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Strange Melodies

Atemu x Seto oder Yugi? (Gemeinschafts FF mit Kagu-chan!)
von
Koautor:  Kagu-chan

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Versteckspiele

~~~~~~*Yugi*~~~~~~
 

Ich habe mich nach einer ganzen Weile, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, für ein Bad entschieden. Es ist zwar mehr als ungewöhnlich, um diese späte Abendstunde noch die Badehalle - nicht die des Pharaos, denn die ist viel größer - aufzusuchen, aber mir war einfach danach.
 

Ich liege im lauwarmen Wasser, habe die Augen geschlossen und versuche einfach sämtliche Gedanken und Gefühle abzustellen.

Doch es geht nicht - immer wenn ich versuche, völlig zur Ruhe zu kommen und zu entspannen... es krampfhaft versuche, da es von allein ja nicht geht, dann kriechen aus allen möglichen Ecken aus dem Hinterhalt.... giftige Nebelschwaden auf. Ziehen durch die Lüfte, ich atme sie ein... erschweren mir jeden weiten Atemzug - vergiften meinen Körper.

Und umso ruhiger ich bleibe, umso intensiver spüre ich das Toxin..
 

Beschäftige dich, Yugi! Lenk dich ab, denk an etwas Anderes!

Ich schicke so die Sklaven, die mich kurz darauf waschen wollen, mit einigen kurz angebundenen Worten weg. Seife mir den Körper allein ein und wasche mir auch selbst die Haare.

Ich schlüpfe nach dem Baden in mein Nachtgewand, verschwinde dann auf nackten, auf den Stein patschenden Füßen, in mein Gemach.

Diese werden sofort kalt, doch das ist gerade meine geringste Sorge...
 

Ausgelaugt und kaputt werfe ich die Tür hinter mir zu, schlürfe sofort in mein Bett.

Augen zu und Tag beenden! Vielleicht erweist sich diese verdammte Tat ja alles nur als Traum...... andererseits als sehr schöner Traum - was ich wirklich nicht leugnen kann!

Ich ziehe mir die Decke bis zum Mund, verschwinde ganz unter ihr!

Ja, wie sehr hatte ich mir in der Vergangenheit gewünscht, dass DAS zwischen ihm und mir passieren würde..?
 

Wir haben uns geküsst! Geküsst!! Mein Wunsch... meine Hoffnung... Nur... warum kann ich mich bloß nicht darüber freuen?!

Warum bloß nicht...?

..... Weil ich einen Kuss aus Liebe möchte...

Stille Tränen fließen, durchnässen meine weiße Bettdecke.

Ich drehe mich auf die Seite, starre die Wand vor mir an.
 

Ich beginne zu zittern, trotz komplett hochgezogener Decke. Sie sollte mich eigentlich schützen, mich warm halten! Sämtliche Gedanken von mir abschirmen..

Doch die Kälte kommt aus meinem Innersten... nagt dort an mir... Ich habe so panische Angst, dass sie mich auffressen wird..

Dass ich an dieser Hoffnung, die Atemu mir unwissend gemacht hat.. zerbrechen werde! Es war schwer genug, dieses Geheimnis Tag für Tag mit mir herum zu schleppen!

Dem Keim, der ständig nachwuchs immer wieder die Knospen und Triebe zu stutzen... damit er klein blieb... nach Möglichkeit auch eingehen würde..

- Und dann kommt einfach Atemu daher und streut Dünger auf die hungrige Pflanze!!!
 

Ich presse meine Augen zusammen, weitere Tränen rinnen hervor. Ich halte mir die Hand vor meine zitternden Mundwinkel, jeden Moment bereit, laut loszuschluchzen.
 

An etwas Anderes denken, Yugi!

Alles wird sich klären! Alles wird gut!!

Tief atme ich durch, versuche meine Gesichtsmuskeln zu entspannen.

Wenn du dich jetzt fertig machst, zerstörst du deine Seele nur weiter..

Lenk dich ab... Denk an etwas Schönes...
 

Nur - an was? Alles was ich vorm inneren Auge sehe... worauf ich mich konzentrieren will... ich lande nach einem kleinem Umweg direkt wieder bei Atemu... dem Zentrum Ägyptens..
