Kapitel 11
Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél
Teil: 11/30
Autor: Alaska & BlueMercury
Genre: Fantasy
Bewertung: ab 18
Warnung: Gewalt, Sex, Zucker
Kommentar: Okay, es ist Samstag, nicht Freitag, aber gestern hatte ich irgendwann keine Lust mehr, nachdem mexx dauernd gezickt hat ^^' Dafür gibts jetzt das Kapitel. Langsam wird es spannend. Wird es der kleinen Gruppe gelingen Zikéls Familie zu befreien? Selbst lesen ^^
Bis nächsten Freitag und viel Spaß beim Lesen
~11~
Der große Drache ging zu Boden. Kaum dass die beiden Tama-i von seinem
Rücken gestiegen waren, erschien Nitta auf der Lichtung und begrüßte sie.
"Mao, Zikél... Acron..." verbeugte er sich vor ihnen allen zum Gruß. Der
Drache nickte und verwandelte sich kurz darauf wieder in den blassen,
schwarzhaarigen Mann, den sie als Leonidas kannten.
Nitta hatte bereits einen Mantel zur Hand, den er seinem Herren um die
Schultern legte. "Folgt mir."
Nun begann sich in Zikél wieder die alte Angst hoch zu kämpfen und er
zitterte innerlich vor dem Zusammentreffen. Wie würden sie aussehen? Wie
ging es ihnen? Was war mit den Anderen?
Sichtlich nervös und angespannt lief er Nitta nach, wäre am liebsten
losgestürmt, um sich davon zu überzeugen, dass es allen gut ging. "Es geht
ihnen gut... es geht ihnen gut..." flüsterte er sich immer wieder zu und
blendete alles andere aus, was ihn vorher noch gekümmert hatte.
Mao lief den Beiden ebenfalls hinterher. "Das war... versteckst du dich
deswegen?"
"Ich verstecke mich nicht. Ich halte mich nur gerne bedeckt." schmunzelte
Leonidas, sichtlich erschöpft.
"Ach so. Und Nitta, wie hat er es geschafft, diese Strecke in so kurzer Zeit
zu überwinden?"
"Das musst du ihn schon selber fragen."
"Herr Nitta!" Mao war sehr aufgeregt. Nitta bat ihn, leiser zu sein und
äußerte sich nicht bezüglich seine Frage. Die Vier gingen eine ganze Weile,
bis sie eine kleine Hütte mitten im Wald erreicht hatten. Zwei Betten, eine
Kochstelle, ein Tisch und vier Stühle. Das war es auch schon.
Zikél war sichtlich enttäuscht und verwirrt. Er hatte erwartet, dass sie
sofort zu dem Steinbruch oder Arbeitslager gingen und jetzt sollten sie sich
hier niederlassen? Verärgert darüber, so nahe am Ziel zu sein, aber es
trotzdem noch so fern zu sehen, ließ ihn zu Nitta und Leonidas herumfahren.
"Was soll das? Ich denke, wir befreien meine Familie! Verdammt, wo ist sie,
ich habe keine Lust auf Lagern!" Sein Schwanz peitschte hin und her, er
wollte endlich etwas tun und nicht so hilflos rumsitzen. Seine alte Ungeduld
brach immer mehr hervor.
Mittlerweile wurde Leonidas von Nitta gestützt. "Er muss seine Kräfte
regenerieren. Bis dahin rasten wir." Er half Leonidas in die Hütte und bis
zu einem der Betten. Dort legte der Mann sich hin. Er war blass, noch
bleicher als sonst.
"Danke..." wisperte Leonidas und schloss seine Augen.
Mao kniete sich neben ihn. "Kann ich etwas tun?"
"Nein, es geht schon. Kümmere dich um die anderen Beiden." Damit drehte sich
Leonidas um und schwieg.
Mao stand wieder auf und sah Nitta an. "Kann ich etwas tun?" fragte er mit
gesenkter Stimme.
"Nein." sagte der Weißhaarige schlicht. "Obwohl... ihr könntet uns für eine
Weile alleine lassen. Aber geht nicht nach Westen, dort liegt das Lager."
So kurz vor dem Ziel. Er war so kurz vor dem Ziel und Nitta verlangte, dass
er ruhig saß und wartete, bis es dem Dracath besser ging? Natürlich war er
Leonidas dankbar, doch mit jeder Minute hatte er mehr das Gefühl etwas zu
verlieren. Ohne ein Wort verließ er die Hütte und ging geradewegs nach
Westen. Er wollte nur einen kleinen Blick riskieren, sich überzeugen, dass
es seiner Familie gut ging. Gleichzeitig versuchte eine innere Stimme ihn
davon abzuhalten, denn Leonidas hatte gedroht alles abzubrechen, wenn er
nicht tat, was dieser ihm sagte. Zikél blieb stehen und blickte sich um.
