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Zwischen den Welten

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"Was willst du von mir?"

Die Rollladen sind noch ganz unten. Gemütlich kuschel ich mich noch ein bisschen mehr in mein Kissen. Ich liebe es, wenn es so dunkel ist. Besonders, wenn es wieder so ein trüber Herbsttag ist wie heute. Ich höre den Regen gegen die Hauswand prasseln. Nein, ich will noch nicht aufstehen. Leider habe ich keine andere Wahl, denn in diesem Augenblick geht mein Wecker los und erinnert mich daran, dass ich zur Schule muss. Blöde Schule, wieso muss sie auch so früh am Morgen losgehen? Ich strecke mich nochmal ausgiebig. Mein Wecker geht mir so langsam auf die Nerven. Also bequeme ich mich tatsächlich aus dem Bett. Ich komme nämlich leider nicht an meinen Wecker heran, wenn ich im Bett liege. Ich glaube aber, andernfalls würde ich wohl auch nie aus dem Bett kommen. Noch recht verschlafen ziehe ich den Rollladen hoch und lasse ein bisschen Licht in mein Zimmer. Sehr hell ist es aber nicht, denn der Himmel ist grau und trüb und der Regen scheint unaufhörlich aus dem Himmel zu fallen. Nur wenige Augenblicke später ist mein Fenster total nass und ich sehe nur noch verschwommene Konturen da draußen. Einen Moment lang stehe ich wie hypnotisiert am Fenster. Dann aber reiße ich mich doch los und gehe erstmal die Treppe runter ins Erdgeschoss. In der Küche finde ich meine Mutter, die gerade losgehen wollte. Sie muss für ihre Arbeit früher aus dem Haus als ich. Sie bemerkt mich, als ich im Rahmen der Küchentür stehen bleibe.

„Oh, guten Morgen mein Schatz. Hast du heute Mal den Wecker gehört?“ Innerlich lasse ich eine sarkastische Bemerkung ab, aber ich verkneife es mir diesen Gedanken zu ende zu denken.

„Ich hatte keine Lust heute wieder so hetzen zu müssen. Schließlich ist Freitag.“ Das ist nicht Mal gelogen, obwohl ich zugeben muss, dass mir das früher Aufstehen nicht immer wirklich gut gelinkt. Meine Mutter gibt mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

„Ich muss los. Bis heute Abend.“ Und schon verschwindet sie durch die Tür und ich bin allein Zuhause. Mein Vater ist auch nicht mehr da. Er ist Chef einer Firma und muss vor allem Freitags wegen Meetings immer furchtbar früh raus. Ich habe mir vorgenommen niemals so einen Job zu machen. Das ist mir alles viel zu stressig. Ich stopfe mir ein Brot in den Mund und laufe wieder die Treppe nach oben ins Badezimmer.
 

Ich sehe auf die Uhr. Eine halbe Stunde habe ich noch, bevor ich mich auf den Weg machen muss. Eigentlich müsste ich mich auf eine Klassenarbeit vorbereiten, aber stattdessen schmeiße ich lieber Transformers drei in den DVD-Player. Ich bin ein riesiger Transformersfan und das einzige, was ich momentan in meiner Freizeit noch tue ist mir die drei Filme rauf und runter anzusehen. Erst vor ein paar Tagen habe ich erfahren, das zur Zeit an einem vierten Teil gedreht wird. Da werde ich auf jedenfall zur Premiere gehen, ist doch klar. Ich spule zu meinen Lieblingsstellen vor. Mein absoluter Liebling war von Anfang an Soundwave, schon als ich ihn das erste Mal in den Filmen gesehen hab. Meine Freunde halten mich deswegen schon für verrückt, aber mich stört das nicht wirklich. Nicht selten stelle ich mir vor, wie ich vielleicht einmal auf Soundwave treffen könnte. Obwohl das ja totaler Blödsinn ist. Schließlich existiert er nicht wirklich. Aber manchmal geht einfach meine Fantasie mit mir durch. Ich lasse meinen Blick auf die Uhr schweifen. Verdammt! Ich hab die Zeit verpennt! In aller Eile mache ich alles aus, schnappe mir meine Schultasche und renne so schnell ich kann zur Bushaltestelle. Und das obwohl ich weiß, dass es keinen Sinn hat. Ich werde wie jeden Morgen den Bus verpassen.
 

So ein Mist. Ich hätte heute Morgen einen Regenschirm mitnehmen sollen. Jetzt regent es was vom Himmel will. Etwas mies drauf schaue ich aus dem Fenster von meinem Klassenzimmer. Mein Lehrer pinselt gerade irgendetwas auf die Tafel. Ich passe nicht wirklich auf. Die Klassenarbeit habe ich auch in den Sand gesetzt. Was sollts, Fremdsprachen waren ohnehin nie meine Stärke gewesen. Ein lauter Gong reißt mich aus meinen Gedanken. Der Unterricht ist zuende. Lustlos packe ich meine Sachen ein. Jetzt muss ich doch tatsächlich in diesem Regen ohne Regenschrim oder Regenjacke nach Hause. Bis ich beim Bus bin, bin ich sicher total durchnässt. Ich verlasse den Klassenraum und begebe mich zum Ausgang. Dort bleibe ich erstmal einen Moment stehen und sehe zu, wie es regnet. Kann der Regen nicht einen Moment Pause machen? Immerhin regent es schon den ganze Tag. Frustriert laufe ich in den Regen. Als ich am Schultor ankomme, bleibe ich aber trotz des Regens erstmal stehen. Dieses Auto, das sieht genauso aus wie Soundwave. Direkt gegenüber des Schultores steht doch tatsächlich ein Mercedes SLS AMG. Und bei dem Regen kann ich natürlich kein Foto machen. Also mache ich mich lieber schnell auf den Weg, um mich nicht auch noch zu erkälten. Aber wem der Wagen wohl gehört? Vielleicht einem der Lehrer?
 

Im Bus ist es heiß und stickig. Ich will mich ja nicht beschweren, ich bin völlig durchnässt und friere. Aber warum müssen die Busfahrer die Heizung immer bis auf das Maximum aufdrehen und die ganze Zeit laufen lassen? Irgendwann ist es doch warm genug im Bus. Meine Laune macht es jedenfalls nicht besser. Ich stehe direkt an der Tür, weil ich mich so nass wie ich bin nirgendwo hinsetzen kann. Und als ob das jemand wirklich witzig findet, kommt auch noch auf einmal die Sonne raus. Der ganze Tag heute ist irgendwie verhext. Ich hätte nicht aufstehen sollen. Ich hätte die Schule verschlafen sollen. Aber dann hätte ich bestimmt ziemlichen Ärger bekommen. Wieso muss ich auch so vernünftig sein? Kann ich nicht so sorglos sein wie der Rest dieser Welt? Ich steige aus dem Bus aus und laufe nach Hause. Die Sonne ist einigermaßen warm. Hätte ich doch bloß noch einen Moment länger an der Schule gewartet.
 

Mit etwas besserer Laune steige ich aus der Badewanne. Es geht doch nichts über ein schönes, heißes Bad, wenn man völlig durchgefroren ist. Ich müsste eigentlich noch Hausaufgaben machen, aber da habe ich zur Zeit absolut keine Lust zu. Vermutlich werde ich das wieder Sonntag Abend in aller Eile erledigen. Ich ziehe mir meinen Schlafanzug an und gehe in mein Zimmer um mir auch meinen Bademantel anzuziehen. So ist es doch ein bisschen zu kalt. Als ich am Fenster stehe lasse ich kurz meinen Blick nach draußen schweifen und wende mich dann dazu mein Zimmer zu verlassen. Moment. Ich gehe wieder zum Fenster und sehe nach draußen. Da ist der Mercedes wieder. Der gleiche, der vor unserer Schule stand. Da bin ich mir ziemlich sicher, denn es gibt sicher nicht viele Menschen, die so ein Auto fahren. Merkwürdig ist das schon. Ich zucke mit den Schultern. Ein merkwürdiger Zufall. Ich beschließe mir noch einmal Transformers drei anzusehen, dieses Mal richtig.
 

Es ist schon fast Mitternacht, als ich endlich fertig bin. Ich sollte nicht so oft zurückspulen, nur weil mir eine Szene gut gefällt. Dann brauche ich für Filme immer doppelt so lang als sie eigentlich laufen. Ich gähne herzhaft. Wird Zeit, das ich ins Bett komme. Ich gehe zu meinem Fenster um runterzulassen, aber vorher riskiere ich noch einen Blick nach draußen. Da! Dort steht er immer noch. Seltsam, es wohnt keiner meiner Lehrer hier in der Nähe und ich kann mir nicht vorstellen, das ein Nachbar dieses Auto besitzt. Abgesehen davon, was hätte er dann vor meiner Schule zu suchen? Den Wagen nicht aus den Augen lassend lasse ich den Rollladen runter bis ich ihn nicht mehr sehen kann. Ein bisschen grusel ich mich schon. Aber vielleicht hätte ich mir auch einfach nicht so viel Transformers ansehen soll. Das tut mir wohl doch nicht so gut. Mit diesen Gedanken gehe ich ins Bett.
 

Ich liege bereits wach im Bett, aber ich bin einfach zu faul um Aufzustehen. Es ist schon fast zehn Uhr. Meine Eltern werden wie jeden Samstag den ganzen Tag nicht da sein, also warum sollte ich dann auch aufstehen? Es gibt niemanden, der mich aus dem Bett schmeißen könnte. Ich könnte einfach den ganzen Tag hier liegen bleiben und weiterschlafen. Was für eine Vorstellung. Ich drehe mich auf die Seite und schließe wieder die Augen, als mir plötzlich wieder der Mercedes einfällt. Warum bitteschön denke ich ausgerechnet jetzt wieder daran? Langsam werde ich echt paranoid. Ob er wohl noch da draußen steht? Ich zögere, doch dann stehe ich doch auf und gehe zum Fenster um hochzuziehen. Das Licht blendet mich, die Sonne scheint. Ich brauche einen Moment, bis ich wieder etwas sehen kann. Vorsichtig linse ich nach draußen. Ich wünschte ich hätte nicht nachgesehen. Da steht er tatsächlich noch und er hat sich keinen Millimeter bewegt. Ich schüttelt den Kopf. Da hat jemand Besuch, nichts weiter. Ich sollte wirklich ein paar Tage lang die Finger von den DVDs lassen. Vielleicht kann ich dann wieder klar denken. Ich gehe mich anziehen und frühstücken.
 

Eine gute Stunde sitze ich jetzt im Wohnzimmer und grübbel vor mich hin. Soll ich rausgehen und mir das Auto genauer ansehen, oder soll ich es doch lieber bleiben lassen? Um diese Uhrzeit ist nie etwas los in meiner Straße. Es ist unwahrscheinlich, das mich jemand sehen wird. Aber wieso sollte ich mich verstecken, wenn ich mir bloß ein Auto genauer ansehen will? Das ist schließlich nicht verboten, oder? Aber trotzdem kommt es mir irgendwie ein bisschen peinlich vor. Ich gehe die Treppe hoch, in mein Zimmer, und sehe nochmal nach draußen. Da steht er immer noch. Aber wer weiß wie lange noch. Jetzt oder nie würde ich sagen. Ich ringe mich wirklich dazu durch mir Schuhe und Jacke anzuziehen. Vorsichtig öffne ich die Haustür und sehe nach draußen. Es ist weit und breit niemand zu sehen. Das ist echt albern. Langsam schlender ich zu dem Mercedes rüber und bleibe genau neben ihm stehen. Er sieht wirklich genauso aus wie der im Film. Na ja, fast. Ich würde nur zu gerne Mal in einem fahren. Es sitzt auch niemand drinnen. Ich leide echt unter Verfolgungswahn. Wie komme ich eigentlich auf die blöde Idee, das es tatsächlich Soundwave sein könnte? Ich sollte wohl doch noch etwas länger auf Transformersentzug gehen als ich dachte. Doch gerade als ich wieder gehen will fällt mir etwas an der Tür auf. Ich sehe nochmal hin. Das gibt es doch nicht. Das Symbol der Decepticons. Entweder gibt es hier einen noch größeren Freak als ich oder mein Verfolgungswahn ist doch nicht ganz unbegründet. Ich suche lieber wieder das Weite. Als ich an der Haustür stehe sehe ich noch einmal zurück, aber der Mercedes hat sich nicht gerührt. In diesem Augenblick wünschte ich meine Eltern wären Zuhause. Ich gehe lieber wieder ins Haus.
 

Den ganzen Tag habe ich mich davor gehütet nach oben zu gehen. Ich habe die ganze Zeit im Wohnzimmer gesessen und sinnlos durch das Fernsehprogramm geschaltet. Aber ich habe nicht aufgehört mich zu fragen, ob der Mercedes wohl noch da ist. Mitlerweile ist es dunkel draußen. Ich weiß, dass meine Eltern Samstags immer erst sehr spät wieder nach Hause kommen. In der Regel bin ich bereits im Bett, wenn sie wieder da sind. Und irgendwann muss ich nach oben gehen, was bedeutet, dass ich ganz automatisch danach sehen werde. Obwohl ich es eigentlich gar nicht will. Ich schalte den Fernseher aus. Ich sollte wohl wirklich so langsam nach oben gehen. Dabei lasse ich mir allerdings ungewöhnlich viel Zeit. Ich gehe ganz langsam die Treppe rauf. Vor meinem Zimmer bleibe ich einen Moment stehen. Das ist doch echt zu albern. Ich gehe zielstrebig zu meinem Fenster und sehe nach draußen. Ich wäre am liebsten schreiend wieder rausgerannt. Da steht er immer noch und er hat sich immer noch keinen Millimeter gerührt. Jedenfalls nach meiner Auffassung nicht. Das konnte doch alles nicht war sein. Langsam aber sicher verliere ich die Geduld. Moment, wieso habe ich schon wieder im Kopf, das es Soundwave ist? Ich schüttel den Kopf und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich brauche dringend Ablenkung. Ich schalte meinen Computer an und gehe online. Natürlich, um diese Uhrzeit ist an einem Samstag keiner da. Dabei hätte ich gerade jetzt einen Gesprächspartner gebraucht. Das ist doch Mal wieder typisch. Ich versuche mich irgendwie anders abzulenken und sehe mir Videos an. Es endet damit, das ich mir Mal wieder endlos Transformers reinziehe. Wie war das noch mit dem Entzug? Ach, morgen ist auch noch ein Tag. Ich öffne eine der vielen Schubladen meines Schreibtischs und hole eine Ketter heraus. Daran ist etwas befestigt, das genauso aussieht wie ein Splitter des Allsparks. Ich hatte ihn mir auf Ebay gekauft, wie viele andere Sachen auch. Aber auf diese Kette bin ich ganz besonders stolz. Sie glänzt so schön im Licht, man könnte fast meinen, sie wäre echt.
 

Man sagt ja immer der engste Freund des Menschen wäre der Hund. Aber das trifft wohl nicht für alle Menschen zu. Mein engster Freund ist definitiv mein Bett. Meine Mutter hat es Mal passend ausgedrückt als sie sagte ich schlafe mehr in meinem Leben als das ich irgendetwas anderes tue. Tja, das ist eben das einzige, was ich wirklich gut kann. Was für ein schönes Gefühl. Ich kuschel mich noch ein bisschen mehr in mein Bett ein. Es ist schön warm, niemand kann einen hier erreichen und es schwangt so schön ein bisschen hin und her... Moment Mal! Seit wann schwankt mein Bett hin und her? Und seit wann schlafe ich sitzend in meinem Bett? Hatte ich mich nicht hingelegt? Okay, das muss ein verdammt realer Traum sein. Oder ich sollte es vielleicht Mal wagen die Augen auf zu machen. Aber bin ich mir sicher, dass ich überhaupt wissen will, was gerade um mich herum passiert? Eigentlich nicht. Trotzdem öffne ich vorsichtig meine Augen. Das ist nicht mein Zimmer. Ich sitze im Inneren eines Autos? Wie zum Teufel bin ich hier her gekommen!!? Ruckartig setze ich mich auf. Ich bin angeschnallt. Nachdem ich mich etwas genauer umgesehen hatte, hätte ich beinahe aufgeschrien. Ich sitze doch tatsächlich in dem Mercedes, der mich so lange verfolgt hat. Aber warum? Wie bitteschön bin ich von meinem Bett in dieses Auto gekommen? Und wie kann das Auto fahren, wenn auf dem Fahrersitz niemand sitzt? Vielleicht träume ich ja doch noch. Ich versuche mich abzuschnallen. Es funktioniert nicht, natürlich. Ich lasse mich wieder in den Sitz fallen und denke nach. Aber eigentlich weiß ich die Antwort schon. Auf der einen Seite ist das ganz schön cool, aber auf der anderen Seite bin ich eigentlich noch gar nicht bereit dazu abzukratzen. Ich sammle allen Mut zusammen, den ich besitze.

„Was willst du von mir?“ Natürlich bekomme ich keine Antwort. Wobei, eine kleine Reaktion hätte ich mir schon gewünscht.

„Ich weiß wer du bist, Soundwave.“ War das ein kurzes Aufblitzen der Amatur oder habe ich mir das eingebildet?

„Jetzt sag mir, was du von mir willst.“ Ich bekomme noch immer keine Antwort. So würde ich auch nicht weiter kommen. Bedrückt sehe ich aus dem Fenster, aber viel habe ich nicht zu sehen. Scheinbar fahren wir auf einer Landstraße. Ich sehe nach vorne, dort kann ich durch die Scheinwerfer wenigstens ein kleines bisschen sehen.

„Wo wir wohl hinfahren?“ Und wieso habe ich das jetzt laut gedacht? Eigentlich ist es aber auch egal, weil er mich auch weiterhin anschweigt. Wenn ich nur wüsste, was sie von mir wollen. Aber merkwürdigerweise habe ich keine Angst.
 

Nach einer Weile biegt Soundwave von der Landstraße auf einen kleinen Feldweg ab. Ich habe mitlerweile komplett die Orientierung verloren. Ich habe keinen blassen Schimmer mehr wo ich bin. Ich weiß nur, das ich sehr weit von Zuhause weg sein muss, rein theoretisch. Nur kurze Zeit später bleiben wir stehen, aber es tut sich erst nichts. Ich werde ein bisschen unruhig.

„Hast du jetzt vor ewig so stehen zu bleiben, oder lässt du mich aussteigen?“ Erst tut sich gar nichts, aber dann zucke ich fast in mich zusammen, als die dunkle Stimme im Wagen ertönt.

„Du bist ganz schön mutig, aber du hast nicht geringste Ahnung über uns.“

„Dann klär mich auf.“ Ich habe das Gefühl ein ganz leises grummeln seinerseits zu hören, aber eine Antwort bekomme ich nicht.

„Ich besitze doch gar nichts, das für euch Decepticons von Wert sein könnte.“

„Deswegen bist du auch nicht hier.“ Auch wenn ich jetzt ein kleines bisschen schlauer bin, bin ich nur noch verwirrter. Anscheinend ist mir ein Fragezeichen ins Gesicht gezeichnet worden, denn zugleich ertönt seine Stimme wieder.

„Du bist wegen deines Vaters hier, aber du wirst niemandem von unserem Abkommen erzählen, nicht einmal ihm.“ Mein Vater arbeitet für die Decepticons, das erinnert mich irgendwie an Transformers drei... Moment Mal.

„Abkommen? Ich habe überhaupt kein Abkommen mit dir geschlossen. Was willst du von mir?“

„Als wenn du eine alzu große Wahl hättest, es sei denn dir liegt nicht viel an deinem Leben.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Das ist keine leere Drohung.

„Und was genau willst du jetzt von mir?“

„Du wirst etwas für mich verstecken.“ Ah ja, ich soll etwas verstecken... Moment.

„Äh...“

„Du schaltest nicht gerade schnell, Mensch.“

„Es ist auch nicht die klügste Entscheidung mich aus dem Schlaf zu reißen. Und abgesehen davon ist mein Name Helena.“ Seit wann bin ich eigentlich so mutig? Hat bestimmt was mit meinem Schlafmangel zutun. Ich streiche mir meine langen, blonden Haare aus dem Gesicht. Einen Moment lang ist es still. Hab ich jetzt verspielt oder habe ich ihn beeindruckt? Anscheinend hat er aber nichts mehr dazu zu äußern, also breche ich die Stille.

„Nicht, das ich zustimmen würde, aber was soll ich verstecken?“ Meine Neugierde ist einfach viel zu groß. Aber er schweigt immer noch. Dann geht plötzlich das Handschuhfach auf. Darin liegt etwas, das mir sehr verdächtig nach einem Armband aussieht. Vorsichtig nehme ich es an mich.

„Was ist das?“

„Eine Erfindung von mir. Aber zum jetzigen Zeitpunkt darf noch keiner etwas von wissen.“

Mit jedem Wort wird mein Fragezeichen im Gesicht größer.

„Was kann sie? Und warum dürfen die Decepticons nichts davon wissen?“

„Du stellst zu viele Fragen.“

„Entschuldige Mal. Du hast mich bis hierher entführt, verlangst von mir, das ich etwas verstecke und denkst du bist mir meine Antwort schuldig?“ Scheinbar hat das gesessen, denn es ist kurzzeitig still. Ich warte.

„Es ist nicht relevant, was es ist. Du brauchst dieses Wissen nicht.“ Ich hatte mir eine etwas aufschlussreichere Antwort erhofft.

„Na gut, und warum ist es auf die Größe eines Menschen angepasst?“

„Auch das hat dich nicht zu interessieren.“ Am liebsten hätte ich mir an die Stirn geschlagen, aber ich verkneife es mir.

„Da ich keine andere Wahl habe, würdest du mich dann vielleicht wieder nach Hause fahren, wenn du fertig bist? Meine Eltern flippen aus, wenn sie in ein paar Stunden aufstehen und ich bin nicht Zuhause.“ Ich bekomme keine Antwort, aber nach einem Moment in dem nichts geschehen ist, fängt er tatsächlich an zu wenden und fährt dann wieder los.
 

Es war wirklich gruselig, wie er mich mit seinen Tentakeln zurück in meine Zimmer verfrachtet hat. In Zukunft werde ich mein Fenster beim Schlafen schließen. Ich höre noch, wie Soundwave wieder davon fährt, aber mein Gefühl sagt mir, das er bald wiederkommen wird. Und ich frage mich gerade, ob ich das vielleicht alles nur geträumt habe. Das Armband halte ich immer noch in der Hand. Nein, das war kein Traum. Soll ich mich jetzt freuen oder sollte ich beunruhig sein? Auf jedenfall ist es wohl der Anfang eines größeren Abenteuers.

Laserbeak

Etwas abwesend sehe ich dem Auto meiner Eltern hinterher. Für die nächsten zwei Wochen fahren sie auf Urlaubsreise und wie schon so oft bleibe ich allein Zuhause. Normalerweise habe ich ja nichts dagegen, aber dieses Mal fühle ich mich nicht gerade sonderlich Wohl dabei. Ich gehe hoch auf mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Dieses seltsame Armband liegt auf meinem Schreibtisch. Eine Woche ist es nun her und seit dem habe ich nichts mehr von Soundwave gehört oder gesehen. Zuerst hatte ich versuch mit einzureden, dass das gar nicht passiert ist, aber das Armband beweist mir leider jedes Mal aufs Neue, dass es so real ist wie es nur sein kann. Ich lasse meinen Blick zur Uhr schweifen. So langsam muss ich mich auf den Weg zur Schule machen. Schnell binde ich mir meine Haare noch zu zwei Zöpfen und lege mir das Armband um bevor ich mir meine Schultasche schnappe und losgehe. Irgendwie scheint mir mein Leben aber seit diesem Vorfall irgendwie unwirklich. Ich kann mich auf nichts mehr richtig konzentrieren und schlafen kann ich auch nicht mehr richtig. Ich habe seit dem irgendwie angefangen früh aufzustehen. Gedankenversunken stehe ich an der Bushaltestelle und starre auf das Armband an meinem Handgelenk. Es ist pechschwarz und an der Oberseite scheint so eine Art Stein integriert zu sein, aber ich kann nicht erkennen was es für einer sein soll. Ich habe keine Zeit darüber zu grübeln, denn der Bus kommt.
 

In der Schule kann ich mich nicht konzentrieren und es scheint von Tag zu Tag schlimmer zu werden. Anstatt aufzupassen muss ich immer wieder an mein Gespräch mit Soundwave denken. Es will immer noch nicht in meinen Kopf rein, das mein Vater was mit den Decepticons zu schaffen hat. Auch wenn ich bezweifle, dass er das freiwillig tut. Noch mehr nackt es aber an mir, das ich ihn darüber nicht ausfragen kann. Niemand darf wissen, was zwischen mir und Soundwave ist, nicht einmal mein Vater. Obwohl ich ziemlich sicher bin, das Soundwave derjenige ist, der etwas mit meinem Vater zu tun hat. Dazu kommt, das ich nicht so recht weiß, ob ich erleichtert oder besorgt darüber sein soll, das Soundwave bis jetzt noch nicht wieder aufgekreuzt ist. Es gehen mir so viele Dinge durch den Kopf und ich habe noch so viele Fragen, die nicht beantwortet sind. Aber Soundwave hat mir bei unserer Begegnung schon klar gemacht, das ich nichts genaues zu wissen brauche. Aber vielleicht macht mich gerade diese Unwissenheit nervös. Ich schüttelt leicht den Kopf. Ich kann nicht jeden Tag aufs neue darüber grübeln. Das bringt mich auch nicht weiter. Ich zwinge mich dazu dem Unterricht doch ein wenig zu folgen, mit mäßigem Erfolg.
 

Frustriert schließe ich die Haustür hinter mir. Das war heute ein alles andere als guter Tag. Dank meiner Unaufmerksamkeit musste ich nach der Schule noch nachsitzen. Nicht gerade ein guter Start in die Woche. Ich gehe in die Küche, um mir etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Mein Magen knurrt mir schon seit einer halben Ewigkeit. Dann setze ich mich ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Meine Lieblingssendung läuft. Gerade als ich mich etwas in die Sendung vertiefe zucke ich heftig zusammen. Schnell stelle ich den Fernseher auf stumm. Da war doch gerade ein Geräusch gewesen. Ich warte einen Moment. Da ist es wieder! Klingt, als würden Metallteile aufeinander reiben und schlagen. Es klimpert ein bisschen. Etwas zittrig schalte ich den Fernseher aus. Ist da etwa ein Einbrecher im Haus. Das durfte doch nicht war sein! Und ausgerechnet jetzt sind meine Eltern nicht da. Als ich aufstehe um nachzusehen erwische ich mich dabei wie ich mir wünsche, das Soundwave hier wäre. Als ob er mir helfen würde. Es kommt aus dem ersten Stock. Vorsichtig und ganz langsam gehe ich die Treppe hoch. Wie kommt der Einbrecher unbemerkt in den ersten Stock? Ist er etwa mit einer Leiter gleich oben angestiegen? Ich schüttel den Kopf. Ich weiß doch noch gar nicht, ob es ein Einbrecher ist. Ich komme oben an. Das Geräusch scheint aus meinem Zimmer zu kommen. Es klingt wirklich sehr nach Metall. Unwillkürlich muss ich an Soundwave denken, aber wie bitteschön soll er in mein Zimmer passen? Ganz vorsichtig öffne ich die nur angeschobene Tür und sehe hinein. Hätte ich etwas in der Hand gehabt, ich hätte es wohl sicherlich fallen lassen. Da sitzt doch tatsächlich etwas auf meinem Bett. Etwas das verdächtig nach einem Vogel oder etwas ähnlichem aussieht. Aber aus Metall. Erst nach und nach wird mir bewusst was oder wer da auf meinem Bett sitzt.

„Laserbeak...“ Der Angesprochene richtet seinen Kopf auf und sieht mich an.

„Oooh... Du bist zurückgekehrt.“

„Äh... ja. Was machst du auf meinem Bett? Und was hast du überhaupt hier zu suchen?“

„Auftrag von Soundwave. Ich soll dich im Auge behalten.“ Etwas überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch.

„Du sollst Babysitter für mich spielen?“ Ich bekomme keine Antwort. Stattdessen fliegt er genau auf mich zu. Ich taumel etwas rückwärts und lande dann auf meinem Hintern. Laserbeak landet elegant genau vor meinen Füßen.

„Das Armband.“ Ich habe meine Hand an der es immer an angebracht ist und bemerke Laserbeaks durchdringenden Blick. Augenblicklich läuft es mir eiskalt den Rücken runter.

„Ich habe es niemandem gesagt.“ Anscheinend ist es das, was er hören wollte, denn er lässt von mir ab und fliegt in mein Zimmer. Ich beschließe, das ich jetzt ganz dringend eine kalte Dusche brauche.
 

Noch den ganzen Abend hatte ich mich mehr oder weniger mit Laserbeak unterhalten. Ich erfuhr, das die Filme ein Vertuschungsversuch der Regierung ist und das nur einige wenige Dinge aus den Filmen wirklich passiert sind. Es war doch teilweise recht interessant ihm zuzuhören. Es ist nächster Morgen und ich habe eigentlich relativ ruhig geschlafen. Mein Wecker hat noch nicht geklingelt, also liege ich noch in meinem Bett, ganz tief in meine Decke eingekuschelt. Ich erschrecke mich ein wenig, als sich etwas auf meinem Bett bewegt. Ich öffne vorsichtig ein Auge und sehe Laserbeak am Fußende liegen. Hat es etwas die ganze Zeit in meinem Bett geschlafen? Hat es denn überhaupt geschlafen? Eigentlich sieht es ganz danach aus. Allerdings traut sie ihm lieber nicht über den Weg. Ich sehe auf meinen Wecker, in diesem Moment beginnt er zu klingeln. Weniger darüber begeistert setze ich mich auf und schalte ihn aus. Wie zu erwarten hatte Laserbeak sofort den Kopf gehoben.

„Sie mich nicht so an. Ich muss zur Schule.“ Ich beschloss Laserbeak erstmal zu ignorieren und stehe auf um ins Bad zu gehen. Der bohrende Blick von ihm entgeht mir allerdings nicht. Als ich etwas später wieder ins Zimmer komme sehe ich mich etwas verwirrt um. Laserbeak ist verschwunden. Dafür fällt mir ein Laptop auf, der jetzt auf meinem Schreibtisch steht und eindeutig Laserbeaks Farben trägt. Ich gehe zu meinem Schreibtisch rüber.

„Laserbeak?'“

„Du wirst mich mitnehmen, verstanden?“ Ich nicke nur. Was bleibt mir auch anderes übrig und so kann ich wenigstens ein Auge auf ihn haben, damit ihn niemand entdeckt. Sollte das passieren, hätte ich nämlich ein echtes Problem. In diesem Moment frage ich mich dann doch, wer dann eigentlich auf wen aufpasst.
 

Meine Güte ist der Unterricht heute wieder spannend. Gelangweilt spiele ich mit meinen Stiften während meine Lehrerin irgendetwas vorne an der Tafel erklärt. Ich höre nicht zu. Stattdessen wandert mein Blick immer Mal wieder zu meiner Tasche. Bis jetzt hatte sich Laserbeak völlig ruhig verhalten und ich hoffe, das es auch so bleiben wird. Auf der anderen Seite muss ich allerdings auch gerade daran denken, was sein Soundwaves Besuch alles schief gelaufen ist. Ich werde etwas nervös und höre auf mit den Stiften zu spielen. In diesem Moment beendet die Schulglocke die Stunden. Ich bin zucke leicht zusammen, aber zum Glück bemerkt es niemand. Na ja, fast niemand. Laserbeak ist das sicher nicht entgangen. Das vermute ich jedenfalls. Jetzt habe ich erstmal eine Freistunde. Ich packe meine Sachen zusammen, nehme meine Tasche und verschwinde schnell aus dem Klassenraum. Ich brauche erstmal was zu Essen. Ich gehe zur Cafeteria. Ein Glück ist da gerade nichts weiter los. Ein paar wenige Schüler drängen sich um sich etwas zu kaufen. Ich stelle meine Tasche kurz neben mich als ich mir etwas aussuche. Das sollte sich nur einen Moment später als großen Fehler herausstellen, denn als ich meine Tasche wieder hochhebe, ist diese auf einmal ziemlich leicht. Als ich reinsehe muss ich feststellen, das Laserbeak verschwunden ist. Etwas in Panik sehe ich mich um Raum um, aber er ist nirgendwo zu sehen. Hat er etwa schon den Raum verlassen? Das durfte doch alles nicht war sein! Ich verlasse die Cafeteria, aber auf dem Gang davor ist er auch nicht. Wo könnte er hingeflogen sein? Wenn er entdeckt wird, sind wir sicher beide dran. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nach ihm zu suchen. So habe ich mir meine Freistunde nicht vorgestellt.
 

Vorsichtig betrete ich den Computerraum. Zum Glück findet hier gerade kein Unterricht statt und auch zur freien Benutzung ist gerade niemand hier. Vielleicht hat er sich hier versteckt. Warum ist er überhaupt weggeflogen? Er war doch derjenige, der unbedingt mir hierher wollte. Aber das ist momentan egal. Ich muss ihn unbedingt finden, bevor die Freistunde zu ende ist. Gerade als ich mich daran machen wollte den Raum zu durchsuchen und nochmal kurz aus dem Fenster sehe hätte ich beinahe einen Herzinfakt bekommen. Da sitzt der Vogel ja, ganz unbekümmert auf dem Fenstersims eines offnen Fensters eines leeren Klassenzimmers im dritten Stock. Das hätte mich nicht weiter gestört, wenn ich nicht wüsste, das gerade genau im Klassenzimmer auf dieser Seite des Gebäudes direkt gegenüber diesem Fenster Unterricht stattfinden würde. Voll in Panik stürme ich aus dem Computerraum und in Richtung dieses Klassenzimmers.
 

Beinahe wäre ich an der Tür zum Klassenzimmer vorbeigelaufen. Schwungvoll reiße ich die Tür zum Klassenzimmer auf und bleibe wir angewurzelt stehen. Laserbeak ist nicht mehr da, auf der Fensterbank sitzt niemand mehr. Und beim Klassenzimmer gegenüber sind alle Vorhänge zugezogen. Am liebsten würde ich mich jetzt selbst schlagen, aber ich habe besseres zu tun. Wo war dieser Vogel jetzt hin verschwunden. Warte nur ab bis ich dich in die Finger kriege. Ich sehe mich ein wenig im Klassenraum um, aber hier scheint er wirklich nicht mehr zu sein. Ich gehe zum Fenster zu sehe nach draußen, aber auch hier kann ich ihn nirgendwo entdecken. Wohin kann er in so kurzer Zeit schwinden? Nicht, das ich ihn vermissen würde, würde er einfach verschwinden, aber das ist er ja leider nicht. Wie kommt er nur auf die Idee durch die Schule zu fliegen? Oder macht er das etwa absichtlich um mich zu Ärgern? Ich lehne mich auf die Fensterbank und sehe nach unten. Gegenüber im ersten Stock befindet sich der Biologieraum. Im nächsten Augenblick nehme ich die Beine in die Hand. Da unten sitzt Laserbeak doch tatsächlich auf einen der Tische. Leider weiß ich, das in 5 Minuten da unten Unterricht beginnt. Wie ist er überhaupt in so kurzer Zeit da runter gekommen?
 

Nur wenige Augenblicke später stehe ich vor dem Biologieraum und gehe rein. Kein Laserbeak und kein Laptop der er sein könnte. Der Raum ist leer, so leer wie er eben sein kann. Das kann doch nicht war sein. Er hat mich wieder ausgetrickst! Er könnte einfach überall sein, wenn er es schafft so schnell von da oben hierher zu kommen und genauso schnell wieder zur verschwinden. Ich höre Stimmen die näher kommen, sicher die Klasse. Ich verschwinde lieber wieder. Zurück auf dem Gang lehne ich mich an die Wand und denke nach. Wo könnte dieser verrückte Vogel hingeflogen sein? Und wo ist eigentlich Soundwave, wenn man ihn mal braucht? Und wer ist da eigentlich schon wieder am Klavierspielen? Es gibt einen sehr schönen Musikraum an meine Schule, da stehen viele verschiedene Instrumente. Aber zur Zeit gibt es keinen Musikunterricht, weil der einzige Musiklehrer der Schule momentan mit einer Klasse auf Klassenfahrt ist. Das kann eigentlich nur eins bedeuten. Ich stoße mich von der Wand ab und gehe den Gang runter Richtung Musikraum. Und wehe dieser verrückte Vogel ist nicht dort. Was hat Soundwave sich eigentlich gedacht? Etwas lustlos mache ich die Tür des Musikraums auf und sehe mich um. Auf dem Lehrerpult steht ein Laptop. Ich mache die Tür zu, setzte mich an das Lehrerpult und starre ihn einfach an. Eine Weile passiert nichts, aber dann kann ich zusehen wie sich alle Teile langsam verschieben und schließlich sitzt Laserbeak vor mir.

„Wie kannst du nur einfach so verschwinden? Was ist, wenn dich jemand gesehen hätte?“

„Ihr Menschen seit wirklich naiv. Als wenn ich mich nicht verstecken könnte.“

„Abgesehen davon, dass ich dir nicht wirklich traue, gibt es immer das Risiko gesehen zu werden. Was meinst du, wie viele Menschen in diesem Gebäude unterwegs sind. Abgesehen davon, das du mir einen Herzinfarkt beschert hast als du plötzlich einfach verschwunden warst. Ich bin dir durch die halbe Schule gefolgt. Was meinst du was passiert, was mit mir passiert, wenn sie dich entdecken? Außerdem glaube ich kaum, das Soundwave das gewollt hätte. Ich dachte du solltest auf mich aufpassen und nicht die Schule auskundschaften.“ Laserbeak legt den Kopf leicht schief. Ich kann nicht genau deuten wieso, aber irgendwie sieht das niedlich aus. Ich sehe kurz auf die Uhr. Die Freistunde ist jedenfalls gelaufen. Die ist so gut wie vorbei.

„Jetzt komm schon du Ausreißer. Ich komme sonst zu spät zum Unterricht.“ Ohne einen weiteren Kommentar transformiert sich Laserbeak zurück in einen Laptop.

„Wehe du haust wieder ab. Das nächste Mal kannst du gleich wegbleiben. Toller Babysitter...“ Mit diesen Worten hebe ich ihn hoch und mache mich auf den Weg zurück in den Unterricht. Hoffentlich würde nicht jeder Tag so chaotisch ablaufen wie heute. Noch so einen Tag verkrafte ich sicher nicht.

Ein kleiner Ausflug

Es ist jetzt ein bisschen Zeit vergangen, seit Laserbeak plötzlich aufgetaucht ist. Mittlerweile habe ich mich an ihn gewöhnt. Soundwave dagegen ist noch nicht wieder erschienen. Seit ein paar Tagen sind meine Eltern wieder Zuhause und ich musste gleich am ersten Tag feststellen, das es gar nicht so einfach ist Laserbeak vor meinen Eltern zu verstecken, ohne das sie denken, das ich einen an der klatsche habe. Noch dazu hat der Herbst jetzt vollen Einzug erhalten. Es ist kalt und nass und überall liegen die feuchten, rutschigen Blätter auf den Wegen. Gedankenverloren sehe ich aus dem Fenster während meine Lehrerin irgendwas vorliest. Ich kann das später aus meinem Geschichtsbuch nachholen, aber bei dieser monotonen Stimme schläft man einfach ein. Das läuten der Klingel reißt mich aus meinen Gedanken. Endlich ist der Unterricht beendet und es ist Wochenende. Mit rekordartiger Geschwindigkeit suche ich meine Sachen zusammen und verlasse das Schulgebäude. Normalerweise bin ich nicht so hektisch, aber seit Laserbeak da ist, gehe ich lieber kein Risiko ein, das er entdeckt werden könnte. Schon allein, weil ich ihn irgendwie ins Herz geschlossen habe, seitdem er bei mir ist.
 

Grübelnd sitze ich vor meinen Hausaufgaben während Laserbeak mich dabei beobachtet. Merkwürdig, das er mich gerade dabei nie aus den Augen lässt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er sich doch sehr für das interessiert was ich mache, auch wenn er das immer abstreitet. Etwas belustigt sehe ich zu ihm rüber.

„Anstatt mich nur anzustarren könntest du mir auch helfen.“

„Als wenn mich Menschensachen irgendwas angehen würden.“ Er dreht demonstrativ den Kopf weg und ich kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen. Wenigstens entgehe ich damit seinem durchbohrenden Blick. Das verpasst mir manchmal doch eine ganz schöne Gänsehaut und erinnert mich daran, dass er eigentlich ein Decepticon ist und kein Haustier. Obwohl Laserbeak als Haustier bestimmt total süß wäre. Ich konzentriere mich lieber wieder auf meine Hausaufgaben und lasse Laserbeak Laserbeak sein. Mittlerweile hat er sich auf meinem Bett niedergelassen und die Optiken geschlossen. Damit habe ich jetzt ungefair eine Stunde Ruhe. So langsam kann ich ihn und seine Gewohnheiten ganz gut einschätzen. Vor allem weiß ich, wie ich sein Verhalten einigermaßen gut lenken kann. Ansonsten hätte ich echt ein Problem, wenn meine Eltern Zuhause sind. Einmal hätten sie Laserbeak beinahe erwischt, hätte ich ihn nicht kurzerhand in meinem Kleiderschrank eingesperrt. Zum Glück ist er nicht nachtragend. Es war auch gar nicht so einfach meinen Eltern glaubhaft zu erklären, warum ich einen neuen Laptop habe. Ich glaube, sie haben mir das auch heute noch nicht so richtig abgekauft, aber immerhin hegt mein Vater noch keinen Verdacht, wer mein Laptop wirklich ist. Ich versinke ein bisschen in Gedanken und lasse die letzten paar Tage nochmal vor meinem geistigen Auge ablaufen. Es war schon einige Male sehr knapp und es wird sicher noch nicht das letzte Mal gewesen sein. Vielleicht ist Laserbeak nicht unbedingt ein guter Bewacher. Immerhin muss ich ständig auf ihn aufpassen anstatt umgekehrt. Ich frage mich noch immer, warum es nicht Soundwave selber tut. Ich würde ihn gerne wiedersehen. Ich habe immer noch sehr viele offene Fragen. Aber wer weiß schon, ob ich ihn überhaupt nochmal wiedersehen werde. Irgendwie macht mich dieser Gedanke traurig.
 

Ich eile aus der Haustür und in Richtung Bushaltestelle. Samstag ist der ideale Tag um etwas zu unternehmen und ich hatte es doch tatsächlich geschafft unbemerkt ohne Laserbeak loszuziehen. Er muss auf meinem Bett eingeschlafen sein, denn er hat mein verschwinden noch nicht bemerkt und da meine Eltern nicht Zuhause sind, brauche ich auch keine Angst davor zu haben, das sie ihn entdecken könnten. Einen Tag ohne meinen Aufpasser würde schon nicht passieren. Und da es Laserbeak ist, der sich keinen Fehltritt erlauben darf, würde er schon nichts Soundwave verraten und mit seinen Schimpftiraden wenn ich zurückkomme, würde ich schon fertig werden. Erleichtert setze ich mich auf einen freien Platz im Bus und sehe noch einmal kurz zurück. Nein, er ist mir definitiv nicht gefolgt. Damit hätte ich zumindest heute meine Ruhe. Nur wenig später sitze ich im Zug Richtung Innenstadt. Ich habe mir fest vorgenommen erst irgendwann ganz spät nach Hause zu fahren. Auf der Zugfahrt mustere ich nochmal ganz genau da schwarze Armband. Ich weiß immer noch nicht, was genau das sein soll. Höchstwahrscheinlich bekomme ich sowieso nie eine Antwort, aber interessieren tut es mich schon.
 

Obwohl es nicht gerade sehr warm ist, ist es doch recht angenehm. Die Sonne scheint und der Himmel ist wolkenlos. Wenn man nicht gerade im Schatten läuft eigentlich ein richtig schöner Tag. Perfekt um in die Altstadt und die Fußgängerzone der Innenstadt zu gehen. Auch wenn es brechend voll ist. Aber irgendwie reizt mich gerade das an einem Samstag hierher zu fahren. Man sieht die unterschiedlichsten Menschen auf der Straße laufen und manchmal sind da schon ein paar komische und lustige Gestalten dabei. Ich schlender ganz langsam die Fußgängerzone entlang und sehe mich ganz genau um. Es ist schon sehr lange her, seit ich das letzte Mal hierher gefahren bin und es ist eine schöne Abwechslung. Außerdem muss ich mir dann nicht Laserbeaks permanente Beschimpfungen über die Menschen anhören. Das ist nochmal ein schöner Extrabonuns. Ich strecke mich ausgiebig der Sonne entgegen und bleibe dann vor einem Schaufenster stehen. Eigentlich bräuchte ich noch dringend eine vernünftige Winterjacke. Sonst kommt wie letzte Jahr ein Winter und ich hab nichts warmes zum Anziehen. Aber auf der anderen Seite finde ich auch nie wirklich etwas, was mir gefällt. Ich wende mich zum Weitergehen, aber es bleibt bei der Umdrehung und ich bleibe stehen. Nicht weit von mir steht ein junger Mann lässig an die Hauswand gelehnt. Meine Aufmerksamkeit weckt er, weil er sich von den Menschen um uns herum doch ein wenig abhebt. Er hat kurze, hellgraue Haare. Ziemlich verwuschelt. Um den Hals trägt er recht lässig Kopfhörer und auch sonst lässt sein Auftreten drauf schließen, dass er ein echter Computerfreak ist oder zumindest für ähnliches interessiert. Was am meisten meine Aufmerksamkeit erregt ist eine Art Sonnenbrille, das aussieht wie ein rotes Visier. In diesem Moment muss ich an Soundwave denken. Wenn ich davon ausgehe, das er wirklich so aussieht, wie ich ihn in den Filmen gesehen habe. Das weiß ich ja noch nicht und wenn ich so darüber nachdenke lege ich eigentlich keinen großen Wert darauf es herauszufinden. Aber zurück zu dem Kerl, denn in dieses Moment fällt mir auf, das ich ihn anstarre. Ich wende also schnell meinen Blick ab und gehe ins Geschäft. Das ist doch echt absurt. Soundwave als Mensch. Laserbeak hatte zwar schonmal erwähnt, das die Transformers in der Lage sind sehr realistische Hologramme zu verwendet, die auch noch aus echter Materie bestehen, aber wie bitteschön sollte Soundwave wissen, das ich hier bin? Sicher könnte es sein, das Laserbeak im bereits berichtet hat, das ich einfach gegangen bin, aber wie genau soll er darauf kommen, das ich hier bin? Trotzdem beschleicht mich ein recht ungutes Gefühl.
 

Nachdem ich eine Weile im Laden herumgebummelt habe verlasse ich ihn wieder und als erstes fällt mein Blick auf die Stelle, wo er gestanden hat. Ein innerer Knoten löst sich, als ich sehe, dass niemand mehr dort steht. Ich habe mir also wirklich nur etwas eingebildet. Trotzdem bleibt ein bisschen vom unguten Gefühl übrig. Ich sehe mich nochmal ganz genau um, aber ich kann ihn nirgendwo entdecken. Ich schüttelt leicht den Kopf um meine aufkommenden wirren Gedanken abzuschütteln. Es ist eindeutig nicht gut fürs Gemüt Decepticons um sich herum zu haben. Langsam laufe ich weiter, doch irgendwie kann ich mich gar nicht mehr auf das Bummeln konzentrieren. Mir geht der Typ nicht mehr aus dem Kopf und unbewusst fange ich immer wieder an nach ihm Ausschau zu halten. Ob Soundwave wirklich in der Nähe ist? Ich beschließe erstmal etwas essen zu gehen. Nicht weit von hier aus gibt es ein Einkaufszentrum in dem Mal alles mögliche finden kann. Ich gehe gern dort etwas essen. Nur eine kurze Busfahrt später betrete ich bereits das Einkaustentrum. Es ist leerer als ich dachte. Das liegt vermutlich am Wetter. Viele sind jetzt lieber draußen unterwegs. Das soll mir nur recht sein. So bekomme ich auf jedenfall noch einen Platz. Ich habe nämlich keine Lust im Stehen zu essen. Ich hole mir etwas und suche mir dann einen Platz an der großen Fensterfront, damit ich nach draußen sehen kann. Etwas betrübt muss ich feststellen, das Wolken am Himmel aufgezogen sind. Es wird also vermutlich bald anfangen zu regnen. Wie aufs Stichwort landen erste Regentropfen auf der Scheibe. Ich hätte einen Regenschirm mitnehmen sollen.
 

Etwas gedankenversunken laufe ich durch das Einkaufszentrum. Durch das nun schlechte Wetter ist es brechend voll geworden. Ich spiele mit dem Gedanken doch jetzt schon wieder nach Hause zu fahren. Es ist doch ein Unterschied, ob man draußen oder drinnen dieser Menschenmasse ausgesetzt ist. Die Luft hier drin wird langsam stickig. Gerade als ich weitergehen will hält mich etwas davon ab. Da steht er, gar nicht so weit von mir. Leichte Angst macht sich in mir breit, auch wenn ich nicht weiß warum. Irgendwie erinnert er mich wirklich an Soundwave, aber ich kann ja schlecht einfach zu ihm gehen und ihn fragen. Vor allem, wenn er es gar nicht ist. Jetzt sieht er zu mir. Ich drehe mich lieber um und gehe in die andere Richtung. Hoffentlich wird er mich nicht verfolgen. Der Plan nach Hause zu fahren wird doch langsam attraktiver. Ich verlasse das Einkaufszentrum und sehe mich nochmal um. Scheinbar ist er mir nicht gefolgt. Erleichtert atme ich aus.

„Ich hatte dir Laserbeak eigentlich nicht geschickt, damit du ihn Zuhause lässt.“ Ich erschrecke mich fast zu tode, als ich seine Stimme höre. Ruckartig drehe ich mich um. Und tatsächlich, ich habe also doch keinen Verfolgungswahn. Der Kerl ist wirklich Soundwave. Ich zögere einen Moment.

„... Hättest du mir einen Babysitter geschickt, auf den ich nicht permanente aufpassen muss, hätte ich ihn auch nicht Zuhause gelassen.“ Ich habe keine Ahnung, ob diese Antwort so klug gewesen ist, aber er sieht auch nicht wütend aus. Stattdessen sieht er sich kurz einmal um. Dann sieht er wieder zu mir.

„Die Autobots sind hier. Ich denke nicht, das sie mich bereits bemerkt haben, aber sie könnten dich finden. Du kommst jetzt mit.“ Etwas überrascht sehe ich ihn an. Deswegen ist er also hier aufgetaucht. Oder hat er mich die ganze Zeit beobachtet und greift nur deswegen so plötzlich ein? Irgendwie bin ich verwirrt.

„Und... Wo genau fahren wir hin?“ Sein eigener Körper fährt vor. Das hört sich irgendwie falsch an, aber irgendwie stimmt es auch. Ich verkneife es mir loszukichern.

„Ich bringe dich nach Haus.“ Ich erschrecke mich erneut, als er einfach vor mir verschwindet. Ich sehe mich selbst noch einmal um. Eigentlich habe ich hier die ganze Zeit niemanden gesehen, der den Anschein macht zu den Autobots zu gehören. Vielleicht wäre es auch meine Chance gewesen den Decepticons zu entfliehen, aber auf der anderen Seite... Was hätte es mir gebracht? Vor allem, da mein Vater ja auch irgendwie mit in der Sache hängt. Ich steige also lieber ein und nur einen Augenblick später setzt sich Soundwave in Bewegung.
 

„Wieso bist du wieder aufgetaucht? Hat Laserbeak mich verpetzt?“ Wir sind jetzt eine kleine Weile unterwegs. Leider sind wir zwischendurch im Stau stecken geblieben. Mich stört es nicht weiter.

„Nein, er hat es selbst noch nicht gemerkt.“ Das ist eine überraschend ehrlich Antwort. Ich lasse dabei beruhen. Lieber sehe ich noch ein bisschen aus dem Fenster. Der Autofahrer, der neben uns steht sieht sehr entnervt aus. Vermutlich steht er schon eine ganze Weile hier im Stau. Irgendwo weiter hinten hupt jemand sehr energisch. Das würde die Sache auch nicht mehr beschleunigen. Ist ist Mal wieder irgendwo da vorne ein Unfall passiert, wie so oft auf diesem Autobahnabschnitt. Auf der anderen Seite fährt immer Mal wieder ein Auto auf der Standspur vorbei. Vermutlich im die nächste Ausfahrt zu nehmen und die Autobahn irgendwie zu umfahren. Ich lehne mich zurück und schließe ein wenig die Augen. Das wird hier sicher noch eine ganze Weile dauern. Da aber anscheinend auf Soundwave eine Engelsgeduld hat und keine Anzeichen macht über den Standstreifen ebenfalls zur nächsten Ausfahrt zu fahren, mache ich mir auch keine Sorgen. Etwas gelangweilt schaue ich in den Rückspiegel. Das Ende des Staus hinter uns kann man schon nicht mehr sehen. Hätte ich den Zug genommen, wäre ich schon lange Zuhause. Aber das sollte ich ihm wohl besser nicht unter die Nase reiben. Ich stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab und beuge mich dabei ein bisschen vor. Eine Weile verharre ich so. Es ist fast so, als würde für einen kleinen Augenblick die Zeit stehen bleiben, nichts und niemand scheint sich zu rühren und alle Geräusche um mich herum scheinen auf einen Schlag verschwunden zu sein.

„Autobots.“ Ich schrecke hoch.

„...Was?“ In diesem Moment schert Soundwave bereits aus und fährt auf dem Standstreifen weiter. Unbewusst halte ich mich fest.

„Was machst du denn?“ Ich klinge ein bisschen panisch. Das ist eine Situation, die ich absolut nicht mehr unter Kontrolle habe. Was wird jetzt passieren?

„Wir verschwinden von hier, bevor sie uns bemerken.“

„Und wohin?“

„Wir machen auf dem Weg zu dir einen kleinen Umweg.“

„Das ist wirklich sehr informativ.“ Ich lege ein bisschen Sarkasmus in meinen Satz, aber er scheint es entweder nicht zu bemerken, oder es kümmert ihn nicht. Mir ist beides recht. Er fährt an der nächsten Ausfahrt runter. Noch einmal sehe ich in den Rückspiegel, aber ich kann absolut niemand erkennen, der uns folgt.

„Woher weißt du, das die Autobots hier sind?“

„Satelliten.“ Das erklärt wie er wissen kann, das ich mich heute alleine davongestohlen habe. Ich schweige und sehe aus dem Fenster. Jetzt fahren wir über eine Landstraße, eine sehr wenig befahrene Landstraße. Außer uns scheint nämlich keiner hier unterwegs zu sein oder zumindest kann ich niemanden ausmachen. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, habe ich nicht den geringsten Schimmer wo wir gerade sind oder in welche Richtung wir gerade fahren. Ich wünschte, ich wäre heute morgen nicht losgefahren.
 

Es ist bereits völlig dunkel, als Soundwave endlich vor meinem Haus hält. Mittlerweile bin ich todmüde. Andernfalls hätte mich wohl bei ihm beschwert, weil wir unnötigerweise einen verdammt langen Umweg gefahren sind. Ich jedenfalls konnte kein einziges Mal feststellen, dass uns jemand verfolgt hat. Ich glaube, dass ist das erste Mal, das ich glaube Soundwave ist der paranoide von uns. Aber es ist wohl besser ihm das nicht direkt zu sagen. Ich steige lieber aus und gehe zurück ins Haus, bevor mir doch noch etwas in diese Richtung rausrutscht. In diesen Momenten vergesse ich manchmal, das er ein Decepticon ist. Oben in meinem Zimmer muss ich feststellen, das Laserbeak nicht mehr da ist. Vermutlich hat ihn Soundwave aber schon längst zu sich beordert. Schließlich steht er immer noch vor meinem Haus und ich vermute, das er noch die ganze Nacht dort stehen wird. Ich beschließe die Nacht lieber das Fenster geschlossen zu halten. Ansonsten könnte es passieren, das ich wieder eine unliebsame Spritztour machen muss. Darauf kann ich diese Nacht wirklich gut verzichten. Völlig erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Fragen über Fragen

Es ist noch recht früh, als ich aufwache. Noch leicht verschlafen setze ich mich auf und lasse meinen Blick durch mein Zimmer schweifen. Ich kann aber nichts ungewöhnliches feststellen. Der Geruch von Kaffee lässt mich wissen, dass meine Eltern bereits aufgestanden sind. Ich zieh hoch, um Licht in das Zimmer zu lassen. Dabei fällt mein Blick auf Soundwave, der vor unserem Haus steht. Merkwürdig, dass er wieder hier ist. Vor allem, da ich Mal davon ausgehe, dass mein Vater weiß wer da vor unserem Haus steht. Ach, es ist wirklich nicht einfach so ein Geheimnis mit sich herum zutragen, wenn es keine Menschenseele gibt, dem man es anvertrauen kann. Andererseits hänge ich an meinem Leben. Ich beschließe nicht weiter darüber nachzudenken und gehe mich waschen und anziehen. Als ich aber wieder zurück in mein Zimmer komme halte ich kurz den Atem an. Gerade noch so kann ich sehen, wie mein Vater bei Soundwave einsteigt und beide losfahren. Also war er doch nicht meinetwegen gekommen. Aber was hat mein Vater schon wieder mit dieser Sache zutun? Ich nehme das Armband vom Tisch und sehe es mir noch einmal gründlich an. Etwas, das sonst niemand wissen darf, nicht einmal mein Vater. Ob Soundwave etwas größeres plant? In diesem Moment höre ich das Schloss unserer Haustür zufallen. Ich vermute, meine Mutter hat auch gerade das Haus verlassen. Ich bin also allein.
 