 

**
 

Heute ist es nicht ganz so heiß, Ra meint es wohl ausnahmsweise recht gut mit uns.

Vor allem im Schatten kann man es draußen gut aushalten, also habe ich eine Schreibunterlage und meine Arbeit - in Form von Papyrusrollen - hinunter in den Palastgarten getragen.

Ich habe mich für ein schattiges Plätzchen unter einer Dattelpalme entschieden, deren lange blätterartige Wedel im ab und zu aufkommendem Wind leicht hin und her wiegen und mir ebenfalls einen perfekten Fächereffekt bieten.

Dort steht auch bereits, extra für solche Fälle, ein großer, rechteckiger Stein und scheint nur darauf zu warten, von mir als Sitzgelegenheit genutzt zu werden!

Ein Glück ist unser Garten so schön eingerichtet, ich liebe es, hinaus zu kommen und die Natur zu genießen. Es lässt mich auf andere Gedanken kommen.
 

Ich klemme mir das Holzbrett, welches eine dünne, spitze Kante auf der einen und davon ausgehend immer breiter und dicker im Durchmesser wird und somit eine steile Oberfläche hat, so auf den Schoß, dass die breite Seite von mir weg zeigt und mir so einen perfekten Untergrund zum Schreiben bietet.

Ganz an die Kante des Steins gerückt, stelle ich vorsichtig das Tintenfass auf die Andere.
 

Völlig konzentriert und in meine Arbeit vertieft, verliere ich jegliches Zeitgefühl dieses Tages und kann gar nicht mehr sagen, wie lange ich schon hier draußen sitze.

Die linke Hand halb vors Gesicht gehalten, da vereinzelnde Sonnenstrahlen doch den Weg durch das Blätterdach finden und mich ständig blinzeln lassen, dabei den Blick aufs Papier gerichtet, funktioniert das ganze Ablenken sehr gut.
 

Auch einen besonders großen Schatten, unmittelbar vor mir, bemerke ich zunächst nicht, schrecke erst zusammen und ziehe dabei einen ungewollten schwarzen Tintenstrich über meine Unterlagen, als mir jemand eine saftige, relativ große Frucht vors Gesicht hält und ich wie aus Reflex die Schreibfeder fallen lasse.

Ich reiße den Blick hoch und werde zunächst stark geblendet, so dass ich ins hektische Blinzeln verfalle.

"Hier für dich! Iss sie doch bitte! Du brauchst Nahrung und Flüssigkeit!"
 

Ich brauch mir gar keine weitere Mühe zu geben, meinen Blick zu klären, denn diese Stimme würde ich unter Tausenden wieder erkennen...

"Nein... keinen Appetit...", gebe ich tonlos zurück, ohne ihn zu grüßen - immerhin hat er es auch nicht getan!

Ich will direkt die Feder wieder von der Holzplatte aufnehmen, doch meine Finger beginnen zu zittern, lassen meine ganzen Bewegungen unkoordiniert erscheinen.

Tief atme ich durch.

Ruhig, Yugi!

Es ist doch nur Atemu! Er bietet dir nur eine Feige oder so etwas - ich habe gar nicht mal genau hingeschaut - an! Kein Grund panisch zu werden... Sicher wird er sofort wieder gehen, wenn du nicht weiter auf ihn eingehst..
 

Irgendwie habe ich seit Tagen das Verlangen, ihm aus dem Weg zu gehen... ihn weder zu sehen, noch zu hören..

Da ich weiß, wann er zum Essen geht und weil er den ganzen Tag über nun im Thronsaal verbringt, fällt mir das auch nicht schwer.

Nur... was macht er jetzt hier?? Er muss doch arbeiten!
 

Doch ich glaube, tatsächlich von Ra gestraft worden zu sein... Denn mein Cousin ist schon mit einer seiner fließenden Bewegungen am Palmenstamm angelangt und setzt sich genau an diesen, lehnt den Rücken an den Stamm.

Aber das ist doch sonst nicht seine Art!! Seine edle Kleidung wird vom Boden völlig schmutzig!

