Zum Inhalt der Seite

Was wäre wenn...

Eine was wäre wenn, Story, über Micha und Nero. Das nächste kapitel kommt bald ^^
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wer bist du?

Kapitel 19

Wer bist du?

01. März 2006
 

Micha stöhnte leise auf und selbst hierbei tat sein Hals unangenehm weh. Es fühlte sich an, als wären seine Stimmbänder aus sehr grobem Schleifpapier, oder als hätte er Rasiermesser zu Essen bekommen. Sein Kopf dröhnte schrecklich und er hatte das Gefühl, von Kopf bis Fuß in Watte gepackt zu sein. Er konnte gerade einmal seine Fingerspitze bewegen und das auch nur beschränkt, ebenso wie seine Zehen. Er spürte ein kratziges Etwas um seinem linken Bein und rechten Arm. Micha konnte keines dieser Gliedmaßen bewegen. Er hatte keine Ahnung warum und sein Herz stoppte fast, als er das leichte Drücken an den Fingern seiner rechten Hand spürte. Der junge Mann versuchte seine schweren Augen zu öffnen, blinzelte leicht und konnte seine bleiernen Lider heben. Sah für einen Moment alles stark verschwommen, da er weder Linsen trug noch eine Brille auf der Nase hatte, doch nach einem kurzen Augenblick klärte sich seine Sicht ein wenig.

Micha wollte zu seiner Rechten blickten. Erkannte ziemlich schlanke, feingliedrige und lange Finger, welche die seinigen umfasst hielten und leicht drückten. Als er jedoch zu der Person blicken wollte, zu der diese Finger gehörten, schrak er unglaublich zusammen. Nicht deshalb, weil er seinen Kopf, wegen der Halskrause, nur sehr eingeschränkt bewegen konnte und ihm dabei das Rückrat höllisch wehtat, sondern weil er gedacht hatte, dass eine Frau neben ihm sitzen und seine Hand halten würde. Doch stattdessen blickten ihn smaragdgrüne, hervorstechende Augen an, welche zu einem jungen Mann mit langen, rabenschwarzen Haaren gehörten. Ein besorgter Ausdruck lag in dem sehr schmalen, ein wenig weiblich wirkenden Gesicht. Dessen Augen blickten ihn traurig an. Dennoch strahlten diese eine ungeheuere Wärme aus, welche sich Micha nicht erklären konnte, ebenso wenig wie er nicht wusste, warum die ihm fremde Person plötzlich leicht zu lächeln anfing und dieses stechende Grün unaufhörlich strahlte.

Micha versuchte etwas zu sagen, bewegte allerdings nur stumm seine Lippen. Schluckte kurz und versuchte es nach einem kurzen Moment noch einmal.

„Wer… sind Sie?“, kam es leise krächzend aus seiner Kehle, welche wieder unglaublich zu brennen und stechen begann. Als würden heiße Nadeln in sie gestochen. Mehr, dachte er, konnte er nicht sprechen. Seine Augen suchten nach einer Regung im Gesicht des Fremden, doch sie blieb aus. Vorerst.

„Guter Witz, Micha.“ Der Schwarzhaarige lächelte ihn immer noch an. Drückte Michas Finger weiterhin. Schüttelte kurz den Kopf.

„Witz?“ Micha konnte dieses Wort gerade noch herauspressen, ehe er leicht wegen des Kratzens husten musste. Sein Kopf schmerzte nur noch weiter. Seine Schläfen pochten unangenehm und ihm war ein wenig übel.

„Du willst mir doch wohl nicht weismachen, dass du keine Ahnung hast, wer ich bin?“ Der junge Mann musste leicht kichern. Ein ungläubiger, fast warnender Ton lag in seiner Stimme.

Micha blickte wieder in diese tiefen, grünen Augen. Er fühlte sich etwas komisch dabei und als er diesen Unterton vernahm, hätte er, wieso auch immer, am liebsten gesagt, dass es tatsächlich nur ein Scherz gewesen war, nur er wollte nicht etwas sagen, was nicht stimmte. Und irgendwie tat es ihm leid, denn die strahlenden Tiefen, verblassten fast schlagartig, als er darauf nichts sagte. Ebenso wie das sanfte Lächeln auf den vollen Lippen, die ihn an irgendetwas erinnerten. Doch ihm fiel nicht ein, an was. Überhaupt fühlte sich sein Kopf an, als wäre er zum bersten mit Informationen voll gestopft, welche er, so sehr er es auch wollte, einfach nicht abrufen konnte.

„Lassen…. Sie meine Hand bitte los.“, murmelte Micha heiser und unter größter Anstrengung. Er schloss seine Augen wieder. Spürte allerdings, wie der neben ihm sitzende seine andere, intakte Hand auch noch nahm.

„Micha… die Ärzte meinten zwar, dass… dass dein Gedächtnis durch den Sturz ein wenig beeinträchtigt worden wäre… aber, kannst du dich wirklich nicht erinnern? An mich, an uns?“, fragte der Schwarzhaarige mit erstickter Stimme. Seine Augen schwammen ein wenig.

Micha nahm diese erstickte, traurige, fassungslose Stimme war. Es tat ihm ja leid, dass er das sagen musste, doch er konnte sich wirklich nicht erinnern. Er konnte sich nicht einmal an einen Sturz erinnern. Er sah seine Eltern, seinen Bruder vor sich. Ganz klar und deutlich doch alle anderen Bilder waren verschwommen. So undeutlich, dass er sie nicht einmal unter größer Anstrengung erkennen konnte.

