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Blindes Vertrauen

Sieger Frühlings FF Wettbewerb 2004
von

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Schneeglöckchen

"Du erschaffst eine Welt, in der du gefällst

Du hast dich geschmückt und hast sie alle entzückt

Dein Schauspiel beginnt und niemand entrinnt..."
 

Prolog: Schneeglöckchen
 

Es war ein wunderschöner Tag nach einem langen, harten Winter. Ganz allmählich gewann die Sonne an Kraft und das erste Grün spross durch die immer dünner werdende Schneedecke. Selbst die Luft fühlte sich wärmer an, nicht mehr so stechend kalt wie noch vor wenigen Wochen. Fröhlich zwitscherten die ersten Zugvögel von den Ästen der Bäume, die bereits hauchzarte Knospen trieben. Bald würden sie in voller Blüte stehen und die Natur in ein neues Jahr führen.

Ja, es war wirklich ein wunderschöner Tag eines neugeborenen Frühlings.

Welche Ironie!

Eis knirschte unter seinen schweren Stiefeln und der junge Mann bemerkte nicht, dass er mehrere Blumen zertrat, die sich aus der kalten Erde hervor getraut hatten, als er zu der alten Weide schritt. Sanft rauschten ihre langen Äste, die sich würdevoll dem Boden entgegen neigten. Es klang beinahe wie ein Gebet. Ein Trost spendendes Gedicht des Glaubens.

Dafür ist es jetzt wohl zu spät.

Höhnisch grinste der junge Mann, als er die Gestalt erblickte, die im Schatten des Baumes vor einem kleinen Hügel stand. Regungslos. Schweigend. Entrückt.

Als ob er jemals an irgend etwas geglaubt hätte! Das ist nun seine gerechte Strafe! Wer zu hoch spielt, kann eben viel verlieren!

Die Gestalt schien ihn zu spüren, denn sie hob den Kopf und schaute kurz umher. Der junge Mann zuckte unbewusst zusammen, als er für einigen Momente in dunkelgrüne Augen schaute, die ihn so teilnahmslos anstarrten, so als würden sie durch ihn hindurch sehen, ihn gar nicht wahr nehmen. Nein, diese Augen weilten in keiner der Welten, durch die sie manchmal wandelten, wenn es ihnen in ihrem Schloss zu langweilig oder zu eng wurde.

Was..?

Der junge Mann hatte sich innerlich auf ein heftiges Wortduell vorbereitet, auf einen Kampf, wenn nötig sogar um Leben und Tod, aber nichts geschah. Die Gestalt, sein ärgster Widersacher, sagte kein Wort, wandte sich langsam wieder von ihm ab. Seine Bewegungen wirkten mechanisch, so als würde nicht nur der Geist, sondern auch der Körper ganz woanders weilen.

Bei ihr...

Natürlich hatte sich der junge Mann über ihr Schicksal lustig machen wollen, er hatte sich alle Sätze bereits sorgfältig zurecht gelegt, bevor er aufbrach, nun aber wollte ihm keine einzige Beleidigung mehr einfallen. Sein höhnisches Grinsen verzog sich zu einer entsetzten Grimasse, als er zwei Tränen sah, die über bleiche Wangen rannen.

Er weint?

Um sie?

Im Leben hat er sie doch immer versteckt - und jetzt zeigt er Trauer? Was soll das werden? Ein Schauspiel? Das kann er stecken lassen, nicht mit mir!

"Das kann doch nicht wahr sein..." Er krempelte die Ärmel seines grünen Hemdes bis zum Ellenbogen empor und stapfte entschlossen auf die dunkle Gestalt hinüber. Sein Erzfeind wagte es nicht nur, hier trauernd umher zu stehen, nein, er zog sogar schwarze Kleidung an, obwohl er mehr als einmal deutlich gemacht hatte, dass er diese Farbe verabscheute, da sie der Nacht und der Toten gehörte und er eher ein Lebemann war.

"Der kann was erleben!" Gerade wollte er der Gestalt, die noch immer regungslos vor dem kleinen Hügel verharrte, ins Gesicht schlagen, da packten ihn zwei Hände und zerrten ihn einige Meter zurück. Seine schweren Stiefel zertraten dabei noch mehr Frühjahrsblüher und er ballte seine Fäuste, nur um gequält aufzuschreien, als er einen Stromschlag erhielt.

"Verdammt, Thor, was soll das?" knurrte er mürrisch und blinzelte in das viel zu grelle Sonnenlicht. Er hielt seine rechte Hand vor sein Gesicht und konnte endlich das ewige Grinsen des Gott des Donners vor sich sehen. Nur war es heute eine Spur nachdenklicher, trauriger. "Du weißt genau, dass wir auf der Erde unsere Kräfte nicht anwenden sollen, sonst wird Odin wieder sauer."

"Und du weißt, dass du ihn nicht angreifen sollst, wenn er in einer solchen Verfassung ist!" Thor sah ihn streng an, was nur er durfte. Niemand anders war in der Lage, Heimdal, dem Wächter der Götter, irgendetwas zu befehlen, bis auf Odin, dem höchsten Gott in Asgard, natürlich. Vielleicht lag das daran, dass Thor sich nie etwas aus den giftigen Blicken gemacht hatte, die der andere Gott ihm nun zu warf, oder aber seine Blitze hinterließen doch einen gewissen Eindruck bei Heimdal, ähnlich einer Schocktherapie, wie Thor immer lachend erzählte. Sehr zu Heimdals Leidwesen

Aber sie kamen zurecht miteinander, manchmal mehr schlecht als recht, aber Heimdal versuchte nie, ihn hinterhältig anzufallen und zu töten, wie er das soeben bei der dunklen Gestalt getan hatte. Das Schicksal ließ sich eben nicht verneinen, auch wenn Thor der Meinung war, dass Heimdal all das zu ernst sah, nur um erwidert zu bekommen, dass er dagegen alles zu sehr auf die leichte Schulter nahm.

"Er hat nun auch sie verloren, Heim. Sie war die Letzte seiner Familie..." seufzte Thor leise und blickte hinüber zu seinem besten Freund, der noch immer regungslos auf den kleinen Hügel starrte - und diesen vermutlich nicht einmal sah. Loki wirkte kaum einen Tag älter als zwanzig, so wie alle anderen Götter auch, jedoch hatte er schon viele Menschenalter und somit viele Schicksalsschläge erlebt. Dieser letzte, so erschien es Thor, war einer zu viel gewesen.

Dabei hatte es sein Freund gar nicht böse gemeint, dessen war sich der Gott des Donners sicher. Seine Familie war immer das Wichtigste in Lokis Leben gewesen und für sie hatte er viele Regeln gebrochen, war viele Risiken eingegangen und hatte sich am Ende sogar gegen Odins Gesetz aufgelehnt. Das tat niemand ungestraft. Niemand, nicht einmal der großartige Loki, der jegliche Warnungen in den Wind schlug und sich für seine Lieben einsetzte - leider umsonst.

Odin hat ihn angeschrieen und als überheblich bezeichnet.

Dabei hat er es wirklich nur aus Liebe getan. Nur aus Liebe...

"Sie hat aber nicht hier her gehört!" knurrte Heimdal zornig und Thor seufzte leise, als er sich zu dem anderen jungen Gott umdrehte und einige violette Strähnen aus einem ärgerlichen verzogenen Gesicht strich, um direkt in rote Augen sehen zu können.

"Sie hat zu ihm gehört. Ich weiß, dass er mit ihr fortgegangen wäre, wenn Odin ihn nur gelassen hätte. Mit allen drein."

"Was soll das denn bitte schön für eine Familie sein?" schoss Heimdal angewidert zurück und verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper. Er sah, wie Thor seinen Mund öffnete, um zu widersprechen, unterbrach ihn jedoch barsch. "Eine riesige Schlange, ein Höllenhund und dann dieses halbtote Wesen? Das ist doch keine Familie!"