"Wer weiß, wie lange er braucht. Vielleicht eine ganze Woche, vielleicht ein
paar Stunden. Und ich soll hier tatenlos rumstehen... verdammt." Er kickte
einen kleinen Stein weg und fluchte laut.
"Sei doch still, wer weiß, wie nahe du schon bist!" tadelte Mao recht
gedämpft und schloss zu dem Tama-i auf. "Gedulde dich einen Moment. Ich habe
Nitta gefragt, es dauert nur einige Stunden."
Er hatte eine bissige Antwort geben wollen, doch damit hätte er den Braunen
sicherlich wieder verletzt. So begnügte er sich mit finsteren Blicken und
starrte weiter in die Richtung, wo das Lager sein musste. "Vielleicht ist es
in einigen Stunden schon zu spät." brummte Zikél bitter und wollte weiter
gehen. "Ich will doch nur wissen, ob sie verletzt sind."
"Du gefährdest unser ganzes Vorhaben." warnte Mao. "Dann kannst du davon
ausgehen, dass sie verletzt sind." Mao hatte von Nitta den Auftrag bekommen,
Zikél davon abzuhalten, sich dem Lager zu nähern. Egal wie. So trat er
hinter Zikél und legte seine Arme um ihn. "Ich habe gelogen..." wisperte er
und schmiegte sich eng an den Anderen.
Glaubst du, das weiß ich nicht? Genau das wollte er ihm entgegen schleudern.
Doch bevor er auch nur ein Wort herausbringen konnte, erstarrte sein Körper,
wie unter einem Energieschlag. Es wischte seine ganze Entschlossenheit
hinfort und zurück blieb ein Tama-i, der Angst davor hatte zu hoffen. Obwohl
Zikél genau wusste, was Mao meinte, musste er dennoch fragen. "Wobei?"
"Ich liebe Leonidas nicht..." hauchte Mao und küsste den Hals des Blauen.
"Verzeih mir..."
Immer noch wie paralysiert stand Zikél da und spürte, wie sein Herz
schneller zu schlagen begann und die Hoffnung in ihm hoch leckte, wie ein
Feuer, das sich nach dem Öl streckte. "Warum hast du es dann gesagt?" Selbst
in seinen Ohren klang seine Stimme bar jeglicher Emotionen und einfach weit
entfernt. Seine Nackenhärchen hatten sich aufgestellt bei dem kleinen Kuss,
doch Zikél wehrte sich innerlich noch dagegen.
Mao rieb sich am Hinterkopf des Tama-i. "Wahrscheinlich aus den gleichen
Gründen wie du." Seine Stimme klang dumpf, leise, verführerisch. Es war
schon fast dunkel und ein Mensch hätte sie nicht mehr erkennen können im
Dickicht.
"Und was soll DAS jetzt? Willst du dich dafür rächen, weil ich dich verletzt
habe?" Er drehte sich in der Umarmung zu dem Anderen um und funkelt ihn böse
an. Das erste Mal wurde dem Blauen bewusst, dass Mao ein paar Zentimeter
größer war und er somit zu ihm aufblicken musste. Das minderte jedoch nichts
an seiner Verärgerung. "Lass die Spielchen."
Mao sah ihn einen Moment verwirrt an. "Spielchen... ja." Seine Augen hatten
sich kaum merklich verengt. "Verzeih mir. Ich gehe zurück. Zu Leonidas.
Verlauf dich nicht." Damit drehte er sich um und ging.
"Nein, geh nicht." rief er ihm aus einem Impuls heraus nach. Er hatte wieder
das Falsche gesagt. Machte er je etwas richtig? "Bitte..." Zikél bereute
seine harschen Worte, die er eigentlich gar nicht so gemeint hatte. Er war
nur verwirrt. Verwirrt über diesen plötzlichen Wandel. Verwirrt, dass Mao
ihm so nahe kam. Was hatte das alles zu bedeuten? In seinem Inneren
flüsterte die Stimme eine leise Antwort, die Zikél jedoch nicht glauben
konnte.
