rengoku war er.
 

Der erste Table Read stand an. Er würde das erste Mal in Episode 21 kurz auftauchen, bevor er dann Text in Episode 22 hatte. Wie alle anderen Hashira mit Ausnahme von Giyu und Shinobu würde es der erste Auftritt sein. Der musste beeindruckend sein. Er hatte schon seine Pose vor dem Spiegel geübt. Rengoku sollte sofort diese Erhabenheit und Stärke ausstrahlen.

„Bist du auch schon so aufgeregt?“, fragte ihn Mitsuri Kanroji quietschend, die neben ihm platziert war. „Alle sehen so professionell aus. Schau mal da drüben. Giyu steht so abseits und ist völlig in sich gekehrt. Ist er nicht perfekt für die Rolle? Und da wie Tengen schon ohne Kostüm so flashy wirkt?“

Alle gingen in ihre Rollen auf. Solch ein professionelles Umfeld begrüßte er. Kyojuro lächelte über Mitsuris Enthusiasmus und wollte sie schon darauf hinweisen, dass sie auch ihrer Rolle entsprach, als sie sich mit großen Augen an ihn wand und ihn selbst hoch lobte, bevor sie sich an allen anderen im Raum abarbeitete, als wäre es erst gut genug, wenn sie jeden gelobt hatte, wie passend er war. Er ahnte schon, worauf ihre Komplimentenkette hinauslief und kurz darauf begann sie an sich selbst zu zweifeln, ob sie denn gut genug für ihre Rolle war.

„Das ist meine erste Rolle. Ich bin ja so aufgeregt. Ich kann gar nicht glauben, dass jemand mich für diese Rolle besetzt hat. Mitsuri ist so cool und stark. Ganz anders als ich. Kannst du mir helfen, wenn ich nicht weiter weiß?“

„Hm“, machte er. „Gib einfach dein Bestes.“

Doch Mitsuri hörte ihm schon nicht mehr zu, denn sie hatte am Rande der Tische ein Büffet entdeckt und war blitzschnell von seiner Seite gehuscht, um sich einen Teller vollzuladen, mit dem sie kurze Zeit später wieder den Platz neben ihm einnahm.

Inzwischen hatte sich auf seiner anderen Seiten Tengen niedergelassen und auch die anderen wurden vom Regisseur gebeten sich so langsam an ihren Plätzen einzufinden. Er erhaschte einen Blick auf Tanjiro, den Hauptcharakter, und er lächelte ihm freundlich zu, bevor er den Begrüßungsworten des Regisseurs lauschte.

„Okay, willkommen an alle unsere neuen Gesichter, die unseren Cast von nun an verstärken. Wie ihr wisst, haben wir gerade den Arc auf Mount Nagayama zu Ende gedreht und werden uns jetzt an unsere neuen Locations begeben: dem Butterfly Mansion und dem Anwesen des Meisters. Dafür haben wir nun gleich einen ganzen Schwung an neuen Leuten dabei. Herzlichen Applaus an alle!“

Alle klatschten und nickten sich gegenseitig zu. Solch freundliche Atmosphäre der Cast schon jetzt versprühte. Er fühlte sich direkt angekommen.
 

Kyojuro hatte sich überlegt, nicht zu blinzeln und seine Augen stetig offenzuhalten, um seine Bereitschaft auszudrücken, jeden Augenblick kampfbereit und immer auf der Hut zu sein. Dazu hatte er sich überlegt, dass er die Direktheit und Offenheit seines Charakters besonders betonen wollte, dadurch, dass er immerzu geradeaus und direkt in die Kamera sah, da ihm das bereits im Manga aufgefallen war. Mit verschränkten Armen und unerschütterlichem Wesen

Der Regisseur kam nach dem ersten Probelauf zu ihm und war begeistert von seiner Art.