„Ich…“ Micha biss sich für einen Moment auf die Lippe. Öffnete seine schweren Augen wieder. Sah den Fremden mit hochgezogenen Augenbrauen an und glaubte nicht, was er da gesagt hatte. Er konnte sich weder an diesen Mann erinnern, noch daran, dass es ein ´uns´ gegeben hatte. „Uns? Sie meinen…“ Michas Hals war wieder so unglaublich trocken. Schmerzte nur noch höllischer und er wünschte sich nichts sehnlicher, als nicht mehr reden zu müssen.

„Nero… Micha. Hör bitte auf mich zu Siezen.“, meinte er leise. Streichelte mit seinen weichen Fingern die seinigen und sah Micha betrübt an. „Wir sind… seit über drei Jahren… ein Paar.“, kam es geflüstert von Nero, dem nun tatsächlich eine kleine Träne die Wange hinunter lief.

Die Augen des Rothaarigen wurden immer größer. Ungläubiger. Dieser Typ, Nero, behauptete doch tatsächlich, dass er schwul sei?! Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen!

„Ich… ich bin… keine Schwuchtel.“ Ein leises, sehr schmerzhaftes Fauchen war aus Michas Kehle gedrungen. Er war in seinem Leben nicht schwul gewesen! Wie kam dieser Kerl darauf, ihm das zu unterstellen?! Er erkannte, wie seine Gesichtszüge entgleisten.

„Micha, du willst mir weismachen, dass du nicht auf Kerle stehst? Wer war es denn, der mich derartig mit seinem Geständnis über den Haufen gerannt hat? Ich sicherlich nicht. Micha, du warst in deinem bisherigen Leben mit keinem einzigen Weib zusammen. Wahrscheinlich würdest du dir die Seele aus dem Leib kotzen, würde dich eine auch nur irgendwie intim berühren.“, meinte Nero knallhart. Sah ihm wütend ins Gesicht und lies seine Hand los. Erhob sich langsam. „Ich hab gedacht ich würde dich mittlerweile kennen, doch dass du, auch wenn du dein Gedächtnis vielleicht verloren hast, so dermaßen herablassen bist, hätte ich im Leben nicht erwartet.“ Ein leises Knurren war zu hören gewesen. „Wir sehen uns.“, meinte Nero noch, ehe er mit hängenden Schultern den leicht abgedunkelten Raum verließ.

Micha war ziemlich perplex. Ihm war nicht einmal Zeit geblieben, darauf noch etwas zu erwidern, doch seine Stimmbänder hätten das wahrscheinlich so oder so nicht zugelassen. Doch die Worte Neros gingen ihm dennoch nicht aus dem Kopf. Schwul, wie kam er darauf. Vor allem, wie kam Micha selbst darauf, es nicht zu sein? Woher nahm er sich diese Sicherheit? Er wusste es nicht. Vielleicht war es ein zu großer Schock gewesen, das von jemandem zu hören, den er, so dachte er jedenfalls, nicht kannte. Wie viele Leute mochten noch kommen und ihm sagen, dass sie sich eigentlich kannten?
 

Kaum waren Micha die letzten Gedanken durch den Kopf gegangen, klopfte es auch schon wieder an der Türe. Kurz darauf kam ein recht junger Arzt zu ihm herein. Er war froh, dass er ein Einzelzimmer bekommen hatte. Micha hatte nämlich nicht gerade Lust auf Gesellschaft. Er wollte einfach alleine sein, versuchen irgendwie gesund zu werden, denn wie es aussah, hatte er sich den Arm und das Bein gebrochen. Und was mit seinem Hals war, konnte er nicht sagen, da dieser durch eine ziemlich stramm sitzende Halskrause gestützt wurde.

Der junge Mann hörte nicht wirklich auf die Worte des jungen Arztes. Ihm wurde gesagt, dass er eine ganze Zeit lang im Krankenhaus liegen und er noch so einige Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen würde. Ebenso wurde ihm gesagt, dass durch den schweren Motorradunfall sein Gedächtnis ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, was dann natürlich die Worte Neros bestätigten.

Nur was sollte er machen? Er konnte keine Beziehung führen, wenn er sich an nichts erinnerte. Wenn er sich nicht zu diesem Mann oder der Person hingezogen fühlte. Vielleicht spielten ihm seine Gefühle auch nur einen Streich, er wusste es nicht, nur irgendetwas in ihm schrie fast geradezu danach, von diesem Mann in die Arme genommen zu werden. Und das beunruhigte ihn irgendwie. Er wollte mit seinem Verhalten niemandem wehtun. Und wahrscheinlich hatte er das mittlerweile sogar schon getan. Und je weiter er darüber nachdachte, desto schlimmer wurden seine Kopfschmerzen.

Der Arzt hatte zu ihm gemeint, dass das ganz normal sei und er sogar Medikamente dagegen intravenös eingeflößt bekommen würde, doch er spürte deren Wirkung nicht. Seine Schläfen pochten weiterhin unangenehm. Ihm war übel und er fühlte sich schlapp und ausgelaugt. Am liebsten würde er nichts anderes tun als schlafen, doch seine Gedanken, die sich immer wieder um die harten Worte des jungen Schwarzhaarigen drehten, hielten ihn wach, zu seinem Pech.
 

Die nächsten Tage erschienen immer wieder ein paar Leute. Sie stellten sich unter den Namen Tenna und Erke vor. Seine Eltern erkannte er sofort wieder, ebenso wie seinen langjährigen Schulfreund Gioì. Nur die anderen drei. Er verstand es wirklich nicht. Es stand fest, dass diese drei Personen einen sehr engen Kontakt zu ihm pflegten und ausgerechnet an diese Leute konnte er sich, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, nicht erinnern. Und ihm tat es wirklich leid. Obwohl sie immer wieder beteuerten, dass es nicht so schlimm sei, dass er sich nicht erinnern konnte und das eben noch seine Zeit dauern konnte, sah man ihnen die Enttäuschung an.
 