Thor betrachtete ihn eine Weile schweigend und Heimdal ballte zornig seine Fäuste. Nein, er würde sich nicht schuldig fühlen für seinen Ausbruch! Es stimmte, er selbst hatte keine Familie, wurde vor so langer Zeit in einem Korb vor den Toren Walhallas gefunden. Odin erzählte ihm davon, als er alt genug war und seine Rolle als Wächter übernahm. Dennoch hatte Heimdal vor der Prophezeiung und erst recht danach nie das Bedürfnis verspürt, sich Freunde oder gar eine Familie zu suchen. Er brauchte sie nicht, sie lenkten ihn nur von seiner Arbeit ab.

Heimdal hob seine Augenbrauen, als er spöttisch über Thors Schulter zu der stummen Gestalt hinüber schielte.

Außerdem sah man ja an diesem Narr, dass eine Familie nur Probleme bereitete!

"Sie waren seine Kinder und er hat sie geliebt." Flüsterte Thor und seufzte erneut. Heimdal verdrehte genervt seine Augen und folgte dem Gott des Donners schließlich hinüber zu dem kleinen Grab, in dem sie bestattet worden war. Da sie nie nach Asgard gehört hatte, gestattete Odin keine Beerdigung in seiner Welt und verbot allen anderen Göttern zu kommen. Thor hielt sich nie an solche Anweisungen, besonders nicht, wenn sie seinen besten Freund betrafen und Heimdal... nun, er hatte sich den Triumph nicht nehmen lassen wollen, den er bei dem Anblick eines gebrochenen Loki zu verspüren gehofft hatte.

Nun aber, da er die dunkle Gestalt vor sich sah, die Tränen, die auf eingefallenen Wangen glitzerten, die zitternden Hände, die kraftlos einige weiße Blumen hielten, blieb dieses Gefühl aus. Nein, triumphieren konnte er wirklich nicht, vielmehr füllte ihn eine seltsame Leere, die er rasch mit Wut und unendlichem Zorn zu überdecken wusste.

Nein, er hatte kein Mitleid mit Loki!

Nein, er hatte kein Mitleid mit seinem ärgsten Feind!

Und ganz sicherlich war er nicht traurig darüber, dass dieses Weibsstück, das immer so fröhlich gewesen war, dessen Gelächter immer die Hallen von Walhalla zum Klingen gebracht hatte, endlich gegangen war.

Sie hat nicht zu uns gehört! Sie war nur eine Halbgöttin! Sie war zur Hälfte eine Untote gewesen! Odin hat richtig gehandelt und sie endgültig aus Asgard verbannt!

Heimdal nickte entschlossen - und fühlte sich mit einem Mal unglaublich elend, als er Lokis leise Stimme vernahm. Eine sonst so kraftvolle, unbeschwerte, so selbstsichere Stimme, die er gern als arrogant bezeichnete, die nun erschöpft und unendlich müde klang.

"Das... sie..." Loki schien mit sich selbst zu kämpfen und die Trauer siegte eindeutig über Stolz und Scham. Weitere Tränen glitzerten in seinen dunkelgrünen Augen und sein ganzer Körper zitterte sichtlich unter dem schwarzen Mantel. Kraftlos fiel er vor dem frischen Grab auf die Knie und legte einen kleinen Strauß Schneeglöckchen auf die dunkle Erde. Ehrfurchtsvoll, behutsam. So unendlich zärtlich.

"Sie... war mit Abstand das schönste... schönste Geschenk..." flüsterte der Gott des Unheils, der so viel Schaden unter den Menschen anrichten konnte, wenn Odin es von ihm verlangte, der jedoch nicht in der Lage gewesen war, eben dieses Unglück von sich und seiner Familie abzuwenden, gebrochen. "... das ich je bekommen habe... Thor... Heimdal..."

Der Gotteswächter blinzelte überrascht, denn es war nicht nur ungemein selten, dass Loki ihn bei seinem Namen nannte, nein, er hatte den Unheilsgott noch nie so gesehen. Oh, Loki konnte überheblich, konnte zornig, konnte zerstörerisch sein, aber selbst leidend?

Liebend!

Nein, so hatte er sich seinen ärgsten Feind nicht vorstellen können, nicht einmal in seinen schwärzesten Alpträumen, die ihn heimsuchten, seitdem er von Ragnarök gehört hatte, seitdem er um sein persönliches Schicksal wusste.

Ragnarök, das Ende der Welt.

Dann werden Loki und ich uns gegenüber stehen.

"... das schönste Geschenk..."

Heimdal schluckte und ein Kloß bildete sich in seiner Kehle, den er trotz intensiven Schluckens nicht los wurde. Er hatte Loki für verrückt gehalten, als dieser sich entschloss, die Weltenschlange und den Höllenhund bei sich aufzunehmen. Schon zu Beginn dachte Heimdal, dass Loki all das nur getan hatte, um sich über Odin hinweg zu setzen, und er fühlte sich in seiner Ahnung bestätigt, als Loki nichts unternahm, als ihm seine >Söhne<, wie er diese Kreaturen sogar genannt hatte, von Odin wieder weggenommen und in tiefe Kerker gesperrt und an feste Ketten gezwungen wurden. Daher sah Heimdal in dem immer fröhlichen Mädchen lediglich einen Fehltritt des arroganten Gottes, schließlich war Loki bekannt für seine wilden Affären und seine Schwächen für das hübsche Geschlecht. Über die Mutter wusste niemand etwas Genaues zu berichten, die Schicksalsgöttinnen munkelten hinter vorgehaltener Hand, dass sie wohl bei der Geburt der Halbgöttin gestorben war, und Heimdal konnte sich nie so recht erklären, warum Loki sie dann nicht abschob und bei irgendwelchen Menschen verbarg, Einfluss hatte er schließlich genug gehabt. Nein, Loki zog endgültig Odins Zorn auf sich, als er das kleine Bündel nach Walhalla brachte und hinter Odins Rücken aufzog. All dies ging gut, sechszehn lange Jahre. Bis der höchste Gott den Braten roch und noch in derselben Stunde seine furchtbare Rache walten ließ.

"... es tut mir so leid, Loki..."

Heimdal wurde aus seinen Erinnerungen gerissen, als er Thors Stimme hörte, die mit einem Mal ebenfalls extrem wackelig klang. Der Donnergott ging neben dem des Unheils auf die Knie und legte ihm eine Hand tröstend auf die Schulter. Tränen standen auch in Thors dunklen Augen.

Nein!

Das kann doch nicht wahr sein!

Jetzt heult der auch noch!

Sind wir Götter oder sind wir Memmen?

Heimdal holte tief Luft und wollte die beiden anschreien, aber plötzlich brachte er keinen Ton mehr heraus, der Kloß in seinem Hals war zu groß, verweigerte ihm seine Stimme.

Ich trauere NICHT! Ganz bestimmt nicht! Nicht um dieses blöde Gör! Wir sind doch viel besser dran ohne sie!

Dennoch konnte er das fröhliche Lachen nicht aus seinem Kopf verbannen. Loki und Heimdal waren vom Schicksal auserkoren worden, auf ewig Feinde zu sein. Lokis Tochter hatte dies jedoch anders gesehen und ihn jedes Mal so freudestrahlend empfangen, dass er sie in seiner Nähe toleriert hatte bei den Besuchen, wenn er zu ihrem Vater kam, um ihn erneut zu beleidigen, höhnisch auszulachen oder einfach zu einem Zweikampf herauszufordern, damit sie in Form blieben, denn niemand konnte vorhersagen, wann Ragnarök über sie herein brach. Heimdal wollte vorbereitet sein.

Genau, vorbereitet!

