Zum Inhalt der Seite

Stray

Wolf's Rain
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Titel: Stray - Wolf's Rain

Teil: 1/1
 

Autor: Yuki-kon <Kageyami Yukito>

E-Mail: doreen.ut@t-online.de
 

Serie: Trigun
 

Pairing: - (Wolfwood x Vash - schwach angedeutet)
 

Warnung: Songfic, death, sad, dark
 

Themesong: Stray (Opening von Wolf's Rain)
 

Disclaimer: Das Copyright von Trigun liegt bei Yasuhiro Nightow, das von "Stray" bei dem Produzenten und anderen Beteiligten. Lizenzrechte, usw. liegen bei den jeweiligen Verlagen und anderen Vertrieben.
 

Author's Note: Um diese Story zu verstehen muss man den Manga unbedingt gelesen haben - und selbst dann wird man vermutlich kaum einen Sinn in dieser FanFiction erkennen. Würde mich aber freuen, wenn ihr trotzdem mal reinschaut.
 

Kommentar: Diese Geschichte ist ein Tribut an Wolfwood (sozusagen). Alles ist komplett aus seiner Sicht geschrieben, die gleichzeitig aber natürlich meine Gedanken wiederspiegelt. Ich habe mir einfach nur mal vorgestellt, wie es nach dem 8. Band (bei uns der 4.) von Trigun Maximum mit ihm weitergehen würde.
 

Zusammenfassung: Eine Art Reflexion über Wolfwood's Erlebnisse und wie er sich damit auseinandersetzt...
 

Zeichenerklärung: >> Songtext << ****** Rückblick ******
 


 

~*~ Stray - Wolf's Rain ~*~
 

Der einsame Wolf, der immer auf der Suche ist und doch nie findet, wonach er sich sehnt...
 

>> Stray... <<
 

Wieder einmal führte mich mein Pfad ins Unbekannte.

Wieder einmal trennten sich unsere Wege.

Ob ich ihn wohl auch diesmal erst in zwei Jahren wiedersehen würde?
 

******
 

Ich rechnete nicht damit ihn irgendwann in dieser endlosen Wüste aufzuspüren. Schon viel zu lange war ich auf der Suche nach ihm. Warum, das wusste ich selber nicht so genau.

Okay, Knives hatte mich beauftragt immer an seiner Seite zu sein und ihn zu beschützen... doch es war nicht Knives' Befehl allein, der mich dazu brachte mich nun auf die Fährte des Humanoid Taifuns zu begeben.

Irgendetwas in meinem Inneren hielt mich dazu an. Ich wusste nicht, was es war. Vielleicht... waren es Schuldgefühle. Aber selbst von diesen wusste ich nicht, warum ich sie überhaupt hatte.

Ich wollte mir eigentlich keine Gedanken um so etwas machen...
 

******
 

Das schlechte Gewissen von damals... irgendwie erschien es mir nun lächerlich. Denn es war nichts im Vergleich zu den Schuldgefühlen, die ich dieser Tage empfand.

Wie hatte es dieses Wesen nur geschafft mich so zu verändern? Sollte ich nicht ein unberechenbarer Killer sein, der keine Rücksicht auf andere nimmt? Müsste es mir nicht egal sein, was aus einem einzelnen Menschen wird, der noch dazu nicht einmal ein richtiger Mensch ist?

Und dennoch vermisste ich den Ananaskopf.

Er hatte so eine offene unbeholfene Art mit anderen Leuten umzugehen.

Und vor allem mir hatte er vor Augen geführt, das Gutmütigkeit nicht immer eine Schwäche war. Meiner Meinung nach war sie seine größte Stärke und seine mächtigste Waffe. Doch einem wie mir blieb nun mal nichts anderes übrig als zu töten. Das konnte und wollte er nicht einsehen.
 

Wie auch immer die Dinge nun lagen, ich hatte wichtigeres vor, als in der Vergangenheit zu schwelgen und damit ein unangenehmes Gefühl abermals herauf zu beschwören.

Ich musste mich endlich entscheiden...
 

Ein Wolf verlässt sein Rudel nur, wenn er ein anderes Ziel, als das seiner Gefährten verfolgt. Dieser Wolf sucht die Einsamkeit...
 