Gegen Mittag verlasse ich das Haus. Meine Eltern sind schließlich beide noch nicht wieder da und ich vermute, dass sie vor heute Abend auch nicht wiederkommen werden. Zumindest meine Mutter nicht. Was meinen Vater betrifft habe ich absolut keine Ahnung, was da vor sich geht. Auch wenn ich Soundwave später direkt fragen würde, würde ich vermutlich keine genau Antwort bekommen. Vorausgesetzt ich bekomme überhaupt eine. Einen kleinen Fußmarsch von hier entfernt befindet sich ein kleiner Wald. Ideal um ein kleines bisschen spazieren zu gehen und um ein bisschen in Ruhe nachzudenken. Auf dem Weg dorthin sehe ich mich ab und an nochmal ein bisschen um. Ich kann aber niemanden verdächtigen ausmachen, der mir folgt. Und Soundwave ist ohnehin noch nicht wieder da. Im Wald selbst brauche ich mir keine Sorgen darüber zu machen, das mir ein Auto folgen könnte. Dafür sind die Bäume zu dicht, da kommt keiner durch. Umso erleichtert bin ich, als ich den Wald endlich betrete. Es ist wirklich schön ruhig hier. Ich lausche dem Gezwitscher der Vögel, während ich ohne Ziel einfach ein bisschen durch die Gegend laufe. Allerdings darauf bedacht große Wiesen und andere Freiflächen zu meiden. Es ist viel spannender im dichten Wald zu bleiben und wenn man sich hier Mal verläuft ist das auch nicht so schlimm. Wenn man einfach nur geradeaus läuft kommt man früher oder später irgendwo wieder raus. Sozusagen ein Wald mitten in der Stadt. Aber auch ein guter Ort um sich Mal ein bisschen zu verstecken.
 

Nach einer Weile es ziellosen herumwandern setzte ich mich auf eine Holzbank. Davon stehe viele auf dem Weg verteilt. Extra dorthin gestellt für die Spaziergänger. Manchmal ist es ja ganz schön, dass sie hier stehen. Etwas gedankenversunken sehe ich nach oben in die Baumkronen. Vereinzelt fallen Sonnenstrahlen hindurch und lassen erahnen, das die Sonne da oben kräftig scheint. Ich zucke etwas zusammen, als ein Spaziergänger mit seinem Hund an mir vorbeiläuft. In letzter Zeit bin ich wohl doch etwas schreckhafter geworden, als ich dachte. Ich stütze meine Kopf auf meine Hände ab und starre stur geradeaus. Es wäre so viel einfacher, wenn ich alles um mich herum ausblenden könnte, aber so ein Mensch war ich noch nie. Und meine Vater hat tatsächlich etwas mit den Decepticons zu tun. Soundwave hatte es mir zwar schon gleich bei unserer ersten Begegnung gesagt, aber bis heute konnte ich es irgendwie immer nicht so richtig in meinen Kopf rein bekommen. Tja, heute habe ich den Beweis gesehen. Das macht es nur leider nicht wirklich einfacher. Wenn die Cons, und vor allem Megatron, auch nur ansatzweise so grausam sind wie in den Filmen, würde ich meine Eltern zum Tode verurteilen, sobald ich nur den Mund aufmache. Na ja, zumindest wäre ihre Zeit eher abgelaufen, als wenn ich tue, was die Decepticons von mir verlangen. Das ist alles so verwirrend. Wenn ich nur wüsste, was Soundwave mit mir vor hat.
 

„Ich dachte, das Thema Abhauen hatten wir gestern schon gehabt.“ Ich erschrecke mich so furchtbar, das ich von der Bank rutsche und auf dem Boden lande. Soundwaves Holoform lehnt lässig an dem Baum direkt neben der Bank. Zuerst sehe ich ihn nur erschrocken an, aber dann dringt langsam in meinen Kopf vor, was er gesagt hat. Rasch setze ich mich wieder auf die Bank.

„Ist es jetzt schon verboten spazieren zu gehen?“ Ich wage es nicht ihn anzusehen. Der Boden ist auf einmal irre spannend.

„Du bist ohne meine Erlaubnis und ohne Begleitung verschwunden.“ In mir macht sich ein wenig Wut bemerkbar. Ich mag dieses Gefühl nicht. Gepaart mit Nervosität komme ich mir dann immer so hilflos vor.

„Ich bin nicht deine Marionette. Ich habe immer noch meinen eigenen Willen. Du kannst nicht erwarten, das du mir einfach irgendwas befiehlst und ich gehorche dir. So läuft das nicht. Ich habe immer noch die Fähigkeit und das Recht Entscheidungen selbst zu treffen, ob es dir gefällt oder nicht. Und da ich dir nicht vertraue, fällt es mir gar nicht ein bedinungslos auf dich zu hören.“ Ich habe doch leiser gesprochen als ich wollte, doch ich bin mir ganz sicher, dass Soundwave jedes Wort gehört hat. Eine ganze Weile lang ist es still. So still, dass ich das Gefühl habe alle Geräusche um mich herum währen verstummt. Ich habe es immer noch nicht gewagt vom Boden aufzusehen, aber ich kann hören, wie Soundwave einige Schritte wohin auch immer macht. Eigentlich will ich sehen, was er jetzt macht, aber ich habe zu große Angst um es wirklich zu wagen. Ich hätte meine Klappe halten sollen, nur dieses eine Mal. Ich zucke zusammen, als er sich neben mich setzt.

„Was genau wolltest du hier eigentlich?“ Ich bin etwas überrascht. Seine Stimme klingt gar nicht wütend. Ich hatte schon damit gerechnet, dass ich ihn verärgert habe. Zumindest ein kleines bisschen.

„...Nachdenken.“ Ich flüstere schon wieder so leise. Irgendwie ist die Situation zwischen uns beiden aber auch verdammt einschüchternd. Wenn ich nur erahnen könnte, wie er als nächstes reagieren wird. Aber das kann ich leider nicht und das er jetzt schweigt macht es auch nicht besser. Ich wage es vorsichtig meinen Kopf in seine Richtung zu drehen. Er sieht mich nicht an, zumindest sieht es danach aus. Ich wende meinen Blick lieber wieder ab. Dabei bleibe ich an dem Armband haften, das mittlerweile wie selbstverständlich jeden Tag an meinem Handgelenk ruht.

„Was wolltest du vorhin von meinem Vater?“ Ich sehe noch immer nicht auf. Dieses Mal aber nicht aus Angst, sondern weil ich zu gedankenversunken bin um meinen Blick abzuwenden.

„Bist du deswegen hierher gekommen?“ Ich lache ein wenig.

„Antwortest du eigentlich immer mit einer Gegenfrage?“ Manchmal ist es schon merkwürdig wie beharrlich er meinen Fragen aus dem Weg geht, anstatt mir eine einfache Antwort zu geben. Langsam macht sich in mir der Verdacht breit, dass er ein kleines Spielchen mit mir spielt um mich im Dunkeln zu lassen. Und wenn er das tut, dann frage ich mich, warum ich es nicht wissen darf. Aber selbst das will er mir nicht verraten. Warum habe ich eigentlich nicht von Anfang an über diese Fragen nachgedacht? Wieso war ich nicht so misstrauisch ihm gegenüber wie ich eigentlich hätte sein sollen? Schließlich kannte ich ihn, mehr oder weniger. Obwohl seine Persönlichkeit durchaus ein bisschen von den Filmen abweicht. Oder braucht er mich tatsächlich so dringend, das er es nicht wagen würde mich umzubringen? Dieser Gedanken beruhigt mich auch nicht wirklich.

„Wir sollten jetzt gehen.“ Im ersten Moment zucke ich heftig zusammen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er nochmal etwas sagen würde. Erst den Moment darauf registriere ich, was er eigentlich gesagt hat. Wütend springe ich auf.

„Du willst es nicht verstehen, oder?! Ich bin nicht deine Sklavin, kapier das endlich! Also hör auf mir vorzuschreiben, was ich machen soll!“ Er sieht mich weiterhin nur emotionslos an und das macht mich irgendwie noch wütender. Ich warte gar nicht erst, ob er vielleicht noch etwas erwiedert. Ich drehe mich einfach um und gehe. Das hat er jetzt davon.
 

Ich laufe noch ein bisschen durch das Dickicht und vergewissere mich immer wieder, ob mir jemand folgt. Vor allem, ob mir jemand bestimmtes folgt. Doch entgegen meiner Erwartungen bleibe ich allein. Vielleicht habe ich doch ein bisschen zu heftig reagiert. Aber ich bin immer noch so wütend auf ihn, ich werde sicher nicht zurückgehen und sehen ob er noch da ist. Er wird schon wieder auftauchen, Wenn er nicht sogar bereits vor dem Haus auf mich wartet. Zutrauen würde ich es ihm. Ich verlasse den Wald mit eher düsteren Gedanken. Dort bleibe ich noch einmal stehen und sehe zu den Baumkronen hinauf. Ich lasse die Szene von eben noch einmal durch meinen Kopf wandern, aber leid tut es mir trotzdem irgendwie nicht. Ich habe nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Gerade als ich mich umdrehen will um meinen Weg nach Hause fortzusetzen, stocke ich in meiner Bewegung. Irgendetwas hat die Vögel im Wald aufgeschreckt. Sie schreien, als ginge es um ihr Leben. Als ich mich umdrehen, kann ich sehen wie unheimlich viele Vögel in den Himmel aufsteigen und verschwinden. Dem ersten Impuls folgend will ich nachsehen, was das gewesen ist, doch nach den ersten paar Schritten bleibe ich wieder stehen. Nein, das wäre wirklich dumm. Stattdessen mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe den Weg nach Hause so schnell mich meine Füße nur tragen.
 

Ich sitze an meinem Fenster und sehe nach draußen. Es ist mitten in der Nacht und es ist stockdunkel in meinem Zimmer. Ich lasse das Licht aber ausgeschaltet. So kann ich besser nach draußen sehen. Seit dem Vorfall im Wald ist Soundwave noch nicht wieder aufgetaucht und auch Laserbeak ist wie vom Erdboden verschluckt. Hätte Soundwave abreisen müssen hätte er deinen Vogel sicher hier gelassen. Und das Ereignis kurz nachdem ich den Wald verließ lässt mich auch nicht mehr los. Ich habe ein ungutes Gefühl. Als wenn irgendetwas da vor sich geht, irgendetwas merkwürdiges. Vielleicht hätte ich doch nachsehen sollen. Ob Soundwave noch immer dort ist? Aber wieso sollte er das sein? Ich lasse meinen Blick zur Uhr schweifen. Es ist fast zwei Uhr morgens und ich habe immer noch kein Auge zugemacht. Und das werde ich vermutlich auch nicht, bis Soundwave wieder da ist. Aber wieso mache ich mir nur solche Sorgen um ihn? Er ist der inteligenteste Transformer, den ich kenne. Außerdem hätte er sicher längst bemerkt wären Autobots in der Nähe gewesen. Wieso also habe ich das Gefühl mir Sorgen machen zu müssen? Mein Blick wandert zum Armband, das ich noch immer am Handgelenk trage. Eine besondere Erfindung von ihm, hat er gesagt. Eine, von der niemand etwas wissen darf. Etwas, von dem ich nicht einmal meinem Vater etwas sagen darf, obwohl er doch mit den Decepticons zusammenarbeitet. Ist es eine Waffe, um die Autobots zu vernichten? Aber es ist so klein. Ob die restlichen Cons von diesem Teil wissen? Wenn nicht, warum? Warum macht Soundwave so ein Geheimnis daraus? Vielleicht ist es gar nichts gegen die Autobots, sonder eine Waffe gegen jemand anderes... Oder gegen etwas anderes. In meinem Kopf fängt es an zu rattern. Vielleicht geht es hier um etwas größeres, als der Kampf gegen die Autobots. Vielleicht... Vielleicht droht der Erde oder zumindest den Transformers eine neue Bedrohung, eine andere Bedrohung. Das würde zur Abwechslung Mal ein bisschen Sinn ergeben, oder auch nicht. Ich schüttel den Kopf um ein paar wirre Gedanken los zu werden und sehe wieder nach draußen. Immer noch kein Soundwave. Unruhig wippe ich mit meinem Fuß. Es gibt nur eine Möglichkeit die mir bleibt.
 

So leise, wie es mir nur möglich ist verlasse ich das Haus. Meine Eltern dürfen auf gar keinen Fall etwas mitbekommen. Bewaffnet bin ich nur mit einer Taschenlampe und einem Bambusstock, den ich vor einiger Zeit auf dem Dachboden gefunden habe. Er ist härter und stabiler, als man es auf dem ersten Blick vermuten würde. Er würde reichen, um sich im Notfall gegen jemanden zu verteidigen. Ich schalte die Taschenlampe an und mache mich langsam und vorsichtig auf den Weg. Es ist irgendwie unheimlich mitten in der Nacht auf der Straße unterwegs zu sein. Jetzt kann ich nachvollziehen, warum meine Eltern das nicht wollen. Während ich die Straße runter laufe, drehe ich mich immer wieder um. Jedes kleine Geräusch macht mich nervös und lässt mich aufschrecken. Es ist unheimlich keine Autos auf der nahe gelegenen Hauptstraße fahren zu hören. Nach ein paar Minuten kommt der Wald in Sichtweite. Ich bleibe stehen und sehe mich noch einmal um. Soll ich das wirklich tun? Aber ich kann keine Kampfgeräusche hören und wenn dort ein großer Kampf stattfinden würde, würde man es auf jedenfall von hier hören. Ich zögere. Es muss schließlich einen guten Grund geben, warum Soundwave nicht wiedergekommen ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diesen Grund wissen will, aber irgendetwas in mir sagt, dass ich weitergehen sollte. Fast automatisch setze ich mich wieder in Bewegung. Im nächsten Moment stehe ich bereits am Eingang des kleinen Wäldchens. Ich bleibe stehe und leuchte mit der Taschenlampe ein bisschen hinein. Ein paar Eichhörnchen flüchten auf einen Baum. Ich habe sie wohl mit dem Licht erschreckt. Ansonsten kann ich aber nichts ungewöhnliches erkennen. Ich weiß, das die Bank, an der ich auf Soundwave getroffen war, nur ein paar Schritte weiter rein sind. Aus irgendeinem Grund beginnt aber Panik in mir aufzusteigen. Obwohl ich nichts sehen kann habe ich das Gefühl, dass etwas hier ganz und gar nicht stimmt. Eine schnelle Bewegung lässt mich zusammenzucken. Irgendwas ist doch gerade durch das Unterholz gerannt. Aber mehr als einen schemenhaften, dunklen Schatten konnte ich auf die Schnelle nicht erkennen und schon war er wieder verschwunden. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. War das ein Tier? Aber dafür war es viel zu groß und zu schnell. Ein weiteres Geräusch lässt mich aus meinen Überlegungen hochschrecken. Ein dunkles und sehr bedrohliches Knurren. Es kommt scheinbar direkt von vorne. Ich richte meine Taschenlampe genau dorthin, aber ich kann absolut nichts erkennen. Es scheint so, als ob dieses Knurren einfach aus dem Nichts kommen würde. Aber irgendetwas muss dieses Geräusch doch machen. Ich umklammere den Stab noch ein wenig fester. Eigentlich will ich lieber umdrehen und wieder nach Hause laufen, aber auf der anderen Seite... Soundwave. Ich gehe einige Schritte seitlich am Wäldchen entlang und merke, wie sich das Knurren langsam entfernt. Doch nur ein paar Schritte weiter fängt es an mich zu verfolgen. Jedenfalls habe ich das Gefühl. Es wäre ziemlich dumm da jetzt reinzugehen, aber ich weiß nicht, ob ich bis morgen warten kann. Vielleicht hat Soundwave keine Zeit mehr. Ich fasse meinen ganzen Mut zusammen und betrete das Wäldchen.

In der Dunkelheit der Nacht

Es ist stockdunkel, als ich mich weiter in das kleine Wäldchen vor wage. Auch meine Taschenlampe bringt mit da nicht viel. Ich hätte eine größere mitnehmen sollen. Und dieses unheimliche Knurren liegt mir immer noch im Nacken. Es geht nicht weg, aber es scheint auch nicht näher zu kommen. Trotzdem bleibe ich auf der Hut. Vielleicht wartet es nur den Moment ab, an dem ich unvorsichtig werde. Immer wieder drehe ich mich kurz um, aber ich kann nicht erkennen, von wem dieses Knurren kommt. Dann endlich kommt die Bank in Sicht, auf der ich Soundwave zurückgelassen hatte. Leider ist niemand hier. Ich hatte irgendwie gehofft er würde immer noch hier sitzen, warum auch immer. Ich gehe trotzdem noch ein bisschen näher heran. Ich drehe mich noch einmal um mich selbst, bevor ich anfange den Platz mit meiner Taschenlampe genau abzusuchen. Nichts, nicht einmal der kleines Hinweis darauf wo er stecken könnte. Ich weiß nicht ob ich mich darüber freuen soll, oder ob ich mir jetzt noch mehr Sorgen machen soll. Das rückt allerdings in den Hintergrund, als ich das tiefe Knurren erneut höre. Ich drehe mich direkt in die Richtung, aber ich kann wieder nichts ausmachen. Allerdings wird mir etwas anderes bewusst. Dieses Tier oder was auch immer das ist, hat den direkt weg aus dem Wäldchen raus blockiert. Würde ich den gleichen Weg zurückgehen, den ich gekommen bin, würde ich dem Ding direkt in die Arme laufen. Das hatte ich nicht bedacht, als ich losgelaufen bin. Das war ein Fehler. Etwas unbeholfen sehe ich mich um. Langsam steigt Panik in mir auf. Ich will so schnell wie möglich raus aus diesem Wald. Aber wo soll ich lang gehen? Wenn nur Soundwave hier wäre! Als ich das Knurren wieder höre gehe ich einfach los, einfach in die entgegengesetzte Richtung. Hauptsache weg davon. Es dauert aber nicht lange, bis ich bemerke, dass es mich immer noch verfolgt. Es raschelt hinter mir. Den Geräuschen zu urteilen muss es etwas großes sein. Aber es gibt keine allzu großen Tiere in diesem Wald und streunende Hunde gibt es auch nicht in der Gegend. Meine Gedanken spielen ein wenig verrückt. Es ist jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt um darüber nachzudenken, was mich da verfolgt. Ich fange an zu rennen. Hauptsache weg von hier. Es überrascht mich nicht, als dieses Ding seine Geschwindigkeit anpasst und weiterhin direkt hinter mir bleibt. Das ist kein gutes Zeichen. Ich drehe mich beim Laufen um, um vielleicht doch noch zu sehen, was mich da verfolgt. Ein fataler Fehler, denn ich stolpere und lande mit dem Gesicht voran auf dem Boden. Nicht gerade sehr angenehm.
 

Etwas benommen setze ich mich auf. Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Körper. Klasse, ich hab mir das Knie aufgeschlagen. Ich drehe mich um, aber ich kann nichts sehen. Die Taschenlampe liegt genau neben mir. Ich nehme sie hoch und leuchte in die Richtung. Trotzdem kann ich nichts sehen. Es ist verdächtig ruhig. Das Rascheln hat aufgehört und auch sonst scheinen alle Geräusche verstummt zu sein. Nur mein Herzschlag ist laut und deutlich zu hören. Er pocht in meinen Ohren. Hecktisch sehe ich mich um. Natürlich musste der Stab weiter weg fliegen. Ich sehe mich noch einmal in alle Richtungen um. Es ist nichts zu sehen, nichts zu hören. Trotzdem bezweifel ich, dass dieses Ding einfach verschwunden ist. Ganz langsam und vorsichtig stehe ich auf. Im gleichen Moment stocke ich wieder. Da hat sich doch etwas bewegt, direkt neben mir, nicht weit entfernt. Vorsichtig leuchte ich mit meiner Taschenlampe dorthin. In diesem Moment springt er schwarzer Schatten aus dem Licht. Ich konnte so schnell nicht sehen was ist ist, aber es ist definitiv zu groß für einen streunenden Hund, viel zu groß. Das ist ganz und gar nicht gut. Ganz langsam bewege ich mich auf meine einzige Waffe zu. Ich fürchte, wenn ich eine zu schnelle und ruckartige Bewegung mache, wird es ganz sicher angreifen. Vielleicht habe ich eine Chance zu entkommen, wenn ich ganz vorsichtig bin. Ich bleibe wieder stehen, als ich eine Bewegung war nehme, dieses Mal auf der anderen Seite von mir. Dieses Ding ist verdammt schnell. Ich schlucke meine aufkommende Panik runter. Ich setze mich wieder in Bewegung, ganz langsam. Nach nur wenigen Schritten bleibe ich aber stehen. Da ist es wieder, dieses bedrohliche Knurren. Es hört sich doch irgendwie wie ein Hund an, aber dafür ist der Schatten viel zu groß gewesen. Leider liegt der Stab noch immer außerhalb meiner Reichweite und ich traue mich nicht auch nur einen weiteren Schritt zu machen. Es raschelt wieder, als würde etwas verdammt großes durch das Dickicht laufen. Und das direkt hinter mir. Als das knurren wieder einsetzt bin ich mir sicher, es steht direkt hinter mir. So langsam wie ich nur kann drehe ich mich um. Als das Licht meiner Taschenlampe auf dieses etwas fällt, fällt sie mir aus der Hand. Dennoch reicht das Licht aus, um die riesige Gestalt vor mir sichtbar zu machen. Ein sehr mechanischer, schwarzer Tiger steht vor mir, aber es ist definitiv nicht Ravage. Dieses Ding ist größer, mindestens einen Kopf. Es hat sehr lange, spitze Zähne und es knurrt mich bedrohlich an. Das kann nur ein böser Traum sein. Es macht einen großen Schritt auf mich zu. Mein Blick wandert zu meinem Stab, der noch immer ein Stück entfernt von mir auf dem Boden liegt. Ich richte meinen Blick wieder auf das Monster, während ich mich ganz langsam nach hinten bewege. Leider scheint dieses Ding nicht gerade dumm zu sein, denn es geht augenblicklich in Angriffsstellung. Ich bleibe stehen. Mein ganzer Körper schlottert und in meinem Hals bildet sich ein riesiger Klos. So soll es also mit mir enden? Hätte ich doch bloß auf Soundwave gehört. Einen Augenblick passiert nichts. Als es zum Sprung ansetzt sehe ich mein ganzes Leben nochmal an mir vorbeiziehen. Das war es also. Nur noch ein paar Meter... Und das Ding wird zur Seite gerissen und prallt mit voller Wucht gegen einen nahe stehenden Baum, den es durch das Gewicht glatt umhaut. Direkt vor mir baut sich ein anderes mechanisches Tier auf.

„Ravage!“ In diesem Moment steht die andere Katze wieder auf und schüttelt ein wenig den Kopf. Es scheint nicht den geringsten Kratzer abbekommen und haben. Als es uns beide fixiert beginnt Ravage zu knurren. Nur einen Augenblick später gehen beide aufeinander los. Ich stehe nur wie versteiner daneben und sehe dem Kampf zu. Mein ganzer Körper ist am zittern und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Ravage geht mit allem was er hat auf diese Monster los. Allerdings ist dieses Ding noch stärker als man vermuten würde. Es hält ohne Probleme gegen Ravage. Doch es wird schnell klar, wie die Machtverhältnisse stehen. Mit einem kräftigen Hieb ringt es Ravage schließlich zu Boden, nur um blitzschnell das riesige Maul weit aufzureißen und zuzuschnappen. Entsetzt halte ich mir die Augen zu. Nur Sekunden später höre ich Ravage laut jaulen. Das ist alles nur meine Schuld. Blind taumel ich rückwärts, doch nur nach wenigen Schritten stolpere ich und falle nach hinten. Etwas benommen richte ich mich wieder auf. Ich bin über den Stab gestolpert. Als ich Ravages herzzerreißendes Wimmern höre, ringe ich mich tatsächlich dazu auf hinzusehen. Das schreckliche Ding hat sich in Ravages Hals verbissen. Es ist nicht zu übersehen, dass er große Schmerzen hat. Noch dazu scheint es seine Beute definitiv nicht mehr loslassen zu wollen. Ich muss etwas unternehmen! Mein Blick fällt auf den Stab. Das ist die einzige Chance, die wir beide noch haben.
 

Ich rappel mich wieder auf. Den Stab in den Händen haltend sammel ich all meinen Mut zusammen. Eins steht fest. Ich darf Ravage hier und und jetzt nicht sterben lassen. Ich atme noch einmal tief durch und laufe dann los. Das Ding bemerkt mich nicht einmal. Es konzentriert sich einzige und allein auf Ravage. Ich hole mit dem Stab weit aus und ziele genau auf die linke Optik.

„Lass ihn in ruhe!“ Es kracht laut als ich mein Ziel treffe und einige Splitter fallen klirrend zu Boden als das Licht dieser Optik erlischt. Knurrend und zischend lässt es Ravage los und geht einige Schritte rückwärts während des den Kopf immer wieder kräftig schüttelt. Überrascht sieht Ravage zu mir rüber. Ich bin selbst ganz schön überrascht über mich selbst.

„Jetzt lauf schon! Lauf!“ Ich klinge schon fast hysterisch und gleich darauf setze ich mich selbst in Bewegung. Ich bin erleichtert als ich höre wie Ravage sich aufrichtet und mir folgt. Hier zu bleiben ist keine Option. Das wäre der Tod von uns beiden. Durch ein lauter werdendes Knurren höre ich, wie das riesige Ding beginnt uns zu verfolgen. Ich hatte gehofft es mit meinem Schlag länger hinhalten zu können. Zumindest ist es jetzt auf einer Seite blind. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Ravage direkt neben mir läuft. Doch es steigt erneut Panik auf, als ich die immer lauter werdenden, schnellen Schritte höre. Ich versuche noch ein bisschen schneller zu laufen, auch wenn ich weiß, dass das nicht viel bringen wird. Als ich höre, wie das Ding unter uns losspringt, weiche zur Seite aus. Ich höre, wie es Ravage zur anderen Seite tut. Mit einem verdammt lauten Krachen kommt das Biest auf dem Boden auf. Einige Bäume fallen um. Ohne mich umzudrehen laufe ich immer weiter. Schon bald scheint alles um mich herum wieder verstummt zu sein. Völlig außer Atem bleibe ich stehen und stütze mich auf meinen Knien ab. Nachdem ich wieder halbwegs vernünftig Atmen kann, drehe ich mich um. Leider kann ich durch die Dunkelheit nicht viel sehen, aber es ist auch nicht zu hören. Entweder es ist Ravage gefolgt oder es hat die Verfolgung aufgegeben. Ich drehe mich einmal an alle Richtungen, aber ich kann keinen Ausgang sehen. Ich befinde mich noch immer irgendwo mitten im Wäldchen. Ich hätte besser aufpassen müssen in welche Richtung ich laufe. Ich sehe wieder in die Richtung aus der ich gekommen bin. Es ist noch immer nicht zu hören. Wenn es tatsächlich Ravage gefolgt ist, steckt er in großen Schwierigkeiten. Es ist irre, aber ich könnte es niemals mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn Ravage jetzt meinetwegen hier sterben muss. Ich laufe los, wieder die Strecke zurück, die ich gekommen bin. Da Ravage genau in die andere Richtung gelaufen ist, müsste ich ihn finden, wenn ich immer geradeaus laufe. Es dauert nicht lange, bis ich die Stelle erreiche, an der ich mich von Ravage getrennt habe. Ich bleibe etwas irritiert stehen als ich die blaue Flüssigkeit am Boden sehe, Energon. Ravage muss schwerer verletzt sein als ich angenommen hatte. Ohne weiter nachzudenken laufe ich wieder los. Immer weiter geradeaus, in der Hoffnung Ravage noch rechtzeitig zu finden. Ich konzentriere mich auf den Boden und folge den Lachen von Energon. Langsam geht mir wieder die Puste aus, aber ich treibe mich an weiter zu laufen. Dann kommt er endlich in Sicht. Völlig außer Atem bleibe ich stehen. Ravage liegt am Boden und macht keine Anstalten sich zu rühren. Aber seine Optik fixiert mich, als er mich bemerkt. Er sieht noch schlimmer zugerichtet aus als ich befürchtet hatte. Von dem Monster weit und breit keine Spur. So schnell ich noch kann laufe ich zu Ravage rüber. Schwach hebt er seinen Kopf um mich anzusehen, doch nur wenig später legt er sich wieder nieder und schnaubt. Ich streichel ihm über seine Schnauze.

„Es wird alles wieder gut.“ Es ist zu dunkel um alle seine Wunden zu sehen, aber die Bisswunden an seinem Hals sind wohl die schlimmsten. Ich sehe mich ein wenig um und erkenne wieder wo ich gerade bin. Nicht mehr seit weit von hier ist endlich ein Ausgang aus diesem Wald. Ich lausche in die Dunkelheit. Noch ist nichts zu hören, aber sicher liegt das Biest bereits wieder auf der Lauer.

„Ravage, du musst jetzt aufstehen. Es ist nicht mehr weit.“ Doch Ravage bleibt einfach liegen und sieht mich weiter müde an. Ich bin beginne an seiner Schnauze zu ziehen.

„Komm schon. Steh auf.“ Natürlich bin ich nicht kräftig genug, um ihn auf die Beine zu bringen. Dann halte ich inne. Da war doch gerade ein rascheln. Dann ist wieder dieses Knurren zu hören. Ich beginne noch wenig energischer an Ravage zu ziehen.

„Jetzt mach schon! Du musst aufstehen! Bitte, Ravage!“ Die Verzweiflung ist stark aus meiner Stimme zu hören. Verzweiflung und Angst. Ich will hier weg, aber ich kann Ravage auch nicht einfach hier liegen lassen. Dann fällt etwas schweres vor uns auf den Boden.
 

Ich muss nicht einmal hinsehen um zu erkenne, dass das Biest direkt vor uns steht. Ruckartig drehe ich mich um, nur um fast direkt in die noch intakte Optik des mechanischen Raubtieres zu sehen. Als ich das leise Wimmern von Ravage hinter mir wahrnehme weiß ich, das es nur noch eine Möglichkeit gibt. Ich umschließe den Stab noch etwas stärker mit meinen Händen.

„Lass deine Pfoten von Ravage!“ Ich schlage so fest zu wie ich nur kann und treffe seine Schnauze. Das Ding jault auf und taumelt zurück um etwas Abstand zu bekommen. Mir ist das nur recht. Ich stelle mich so hin, dass ich jederzeit wieder zuschlagen könnte. Mein Herz schlägt unheimlich schnell. Ich kann ihn in meinen Ohren hören. Ziemlich wütend fixiert es mich und fletscht die Zähne während es wieder beginnt bedrohlich zu knurren. Ich schlucke schwer, aber ich bleibe an Ort und Stelle stehen. Mein ganzer Körper zittert vor Angst. Ich weiß nicht, wie lange meine Beine mich noch tragen werden. Es macht sich angriffsbereit, lässt mich dabei nicht aus den Augen. Ich lasse das Ding nicht aus den Augen. Gleich wird es zum Sprung ansetzen oder auf mich zu hechten. Ich versuche mich auf alles einzustellen. Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen beginnt es langsam auf mich zu zu schleichen. Am liebsten wäre ich zurückgewichen, aber Ravage liegt noch immer direkt hinter mir. Also umklammere ich den Stab noch stärker, bereit zuzuschlagen, wenn es in Reichweite ist. Vielleicht springt es nicht, weil ich im Gegensatz zu dem Ding viel kleiner bin. So kann es mich nicht richtig anvisieren. Ich weiß nur nicht, ob ich mich darüber freuen soll oder ob ich beunruhigt darüber sein soll, dass es direkt auf mich zukommt. Nur noch ein paar Schritte. Ich hole mit dem Stab aus, nur um zu sehen wie es stehen bleibt und mich weiter anstarrt. Ich habe das Gefühl mein Herz springt mir gleich aus der Brust.

„Ravage, du musst jetzt aufstehen. Bitte steh auf.“ Ich versuche noch einmal zu erreichen, dass er aufsteht. Umdrehen tue ich mich dabei nicht, denn das Biest wird die Gelegenheit sicher nutzen um zuzuschlagen. Ich kann hören, wie Ravage sich hinter mir langsam auf die Beine kämpft. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Ich fange an schneller zu Atmen, als das Ding wieder einen Schritt auf mich zu macht. Als es nah genug ist schlage ich wieder zu. Leider verpasse ich ihn knapp. Das Knurren wird lauter. Scheinbar mache ich ihn mit jedem weiteren Versuch noch wütender. Endlich hat Ravage sich ganz auf die Beine gekämpft und beginnt zu fauchen.

„Lauf!“ Ich schlag noch ein weiteres Mal zu, als das Ding eine seiner riesigen Tatzen hebt. Es knackt laut und als nächstes sehe ich, wie mein Stab in zwei Teile verbricht und das eine Ende irgendwo hinfliegt. Ich lasse das verbliebene Teil fallen und laufe los, dicht gefolgt von Ravage. Ich höre wie das Ding beginnt uns zu verfolgen. Nach wenigen weiteren Schritten verlasse ich endlich den Wald. Doch ein lautes Scheppern bringt mich dazu stehen zu bleiben. Das mechanische Raubtier hatte uns natürlich ohne Mühe eingeholt und Ravage von der Seite gerammt. Nicht in der Lage dem Stoß standzuhalten ist Ravage einige Meter zur Seite geflogen. Völlig erschrocken bleibe ich stehen. Ein fataler Fehler, denn nur wenige Sekunden fixiert es wieder mich. Ich spüre wie mich die Angst lähmt. Ich will weglaufen, aber meine Beine machen keine Anstalten sich zu bewegen. Wütend hebt es eine seiner riesigen Tatzen. Die scharfen Klauen funkeln im Mondlicht, das nun ungehindert auf uns herab scheinen kann. Ich halte die Luft an als es ansetzt zuzuschlagen. Ich sehe die scharfen Klauen schon auf halben Wege bei mir, als sich Ravage mit vollem Körpereinsatz gegen das Ding schmeißt und es zur Seite schleudert. Doch irgendwas trifft mich und bringt mich zu Fall. Ein brennender Schmerz zieht sich durch meinen gesamten Oberarm. Ich bleibe liegen, nicht fähig zu atmen. Das laute Fauchen von Ravage nicht weit von mir reißt mich aber wieder in die Realität. Endlich hole ich tief Luft und setze mich vorsichtig auf. Sofort spüre ich wie etwas warmes meinen Arm herunter läuft. Ich sehe wie sich der linke Ärmel langsam mit Blut tränkt. Er hat mich doch erwischt. Ich zucke zusammen, als ich Ravages Jaulen höre. Das Biest hat Ravage ohne große Mühe zur Seite gestoßen und springt jetzt genau auf mich. Voller Angst reiße ich die Augen auf während ich das Gefühl habe mein Herz bleibt stehen.

„SOUNDWAVE!“ Ich schreie so laut ich kann und halte meinen noch intakten Arm vor mich während ich meine Augen zukneife. Dann höre ich ein lautes Krachen. Ich sitze noch immer an Ort und Stelle. Vorsichtig wage ich es die Augen zu öffnen, aber vor mir ist nichts mehr zu sehen. Das Ding ist einige Meter zur Seite geflogen. Es richtet sich gerade wieder auf. Seine rechte Flanke raucht. Dann sehe ich zur anderen Seite, von wo aus folglich der Schuss gekommen sein muss.
 

„Soundwave...“ Es ist nicht mehr als ein Flüstern. Dort steht er, in seiner richtigen Form, die Waffe noch auf das Ding gerichtet. Etwas kommt quietschend hinter mit zum Stehen. Erschrocken drehe ich mich um als ich den riesigen Panzer hinter mir sehe.

„Steig auf.“

„...Was?“ Jetzt bin ich noch mehr verwirrt als vorher.

„Diskutiere nicht mit mir, steig auf!“ Ich höre es wieder krachen. Soundwave hat einen weiteren Schuss abgegeben als sich das Ding auf ihn werfen wollte. Ich schlucke, kämpfe mich dann aber doch auf die Beine und steige auf. Gleich darauf setzt sich der Panzer in Bewegung. Was wie gelähmt schaue ich rüber zu den Kämpfenden. Ravage liegt übel zugerichtet auf dem Boden und das Biest stürzt sich gerade auf Soundwave. Mein Kopf wird völlig leer.

„Soundwave!!!“

Shockwave

Wir fahren jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit durch die Gegend. Es ist immer noch dunkel. Nur der Mond spendet ein bisschen Licht. Ich kann nicht genau erkennen, wo wir uns gerade befinden, denn meine Sicht ist verschwommen. Kurz nachdem das Schlachtfeld außer Sichtweite war, musste ich anfangen zu weinen und seitdem habe ich es noch nicht geschafft mich zu beruhigen. Noch dazu schmerzt mein Arm höllisch. Das mein Begleiter bisher noch kein weiteres Wort verloren hat macht es auch nicht besser. Ich atme immer wieder tief ein und aus um irgendwie den Schmerz zu überspielen, obwohl ich ganz genau weiß, dass das nichts bringt. Wie konnte ich nur in so was hinein geraten? Ich lass meinen Blick zu dem Armband gleiten, das ich noch immer am Handgelenk trage. Sofort schießen mir etliche Fragen durch den Kopf. Auch die Angst bahnt sich wieder hervor und bereitet mir Bauchschmerzen. Ich wische mir mit meinem gesunden Arm die Tränen aus dem Gesicht, nur damit sie gleich darauf wieder nachlaufen. Mein Atem geht stoßweise. Jede noch so kleine Erschütterung lässt meinen Arm höllisch schmerzen. Wenn nur Soundwave hier wäre. Mein ganzer Körper zittert immer noch. Ich schlucke um die Trockenheit aus meinem Mund zu vertreiben, mit wenig Erfolg. Wir biegen irgendwohin hab. Ich bekomme nicht wirklich mit wohin. Nur wenig später fahren wir in eine Art Tunnel. Ich sehe etwas erschrocken auf, als es dunkel wird. Kurz darauf erreichen wir einen riesigen Raum. Dann bleiben wir endlich stehen.
 

Vorsichtig rutsche ich von dem Gefährt herunter. Leider tragen mich meine Beine nicht, denn ich rutsche augenblicklich auf den Boden und bleibe dort sitzen. Das plötzlich jemand neben mir steht bekomme ich zuerst nicht mit.

„Das sieht übel aus.“ Ich zucke stark zusammen, bereue es auch gleich wieder als der Schmerz durch meinen Arm fährt. Neben mir kniet ein junger Mann mit kurzen, schwarzen Haaren, komplett in schwarz gekleidet und mit einer seltsamen Maske, die seine Augen verdeckt und einen merkwürdigen roten Punkt in der Mitte hat. Irgendwie passt es zu ihm. Ich bringe kein Wort hervor, stattdessen sehe ich ihn nur an. Ich bekomme mit, wie er meinen Arm begutachtet. Das meinte er also damit. Als er jedoch seine Hand nach mir ausstreckt rutsche ich rückwärts von ihm weg. Daraufhin hält er mit seiner Bewegung inne.

„Du vertraust mir nicht. Das ist nur logisch.“ Verständnislos sehe ich ihn an. Ich will etwas erwiedern, aber ich bekomme kein Wort heraus. Stattdessen macht sich noch mehr Angst in mir breit. Das scheint ihm aber egal zu sein, denn er richtet sich kommentarlos auf und geht auf mich zu. Ich halte meinen noch gesunden Arm schützend hoch und kneife die Augen zusammen. Ich rechne damit, dass er mir jetzt sonst etwas antut, bei ihm kann man nie wissen. Umso überraschter bin ich, als ich einen starken Arm spüre, der sich um mich legt und mich auf die Beine zieht. Völlig überrumpelt sehe ich zu ihm.

„Kannst du selbst laufen?“ Ich schüttel den Kopf. Ich bin müde und meine Beine fühlen sich taub an. Ich zucke wieder erschrocken zusammen, als er mich einfach hochhebt. Verwirrt sehe ich zu ihm auf.

„Ich bin übrigens Shockwave.“ Ich nicke ihm zu. Ohne ein weiteres Wort setzt er sich in Bewegung. Nur kurz darauf finde ich mich auf einer Art medizinischer Liege wieder.

„Ich muss deinen Arm versorgen.“ Ich bekomme noch immer kein Wort hervor. Also sehe ich ihm nur zu, als er den sowieso schon völlig zerfetzten Ärmel meines Oberteils vorsichtig von meinem Arm zieht. Als ich es wage dorthin zu sehen muss ich feststellen, das mein Oberarm von drei tiefroten Kratzwunden überzogen ist. Shockwave sieht sich die Wunden noch etwas genauer an.

„Du hast Glück gehabt. Es hätte dir auch den Arm abtrennen können.“ Bei dem Gedanken entweicht meinem Gesicht alles an Farbe. Scheinbar stört ihn das nicht. Mit einem feuchten Lappe beginnt er den Arm zu säubern um sich die Wunden besser ansehen zu können. Das ich dabei vor Schmerzen immer wieder zusammenzucke scheint ihm herzlich egal zu sein. Irgendwie hat er was sadistisches an sich.

„Das werde ich nähen müssen.“ Ich werde noch blasser, wenn das überhaupt möglich ist. Nähen? Das kann nicht sein ernst sein. Hier und jetzt? Ohne Betäubung? Nein! Sofort steht mir die Panik ins Gesicht geschrieben. Ohne groß darüber nachzudenken setze ich mich auf, zu schnell wie es scheint denn augenblicklich fängt alles an sich zu drehen. Ich spüre wie er mir seine Hände auf die Schulter legt.

„Dummer Mensch.“ Er will mich zurück auf die Liege drücken, doch ich wehre mich dagegen. Ich schlage seine Hände weg und plötzlich wird alles klar um mich herum.

„Wo bin ich hier?“ Er sieht mich ziemlich emotionslos an.

„In einem meiner Labore.“ Ich sehe mich etwas um. Irgendwie sieht es auch danach aus, ziemlich gruselig.

„Du solltest dich wieder hinlegen. Ich habe deine Wunden noch nicht versorgt.“

„Nichts da! Du wirst keine Nadeln in meinen Arm stechen! Wo ist Soundwave?“ Ich kann nicht genau deuten, ob Shockwave wütend oder überrascht ist. Irgendwie sieht er mich aus einer Mischung aus beiden an.

„Wie es scheint ist dein Schockzustand vorbei. Bedauerlich. Ich hatte gehofft deine Wunden noch versorgen zu können bevor du wieder richtig bei Verstand bist.“

„...Sehr nett. Was weißt du eigentlich von menschlicher Anatomie? Wäre es nicht besser mich in ein Krankenhaus zu bringen oder sowas?“ Sein Blick wird wieder emotionslos. Irgendwie ist das beängstigender als die Tatsache, das ich hier mit einem sadistischen Con ganz alleine irgendwo in einem Labor sitze. Was für eine Erkenntnis.

„Ich weiß mehr als genug um dich wieder zusammen zu flicken. Wenn ich das nicht mache wird dein Arm nicht heilen. Es besteht keine Notwendigkeit dich ein menschliches Krankenhaus zu bringen, Mensch. Und um eins klar zu stellen, ich helfe dir nur, weil Soundwave mich darum gebeten hat und weil du etwas für uns sehr wertvolles besitzt.“

„Etwas wertvolles? Du meinst diese Erfindung, das Armband, das mir Soundwave gegeben hat. Ich weiß ja nicht einmal, was es damit auf sich hat oder was das Ding kann. Und du hast ich vertraue dir nicht, also wirst du gefälligst auch nichts an mir anstellen, bis Soundwave wieder da ist. Ach, und eins muss ich noch klarstellen: Mein Name ist Helena, verstanden?“ Anscheinend hat er damit nicht gerechnet, denn seine Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Dann steht er auf um irgendetwas aus einem Schrank zu holen.

„...Irgendwie mag ich dich. So langsam verstehe ich, warum Soundwave ausgerechnet dich, ein kleines Mädchen, ausgesucht hat.“ Jetzt bin ich schon wieder verwirrt. So viele Fragen schwirren mir jetzt wieder im Kopf herum. Ich muss Soundwave unbedingt zu Antworten drängen, wenn er endlich hier ist. Etwas warmes auf meinem Arm reißt mich aus meinen Gedanken. Als ich hinsehe muss ich feststellen, dass neues Blut meinen Arm runterläuft. Mittlerweile ist Shockwave wieder zu mir rüber gelaufen und hat auf den Tisch gelegt was er aus dem Schrank gesucht hat. Was für eine Überraschung ist es alles das was er braucht, um meinen Arm zu nähen.

„Ich sagte bereits nein.“

„Und ich sage, du hast gar keine andere Wahl.“ Er macht sich daran schonmal alles vorzubereiten. Ich schlucke schwer.

„A-aber du kannst das doch nicht ohne Betäubung machen. Das wird doch schrecklich wehtun.“ Shockwave hört mit seiner Tätigkeit auf sieht etwas nachdenklich aus.

„Betäubung? Tja... Vielleicht habe ich etwas ähnliches da.“ Und schon läuft er wieder weg um nach etwas zu suchen. Irgendwie macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. Etwas ähnliches? Immerhin ist das Shockwave. Vielleicht hätte ich meine Klappe halten sollen. Dann scheint er etwas gefunden zu haben.

„Hm... Nicht das, woran ich gedacht habe. Aber für mein Vorhaben sicher mehr als ausreichend.“ Ich fange an leicht zu zittern. Irgendwie hatte ich gehofft, dass er nichts findet. Als mit einer aufgezogenen Spritze wiederkommt gehen bei mir alle Alarmglocken los.

„W-was ist das?“ Wortlos stellt er die kleine Ampulle ab, aus der er das Zeug hat. Ich sehe sie mir etwas genauer an.

„...Du willst mich auf Droge setzen?“

„Immerhin spürst du dann nichts mehr.“

„Ja, dann kriege ich nämlich gar nichts mehr mit.“ Es liegt ein wenig Sarkasmus in meiner Stimme, aber anscheinend bekommt Shockwave das nicht mit.

„Sage ich ja, du spürst dann nichts.“ Am liebsten hätte ich mir gegen die Stirn geschlagen, aber leider brauche ich meinen gesunden Arm um mich abzustützen. Was soll ich jetzt tun? Mit Shockwave darüber zu diskutieren macht es mit Sicherheit nicht besser. Aber darauf verzichten und den Schmerz beim Nähen ertragen? Nicht gerade die beste Option, oder?
 

Soundwave betritt gerade das Labor mit Ravage auf dem Arm. Wie auch immer er es hierher geschafft hat ohne gesehen zu werden. Aber auf der anderen Seite, es ist ja mitten in der Nacht. Ravage sieht immer noch übel zugerichtet aus, aber anscheinend hat Soundwave die schlimmsten Blutungen gestoppt, bevor er sich mit ihm auf den Weg hierher gemacht hat. Er sieht allerdings auch ein bisschen lädiert aus. Hier und da sind ein paar recht tiefe Kratzer zu sehen. Shockwave transformiert sich in seine wahre Form und nimmt ihm Ravage ab.

„Ich werde mich um die Instandsetzung kümmern.“ Anscheinend kümmert sich Shockwave immer darum, denn Soundwave gibt keinen weiteren Kommentar ab. Stattdessen sieht er sich um.

„Wo ist sie?“

„Na auf der Liege. Ich musste sie erstmal zusammenflicken. Armes Ding.“ Soundwave transformiert sich in seinen Altmode und nur Sekunden später steht sein Hologramm vor mir. So nahe ist es noch keine gute Idee. Meine Sicht verschwimmt ein wenig. Wenn wenigstens diese Kopfschmerzen aufhören würden.

„Was hast du mit ihr gemacht?“

„Ich habe sie betäubt, damit ich ihren Arm verarzten konnte.“ Ich frage mich gerade, ob er mit Absicht verschweigt mit was er mich betäubt hat. Also beschließe ich das selbst in die Hand zu nehmen. Zumindest an was ich mich schon wieder erinnern kann. Mein Kopf ist nämlich ganz schön leer.

„Er hat... Hat mich... Auf... Auf Droge...“ Mehr bekomme ich nicht raus. Ich bin einfach zu müde. Außerdem ist sprechen doch noch ganz schön anstrengend. Soundwave dreht sich zu seinem Partner um und wenn Blicke töten könnten wäre Shockwave wohl jetzt tot umgefallen.

„Du hast sie auf Droge gesetzt?“

„Es ging nicht anders. Ich hatte nichts anderes da und ich musste sie schließlich irgendwie versorgen. Du hast mir doch aufgetragen mich um sie zu kümmern.“ Irre ich mich oder schwankte da tatsächlich ein kleines bisschen Nervosität in Shockwaves Stimme? Na ja, man sollte sich eben nicht mit Soundwave anlegen.

„Damit meinte ich nicht, dass du sie high machen sollst. So kann ich sie nicht nach Hause bringen.“ Jup, Soundwave ist definitiv wütend, sehr wütend. Aber das eigenen Bett klingt gerade wirklich sehr verlockend.

„Es war nur logisch sie zu betäuben, bevor ich ihren Arm nähe. Es wäre zu gefährlich und auffällig sie in ein menschliches Krankenhaus zu bringen.“ Hatte er mir das auch so gesagt? Ich kann mich nicht erinnern.

„Und was ist mit ihren Eltern? Was glaubst du wird passieren, wenn sie in ein paar Stunden aufstehen und ihre Tochter ist nicht da? Hast du das auch einberechnet?“ Habe ich schon erwähnt, dass ich gerne in mein eigenes Bett möchte?

„Wir können es nicht ewig vor ihnen geheim halten und ich hatte dir schon lange vorher gesagt, dass auf kurz oder lang so etwas passieren wird, Soundwave.“ Eine Vorwarnung wäre nett gewesen. Aber wie meint Shockwave das? Wussten sie schon vorher von diesem Ding?

„Und wessen ausgebrochene Experimente sind das? Deine oder meine?“ Auf einmal sind meine Sinne wieder verdammt scharf. Ausgebrochenes Experiment? Shockwaves Kreatur?

„Das war nicht meine Schuld.“ Shockwaves Stimme hat Mittlerweile auch einen sehr wütenden Unterton bekommen. Allerdings ist das hier gerade nicht der passende Zeitpunkt für einen handfesten Streit. Jedenfalls meiner Meinung nach. Also setze ich mich etwas schwerfällig auf, auch wenn sie gleich wieder alles anfängt zu drehen.

„Äh... Leute? Klärt mich vielleicht mal jemand auf?“ Augenblicklich sind zwei Augenpaare auf mich gerichtet. Na wenigstens habe ich jetzt ihre Aufmerksamkeit.

„Also... Das im Wald war eine von Shockwaves... Experiment?“ Es herrscht eiserne Stille. Anscheinend hatten sie nicht damit gerechnet, dass ich alles mithören würde. Oder sie dachten ich sei noch zu breit dafür.

„Nun... Ja... Eins davon...“ Das ist Soundwaves Stimme. Moment, eins davon? Sofort sind meine Sinne wieder scharf und ich sehe die beiden etwas ungläubig an.

„Eins davon?“ Meine Stimme bekommt ein bisschen mehr Festigkeit als ich diese Frage etwas ungläubig stelle. Es sind also noch mehr solcher Dinger unterwegs? Das eine hatte mir schon gereicht.

„Du hast es doch nicht getötet, oder?“ Ich sehe mich hochgezogener Augenbraue zu Shockwave. Ich sitze hier halb zerlegt auf einer Liege und er macht sich Sorgen darum, ob das Ding vielleicht tot sein könnte? Anscheinend hat Soundwave den gleichen Gedanken. Jedenfalls sagt das sein Gesichtsausdruck.

„Wenn es dich so sehr interessiert, nein. Es hat sich zurückgezogen bevor ich etwas ausrichten konnte. Aber ich hätte diese Kreatur lieber tot gesehen. Was meinst du was passiert, wenn Lord Megatron dahinter kommt?“

„Ich schätze, dann sind wir einen Kopf kürzer.“ Damit konzentriert sich Shockwave lieber wieder auf die Instandsetzung von Ravage. Also sehe ich erwartungsvoll zu Soundwave.

„Also?“ Dieses Mal kann er mir nicht ausweichen. Na ja, zumindest hoffe ich, dass er keinen guten Grund findet.

„Na schön... Aber hör gut zu. Ich werde mich nicht wiederholen. Diese Kreatur, der du vorhin begegnet bist, ist eines von Shockwaves neuesten Experimenten. Ursprünglich gedacht zum Vernichten der Autobots sind sich gleich nach ihrem reaktivieren ausgebrochen und verschwunden.“

„Sie hören also nicht auf euch. Oder besser, sie hören nicht auf Shockwave.“

„Richtig... Bedauerlicherweise. Er hätte einkalkulieren müssen, dass das passiert.“ Er blickt Shockwave ziemlich finster an. Dieser zuckt nur mit den Schultern.

„In keinen meiner Berechnungen ist das passiert. Ich habe keine Ahnung, warum sie das tun. Das entzieht sich meiner Logik.“ Ich drehe mich ein wenig, so dass meine Beine in der Luft baumeln.

„Sag mal, Shockwave... Wie kann man die Reaktion eines frei denkenden Lebewesens durch Logik berechnen?“ Ohne mir zu Antworten dreht sich Shockwave wieder um, um weiter an Ravage zu arbeiten. Das lässt mich vermuten, dass er auch keine Antwort hat. Ich schüttel etwas den Kopf.

„Soundwave, du sagtest doch, es wäre nur ein von mehreren. Wie viele genau sind denn ausgebrochen?“ Soundwave deutet mit einer kleinen Geste zu Shockwave.

„Da solltest du den Erschaffer fragen. Als ich hier ankam waren bereits alle weg.“ Erwartungsvoll sehe ich zu Shockwave rüber. Doch der tut lieber so, als hätte er uns nicht gehört und arbeitet unbeirrt weiter. Ich atme einmal tief durch und sehe an mir runter. Mein Oberarm ist dicker bandagiert als ich vom Gefühl her gedacht hätte.

„Sag Mal, Soundwave... Dieses Armband, das du mir gegeben hast. Hat es etwas mit diesen Kreaturen zu tun?“ Ich bekomme keine Antwort. Etwas beleidigt sehe ich auf. Soundwave zieht es allerdings vor in einer andere Richtung zu sehen.

„Wieso weichst du dieser Frage immer wieder aus? Warum darf ich es nicht wissen?“ Jetzt sieht er doch zu mir.

„Weil Lord Megatron nichts davon wissen darf, genauso wenig wie von dir oder von diesen Kreaturen. Ansonsten bist du schneller tot als du dieses Wort aussprechen kannst. Je weniger du weißt, desto besser.“ Ich denke noch einen Augenblick darüber nach.

„Es ist eine Waffe nicht? Etwas, womit man die Kreaturen stoppen kann, weil eure Waffen dazu alleine nicht ausreichen.“ Als ich ihn zusammenzucken sehe, fühle ich mich bestätigt. Außerdem dreht sich Shockwave zu uns um.

„Die Kleine gefällt mir immer mehr. Sie hat was auf dem Kasten.“ Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht.

„Ihr habt wohl beide Probleme damit euch meinen Namen zu merken.“ Shockwave konzentriert sich wieder auf seine Arbeit und ich lasse meinen Blick wieder auf Soundwave ruhen.

