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K.O.N. - Take Two

The One, who Strikes the Knights
von

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Stage 2 - The only Freedom

Am nächsten Morgen wartete Rumiko die ganze Zeit nur auf das Ende ihres Schultages. Die letzte Stunde hatte bereits angefangen. Englisch. Rumiko paßte nicht auf, während eine ihrer Klassenkameradinnen die Hausaufgaben vorlas. Ihren rechten Ellenbogen hatte die Schwertkämpferin auf dem Tisch gestützt und hielt ihren Kopf mit der rechten Hand, während sie mit links ein kleines Bild in ihr Heft malte. Hin und wieder warf Rumiko einen Blick aus dem Fenster auf die grauen Straßen Neotokyos. "Kinder des Todes" hatte Osamu die K.O.N. genannt. Vielleicht wäre das ein passender Name gewesen als Knights of Night. Es war ein sonniger, sehr warmer Tag.

"Viel zu warm zum Trainieren," dachte sich Rumiko. Dann grinste sie und zeichnete der kleinen SD-Figur in ihrem Englischheft ein Paar weißgefiederte Flügel.

"Sasagawa!" Rumiko zuckte zusammen und sah auf. Direkt vor ihr stand ihr Lehrer und sah sie wütend an.

"Sasagawa, die Hausaufgaben!" sagte er wütend.

"Oh, äh... ja, natürlich! Ich meine, Yes!" stotterte Rumiko. Das Mädchen stand auf und begann ihren Aufsatz zum Thema Drogen vorzulesen. Es war ein drei Seiten langer Text und Rumiko wünschte sich, sie hätte nicht Osamu um Hilfe gebeten. In diesem Moment sehnte sie sich mehr nach dem Ende der Schule, als jemals zuvor.
 

Auch wenn ihr der Rest der Stunde wie eine kleine Ewigkeit vorgekommen war, endete die Stunde für Rumiko. Sie lief sofort zu ihrem Lehrer und ließ sich ihr Schwert geben, das sie während den Stunden immer abgeben musste. Dann rannte sie die Treppen hinab durch das Gebäude, stieß einen Mitschüler um, der gerade einen Stapel Blätter unter ihrem Arm trug, und verließ die Schule. Am Tor lehnte Xian. Sie hatte wieder ihr blaues Kleid an und ihre Haare waren zu zwei Zöpfen gebunden. Ihren Kopf hatte sie abgewandt und sie schien sich mit jemanden zu unterhalten, der für Rumiko hinter der Mauer stand, die den Schulhof eingrenzte.

"Xian!" rief Rumiko glücklich und lief zu ihr. Doch kurz bevor sie die Chinesin erreicht hatte, stoppte sie. Es stimmte, Xian hatte sich wirklich mit jemanden unterhalten. Ein junger Mann, mit dunkelblonden Haaren, einem roten Kopftuch und weißen Schwingen.

"Nihao, Rumiko!" sagte Xian begeistert.

"Hy," meinte Tatsuya und lächelte.

"Tatsuya? Was machst du hier?" fragte Rumiko fassungslos.

"Na, was wohl? Dich abholen natürlich," meinte der Scharfschütze.

"Tut mir Leid, aber ich komme nicht mit," entgegnete das Mädchen scharf. Tatsuya beugte sich leicht zu Rumiko nach Vorne.

"Es wird jemanden geben, der davon gar nicht begeistert ist," sagte er leise mit zusammen gebissenen Zähnen.

"Und weißt du was? Das ist mir so was von egal!" rief Rumiko wütend, "Er weiß, was ich denke, ich habe es ihm gestern klar und deutlich gesagt! Sag ihm das!"

"Wenn du meinst..." meinte Tatsuya und zuckte mit den Schultern, "aber ich sag dir, das ist Selbstmord."

"Naja, so lang du es ihm sagst und ich nicht da bin..." Anstatt weiter zu sprechen grinste Rumiko nur. Tatsuya schüttelte den Kopf und seufzte. Dann verabschiedete er sich freundlich von Xian und ging ohne ein weiteres Wort an Rumiko. Diese seufzte kurz und drehte sich dann zu der Chinesin.