>> In the cold breeze that I walk along

The memories of generations burn within me

Been forever since I cried the pain and sorrow

I live and die, proud of my people gaining <<
 

Als ich, nach einem langen Fußmarsch, endlich im nächsten Ort ankam, war es bereits wieder Nacht. Ich war sechs lange Tage und Nächte unterwegs gewesen.

Langsam lief ich durch die leeren Straßen der Stadt.

Meine Füße trugen mich wie von selbst in die Richtung in der ich den Saloon vermutete. Ich trat durch die halb zerfallene Saloontür und stellte mir einen der verstaubten Barhocker zurecht, die im ganzen Raum verstreut zwischen den Überresten der Tische und Theken lagen.

Wie war es nur so weit gekommen?
 

******
 

Endlich stand ich ihm leibhaftig gegenüber. Dem, der ab sofort über mein Schicksal bestimmen würde.

Er sprach nicht ein einziges Wort. Es war unnötig. Ich verstand jeden einzelnen Gedanken, der an mich gerichtet war.

In diesem Moment wagte ich nicht irgendetwas zu sagen, nicht einmal etwas zu denken. Ich wusste nicht wie weit seine Kraft reichte und ob er nicht vielleicht sogar telepathische Fähigkeiten besaß.

Doch von diesem Tag an war ich festes Mitglied von Michaels Auge.
 

******
 

Erneut durchflutete mich eine dieser ungewollten Erinnerungen an meine Vergangenheit. Die Erinnerung an Chapel... Die Erinnerung an meine Kollegen...

Ich wollte das alles endlich hinter mir lassen... Auch wenn mir bewusst war, dass all dies in Wahrheit noch in der Zukunft lag.

Je mehr Tage, Stunden, Minuten, Sekunden vergingen, umso näher kam ich diesen Erlebnissen.

Doch diesmal würde es ein Ende nehmen. Nur welches war noch ungewiss...
 

Ein Wolf, der in die Enge getrieben wird, zieht den Schwanz ein...
 

>> I'm here standing on the edge

Staring up at where the moon should be <<
 

In einem Moment wie diesem hätte ich mir am liebsten einen Drink bestellt.

Doch mir war klar, dass ich den nun vergessen konnte.

Ich nahm einen weiteren Zug von meiner Zigarette und blickte durch das zerstörte Dach in die Nacht hinaus.

Was ist der wahre Grund für seine Taten?
 

******
 

Die zwei Männer, die ich beide erst seit kurzem kannte, standen sich nun zum ersten Mal seit langem gegenüber.

Es war ein seltsames Szenario, dass sich da vor meinen Augen abspielte.

Doch ich konnte nicht verstehen, was er versuchte mir mitzuteilen. Warum war es bei ihm anders?

Das ganze erschien mir wie pure Ironie.

Er schien ziemlich starke Schmerzen zu haben und gleichzeitig eine unsagbare Kraft in seinem Inneren zu schüren.

Ich fragte mich wirklich, ob er uns alle umbringen wollte.

Noch nie hatte ich einen derart gewaltigen Energieausbruch erlebt.
 

******
 

Die Auswirkungen von damals waren heute sichtbarer denn je.

Wie man es auch drehte und wendete, es ergab keinen Sinn.

Entweder er hatte sich nicht unter Kontrolle, oder er war einfach nur zu unmenschlich.

Ein Gedanke, über den ich beinahe grinsen musste.

Er war menschlicher als ich es jemals gewesen war. Aber ich verdrängte diese wiederholten Erinnerungen. Zumindest für den Augenblick.

Die Frage, die sich mir zu der Zeit immer mehr aufdrängte war, ob ich ihn dort treffen würde.

Falls es dann nicht schon zu spät war...
 

Ein Wolf fragt nicht, ein Wolf tut...
 

>> Stray...

No regrets 'cause I got nothing to lose

Ever stray...

So I'm gonna live my life as I choose

Until I fall... <<
 

Langsam wurde der Nachtwind kühler.

Es war wohl besser für mich einen geeigneten Schlafplatz zu finden.

Schon seit fast einem Monat hatte ich nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen.

Aber das war ich gewöhnt.

Was mir weitaus größere Sorgen bereitete war der nächste Morgen.

Würde es jemals ein Ende nehmen?
 

******
 

Wie schon so oft lagen sie vor mir.