„Aber es gibt immer noch Dinge, die ich nicht verstehe. Zum Beispiel warum du sie so klein gemacht hast oder warum ausgerechnet ich sie erhalten habe.“ Soundwave lehnt sich neben mich an die Liege und sieht mich an. Ich kann leider nichts aus seinem Gesicht raus lesen. Es ist völlig emotionslos. Irgendwie jagt mir das eine Gänsehaut über den Rücken. Eine Antwort bekomme ich trotzdem nicht. Langsam merke ich die Müdigkeit, die mich langsam einhüllt.

„Soundwave? Ich möchte jetzt nach Hause.“

„...Laserbeak wird bei dir bleiben.“

„Ich habe nicht das geringste dagegen.“
 

Es dämmert bereits leicht, als Soundwave vor meinem Haus hält.

„Danke...“ Ich nehme Laserbeak und steige aus.

„Und das nächste Mal hörst du auf mich.“

„Ja, das werde ich. Versprochen.“ Dann drehe ich mich um und gehe ins Haus. Zum Glück sind meine Eltern noch nicht aufgestanden. Ich hätte keine Ahnung, wie ich das erklären sollte. Völlig erschöpft alles ich mich zusammen mit Laserbeak auf mein Bett fallen und nur kurz darauf falle ich endlich in den wohlverdienten Schlaf.

Standpauke

Als mein Wecker klingelt wäre ich beinahe aus dem Bett gefallen. Ich hatte mich doch gerade erst in mein Bett gelegt. Völlig neben mir richte ich mich auf und sehe auf meine Uhr. Es ist erst zwei Stunden her, dass Soundwave mich nach Hause gebracht hat. Ich sehe mich etwas im Raum um und entdecke Laserbeak, der es sich auf meinem Schreibtischstuhl gemütlich gemacht hat und schläft. Nur ganz langsam kehrt das in mein Gedächtnis zurück, was letzte Nacht alles passiert ist. Etwas wackelig auf den Beinen stehe ich auf. Natürlich, es ist Montag. Da lässt sich wohl nichts machen. Ich muss in die Schule, wenn ich nicht will, dass meine Eltern etwas merken. Ich mache Licht und muss gleich darauf meine Augen zusammenkneifen, weil ich nichts mehr sehe. Als sich meine Augen endlich an das Licht gewöhnt haben sehe ich zu Laserbeak rüber. Durch das Licht habe ich ihn wohl geweckt, denn er sieht interessiert zu mir rüber. Genervt stoße ich die Luft aus meinen Lungen bevor ich mich zu meinem Kleiderschrank drehe.

„Guck nicht so. Ich weiß, dass das schlimm aussieht.“ Mit meinem nicht verletzten Arm öffne ich den Kleiderschrank und durchstöbere ihn ein bisschen. Ich muss ein Oberteil finden, mit dem ich meinen Arm verdecken kann. Am Besten einen etwas weiteren. Zum Glück finde ich, was ich suche. Leise schleiche ich mich aus meinem Zimmer und rein ins Badezimmer. Meine Eltern dürfen mich auf keinen Fall so sehen. Ein Glück sitzen sie wie jeden Morgen bereits in der Küche und bekommen nichts mit. Ich nutze die Gelegenheit, um mir meinen Arm im Spiegel etwas genauer anzusehen. Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. Irgendwie hatte ich gehofft, dass das alles nur ein schlechter Traum gewesen ist. Ich schnappe mir einen Waschlappen und mache mich noch ein bisschen sauber, bevor ich mich anziehe.
 

Wieder in meinem Zimmer setze ich mich auf meinen Schreibtischstuhl. Laserbeak hat es sich gleich, nachdem ich ins Badezimmer geschlichen bin, auf meinem Bett gemütlich gemacht. Die Stille im Haus verrät mir, dass meine Eltern bereits weg sind. Soll mir nur recht sein. Dann stellen sie mir wenigstens keine Fragen. Etwas abwesend mit meinen Gedanken packe ich noch ein paar Sachen für die Schule ein. Wie soll ich diesen Tag heute nur überstehen? Ich könnte hier so im Sitzen einschlafen. Aber leider würde es auffallen, wenn ich schwänze. Ich reibe mir etwas die Augen. Irgendwie würde ich das schon schaffen. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Es ist grau und trüb, aber es regnet nicht. Ich strecke mich einmal ausgiebig. Zumindest soweit es mein Arm zulässt. Ich lasse meinen Blick zur Uhr schweifen und muss zu meinem Bedauern feststellen, dass ich keine Zeit mehr habe. Ziemlich lustlos schnappe ich mir meine Tasche.

„Komm schon, Laserbeak. Ich muss zur Schule.“ Ohne irgendein Wort transformiert er sich wie üblich zu einem Laptop. Ich frage mich, ob er vielleicht wütend auf mich ist. Aber vielleicht ist er auch nur müde. Ich behalte ihn heute ausnahmsweise in der Hand. In meinem Rucksack ist ohnehin nicht mehr viel Platz.
 

Jetzt schon völlig erschöpft lasse ich mich im Klassenraum auf meinen Platz fallen. Von meinen Mitschülern werde ich nicht weiter beachtet. Soll mir nur recht sein. Ich lasse meinen Rucksack neben den Stuhl fallen und lege Laserbeak auf den Tisch. Wir üblich ist es im Klassenraum so laut, dass man beinahe sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Und die wollen schon fast erwachsen sein? Ich lege meinen Kopf auf Laserbeak und meine Arme um ihn herum. Das Metall ist wunderbar warm, nicht so wie die toten, kalten Geräte, die wir sonst so haben. Wieso fällt mir das eigentlich erst jetzt auf? Ich sehe aus dem Fenster. Jetzt hat es doch angefangen zu regnen. Glück gehabt, dass ich trocken bis zur Schule gekommen bin. Dem Verband hätte es jedenfalls nicht sehr gut getan. Irgendwie hypnotisiert mich der Regen. Es hat etwas beruhigendes an sich dem fallenden Wasser zuzusehen. Erst das Klingeln zum Unterrichtsbeginn lässt mich wieder in die Realität zurückkehren. Leider entpuppt sich der heutige Unterricht als genauso langweilig wie sonst auch. Wieso habe ich auch etwas anderes erwartet. Die heutige Aufgabe besteht darin Arbeitszettel mithilfe des Lehrbuchs auszufüllen. Das kommt die unheimliche Müdigkeit nicht gerade gelegen. Ein Glück ist Laserbeak dabei. Es ist zwar nicht unbedingt legal, denke ich, aber ich lasse mir die Lösungen einfach von ihm zuflüstern. Irgendwie scheint es ihm sogar Spaß zu machen. Na ja, es ist ja auch nicht gerade spannend 90 Minuten herum zu liegen und nichts zu tun. Und ich muss mir keine Sorgen machen, dass er etwas Dummes anstellen könnte.
 

Als es endlich Nachmittag ist und die Klingel signalisiert, dass der Unterricht endlich vorbei ist, bin ich wirklich erleichtert. Noch eine Minute länger und ich wäre im Unterricht eingeschlafen. Und das liegt nicht nur am Schlafmangel. Als ich es endlich geschafft habe meine ganzen Sachen einzusammeln bin ich bereits allein im Klassenzimmer. Das nutzt Laserbeak auch gleich um sich zu transformieren. Ich reibe mir über die Augen und setze mir dann meinen Rucksack auf.

„Gibt es irgendwas wichtiges?“

„Eine Nachricht von Soundwave. Er wartet vor dem Schultor auf dich.“ Ich sehe etwas überrascht auf.

„...Was? Und was will er schon wieder von mir? Ich will nur noch nach Hause.“ Laserbeak zuckt mit den Flügeln als wolle er die Schultern zucken und transformiert sich dann wieder zurück. Das ist doch Mal wieder typisch. Ich bekomme einen Befehl aber keine Begründung. So langsam habe ich keine Lust mehr auf das ganze Theater. Wütend nehme ich Laserbeak und laufe mit Absicht ganz besonders langsam zum Tor. Natürlich steht der Mercedes SLS AMG bereits dort. Etwas verzweifelt stoße ich die Luft kraftvoll aus meinen Lungen, bevor ich nochmal tief einatme und mich auf den Weg zum besagten Auto mache. Kaum bin ich da, öffnet sich bereits die mir zugewandte Tür. Ich bleibe erstmal stehen und sehe mich kurz um. Es ist aber niemand da der mich sehen oder hören könnte.

„Nenne mir einen Grund, warum ich schon wieder mitfahren soll.“ Natürlich bekomme ich keine Antwort. Ich merke, wie es in meinem Magen anfängt zu brodeln.

„...Schön.“ Ich gehe einfach an ihm vorbei und in Richtung der Bushaltestelle. Ich muss schmunzeln, als ich ein leises Kichern seitens Laserbeak vernehme. Außerdem höre ich von hinter mir, wie Soundwave mir langsam folgt. Irgendwie macht sich ein Gefühl der Zufriedenheit in mir breit ihn einfach Mal zu ignorieren. Geschieht ihm irgendwie recht. Als ich jedoch in einen kleinen Seitenweg einbiegen will um ihn erstmal abzuschütteln, bleibe ich erschrocken stehen als sein Hologramm plötzlich vor mir steht. Wäre er kein meterhoher Roboter hätte ich ihm wohl jetzt eine geknallt. Aber ich lasse es lieber bleiben.

„Du ignorierst mich.“

„Oh, sehr gut kombiniert.“ Das ich wütend bin lasse ich ihn deutlich hören. Ich gehe einfach an ihm vorbei und den Weg weiter. Natürlich folgt er mir.

„Wieso bist du wütend auf mich?“ Etwas ungläubig schüttel ich den Kopf.

„Du bist doch die hochentwickelte Intelligenz von uns beiden, finde es heraus.“ Ich verkneife es mir mich zu ihm umzudrehen, auch wenn ich gerne sein Gesicht gesehen hätte.

„Okay, es tut mir leid.“ Das ist zu viel. Ich bleibe stehen und drehe mich ruckartig zu ihm um. Anscheinend hab ich ihn damit erschreckt, denn er taumelt einen Schritt zurück.

„Oh, nein! Entschuldige dich nicht bei mir! Hast du unser Gespräch von gestern etwa schon wieder vergessen?! Da habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich keine Befehle mir von dir entgegen nehme! Und das schon allein, weil ich jedes Mal keinen blassen Schimmer habe, was mich bei dir alles nächstes erwartet! Wenn du mir auch nur die kleinst Begründung geben würdest, hätte ich keine Probleme damit auf dich zu hören! Hättest du gestern auch nur mit einem Wort erwähnt, dass ich Zuhause bleiben soll weil es draußen momentan nicht sicher ist, hätte ich auf dich gehört! Und dann wäre das alle letzte Nacht gar nicht erst passiert!! Deinetwegen musste Ravage seinen Kopf für mich hinhalten!! Wenn du dich bei jemandem entschuldigen willst, dann bei ihm!“ Ich hatte selbst gar nicht gemerkt, wie ich mit jedem Satz lauter geworden bin. Aber das ist mir auch egal. Ich hätte nicht gedacht, das es so gut tun kann, jemandem Mal so richtig die Meinung zu sagen. Außerdem habe ich ihn damit wohl sprachlos gemacht. Soll mir nur recht sein. Ich drehe mich einfach um und laufe weiter.
 

Zuhause angekommen lasse ich mich völlig erschöpft auf mein Bett fallen. Zum Glück sind meine Eltern gerade nicht da. Ich hatte es nicht gewagt mich umziehen, bis ich bei der Bushaltestelle stand. Er war mir nicht gefolgt und blieb bis jetzt auch verschwunden. Ich habe auch immer noch keine Ahnung, was er eigentlich schon wieder von mir wollte. Da er aber von mir abgelassen hat, kann es nicht so wichtig gewesen sein. Ich höre wie sich Laserbeak transformiert und als ich zu ihm sehe macht er es sich gerade auf dem Schreibtischstuhl gemütlich. Irgendwie ist das sein Lieblingsplatz geworden, gleich nach meinem Bett.

„Bin ich vielleicht zu weit gegangen?“

„Ich weiß nicht.“ Sein Blick bleibt auf mir ruhen, als würde er mich nie wieder aus den Augen lassen wollen.

„Ich dachte du wüsstest alles über Soundwave und er über dich.“

„Wir müssen nicht zwangsweise immer alles teilen. Außerdem werde manchmal selbst ich nicht schlau aus ihm.“

„...Das macht euch zur Abwechslung Mal ein bisschen menschlich.“ Ich hefte meinen Blick an die Decke und denke ein bisschen nach.

„Wie geht es Ravage ?“ In der ganzen Aufregung hatte ich fast vergessen danach zu fragen. Ich bin mir ziemlich sicher, das Laserbeak wenigstens darüber Bescheid weiß.

„Er wird es schaffen. Shockwave weiß, was er tut. Außerdem hat Soundwave die restliche Zeit auch mitgeholfen. Mach dir also um ihn keine Sorgen.“

„Ich mache mir aber Sorgen. Schließlich bin ich nicht ganz unschuldig daran. Aber es ist gut zu wissen, dass es ihm besser geht.“ Stille legt sich jetzt auf mein Zimmer. Dadurch, dass meine Eltern noch nicht wieder Zuhause sind, ist es totenstill im Haus. Das kommt meiner Müdigkeit gerade recht, denn nur wenige Minuten später bin ich eingeschlafen.
 

Ich bin recht benommen, als ich wieder aufwache. Aber es geht mir auf jedenfall schon besser. Kein Wunder, nach diesem Schlafentzug. Ich gähne einmal ausgiebig um festzustellen, dass ich nicht alleine in meinem Bett liege. Als ich endlich die Augen öffne und an mir heruntersehe erkenne ich auch den Grund. Als ich geschlafen habe muss sich Laserbeak neben mich gelegt haben. Jedenfalls schlummert er seelenruhig neben mir und hat seinen Kopf ein wenig in seine Flügel gekuschelt. Irgendwie sieht das ja süß aus. Hoffentlich haben ihn meine Eltern nicht gesehen. Eigentlich will ich ihn nicht wecken, aber ich will aufstehen und das kann ich nicht, wenn er dort liegen bleibt. Also kraule ich ihn ein bisschen am Hals entlang. Doch die einzige Reaktion, die ich von ihm bekomme, ist ein sehr tiefes Schnurren. Entweder er träumt gerade was besonders schönes, oder es macht ihm nichts aus. Ich bin mir nicht ganz sicher, auf was ich tippen soll. Irgendwie ist das ja ganz süß. Ich setzte mich erstmal auf und blicke zur Uhr. Ich bin etwas erschrocken, als ich sehe wie lange ich geschlafen habe. Es ist bereits mitten in der Nacht. Ich lasse mich wieder ins Bett sinken. Das mich Laserbeak nicht geweckt hat kann nur bedeuten, dass Soundwave nicht wiedergekommen ist. Jetzt machen sich doch Schuldgefühle in mir breit und ich habe das Gefühl einen Knoten in meinem Magen zu haben. Nur Augenblicke später merke ich aber wieder wie müde ich eigentlich noch bin. Ohne es wirklich zu merken kuschel ich mich etwas an Laserbeak und schlafe kurz darauf wieder ein.
 

Das Piepen meines Weckers reißt mich wieder aus meinem Schlaf. Nur dieses Mal fühle ich mich wesentlich fitter und ausgeschlafener als letzten Morgen. Ich höre ein leises Klappern und als ich aufsehe lässt sich Laserbeak gerade auf meinem Schreibtischstuhl nieder. Ich strecke mich einmal so weit es geht.

„Guten Morgen, Laserbeak.“ Ohne auf eine Antwort zu warten stehe ich auf und laufe ins Bad. Dabei muss ich feststellen, dass es meinem Arm schon besser geht. Vielleicht ist Shockwave doch gar nicht so übel. Das ändert allerdings nichts daran, das er mir trotzdem noch ein bisschen Angst macht. Ich sehe zu, dass ich mich schnell auf den Weg zur Schule mache. Trotzdem bleibt irgendwie immer noch ein unbehagliches Gefühl zurück. In der Schule selbst setze ich mich ein bisschen unauffällig hin und lege meinen Kopf wieder auf Laserbeak.

„...Du, Laserbeak? Hast du auch ein komisches Gefühl?“

„Nein... Wieso? Machst du dir Sorgen wegen Soundwave?“

„Das auch, aber da ist auch noch etwas anderes. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.“ Es bleibt eine Weile still. Doch ich bin mir ganz sicher, dass etwas nicht stimmt. Ich weiß nur leider noch nicht was. Irgendetwas unheilvolles kommt auf uns zu. Vielleicht taucht Shockwaves Ding wieder auf. Dass, mit dem ich bereits im Wald Bekanntschaft gemacht habe. Bei diesem Gedanken bekomme ich Gänsehaut. Jetzt wäre es wirklich ganz schön, wenn Soundwave hier wäre. Ihm hätte ich sicher davon erzählen können. Ich will gerade Laserbeak von meinen Gedanken erzählen, als es zur Stunde klingelt. Es fällt mir schwer mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Immer wieder lasse ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Das ungute Gefühl ist noch immer da. Soundwave wo bist du?

Unbedachtes Handeln

Die letzten, beiden Stunden Unterricht für heute kommen mir quälend lange vor. Ich konnte Kunst noch nie leiden. Und das wir gerade theoretischen Stoff durchgehen anstatt zu malen macht es auch nicht wirklich besser. Es interessiert mich nicht wirklich welche Kunstart in welcher Epoche erfunden wurde. Stattdessen kreisen meine Gedanken die ganze Zeit um Soundwave. Wenn ich nur wüsste, wo er gerade ist. Abwesend schreibe ich einfach mit, was die Lehrerin an die Tafel schreibt. Ich würde es später nochmal selbst durchgehen, sollte ich es denn überhaupt nochmal brauchen. Wieder sehe ich zur Uhr. Es dauert immer noch viel zu lange, bis es endlich klingelt. Ich lasse meinen Blick zum Fenster wandern. Heute lässt sich ab und an Mal ein bisschen die Sonne zeigen. Das ungute Gefühl in meiner Magengegend ist den ganzen Tag geblieben. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass mich mein Gefühl vor irgendwas warnen will. Auch wenn es irgendwie komisch klingt. Bis jetzt habe ich meinen Gedanken dazu aber für mich behalten. Ich habe keine Ahnung, was Laserbeak dazu sagen würde. Vielleicht werde ich es später Soundwave erzählen. Ich hoffe nur, dass er heute noch auftauchen wird. Ich sehe wieder zur Uhr. Es hat sich nicht viel verändert. Als ich wieder nach vorne sehe bekomme ich mit, dass meine Lehrerin eine Frage in die Klasse gestellt hat. Ich hab nicht wirklich mitbekommen um was es geht. Was Soundwave wohl gerade macht? Vielleicht ist er ja bei Shockwave. Vielleicht aber auch nicht. Ich sehe wieder zur Uhr. Die Zeit geht heute wirklich nur ganz langsam. Zumindest habe ich das Gefühl. Ich sehe wieder nach vorne. Irgendjemand hat die Frage wohl richtig beantwortet. Ich schreibe ab, was neu an die Tafel geschrieben wird. Verstehen tue ich das aber nicht wirklich. Und wieder sehe ich zur Uhr. Wieder hat sich nicht viel verändert.
 

Zuhause werfe ich meine Tasche in die nächste Ecke. Laserbeak transformiert sich nur Augenblicke später. Manchmal hat es auch Vorteile, dass meine Eltern den ganzen Tag arbeiten. Ich lasse mich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen.

„Kannst du Soundwave erreichen?“ Laserbeak landet neben mit auf der Rückenlehne.

„Er scheint beschäftigt zu sein.“ Etwas enttäuscht lehne ich mich zurück, so dass einer von Laserbeaks Flügeln jetzt auf meinem Kopf ruht. Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, wie warm das Metall ist.

„Was könnte er denn so wichtiges tun, dass er selbst dir nicht antwortet?“ Ich bekomme keine Antwort. Aus dem Augenwinkel kann ich nicht sehen, wie Laserbeak reagiert hat. Vermutlich eine Geste, die ich nicht gesehen hab. Zumindest gehe ich davon aus, dass er es auch nicht weiß. Beruhigend ist das allerdings nicht.

„Und wenn er sich auf die Jagt nach dieser Kreatur gemacht hat?“

„Unwahrscheinlich ist es nicht. Schließlich war sie sehr nahe an deinem Haus.“ Ich sinke noch etwas tiefer ein. Laserbeak ist nicht gerade begabt darin jemanden zu beruhigen. Das nächste Mal frage ich jemand anderen. Sicher ist dieses Ding noch vom letzten Kampf sehr angeschlagen. Und Soundwave ist stark. Und verdammt clever ist er auch. Aber trotzdem beruhigt es mich nicht, obwohl es das eigentlich sollte. Wenn ich nur daran denke ist dieses mulmige Gefühl in der Magengegend wieder da. Irgendwas stimmt da nicht, aber solange wir Soundwave nicht erreichen können, kann ich auch keine Gewissheit haben. Was also tun? Eigentlich kann ich nur abwarten, aber einfach nur hier sitzen und warten gibt mir ein noch schlechteres Gefühl. Wenn ich nur wüsste, wo er gerade ist. Aber selbst das konnte Laserbeak scheinbar nicht in Erfahrung bringen. Was kann nur so viel wichtiger sein? Oder hat er doch Probleme im Kampf? Toll, damit sind meine beruhigenden Gedanken nutzlos. Ich sollte aufhören mich selbst so hoch zu schaukeln. Aber mit was soll ich mich schon ablenken? Ich überlege einen Augenblick, bis mein Blick auf die Fernbedienung fällt. Ein bisschen Fernsehen kann sicher nicht schaden. Vielleicht komme ich dann auch auf andere Gedanken. Ich beginne durch die verschiedenen Programme zu schalten. Irgendwelche Dokumentationen, langweilige Serien, Filme die ich schon kenne, ätzende Musiksendungen, merkwürdige Kochsendungen, Nachrichten über ein Monster, das in der Stadt unterwegs ist, Zeichentrickfilme für Kleinkinder... Augenblick Mal! Gehetzt schalte ich zu den Nachrichten zurück. Auch Laserbeak richtet seine Aufmerksamkeit nun zum Fernseher. Als das Bild wieder eingeblendet wird habe ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Das Bild ist zwar etwas unscharf, aber ich kann deutlich das Ding aus dem Wald erkennen. Was mich allerdings noch ein bisschen mehr interessiert sind zwei Fahrzeuge, die deutlich im Bild zu sehen sind. Das sind die Altmodes von Soundwave und Shockwave!
 

„Das geht nicht! Das kann ich dir nicht erlauben!“ Ich sammel gerade ein paar Sachen in einer kleinen Tasche zusammen, während Laserbeak unablässig auf mich einredet. Mehrfach muss ich dabei die Augen verdrehen. Als er erneut ansetzen will, halte ich ihm den Schnabel zu.

„Jetzt hörst du mir Mal zu. Shockwave und Soundwave sind gerade dabei da draußen gegen dieses Ding zu kämpfen! Blöd nur, dass ich die Waffe besitze, die sie in diesem Kampf brauchen. Ich kann die beiden nicht alleine kämpfen lassen.“ Als ich geendet habe lasse ich seinen Schnabel wieder los. Ich bekomme ein aufgebrachtes schnauben.

„Du bist ein kleiner Mensch. Was kannst du schon ausrichten. Du überlebst keine fünf Minuten da draußen. Du bist tot, bevor du überhaupt in die Nähe kommst.“

„Ich habe schon einmal die Begegnung mit diesem Ding überlebt. Unterschätze mich also nicht.“ Ich will gerade das Haus verlassen, als Laserbeak mich an meinem gesunden Arm aufhält.

„Du kannst nicht kämpfen, also lass es sein!“ Ich fixiere ihn mit meinem entschlossenen Blick.

„Richtig, kämpfen kann ich nicht.“ Ich habe den Arm an dem ich das Armband befestigt habe.

„Aber ich kann ihnen das hier bringen. Also, kommst du nun mit oder bleibst du hier?“
 

Flüchtende Autos und davonlaufende Menschen kommen mir entgegen, als ich mich dem Schlachtfeld langsam nähere. Laserbeak direkt hinter mir. Hier und da sind beschädigte Gebäude zu sehen. Die Straße ist an einigen Stellen aufgerissen. Ich bleibe stehen, als ich einen Knall vernehme, der die Luft vibrieren lässt.

„Sie können nicht mehr weit sein. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“ Ich sehe noch einmal kurz auf das Armband. Dann laufe ich wieder los. Immer den lauten Geräuschen nach. Bald kommen die ersten Rauchwolken in Sicht. Kleine Explosionen sind zu sehen. Ich bleibe stehen, als ein Haus in meiner unmittelbaren Nähe geschädigt wird. Ich kann das laute Knurren dieser Kreatur schon hören.

„Wir können immer noch umdrehen.“ Ich lege meine Hände auf meine Hüfte und begutachte Laserbeak, der neben mir landet.

„Nein, können wir nicht. Ich werde nicht einfach feige davonlaufen. Sie brauchen diese Waffe, da bin ich mir sicher. Außerdem kann ich nicht tatenlos mit ansehen, wie die Stadt zerstört wird. Wir müssen Soundwave finden.“ Ich mache mir nicht die Mühe auf eine Reaktion zu warten sondern laufe einfach wieder los. Dabei benutze ich die kleinen Straßen und Gassen und nicht die Hauptstraße. So wird man mich vielleicht nicht entdecken. Doch nach kurzer Zeit kommt mir bereits ein sehr bekanntes Fahrzeug entgegen.

„Shockwave!“ Der riesige Panzer bleibt direkt vor mir stehen.

„Was machst du hier? Das ist für einen Menschen viel zu gefährlich.“

„Ach, und mitten im Stadtzentrum zwischen all diesen Menschen zu kämpfen ist nicht gefährlich?“

„Als meine Kreatur in der Stadt einfiel war es das logischste die Kreatur auszuschalten.“ Ein sehr lautes Brüllen dringt von hinter den Häusern zu uns.

„Ja... Die hört sich sehr ausgeschaltet an. Du könntest ein bisschen dankbarer sein. Immerhin habe ich eure Erfindung mitgebracht.“

„Die wird hier nicht von Nöten sein. Und du bleibst jetzt hier und rührst dich nicht vom Fleck.“ Im ersten Impuls will ich widersprechen, aber das ziehen in meinem Oberarm erinnert mich daran, was das letzte Mal passiert ist, als ich meinem eigenen Kopf nachgegangen bin. Vielleicht ist es in solchen Situationen doch besser den beiden den Vortritt zu überlassen. Also nicke ich nur ergeben und wenn ich mich nicht irre kann ich etwas Erleichterung bei Laserbeak ausmachen. Shockwave setzt sich wieder in Bewegung und nur kurz darauf ist er wieder verschwunden.
 

Ergeben lasse ich mich auf dem Bordstein nieder und Laserbeak landet direkt neben mir.

„Ich habe dir doch gleich gesagt, dass wir nicht hier her kommen sollten.“

„Ich bereue es trotzdem nicht.“ Ich suche mir einen Punkt auf der Straße und beginne ihn anzustarren. Nein, ein Fehler war das ganz sicher nicht. Auch wenn ich mir gewünscht hatte hier Soundwave zu finden. Aber sicher wird er mich abholen, wenn sie den Kampf beendet haben.

„Du wirst von Soundwave mächtig Ärger bekommen.“

„Nein, werde ich nicht.“ Soundwave wird nicht böse sein. Da bin ich mir absolut sicher. Vor allem, wenn er sich meine Worte wirkliche zu Herzen genommen hat. Außerdem habe ich mich ja nicht direkt in Gefahr gebracht. Ich kann den Kampf zwar hören, aber so wie es aussieht, bin ich hier absolut sicher. Warum sonst sollte mich Shockwave genau hier warten lassen? Plötzlich kommt mir eine gar nicht so blöd Idee.

„Laserbeak! Flieg los und verschaff dir Mal einen Überblick über das Geschehen.“ Der Sture Vogel dreht aber nur seinen Kopf weg.

„Ich nehme keine Befehle von Menschen entgegen.“

„Ach, auf einmal? Hast du etwa Angst, dass es gefährlich werden könnte?“

„Ich und Angst? Also schön... Aber wehe du bewegst dich auf nur einen Millimeter.“ Ich sehe ihm nach, wie er immer höher in den Himmel steigt. Von da oben wird er sicher einen guten Überblick darüber haben, wie sicher es hier wirklich ist. Langsam verstehe ich, was Soundwave an Laserbeak als Spion hat. Nur kurz darauf ist er hinter den Häusern verschwunden und ich bleibe ganz alleine hier zurück. Mein Blick bleibt wieder auf dem Armband haften. Eine so kleine Waffe... Ich frage mich, wie sie funktioniert. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckt, warum Soundwave ausgerechnet mir diese Waffe gegeben hat. Mich beschleicht das Gefühl, dass es nicht nur zum Aufpassen war. Aber was sollte Shockwaves Reaktion? Ich dachte bis jetzt, sie bräuchten diese Waffe zum Vernichten dieser Dinger. Aber warum ist dann jetzt nicht notwenig? Das ist irgendwie verwirrend, je mehr ich darüber nachdenke. Oder es gibt noch etwas wichtiges, war mir die beiden über dieses Armband verschwiegen haben. Ein Anstupsen reißt mich aus meinen Gedanken. Laserbeak ist wieder zurück.

„Wir sollten nicht zu lange hier verweilen. Der Kampf verlagert sich immer weiter in unsere Richtung.“ Ich schätze, das hat Shockwave nicht voraus gesehen. Ich stehe auf.

„Dann lass uns von hier verschwinden, solange wir noch können.“ Wenn wir jemals gekonnt hätten, denn nur kurz nachdem ich meinen Satz beendet habe kracht neben mir die Hauswand ein. Mit einem Aufschrei falle ich nach vorne und die Trümmer fliegen nur so um mich herum.
 

Ich bin etwas benommen. Es dauert einen kleinen Moment, bis ich wieder etwas Orientierung habe. Ich liege auf etwas weichem, warmen. Ich bin also nicht auf den harten Beton gefallen. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Laserbeak hat mich aufgefangen. Schnell bin ich wieder auf den Beinen.

„Danke.“ Meine Stimme zittert ein bisschen. Der Schreck steckt mir tief in den Knochen. Ruckartig drehe ich mich um, nur um zu sehen, wie sich diese raubtierartige Kreatur von den Trümmern befreit und bedrohlich knurrt. Doch bemerkt hat sie mich anscheinend noch nicht. Der metallerne Körper ist nur so von Kratzern überzogen. Hier und da sind ein paar tiefe Wunden und einige sehen so aus, als wären sie von extremer Hitze durchschmolzen worden. Ich bemerke, dass es etwas fixiert. Ich folge dem Blick und im nächsten Moment stockt mir etwas der Atem.

„Soundwave...“ Da steht er, direkt hinter ihm Shockwave. Sein ganzer Körper scheint mit kleinen Wunden übersäät zu sein. Ich muss schwer schlucken. Erst als etwas an mir zieht, erwache ich aus meiner Starre. Laserbeak versucht mich irgendwie mitzuziehen.

„Steh da nicht so rum! Verschwinden wir von hier!“ Einen Augenblick lang zöger ich, doch dann drehe ich mich um und folge Laserbeak. Hinter mir kann ich bereits wieder Schüsse hören und das kratzen von Klauen über Metall. Ist es wirklich in Ordnung zu gehen? Nachdem sich ein gewisser Sicherheitsabstand ergeben hat, bleibe ich wieder stehen um mich umzudrehen. Das Haus, an dem ich bis eben noch gestanden habe, ist nur noch ein Trümmerhaufen. Hoffentlich ist niemand Zuhause gewesen. Von hier aus kann ich Soundwave gut kämpfen sehen. Aber auch Shockwave scheint sich jetzt mit in den Kampf eingemischt zu haben. Jedenfalls werden von irgendwo her weitere Schüsse abgegeben. Ratlos und tatenlos stehe ich einfach nur da und sehe mir den Kampf an. Es ist einfach unglaublich und beängstigend zugleich so nahe zu sein. Irgendwie kommt mir alles wie ein Traum vor. Ich weiß nur noch nicht, ob er gut oder böse ist. In den Filmen sah das immer lustiger aus. Aber hier in der Realität wirklich so nahe an so einem Kampf zu sein ist einfach nur beängstigend. Mein ganzer Körper zittert und ich habe das Gefühl, dass mir gleich meine Beine wegknicken. Das Laserbeak die ganze Zeit auf mich einredet wir sollten hier verschwinden nehme ich nur am Rand war. Die Geräusche um mich herum scheinen leiser geworden zu sein. Mir wird ein wenig schwindelig. Es scheint sich alles ein bisschen zu drehen. Es wirkt so unreal. Und doch wird mir erst jetzt so langsam bewusst, in was für einer Situationen ich mich eigentlich befinde. Wie real das alles wirklich ist. Ich merke gar nicht wirklich, wie ich langsam zu Boden sinke. Erst als ich auf dem Asphalt sitze wird mir das bewusst. Überall um mich herum liegen Trümmer. Erst jetzt erreichen mich die ganzen Hilfeschreie der Menschen um mich herum. So war das nicht geplant gewesen.

Der nächste Schritt

Langsam kommt mein Bewusstsein wieder. Ich liege auf irgendwas weichem, oder besser gesagt ich sitze. Und ich scheine mich auch noch zu bewegen. Vorsichtig versuche ich meine Augen zu öffnen. Erst will es nicht so richtig funktionieren, doch dann kann ich endlich etwas erkennen. Es dauert einen Moment, bis ich begreife wo ich mich eigentlich befinde.

„Soundwave?“ Ich finde mich eindeutig in seinem Altmode. Auch wenn mir noch recht schleierhaft ist, wie ich schon wieder hierher gekommen bin. Ich war doch gerade eben noch ganz woanders.

„Du hast echt Talent dazu dich in Gefahr zu bringen? Was hast du dir dabei gedacht einfach herzukommen?“ Ja, das ist definitiv Soundwave. Obwohl ich mich eigentlich über seine Bemerkung aufregen sollte, bin ich irgendwie erleichtert, dass er jetzt bei mir ist. Es dauert einen Moment, bis ich mich zu einer Antwort aufraffen kann.

„Tut mir leid.“ Ich muss leider zugeben, dass er nicht ganz unrecht hat. Dieses Mal ist es wirklich allein meine Schuld. Ich wusste, es würde gefährlich werden und ich war trotzdem gekommen.

„Was ist mit..?“

„Entkommen.“ Langsam kommen die Erinnerungen wieder. Die Angst und die ganze Situation hatten mich wohl überrannt. Jedenfalls bin ich ohnmächtig geworden. Und dann bin ich hier aufgewacht. Ich schaudere bei dem Gedanken, was sich da alles abgespielt hat.

„...Bist du jetzt wütend auf mich?“ Ich warte einen Moment, aber ich bekomme keine Antwort. Also vermute ich Mal, das er sauer ist. Es war wohl wirklich eine echt dumme Idee. Ein leichtes Schaudern lässt meinen Körper erzittern. Irgendwie will ich jetzt nur noch nach Haus. Ich kann man mich an der Landschaft draußen noch nicht so recht orientieren. Ich habe keine Ahnung, wo Soundwave mich hinbringt. Als wir jedoch von der Straße abbiegen, weiß ich wieder wo wir sind. Das ist der Weg zu Shockwaves Labor. Und nur kurz darauf kommen wir auch genau da an. Shockwave hat uns schon längst überholt, denn er ist bereits da. Als Soundwave hält steige ich aus und sehe mich noch einmal in Ruhe um. Ich bin zwar schon zum zweiten Mal hier, aber irgendwie ist es trotzdem noch unheimlich und seltsam. Vielleicht wird sich das nie verlieren. Doch trotz meines gründlichen Blicks kann ich Ravage nicht erblicken. Wer weiß, wo er ist. Vermutlich irgendwo, wo er sich in Ruhe erholen kann. Ich drehe mich wieder zu Soundwave, dessen Holoform mich genau mustert. Sein Blick sagt allerdings schon alles.

„Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Und es tut mir wirklich leid. Ich hätte nicht herkommen sollen.“ Anscheinend ist das zufriedenstellend, denn er wendet sich von mir ab und Shockwave zu.

„Shockwave! Sieh dir nochmal ihren Arm an. Dann kann ich sie nach Hause bringen.“ Irgendwie klingt das schon fast wie Musik in meinen Ohren endlich wieder nach Hause zu fahren und ein bisschen meine Ruhe zu haben. Die Aussicht Shockwave nochmal an meinen Arm zu lassen ist da eher weniger prickeln, aber leider auch notwenig. Also werde ich es einfach über mich ergehen lassen, damit es schnell vorbei ist, auch wenn ich nur bei dem Gedanken Gänsehaut bekomme.
 

Ich zucke etwas zusammen, als Shockwave sich an meinem Arm zu schaffen macht. Trotzdem dachte ich es würde schlimmer wehtun. Soundwave hat aber scheinbar nichts besseres zu tun, als jeden einzelnen Schritt von Shockwave zu überwachen. Übel nehmen kann ich ihm das aber auch nicht. Ich bin auch nicht sonderlich scharf darauf vielleicht wieder auf Droge gesetzt zu werden. So wie es aussieht scheint das aber zum Glück auch gar nicht nötig zu sein. Er macht sich bereits schon wieder daran meinen Arm zu verbinden. Auch wenn meine Neugierde recht groß ist habe ich es mir lieber verkniffen mir die Wunden anzusehen. Stattdessen habe ich die ganze Zeit Soundwave beobachtet. Bemerkt scheint er es nicht zu haben. Als Shockwave von mir ablässt atme ich auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich immer flache Atmete. Wohl eine Stressreaktion. Oder die Tatsache, dass ich doch irgendwie auf ein bisschen mehr Schmerz gewartet habe. Erleichtert ziehe ich den Ärmel wieder nach unten. Auch Soundwave rührt sich jetzt wieder ein bisschen. Auch wenn das nur beinhaltet Shockwave weiterhin nicht aus den Augen zu lassen. Und ich dachte immer, sie währen zumindest ein bisschen befreundet. Na ja, vielleicht gibt es im Krieg keine Freunde. Selbst auf der eigenen Seite nicht. Irgendwie ein bisschen traurig.

„Kann ich jetzt nach Hause?“ Es dauert einen kleinen Moment, bis Soundwave reagiert. Dann wendet er sich ganz mir zu.

„Warte noch einen Moment hier. Ich habe noch eine Sache zu klären.“ Nur wenige Augenblicke verschwindet er, vermutlich Shockwave hinterher. Auf jedenfall bin ich jetzt alleine hier. Es behagt mir immer noch nicht so ganz. Erst jetzt fällt mir auf, wie sperrlich das hier alles beleuchtet ist. Es sieht irgendwie schon fast wie ein Raum für Foltern und ähnliches aus. Jedenfalls nicht unbedingt ein Ort zum Wohlfühlen. Je eher ich hier wieder weg darf, desto besser ist es für mich. Mein Blick bleibt wieder an dem Punkt haften, wo die beiden verschwunden sind. Ein lautes Scheppern lässt mich zusammenzucken. Irgendwas sagt mir, das ich gar nicht wissen will, was da gerade passiert ist. Trotzdem habe ich eine Ahnung, um was es wohl gerade gegangen ist. Ich würde es mir aber lieber verkneifen nachzufragen. Außerdem nimmt gerade etwas anderes meine Aufmerksamkeit in Beschlag. Gerade kommt nämlich Ravage reingetapzt. Er sieht zwar noch immer etwas mitgenommen aus, aber schon deutlich besser seit dem Vorfall. Es ist aber klar, dass es noch lange brauchen wird, bis er wieder auf den Beinen ist. Müde lässt er sich in einer der Ecken nieder und rollt sich ein. Irgendwie wie eine echte Katze. Anscheinend ist er vor den beiden geflohen, was auch immer sie da hinten gerade anstellen. Langsam und vorsichtig näher ich mich Ravage. Nur kurz darauf hat er mich genau im Blick. Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen, aber er macht auch keine Anstalten mich aufzuhalten. Er sieht mich einfach nur an. Ich setze mich direkt neben ihn auf den Boden. Ein bisschen tut es immer noch weh ihn so zu sehen. Etwas betroffen senke ich den Blick.

„Es tut mir so leid...“ Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Nur wenig und nur schleichend, aber sie sind da und es tut weh. Auch wenn Soundwave nicht ganz unschuldig ist, ist es schließlich doch auch meine Schuld. Es behagt mir nicht ganz wieder aufsehen zu müssen. Umso erstaunter bin ich, als ich feststelle, dass Ravage mich noch immer nicht aus den Augen gelassen hat. Ganz im Gegenteil. Ich kann von ihm ein leises, ganz leichtes Schnurren ausmachen. Etwas verlegen wische ich mir einmal über die Augen.

„Du verzeihst mir?“ Natürlich bekomme ich keine direkte Antwort, aber das Schnurren wird etwas lauter. So, dass die Luft schon fast vibriert. Für mich ist es irgendwie eine Art Bestätigung. Ein etwas verlegenes Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht.

„Danke...“ Ich rücke noch etwas näher zu Ravage und beginne ihm etwas am Kopf zu kraueln. Es scheint ihm zu gefallen, denn nur Augenblicke später schließt er seine Optiken. Das Schnurren wird wieder ein bisschen leiser, aber es scheint mir irgendwie genussvoll zu klingen. Ein warmes Gefühl macht sich in mir breit und meine anfängliche Traurigkeit scheint komplett verschwunden zu sein. Ich merke erst gar nicht, dass Soundwave in seiner Holoform direkt hinter mit steht. Erst als ich seine Stimme höre zucke ich etwas zusammen.

„Ich weiß zwar noch nicht warum, aber er scheint dich ins Herz geschlossen zu haben. Und bei Ravage heißt das schon etwas.“ Überrascht drehe mich zu ihm um. Soundwave kniet sich daraufhin neben mich und betrachtet Ravage eindringend.

„Ich weiß zwar nicht genau, was da im Wald vorgefallen ist, aber du musst etwas gemacht haben, was ihn schwer beeindruckt hat.“ Ich wende meinen Blick von Soundwave ab und lasse meine Aufmerksamkeit auf Ravage ruhen.

„Ja... Vielleicht...“ Ich versinke etwas in meinen Gedanken, während ich Ravage weiter kraule. Das stimmt schon, es ist einiges passiert, bevor Soundwave mit Shockwave aufgetaucht ist. Vermutlich war für Ravage noch keine Pause um Soundwave alles zu berichten. Schließlich sieht er immer noch so mitgenommen aus. Sicher wartet Soundwave darauf, dass es ihm besser geht. Er scheint seine kleinen Gefährten wirklich sehr zu lieben. Irgendwie macht ihn das zur Abwechslung ein bisschen menschlicher. Aber wahrscheinlich ist es besser ihn diesen Gedanken nicht wissen zu lassen.

„Soll ich dich jetzt nach Hause fahren?“ Soundwaves Stimme reißt mich wieder aus meinen Gedanken, doch ich wende meinen Blick nicht von Ravage ab.

„Ich glaube, ich bleibe noch ein bisschen hier.“ Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass Soundwave aufsteht. Kurz darauf kann ich auch Shockwave wieder zur ins Labor kommen hören, eindeutig fluchend. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie belustigt mich das ein kleines bisschen. Aber meine Gedanken bleiben nicht sehr lange bei Shockwave.
 

Eine leichte Bewegung lässt mich aus dem Schlaf hochschrecken. Noch etwas desorientiert sehe ich mich um. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich wohl eingeschlafen war. Ein Blick zur Seite lässt mich wissen, das ich nicht die einzige bin, die zwischendurch eingeschlafen ist. Ravage schnarcht ein bisschen beim Schlafen. Ich kann mir ein leichtes kichern nicht verkneifen. Nur kurz darauf kommt auch Soundwave wieder. Mir fällt erst jetzt auf, dass ich bis eben allein gewesen bin. Ich sollte mir lieber angewöhnen hier nicht mehr einfach einzuschlafen. Langsam stehe ich auf um mich einmal ausgiebig zu strecken. Das tut wirklich gut. Dann höre ich den Klang von aneinander reibendem Metall und nur kurz darauf steht der silberne Mercedes neben mir und öffnet seine Tür.

„Es wird jetzt wirklich höchste Zeit, dass ich dich nach Hause bringe.“

„Ich weiß schon... Meine Eltern sind bald wieder Zuhause. Hab nichts dagegen.“ Und sehe noch einmal kurz zu Ravage rüber und steige dann ein. Kaum das sich die Tür geschlossen hat fährt Soundwave auch schon los. Erst als wir auf der Straße sind wage ich einen Blick auf meine Uhr. Es ist bereits dunkel draußen. Zum Glück hatte ich nicht zu lange geschlafen und ich bin mir sicher, Soundwave hätte mich bestimmt geweckt. Obwohl... Vermutlich hätte er mich geschnappt ohne mich zu wecken und hätte sich mit mir auf den Heimweg gemacht. Zuzutrauen ist ihm jedenfalls alles.

„Was ist jetzt mit dem Ding da draußen? Werde ihr es wieder jagen?“ Ich weiß nicht, warum ich jetzt versuche ein Gespräch mit Soundwave aufzubauen. Vielleicht, weil die Stille zwischen uns für mich gerade sehr bedrückend ist.

„...Wahrscheinlich.“ Ich bin ein bisschen baff. Das sind mehr Informationen, als ich mir von ihm erhofft hatte. Er sagt mir ja sonst nichts. Vielleicht ist das ein erster Schritt nach vorne.

„Und wie soll es jetzt mit mir weitergehen? Ich meine, ich besitze praktisch das was ihr eigentlich braucht. Es muss doch einen Grund geben, warum du ausgerechnet mir diese Waffe gegeben hast.“ Es herrscht einen Moment völlige Stille. Er weiß wohl nicht, was er jetzt antworten soll. Oder er will gar nicht antworten. Warum sollte er auch. Schließlich hat er es mir vorher auch nichts erzählt und ich kann nicht behaupten, dass sich bis jetzt großartig etwas zwischen uns geändert hat.

„Vielleicht erzähle ich es dir ein anderes Mal.“ Zumindest hat er nicht so unhöflich abgeblockt wie üblich. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob er das wirklich ernst meint. Ich beschließe es einfach auf sich beruhen zu lassen. Es würde sowieso nichts bringen da weiter nach zu hacken.

„Wie geht es jetzt mit mir weiter? Was hast du noch mit mir vor?“ Das sind eigentlich mehr innere Gedanken, die ich nun laut ausspreche. Trotzdem finde ich es wichtig zu wissen, was jetzt eigentlich noch alles mit mir passieren wird.

„Zur Zeit würde ich dir raten möglichst Zuhause zu bleiben. Zu deiner eigenen Sicherheit. Und halte dich in Zukunft aus von diesen Kämpfen fern.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken runter als ich an vorhin denke.

„Ja... Ich habe nicht vor nochmal so eine Situation herauf zu beschwören.“ Leichte Schuldgefühle machen sich in mir breit. Langsam wird mir bewusst, dass ich es mit meinem Verhalten vielleicht doch ein bisschen übertrieben habe. Ich habe nicht nur mich, sondern auch ihn und Shockwave in Gefahr gebracht. Ich lasse mich noch etwas tiefer in den Sitz sinken.

„Was mache ich, wenn dieses Ding bei mir auftaucht?“ Ich weiß nicht warum mir ausgerechnet das gerade durch den Kopf geschossen ist. Wahrscheinlich, weil es mir irgendwie schon die ganze Zeit beschäftigt hat. Ich hatte mich nur strickt dagegen gewehrt darüber nachzudenken, weil es doch irgendwie unwahrscheinlich schien. Doch jetzt, wo es mitten in der Stadt aufgetaucht ist, weiß ich nicht mehr so recht ob das wirklich unwahrscheinlich erscheint.

„...Ich werde dich keine Sekunde aus den Augen lassen.“ Eigentlich habe ich genau damit schon gerechnet. Auch wenn es mich eigentlich beunruhigen sollte jede Sekunde von ihm beobachtet zu werden hat es doch ein bisschen was beruhigendes an sich. Eine seltsame Art von Sicherheit. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber vielleicht macht sich da wirklich ein bisschen ehrliches Vertrauen zu ihm in mir breit. Aber wenn ich es genau betrachte habe ich jetzt doch schon eine ganze Menge mit ihnen allen erlebt. Und ich habe, wenn auch nicht gerade geplant, viel Zeit mit ihnen verbracht. Ich weiß nicht wann ich angefangen habe die beiden von einer anderen Seite zu sehen. Auch wenn ich nicht Mal annähernd so viel weiß um sie richtig einschätzen zu können, weiß ich doch mehr, als man parteiisch auf der Gegenseite jemals sehen könnte. Zumindest sagt mir das mein Gefühl. Und vielleicht geht es ihnen gar nicht so anders wie mir.
 

Irgendwie bin ich ein bisschen enttäuscht, als Soundwave vor meinem Haus hält. Ich hätte noch ewig mit ihm weiterfahren können. Zwar haben wir uns den Rest der Fahrt nicht mehr unterhalten, aber es war kein unangenehmes Schweigen. Es hatte etwas von Sicherheit. Ich will nicht, das er fährt. Aber als ich ausgestiegen bin, ist auch sofort wieder weg. Nur der Gedanken, dass er mich nicht aus den Augen lassen will, lässt ein kleines Gefühl der Sicherheit zurück. Als ich das Haus betrete ist es stockdunkel. Also sind meine Eltern noch nicht Zuhause. Das ist eigentlich recht ungewöhnlich für sie. Erst als ich mein Handy aus der Tasche hole sehe ich die Nachricht, die ich wohl nicht bemerkt habe. Sie sind essen gefahren. Na ja, so muss ich wenigstens nicht erklären, warum ich jetzt erst nach Hause komme. Ich wasche mir erstmal den Schmutz ab während ich versuche ein bisschen nachzudenken. Aber mein Kopf ist völlig leer. Stattdessen merke ich wie müde mich das alles heute schon wieder gemacht hat. Wieder in meinem Zimmer kann ich Soundwave an der Straße stehen sehen. Er ist also wirklich geblieben. Eine gewisse Erleichterung macht sich in mir breit. Trotzdem ist mir klar, dass alles bis jetzt geschehene erst der Anfang gewesen sein wird.

Sturmfrei

Schweigend sitze ich am Fenster in meinem Zimmer und sehe nach draußen. Es sind jetzt ein paar Tage vergangen seit das Ding in der Stadt gewütet hat. Natürlich wurde alles dementiert und andere Geschichten dafür gefunden. Insgesamt betrachtet war weniger Schaden entstanden als ich gedacht hätte. Ich zucke etwas zusammen als es auf dem Flur poltert. Mein Vater wird auf Geschäftsreise fahren, zusammen mit meiner Mutter. Und ich muss natürlich Mal wieder hier bleiben. Ganze vier Wochen habe ich dann das Haus für mich. Normalerweise habe ich nichts gegen Sturmfrei, aber zur Zeit weiß ich nicht ob ich mich darüber freuen oder heulen soll. Soundwave hat sein Wort gehalten. Er war bis jetzt wirklich jeden Tag da. Nur heute habe ich ihn noch nicht gesehen, aber wie ich ihn kenne ist er bestimmt irgendwo und hat einen Blick auf mich. Wer weiß zu was Soundwave so alles fähig ist. Ich jedenfalls habe in den letzten Tagen gelernt ihn in Sachen Spionage nicht zu unterschätzen. Vielleicht wird er sich mir etwas offener zeigen, wenn meine Eltern weg sind. Na ja, vielleicht aber auch nicht.
 

Es herrscht eher bedrückende Stille im Haus. Dabei sind meine Eltern gerade eben erst weggefahren. Ich sitze vor meinem Computer um mich ein bisschen abzulenken. So wirklich etwas bringen tut das eher nicht. Stattdessen erwischt ich mich immer wieder dabei, wie ich zur Uhr sehe. Ich weiß selber nicht warum. Immerhin habe ich keine Termine oder so. Etwas frustriert schalte ich meinen PC wieder aus. Ich lege mich auf mein Bett, nicht um zu schlafen sondern um einfach nur da zu liegen. Irgendwie geht es mir so besser. Müde bin ich aber nicht. Dafür gehen meine Gedanken wieder auf Wanderschaft. Und es wundert mich nicht, dass sie bei Soundwave stehen bleiben. Er ist immer noch so undurchschaubar wie immer, aber eins habe ich mittlerweile bemerkt: Er ist wirklich wütend auf. Nicht böse, aber wütend. Und wie ich mir immer wieder klar mache, mit Recht. Im Nachhinein kommt mir meine Aktion immer bescheuerter vor. Ich weiß sogar selbst gar nicht mehr, was ich mir eigentlich dabei gedacht habe. Es fällt mir auch schwer endlich mit diesem Gedanken abzuschließen, warum auch immer. Immerhin hält mir Soundwave ja auch nichts vor. Ich merke es nur an seine Stimmung, dass er noch immer wütend ist. Ich drehe mich auf den Bauch und kuschel mich unbewusst ein bisschen in mein Kissen. Ich liege gerne so, wenn ich mich unwohl fühle. Aus irgendeinem Grund gibt mir das ein bisschen Sicherheit. Jeder hat wohl so seinen Tick. Ob Soundwave wohl auch einen hat? Wenn ja ist mir noch keiner Aufgefallen. Vielleicht sollte ich Mal etwas die Augen offen halten. Es wäre zumindest ziemlich lustig so etwas bei Soundwave zu finden.

„Sieht gemütlich aus.“ Hätte ich die Stimme nicht sofort erkannt, würde ich wohl jetzt auf dem Boden sitzen.

„Wir sollten uns nochmal über das Thema Anschleichen unterhalten, wenn du mir keinen Herzinfarkt bescheren willst.“ Ich raffe mich dazu auf mich aufzusetzen, als sich mein Herz wieder etwas beruhigt hat. Ich spüre es aber immer noch in meiner Brust hämmern. Soundwave steht in seiner Holoform lässig an meine Fensterbank gelehnt und sieht zu mir rüber. Ich hatte nicht damit gerechnet, der er sich so dermaßen offen zeigen würde, oder das er sich überhaupt zeigen würde. Warum auch immer macht sich aber Erleichterung in mir breit, jetzt wo er wirklich hier ist. Allerdings ist mir klar, dass sein Auftauchen sicher seinen Grund haben wird. Bis jetzt hat er aber keine Anstalten gemacht irgendetwas zu sagen und ich werde sicher nicht den Fehler machen ihn zu fragen. Vielleicht bleibt mir dann eine Rundreise erspart. Ich habe nicht wirklich das Bedürfnis Shockwave nach so kurzer Zeit wiederzusehen. Mir geht die Szene aus dem Labor von vor ein paar Tagen immer noch nicht aus dem Kopf. Ich frage mich noch immer, was da eigentlich passiert ist. Irgendwann werde ich Soundwave bestimmt Mal fragen, aber ich frage mich ob ich da eigentlich überhaupt wissen will. Lassen wir das. Ich fasse den Entschluss mich wieder hinzulegen und Soundwave für diesen einen Moment zu ignorieren. Er würde schon etwas sagen, wenn er etwas von mir will. Es herrscht einen Moment ruhe, bis ich höre wie er sich etwas in meinem Zimmer bewegt. Schließlich bleibt er direkt vor mir stehen. Ich atme einmal tief ein und aus.

„Wenn du etwas von mir willst kannst du es ruhig einfach sagen.“ Es herrscht wieder einen Moment Ruhe.

„Ich glaube nicht, dass dir das gefallen wird.“

„Du machst es nicht besser, wenn du drum herum redest.“ Warum weiß ich jetzt schon, dass er mit mir zu Shockwave fahren will? Vielleicht weil es mir mein kribbelnder Arm verrät.

„Ich will dich heute zu Shockwave bringen. Es wird Zeit sich deinen Arm nochmal genauer anzusehen. Mittlerweile dürfte er verheilt sein.“ Innerlich muss ich ein bisschen schmunzeln. Ich wusste es doch. Langsam setze ich mich wieder auf.

„Wenn es weiter nichts ist. Aber ich werde nicht mehr Zeit dort verbringen als es nötig ist. Wir fahren nur hin, er sieht sich meinen Arm an und dann fährst du mich wieder nach Hause.“

„Etwas anderes hatte ich nicht vor.“ Ich strecke mich erst ein wenig und stehe dann auf. Nur wenige Minuten darauf sind wir auch schon unterwegs.
 