"Tut mir Leid," meinte Rumiko verlegen grinsend.

"Ach, ist doch schon okay," winkte Xian ab. Dann gingen die beiden Mädchen neben einander los.

"Wo gehst du eigentlich zur Schule?" fragte Rumiko.

"Gar nicht", gab Xian als Antwort, "Ich bekomme Privatunterricht."

"Du hast's gut," meinte das andere Mädchen seufzend.

"Ich weiß nicht," murmelte die Chinesin und fügte dann mit normaler Stimme hinzu:

"Rumiko, hast du dich wegen mir mit deinem Freund gestritten?"

"Mein WAS?" Rumiko blieb stehen und sah Xian fassungslos an, "Tatsuya? Er ist nicht mein... hat er etwa gesagt... Den bring ich um!"

"Nein, nein, er hat das nicht gesagt," meinte ihre Freundin schnell, "Ich dachte nur, er wollte dich abholen, und verwand seid ihr ja auch nicht..." Die Chinesin errötete.

"Tut mir leid," sagte sie. Rumiko seufzte und ließ ihren Kopf nach vorne fallen. Dann sah sie wieder auf und lächelte Xian an.

"Ist schon okay," meinte das Mädchen freundlich und ging wieder weiter neben Xian her, "Ich dachte nur, er würde irgendwelche Lügen über uns verbreiten. Er ist nicht mein Freund, nur... nur ein Freund. Verstehst du?" Xian nickte.

"Er ist sehr nett," flüsterte sie mit gesenktem Gesicht.

"Nett?" erkundigte sich Rumiko, "Reden wir hier vom selben Tatsuya? Also da sieht an, dass du ihn gar nicht richtig kennst! Er ist ein schrecklicher Macho. Und ich hasse Machos."

"Ich weiß nicht," flüsterte Xian. Dann atmete sie durch und sprach wieder mit normaler Stimme: "Und was lässt du jetzt wegen mir ausfallen? Ich meine, wo wolltet ihr jetzt hin?"

"Nur nach Hause," meinte Rumiko nebensächlich.

"Sind deine Eltern sehr streng? Ich meine, das klang ja ebenso als dürfest du nicht..."

"Meine Eltern sind tot," unterbrach sie ihre Freundin.

"Was?" rief Xian erstaunt und sprach dann wieder ruhiger weiter: "Also, es tut mir natürlich Leid. Ich meine nur... also... na ja, ich bin auch Waise."
 

"Ich sehe dich," flüsterte Osamu mit ruhiger, bedrohlicher Stimme, in der ein triumphierender Ton lag.

"Ach ja?" entgegnete Junichi, "Und wo..."

"Du entkommst mir nicht," fügte Osamu mit der immer noch gleichen Stimmlage hinzu. Schüsse waren zu hören, dann ein erstickter Schrei.

"Player Three killed!" hörte man eine männliche Stimme aus dem Lautsprecher.

"Fast hätte ich ihn," meinte Osamu und ließ das Kontroll-pad, das er in den Händen hielt, sinken, "Vielen Dank, Mädel"

Osamu, Junichi und No. 6 saßen zusammen aus dem Boden von Junichis Zimmer vor dem Fernseher. Jeder von ihnen hielt ein Kontroll-pad in der Hand, während auf dem Bildschirm ein Egoshooter zu sehen war.

"He, he, No. 6 und ich sind halt ein klasse Team," meinte Junichi grinsend, aber ohne seine Augen vom Fernsehbildschirm abzuwenden.

Erneut waren die Schüsse und ein weiterer Schrei aus den Lautsprechern zu hören.

"Player One killed!" verkündete die Stimme, "Player Two wins!"

Junichi sah irritiert auf das Pad in seinen Händen, dann auf den Bildschirm und als nächstes zu No. 6, die lächelnd neben ihm saß.

"Ja, ein tolles Team seid ihr," grinste Osamu.