Ich bin NICHT dort hin gegangen, um diesen arroganten Schnösel oder diesen bescheuerten Blitzableiter zu sehen! Und ganz gewiss nicht, um dieses ständig schnatternde Weibsbild zu besuchen!

Ich muss vorbereitet sein, um ihn zu besiegen!

Selbstverständlich hatte Heimdal Odin nichts von dem kleinen Mädchen in Lokis Gemächern erzählt. Schließlich war er ein stolzer Gott, keine Petze! Oft war er bei dem Unheilsgott gewesen, besonders nach der Verbannung der Söhne, hatte sich oft mit ihm duelliert. Öfter als er es früher, vor ihrer Ankunft in Walhalla getan hätte.

Zu so einem Wettkampf hatten sie sich auch befunden, als Odin das Geheimnis lüftete und das Mädchen sofort vernichtete. Heimdal erinnerte sich noch ganz genau an Lokis verstörten Gesichtsausdruck, als er das Unglück spürte. Ohne einen weiteren Blick auf seinen Gegner zu werfen, war der junge Gott losgerannt - um zu spät zu kommen...

Er hätte sowieso nichts ausrichten können!

Heimdal kramte in seiner braunen Hose. Ihre eigentliche Kleidung bestand ja normalerweise aus langen Gewändern, aber niemand der jüngeren Götter hielt sich daran. Loki besaß sogar zwei Flügel, die er sich wie einen Kranz auf den Kopf setzen konnte. Aber schon vor langer Zeit entschied er sich dagegen, nachdem Heimdal und, was ihn wohl noch mehr gewurmt hatte, Thor in Lachen ausgebrochen waren, als sie ihn das erste Mal in seiner traditionellen Kleidung zu Gesicht bekamen. Sie orientierten sich viel lieber an der aktuellen Mode der Menschenwelt und da im Moment die europäische Mode sehr bequem zu tragen war und außerdem extrem schick aussah - wie sich Heimdal jeden Früh in seinem Spiegel vergewisserte - verwandelten sie ihre eingestaubten Roben in modische Jeans, luftige T-Shirts und sportliche Turnschuhe.

Nun hat Loki seine Kleidung schwarz gefärbt...

Nichts war mehr von dem einst so beschämten Gesicht zu sehen, das er bei dem Lachanfall der anderen Götter gezogen hatte. Jetzt wirkte es verzweifelt, so unendlich traurig.

Er ist der Gott des Unheils, er hätte doch am besten wissen müssen, dass es so enden würde!

Dennoch wäre ihnen allen wohl ein anderes Ende lieber gewesen...

Heimdal grollte, als er die zwei Trauerklöße vor sich betrachtete und zog zwei große Taschentücher aus seinen Hosentaschen. Er war ein mächtiger Gott, er war der Wächter und hatte außerdem übermenschliche Kräfte. Selbstverständlich. Das hielt jedoch Mutter Natur nicht davon ab, ihn mit einem gemeinen Heuschnupfen zu segnen, der sich in der warmen Frühjahrsonne mit Pauken und Pollen anzukündigen drohte.

"Hier, das ist ja nicht zum Aushalten!" brachte er schließlich hervor und wunderte sich, warum seine Stimme nun auch zitterte. Wirsch warf er den beiden jungen Männern je ein Taschentuch in den Schoß. "Ich will's aber gewaschen wieder zurück..." er betrachtete Thor, wie er sich ausgiebig die Nase putzte und ergab sich schließlich in das Schicksal, das wohl einer der Schwestern für ihn gewebt hatte. "Vergesst's. Ihr könnt's behalten."

"Danke." Thor schnäuzte sich erneut und Heimdal fragte sich, was der Donnergott noch alles in seiner Jackentasche hatte, als dieser mehrere Anläufe brauchte, um es sicher zu verstauen. Nach einigen Momenten des Schweigens entschied der Wächter jedoch, dass er lieber keine Antwort haben wollte.

Loki starrte von dem kleinen Blumenstrauß auf dem Grab auf das Taschentuch in seinem Schoß und hob den Stoff wie in Trance auf. Dann sah er hinüber zu Heimdal, seinem ärgsten... nein, seinem einst ärgsten Feind. Ihn hasste er nicht. Der Gott des Unheils war sich nicht mehr so sicher, ob er den anderen jungen Gott jemals gehasst hatte oder ob es nicht einfach nur eine Angewohnheit gewesen war, denn nun wusste er, was wirklicher Hass bedeutete. Hass, der in seinem Herzen raste. Hass, der nur Platz für eine Person ließ!

Ihm!

"Danke, dass du gekommen bist, Heimdal. Dass ihr beide gekommen seid." Sagte er und seine Stimme klang nicht mehr so bebend, sondern vielmehr tonlos. Jegliche Emotion wich aus seinem Gesicht, als er über Heimdals Schulter starrte. "Hel hätte sich darüber gefreut."

Thor runzelte, was Heimdal veranlasste, sich umzudrehen - und zu erstarren. Hinter ihm schwebte eine Gestalt in gleißendes Licht gehüllt, deren wahres Gesicht noch nie jemand gesehen hatte, kein Gott und erst recht kein Mensch.

Odin.

Heimdal stolperte einige Schritte zur Seite und rutschte auf dem Schnee, der im Schatten der großen Weide noch nicht vollständig geschmolzen war, aus. Er ruderte ein wenig mit seinen Armen, obwohl er genau wusste, dass er keinen Halt finden würde, verschloss dabei aber fest seinen Mund. Hier auf der Erde war er nicht so unverwundbar wie in Asgard, er würde sich sicherlich weh tun, aber er würde keinen Ton sagen. Nur nicht Odins Zorn auf sich ziehen, nur nicht seine Aufmerksamkeit erregen - das wäre fatal. Heimdal spürte, wie verärgert der älteste Gott auf Thor und ihn war. Dass sie es gewagt hatten, sich ihm zu widersetzen und zu der Beerdigung dieser halben Göttin zu erscheinen. Diesem Verräter, Loki, beizustehen!

Heimdal fiel - und wurde von zwei kräftigen Armen aufgefangen. Dieses Mal erhielt er jedoch keinen Stromschlag, als Thor ihm wieder auf die Beine half. Schweigend sahen sie sich an und dann zu Loki und dem hellen Licht hinüber.

Der junge Gott stand langsam auf und musterte den ältesten und mächtigsten aller Götter stumm. Heimdal wusste nicht, ob Loki nichts einfiel, das er sagen könnte, oder ob ihm einfach jedes Wort wie eine Verschwendung schien, konnte nichts, was er als Verteidigung hervorbrachte, das Geschehene rückgängig machen. Nichts konnte ihm seine Tochter, seine über alles geliebte Tochter zurück bringen.

"Erkennst du nun deine Sünde?"

Wie immer, wenn Odin sprach, schien seine gewaltige Stimme die Luft um sie herum, die komplette Welt zu füllen. Sie war allgegenwärtig. Selbst wenn man sich die Ohren zu hielt, vermochte man sie nicht, sie aussperren. Die drei jüngeren Götter wussten das nur zu gut.

Sünde?

Heimdal zog seine Augenbrauen zusammen, aber so recht verstand er die Worte Odins nicht, was nicht das erste Mal in seinem Leben wäre, nur dieses Mal erschien es ihm äußerst wichtig. Denn nur wenn er die Sünden seines Feindes verstand, verstand er den Feind selbst. Und nur wenn er den Feind verstand, konnte er ihn besiegen!

Sünde?

Dass Loki eine Sterbliche verführt hat, das ist doch nichts Neues. Das hat Odin ihm immer durchgehen lassen. Dass er sich Odins Befehl widersetzte, ist doch auch ein alter Hut. Odin hatte immer viel übrig für Loki, dass er ihm immer alles durchgehen ließ.

Ja, hatte...