Überall klebte Blut.

Ich konnte die Stille kaum noch ertragen.

Sein Lachen wäre mir lieber gewesen. So sehr ich es auch hasste.

In meinem Inneren herrschte eine tiefe Leere. Eine Gleichgültigkeit wie ich sie sonst nur von ihm kannte. Kein Anzeichen von Emotionen. Genau wie bei ihm.

Langsam schritt ich vorbei an den mir nur zu gut bekannten Gesichtern. In all ihren leblosen Augen stand dieselbe Frage.

Ich wusste keine Antwort.
 

******
 

Ich warf einen Blick auf das Kreuz neben mir, dass ich an den Überrest eines Tisches gelehnt hatte.

Diese Waffe war mein einziger Freund. (Und doch hatte ich sie mir zum Feind gemacht.)

Nicht einmal der Ananaskopf konnte mich besser verstehen. Er verstand gar nichts.

Aber was brachte es schon? Immerhin schien er andere Absichten zu haben als ich. Und das war gut so.

Ich hasste es dazu verdammt gewesen zu sein ihm zu begegnen.

Er würde ihn ohnehin nicht aufhalten können...
 

Der Mond verspricht einsamen Wölfen eine Zukunft...
 

>> Stray... <<
 

Ich erhob mich von meinem bisherigen Sitzplatz und griff nach dem Punisher.

Vermutlich hatte ich diesen Namen sogar mehr verdient.

Eine Waffe wurde nur schlecht durch die Hand des Mannes, der sie führte.

Hm. Dieser Spruch hätte von Ananas stammen können. Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ich etwas derartiges dachte.

Aber der Punisher symbolisierte trotz seiner Funktion den Glauben.

An was, darüber war ich mir selbst nicht sicher.

Würde seine Bürde eines Tages all meine Sünden aufwiegen?
 

******
 

Meine blutbesudelten Hände streckten sich nach ihnen aus.

Ich wusste, dass es ein Traum war und doch enthielt er nichts als die Wirklichkeit.

Meine Finger konnten ihr unschuldiges Lächeln nicht erreichen. Sie waren zu weit entfernt von mir. Von meinem Inneren.

Während die eine Seite sie nur zu gerne in den Arm genommen hätte, hätte die andere Seite sie umbringen müssen.

Ihr Lachen würde für immer verstummen.
 

******
 

Ich zerbiss die Zigarette, die ich zwischen meinen Zähnen hielt und spuckte den Stummel aus.

Ich hatte es satt mir deswegen Selbstvorwürfe zu machen.

Daran waren allein sie Schuld.

Egal wer von beiden es war, von einem wurde ich immer verfolgt.

Ob in der Vergangenheit, der Gegenwart, oder der nicht mehr allzu fernen Zukunft. Das wusste ich von Anfang an.

Wenn ich auch nur halbtot aus dieser Sache herauskam würde ich alles tun, was der Überlebende von mir verlangte, das schwor ich mir.

Insgeheim hoffte ich wohl auf ein Happy End...
 

Ein einsamer Wolf kann durch seinen Willen alles überstehen...
 

>> In the white freeze, I never spoke of tears

Or opened up to anyone including myself

I would like to find a way to open to you

Been a while, don't know if I remember how to <<
 

Das war wieder einer der Augenblicke in denen ich mich fragte wie es Ananas wohl erging.

Auch wenn er die eine Hälfte allen Übels war, konnte ich ihn deswegen dennoch nicht verdammen. So sehr ich diese Tatsache auch verfluchte.

Das Problem war einfach, dass wir nicht miteinander synchronisieren konnten.

Zwischen ihm und mir bestand eine Blockade, die man nicht mit Worten oder Taten überwinden konnte. Und unsere Gedanken kommunizierten nicht miteinander. Genau wie unsere Herzen.

Warum war das alles nur so kompliziert?
 

******
 

Er machte mir Vorwürfe. Ausgerechnet er, der die meisten verdiente.

In meinen Augen war er einfach nur schwach. Erst recht, wenn er versuchte stark zu sein.

Es lag einfach nicht in seiner Macht.

Und mich beeindruckte sein Verhalten schon gar nicht.

Trotz seines Alters erschien er mir unerfahrener in solchen Dingen als so manches Kind.

