Finding the Truth
Cause saying I love you...
...has nothing to do with meaning it
Finding the truth
Langsam schiebe ich die Türe schließlich auf, sehe mich hastig in dem hell erleuchteten Raum um. Dort stehst du, vor deinem Bett, die gepackte Tasche direkt neben dir, einen beinahe wehmütigen Ausdruck in den Augen. Sehr wohl hast du mich bemerkt, scheinst mich aber nicht hier haben zu wollen. Ich will dir diesen Abschied nicht verderben dennoch muss ich noch etwas fragen:
"Warum? Warum musst du gehen, Ray? Was suchst du im Unbekannten, was wir dir nicht geben können. Was brauchst du, das ich nicht habe, das ich dir nicht geben kann?!"
Ein tiefes Seufzen entrinnt deiner Kehle. Meine Stimme muss sich wohl sehr verzweifelt angehört haben. Ich will dir jetzt ganz sicher keine Szene machen, möchte es nur wissen, will erfahren warum ich dir nicht genug sein konnte.
"Ray? Woher willst du sicher sein, dass ich Ray heiße? Woher nimmst du diese Sicherheit!"
Verwirrt blicken meine Augen in die deinigen, können nicht verstehen, wollen nicht begreifen was du da sagst. Als gäben deine Worte keinen Sinn, wären nur willkürlich aneinander gereihte Buchstaben, starre ich dich an.
"Jetzt ist es auch schon egal...jetzt kann ich es dir ja sagen, Kai. Ich wurde gar nicht in China geboren oder so. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, woher ich komme oder wer ich bin. Meine leiblichen Eltern habe ich nie gekannt, wurde noch als Säugling weg gegeben. Man wollte mich nicht haben. Die Menschen, die mich aufgezogen haben waren nicht meine Familie. Ich bin nicht mehr als ein Adoptivkind, ein Fremder. Und niemand hat es mir gesagt!"
"Was", entrinnt es meinen Lippen. Eigentlich wollte ich doch so viel mehr, viel wichtigeres, bedeutsameres sagen aber nichts davon erscheint mir angebracht. Zu sehr bin ich noch überrascht. Sollte das der Grund sein, weshalb du immer versucht hast, allen recht zu sein. Die Angst, erneut nicht gut genug zu sein, wieder weggegeben zu werden?
"Es stand alles im Testament meiner Tante, die mich von Anfang an gehasst hat, weil ich nicht zur Familie gehört habe. Ich gehöre zu niemandem, nicht mal mir selbst. Aber, ich will doch wissen, wer ich bin...Und deshalb muss ich gehen. Um mir sicher zu sein...Also halt mich bitte nicht auf, ja?"
Du willst dich schon an mir vorbei schieben doch ich blocke ab, ein gekünsteltes Lächeln auf dem Gesicht. Wenn das so ist werde ich dich nicht halten können. Aber vielleicht kann ich dir ja wenigsten ein letztes Mal helfen. Einen Versuch ist es wert.
"Benutz' den Hinterausgang, so hast du mehr Zeit um zu verschwinden."
Noch immer lächelnd ziehe ich dich hinter mir her, führe dich durch die ewig langen und doch so kurzen Gänge des Hauses. Es wird das letzte Mal sein, dass ich dich sehe und gerne würde ich diesen Augenblick genießen. Noch lieber aber wäre es mir, er wäre schon vorbei. Ich hasse Abschiede, werde es also kurz machen. Nichts von wegen letzter Kuss bla bla.
Vor der Tür angekommen sehe ich dich kurz noch einmal an, versinke für einen Moment in deinen beiden Bernsteinen wie so viele Male zuvor bereits. Du bist wunderschön auch wenn die Einsamkeit deinen Augen den Glanz zu rauben droht und dir die Schuldgefühle bereits jetzt zu schaffen machen. Mein Engel, wie gerne würde ich dich in den Arm nehmen und nie wieder loslassen aber das darf ich nicht.
Und so stehen wir uns gegenüber. Ich noch im Haus du bereits draußen, fluchtbereit. Du solltest jetzt gehen. Wir beide wissen das aber keiner wagt es diesen letzten Moment zu zerstören. Wir beide sind uns im Klaren darüber, dass es kein Morgen für unser Luftschloss gibt. Denn "Ich liebe dich" sind nun mal nur drei Worte, die schönste und bitterste aller Lügen.
"Beeil' dich...und Ray, komm wieder, ja?"
Kurz nickst du noch und rennst dann los ins Dunkel. Für einige Sekunde sehe ich dir nach. Vielleicht waren es auch Jahre die ich dort im Türrahme verbracht habe. Wer weiß? Wen kümmert das schon.
Betreten schließe ich die Tür und gehe zurück ins Wohnzimmer...
Wiedergekommen ist er nie. Lange Zeit habe ich darauf gewartet, dass er zu mir zurückkehren mochte und in meine Arme fallen würde, ein Lächeln auf dem Gesicht. Doch dies ist nie geschehen. Unser Kontakt ist zwar nicht gleich völlig abgebrochen dennoch habe ich schon lange kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Ja, es ging von mir aus.
Ich bin vor gut 2 Jahren nach Russland zurückgekehrt. In das Land des Winters, welches mein Herz gefangen hielt im gestern. Mittlerweile ist mir dieser Eispalast eine zweite Heimat geworden auch wenn er nie an Japan heranreichen wird.
Genauso ist es wohl mit meinen Gefühlen. Ich liebe Ray immer noch, nach all der Zeit, auch wenn es grotesk klingen mag. Und ich glaube auch nicht, dass diese Zuneigung zu ihm jemals gänzlich verschwinden wird. Aber...ich konnte und kann ihn nun mal nicht haben, deshalb werde ich auch nicht nach irgendwelchem Ersatz suchen.
Im Moment führe ich eine angenehme, glückliche Beziehung mit einem anderen Jungen, bin eigentlich recht zufrieden mit meiner Lage. Auch ihn liebe ich, zwar auf andere Weise aber ich liebe ihn. Er weiß, dass es jemanden gibt, den ich nicht vergessen kann und er versteht es, ist mir nicht böse. Denn er weiß, dass mein Herz ihm zwar nicht ganz gehört, doch im hier und jetzt besitzt er es.
Ich sehe Ray als einen Teil meiner Vergangenheit an, der ich nicht nachtrauern will.
Genauso wenig wie ich sie vergessen will, kann.
Aber...zwischen mir und dem bildhübschen schwarzhaarigen Chinesen liegen Welten.
Wir brauchen beide jemanden, an den wir uns anlehnen können, der uns stützt.
Gegenseitig ging das leider nicht.
Wieder liege ich im Dunklen wach, kann nur Umrisse erkennen, weiß aber, dass du da bist, neben mir liegst, auch wenn ich nur deinen Rücken sehen kann. Kaum wage ich es, dich zu berühren, habe Angst, dass du weggehst, dich von mir abwendest. Als wäre diese Nacht wie jede andere nur ein Spiel gewesen, mein Engel.
Dennoch streichelt meine Hand vorsichtig die helle Haut zwischen den Schulterblättern. Ich dachte immer, nichts würde an meinen schwarzen Engel herankommen, den ich sosehr verletzt und gepeinigt habe. Doch du, so schön du mit deinen weißen, von der Vergangenheit zerfledderten, Schwingen bist, hast mir gezeigt, dass es auch andere Seiten gibt.
"Ich liebe dich..."
Leise murmle ich die Worte vor mich hin, puste dir meinen warmen Atem in den Nacken, weiß ich doch, wie empfindlich er ist. Leicht grummelnd streckst du dich ein Stück, drehst dich verschlafen zu mir um und lächelst mich mit deinen hellen, strahlenden Augen an.
Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.
"Ich liebe dich auch, Kai-chan..."
Zärtlich schlingst du deine Arme um mich, drückst deine Lippen sanft auf die meinen. In deinen Worten schwankt kein bisschen Lüge, keine Heuchlerei. In dir habe ich alles gefunden, was ich je gesucht habe. Du bist nicht Ray, wirst es auch nie sein...und ich bin glücklich darüber.
Vertrauensvoll kuschelst du dich dicht an mich, lässt dich von mir in den Schlaf wiegen, lässt mich dich beobachten. Deine helle, feine Haut, die leuchtend roten Haare, der zufriedene Gesichtsausdruck.
Du hast mir gezeigt, dass ich mich nicht verstecken brauche.
Und mit einem Mal weiß ich, dass auch ich nicht gelogen habe.
Ich liebe dich, jetzt und hier, mit allen meinen Sinnen.
Ray war mein Liebster aber jetzt...jetzt bist es ganz alleine du.
Und wir scheißen drauf, was die Gesellschaft von uns hält.
Auch ich lege mich hin, sehe dich noch ein letztes Mal an bevor ich einschlafe, ein Lächeln auf dem Gesicht. Gute Nacht mein Engel. Ich freue mich schon drauf, am nächsten morgen aufzuwachen und dich neben mir liegen zu sehen, zu wissen, dass du nicht fort gehen wirst.
Tala.
Nicht böse sein, wegen dem Schluss, ja? Es ist ja nicht so, dass die Geschichte direkt schlecht ausgegangen wäre oder ähnliches. Und für alle, die wissen wollen, was aus Ray-chan geworden ist und die Geschichte nicht so stehen lassen können kommt noch ein Epilog.
Sich verbeugt und auf Kommis wartet
Blacky
PS: Ganz ehrlich, wer von euch hat während dem lesen gedacht, dass es Tala ist, der neben ihm liegt? *neugierig sei* Und bitte keine Flames wegen dem pairing, ja? Ich würd' mich zwar auch beschweren, wenn ich auf Ray gewartet hätte, aber...besser als Tyson is es doch so alle mal...