"Tut mir Leid, Junichi," sagte der Cyborg zu dem Jungen, der sie immer noch entgeistert ansah, "Aber Ziel dieses Spiel ist es zu gewinnen."

No. 6, die auf dem Boden saß, krabbelte auf allen Vieren zu Junichi und küsste ihn auf die Stirn. Der Junge legte seine Arme um ihren Hals, seine Hände in ihrem Nacken und begann die Cyborgfrau sanft zu kraulen. No. 6 entwich aus der Umarmung, rollte sich neben Junichi zusammen und legte ihren Kopf auf deinen Schoß, damit er sie weiter kraulen konnte. Als er das tat, schloß sie die Augen und lächelte zufrieden. Osamu schüttelte den Kopf.

"Junichi und sein Cyborg," meinte er. Dann stand er auf, streckte sich und nahm sich eine Zigarette aus der Packung.

"Ich lass euch beiden dann wohl besser alleine," sagte er und entzündete die Zigarette, "oder darf ich eine Revanche fordern?"

Junichi blickte No. 6 an und auch sie sah zu ihm hinauf. Dann sagten beide wie aus einem Mund: "Okay!"

No. 6 rappelte sich auf und setzte sich zwischen Osamu und Junichi.

Gerade als die drei dabei waren ihre Spieler und Waffen zu wählen, hörten sie die Tür zum Lost Fortress. Es war Tatsuya, der wieder angekommen war. Niemand achtete sonderlich darauf, denn sie kannten Tatsuya gut genug, um zu wissen, dass er früher oder später sowieso in Junichis Zimmer kommen würde, um den anderen beim Spielen zuzusehen und blöde Bemerkungen zu machen. Inzwischen hatten Junichi, No. 6 und Osamu ihre Wahlen getroffen. Gerade als das Bild der düsteren, großen Lagerhalle sich aufgebaut hatte, betrat Tatsuya den Raum.

"Hey, Tatsuya," sagte Osamu ohne ihn anzusehen, "Nicht dabei Rumiko zu belästigen? Was ist den heute mit dir los?"

"Sagen wir's so..." antwortet Tatsuya, ging hinter den drei Zockenden vorbei und ließ sich quer auf Junichis Bett fallen, so dass seine Füße noch auf dem Boden standen. "Ich hatte keine Lust ihr Schwert in meinem Hals zu haben."

Osamu ließ das Kontrol-Pad sinken.

"Sie ist nicht mitgekommen?" fragte er und in der Kälte seiner Stimme war ein bedrohlicher Unterton.

Eine kurze Zeit breitete sich etwas Unbehagliches, fast sogar Gefährliches in dem Raum aus.

"Was ist daran so schlimm?" erkundigte sich No. 6, " Ich meine, warum sollte Rumiko nach der Schule sofort hier her zurück kommen?"

"War diese Chinesin bei ihr?" fragte Osamu Tatsuya ohne auf die Frage von No. 6 zu achten.

"Hm? Ach, du meinst Xian," meinte der Gefragte.

"Das ist wohl ein ja..."

Osamu stand auf, zog an der Zigarette und drehte sich zur Tür. Den Rücken den Anderen zugewand sagte er: "Zu eurer eigenen Sicherheit solltet ihr mich jetzt erst einmal nicht stören..."

Mit diesen Worten verließ er den Raum.

Tatsuya sah ihm ohne aufzustehen hinterher.

"Was hat der denn?" fragte er, nachdem Osamu den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte.

"Ein Wolf sieht es nicht gerne, wenn jemand in sein Rudel eindringt", meinte No. 6 mit einer leicht ironischen Stimmlage.

"Denkt ihr, Osamu will einfach nicht, das wir andere Leute kennenlernen?" fragte Junichi misstrauisch.

"Scheint so", antwortete No. 6 mit einem verächtlichen schnauben, doch Tatsuya setzte sich nun auf und schüttelte den Kopf.

"Ich glaube nicht, das er uns hier einsperren will. Wölfe sind frei, sie hassen Käfige", erklärte Tatsuya, doch dann fügte er nachdenklich und wie zu sich selbst hinzu: "Und doch würde kein Wolf jemanden aus seinem Rudel ziehen lassen."