"Zikél, was willst du eigentlich? Du weckst in mir die Sehnsucht nach einer
Freiheit, die nie die meine sein wird. Du sagst mir, Leonidas wäre mein und
dann wirfst du es mir vor. Du sagst mir, du liebst mich, ich gestehe dir das
ich gelogen hab und du schreist mich wieder an?" Mao fiel zurück, setzte
sich auf einen schräg stehenden, alten Ast. "Was soll das? Was willst du,
das ich tue? Was?" Er stützte sein Gesicht in beide Hände. Am liebsten würde
er weglaufen und nie wieder ein Wort mit Zikél sprechen - besser noch, er
wünschte sich, er hätte den Blauen nie kennen gelernt.
Mit verzerrtem Gesicht ging er vorsichtig auf Mao zu, traute sich aber nicht
ihn zu berühren. Er stand einfach nur da und blickte auf den Braunen, der
sichtlich durcheinander war. "Ich weiß es doch selbst nicht. Immer wenn du
auch nur seinen Namen in den Mund nimmst, brennt sich die Eifersucht in
meine Eingeweide. Ich will, dass du frei bist von ihm, von allen... und doch
will ich zugleich, dass du nur mir gehörst." Er verstummte und schloss kurz
die Augen, um sich zu sammeln. Zikél fühlte sich mit dieser ganzen Situation
überfordert, doch er wusste, dass er da durch musste. "Du hast gesagt, du
liebst Leonidas nicht, aber... du hast nicht gesagt, dass du mich dafür
liebst. Ich kann damit nicht umgehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll,
denn alles ist immer falsch. Ich will gar nichts von dir, Mao..." Zikél
holte schwer Luft. "... und doch will ich alles."
"Genau das ist es ja!" fuhr Mao auf. "Du willst mich aus einer
Gefangenschaft in die nächste führen. Du sagst, du liebst mich, und doch ist
diese Liebe genauso egoistisch wie die von Leonidas, wie die von jedem
verdammten Säufer, der zu mir ins Hinterzimmer geschickt wurde!" Er biss
sich auf die Lippen. Das hatte er nicht sagen wollen, aber genauso war es
doch nun mal. "Was soll ich denn jetzt tun? Wenn ich mich dir entziehen,
schreist du mich an. Wenn ich mich dir nähere, schreist du mich an..." Mao
bekam Kopfschmerzen. Er rieb sich die Stirn und schüttelte den Kopf. "Wir...
wir sollten das hier beenden, bevor es richtig anfängt. Sonst macht es uns
beide kaputt..."
Mit diesen miesen Schweinen verglichen zu werden war schlimmer, als jeder
Hieb, den der Andere ihm hätte verpassen können. Verletzt ließ Zikél die
Ohren hängen. "Wenn du das so möchtest. Ich weiß, ich widerspreche mir
selbst. Wahrscheinlich sind neunzig Prozent von dem, was ich sage Unsinn.
Ich war noch nie verliebt, ich weiß nicht, wie man sich dabei verhalten muss
und ich habe niemanden, den ich danach fragen kann. Ich weiß nur, was ich
für dich fühle und so sehr ich mir auch wünsche, dass du es erwiderst, will
ich dich nur glücklich sehen. Ich bin aufbrausend und dumm. Ich weiß nicht,
wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Egal, was ich sage, immer
verletze ich dich auf die eine oder andere Weise."
Zikél berührte zaghaft Maos Wange. Seine Fingerspitzen prickelten, als er
über das weiche Fell strich. "Jalla hat einmal zu mir gesagt: Die Liebe ist
ein Gefängnis, aus dem man nicht entrinnen kann, aber wenn es die wahre ist,
will man das auch gar nicht. Er sagte, es ist ein ständiges Nehmen und
Geben. Ehrlichkeit und Vertrauen sind das Wichtigste. Wenn man nicht ehrlich
zu sich und seinem Partner sein kann, gibt es nur Probleme. Jaho und er
reden immer darüber, wenn sie Streit haben oder sich gegenseitig verletzt
haben. Und doch sind sie glücklich, wie am ersten Tag."
"Du redest von Liebe nach zwei Tagen voller Streit und Spannung." erwiderte
Mao bitter und doch lehnte er seinen Kopf der Hand des Anderen entgegen.
"Ich möchte, dass die Welt um uns versinkt..."
"Ich rede von dem, was ich fühle. Ich weiß nicht, wie lange man braucht, um
sich zu verlieben. Bei Jalla und Jaho hat es eine Sekunde gedauert. Sie
haben sich gesehen und waren unzertrennlich. Ich weiß selbst, dass wir
dauernd streiten, aber... wenn wir es nicht tun... ich möchte diese Zeit
nicht missen."