„Ich muss sagen, dass du genauso rüberkommst, wie es Tanjiro wahrscheinlich beim ersten Mal wahrnimmt. Als unnahbar und arrogant, so völlig auf Regeln versessen, aber wenn man dir einen Moment länger zuschaut, kann man dahinter schon die ehrliche und unverfälschte Art sehen, die Rengoku nun mal ausmacht. Mach weiter so.“

Kyojuro lächelte glücklich und war erfüllt von dem ganzen Lob. Er würde noch härter arbeiten, noch mehr sein Alles geben, denn er wollte, dass dies sein Vermächtnis wurde. Das jeder, der später die Serie sah, so beeindruckt von seiner Darstellung war, dass man sie für immer mit seiner Performance verknüpfte.

„Man muss schon sagen, du bist auf deine Art und Weise ganz schön glanzvoll“, sagte Tengen von der Seite, der nun im vollen Kostüm wirklich hervorstach.

„Der glanzvollste bist wohl du Tengen Uzui.“

„Das ist ja wohl glasklar. Sonst hätte sie mich ja wohl kaum für die beste Rolle gecastet, wenn ich nicht der Beste und Tollste wäre. Alle werden mich anhimmeln, wenn sie mich sehen. Denn ich werde ultraflashy sein.“

„Hey, hey, was ist denn hier los?“, mischte sich Sanemi ein. „Du glaubst doch wirklich nicht, dass du der Beste bist von uns allen.“

„Der Beginn einer wunderbaren Kameradschaft“, bemerkte Gyomei. „Ich bin zu Tränen gerührt.“

„Kann mir jemand noch mal sagen, wann mein Einsatz ist? Ich war so versunken in die Wolkenformationen, dass ich nichts mitbekommen habe“, fragte Muichiro, der erst jetzt wieder aus seinen Tagträumen aufgewacht zu sein, in die er passend zu seiner Rolle verfallen war, kaum, dass jemand Action gebrüllt hatte. So langsam schien ihm wieder einzufallen, wo er war.

„Du hast noch keinen Einsatz verpasst“, versprach Kyojuro ihm. „Im Gegenteil, du warst ganz und gar bei der Sache. Wunderbare Arbeit.“

Muichiro wurde ein wenig verlegen. Alle unterhielten sich durcheinander und erörterte die erste Probe und ihre Vorstellungen von ihren Rollen und wie sie einander noch besser unterstützen konnten.

„Konzentration“, ermahnte Kyojuro die anderen, als er am Rand merkte, wie der Regisseur seine Gespräche mit der Crew beendete und sich ihnen wieder zuwandte.

Alle nahmen sofort wieder ihre Positionen ein und sie gingen die Szene noch einmal durch, bevor sie das erste Mal drehten.

Kyojuro nahm eine aufrechte, stolze Haltung ein. Heute würde er alle stolz machen. Besonders seine Mutter, die jede seiner Rolle mitverfolgte und ihn stets zu Großem antrieb, aber auch immer zu Bescheidenheit ermahnte. Er dachte an sie, während er voll in seinem Text aufging.
 

Nach dem anstrengenden ersten Drehtag überredete Mitsuri sie alle noch in eine Bar zu gehen, um sich besser kennenzulernen, damit ihre Chemie auf dem Bildschirm noch deutlicher wurde.

Kaum waren sie angekommen, bestellte Mitsuri alle Snacks, die es auf dem Menü gab, dreifach, weil sie angeblich völlig ausgehungert war nach dem Drehen, obwohl es die ganze Zeit Catering gegeben hatte und Mitsuri jede Drehpause genutzt hatte, um sich ihren Teller vollzuschaufeln.

„Die erste Runde geht auf mich“, sagte Kyojuro und forderte alle dazu auf, sich ihr Getränk der Wahl zu bestellen.