Seine Verletzungen heilten schneller, als die Ärzte gedacht hatten. Sein Arm war nach fünf Wochen wieder gänzlich zusammengewachsen. Nur er brauchte noch Krücken, wegen seines Beines, was noch ein wenig länger dauern würde. Zu seinem Glück musste er nicht die ganze Zeit im Bett liegen und konnte in den kleinen Park des Krankenhauses, wenn auch nur unter Aufsicht, was hauptsächlich Nero übernahm, auch wenn Micha immer noch keine Ahnung hatte, wer er war.
 

Als sein Bein zur Gänze verheilt war, musste er allerdings immer noch im Krankenhaus bleiben, was langsam aber sicher an seinen Nerven zehrte. Fast mehr als sieben Wochen an eines dieser Betten gefesselt zu sein, was schlimmer als arbeiten, zur Schule gehen oder durch die Welt zu trampen, allein aus dem Grund, weil man nichts machen konnte. Man lag da, blätterte in Zeitschriften herum, die man schon mehr als zehn Mal durchgelesen hatte und langweilte sich fast zu Tode.

Was er allerdings nach diesen sieben Wochen am wenigsten erwartet hatte war, dass sich seine Eltern dafür einsetzten, dass er zu ihnen in die Berge durfte. Denn wegen seiner Amnesie hätten es die Ärzte nicht erlauben können, ihn zu sich nach Hause zu lassen. Ohne Aufsicht. Doch da seine Eltern Hausangestellte hatten, die den Tag über dort waren, stellte es also kein Problem dar, ihn gehen zu lassen.

Und was Micha noch mehr wunderte war Nero. Dieser hatte seine Eltern gebeten bei ihm bleiben zu dürfen und hatte sich von heute auf morgen Urlaub für zwei Wochen genommen. Ebenso war es mit Erke und Tenna. Wieso sie das taten, verstand er zwar nicht so ganz, aber er hatte auch nichts dagegen, wenn sie bei ihm waren. Dann hatte er wenigstens ein paar Leute um sich, mit denen er reden konnte, wenn es auch manchmal darauf hinauslief, dass sie ihn fragten, ob er sich wirklich nicht an sie erinnern konnte.
 

Eineinhalb Wochen waren fast schon um. Micha konnte sich noch immer nicht an diese drei Leute erinnern, die von Anfang an bei ihm gewesen waren.

Verschwommene Bilder flogen immer wieder wie Vorraussagungen an seinem inneren Auge vorbei. Und in diesen Moment fing es in seinem Kopf unglaublich unangenehm zu drücken und ziehen an. Noch viel schlimmer als normale Kopfschmerzen, die ihn bei sehr viel Stress überrumpelten.

So viele Gesichter um ihn herum, jede Person behauptete, ein guter Freund zu sein, doch er konnte sich absolut nicht daran erinnern. Jetzt saß er hier in einem ihm bekannten Bad, welches seinen Eltern gehörte. Starrte wie paralysiert auf eine der hellblau gesprenkelten Fließen und bekam nur am Rande mit, wie eine sehr schlanke Gestalt in das Zimmer trat und sich langsam vor ihm auf die Knie sinken ließ.

„Was machst du hier?“, fragte Erke mit leiser Stimme, die allerdings wie lautes Schreien in seinen Ohren hallte.

Zuckte deshalb leicht zusammen und hob sehr langsam seinen Blick. „Ich… weis nicht.“, murmelte der Rothaarige tonlos. Er saß einfach nur hier. Starrte Löcher in die Luft. Wahrscheinlich hatte Micha nur seine Ruhe haben wollen. Sich nicht wirklich die Leute ansehen wollen, die immer mal wieder davon redeten, dass sie sich seit Jahren kennen würden. Was allerdings ein wenig schlimmer war, war Nero, welcher immer wieder versuchte ihm weis zu machen, dass er schwul war, was er einfach nicht akzeptieren wollte.

„Micha, kannst du dich wirklich an gar nichts mehr erinnern? Ich meine, weder an die Geschehnisse, noch an deine Freunde?“ Erke klang traurig und sah auch dementsprechend aus, was aber nicht verwunderlich war.

Der junge Mann schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann mich an nichts erinnern, außer an meine Mom, meinen Dad und… meinen… Bruder.“ Bei dem Gedanken an seinen toten Bruder, stiegen in ihm abrupt Tränen auf. Er seufzte leise. „Es tut mir ja leid, nur… ich kann dagegen auch nichts machen.“

„Ich weis. Aber vielleicht kann ich dir helfen.“ Erke krempelte langsam den Ärmel seines Pullovers nach oben. Sah auf seine Armbeuge und seufzte. „Nicht erschrecken, ja?“ Er nahm einfach, ohne weiter zu fragen, Michas Hand und führte sie zu den verknorpelten Stellen an seinem Arm. „Weist du woher das kommt?“

Micha hatte leicht zu zittern angefangen. Nicht aus Ekel, sondern es fühlte sich schrecklich an. Irgendwann, so kam es ihm vor, vor ewig langer Zeit, hatte er das schon einmal irgendwo gefühlt. Nur er wusste weder wann, noch wo, oder bei wem.