Seine Selbstzweifel zerstörten ihn, ohne dass er es überhaupt merkte.

Ich hatte kein Vertrauen in ihn.
 

******
 

Vermutlich sah das heute etwas anders aus. Auch wenn sich meine Meinung über ihn kaum geändert hatte.

Er konnte einfach nicht aufhören er selbst zu sein. Das war sein großer Schwachpunkt.

Warum kam ich trotz all dem nicht umhin diesen Ananaskopf zu mögen?

Die zwei Seiten in mir, die unterschiedlicher nicht sein konnten, schwankten zwischen Zuneigung und abgrundtiefem Hass und Verachtung.

Ich sah keinen Ausweg aus diesem Chaos...
 

Ein einsamer Wolf verlässt sich nur auf sich selbst...
 

>> I'm here waiting on the edge

Would I be alright showing myself to you?

It's always been so hard to do... <<
 

Ich ging ein paar Schritte in Richtung des Ausgangs der Bar. Das obere Stockwerk war vollständig zerstört. Hier würde sich also keine Schlafgelegenheit finden.

Das Quietschen der Saloontür rief in mir eine lang verloren geglaubte Erinnerung wach.

Würde ich diesem Alptraum jemals entfliehen können?
 

******
 

Seine Schritte halten über den Marmorboden der Halle.

Ich wusste was nun passieren würde.

Doch ich konnte es nicht verhindern.

Er nutzte meine Schwäche aus. Schamlos. Ohne Mitgefühl.

Mitgefühl... Ein Wort, das ihm fremd war. Ein Wort, das auch mir fremd sein sollte.

Doch nicht, wenn es um sie ging. Sie waren alles für mich. Meine Familie. Mein Zuhause.

Ängstliche Schreie schallten durch die Gänge.

Alles war Schwarz...
 

******
 

Ruckartig schlug ich die Augen auf.

Einen Moment lang glaubte ich mich von den damaligen Geschehnissen überwältigt. Überwältigt durch meine Gefühle.

Diese Art von Mitleid besaß ich auch heute noch.

Vor allem für sie. Und doch genauso für ihn.

Er hatte nichts auf der Welt. Nur seine Erinnerungen. Die Menschen, die in sein Leben traten und wieder gingen. Doch vergessen konnte er sie niemals. Sie hinterließen ihm nur Leid.

Er hielt es aus. Lächelte unbesonnen.

Auch er hatte zwei Seiten. Eine starke und eine schwache.

Die ganze Zeit über hatten sich meine Gedanken unweigerlich zu einem Widerspruch entwickelt.

Er war genau wie ich...
 

Auch ein einsamer Wolf kennt das Gefühl zu versagen...
 

>> Stray...

No regrets 'cause I got nothing to lose

Ever stray...

So I'm gonna live my life as I choose

Until I fall... <<
 

Ziellos durchstreifte ich die verlassene Stadt.

Irgendwo musste sich doch ein Platz befinden, an dem ich mich zur Ruhe legen konnte.

Doch überall sah ich nichts als zerfallene Ruinen.

Lautlos trat ich auf den Marktplatz.

Mein Blick glitt an dem unübersehbaren Monument hinauf.

Ungerührt näherte ich mich dem dunklen Stein.

Die rote Schrift, die sich, menschlichem Blut gleich, auf dessen Oberfläche abzeichnete, formte seinen Namen.

Wann war er hier gewesen?
 

******
 

Sein hämisches Lachen klang in meinem Kopf nach, als ich diesen Ort verließ.

Er war ein Wahnsinniger.

Und doch hatte er Recht. Man musste diesen Planeten von dem Abschaum befreien.

Selbst wenn ich anders war, so würde auch mich das gleiche Schicksal ereilen. Dessen war ich mir sicher.

Wenn er schon für ihn keine Ausnahme machte, konnte ich mir meines Todes mehr als gewiss sein.

Ich hatte keine Angst. Zumindest nicht um mein eigenes Leben...
 

******
 

Ich wandte meinen Blick ab und sah mich um.

Nur das leise Pfeifen des Windes war zu vernehmen. Nur ein paar Sandkörner zu sehen, die der leichte Luftzug mit sich fort trug.

Ansonsten war alles still und einsam.

Eine Einöde, die man mit seinem Inneren vergleichen konnte.