Mit einem mittlerweile doch etwas mulmigen Gefühl steige ich aus. Jetzt ist es zu spät zum Umdrehen. Außerdem können die Fäden ja nicht ewig in meinem Arm bleiben und ich bezweifel, dass Soundwave es zulassen würde, dass ich zu einem Arzt gehe. Was bleibt mir also anderes übrig. Ich atme einmal tief durch, als ich mich auf die Liege setze. Nur einen Augenblick später steht Shockwave bereits neben mir und löst den Verband. Zu meiner Erleichterung tut es gar nicht weh. Das heißt, dass es zumindest einigermaßen gut verheilt sein wird.

„Das sieht ganz gut aus... Ich werde die Fäden ziehen. Der Rest verheilt von allein.“ Leichte Freude kommt in mir auf, die nur kurz darauf Angst weicht. Das wird sicher nicht angenehm sein. Aber mich wieder auf Drogen setzen lassen? Etwas hilfesuchend sehe ich zu Soundwave rüber der zu meiner Erleichterung auch dieses Mal Shockwave nicht aus den Augen lässt. Das scheint Shockwave selbst auch nicht entgangen zu sein, denn er ist überraschend vorsichtig, als er sich ans Werk macht. Das ziepen lässt sich dabei nur leider trotzdem nicht vermeiden. Zu meinem Glück scheinen die Fäden aber noch nicht eingewachsen zu sein, denn größere Schmerzen bleiben mir erspart. Ehe ich mich versehe ist er schon wieder dabei meinen Arm zu verbinden. Mein erleichtertes Ausatmen scheint ihm aber nicht verborgen geblieben zu sein. Etwas fragend zieht er eine Augenbraue hoch.

„So schlimm war es doch jetzt auch wieder nicht.“

„Bei dir kann man das ja nie so genau wissen...“ Im nächsten Augenblick hätte ich mich am liebsten selbst geschlagen. Doch zu meinem Glück schien es Shockwave dabei belassen zu wollen, denn nur einen Augenblick später wendet er sich von mir ab, nur um einer anderen Tätigkeit nachzugehen. Trotzdem fühle ich mich nicht wirklich erleichtert darüber. Ich beeile mich etwas wieder zu Soundwave zu kommen, damit ich hier schnell wieder wegkomme. Mein Arm pocht etwas. Das war wohl doch ein bisschen zu viel Gefummel auf einmal. Hoffentlich wird das bald wieder nachlassen. Es ist nämlich sehr unangenehm. Etwas frustriert halte ich mir den schmerzenden Arm als wir wieder auf der Straße sind und Soundwave den Heimweg einschlägt.

„Ist alles in Ordnung?“ Ich antworte ihm nicht sofort. Es war mir klar, dass Soundwave das nicht entgehen würde, aber heute hätte ich mir gewünscht er hätte nicht nachgefragt, so wie üblich.

„...Ich weiß nicht.“ Ich sehe ein bisschen aus dem Seitenfenster. Es sind nicht viele Menschen unterwegs. Die Straßen sind doch ungewohnt leer. Liegt wohl am Wochentag und der Tageszeit.

„Liegt es an Shockwave?“ Ich etwas überrascht auf. Soundwave entgeht wirklich nichts.

„Ein wenig... Er ist unheimlich.“

„...Man lernt mit der Zeit mit ihm umzugehen.“

„Das hilft mir jetzt nicht wirklich.“ Ich sehe wieder nach vorne. Etwas abwesend streiche ich mir über den Arm. Nur kurz darauf bestraft mich das, indem mein Arm beginnt wieder stärker zu pochen. Ich nehme meine Hand lieber wieder runter um nicht noch einmal in Versuchung zu kommen.

„Sag Mal, sind du und Shockwave Freunde?“

„...So etwas ähnliches.“

„Das bedeutet also ja.“ Ich kann mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Soundwave antwortet nicht, was mir nur nochmal eine Bestätigung gibt. Irgendwie passt die beiden auch wirklich zusammen. Zufrieden lasse ich mich noch etwas tiefer in den Sitz sinken. Ich weiß nicht warum, aber der Gedanke gefällt mir. Vielleicht, weil mir so beide nicht mehr ganz so gefühlskalt und ignorant vorkommen. Ich strecke mich mit meinem gesunden Arm ein wenig. Irgendwie geht es mir jetzt besser. Ich merke gar nicht, wie wir meinem Zuhause immer näher kommen. Erst als wir halten wird mir bewusst, dass wir schon da sind. Etwas enttäuscht aber irgendwie auch erleichtert steige ich aus. Es ist recht kalt und der Himmel ist bedeckt. Das fällt mir erst jetzt auf, obwohl ich die ganze Zeit nach draußen geguckt habe. Ich gähne ein bisschen und gehe dann rein. Merkwürdig, dass mich ausgerechnet das so müde gemacht hat. Es ist eben doch sehr anstrengend mit Aliens zusammen zu sein.
 

Mehr oder weniger entspannt sitze ich im Wohnzimmer auf dem Sofa und schalte durch die Fernsehprogramme. Es war wesentlich angenehmer, als Soundwave draußen geblieben ist. Aber das er jetzt mit seiner Holoform mir die ganze Zeit auf die Pelle rückt macht mich doch sehr nervös. Es wäre ja noch erträglich würde er mich nicht die ganze Zeit anstarren. So langsam treibt er es ein bisschen zu weit damit mich nicht aus den Augen lassen zu wollen. Das ist unheimlich, wirklich unheimlich. Ihn ignorieren zu wollen bringt auch nicht viel. Egal wie sehr ich es versuche, sein Blick brennt schon fast. In diesem Moment wünsche ich mir irgendwie schon, dass er Mal für ein paar Stunden verschwinden würde. Hoffentlich werde ich heute Nacht überhaupt schlafen können. Etwas frustriert schalte ich den Fernseher wieder aus. Es läuft sowieso nicht wirklich etwas. Ich kämpfe mich aus dem Sofa auf die Beine und strecke mich ein bisschen. Ich bin doch müder als ich gedacht hatte.

„Ich gehe jetzt duschen und wehe du wagst es ins Badezimmer zu kommen.“

„Ich bin kein Spanner.“ Augenblicklich werde ich etwas rot.

„D-das habe ich damit auch gar nicht gesagt.“ Etwas peinlich berührt laufe ich die Treppe nach oben. Aber irgendwie ist ihm dann doch alles zuzutrauen. Damit bin ich zumindest nochmal sicher gegangen. Oder war das vielleicht ein bisschen zu dramatisch? Ich weiß es nicht. Hauptsache ich habe jetzt erstmal ein kleines bisschen Ruhe. Als ich eine kleine Weile später aus der Dusche komme, muss ich zu meiner Zufriedenheit feststellen, dass ich tatsächlich meine Ruhe gehabt habe. Wenigstens das hat einwandfrei geklappt. Ich ziehe mich meinen Schlafanzug an und reibe mir müde über die Augen. Eigentlich ist es noch ein bisschen früh, aber vielleicht sollte ich einfach ins Bett gehen. In der Hoffnung, dass Soundwave mich schlafen lässt. Bereits etwas schlaftrunken laufe ich in mein Zimmer. Wie sollte es auch anders sein lehnt Soundwave bereits lässig an meinem Fenster. Ich muss aber zugeben, das hatte ich nicht erwartet. Ich dachte eigentlich, dass er direkt vor der Badezimmertür steht. Vielleicht schätze ich ihn in dieser Sache wirklich falsch ein. Irgendwie ist das auch erleichternd. Ich halte schon nur noch mit Mühe die Augen auf, als ich mich auf mein Bett setze.

„Würdest du mich jetzt schlafen lassen? Es ist nicht sonderlich angenehm, wenn du mich die ganze Zeit anstarrst. Wir sehen uns dann ja morgen wieder, oder besser gesagt, ich sehe dich ja morgen wieder.“ Ich gähne einmal ausgiebig und als ich meine Augen wieder ein Stück öffne ist er tatsächlich weg. Zufrieden schalte ich das Licht aus und nur Sekunden nachdem ich mich in mein Kissen gekuschelt habe reise ich auch schon ins Land der Träume.

Schusswechsel

Etwas verwirrt mache ich die Augen auf. Ich setze mich auf und sehe mich in meinem Zimmer um. Durch das schwache Licht, dass doch ein bisschen von meinem Fenster kommt kann ich ein bisschen was erkennen. Auf jedenfall sitze ich in meinem Bett. Ich habe wohl geträumt. Ein merkwürdiger Traum. Doch die Erinnerung daran verblasst bereits. Nun etwas wacher springe ich schon fast aus dem Bett und lasse ein bisschen mehr Licht herein. Natürlich steht Soundwave in Sichtweite. Ich atme einmal tief durch bevor ich mich anziehe. Erst als ich nach unten gehe fällt mir auf, dass es sehr ruhig im Haus ist. Es wundert mich, dass Soundwave noch nicht aufgetaucht ist. Ob er wohl noch schläft? Eher unwahrscheinlich. Ich setze mich mit meinem Frühstück vor den Fernseher. Ich stelle aber schnell fest, dass nicht das geringste läuft. Ist wohl noch zu früh. Ich lasse also einfach die Nachrichten laufen und konzentriere mich mehr darauf meinen knurrenden Magen zu befriedigen. Als ich den Wetterbericht sehe läuft es mir ein bisschen kalt den Rücken runter. Es ist zwar schon ende November, aber das ist mir dann doch ein bisschen zu kalt. Während ich nun der Werbung halbherzig zusehe, denke ich fieberhaft darüber nach, was ich heute anstellen soll. Wann hat man schonmal einen Con zur Verfügung, der einen mit Sicherheit überall hin bringen würde? Vielleicht sollte ich Mal wieder ins Kino gehen. Oder ich schleife Soundwave in die Innenstadt. Obwohl... Ein Con in so einer riesigen Menschenmenge? Sicher, er war mir auch den einen Tag in die Stadt gefolgt, aber das war dann doch ein bisschen was anderes, als ihn wirklich überall hin mitzunehmen. Ich lasse mir vielleicht doch lieber etwas anderes einfallen. Aber Zuhause bleiben werde ich ganz sicher nicht. Nachher rückt er mir nur wieder so schlimm auf die Pelle, wie er es gestern getan hat. So nahe will ich ihn dann doch lieber nicht haben. Mir läuft ein kleiner Schauer über den Rücken. Er wird es aber auch nicht lustig finden, wenn ich ihn ohne ein Ziel durch die Gegend jage. Aber auf der anderen Seite fällt mir auch nichts besseres ein. Vielleicht sollte ich das einfach machen. Ach, es ist aber auch schwer in einer Großstadt zusammen mit einem Con etwas sinnvolles zu finden, was man so machen kann. Ich sacke ein bisschen lustlos in mir zusammen, während ich weiter darüber nachdenke. Irgendwie ist das frustrierend. Wieso wollte ich ihn nochmal so unbedingt hier haben? Ich kann mich an keinen Grund mehr erinnern. Vielleicht sollte ich ihn zu Shockwave schicken. Aber dann nimmt er mich sicherlich mit und darauf kann ich noch mehr verzichten, als das er mir so auf die Pelle rückt. Also doch Zuhause bleiben? Ich raufe mir ein bisschen die Haare. Das konnte doch alles nicht war sein! Wieso müssen Beziehungen zu Cons nur so kompliziert sein? Na ja, vielleicht weil sie einen in der Regel eher umbringen wollen als alles andere. Die meisten zumindest. Gebe es doch nur einen Ort an dem kaum jemand vorbei kommt. In diesem Moment macht es klick in meinem Kopf. Das ist eigentlich gar keine so blöde Idee. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Schnell frühstücke ich zu ende und schalte den Fernseher aus.
 

Etwas unbeholfen stehe ich vor Soundwave. Er hat mich nicht Mal angesprochen als ich vor ihm zum Stehen kam und es ist sonst weit und breit niemand zu sehen. Die Leute schlafen um die Uhrzeit wohl alle noch. Ich sehe mich trotzdem vorsichtshalber einmal nach links und rechts um.

„Soundwave?“ Keine Reaktion. Es kann doch nicht sein, dass er ernsthaft noch pennt. Soundwave doch nicht. Ich beschließe noch ein bisschen lauter zu werden.

„Soundwave?“ Immer noch nichts. Ich finde das langsam nicht mehr lustig. Wenn das ein Scherz von ihm sein soll, finde ich das nicht komisch. Ich beschließe noch einen Schritt weiter zu gehen. Vorsichtig klopfe ich auf sein Dach.

„Hey, Soundwave! Schluss mit deinem Schönheitsschlaf. Es ist mitten Tag.“ Langsam verliere ich die Geduld. Und mir klar, dass er tatsächlich schläft, denn ansonsten hätte er sicher mittlerweile reagiert. Schließlich ist er nicht so ein Scherzkeks. Ich stelle mich also genau vor ihn und hole tief Luft.

„Hey, Soundi! Wach auf!“ Dass ich dabei die Nachbarschaft wecken könnte ist mir in diesem Moment ziemlich egal. Vor allem als sich wirklich was tut. Und zwar in Form dessen, das er ein kleines bisschen zurückrollt. Ich mache einen Schmollmund.

„Hey... Willst du mich ewig in dieser Kälte hier stehen lassen? Bist du eine Schlafmütze und sowas nennt sich mein Beschützer? Das nächste Mal Frage ich Shockwave.“ Entweder er ist noch nicht ganz wach oder er hat noch nicht verarbeitet, was ich gerade gesagt habe, vielleicht auch beides. Ich trete wieder etwas näher an ihn heran.

„Lässt du mich jetzt einsteigen? Wir haben ein bisschen Fahrt vor uns, ich will nämlich zu einem ganz bestimmten Ort.“
 

Ich sitze ganz entspannt und bin ein bisschen in den Sitz gekuschelt. Irgendwie macht es wirklich Spaß ihn durch die Gegend zu jagen.

„Sag Mal, Soundwave. Hast du eben wirklich geschlafen?“ Ich warte einen Moment, aber ich bekomme keine Antwort.

„Jetzt komm schon. Jeder braucht Mal ein bisschen Schlaf. Ist doch nichts dabei. Ich würde es nur gerne wissen. Ist nämlich ein bisschen schwer einzuschätzen, wenn du wie ein stink normales Auto aussiehst.“ Ich warte wieder einen Moment.

„...Ich hatte letzte Nacht viel zu arbeiten.“ Zufrieden lasse ich meinen Blick wieder auf der Straße ruhen. Wir haben gerade die Stadt hinter uns lassen und neben uns tun sich Wälder und Felder auf. Auch wenn alles ein bisschen kahl aussieht. Immerhin ist schon fast der Winter da. Trotzdem hat es irgendwie etwas. Vielleicht, weil man sowas als Stadtkind nicht so häufig sieht. Ich hatte zwar bis jetzt immer mein Wäldchen mitten in der Stadt, aber das hier ist doch etwas völlig anderes. Ein kleines Gefühl der Freiheit macht sich in mir breit. Obwohl ich weiß, dass es nur trügerisch ist.

„Woran hast du eigentlich gearbeitet?“ Ich hatte ursprünglich nicht vor diesen Gedanken auszusprechen. Immerhin ist Soundwave heute dem Anschein nach nicht ganz so gesprächig, wie die letzten beiden Tage. Trotzdem dachte ich, dass es einen Versuch wert ist. Eine Antwort bekomme ich aber nicht. Vielleicht versuche ich es nochmal, wenn wir da sind. Es kann jetzt auch nicht mehr so lange dauern. Jedenfalls wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Ein kleines bisschen Aufregung macht sich jetzt doch in mir breit. Ich bin schon seit vielen Jahren nicht mehr dort gewesen. Das letzte Mal war ich noch in der Grundschule. Damals hatten meine Eltern noch mehr Zeit für mich. Vielleicht war damals auch Soundwave noch nicht da. Damals war noch alles in Ordnung. Dann war es von einem Tag auf den anderen vorbei. Ich schüttel leicht den Kopf um diese Gedanken wieder loszuwerden. Wieso sollte Soundwave schuld daran sein. Schließlich hat er damals auch diesen Job angenommen. Und das ist doch der eigentliche Grund, warum sie nicht mehr so viel Zeit für mich haben. Aber warum ist Soundwave wohl damals einfach bei meinen Eltern aufgetaucht? Irgendeinen guten Nutzen muss es doch geben. Aber vermutlich werde ich nie eine Antwort darauf bekommen. Wie auf viele andere Dinge auch nicht. Meine Gedanken reißen ab, als Soundwave plötzlich abbremst. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass wir angekommen sind.
 

Ich strecke mich ausgiebig, als ich ausgestiegen bin. Die Luft ist hier schon ganz anders, als in der Stadt. Es ist wirklich schön Mal wieder hier draußen zu sein. Und Soundwave hat hier auch mehr Freiheiten. Im Hintergrund kann ich das metallerne Reiben hören, aber statt mich umzudrehen lasse ich meinen Blick durch die Ferne gleiten. In Weiter ferne sieht man manchmal die schönste Dinge. Gerade aufsteigende Vogelschwärme aus kleinen Wäldern. Felder, auf denen die Stängel der Pflanzen noch in der Erde stecken und darauf warten zu Dünger zu werden. Ein großes Anwesen, das sich in Richtung Himmel erstreckt und... Moment! Seit wann steht dieses große Haus da? Das ist neu. Das war doch vorher nicht da. Es sieht schon sehr edel aus.

„Hey, Soundwave. Sieh Mal da drüben!“ Ich zeige mit dem Finger in die Richtung. Einen Moment lang glaube ich, er hätte mich nicht gehört.

„Was ist so interessant an menschlichen Bauten?“

„Doch nicht deswegen. Es muss neu gebaut worden sein. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es früher schonmal dort gestanden hat und da das ein dreh- und Angelpunkt verschiedener Hauptstraßen ist hätte mir das doch vorher schonmal auffallen müssen.“

„Ich verstehe es trotzdem nicht.“ Ich stoße geräuschvoll die Luft aus meinen Lungen. Das ist typisch Decepticon. Obwohl ich Soundwave ja eigentlich für intelligent gehalten hatte. Vielleicht hört mir ja Shockwave zu. Augenblicklich läuft mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Nein, ich sollte doch lieber ein bisschen Abstand zu Shockwave halten. Ich drehe mich zu ihm um. Im ersten Moment erschrecke ich mich doch wieder ein bisschen. Es ist doch recht ungewohnt ihm in seiner richtigen Form so nahe zu sein.

„Manchmal bist du langweilig.“ Ich strecke mich nochmal ein bisschen und gehe dann an ihm vorbei. Ich merke wie seine Optiken mir folgen.

„Wo gehst du hin?“

„Ich gehe ein bisschen spazieren. Das macht man für gewöhnlich, wenn man hier her fährt. Keine Sorge, ich gehe nicht weit.“ Ich lege schließlich keinen großen Wert darauf in Schwierigkeiten zu geraten. Ich habe nicht vor nochmal unter Shockwaves Messer zu geraten. Einmal hat mir gereicht. Ich bleibe also lieber in Soundwaves Sichtweite. Immerhin ist er so groß, das er weit sehen kann. Also ist mein Radius schon recht groß. Trotzdem drehe ich mich vorsichtshalber das ein oder andere Mal um. Als ich mir sicher bin, dass ich eine gute Route gefunden habe beginne ich meine Kreise zu drehen. Es tut doch ein bisschen gut Mal wieder ein bisschen mehr in Bewegung zu sein ohne ständig jemanden an den Hacken zu haben. Soundwave lässt mich zwar nicht aus den Augen, aber er ist weit genug weg. An einem etwas größeren Baum bleibe ich stehen. Er hat seine Blätter noch nicht gänzlich verloren, aber sie sind dunkelbraun und schon eine kleine Windböe könnte sie in die Luft und dann zu Boden befördern. Ich lasse meinen Blick wie schon so oft auf dem Armband ruhen und wieder tun sich bei mir so unendlich viele Fragen auf. Manchmal, da wünschte ich wirklich, ich hätte noch jemand anderen, mit dem ich über das alles reden kann. Ich strecke mich ein wenig und sauge die schon recht kalte Luft der Umgebung ein. Es bringt auch nichts immer wieder darüber nachzudenken. Also warum kann ich es dann nicht einfach lassen? Oder soll ich doch noch einmal versuchen mit Soundwave darüber zu reden? Vielleicht, wenn ich ein bisschen hartnäckiger sein würde. Oder auch nicht. Er scheint heute sowieso nicht so redselig zu sein. Also dich lieber ein anderes Mal.
 

Ich drehe mich zu Soundwave um, nur um ins Stocken zu geraden. Ich kann ihn nirgendwo sehen. Er ist doch nicht etwa einfach alleine gefahren. Das würde er nicht tun. Ich eile also lieber zurück zu unserem Ausgangspunkt. Ich brauche nicht lange bis dorthin und zu meiner Erleichterung steht er da im Fahrzeugmodus. Ich frage mich nur warum. Ich komme langsam etwas näher, bleibe aber auf der Stelle stehen, als ich fremde Motorgeräusche höre. Es kommt doch sonst nie jemand her. Jedenfalls nicht um diese Jahreszeit. Ich sehe mich genau um. Auf der anderen Seite von der Straße kommend kann ich zwei Wagen sehen. Ein gelber Wagen und größerer, schwarzer. Das gibt es doch nicht! Das sind doch nicht etwa... Bumbelbee und Ironhide! Ausgerechnet hier! Ich habe keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn Ironhide gibt Vollgas und rast genau auf Soundwave zu. Scheinbar haben sie mich noch nicht bemerkt. Ich gehe lieber in Deckung. Nur wenige Meter voneinander entfernt transformieren sie sich und beginnen zu kämpfen. Ich halte mir wegen dem ohrenbetäubendem Lärm die Ohren zu und bete, das sie mich nicht entdecken. Es werden Schüsse in Richtung Soundwave abgegeben. Ich bin schon drauf und dran mir die Augen zuzuhalten. Doch Soundwave weicht geschickt aus und geht ebenfalls um Angriff über. Ich halte mir noch immer die Ohren zu. Die Explosionen der Schüsse lassen die Luft vibrieren. Ich habe das Gefühl gar nicht atmen zu können. Wie haben sie Soundwave nur finden können? Ist es etwa meine Schuld? Bei einer weiteren Explosion kneife ich die Augen zu. Die reine Panik steigt in mir auf und durchfährt einfach alles in mir. Doch ich bin unfähig wegzulaufen. Meine Beine fühlen sich an wie festgewachsen. Aber es ist auch keine so gute Idee hier zu bleiben. Wenn ich unauffällig von hier verschwinden kann, kann Soundwave auch fliehen ohne auf mich Rücksicht nehmen oder mich beschützen zu müssen. Mit diesem Entschluss wage ich es die Augen vorsichtig zu öffnen. Sie kämpfen immer noch, aber sie haben sich etwas von mir entfernt. Sie haben mich also nicht bemerkt. Ein Glück. Ich bleibe noch im Versteck und sehe mich genau um. Bei der nächsten Gelegenheit muss ich versuchen hier wegzukommen. Das ist meine einzige Chance. Ich ducke mich als noch einmal etwas mehr in meine Richtung kommen, aber Soundwave scheint sie bewusst von mir weg zu locken. Der nächste Schuss, der daneben geht und auf der Erde explodiert lässt eine große Rauchwolke los, die die Sicht auf mich völlig verwehrt. Also jetzt oder nie! Ich hole tief Luft und nehme dann die Beine in die Hand. Nur weg von hier. Helfen kann ich sowieso nicht. Schnell bin ich zurück auf der Hauptstraße und laufe diese so schnell ich kann in eine Richtung entlang. Mein Atem wird schneller und ich kann hören wie die Kampfgeräusche immer leiser werden. Doch erst als sie fast verstummt sind bleibe ich stehe und hole Luft. Ich bin völlig außer Atem und muss mich auf meine Knie abstützen. Warum bin ich auch nicht sportlicher? Meine Beine fühlen sich an wie Blei. Aber langsam komme ich wieder zu Atem. Ich richte mich wieder auf und sehe zurück. Der Lärm ist nun ganz verstummt. Es scheint so, als wäre nie etwas passiert. Ich warte noch einen Moment, aber Soundwave kommt nicht. Vielleicht ist er in die andere Richtung... Ich zucke zusammen, als sich plötzlich sehr schnell etwas sehr lautes nähert. Als ich mich wieder umdrehe steht Shockwave neben mir. Bevor auch nur einer von uns etwas sagt steige ich auf. Es ist klar, das Soundwave ihn gebeten hatte mich daraus zu holen. Warum sollte Shockwave sonst herkommen. Sicherlich nicht, weil er gerade in der Nähe war. Ich habe auf einmal das Gefühl, dass es noch kälter geworden ist. Liegt vermutlich an Shockwave. Er ist und bleibt mir nicht geheuer.
 

In Shockwaves Labor steige ich bereits ab, als noch nicht ganz steht.

„Wie konnte das passieren? Ich meine, wie konnten sie Soundwave finden?“ Zuerst transformiert sich Shockwave und ich muss schlucken, als ich ihn in voller Größe vor mir stehen habe.

„Geortet nicht. Sie haben wegen dem Vorfall in der Menschenstadt Nachforschungen angestellt, aber wir beide haben nicht damit gerechnet, dass sie soweit um die Stadt nach Hinweisen suchen würden.“ Etwas betrübt lasse ich meinen Kopf hängen.

„Es ist also meine Schuld... Hätte ich nicht diese blöde Idee gehabt das Haus unbedingt verlassen zu müssen, dann hätten sie uns nicht gefunden.“ Es dauert einen Moment, ehe ich Shockwaves Stimme wieder höre.

„Hätte Soundwave es für zu gefährlich gehalten, hätte er dich nicht gehen lassen.“ Es beruhigt jetzt nicht wirklich sonderlich viel, aber ich lasse es so stehen. Es hat sowieso keinen Sinn mit Shockwave darüber zu diskutieren. Er ist zu versessen von seiner Logik. Er sollte besser Mal lernen um die Ecke zu denken. Ich höre ein metallernes Rascheln. Als ich mich umdrehe, sehe ich Ravage auf mich zulaufen. Jetzt sieht er schon sehr viel besser aus. Die schlimmsten Wunden sind alle verschwunden. Nur ein paar oberflächliche Kratzer sind hier und da zu sehen. Ich streichel ein bisschen über seine Nase.

„Schön dich wiederzusehen.“ Als Antwort bekomme ich ein leises Schnurren. Irgendwie schafft er es mein Herz ein bisschen zu erwärmen. Cons sind eben doch auf ihre Art und Weise liebenswürdig und es wäre falsch sie als herzlos zu bezeichnen. Sie haben ein Herz, auf ihre verrückte Art und Weise. Quietschende Reifen reißen mich aus meinen Gedanken und als ich mich umdrehe kommt Soundwave zum Stehen und transformiert sich augenblicklich. Als erstes fällt sein Blick auf mich.

„Mir geht es gut. Nichts passiert.“ Hinter mir miaut Ravage. Vielleicht will er mich bestätigen. Vielleicht findet er es aber auch nur blöd, dass ich aufgehört habe ihn zu streicheln. Das kann man bei ihm so schlecht beurteilen. Ich sehe mich nach Shockwave um. Doch er ist wie üblich wieder dabei zu arbeiten. Tut er auch Mal etwas anderes? Ich wende mich wieder Soundwave zu.

„Ich möchte nach Hause.“ Er schweigt einen Moment.

„Die Autobots sind jetzt sicher in heller Aufregung. Wir sollten warten bis sich die Lage draußen ein wenig beruhigt hat. Am Besten ist es, wenn wir auf die Dunkelheit warten.“ Er geht an mir vorbei und rüber zu Shockwave. Natürlich hat er recht, aber ich sehne mich ein wenig nach Zuhause. Einmal, weil mir der Schreck noch immer in den Knochen steckt und zum Anderen, weil Shockwave sich hier aufhält. Die Aussicht noch einige Stunden mit ihm hier eingesperrt zu sein lässt mich so sehr erschauern, das sich mein ganzer Körper schüttelt. Ich komme erst wieder aus meinen Gedanken als mich etwas von hinten anstubst. Ravage hat sich hinter mir nieder gelassen und mich mit seiner Schnauze angestubst. Wieso auch nicht. Wenn ich hier jetzt sowieso ein paar Stunden blöd in der Gegend rumstehen muss. Ich setze mich zu ihm und beginne seine Schnauze zu kraulen. Woanders komme ich sowieso gerade nicht an, aber das scheint ihm auch schon zu reichen. Trotzdem, das würde noch ein langer Tag werden.
 

Dunkle Wolken verdecken das sowieso schon sehr sperrliche Licht des Mondes und der Sterne. Wären die Straßenlaternen nicht an würde absolute Dunkelheit herrschen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Soundwave mich die gesamte Zeit hat in Shockwaves Labor aussitzen lassen. Wenigstens hat Shockwave mich nicht weiter beachtet. Es ist still zwischen uns beiden. Irgendwie ein bisschen bedrückend. Ich beschließe das zu ändern.

„Vielleicht könnten wir noch ein anderes Mal da raus fahren. Wenn nicht gerade Autobots in der Nähe sind. Eigentlich war es doch ganz lustig, oder?“

„...Ich werde darüber nachdenken.“ Das war nicht wirklich erfolgreich. Wie kam ich eigentlich darauf gerade das anzusprechen? Auch wenn mir nichts besseres eingefallen ist.

„Übrigens... Das mit dem Spitznamen habe ich nicht vergessen.“ Ich zucke etwas zusammen, als er das erwähnt.

„Das hast du gehört?“

„Allerdings.“ Dann stiehlt sich doch ein Lächeln auf meine Lippen.

„Irgendwie musste ich dich doch wecken, Soundi.“ Ich nenne ihn bewusst noch einmal so und als ich sein unverständliches Grummeln höre fange ich an zu lachen. Wäre hätte gedacht, das ausgerechnet Soundwave derjenige ist, der bewusst die Stimmung zwischen uns beiden wieder ein bisschen hebt.

Neue Probleme Teil 1

Mehr verschlafen als wach sitze ich vor meinem Frühstück und versuche irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schreck mit dem Kampf sitzt mir immer noch ein bisschen in den Knochen, auch wenn ich selber nicht weiß warum. Schließlich habe ich schon viel unheimlichere Sachen gesehen. Vielleicht liegt es daran, dass es so überraschend kam, das ich gar nicht damit rechnen konnte. Und es ist doch irgendwie beängstigend so plötzlich einen echten Kampf zwischen den Autobots und Soundwave zu sehen. Im Fernsehen und im Kino sah das irgendwie... nicht so unheimlich aus. Es ist doch etwas anderes in echt dabei zu sein. Auf jedenfall werde ich in Zukunft vorsichtiger sein. Sonst bekomme ich Nachts wieder Albträume und kann nicht schlafen. Ich gucke kurz auf die Uhr und verschlucke mich fast an meinem Frühstück.

„Schon so spät!“ Ich springe auf und greife nach meiner Tasche.

„Was ist denn mit dir los?“ Gerade will ich an Soundwave vorbeilaufen, bleibe dann aber doch stehen.

„Ich bin spät dran, ich muss zur Schule! Ich nehme Laserbeak mit! Du bist finde ich einfach zu auffällig, wenn du den ganzen Tag vor meiner Schule stehst! Hol mich von mir aus ab, aber wage es ja nicht den ganzen Tag da zu stehen!“ Gehetzt laufe ich wieder los und lasse beim Verlassen des Hauses geräuschvoll die Tür ins Schloss fallen. Zurück bleibt nur ein etwas verwirrter Soundwave.
 

Erleichtert lasse ich mich auf meinen Platz im Klassenzimmer fallen. Nochmal geschafft. Wie konnte es nur passieren, dass ich die Zeit vergessen habe. Es tut mir einfach nicht gut, mit Soundwave alleine Zuhause zu sein. Dabei sind es erst zwei Tage. Immer noch etwas außer Atem lege ich Laserbeak auf den Tisch. Mittlerweile scheint es niemanden mehr zu stören, dass ich ab und an einen Laptop dabei hab. Und jetzt wo ich Laserbeak endgültig dazu gebracht habe auf mich zu hören bin ich auch wesentlich entspannter, wenn er Mal wieder dabei ist. Manchmal, wenn der Unterricht unheimlich langweilig ist, bin ich sogar ganz froh darüber. Und seit meine Eltern vor zwei Tagen für die nächsten vier Wochen weggefahren sind, ist es auch Zuhause viel entspannter. Ich muss weder Soundwave noch Laserbeak verstecken. Und es passieren so gut wie keine Dinge, die mich nervös machen. Abgesehen von dem einen oder anderen Vorfall. Das Klingeln der Schulglocke reißt mich aus meinen Gedanken. Ich bin es nicht gewohnt erst so kurz vor dem Unterricht im Klassenzimmer zu erscheinen. Ich hab immer noch nicht richtig Luft geholt. Mir bleibt auch nichts erspart. Ich höre nur halbherzig zu, während die Lehrerin irgendwas vorne Ansagt. Erst als die Worte neue Schülerin fallen wage ich es aufzusehen. Da vorne steht tatsächlich jemand neues. Jetzt werde ich doch neugierig und sehe richtig nach vorne. Das Mädchen hat ziemlich lange, dunkelbraune Haare, die sie zu einem strafen Zopf zusammen gebunden hat. Allerdings hat sie einen sehr langen Pony, der ihr etwas ins Gesicht fällt. So auf den zweiten Blick sieht sie nicht gerade sehr sympatisch drein. Ein ziemlich ernster, sogar etwas hochnäsiger Blick steht in ihrem Gesicht. Nein, wir werden bestimmt keine Freunde. Trotzdem höre bei ihrer Vorstellung noch zu. Sie heißt Cateline Heartfield. Der Name sagt mir irgendwie nichts. Sie kommt aus der Parallelklasse zu uns. Merkwürdig, das ich ihren Namen dann nicht kenne. Zum Glück setzt sie sich einige Plätze entfernt von mir hin. Noch mehr Stress kann ich wirklich nicht gebrauchen. Ein Spion und ein durchgeknallter Wissenschaftler in meinem Leben reichen mir völlig.
 

Ich bin etwas erleichtert, als die Schulglocke das Ende des Schultags eingeläutet. Irgendwas an der neuen Schülerin ist merkwürdig. Sie hat ständig zu mir rüber gesehen und eine kurze Zeit hatte ich das Gefühl sie würde Laserbeak anstarren. Kann sie etwas wissen? Aber das ist doch total albern. Woher sollte sie etwas wissen. Auch wenn es manchmal in der Schule kleine Aufregungen gab hat niemand bis jetzt Laserbeak oder Soundwave gefunden. Da bin ich mir jedenfalls sicher. Es bringt jetzt auch nichts darüber nachzudenken. Vielleicht habe ich mir das ja auch nur eingebildet. In Ruhe packe ich meine Sachen ein und will aufstehen. Als ich mich jedoch umdrehe um zum Ausgang zu gehen taumel ich erschrocken ein paar Schritte zurück. Da hat sie sich doch tatsächlich hinter mich geschlichen, ohne das ich es bemerkt habe.

„D-du bist Cateline, richtig?“ Anstatt drauf zu antworten mustert sie mich erst einmal von oben bis unten. Und wie sie das tut, richtig hochnäsig. Und irgendwie auch unheimlich.

„Irgendwo her kenne ich dich.“

„Äh... Sicher. Wir sind schließlich schon vorher auf die gleiche Schule gegangen.“ Sie kommt mir mit ihrem Gesicht noch ein kleines bisschen näher, unangenehm.

„Das meine ich nicht. Ich hab dich gesehen, neulich in der Stadt. Ich bin mir sicher, das du es warst.“

„Also... Äh... Kann sein... Ich wohne hier, also werde ich wohl auch Mal in der Stadt unterwegs sein.“ Langsam wird mir das unheimlich. Ich zucke leicht zusammen als sie plötzlich beginnt in ihrer Tasche herumzuwühlen. Aber als ich sehen, dass sie nur ein Handy daraus hervorkramt bin ich irgendwie erleichtert. Zumindest einen ganz kleinen Augenblick. Denn danach habe ich plötzlich den Bildschirm des Handys vor der Nase auf dem ein Video abgespielt wird.

„Das bist du doch.“ Ich sage nichts dazu, denn das Video kommt unangenehm bekannt vor. Sehr bekannt. Das ist doch... der Vorfall in der Stadt! Das ist dieses Biest! Und Soundwave und Shockwave! Und das bin ich! Meine innere Stimme wird immer hysterischer während ich selbst immer blasser werde. Ich habe das Gefühl mein Kopf explodiert gleich. Was soll ich jetzt machen? Eine Ausrede finden? Bin ich zu schlecht drin. Ignorieren? Eine noch blödere Idee. Was, wenn das im Internet landet? Wie hat sie das überhaupt gemacht? Wer ist sie überhaupt? Mein Kopf raucht bestimmt schon. Deswegen nehme ich nicht gleich war, das sie eine Hand vor meinem Gesicht hin und her schwenkt.

„Noch jemand Zuhause? Oder ist dein Verstand schon abgestürzt?“ Nicht gerade ein hilfreicher Kommentar. Ich schüttelt ein wenig meinen Kopf um wieder ein bisschen klarer zu werden.

„Dieses Video...“

„Ich war zufällig in der Stadt, als das passiert ist. War selbst ne totale Überraschung. Aber du kamst mir gleich so bekannt vor.“ Über meinem Kopf steigt schon wieder eine Rauchwolke auf. Was machen, was machen!? Ich spüre, wie Laserbeak unter meinem Arm unruhig wird. Wenn mir nicht schnell etwas einfällt eskaliert die Sache hier vielleicht noch. Aber ich kann ihr ganz eindeutig nichts vormachen. Sie weiß genau, was sie gesehen hat. Da bleibt mir wohl nur noch eins übrig.

„Ich bin Helena.“ Etwas schüchtern strecke ich ihr meine Hand entgegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man meine Nervosität genau heraushören konnte. Als einen ganzen Moment lang nichts passiert fange ich schon an vor Nervosität zu schwitzen. Aber dann ergreift sie doch stumm meine Hand. Na ja, nicht ganz so wie ich es mir erhofft hatte.

„Also... Was war das da in der Stadt?“ Am liebsten wäre ich Tod umgefallen. Hätte sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen können? Ich weiß schon, warum ich sie nicht leiden kann.

„Äh... Also... Das ist so... Das war... Dreharbeiten, genau! Für... einen neuen Transfomersfilm!“ Ihr etwas verwirrter Blick irritiert mich jetzt doch ein wenig.

„Transformers? Diese Filme mit diesen komischen Robotern? Nie wirklich was davon gehört.“ Wieder ein Moment, an dem ich am liebsten im Boden verschwunden wäre. Und das nicht nur, weil sie mich weiterhin äußerst misstrauisch ansieht. Wenn doch nur Soundwave hier wäre.

„Und Außerdem... Ich glaube nicht, das es mit der heutigen Technik möglich ist solche Roboter wie in der Stadt in echt zu machen.“ Ich fange wieder etwas stärker an zu schwitzen. Sie hat nicht angebissen, gar nicht gut. Was jetzt? Ich denke fieberhaft nach. Hilfe!

„Ähm... Also... Wieso kommst du nicht erstmal mit zu mir nach Hause? Da lässt es sich doch besser miteinander reden.“ Soundwave wird mich umbringen, aber was soll ich sonst machen? Hoffentlich weiß er eine Lösung. Gespannt warte ich auf ihre Antwort.

„Nein, ich denke, hier ist es auch ganz gut.“ Und das dritte Mal würde ich gerne den Boden küssen. Was ist bloß los mit diesem Mädchen? Und was soll ich jetzt machen? Ein lautes Vibrieren reißt mich aus meinen Gedanken. Das Mädchen sieht kurz auf ihr Handy und lässt dann leicht die Schultern hängen.

„Das gibt es doch nicht. Ich muss nach Hause. Aber morgen reden wir weiter klar. Und dann will ich eine Antwort haben.“ Sie dreht sich um und lässt mich stehen. Ich bin gar nicht mehr in der Lage irgendwas zu sagen. Ich stehe einfach nur da. Erst als sie wirklich weg ist lasse ich mich langsam auf den Boden sinken.

„Laserbeak! Was solle ich denn jetzt machen!“ Ich stehe kurz davor einfach loszuheulen.

„Soundwave sollte es wissen.“

„Ich weiß... Aber wie soll ich ihm das klar machen. In gewisser Weise ist es doch auch meine Schuld.“ Ich kann nicht anders, als den Kopf hängen zu lassen. Auf der anderen Seite habe ich aber wohl kaum eine Wahl. Also kämpfe ich mich wieder auf die Beine, hole tief Luft und mache mich auf den Weg nach Hause.
 

„Was machen wir denn jetzt!“ Wie ein Häufchen Elend sitze ich zusammengekauert auf der Couch und lasse mir die schlimmsten Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Ich verstehe nicht, wie Soundwave da so ruhig bleiben kann. Er hat nicht Mal mit der Wimper gezuckt.

„Da bleibt wohl nur eine Möglichkeit.“ Etwas erschrocken sehe ich auf.

„Du willst sie doch wohl nicht etwa aus dem Weg räumen!“

„Sei nicht albern. Durch die Anwesenheit der Autobots hier in der Gegend ist es zu riskant. Außerdem wäre es zu auffällig.“ Irgendwie dreht sich gerade alles in meinem Kopf. Stehe ich auf der Leitung?

„W-was hast du dann mit ihr vor?“

„Was schon? Ich werde das irgendwie grade biegen müssen.“ Ich kann nicht behaupten, dass er glücklich aussieht.

„Willst du ihr etwas von euch erzählen?“ Mittlerweile bin ich etwas entspannter und habe mich auch wieder richtig hingesetzt. Es kommt mir komisch vor, dass Soundwave sowas wirklich machen will. Aber auf der anderen Seite hat er auch wieder recht.

„Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.“ Ich atme etwas auf. In einem kann ich mir immer sicher sein, Soundwave weiß, was er tut. Wenn sie jemand überzeugen kann, dann er.

„Fährst du heute noch zu ihr? Ich meine, wir haben doch gar keine Ahnung, wo sie wohnt.“

„Das herauszufinden ist nicht das Problem. Aber ich werde dich vorher zu Shockwave bringen.“ Auf einmal gehen sämtliche Alarmglocken los.

„Shockwave? Nie im Leben! Ich werde ganz bestimmt keine fünf Minuten mit ihm alleine verbringen!“

„Und wenn ich dich alleine hier lasse läufst du vor Panik gegen die nächste Wand. Entweder das, oder du wirst dich morgen früh erstmal nochmal mit deiner Freundin begnügen müssen.“ Ich sacke wieder etwas auf der Couch zusammen.

„Manchmal bist du wirklich erbarmungslos. Und ich hatte gerade angefangen dich wirklich zu mögen...“

„Sei nicht dumm. Ich bin immer noch ein Decepticon. Und jetzt seh zu, dass du fertig wirst, sonst muss ich dich die ganze Nacht im Labor lasse.“ Ich glaube, so schnell war ich noch nie abfahrtbereit.
 

Die Fahrt zu Shockwave ist bis jetzt irgendwie ziemlich erdrückend. Ich bezweifel, das es daran liegt, dass wir vielleicht entdeckt worden sind. Es hat irgendwie etwas unheimliches an sich.

„Du, Soundwave? Was passiert eigentlich mit mir, wenn ihr keine Verwendung mehr für mich habt?“ Zuerst breitet sich eine weile Schweigen aus. Ich werde ein bisschen nervös.

„...Darüber solltest du dir jetzt keine Gedanken machen.“ Ich weiß nicht, ob mich das beruhigen oder noch mehr verunsichern soll. Aber so ruhig, wie er es gesagt hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass er es damit ernst mein. Wieder ein Beweis für mich, dass sie eigentlich gar nicht so herzlos sind. Nur gezeichnet vom Krieg, wie viele Menschen auch, die gedient haben. Eigentlich sind sie uns gar nicht so unähnlich in ihren Verhaltensweisen. Es wäre jedenfalls falsch sie einfach nur als Roboter zu sehen. Das wird mir jedes Mal ein bisschen bewusster. Auch wenn es vielleicht komisch klingt, halte ich es nicht für falsch Soundwave zu vertrauen. Jedenfalls in meiner jetzigen Position nicht. Obwohl ich jetzt noch nicht sagen kann, was in der Zukunft auf mich wartet. Ich beende meine Gedankengänge, als wir in den Eingang zu Shockwaves Labor fahren. Vielleicht kann ich mich für die Zeit irgendwo verstecken.

Neue Probleme Teil 2

Etwas nervös laufe ich kleine Kreise, immer darauf bedacht Shockwave nicht zu nahe zu kommen. Ravage lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Wenn ich nur die geringste Ahnung hätte, was ich jetzt machen soll. Soundwave hat zwar gesagt, dass er ihr nichts antun wird, aber das eigentliche Problem schafft das trotzdem nicht aus der Welt. Und was soll ich machen, wenn sie nicht nachgibt? So hilflos zu sein ist echt kein schönes Gefühl. Ich wünschte, es hätte sich vermeiden lassen, dass Soundwave jetzt eingreifen muss. Als hätte ich nicht schon genug Probleme. Es ist ein Wunder, dass ich noch keinen Drehwurm hab. Aber anscheinend hab ich Ravage einen gebracht. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum er mir gerade das Hinterteil zugedreht hat. Vielleicht hat ihn mein ewiges Kreisen auch einfach nur genervt. Frustriert bleibe ich stehen. In Momenten wie diesen wünschte ich, es wäre wirklich alles nur ein Film und ich liege gerade Zuhause in meinem Bett und sehe mir einen an. Wie cool es auch ist, Soundwave im echten Leben zu begegnen, so langsam wird mir auch die Schattenseite bewusst. Es ist fast so, als würde man irgendwo zwischen zwei Dingen stehen. Wie die zwei Seiten einer Medallie. So langsam bekomme ich doch selbst einen Drehwurm. Ich setze mich lieber auf den Boden und lasse meinen Blick ein bisschen durch das Labor schweifen. Shockwave ist wieder am Arbeiten. Zumindest habe ich ihn so gut im Blick. Aber wenn ich mich weiter so umsehe, kommt in mir die Erkenntnis hoch, wie sich wohl Ameisen im Vergleich zu uns Menschen fühlen müssen. Nein, sogar noch ein bisschen extremer als das hier. Schon unheimlich. Es schüttelt mich ein bisschen und ich bekomme leichte Gänsehaut. Vielleicht liegt es aber auch nur an Shockwave. Oder dem gruseligen Geräusch von... Was auch immer er da gerade macht. Ich halte mir lieber die Ohren zu, aber viel bringen tut es nicht. Zum Glück ist es schnell wieder vorbei. Ich beschließe, dass es besser ist ihn erstmal nicht aus den Augen zu lassen. Zumindest bis Soundwave wieder da ist. Und dann kann ich hoffentlich auch schnell wieder nach Hause. Aber er ist jetzt schon so lange weg... Ob es wohl so läuft, wie er es gern hätte? Oder bleibt er so lange weg, weil irgendwas nicht stimmt? Etwas abwesend streiche ich mir über den Arm. Mittlerweile ist er so gut verheilt, dass ich keine Schmerzen mehr habe. Aber ein bisschen empfindlich ist er immer noch. Das wird wohl noch ein bisschen dauern. Ich bin versucht mir die Stelle nochmal genau anzusehen, lasse es dann aber lieber. Es ist recht kalt hier drin. Vermutlich brauchen Transformers keine Heizung. Oder sie haben eine eigene und es ist ihnen egal wie kalt die Umgebung ist. Ich hoffe, dass ich niemals im tiefen Winter hier her muss. Dann würde ich es hier vermutlich keine Stunde aushalten. Oder ich würde mich weigern aus Soundwave auszusteigen. Obwohl, dann dreht er vermutlich die Heizung aus um mich rauszuscheuchen.
 

Immer lauter werdende Motorgeräusche reißen mich aus meinen Überlegungen. Shockwave hat sich nicht einen Millimeter von seinem letzten Platz wegbewegt, also kann es nur bedeuten, dass Soundwave wieder da ist. Etwas Nervosität macht sich wieder in mir breit. Was wohl jetzt bei seiner Aktion herausgekommen ist? Ich hoffe, dass er gute Nachrichten hat. Aber irgendwie macht sich ein eher ungutes Gefühl in mir breit. Immerhin war er recht lange weg. Wenn er jetzt doch etwas getan hat? Ich schüttel den Kopf. Er hat gesagt, er würde ihr nichts antun und seine Begründung war auch nachvollziehbar. Warum sollte er plötzlich seine Meinung ändern? Ich komme etwas aus der Deckung, um den Eingang besser im Auge zu haben. Jetzt wo Soundwave wieder da ist, brauche ich nicht mehr ganz so extrem auf Shockwave zu achten. Auch, wenn ich mich sicher niemals in seiner Gegenwart wohl fühlen werde. Dann kommt er endlich in mein Blickfeld. Er fährt noch ein Stück rein und bleibt dann stehen. Irgendwie ein bisschen merkwürdig. Ein paar Sekunden passiert nichts. Ich gehe noch ein kleines Stück weiter rein, stolpere aber augenblicklich wieder ein Stück zurück als ich bekannte, metallerne Geräusche höre und gleich darauf zu sehen ist, wie sich Soundwave transformiert. Etwas interessanter finde ich allerdings den jemand, der daraufhin zu Boden fällt. Dass ist doch das Mädchen! Er hat es also nicht geschafft sie davon zu überzeugen. Aber warum bitte ist sie dann hier? Ich bleibe etwas ratlos einfach da stehen, wo ich gerade bin und beobachte alles ein bisschen. Cateline sitzt fast wie versteinert am Boden, während sie zu Soundwave herauf sieht. Ich vermute Mal, dass sie sich geweigert hatte auszusteigen. Wie er sie wohl dazu überredet hat überhaupt mitzukommen? Oder hat er sie überhaupt gefragt? Mich hat er schließlich bei unserer ersten Begegnung auch einfach mitgenommen. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge würde ich auch eher darauf tippen. Ich stolpere noch ein paar Schritte zurück als ich bemerke, das Shockwave sich den beiden jetzt auch genähert hat. Er wirkt allerdings nicht überrascht, also muss Soundwave ihm schon vorher Bescheid gegeben haben, dass er jemanden mitbringt. Irgendwie fies, dass er mir nichts gesagt hat. Aber auf der anderen Seite sollte ich doch lieber froh darüber sein, dass er mir keine Beachtung geschenkt hat. Ich bekomme Gänsehaut und reibe mir ein bisschen unbeholfen über die Arme. Ich drehe mich kurz um. Ravage liegt immer noch auf dem Boden, aber er hat interessiert den Kopf gehoben. Ist vielleicht besser so für Cateline. Bis jetzt hat noch keiner etwas gesagt. Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich mich da Mal einmischen würde. Sonst kippt sie noch um. Und ich glaube nicht, dass sie Wert darauf legt Shockwaves Patientin zu werden. Ich atme erstmal tief ein. Hoffentlich würde ich sie nicht auch noch schocken. Wenn es denn überhaupt noch möglich ist, nach dieser Begegnung. Genug gezögert. Mit etwas mehr Selbstvertrauen laufe ich los um die Situation vielleicht doch noch ein bisschen zu entschärfen. Leider komme ich nicht weit. Nach nur ein paar Schritten finde ich mich kopfüber geflogen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden wieder. Was müssen hier auch so viele Kabel rumliegen. In Ordnung halten ist Shockwave wohl auch durchgefallen. Zumindest hat mir mein unfreiwilliger Abgang die Aufmerksamkeit aller eingebracht. Ist schonmal ein Anfang.

„Was machst du da?“ Das ist Soundwaves Stimme. Erst jetzt bemerke ich, dass ich noch immer auf dem Boden liege, alle Viere von mir gestreckt.

„Ich bin hingefallen...“ Es klingt etwas gequälter als ich eigentlich wollte. Könnte daran liegen, dass sich der Schmerz jetzt so langsam durch meinen Körper zieht. Ich glaube, ich habe mir die Knie aufgeschlagen. Verdammt, dabei hatte ich gerade erst meinen Arm wieder. Ich setze mich langsam auf.

„Au... Das hat wehgetan.“ Ich reibe mir ein bisschen über die Nase. Mein Gesicht ist jetzt bestimmt schön rot. Immerhin bin ich damit auch voll aufgeschlagen. Ich hatte es vor Schreck nicht mehr geschafft mich abzustützen. Ein kurzer Blick an mir runter sagt mir zumindest, dass ich mir doch nicht ernsthaft wehgetan hab. War wohl nur der Schreck. Glück gehabt, noch eine Shockwavebehandlung brauche ich so schnell nicht. Erst jetzt fällt mein Blick auf Cateline, die mich mehr entgeistert als alles andere ansieht. Schnell rappel ich mich wieder auf und stelle mich zu ihr.

„Also.. Äh... Was macht sie hier? Ich dachte, du wolltest das nicht.“ Ich könnte schwören ein leichtes Grummeln von Soundwave zu vernehmen. Aber es ist zu leise um es wirklich einordnen zu können. Vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet.

„Sie hat mir keine Wahl gelassen.“

„Verstehe... Du hast sie also wirklich einfach mitgenommen.“ Ich helfe Cateline auf die Beine. Es sieht so aus, als stände sie noch immer zu sehr unter Schock, als das sie sich gegen sowas wehren könnte.

„Tut mir leid. Er ist leider immer so drauf. Aber die beiden werden dir nichts tun.“ In Gedanken füge ich noch ein „denke ich jedenfalls“ hinzu. Zumindest scheint sie das etwas aus ihrer Starre zu holen.

„W-wer sind die? Was hast du mit denen zu schaffen?“ Sie scheint die Filme wirklich noch nie gesehen zu haben. Das macht die Sache nicht einfacher.

„Tja... also... Der, der dich hierher gebracht hat ist Soundwave. Er ist ein Spion und Kommunikationsexperte und er versteht seine Arbeit. Der andere ist Shockwave, ein auf Logik versessener Wissenschaftler. Ich weiß ehrlich gesagt selbst noch nicht so recht, wie ich ihn einordnen soll. Sie sind beide Decepticons und sie kommen von einem Planeten namens Cybertron. Und was ich mit ihnen zu schaffen habe weiß ich selbst nicht so genau... Da bin ich in der gleichen Situation wie du. Ich bin nur schon etwas länger da drinnen.“ Scheinbar fasziniert hat sie mir bis zum Ende zugehört. Das die beiden auch mitgehört haben, habe ich in diesem Moment lieber ausgeblendet.

„Ich... blicke da immer noch nicht wirklich durch. Aber sie werden mir nichts tun, oder?“

„Nein.“ Ich behalte lieber für mich, dass sie es nur nicht tun, weil ihr Tod zu viel Aufsehen erregen würde. Zumindest scheint sie sich beruhigt zu haben und ein bisschen Farbe hat sie auch wieder im Gesicht. Etwas fasziniert sieht sie sich Soundwave und Shockwave genau an. Verübeln kann ich es ihr nicht, aber ich sollte sie wohl lieber bei Gelegenheit nochmal darauf hinweisen, wie gefährlich die beiden eigentlich sind. Oder ich sollte ihr nahe legen sich die Filme doch Mal anzusehen. Das würde lange Erklärungen sparen.

„Du... Cateline? Du darfst aber niemandem davon erzählen.“

„Ich bin doch nicht blöd. Das weiß ich doch.“ Etwas entrüstet dreht sie sich zu mir um. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mir damit nur etwas vorspielt. Ein bisschen Angst ist doch noch zu sehen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass ich mir das einbilde.
 

