Neue Wege 1 Teil 04
3.
Vor nicht ganz zwei Stunden waren Frodo und seine Gefährten aufgebrochen, um zur
Schmiede des einen Ringes zu gelangen: dem Schicksalsberg. Aber es hatte sich
auch jemand neues in die Gemeinschaft des Ringes hinzugefügt: Prinzessin Kalay,
eine begnadete Bogenschützin und eine junge, stolze Kriegerin zu gleich. Alle,
bis auf den Elbenprinzen Legolas, verstanden sich mit der jungen Schönheit. Bis
jetzt sprachen die beiden Schützen kein Wort miteinander, noch würdigte der Elb
Kalay eines Blickes. Was aber jeder wußte, war, das diese Reise nun neue und
ungeahnte Überraschungen für sie offenlegte.
In einem dunklen Wald angekommen, lief Aragorn einige Schritte langsamer und
wartete, bis Prinzessin Kalay ihn aufholte. Freundlich lächelnd gingen die
beiden Krieger nebenher, als Aragorn seufzte. "Prinzessin, dürfte ich euch
einige Fragen stellen? Nicht das ich ihnen zu neugierig erscheine..." "Nein
Aragorn, sprecht nur." antwortete das Mädchen, die kurz in die Augen des
Kriegers sah und ein bezauberndes Lächeln über ihre Lippen brachte. "Sind eure
Eltern nicht etwas in Unruhe, das ihr in einen Krieg zieht?" fragte Aragorn, der
Kalay über einen Felsen half und an ihrem traurigem Gesichtsausdruck erkannte,
dass etwas sie tief getroffen hatte. Ein langes, herzhaftes Seufzen ertönte und
die Prinzessin blickte mit glänzenden Augen zu Aragorn. "Meine Eltern sind tot.
Meine Mutter starb nach meiner Geburt und mein Vater ist erst seit einem Jahr
verstorben..." Mit Gewissensbissen fuhr sich der Krieger kurz durch sein Haar,
bis dieser tröstend seinen Arm um ihre Schultern legte. "Verzeiht Prinzessin,
ich wollte euch nicht kränken. Ich hatte dies nicht gewußt..." "Nein, schon gut
Aragorn. Woher solltet ihr es auch wissen. Ich bin nur eine kleine, unbedeutende
Prinzessin... Aber sagt Aragorn, was hat euer Freund Legolas gegen mich?"
unterbrach Kalay, die weiter einen Hügel mit den anderen kletterte. Ein kurzes,
leises Lachen ertönte von Aragorn, der zusammen mit Kalay, den Hobbits auf den
Hügel verhalf. "Nun, ich denke Prinzessin, das Legolas nur seinen Stolz behalten
möchte und er wahrscheinlich ein wenig, nun, bei eurer Gegenwart nervös zu sein
scheint... Bei eurer Schönheit wundert mich dies nicht." gestand Aragorn, der
Frodo als Letzten über einen Fels hob. Auch die junge Prinzessin fing Pippin und
Merry gerade noch auf, bevor diese hinterrücks einen großen Stein herunter zu
stürzen drohten. "Danke Prinzessin!" "Ja Danke!" bedankten sich die beiden
Hobbits und Kalay verneigte sich nur kurz, ehe sie weiter gingen. Ein schneller
Blick zu Legolas, der die Prinzessin mit finsterem Blick betrachtete, verriet
dem Mädchen, das der Elb noch immer nicht die Niederlage im Rat verkraftet
hatte. "Nun, danke Aragorn, dann hoffe ich mal, das ich mich noch mit Legolas
anfreunde." Fast seufzend und auch etwas zweifelnd sprach Kalay dies und starrte
zu Aragorn, der zustimmend nickte. "Das hoffe ich ebenfalls. Gebt ihm noch Zeit.
Sicher wird er seine Meinung euch gegenüber noch ändern." versicherte der
Krieger und ging wieder an die Spitze des Trupps. Zufrieden und auch etwas
erleichtert setzte das Mädchen ihren Weg fort und lief immer hinter Frodo und
seinen Hobbitfreunden, um sie Notfalls immer rechtzeitig zu schützen.
Stunden waren vergangen und es war nicht mehr lange für die nächtliche Ruhe.