Er schien keine Gefühle zu haben. Nicht einmal Hass, trotz all seiner schrecklichen Taten.

Vielleicht brauchte er es, um sich wenigstens minimal vollständig zu fühlen.

Ich zuckte mit den Schultern und verließ diesen trostlosen Ort.

Nicht einmal er wusste, warum man diesen Konflikt auf eine derartige Weise lösen sollte...
 

Wölfe, die einsam sind, fühlen sich nutzlos...
 

>> Stray... <<
 

Schließlich reichte es mir.

Ich war zu müde, um weiterhin sinnlos durch die Gegend zu spazieren.

Also suchte ich mir schließlich eine etwas windgeschützte Ecke und lehnte mich an die kalte Wand eines Hauses. Den Punisher direkt neben mir. Immer einsatzbereit.

Der Mond verschwand hinter einer der zahllosen grauen Wolken. Sterne waren weit und breit nicht zu sehen.

Die Stadt verschwamm in tiefem Schwarz.

Würde das Licht überhaupt jemals die Finsternis erhellen können?
 

******
 

Ich befand mich in absoluter Dunkelheit.

Man konnte die Hand nicht vor Augen sehen.

Ich sah weder etwas, noch fühlte ich etwas. Ich hörte nichts und roch nichts.

Doch ich schmeckte etwas. Metallisch... Bittersüß...

Blut.

Mein eigenes Blut.

Ich versuchte etwas zu erkennen. Versuchte, ihn zu finden. Aber zwecklos. So sehr ich mich auch anstrengte, es blieb stockfinster.

Ich fühlte mich wie ein Blinder. Gleichzeitig taub, nicht nur meine Ohren, sondern mein ganzer Körper. Ich konnte mich kaum von der Stelle bewegen.

Nicht einmal den Punisher hatte ich in diesem Moment an meiner Seite.

Ich konnte ihn einfach nicht finden...
 

******
 

Ich zündete mir eine weitere Zigarette an.

Mein Nikotinkonsum war noch weiter angestiegen, so schien es mir, was aber nicht weiter verwunderlich war. Zumindest aus meiner Sicht.

Ich warf das Streichholz weg und nahm einen tiefen Zug des Stresshemmers. Ich wusste selbst nicht mehr genau, wann ich mit dieser Art der Selbstzerstörung angefangen hatte. Aber es war egal. Früher oder später musste jeder einmal sterben und bei mir hieß es von vorne herein: früher.

Ich hatte auf diesem Planeten sowieso nichts verloren...
 

In schlaflosen Nächten, wenn die Wölfe heulen...
 

>> Is there a place left there for me

Somewhere that I belong

Or will I always live this way... ?

Always stray... <<
 

Ich dachte daran, wieviele Menschen ich bis jetzt getötet hatte.

An den Fingern abzählen konnte man sie auf jeden Fall nicht, soviel war sicher.

Keine Frage also, dass das Paradies mir versagt bleiben würde.

Obwohl ich mich geändert hatte.

Er hatte mich verändert.

Seit ich ihm begegnet war, hatte ich es vermieden zu töten.

Doch man kann eine Killermaschine nunmal nicht vollkommen umprogrammieren.

Trotz seines Einflusses säumten Leichen meinen Weg.

Trotz seiner Gutmütigkeit und seines Vertrauens hätte ich beinahe eine noch größere Sünde begangen.

Wird er mir je vergeben können?
 

******
 

Ich stand direkt hinter ihm.

Meine Waffe entsichert. Mein Finger am Abzug. Mein Blick starr auf ihn gerichtet.

Ich musste ihn töten. Es war ein Auftrag. Ich hatte den Befehlen zu gehorchen.

Langsam bewegte ich meinen Finger. Meine Hand zitterte. Eigentlich zitterte mein gesamter Körper. Ich musste es tun. Sonst würden sie leiden. Noch mehr leiden.

Kalter Schweiß in meinem Gesicht.

Mit meinem Blick bohrte ich Löcher in seinen Rücken.

Eine Ewigkeit verging.

Ich ließ die Waffe sinken. Schloß die Augen.

Ich konnte es nicht...
 

******
 

Jetzt, da ich an diese Nacht zurückdachte, fiel es mir schwer mich in meine damalige Situation hinein zu versetzen.