„Keine Ahnung, sag… du es mir.“, murmelte er leise. Sah ein wenig ängstlich in Erkes Augen und hörte ihm aufmerksam zu, als dieser ihm seine halbe Lebensgeschichte noch einmal erzählte, obwohl Micha die ganze Zeit bei ihm gewesen war und es miterlebt hatte.

Erke erzählte ihm von dem Kuss, ihrem langen Streit und wie er in die Drogen- und Stricherszene abgerutscht war. Wie Micha und seine Eltern ihn in hohem Bogen da hinauskatapultiert und in eine Entzugsklinik hatten bringen lassen. Erke ließ auch das Gespräch nicht aus, welches sie vor einer von Michas Prüfungen geführt hatten.

„Das… ist echt passiert, oder?“, fragte er dann leise. Biss sich ein wenig auf die Unterlippe und ein paar der Bilder in seinem Kopf, nahmen langsam unheimlich klare Gestalt an, so dass Micha fast aufgeschrieen hätte. Er hielt seine Hände an die Ohren, kniff die Augen fest zusammen und zitterte leicht. Tränen rannen an seinen Wangen hinab. Es war laut! Irgendetwas in seinem Kopf schien zu schreien, zu weinen. Er konnte diese Laute nicht eindeutig zuordnen. Er wusste auch nicht wer es war. Nur irgendwann sah er Erke. So unglaublich mager, dass man denken konnte, dass der nächste Windstoß ihn nach Akapulko treiben würde. „Oh Gott, oh Gott… wie kann man nur… so dünn sein.“ Es war nur ein leises Wimmern über seine Lippen gekommen, ehe er sich Erke Tränen überströmt um den Hals warf.

Der junge Mann war sichtlich überrascht. Zögerte einen kurzen Augenblick und legte seinem Freund dann ebenfalls seine Arme um die Schultern. Versuchte Micha irgendwie zu beruhigen, aber wahrscheinlich saß der erste Schock so tief, dass er gar nicht mehr zu weinen aufhören konnte. Irgendwie war er froh, dass Micha sich nun wieder an ihn erinnerte, allerdings hatte er gehofft, dass er das weniger dramatisch aufnehmen würde.

Mit geröteten Augen sah Micha langsam wieder auf. Sah in Erkes hellblaue Seen und brachte sogar ein leichtes Lächeln über seine Lippen. „Du… du hast zugenommen.“, meinte er leise und stellte ein leises Kichern Erkes fest.

„Ja. Fast zwei Kilo. Du hattest Recht. Nero kann wirklich hervorragend Nudeln kochen.“ Ein leichtes Grinsen zierte Erkes Züge.

„Nero…“ Michas Blick trübte sich schlagartig. Er sah seinen Freund traurig an und zuckte überfordert die Schultern. „Wieso geht es nicht? Ich kann mich weder an ihn, noch an unsere angebliche Beziehung erinnern.“ Wieder hatte er leise Tränen in den Augen. „Ich mein… ich sehe ja, wie er jedes mal guckt, nur was soll ich machen? Ich kann nicht… auf etwas eingehen, an das ich mich nicht im Geringsten erinnere.“, murmelte er sichtlich verzweifelt. Lehnte sich wieder an Erke, welchem ein leises Seufzen entfloh.

„Ich kann dich schon verstehen. Aber vielleicht braucht das im Moment noch ein wenig mehr Zeit. Und ich denke, dass Nero es schon versteht. Etwas anderes bleibt ihm ja logischerweise nicht übrig, wenn er dich nicht vergraulen will.“, kam es leise von dem jungen Mann, welcher durch Michas Haare fuhr und seinen Kopf sanft an seine eigene Brust drückte.

„Wahrscheinlich hast du recht.“, nickte der Rothaarige betrübt. Seufzte leise auf und lies ihn dann langsam los. „Wie viel Uhr ist es überhaupt?“

„Es ist fast Mitternacht, wieso?“ Erke verkniff sich ein leises Gähnen und zog eine dementsprechende Grimasse.

„Genau deswegen.“ Er lächelte kichernd. „Ich bin hundemüde. Wie lange sitz ich hier schon?“ In seinem Frust versunken hatte er die Zeit um sich herum vollkommen vergessen.

„Willst du das echt wissen? Ich glaube vier fünf Stunden oder so.“ Die anderen waren schon alle im Bett, außer ihnen. Erke hatte extra gewartet, bis niemand mehr auf war. Er hatte kommenden Fragen ausweichen wollen.

„Ach Gott.“ Micha fuhr sich müde über das Gesicht. „Ich geh ins Bett.“, meinte er nur noch, ehe er sich erhob und Erke seine Hände anbot, um ihm aufzuhelfen.

„Mach das und mach dir keinen Kopf wegen Nero, ja?“ Erke ließ sich aufhelfen, drückte Micha ein letztes Mal kurz an seine Brust, ehe er ihn alleine ließ und in eines der Gästezimmer verschwand, welches er sich mit Tenna teilte, welche sogar noch wach war. In ihrem Bett saß und ein Buch las.
 

Und keine paar Tage war es wieder so weit. Es war kurz vor Mitternacht. Er fühlte sich nicht sonderlich müde. Sein Kopf dröhnte schon wieder, doch langsam hatte er sich daran gewöhnt. Ein komisches Bild kam ihm, verschwommen wie sonst, in den Sinn und trieb ihm, wieso auch immer, die Röte ins Gesicht. Hätte er an seiner Überzeugung festgehalten, dass er nicht schwul war, hätte das nicht passieren dürfen. Denn, auch wenn es nur verschwommen war, stand direkt vor ihm, ein ziemlich leicht bekleideter Nero, der ihn mit einem komischen Blick musterte. Und er war so in seinen Gedanken vertieft gewesen, dass er das Klopfen an der Zimmertüre nur von weitem wahrnahm. Wie unter Hypnose antwortete und dann, als wäre es eine Vorahnung gewesen, Nero in der Türe stand. Mit nichts weiter bekleidet, als einem sehr dunkelrotem Kimono aus Satin. Jedenfalls hatte es den Anschein, als würde er nichts weiter tragen. Und auf eine gewisse Weise kam ihm dieser Kimono bekannt vor.