Mutiger geworden, strich Zikél nun auch mit der anderen Hand über Haar und
Ohren des Braunen, das helle Fell stand im starken Kontrast zu seinem
eigenen. Die Berührungen waren zärtlich und zögerlich, als habe er Angst Mao
weh zu tun. Langsam legte er die Arme um den Tama-i und lehnte ihn dichter
an seinen Körper. "Vielleicht können wir sie für eine Weile anhalten, um uns
Zeit zu verschaffen, sie zu verstehen." murmelte er eher zu sich selbst.
"Versuchen wir's?" fragte Mao schwach, doch als er das ausgesprochen hatte,
hatten seine Lippen schon die Zikéls erreicht und er schloss die Augen.
Bevor er auch nur an eine Antwort denken konnte, rauschte ein Sturm von
Gefühlen durch seinen Körper hindurch und trug ihn auf einer Welle des so
zerbrechlichen Glücks. Zikél glaubte zu träumen und doch war es realer, als
alles Andere, was er bis jetzt erlebt hatte. Maos Lippen schmiegten sich
weich an seine eigenen und ganz natürlich schlossen sich seine Arme um den
Körper des Braunen. Die Zeit schien wirklich still zu stehen und Zikél
wünschte sich für immer in diesem Moment eingefroren zu sein.
Mao schob sich dem Braunen entgegen, stand auf. Auch seine Arme schlossen
sich um den kleineren Tama-i und der Kuss wurde zärtlicher, inniger. Sein
Schwanz schwang hin und her und schlang sich schließlich um eines der Beine
des Anderen, während eine seiner Hände sich auf die Hüfte Zikéls legte.
Zikél konnte ein leises Schnurren nicht unterdrücken und lächelte in den
Kuss. Er hätte nie gedacht, dass es so sein konnte. Die Küsse, die er mit
Leonidas ausgetauscht hatte, waren nicht so berauchend gewesen. Bittend
leckte er über den Mund des Anderen und bat still um Einlass. Ihr
Zungenspiel war zärtlich, zeichnete sich nicht mit dieser Leidenschaft aus,
die er zuvor erlebt hatte. Es war viel schöner und berührte ihn tief im
Herzen. Seine Hände wanderten zärtlich über Maos Rücken, drückten ihn
dichter an sich, als wolle es sich vergewissern, dass das alles Wirklichkeit
war.
Auch Mao versank ganz in ihrem Kuss, ihrem Spiel umeinander. Seine Finger
suchten und fanden ihren Weg in den Nacken des Blauen und krallten sich dort
zärtlich ins Haar, zogen den Kopf des Anderen näher zu sich.
Zikéls Streicheln wurde begieriger, obwohl er versuchte sich zurückzuhalten.
Er wollte nicht, dass Mao ihn falsch verstand oder sich zu etwas
verpflichtet fühlte, doch seine Sehnsucht nach dem anderen Körper wuchs
immer mehr an. Sanft brachte er den Jungen dazu, sich hinzulegen, ohne ihre
Lippen dabei zu trennen und strich ihm zärtlich über die Brust. Sein Mund
verließ den seines Partners und wanderte über den Kiefer zum Hals, wo er
sanft saugte und mit der Zunge über das Schlüsselbein fuhr.
Mao erstarrte kurz, als sein Rücken den kalten Boden berührte, entspannte
sich aber bald wieder. Seine Augen hatte er geschlossen und seine Hände
fuhren über den Rücken Zikéls.
Er wollte sich Zeit nehmen dieses wundervolle Geschöpf zu erkunden und jedes
Fleckchen kennen zu lernen. Die Hände zeichneten die Rippenbögen entlang,
ertasteten jede einzelne. Seine Lippen bewegten sich über die Brust wie
kleine Schmetterlinge und kosten jede Stelle, die sie erreichen konnten.
Zikél umzüngelte eine der Brustwarzen und streichelte hingebungsvoll die
andere. Dieser Körper, dieser Tama-i war einfach unglaublich. Er spürte die
Erregung und Vorfreude steigen, wollte sie aber noch hinauszögern. Zu süß
war der Geschmack, zu aufregend das Gefühl.
Wehmütig dachte Mao daran, dass sich das alles so wenig anders anfühlte, als
sonst. Aber nicht schlecht. Aber auch nicht viel besser. Also wie immer.
Nein, wie mit Leonidas... wie mit... wie mit...
Ein Seufzen entkam ihm, seine Augen flackerten und er drehte sich unter
Zikél auf den Bauch. Weil er es mochte, wenn sein Rücken und Nacken liebkost
wurden und weil er vermeiden wollte, das Zikél irgendwas in seinen Blick
hineininterpretierte, das nicht stimmte. Leises Schnurren setzte ein, er
fühlte sich wohl. Komisch, aber wohl. Sein Schwanz strich Zikél ums Kinn und
koste ihn einladend.