"Ich würde sagen, er wird einfach zu machtsüchtig", meinte No. 6 und stand auf.

"Hey, Sixy, du kennst den guten, alten Osamu nicht so gut wie ich! Er würde nie hier den Chef markieren," entgegnete Tatsuya. Dann ließ er sich wieder auf das Bett fallen.

"Ach? Und was soll das mit Rumiko?" fragte No. 6 scharf. Dann begann sie mit ihrer linken Hand an ihrer mechanischen Rechten herum zu drehen.

"Ich bin sicher, er weiß was er tut," meinte Tatsuya.

Ein leises Klicken des Handgelenkes von No. 6 war zu hören.

Junichi drehte sich erschrocken zu der Cyborg-Frau, die hinter ihm stand, und bemerkte wie sie nach hinten umkippte.

"NEIN! NO. 6!!" schrie er und stürzte zu ihr.

Tatsuya setzte sich hin und sah wie Junichi neben der anscheint ohnmächtigen No. 6 kniete und ihre rechte Hand in seinen Händen hielt.

"Was is'n jetzt passiert?" fragte der Scharfschütze verdutzt.

"Sie... sie hat sich kurz geschlossen..." meinte Junichi mit Tränen in den Augen.

Für einige Sekunden schwieg Tatsuya, dann zeigte sich ein Grinsen auf seinen Lippen. Junichi wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und schluckte. Dann starrte er Tatsuya wütend an.

"Grins nicht so blöd, hilf mir lieber sie auf's Bett zu legen!" fauchte er.

"Na na", meinte Tatsuya und stand auf, ging zu Junichi und No.6 und kniete sich zu ihnen.

"Hat sie das mit Absicht gemacht?" fragte er, als er das friedliche Gesicht mit den geschlossenen Augen sah.

Junichi zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht," sagte er kurz.

Zusammen trugen Tatsuya und Junichi den bewegungslosen Cyborg auf das Bett. Der 16jährige setzte sich neben sie und öffnete den Verschluss ihres Tops, der hinter ihrem Hals war. Tatsuya hatte sich ebenfalls hingesetztet und sah Junichi aufmerksam zu.

"Du kannst gehen", sagte Junichi mit einer befehlenden Stimme.

"Ich bin sicher, du brauchst meine Hilfe noch", meinte Tatsuya mit breitem Grinsen, "Du begibst dich nämlich gerade auf mein Fachgebiet!"

"Verschwinde!" schrie Junichi.

Seufzend stand Tatsuya auf. "Ich geh ja schon," meinte er und verließ das Zimmer. Auf dem Weg hinaus sagte Tatsuya: "Ich kann Junichi nicht verarschen und Rumiko nicht auf die Nerven gehen! Aaach, solche Tage hasse ich!" Dann ging er in sein Zimmer, holte sein Präzisonisgewehr und verließ das Lost Fortress.
 

"Salina und Nobu? Nee, dann doch eher Kirigawa!"

Rumiko und Xian saßen sich gegenüber in einer Eisdiele, die sich auf dem Dach eines großen Einkaufsgebäudes Neo Tokyos befand. In dem warmen Licht der Sommersonne sah die ganze Stadt friedlich und unbekümmert aus. Ganz so, als gäbe es keine Untergrundorganisationen, keine Drogenmafia und keine erbitterten Straßenschlachten, die nicht selten sogar mit dem Tod endeten. Xian rührte mit einem kleinen Löffel ihren Capuccino um und trank einen Schluck, bevor sie antwortete.

"Warum? Ich finde die beiden passen gut zusammen. Kirigawa ist doch sowieso schon so gut wie tot!"

Rumiko sah Xian in die Augen, welche daraufhin lächelte.

"Kirigawa ist nicht so gut wie tot! Kirigawa ist viel zu cool und gutaussehend um schon zu sterben!" entgegenete Rumiko, "Und außerdem, bin ich sicher, dass Kirigawa der eigentliche Besitzer der Wildrose ist!"