Ziemlich erschöpft und schon dem Umfallen nahe tapsten die Hobbits hinter den
Kriegern her, bis Kalay stehen blieb und wartete, bis die kleinen Männer sie
einholten. "Ist mit euch alles in Ordnung meine Freunde?" erkundigte sich die
Prinzessin besorgt und kniete sich vor den entkräfteten Frodo und seinen
Freunden. Diese nickten und plumpsten zu Boden. "ARAGORN, GIMLI, LEGOLAS, bitte
wartet einen Augenblick. Die Hobbits sind völlig erschöpft." rief das Mädchen zu
den Männern, die sofort stoppten. Legolas schien allerdings etwas über diesen
Halt wütend zu sein. "Dann machen wir kurz Rast. Ihr seid immerhin seit heute
Morgen ohne Pause gelaufen meine Freunde..." meinte Gimli, der sich zur
Prinzessin gesellte. "Wir haben es nicht mehr lange, bis Sonnenuntergang, also
laßt uns weiterziehen..." "Legolas, ich bitte euch... Gönnt Frodo und seinen
Freunden nur eine kurze Rast. Sie sind nicht so schnell wie wir mit ihrer
Größe." Recht aufgebracht starrte der Elb zu Kalay, die ihn unterbrach und
reichte dabei Frodo und seinen Freunden etwas zu trinken. "Ich denke nicht
Prinzessin, das ihr es zu entscheiden habt!" "LEGOLAS! Die Prinzessin hat recht.
Frodo, Sam, Pippin und Merry sind im Moment genug gelaufen. Wir machen kurze
Rast, dann geht es weiter." brüllte Aragorn etwas erzürnt, worauf alle den
Krieger ein wenig verwundert anblickten. Der Elbenprinz dagegen war nur erzürnt
und setzte sich beleidigt auf einen Fels, der schnell einen vernichtenden Blick
zu Kalay warf, ehe er wieder zu Boden starrte. "Der Junge ist ganz schön
aufgebracht Prinzessin, so kenne ich Legolas gar nicht!" flüsterte Gimli zu dem
Mädchen, das die Reisenden mit kühlem Wasser versorgte, das sie bei sich hatte.
Schmunzelnd nickte sie, bis Kalay sich von den Männern abwendete und zu Legolas
schlenderte. "Legolas... dürfte ich mich zu euch setzten?" Schweigen. Weder eine
Antwort, noch ein Blick schenkte der Elb Kalay, die sich einfach zu ihm setzte.
"Ich weiß nicht, was ich euch getan habe Legolas... wenn ich euch auf
irgendeiner Weise verletzt oder erzürnt habe, möchte ich mich in aller Form bei
dir entschuldigen..." "Das ist es nicht Prinzessin." unterbrach er schnaubend,
der schnell in die Augen des Mädchens sah und wieder zu Boden blickte. Fragend
durchdrang der Blick des jungen Mädchens den Elbenprinzen, was Legolas nervös
werden ließ. "Was bedrückt euch dann?" wollte sie wissen. "Ich bedauere es, das
ich an eurer Seite kämpfen muß. Eine Frau, die meines Erachtens nicht die nötige
Stärke hat, einen Kampf wie diesen zu überstehen und bin auch nicht bereit, mich
mit euch abzugeben. Entschuldigt mich, aber ich bin nicht bereit mein Gespräch
mit euch fortzusetzen..." "Ich habe auch nicht verlangt Legolas, das ihr euch
mit mir abgeben müßt. Ich bin nur da, um für Frodo und seinen Gefährten zur
Seite zu stehen..." Kalays Augen und die des Elben trafen aufeinander, beide
sahen sich lange an, bis Aragorn sprach: "Wir ziehen weiter!" Blitzschnell
sprang der elbische Bogenschütze von seinen Platz auf, ehe es weiter ging.
Gefolgt wurde er von Gimli, der ihn ein wenig neckte und von den kleinen
Hobbits, die wieder ganz bei Kräften waren. Ein wenig verwundert und auch
amüsiert erhob sich Kalay vom Fels, auf dem sie saß. Aragorn lief neben der
Prinzessin, die verschmitzt lächelte. "Was belustigt euch Prinzessin? Hat euch
Legolas auf irgendeiner Weise erzürnt?" Einige Schritte schwieg Kalay, bis sie
für einen Augenblick zu dem Krieger starrte. "Nein, Legolas hat mich nicht
erzürnt. Im Gegenteil, er macht mich nur mit seinem aufbrausendem Temperament
nur neugierig und reizt mich damit..." "Ihr solltet den Bogen aber nicht
überspannen. Legolas kann dennoch unberechenbar sein." meinte Aragorn besorgt
und führte das Mädchen auf den nächsten Felsvorsprung. Nickend beruhigte Kalay
den besorgten Krieger und liefen weiter in Richtung Schicksalsberg.