Schnurrend schmiegte er sich mit der Wange an Maos Rücken und begann dann
kleine Küsse zwischen dessen Schulterblätter zu setzten, während seine
Krallen behutsam über den Rücken hinunter bis zum Schwanzansatz und wieder
hoch fuhren und das Fell kraulten. Zikél wanderte mit dem Lippen hinauf in
den Nacken und knabberte dort etwas an der Haut, dann an den Ohren. Sein
warmer Atem strich darüber, als wolle auch er den Tama-i liebkosen. "Mao..."
flüsterte Zikél warm und mit all seinen Gefühlen. "Ich liebe dich..." Fest
schlang er die Arme einen Moment um den Brustkorb des Braunen und drückte
sich fast schon verzweifelt an ihn. Nein, diesem geliebten Wesen sollte kein
Leid mehr zugefügt werden. Er wollte ihm zeigen, dass es weit mehr gab, als
körperliche Befriedigung. Er wollte nicht nur einfach mit ihm schlafen. Er
wollte ihn lieben.
Ein warmes Gefühl zog sich von Maos Hals ab durch seine Brust. Er drückte
sich Zikél entgegen, legte seinen Kopf nach hinten und auf Zikéls Schulter.
"Ich... ich mag dich auch... sehr..." flüsterte er als wäre es ein
wohlbehütetes Geheimnis.
Der Blaue verstand das kurze Zögern, die Unsicherheit und freute sich nur
noch mehr über dieses Geschenk, das Mao ihm machte. Er knabberte an den
Ohren, die leicht darunter zuckten und schnaubte amüsiert. Eine seiner Hände
strich über die Wirbelsäule nach unten, bis zum Schwanz, den er ebenfalls
durch seine Finger gleiten ließ. Eine leise Angst böse Erinnerungen wach zu
rufen, schlummerte unter der Oberfläche, doch Zikél hoffte, dass der Braune
ihm sagen würde, wenn er etwas nicht wollte oder mehr Zeit brauchte. Deshalb
waren seine Vorstöße in intimere Bereiche sehr zaghaft und scheu. Sanft
glitten die Finger über Maos Hintern und Hüfte, übten leichten Druck aus
oder streichelten einfach nur liebevoll.
Die Antwort fiel recht deutlich aus. Unter den sanften Händen rollte Mao
sich zusammen, genoss die Zärtlichkeiten, schien aber keine weiteren
Ambitionen zu besitzen. Was Zikél nicht wissen konnte, war, das Mao schwer
mit sich rang. Er wusste nicht, was er machen sollte. Leonidas hatte
befohlen, dass er sich Zikél nicht verschließen dürfe. Und Mao wollte sich
auch gar nicht verschließen. Mehr als je zuvor, wollte er sich hingeben,
ohne Scheu. Und doch... es war so... nüchtern... und er war verwirrt.
Leichte Trauer lag in seinem Blick, er hatte Angst vor den Konsequenzen
seines Handelns. Er drehte sich zu Zikél um, gab ihm einen liebevollen Kuss
und drückte den Anderen dann an sich. "Es tut mir leid..." wisperte er und
wurde noch trauriger. "Es... bitte nicht."
Zikél hatte die Haltung schon nicht gefallen. Er wollte Mao ins Gesicht
sehen, in ihm lesen können, doch als er es konnte, erschrak der Blaue.
Besorgt umschloss er den Braunen und schmiegte seine Wange gegen Maos,
hauchte kleine Küsschen auf das Fell, um ihm zu zeigen, dass es nichts zu
entschuldigen gab. "Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht bedrängen sollen.
Mao..." Er legte die Hand unter das Kinn des Jungen und hob es an, damit er
in diese wunderschönen braunen Augen sehen konnte. Ein kleines Lächeln
zeichnete sich auf den Lippen des Blauen ab. "Mao, es ist in Ordnung. Ich
will dich zu nichts zwingen. Ich will nicht, dass du dich dazu verpflichtest
fühlst, du sollst es wollen, okay?" Er küsste den Nasenrücken und schnurrte
besänftigend. "Dir muss nichts leid tun, Mao. Gar nichts." Er schmiegte sich
verzweifelt an den Anderen, wollte die Traurigkeit aus den Augen vertreiben
und fühlte sich machtlos dagegen.
Doch die Traurigkeit verschwand ganz plötzlich und Mao lächelte Zikél an.