„Darf ich reinkommen?“, fragte Nero leise von der Türe aus. Sah Micha wieder mit diesem traurigen, sehnsüchtigen Blick an.

„Ähm… ja, okay.“, nickte Micha leicht verschüchtert. Die Anwesenheit des jungen Schwarzhaarigen ließ ihn immer wieder leicht erschaudern. Diese Augen zogen ihn immer wieder in ihren Bann, obwohl er nicht einmal wusste, wieso. Vielleicht war doch etwas dran, wenn Nero sagte, dass sie zusammen waren? Auch wenn er es sich einfach absolut nicht vorstellen konnte.

„Wie geht’s dir?“ Wieder diese leise Traurigkeit in Neros Stimme. Er schloss die Türe hinter sich und kam langsam auf Micha zu, welcher auf der Fensterbank saß und nach draußen in eine sternklare Nacht blickte.

Micha zuckte leicht die Schultern. „Ging schon mal besser. Ich sehe… die ganze Zeit, irgendwelche verschwommenen Bilder vor mir. Versuche ständig, mich daran zu erinnern, nur es geht einfach nicht. Mein Kopf dröhnt höllisch… und ich kann nicht mal mehr schlafen.“, kam es leise geflüstert von Micha, der den Blick von Nero abgewandt hatte. Er zog seine Beine an sich und schlang seine Arme darum. „Mein Kopf ist voll gestopft mit Informationen, die ich ums Verrecken nicht abrufen kann. Das ist… so ein beschissenes Gefühl.“, meinte er nur noch tonloser und kämpfte schon wieder mit den Tränen. „Es tut mir leid, Nero. Ich sehe deinen Blick… irgendetwas darin, erinnert mich an etwas… woran ich mich aber nicht erinnern kann. Weist du, ich will… dir so gerne glauben. Nur ich kann… einfach nicht.“ Jetzt rannen ihm tatsächlich heiße Tränen die Wangen hinunter. Er legte seinen Kopf auf seine Arme. Versuchte sich zu beruhigen, doch es ging einfach nicht. Dieser Druck auf ihn, und von ihm selbst, war einfach zu stark. Er wollte sich erinnern und das vor allem anderen voraus!

Nero kam noch weiter auf ihn zu. Kam sich im Moment ein wenig verloren vor und legte Micha deshalb einfach nur eine Hand auf die Schulter. „Das mit dem Glauben wird schon wieder kommen. Vielleicht braucht das einfach noch mehr Zeit. Mit einer Amnesie ist einfach nicht zu scherzen und ich kann mir vorstellen, dass es auch nicht einfach ist.“, meinte er leise. Sah dann kurz in Michas gerötete Augen, welcher sich dann plötzlich erhob und sich einfach an ihn lehnte. Und Nero nahm die Gelegenheit natürlich wahr. Legte seine Arme um den leicht zitternden, ziemlich schlanken Körper und schloss leicht seine Augen.

„Da ist es schon wieder… Dieses Gefühl.“, fluchte er leise auf. Zuckte zusammen. „Wieso?“, fragte Micha leise. Sah mit flehenden Augen zu ihm auf. Starrte in die unergründlichen Tiefen und schüttelte leicht den Kopf. „Es… geht nicht.“ Ein Schwall Tränen brach aus seinen Augen.

„Micha, zwing dich nicht dazu.“ Nero sah ihn betrübt an. Er konnte ihn einfach nicht weinen sehen. Es war erst ein paar Mal vorgekommen, doch das hatte gereicht. Die Finger seiner rechten Hand streichelten ein paar der Tränen von Michas Wange. Er konnte nicht anders, als ihn sogar leicht auf die Stirn zu küssen. Spürte, wie Micha ein wenig zusammen zuckte.

Dem Rothaarigen liefen eiskalte Schauer den Rücken hinunter. Diese weichen Lippen. Auch sie erinnerten ihn an etwas. Etwas Vergangenes, das ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme in ihm auslöste. Die kalten Schauer wandelten sich in heiße um und er spürte eine von Neros Händen, wie er nach einer von seinen griff. Michas Hand an seiner nackten Brust. Und wieder zuckte er leicht zusammen, als hätte er einen kleinen Stromschlag bekommen. Er spürte, wie schnell Neros Herz schlug und ihm ging es dabei nicht anders. Sein Puls schnellte nach oben, er fing leicht zu zittern an und sein Gesicht fing zu glühen an. Seine Hand und die Neros wanderten weiter. Über diesen straffen Bauch. Wieder ein kleiner Fetzen eines Bildes, welches sich langsam aufklärte. Er erinnerte sich nur ganz spärlich.

„Weist du“, flüsterte Nero über ihm. Schob ihre Hände ein Stückchen weiter und der Knoten des Bandes, welches den Kimono zusammenhielt, löste sich. „Das war die wohl schönste Nacht in meinem Leben.“ Wieder spürte er, wie Micha leicht zusammen zuckte.