Xian trank einen weiteren Schluck, dann sah sie lächelnd in Rumikos Gesicht.

"Na, da hat jemand Band Neun aber nicht gründlich gelesen!"

"Band Neun? Hmm, ach du meinst den Kampf von Kraft und Go-chan? Naja... vielleicht hat sie auch was damit zu tun", gab Rumiko zu und löffelte sich etwas Eis aus ihrem Eisbecher.

"Go-chan ist die Wildrose! Ganz sicher", sagte Xian.

"Nie im Leben! Wenn das so ist, dann kommen Salina und Kraft im nächsten Band zusammen zu den Ruinen von Firuelingo und... hmmm..." meinte Rumiko und dachte kurz nach, bevor sie grinsend hinzu fügte: "... und treffen da KCC-Art persönlich!"

Dann lachten die beiden Mädchen. Der Tag schien wie in einem Bilderbuch zu sein. Eins der alten Bilderbücher, in denen noch nicht immer alle Probleme der Gesellschaft offengelegt wurden. Es kam beiden vor, als wären sie gar nicht mehr in diesem Neo Tokyo, dieser Stadt der Gewalt, der Intoleranz, des Hasses. Es war, als wären sie in die Welt ihrer Mangas eingetaucht. Eine Welt, in der man Gut und Böse noch unterscheiden konnte und in der die Guten gewannen, zumindest meistens.

Da betrat ein Junge, etwa achtzehn Jahre alt, das Dach. Sofort heften sich Rumikos und Xians Blicke an ihn. Er hatte Schwarze Haare und die Hälfte seines Ponies war sehr hell blondiert. Er hatte eine schwarze Sonnenbrille auf und trug trotz der Hitze einen langen, schwarzen Mantel. Unter dem Mantel trug er ein dunkelblaues T-Shirt mit aufgedrucktem Tigerkopf und eine graue Hose. Eine Bedienung kam zu ihm um seine Bestellung anzunehmen. Er bestellte etwas und die Bedienung ging wieder davon. Rumiko und Xian sahen sich nur kurz an und schon wußten beide, das der andern dieser Junge genauso gut gefiel. Die Mädchen grinsten nur kurz und sahen wieder zu ihm. Er sah sich kurz um, als hätte er Angst, jemand könne ihn verfolgen. Als er sich versichert hatte, das dies nicht der Fall war, nahm der seine Sonnenbrille ab und schob sie hoch in seine Haare. Noch einmal sah er sich um und warf dabei auch einen Blick zu Rumiko und Xian. Als die beiden Mädchen seine Augen sahen, erstarrten sie. Es waren Cyberaugen. Der eigentlich weiße Anteil war schwarz, die Iris war metallisch grau und die Pupillen leuchteten rot.

Als er sich endgültig sicher war, das es für ihn sicher war legte er seinen Mantel ab.Sein T-Shirt war ärmellos und an den Armlöchern ausgefranst. Um seinen linken Oberarm schlangen sie drei dicke Kabel, die an seiner Schulter entsprangen und etwa an seinem Ellenbogen wieder unter seiner Haut verliefen. Sein rechter Ellenbogen war ein Metallscharnier, das mit einem roten Tuch umwickelt war. Wahrscheinlicher war er ein Straßenkämpfer, kämpfte entweder für Geld, Drogen, einfach nur aus Spaß oder um zu überleben. Einer seiner Freunde, aus der Gruppe, mit der er durch die finsteren Gassen Neo Tokyos ging, hatte ihn wahrscheinlich wieder zusammen geflickt. Und dieser Verletzungen stammten sicher von verschiedenen Kämpfen. Als Rumiko darüber nachdachte, erinnerte sie sich an Osamu, der auch einer dieser Straßenkämpfer gewesen war. Früher.

"Er ist ein Cyborg" flüsterte Xian.

Dieser Satz von ihrer Freundin riss Rumiko in aus ihren Gedanken. Sie nickte nun und sagte leise: "Ja, und Straßenkämpfer... vermutlich."