"Alter Weltverbesserer..." schnurrte Mao und kuschelte sich in die Arme des
anderen Tama-i.
Erleichtert lachte er leise auf und knabberte neckend an Maos Ohr. "So bin
ich nun mal." Liebevoll leckte er ihm über das Fell und stupste Mao mit der
Nase an. Er lächelte ihn an, doch Ernsthaftigkeit lag gleichermaßen in dem
Blick wie Liebe. "Mao, alles, was ich von dir will, ist Ehrlichkeit,
einverstanden? Ich weiß nicht, was Leonidas dir gesagt hat, aber ich möchte,
dass du in den Dingen, die du tust und sagst, ehrlich bist. Mehr nicht."
"Das werde ich sein." versprach Mao. Er gab sich den Zärtlichkeiten, die er
und Zikél austauschten noch hin, stand dann aber irgendwann auf und zog
Zikél auf die Füße. Der Blaue wurde in eine besitzergreifende Umarmung
gezogen und noch einmal geküsst, bevor Mao, Zikél bei der Hand genommen,
wieder Richtung Hütte aufbrach.
Er fühlte sich leichter mit dem Wissen und konnte deutlich befreiter
lächeln. Und genau das tat er auch, ununterbrochen, bis sie an der Hütte
waren. Zikél fühlte sich so glücklich und hätte es am liebsten in die ganze
Welt hinausgeschrieen. Bevor sie die Tür erreichten, stahl er sich noch
einen innigen Kuss von Maos Lippen. Er wollte sich dieses Gefühl in seinem
Bauch noch etwas länger bewahren, bevor sich Angst erneut ausbreiten würde,
wenn sie seinen Stamm befreiten.
In der Hütte erwartete sie ein eigentümliches Szenario. Nitta saß über
Leonidas gebeugt auf dessen Bettkante. "Was habt ihr gemacht auf der Reise
hier her?" wollte er harsch von den anderen Beiden wissen.
Mao stockte. "Nichts... geht es... geht es ihm nicht gut?" Er drückte noch
einmal die Hand des Blauen, bevor er sie los ließ und zu Leonidas rüberlief.
"Leonidas... Herr..."
"Weg von ihm." befahl Nitta ruhig. "Hol Wasser."
Ebenso verwirrt wie Mao blieb Zikél stehen und zog die Stirn in Falten. "Wir
haben gar nichts gemacht. Nur auf einer Wiese eine kurze Pause..." murmelte
er und beeilte sich gleich Mao mit dem Wasser zu helfen. Der Brunnen vor der
Hütte war nicht sehr tief und somit gab es keine Probleme mit der Seillänge.
Gemeinsam trugen sich das Wasser hinein und Zikél hielt sich erst einmal im
Hintergrund bereit, da er sowieso nicht wusste, was er tun sollte. "Was ist
mit ihm?"
Nitta wirkte zum ersten Mal seit Zikél und Mao ihn kannten von der Situation
berührt. Er benahm sich wenig anders als sonst, aber ein besorgter Ausdruck
lag auf seinem Gesicht. "Er hat Fieber bekommen..." meinte er, als er einen
feuchten Lappen auf dessen Stirn legte. "Und Dracath werden nicht krank.
Normalerweise."
Beunruhig glitten seine Blicke über den Mann und versuchten einen
Anhaltspunkt für dessen plötzliche Krankheit zu finden. "Was bedeutet das?
Vielleicht tat ihm der Wind nicht gut? Oder das Wasser vom See ist ihm nicht
bekommen?" War das ein böses Omen für ihr Vorhaben? "Ist es... ist es
schlimm?"
Mao legte einen Arm um Zikél.
Nitta sah ihn an und seufzte gestresst. "Wie gesagt, er dürfte gar nicht
krank werden können... er liegt schon eine Weile im Fieber. Er ist nicht
ansprechbar." Die Brauen des Mannes zogen sich zusammen. Es war ihm
anzusehen, dass die ganze Situation völlig absurd und scheinbar auch
gefährlich war.
Er zog Mao näher zu sich, um etwas Halt zu finden. Das war doch nicht
möglich. Leonidas wollte ihn sicherlich nur wieder ärgern. Es musste so
sein. Der stolze Mann konnte doch nicht einfach nur krank sein. Ihm durfte
nichts passieren. "Scheißkerl. Wenn du stirbst, schleife ich dich
eigenhändig aus der Unterwelt zurück." fauchte er leise und drückte somit
seine Sorge aus. "Was können wir tun? Er kann doch nicht..." Zikél zuckte
zusammen, als ihm ein Gedanke kam. "Blauwurzel. Ich habe draußen im Wald
einige Sträucher gesehen. Wir benutzen sie hauptsächlich während der
Trächtigkeit, weil sie alle wichtigen Vitamine enthält, aber als Aufguss
wirkt sie Fieber senkend."