„Du bist viel zu großmütig, Kyojuro“, mahnte Shinobu, als sich alle begeistert für ihr Getränk entschieden und manche gleich mehrere Sachen gleichzeitig bestellten. „Du wirst auf diese Art ganz schön ausgenutzt werden.“

„Keine Sorge. Das passiert schon nicht“, versicherte er, aber natürlich konnte er nicht zulassen, dass die anderen durstig und hungrig waren und so gingen nach und nach alle Runden auf ihn, aber ihn störte das nicht, denn wie er wusste, sollte man jeden Bissen und jeden Schluck wie seinen letzten zelebrieren und so kommentierte er jeden einzelnen davon, was für viel Gelächter sorgte. Mitsuri versuchte sich aus Höflichkeit das Kichern zu verkneifen, lief aber ganz rot an und bekam von Obanai ein Glas Wasser gereicht. Sanemi und Uzui waren in ein Gespräch verstrickt darüber, wer wohl am schnellsten und besten (und am glanzvollsten) war und verglichen ihre bisherigen Erfahrungen in Actionfilmen.

Muichiro war wieder ganz in seine Gedanken versunken, ebenso wie Gyomei, der nur immer wieder in Tränen ausbrach und über die Ungerechtigkeit der Welt klagte. Shinobu und Giyu stichelten einander und man merkte ihn sofort an, dass sie bereits mehrere Szenen zusammen gedreht hatten, da sie vertrauter miteinander wirkten als die anderen.

Kyojuro hatte keine Ahnung, wie es erst wenige Tage sein konnte, seit sie sich zum ersten Table Read getroffen hatten, doch es kam ihn jetzt schon so vor, als hätte er viele Jahren zusammen mit diesen Menschen gegen die Dämonen gekämpft.

„Du wärst übrigens ein grottenschlechter Ninja, hat dir das schon mal jemand gesagt?“, fing der leicht betrunkene Tengen irgendwann an. „Ich wette, du würdest dich höflich ankündigen, bevor du jemand angreifen würdest. Immer alles korrekt nach Regelbuch.“

„Ich glaube, Kyojuro wäre besser als Kunoichi, die dich unterstützt“, schlug Shinobu vor.

„Das ist doch eine Rolle für Frauen“, schimpfte Sanemi. „Kyojuro ist ein Mann.“

„Aber man kann sich immer auf ihn verlassen!“, gab Mitsuri zurück und plötzlich entsponn sich eine Diskussion darüber, ob Kyujuro erstens überhaupt als Shinobi geeignet war und zweitens, ob er lieber eine unterstützende Rolle einnehmen sollte.

Kyojuro flüchte irgendwann in Richtung Toilette, wo er auf Giyu traf, der sich schon länger von dem Chaos zurückgezogen hatte.

„Echt verrückt alles oder?“, fragte ihn Kyujuro und fasste die Diskussion in kurzen Worten zusammen. Von Giyu kam nicht wirklich viel zurück, aber Kyojuro merkte, dass sich Giyu darüber freute, mit einbezogen zu werden.

Zurück am Tisch waren alle nun vollständig betrunken und Kyojuro nahm es auf sich für jeden einzelnen ein Taxi zurück ins Hotel zu bestellen, sie dort alle ins Bett zu verfrachten, ihnen ein Wasserglas auf den Nachttisch zu stellen und das Licht zu löschen.

Morgen würde es bestimmt weiter lustig zu gehen, wenn alle verkatert zur Location kamen, um das Treffen der Hashira zu filmen. Zum Glück fand der Dreh erst am späten Nachmittag statt. Bis dahin hatten sich hoffentlich alle ausgeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2024-03-30T23:39:13+00:00 31.03.2024 00:39
Hallo Liebe Ayumi ^^

das ist ja mal eine mega interessante Idee, die du da entworfen hast o_o"
Sowas habe ich wirklich noch nie gelesen.
Ich bin sehr gespannt wie die beiden "Liebenden" aufeinander treffen ~ ihre Szenen sind ja im Anime ziemlich "heftig", mal sehen wie sie sich schauspielerisch darauf einlassen :3

Liebe Grüße & Frohe Ostern ^^ <3


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