Etwas erleichtert stelle ich fest, dass ich mir beim Sturz wirklich nichts getan hab. Es hat wirklich lange gedauert, bis ich Cateline alles erklärt hatte. Es ist echt schwierig jemandem das ganze zu erklären, der noch nie wirklich was von Transformers gehört hat. Ich sollte ihr wohl mal nahe legen sich die Filme einmal anzusehen. Vor allem, da sie jetzt wohl genauso wenig wieder aus der Nummer rauskommen wird wie ich. Als ich zu ihr herüber sehe bekomme ich eine Gänsehaut. Wie kann man nur freiwillig so nahe an Shockwave sein? Aber anscheinend findet sie auch noch gefallen daran. Dabei hatte ich eigentlich nochmal genau betont, dass sie sich besser von ihm fernhalten sollte. Ich weiß wirklich nicht, was sie an ihm toll findet. Ich streiche mir etwas verloren über den Arm. Soundwave hat auch zutun, bevor er uns nach Hause bringt. Und Ravage hat sich auch verzogen, wohl um eine Runde zu schlafen. Also stehe ich jetzt irgendwie einsam und verlassen in einer Ecke herum. Irgendwie komme ich mir jetzt überflüssig vor. Oder besser gesagt fehl am Platz. Ich bin mir nicht ganz schlüssig, was ich jetzt machen soll. Noch dazu ist es jetzt fast Abend. So lange wollte ich eigentlich gar nicht hier bleiben. Ich sehe mich im Labor um, um mich irgendwie ein bisschen abzulenken. Als ich mir aber die ganzen, komischen Maschinen ansehe, wird mir nur noch mulmiger in der Magengegend. Wäre es nicht so kalt hier, hätte ich längst angefangen zu schwitzen. Ich drehe mich ruckartig um, als ich laute Schritte höre. Zu meiner Erleichterung ist es nur Soundwave. Nur Sekunden später transformiert er sich.

„Ich denke es wird Zeit, dass ich euch beide nach Hause bringe.“ Ich kann von hier aus sehr gut das Enttäuschte Gesicht von Cateline sehen. Aber protestieren tut sie dann nicht. Mich schüttelt es etwas bei dem Gedanken, dass sie es hier toll finden könnte. Ich mache mich lieber auch schnell auf den Weg rüber, damit wir schnell von hier verschwinden können. Leider bemerke ich dabei nicht rechtzeitig, wie ich mit einem Fuß an einem Kabel hängen bleibe. Schon liege ich wieder mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Diese verdammten Kabel... Heute ist echt nicht mein Tag.
 

Ich reibe mir meine immer noch leicht rote Nase, während ich aus dem Fenster sehe. Es war bereits stockdunkel, als wir Shockwaves Labor verlassen haben. Jetzt sind wir schon ein paar Minuten unterwegs. Ich hatte Glück im Unglück, als ich mir auch bei meinem zweiten Sturz nichts getan habe. Na ja, fast nichts getan habe. Ein paar blaue Flecke wird das sicher geben. Neben mir höre ich ein leichtes kichern. Etwas wütend drehe ich meinen Kopf in diese Richtung. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn wir Cateline die Nacht bei Shockwave gelassen hätten.

„Das war vielleicht ein Abgang eben. Bist du immer so tollpatschig?“ Ich kann doch nicht dafür, dass diese blöden Kabel da rumliegen mussten. Es ist auch so schon peinlich genug.

„Nein.“ Ich habe keine große Lust mit ihr mehr Worte zu wechseln als nötig. Jeder andere wäre mir recht gewesen. Warum musste ausgerechnet sie dahinter kommen? Und als wenn das nicht genug ist, muss ich sie jeden Tag in der Schule ertragen. Ich bin erleichtert, als Soundwave hält und sie endlich aussteigt. Ich mache mir auch nicht die Mühe noch irgendwas zu sagen.
 

Erschöpft lasse ich mich einfach auf mein Bett fallen. Das ist einer der wenigen Tage, die ich gerne aus meinem Gedächtnis streichen würde. Es gab wirklich nichts, was nicht schief gegangen ist. Ich bekomme aus dem Augenwinkel mit, dass Soundwave wieder an meiner Fensterbank gelehnt steht.

„Du hättest sie nicht mitnehmen dürfen...“

„Sie hat uns durchschaut und außerdem könnte ihre Intelligenz noch von Nutzen sein.“

„Intelligente Menschen gibt es noch genug andere auf der Erde. Warum musstest du dir gerade sie aussuchen?“

„Wärst du nicht so unverantwortlich gewesen, hätte sie dich auch nicht entdeckt und dich mit uns in Verbindung gebracht. Es ist deine eigene Schuld.“ Autsch, das hat gesessen. Leider hat er recht. So ein Mist. Ich beschließe lieber nichts mehr darauf zu antworten. Ich weiß auch gar nicht, was ich darauf erwiedern sollte. Immerhin hat er genau ins Schwarze getroffen. Ich stelle mich lieber gedanklich darauf ein, dass ich Cateline wohl ab jetzt öfter ertragen muss. Und ich nehme mir fest vor in Zukunft mehr auf am Boden liegende Kabel zu achten.

Winter

Seit Soundwave bei mir aufgetaucht ist, raubt es mir immer und immer wieder den Schlaf. Ich konnte wegen dem von gestern diese Nacht keinen Moment schlafen. Das ausgerechnet ich Schuld daran bin, das wir entdeckt wurden knabbert ganz schön an mir. Dabei dachte ich immer, dass schon nichts schief gehen wird. Ich bin wohl manchmal wirklich ein bisschen zu unbekümmert. Und dann muss es ausgerechnet so jemand die Cateline sein. Hätte es nicht jemand anderes sein können? Na ja, vermutlich hätte sich jeder andere davon überzeugen lassen, dass es nicht echt gewesen ist. Und das Soundwave sie tatsächlich einfach mitgenommen hat. Bei dem Gedanken schüttelt es mich ein bisschen. Auch wenn ich froh darüber sein sollte, dass er sie nicht einfach aus dem Weg geräumt hat. Trotzdem, irgendwie ist sie ein bisschen merkwürdig. Etwas schwerfällig quäle ich mich aus meinem Bett. Wenn ich mich jetzt nicht ein bisschen beeile, dann komme ich zu spät zur Schule. Und ich bezweifel, dass Soundwave mich hinfahren wird. Ich bekomme eine Gänsehaut. Wieso friert man eigentlich immer so, wenn man morgens aus dem Bett steigt? Ich ziehe mich schnell an, um das frösteln loszuwerden. Dann werfe ich doch noch schnell einen Blick aus dem Fenster. Was ich da sehe, lässt mein Herz augenblicklich ein bisschen höher schlagen. Es fällt weiß aus dem Himmel, Schnee. Sicher, es ist noch nicht viel, aber trotzdem. In diesem Jahr schneit es sehr früh, aber in den letzten Tage war es auch ungewöhnlich kalt. Aus irgendeinem Grund sind auf einmal alle Sorgen vergessen. Zumindest für diesen einen Moment. Dann fällt mein Blick auf Soundwave, der schon recht viel Schnee auf sich liegen hat. Irgendwie tut er mir leid. Er wird sicher schrecklich frieren. Aber unser Haus hat jetzt auch nichts zum Unterstellen für Autos. Irgendwie habe ich ein bisschen Mitleid mit ihm.
 

Jetzt muss ich doch ein bisschen rennen um meinen Bus nicht zu verpassen. Ich hatte bei dem schönen Anblick des Schnees ganz vergessen, dass ich ja unser Grundstück und den Bürgersteig davor räumen muss. Das hat die Zeit gekostet, die ich vorhin noch aufholen konnte. Morgen muss ich wohl oder übel früher aufstehen. Aber egal, dafür schneit es. Ich erwische meinen Bus gerade noch so. Er ist so voll, dass ich an der Tür stehen bleiben muss. Wenigstens ist die Heizung voll aufgedreht. Das hat allerdings auch zur Folge, dass die Scheiben hoffnungslos beschlagen sind. Man kann absolut gar nichts mehr sehen. Zum Glück funktioniert die Haltestellenanzeige in diesem Bus. Also nutze ich die Zeit, um mir die Menschen, die mit mir im Bus sitzen etwas genauer anzusehen. Etwas, das ich normalerweise nicht tue. Es ist glaube ich überflüssig zu erwähnen, dass der Bus voller Schüler der unterschiedlichsten Klassenstufen ist. Aber eben nicht nur. Weiter vorne im Bus, in der nähe des Fahrers sitzen einige ältere Menschen. Ganz besonders nahe an den Türen. Irgendwie sehen die alle immer ein bisschen finster drein. Zumindest morgens, wenn so viele Schüler unterwegs sind. Andersherum scheint es aber auch nicht anders zu sein. Besonders weit hinten sitzen oder stehen die meisten Schüler, Handy in der Hand, Musik aufgedreht und unachtsam mit ihren Schultaschen. Der größte Teil von ihnen jedenfalls. Da kommt man dann auch schonmal einen Schulranzen in den Rücken oder ins Gesicht. Einer der Gründe, warum ich lieber vorne im Bus stehe, anstatt mir einen Sitzplatz zu suchen. Leute, die auf dem Weg zur Arbeit sind befinden sich eher weniger in diesem Bus. Vereinzelt sitzt hier und da Mal jemand. Das dürfte wohl daran liegen, dass dieser Bus nur am Stadtrand entlang fährt. Die meisten arbeiten in der Innenstadt. Ich drehe mich wieder zur Tür um, aber es erwartet mich nur wieder eine hoffnungslos beschlagene Scheibe. Gut, dass ich jetzt sowieso wieder aussteigen muss. Mittlerweile ist der Bürgersteig endgültig unter dem Schnee verschwunden. Und es ist rutschiger geworden. Man muss aufpassen wo man hintritt. Und als wenn das nicht genug wäre schneit es so stark, das die Sicht stark eingeschränkt ist und der Schnee einen schneller durchnässt als man wieder irgendwo rein kommt. Die Leute, die bereits auf den Straßen sind um die Gehwege vom Schnee zu befreien haben kaum Chancen gegen die Schneegewalt, die gerade vom Himmel regnet. Ich beeile mich lieber schnell ins Warme zu kommen.
 

Ich bin schon ganz nass, als ich endlich im Schulgebäude ankomme. Leicht durchgefroren klopfe ich mir den restlichen Schnee ab. Man kann draußen wirklich kaum noch die Hand vor Augen sehen. Hoffentlich sucht sich Soundwave ein bisschen was wärmeres, jetzt wo ich weg bin. Vielleicht hätte ich ihn heute morgen doch fragen soll, was er jetzt bei dem Wetter machen will. Es macht sich ein schlechtes Gefühl in mir breit. Ich schüttelt aber schnell meinen Kopf um das wieder loszuwerden und mache mich auf den Weg zu meinem Klassenraum. Ich will aus der nassen Jacke raus. Außerdem fange ich an zu frieren, wenn ich im warmen Gebäude zu lange in meiner dicken Jacke bleibe. Der Klassenraum ist für diese Uhrzeit noch ungewöhnlich leer. Na ja, heute hat man für das Zuspätkommen oder fehlen ja auch die perfekte Ausrede. Wenn es nicht sogar zutrifft. Ich weiß ja nicht, wie es in den anderen Stadtteilen aussieht. Etwas erschöpft lasse ich mich auf meinen Platz fallen. Ich wage es einen Blick rüber zu werfen. Cateline ist natürlich schon da. Sie sitzt ganz alleine auf ihrem Platz und liest irgendein komisches Buch. Schon merkwürdig. Gestern hat sie auch keinen Kontakt zu den anderen gesucht. Aber es scheint ihr auch nichts auszumachen da so ganz allein zu sitzen. Ein bisschen seltsam ist sie schon. Abgesehen davon, dass sie keine Angst vor Shockwave hat. Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Diese Kombination hat etwas gruseliges an sich. Als sie aufsieht und in meine Richtung Blick sehe ich lieber schnell weg. Vielleicht bleibt sie ja wo sie ist.

„Helena.“ Weit gefehlt. Etwas widerwillig sehe ich auf. Sie hat sich lässig an meinen Tisch gelehnt.

„Morgen...“ Mehr will mir zu dieser Situation nicht über die Lippen kommen.

„Wo hast du deinen Begleiter gelassen?“ Ich sehe mich kurz um, aber niemand scheint Notiz von uns zu nehmen.

„Ich habe keine Ahnung. Entweder er ist irgendwo draußen und erfriert oder er ist zu Shockwave gefahren. Als ich heute morgen losgefahren bin hat er sich jedenfalls noch nicht gerührt.“

„Und da hast du nicht nachgesehen?“

„Ich denke, er ist in der Lage auf sich selbst aufzupassen.“ Das ich mir keine Gedanken mache ist gelogen, aber eigentlich stimmt es doch. Soundwave weiß schon selbst, was er jetzt macht. Der Gedanke hätte mir vielleicht gleich kommen sollen. Zumindest ist das schlechte Gefühl jetzt verschwunden, oder es ist zumindest weniger geworden. Auf jedenfall scheint sie recht fasziniert von den beiden zu sein. Verübeln kann ich ihr das nicht, schließlich war ich es zuerst auch und ich wusste auch noch, was auf mich zukommt. Das Klingeln und das Eintreten des Lehrers ist schon fast eine Erlösung für mich. Cateline muss zurück zu ihrem Platz, der zum Glück weit genug von mir weg ist. Heute schaffe ich es auch endlich Mal mich richtig auf den Unterricht zu konzentrieren.
 

Die letzten Stunden sind wie so oft schon eine einzige Qual. Man hat nur den Schulschluss vor Augen. Ich konnte mich in den Pausen zwar erfolgreich vor Cateline verstecken, aber das war auch schon anstrengend genug. Dazu kommt, das meine Sorgen wieder ein bisschen gewachsen sind. Es hat den ganzen Tag nicht aufgehört zu schneien. Mittlerweile liegt wirklich schon recht hoch Schnee. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Soundwave gerade macht. Ob er sich wohl irgendwie Schutz gesucht hat? Oder hat er etwa die ganze Zeit draußen ausgeharrt? Es ist schließlich auch sehr kalt. Ich frage mich, wie viel Kälte ein Transformers aushalten kann. Sicher nicht unbegrenzt viel. Aber wenn Shockwave hier ein ganzes Labor hat, müssten sie das Klima auf diesem Planeten eigentlich kennen. Außerdem arbeiten sie ja nicht erst seit kurzem mit meinem Vater zusammen, da bin ich mir sicher. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los. Etwas gedankenverloren sehe ich aus dem Fenster. Die schneeweiße Landschaft sieht wirklich toll aus. Die ganzen, weißen Dächer. Die Straße ist auch unter einer Schneeschicht verschwunden. Nebenstraßen werden eher weniger geräumt. Ein paar Leute sind draußen um den Bürgersteig wieder frei zu schaufeln. Die vorbeifahrenden Autos kämpfen sich ein bisschen durch die Straße. Die parkenden Autos sind auch ziemlich weiß. Man hat sie heute ja noch nicht vom Schnee befreit. Da freut sich jeder, deren Auto geschützt steht. Es ist interessant zu erraten, welche Autos da stehen, wenn der Schnee fast alles verdeckt. Da ist ein Rotes und ein Blaues, ein schwarzes, Soundwave... Moment! Ich sehe nochmal etwas genauer hin. Kein Zweifel, er ist tatsächlich hergekommen. Ich kann mir ein leises Stöhnen gerade noch verkneifen. Ist das die Strafe dafür, was ich Laserbeak heute nicht mitgenommen habe? Dabei habe ich ihm tausend Mal gesagt, dass er sich nicht direkt vor meine Schule stellen soll. Das ist doch merkwürdig, wenn da so ein Sportwagen steht. Ich muss mich nur an den Tag unserer ersten Begegnung erinnern. Da stand er auch vor meiner Schule bevor er mich dann verschleppt hat, wenn man das so nennen kann. Immerhin hat er mich auch wieder nach Hause gebracht. Ich sehe schnell zur Uhr. Nur noch ein paar Minuten. Dann sehe ich rasch zu Cateline rüber. Es überrascht mich nicht wirklich, dass sie gelangweilt etwas anderes macht. Wenigstens hat sie ihn noch nicht bemerkt. Obwohl, wäre es so schlimm, wenn sie ihn bemerken würde. Ich weiß nicht so recht. Ein lautes Klingeln reißt mich aus meinen tiefen Gedanken. Endlich ist der Unterricht vorbei. Wurde auch Zeit. Ich konnte mich wegen Soundwave jetzt überhaupt nicht mehr konzentrieren. Ich hab keinen blassen Schimmer, was wir die letzten Minuten gemacht haben. Ich bemühe mich schnell meine Sachen zu packen und will eigentlich gerade rausstürmen, als mir etwas einfällt. Na ja, eigentlich gefällt mir dieser Gedanke nicht, aber Soundwave würde darauf bestehen. Oder mich wieder zurückschicken um sie zu holen. Also gehe ich zu ihr rüber.

„Cateline.“ Sie sieht mich etwas desinteressiert an während sie ihre Sachen weiter zusammenpackt. Wieder etwas, dass ich nicht einordnen kann. Ich sehe mich schnell einmal um, aber es scheint gerade keiner zuzuhören. Die Hälfte ist eh schon weg.

„Unser Taxi steht vor der Tür.“ Erst sieht sie mich etwas unverständlich an, aber als sie einen Blick aus dem Fenster wirft, weiß sie, was ich gemeint habe.

„Ich wusste gar nicht, dass er herkommt.“

„Sollte er eigentlich auch gar nicht. Ich hab ihm schon so oft gesagt er soll sich nicht direkt vor die Schule stellen, aber er hat eben seinen eigenen Kopf. Dafür müssen wir jetzt nicht Bus fahren.“ Tja, man muss an sowas eben auch Mal die guten Seiten sehen. In diesem Fall das Warten auf den Bus bei dieser Kälte.

„Helena, sag Mal friert er denn überhaupt nicht bei diesen Temperaturen? Eigentlich müssten die Minusgrade ihm zusetzen. Selbst Maschinen haben ab einer bestimmten Kälte Probleme.“

„Ich denke schon, dass sie ihre Grenzen haben, aber frag mich nicht, ab wo sie beginnen. Der Nordpool oder der Südpool sind jedenfalls zu viel für sie, das hat Megatron bereits bewiesen.“

„Megatron?“ Ich kann mir ein kraftvolles ausatmen nicht verkneifen.

„Sieh dir die Filme an. Dann weißt du, was ich meine.“ Einen Augenblick herrscht Stille zwischen uns beiden.

„Wieso kommt ihr zwei heute nicht mit zu mir. Wir haben eine große Garage, die beheizt ist.“ Ich sehe sie etwas unverständlich an.

„Und was ist mit deinen Eltern?“

„Meine Eltern leben getrennt, ich lebe bei meinem Vater. Und der ist Professor an der Universität. Dadurch ist er nie früher als neun Uhr Abends Zuhause. Also gar kein Problem.“ Ich überlege einen Moment. Den gesamten Nachmittag mit ihr zu verbringen ist nicht gerade die tollste Aussicht. Aber wenn nicht, wird mich Soundwave garantiert mit zu Shockwave nehmen um mich nicht aus den Augen zu lassen und gleichzeitig den kalten Temperaturen zu entkommen. Die Frage ist jetzt nur, was ist mir lieber?
 

„Deinem Vater gehört dieses riesige Anwesen?“ Noch immer ungläubig sehe ich mich in diesem großen Wohnzimmer um. Dieses große, neue Anwesen, dass ich bereits mit Soundwave gesehen hatte. Hier wohnt also Cateline. Es ist irgendwie interessant zu sehen, wie sie so wohnt. Aber sowas riesiges für zwei Personen? Ihr Vater dürfte nicht schlecht verdienen. Aber auf der anderen Seite ist diese Tatsache auch ein bisschen unheimlich. Ich hätte vielleicht besser aufpassen sollten, als wir sie gestern nach Hause gebracht haben. Dann wäre es mir schon längst aufgefallen. Aber ich war wohl einfach zu müde. Soundwave hat auch kein einziges Wort dazu gesagt. Jetzt doch etwas beleidigt sehe ich zu seinem Hologramm herüber. Selbst hier lässt er mich nicht aus den Augen. Na ja, zumindest muss ich so meine Zeit nicht allein mit Cateline verbringen. Und obendrein scheint es Soundwave jetzt auch besser zu gehen. Er war wirklich sehr kalt. Ich lasse mich auf das Sofa fallen und beende meinen Rundblick durchs Zimmer. Cateline sitzt fast neben mir. Ich unterdrücke den Drang noch etwas wegzurutschen und sehe lieber rüber zu Soundwave.

„Sag Mal, Soundwave. Wie viel Kälte haltet ihr eigentlich aus?“ Es tritt ein wenig Schweigen ein, aber es sieht so aus, als würde er darüber nachdenken, wie er es am Besten erklärt.

„Ab einer bestimmten Temperatur haben wir eine begrenzte Zeit, bis unsere Systeme Schaden nehmen. Je kälter es ist, desto kürzer ist diese Zeitspanne. Die aktuellen Temperaturen sind an der oberen Grenze und lassen uns noch viel Zeit übrig. Außerdem können wir ganz gut einschätzen, wann unsere Grenzen erreicht sind.“ So etwas in der Art habe ich mir schon gedacht. Auf kurz oder lang wäre ich dann wohl wirklich bei Shockwave gelandet. Da ist mir das hier doch tausend Mal lieber.

„Bei euch lernt man ja nie aus.“ Ich strecke mich ein bisschen. Der Schlafmangel von letzter Nacht macht sich jetzt doch ein bisschen bemerkbar. Am Besten gehe ich wohl heute ein bisschen früher ins Bett. Sonst könnte es durchaus passieren, dass ich den Wecker morgen früh nicht höre. Und auf einen Weckruf aller Soundwave kann ich sehr gut verzichten. Ich würde mich wohl zu tode erschrecken. Cateline scheint ja richtig fasziniert von den beiden zu sein. Jedenfalls scheinen ihre Augen richtig zu strahlen. Fehlt nur noch, das sie mitschreibt. Wissbegierig ist sie ja.
 

Etwas reißt mich aus meinen Gedanken. Etwas sehr lautes, wie eine Explosion. Alles beginnt zu vibrieren. Ehe ich mich versehe sind Cateline und ich auf den Beinen.

„Was war das?“ Erschrocken sieht sie sich ein bisschen um. Ich sehe rüber zu Soundwave. Ich kann durch sein Visier zwar nichts sehen, aber ich denke, ich weiß es trotzdem.

„Ich fürchte, ich weiß was es ist.“ Ich laufe los. Cateline folgt nur dich hinter mir.

„Was ist denn los?! Wo willst du hin?!“ Ich bleibe nicht stehen. Sie würde ja gleich sehen, was es ist. Soundwave wird sicher gerade aus der Garage fahren. Als ich vor der Tür stehe halte ich kurz die Luft an. Cateline kommt direkt neben mir zum Stehen. Ich kann hören, wie sie etwas die Luft einsaugt.

„Das ist doch...“ Ein Stück weit weg, aber im guten Sichtfeld ist es jetzt also hier aufgetaucht. Ich kann das rote Leuchten in den Augen der metallernen Raubkatze sehen. Ich hätte nicht die tiefen Kratzer sehen müssen um zu wissen, dass es genau dieselbe ist. Ein lautes Geräusch hinter mir lässt mich wissen, das Soundwave sich transformiert hat.

„Was machen wir jetzt?“ Ich drehe mich zu ihm um. Er sieht nicht zu mir runter. Er fixiert einzig und allein den Feind.

„Das ist unsere Chance es ein für alle Mal zu vernichten. Eine andere Wahl haben wir nicht. Ihr verschwindet von hier.“

„Aber unser Haus!“ Ich kann ein bisschen Verzweiflung in ihrer Stimme hören. Kein Wunder. Wäre es so nahe an meinem Haus aufgetaucht, hätte ich auch Angst darum. Wir haben schließlich beide gesehen, was es in der Stadt angerichtet hat. Aber hier zu bleiben... Was sollen wir tun?

Aktiviert

Wir zucken beide Zusammen, als eine weitere Explosion den Boden erzittern lässt. Ich muss zugeben, dass unser Versteck nicht die beste Wahl war. Trotzdem ist es besser, als wenn wir irgendwo auf dem freien Schussfeld stehen würden. Aber es wäre mir trotzdem am liebsten, wenn wir einfach das Weite suchen würden. Wäre da nur nicht Cateline. Gerade hat sie sich nach oben gebeugt, lässt sich aber auch im gleichen Moment wieder zurückfallen.

„Man, ist das cool. So einen Kampf in richtig nahe zu sehen ist ja abgefahren.“

„Du hast gesehen, was du wolltest. Jetzt lass uns von hier verschwinden. Du hast Soundwave doch gehört.“ Sie sieht mich etwas entrüstet an.

„Du willst einfach so gehen? Willst du Soundwave nicht helfen?“ Ich wische mir mit der Hand über mein Gesicht.

„Helfen? Wir reden hier von einer riesigen, cybertonischen Kampfmaschine. Du hast keine Ahnung was es bedeutet, dem Ding auf Leben und Tod gegenüber zu stehen. Ich meine es ernst. Verschwinden wir von hier, bevor wir Soundwave im Weg stehen. Shockwave ist bestimmt auch schon auf dem Weg hier her.“

„Ach komm schon! Irgendwas müssen wir doch tun können!“ Wir halten schützend unsere Arme über unsere Köpfe, als es ganz in unserer Nähe wieder explodiert. Ich wäre schon längst weg, wenn Cateline nicht so stur wäre.

„Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? Wenn wir hier bleiben, leben wir nicht mehr lange.“

„Aber das Ding muss doch eine Schwachstelle haben.“ Eine Schwachstelle, ja. Aber wohl kaum eine, die wir als Menschen erreichen können. Wie kann ich sie nur davon überzeugen, dass wir die Sache Soundwave überlassen sollten? Aber wenn ich so in ihr grübelndes Gesicht sehe, rechne ich mir eher weniger Chancen aus. Sie wird wohl nicht locker lasse, bis sie selbst in Gefahr gerät. Und dazu kommt noch, dass sie überhaupt keine Ahnung hat, auf was sie sich da eigentlich einlässt. Das es langsam wirklich Dunkel wird macht unsere Lage auch nicht besser. Das Ding kann zwar verdammt gut in der Nacht sehen, aber wir sind dann so gut wie blind. Nicht die besten Voraussetzungen, um von hier zu fliehen. Erst als ich wieder zur ihr sehe merke ich, dass sie mich förmlich anstarrt. Es macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit.

„W-was ist denn?“ Sie kommt mir noch ein bisschen näher.

„Dieses komische Armband, dass du da hast. Was ist damit?“

„Äh, die Waffe? Ich hab keine Ahnung. Soundwave hat mir nie wirklich was darüber erzählt. Ich weiß nicht Mal, was sie kann.“

„Aber wenn wir herausfinden könnten wie sie funktioniert...“

„Ich bezweifel, dass ein Mensch dazu in der Lage ist. Das ist eine cybertronische Waffe, kein Spielzeug.“ In diesem Augenblick bin ich froh über mein überlegenes Wissen. Andernfalls würden wir jetzt wohl beide etwas dummes tun. Obwohl, wer sagt, dass wir nicht trotzdem etwas dummes tun werden? Ich sehe mir das Armband nochmal genau an. Auch dieses Mal wollte Soundwave es nicht haben. Dafür muss es doch einen Grund geben. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass sie nicht funktionsbereit ist, auch wenn sie nicht ganz fertig sein sollte. Er wollte sie verstecken, als er sie mir gab.

„Vielleicht... Wollte er sie nicht vor Megatron, sonder vor jemand anderem verstecken. Aber vor wem?“

„Was redest du da?“ Ich sehe auf. Ich glaube, so entschlossen war ich noch nie.

„Er hat mir dieses Armband bei unserer ersten Begegnung gegeben, weil ich sie verstecken sollte. Er hat mich angelogen. Es ging nicht darum sie vor Megatron zu verstecken. Aber vor wem soll ich sie dann verstecken?“

„Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“ Auch Cateline lässt jetzt ihren Blick auf dem Armband ruhen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto verwirrter scheine ich zu werden. Und doch scheint alles so klar zu sein. Aber ich bin mir nicht sicher, was mir diese Erkenntnis jetzt gerade bringt. Ich sollte Soundwave später fragen, aber jetzt ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Eine weitere, laute Explosion bestätigt mir meine Gedanken nur. Aber Cateline sieht noch immer nicht danach aus, als würde sie bald das Weite suchen wollen. Was muss ich denn noch anstellen? Ihre nun nachdenkliche Mine lässt mich dennoch kurz innehalten.

„Sag Mal, Helena. In diesem Armband steckt doch so ein Splitter von irgendeinem Allspark, oder?“

„Keine Ahnung... Woher weißt du jetzt eigentlich schon wieder davon? Das hat keiner erwähnt!“ Etwas triumphierend hält sie mir ihr Handy entgegen.

„Die Daten hab ich von Shockwave geklaut.“ Ich sehe sie etwas verdutzt an.

„Du... Bist an Daten von Shockwave gekommen? Und er hat das nicht bemerkt?“ Sie nickt nur und tippt dann weiter auf ihrem Handy herum. Wie auch immer sie das gemacht hat, es ist einfach genial. Wer schafft es schon Shockwave zu täuschen? Sie scheint jedenfalls ganz schön gerissen zu sein. Das wäre eigentlich die Lösung an Antworten auf Fragen zu kommen, die Soundwave mir bis jetzt nicht beantworten wollte. Na ja, es wäre zumindest eine Option. Ich konzentriere mich lieber wieder auf Cateline, die gerade fleißig dabei ist sich die ganzen Daten anzusehen.

„Also so ganz steige ich da auch noch nicht durch, aber so viel ich verstanden habe, bekommt dieses Ding Energie durch diesen Splitter darin. Scheint wohl so eine Art unerschöpfliche Energiequelle zu sein.“ Wenn sie auch nur die geringste Ahnung hätte wie wertvoll dieser Splitter darin ist. Und wenn Soundwave jetzt wüsste, was wir hier gerade treiben anstatt das Weite zu suchen.

„Und weiter? Was hast du noch herausgefunden?“

„Es ist gar nicht so einfach das alles hier zu entziffern... Hier steht zwar ein bisschen was darüber, was diese Waffe kann, aber von sowas habe ich noch nie gehört. Na ja, aber ich habe ja auch mit Außerirdischen zutun.“ Ich reibe mir etwas nervös über den Arm. Das bringt uns nicht wirklich weiter.

„Sollten wir uns das nicht lieber in Ruhe ansehen, wenn wir aus dem Schussfeld sind?“

„Und das hier verpassen? Quatsch! Ich hab es gleich! Also, wie man sie einsetzt. Was sie kann, sehen wir ja dann.“

„Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir das doch lieber Soundwave überlassen. Kämpfen ist nicht so unbedingt meine Stärke.“

„Sei kein Angsthase. Ich bin schließlich auch noch da. Soweit ich das hier verstanden habe, kannst du das Ding einfach mit deinen Gedanken steuern.“ Ich kann gerade noch verhindern in mich zusammen zu sacken.

„Du meinst, ein Transformer kann das. Ich glaube kaum, dass das für Menschen gemacht ist. Immerhin hat sich bis heute noch nichts getan und ich trage das Ding andauernd.“

„Meinst du nicht, das würde dann hier stehen?“

„Ich bezweifel, dass sie betonen müssen, dass dieses Ding nur bei ihrer eigenen Rasse funktioniert. Das müsste dann wohl eher umgedreht sein und ich glaube nicht, dass da etwas in der Art steht.“

„Na ja, ich hab noch nicht alles entziffert.“ So langsam vergeht mir die Lust. Die Sonne ist fast weg und wie verlockend das auf den ersten Blick klang, es hat uns letztlich nur Zeit gekostet.

„Das bringt uns jetzt gerade nichts! Wir verschwinden!“ Fast wie auf ein Stichwort explodiert irgendwas nicht gerade weit von uns. Aus einem Instinkt heraus fange ich einfach an zu laufen. Egal wohin, hauptsache weg von dort. Mit etwas Erleichterung stelle ich fest, dass Cateline es anscheinend doch vorzieht mir zu folgen. Was allerdings weniger erfreulich ist, wir befinden uns immer noch mitten auf dem Schlachtfeld. Und was mich wirklich in Panik versetzt ist, dass dieses Ding uns gesehen hat. Da bin ich mir absolut sicher. Auch, wenn es sich gerade noch auf Soundwave konzentriert. Es wäre nicht ratsam noch mehr Zeit zu verschwenden. Aber ohne Deckung ist es wohl genauso gefährlich. In meiner Verzweiflung sehe ich mich beim Rennen ein bisschen um, aber ich kann nichts entdecken, was uns bei unsere Fluch als Tarnung dienen könnte. Irgendwas reißt mich von den Füßen.
 

Etwas benommen setze ich mich wieder auf. Es dreht sich alles noch ein bisschen.

„Was war das denn?“ Cateline kniet direkt neben mir.

„Na ja, du wärst gerade fast gegrillt worden. Du solltest mir vielleicht ein bisschen dankbar sein.“ Etwas verwirrt sehe ich zu dem verkohlten Stück Rasen fast direkt neben mir. Ja, das hätte ich wohl nicht überlebt. So schnell ich kann kämpfe ich mich wieder auf die Beine. Das hat mich doch etwas durchgeschüttelt. Bevor ich es richtig registrieren kann hat mich Cateline am Arm gepackt und zieht mich hinter sich her. Ein lautes Geräusch lässt mich aufhorchen. Als ich meinen Kopf nach hinten umdrehe läuft uns das vierbeinige Ding hinterher. Ich hatte mir ihren Blick also doch nicht eingebildet. Im letzten Augenblick wird es von etwas in der Seite getroffen und weggeschleudert. Das würde später sicher Ärger von Soundwave geben. Wir sollten ja schon längst weg sein. Und Shockwave lässt sich auch Zeit. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass er das hier schon längst mitbekommen hat. Ich konzentriere mich lieber wieder auf das Laufen. Aber etwas macht mich doch stutzig. Warum ist es hinter so kleinen Zielen wie uns her, wenn es einen viel stärkeren Gegner hat als uns. Es ist zwar eine Kampfmaschine, aber auch deren Instinkt müsste es eigentlich erstmal gegen den stärkeren Gegner kämpfen lassen. Oder täusche ich mich da? Der Lärm hinter uns sagt mir, dass das Ding nicht locker lässt uns zu verfolgen. Hoffentlich ist Soundwave auch weiterhin schnell genug. Langsam komme ich außer Atem. Sport war noch nie meine Stärke. Anscheinend bin ich aber nicht die einzige, denn nur wenige Augenblicke später finde ich mich hinter einem großen Stein wieder. Zumindest kurzzeitig ein ganz gutes Versteck. Das hoffe ich jedenfalls inständig. Ich schnappe ein wenig nach Luft, während ich vorsichtig am Stein vorbei sehe. Aber ich kann nicht mehr sehen, als eine Rauchwolke und aufgewirbelter Schnee. Das macht die Sache nicht einfacher. Langsam bekomme ich wieder besser Luft.

„Was war das? Wieso verfolgt das Ding ausgerechnet uns?“ Ich drehe mich wieder zu Cateline, die mittlerweile auch ein bisschen blass geworden ist.

„Das brauchst du mich nicht fragen. Ich muss allerdings zugeben, das reicht mir. Wir sollten zusehen, dass wir von hier verschwinden.“

„Da habe ich nichts gegen auszusetzen.“ So schnell uns unsere Beine nur tragen können machen wir uns wieder auf den Weg. Ein lautes Brüllen hinter uns lässt uns aber wissen, das unsere versuchte Flucht nicht unentdeckt geblieben ist. Warum muss es auch immer mich treffen? Es scheppert laut. Trotzdem dürfte es nicht sehr lange dauern, bis es uns wieder eingeholt hat. Es ist laut. So laut, dass ich das Gefühl bekomme taub zu sein.
 

Etwas irritiert rappel ich mich wieder auf. Zumindest schaffe ich es mich wieder hinzusetzen. Bevor ich es bemerkt hatte, lag ich schon wieder auf dem Boden. Ich wische mir den Schnee aus dem Gesicht und wage ein Blick zur Seite. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz augenblicklich stehen bleibt. Nur wenige Meter neben mir steht das Ding, kaum noch als das zu erkennen, was es Mal war. Zu tief sind die Wunden, die Risse im Metall. Ganze Metallteile fehlen. Alles sieht irgendwie unförmig aus. Die verbliebene Optik flackert bedrohlich, aber das Gehör ist weiterhin scharf wie eine echte Raubkatze. Es sieht furchteinflößender aus als der schrecklichste Horrorfilm, den ich je gesehen hab. Ein sehr tiefes Knurren ist zu hören, aber lange nicht mehr vergleichbar mit der früheren Stimme. Ich bezweifel, dass es mich sehen kann. Schnell lasse ich meinen Blick über die Umgebung schweifen. Cateline ist fast direkt hinter mir. War sie nicht gerade eben auf der anderen Seite? Aber ich habe bei dem Chaos ohnehin schon längst die Orientierung verloren. Mit ein paar stolpernden Schritten ist sie bei mir. Natürlich bleibt dem Ding das nicht verborgen. Er hört jede einzelne Bewegung.

„Jetzt mach doch was!“ Ich versuche zu schlucken, aber mein Mund ist total trocken.

„Und was? Ich kann nichts machen!“ Langsam geht das Ding auf Angriffsposition und nimmt uns dabei genau ins Visier. Vielleicht hätten wir ruhig bleiben solle, aber wer kann das schon in so einer Situation. Und auch wenn es mir aufgefallen ist, bekomme ich es selbst ja nicht hin. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie Soundwave auf uns zugerast kommt. Es muss ihn viele Meter weit weg geschleudert haben, wie auch immer das passiert ist. Das schaffe er nicht mehr rechtzeitig. Ich kann sehen, wie das jetzt völlig unförmige Ding zum Angriff übergeht. Das war es dann also? So soll ich jetzt sterben? Auch wenn es nicht viel bringt versuche ich meine Arme schützend vor mich zu halten. Ich merke, wie wir in den Schatten der Kreatur fallen. Nur noch ein paar Sekunden. Nein! Nicht so! So lasse ich es nicht enden! Ich spüre, wie sich etwas an meinem Arm verändert. Vorsichtig öffne ich ein Auge. Ich kann fast wie in Zeitlupe beobachten, wie sich das Armband verändert. Oder besser gesagt, wie es sich transformiert. Auf der Oberseite hat sich innerhalb einer Sekunde eine Platte gebildet. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später fahren links und rechts an der Seite zwei Schienen aus und alles beginnt fast regenbogenfarbend zu schimmern. Es sieht beinahe so aus, als würden sich Lichtstrahlen dort sammeln. Als würde sie sich aufladen. Als ich den verstümmelten, riesigen Körper auf mich zufliegen sehe, halte ich meinen Arm schon fast automatisch ihm entgegengestreckt. Bevor ich es richtig realisieren kann, löst sich eine Art größer Energieball aus hellem, weißen Licht. Ich muss die Augen schließen, aber ich kann das laute Geräusch einer Kollision und das Auseinanderfallen von Metall hören. Dann wird es komplett ruhig.
 

Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden, vier Sekunden, fünf Sekunden. Das reicht mir. Ganz langsam wage ich es meine Augen wieder zu öffnen. Viele Metallteile liegen um mich herum. Der Körper der Kreatur liegt fast direkt vor mir. Das riesige, geschmolzene Loch in der Brust ist nicht zu übersehen. Nichts regt sich mehr. Man kann sogar Vögel wieder zwitschern hören. Als ich auf meinen Arm sehe, kann ich gerade noch so sehen, wie es sich wieder zurück in das Armband verwandelt. Es sieht wieder genauso aus, wie vorher. Ohne erkennbaren Unterschied.

„Was... Was war das?“ Cateline kniet sich jetzt neben mich und sieht mich sehr überrascht an.

„Ich hab keine Ahnung... Sag du es mir.“

„Na ja, ich glaube du hast die Waffe gerade aktiviert und benutzt.“ Ja, das weiß ich. Aber glauben kann ich es nicht. Das ist doch gar nicht möglich, oder? Etwas wackelig kämpfe ich mich auf meine Beine zurück. Erst jetzt bemerke ich Soundwave, der mittlerweile bei uns steht. Da er nichts sagt nehme ich Mal an, dass er genauso überrascht ist wie wir. Ich lasse meinen Blick wieder auf dem Armband ruhen. Es ist unheimlich und unglaublich zugleich. Aber genauer betrachtet hat es uns letztlich das Leben gerettet.

Abkühlung

„Könntest du mir das endlich Mal erklären?“ Ich laufe ständig im Kreis. Zur Ruhe kommen und durchatmen ist für mich gerade nicht möglich. Nicht bevor ich begriffen habe, was da draußen passiert ist. Nach dem Schreck haben wir uns in das Haus zurückgezogen, das wie durch ein Wunder nicht Mal einen Kratzer abbekommen hat. Draußen ist es ganz dunkel geworden. So kann man wenigstens nicht den Metallhaufen sehen, der da immer noch liegt. Cateline ist da schon sehr viel gefasster als ich. Sie sitzt auf der Couch, fast als wäre nie was gewesen, und trinkt seelenruhig eine Tasse Tee. Und Soundwave steht lässig an der Wand gelehnt und sieht mir mit hochgezogener Augenbraue zu, wie ich eine Runde nach der anderen drehe. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie diese Szene für Außenstehende aussehen muss. Soundwave stößt sich etwas von der Wand ab, aber ich nehme das jetzt nicht unbedingt als Anlass dazu stehen zu bleiben.

„Ich habe selbst keine Ahnung. Eigentlich hätte das nicht möglich sein dürfen.“ Na klasse. Soviel wusste ich auch selbst schon. Das ist doch seine Erfindung. Also sollte er doch wissen, was da vor sich gegangen ist. Ich bekomme augenblicklich wieder eine Gänsehaut als mir die Bilder wieder durch den Kopf spucken. Cateline nimmt total gelassen noch einen Schluck Tee, bevor sie die Tasse wegstellt.

„Vielleicht liegt es an diesem Splitter in der Waffe.“ Das klingt irgendwie nachvollziehbar. Ich bleibe trotzdem nicht stehen. Irgendwie tut es gut in Bewegung zu sein. Soundwave lässt mich noch immer nicht aus den Augen, aber ich störe mich auch weiterhin nicht daran.

„Ich werde das von Shockwave untersuchen lassen.“ Wieder macht sich Gänsehaut auf mir breit. Hoffentlich nimmt er nur seine blöde Waffe und nicht mich mit. Oder will er etwa mit mir experimentieren um das herauszufinden? Nur über meine Leiche! Ich versuche einen großen Klos im Hals loszuwerden. Ich laufe noch etwas schneller im Kreis. Langsam merke ich wie mir schwindelig wird, aber noch ignoriere ich das. Irgendwie ist es auf einmal verdammt kalt hier drin. Und trotzdem schwitze ich auch. Ich habe nur selten so viel Angst wie jetzt und das liegt nicht am Gedanken zu Shockwave zu müssen.

„Soundwave, du hast Mal gesagt, dass es noch mehr von diesen Dingern da draußen gibt.“

„Das ist richtig. Shockwave hat fast alle entkommen lassen.“ Ich atme mehrmals tief durch, aber wirklich was bringen tut es nicht. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie Cateline ihre Tasse wieder nimmt. Wie kann sie in so eine Situation nur so ruhig bleiben?

„Ich glaube es wird langsam Zeit, das du uns Mal richtig darüber aufklärst. Immerhin hat uns das Ding da draußen fast umgebracht und es wird nicht einfach meinem Vater zu klären, warum unser Garten auf einmal ein Schlachtfeld ist.“ Jetzt bleibe ich doch stehen.

„Was machen wir mit den Überresten da draußen? Wenn dein Vater die sieht, dann...“

„Shockwave ist bereits auf dem Weg hierher um die Reste abzuholen, bevor es ein Mensch oder die Autobots merken könnten.“ Ich kann nicht wirklich behaupten, dass es mich beruhigt. Ich fange wieder an im Kreis zu laufen. Während Soundwave mir wieder mit seinem Blick folgt, ignoriert Cateline das.

„Was sind das nun genau für Dinger und warum war das von heute hinter uns her?“

„Es tut mir leid, aber das eine will und das andere kann ich euch nicht erklären.“ Ich kann hören wie Cateline ihre Tasse wieder abstellt und aufsteht.

„Aber rein theoretisch könnten sie uns jederzeit angreifen, oder? Damit haben wir eigentlich ein Recht darauf aufgeklärt zu werden. Immerhin habt ihr uns da mit reingezogen. Helena, weil ihr ihr die Waffe anvertraut habt und mich, weil du mich einfach entführt hast.“ Es ist jetzt schon fast beunruhigend still. Ich kann nicht genau sagen ob Soundwave wütend oder sprachlos ist. Hauptsache mich lassen sie aus der Streiterei raus. Sowas ertrage ich heute nicht auch noch. Wenigstens gehört Soundwave nicht zu denen, die deswegen gleich an die Decke gehen, also werden wenigstens nicht die Fetzen fliegen. Aber dieses beunruhigende Schweigen... Ich bleibe stehen und sehe kurz aus dem Fenster. Es hat schon wieder angefangen zu schneien, aber mehr kann man nicht erkennen. Meine Gedanken kreisen und doch ist mein Kopf irgendwie leer. Ich atme einmal tief durch.

„Ich möchte jetzt nach Hause. Es ist schon spät und ich bin müde. Morgen ist Schule.“
 

Ich bin irgendwie sehr erleichtert, als ich in meinem Bett liege. Ich kuschel mich in meine Decke, bis nur noch meine Haare oben raus gucken. Es ist wirklich kalt geworden. Normalerweise habe ich ja nichts gegen diese Kälte, aber irgendwie fühle ich mich zur Zeit gar nicht wohl. Und ich bin so furchtbar müde, ganz egal wie viel ich schlafe. Ein Geräusch lässt mich kurz aufhorchen, aber ich muss nicht aufsehen um zu wissen, dass Soundwave in meinem Zimmer steht. Mittlerweile habe ich ein richtig gutes Gehör dafür entwickelt wann und wo er auftaucht. Ich beschließe ihn einfach zu ignorieren, zumindest heute. Eigentlich will ich noch über so vieles nachdenken, aber ich bekomme keinen einzigen, vernünftigen Gedanken zustande. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf mit Watte gefüllt ist. Ich bin einfach zu müde dafür. Und trotzdem lassen mich meine Gedanken nicht schlafen. Es kreist mir die Frage durch den Kopf, wie viele es davon wohl noch gibt. Und doch will ich es eigentlich gar nicht wissen. Ich drehe mich auf die Seite und kuschel mich noch ein bisschen mehr ein.
 

Langsam dringt ein Geräusch zu mir vor. Ein Piepen, immer im gleichen Rhythmus. Es wird immer lauter. Was ist es nur? Ich drehe mich erst auf die andere Seite und versuche mich noch ein bisschen mehr in die Decke zu kuscheln. Aber das Piepen gewinnt und ich ringe mich dazu durch zumindest meine Augen aufzumachen. Es ist noch dunkel draußen, aber da ich vergessen hatte das Fenster abzudunkeln kann ich doch ein bisschen was in meinem Zimmer erkennen. Zumindest weiß ich jetzt, dass mein Wecker diese nervigen Geräusche macht. Ich ringe mich dazu durch mich aufzusetzen und greife nach meinem Wecker. Als ich ihn aber in der Hand halte und die Uhrzeit sehe entweicht mir jede Farbe aus meinem Gesicht.

„Oh man! Ich hab verschlafen! Wie lange bimmelt dieses Ding denn schon?!“ Mit einem Ruck bin ich hellwach und springe förmlich aus meinem Bett. Dabei stelle ich mit einem Handgriff den Wecker aus und lasse ihn dann achtlos auf mein Bett fallen. Jetzt habe ich nur noch 20 Minuten bis mein Bus fährt. Wie soll ich das denn schaffen? Total abgehetzt fliege ich fast durch das Badezimmer und mache nur das allernötigste, damit ich nicht aussehe als hätte ich in die nächste Steckdose gefasst. Zurück in meinem Zimmer hätte ich mich beinahe vor Soundwave erschreckt. Er muss wohl aufgetaucht sein, als ich gerade im Bad beschäftig war, aber ich habe keine Zeit mich über ihn aufzuregen oder ihn zu beschimpfen. Ich beeile mich lieber damit meine Tasche zu packen.

„Wieso hast du mich nicht geweckt, Soundwave? Du warst doch da! Du hättest mich doch wecken können!“

„Willst du wissen wie oft ich dich geweckt habe?“ Ich halte kurz inne und sehe ihn etwas verständnislos an. So schlimm bin ich dann auch wieder nicht. Na ja, aber ich habe in den letzten Wochen auch nicht sonderlich gut geschlafen... kopfschütteln packe ich lieber schnell noch den Rest ein. Sonst fährt der Bus wirklich noch ohne mich. Etwas verzweifelt suche ich gerade nach einem Schulbuch. Soundwave sieht mir belustigt dabei zu. War ja klar, dass er sich darüber köstlich amüsiert. Ich stoppe kurz, als Soundwave sich bückt und etwas unter meinem Bett hervorholt.

„Da ist es ja!“ Ohne weiter darüber nachzudenken falle ich ihm um den Hals.

„Mein Retter!“ Das ich ihn damit ziemlich sprachlos gemacht habe ignoriere ich einfach gekonnt. In diesem Augenblick ist er wirklich einfach nur mein Retter. Hätte ich das Buch für heute nicht gefunden, hätte es mächtig Ärger gegeben. Auch wenn mir schleierhaft ist wie es unter mein Bett gekommen ist, aber ich verliere ja öfter Mal Zeug, dass dann plötzlich unter meinem Bett wieder auftaucht. Ein weiterer Blick auf die Uhr sagt mir allerdings, dass ich keine Zeit habe.
 

Etwas verloren stehe ich an der Bushaltestelle. Natürlich hatte ich den Bus verpasst. Was bedeutet, dass ich auf jedenfall zu spät kommen werde. Ich sehe mich ein bisschen um, aber außer mir ist keine Menschenseele da. Klar, es dauert ja auch eine Weile, bis der nächste Bus kommt. Ich will schon frustriert meine Tasche abstellen, als ein silberner Mercedes vor mit hält und die Tür aufschwinkt.

„Jetzt steig schon ein.“ Erst stehe ich ein bisschen steif da, aber dann kriege ich mich ein und steige doch ein. Während die Häuser an uns vorbei ziehen bin ich erleichtert. Ich würde also doch nicht zu spät kommen.

„Danke, Soundwave.“ Natürlich bekomme ich keine Antwort, aber so habe ich zumindest etwas dazu gesagt. Jedenfalls fühle ich mich jetzt besser. Obwohl es mich schon wundert, dass er mich fährt. Aber ich schätze Mal so wird es leichter für ihn sein mich im Auge zu behalten. Ja, das wird es sein. Es dauert auch nicht lange, bis wir vor meiner Schule ankommen. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich endlich aussteigen kann und zum Schulgebäude rüberlaufe.
 

Jetzt schon geschafft lasse ich mich auf meinen Platz fallen. In weniger als fünf Minuten fängt der Unterricht an. Das war knapper als ich gehofft hatte. Ich lasse meinen Blick durch die Klasse schweifen und bleibe bei Cateline hängen. Sieht das nur so aus, oder ist sie so todmüde, dass sich gleich im Sitzen einschläft. Dabei hatte ich nicht den Eindruck, als hätte sie das so mitgenommen, dass sie Nachts nicht mehr schlafen könnte. Ich habe aber keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn er Unterricht fängt an. Ich bin überrascht, dass dieser Tag so normal für mich abläuft. Dass ist das erste Mal seit Soundwave aufgetaucht ist, dass ich dem Unterricht wirklich aufmerksam folgen kann. Trotzdem kann ich es nicht lassen ab und zu zu Cateline rüberzusehen. Ein paar Mal habe ich den Eindruck, dass sie eingeschlafen ist.
 

Sie gähnt herzhaft, als ich zu ihr rübergehe. Sie bequemt sich aber erst aufzusehen, als ich mich an ihren Tisch lehne.

„Was ist denn mit dir los?“ Sie reibt sich gerade ein wenig die Augen.

„Ich habe letzte Nacht wohl zu wenig geschlafen. Ich hab mir die drei Filme angesehen...“ Ah, na dann wird sie hoffentlich jetzt ein bisschen besser Bescheid wissen. Oder besser verstehen, wenn ich versuche ihr etwas zu erklären. Dann gerate ich doch etwas ins Stocken.

„Warte... Du hast dir gestern noch alle drei Filme hintereinander angesehen?“ Sie nickt nur zur Antwort, aber das genügt um eins und eins zusammen zu zählen.

„Das sind sieben Stunden. Du hast dir die ganze Nacht Transformers angesehen?“

„Ja, und? Ist doch meine Sache was ich mache und den Unterrichtsstoff kann ich sowieso schon. Was soll ich da noch großartig aufpassen?“ Das ist vielleicht eine Einstellung. Merkwürdiges Mädchen. Ich schüttel ein wenig meinen Kopf darüber und schultere dann meine Tasche.

„Ich mache mich auf den Weg nach Hause. Wir sehen uns dann morgen wieder.“ Sie winkt nur ab, als Zeichen, dass sie mich gehört hat. Ich beschließe das lieber auf sich beruhen zu lassen und mache mich auf den Weg. Es wundert mich allerdings nicht, dass Soundwave bereits vor dem Schultor steht. Ich steige erstmal gemütlich ein.

„Lass mich raten. Du willst mit mir zu Shockwave fahren, damit er mit seinen Untersuchungen anfangen kann.“

„Das erspart mir die Erklärung.“

„Ich habe doch sowieso keine Wahl. Aber keine Experimente an mir.“

„Ich werde ihn nicht aus den Augen lassen.“ Damit setzt er sich in Bewegung. Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl. Wie so oft, wenn ich mit zu Shockwave muss. Aber ich bin selbst neugierig, was da gestern passiert ist. Also habe ich wohl keine andere Wahl. Trotzdem bete ich insgeheim, dass Shockwave sich bei seinen Untersuchungen im Zaum hält. Aber in dieser Angelegenheit ist wenigstens auf Soundwave verlass.

schlechte Nachricht

Es ist heiß, sehr heiß. Zumindest kommt es mir so vor. Ich versuche die Decke noch ein bisschen höher zu ziehen als mir auffällt, dass ich bereits komplett darunter liege. Ein heftiges Zittern fährt durch meinen Körper. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich in tausende, kleine Stücke zerspringen. Meine Nase läuft wie ein Wasserfall. Und mein Hals tut auch höllisch weh. Soundwave war mit mir nach der Schule direkt zu Shockwave gefahren. Dieser hatte auch nicht lange gefackelt und mich von oben bis unten gescannt, fünf Mal. Wirklich schlauer waren wir danach auch nicht. Also hatte ich mich direkt danach von Soundwave nach Hause fahren lassen. Schon auf der Fahrt war ich auf einmal so furchtbar müde. Ich hatte mich dann nur noch ins Bett fallen lassen, ohne etwas anderes zu tun. Nun bin ich vor kurzem wieder aufgewacht und es geht mir echt miserabel. Wenn ich so recht überlege ist das kein Wunder, nachdem so viel passiert ist. Und eigentlich ging es mir letzte Nacht bereits nicht mehr allzu gut. Ein heftiger Hustenanfall lässt mich in meinen Gedanken innehalten. Ich ziehe die Decke wieder runter um Luft zu bekommen. Es ist stockdunkel in meinem Zimmer. Ich habe keine Ahnung wie spät es eigentlich ist und ich habe auch keine Kraft dazu mich aufzusetzen und nachzusehen. Wieder muss ich so schlimm husten und meine Brust fühlt sich dabei an, als würde etwas zerreißen. Nach Luft ringend halte ich mir eine Hand an die Brust, obwohl ich ganz genau weiß, dass das absolut nichts bringt. Blöd, dass ich nicht durch die Nase atmen kann. So bekomme ich nur noch weniger Luft. Ich drehe mich lieber auf den Rücken. So bekomme ich besser Luft. Zumindest bist zum nächsten Hustenanfall. Ich versuche meine Auge noch ein Stück aufzubekommen, um wenigstens irgendwie mein Handy und damit eine Uhrzeit anzupeilen, doch ich schaffe es nicht mal einen Punkt zu fixieren, ohne das mir die Augen augenblicklich wieder zufallen. Die einzige Option ist es wohl liegen zu bleiben. Ich habe keine Ahnung wie oft ich diesen Entschluss in der letzten Stunde von neuem gefasst habe. Oft genug auf jeden Fall. Ein Zittern fährt durch meinen Körper. Dieses Mal vor Kälte. Ich merke richtig, wie ich Gänsehaut bekomme. Doch nur einen Augenblick später ist mir wieder total warm. Ich schiebe meine Decke doch wieder ein Stück weg von mir. Das ist definitiv zu warm. Es ist wirklich lästig Fieber zu haben. Hatte ich fast vergessen. Aber nur fast. Ich versuche hochzuziehen nur um festzustellen, dass meine Nase komplett zugeschwollen ist. So würde ich es nicht Mal in die Schule schaffen. Gut, dass sowieso nichts wichtiges mehr vor den Weihnachtsferien gemacht wird. Ich versuche lieber noch ein bisschen zu schlafen.
 

Wieso ist es auf einmal viel zu hell? Genervt versuche ich meine Augen zu öffnen. Es blendet noch zu sehr um viel zu sehen, aber es scheint so, als sei es jetzt heller Tag. Ich muss also irgendwann wieder eingeschlafen sein. Langsam wird meine Sicht klarer. Jemand muss das Fenster etwas hochgezogen haben, aber nicht ganz. Meine Eltern sind doch gar nicht da. Langsam setze ich mich ein wenig auf. Die Umgebung fängt an sich ein bisschen zu drehen, aber es wird schnell besser. War das vielleicht Soundwave? Aber warum sollte er das machen? Verwirrt schüttel ich ein wenig den Kopf. Dann bleibt mein Blick auf dem Wecker hängen. Es ist schon fast Mittag... Moment Mal! Ich hatte den Wecker doch gar nicht ausgestellt. Aber er ist es definitiv. Ich reibe mir ein bisschen über die Augen, aber das Bild bleibt. War das wirklich Soundwave? Eigentlich kann das doch gar nicht sein. Aber wer kommt denn sonst hier rein? Ich beschließe erstmal aufzustehen. Auch dabei dreht sich alles kurzzeitig. Dann schaffe ich es endlich ins Bad zu gehen. Kurze Zeit später gehe ich noch im Schlafanzug aber mit Bademantel nach unten. Die Totenstille im Haus verrät mir, dass außer mir wirklich niemand hier ist. Aber das muss ja nichts heißen, wie ich mittlerweile gelernt habe. Also gucke ich erstmal vorsichtig aus dem Fenster. Aber auch draußen ist Soundwave nirgendwo zu entdecken. Ein Blick auf das Thermometer sagt mir aber auch schnell warum. Es ist deutlich unter null Grad. Und es hat auch letzte Nacht ordentlich geschneit, so weiß wie es heute ist. Erschöpft lasse ich mich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Eigentlich wollte ich mir einen schönen, warmen Tee machen, aber irgendwie ist mir gerade die Lust vergangen. Seit Soundwave da ist, ist es merkwürdig geworden alleine zu sein. Früher hätte mir das nichts ausgemacht, aber jetzt fühle ich mich nicht wirklich wohl dabei. Ich lege meinen Kopf auf die Lehne hinter mir und schließe die Augen. Nur für einen kleinen Moment.
 

Ich schrecke auf, als mir ein stechender Schmerz durch den Nacken fährt. Etwas benommen reibe ich mir diesen, als ich mich umsehe. Ich bin wohl in dieser Position eingeschlafen. Zumindest ganz kurz. Kein Wunder, dass mir jetzt der Nacken wehtut. Eigentlich wollte ich das ja gar nicht. Ich suche mit meinem Blick nach einer Uhr. Fast zwei Stunden habe ich hier in der Position geschlafen. Meinem Kopf hat das auch nicht unbedingt gut getan. Ich beuge mich ein bisschen nach vorne, aber das löst nur wieder ein Schwindelgefühl aus. Draußen höre ich ein Auto vorbeifahren. Ich sehe auf und nur einen Augenblick später höre ich das Geräusch, das ich erwartet habe. Soundwave steht, ein bisschen zu lässig wie ich finde, am Türrahmen gelehnt und sieht zu mir rüber.

„Du bist also doch Mal aufgewacht.“ Ich rümpfe ein bisschen die Nase. Dieser Kommentar war jetzt wirklich unangebracht. Trotzdem löst seine Anwesenheit irgendwie ein Gefühl der Erleichterung in mir aus.

„Ich kann doch nichts dafür, dass mein Körper krank ist. Da brauche ich nunmal viel Schlaf.“ Ich kämpfe mich auf die Beine und gehe an ihm vorbei in die Küche. Wird Zeit, dass ich mir endlich einen Tee mache. Immerhin hört sich meine Stimme bereits an wie ein Reibeisen. Und anfühlen tut er sich auch ganz ähnlich. Ich fühle den Wasserkocher auf und schalte ihn an. Dann suche ich alles zusammen, was ich gleich brauchen werde. Ein bisschen Honig im Tee ist sicher auch nicht verkehrt. Immerhin habe ich sonst nichts anderes gegen Halsschmerzen im Haus. Soundwave lässt mich dabei nicht aus den Augen. Ich stelle alles auf der Arbeitsfläche ab und drehe mich dann zu ihm um.

„Hast du meinen Wecker ausgestellt?“

„Das Geräusch hat mich genervt und du das ihn eh nicht gehört.“

„Bist du etwa die ganze Nacht da gewesen?“

„...Nicht die ganze Nacht.“ Ein schmunzeln huscht mir kurz über das Gesicht. Irgendwie ist das gerade doch ganz schön verräterisch gewesen. Ich muss wohl nicht mehr nachfragen, ob er auch das Fenster ein wenig abgedunkelt hat. Das kann ja nur er gewesen sein. Der Wasserkocher ist fertig und ich gieße das heiße Wasser in eine Tasse und lasse dann den Tee ziehen.

„Wo bist du vorhin gewesen? Ich hab mich gewundert ganz alleine hier zu sein.“

„...Aufwärmen.“ Ich hab also richtig geraten. Aber kein Wunder bei dem Wetter. Ich wäre wohl auch nicht gerne draußen. Ein bisschen tut es mir jetzt doch leid, dass ich ihm hier keinen besseren Schutz vor der Kälte bieten kann. Ich strecke mich ein wenig und öffne dann den Bademantel. Fieber ist echt nervig. Wenn mein Körper sich wenigstens entscheiden könnte ob ihm heiß oder kalt ist. Dann putze ich mir einmal ausgiebig die Nase, oder zumindest versuche ich das. Leider erreicht man so bei einer verstopften Nase nicht viel.

„Deine Körpertemperatur ist höher als sonst.“ Etwas überrascht drehe ich mich wieder zu Soundwave. Natürlich, er kennt sich nicht wirklich mit dem menschlichen Körper aus. Ob Transformers auch Mal Fieber bekommen. Sicher eher in einem etwas anderem Ausmaß als bei uns Menschen.

„Ich habe Fieber. Das ist ein Abwehrmechanismus unseres Körpers gegen unerwünschte Eindringlinge. Deswegen muss man auch viel Schlafen, wenn man Fieber hat.“ Ich kann seinen Blick nicht ganz definieren, aber eigentlich ist mir das auch egal. Ich mache meinen Bademantel wieder zu als mir ein Schauer über den Rücken fährt und mache dann meinen Tee fertig. Natürlich folgt er mir ins Wohnzimmer. Sein doch sehr neugieriger Blick amüsiert mich ein bisschen. Es ist schon merkwürdig, wenn Soundwave etwas nicht weiß. Sicher hat er nie die Notwenigkeit darin gesehen das zu wissen. Das wäre Mal wieder so typisch für ihn. Ich trinke einen Schluck Tee, aber das Schlucken tut verdammt weh.

„Wenn man Fieber hat, muss ma ein wenig aufpassen. Wenn es zu hoch wird, kann es gefährlich werden. Aber ich denke nicht, dass das Fieber bei einer einfachen Erkältung so hoch steigt.“ Ich bin mir nicht sicher, ob er mir zuhört oder ob es ihn überhaupt interessiert, aber es ist mir auch egal. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis dazu ihm das noch zu sagen. Vielleicht, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt und mich womöglich noch zu Shockwave schleppt. Die Begegnung gestern hat mir erstmal für die ganze, kommende Woche gereicht.
 

Ich liege noch nicht lange wieder im Bett, als ich merke wie die Müdigkeit langsam wiederkommt. Soundwave steht am Fenster und sieht nach draußen. Jedenfalls sieht es so aus. Ich drehe mich auf die Seite um ihn noch ein bisschen besser zu sehen. Leider ist das keine gute Idee, denn das Atmen fällt mir gleich ein bisschen schwerer und ich muss anfangen zu husten. Also drehe ich mich lieber zurück auf den Rücken. Das ist besser. Durch die Müdigkeit fällt es mir unheimlich leicht den Kopf frei zu bekommen und einfach an gar nichts zu denken. Ich werde wieder ein bisschen aufmerksamer, als sich plötzlich ein bisschen Wind auftut. Verwirrt öffne ich die Augen. Ich liege definitiv nicht mehr in meinem Bett. Ich liege nicht einmal mehr. Ich stehe mitten in einer merkwürdigen Dunkelheit. Merkwürdig, weil sie mir keine Angst macht. Auch scheint es mir nicht mehr schlecht zu gehen. Ich versuche mich umzusehen, aber ich kann nicht viel erkennen. Ob ich wohl träume? Was ist das dann für ein Traum? Er kommt mir so echt vor. Plötzlich bildet sich direkt vor mir in der Luft eine kleine Kugel aus hellem Licht. Die einzige Lichtquelle um mich herum.

„Helena...“ Überrascht sehe ich mich um, aber hier ist keiner. Diese Stimme, sie ist hell und freundlich. Scheinbar gehört sie zu einer weiblichen Person, aber ich kann einfach niemand ausmachen. Dann sehe ich verwirrt wieder zu dieser Lichtkugel. Kommt diese Stimme etwa...?

„Helena...“ Da ist sie schon wieder! Und sie kommt definitiv aus dieser Kugel. Doch irgendwie macht sie mir keine Angst. Ich mache noch einen Schritt auf sie zu.

„Wer bist du?“

„Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Es ist für dich viel zu gefährlich es zu wissen. Aber da gibt es etwas anderes, dass du unbedingt wissen musst. Also hör mir bitte gut zu. Die Ereignisse der letzten Tage sind erst der Anfang gewesen. Auf dich kommt eine Gefahr zu, mit der du niemals im Leben gerechnet hast. Du musst aufmerksam bleiben. Schon sehr bald wird dein Leben in großer Gefahr sein. Bedroht durch etwas, das unmöglich zu sehen ist. Du musst ihnen beiden bedingungsloses Vertrauen entgegen bringen, wenn du es schaffen willst.“

„Wem? Wem muss ich vertrauen?“

„Soundwave und Shockwave. Du kannst es nicht abwenden. Dafür ist es zu spät und du bist bereits viel tiefer darin als du jemals wolltest. Nur sie können dich jetzt noch retten. Vertraue auf dein inneres Gefühl, dann wirst du erkennen, wann du ihre Hilfe brauchst...“ Mit den letzten Worten verblasst das Licht immer mehr, bis es mit dem letzten Wort endgültig verschwunden ist und mich alleine zurück lässt. Sofort beginnen meine Gedanken wie wild zu kreisen. Wer war das? Und von was für einer Gefahr könnte sie gesprochen haben? Das ergibt alles keinen Sinn. Und Shockwave vertrauen? Nein, das ist nicht möglich. Das kann ich nicht. Warum sollte ich es auch? Ein Geräusch lässt mich innehalten. Nein, eine Stimme. Eine Stimme ruft immer wieder meinen Namen. Augenblicklich verschwimmt alles um mich herum und ich muss meine Augen schließen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
 

Als ich meine Augen wieder öffne, liege ich wieder in meinem Bett. Soundwave steht direkt über mir. Scheinbar hat er an mir gerüttelt.

„Helena! Endlich bist du aufgewacht!“ Ich blinzel verwirrt und sehe mich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass ich wirklich wieder in meinem Zimmer bin. Aber eigentlich hätte meine verstopfte Nase schon dafür ausgereicht mir zu zeigen, dass ich wieder zurück in der Realität bin.

„Das war... Ein merkwürdiger Traum.“ Ich sehe Soundwave wieder an, doch ich kann seinen Blick nicht so wirklich deuten.

„Bist du sicher, dass das nur ein Traum gewesen ist?“

„Was soll es sonst gewesen sein?“ Statt einer Antwort wendet sich Soundwave nur von mir ab und geht wieder zum Fenster. Ich setze mich vorsichtig auf und sehe zu ihm rüber.

„Dieser Traum war sehr eigenartig. Er kam mir so echt vor.“

„Das war er wahrscheinlich auch. Als du eingeschlafen bist, hat der Splitter hell geleuchtet und das Licht erlosch erst, als du wieder aufgewacht bist. Vermutlich ist er dafür verantwortlich.“ Der Splitter des Allsparks in der Waffe. Das verwirrt mich nur noch mehr. Etwas benommen schüttelt ich den Kopf. Die Worte, die mir diese Stimme gesagt haben, gehen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

„Irgendjemand hat in meinem Traum mit mir gesprochen. Sie sagte, ich werde schon bald in großer Gefahr sein.“ Sofort dreht sich Soundwave zu mir um.

„Das hat sie gesagt? Bist du sicher?“

„Solche eindringlichen Worte vergesse ich doch nicht einfach wieder. Aber mehr hat sie leider nicht gesagt. Ich habe keine Ahnung von wem diese Stimme gesprochen hat.“ Ein bedrückendes Schweigen setzt zwischen uns ein. Zu erschütternd ist diese Nachricht, ganz offensichtlich auch für Soundwave selbst. Eins ist jedoch sicher. Was da noch auf uns zukommt wird sicher wesentlich größer sein, als das der vergangenen Tage.

Neue Feinde

Als ich meine Augen öffne, fühle ich mich immer noch matschig. Wie ich aber zu meiner Zufriedenheit feststellen muss, ist das Fieber fast ganz verschwunden. Nur leider ist alles andere noch da. Langsam quäle ich mich aus dem Bett. Als erstes sehe ich aus dem Fenster, aber Soundwave ist nicht da. Er wird sich sicher erstmal wieder aufwärmen müssen. Schließlich ist er die ganze Nacht bei mir gewesen. Ich hatte ihn zwar mehrmals gesagt er solle lieber zu Shockwave fahren, aber er ist hartnäckig geblieben. Vielleicht hat er gehofft, dass ich nochmal so einen Traum bekomme und mehr sagen kann. Das war aber nicht der Fall. Obwohl ich eigentlich nicht wirklich fest geschlafen habe, habe ich im ersten Moment gar nicht bemerkt, dass er gegangen ist. Mit langsamen Schritten gehe ich erstmal nach unten. Es ist wieder so kalt wie gestern. Das wird dieses Jahr wohl ein harter Winter. Ich beschließe mir erstmal Frühstück zu machen und pflanze mich dann auf das Sofa. Heute habe ich es wenigstens geschafft einen Jogginganzug anzuziehen. Ist auch wärmer als Schlafanzug und Bademantel. Doch schnell gleiten meine Gedanken wieder zu diesem Traum. Wenn es denn ein Traum gewesen ist. Da bin ich mir noch immer nicht sicher. Es sieht eigentlich mehr danach aus, dass jemand versucht hat mit mir Kontakt aufzunehmen. Aber wer hätte etwas davon mich zu warnen? Die Stimme ist schon sehr schön gewesen, aber ich kann mich nicht daran erinnern sie schon einmal gehört zu haben. Das Grübeln bringt mir auch nichts, außer Kopfschmerzen. Als ich das Geschirr in die Küche bringe, höre ich ein bekanntes Motorgeräusch. Das ging ja schneller als ich dachte. Im Wohnzimmer wartet bereits Soundwave auf mich.

„Dir geht es besser.“

„Nicht wirklich. Nur das Fieber ist weg.“ Ich setze mich wieder, nur um mir erstmal die Nase zu putzen. Sie ist immer noch ganz schön verstopft, aber immerhin geht das Naseputzen jetzt ein wenig. Was allerdings auch zur Folge hat, dass sie jetzt ganz schön rot geworden ist. Soundwave zieht eine Augenbraue hoch.

„Eigentlich müsste es dir viel besser gehen.“ Ich halte für einen Moment inne.

„Hast du mir gestern noch irgendwas eingeflößt?“

„...Schon möglich.“ Soundwave zieht es vor woanders hinzusehen und ich brauche nicht weiter nach zu bohren um zu wissen, dass er es getan hat.

„Na ja, mein Fieber ist ja weg. Und der menschliche Körper braucht halt ein bisschen, um sich zu erholen. Das geht nicht von jetzt auf sofort.“

„Trotzdem müsste es jetzt schon um einiges besser sein.“ Wie er mich gerade ansieht, da kann ich mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Tja, auch Soundwave kann halt nicht alles.

„Mach dir nichts daraus. Der menschliche Körper ist komplexer als du denkst. Selbst wir Menschen haben kein Wunderheilmittel und wir kennen uns ja schließlich selbst noch am Besten.“ Das Grummeln Seitens Soundwave ignoriere ich einfach. Stattdessen greife ich lieber zu der Fernbedienung und schalte den Fernseher ein. Wie zu dieser Uhrzeit nicht anders zu erwarten laufen nur irgendwelche Serien, in denen es um Liebesgeschichten geht. Soundwave ist längst in seinen Grübeleien versunken, also schalte ich einfach Mal durch. Serien, Frühstücksfernsehen, Verkaufssendungen und Zeichentrickfilme. So früh morgens ist das Fernsehprogramm ja echt öde.
 

„...Nachdem bereits gestern drei Menschen mit den gleichen Symptomen in Krankenhäuser eingeliefert wurden.“ Ich halte inne. Auch Soundwave scheint jetzt aus seinen Gedanken zurück in der Gegenwart zu sein.

„Damit ist die Zahl der Betroffenen auf fünf gestiegen. Sie befinden sich alle im Koma und haben sehr hohes Fieber. Der Tod setzt nach wenigen Stunden ein. Laut einem Bericht der Ärzte sind alle Patienten nacheinander erkrankt und gestorben. Eine Ursache konnte bis jetzt nicht gefunden werden.“ Ich schlucke kaum merklich. Auf einmal sind die Worte der Erscheinung wieder voll in meinem Bewusstsein. Beunruhigt sehe ich zu Soundwave rüber, doch ich kann in seinem Gesicht nicht wirklich etwas ablesen.

„Hast du eine Ahnung, was das ist.“

„Die besser Frage ist, wer das ist.“ Ein Schauer läuft mir über den Rücken und verpasst mir eine Gänsehaut.

„Könnte das etwa eine von Shockwaves Kreaturen sein?“

„Die Menschen erkranken und sterben nacheinander. Ich glaube kaum, dass ein Virus darauf wartet, dass der Wirt stirbt, bevor es weiterwandert. Viren sind sehr einfach gestrickt und vermehren sich rasend schnell. Nein, dass ist etwas mit einem Bewusstsein. Etwas, dass sich seine Opfer aussucht und von innen heraus tötet. Auch wenn es eigentlich für Transformers konzipiert wurde ist es so klein, dass es ohne Probleme einen Menschen befallen kann, ohne Spuren zu hinterlassen. Und wie du bereits erwähnt hast reagiert der menschliche Körper auf ungebetene Gäste meistens mit Fieber.“ Ich reibe mir über die Arme als wäre mir kalt. Dazu macht sich Übelkeit in mir breit. So klein, dass es problemlos uns Menschen befallen kann, wie eine Krankheit.

„Wieso befällt es Menschen, wenn es für euch gebaut wurde?“

„Wie ich bereits schon einmal sagte, sind diese Geschöpfe nicht dumm. Und sie lernen sehr schnell. Was sie aber damit bezwecken kann ich auch nicht sagen.“ Ich sehe wieder zum Fernseher, aber mittlerweile laufen andere Nachrichten. Also schalte ich den Fernseher aus. Die Lust dazu ist mir vergangen.

„Ich werde ein wenig nachforschen. Du bleibst hier und verlässt nicht das Haus.“ Ich will gerade etwas erwidern, aber als ich aufsehe ist Soundwave nicht mehr da. Frustriert lasse ich mich zurückfallen. Es ist ja nicht so, dass ich gerade darauf brenne in meinem Zustand durch die Gegend zu ziehen. Es schüttelt mich ein bisschen. Und ich dachte, dass diese riesige Katze gruselig gewesen ist. Und irgendwie habe ich mir vorgestellt, dass alle diese Dinger so ähnlich aussehen. So sehr kann man also daneben liegen. Shockwaves Kreativität ist wirklich unheimlich. Wie kommt man nur auf sowas? In einem Krieg scheinen wirklich alle Mittel erlaubt zu sein. Und dann passiert so etwas.
 

Es ist bereits Nachmittag, als Soundwave wieder auftaucht. Ich hatte mich nochmal in mein Bett gelegt, aber geschlafen habe ich nicht. Ich muss nicht aufsehen, das Geräusch verrät ihn. Das und das Geräusch eines Autos, das direkt vor dem Haus hält. Ich bequeme mich dann doch mich wenigstens aufzusetzen.

„Hast du etwas herausgefunden?“

„Alles, was ich wissen muss.“

„Und wie gehen wir jetzt weiter vor?“

„Das überlasse ich Shockwave. Wir können da wenig ausrichten.“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich darüber jetzt freuen soll. Es ist nicht so, dass ich viel Wert darauf lege diesem Ding zu begegnen, aber das ganze allein Shockwave zu überlassen? Gut, es ist seine Kreatur. Trotzdem bin ich mir da unsicher. Immerhin wollte er die Riesenkatze auch am Leben lassen. Ich lasse mich wieder in die Kissen sinken. Heute kann man sowieso nichts mehr ausrichten. Und müde bin ich auch. Morgen kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Vielleicht habe ich sogar Glück und Shockwave schafft es das Problem bereits aus der Welt zu schaffen.
 

In dieser Nacht habe ich nichts geträumt. Nicht einmal etwas schlechtes. Als ich heute morgen meine Augen aufmache, geht es mir auch schon viel besser. Natürlich ist nicht alles ganz verschwunden. Meine Nase läuft noch ein bisschen und auch der Husten ist nicht ganz weg. Aber die Halsschmerzen sind weg und auch das Gefühl von Müdigkeit und die Watte in meinem Kopf sind ganz weg. Und auch das Fieber ist jetzt ganz verschwunden. Auch als ich mich aus dem Bett schäle bleibt das gute Gefühl. So wie es aussieht hat Soundwaves Mittelchen doch ganz gut gewirkt. Was auch immer er mir gegeben hat. Ich strecke mich ein wenig. Passenderweise ist jetzt auch endlich Wochenende. Dann geht es mir Montag sicher wieder gut. Heute ziehe ich mich wieder vernünftig an, denn es gibt jemanden, dem ich heute noch einen Besuch abstatten muss. Immerhin hat Cateline keine Ahnung, was da zur Zeit vor sich geht. Ich schnappe mir also die Waffe und ziehe mich so warm an, wie es nur geht. Trotzdem überrascht mich der kalte Wind, als ich nach draußen gehe. Die ganze Straße ist zugeschneit. Eigentlich ein wirklich schöner Anblick. Ich sehe mich kurz um, aber Soundwave ist natürlich nicht da. Er war schon letzte Nacht verschwunden, keine Ahnung wohin. Ich schließe die Tür hinter mir und mache mich auf den Weg zum Bus. Die Nachrichten heute morgen beim Frühstück waren auch nicht gerade ermutigend. Es gibt nun noch weitere fünf Opfer. Vielleicht ist Soundwave deswegen gegangen. Ich gehen langsam Richtung Bushaltestelle. Unter dem Schnee ist es doch ganz schön glatt. Hoffentlich fährt der Bus auch.
 

„Da bin ich Mal zwei Tag nicht dabei und dann passiert so etwas spannendes?“ Ich bin mir nicht sicher, ob Cateline das ernst mein oder nur einen Scherz macht. Ich sollte wohl besser gar nicht darauf eingehen. Ich habe gerade nicht die Nerven dazu mich mit ihr zu streiten. Cateline scheint es auch nicht weiter zu stören, dass ich schweige. Unbeirrt fährt sie einfach fort.

„Und du hast wirklich keine Ahnung, wer da zu dir gesprochen hat?“

„Das sagte ich doch schon.“

„Und der Splitter hat geleuchtet... Dafür kann es viele Gründe gegeben haben. Vielleicht war es ja sogar der Splitter selbst. Vielleicht hat er ja ein eigenes Bewusstsein. Immerhin wisst ihr ja auch immer noch nicht, wieso du die Waffe aktivieren konntest. Es hängt doch irgendwie alles ein bisschen mit dem Splitter zusammen.“ Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Nur leider tun sich dadurch nur noch mehr Fragen auf.

„Könnte es nicht auch sein, dass jemand anderes mit Hilfe des Splitters Kontakt aufgenommen hat?“

„Denkbar, aber schon irgendwie abgefahren. Ich meine, da hat dich jemand warnen wollen. Jemand, der genau weiß, was als nächstes passieren wird.“

„Sie sagte auch, ich sei schon viel zu tief darin um es noch abwenden zu können. Das heißt, was auch immer es ist, es wird passieren. Das ist es, was mich so beunruhigt.“

„Wir müssen halt vorsichtig sein. Etwas anderes bleibt uns ja gar nicht übrig.“ Ich reibe mir unbewusst über einen meiner Arme. Das wird einfach immer unheimlicher. Wenn ich nur wüsste, was als nächstes passieren wird.

„Jedenfalls ist das gerade nicht ganz so wichtig. Viel wichtiger ist ja wohl, dass nur einen Tag nach deinem Traum diese seltsamen Krankheitsfälle aufgetaucht sind. Und wenn das wirklich eins von diesen Kreaturen ist, bedeutet das Ärger. Und wenn es stimmt, dass diese Dinger so schnell lernen und auch ihre Ziele verändern, dann wird es nicht lange dauern, bis sie auf diese Waffe aufmerksam werden und jagt auf dich machen.“

„Glaubst du wirklich, dass sie mich jagen werden?“

„Der erste hat es doch am Ende auch getan, oder? Diese Waffe ist momentan das effektivste um sie aufzuhalten. Natürlich wollen die sie haben. Und so intelligent, wie die sind ist es wohl nur logisch. Sie greifen sicher nicht ohne Grund die Menschen an.“ Ich versuche den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken, aber es geht nicht. Wieso habe ich da vorher nicht selbst dran gedacht? Natürlich wollen sie die Waffe. Ruckartig springe ich auf.

„Ich werde mich besser Mal auf den Heimweg machen. Sieht so aus, als ob heute noch ne Menge Schnee vom Himmel kommen wird.“ Ich sehe kurz nach draußen, wo wirklich ein paar dunkelgraue Wolken am Himmel stehen.

„Gut... Aber pass auf dich auf.“ Mir entgeht der misstrauische Blick von Cateline nicht, aber ich brauche jetzt dringend ein bisschen Zeit um meine Gedanken zu ordnen.
 

Frierend stehe ich an der Bushaltestelle. Es dauert noch etwas, bis mein Bus kommt. Es macht mir aber nichts aus, denn ich stehe hier sowieso allein. Immer wieder lasse ich meine Gedanken über die eben gewonnene Erkenntnis kreisen. Und je mehr ich das tue, desto mehr Angst bekomme ich. Es könnte theoretisch ja jeden Augenblick etwas angreifen. Beunruhigt blicke ich mich um. Aber es ist alles friedlich um mich herum. Ein paar Schneeflocken fallen vom Himmel. Diese Ruhe ist auf einmal furchtbar beunruhigend. Fast, als wäre jedes Geräusch abgestellt worden. Ich sehe in die Richtung, aus der der Bus kommen muss. Aber stattdessen sehe ich etwas anderes heranfahren. Oder besser gesagt jemand anderen. Ich fühle schon fast eine unendlich Erleichterung, als Soundwave vor mir stehen bleibt und seine Tür öffnet.

„Du solltest doch Zuhause bleiben.“ Ich steige schnell ein.

„Ich brauchte jemanden zum Reden und du warst nicht da. Aber wirklich beruhigt hat mich das nicht.“ Soundwave erwidert darauf nichts und setzt sich stattdessen in Bewegung. Einen Moment sehe ich aus dem Fenster.

„Sag Mal, Soundwave? Sind diese Kreaturen... Vielleicht hinter mir her, weil ich die Waffe hab?“

„...Ich weiß nicht, wie viel sie über dich und die Waffe wissen, aber ich will es nicht ausschließen.“ Ich merke, wie der Kloß im Hals noch ein bisschen dicker wird. Das ist also die Gefahr, die jetzt auf mich zukommt. Der Kampf hat gerade erst angefangen. Ich habe Angst davor, was jetzt noch alles auf mich zukommen wird. Und da wird noch einiges kommen, davon bin ich überzeugt.
 

Es macht sich erneut Erleichterung breit, als ich endlich wieder Zuhause bin. Und zum Glück scheint Soundwave auch nicht allzu früh wieder gehen zu wollen. Müde lasse ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. Die Erkältung ist halt doch noch nicht ganz weg. Ich greife zur Fernbedienung, um mich vielleicht ein kleines bisschen abzulenken. Ich kann ja ohnehin nichts gegen meine jetzige Situation machen.

„...ähnliche Verletzungen auf. Ob es sich dabei um Unfälle oder Mord gehandelt hat ist bislang noch unklar. Die Ermittlungen wurden aufgenommen.“ Ich merke gar nicht, wie mir die Fernbedienung aus der Hand gleitet und auf den Boden fällt. Ist jetzt etwa noch ein zweites Monster aufgetaucht?

Die Schlinge wird enger

Es ist bereits dunkel, aber daran störe ich mich nicht. Nur schemenhaft kann man erkennen, wie der Schnee vom Himmel fällt und auf dem Boden liegen bleibt. Es sind jetzt drei Tage vergangen, seit die beiden Monster aufgetaucht sind. Jeden Tag wird von neuen Toten berichtet. Nur die Tatsache, dass sich bis jetzt alle Todesfälle auf einem anderen Kontinent abgespielt haben, ist ein bisschen beruhigend. Dennoch ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen. Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen Kalender. Weihnachten rückt immer näher und doch kann ich mich nicht wirklich darauf freuen. Mit einer kurzen Handbewegung schalte ich das Radio ein. Gleich kommen die Nachrichten. Wie erwartet wird von neuen Todesfällen berichtet. Von der merkwürdigen Krankheit und von weiteren mysteriösen Morden. Ich trage die Orte auf meiner Karte ein. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis auch hier die ersten Todesfälle auftreten. Vor zwei Tagen habe ich begonnen diese Karte zu führen und ich musste schnell feststellen, dass da ein Muster drinnen steckt. Ein Kreis, der sich ganz langsam enger zieht und auf uns zukommt. Ich schalte das Radio wieder aus und betrachte die Karte. Wenn das Muster stimmt, müssten sie heute Nacht diesen Kontinent erreichen und dann ist es nur noch eine Frage von Stunden. Ich blicke kurz aus dem Fenster. Soundwave hält draußen Wache. Vielleicht fürchtet er, dass hier noch ein anderes Monster auftauchen könnte. Die Schule heute war auch recht merkwürdigen. Ich war ständig mit meinen Gedanken woanders. Ich atme tief durch. Bald ist die trügerische Ruhe endgültig vorbei.
 

Etwas verloren sehe ich aus dem Fenster. Es ist gerade Pause und Cateline hat sich dazu entschlossen meine Karte zu studieren. Ich habe mich heute morgen nicht getraut das Radio oder den Fernseher einzuschalten. Ich habe nicht Mal meinen Laptop angeschaltet. Eigentlich will ich gar nicht daran denken, was bald passieren könnte. Aber diese Sache aus meinen Gedanken zu verbannen ist etwas ganz anderes als es zu verdrängen und selbst das will mir nicht richtig gelingen. Die ganze Zeit kreisen meine Gedanken darum, wen es hier wohl als erstes treffen wird. Oder hat es vielleicht sogar schon jemanden getroffen? Will ich das überhaupt wissen? Mir kommt die Erkenntnis, dass ich meine Gedanken sowieso nicht ordnen kann und ich höre endlich auf ohne Ziel aus dem Fenster zu starren. Stattdessen sehe ich zu Cateline herüber, die noch immer auf die Karte sieht.

„Und? Was denkst du wie lange sie noch brauchen werden?“

„Na ja... Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass sie noch allzu weit weg sind. Sie könnten durchaus schon längst hier sein. Immerhin sind sie jeden Tag schneller geworden.“

„Das habe ich mir schon irgendwie gedacht.“ Und trotzdem läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Es schüttelt mich richtig. Als würde es gerade um mich herum eiskalt sein.

„Sag mal, weiß Soundwave davon?“ Cateline hält mir die Karte unter die Nase und ich nehme sie lieber wieder an mich.

„Ich habe es ihm nicht gesagt, aber wir reden hier von Soundwave. Natürlich weiß er es schon längst. Da bin ich mir sicher.“ Ich sehe mir die Karte noch einmal selbst an. Es gibt kein Weg drum herum. Ich werde mir früher oder später die Nachrichten ansehen oder anhören müssen. Ganz egal wie viel Angst ich davor habe. Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, aber zeitgleich mit dem Klingeln kommt unser Fachlehrer in den Klassenraum. Hastig packe ich die Karte ein, damit niemand darauf aufmerksam wird. Keine Ahnung, wie ich das sonst erklären sollte.
 

Gedankenverloren stehe ich an der Bushaltestelle. Vom Unterricht habe ich heute so gut wie gar nichts mitbekommen. Ich habe mir sogar besonders viel Zeit gelassen. Lieber nehme ich einen Bus später. Ich lasse meinen Blick noch einmal über die Karte gleiten. Wenn ich erstmal Zuhause bin, kann ich es nicht mehr aufschieben. Dann werde ich mir die neuesten Nachrichten anhören müssen. Ich schrecke auf, als ich bemerke, dass der Bus vor mir gehalten hat. Schnell steige ich ein und suche mir einen freien Platz ganz hinten. Wie erwartet sitzt kaum jemand im Bus. Und die wenigen Leute haben besseres zu tun, als mich zu beobachten. Trotzdem lasse ich die Karte lieber in meiner Tasche verschwinden. Ich gehe lieber kein Risiko ein. Draußen fällt leichter Schnee und ich versuche mich abzulenken, indem ich die Welt draußen an mir vorbeiziehen lasse. Wirklich was bringen tut es zwar nicht, aber immerhin überschlagen sich meine Gedanken nicht mehr. Ich bin so in meinen Gedanken gefangen, dass ich zuerst nicht bemerke, wie der Bus stehen bleibt und alle Fahrgäste irritiert nach draußen sehen. Verwirrt sehe ich auch nach draußen. Die Straße ist von einem Krankenwagen und mehreren Polizeiautos versperrt. Mehrere Polizisten leiten den Verkehr auf eine andere Straße um. Langsam setzt sich der Verkehr wieder in Bewegung und als der Bus abbiegt, kann ich einen kurzen Blick hinter die ganzen Wagen erhaschen. Gerade kommen mehrere Sanitäter und der Notarzt aus dem Haus hinter der Absperrung. Auf der Trage liegt eine sehr blasse Person, doch bevor ich sie mir genauer ansehen kann, zieht der Arzt ein weißes Tuch über dessen Gesicht. Ich muss hart schlucken. Ist das jetzt nur ein dummer Zufall? Ich weiß es nicht und eigentlich will ich es gar nicht wissen. Lieber wende ich meinen Blick ab und sehe auf der anderen Seite aus dem Fenster. Dort stehen bereits so einige Schaulustige. Doch der Busfahrer gibt Gas und zu meiner Erleichterung lassen wir diese Stelle schnell hinter uns.
 

Völlig neben mir lasse ich mich Zuhause auf das Sofa fallen. Die Fernbedienung liegt direkt vor mir. Trotzdem lasse ich sie erstmal außer acht und atme einmal tief durch. Ein leichtes Zittern geht durch meinen Körper und hinterlässt eine Gänsehaut. Eigentlich weiß ich, was das zu bedeuten hat, aber wissen will ich es trotzdem nicht. Schon allein der Gedanken an die Möglichkeit macht mir unheimlich Angst. Trotzdem habe ich keine Chance aus der Sache wieder herauszukommen. Und Soundwave ist schließlich auch noch da. Entschlossen nehme ich die Fernbedienung in die Hand. Jetzt oder nie. Ich schalte den Fernseher ein und suche mir ein Programm mit Nachrichten. Na ja, eigentlich habe ich nicht wirklich gesucht. Auf so gut wie jedem Kanal laufen Sondernachrichten. Schon allein der Titel der Nachrichten sagt mir alles, was ich wissen muss. Da ist wieder dieses mulmige Gefühl, aber ich ignoriere es so gut ich kann und beginne meine Karte zu aktualisieren. Als ich das letzte Kreuz gesetzt habe, stehe ich auf. Der Kreis hat sich zugezogen. Das ist kein zufälliges Muster. Mittelpunkt dieses Kreises ist ein ganz bestimmter Ort. Ich schalte den Fernseher aus und umklammere mein Handgelenk mit der Waffe. Darauf müssen sie die ganze Zeit gewartet habe. Darauf, dass ich nach Hause komme.
 

Vorsichtig laufe ich durch die vielen, verschiedenen Straßen. Immer versucht nicht zu langsam zu werden. Es ist so ruhig auf den Straßen, dass ich glaube jemand hätte alle Geräusche abgestellt. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Aber da draußen ist etwas. Ich fühle mich beobachtet, seit ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin und ich bin mir absolut sicher, dass das keine Einbildung ist. Wieso muss Soundwave ausgerechnet jetzt nicht da sein. Wenn ich nur wüsste wo er ist. Wenn ich nur irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen könnte. Ich biege um die nächste Ecke und erschrecke mich fast zutode, als ich ein paar kleine Vögel aufschrecke. Ich sehe mich nochmal um, aber es ist niemand zu sehen. Scheint gerade keiner auf der Straße zu sein. Es wäre ja schon eine Erleichterung, wenn ich es in einem Stück bis zur Hauptstraße schaffen würde. Ich laufe lieber weiter. Jede Sekunde, die ich damit verschwende auf einer Stelle stehen zu bleiben, kostet mich wertvolle Zeit. Und von der habe ich sicher bei weitem nicht mehr so viel, wie ich gerne haben würde. Jetzt ist die Hauptstraße nicht mehr weit und ich fange schon fast an zu rennen. Doch ein lautes Scheppern hinter mir lässt mich nicht nur inne halten. Als ich mich umdrehe, verliere ich das Gleichgewicht und falle nach hinten. Unangenehmer Schmerz breitet sich in meinem Rücken aus, aber zum Glück verklingt er auch ganz schnell wieder. Benommen setze ich mich auf, aber ich kann nichts merkwürdiges erkennen. Nicht Mal den Ursprung des Schepperns. Ich sehe mich etwas verwirrt um, aber am Bild hat sich nichts verändert. Vielleicht war das doch nur irgendein streunendes Tier. Langsam stehe ich auf. Mir ist ein bisschen schwindelig, vermutlich durch den Schreck. Ich laufe lieber weiter.
 

Eine kleine Erleichterung macht sich in mir breit, als ich endlich die Hauptstraße erreiche und vom typischen Lärm begrüßt werde. Obwohl mir doch bewusst sein sollte, dass ich hier noch lange nicht in Sicherheit bin. Ich laufe langsam weiter. Zum Glück kann ich den Weg von hier zum Unterschlupf von Soundwave und Shockwave mittlerweile im Schlaf. Ich laufe zur gegenübergelegenen Bushaltestelle. Ein paar Stationen kann ich zum Glück mit dem Bus fahren. Dadurch verkürzt sich der Weg immerhin nicht wenig. Wenn der Bus denn kommen würde. Natürlich habe ich die Uhrzeit nicht mit eingerechnet. So ein Mist! Der nächste Bus kommt erst in einer halben Stunde. Aber ich kann nicht eine halbe Stunde lang an einer Stelle stehen. Ich sehe mich nervös um. Nein! Das kann ich auf keinen Fall machen. Also laufe ich wieder los. In die Richtung, in der die nächste Bushaltestelle liegt. Ich kann ja dort einsteigen. Ich sehe kurz zum Himmel hoch. Es ist schon fast ganz dunkel geworden. Noch immer etwas benommen laufe ich also wieder los. Egal wohin, einfach nur in Bewegung bleiben. Ich schüttel meinen Kopf. So geht das nicht, ich muss mich beruhigen. Ich sehe mich beim Laufen um. Alle Menschen um mich herum gehen ihren normalen Alltagsdingen nach. Doch, dass scheint zu reichen, denn ich merke, wie ich immer ruhiger werde. Und bald kommt auch die nächste Haltestelle in Sicht, auf deren Bank ich mich erstmal niederlasse. Endlich ist die anfängliche Panik verfolgen und ich kann wieder klare Gedanken fassen. Ich lasse meinen Blick auf der Waffe an meinem Handgelenk ruhen. Solange ich das bei mir habe, sollte mir doch eigentlich nichts passieren, oder? Na ja, darauf ankommen lasse will ich es auch nicht. Soundwave und Shockwave scheinen mir da doch ein ganz gutes Ziel zu sein. Zumindest für die Nacht. Ich sehe kurz auf meine Uhr. Es dauert nicht mehr lange, bis der Bus kommen sollte. Ich atme nochmal tief durch und lasse dann meinen Blick nochmal schweifen. Es sieht wirklich nirgends ungewöhnlich aus. Wer weiß, was ich mir da schon wieder eingebildet hatte. Man lebt einfach gefährlicher mit Decepticons.
 

Der Bus verspätet sich ein bisschen. Ich bin mittlerweile schon ganz schön durchgefroren. Jetzt, wo die Sonne weg ist wird es auch rasch sehr kalt. Das gehört zu den wenigen Dinge, die ich am Winter nicht ganz so mag. Als ich nochmal die Straße runter sehe, sehe ich ihn endlich kommen. Wird auch Zeit. Ich reibe mir über die Arme, als ich aufstehe. Als der Bus endlich hält, beeile ich mich einzusteigen und suche mir den Platz ganz hinten. Ein Glück ist der Bus nicht allzu voll. Und schön warm ist es auch noch. Der Busfahrer hat die Heizung wohl voll aufgedreht. Etwas müde sehe ich zu, wie die Landschaft am Fenster vorbeizieht. Die Scheibe ist benebelt und ich wische einmal über das Glas, um mehr sehen zu können. Überall sind die Lichter in den Fenstern an. Die Leute sind eilig auf der Straße unterwegs um nach Hause zu kommen. Dann wird es etwas dunkler vor der Fensterscheibe im Bus. Wir haben die belebtere Straße verlassen und sind abgebogen. Das macht mich irgendwie sehr müde. Ich wende meinen Blick also ab und sehe mich lieber ein bisschen im Bus um. Irgendwie hat es was ganz hinten zu sitzen. Man hat einen guten Überblick darüber, wer alles so im Bus sitzt. Ich strecke mich ein bisschen und will mich dann nach vorne lehnen, als etwas sehr unerwartetes passiert. Ehe ich verstehen kann was passiert scheint sich alles zu drehen und durch die Luft gewirbelt zu werden.

Countdown zum Tod

Langsam kommt mein Verstand wie aus einem Nebel wieder und wird klarer. Die Geräusche um mich herum werden lauter. Es hört sich nach Schreien an. Aber auch laute Explosionen wie nach Kanonenschüssen sind zu hören. Ich halte mir den Kopf und versuche vorsichtig meine Augen zu öffnen. Über mir hängen kopfüber Sitzreihen. Langsam drehe ich meinen Kopf zur Seite und mir wird bewusst, dass der Bus auf dem Dach liegt. Um mich herum flackert rotes Licht, die einzige Lichtquelle hier drin. Das bedeutet, dass es irgendwo hier brennen muss. Überall um mich herum liegen die Scherben der geborstenen Scheiben. Auch Menschen liegen regungslos um mich herum. Ich kann so nicht feststellen, ob sie noch am Leben sind. Ich muss hier raus, bevor der Bus ganz in Flammen steht. Ich nehme meine Hand vom Kopf um mich damit abzustützen, als ich bemerke, dass sie ganz dunkel ist, rot. Erst jetzt bemerke ich die warme Flüssigkeit, die mir das Gesicht runter läuft. Ganz langsam richtige ich mich auf. In meiner Schulter macht sich ein unangenehmes Stechen breit und ich habe überall Schnittwunden durch das Glas. Etwas verzweifelt versuch ich aufzustehen, doch meine Beine sind wie Gummi. Ich drehe mich auf den Bauch um auf allen Vieren bis zum nächsten Fenster zu krabbeln. Irgendwie schaffe ich es dann auch nach draußen. Doch was ich draußen sehe, lässt mir den Atem stocken. Nicht der Bus steht in Flammen, sondern alles drum herum. Häuser, andere Autos, einfach alles. In der Ferne sehe ich wieder etwas explodieren. Ich halte mich am Wrack des Busses fest, als ich nochmal versuche aufzustehen. Mit etwas Erleichterung komme ich tatsächlich auf die Beine. Etwas fliegt nur knapp am Bus vorbei und erschrocken sehe ich diesem nach. Doch es ist etwas anderes, was mir da ins Auge fällt. Ehrfürchtig sehe ich mich etwas um. Schließlich bleibt mein Blick an etwas hängen.

„Optimus Prime...“
 

Ein silberner Mercedes SLS AMG kommt um die Ecke gerauscht, nur um sich in Sekundenschnelle in einen riesigen Roboter zu verwandeln. Soundwave sieht sich genau in der Gegend um. Es ist ruhig geworden in diesem Stadtteil. Es ist so gut wie nichts übrig geblieben. Kein Haus steht mehr. Vieles brennt noch immer. Kurz hinter Soundwave trifft ein eigentümlich gefärbter Panzer ein. Ein junges Mädchen springt von ihm runter, kurz bevor auch dieser sich transformiert.

„Was ist hier passiert..?“ Cateline sieht sich mehr als erschrocken um. Auch Shockwave verschafft sich einen Überblick.

„Wir sind zu spät.“ Shockwaves Stimme klingt monoton. Das ist eine simple Feststellung.

„Wo ist Helena?“ Cateline will loslaufen, doch Shockwave hält sie davon ab.

„Sie ist nicht hier.“ Dabei deutet er zu Soundwave, der stur in eine Richtung sieht.

„Die Autobots. Sie haben sie mitgenommen.“ Wieder nur eine nüchterne Feststellung von Shockwave, ohne Emotionen. Als Cateline gerade etwas erwidern will, fängt die Erde an zu beben. Nur ein paar Meter vor ihnen tut sich plötzlich die Erde auf. Aus diesem Loch hervorgeschossen kommt etwas, das sehr stark an einen riesigen Hundertfüßer erinnert. Aber es ist sehr cybertronisch und noch dazu bereits sehr mitgenommen. Aber immer noch am Leben und auch immer noch sehr gefährlich. Shockwave läd bereits seine Waffe, als Soundwave sie nach unten drückt.

„Wir verschwinden von hier. Ohne Helena und die Waffe macht das keinen Sinn.“

„Du willst die Autobots nicht verfolgen?“

„So werden wir sie nicht finden. Sie werden ihre Spuren verwischen... Gehen wir.“
 

„Das ist schon merkwürdig. Ich kann nicht feststellen, was ihr fehlt.“ Etwas irritiert sieht Ratchet auf den Bildschirm vor sich, neben dem Helena auf einer Liege gebettet ist, bewusstlos und stark fiebernd. Die Werte auf dem Bildschirm sind eindeutig sehr instabil. Einige Werte sind bereits rot unterlegt. Ironhide steht daneben und mustert sie genau.

„Irgendwie kommt mir das Mädchen bekannt vor. War sie nicht bei den Cons?“

„Schon möglich, auch wenn mir nicht einleuchten will, was die Decepticons mit Menschen anfangen sollen.“

„Wieso helfen wir ihr dann? Wäre es nicht sinnvoller sie zu vernichten?“

„Optimus will es so. Außerdem kann sie uns bestimmt etwas über die Pläne der Decepticons erzählen. Vorausgesetzt, dass sie die Nacht überlebt...“

„Ich bin immer noch der Meinung, dass sie uns alle gefährdet.“ Immer noch leicht kopfschüttelnd geht Ironhide um sich anderen Aufgaben zuzuwenden.
 

„Wie lange dauert es denn bitte die Autobots ausfindig zu machen?“ Ungeduldig läuft Cateline die ganze Zeit im Kreis herum. Dabei lässt sie aber Shockwave nicht aus den Augen. Dieser steht vor dem großen Monitor und ist fieberhaft auf der Suche. Auch Soundwave lässt ihn nicht aus den Augen. Auch wenn es bei ihm nicht so offensichtlich ist, ist ihm doch eine leichte Anspannung anzusehen.

„Wenn du mich drängst, werde ich sie auch nicht schneller finden.“ Shockwaves Stimme klingt so neutral wie sonst auch. Frustriert setzt sich Cateline auf den Boden. Soundwave stellt sich nun direkt neben Shockwave.

„Uns läuft die Zeit davon.“

„Wie meinst du das?“ Cateline steht verwundert wieder auf und sieht zu den beiden hinauf.

„Glaubst du die Autobots würden ihr etwas antun?“

„Nein.“

„Aber bei den Autobots ist sie vor diesen Dingern doch wohl sicher, oder?“ Soundwave schweigt und starrt und auf den Monitor. Doch Shockwave dreht sich leicht zu ihr um.

„Wenn meine Vermutungen stimmen, und davon gehe ich aus, wird sie sterben, wenn wir sie nicht bald finden.“ Damit dreht sich Shockwave wieder zurück um weiter zu suchen. Cateline hingegen tritt noch etwas näher an die beiden heran.

„Du meinst, dass sie dieses kleine Etwas bereits in sich trägt? Und was ist mit den Autobots? Die werden Helena doch wohl nicht einfach so sterben lassen.“ Es dauert einen Moment, doch dann wendet sich Soundwave vom Bildschirm ab.

„Man kann es nicht einfach so mit einem normalen Scanner ausmachen. Sie werden ihn nicht finden.“

„Aber ihr könnt es?“

„Shockwave ist wohl momentan der einzige, der es kann. Aber dafür müssen wir sie finden.“

„Und... Wie lange haben wir noch?“

„Vielleicht drei Stunden, eher weniger.“ Cateline lässt sich hilflos auf den Boden fallen.

„Wenn Shockwave sie nicht findet, dann wird Helena also sterben...“
 

„Tut mir leid, Optimus. Ich habe alles getan, was ich konnte. Ich kann ihr nicht helfen..“ Ratchet steht zusammen mit Optimus vor Helena und betrachtet besorgt ihre noch immer fallenden Werte. „Ich weißt, dass du alles in deiner Macht stehende getan hast, alter Freund.“ Optimus legt ihm besänftigend eine Hand auf die Schulter. Doch Ratchet ist alles andere als zufrieden.

„Sie wird heute Nacht sterben und ich weiß nicht warum.“

„Noch lebt sie. Wir müssen halt auf ein Wunder hoffen. Wie oft haben uns die Menschen schon überrascht..“

„Sie scheint jedenfalls mit all ihren Kräften dagegen anzukämpfen.“
 

Es ist dunkel. Doch es ist keine bedrückende Dunkelheit. Eher als würde man Abends in seinem Bett liegen. Als wäre man kurz vor dem Einschlafen

„Helena...“ Träge öffne ich meine Augen. Ich fühle mich unheimlich müde. Und doch kann das hier nicht die Realität sein. Erschöpft sehe ich mich um. Mein Blick bleibt an einer kleinen Lichtkugel hängen, die immer näher kommt und schließlich vor mir in der Luft schweben bleibt.

„Du bist doch... Du bist mir schon einmal begegnet, in einem Traum.“

„Das ist richtig. Helena, du weißt sicher selbst in was für einer gefährlichen Lage du dich befindest, oder?“

„Ich werde sterben, nicht wahr?“

„Du liegst im Sterben, das ist wahr. Aber noch bist du nicht Tod.“ Mein Blick wird etwas ernster.

„Wer bist du eigentlich?“

„Das kann ich dir noch nicht sagen, aber wir werden sicher bald aufeinander treffen. Sehe mich einfach als deinen Schutzengel an.“ Ein leichtes Seufzen entkommt mir. Erst jetzt bemerke ich, dass ich selbst hier in meinem Traum schwitze. Mein Fieber muss wirklich schlimm sein.

„Wie lange habe ich noch?“

„Die Zeit wird knapper. Aber wie ich bereits sagte, bist du noch am Leben.“

„Das klingt, als wüsstest du etwas, das ich nicht weiß.“

„Deine Freunde suchen nach dir.“ Leichte Überraschung macht sich in meinem Gesicht breit. Ich weiß zwar, wen sie meint, aber ich habe sie nie als meine Freunde angesehen. Soundwave und Shockwave. Und doch wird mir irgendwie bei dem Gedanken warm ums Herz, dass sie mich suchen.

„Werden sie mich rechtzeitig finden?“

„Das liegt an dir. Dein Vertrauen und dein Wille allein kann sie zu dir führen. Aber alleine werden sie die Basis der Autobots nicht finden.“

„Mein Vertrauen? Wie soll das funktionieren?“

Du musst mit deinem Herzen nach ihnen rufen. Dann werden sie dich finden.“ Langsam beginnt das kleine Licht zu erlöschen.

„Warte! Ich verstehe das nicht!“

„Du weißt bereits alles, was du wissen musste... Der Rest liegt nun bei dir allein... Entscheide ob du leben oder sterben willst...“ Mit dem letzten Wort verschwindet das Licht und lässt mich alleine in der Dunkelheit zurück. Kleine Tränen laufen mir die Wange runter. Es wird kalt um mich herum und doch scheint mein innerstes zu brennen. Von außen erfriere ich und von innen verbrenne ich. Ich bin hier ganz allein, gefangen in meinem Traum, unfähig aufzuwachen. Unfähig irgendetwas zu tun. Wo? Wo seit ihr nur? Findet mich. Bitte, findet mich! Shockwave! SOUNDWAVE!
 

Ein silberner Mercedes SLS AMG rast mit unheimlich hoher Geschwindigkeit die dunkle Landstraße entlang. Doch obwohl es so dunkel ist, scheint Soundwave kein Licht zu brauchen um zu wissen, wo er hinfahren muss. Mit etwas Abstand folgt ihm ein untypisch gefärbter Panzer, der doch ungewöhnlich schnell für ein so schwerfälliges Fahrzeug unterwegs ist. Oben auf dem Panzer sitzt ein junges Mädchen.

„Wo wollt ihr auf einmal so schnell hin?“

„Du hörst es wahrscheinlich nicht, weil du kein Transformer bist.“

„Was soll ich hören?“

„Ihre Stimme.“

„Wessen Stimme? Etwa Helenas? Aber wie soll das möglich sein?“

„Ich denke, dass ist nicht der richtige Zeitpunkt um darüber nachzudenken. Wir wissen jetzt wo sie ist und das ist unsere oberste Priorität.“ Shockwave wird noch ein wenig schneller um noch ein bisschen zu Soundwave aufzuschließen. Durch die späte Zeit und die Dunkelheit ist zum Glück niemand mehr unterwegs, der sie sehen könnte. So müssen sie auf sowas keine Rücksicht nehmen. Cateline sieht etwas überrascht auf, als vor ihnen in weiter Ferne ein riesiger Gebäudekomplex mitten im Nirgendwo auftaucht.

„Ist es das? Da ist sie?“

„Ja, da ist sie!“ Shockwave legt eine Vollbremsung hin, als Soundwave plötzlich vor ihnen stehen bleibt. Cateline kann sich gerade noch so festhalten.

„Hey! Was ist jetzt?“

„Wir brauchen einen Plan.“

„Das fällt dir aber früh ein, Soundwave.“
 

Auf der Basis der Autobots ist es ruhig. Bis auf ein paar Nachtwachen haben sich sowohl Autobots als auch Menschen zur Nachtruhe begeben. Auch Ratchet ist noch wach. Auch, wenn er nicht viel tun kann, will er die Vitalwerte des Mädchens nicht aus den Augen lassen, damit er im Notfall vielleicht doch noch etwas unternehmen kann um ihr Zeit zu verschaffen. Doch alle zucken unwillkürlich aus dem Schlaf, als ein lauter Alarm losgeht. Eindringlinge haben sich Zutritt verschafft. Überall ist ein rotes Warnlicht zu sehen. Fast die ganze Basis setzt sich in Bewegung. Ironhide ist einer der ersten Autobots, die ankommen.

„Na, wen haben wir denn da? Soundwave!“ Angesprochener befindet sich nur ein paar Meter entfernt von Ironhide und hat seine Waffen hochgefahren. Nun transformiert sich auch der schwarze Pickup in seine Roboterform um gleich darauf seine Waffen hochzufahren.

„Was macht uns die Ehre? Ich glaube nicht, dass du alleine hier her kommst um uns anzugreifen. Dann hättest du Verstärkung mitgebracht.“ Langsam treffen auch die anderen Autobots und die Menschen ein. Die Basis leert sich. Soundwave setzt ungesehen von seinen Gegnern ein zufriedenes Grinsen auf. Der Plan scheint aufzugehen, auch wenn es weiterhin sehr riskant ist. Sie haben nicht viel Zeit.
 

Es ist stockdunkel, aber Shockwave stört das nicht im geringsten. Er braucht kein Licht um etwas sehen zu können. In seinem Altmode fährt er ganz langsam und leise durch die Gänge der Basis. Es sollten zwar alle draußen sein, aber es ist doch besser nichts zu riskieren. Es hat nicht lange gedauert, bis er wusste, wo er hin muss. Diese Basis ist wirklich sehr einfach aufgebaut. Das war keine wirkliche Herausforderung für hin. Kurz vor der Krankenstation bleibt er stehen und Cateline steigt von ihm runter. Dann transformiert er sich.

„Du bleibt hier, bis ich dir ein Zeichen gebe.“ Ohne auf eine Antwort zu warten schleicht sich Shockwave an den Eingang zur Krankenstation heran und wirft einen Blick hinein. Natürlich, Ratchet ist noch da. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Außer ihm scheint aber keiner da zu sein. Das ist einfach. Leise läd er seine Waffe und zielt. Ein gut gezielter Schuss und Ratchet fliegt einige Meter nach hinten und bleibt regungslos auf dem Boden liegen.

„Viel zu naiv.“ Shockwave gibt Cateline ein Zeichen und geht dann rein. Er wendet sich gleich dem Monitor zu, während Cateline direkt zu Helena läuft.

„Sie sieht nicht gut aus.“

„Was hast du erwartet? Sie liegt im Sterben.“ Ein Geräusch lässt Cateline aufsehen. Shockwave hat sich wieder transformiert und steht nun als Holoform direkt vor Helena.

„Was hast du vor?“

„Ihre Werte sind so schlecht... Und dennoch lebt sie noch. Sieh dir den Splitter in der Waffe an. Er funkelt schwach. Er hält sie am Leben noch und ich vermute, dass sie uns mit seiner Hilfe gerufen hat. Dennoch wird es nicht mehr lange anhalten. Dann wird sie sterben.“

„Dann müssen wir uns beeilen und sie hier wegbringen, damit du ihr helfen kannst.“

„Dafür ist es bereits zu spät. Ihre Werte sind auf einem zu niedrigen Level. Sie wäre tot, bevor wir sie in unsere Basis gebracht haben.“

„Aber... Was machen wir dann? Wir können sie doch nicht sterben lassen!“

„Ich habe das kleine Biest geortet. Es hat sich wie erwartet direkt an ihrem Herzen versteckt.“ Cateline weicht einen Schritt zurück.

„D-das ist schlecht, oder?“

„Die normale Vorgehensweise. Ich muss es wissen. Wenn wir sie retten wollen, muss ich es entfernen. Sonst hört es nicht auf sie umzubringen.“

„Ich verstehe ja, aber... Moment! Du willst sie hier und jetzt aufschneiden!?“

„Wir haben keine andere Wahl mehr. Warten wir länger, ist sie tot.“

Hoffnung

„Ich verstehe ja, aber... Moment! Du willst sie hier und jetzt aufschneiden!?“

„Wir haben keine andere Wahl mehr. Warten wir länger, ist sie tot.“ Verunsichert tritt Cateline noch einen Schritt zurück, ihren Blick fest auf Helena gerichtet.

„Das verstehe ich ja, aber hier und jetzt?“ Shockwave geht nicht wirklich auf ihre Einwände ein und beginnt alles zusammenzusuchen. Cateline dagegen lässt ihn dabei nicht aus den Augen. Kurz blickt sie zu Ratchet rüber, der noch immer regungslos am Boden liegt.

„Was machen wir, wenn er aufwacht?“

„Du stellst zu viele Fragen. Ich brauche jemanden, der mir assistiert.“ Verunsichert blickt Cateline zu Shockwave, der nun direkt vor ihr steht und sie auffordernd ansieht.

„ICH!?“

„Schrei noch lauter, damit sie uns finden. Natürlich du. Oder siehst du noch jemanden hier?“

„Und was ist mit Soundwave?“

„Ich glaube nicht, dass du in der Lage wärst die Autobots lang genug abzulenken, oder überhaupt sie abzulenken.“ Er schenkt sich weitere Wort und zerrt sie wieder zur Liege.
 

Mit einer unheimlichen Geschwindigkeit fährt Soundwave von einer Kurve in die andere, die Autobots dicht auf den Fersen. Dass er sie dabei immer wieder im Kreis lenkt scheint denen gar nicht aufzufallen. Um so besser für ihn, wenn er dabei noch mehr Zeit rausholen kann. So lange, wie Shockwave und Cateline brauchen, scheinen Schwierigkeiten aufgetreten zu sein. Hoffentlich würden sie es schaffen, bevor sie auffliegen. Lange wird er sie sicher nicht mehr täuschen können. Gerade noch so kann er Ironhide ausweichen, der versucht hat sich ihm in den Weg zu stellen. Nur gut, dass er in seinem Altmode so wendig ist. Eine Lichtkugel, die nur wenige Meter neben ihm explodiert überrascht ihn. Anscheinend haben sie den Entschluss gefasst ihn lieber abzuschießen, als ihm weiter nachzujagen. Jetzt wird es doch ein bisschen gefährlicher. Hoffentlich beeilen sich die beiden.
 

Shockwave steht leicht über Helena gebeugt und arbeitet vorsichtig. Cateline hingegen zieht es vor lieber woanders hinzusehen. Dabei lässt ihr Blick Ratchet nicht aus den Augen. Wie viel Zeit würden sie wohl noch haben. Das lässt sich unmöglich schätzen und Soundwave wartet ebenfalls schon auf sie. Wie lange er die Autobots wohl noch ablenken kann. Das hier ist das erste Mal, dass sie sich völlig hilflos fühlt. Normalerweise hat sie immer einen Plan bereit, aber dieses Mal...

„Halt das.“ Zögerlich greift sie nach der Klammer. An das andere Ende will sie lieber nicht sehen. So wendet sie ihren Blick lieber wieder dem Autobot zu. Im Augenwinkel nimmt sie war, wie Shockwave weiterarbeitet.

„W-wie lange brauchst du noch?“

„Hab noch etwas Geduld. Der kleinste Fehler könnte alle Bemühungen zunichte machen.“ Cateline atmet etwas schwerer. Wenn das so weitergeht... Eine Bewegung weckt ihre Aufmerksamkeit.

„Shockwave...“
 

Gerade noch so kann Soundwave einem Geschoss ausweichen, als er selbst schießt und einen der Autobots ausschaltet. Nachdem alle dem Beispiel gefolgt sind hatte es keinen Sinn mehr gemacht, weiter zu fliehen. Sie hätten ihn früher oder später getroffen. Ein paar Streifschüsse hat er auch schon kassieren müssen. Wo bleiben Shockwave und Cateline nur? So schwer kann es doch gar nicht sein Helena zu finden. Vor allem Ironhide scheint es sich in den Kopf gesetzt zu haben ihn auszuschalten. Aber seine Vorgehensweise ist einfach drauf los ballern. Das ist wirklich typisch für diesen Dickköpfigen Autobot. Aber gefährlich ist er und von einem seiner Schüsse getroffen zu werden bedeutet sicher das aus für sie, für sie alle.
 

Am liebsten wäre sie weggelaufen, aber das konnte und durfte sie sich jetzt nicht erlauben. Dennoch zittern ihre Beine und Cateline hat das Gefühl, dass sie jeden Augenblick nachgeben. Sie steht noch immer vor Helena und hält in der einen Hand die Klammer während sie in der anderen ein anderes Instrument hält. Das wäre auch nicht das Problem, würde sie nicht alleine da stehen. Um sie herum ertönen immer wieder Explosionen und immer Mal wieder fliegt etwas durch die Luft. Sie hatte es geahnt, aber Shockwave hatte es einfach abgetan. Nun ist Ratchet doch wieder zu sich gekommen und nun liefern die beiden sich in ihrer riesigen Roboterform einen Kampf, während sie hier steht. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sie nur knapp verfehlt wird. Fast der gesamte Raum ist bereits verwüstet. Shockwave hatte ihr einfach das andere Ding in die Hand gedrückt und ihr ausdrücklich gesagt, dass sie sich nicht bewegen dürfte. So steht sie nun da, während ein Geschoss nach dem anderen an ihr vorbei fliegt. Und das der Kampf sich scheinbar in die Länge zieht macht das ganze noch viel Schlimmer. Jetzt wo der Überraschungseffekt weg ist, scheinen sich die beiden irgendwie nicht mehr viel zu nehmen. Oder liegt es daran, dass Shockwave sich wegen Helena zurücknimmt, um sie nicht zu treffen? So genau kann sie es nicht sagen. Die beiden Kämpfenden stecken immer wieder Streiftreffer ein. Doch zum Schluss hat Shockwave den längeren Atem. In einer Unachtsamkeit von Ratchet landet Shockwave einen gezielten Treffer und zieht ihm auch gleich noch mit seiner Kanone eines über. Das sollte reichen, um ihn wieder eine Weile außer Gefecht zu setzen. Trotzdem lässt es sich Shockwave nicht nehmen Ratchet nach draußen zu verfrachten und beginnt damit die Tür zu verbarrikadieren. Noch so eine Störung wäre sicher nicht von Vorteil. Cateline dagegen hat gerade ganz andere Sorgen. Ihr Blick ist auf den Monitor vor sich fixiert, der mittlerweile rot blinkt.
 

Nur haarscharf fliegt das Geschütz an Soundwave vorbei und schlägt in den Boden ein. Der durch die Explosion aufgewirbelte Staub bietet ihm wenigstens für einen kurzen Augenblick Deckung. So langsam wird es wirklich kriminell. Wenn er sich nicht bald etwas neues einfallen lässt... Nein, er muss unbedingt mehr Zeit schinden. Aber wie nur? Wie? Wieder kann er nur knapp einem Geschütz ausweichen. In diesem Moment sieht er Shockwave das Gelände verlassen. Endlich, das wurde auch Zeit. Mit einem gezielte Schuss lässt er einige, vollgetankte LKWs in der Nähe hochgehen. Umgeben von diesem Chaos nutzt Soundwave die Chance sich ungesehen aus dem Staub zu machen. Währenddessen setzt er sich bereits per Funk mit Shockwave in Verbindung.
 

Völlig erschöpft lehnt Cateline sitzend mit dem Kopf an der Wand. Es ist offensichtlich, dass sie eingeschlafen ist. Shockwave ist gerade damit beschäftigt Helena zu untersuchen, war der Schluss doch etwas sehr hektisch. Dennoch hatte Shockwave, wie nicht anders zu erwarten gewesen, trotz allem sehr gute Arbeit geleistet. Soundwave dagegen steht neben Helena ohne seinen Blick von ihr zu wenden.

„Deine Ergebnisse?“

„Bei menschlichen Körpern kann man nie genaue Voraussagen machen. Ihre Werte sind aber stabil, wenn auch noch sehr niedrig. Für ihren jetzigen Zustand sieht es sehr gut aus, sie ist sicher.“

„Deine Kreatur?“

„Existiert nicht mehr. Bei zwei Menschen im Raum konnte ich kein Risiko eingehen.“

„Gut.“ Noch immer wagt es Soundwave nicht sich von ihr abzuwenden. Auch wenn es gut aussieht, ist Helena noch immer nicht aufgewacht. Außerdem wird es bereits hell draußen. So kann er sie auch nicht ohne großes Aufsehen zu ihr nach Hause bringen. So bleibt ihnen allen nichts anderes übrig, als zu warten.
 

Nach einer Weile hatte Shockwave sich dazu entschlossen Cateline nach Hause zu bringen. Soundwave dagegen hat sich noch immer keinen Millimeter gerührt. Die Stille in der Basis ist schon beinahe erdrückend. Es vergeht noch ein bisschen Zeit, ehe Soundwave doch etwas in Bewegung kommt. Er legt seine Hand auf Helenas Stirn und lässt sie dort ruhen.

„Komm schon, Kleines. Es wird Zeit, dass du aufwachst.“ Natürlich tut sich nichts, aber dennoch scheint nun eine gewisse Hoffnung im Raum zu schwingen. Doch erst als Shockwave wiederkommt legt sich die Stille. Nur kurz darauf steht Shockwave in seiner Holoform vor den beiden und es kehrt wieder Ruhe ein. Shockwave mustert die Situation, bevor er sich zu den Monitoren umdreht und die Werte abliest.

„Du magst sie.“

„Ist das ein Verbrechen?“

„In den Augen Lord Megatrons schon.“

„Er ist nicht hier, oder?“ Damit ist das Gespräch beendet. Die nun einkehrende Stille ist so bedrückend, dass es einem fast den Atem stehlen könnte. Und diese Kälte scheint sich so schnell auch nicht legen zu wollen.
 

Auch in den darauf folgenden Stunden tut sich nichts. Es ist ein stummes Warten beider. Die stetig steigenden Werte auf dem Monitor lässt die eisige Stille dann aber doch irgendwann verschwinden.

„Du hast sie auch gern.“

„Was?“ Etwas irritiert sieht Shockwave zu den beiden rüber. Soundwave kann sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

„Es war riskant und gefährlich und doch hast du alles getan um sie zu retten. Du kannst mir nicht sagen, dass das rein logisches Handeln war. Du tust nie etwas, dass dir zum Nachteil gereicht wäre.“ Shockwaves Gesichtsausdruck ist im ersten Moment nicht ganz zu lesen, als er sich auch bereits wieder zum Monitor umdreht.

„Ist kein Verbrechen, oder?“ Eine kleine Bewegung setzt dem Dialog jedoch ein sofortiges Ende.

„Helena!“ Das die beiden völlig synchron waren, scheinen die beiden gar nicht zu bemerken. Sofort steht auch Shockwave bei ihr, als sie endlich leicht die Augen öffnet.
 

Mein Blick ist noch etwas verwaschen und mein Kopf dröhnt noch etwas. Mein Verstand wird allerdings etwas klarer, als ich zwei Stimmen meinen Namen sagen höre. Als die beiden in meinem Blickfeld auftauchen, weiß ich auch sofort, wer das ist.

„Shockwave... und Soundwave.“ Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und als ich endlich ganz wach bin, ist auch meine Sicht gleich viel klarer.

„Wie fühlst du dich?“ Die Besorgnis ist klar aus Soundwaves Stimme zu hören.

„Ich... Bin müde. Nur sehr müde.“ Ich kann nicht anders, als einfach nur zu Lächeln. Zu froh bin ich darüber, dass die beiden mich tatsächlich gerettet haben. Die beiden nicken sich kurz zu, als Soundwave mich auch schon hochhebt.

„Ich bring dich nach Hause, Kleines.“

Vorbereitungen

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fallen durch mein Fenster und scheinen mir direkt ins Gesicht. Verschlafen ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Ich habe wohl vergessen das Fenster abzudunkeln. Oder jemand bestimmtes hat alles aufgezogen. Das letzte ist wahrscheinlicher. Irgendwie amüsiert mich das und ich beschließe mich doch wieder aus meiner Decke zu schälen. Das die Sonne schon aufgeht bedeutet immerhin, dass es schon etwas später am Morgen ist. Am liebsten würde ich mich jetzt ausgiebig strecken, doch von solchen Aktionen nehme ich lieber noch ein bisschen Abstand. Noch dauert es, bis es mir wirklich wieder ganz gut geht. Das merke ich auch, als ich mich vorsichtig aufsetze. Durch diese Bewegung geht doch noch ein Ziehen durch meinen Bauch und meine Brust. Es dauert halt, bis alles verheilt ist. Shockwave ist aber der Meinung, dass alles wieder ganz in Ordnung sein wird. Nun, bei Ärzten wäre ich vielleicht stutzig geworden, aber Shockwave hat wirklich noch nie daneben gelegen. Also warum sich unnötig Gedanken machen? Ich brauche noch einen Moment, bis ich aufgestanden bin und mich fertig gemacht habe. Das ich zur Zeit länger brauche ist dann doch eines der lästigeren Dinge. Aber ich habe auch Angst davor es gleich zu übertreiben. Es ist halt doch keine kleine Sache. Ich ziehe mir gemütliche Sachen an und gehe dann zum Fenster. Es ist alles mit Schnee bedeckt. Autos, die schon länger nicht mehr bewegt worden sind, sind komplett mit Schnee bedeckt und ragen wie ein Hügel aus der weißen Landschaft. Die Wolken am Himmel sehen so aus, als würde es auch heute wieder schneien. Ich nehme den Laptop von meinem Schreibtisch und gehe nach unten. Ich lege ihn unten auf den Wohnzimmertisch und gehe in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Das Geräusch aus dem Wohnzimmer ignoriere ich. Ein paar Minuten später gehe ich mit einem voll beladenen Teller zurück.

„Guten Morgen, Laserbeak.“ Als ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht habe, liegt er sofort neben mir, eingerollt wie ein Hund. Vielleicht nicht ganz, aber der Vergleich gefällt mir. Nach diesem Vorfall bin ich die letzten Tage vor den Weihnachtsferien Zuhause geblieben. Ich hätte es ja so nie verstecken können. Und ich habe wirklich Glück, dass meine Eltern wie jedes Jahr weg sind. Ich schalte das Radio ein und es dringt schöne Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern. Stimmt ja, morgen ist Heilig Abend. Ich sehe mich ein wenig im Zimmer um. Es ist zwar schon schön weihnachtlich, aber ich habe mich nicht wirklich auf die Feiertage vorbereitet. Nicht Mal ein Weihnachtsbaum ist da. Ich habe zwar nur noch einen Tag, aber es wäre doch wirklich Schade die Feiertage einfach so verstreichen zu lassen. Das ein oder andere lässt sich bestimmt noch organisieren.
 

Ich bringe meinen Teller in die Küche und gehe dann nach oben. Laserbeak scheint schon wieder eingeschlafen zu sein. Manchmal ist er schlimmer als eine Katze. Nur, dass er auch Nachts so viel schläft. Vor dem an meiner Schranktür befestigten Spiegel bleibe ich stehen. Vorsichtig ziehe ich mein Oberteil ein Stück nach oben. Sofort sticht die tiefrote Narbe ins Auge. Sie zieht sich über meinen kompletten Oberkörper. Sie wird noch verblassen, keine Frage. Leider ist sie aber zur Zeit noch so stark zu sehen, dass ich davon Gänsehaut bekomme. Als Shockwave die Fäden gezogen hat, habe ich mich nicht getraut hinzusehen. Erst als ich wieder Zuhause war, habe ich das erste Mal das Oberteil hochgezogen. Ich hatte mich ganz schön erschreckt, aber das hatte sich auch schnell wieder gelegt. Es hätte auch viel schlimmer aussehen können. Zudem verheilt es wirklich gut. Ich streiche über die Narbe, lasse dann aber mein Oberteil wieder nach unten fallen. Stattdessen nehme ich mir meinen kleinen Notizblock von meinem Schreibtisch und beginne mir einige Sachen aufzuschreiben. Sonst vergesse ich am Ende nur wieder die Hälfte. Die Liste wird doch länger, als ich gedacht habe. Was einem nicht noch alles einfällt, wenn man so darüber nachdenkt. Ich packe den Block in meine Tasche, während ich darüber nachdenke, was ich am Besten anziehe. Es darf schließlich nichts sein, was auf die Narbe drückt. Das ist gar nicht so einfach, weil alles noch so empfindlich ist. Aber irgendwas fällt mir schon ein. Ich habe auch schnell eine gute Idee.

„Du willst weg?“ Laserbeak steht neben mir, als ich mir gerade meine dicken Winterstiefel anziehe. Immerhin hat es gerade wieder angefangen zu schneien.

„Ja, ich muss noch ein paar Einkäufe machen. Du kannst selbst entscheiden, ob du mit willst.“ Ich muss leicht lächeln, als ich sehe wie Laserbeak scheinbar angestrengt darüber nachdenkt. Während ich warte ziehe ich mir meine dicke Daunenjacke an und lege mir den dicken Wollschal um, den ich so liebe. Mit ihm habe ich jedenfalls noch nie gefroren. Ein paar Minuten später verlasse ich das Haus mit Laserbeak in der Tasche. War ja eigentlich klar, dass er mich nicht alleine gehen lässt. Zum Glück kann er sich so klein machen.
 

Etwas erleichtert aus der Kälte zu kommen betrete ich das Einkaufszentrum. Es ist das größte der Stadt. Ich hielt es für besser hierher zu fahren, da es draußen mittlerweile doch ganz schön doll schneit. Ich mache meine Jacke auf, weil es recht warm hier drin ist und sehe dann auf meine Liste. Von Laserbeak bekomme ich kein Lebenszeichen. Vermutlich ist er schon wieder eingeschlafen. Zuerst laufe ich zu einem Geschäft für Dekoartikel. Ich habe zwar schon eine Menge aufgestellt, aber so ein paar Sachen vermisse ich dann doch noch. Unter anderem sind nicht mehr viele Kerzen da. Als ich jedoch vor den ganzen Kerzen stehe, bin ich doch ein bisschen überfordert. Nicht nur, dass es so viele Größen und Farben gibt, riechen sie ja auch noch so unterschiedlich. Am Ende entscheide ich mich doch für ein paar einfach, duftlose. Aber in rot und grün. Es soll ja zum Anlass passen. Und ein paar Kerzenhalter, die schön weihnachtlich aussehen. Danach laufe ich direkt zum Supermarkt. Lebensmittel habe ich für die Weihnachtstage leider noch überhaupt keine. Ich bin ja nicht dazu gekommen. Wie erwartet wird es auch ein recht großer Einkauf. Nach dem Einkauf muss ich mir erstmal eine Pause gönnen. Es ist doch noch anstrengender für mich als ich dachte. Ich habe die Einkäufe neben mir gestellt, während ich die Brezel essen, die ich mir gerade geholt habe. Ein bisschen außer Atem bin ich. Das Einkaufzentrum ist wie jedes Jahr mit einem großen Weihnachtsbaum geschmückt. Es stimmt mich schon ein bisschen traurig den zu sehen. Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen. Ich sehe mir ein bisschen die vorbeilaufenden Leute an. Da es der letzte Tag vor den Feiertagen ist, sind sehr viele Menschen unterwegs. Immerhin haben die Geschäfte morgen nur bis Mittag auf. Viele sehen sehr gestresst aus. Die Meisten haben es sehr eilig. Das wäre mir viel zu kräfteraubend. Normalerweise würde ich auch nicht erst einen Tag vorher losgehen. Aber die letzten Monate waren nun Mal alles andere als normal. Ich beschließe weiterzugehen. Das wichtigste habe ich ja schon. Bei dem kleinen Blumenladen hole ich mir ein paar Tannenzweige. Ich hatte dieses Jahr zwar keinen Adventskranz, aber zumindest an den Weihnachtstagen wäre etwas ähnliches doch ganz schön. Ich habe Glück und bekomme gerade noch so die letzten. Damit habe ich alles zusammen, was ich wollte. Mittlerweile ist auch genug Zeit vergangen. Ich habe heute ja noch eine Menge vor. Doch vor einem Klamotten-Laden bleibe ich noch mal stehen. Ich habe es schon lange nicht mehr gemacht, weil ich eigentlich immer ganz alleine bin. Aber dieses Jahr könnte ich es vielleicht Mal wieder machen.
 

Zuhause angekommen lasse ich mich erstmal auf mein Sofa fallen. Feiertage können auch sehr anstrengend sein. Aber es hat sich gelohnt. Nach einer kurzen Pause und nachdem ich mich wieder etwas gemütlicher angezogen habe, räume ich die Einkäufe weg und mache mich daran, die Deko aufzustellen. Die Tannenzweige lege ich im Kreis um die Kerzenständer, die ich auf dem Tisch aufgestellt habe. Danach gehe ich in die Küche. Beim Einkaufen ist mir die Idee gekommen, dass ich eigentlich gerne Mal wieder Weihnachtskekse backen würde. Also habe ich mir einfach alles dafür mitgebracht. Laserbeak beobachtet mich neugierig, als ich in den Schränken nach den Ausstechformen suche. Ich habe auch schnell gefunden, was ich suche und beginne damit den Teig zu machen. Als ich ein Auto bremsen höre horche ich kurz auf, mache dann aber weiter. Zu genau kenne ich das Geräusch mittlerweile schon. Ich erschrecke mich auch nicht mehr, als ich das bekannte Geräusch hinter mir höre.

„Weißt du eigentlich, dass es höflicher ist draußen vor der Tür zu warten und zu klingeln?“

„Das hat dich doch sonst auch nicht gestört.“ Ich drehe mich kurz um und sehe Soundwave lässig am Türrahmen lehnen, wende mich dann aber wieder meiner Tätigkeit zu.

„Du warst heute weg?“

„Ja, ich war einkaufen. Laserbeak war bei mir.“ Nicht, dass er das nicht wüsste. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass nochmal betonen zu müssen.

„Du solltest dich lieber ausruhen. Es ist jetzt gerade zwei Wochen her.“

„Ja, ich weiß. Aber ich kann einfach nicht wochenlang nur dasitzen und nichts tun. Ich mache ja nichts, was mich gefährden könnte. Außerdem ist Laserbeak doch auch noch da. Und wenn die Feiertage vorbei sind bin ich auch wieder ganz artig.“ Ich weiß, dass ich es nur Shockwave zu verdanken habe, dass ich schon wieder soweit auf den Beinen bin, aber es ist einfach nur schrecklich, wenn man ganz alleine irgendwo ist und zum Nichtstun verdammt ist. Laserbeak ist da auch nicht gerade eine große Hilfe. Ich packe den Teig in den Kühlschrank und räume ein bisschen auf. Dann muss ich nachher nicht so viel auf einmal machen. Danach habe ich sogar noch genug Zeit um mich einen Augenblick hinzusetzen. Schon fast unbewusst streiche ich über die Narbe.

„Hast du Schmerzen?“ Etwas überrascht sehe ich zu Soundwave rüber. Bis mir dämmert, warum er das gefragt hat.

„Nein, nein! Das war schon ganz automatisch. Mach dir keine Sorgen. Ich kann schon auf mich aufpassen.“ Ich bin mir nicht sicher, ob diese Worte ihn oder mich beruhigen sollen. Zumindest ich fühle mich jetzt besser. Ich sehe mich nochmal ein wenig im Wohnzimmer um. Jetzt kommt wenigstens richtig Weihnachtstimmung auf. Zumindest wenn man was damit anfangen kann. Ich wage es mich ein ganz kleines bisschen zu strecken, lass es dann aber doch lieber sein. Das Ziehen, das dabei auftritt ist doch zu unangenehm. Dann laufe ich wieder zur Küche. Der Teig hat genug geruht. Wird Zeit, dass ich ihn weiter verarbeite. Dafür heize ich schonmal den Ofen vor. Anschließend hole ich den Teig aus dem Kühlschrank und breite ihn auf der Arbeitsfläche aus. Etwas amüsiert stelle ich fest, dass Soundwave und Laserbeak mich dabei ganz genau beobachten. Und das sicher nicht nur, weil sie sich Sorgen um mich machen. Ich steche mit den Ausstechformen die Kekse aus dem Teig aus und lege sie auf das Blech. Das wiederhole ich so lange, bis ich den ganzen Teig aufgebraucht habe. Bis dahin ist der Ofen auch bereit. Ich habe aus dem Teig immerhin zwei Bleche erhalten. Die schiebe ich nun in den Ofen und stelle die Eieruhr. Erst dann sehe ich wieder zu den beiden rüber.

„Macht es Spaß die ganze Zeit dazustehen und mich zu beobachten?“

„Was machst du da eigentlich?“

„Ich backe Weihnachtskekse. Das ist eine Süßigkeit, die man gerne um diese Jahreszeit ist.“ Zugegeben, manchmal mache ich sie auch außerhalb der Weihnachtszeit, weil ich welche haben will. Aber wer hat das nicht schonmal gemacht? Ich versinke ein bisschen in meinen Gedanken.

„...Schade, das es dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum gibt.“

„Was?“

„Ach äh... Das gehört auch ein bisschen zu unseren Traditionen. Zu Weihnachten stellt man sich einen Tannenbaum in das Haus und schmückt ihn. Also einen Weihnachtsbaum.“

„Wozu soll das gut sein.“ Ich zucke nur mit den Schultern.

„Das ist halt eine schon sehr alte Tradition. Nicht alles muss heute noch einen Sinn haben. Die Leute machen es trotzdem, weil man es halt immer so gemacht hat.“ Das Piepen der Eieruhr lässt mich kurz zusammenzucken. Ich stelle sie aus und hole die Bleche aus dem Ofen und stelle diesen dann aus. Die müssen jetzt erstmal abkühlen. Im Wohnzimmer setzte ich mich vorsichtig wieder auf das Sofa. Das war wohl doch ein bisschen viel gewesen. Den strafenden Blick von Soundwave spüre ich förmlich auf der Haut brennen. Ich kuschel ein wenig mit einem Kissen und sehe aus dem Fenster.
 

Die Sonne ist wieder etwas raus gekommen, als ich wieder aufwache. Ich wollte mich eigentlich nur einen Moment auf das Sofa legen um mich auszuruhen, aber dann bin ich wohl doch eingeschlafen. Der Uhr nach habe ich aber nur gut zwei Stunden geschlafen. Es dämmert noch nicht mal draußen. Als ich mich aufrichte, macht sich ein penetrantes Stechen unter der Narbe breit. Ich atme einmal tief durch und sehe mich um. Sowohl Soundwave als auch Laserbeak sind nicht mehr da. Schon merkwürdig. Die letzten zwei Wochen haben sie mich keine Sekunde allein gelassen. Ich gehe in die Küchen und sehe nach den Keksen. Wie erwartet sind sie mittlerweile abgekühlt. Für die restliche Arbeit kann ich mich zum Glück hinsetzen. Ich lasse mir aber alle Zeit der Welt, als ich mir alle Sachen zusammen suche. Nur den Zuckerguss muss ich vorher noch fertig machen. Aber das ist zum Glück nicht so aufwendig und schnell gemacht. Damit setze ich mich dann an den Küchentisch und beginne die Kekse zu verzieren.
 

Es ist schon fast dunkel draußen und ich bin gerade dabei die letzten Kekse zu verzieren, als ich das mir altbekannte Geräusch höre. Ich drehe mich zu Soundwave um.

„Warst du dich aufwärmen?“

„Unter anderem.“ Er stellt sich genau neben mich.

„Wieso hast du Laserbeak mitgenommen?“

„Er sollte dich nicht stören.“ Ich lege den letzten Keks in die Dose, die ich dafür rausgesucht habe. Die ist mittlerweile auch randvoll. Also packe ich den Deckel darauf und beginne alles wieder aufzuräumen.

„Ihr hättet mich nicht gestört.“ Ich räume alles weg und mache mir dann etwas zum Abendbrot. Jetzt habe ich auch richtig Hunger bekommen. Kein Wunder, wenn man diese ganzen, leckeren Kekse vor einen liegen hat. Aber die sind für morgen. Ich schalte zum Essen den Fernseher ein. Es hat echt gut getan aus dem Haus zu kommen und auch sonst etwas zu tun. Auch wenn es sehr anstrengend war. Morgen werde ich mich erstmal ausruhen müssen. Aber dafür habe ich jetzt etwas, auf das ich mich freuen kann und das tut wirklich gut.

Merry Christmas

Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hatte. Dennoch ist es doch irgendwie traurig, dass ausgerechnet heute keiner da ist. Es ist Heilig Abend, noch am Morgen und ich sitze hier, ganz allein. Nicht Mal Laserbeak ist da und ich habe keine Ahnung, wo die sich schon wieder herumtreiben. Naja, als hätte ich es jemals gewusst. Ich bin schon seit einer Stunde fertig mit dem Frühstück, aber ich bin bis jetzt einfach zu faul um etwas anderes zu machen, als Fernsehen. Immerhin laufen ab heute die schönsten Weihnachtsfilme und das den ganzen Tag. Sonst muss ich wieder bis nächstes Jahr warten. Zumindest ist das meine Meinung, bis ich die Lust daran verliere und doch ausschalte. In der Ferne sind ganz leise Kirchenglocken zu hören. Natürlich machen alle Kirchen heute einen Weihnachtsgottesdienst. Ich finde es einfach nur nervig, weil diese Glocken einen am Wochenende und an Feiertagen einfach viel zu früh aus dem Bett schmeißen. Danach wieder einschlafen ist ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Erst gegen Mittag kann ich mich durchringen den Fernseher auszuschalten. Irgendwann ist dann doch genug. Vorsichtig stehe ich auf, während ich zu spüren bekomme, dass ich es gestern doch ein bisschen übertrieben habe. Aber das ist mir eigentlich auch egal. Gelohnt hat es sich auf jedenfall. Langsam kämpfe ich mich die Treppe hoch. Oben angekommen setze ich mich vor meinen Laptop. Ich habe schon lange nicht mehr ausgiebig im Internet gesurft. Außerdem will ich die Feiertage über meine E-Mails im Auge behalten. Alleine schon, weil meine Eltern mir dann öfter Mal eine schreiben. Aber wie zu erwarten ist mein Postfach noch leer. Ist ja auch erst Mittag und die Feiertagen haben noch gar nicht richtig angefangen. Trotzdem hatte ich so eine kleine Hoffnung. Etwas frustriert darüber klappe ich meinen Laptop wieder zu. Irgendwie ist mir gerade die Lust daran vergangen. Wieso lassen mich auch heute einfach alle allein? Nicht, dass ich unbedingt viele Leute hier hocken haben muss, aber so ganz allein ist dann doch ein bisschen einsam. So wie jedes Jahr. Ich lasse kurz meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Einige Nachbarn haben bereits Besuch. Die Straße ist voll geparkt. Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich habe eine SMS bekommen, von Cateline. Irgendwie hat sie es ja gut. Immerhin ist sie mit ihrem Vater über die Feiertage nach Alaska gereist. Ich schreibe ihr etwas zurück und schalte danach das Radio ein. Überall läuft Weihnachtsmusik. Ich setze mich wieder und esse ein paar von den Keksen, die ich erst gestern selbstgemacht habe. Die schmecken doch immer noch am Besten. So sitze ich da noch bis in den Abend hinein.
 

Ich wache überraschend früh auf. Es ist noch dunkel draußen, als ich aufstehe. Ich habe aber auch keine Lust noch länger liegen zu bleiben. Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Heute ist der erste Weihnachtsfeiertag. Die Straße ist ungewohnt leer, aber mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Und es schneit auch noch immer. Irgendwie ist das auch ein schöner Anblick. Ich stehe noch eine Weile vor dem Fenster, aber als es anfängt zu dämmern entschließe ich mich doch dazu langsam ins Bad zu gehen. Zum Frühstück gibt es aufgebackene Brötchen. Nur, dass ich heute wieder ganz alleine hier sitze dämpft die Stimmung ein bisschen, aber nicht ausschlaggebend. Immerhin geht es mir heute wieder ein Stück besser. Vielleicht werde ich nachher noch einen kleinen Spaziergang machen. Ich lausche der Weihnachtsmusik aus dem Radio, während ich die Küche wieder aufräume. Draußen schneit es immer noch. Vielleicht schneit es heute ja den ganzen Tag. Die Nachbarn haben heute ihre Weihnachtsbeleuchtung den ganzen Tag an. So hat man wenigstens ein bisschen was zu sehen. Nach dem Aufräumen stehe ich etwas unschlüssig in meinem Zimmer. Soll ich es nun machen oder nicht? Ich hatte es mir zwar auf meiner Einkaufstour mitgebracht, aber soll ich es nun tragen oder nicht? Letztlich bin ich ja allein. Aber gerade deswegen sieht mich ja auch niemand. Etwas hin- und hergerissen setze ich mich auf mein Bett und sehe aus dem Fenster. Die ersten Autos packen am Straßenrand oder kämpfen sich durch die völlig zugeschneite Straße. Dabei sind immer wieder die Geräusche von durchdrehenden Reifen zu hören. Die Straßen müssen glatter sein, als es den Anschein hat. Ich lasse mich zur Seite auf das Kissen fallen.
 

Ein lautes Hupen lässt mich aufschrecken. Ich sehe kurz zum Fenster und stelle fest, dass es bereits dämmert. Ich muss schon wieder eingeschlafen sein. Vorsichtig stehe ich auf und gehe zum Fenster um besser nach draußen sehen zu können. Anscheinend ist jemand nach Hause gefahren und hat sich noch mit einem Hupen verabschiedet. Das man immer sowas machen muss. Dabei ist das nicht mal erlaubt. Ich stelle mich nochmal vor den Kleiderschrank. Ach was sollts. Jetzt oder nie. Ich ziehe mich also um und verlasse kurz darauf das Haus.
 

Ich weiß nicht genau, was mich ausgerechnet hier her getrieben hat, aber nun sitze ich hier, in der größten Kirche der Stadt. Vielleicht, weil man einfach an Weihnachten hier her geht. Auch wenn der Gottesdienst schon lange vorbei ist. Mir fällt erst jetzt auf, dass die Kirchen eigentlich fast immer auf sind, ob nun etwas stattfindet oder nicht. Ich sitze etwas versteckt in einer Ecke. Es sind noch mehr Menschen hier. Meine Jacke habe ich neben mir gelegt. Ich habe mich tatsächlich getraut und mir das angezogen, was ich mir gekauft hatte. Eine blickdichte, weiße Strumpfhose und ein schlichtes, schwarzes Kleid. So sehe ich zumindest nicht ganz fehl am Platz aus. Irgendwie ist es auch ganz interessant zu beobachten, was für Leute hier her kommen. Es sind wirklich ganz unterschiedliche Menschen und ihre Gründe sind bestimmt genauso unterschiedlich. Ich sehe mich noch ein bisschen genauer in der Kirche um. Soweit es eben von meiner Position aus geht. Die Fenster bestehen aus buntem Glas, die verschiedene Geschichten aus der Bibel erzählen. Sie sehen schön aus. Der Podest, auf dem immer der Pastor steht, auf dem stehen heute viele Kerzenständer auf denen die dünnen, langen Kerzen brennen. Genauso wie überall sonst im Gebäude. Sie verbreiten ein angenehmes Licht, das irgendwie auch müde macht. Oder liegt es an mir selbst?

„Du hast schon wieder das Haus verlassen.“ Ich drehe mich nicht um.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du es mir verboten hast. Außerdem habe ich nichts anstrengendes getan. Ich sitze hier einfach nur, Soundwave.“

„Warum ausgerechnet hier?“ Ich zucke kurz mit den Schultern.

„Ich weiß es auch nicht. Ich bin einfach hier. Vielleicht weil es immer so still hier ist, aber nicht bedrückend. Zuhause war es mir einfach zu einsam.“

„Du bist doch sonst auch oft allein. Was ist jetzt anders?“ Ich denke einen Moment nach, bevor ich mich doch zu Soundwave unmdrehe.

„Ich bin schon seit Wochen nicht mehr allein.“ Schade, dass ich seinen Gesichtsausdruck so nicht sehen kann. Manchmal ist es wirklich schwierig zu erraten, was gerade in ihm vorgeht. Nach einem Moment drehe ich mich wieder zurück und sehe mich wieder um. Obwohl ich weiß, dass er da ist, zucke ich doch ein bisschen zusammen, als er sich plötzlich neben mich setzt.

„Ich hatte zu tun. Ich wollte eigentlich schon eher zurück sein.“

„Was hat dich aufgehalten? Ich meine, es war schon recht ungewöhnlich, dass du dich fast zwei Tage nicht mehr hast blicken lassen. Zumindest für die letzten zwei Wochen.“ Die Menschen beginnen zum Ausgang zu laufen. Draußen ist es mittlerweile komplett dunkel geworden. Es kann nicht mehr lange dauern, bis es Abend ist. Um diese Jahreszeit kann man das leider nicht so gut einschätzen. Ich habe die Zeit ganz aus den Augen verloren. Kurze Zeit später bin ich mit Soundwave ganz alleine. Ich stehe auf und laufe etwas durch die Kirche. Soundwave folgt mir zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass er mich nicht aus den Augen lässt. Vor dem Podest bleibe ich stehen. Die Kerzen sind schon ziemlich weit unten, aber noch brennen sie. Ich kann hinter den bunten Fenstern sehen, dass es wieder schneit. Oder schneit es immer noch? Ich weiß es nicht genau. Ich bleibe eine Weile dort stehen und beobachte die Kerzen, wie sie immer kleiner werden. Bald darauf geht die erste aus.

„Das Kleid gefällt mir.“ Ich bewege mich nicht, aber ich weiß auch so, dass er fast genau hinter mir steht.

„Ach ja?“ Ich merke, wie mein Gesicht doch ein bisschen wärmer wird. Vermutlich habe ich einen leichten Schimmer auf den Wangen bekommen. Irgendwie ist die Bemerkung von ihm ja süß. Hinter mir setzt sich Soundwave in Bewegung.

„Wir sollten gehen.“

„Warum?“

„Ich möchte dir etwas zeigen.“ Es dauert noch einen Moment, bis ich in Bewegung komme, doch dann drehe ich mich um und gehe. Dabei gehen durch den Lufthauch noch ein paar Kerzen mehr aus.
 

„Wo genau fahren wir nochmal hin?“ Es ist dunkel und sie haben definitiv die Stadt verlassen. Dazu kommt, dass es so doll schneit, dass man kaum noch etwas erkennen kann. Nicht, dass ich beunruhigt wäre, aber es macht mich doch ein kleines bisschen nervös. Links und rechts von und sind nur Bäume zu sehen, wenn man denn überhaupt etwas sehen kann. Und eine Straße oder einen Weg kann man auch nicht erkennen. Es ist alles komplett weiß. Und eine Antwort bekomme ich auch nicht. Also lehne ich mich wieder zurück und warte. Das Soundwave überhaupt mit den Rädern durch diesen Schnee kommt... Ist wohl etwas, das nur Transformers schaffen können. Nach einer Weile lässt der Schnee langsam nach und ich kann ein bisschen mehr erkennen. Wir sind tatsächlich irgendwo mitten in einem Wald. Ab und an müssen wir auch einem Baum ausweichen, aber Soundwave scheint doch einen festen Kurs zu haben. Wenigstens einer von uns scheint also zu wissen, wo wir überhaupt gerade sind. Ich habe nämlich völlig die Orientierung verloren. Ich weiß nicht Mal mehr, in welche Richtung die Stadt liegt, oder aus welcher Richtung wir gekommen sind. Auch nicht, in welche Richtung wir fahren. Doch dann löst sich in der Ferne ein bunter Punkt aus der Dunkelheit. Sind wir etwa in eine andere Stadt gefahren? Und wenn ja, warum sind wir dann mitten durch den Wald gefahren? Die bunten Lichter werden immer größer und immer klarer zu sehen. Aber erst, als wir direkt vor der Quelle stehen, kann ich wirklich sehen, was es eigentlich ist. Sprachlos steige ich langsam aus. Das gibt es doch gar nicht, aber andererseits erklärt es, warum er sich nicht hat blicken lassen. Vor mir steht eine große Tanne, geschmückt von oben bis unten. Eindeutig mit selbstgebasteltem Kram, aber trotzdem total schön.

„Schon klar, ihr stellt sie auch normalerweise in euer Haus. Ich dachte aber, das könnte dir auch gefallen.“ Soundwave steht lässig gegen seine eigene Motorhaube gelehnt und sieht mich erwartungsvoll an. Ich kann mein Blick kaum von dem vor mir richtigen.

„Deswegen warst du also nicht da. Es ist wirklich toll...“ Das ich dabei ganz leise spreche, dass fällt mir selber gar nicht auf. Aber natürlich hört er es trotzdem. Soundwave stellt sich neben mich und legt mir einen Arm auf die Schulter.

„Auf diese Antwort hatte ich gehofft, Kleines.“

„Willst du mich jetzt immer so nennen?“

„Stört dich das?“

„Nein.“

„Ihr Menschen habt schon manchmal seltsame Bräuche.“

„Frohe Weihnachten, Soundwave.“

„Dir auch, Kleines.“

Happy New Year

„Der Scan ist unauffällig. Es verheilt alles so wie es soll.“ Erleichtert setze ich mich auf und lasse mich von Soundwave zurück auf den Boden setzten. Shockwave hat mich gerade nochmal untersucht. Es sind ein paar Tage vergangen und es geht mir ein kleines Stück besser als Weihnachten. Jetzt steht aber erstmal noch Silvester und Neujahr an. Ich habe mir vorgenommen das ganz in Ruhe zu feiern. Cateline ist noch immer in Alaska und wird auch Silvester und Neujahr dort feiern. Der zerstörte Stadtteil ist aufgeräumt worden, doch die Bauarbeiten zum Wiederaufbau werden wohl erst im neuen Jahr starten. Ich strecke mich ein wenig. Wenn ich vorsichtig bin, kann ich sogar das schon ein wenig machen. Ich darf es nur nicht übertreiben. Ich steige bei Soundwave ein, damit er mich nach Hause bringt. Draußen ist noch immer alles mit Schnee bedeckt, aber so schnell taut es ja auch nicht weg. Letztes Jahr lag nicht ganz so viel Schnee, da konnte man noch gut alles unter dem Weiß sehen. Ich lasse meinen Blick kurz in den Himmel schweifen. Es ist grau und dunkel, aber es schneit nicht.

„Morgen ist Silvester.“

„Schon wieder einer eurer Bräuche?“

„Könnte man so sagen. Wir feiern das Ende des Jahres. Und am nächsten Tag, an Neujahr begrüßen wir das neue Jahr. Und üblicherweise wird das um Punkt Mitternacht mit einem großen Feuerwerk eingeleitet.“ Jetzt fängt es doch an zu schneien. Zwar nicht stark, aber man kann die Schneeflocken fallen sehen.

„Und du willst auch Feuerwerk zünden?“

„Nein, Minderjährige dürfen kein Feuerwerk kaufen. Aber man kann ja zusehen, wie andere das tun.“ Langsam wird der Schneefall stärker, aber wir kommen auch gerade vor meinem Haus an.
 

Ich sitze ohne allzu großem Tatendrang vor dem Fernseher und sehe mir die nun schon dritte Ausstrahlung heute von Dinner for One an. Gestern habe ich den Tag noch ganz entspannt ausklingen lassen und ich bin auch früh zu Bett gegangen. Nun sitze ich seit dem Aufstehen vor dem Fernseher und verspüre nicht die geringste Lust aufzustehen und etwas anders zu machen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich erst Mittags aufgestanden bin. Schließlich ist das Schlafen jetzt wieder wesentlich angenehmer. Die äußerliche Narbe ist mittlerweile ganz gut verheilt und auch nicht mehr so empfindlich. Laserbeak liegt zusammengerollt auf der Couch und schläft. Zumindest sieht es so aus. Noch ist Soundwave nicht da, aber es dürfte nicht mehr lange dauern. Ich schalte um, um mir noch ein viertes Mal Dinner for One anzusehen. Dann höre ich das vertraute Geräusch. Es wird schon langsam unheimlich wie gut ich voraussagen kann, wann er denn hier aufkreuzt.

„Was machst du da?“ Wir üblich hat er sich an den Türrahmen gelehnt und sieht zu mir rüber. Habe ich nicht erwähnt, dass ich auf dem Fußboden sitze? Dann habe ich es jetzt.

„Absolut gar nichts.“ Das Wort „Absolut“ strecke ich dabei ganz besonders. Ja, das trifft wohl ganz gut auf das zu, was ich hier gerade mache. Er mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen, bevor er dann doch richtig reinkommt. Das dürfte heute doch ganz gemütlich werden. Zumindest dachte ich das, bis mein Handy klingelt. Ohne meinen Blick vom Fernseher zu wenden angle ich danach und sehe dann auf das Display. Ich bin etwas überrascht. Cateline hat mich bis jetzt noch kein einziges Mal aus ihrem Urlaub angerufen.

„Hallo? … Du klingst so aufgeregt, was ist denn los? … BITTE WAS? … Hab verstanden.“ Damit lege ich auf, da Cateline auf der anderen Seite auch einfach aufgelegt hat. Einen Moment sitze ich doch recht starr da, bevor ich mich zu Soundwave umdrehe.

„Das war Cateline. Das Ding, das den Stadtteil so verwüstet hat ist in Alaska aufgetaucht.“

„Dann sollten wir uns beeilen.“

„I-ich muss mich nur erst umziehen.“

„Keine Zeit.“
 

Wenige Augenblicke später sind wir im Versteck. Ich, nur in einer Jogginghose und einem gemütlichen Pullover gekleidet. Wenigstens konnte ich noch meine Winterjacke und die Stiefel anziehen. Trotzdem finde ich es so doch ein bisschen kalt. Manchmal ist Soundwave wirklich rücksichtslos. Ich muss einmal kurz niesen, bevor ich mir über die Arme reibe.

„Und wie genau wollen wir jetzt nach Alaska kommen? Das ist schließlich verdammt weit weg.“

„Wir nehmen die Erdbrücke.“

„Ah, also die... Moment, die was?“

„Das ist ein Teleporter. Damit können wir zu jedem Ort auf der Erde reisen, zu dem wir wollen.“

„...Und warum habt ihr die nicht schon öfter eingesetzt?“

„Er ist in dicht besiedeltem Gebiet einfach zu auffällig, aber in den Weiten Alaskas dürften wir damit nicht auffallen.“ Das leuchtet doch irgendwie ein. Ich gehe aber lieber ein bisschen in Deckung, als Shockwave etwas an seinem Computer macht. Man kann ja nie wissen. Nur Sekunden später tut sich ein großes, kreisförmiges Portal auf, dass in einer Mischung aus grün und blau schimmert. Man kann nicht sehen wo es hinführt, aber ich vermute Mal stark, dass auf der anderen Seite Alaska ist. Eine Bewegung neben mir lenkt mich wieder von diesem unglaublichen Anblick ab. Soundwave hat neben mir angehalten. Shockwave wartet bereits in seinem Altmode vor der Erdbrücke. Ich steige schnell ein und nur einen Augenblick später gibt Soundwave Vollgas.
 

In der Erdbrücke selbst finde ich es doch ein bisschen beängstigend. Es sieht aus wie eine sehr lange Röhre, die ebenfalls in grün und blau schimmert und es hat den Anschein, als ob es sich drehen würde. Es scheint so, als ob dieser Tunnel gar kein Ende hat. Doch dann scheinen wir durch eine Art Wand zu fahren. Ich kneife kurz die Augen zusammen, doch als ich sie wieder aufmache bin ich überwältigt. Vor uns erstreckt sich eine einzige, riesige Schneelandschaft. Wir sind tatsächlich in Alaska. Nicht weit von uns sehe ich Cateline stehen. Wir halten direkt vor ihr, sie steigt ein und wir fahren direkt weiter.

„Wo müssen wir hin?“

„Nach Norden, es ist nicht weit von hier.“ Wir ändern ein bisschen die Richtung und fahren mit Vollgas weiter. Der Himmel hier ist strahlend blau. Ganz anders, als bei mir Zuhause. Der Schnee glitzert im Sonnenlicht und blendet ein bisschen. Es sieht echt toll aus. Doch meine Aufmerksamkeit verlagert sich etwas, als ich einen lauten Knall nicht weit vor uns höre. Man kann bereits in der Ferne das große Ungetüm sehen und es scheint nicht gerade gute Laune zu haben. Die Stadt liegt jedenfalls in Schutt und Asche. Es sind so aber auch keine Menschen zu sehen. Vielleicht haben sie sich ja in Sicherheit gebracht. Das wäre jedenfalls wünschenswert. Einige Meter vor unserem Ziel hält Soundwave an und lässt uns aussteigen. Beide transformieren sich und greifen an. Cateline und ich stehen doch etwas unschlüssig am Rand, sehen den beiden zu und wissen eigentlich gar nicht wirklich, was wir jetzt machen sollen. Als die drei doch etwas gefährlich nahe an uns beiden heran kommen, weichen wir doch lieber ein bisschen zurück. Doch leider nicht schnell genug. Das Ungetüm holt aus und trifft uns alle. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, fliegen wir auch noch in zwei unterschiedliche Richtungen davon.
 

Ich sehe den Boden schon gefährlich schnell näher kommen und halte mir die Hände vor die Augen. Das war es also. Allerdings lande ich doch unerwartet früh und weich. Ich wage es jetzt doch die Augen wieder zu öffnen und sehe direkt in das Gesicht von Shockwave. Mit einem kleinen Blick um mich herum stelle ich fest, dass er mich tatsächlich aufgefangen hat. Erleichtert atme ich aus.

„Danke...“ Ich sehe mich etwas genauer um, aber ich kann die anderen beiden nirgendwo entdecken.

„Wo sind..?

„Wir sind getrennt worden. Sie sind wohl in eine andere Richtung geschleudert worden.“ Vorsichtig setzt er mich wieder runter.

„Und jetzt?“

„Wir suchen sie.“ Er transformiert sich und der große Panzer steht vor mir. Langsam kletter ich auf ihn drauf. Es ist doch anstrengender als gedacht und es fällt mir sehr schwer. Als ich einigermaßen drauf bin gebe ich auf und setze mich hin. Bis ganz nach oben komme ich auf keinen Fall. Ich bin ganz schön außer Puste und ringe doch ein bisschen nach Luft. Außerdem tut mir wieder alles weh. Shockwave setzt sich langsam in Bewegung. Dank der Ketten hat er keine Probleme einfach über den unebenen Schnee zu fahren. Soundwave hätte da wohl mehr Probleme. Ich sehe mich noch etwas genauer in der Umgebung um. Wir sind wirklich mitten im Nirgendwo gelandet. Es ist nicht Mal eine Straße in Sicht und der Schnee hier ist total unberührt. Außerdem müssen wir sehr weit weg geschleudert worden sein. Man kann unseren Ausgangspunkt nicht mehr sehen und sonst auch nichts hören.

„Weißt du, wo wir hin müssen?“

„Ich brauche noch einen Moment, um die Umgebung zu scannen. Leider sind meine Systeme leicht beschädigt worden. Aber das sollte sich bald von selbst repariert haben.“ Das bedeutet also, das wir gerade völlig orientierungslos durch die Gegend fahren. Nun ja, so gut wie. Immerhin ist das hier Shockwave. Sicher hat er sich die Richtung gemerkt, aus der wir weggeschleudert wurden. Ich sehe in die Ferne ohne einen genauen Punkt anzupeilen. Ein bisschen Wind kommt auf und ich zucke zusammen. Es ist doch verdammt kalt hier. Ich reibe mir schnell über die Arme, aber das bringt auch nicht viel. Ich mache mich noch etwas kleiner, damit so viel wie möglich von mir von der Jacke bedeckt ist. Zum Glück fällt ein Panzer in dieser Einöde nicht so auf. Immerhin kommen die Einwohner auch nicht anders als mit Schneeketten hier weg. Manche haben sogar ein richtiges Kettengefährt, damit sie im Winter fahren können. Das habe ich erst neulich im Fernsehen gesehen. Etwas gedankenversunken sehe ich nach hinten und beobachte die Spuren, die wir im Schnee hinterlassen. Eigentlich sieht das ja total cool aus.
 

Als es beginnt zu dämmern fahren wir noch immer durch die Gegend und es gibt noch kein einziges Anzeichen davon, das wir einer Zivilisation näher kommen. Dafür wird es nun immer kälter und ich kann kaum noch etwas sehen. Und zu allem überfluß muss ich auch noch ständig niesen. Müde reibe ich mir über die Augen. So habe ich mir mein Silvester nicht vorgestellt. Ich wollte Feuerwerk sehen und Fernsehen gucken und was schönes essen. Und vor allem wollte ich Zuhause bleiben, wo es schön warm ist, und ruhig. Ich schniefe ein wenig und sehe wieder nach hinten. Seit wir losgefahren sind hat Shockwave kein einziges Wort mehr gesagt. Gut, ich auch nicht, aber mir ist auch total kalt. Ich frage mich ja, wie lange Shockwave noch kann, bevor ihm zu kalt ist. Doch etwas anderes erregt nun meine Aufmerksamkeit. Ein Stück hinter uns wölbt sich der Schnee merkwürdig nach oben, gut sichtbar dadurch, dass es genau unter unseren Spuren passiert.