"Du kannst es versuchen. Aber ich befürchte, eure Medizin kann nicht
wirken..."
Mao schubste Zikél Richtung Tür. "Beeil dich. Ich mache Wasser heiß."
Der Blaue nickte und rannte eilig hinaus. Die Stelle, an der er die Büsche
gesehen hatte, war weiter weg, als seine Erinnerung ihn hatte glauben lassen
wollen. Geübt erntete er die Wurzeln des Strauches, so dass er weiter
bestehen konnte und rieb die gröbste Erde ab.
Zurück in der Hütte übernahm der Tama-i das Zubereiten. Er hatte es tausend
Mal bei seinem Mekjahor gesehen. Wie man die Wurzel der Länge nach
aufschneiden musste, um die Fäden herausziehen zu können, wie man sie
zerhakte und zerrieb. Aus Erfahrung wusste Zikél, dass dieses Gewächs
abscheulich schmeckte. Es war bitter und muffig, meist klebten noch Erdreste
daran, die man nur schwer abwaschen konnte. Der Aufguss dauerte nicht lange
und er reichte ihn vorsichtig an Nitta weiter. "Gib ihm erst nur ein
Bisschen. Manchen wird von dem Geschmack schlecht. Es nützt nichts, wenn er
gleich alles wieder erbricht."
"Wie soll er trinken, er ist nicht bei Bewusstsein..." Nitta war aggressiv.
Er nahm den Aufguss entgegen, schob eine Hand in den Nacken des Dracath und
zog ihn hoch. "Trink das... Leonidas! Wach auf! Trink!" herrschte er den
Bewusstlosen an. Ohne Erfolg. Nitta knurrte etwas Unverständliches und kaute
auf seiner Unterlippe, was ihm einen ausnehmend menschlichen Charakter
verschaffte. "Gut, dann anders." Er packte den Dracath am Hals, hob ihn
daran hoch und schleppte ihn hinaus. Draußen warf er den Dracath in hohem
Bogen einige Meter weit, wo der Schwarzhaarige zu Boden ging.
Zikél hatte noch darüber nachgedacht, wie er den Mann zum Trinken bringen
konnte und ignorierte die harschen Worte geflissentlich. "So wird das
nichts, wir müssen versuchen..." Doch bevor er zuende reden konnte, packte
Nitta den Bewusstlosen schon und ging äußerst brutal mit ihm um. Erschrocken
rannte Zikél nach draußen. "Bist du wahnsinnig? Glaubst du, das macht es
besser, du Narr?" Er hastete an Nitta vorbei auf den schlaffen Körper zu, um
nachzusehen, ob Leonidas Schaden davon getragen hatte.
Mao kam ebenfalls raus, warf einen prüfenden Blick zu Leonidas und sah dann
Nitta an. "Was zum...?" wollte er wissen, doch Nitta fiel ihm ins Wort.
"Wenn ich es schaffe, Acron zu wecken, kann er die Krankheit in seinem
Inneren zerstören. Drachen werden nicht krank." Und so ging er wieder auf
Leonidas zu, packte ihn und warf ihn ein Stück gegen den nächsten Baum.
Wenig überzeugt von dieser Methode versuchte Zikél weiterhin Nitta von
Leonidas fern zu halten. "Und gleichzeitig willst du seinen Körper
zerschinden? Du bist ja verrückt! Es muss doch auch einen anderen Weg geben
den Drachen zu wecken!" Natürlich kam der Tama-i nicht gegen den großen Mann
an, doch er kämpfte weiter, da ihm diese Art barbarisch vorkam.
"Sieh dir das an!" Er öffnete eines der Augenlider Leonidas' und darunter
flammte schon dunkles Rot in die sonst schwarzen Augen hinein. "Wenn seine
Augen rot werden und er nicht bei Bewusstsein ist und die Wandlung nicht
kontrollieren kann, wandelt er sich." Damit griff er den Mann wieder an den
Hals und hob ihn hoch, begann, ihm die Luft abzudrücken.
"Nitta, nicht!" rief Mao und bekniete den Weißhaarigen, doch bitte den
Anderen loszulassen.
Nun ging der Mann wirklich zu weit. Zikél war sich seiner geringen Kraft im
Vergleich zu Nittas bewusst, doch es war ihm egal. Mit ausgefahrenen Krallen
sprang er auf ihn zu und schlug ihm einmal kräftig ins Gesicht und biss dann
in die Hand, die um Leonidas Kehle lag. "Lass ihn los, verdammt noch mal."
fauchte er wütend.