"Es ist doch keine Sünde, seine Tochter zu lieben..." flüsterte Thor und erstarrte, als ihm bewusst wurde, dass er seine Gedanken wirklich laut ausgesprochen hatte. Ein Blitz, viel heller als all die Kunstwerke, die Thor mit seinem Hammer erschaffen konnte, schoss aus dem Licht und im nächsten Moment lag der Donnergott im Schlamm, sein bebender Körper gegen den Stamm der Weide gepresst.

Heimdals erster Gedanke war, zu ihm zu laufen und ihm zu helfen, denn auch wenn ihn der junge Gott nervte und er ihn absolut nicht leiden konnte, so würde es verdammt einsam werden, sollte er nicht mehr ständig in seine Gemächer geschneit kommen, um ihn zu einem Schachspiel oder ähnlichem Unfug zu überreden. Schmerz fuhr jedoch im nächsten Moment durch seine Beine und unfähig, sich weiter zu bewegen, sank er auf die Knie. Violette Strähnen hingen in sein Gesicht und er blinzelte sie fort. Nein, er würde nicht stöhnen! Er war ein Gott, er zeigte keine Schwäche. Niemals!

"Siehst du nun deine Schuld?"

Erneut diese laute und zugleich so sanfte Stimme. Monoton klang sie. Maßlos enttäuscht von ihrem Lieblingsgott.

Sünde? Schuld?

Heimdal verstand Odin nicht wirklich und er ahnte, dass es Loki ähnlich ging. Der junge Gott musterte das Licht vor sich schweigend, dann drehte er sich um und ging davon. Ganz einfach so. Nein, er lief nicht weg, seine Schritte waren dafür viel zu entschlossen und bei weitem nicht schnell genug. Ein warmer Frühjahrswind hüllte die Gestalt ein und Heimdal konnte zwischen dem schwarzen Stoff, der leicht bewegt wurde, geballte Fäuste sehen, die heftig bebten.

Vielleicht verstand Loki die Worte Odins.

Aber es war offensichtlich, dass er sie nicht akzeptierte.

Im nächsten Moment war er von der Erde verschwunden, war nach Asgard zurück gekehrt. Und hatte es gewagt, ihren höchsten Gott ganz einfach zu ignorieren.
 

***
 

"Wach auf! Heim! Es ist wichtig!"

Heimdal wurde brutal aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen, als die Tür zu seinem Schlafgemach förmlich aus den Angeln sprang und krachend zu Boden ging.

"Was...?" murmelte der Wächter müde. Normalerweise benötigte er keinen Schlaf als Gott, aber da diese Betten so gemütlich waren und Träume eine angenehme Abwechslung darstellten, hatte er sich über die Zeit daran gewöhnt und kam kaum mehr ohne Schlaf aus - oder einfach ohne die Momente, in denen er faul umherliegen und den Alltag für ein paar Stunden vergessen konnte.

Eigentlich wäre ihm als Wächter Schlaf ja sogar untersagt, aber seit Äonen von Zeitaltern war niemand in Walhalla eingebrochen, da würden sich niemand ausgerechnet diese Nacht dazu heraussuchen.

Nein, Feinde der Götter taten dies wahrlich nicht. Dafür aber ein ganz bestimmter Donnergott.

"Es geht um Loki!"

Thor sprang mit solcher Wucht auf Heimdals Bett, dass dieses nachgab und die beiden Götter plötzlich einen Meter tiefer saßen. Heimdals rote Augen leuchteten unheilverkündend in der Dunkelheit, als er sein weißes Nachthemd raffte und sich stapfend einen Weg durch seine plüschigen Kissen bahnte.

"Dafür wirst du büßen!" schrie er aufgebracht und schlug zu - nur, um wieder einen Stromschlag zu erhalten. "Das ist unfair! Erst..."

"Hör auf zu winseln, Heim! Es geht um Loki! Du musst sofort mitkommen, denn allein schaff ich's nicht! Bitte, Heim!"

Es war nicht nur der ungewohnt häufige Gebrauch seines Spitznamens, sondern vor allen Dingen die Tatsache, dass ihn Thor, der ach so stolze Gott des Donners, um etwas bat und ihm nicht wie sonst etwas befahl, was Heimdal inne halten ließ. Skeptisch musterte er den jungen Gott vor sich, der einen flauschigen Pyjama in Blau trug - die neuste Mode der Erdenbürger - und holte schließlich tief Luft. Das Bett konnte er auch später noch reparieren, genauso, wie er Thor später noch für dessen Zerstörung verprügeln würde.

"Was ist los? Was ist mit Loki?" Er redete sich ein, dass er nur nachfragte, um Thor los zu werden und endlich wieder seine Ruhe zu haben, aber etwas in dunklen Augen ließ ihn unbewusst schaudern. Thor hatte Angst. Echte Angst. Das hatte er nie. Nie!

"Er vollführt den Ritus." Thor packte nun Heimdal bei den Schultern und wollte ihn mit sich ziehen.

"Ja, und? Er ist ein Gott, natürlich vollführt er einen Ritus. Ich glaube kaum, dass er dazu unsere Hilfe braucht!" Der Wächter befreite sich aus Thors Umklammerung und sprang von der nun lädierten Matratze. Genervt ging er in sein Wohngemach, dicht gefolgt von Thor.

"Nicht irgendeinen Ritus, Heim. DEN Ritus!" Thor schluckte hörbar und Heimdal, der nach seinem dunkelgrünen Hemd griff, um es über sein Schlafgewand zu streifen, drehte sich langsam um. Thors Angst verwandelte sich allmählich in Todesangst. Heimdal hatte diese erst einmal in seinem Leben bei einem Gott gesehen. Vor nicht all zu langer Zeit. Als Loki bewusst wurde, dass Odin seine Tochter vernichtete.

"Welchen..."

"Den Ritus von Niflheim." Flüsterte Thor und sah für einen Moment so aus, als müsste er sich übergeben. Aber er riss sich zusammen und hob seinen Hammer, den er, ohne dass Heimdal es bemerkte, gezogen hatte. Das Objekt glühte golden.

"Ist der bescheuert?!" Heimdal schüttelte seinen Kopf und lief dann dem Donnergott hinterher, ohne sich weiter darum zu kümmern, dass er sich noch immer in seinem Nachthemd befand. Ein Schnipp hätte genügt, um den Stoff in eine angemessenere Kleidung für einen Wächter zu ändern, aber er dachte nicht daran. Seine Gedanken waren einzig auf seinen Feind konzentriert, und er konnte nicht glauben, dass Loki so dumm sein würde, ausgerechnet diesen Ritus anzuwenden.

So dumm...

... oder so verzweifelt.

"Das kann ihn den Hals kosten!" rief Heimdal und seine nackten Füße klatschten auf dem kalten Marmor, als er Thor folgte, dessen Hammer das einzige war, das die Nacht zu erhellen schien. Lokis Gemächer lagen am anderen Ende von Walhalla und da Odin nicht wollte, dass in seinem Schloss plötzlich irgendwelche Gestalten hinter ihm erschienen, konnte man nicht so einfach auftauchen und wieder verschwinden, wobei er sich selbst von dieser Regelung ausschloss. Es war seine Welt, er konnte in ihr walten, wie es ihm beliebte. Daher mussten sie nun den ganzen Weg rennen, was nicht unbedingt sehr göttlich aussah. Der gehetzte Ausdruck auf ihren Gesichtern noch weniger.

Endlich, es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, erreichten sie Lokis Gemächer. Heimdal war schon oft hier gewesen, aber die großen, weitausladenden Räume, über die er noch vor wenigen Tagen gespottet hatte, kamen ihm mit einem Mal still und verlassen vor - und er wusste, dass dies nicht nur an der Nachtzeit lag.

Ihr Lachen fehlt.

Hels Lachen...