"Er... er tut mir irgendwie Leid..." murmelte die Chinesin.

"Warum?" fragte Rumiko mit immernoch gedämpfter Stimme, "Weil er Cyborg ist, oder weil er Straßenkämpfer ist?"

Xian zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht... beides, glaub ich..."

"Ich kenne jemanden, der Cyborg ist. Sie kommt damit ziemlich gut zu Recht. Ich kenne aber auch andere Cyborg. Killermaschinen, verstehst du? Ihr einziger Lebenssinn ist kämpfen, töten und... naja, eigentlich nicht und, kämpfen und töten halt. Aber solche Cyborgs sind zu teuer für einfache Straßenkämpfer, also glaube ich, dass er nicht so einer ist. Man sieht aber, dass er nicht von einem professionellen Cyborgenchaniker gebaut wurde. Vielleicht hat er sich sogar freiwillig vercybern lassen... um stärker zu werden... oder für Geld, als Versuchskaninchen. Aber ich will ja keine Leute beurteilen, die ich nicht kenne."

Xian antwortete nicht auf Rumikos Ausführung und so fügte diese noch dazu: "Aber, es stimmt schon, als Cyborg hat man's in Neo Tokyo nicht immer einfach..."

"Du weißt wirklich sehr viel darüber," meinte Xian bewundernd.

Rumiko zuckte mit den Schultern. "Ich wohne mit einem Cyborg und einem Mechaniker zusammen in einer Art WG. Da erfährt man sowas halt... ob man will oder nicht."

Dann wandte sie sich wieder ihrem in der Wärme der Sommersonne schmelzenden Eis zu und ass weiter davon.

"Ich beneide dich, Rumiko!"

"Hm?" Rumiko sah auf, ihren Eislöffel im Mund.

"Naja, du lebst zusammen mit Mechanikern, Cyborgs... und Tatsuya, Du besuchst eine öffentliche Schule, du trägst immer dein Schwert mit dir herum... Du bist schlau und hast bestimmt viele Freunde!"

"Sag das nicht, Xian!" meinte Rumiko ernst, "Freunde habe ich nur die, mit denen ich lebe und dich... und auch die anderen Sachen, die du beneidest würde ich am liebsten gegen ein... normales Leben enttauschen. Doch ich kann es nicht ändern, ich bin dazu verdammt so zu leben. Aber ich weiß, dass ich nichts dafür kann, dass ich nicht gefragt wurde... und das ist für mich die Einzige Freiheit..."

"Rumiko..." flüsterte Xian, "Es... es tut mir Leid... ich..."

Rumiko lächelte ihre Freundin an. "Kein Problem, du wußtest es ja nicht! Du kennst mein Leben nicht!"

Die beiden Mädchen sprachen nicht mehr über dieses Thema. Xian trank ihren Cappoccino zu Ende und Rumiko ass das Eis. Dann verabschiedeten sie sich voneinander und Xian verließ das Dachcafé. Rumiko blieb noch sitzen. Erneut sah sie zu dem Cyborg, der inzwischen beddient worden war. Das Mädchen erinnerte sich an einen Satz, den Osamu einmal gesagt hatte:

"Für einen Straßenkämpfer ist jeder Tag der Letzte... bis er stirbt." Dann hatte Osamu sie angesehen und sein typisches, müdes aber aufrichtiges Lächeln gezeigt und hinzu gefügt: "Oder bis er die KON gründet!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-05-15T17:02:11+00:00 15.05.2004 19:02
Also Pre... was soll ich sagen?
Ich lieb einfach alles was du schreibst. Neben der Geschichte, die mir sowieso total gut gefällt, finde ich deine Titel darüber auch immer schön ^^

Aber das beste an KON überhaupt...
...Tatsuya... *seufz*

Die Stellen mit ihm und die, wenn Osamu mit den anderen zusammen Videospiele spielt finde ich total gut. ^^
Aber eigentlich gefällt mir alles daran.

Mach weiter so!! (<< das ist ein befehl) *g*

mfg pri ^^


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