Um die Gestalt Leonidas' wirbelte plötzlich ein schwarzer Nebel, dann löste
sich der Körper des Schwarzhaarigen auf und wirbelte herum, um sich in den
schwarzen Drachen zu verwandeln, den sie alle vom Vormittag kannten. Acron
brüllte gequält auf und noch bevor der Ton überhaupt laut werden konnte,
klappte das riesige Wesen zusammen und die Gestalt schrumpfte wieder auf die
Größe Leonidas' zusammen. Er fiel zu Boden, die Fetzen des zerrissenen
Mantels rieselten auf ihn hinab.
Nitta lief zu ihm. "Leonidas..." wisperte er und hob den nackten, leblosen
Körper auf. "Geht mir aus dem Weg..." knurrte er dumpf den beiden Anderen
entgegen und brachte Leonidas wieder in die Hütte.
Als der Nebel eingesetzt hatte, war Zikél von Nitta zurück gewichen und
hatte sich zu Mao gestellt. Er konnte nicht begreifen, was dort passierte
und schon gar nicht Nittas wechselnde Stimmung. Erst wirkte er so besorgt,
dann wütend, brutal, wieder besorgt und jetzt gereizt. Was sollte man daraus
lesen? Aus irgendeinem Grund schmerzte ihn der Anblick des Drachen, der
plötzlich genauso verletzlich wirkte, wie seine andere Gestalt.
Zusammen mit Mao folgte er Nitta und beobachtete ihn genau, um auf mögliche
Gefahren sofort reagieren zu können. Er traute dem Tradon nicht mehr.
Nitta hatte Leonidas auf dessen Bett abgelegt. Er fühlte dessen Puls und
strich ihm noch einmal mit einem feuchten Tuch über die Stirn. "Auch der
Drache scheint krank..." überlegte er laut. "Legt euch schlafen, ich wache.
Wir können nur abwarten." erklärte er die Situation.
Mao nickte und schob Zikél sanft zu dem anderen Bett. "Lass uns ein wenig
ausruhen..."
"Aber - " begehrte der Blaue auf, ließ sich jedoch von dem anderen Tama-i
zum Bett drängen. Zikél machte sich langsam wirklich Sorgen, denn Leonidas'
Zustand schien kritisch. Er konnte sich nicht erklären, woher diese
mysteriöse Krankheit rührte. "Können wir denn gar nichts tun?" flüsterte er
gegen Maos Schulter und lehnte sich an ihn. Auch wenn er mit dem Mann immer
seine Probleme hatte und man ihr Verhältnis nicht als traumhaft bezeichnen
konnte, Zikél wollte nicht, dass ihm etwas geschah.
"Ich befürchte nicht..." antwortete Mao gedämpft und kuschelte sich gegen
Zikél. "Versuch einfach, zu schlafen..." schnurrte der Braune.
Zikél nickte, aber wusste, dass er kein Auge zubekommen würde, wenn er nicht
mal sicher sein konnte, dass Leonidas noch lebte, wenn er erwachte. Er legte
seine Arme um Mao und zog ihn noch näher, um den warmen Körper an sich zu
spüren, um zu wissen, dass mit ihm alles in Ordnung war. Während seine Hände
durch das weiche Fell kämmten, drifteten Zikél Gedanken zu dem Dracath und
einer Möglichkeit zur Heilung.
Mao blickte etwas verloren hinüber zu seinem Meister. Unwillkürlich musste
er daran denken, was Nitta wohl mit ihm tun würde, sollte dieser sterben -
denn Nitta schien keine Verwendung für ihn zu haben. Er seufzte leise und
rollte sich ein bisschen mehr zusammen, legte eine Hand über sein Gesicht
und versuchte, zu schlafen.
Noch eine ganze Weile kraulte er Mao im Nacken und schnurrte leise.
Wenigstens der Junge sollte etwas Ruhe finden, obwohl Zikél spüren konnte,
wie besorgt auch er war. "Alles wird gut." flüsterte er leise in Maos Ohr
und küsste es zärtlich. Der Schlaf wollte seine Augen nicht erreichen,
obwohl er die Schwere der Lider spürte. Doch immer, wenn er sie schloss,
tauchten Bilder von Tod und Leid auf. Es dauerte lange, bis ihn die
Anstrengung des Tages einholte und Zikél in eine unruhige Leere driftete,
die ihm nur schwer die Erholung bieten konnte, die er brauchte.