Heimdals Schritte wurden immer langsamer und verhalten schließlich, als er in dem breiten Flur stehen blieb und in die Zimmer spähte. Die Türen standen offen, waren zu keiner Zeit verschlossen gewesen, als sie noch hier lebten. Alle drei, Lokis Familie.

Ein Schauer jagte über Heimdals Rücken, da er die Plasteknochen, die Plüschtiere und die kleinen Bälle, von denen der junge Gott wusste, dass sie nervtötend und tagelang klingeln konnten, in einem viel zu großen Hundekörbchen sah. Eine Decke lag darin, die liebevoll zusammen gefaltet war, bereit, den Hund zuzudecken und ihm einen geborgenen, sicheren Schlaf zu garantieren. Nur, dass der Hund nie mehr zurückkehren würde.

Frenrir.

Im nächsten Zimmer stand ein großes Aquarium aus Glas, das beinahe den kompletten Boden ausfüllte. Es war mit Sand gefüllt und Heimdal erkannte eine weiche Plüschmaus, die in der äußersten Ecke hinter einem Kaktus vergraben war. Wasser glitzerte im Licht der Sterne in einem kleinen Bassin, das in der Mitte des Aquariums eine einladende Erfrischung bot. Es wurde regelmäßig gesäubert, auch wenn hier wohl nie jemand mehr Baden und dabei einen lachenden Gott mit Wasserbällen bewerfen würde.

Midgar.

Heimdal schluckte, als der wohlbekannte Kloß in seinen Hals zurückkehrte und seine Beine wurden ganz steif, so als wollten sie ihn nicht weiter tragen, ihm nicht das letzte Kinderzimmer offenbaren. Ihr Kinderzimmer. Es war voller Puppen, ein wahres Paradies für jedes kleine Mädchen. Traurige Knopfaugen diverser Teddys schauten nun auf ein Teeservice, aber die Party würde wohl nie beendet werden, auch wenn der Kuchen auf den Tellern frisch wirkte.

Hel.

Heimdal fuhr sich mit eiskalten Händen über das plötzlich heiße Gesicht. Loki war sein ärgster Feind. Sie würden sich gegenüberstehen am letzten Tag der Welt, an Ragnarök. Und dennoch... dennoch konnte Heimdal dem arroganten Gott des Unheils nicht abstreiten, dass er seine Kinder wirklich geliebt hatte, egal, wie missgeformt oder unwillkommen sie auch gewesen waren. Sie waren seine Familie gewesen.

Eine Familie...

"Heim! Komm! Schnell!" schrie da Thor plötzlich auf und riss den Wächter aus seinen trüben Gedanken. Es kostete ihn all seine Überwindung, sich von den Kinderzimmern und den Erinnerungen an fröhliches Gebell, Zischen und Gelächter abzuwenden und Thors verzweifelter Stimme zu folgen.

"Bin schon..." Der Rest des Satzes blieb ihm in der Kehle stecken, als er endlich Lokis Schlafgemach erreichte. Das Bett war zur Seite gerückt worden und der junge Gott saß in der Mitte des Raumes. Noch immer trug er seine Trauerkleidung, die er wohl nie mehr gegen die sonst so grellen Hemden und Hosen eintauschen würde. Sein Gesicht war im Licht einiger Kerzen ungewöhnlich aschfahl, die Augen gläsern und leer. Seine Hände hatte er in seinem Schoß gefaltet, so als würde er beten, einen Akt, der nur Menschen zustand, da Götter ihn nicht für nötig erachteten. Blauer Nebel stieg um ihn herum empor und Heimdal musste zwei Mal hinschauen, bis er das Pentagramm sah, auf dem Loki saß, mit dem er den Ritus beschwor, der ihn das Leben kosten konnte, Göttlichkeit hin oder her.

Der Ritus von Niflheim wird ihn direkt ins Totenreich führen - ohne Hoffnung auf Rückkehr. Jemals wieder.

"Ich komm allein nicht durch seine Schutzwall!" brachte Thor hervor und wie zum Beweis hielt er seinen Hammer in Lokis Richtung, nur, um im nächsten Moment vor dem Bett zu liegen.

Er will wirklich sterben...

Heimdal betrachtete Lokis entspanntes Gesicht und mit einem Mal war ihm unglaublich übel.

Nein, er will nicht sterben, er will nur zu seiner Tochter.

Aber das ist der falsche Weg!

"Da mach ich nicht mit!" Plötzlich war Heimdal unsagbar wütend. "Was soll das, Loki? Ich bin derjenige, der dich laut Vorsehung töten soll, nicht du selbst, du Volltrottel!" schrie er aufgebracht und wartete nicht auf ein Zeichen der Zustimmung von Thor, als er ebenfalls den Stiel des Hammers umgriff und gemeinsam mit dem Donnergott die unsichtbaren Schranken durchbrach.

"Loki..." Thor rüttelte den Gott des Unheils heftig, so dass der Kopf mit dem braunen Schopf, der trotz übernatürlicher Kräfte und Magie nie zu bändigen war, hin und her flog. "Tu uns das nicht an! Das ist doch keine Lösung! Das..."

"Idiot!" War alles, was Heimdal zu sagen hatte, während er sich daran machte, das Pentagramm zu neutralisieren. Es fiel ihm nicht leicht, denn Loki war stark, aber er selbst war auch kein Schwächling. Während Thor den noch immer apathisch wirkenden Gott aus der Mitte des Raumes zerrte und schließlich in seinen Armen wiegte, gelang es Heimdal endlich und die Verbindung zur Unterwelt wurde getrennt.

In dem Moment, als sich Heimdal siegessicher grinsend zu den anderen beiden umdrehte und sagen wollte, dass alles wieder in Ordnung wäre, hob Loki seinen Kopf und dunkelgrüne Augen fokusierten sich auf Heimdal, er schien aus seiner Trance zu erwachen. Der Gott des Unheils riss sich plötzlich aus Thors Umarmung und stürmte auf den Wächter zu, mit weit geöffneten Armen, durch den schwarzen Mantel unheimlich wirkend. So bedrohlich.

"NEIN!!!"

Heimdal konnte den Schrei nicht zuordnen. Weder wusste er, ob er aus Lokis oder Thors Kehle stammte noch ob er ihn sogar selbst ausgestoßen hatte. Im nächsten Moment explodierte seine Welt und unsagbare Pein hüllte ihn ein.
 

***
 

Mein rechtes Auge.

Schmerzen.

Mein rechtes Auge.

Unerträgliche Schmerzen.

Mein rechtes Auge.

Schmerzen.
 

***
 

Heimdal saß wie betäubt vor dem großen Steinthron in dem Festsaal Walhallas und starrte auf seine schweren Stiefel. Die Ordnung sowie die Höflichkeit hätten es ihm zwar geboten, zu dem höchsten Gott aufzuschauen, aber er konnte es nicht. Das gleißende Licht bereitete seinem linken Augen Höllenqualen, während das rechte Auge leicht pochte. Zumindest so lange er sich nicht all zu rasch bewegte.

Sein rechtes Auge... oder besser gesagt, das, was davon noch übrig geblieben war: Eine tiefe, schwarze Höhle, die er nun notdürftig mit einigen Strähnen seines violetten Haares zu verbergen suchte. So recht mochte es ihm nicht gelingen. Genauso wenig, wie er glauben konnte, dass Loki ihn so hinterhältig verraten hatte. Ja, sie waren Erzfeinde, vom Schicksal dazu auserkoren, gegeneinander die Waffen zu erheben, wenn das Ende der Welt nahte, dennoch hätte Heimdal dem Gott des Unheils niemals zugetraut, ihn so schändlich zu hintergehen.

Vorsichtig hob er seine rechte Hand und befühlte den noch immer angeschwollenen Wangenknochen, wusste, dass er das Lid nicht zu öffnen brauchte, er würde auf dieser Seite sowieso nichts sehen.