Seine Finger bewegten sich fast wie von selbst und sein Blick huschte, als würde er magnetisch angezogen, in Neros Schritt. Er errötete schlagartig. Er erinnerte sich wieder an diese samtige Haut. Den schnellen Herzschlag und als er aufblickte, erinnerte er sich auch wieder an dieses unschlagbar süße Lächeln.

„Ich… ich spüre deine Angst heute noch.“, murmelte Micha leise. Lehnte seine Stirn an Neros Brust, dessen Hand sich von der seinigen gelöst hatte und nun wieder um seiner Hüfte lag. „Aber du wolltest… es trotzdem. Wie ein kleiner Süchtling.“ Ein leises Kichern drang aus Michas Kehle und seine Arme lagen, als hätte sie jemand darum gelegt, um Neros Taille. „Und deine Augen, werde ich auch nicht vergessen. Sie haben geglänzt, als hättest du zu viel Wein getrunken und so voller Verlangen, dass einem hätte schwindlig werden können.“ Der Rothaarige blickte langsam nach oben. Sah die kleinen Tränen in Neros Augenwinkeln und bemerkte das leichte Kopfschütteln dessen.

„Du weist es noch?“, kam es fast tonlos von dem jungen Mann vor ihm.

Es war, als wäre die Zeit für einen Augenblick stehen geblieben. Sie sahen sich einfach nur in die Augen. Lächelten ein wenig. Michas Arme lagen mittlerweile leicht um Neros Genick. Sein Herzschlag hatte sich langsam wieder reguliert, nur seine Knie wurden jetzt immer weicher. Er verlor sich in Neros Smaragden und ihm war so warm ums Herz, wie bei ihrem allerersten Kuss.

„Wie kann man… den ersten Sex nach vier Monaten vergessen?“, fragte er leicht kichernd. Stellte sich dann auf die Zehenspitzen und legte seine Lippen auf Neros.

Der Kuss hielt nicht lange an, da sich Nero ein Lachen daraufhin wirklich nicht verkneifen konnte. Hob Micha dann auf seine Arme. Drehte sich um seine eigene Achse mit ihm, wie damals, als er ihn vom Flughafen abgeholt hatte. Drückt ihn an sich, merkte, wie sich der Rothaarige leicht an ihn klammerte.

„Oh Gott… Hilfe.“ Micha lachte leise auf. Schlang seine Beine um Neros Hüfte und wünschte, dass er ihn nie wieder hinunterließ. Nur irgendwann musste er ihn hinunter lassen, da er mit der Zeit zu schwer wurde. „Nero… ich werde...wuha…“ Ein leiser Schrei hallte durch das Zimmer, als Nero das Gleichgewicht verlor und lachend mit Micha in den Armen, auf das große Bett fiel. Ihn selbst da nicht losließ und immer noch leise lachte, was allerdings in ein fast tonloses Weinen überging.

„Micha… Lass mich nicht los, ja?“, kam es sehr heiser von Nero, welcher sein Gesicht an Michas Schulter vergraben hatte. Ihn immer noch an sich drückte und in der nächsten Zeit so schnell nicht wieder los lassen würde.

„Nein. Keine Sorge.“, meinte der junge Mann leise. Legte seine Lippen sanft auf die Augen seines Freundes und küsste seine Tränen langsam von ihnen. Ließ sich gemächlich auf ihn sinken und sah ihm glücklich in die Augen. „Ich werde dich nicht loslassen.“, hauchte er warm. Schmiegte sich an den wohlig, warmen Körper und spürte, wie schnell der Druck in seinem Kopf und in seinem Herzen nachgelassen hatte.

„Nie wieder?“ Nero wimmerte leise auf. Seine Tränen wollten nicht versiegen.

Micha nickte. „Nie wieder, versprochen.“ Er hatte nur leise gehaucht. Streichelte ihm leicht durch die Haare und legte seine Lippen auf Neros Stirn. „Ich wusste, dass es da irgendetwas gab… was mich zu dir hinzog… aber ich konnte es partout nicht einordnen. Ich habe dir schlimmes angetan… es tut mir leid.“ Wieder nur ein sanftes Flüstern.

„Du konntest doch nichts dafür. Es… war doch alles keine Absicht.“ Nero brachte ein kleines Lächeln über seine Lippen. Ließ seine Hände leicht über Michas Rücken gleiten und küsste ihn flüchtig. „Darf ich ehrlich zu dir sein? Du siehst schrecklich aus.“

„Ich kann es mir denken. Ich habe… ewig nicht mehr richtig geschlafen.“ Der junge Mann sah ihn weiterhin an. Schmiegte sich an den beschützenden Körper.

„Dann wird es Zeit.“, meinte der Schwarzhaarige. Zog die Decke über sie, rollte zur Seite und kuschelte sich an seinen Freund. „Ich hoffe echt… dass wir das nie mehr mitmachen müssen.

„Und ich erst. Dieser Druck in meinem Kopf war echt höllisch.“ Er grummelte leise. Schloss dann langsam aber sicher seine Augen. Kam gar nicht mehr dazu noch etwas zu denken, da er fast augenblicklich ins Land der Träume getragen wurde.
 

Nero stand relativ früh schon auf. Blickte auf die etwas feuchten Straßen vor dem Fenster und die glitzernden Wassertropfen auf den Grashalmen, welche in der aufgehenden Sonne wie Diamanten funkelten.

„Du bist schon auf?“, fragte eine heisere Stimme in den Raum hinein. Gesellte sich zu dem Schwarzhaarigen und legte ihm seine Arme von hinten um den Bauch. „Konntest du nicht schlafen?“

Nero nickte leicht. Lehnte sich vertrauensvoll an Micha. Blickte weiterhin auf die taunassen Wiesen und schloss für einen Augenblick seine müden Augen. „Nein. Schatz, ich glaube ich weis, wer diesen Unfall zu verantworten hat.“, meinte er leise. Verhakte ihre Finger miteinander.