Gut... er als Pharao darf sich viel erlauben.... er darf die Arbeit unterbrechen, wann er will... kann sich setzen, wohin er möchte, seine Sklaven waschen es direkt wieder... Bloß... nie hat er seinen Stand so ausgenutzt. Na ja, ,ausgenutzt' ist die falsche Bezeichnung... Er hat nie Gebrauch von seinem überschüssigen Luxus gemacht..

Er war selbst immer eitel und darauf bedacht, ja nichts zu verschmutzen oder nur so viel von einer Sache zu nehmen, wie es notwendig war.
 

"Du musst aber etwas trinken... Wenn du schon seit einer Woche nicht mehr mit mir sprichst.... tu mir wenigstens den Gefallen und vergesse das Lebensnotwendige vor lauter Arbeit nicht... Außerdem kannst du das oberste Stück der Rolle sowieso abschneiden und neu schreiben, mit dem Strich darauf kann ich es nicht weiter bearbeiten lassen..."

Er beißt nun selbst in seine Feige, die er zweifellos aus dem Palast mitgebracht hat, denn die Früchte hier im Garten hängen viel zu hoch für uns alle und werden nur an speziellen Tagen von Sklaven mit passender Ausrüstung dafür gepflückt.

Ehe ich etwas erwidern kann, winkt er schon einen Bediensteten heran und bestellt einen Krug Wasser und zwei Kelche für uns.
 

"Atemu! Bitte, ich möchte das nicht! Ich bin auch nicht durstig! Mir geht es bestens! Und jetzt lass mich bitte arbeiten!"

Ich halte seine Anwesenheit nicht länger aus! Seine geschmeidige, dunkle Stimme, seine lässige, aber trotzdem für einen Pharao anmutige Sitzhaltung im Schatten der Palme, die es mir möglich macht, ihn endlich vollständig und ohne Probleme zu sehen.

Seine wachen und klaren, violetten Augen mustern mich sanft, aber dennoch kritisch und ich fühle mich so verdammt unwohl in meiner Haut!

Kann mich auf nichts mehr konzentrieren... weder auf meine Schrift, noch auf meine Worte - und schon gar nicht auf meine Arbeit! Ich kann überhaupt nicht mehr klar denken!

Ich fühle mich... korrekterweise... so beobachtet! Ich hasse es, wenn man mir so auf die Finger starrt!

Und erst recht, wenn er es ist!
 

Er ruft gemischte Gefühle in mir wach.. Hinter all meiner anfänglichen Verwirrung... erkenne ich sofort die Anziehung. Ja, er wirkt so schrecklich anziehend auf mich! Sein schöner Körper, seine Pose - das rechte Bein angewinkelt und seine Arme darum gelegt, während sein linkes Bein ebenfalls angewinkelt und seitlich auf dem Boden liegt, den Unterschenkel mit dem Fuß unter dem rechten Bein hindurchführend - und mich mit einem auffordernden Blick betrachtend.

Alleine, dass er hergekommen ist, obwohl er sicherlich genug zu tun hat, lässt mein Herz bereits in Freudensprünge ausarten!
 

Irgendetwas in mir möchte ihn unbedingt weiterhin hier sitzen haben! Wünscht sich eine angenehme, unbeschwerte Unterhaltung... Wie gerne würde ich mich jetzt zu ihm setzen... anlehnen... kuscheln...

Aber ich kann nicht! Irgendwas in mir blockiert sich vollkommen... kann das Ereignis von neulich nicht vergessen, nicht ignorieren... Ich möchte nicht nur ein Zeitvertreib für ihn sein... Ob er nur gerade hier ist, weil er nichts zu tun hat..?

Dies ist die Seite, die mich vor einer Naivität, gar einer Dummheit warnt.. Nur allein durch einen Kuss zu glauben, Atemu wolle mehr von mir... Er hat schon viele geküsst...
 

Der Sklave mit dem Wasser kommt, reicht zuerst wie es sich gehört Atemu einen Kelch mit Wasser, dann füllt er den Zweiten und drückt es mir regelrecht in die Hand. Das große Tongefäß lässt er uns außerdem hier, damit wir uns jederzeit nachnehmen können.
