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Für immer mein

von

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Ist schon fast drei Jahre her, dass ich das geschrieben hab. Da hatte ich die Serie noch nicht zu Ende geguckt, deswegen gibt es da auch ein paar Widersprüche, gomen kudasai.
 

Sie brauchte ihn mehr als er sie. Ganz sicher. Es konnte gar nicht anders sein. Schließlich hatte sie ihm immer gesagt, dass sie ihn liebte.

Aber eigentlich wusste er, dass das nicht stimmte. In Wirklichkeit waren es alles Lügen. Früher hatte ihn Anthy angelogen, weil sie die Rosenbraut war, sein Besitz, sein Eigentum. Er wollte von ihr hören, dass sie ihn liebte, also sagte sie es ihm. Und jetzt belog er sich auch noch selbst. Dafür hasste er sich selbst mehr als alles andere. Seit Utena gekommen und ihm Anthy weggenommen hatte, tat er das. Was er ihr ausgesprochen übel nahm. Utena war freundlich, sportlich und überall beliebt, aber er konnte sich einfach nicht dazu durchringen, irgendetwas an ihr zu mögen. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, dass Anthy nun ihr gehörte.
 

"Och, Anthy!" rief Utena ehrlich enttäuscht. "Wie oft soll ich es dir denn noch sagen, diese Woche bin ich dran mit putzen. Du musst das wirklich nicht machen. Na komm, gib mir den Lappen!" Sie riss dem zierlichen Mädchen den Lappen aus der Hand und schleuderte ihn in den Putzeimer, der auf dem Boden stand.

"Aber Utena-sama!"

"Mach dir nichts draus, Anthy, ich wische später Staub. Und hör endlich mit diesem Utena-sama-Quatsch auf!"

"Ja."

"Und? Sollen wir noch ein bisschen fernsehen?"

"Sicher."

Utena wusste, dass Anthy ihr bei allem zustimmen würde. Sie sah es als ihre Pflicht. Schließlich war sie die Rosenbraut und betrachtete sich derzeit als Utenas Eigentum. Es war eine ihrer Aufgaben, ihrem Besitzer immer alles recht zu machen. Aber das war bei Utena ganz schön schwer, denn die wollte keine Verlobte, die obendrein noch ihr Besitz war, sondern eine ganz normale Zimmergenossin. Und Anthy weigerte sich standhaft, das zu akzeptieren.

Im Fernsehen lief ein alter schwarz-weißer Alfred-Hitchcock-Streifen. Utena hockte gespannt auf dem Sofa und sah zu. Anthy neben ihr tat es ihr gleich. Ohne es überhaupt richtig zu bemerken, rückten die beiden Mädchen immer näher aneinander.

Als der Film zu Ende war, gingen sie zu Bett. Anthy kuschelte sich an ihre Besitzerin, die ihr sanft einen Arm um die Schulter legte. Endlich hatte sie etwas gefunden, was sie für Utena tun konnte. Sanft begann sie ihre Brüste zu streicheln, was Utena mit einem zärtlichen Kuss auf die Stirn erwiderte.

Aber die Nacht war ja gerade erst angebrochen...
 

Saionji starrte hinaus in den Regen. Er verachtete sich. Wie hatte er nur zulassen können, dass ihm jemand seine Anthy wegnahm? Und dann auch noch ausgerechnet Utena. Er hatte oft genug versucht, sie zurückzugewinnen - vergeblich.

Das war unerträglich. Er konnte nicht ohne Anthy sein. Es ging eben einfach nicht. Zwar hatte er sie immer als nichts betrachtet, wertlos, doch ohne sie war er selber nichts mehr. Er musste sie zurückgewinnen, ganz gleich wie. Und diesmal würde er von vornherein dafür sorgen, dass niemand sie ihm mehr wegnehmen konnte.
 

Utena zog die Decke noch enger um ihren Körper und drehte sich um. Sie hörte, wie Anthy bereits mit Tellern und Tassen klapperte und den Tisch deckte, doch diesmal war sie einfach zu müde, aufzustehen und ihr das auszureden. Es war letzte Nacht noch verdammt spät geworden und momentan war es ihr auch zu anstrengend und zu verwirrend, über das Geschehene nachzudenken. Jetzt wollte sie erstmal einfach nur schlafen, und zwar so lange wie möglich. Doch das wusste Anthy zu verhindern.

"Utena-sama, wacht auf! In einer halben Stunde beginnt der Unterricht und ich habe bereits zum Frühstück gedeckt."

So musste sie also wohl oder übel das Bett verlassen.
 