„Was?“ Der Rothaarige drehte seinen Freund schnell in der Umarmung zu sich und sah ihm forschend in die Augen. „Woher weist du es?“ Michas Augen graue Edelsteine funkelten ungewöhnlich gefährlich auf.

Ein leises Seufzen ging durch das Schlafzimmer. Neros Augen wurden traurig. Seine Mundwinkel hingen, als würden sie sich von einer Brücke in die Tiefe stürzen wollen. „Kannst du dich noch an diese Drohung erinnern? Damals… als wir mit Tenna und Erke in den Kessel gegangen sind?“ Sein Blick wurde noch ein wenig trüber. Die Umarmung verstärkte sich etwas und Nero lehnte seinen Kopf leicht gegen den seines Freundes. „Wahrscheinlich… war es auch diese Person… die mir damals etwas über den Kopf gezogen hat.“ Er hatte leise gesprochen. Er wusste nicht, wie viele schon wach waren, doch nach der Uhrzeit zu schließen, es war kurz nach fünf Uhr morgens, würde noch niemand im Haus herumspazieren.

Micha nickte langsam. Lehnte seinen Kopf gegen Neros Brust und schloss die Augen. „Ja, ich kann mich noch gut daran erinnern. Aber… was hat denn das mit dem Unfall zu tun… und überhaupt…“ Er stockte. In seinem Kopf arbeitete es und seine Augen wurden groß, als er seine Gedanken geordnet hatte. „Meinst du…“

Auch Nero nickte für einen kleinen Moment. „Der Anschlag… die Manipulation der Reifen… er war nicht auf dich ausgerichtet, sondern auf mich.“ Der Schwarzhaarige blickte traurig zu seinem Freund. „Ich bin an dem ganzen Scheißdreck schuld…“ Der junge Mann biss sich fest auf die Lippen. Eine kleine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und tropfte langsam auf Michas Stirn.

„Nein, das stimmt nicht.“, wehrte Micha ab. Bugsierte seinen Schatz wieder auf sein Bett und drückte ihn darauf, denn er hatte das ungute Gefühl, dass Nero noch umkippen würde. „Nein, was sollst du denn dazu können? Diese Person… hat das Motorrad sehr wahrscheinlich verwechselt. Und diese Drohung war fast über drei Jahre alt. Wieso sollte man sich darüber dann auch noch Gedanken machen?“ Micha schüttelte leicht den Kopf. Spürte Wut in sich aufkochen, als er über all die Geschehnisse nachdachte. Der Groll auf die Person, die ihm solche Schmerzen, körperlich wie psychisch, bereitet hatte, wuchs von Minute zu Minute. Doch was sollte er gegen einen Unbekannten ausrichten? Vor allem jetzt, wo er wieder zurück nach England musste? Das würde nicht gehen, allerdings plagte ihn jetzt, da er sich wieder erinnerte, die Angst um Nero. Was wäre, wenn diese Person nicht aufhören würde, seinen Schatz zu verfolgen. Zu überfallen, vielleicht sogar umzubringen? Das würde er nicht aushalten.

„Ich hätte das nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen.“, meinte der junge Mann leise. Ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen und zurrte seinen Kimono noch etwas fester um den dünnen Leib. „Ich meine, du hast die Ärzte selbst gehört. Du hättest für immer im Rollstuhl sitzen können, vielleicht sogar sterben können.“ Eine weitere Träne löste sich aus seinen Smaragden und er spürte sanfte Lippen auf seiner Wange, die seine salzigen Perlen entfernten.

Micha nahm Neros Rechte und hielt sie sich leicht an die Wange. Küsste deren Innenseite und blickte ihm in die Augen. „Schatz, ich sitze weder im Rollstuhl, noch liege ich zwei Meter unter der Erde begraben.“, flüsterte der Rothaarige leise auf. Beugte sich etwas weiter über ihn und ließ sich dann langsam auf ihn sinken. „Ich hatte einen guten Schutzengel. Und was kannst du denn dafür, wenn diese Peson zu dumm ist, um das, in seinen Augen richtige, Motorrad zu manipulieren? Gar nichts.“ Er lächelte warm und wieder küsste er die Handinnenseite seines Lieblings. „Nur worüber ich mir Sorgen mache bist du. Wir haben gesehen, wozu diese Person fähig ist. Was ist wenn sie wieder versucht, dir irgendwie einen Strick zu drehen?“ Micha sah seinen Freund aus besorgten Augen an und auch in seinem Gesicht zeichnete sich die Besorgtheit ab.

„Da kann man sich nie sicher sein.“ Neros Arme lagen nach einem kurzen Augenblick um den Rücken seines Gegenübers. Seine Augen schloss er langsam und gähnte leise auf. „Aber was willst du machen? Ich kann mich nicht zu Hause einsperren und nicht mehr vor die Türe treten.“, meinte er leise. Spürte Michas warmen Körper an seinem und seufzte wohlig auf.

Auch der junge Mann genoss diese wohlige Nähe zusehends. Seine Gedanken drifteten in schweinische Tiefen ab, obwohl es im Moment etwas sehr viel Wichtigeres als Sex gab, worum sie sich kümmern mussten. „Ich wüsste etwas, doch ich glaube nicht, dass sich deine Chefin darüber freuen würde.“ Ein tonloses Seufzen drang aus seiner Kehle, während seine Fingerspitzen leicht über die schmale Brust Neros flogen.