 

Kopfschüttelnd stelle ich den Kelch von mir weg, platziere ihn neben meinem Tintenfass um diesem so Gesellschaft zu bieten... Wobei es mir doch ziemlich schwer fällt, ihn aus der Hand zu geben... wenn ich es mir selbst eingestehe, dann habe ich schon Durst... Aber Atemu hat ihn ohne meine Zustimmung bestellt! Ich werde ihm sicher nicht so in die Arme spielen... Auch ich kann stur sein!
 

Mein Cousin dagegen leert sein Trinkgefäß mit einem Zug, streicht sich danach mit den Fingerspitzen über die Lippen.

Auch wenn ich auf das Papyrus vor mir starre, ich weiß, dass er mich beobachtet..

Eine Weile bleiben wir so sitzen, keiner von uns bewegt sich oder sagt etwas.

Ich möchte hier weg... einfach hier weg...
 

"Yugi...", beginnt er schließlich seufzend und erhebt sich schließlich elegant. Kurz und beiläufig wischt er sich sein Hinterteil sauber, ich starre währenddessen auf den Wasserkelch. So verlockend...

Umso länger er hier steht, umso größer wird mein Durst..

Du musst durchhalten, Yugi! Wenn du jetzt nachgibst und trinkst, wirst du ihn nie los! Sicher hat er nun das Interesse verloren und will in den Palast hinein verschwinden... Also kurz vorm Ziel!

Ich schließe meine Augen und stütze den Kopf auf meine beiden Handflächen, die jeweils auf meiner Wange liegen und habe ebenfalls die Ellenbogen auf die Schreibunterlage gestemmt. Will das frische, kühle Wasser, nach welchem es mich immer mehr verlangt, bloß nicht ansehen müssen! Und Atemu will ich am besten auch nicht sehen! Also zwei Fliegen mit einer Klappe..

,Verschwinde.... verschwinde, verschwinde...', wiederhole ich in Gedanken, will nichts mehr von ihm mitbekommen!
 

Etwas Kühles und Weiches an meinem Nacken. Augenblicklich stellen sich dort meine Härchen auf, ich bekomme eine Gänsehaut. Dort bin ich doch so empfindlich!

Langsam, als wäre die Zeit stehen geblieben, lasse ich meine Hände von den Wangen sinken und wende im Zeitlupentempo den Kopf.

Durch meine Bewegung lässt auch das Gefühl im Nacken nach und ich sehe gerade noch, wie Atemu seinen Kopf wieder nach oben zieht. Augenblicklich zucke ich intuitiv zusammen, als wäre ein Blitzschlag durch meinen Körper gehuscht!
 

Scheu, aber doch mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an.

Der Tintenkrug wackelt, ich muss ihn wohl unwillkürlich angestoßen haben - und kippt auch schon in der nächsten Sekunde von der Kante, zerschellt mit einem Klirren auf einem kleineren Stein.

Er dagegen lächelt mich einfach nur sanft an, seine strahlenden, stolzen Augen fixieren die Meinigen und ich fühle mich regelrecht verschlungen und nichtig unter seinem Blick...

Niemand interessiert sich für die auslaufende Tinte - ich realisiere sie nicht einmal!

"Es ist schade, dass du nicht mit mir sprichst... Ich höre dir wirklich zu... bei allem, was auch immer dir auf dem Herzen liegen mag... Du kannst jederzeit zu mir kommen..."

Dann dreht er sich um, sein dunkelroter Umhang flattert dabei im seichten Wind auf und er geht tatsächlich Richtung Palast davon.

Ich fasse mir automatisch an den Nacken... an die Stelle, auf die er auch seine Lippen gelegt hatte.

Bereits der zweite Kuss in kurzer Zeit...
 

Mein Herz hüpft heftig, ohne es steuern zu können, laufe ich ein wenig rot um die Nase an.

"Atemu..", hauche ich, weiß bereits, dass er außer Hörweite für diese Lautstärke ist und füge in Gedanken noch hinzu: ich würde doch gerne mit dir reden.... Aber so einfach ist das nicht.. Ich kann dir doch nicht so einfach sagen... dir offenbaren...! Ich trau' mich einfach nicht!!