Ich hätte es tun können, oder auch nicht.

Ich glaubte nicht, dass es einen Unterschied machte.

Aber vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Wer wusste das schon.

Ich würde diese beiden Wesen nicht mehr überleben, das spürte ich. Mehr, als das ich es wusste.

Ich stand schon viel zu oft kurz vor meinem Tod, als das ich ihn noch fürchten würde.

Meine Zigarette war in der Zwischenzeit schon wieder abgebrannt.

Ich hatte keine Lust mir eine neue anzustecken.

Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah erneut zum Himmel auf.

Alles geht einmal zu Ende...
 

Was ein Wolf tut, ist was einen Wolf ausmacht...
 

>> No regrets 'cause I got nothing to lose

Ever stray...

So I'm gonna live my life as I choose

Cause all things fall <<
 

Ich fragte mich wirklich, wie lange es wohl noch so weitergehen würde.

Vielleicht würde ich doch noch eine zweite Chance bekommen und ihn wiedersehen.

Oder ich würde kurz vor dem Finale, also gerade noch rechtzeitig, eintreffen.

Eventuell konnte ich ihm noch einen letzten Dienst erweisen.

Auch wenn ich mir eigentlich gesagt hatte, das es nun vorbei sein müsste.

Aber ich war schon oft genug dazu gezwungen zu töten. Ob Menschen oder Dämonen. Das machte keinen Unterschied mehr.

Was ich damals getan hatte, würde ich wieder tun. So lange war es noch nicht her.

Tief in meinem Inneren fühlte ich Selbstzweifel. Solche Dinge passierten mir selten.

Bereute ich es?
 

******
 

Er war am Ende.

Ich hätte ihm gleich sagen können, dass er ihn nicht besiegen konnte.

Das schaffte niemand von uns, dessen war ich mir sicher.

Doch was er dann tat war hinterrücks.

Ich musste eingreifen.

Nicht nur, weil es mein Befehl war ihn zu schützen.

Aus irgendeinem Grund tat ich es fast automatisch. Aus Reflex. Ohne lange zu überlegen.

Er sah mich geschockt an.

Er konnte es genauso wenig fassen wie ich.

Vielleicht hätte ich ihn um Verzeihung bitten sollen...
 

******
 

Es war zu spät.

Ich hatte es nicht getan. Ich würde es nicht tun, vielleicht nicht einmal die Gelegenheit dazu bekommen.

Es war egal.

Ich würde ihm nicht wiederbegegnen. Vermutlich. Weder in diesem, noch im nächsten Leben. Warum sich also davor fürchten. Vor seinen Worten, seinem Tonfall. Seinen Augen, die mir mein eigenes Leben unerträglich machten.

Es stimmte. Ich hasste ihn, weil er mich an all meine schrecklichen Seiten erinnerte. Wenn ich ihn sah, sah ich das genaue Gegenteil von mir.

Aber es war nicht wirklich der Hass auf ihn. Es war der Hass auf mich selbst.

Es war mir unmöglich ihn zu hassen.

Ich wollte einfach nie wieder in diese unsagbar traurigen Augen blicken müssen.

Ich schloss meine eigenen. Jedesmal sah ich ihn. Als ob er mich verfolgte.

Doch es war eigentlich gerade anders herum...
 

Ein Wolf steht zu sich selbst...
 

>> Stray... <<
 

In meinem Traum in dieser Nacht dachte ich an ihn. An seine Worte.

Alles dreht sich in einem endlosen Kreis.

Vergehen. Vergehen lassen. Auferstehen.

Nur ich, ich würde diesem großen Kreislauf niemals beitreten.

Mein Körper: vergänglich.

Mein Geist: schwer.

Meine Seele: schwarz.

Mein Leben: eine Verschwendung.

Mein Sinn: eine Sünde.

Mein Dasein: wertlos.

Vielleicht werde ich vergessen. Vielleicht werde ich nicht vergessen können.

Wenn doch nur diese Augen mich nicht so ansehen würden...

Mein letzter Wunsch: sein Glück.

Und so vergehe auch ich.

Bis zum nächsten Morgen...
 

Endlose Fußspuren eines Wolfes, die nie verblassen werden...
 

>> Stray... <<
 

~*~ The End ~*~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück