Ein Unglück kommt selten allein...
Kapitel 5
Ein Unglück kommt selten allein...
"Was hast du gesagt?" erkundigte sich Draco vorsichtshalber noch einmal, denn er war sich sicher sich verhört zu haben.
"Stell dich nicht dümmer als du bist. Ich habe mich bei dir entschuldigt!" gab Ginny zu.
"Und warum?"
"Was warum?"
"Warum du dich bei mir entschuldigt hast. Wenn ich dich daran erinnern darf: Ich bin ein Malfoy und du eine Weasley!"
Ginny kicherte.
"Aber der Malfoy hat gestern einer Weasley das Leben gerettet!"
Ein Hauch von Rosa schoss in Dracos Gesicht, aber rot wurde er nicht. Konnte er das überhaupt? Er wollte nur auch mal den großen Helden spielen, mehr nicht. Das passte doch zu ihm. Er drehte sich wieder zu Ginny um.
Dieser lagen einige Fragen auf der Zunge, also räusperte sie sich und schoss los.
"Was hat mich angegriffen?"
"Dementoren - hunderte davon! Und einer hatte sehr viel Interesse an dir!"
"Dementoren? Wie kommen sie hierher?" Es war ihr ein Rätsel. Dann traf sie ein Gedankenblitz. Aber natürlich. Die Dementoren hatten Askaban ja verlassen! Alle hatten Angst sie würden Voldemort in die Hände fallen. Und wenn es nun wirklich so wäre. Was wollte Voldemort ausgerechnet von ihr?! Ihr Blick traf sich mit Dracos.
"Hey, hey! Ich weiß jetzt was du denkst."
"Und liege ich mit meinem Gedanken falsch? Dein Vater ist einer von ihnen und alle wissen dass es mit dir genauso enden wird, Malfoy!"
Draco wollte etwas sagen, doch als er den Mund öffnete unterbrach der Rotschopf ihn erneut.
"Du gibst doch alles dafür so zu werden wie dein Vater!"
Damit hatte sie bei Draco einen schwachen Punkt erwischt. Er sah sie wütend aber schweigend an.
"Was willst du mir mit diesem Gesicht eigentlich sagen?" fuhr ihn Ginny an, "Wenn du dich mit mir anlegen willst, bitte. Ich habe keine angst vor einem Todesser!"
Jetzt war sie eindeutig zu weit gegangen, das wusste nicht nur sie selbst. Draco kochte förmlich vor Wut. Sie hatte ja gar keine Ahnung, was Draco die letzten Monate durchgemacht hatte. Er konnte es ihr nicht wörtlich übermitteln, aber er war imstande es auf einen anderen
Weg zu tun. Seine Hände wanderten unter sein Hemd und er zog es sich über dem Kopf hinweg.
Der Anblick ließ Ginny erröten. Verschämt drehte sie ihm den Rücken zu und murmelte: "Was soll das denn Malfoy?"
Doch er schwieg. Entschlossen schlich er sich an die Gryffinfor heran, dann packte er sie an den Schultern und drehte sie um, sodass sie ihm in die Augen starrte.
"Lass mich los!"
Ginny versuchte sich frei zu schlagen, dennoch ohne Erfolg. "Was willst du eigentlich von mir?"
"Hier!"
"Was?"
Draco hielt den entblößten Arm vor ihre Nase. "Wenn ich ein Todesser bin, Weasley! Wo ist dann das Mal!?!"
Ginnys Herz klopfte, als er sie anschrie.
"Malfoy ich-"
"DU HAST DOCH KEINE AHNUNG VON NICHTS, WEASLEY! WAS ICH IN DEN LETZTEN MONATEN DURCHMACHEN MUSSTE, KANNST DU DIR GARNICHT MAL VORSTELLEN!!"
Ginnys Augen fühlten sich mit Tränen und sie hatte
keinen blassen Schimmer wieso. Noch nie war sie so angeschrieen worden- er machte ihr angst. Sie konnte nichts mehr sagen und wenn sie es gekonnt hätte, wüsste sie nicht was sie sagen sollte. Sie war bleich im Gesicht geworden.