Will unsere jahrelange, enge Freundschaft nicht verderben... Obwohl... wo die Liebe einmal landet... ist da die Freundschaft sowieso nicht mehr das, was sie einmal war?
 

Am nächsten Tag bemühe ich mich noch mehr, meinem Cousin sechzehnten Grades aus dem Weg zu gehen.

Ich nehme extra einen Auftrag außerhalb der Palastmauer von Seto an, den eigentlich ein anderer, niedriger gestellte Beamte hätte übernehmen sollen, um so fast den ganzen Tag in Theben unterwegs sein zu können.

Man schickt mich ins Tal der Könige, um die Bauarbeiten an der Grabkammer des Pharaos zu kontrollieren und den Fortschritt zu überprüfen.

Keine Aufgabe für den persönlichen Schreiber, Berater und Vertrauten des Pharaos... Aber egal.
 

Ich kehre erst sehr spät mit Ikarus an den Hof zurück, die heilige Sonne ist bereits untergegangen, ich wasche mich kurz von dem Staub und Dreck der Baustelle und verbringe den Rest des Abends in meinem Gemach.

Ich werde Seto erst morgen Bericht erstatten, dass alles bestens verläuft und dass der Pharao zufrieden sein kann.

Um diesem nicht beim Frühstück begegnen zu müssen, habe ich mir angewöhnt, immer erst später essen zu gehen, kurz bevor der Tisch abgeräumt wird. Atemu sitzt immerhin im Thronsaal und beratschlagt mit seinen Priestern... er wird zwar hoffen, mich zu treffen und wieder versuchen, etwas aus mir hinaus zu bekommen, aber da muss ich ihn wohl enttäuschen.

Ich fühle mich langsam bereits bedrängt und unter Druck gesetzt! Ständig sieht er mich so komisch an! Er sucht Kontakt... am Morgen, nach dem Kuss, hat er sogar an meinem Gemach geklopft. Völlig überrumpelt habe ich ihm mehr oder weniger die Tür wieder vor der Nase zugeschlagen..

Tief seufze ich. Ich laufe vor ihm weg wie eine Maus vor einer Katze!

Natürlich ist das falsch... ich will mich aber nicht ihm stellen... Habe Angst vor ihm! Und dem Gespräch, das uns unmittelbar bevorsteht!

In dem er mir erklären wird, dass der Kuss nichts zu bedeuten hatte und es nur so über ihn gekommen war...
 

Verdammt!! Mit jeder Erinnerung an diesen Abend zieht sich mein Herz nur noch schmerzhafter zusammen..

Ich will es einfach nicht hören!! Zögere die Wahrheit noch so lange wie möglich hinaus..
 

Gerade beiße ich in mein Brot mit Feigenmarmelade, da werden auch bereits beide riesigen Flügeltüren des Speisesaals geöffnet... und herein kommt..

Ich lasse vor Schreck das Brot fallen.

Bei Ra! Was macht er denn hier?!

Die Dienerschaft verneigt sich, ich grüße nur mit einem kurzen, mechanischem Kopfnicken.

Er ist allein, nur in Begleitung von zwei Wachen..
 

Wie gewohnt setzt er sich auf seinen Stammplatz am Kopf der Tafel, ich nehme noch einen letzten Bissen meines Brotes, werfe es dann ein zweites Mal auf meinen Teller, springe ruckartig vom Stuhl auf und renne aus dem Saal hinaus.
 

"YUGI!", höre ich ihn aufgebracht rufen, dann höre ich auch bereits die Tür ein weiteres Mal klappern und meine schnellen, an den Steinmauern widerhallenden Schritte sind nicht mehr die Einzigen.

Ich brauche mich gar nicht umzudrehen, denn ich weiß, er folgt mir!
 

Hastig lehne ich meinen Oberkörper nach vorne, versuche zu beschleunigen - gleich kommt die Treppe!

Ich schlittere um die Ecke und flitze die Stufen hoch.

"Atemu, lass mich!", keuche ich eher verzweifelt.

Alle Wachen und Bediensteten bleiben auf ihrem Weg stehen, so weit ich das aus den Augenwinkeln ausmachen kann und starren uns entgeistert an.

Nun ja, eine Verfolgungsjagd durch das königliche Haus kommt nicht gerade oft vor..