„Was wäre das für ein Vorschlag?“ Eine leichte Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper, als er die sanften Berührungen spürte, die er so lange vermisst hatte.

„Oxford. Dort wärst du… sicher. Und in meiner Nähe.“ Micha sah in die mittlerweile halb geöffneten Augen seines Schutzengels. „Aber ohne Job. Das geht auch wieder nicht.“ Er seufzte leise. Quengelte kurz auf und drückte Nero dann fest an sich. „Ich möchte nicht wieder ohne dich gehen.“

Nero hörte sich diesen Vorschlag an. Hätte sofort eingewilligt, doch das Problem mit der Arbeit war einfach zu groß und so viel Urlaub hatte er auch wieder nicht, ebenso wenig wie Überstunden. „Schatz, ich hab eine Idee. Ich habe ja noch meinen Jahresurlaub. Die zwei Wochen hier waren von meinen Überstunden, sprich ich hab noch gut einen Monat, wo ich Urlaub bekommen würde.“, meinte er leise. Seufzte auf und dachte frustriert daran, dass er dann das ganze Jahr über arbeiten musste ohne wenn und aber.

Micha schüttelte leicht den Kopf. „Ich möchte nicht, dass du deinen Jahresurlaub dafür opferst.“, meinte er hartnäckig, obwohl er sich mehr als freuen würde, würde sein Engel mit ihm kommen.

„Honey, ich will hier nicht ohne dich sein.“ Nero küsste den Rothaarigen sanft auf die Lippen. „Schon gar nicht nach diesen vielen Wochen, wo zwischen uns so gut wie nichts mehr war.“ Damit meinte er nicht die Berührungen und Zärtlichkeiten, die während Michas Amnesie gefehlt hatten, sondern die Beziehung zwischen ihnen. Er hatte Nero weder als besten Freund noch als festen Freund gesehen und genau das wollte er wieder aufholen. Ihre Zweisamkeit genießen. „Ich werde Angelika anrufen. Das werden wir schon geregelt bekommen.“ Der Schwarzhaarige grinste leicht. Zog dann die kuschelige Decke über sie beide und schlüpfte flink aus seinem Kimono.

Dieser Morgen war so unglaublich intensiv, dass die beiden selbst nach ein paar Stunden noch nicht klar denken konnten. Ihre Gefühle spielten verrückt ihre Leiber reagierten bei der kleinsten Berührung auf einander und somit war es nicht wirklich verwunderlich, dass die beiden kaum aus Michas Zimmer zu bekommen waren, einfach deshalb, weil sie noch viel zu viel Zeit auf zu holen hatten.
 

Und somit bekam Nero tatsächlich seinen Jahresurlaub, den er sich von Angelika erbettelt hatte. Mit ein wenig Murren ihrerseits und einem ausführlichen Verhör, weshalb er diesen Urlaub wollte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-02-06T13:59:02+00:00 06.02.2007 14:59
chu~~
so..kommi Nr.3 XD
zu dieser Story habe ich diesmal gar nicht soviel zusagen, obwohl sie so lang ist und so. Es gab keine Sachen die mich verwirrt haben oder so. Das pairing war etwas ungewohnt, aber im gegensatz zu dem paar Ares/Callisto gefällt mir dieser.. uhmn.. Mix ziemlich gut. Vielleicht weil ich Callisto irgendwie noch immer nicht leiden kann ^^° Trotzdem.. *auf Ares und nero schwör* >____<
Auch in dieser Story gibt es viel, was ich gut kannte, was mich an vergangenes erinnert hat. Die kleinen Szenen zwischendrin..hach ich liebe dieses prickeln einfach ^.~ Die Art wie du es beschreibst,gefällt mir immer wieder. genauso ein geroßes Lob für deine Art, die geschichte aufzurollen. Speziell im falle Erkes und Michas jüngerem bruder. man versteht zwar zu beginn, das es Micha fertig macht..aber das wahre Ausmaß dessen- das richtige Begreifen findet erst statt,wenn man das mit dem bruder erfährt. Mich hat es das vorherige anders sehen lassen. ich konnte alle noch besser verstehen. ich mag es wirklich,wenn mir die Fakten oder gründe nicht direkt alle zusammen vor die Füße geworfen werden, sondern man Stück für Stück heran geführt wird..das kannst du extrem gut ^^
Worüber ich lachen musste.. also.. nero ist ja eher der Uke hier..aber als ich dann las, das er größer als Micha ist. Irgendwie fand ich das lustig und niedlich XD
In den letzten 2 kapis hast du mir echt nen Schpock versetzt..mit dem Unfall und allem.. Himmel.. ich bin vor meinem Bildschirm fast gestorben T_T
Aber du glaubst nicht wie dankbar ich dir bin,das du die beiden so schnell wieder zusammen gebracht hast- bzw Micha sein gedächtnis wiedergegeben hast. *___* ich war schon wieder kurz vorm tränen in Augen haben, weil ich dachte das bleibt so.. aber alles ist gut ausgegangen ^________^
oh oh..und Michas frisur.. LILA *______________________* ich liebe Lila *schwärm* *auf eigenen Lila Klamottenberg, Nagellack,Lidschatten etc schau* haach..das würde ich gerne sehen~
Eh.. irgendwie..is der Kommi nid sonderlich ernst.. aber wie gesagt.. es gab nichts das mich irgendwie gestört hat..deshalb.. ich freu mich auf die folgenden kapitel.. weiter so- gambatte!-

lg
kazu


Zurück