Die Nacht brach herein, doch bis jetzt machten Frodo und seine Gefährten keinen
Halt, als Kalay stehen blieb und lauschte. Verwundert hielten auch die Männer,
die nun hörten, was die Prinzessin aufmerksam horchen lies. Schnell zog Frodo
sein Schwert Stich heraus, das bläulich schimmerte. "Orks... Sie sind ganz in
der Nähe..." wisperte Merry, der sich nah und schützend zu seinem hobbitischen
Freund stellte, ebenso wie Sam und Pippin. Auch Legolas, Gimli, Aragorn und die
Kriegerin hatten ihre Waffen bereit, die Frodo schützen sollten, als auch schon
einige der Todaussehenden sie angriffen. Schneller wie der Wind flogen die
Pfeile der beiden Schützen, singend sausten die Schwerter der Hobbits und des
Kriegers nieder und brüllend stürzte sich der Zwerg Gimli auf die Angreifer. Die
ersten Orks waren leicht niederzustrecken, doch es wurden urplötzlich immer
mehr, die einige der Hobbits, bis auf Frodo, zu Boden rissen und kurz davor
waren, Merry und Pippin die Kehlen aufzuschlitzen, als jeweils zwei Pfeile einen
der Orks traf. Verwundert blickten die Hobbits in die Richtung, aus der die
Pfeile kamen und winkten dankend den Elbenprinzen und Kalay, die durch Zufall im
selben Moment die Beschützer von Frodo retteten. Noch einige Zeit zog sich der
Kampf hin, Aragorn und Gimli hatten etliche erledigt, die Hobbits setzten sich
erschöpft zu Boden und die beiden Bogenschützen sammelten ihre Pfeile ein, die
sie verschossen hatten. "Im Kampf seid ihr ein gutes Team, Prinzessin Kalay und
Legolas, wenn ich es mal so sagen darf." bemerkte der Zwerg lachend, der nur
einen bitterbösen Blick vom Elb bekam. "Gehen wir besser noch ein Stück weiter
und suchen uns ein sicheres Nachtlager." schlug Frodo vor, der schnell nach
seinem Ring sah und ihn wieder wegsteckte. Zustimmend nickten alle und liefen
weiter. Die Dunkelheit brach dann langsam an und Gimli blieb bei einer felsigen
Lichtung stehen. "Hier werden wir campieren meine Freunde!" "Gut Gimli... Dann
mache ich solange Feuer..." stimmte Aragorn dem Zwerg zu und wendete sich an die
Kriegerin, die ihre Waffen ablegte. "Prinzessin, ihr solltet euch ausruhen..."
"Nein Aragorn, ich werde euch helfen, Feuerholz zu suchen... Ich bin nicht müde,
falls ihr das meint." Beide Krieger lächelten und Aragorn zuckte nur mit den
Schultern. "Wie ihr meint... Frodo! Du kannst dich mit deinen Freunden ausruhen,
ihr habt wirklich tapfer gekämpft." sagte der dunkelhaarige Mann nur, der dann
mit Kalay im Dickicht des Waldes verschwand. Sobald Aragorn und seine
Begleiterin verschwunden waren, setzten sich alle. "Man... bin ich erschöpft."
seufzte Merry, der einen Klaps auf seinen Kopf von Pippin bekam. Fast alle
lachten, bis auf Legolas, der ruhig und nachdenklich seinen Bogen überprüfte.
"Du bist nun mal ein Faulpelz!" meckerte der Freund von Merry, doch Frodo
schüttelte nur lächelnd den Kopf und sah dann zu dem Elbenprinzen. "Legolas?"
rief der Hobbit und legte seinen Kopf schief. Etwas entgeistert starrte der Elb
zu dem Träger des Rings, bis Gimli frech grinsend meinte: "Der Kleine ist
verliebt, seht ihr doch!" "Herr Gimli... Wenn ihr nicht wollt, das ich euch auf
der Stelle erschieße, dann haltet euer vorlautes Mundwerk mein Freund! Was ist
Frodo?" drohte Legolas verärgert und blickte wieder zu Frodo, als der Zwerg
verwundert dreinschaute. "Ich... ich mache mir um euch Sorgen... und auch um die
Prinzessin... Warum haßt ihr sie? Prinzessin Kalay hat immerhin unser Leben
gerettet, ebenso wie ihr, wofür wir euch sehr dankbar sind..." sagte Frodo
kleinlaut und sah den Elben lange in die Augen, bis dieser seufzend zur Seite
blickte, dann wieder zu Frodo. "... Ich mag die Prinzessin nicht besonders. Sie
ist eingebildet, arrogant, starrköpfig, verwöhnt und..." "Und was Legolas?
Sprecht nur weiter..." unterbrach eine weibliche Stimme. Erschrocken fuhr der
Elbenprinz herum, sah in das lächelnde Gesicht der Kriegerin Kalay. Die Hobbits,
Gimli und Aragorn waren allerdings von Legolas' Anschuldigungen sichtlich
geschockt. "Legolas... wie kannst du es wagen..." "Nein meine Freunde... Wenn
Legolas so von mir denkt, dann wird er schon seine Gründe haben... Oder irre ich
mich da mein Freund?" unterbrach Kalay den Zwerg, der schon mit seiner Axt auf
Legolas wollte, doch die Prinzessin hielt ihn mit einer einfachen Handbewegung
auf, als sie das Brennholz ablegte. Wie vereist stand der Elbenprinz da, rührte
sich nicht und blickte lange vor Wut schnaubend zur Kriegerin, die noch immer
freundlich lächelte. Wie konnte sie ihn nur bloßstellen? War er denn nicht genug
gestraft, mit dieser Person in den Krieg zu ziehen? , dachte sich Legolas, der
allerdings seinen Kopf senkte und den Blick von ihr wandte. "Verzeiht
Prinzessin..." zischte der Elb von sich und setzte sich wieder. "Es ist euch
schon längst vergeben... Ich muß mich bei euch entschuldigen. Ich wußte ja
nicht, das ich so ein schlechtes Bild auf euch werfe und hoffe das Ihr
irgendwann anders über mich denkt." meinte das Mädchen, aus deren Stimme man
heraus hören konnte, das sie gekränkt war und gesellte sich zu den Männern, die
schon ein Feuer machten. Legolas war zum ersten mal verwundert über ihre Worte.
Die Prinzessin entschuldigte sich bei ihm? Nur, weil er glaubte, das sie ein
schlechten Eindruck auf ihn machte? Das konnte der Elb gar nicht glauben, so
setzte er sich Widerwillen zu den anderen ans Feuer, die sich Geschichten und
vieles mehr erzählten.
Legolas und die Prinzessin schwiegen bei der Unterhaltung von Frodo und den
Gefährten, nur mit dem Unterschied, das Kalay den Männern zu hörte und
begeistert zu den Kämpfern hinsah. Einige Zeit beobachtete der Elbenprinz Kalay,
die lächelte, als Frodo und die Hobbits von ihrer Heimat erzählten. Irgend etwas
faszinierte Legolas an der jungen Kriegerin. Wie sie sich bewegte, ihr Lächeln
und ihre blauen Augen, die strahlten wie ein kristallklarer See. Es war
verwirrend für den Elben, noch nie hatte er so für ein Wesen empfunden und
dennoch war es Legolas unheimlich. Ihr Erscheinen war gleich einer Elbe und
dennoch hatte sie etwas an sich, was der Elbenprinz nicht hätte in Worte fassen
können. Noch lange starrte der Elb sie von oben bis unten an, schnitzte dabei
einige neue Pfeile und ließ seine Gedanken freiem Lauf.
Kalay hörte interessiert dem Zwerg, Aragorn und den Hobbits zu, die einiges aus
ihrer Heimat erzählten. Noch nie hatte sich das Mädchen die unendliche Weite von
Mittelerde vorstellen können. Viele, für sie, noch unbekannte Länder, Städte und
Orte, die die Prinzessin zuvor noch nie gesehen hatte, faszinierten sie und ihre
Augen wurden immer größer. Fast wie ein Kind, das eine spannende Geschichte zu
hören bekam, lauschte sie nun einer Erzählung von Aragorn. Einige Zeit
verstrich, als die Prinzessin müde gähnte und alle, bis auf Legolas, lachten.
"Ihr seid wohl müde Prinzessin?" scherzte Sam, der sich streckte. Schnell nickte
Kalay, die einen kurzen Blick zu Legolas warf und verlegen wieder wegsah, als
sie beide Augenkontakt hatten. "Nun, dann legen wir uns hin. Morgen wird es
wieder ein langer Weg." meinte Frodo recht müde, der sich schon sein Nachtlager
zurecht machte. "Und ich werde das Nachtlager im Auge behalten... gute Nacht
alle miteinander..." Verblüfft sahen alle zu dem Elbenprinzen, der
Gedankenverloren ins knisternde Feuer starrte. "Ähm... ja, danke Legolas..." gab
Aragorn verwundert von sich. Als nun alle sich hingelegt hatten und schon tief
und fest schliefen, erhaschte sich Legolas noch einen Blick von der schlafenden
Prinzessin, die er einige Zeit anblickte. Überrascht stellte der junge Elb fest,
das sie im Schlaf wunderschön und faszinierend zu gleich aussah, bis er sich
schüttelte. Beschämt drehte der Elbenprinz sich wieder zum Feuer um, holte
seinen Bogen hervor und spannte diesen nach. In diesem Moment schwor sich
Legolas, das er sich niemals mit Prinzessin Kalay verausgaben werde, solange sie
diese Reise unternahmen, selbst wenn ihm tief in seinem Inneren eine Stimme
etwas zu ihm sagte, das der Elb ignorierte.