"Dieses Mal bestimmt nicht!", höre ich die klare Antwort beinahe unmittelbar hinter mir und eine kalte Gänsehaut fährt mir die Wirbelsäule hinab.

Ich will nicht!!

Und dass der Pharao selbst wie ein Kind an diesem Fangspiel beteiligt ist, irritiert sie sicher ungemein.
 

Die Treppe macht einen Knick nach rechts, ich befinde mich gerade an den untersten Stufen der neuen Treppe, da packt er mich hart am rechten Arm. Mein Herz setzt eine Sekunde aus, ich beiße mir hart auf die Lippen: Verdammt!!

"Schluss jetzt, Yugi!", zischt er scharf und zieht mich zu sich.

"W-was willst du...", meine Stimme ist zittrig, heller als sonst und droht in den aufkommenden Tränen unter zu gehen.

"Endlich ein offenes Gespräch mit dir! Dauernd meidest du mich, läufst weg! Irgendetwas stimmt doch nicht zwischen uns!

Sag... ist es noch wegen - "
 

"Pharao!" , Karimu steht weiter unten an der Treppe, blickt empört zu uns auf.

"Entschuldigt, Euch stören zu müssen... Aber die Sitzung hat bereits begonnen! Man wartet voller Ungeduld auf Euch..."

Scharf spüre ich ihn direkt neben mir die Luft einziehen.

Sein Griff wird lockerer.. bis er mich loslässt.

Ich traue mich jedoch nicht, mich auch nur zu bewegen. Bin total eingeschüchtert und blicke ängstlich zu ihm auf.

Sein Blick durchbohrt mich und selten war ich mir so deutlich wie jetzt über seine mächtige Position in unserem Lande klar..

Es ist mir, als befehle er mir stumm: Rühr' dich, bis ich wieder komme, nicht vom Fleck!

Dann eilt er die Treppen hinunter.
 

Es dauert sicher fast fünf Minuten, ehe ich aus meiner Starre aufwache und in mein Zimmer schleichen kann.
 

Hier habe ich auch vor, bis heute Abend zu bleiben! Ich habe schließlich noch genug Arbeit hier... und Nahrung kann ich mir zur Not von meinen Sklaven hier heraufbringen lassen..

Bloß nicht durch den Palast laufen! Noch einmal kann ich Atemu nicht entkommen.. Er ist schon vor seiner Zeit als Pharao sehr... herrisch gewesen. Schon immer stur und wenn er etwas wollte... gab er nie eher Ruhe, bis er es erreicht hatte. Ehrgeiz und Ehre trieben seinen Charakter schon immer voran.. Oft habe ich mir gewünscht, eine Großteil seiner Stärke würde auf mich abfärben..
 

Ich greife nach Papyrus, Feder und Tintenglas und beginne mit einem Brief an einen der Generäle bei den weiter entfernt deponierten Truppen - er muss über die momentane Kriegssituation unterrichtet werden und ich habe die Aufgabe bekommen, ihm zu befehlen, dort wo er ist zu bleiben und auf die nächsten Informationen zu warten.
 

Gerade mal zwei Zeilen bekomme ich zu Papier... Mein Kopf rauscht und ist voll gestopft von Atemu und meinen Ängsten... Ich kann mich einfach nicht konzentrieren!

Unruhe beschleicht mich weiter, Nervosität nagt an mir!

Ich stehe auf, laufe durch mein Gemach - die Bewegung tut mir gut. Sie befreit und die Unruhe in meinem Bauch lässt sich besser ertragen.

Kurzum: Ich muss hier raus!
 

Ein Glück wird mein Cousin noch in dieser Besprechung stecken, sie hat ja eben erst begonnen!

Tatsächlich meint es Horus gut mit mir und lässt seinen Schützling außer meiner Reichweite.

Aufgewühlt stolpere ich in die Stallungen, sattele und zäume mein Pferd und reite schnellstmöglich aus der Stadt!
 

Mein Ausritt dauert lange, ich zögere ihn extra so weit wie möglich hinaus.

Erst am Nachmittag kehre ich nach Theben zurück - doch statt mich den Palastmauern zu zuwenden bleibe ich zunächst noch auf unserem Marktplatz, führe Ikarus als Handpferd durch die breiten Straßen.

Letztendlich kaufe ich mir noch ein Paar neue Schuhe und esse eine Kleinigkeit, um wenigstens das gute Gefühl zu bekommen, zwei Händler erfreut zu haben und bringe Ikarus am frühen Abend zurück in seinen Stall.
 

Ich benutze möglichst abgelegene und schmale Gänge, um in mein Gemach zu gelangen und schlage schließlich erleichtert die Tür hinter mir zu.

Oh bei Ra!

Ich fühle mich schon wie ein Spion oder Verbrecher, der sich heimlich in den Palast schleichen muss! Habe schon richtige Angst davor, erwischt und angehalten zu werden..
 

Ich versinke nur für kurze Zeit in meinen Brief von heute morgen, als es plötzlich an der Tür klopft.

Mein Herz bleibt stehen.

Verdammt! Das wird er sein! Er will reden!
 

Nein, nein, nein! Darauf bin ich doch jetzt gar nicht vorbereitet!

Mein Herz flattert, mein Atem geht stoßweise... er würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihn draußen stehen lassen würde..
 

Ein erneutes Klopfen.
 

Er wird auch nicht eher gehen, bis ich nachgebe... ihn hineinlasse... und dann stehe ich von Angesicht zu Angesicht mit der Wahrheit..

Obwohl.. möchte ich denn nicht endlich mit ihm reden? Dieses Versteckspiel beenden?

Sämtliche Lügen und Ängste von mir werfen... und ihm einfach vertrauen können?

Was wäre das wohl für ein Gefühl, wenn er von meiner.... Liebe... zu ihm wüsste..? Wenn ich mich nicht länger verstellen bräuchte?

Wie einfach könnte alles sein... Zwar nie wieder so wie früher... aber er würde es sicher akzeptieren... oder?

Wir sind schließlich langjährige, sehr enge Freunde! Atemu würde mich nicht aus dem Palast werfen... er würde mich nicht einkerkern..

Ein gezwungenes Lächeln erscheint auf meinen Lippen.

Er ist doch kein Unmensch...

Also los, Yugi! Rein in die Höhle des Löwen...
 

Ein erneutes, ungeduldiges Klopfen. Ich atme noch mal tief durch, lege meine Hand aufs Herz und setze dann ein weiteres Lächeln auf, greife zur Klinke und öffne die Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  jyorie
2015-01-08T16:03:35+00:00 08.01.2015 17:03
Hey (ノ´ヮ´)ノ*:・゚✧

in dem Kapitel hat du gut erklärt, warum Yugi davon läuft, weil er es nicht ertragen kann, das es Spaß war, das Atemu nichts für ihn empfindet. Er war sehr kreativ um dem Pharao nicht zu begegnen, aber dafür war Atemu hartnäckig und hat nicht aufgegeben. Yugi wird sicher aus allen Wolken fallen, wenn er hört, das Yami ihn auch mag :D

CuCu Jyorie

Von:  Hito
2005-10-31T20:32:15+00:00 31.10.2005 21:32
Also ihr Zwei, dieses Kapitel ist eines meiner Lieblingskapitel!
Besonders geil ist ja die Verfolgungsjagd von den beiden. Und Ati in seiner herrischen Art *hrrr* und die entgeisterten Blicke der anderen... einfach zum Umhauen!

Menno, manchmal könnt ich Yugi echt *grrrrrrrr* Da sucht Ati immer wieder und immer wieder den Kontakt zu ihm und was macht Yugi? Er läuft davon *sigh* Kann ich einerseits schon verstehen, aber andererseits...
Aber zum Glück verspricht ja der Schluss so einiges ^.~
Bis zum nächsten Mal
Eure Hito ^_^
Von:  Sargeras
2005-10-29T18:08:25+00:00 29.10.2005 20:08
Holla... endlich komme ich dazu ein Kammi zu schreiben ^^

Also ich fand das Kapitel wieder perfekt und beneide dich wieder mal um deinen grandiosen Schreibstil. Yugi`s kleines Versteckspiel gefällt mir auch besonders gut aber nochmehr das er jetzt damit aufhört... na ja kann auch sein das Seth in der Tür steht... bei dir weiß man nie...

auf jeden Fall freu ich mich total auf den nächsten Teil

man liest sich
bye Sargeras
Von:  Lillyko
2005-10-24T20:17:23+00:00 24.10.2005 22:17
Hach Yugi ist ja auch ein herzchen. wie kann man Ati nur so falsch verstehen...
bitte, bitte, bitte lasst uns (also alle eure treuen leser) nicht so lange warten, ihr macht das aber auch immer spanned. und ich sitze da und kann nicht schlafen.
Viel glück Yugi, du schaffst es! *daumendrück*
Von:  teufelchen_netty
2005-10-18T20:30:08+00:00 18.10.2005 22:30
oh gott ihr mahct es aber spannend *_*
das kapi war so cool, der zweite kuss ^^
hihi das war toll beschrieben, aber der rest ;_;
menn was amachen sie da nur -.- ^^
Von: abgemeldet
2005-10-18T08:31:42+00:00 18.10.2005 10:31
So.... Sturmfrei... Da wollen wir mal schreiben, ne ^^""

Wird ja auch Zeit, das ich hier mal meinen Senf dazu geb XXDDDD
Aber was soll man hierzu noch sagen???? Oberknuffig sind doch alle eure Kapis hier!!!! Voll süß wie Yugi das weite sucht... Und diese Reaktion auf diesen Kuss *.* *mehr haben will*

Hoffentlich braucht ihr nciht allzu lange bis zum nächsten Kapi, sonst gehe ich hier noch ein vor langeweile -.- *ferien sind langweilig*

hdsmdl *knuffz* Made
Von:  Shivers
2005-10-16T22:17:46+00:00 17.10.2005 00:17
jaja... ihr quält uns mal wieder XD
WIESO habe ich bloß das Gefühl, daß da jetzt Seth vor der Tür steht, der seinen Bericht will? >_<
Wie sagte Haz vorhin, als sie bei mir das Kapü gelesen hat?
Die Verfolgungsszene will ich als Anime sehen XD
Ich auch, ganz nebenbei *rofl*
Geniale Idee ^-^
nur eine Sache kommt mir noch spanisch vor... Da sprech ich dich Morgen drauf an, Polar ;) Verlass dich drauf *g*

Die Krönung wär ja noch wenn Seth jetzt noch seelsorge machen würde XDDD so nach dem motto: Atemra wir müssen miteinander reden... Es gibt da dinge zwischen Männern und Männern... *räusper* XDDDD
Von: abgemeldet
2005-10-15T20:34:31+00:00 15.10.2005 22:34
Jaaa, entlich das neue Kapitel ist da. *freu*
Ich fand das echt süß, wie Yugi vor Atemu weggelaufen ist. *schmunzel*
Kann es kaum noch erwarten das neue Kapi zu lesen.

mana-anzu^^
Von:  SoraNoRyu
2005-10-15T13:02:10+00:00 15.10.2005 15:02
Schon wieder so ein plötzliches Ende...
Atemu wird sich ziemlich geärgert haben, dass er gerade dann, wenn er Yugi endlich erwischt hat, zu seiner Besprechung gerufen wird.
Karim tut mir Leid, ausgerechnet er muss den Pharao holen... wird ihm sicher auch nicht so angenehm gewesen sein.
Die verfolgungsjagt an sich war irgendwie etwas kindisch, ich will nicht wissen, was die anderen Leute im Palast darüber gedacht haben...

Yugi hat sich da ja wirklich in was reingesteigert, schließlich kann wirklich nichts, was Atemu ihm sagen will, schlimmer sein als das, was er sich da selbst als Tatsache einreden will.
Wenn er schon das Schlimmstmögliche als unfehlbare Tatsache sieht, kann Atemu eigentlich nichts schlimmeres tun, als sie ihm zu bestätigen, oder?

Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Kapitel,
Bye, Sora
Von: abgemeldet
2005-10-15T10:57:55+00:00 15.10.2005 12:57
Also eins is klar, wenn ich in zwei Wochen wieder aus Ägypten zurück bin will ich ein weiteres Kapi hier sehen
klaro, also beeilt euch


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