"... und wegen dieses Vorfalls und in Anbetracht seines Verhaltens mir gegenüber während der letzten..."

Heimdal hörte nur halbherzig dem zu, was Odin ihnen zu sagen hatte. Zu tief saß die Enttäuschung, zu tief brodelte der Hass in seinem Inneren.

Ich habe ihm helfen wollen, damit er nicht in die Unterwelt hinab fährt!

Und er hat mir mein rechtes Auge gestohlen!

Oder hatte Loki den Ritus von Niflheim einfach nur inszeniert? Wissend, dass Thor versuchen würde, ihn abzuhalten und beim Scheitern ihn, Heimdal, hinzuziehen würde? War das alles nur eine Falle gewesen und Heimdal war blindlings hinein getappt?

Verdammt!

"... deshalb habe ich ihn auf die Erde verbannt ohne Chance, je wieder nach Asgard zurück zu kehren. Sein Anrecht auf Göttlichkeit hat er verwirkt..."

Odins Worte drangen durch seine trüben Gedanken und er hörte Thor neben sich nach Luft schnappen. Heimdal hob seinen Kopf und verzog geblendet sein gesundes Auge. Als es ihm endlich gelang, Odins Helligkeit ein wenig auszugrenzen, sah er den Grund für das Luftholen des Donnergottes. Odin hatte vor ihnen einen Spiegel erschaffen, aber sie sahen nicht ihr Ebenbild darin, sondern einen Jungen von acht, vielleicht neun Jahren, der durch ein altes Haus schlenderte, das offensichtlich verlassen war. Ein junger Mann Mitte der Zwanzig folgte ihm, strich sich einige Strähnen seines langen dunklen Haares hinter die Ohren, während er angeregt redete. Worte, die weder Heimdal noch Thor hören konnten, dafür aber der Junge, der geduldig zuhörte und ab und an nickte. Ein sanftes Lächeln lag auf seinem Gesicht, das seine dunkelgrünen Augen erreichte.

Der Junge trug schwarze Kleidung.

"Loki?" flüsterte Heimdal verwirrt und beugte sich vor, um besser in den Spiegel sehen zu können. Wie war das möglich? Wie konnte ein Gott in einen kindlichen Körper gesperrt werden? Denn dass Loki diese Gestalt nicht freiwillig angenommen hatte, lag auf der Hand. Als Kind hatte man kaum Rechte, konnte sich in der Welt der Menschen schlecht behaupten. Und man sammelte weitaus weniger Pluspunkte bei den Frauen, die dann eher die liebe Mutter als die heiße Geliebte spielten.

"Ja, das ist die Strafe, die ich ihm auferlegt habe. Er wird nicht mehr nach Asgard zurückkehren und er wird auf der Erde als Kind wandeln." Odins Stimme dröhnte in Heimdals schmerzendem Kopf und er unterdrückte ein Stöhnen, als er den jungen Mann an Lokis Seite erkannte, seine menschliche Form, die nur Loki ihm geben konnte.

Schaut so aus, als hätte der Gott des Unheils nicht alle seine Kräfte verloren...

"Midgar?" fasste Thor Heimdals Gedanken in Worte und hielt seinen Hammer fester. "Wie ist das möglich? Wie ist er..."

"Loki hat ihn beschworen. Er hat herausgefunden, in welchem Kerker er schlummert und hat ihn mit sich auf die Erde genommen." Odin erhob sich und der Spiegel verschwand. Das letzte, was Heimdal in ihm noch sehen konnte, war, wie sich der Junge Loki zu seinem erwachsenen Sohn umdrehte und diesen umarmte.

Alles nur Show! Er hat mir mein rechtes Auge gestohlen!

"Loki hält sich nicht an die Regeln! Dies ist meine Welt und ich werde ihn in dieser nicht länger dulden!" Odins Stimme wurde immer lauter und Heimdal konnte nicht länger ein gequältes Stöhnen unterdrücken. Er starrte erneut auf seine Stiefel und presste seine rechte Hand auf die schmerzende Höhle.

"Geht ebenfalls zur Erde und tötet ihn. Löscht ihn aus. Ein für alle Mal!" Odins helles Leuchten nahm zu, füllte bald den ganzen Palast, ja ganz Asgard aus. Dann war er verschwunden. Gerade noch rechtzeitig, denn keine Sekunde später rutschte Heimdal von seinem Stuhl auf die Knie und hielt nun mit beiden Händen die quälende Stelle in seinem Gesicht fest.

"Heim?" Thor eilte sofort zu ihm, stützte ihn, als er umzukippen drohte.

"Dafür wird er büßen! Dafür wird dieser Verräter büßen!" zischte der Wächter und schüttelte heftig seinen dröhnenden Kopf. "Wenn mir Odin nicht gerade den Befehl erteilt hätte, ich wäre auch so zur Erde gegangen und hätte ihn dafür getötet. Er hat mein Auge gestohlen, dieser verfluchte Lügner!"

Thor setzte sich zurück auf seine Fersen und betrachtete den jungen Gott ihm gegenüber schweigend. Schweigend und traurig.
 

***
 

Laue Luft, die sich schon viel zu warm für einen Frühlingstag anfühlte, fuhr sanft durch die Knospen der Kirschbäume. Bald würden sie in voller Blüte stehen und vielen Menschen in Japan Freude bereiten, würden in weite Parks zu fröhlichen Picknicks und lustigen Volksfesten mit Losbuden und Riesenrädern einladen. Die Sonne versank gerade am Horizont, färbte den Himmel in schimmernde Orange- und Rottöne. Kein Wölkchen war zu sehen, es versprach, eine sternenklare Nacht zu werden. Genau das Richtige für verliebte Pärchen und Romantiker.

Der Junge, der leicht schwankend die kleine Seitenstrasse hinab taumelte, war jedoch alles andere als romantisch gestimmt, noch war er verliebt, er wusste nicht einmal, was so toll an der Liebe sein sollte und hielt sie für etwas, das nur Schwächlingen zustieß, nicht ihm. Denn er war nicht schwach.

Er trug zwei schwere Taschen, die bis zum Rand mit frischem Obst und Fertiggerichten gefüllt waren. Ihm schien der warme Frühlingsabend umso weniger zu gefallen, da er über dem Gewicht seines Einkaufs noch mehr ins Schwitzen geriet. Entnervt schleppte er sich um die Ecke und stellte seine Ladung erst einmal auf eine kleine Wiese, die grünte und bereits die ersten Frühjahrsblüher zeigte, Schneeglöckchen und Krokusse.

Ich hätte auch zwei Mal gehen können, das schaff ich sowieso nie bis nächste Woche.

Der Junge holte tief Luft und fuhr sich mit der rechten Hand über das Gesicht, um den Schweiß fort zu wischen. Dabei lüftete er ein paar Strähnen seines violetten Haares, das ihm fast bis auf die Schultern reichte, und kniff geblendet sein rechtes Augenlid zusammen, damit niemand sah, dass sich dahinter nur eine dunkle Höhle verbarg. Er wollte nicht, dass ihn die Menschen so seltsam anstarrten. So voller Mitleid auf einen kleinen Jungen, der in ihren Augen schwach und hilflos war.

Dumme Menschen! Ich hasse sie!

Heimdal griff in die Taschen seiner kurzen Hose und forschte nach seinen Handschuhen, die er sich schließlich überstreifte. Leichter würden die Taschen davon sicherlich nicht werden, aber dafür würden sich die Henkel vielleicht weniger in seine Handflächen bohren.

Ich hätte es wissen müssen!

Heimdal galt als Lokis Erzfeind. Daher war es nur natürlich gewesen, dass Heimdal in derselben Gestalt auf die Erde gelangte wie Loki auch - was in seinem Fall bedeutete, dass sich der Wächter der Götter ebenfalls in dem Körper eines Jungen wiederfand. Eines gerade neun Jahre alten Jungen. Nur, damit sie sich bei Ragnarök als gleichwertige Gegner gegenüber stehen konnten.