„...Shockwave?“

„Es hat uns verfolgt und eingeholt.“ Ehe ich mich versehe fliege ich ein Stück durch die Luft und lande im Schnee. Dabei höre ich die typischen Geräusche einer Transformation. Kurz zuckt ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Ich bin wirklich unglücklich aufgekommen. Ich muss einen Moment liegen bleiben und schnappe nach Luft. Der Himmel ist jetzt ganz dunkel geworden und die Sterne glitzern vom Himmel. Doch ein lauter Krach holt mich ins hier und jetzt zurück. So gut es geht setze ich mich wieder auf. Dadurch, dass der Mond hier heute so groß und hell ist, kann ich doch ganz gut etwas sehen. Shockwave kämpft gegen das Ding. Dass ist das erste Mal, dass ich es mir genauer ansehen kann. Es sieht bereits doch etwas mitgenommen aus. Aber es scheint kein bisschen von seiner Stärke eingebüßt zu haben. Zumindest setzt es Shockwave ganz schön zu. Ich muss doch irgendwas unternehmen können. Ich sehe auf das Armband, aber es tut sich absolut nichts. Warum tut sich nichts? Ich schrecke auf, als Shockwave nach hinten geschleudert wird und das Ungetüm zu einem weiteren Schlag ausholt. Ich will mir lieber die Augen zuhalten, doch dann fliegt etwas auf das Ding zu und explodiert. Das Ungetüm fliegt einige Meter nach hinten und ich drehe mich überrascht um.

„Soundwave! Cateline!“ Ich versuch aufzustehen, aber es geht nicht. Mir ist schwindelig und ich bin einfach zu müde. Das war heute definitiv viel zu viel. Shockwave kommt jedoch gleich wieder auf die Beine und zusammen mit Soundwave geht er wieder zum Kampf über. So schnelle Bewegungen und lauter Explosionen in der Luft. Ich weiß überhaupt nicht, wo ich hinsehen soll. Auch meine beiden Chaoten müssen eine Menge einstecken. Ich zucke zusammen, als das Ungetüm beide mit einem gekonnten Hieb wegschleudert und direkt auf mich zuhält. Ich versuche wieder aufzusehen, vergebens. Ich halte mir die Arme über den Kopf als es ausholt. Ich höre ein schon fast widerliches, metallernes Geräusch. Doch der erwartete Schmerz bleibt aus. Vorsichtig öffne ich ein Auge und kann mir ein Keuchen nicht verkneifen. Shockwave steht direkt vor mir und hat den Schlag abgefangen. Dabei hat es seine rechte Seite schwer beschädigt. Es sprühen richtig die Funken. Gerade will das Ding zu einem weiteren Schlag ausholen, als es von einem Schuss getroffen wird und einige Meter zur Seite fliegt. Gleich darauf gibt Soundwave weitere Schüsse ab. Shockwave dagegen geht auf die Knie. Ich versuche noch ein weiteres Mal aufzustehen und kommt endlich auf die Beine, wenn auch ziemlich schwankend. Cateline sehe ich in etwas größerer Entfernung stehen, starr vor Schreck. Doch ich schwanke noch ein Stück nach vorne und halte mich an Shockwave fest.

„Shockwave! Steh auf!“

„Nun lauf endlich weg, dummer Mensch!“ Es ist mehr ein Zischen.

„Nein, ich kann nicht! Ich kann euch hier nicht alleine lassen!“ Ich merke wie mir leicht die Tränen in die Augen steigen und ich versuch sie zu unterdrücken. Es knallt laut und Soundwave wird auf den Rücken geschleudert. Das Ungetüm kommt bedrohlich auf ihn zu um zum letzten Schlag aufzuholen. Verzweifelt drehe ich mich zu den beiden um.

„NEIN!“ Plötzlich beginnt sich etwas zu tun. Ich halte meinen Arm nach oben und aus dem Armband transformiert sich nun die mir bereits bekannte Waffe. Ohne weiter darüber nachzudenken nehme ich das Ungetüm ins Visier.

„Bitte triff.“ Es ist nicht mehr als ein Flüstern und ich habe selber keine Ahnung, wie ich das anstelle, aber die Waffe feuert ab und ich werde vom Rückstoß nach hinten geworfen und lande auf meinem Rücken. Als die Lichtkugel trifft gibt es ein fast ekelhaftes Knacken und direkt darauf kann man zusehen, wie alles was getroffen wurde einfach in Kleinteilen abbröckelt. Der restliche Körper, von dem schätzungsweise nur noch die untere Hälfte übrig ist, kippt einfach zur Seite und bleibt regungslos liegen, während das Metall eine sehr matte Farbe annimmt. Es ist tatsächlich geschafft, das Ding wird nicht wieder aufstehen. Die Waffe transformiert sich wieder in ein ganz gewöhnliches Armband. Ich ringe noch ein wenig nach Luft als ich mich aufsetze, doch ehe ich mich versehe laufen mir Tränen über die Wange und ich fange an bitterlich zu Weinen. Dass ist das schlimmste Silvester, das ich je erlebt habe.
 

Wir sind schon lange auf dem Rückweg als ich immer noch weine. Shockwave ist mit Cateline zurückgeblieben. Nicht zuletzt weil er die Strecke mit seiner Verletzung niemals schaffen würde.

„Nun beruhige dich doch.“ Ich versuche etwas zu sagen, aber ich bekomme keinen Laut aus mir raus. Ich kann einfach nicht aufhören. Auch nicht, als die Erdbrücke vor uns auftaucht und wir hindurchfahren. Als wir auf der anderen Seite ankommen bleibt Soundwave stehen und das Portal hinter uns verschwindet nur kurz darauf. Es klingt fast wie ein Seufzen, aber ich kann es durch mein eigenes Weinen nicht richtig hören. Allerdings taucht nun eine neue Erdbrücke auf und Soundwave dreht um und fährt hinein. Als wir den langen Tunnel erneut verlassen stehen wir auf einem großen Hügel. In der Ferne ist eine große Stadt zu sehen. Ich kann aber nicht feststellen, wo genau wir sind. Die Tür geht auf.

„Steig aus.“ Auch wenn es etwas dauert komme ich dem nach. Gleich darauf schließt sich wieder die Tür und Soundwave erscheint in seiner Holoform neben mir. Vorsichtig streicht er mir über den Rücken, aber das bringt auch nicht wirklich etwas. Doch als etwas laut knallt und der Himmel leuchtet sehe ich doch auf. In diesem Augenblick schießen wahnsinnig viele Raketen über der Stadt in den Himmel. Es ist Mitternacht. Der ganze Himmel leuchtet in den unterschiedlichsten Farben. Obwohl mir noch immer einzelne Tränen über die Wange laufen habe ich mich doch endlich beruhigt. So etwas Schönes hatte ich vorher noch nie gesehen. Ich merke im ersten Moment gar nicht, das Soundwave meine Hand in seine genommen hat, aber es stört mich auch nicht. Ich weiß nicht, wie lange wir gemeinsam dort gestanden haben, aber irgendwann haben auch die restlichen Tränen aufgehört. Noch immer fliegen bunte Raketen in die Luft, wenn auch nicht mehr ganz so zahlreich wie bisher.

„Happy New Year, Soundwave.“

Die Bürde des Krieges

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, als ich das Fenster aufmache. Die kalte Luft fliegt mir entgegen und lässt mich ein wenig erschaudern. Das neue Jahr hat recht turbulent angefangen und ich habe das Gefühl, dass es genau so weitergehen wird. Ich sehe Soundwave auf der anderen Straßenseite stehen. Ich lasse das Fenster zum Lüften offen und gehe nach unten. Soundwave sitzt lässig auf dem Sofa. Ich ignoriere das erstmal und mache mir Frühstück. Vorgestern hatte ich mich doch noch etwas erschrocken, gestern war es in Ordnung und heute scheint es mir, als wäre es eigentlich schon immer so gewesen. Seit dem Vorfall an Neujahr ist das nun so. Eigentlich ist das auch in Ordnung, aber ich mache mir etwas Sorgen darüber was passiert, wenn meine Eltern wieder da sind. Ich werde ihnen das wohl kaum länger verschweigen können, wenn Soundwave ständig hier auftaucht. Ich setze mich auf die andere Seite des Sofas.

„Guten Morgen.“ Er antwortet nicht, aber das überrascht mich nicht weiter. Er scheint intensiv über etwas nachzudenken. Vielleicht ja über das gleiche wie ich. Wer weiß das schon. Ich richte meine Aufmerksamkeit ganz meinem Frühstück. Das sind die letzten Tage der Ferien. Vielleicht sollte ich da noch etwas unternehmen. Wenn er mich lässt. Ich schiele kurze zu Soundwave rüber, aber er scheint mich nicht mal zu bemerken. Oder er tut nur so. Cateline ist auch immer noch nicht wieder aus Kanada da. Sie kommt erst am Wochenende vor Ferienende wieder. Ein Wunder, dass ihr Vater nichts bemerkt hat. Während ich die Küche aufräume kommt mir dann ein spontaner Gedanke, der mir eigentlich ganz gut gefällt.
 

„Warum genau sind wir nochmal hier?“ Ich versuche das zucken meiner Augenbrauen zu unterdrücken.

„Du hättest ja nicht mitkommen müssen.“ Etwas verloren stehe ich mit Soundwave in der riesigen Eingangshalle des Museums. Ich hätte ihn wohl nahe legen sollen nicht mitzukommen. Nur hätte er vermutliche so oder so nicht auf mich gehört. Ich beschließe ihn einfach zu ignorieren und gehe einfach weiter. Manchmal nervt es, dass für Soundwave alles einen Grund haben muss. Das Museum ist reichlich gefühlt, schließlich sind noch Ferien. Aber gerade dadurch erhoffe ich mir ein bisschen, dass er nicht weiter auffällt. Ich achte nicht weiter auf ihn und sehe mir die Ausstellung an. Mein Gefühl sagt mir aber, dass er mich nicht aus den Augen lässt. Vor einem Ausstellungsstück bleibe ich etwas länger stehen. Ein ausgestopftes Mammut, einfach riesig im Vergleich zu den heute lebenden Elefanten. Irgendwie fasziniert mich das, aber ich weiß nicht warum.

„In manchen Dingen ist die Erde wirklich faszinierend.“ Ich sehe zu Soundwave, der sich mittlerweile direkt neben mich gestellt hat. Wohl weil ich so lange stehen geblieben bin.

„Da magst du recht haben, aber bisher hat sich hier ja auch noch niemand eingemischt.“

„In die Geschichte der Erde haben sich oft genug andere eingemischt.“ Nun bin ich doch etwas überrascht.

„Ihr seit also wirklich vorher schon einmal hier gewesen?“

„Das ist anzunehmen, aber so genau wissen wir das auch nicht. Das zählt zu dem Wissen, welches während des Krieges auf Cybertron verloren gegangen ist.“ Dann haben also selbst die Transformers Lücken in ihrer eigenen Geschichte. Das zeigt nur wieder, wie zerstörerisch Krieg sein kann und dennoch hören sie nicht auf damit. Ich sehe mir wieder das Ausstellungsstück an. In diesen Dingen scheinen sie sich von uns Menschen gar nicht so zu unterscheiden.

„Wieso führt ihr diesen Krieg eigentlich immer noch? Es geht doch mittlerweile eigentlich nur noch darum, wer gewinnt.“ Ich bekomme keine Antwort. Ob er es vielleicht selber nicht weiß. Oder habe ich da einen wunden Punkt getroffen? Ich beschließe weiterzugehen. Es gibt noch viele andere ausgestopfte Tiere hier. Einige, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie schon so früh die Erde bevölkert hatten. Soundwave scheint es vorzuziehen mir mit etwas Abstand zu folgen. Vielleicht damit ich nicht noch mehr Fragen dieser Art stelle.
 

Ich bleibe kurz stehen, als ich die nächste Ausstellung erreiche. Kurz drehe ich mich um, aber Soundwave hat mich schnell eingeholt. Also sehe ich mich zuerst ein wenig um. Diese scheint etwas mit Technik zu tun zu haben. Vor allem aber mit Fortbewegungsmitteln. Alte Dampflokomotiven, Busse, Schiffe und noch einige andere Dinge, von denen ich vorher noch gar nichts gewusst hatte. Es ist einfach zu lange her, dass ich mir sowas angesehen habe. Vielleicht sollte ich das Mal wieder öfter tun. Vor allem, da ich hier scheinbar meine Ruhe habe. Keine Kämpfe und keine Diskussion darüber, wie es jetzt weitergehen soll. Zumal ich sowieso nie eingeweiht werde. Hier muss ich über sowas nicht nachdenken. Ich bleibe vor einem der Ausstellungstücke stehen.

„Eure Technik basiert größtenteils auf uns. Für vieles habt ihr Lord Megatron studiert, als er eingefroren war.“

„Ich weiß.“ Leider entstanden aus diesen Forschungen auch viele Grundlagen für die heute genutzten Waffen. Ich lasse meinen Blick einen Moment auf dem Armband ruhen. Auch wenn mir bewusst ist, dass Soundwave mich die ganze Zeit beobachtet. Ob es wohl noch gefährlicher werden wird? Ich gehe weiter um auf andere Gedanken zu kommen.

„Du sag mal, Soundwave. Wenn ihr unsere Technologie wirklich so mickrig findet, warum habt ihr dann damals so lange gebraucht um Megatron zu finden.“ Soundwave zuckt mit den Schultern.

„Ich bin damals noch sehr weit von der Erde entfernt gewesen.“ Ich lasse meinen Blick über die Dinge schweifen, an denen ich vorbei gehe. Doch eigentlich bin ich mit meinen Gedanken ganz woanders.
 

Ich gehe in die nächste Ausstellung, die doch etwas speziell und auch nur von kurzer Dauer im Museum ist. Hier werden die ersten beiden Weltkriege behandelt. Eigentlich nicht gerade meine Thema, aber irgendwie zieht mich heute etwas hier her. Vielleicht liegt es daran, dass mir jemand hinterher läuft, der die Schrecken des Krieges gesehen hat. Für eine Weile schweigen wir. Ich bleibe nicht wirklich stehen. Nur hier und da sehe ich mir etwas ein kleines bisschen genauer an. Wir sind schon fast am Ende angekommen, als Soundwave das Wort erhebt.

„Ihr scheint eine Vorliebe dafür zu haben, euch selbst zu zerstören.“

„Na ja... Genau betrachtet waren es immer einzelne Menschen. Daran sieht man, was große Macht aus einem Menschen machen kann. Ist das bei euch nicht so?“ Es dauert einen Moment, bis ich eine Antwort bekomme.

„In gewissen Dingen, besteht schon eine leichte Ähnlichkeit.“ Ich mache mich wieder auf den Weg zum Ausgang. Irgendwie hatte ich das Museum größer in Erinnerung.
 

Draußen strecke ich mich ein bisschen der Sonne entgegen. Die Narbe zieht etwas, aber ich kann es mittlerweile ganz gut ignorieren. Es wird noch dauern, bis ich sie nicht mehr wahrnehme. Trotzdem bin ich Shockwave dankbar dafür, dass er die Narbe ganz verschwinden lassen kann. Ich zucke etwas zusammen, als Soundwave direkt vor mir zum Stehen kommt und die Tür öffnet.

„Steig ein.“ Ich nehme die Arme wieder runter.

„Was hast du es auf einmal so eilig? Es ist noch nicht Mal Nachmittag.“

„Der Scout der Autobots ist ganz in der Nähe. Und jetzt steig ein.“

„Bumblebee?“ Ich komme der Aufforderung trotzdem ohne weiter Verzögerung nach. Er fährt los, noch bevor sich die Tür ganz geschlossen hat.

„Er hat uns bereits bemerkt.“ Ich sehe mich kurz um.

„Fahr in den dichten Stadtverkehr. Da kannst du ihn gut abschütteln.“ Ich bin etwas überrascht, als er diese Idee tatsächlich in die Tat umsetzt. Im gleichen Moment kann ich aber auch den gelben Sportwagen hinter uns ausmachen. Schon irgendwie unheimlich wie schnell er Bumblebee bemerkt hat. Ob das wohl am Krieg liegt? Zumindest hatte ich Recht und Bumblebee kann durch den dichten Verkehr zumindest nicht aufholen.

„Sie haben ihre Patrouillen in der Stadt also noch immer nicht gelockert.“ Ich sehe wieder nach vorne.

„Natürlich nicht. Sie kennen dich jetzt.“ Ich sehe kurz auf die Uhr.

„Fahr hier links.“

„Wieso?“

„Tu es einfach.“ Wir biegen links ab und landen direkt vor ein Fähre.

„Die fährt in einer Minute ab. Das schafft Bumblebee nicht.“ Wie zu erwarten ist sie um diese Uhrzeit nicht sonderlich voll. Ich bezahle schnell den Fahrpreis und im gleichen Moment legt die Fähre auch schon ab. Als ich mich noch umdrehe, sehe ich Bumblebee gerade vor dem Pier halten.

„Clever.“

„Das ist meine Heimat. Hier kenne ich mich gut aus. Eine gute Stunde Flussabwärts ist noch eine Fähre. Da können wir wieder rüber fahren ohne Angst vor einem Empfangskomitee zu haben.“
 

Die kurze Überfahrt hat keiner von uns mehr was gesagt. Wir sind schon ein paar Minuten wieder auf der Straße. Der Himmel hat sich mit dunklen Wolken zugezogen.

„Wie war es eigentlich so auf Cybertron? Ist es mit der Erde zu vergleichen?“ Eine Weile herrscht Schweigen.

„Ich kann mich an die Zeit vor dem Krieg kaum erinnern. Ich bin damals noch sehr jung gewesen.“ Es schwankt eine leichte Traurigkeit in Soundwaves Stimme mit. Irgendwie macht sich auch ein wenig Traurigkeit in mir breit. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist, immer nur Erinnerungen an den Krieg zu haben. Nichts fröhliches, das einen aufheitern könnte.

„Wünschst du dir manchmal der Krieg wäre vorbei oder wäre nie ausgebrochen?“ Wieder entsteht eine etwas längere Pause.

„Ab und an.“ Ich sehe aus dem Fenster. Die Straße führt parallel zum Fluss. Das Wasser hat durch die Wolkendecke eine gräuliche Färbung angenommen.

„Ich bin Dankbar die Kriege der Erde nicht miterlebt zu haben. Es macht mir schon Angst jetzt in diesen hier geraten zu sein.“ Ich kann es mir nicht genau erklären, aber ich habe keine Scheu mehr davor, Soundwave davon zu erzählen. Jetzt gerade macht sich in mir das Gefühl breit, ich könnte ihm alles erzählen. Es dauert wieder eine Weile, bevor Soundwave die Stille durchbricht.

„Es war nie meine Absicht dich in unseren Krieg mit hinein zu ziehen.“ Ich lasse meinen Blick wieder auf dem Armreif liegen. Eigentlich sollte ich ihn nur verwahren. Doch dann ist so viel passiert. Früher habe ich immer davon geträumt. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich wirklich einmal auf Transformers treffen würde. Und nun scheine ich sogar ein Teil ihrer Geschichte zu werden. Fragt sich nur was für ein Teil.
 

Etwas erleichtert lasse ich mich auf mein Bett fallen. Schon komisch, dass meine Tage immer anstrengender und länger werden als geplant, wenn ich mit Soundwave unterwegs bin. Diese steht auch etwas besorgt in meinem Türrahmen. Ich setze mich mit einem Ruck wieder auf.

„Jetzt guck nicht so. Mir geht es gut. Ich bin nur müde.“ Ich stehe wieder auf um zu meinem Kalender zu gehen.

„Bald kommen meine Eltern nach Hause. Ich weiß nicht, ob ich es noch lange vor ihnen verbergen kann. Vor allem, wenn du auch mit meinem Vater zu schaffen hast.“

„Er ist für mich eine Informationsquelle, sonst nichts.“

„Er wird es trotzdem irgendwann bemerken.“ Ich lasse mich etwas frustriert auf mein Bett fallen.

„Und was soll er deiner Meinung nach dagegen tun?“ Ich setzte mich wieder auf und bemerke, dass er sich neben mich gestellt hat.

„Sie sind meine Eltern. Sie würden sich ständig Sorgen um mich machen.“

„Tun sie das nicht sowieso?“

„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, scheint es nur noch komplizierter zu werden. Das könnte noch zu einem großen Problem werden.

Erklärungsnöte

Etwas gelangweilt sehe ich aus dem Fenster. Der erste Schultag nach den Ferien ist immer schlimm, weil man es noch zu sehr gewöhnt ist auszuschlafen. Als mein Wecker heute morgen geklingelt hat, wollte ich erst nicht aufstehen. Laserbeak wollte mich aber leider nicht weiterschlafen lassen. Ich sehe kurz auf die Uhr. Nicht mehr lange bis Schulschluss. Ich fange schon fast an die Sekunden zu zählen. Schon alleine weil ich weiß, wer unten am Schultor auf mich warten wird. Ich hoffe nur, dass er keinen Unsinn macht. Ich lenke meine Aufmerksamkeit lieber wieder zum Unterricht, aber konzentrieren kann ich mich trotzdem nicht. Ich beschließe es sein zu lassen und kritzle ein bisschen in meinem Heft herum. Dabei stelle ich Mal wieder fest, dass ich nicht zeichnen kann. Doch die Schulglocke rettet mich pünktlich und ich mache mich schnell daran meine Sachen einzupacken. Als ich fast soweit bin gesellt sich Cateline zu mir.

„Du siehst ja schon viel besser aus als neulich in Alaska.“

„Ich habe ja auch einen überfürsorglichen Begleiter, der mich nicht mehr aus den Augen lässt. Übrigens wartet er sicher unten auf uns. Wir sollten uns beeilen.“ Ich schulter meine Tasche und wir machen uns mit schnellen Schritten auf den Weg nach unten. Wir haben uns schon fast still darauf geeinigt, nichts beim Namen zu nennen, sondern es mehr zu umschreiben. So können wir uns besser in der Gegenwart von anderen darüber unterhalten. Bis jetzt klappt es ganz gut. Wie zu erwarten steht Soundwave direkt vor dem Schultor um uns abzuholen. Cateline und ich beeilen uns einzusteigen, damit uns nicht allzu viele Mitschüler sehen und im nächsten Moment sind wir auch schon unterwegs.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht so auffällig vor die Schule stellen.“

„Das war doch nun wirklich nicht auffällig.“ Soundwaves Stimme klingt ein bisschen vorwurfsvoll und es ist schade das ich gerade nicht sein Gesicht sehen kann. Irgendwie habe ich ihn nämlich gerade ein bisschen schmollend vor mir. Schon klar, dass er uns von dort aus im Klassenraum gut beobachten kann, aber irgendwo muss auch Schluss sein. Sonst fliegen wir wirklich noch auf.
 

Eine kurze Fahrt später sind wir auch schon in Shockwaves Labor und wir beide steigen eilig aus. Allerdings fällt mir sofort etwas auf.

„Wo ist Shockwave? Schon wieder auf einer Mission?“

„Nachforschungen. Aber er sollte bald wieder hier sein.“ Ich gebe mich damit zufrieden, denn ich habe gelernt, dass sie mir bei solchen Sachen eh keine genauere Auskunft geben. Vor allem, wenn es etwas mit Megatron zu tun hat. Soundwave transformiert sich um und beginnt irgendetwas am Computer zu machen. Ich frage lieber nicht nach. Das letzte Mal hat er mich eine Antwort gegeben, mit der ich überhaupt nichts anfangen kann. Ich verstehe diesen Technikkram eh nicht. Ich reibe mir ein bisschen über den Arm. Es ist immer noch recht kalt hier. Wenn auch nicht so kalt wie draußen. Ich strecke mich ein bisschen. Der erste Schultag ist immer so anstrengend, dass ich schon wieder müde bin. Ich zucke jedoch etwas zusammen, als sich Soundwave etwas zu ruckartig, wie ich finde, zum Eingang dreht. Shockwave ist wieder da. Soundwave jedoch scheint ein bisschen wütend zu sein.

„Wieso hast du ihn mitgebracht? Du weißt genau, dass die beiden da sind.“

„Ich dachte, du würdest erst später kommen.“ Gleich darauf sind noch weitere Motorgeräusche zu hören und Cateline und ich verstecken uns schon fast automatisch. Allerdings achten wir darauf, dass wir trotzdem noch genug sehen können. Genau in diesem Moment hält ein Polizeiauto neben Shockwave. Fast sofort transformiert er sich. In meinem Hals bildet sich ein dicker Klos, den ich versuche runter zu schlucken.

„Das ist Barricade.“ Ich sehe zu Cateline rüber, die etwas die Arme vor der Brust gekreuzt hat.

„Ich hatte ihn mir irgendwie größer vorgestellt.“ Ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.

„Soundwave! Shockwave! Lord Megatron wird langsam ungehalten. Er will Ergebnisse eurer Forschungen sehen.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Barricades Stimme hat etwas wirklich gefährliches an sich. Ein Blick zur Seite verrät mir, dass es Cateline nicht anders geht.

„Es hat Verzögerungen gegeben und ich werde länger brauchen, als ich vermutet hatte.“ Ich weiß nicht warum, aber so wie Shockwave gerade neben Barricade steht scheint er ihn fast einschüchtern zu wollen.

„Ich habe den Befehl erhalten euch zu helfen.“

„Oh, Versuchsobjekte kann ich immer gut gebrauchen.“

„Denk nicht Mal daran, Shockwave!“ Ich muss mich zusammenreißen um nicht laut los zu lachen. Ja, das passt irgendwie zu Shockwave. Scheinbar hält es nun auch Soundwave für nötig sich einzumischen. Er stellt sich direkt vor unser Versteck.

„Du kannst Lord Megatron ausrichten, dass wir nicht noch jemanden hier brauchen. Du würdest sowieso nur alles durcheinander bringen.“ Das Knurren, das gerade von Barricade ausgeht erinnert an eine Bestie, die gleich zum Schlag ausholen will. Wieder schaudert es mich. Scheinbar will er tatsächlich das Weite suchen, als er sich transformiert.

„Und eure kleinen Helferlein?“ Zu Tode erschrocken fahren wir herum, nur um das Gleichgewicht zu verlieren und auf unseren Hintern zu landen. Direkt hinter uns steht niemand geringeres als Barricade in seiner Holoform. In dieser Uniform könnte man ihn glatt für einen echten Polizisten halten. Noch im gleichen Augenblick erscheint Soundwave direkt vor uns beiden.

„Ich warne dich, Barricade...“ Ich glaube, seine Stimme hatte noch nie einen so drohenden Ton an sich. Nur einen Augenblick später gesellt sich auch Shockwave zu uns. Barricade scheint davon wenig beeindruckt zu sein.

„Ich hoffe, ihr habt eine gute Erklärung für eure Haustiere. Ansonsten werde ich Lord Megatron Bericht erstatten müssen.“

„Was fällt dir ein!? Wir sind keine Haustiere!“ Cateline ist förmlich aufgesprungen und ich kann nicht anders als mich die Hand ins Gesicht zu schlagen. Das ist jetzt nicht gerade der richtige Zeitpunkt auf solche Kleinigkeiten anzuspringen. Das nun die gesamte Aufmerksamkeit auf uns gerichtet ist, macht es auch nicht besser. Soundwave wendet sich allerdings direkt wieder an Barricade.

„Du willst eine Erklärung? Schön! Aber dafür gibst du mir dein Wort die Klappe zu halten.“
 

Ich bin ziemlich erschöpft, als ich mit Soundwave auf den Weg nach Hause bin. Gerade haben wir Cateline bei ihr Zuhause abgesetzt. Sie ist immer noch stinkig auf Barricade. Es hat ganz schön lange gedauert ihm die ganze Geschichte zu erzählen, aber Soundwave scheint kein bisschen müde zu sein. Oder er versteckt es verdammt gut.

„Glaubst du Barricade wird wirklich nichts verraten?“

„Er hat vielleicht nicht den freundlichsten Charakter, aber er steht zu seinem Wort. Ich fürchte nur, er wird jetzt öfter bei uns auftauchen. Immerhin ist es ein Befehl von Lord Megatron.“ Irgendwie frustriert mich das ein bisschen. Ich konnte dieses Polizeiauto noch nie sonderlich gut leiden. Dazu kommt, dass mir der Schreck immer noch in den Knochen sitzt. Ich glaube, ich zitter immer noch ein bisschen. Egal wie ich es drehe oder wende, ich kann einfach nichts positives daran finden. Während ich so darüber nachdenke, fallen mir ein bisschen die Augen zu. Ich freue mich schon auf mein Bett. Doch als wir fast bei mir Zuhause sind, fällt mir etwas wieder ein, das mich hellwach werden lässt.

„Warte, Soundwave! Halt an!“

„Was? Wieso?“ Im nächsten Moment bleiben wir fast bei einer Vollbremsung stehen und die Autos hinter uns hupen, bevor sie uns überholen.

„Tut mir leid, aber meine Eltern sind doch ab heute wieder Zuhause. Sie sind heute Mittag angekommen. Ich fürchte wir könnten auffliegen, wenn du mich bis vor die Tür fährst.“

„Wenn ich mich recht erinnere hast du doch die Bedenken geäußert, dass sie die Wahrheit herausfinden. Und ganz davon abgesehen... Wieso nicht gleich die Katze aus dem Sack lassen? Oder wie sagt ihr noch dazu?“

„Auf einmal willst du es ihnen sagen? Du hast doch gesagt sie sollten es nicht unbedingt wissen.“

„Die Situation hat sich aber mittlerweile stark verändert.“ Ein kurzes Schweigen entsteht, während wir dort stehen. Unrecht hat er nicht. Es hat sich wirklich sehr viel verändert. Aber ich habe Angst davor wie meine Eltern reagieren werden. Ich entspanne mich wieder ein bisschen und sehe kurz nach draußen.

„Auf deine Verantwortung.“ Soundwave setzt sich wieder in Bewegung und ich denke darüber nach, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist. Sicherlich will Soundwave damit erreichen, dass er mich auch weiterhin im Auge behalten kann. So gesehen habe ich auch nichts dagegen. Ich hab mich an seine Anwesenheit gewöhnt. Ohne ihn wäre es mittlerweile mehr als langweilig. Ich hoffe nur, dass mein Vater keinen Herzinfarkt bekommt, wenn ich nach diesem für ihn langen Urlaub plötzlich mit Soundwave reinkomme. Wir halten direkt vor der Haustür. Als ich aussteige steht er auch direkt neben mir. Trotzdem zögere ich noch einen Moment.

„Bist du sicher, dass wir das richtige tun?“

„Ganz sicher. Überlass das mir.“
 

Als ich reingehe steigt die Nervosität so stark an, dass ich Bauchschmerzen bekomme und mir schlecht wird. Ich atme einmal tief durch. Wie zu erwarten sind die beiden in der Küche. Mein Vater ist gerade dabei einen Kaffee zu trinken und die Zeitung von heute zu lesen.

„Ich bin Zuhause.“ Meine Stimme klingt nervöser, als ich eigentlich wollte.

„Helena!“ Meine Mutter geht auf ich, vermutlich im mich in den Arm zu nehmen. Doch im selben Moment bleibt sie wieder stehen. Es sieht fast so aus, als würde sie sämtliche Farbe aus dem Gesicht verlieren. Fast gleichzeitig klirrt es laut. Mein Vater hat seine Kaffeetasse fallen lassen. Ich ahne, dass Soundwave hinter mir steht. Vermutlich wie immer an den Türrahmen gelehnt.

„Etwas zu lange nicht mehr gesehen, oder?“ Ich kann deutlich die Belustigung aus seiner Stimme hören. Scheinbar findet er die Situation lustig. Nun ja, ein bisschen vielleicht. So außer sich habe ich meine Eltern noch nie gesehen.

„Ich hätte gedacht ihr wüsstet, dass ich euch beiden noch einen Besuch abstatten würde. Aber scheinbar hat keine von euch beiden mitgekommen, was die letzten vier Wochen hier passiert ist.“ Meine Mutter zieht es vor sich hinter meinem Vater zu verstecken. Ich bezweifle, dass es irgendwas bringen würde. Und es hat ihnen wohl die Sprache verschlagen. Ist ihnen aber nicht zu verübeln. Immerhin bin ich gerade wie selbstverständlich mit einem der gefährlichsten Decepticons reingekommen. Ich beschließe, dass es vielleicht besser ist mal selber was zu sagen. Ich räuspere mich ganz kurz um den Klos im Hals loszuwerden.

„Tja, also. Mama? Papa? Das ist seit neuestem Mein Beschützer. Dafür... Erledige ich etwas für ihn.“ Ich muss ja nicht allzu sehr ins Detail gehen. Außerdem habe ich keine Lust nochmal zu schildern wie ich fast gestorben wäre. Ich schlucke etwas, als mein Vater rot anläuft.

„Sie haben mir zugesagt, das Sie meine Tochter nicht damit hinein ziehen würden!“ Mein Vater wird bei jedem Wort lauter und zum Schluss steht er sogar auf. Obwohl es ja nicht mir gilt kann ich nicht verhindern, dass ich etwas zusammenzucke.

„Das habe ich auch nicht, sie tut etwas anderes für mich. Du solltest stolz auf deine Tochter sein. Sie hat mehr Talent darin ihre Aufgabe zu erfüllen als du jemals hattest. Und sie tut weit aus mehr für mich.“ Die Wendung des Gesprächs gefällt mir nicht wirklich, aber es dämmert mir langsam, das Soundwave meinen Vater wohl nicht allzu sehr leiden kann. Kann ich ihm nicht Mal verübeln. Erst jetzt bemerke ich, dass er neben mich getreten ist.

„Und wo wir gerade bei Aufgaben sind, du bist überfällig.“

Der Tag danach

So viele Farben, wie ich sie zuvor noch nie gesehen habe, tanzen vor meinen Augen herum. Es ist fast so, als würde ich in einem Meer aus Farben schwimmen. Meine Sicht ist etwas verschwommen und ich kann nichts klar erkennen. Die tanzenden Farben bereiten mir ein leichtes Schwindelgefühl und ich schließe lieber meine Augen. Doch die Farben sind so hell, dass ich das Licht selbst durch die geschlossenen Augen wahr nehmen kann. Es ist warm und freundlich und ich verspüre das schöne Gefühl der Geborgenheit. Ein leichter Wind hüllt mich ein und ich wage es meine Augen wieder zu öffnen. Das verschwommene Meer aus Farben ist verschwunden und hat einer riesigen Wiese aus Blumen platz gemacht. Blumen in den unterschiedlichsten Farben. Viele, die ich gar nicht kenne. Ich befinde mich an einem Ort, an dem ich vorher noch nie gewesen bin. Das Gras und die Blumen kitzeln an meinen nackten Füßen und der Wind spielt mit meinen Haaren und lässt die Blumen sanft zur Seite knicken. Langsam setzte ich mich in Bewegung, doch es scheint kein Ende zu haben. Erst jetzt fällt mir auf, dass der Himmel nicht blau ist, sondern in Regenbogenfarben schimmert. Und der Boden unter meinen Füßen fühlt sich bei jedem Schritt an wie Watte. Das kann nur ein Traum sein. Etwas raschelt neben mir in den Blumen und ich bleibe stehen. Eigentlich hätte ich mich erschrecken sollen, doch aus irgendeinem Grund verspüre ich nicht die geringste Angst. Als wüsste ich ganz genau, dass ich davor keine Angst zu haben brauche. Ein paar niedliche Ohren tauchen aus den Blumen auf, kurz darauf gefolgt von einem Kopf. In den Blumen neben mir sitzt nun eine kleine, weiße Katze. Ich knie mich vor ihr hin, während sie damit beschäftigt ist ihr kleines Gesicht zu putzen.

„Wer bist du?“ Ich frage es fast selbstverständlich. Und mich überkommt das Gefühl die Antwort bereits zu wissen. Das kleine Wesen vor mir hebt den Kopf und sieht mich sehr intensiv an, bevor es den Kopf leicht schief legt.

„Wir haben uns lange nicht gesehen, Helena.“

„Diese Stimme... Du bist die Stimme, welche immer zu mir gesprochen hat. Und dennoch kenne ich deinen Namen nicht.“

„Das könnte daran liegen, dass ich eigentlich keinen Namen habe und auch keine feste Gestalt. Ich werde zu dem was ich möchte.“

„Und wo sind wir hier?“

„Gefällt es dir? Ich dachte, für einen schönen Traum ist das doch ganz angemessen.“ Also doch ein Traum, aber sicher kein normaler. Genauso wenig normal wie alle anderen Begegnungen mit diesem Wesen, was auch immer es sein mag.

„Droht uns wieder ein Unheil?“ Das kleine Wesen steht auf, nur um um meine Beine zu streichen.

„Das kommt ganz auf dich an. Du hast deine innere Stärke bewiesen. Du alleine bist in der Lage die Geschichte zu ändern. Du allein bist in der Lage sie zu retten.“

„Wen zu retten? Und wovor?“

„Die Antwort auf diese Frage musst du alleine finden.“ Noch bevor ich weiter fragen kann beginnt alles um mich herum wieder zu verschwimmen und in einem farbenfrohen nichts zu enden. Auch das kleine Wesen ist nun verschwunden und ich bin wieder alleine. Ein leises Piepen dringt an mein Ohr, das allmählich lauter wird.
 

Aufgeschreckt setze ich mich ruckartig auf. Ich bin wieder in meinem Zimmer und mein Wecker klingelt. Ich atme einmal tief durch. Wieder einer diese Träume. Obwohl... Ich habe immer noch das Gefühl von Watte unter meinen Füßen. Als wäre ich wirklich da gewesen. Ich streiche mir einmal durch meine zerzausten Haare. Sehr erholsam ist die Nacht nicht gewesen. Ich habe das Gefühl gar nicht geschlafen zu haben. Doch es hilft nichts. Die Schule nimmt darauf leider keine Rücksicht. Also quäle ich mich aus dem Bett raus. Unten kann ich bereits meine Eltern hören. Ich beeile mich mit dem Anziehen. Als ich gerade meine Tasche für den heutigen Schultag packe scheppert es unten laut. Ich ahne wessen Schuld das ist und beeile mich lieber. Im Eilschritt laufe ich die Treppe runter, kann unten aber nur gerade noch so abbremsen um nicht direkt in Soundwave zu rennen. Natürlich, warum sonst sollten meine Eltern so außer sich sein. Meine Mutter hatte wohl direkt die Flucht ergriffen. Ich kann sie jedenfalls nirgendwo ausmachen. Und mein Vater scheint derjenige zu sein, der das scheppern verursacht hat. Zumindest scheint diesmal nichts zerbrochen zu sein. Na ja, die beiden sind es ja auch nicht gewohnt, dass Soundwave fast jeden Tag hier ist. Ich hatte da schon ein bisschen mehr Vorlaufzeit. Soundwave dreht sich zu mir um.

„Da bist du ja.“ Ich nicke ihm nur zu. Dem Gesichtsausdruck meines Vaters nach hat Soundwave wohl nicht erwähnt, dass er mich immer zur Schule bringt. Wenn ich so darüber nachdenke habe ich aber gerade auch nicht wirklich das Bedürfnis dazu. Irgendwie macht es sogar Spaß sie ein kleines bisschen zu ärgern. Also schnappe ich mir Soundwaves Arm und laufe mit ihm nach draußen. Nicht, dass es noch zu Ausschreitungen in unserer Küche kommt. Ich kann auch unterwegs was essen. Ich gähne leicht, als ich mich in Soundwaves Altmode verfrachte.

„Du hättest sie nicht so erschrecken sollen. Damit hast du mich erschreckt.“

„War doch lustig.“ Soundwave setzt sich in Bewegung und fährt die Straße runter.

„Und was soll ich machen, wenn du meinem Vater einen Herzinfarkt bescherst? Ich bin noch zu jung um Weise zu werden.“ Obwohl es eigentlich nicht lustig sein sollte, kann ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Nachdem mein Vater es gestern tatsächlich noch gewagt hatte mit Soundwave zu streiten musste ich dazwischen gehen, damit unsere Küche... besser unser Haus am nächsten Tag noch steht. Soundwave musste mir versprechen meinen Eltern nichts zu tun. Zum Glück hält er sein Wort. Zumindest mir gegenüber. Ich spiele kurz mit dem Gedanken ihn dazu zu bringen meine Eltern nicht mehr zu ärgern, aber auf der anderen Seite... Vielleicht ein anderes Mal.
 

Mit sehr guter, mir schon fast unheimlicher, Stimmung setzt sich Cateline auf den Sitz neben mir. Ich traue mich nicht zu fragen.

„Und? Wie ist es mit deinen Eltern gelaufen?“ Jetzt weiß ich, warum sie so gute Laune hat.

„Wie zu erwarten, sie waren schwer begeistert. Mein Vater sogar so sehr, das er sich mit Soundwave angelegt hat und er fast auf ihn losgegangen wäre.“

„Und steht euer Haus noch?“

„Ich muss doch sehr bitten.“ Soundwave klingt etwas entrüstet. So, als würde er niemals auch nur einer Fliege einen Flügel krümmen. Ich kann mir nicht verkneifen ein bisschen zu kichern.

„Natürlich nicht. Soundwave hätte wohl eher die ganze Straße in die Luft gejagt.“

„Hey!“ Wenn das ein Protest gewesen sein soll, war er nicht sonderlich gut. Er ist selber fast am Lachen und ich muss wieder an eben denken. Ich sollte es wohl zumindest etwas im Rahmen halten, wenn ich meine Eltern noch etwas behalten will.

„Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie mein Vater reagieren würde.“ Cateline streckt sich etwas und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht ganz ernst gemeint hat.

„Du willst deinen Vater doch nicht etwa einweihen.“

„Wieso nicht?

„Kommt nicht in Frage!“ Wir zucken beide zusammen, als Soundwave seine Stimme erhebt. Diesmal klingt er so ernst, das es mir etwas kalt den Rücken runter läuft. Und doch hat er recht. Ich habe ja selber gemerkt, dass man in diese Sache tiefer hinein rutscht als man eigentlich möchte.
 

Soundwave hält vor dem Schultor und Cateline und ich steigen aus.

„Bleib nicht wieder direkt vor dem Schultor stehen.“ Ich weiß, dass er es trotzdem machen wird. Ich beeile mich ein bisschen mit Cateline im Schlepptau. Immerhin habe ich nicht mehr viel Zeit vor dem Unterricht noch etwas zu essen. Der Klassenraum ist bereits recht voll, als wir dort ankommen. Als ich mich hinsetzen will werfe ich noch einen Blick aus dem Fenster. Natürlich steht er noch da. Doch das ist es nicht, was mich beunruhigt. Direkt hinter ihm steht ein mir nur zu bekannter Polizeiwagen. Ich schlucke kaum merklich und setze mich dann doch schnell hin. Auch Cateline hat ihn bemerkt, aber sie scheint nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Eher im Gegenteil.
 

Es fällt mir schwer mich heute auf den Unterrichtstoff zu konzentrieren. Immer wieder muss ich nach draußen sehen. Schon den ganzen Tag stehen die beiden da. Ich bemerke nicht einmal richtig wie die Zeit vergeht. Erst der Schulgong holt mich wieder in die Realität zurück. Die letzte Stunde ist um und alle um mich herum beginnen ihre Sachen einzupacken um so schnell wie möglich nach Hause oder wo auch immer hin zu kommen. Schließlich ist heute Freitag und damit steht schon jetzt wieder das Wochenende an. Es ist schon praktisch, wenn die Schule in der Mitte der Woche wieder beginnt. Doch ich bin mit meinen Gedanken ganz wo anders. Ich erschrecke mich ein bisschen, als Cateline vor mir steht.

„Was ist? Kommst du? Soundwave wartet sicher schon.“ Ich zögere einen kurzen Moment, bevor ich antworte.

„Ich bleibe noch ein bisschen.“ Sie zuckt nur mit den Schultern und geht. Im nächsten Moment bin ich alleine im Klassenzimmer. Ich klappe das Buch zwar zu, packe es aber nicht weg. Ich weiß selber nicht, warum ich nicht mit Cateline gegangen bin. Irgendwas in mir hat gesagt, ich sollte bleiben. Mein Traum von letzter Nacht kommt mir wieder ins Gedächtnis und auch meine gestellte Frage. Ich schüttle etwas den Kopf und sehe kurz nach draußen. Soundwave setzt sich gerade in Bewegung. Vermutlich um Cateline nach Hause zu bringen, oder zu Shockwave.

„Hast du vor hier zu übernachten?“ Ich erschrecke mich so sehr, dass ich fast vom Stuhl falle, mich aber gerade noch so halten kann. Direkt hinter mir hat sich Barricade positioniert. Schnell stehe ich auf.

„Was willst du von mir?“

„Stell dich nicht so dumm. Soundwave will, dass ich deinen Babysitter spiele. Und ich habe nicht vor die ganze Nacht hier zu bleiben.“ Ich werde ein bisschen wütend.

„Ich zwinge dich ja auch nicht hier zu bleiben.“

„Soundwave tut es. Also, was ist? Sieh zu, dass du fertig wirst.“

„Ich bin kein Haustier, hast du verstanden? Du kannst mich nicht einfach herumkommandieren und dann noch erwarten, dass ich das auch machen. Wenn du so ungeduldig bist, dann fahr von mir aus alleine los. Ich werde mich deswegen nicht beeilen!“ Aus Trotz setze ich mich wieder hin und tue mit Absicht nichts. Ich höre kurz ein böses knurren hinter mir, doch dann ist es still. Ich sehe kurz nach draußen und merke gerade noch, wie Barricade wegfährt. Wenigstens den bin ich los. Aber vielleicht sollte ich mich doch auf den Weg nach Hause machen. Ich packe meine Sachen langsam zusammen. Dabei kommt mir wieder dieser Traum in den Sinn. Ich frage mich noch immer wer oder was dieses Wesen ist und wo es herkommt. Ob es wohl auch eine von Shockwaves Schöpfungen ist? Und wenn ja, was genau will es dann eigentlich von mir? Wieso warnt es mich? Ich schulter meine Tasche und mache mich auf den Weg. Auch wenn ich jetzt so nach Hause gehen muss. Obwohl es doch ein ganzes Stück ist werde ich wohl zu Fuß nach Hause gehen. Ich habe noch nicht wirklich das Bedürfnis so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Lieber möchte ich noch etwas nachdenken. Als ich das Schulgebäude verlasse ist die Sonne schon fast untergegangen und viele Sterne sind am orangenen Himmel zu sehen. Ein schöner Anblick. Ich mache mich langsam auf den Weg.
 

Ich wähle für den Heimweg die ruhigen Nebenstraßen. Ich genieße die Ruhe um mich herum. Als ich mich strecke, muss ich ein bisschen gähnen. Ich weiß selber nicht, warum ich so müde bin. Eigentlich habe ich lange genug geschlafen. Ich lasse meine Gedanken wieder zum Traum schweifen. Erst jetzt kommt mir die Frage auf, warum dieses Wesen sich ausgerechnet für das Aussehen einer Katze entschieden hat. Vielleicht hätte ich es fragen sollen. Bald habe ich die Nebenstraßen hinter mir gelassen und befinde mich wieder auf der Hauptstraße. Jetzt dauert es etwas, bis ich die nächsten erreiche. Mittlerweile ist es jedoch ganz dunkel geworden und auch auf der Straße ist kaum einer unterwegs. So ist es selbst auf der Hauptstraße recht leise. Nur durch die vielen Straßenlaternen und die Geschäfte ist die Straße hell erleuchtet. In Gedanken versunken laufe ich die Straße entlang. Es wundert mich etwas, dass noch keiner wieder aufgetaucht ist. Weder Barricade noch Soundwave. Doch meine Gedanken werden unterbrochen, als ich hinter mit Motorengeräusche höre. Ich drehe mich zur Straße als etwas neben mir hält, doch es ist nicht der, den ich erwartet habe.

Ein Polizeiauto für alle Fälle

Recht unsanft lande ich auf der Hinterbank des schwarzen Autos. Ich war nicht Mal in der Lage zu reagieren. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später schlägt dir Tür hinter mir zu und fällt ins Schloss. Ich bin eingesperrt! Trotzdem versuch ich an dem Türgriff zu rütteln. Doch es bringt nichts. Mit quietschenden Reifen setzt sich der Wagen wieder in Bewegung. Es scheint eine Art Taxi zu sein, denn die Fahrerkabine ist vom hinteren Teil des Autos getrennt. Ich kann nicht sehen, wer im vorderen Teil ist. Ich sehe mich etwas im Auto um, doch viel ist nicht zu sehen und es kommt mir auch nichts bekannt vor. Das Auto hat mittlerweile eine unheimliche Geschwindigkeit drauf. Scheinbar haben es die Fahrer, wer auch immer sie sind, sehr eilig. Ich schlucke, als ich nach draußen sehe. Wir sind schon lange an meinem Zuhause vorbei gefahren. Aber scheinbar sind sie nicht dabei die Stadt zu verlassen. Das könnte zu meinem Vorteil werden.
 

„Wo bleibt sie nur?“ Ungeduldig läuft Helenas Vater im Wohnzimmer auf und ab. Die Uhr zeigt bereits nach acht Uhr an.

„Jetzt beruhige dich, James. Sie wird sicher gleich kommen.“ Obwohl ihre Stimme recht ruhig klingt, sieht man Helenas Mutter doch an, wie nervös sie ist.

„Ich soll mich beruhigen, Anette! Unsere Tochter ist vermutlich mit diesem... Diesem Monster unterwegs und ich soll mich beruhigen!?“ Um seine Stimmung zu verdeutlichen läuft er nur noch schneller auf und ab. Es legt sich wieder eine bedrückende Ruhe auf das Wohnzimmer. Nur die hektischen Schritte James zu hören. Eigentlich hatte Anette vor eine Tasse Tee zu trinken, doch diese steht nur unbeachtet auf dem Tisch vor ihr und ist längst kalt geworden.
 

Mit quietschenden Reifen kommt das Auto zum Stehen. Ich muss mich festhalten um nicht mit dem Kopf an die vordere Scheibe zu schlagen. Nur wenige Augenblicke später geht die Tür auf. Zwei Männer mittleren Alters stehen vor mir. Sie sehen etwas schäbig aus. Zumindest haben die beiden schon Mal bessere Tage gesehen. Grob werde ich am Arm gepackt und aus dem Auto gezerrt. Ich hatte mit meiner Vermutung recht. Es ist ein Taxi, aber es sieht schon sehr alt, heruntergekommen und kaputt aus. Der Lack ist ausgeblichen und es hat überall Beulen und Kratzer. Unsanft werde ich auf einen Stuhl verfrachtet, der nicht weit vom Taxi in einer kleinen Nische steht.

„W-was wollt ihr von mir?“ Der grimmigere der Beiden richtet seine Aufmerksamkeit auf mich. Er hat einen Vollbart, was ihn nur noch grimmiger wirken lässt.

„Oh, von dir wollen wir gar nichts. Aber deine Eltern werden für dich sicher ein nettes Sümmchen zahlen.“ Ach darum geht es also, zwei Möchtegern-Entführer. In so einen Schlamassel kann natürlich nur ich wieder geraten. Ich musste ja unbedingt zu Fuß nach Hause gehen. Wenn ich das hier mit Barricade vergleiche kommt mir das Polizeiauto doch freundlicher vor.
 

Noch immer läuft James das Wohnzimmer auf und ab. Es ist ein Wunder, dass man noch keine Schneise im Teppich sehen kann. Anette dagegen ist ungeduldig aufgestanden und sieht jetzt aus dem Fenster.

„Ob ihr wohl was passiert ist, James?“ Von diesem ist nicht mehr als ein Grummeln zu hören. Anscheinend ist er viel zu tief in seinen eigenen Gedanken versunken. Anette dagegen begibt sich wieder zum Sofa.

„Sollten wir nicht die Polizei einschalten?“ Auch dieses Mal bleibt er nicht stehen.

„Die Polizei? Das ich nicht lache. Die können gegen dieses Monster auch nichts ausrichten.“ Erneut legt sich diese drückende Stille auf das Haus. Um diese Uhrzeit ist draußen kaum noch jemand unterwegs. Selbst bei den Nachbarn ist es ruhig. Doch diese Stille soll auch dieses Mal nicht lange anhalten. Draußen sind laute Motorengeräusche zu hören, die immer lauter werden und erst erlöschen, als das Auto direkt vor der Haustür steht. Dieses Mal bleibt er tatsächlich stehen. Mit einem Ruck dreht er sich zur Tür um, doch Soundwave steht bereits lässig im Türrahmen.

„Warum so schreckhaft, alter Mann?“ James bekommt ein recht ungesundes, rotes Gesicht.

„Du... Wo ist unsere Tochter!? Wo hast du sie hingebracht?!“ Soundwave lässt sich von diesem Ausbruch nicht aus der Ruhe bringen. Er stößt sich leicht vom Türrahmen ab um sich normal hinzustellen.

„Helena? Sie sollte doch schon längst...“ Augenblicklich legt sich eine knisternde Ruhe über die Drei. Draußen ist kurz ein vorbeifahrendes Auto zu hören.

„Ich schicke ihn eigenhändig zum Allspark!“ Wutentbrannt löst Soundwave sein Hologramm auf und noch im selben Moment sind quietschende Reifen zu hören.
 

Obwohl Shockwave nicht gerade dafür bekannt ist seine Geduld zu verlieren, muss er sich gerade ganz schön zusammen reißen um nicht ein Knurren von sich zu geben. Während er versucht konzentriert zu arbeiten steht Barricade direkt hinter ihm und sieht jedem noch so kleinen Schritt zu. Wie soll man denn so vernünftig arbeiten.

„Hast du nichts besseres zu tun?“ Etwas genervt dreht sich Shockwave zum Angesprochenen um. Er wollte es nicht soweit kommen lassen die Geduld zu verlieren. Er ist nicht gerade dafür bekannt Gnade zu zeigen. Und das würde Lord Megatron sicher nicht sonderlich gut heißen.

„Ich führe nur den Befehl von Lord Megatron aus.“ Wenn er es könnte, hätte jetzt wohl sein Auge gezuckt.

„Statt mich beim Arbeiten zu stören, solltest du lieber die Stadt im Auge behalten. In letzter Zeit lassen sich die Autobots oft hier blicken.“ Ein Knurren dringt aus Barricades Kehle.

„Willst du mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen haben?“ Dabei hebt er bereits bedrohlich die zur Faust geballte Hand.

„So lange du in MEINEM Labor bist, ja.“ Gerade als es so aussieht, als würde Barricade zuschlagen ist ein lauter Knall zu hören und das Polizeiauto findet sich an die Wand gedrängt wieder, eine Kanone im Gesicht hängend.

„DAS NENNST DU AUFPASSEN?!!“ Wäre die Wände nicht schalldicht, hätte man Soundwave wohl noch draußen gehört. Mitten in der Fahrt hat er sich mit vollem Schwung transformiert, im gleichen Moment die Kanone gezogen und hätte er nicht wenigstens noch ein bisschen Selbstbeherrschung, wäre Barricade wohl jetzt ein einziger, lebloser Schrotthaufen. Shockwave steht unbeeindruckt daneben und sieht den beiden einfach nur zu.

„Sie wollte doch, dass ich gehe!“

„Und das gibt dir das Recht es einfach zu tun?! Seit wann hörst du auf Menschen?!“

„Sie ist mir auf die Nerven gegangen!“ Eine sich aufladende Kanone ist zu hören.

„Eins meiner Experimente war es nicht. Und auch die Autobots sind es nicht.“ Die beiden drehen sich zu Shockwave um und Soundwave lässt die Waffe wieder sinken. Scheinbar hatten beide seine Anwesenheit vergessen. Da der fragende Blick von beiden nun auf ihm ruht, räuspert er sich kurz um fortzufahren.

„Mein System hätte es sofort registriert, wäre eins der Experimente in der Stadt unterwegs. Und auch die Anwesenheit der Autobots konnte ich heute nicht registrieren.“

„Es ist also nicht meine Schuld das sie...“ Bevor er zu Ende reden kann hat Barricade wieder Soundwaves Kanone im Gesicht.

„Du wirst sie finden.“ In seiner Stimme schwankt eine Morddrohung mit. Gleich darauf transformiert sich Soundwave selbst um sich auf den Weg zu machen. Als Soundwave das Labor verlassen hat entweicht Barricade nochmal ein Knurren, als er sich auch transformiert und davon fährt. Nur Shockwave bleibt zurück, froh darüber endlich seine Ruhe zu haben.
 

Ich streiche mir ein bisschen über den Arm. So langsam wird es doch ganz schön kalt. Es ist eben noch Winter. Die beiden Möchtegern-Entführer streiten sich immer noch darüber, wer nun bei meinen Eltern anruft und was sagen muss. Nur Schade, dass sie den Ausgang blockieren. Sonst hätte ich vielleicht abhauen können, ohne das sie es bemerken. