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Das Spiel

Yamato Ishida x Taichi Yagami
von

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Level 5

Es war Freitag.

Yamato war schon lange wach, lag allerdings bis zum Nachmittag im Bett und starrte abwesend zur Decke. Seine Wange brannte, seit Taichi ihn gestern Nacht geschlagen hatte. Als es draußen langsam dämmerte, stand er auf.

Er nahm sein Portemonnaie und trat aus der Wohnungstür in die kalte Abendluft hinaus. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er tief ein und zog den Mantel enger um seinen zierlichen Körper. Dann ging er zügig den äußeren Treppenaufgang des Hauses hinab.

Bei den letzten Stufen hielt er inne. Am unteren Ende der Treppe saß Taichi, drehte sich um und blickte zu ihm auf. Als er seinen Freund erkannte, erhob er sich und fixierte entschlossen Yamatos verwirrtes Gesicht.

"Wir sollten reden."
 

Keiner von beiden sprach ein Wort, als Yamato seinem Freund über die weiten Fußgängerzonen zwischen Wohn- und Geschäftsvierteln folgte. Die Laternen flackerten auf und allmählich leerten sich die Wege. In der Luft hing ein leichter Geruch nach Schnee und Meereswasser, der Himmel war wolkenverhangen. Zielgerichtet ging Taichi in zunehmender Dunkelheit auf die Silhouette der erleuchteten Rainbow Bridge zu und verließ schließlich die befestigten Straßen, um am Rand der aufgeschütteten Insel den Strand entlang zu laufen.

"Wohin gehen wir?", fragte Yamato skeptisch, weil er wusste, dass in dieser Richtung nicht mehr viel folgte. Nur der Daiba Park, die letzte Station vor dem Meer.

Taichi schwieg. Dann, ohne auf die Frage einzugehen, entgegnete er:

"Hat es dir eigentlich Spaß gemacht, mich zu ficken?"

Yamato stoppte und schaute seinen Freund, der nun ebenfalls stehen blieb, irritiert an. Schließlich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte fest in Taichis Augen und antwortete:

"Ja."
 

Die Zweige knackten unter ihren Schuhen, während die beiden Jungen einen schmalen, baumbepflanzten Grünstreifen überquerten, der als einziger Weg den Daiba Park mit der Insel verband. Yamato sah abwesend auf den Boden vor sich, der fast gänzlich von der Schwärze der Nacht verschluckt wurde. Nervös spielte er mit dem Portemonnaie in seiner Tasche, womit er eigentlich Zigaretten kaufen wollte. Er verstand nicht, was Taichi hier wollte. Abgesehen von ein paar Rasenflächen und Baumgruppen gab es auf diesem kleinen Stück Land mitten im Meer rein gar nichts. Er erreichte den Rand des Parks, an dessen Steinmauern sich rauschend die Wellen brachen.

Gedankenversunken starrte er in die Ferne, bis ihn ein kalter Schauer zurück in die Realität holte. Er blickte sich um.

Taichi war nicht mehr da.

Yamato suchte in der Finsternis nach seinem Freund, konnte aber nur die schwachen Schemen der Bäume erkennen.

Schließlich ging er wieder voran, um den vermeintlichen Rückweg anzutreten. Nach einer Weile musste er sich jedoch eingestehen, dass er die Orientierung verloren hatte. Er sah sich um, während ein kribbelndes Gefühl über seinen Nacken fuhr. Hinter ihm war ein Rascheln zu hören. Er wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und setzte seinen Weg dahin fort. Doch es war niemand mehr da.

Angespannt versuchte er mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen, während er weiterging. Ein Geräusch, als würde sich jemand in seiner Nähe hastig fortbewegen, ließ ihn zusammenzucken.

"Yagami, lass den Scheiß!", schrie er aufgebracht.

Stille.

Allmählich vernahm Yamato ein leises Lachen. Erneut hinter ihm. Er drehte sich abrupt um.

Nichts.

Das Lachen wurde lauter. Es hallte aus einer unbestimmten Richtung an Yamatos Ohr, bis es auf einmal verstummte. Er verharrte in der plötzlich einsetzenden Ruhe. Dann erklang ein Klicken hinter seinem Rücken. Sein Herz raste, als er sich ruckartig umwandte.

"Hab dich."

Taichi stand direkt vor ihm. Seine Augen starrten glasig in Yamatos bleiches Gesicht. Ein verzerrtes Lächeln umspielte seine Lippen. Langsam hob er die Hand und ließ die Klinge des Messers sanft über die Wange seines Freundes hinab zu dessen Hals gleiten. Dieser wich bedächtig einen Schritt zurück.

"Na?", fragte Taichi flüsternd. "Angst?"

"Etwa vor dir?", entgegnete Yamato abschätzig.

Das Lächeln verschwand schlagartig aus Taichis Gesicht und seine Augen wurden kalt. Im nächsten Moment wurde Yamato vor die Schultern gestoßen und hart gegen einen Baum gepresst. Er spürte einen stechenden Schmerz, als das Messer mit voller Wucht in die Rinde gerammt wurde. Kurz schloss er die Augen, während die Klinge wieder aus dem Stamm gezogen wurde und sich das Ziehen an seinem Hals verstärkte.

Taichis Körper drückte sich näher an ihn, er fühlte den warmen Atem in seinem Nacken, als sein Freund mit der Zunge über die Wunde fuhr und schmerzhaft daran saugte.

Yamato riss die Augen auf und drängte seine Hände gegen die Schultern des Anderen, um ihn von sich zu stoßen. Dieser ließ sich davon nicht beirren und öffnete dessen Mantel. Erschrocken blickte Yamato ihm in die Augen und versuchte verzweifelt von ihm loszukommen. Jedoch vergeblich.

Zärtlich schob Taichi seine freie Hand unter das Oberteil und strich über die kühle, seidige Haut. Dann kratzte er ihm mit einer kraftvollen Abwärtsbewegung über den Brustkorb. Am T-Shirtsaum hielt er inne, zerrte daran und schlitzte den Stoff mit dem Messer auf. Eine dünne Linie zeichnete sich auf dem Oberkörper Yamatos ab.

Taichi schaute ihn lächelnd an.

"Wie schnell bist du?"

Auf Yamatos Gesicht zeigte sich Unverständnis.

"Meinst du, du könntest mir entkommen?"

Yamato blieb wie angewurzelt stehen. Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider.

"Wie ich sehe, ziehst du es vor, lieber gleich zu sterben. Ich wollte dir eigentlich die Chance geben, dein armseliges Leben zu retten - falls du es schaffen solltest, mir zu entfliehen."

Augenblicklich löste sich Yamato aus seiner Erstarrung und er schlug Taichi hart in den Magen. Dieser taumelte leicht zurück, fing sich jedoch sofort wieder und stürzte auf ihn zu, das Messer fest umschlossen.

In Panik wandte sich Yamato ab und lief los.

"Ja, flieh, so schnell du kannst. Doch es wird dir nichts nützen." Dieser Aussage schloss sich ein hysterisches Lachen an, welches Yamato erschaudern ließ. Er rannte weiter über den unebenen Boden, verfolgt von der Stimme seines Freundes.

"Hast du jetzt Angst, mein kleiner Yamato?"

Er hörte Taichi dicht hinter sich. Wenn er sich umdrehen oder stolpern würde, wäre er verloren. Seine Umgebung verschwamm zu grotesken Gebilden, die er kaum wahrzunehmen fähig war. Die Luft presste sich in seine Lungen, sodass ihm der Atem schwerer ging. Allmählich schmerzten seine Beine, jeder Schritt wurde zur Qual.