Verdammt!

Alle anderen Götter, die Thor und ihm folgten, durften in ihrer wahren Gestalt kommen: Die Schicksalsgöttinnen sowie die Geschwister Freyr und Freya. Gut, Freya wurde ebenfalls in einen Kinderkörper gesperrt, konnte diesem aber immer häufiger und immer länger entkommen, bis sie nun fast den ganzen Tag als junge, aber dennoch erwachsene Frau durch Japan stolzierte.

Jeder kann hier seinen Spaß haben, nur ich hab mal wieder die Arschkarte gezogen!

Heimdal ballte zornig seine Fäuste, dann bückte er sich, um seine Einkaufstaschen wieder aufzunehmen. Dabei notierte er sich in sein mentales Notizbuch, dass er sich abgewöhnen musste, für vier Personen einzukaufen. Jetzt, da Freyr nicht mehr in der WG wohnte, da er doch seine Schwester wieder gefunden hatte und mit ihr quer durch Japan, manchmal sogar quer durch die ganze Welt reiste. Auch Thor, der früher öfters hereingeschneit kam, um sich bei ihm den Bauch voll zu schlagen, blieb immer länger fern. Und die Schicksalsgöttinnen? Diese studierten doch tatsächlich im Ausland! Letzte Woche war es Heimdal das erste Mal in dem vollen Jahr, das er bereits auf der Erde verbringen musste, passiert, dass er schlecht gewordenen Fisch hatte wegwerfen müssen. Normalerweise hätte er den Kühlschrank leer vorgefunden, nicht unangetastet.

Heimdal ignorierte den Gedanken an eine stille Wohnung, in der niemand auf ihn wartete, nicht einmal Gullinbrusti, Freyrs verrücktes Hausschwein, und schleppte sich und seine Lebensmittel drei Schritte weiter.

Helles Lachen ließ ihn zusammen fahren. Er kannte diese Stimme. Oh ja! Er kannte sie nur zu gut! War sie doch der Grund für seinen erbärmlichen Körper, für seine lange Qual auf der Erde ohne Aussicht auf Rückkehr.

Ich habe noch immer den Befehl, ihn zu töten.

Und dennoch war es ihm nicht gelungen, in all den Monaten nicht. Weder mit der Hilfe von Thor, der sich nach nur wenigen Kämpfen auf die Seite des Verräters schlug, noch mit den Prophezeiungen der Schicksalsgöttinnen. Ja nicht einmal die Heraufbeschwörung von Hels Seele konnte Loki zu Fall bringen. Nach einem Jahr ging es dem Gott des Unheils besser als je zuvor.

Heimdal schlich hinüber zu dem Zaun, an dem ein Schild mit der Aufschrift >Enzyaku Detektei< hing. Das war nun Lokis neues Zuhause geworden, eine Detektei für Verrückte, wo er Mysterien oder >Mysteries<, wie dieses nervtötende Weibsbild ständig zu sagen pflegte, aufklärte. Zu Beginn glaubte Heimdal noch, dass Loki die bösen Geister einfing, um mit ihrer Energie nach Walhalla zurückkehren zu können. Dann aber entschied sich Loki, der Thor und die Schicksalsgöttinnen auf seine Seite gezogen und den Geist seiner Tochter erlöst hatte, nicht gegen Odin in den Kampf zu ziehen, sondern auf der Erde zu bleiben. Die anderen Götter blieben mit ihm - und auch ein wutentbrannter Heimdal, der innig gehofft hatte, um ein weiteres Jahr in einer unglaublich langweiligen Grundschule herum zu kommen.

Es ist alles seine Schuld!

Heimdal spähte durch die Stäbe zu dem alten Haus hinüber. Das Wohnzimmer war hell erleuchtet und das Fenster geöffnet. Midgar, der sich in dieser Welt Yamino nannte, schritt an diesem vorbei und schenkte allen Personen, die sich um einen runden Tisch versammelt hatten und Karten spielten, vorsichtig Tee nach. Thor - dieser Verräter! - dankte ihm und nahm sich noch zwei weitere Kekse von der großen Platte in der Mitte des Tisches - meine Plätzchen waren wohl nicht mehr gut genug gewesen?

"Ich glaube, ich habe schon wieder verloren." Sagte Loki und zuckte hilflos seine Schultern, als Thor in fragend ansah und dieses dumme Weibsbild - ihr Name war, so glaubte Heimdal, sich dunkel erinnern zu können, Mayura - sprang darauf hin von dem Sofa, auf dem sie mit Loki gesessen hatte, auf und rannte jauchzend durch den Raum.

"Ich hab gewonnen! Ich hab gewonnen! Ich hab gewonnen!"

"Du hast sie absichtlich gewinnen lassen, oder, Daddy?"

Daddy. Es gab wohl nur einen Sohn auf dieser Welt, der seinem Vater, einem mächtigen Gott noch dazu, eine englische Anrede gab, und diese vollkommen falsch aussprach. Eine Eigenart, die er bereits in Walhalla gepflegt hatte und die Loki nur zu gern angenommen hatte, egal, wie oft Thor und Heimdal versucht hatten, ihm den Fehler zu erklären.

Heimdal brauchte einige Augenblicke, um auf Lokis Schoß das Fellknäul zu entdecken. Der junge Gott trug noch immer dunkle Kleidung, wenn auch nun etliche Nummern kleiner, so dass Heimdal Fenrir beinahe übersehen hätte. Der Höllenhund, dessen wahre Gestalt die eines Wolfes war, lag nun in Form eines schwarzen Welpen auf den Beinen seines Vaters und genoss jede einzelne Streicheleinheit sichtlich.

Er hat mein rechtes Auge gestohlen!

Er hat Odins Gesetze gebrochen!

Er hat gegen Odin aufbegehrt und wurde deshalb verbannt!

Heimdal beobachtete, wie Thor eine weitere Runde Karten ausgab und sogar Midgar dazu überreden konnte, ein Spiel zu wagen. Sie alle lachten und Loki, der in ihrer Mitte saß, lächelte glücklich.

Glücklich!

Wieso ist der glücklich, wenn er doch der Böse ist!

Heimdal umklammerte unbewusst die Stäbe und starrte hinauf zu dem Fenster, das in der rasch hereinbrechenden Dunkelheit das einzige Licht war. Der Schein erreichte den Wächter der Götter jedoch nicht mehr, er stand bereits im Schatten. Abseits. Wie damals. Wie immer.

Er soll leiden! Er soll leiden! Er soll leiden!

Und dennoch war es Loki, der inmitten seiner Freunde, seiner selbst erwählten Familie saß und so fröhlich war wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Er soll leiden! Er soll leiden! Er soll leiden!

Und dennoch war es Heimdal, der außerhalb dieses Glückes stand, sich leer und ausgelaugt fühlte.

Er wollte wieder nach Hause, wobei er nicht wahr nahm, dass er damit nicht Asgard oder Walhalla meinte.

"... du bist heute einfach zu gut, Mayura..."

"... noch etwas Tee, Loki-sama?"

"... ein Plätzchen könnte ich schon noch vertragen. Oder zwei..."

"... ich hab heute Glück. Oder ist das ein Mystery?"

"Daddy."

Heimdal seufzte tief, bevor er sich letztendlich abwandte und die Lebensmittel ergriff, die er niemals allein würde aufessen können. Mit gesenktem Kopf, damit violette Strähnen komplett das fehlende Auge verdeckten und damit niemand seinen Gesichtsausdruck sehen konnte - besonders jetzt nicht - schlich er langsam davon. Dabei bemerkte er nicht einmal, dass er ein Schneeglöckchen zertrat, das tapfer auf dem unebenen Weg direkt vor dem Tor gewachsen war.