Malfoy jedoch schien sich wieder einzukriegen. Jetzt ist es raus- endlich, sagte sich der Slytherin.
Er machte sich schließlich auf den Weg zurück zum Lager. Die kleine Gryffindor folgte ihm stumm.
Sie hatten nach kurzer Zeit ihr Ziel erreicht. Draco ließ sich an einem Baum nieder. Immer noch wusste Ginny nicht was sie sagen sollte. Er war so sauer auf sie gewesen, dass sie Angst hatte ihn anzusprechen. Doch Draco merkte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, so verklemmt wie sie dort vor ihm stand. "Was ist Weasley?" knurrte er.
"Also ich... ich"
"Schieß los, bevor ich's mir noch anders überlege!"
"Endschuldigung, Malfoy, ich hätte das nicht sagen sollen." Murmelte Ginny.
"Fällt dir recht früh ein aber Entschuldigung angenommen."
"Wirklich!?" fragte Ginny und ihre Augen weiteten sich. Sie strahlte förmlich vor Glück.
"Ja! Und jetzt hör auf zu nerven, setz dich irgendwo hin.
Ich überlege solange wie wir hier weg kommen."
"Ja!" strahlte Ginny und setzte sich auf einen Felsen, der rechts von Draco stand.
Sie lernt allmählich gehorchen, gut gemacht Malfoy, lobte sich der Slytherin selbst. Ginny aber war mit einem anderen Gedanken beschäftigt.
Er hat WIR gesagt! Er meinte tatsächlich er überlegte wie SIE BEIDE hier weg kamen. Eigentlich ist er gar nicht so übel. Ginny wühlte in der Vergangenheit herum. Auch bei seiner Schwester war er ganz anders. Sie beobachtete den Slytherin von einer Seite ohne ihren Kopf in seine Richtung zu neigen. Auf einmal merkte sie wie sie rot wurde ohne einen Grund, oder besser mit einem Grund der ihr erst später klar wurde.
"Da unsere Besen kaputt sind, bleibt nur noch ein weg. Wir müssen laufen." Dachte Draco laut.
"Unsere Besen sind KAPUTT?!?"
"Was denkst du denn? Bei dem Sturz!"
"Ach so..."
Ginny konnte sich an keinen Sturz erinnern, natürlich nicht, sie war ohnmächtig.
Draco erhob sie ohne Vorwarnung, dann schaute er in die Weiten des Waldes. Wird ein langer beschwerlicher Fußmarsch, stellte er fest.
"Wir sollen also wirklich laufen??" sagte Ginny verblüfft.
"Ich bin auch an besseres gewohnt, Weasley, aber uns bleibt keine Wahl!"
Der Slytherin zog seinen Umhang an und Ginny tat es ihm gleich. Und zusammen verschwanden sie in die Tiefen des Waldes.
BOOM!!
Und schon wieder stolperte die Rothaarige über eine der vielen Baumwurzeln die aus der Erde ragten und stürzte zu Boden.
Der Blonde brauchte sich gar nicht mehr umdrehen um zu wissen, was passiert war.
Mit seiner typisch-arroganten Stimme sagte er: "Das ist schon das 5. Mal in einer halben Stunde. Wie schaffst du das nur?"
"Tja..."begann Ginny und richtete sich auf, "ich sehe sie einfach nicht. Hier gibt es so viele!"
"Naja, ich kann dich beruhigen, Weasley. Dort hinten ist ein Dorf. Wir verlassen augenblicklich den Wald."
Ginny konnte es nicht glauben, aber der Slytherin hatte Recht. Es dauerte kaum 5 Minuten bis sie den Waldrand erreicht hatten. Dahinter erblickten sie ein kleines abgelegenes Dorf mit vielen kleinen Häuschen, deren Dächer aus Stroh waren- genau wie der Turm der hohen
Kirche, der in mitten der Häuser in die Höhe schoss.
Die Gryffindor stellte sich schon vor, wie sie im Dorf ankamen und sofort eine Eule nach Hogwarts schickten. Am nächsten Morgen würden sie sie abholen kommen. Oder doch nicht?
Die beiden Schüler betraten nun aber wirklich den Dorfpup "Irgendwo im Nirgendwo". Wie es sich für einen Pup gehörte, war es sehr staubig in seinem inneren. Außerdem besetzten hie und da allerlei Zwielichte Gestalten die Tische. Da nirgendwo ein freier Tisch war, musste sich Ginny neben einer dieser Gestalten niederlassen, während Draco zur Theke ging und mit dem Wirt sprach.
Die Gestalt neben Ginny ließ sie erschaudern. Sie war groß und mulmig. Ein schwarzer und dreckiger Umhang hüllte sie ein und eine Kapuze versteckte ihr Gesicht. Gerade als die Gestalt sich zu dem Mädchen umdrehte schrie der Wirt vorne:
"IHR SEID SCHÜLER AUS HOGWARTS?!?"
Draco schien verunsichert etwas Falsches gesagt zu haben, denn nach dem Aufstand des Wirtes, ging ein lautes Tuscheln durch den Pup. Ginny bekam es mit der Angst zu tun. Was hatten all diese Menschen nur? Aus einer Ecke vernahm Ginny die Stimme einer alten Frau: "Die armen armen Kinder..." Ein anderer Mann sagte: "Es muss ein langer und tragischer Weg vom Unglück gewesen sein..."
Lang ja und vielleicht auch etwas tragisch, aber von welchem Unglück? Fragte sich Ginny ängstlich.
Nun sprach die grausame Gestalt neben ihr sie an. Es war
fast wie ein Flüstern- aber ein lautes deutliches Flüstern.
"Man schrieb heute einen großen Bericht im Propheten über euch."
"Über uns??" schrie Ginny auf.
Also wussten alle bereits von ihrem Verschwinden? Wenn ja, wieso gab es deshalb solche Schlagzeilen?
"Natürlich über euch! Bei so einer Katastrophe wie dem Zugunglück, kann keiner was anderes erwarten, oder?!"
Zugunglück schoss es durch Ginnys Kopf. War der Hogwartsexpress etwa-
"Ein Tagesprophet! Haben sie so einen Sir?" fragte sie geschockt.
"Aber klar!" Der Mann zog unter seinem Umhang die neuste Auslage hervor.
Ginnys Blick viel zuerst auf die Titelseite und dann rief sie. "DRACOOOOO!!"
Der Slytherin kam von der Theke zu ihr geeilt und sie hielt ihm die Titelseite vor die Nase. Beide begannen zu lesen.
!!!HOGWARTSEXPRESS ENTGLEIST KURZ VOR ANKUFT IN DER SCHULE!!!
Der heutige Tag ist ein Tag der Verzweiflung für die vielen Familien, dessen Kinder im Zug saßen. Tausende Schüler wurden verletzt- einige so stark das sie sterben wenn sie nicht sofort Hilfe bekommen. Noch wurden keine Toten entdeckt, aber es gibt noch eine reiche Anzahl von Vermissten, die immer noch im Zug eingequetscht sind oder wegen anderen Dingen nicht rauskommen können. Am Ort des Geschehens befinden sich zurzeit 100 Heiler des St. Mungo Hospitals und Truppen die nach den vermissten suchen. Hier eine Liste der Schüler, die sich noch immer im Innern des Zuges befinden. Uns tut es Leid das sagen zu müssen, aber für sie gibt es kaum Überlebenschancen.
1. Abott, Hannah
2. Chang, Cho
3. Corner, Michael
4. Finch-Fletschley, Justin
5. Goyle, Gregory
6. Granger, Hermine
7. Malfoy, Draco
8. Parkinson, Pansy
9. Weasley, Ronald
10. Weasley, Verginia
Wir halten sie weiter auf dem Laufenden.
Nebenbei News: Zur Vermisstensuche wurden auch Geister angeheuert, die können durch die Trümmern Fliegen um erst einmal die Orte der Schüler ausfindig zu machen.