Dann umgab ihn völlige Stille, nur sein eigenes Keuchen war zu hören. Er wurde langsamer und blieb endlich stehen. Um Atem ringend blickte er sich hektisch um, doch weder ein verdächtiger Schatten noch ein Geräusch verrieten, dass Taichi noch in seiner Nähe war. Er stützte sich auf die Knie und versuchte, sein verräterisches Keuchen zu unterdrücken.

"Du kannst mir nicht entkommen."

Yamato erschrak. Die Stimme war gefährlich nah.

Erneut rannte er los.

"Na, komm schon. Versuch dich zu verstecken, mein Freund. Am Ende finde ich dich sowieso."

Immer wieder rutschte Yamato aus, stolperte über seine eigenen Beine und versuchte den Weg zurück zu finden. Mehrfach änderte er die Richtung, als er den Rand der Insel erreichte und in einer Sackgasse zu enden drohte. Seine Panik raubte ihm jegliche Orientierung. Ein Stechen breitete sich in seinem Brustkorb aus. Seine Kehle brannte, als er vergeblich nach Luft rang. Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie zerbersten. Die Umgebung vermochte er immer unklarer wahrzunehmen, während sich alles in seinem Kopf drehte, Büsche und Bäume und die Lichter der Stadt in der Finsternis.

Schließlich brach er zusammen.

Er kniete auf dem kalten Boden und hielt sich krampfhaft den Bauch, da Übelkeit in ihm aufstieg.

"Gibst du auf?" Taichi stand direkt neben ihm, ebenfalls mit stockendem Atem. Yamato sah ihn nicht an.

Sein Freund packte ihn an den blonden Haaren und riss ihn zu sich hoch. Unterdrückt schrie Yamato auf.

"Du hast doch nicht etwa Schmerzen?", flüsterte Taichi spöttisch in sein Ohr. Der Angesprochene wollte seinem Blick ausweichen, schloss dann jedoch resignierend die Augen. Unerwartet ließ Taichi ihn los, sodass Yamato zurückfiel, bevor er sich zu ihm hinabbeugte und ihn hart zu Boden presste. Yamatos Hände irrten ziellos über die Erde, während er versuchte, sich der Gewalt seines Freundes zu entziehen.

Dann spürte er das Messer an seiner Kehle. Jegliche Kraft verließ ihn, als sich der Druck auf die Klinge verstärkte.

"Tai...", flüsterte Yamato mit brüchiger Stimme und sah ihm erschöpft in die Augen.

Dieser hielt inne.

Schließlich ließ er das kalte Metall sanft über den entblößten Oberkörper gleiten, während er sprach:

"Dachtest du wirklich, ich hätte es zugelassen, wenn ich nicht gewollt hätte?"

Ungläubig blickte Yamato ihn an, entgegnete aber nichts.

"Ich wollte dich provozieren", fuhr Taichi fort. "Auch meine Gegenwehr war nur Mittel zum Zweck. Wer hätte gedacht, dass du dich so leicht lenken lässt."

"Aber..." Yamato war verwirrt. "Du hast geweint."

"Bist du wirklich so naiv, Yama?"

Liebevoll strich Taichi seinem Freund über die Wange. Dann beugte er sich hinab und berührte sanft seine Lippen. Yamato fühlte, wie jegliche Anspannung von ihm abfiel, als er den Kuss erwiderte und Taichis Zunge Einlass gewährte. Er schloss benommen die Augen.

Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, kehrte ein Gefühl der Ungewissheit zurück. Dennoch spürte er, wie Erregung von ihm Besitz ergriff. Sein Körper verkrampfte sich und er öffnete langsam die Augen.

Als er seinen Freund anschaute, vermochte er nichts in dessen Gesicht zu lesen. Taichis Augen waren undurchdringlich. Mit kalter Stimme sagte er:

"Du gehörst mir."
 

Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen und beide Jungen traten ein.

Bevor Yamato seinen Mantel auszog, griff er in die Tasche, um das Portemonnaie hervorzuziehen, und betrachtete es. Taichi stand im Eingang und fragte:

"Was ist denn?"

"Ich wollte mir eigentlich Zigaretten kaufen", murmelte Yamato abwesend.

Sein Freund zuckte mit den Schultern.

"Ich muss sowieso noch meine Sachen holen. Derweil kannst du zum Automaten gehen."
 

Yamato saß im Wohnzimmer am Boden, den Aschenbecher neben sich, und rauchte. Er starrte unbeteiligt auf die Glut seiner Zigarette, als Taichi ein Glas vor seine Füße stellte.

"Wollen wir trinken?" Er hielt ihm eine Flasche Wodka entgegen.

Dieser hob langsam den Kopf, schien jedoch durch Taichi hindurch zu sehen. Dann schaute er wieder auf seine Zigarette.

"Gute Idee", sagte Yamato tonlos.

Mit einem Lächeln langte Taichi nach dem Glas und goss ein, bevor er es an seinen Freund weiterreichte. Ihre Hände berührten sich flüchtig.

Nachdem er sich ebenfalls eingeschenkt hatte, hoben beide ihre Gläser und tranken.
 

"Isabunger", lallte Yamato.

"Hä?", kam Taichis eloquente Antwort.

"Hunger!"

Ächzend erhob sich Taichi und stieß dabei ein paar geleerte Spirituosenflaschen um. Dann wankte er in die Küche. Yamato folgte ihm, legte von hinten das Kinn auf Taichis Schulter und sah in den Kühlschrank mit den Worten:

"Boah, da is ja was zu essen drin."

"Wir warn doch ers einkaufn", erinnerte ihn Taichi.

"Will Curry habn."

Taichi nickte und öffnete den Schrank, um Reis und eine Pfanne herauszunehmen. Als er den Reis in der Pfanne auf den Herd stellte, fragte Yamato verwundert:

"Mussu den nich ers kochn?"

"Dann kipp ich halt noch Wasser rein", entgegnete Taichi lässig und setzte es in die Tat um.

Yamato hatte es sich mittlerweile auf einem Stuhl bequem gemacht und beobachtete amüsiert, wie sein Freund Tomaten mit der Zitronenpresse ausquetschte und über den Reis schüttete.

"Gurken auch", warf er ein.

Nachdem Taichi den Kühlschrank durchsucht hatte, sagte er enttäuscht:

"Sin keine drin."

"Dann nimm..." Yamato sah sich in der Küche um. "...Bananen. Die sehn doch aus wie Gurken. Nur gelb."

Mit einem freudigen Grinsen griff Taichi nach den Bananen und begann sie quer zu zerstückeln.

"Eigenlich macht man die Schale vorher ab", meinte Yamato.

"Wieso? Is bei Gurken doch auch nich so."

Unbestimmt rollte Yamato mit den Augen, während sein Freund weiterhin ungeschickt in der Küche werkelte.
 

Taichi schaufelte die pampige Masse, die einen seltsamen Geruch verströmte, auf Yamatos Teller.

"Hier, dein Curry. Iss."

Yamato schaute ihn entgeistert an, bevor sein Blick wieder auf den Teller fiel.

"Das is nich dein Ernst."

"Doch, natürlich."
 

Die Sonne ging bereits auf, als Yamato gedankenversunken aus dem offenen Fenster starrte. In der Hand hielt er eine fast abgebrannte Zigarette. Die Luft war kühl und er zitterte leicht. Zögerlich wandte er den Blick auf seinen Freund.

Taichi lag auf dem Sofa und schlief, während Yamato ihn betrachtete. Sein Kopfschmerz verstärkte sich durch die Erinnerungen an die letzten Tage. Er vermochte es nicht, seine Gedanken zu ordnen.

Müdigkeit lastete schwer auf ihm, doch konnte er keinen Schlaf finden.

Alles war so verwirrend.

Endlich ging er durch das Zimmer und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

Er würde diese Angelegenheit vorerst auf sich beruhen lassen.



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