Ein Adler kreischte irgendwo in der Dämmerung, aber der Wächter drehte sich nicht nach ihm um. Natürlich gehörte dieses Wesen zu ihm, half es ihm doch in Asgard, auf die Welt der Götter aufzupassen, wo er es immer hatte fliegen lassen, sich kaum darum kümmerte. Das rächte sich, sobald sie auf der Erde ankamen. Ab und an ließ sich der Adler zwar noch immer dazu herab, sich auf seine Schulter zu setzen oder doch den einen oder anderen Befehl anzunehmen, aber auch er blieb immer häufiger weg und Heimdal fragte sich zynisch, ob er nun auch zu Loki flog, um sich an dem Kartenspiel zu beteiligen.

Thor kann ihm ja einen halben Keks abgeben!

Und Loki kann ihn streicheln, so wie er dieses verdammte Hundeviech knuddelt!

Heimdal seufzte tief und verschwand in der Dunkelheit.

Ja, vielleicht war dies ein wunderschöner Tag gewesen für Loki und die anderen Götter, vielleicht sogar für die Japaner, die sich auf einen prächtigen Frühling und einen warmen Sommer freuten. Heimdal jedoch konnte keine Schönheit in ihm entdecken.
 

***



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Rayaki
2006-08-30T13:34:34+00:00 30.08.2006 15:34
erst einmal mochte ich sagen dass du eine beghabte und total tolle geschichten-schreiberin bist. meinerseits ist es erst einmal ein wunder das ich mal einen kommentar dalasse aber hier musste es einfach sein! ich liebe autoren die mehr als nur eine seite als kapitel ansehen aber die anderen mag ich auch(solange die geschichten gut sind)*ggg* das sollte jetzt nicht als beleidigung aufgefasst werden^^'

deine ff ist einfach spitze ich finde du hast alles wunderbar rüberbringen können: romantik, wut, ärger, trauer und natürlich witz und frohsein. es ist alles ausgeglichen. nicht zu viel von dem einen und nicht zu wenig von dem anderen .einfach spitze.

weiter so und viel glück
_Arja_
ciao
Von: abgemeldet
2004-12-29T10:59:21+00:00 29.12.2004 11:59
Ja ja, ich habe es tatsächlich geschafft, ein Kommentar zu dieser wundervollen Fanfic zu schreiben!!! *sich selbst wunder* Es hat ja auch ganz schön lange gedauert. Was aber daran liegt, dass ich nicht immer so viel Zeit zum lesen habe und diese Geschichte ja nicht gerade kurz ist.

So, kommen wir mal zum eigentlichen Thema. Hm...eigentlich wurde alles schon gesagt. Dank ShamanT und Dads hab ich jetzt kaum noch was zu sagen...-.-° Na ja, was soll's! April, du hast es mal wieder geschafft, alle mit deiner einmahligen Art des Erzählens zu verzaubern. Du siehst ja, selbst wenn man die Vorlage nicht kennt (was bei dem Manga/Anime nicht verwunderlich ist) hat man die Möglichkeit, mitzukommen. Das schaffen nur wirkliche Autoren!

An dieser Stelle möchte ich noch allen, die das hier lesen, aber die Geschichte selbst noch nicht gelesen haben sagen: Bitte lest euch die Fanfic durch! Es ist wirklich ein kleines Meisterwerk. ^-^

::Shion:: (alias Arisu)
Von: abgemeldet
2004-06-26T17:54:20+00:00 26.06.2004 19:54
Zunächst muss ich gestehen, dass ich vor dem Lesen dieser FanFic keinerlei Ahnung von der Animeserie hatte, eigentlich nicht einmal, dass eine mit einem derartigen Thema existieren könnte. Als Fan der unterschiedlichen Götterwelten war ich natürlich sofort begeistert, als ich die (im übrigen ausgezeichnete) Charakterbeschreibung las. Loki (ein Gott, den ich wegen seiner Listen immer favorisiert habe, bevor ich herausfand, dass er der "Böse" war - so spielt das Leben) wird als Kind auf die Erde geschickt, seine unheimlichen Kinder (Ungeheuer wie die Midgarschlange, der Höllenhund Fenrir und die Herrscherin des Totenreichs, Hel) tauchen als geliebte Familie auf. Keiner der Konflikte fehlt (außerdem wird in keiner der Sagen jemals erwähnt, dass Loki etwas gegen seine Sprösslinge hat), Heimdal gegen Loki (auf gleicher Stufe), der einfältige, aber gutmütige Thor, die rätselhaften Nornen, Freya (wieso wurde sie eigentlich verbannt? Ich dachte, sie wäre Odins Frau) und darüber der allmächtige, Odin, der einen tiefen Groll gegen den sympathischen Feuergott hegt.

Jetzt zum eigentlichen Inhalt des Kommentars: die vom Autor erzählte Geschichte. Soweit ich das beurteilen kann, wurde sie gut in die existierende Welt eingefügt und die Konflikte Heimdals werden gut und überzeugend geschildert. Einerseits ist er mein Feind, andererseits versucht er mit mir Frieden zu schließen. Er stahl mein Auge, aber tat er das absichtlich? Er bietet mir Hilfe an, wieso schlage ich sie aus? Diese innere Zerrissenheit und die Anfälle Heimdals, seine Freundschaft mit Thor, der aber auch mit seinem Erzfeind verkehrt und die zunehmende Unsicherheit Heimdals, was seinen Auftrag angeht, machen die Geschichte auf jeden Fall lesenswert. Dazu wird noch auf die Beziehungen und Unternehmungen der Götter auf Erden eingegangen, ohne es zu übertreiben. Lokis Verbundenheit zu Mayura, einer von Mysterien besessenen Frau (okay, Teenager) und seine Trauer um Hel werden aus Heimdals Sicht klargemacht, genauso wie seine Sichtweise. Er versucht, Gründe zu finden, warum er die Existenz auf Erden hasst, angefangen mit seinem Grundschülerdasein. Allein dafür, dass Loki dieses geschickt umgehen zu weiß, macht ihn geradezu rasend, da er glaubt, dass dieser die gleiche "Folter" verdient habe.

Sprachlich und grammatikalisch gibt es nichts auszusetzen, die Geschichte befindet sich hierbei auf höchstem Niveau. Mit ihren Sätzen trifft die Autorin die Gefühlswelt der Charaktere, die von kurzen Gedankenfetzen bis hin zu komplexen Überlegungen über himmlische Gerechtigkeit reicht. Hierbei sieht man, dass der Autor sein Handwerk gut versteht: mit ihrem Werk kann sie es mit jedem Buch aufnehmen.

Als Fazit bleibt mir nur zu sagen, dass die Geschichte absolut empfehlenswert ist und es sicherlich für niemanden verkehrt ist, sie zumindest anzulesen. Denn ich kann versprechen, dass jeder, der der nordischen Götterwelt auch nur ein bisschen zugeneigt ist oder aber einfach nur gut erzählte Stories mag, diese Geschichte auch ohne Vorwissen lieben wird. Der Kommentator jedenfalls wünscht sich eine möglichst schnelle Fortsetzung!

cya, shamanT
Von: abgemeldet
2004-06-14T16:22:21+00:00 14.06.2004 18:22
Hah... ERSTE!^-^y Aaalso, was soll ich sagen? Erstmal gratuliere ich dir ganz herzlich!*verbeug* Meiner Meinung nach hast du wieder eine sehr gut ausgeklügelte Fanfic geschrieben mit ernster Hintergrundstory gestützt durch Romantik, Drama und herzergreifende Momente. Dieser Mix wird dann auch noch von deinem wunderbaren Schreibstil gut rübergebracht und gibt einem das Gefühl in der Story mit drin zu sein!^-^

Mach weiter so!
Deine Dads(Jurymitglied)


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