Anthy würde ganz sicher in den Rosengarten gehen, das wusste er. Sie war äußerst pflichtbewusst und die Blumen wollten schließlich gepflegt werden.

Als er sie leise vor sich hin pfeifen hörte, umfasste er den kleinen Dolch in der Tasche seiner Uniform fester.

Dann betrat sie den Garten. Sie nahm eine Gießkanne zur Hand, füllte sie mit Wasser und begann, immer noch völlig unbeschwert, die prachtvoll blühenden Rosen zu gießen.

Ihm war klar, dass dies ein besonderer Augenblick war, denn nur selten war Anthy einfach nur fröhlich, und abgesehen von der Pflege des Rosengartens tat sie niemals etwas, was nicht einzig ihrem Besitzer diente. Sie war eben die Rosenbraut.

Sie fühlte sich unbeobachtet. Und er genoss es, ihr zuzusehen. Ein allerletztes Mal noch. Fast schon tat es ihm leid, zu tun, was er tun musste. Sie war zu schön um zu sterben, aber es ging nicht anders. In seinen Gedanken suchte er verzweifelt nach einer anderen Möglichkeit, doch es gab keine. Also musste er es nun endlich hinter sich bringen.

Er trat auf sie zu.

"Saionji-senpai." Sie war sichtlich erstaunt, ihn um diese Tageszeit hier anzutreffen. Doch sonst zeigte ihr Gesicht keine Gefühlsregung. Früher hatte sie ihm soviel mehr von sich gezeigt. Früher... als sie noch sein gewesen war.

Er umfasste ihre Hand. Sie war warm und lebendig.

Und er hielt sie immer noch, als er den Dolch beinah liebevoll in ihre Brust stieß und die zierliche Rosenbraut scheinbar lautlos zusammenbrach.
 

Sie war wieder mal viel zu spät dran. Eigentlich hatte sie sich mit Anthy und Miki verabredet um gemeinsam die Mathematik-Hausaufgaben, die ihr jedes mal ein Gräuel waren, zu erledigen. Völlig aus der Puste stürmte sie in Mikis Zimmer, in der Erwartung, Anthy und ihn über einen Haufen Bücher und Hefte gebeugt vorzufinden. Doch zu ihrer Überraschung war dem nicht so. Miki stand mitten im Raum, als sie die Tür aufriss, und starrte sie aufgeschreckt und ein wenig besorgt an. Offensichtlich war er schon eine ganze Weile im Zimmer auf und ab gegangen.

"Ah, Tenjou-san. Wenigstens kommst du. Wo ist denn Himemiya?"

"Ich dachte, sie wäre schon hier."

"Also ist sie nicht bei dir?"

"Nein."

"Das ist merkwürdig. Sie ist doch sonst immer so zuverlässig."

"Naja, vielleicht hat sie auf dem Weg hierher jemanden getroffen und dann die Zeit vergessen."

Das hätte sich Utena zwar aufrichtig für Anthy gewünscht, doch sowohl sie als auch Miki wussten, dass die Rosenbraut allen Menschen, mit Ausnahme ihres Besitzers, gegenüber alles andere als kontaktfreudig war. Vielmehr war sie ein Sonderling und ausgesprochen introvertiert.

Aber merkwürdig war ihre plötzliche Unpünktlichkeit doch.
 

Jetzt war er dankbar, dass sich der Garten unter einer Glaskuppel befand, denn so konnte er die Tür abschließen und keiner würde ihn mehr betreten. Ohnehin geschah es nicht oft, dass jemand den Rosengarten aufsuchte, doch für den Fall, dass jemand Anthy vermissen sollte, sorgte er lieber vor. Niemand konnte sie ihm mehr wegnehmen. Er beschützte sie.

Vorsichtig bettete er ihren Körper zwischen die Rosen und kniete an ihrer Seite nieder. Auch - oder gerade - jetzt erschien sie ihm fast noch zarter als zuvor. Und doch, sie strahlte etwas Besonderes aus. Selbst, wenn er wollte, hätte er sie nicht mehr hergeben können.
 

"Wir sollten gehen." schlug Utena vor. Sie konnte sich unmöglich auf ihre Hausaufgaben konzentrieren. Es wollte so gar nicht zu Anthy passen, so lange auf sich warten zu lassen. Utena war über sich selbst erstaunt, dass sie sich so um ihre Zimmergenossin sorgte.

"Ja, lass uns später die Aufgaben erledigen."

Zusammen gingen sie zuerst in Utenas und Anthys gemeinsamen Schlafsaal. Doch dort fanden sie einzig und allein Chuchu vor - ein vielfräßiges, nicht näher definiertes, affenähnliches Tier, das die Rosenbraut als ihren Freund zu bezeichnen pflegte.

Nun, es gab nicht viele Orte, die für Anthy überhaupt in Frage kamen. Einer davon war ihr Rosengarten, der sich geschützt unter einer Glaskuppel befand.

Doch dessen Tür war verschlossen. Das war nicht ungewöhnlich, denn das war sie immer dann, wenn niemand da war. Utena warf einen kurzen Blick durch die blanken Glasscheiben. Verblüffte stellte sie fest, dass ein dunkelgrüner Haarschopf zwischen den weißen Rosen herausragte. Saionji-senpai! Es konnte nur er sein. Aber von Anthy war nichts zu sehen.

Ein ungutes Gefühl stieg in Utena auf. Warum hockte Saionji da reglos auf dem Boden? Weshalb war er überhaupt hier? Und dann auch noch alleine. Oder sollte die Rosenbraut womöglich doch dort sein und sie konnte sie lediglich von ihrem Standpunkt aus nicht sehen?
 

Er hatte sie gesehen. Aber ob sie ihn ebenfalls entdeckt hatte? Wusste sie, was er getan hatte? So etwas wie Erleichterung breitete sich für einen kurzen Augenblick in ihm aus, als er beobachtete, wie sich Utena und Miki entfernten. Nun war er wieder allein mit Anthy. Niemand konnte sie ihm jetzt noch wegnehmen. Zärtlich berührte er ihre seidigen Haare, ihr Gesicht, ihre schlanken Hände.

Saionji wusste nicht, wie lange er so neben ihr gekniet und sie einfach nur angeschaut hatte, doch schließlich versank die Sonne hinterm Horizont und es wurde dunkel. Vorsichtig berührte er Anthys Hals. Kalt. Ihr Körper war kalt. Er hatte sie getötet. Ihr das Leben genommen. Einen Moment lang war er wie erstarrt. Angst drohte ihn zu überwältigen, als ihm plötzlich bewusst wurde, was er getan hatte. Umgebracht hatte er sie. Ermordet. Heiße Tränen rannen ihm übers Gesicht. Niemand würde ihm Anthy mehr wegnehmen. Dennoch, er konnte nicht bei ihr sein. Ihm blieb nur ihr erkalteter Körper. Er begann zu zittern.
 

Anthy war nicht nach Hause gekommen. Dabei war es gar nicht ihre Art, abends so lange weg zu bleiben. Utena machte sich ernsthaft Sorgen um sie, zumal sich in ihr der Verdacht regte, Saionji könnte etwas mit dem Verschwinden der Rosenbraut zu tun haben. Was sonst sollte er am Nachmittag im Rosengarten zu schaffen gehabt haben? Utena wusste nur zu gut, wie besessen er von dem Mädchen war. Allzu oft schon hatte er sie um Anthys Willen zum Duell gefordert und jedes mal verloren. Was, wenn er ihr etwas getan hatte?

Unmöglich konnte Utena tatenlos abwarten.

Der Rosengarten war, wie immer, sorgfältig abgeschlossen. Doch davon ließ sie sich nicht aufhalten. Mit einen Stein zerschlug sie eine Glasscheibe und öffnete die Tür von innen. Zwischen all den Rosensträuchern bot sich ihr ein trauriges Bild. Saionji kniete zitternd neben Anthy, aus deren Brust ein silberner Dolch ragte, und klammerte sich verzweifelt an ihre Hand. Als er Utena bemerkte, der nun ebenfalls Tränen aus den Augen quollen, zog er die Klinge aus Anthys Körper und richtete sie gegen sich selbst.
 

Er brauchte ihr nur zu folgen. Es war ganz leicht.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-08-17T18:01:53+00:00 17.08.2004 20:01
Ich bin gerade am Überlegen, ob ich diese Fanfic schon mal gelesen habe, denn sie kommt mir bekannt vor. Hattest du sie mir schon mal zu lesen gegeben????
Aber auf jeden Fall, ein typisches Ende, wie ich es von dir kenne und mag ^^.
Von:  Rouge
2004-07-18T17:39:07+00:00 18.07.2004 19:39
hoha. hammer ^^ also, dramatisch. aber das ende, hat mir dennoch gefallen. diese blinde liebe bis zur bessesenheit. dann reue und doch nicht?! ach, was soll ich sagen. kurz aber packend!

LG, Rouge.


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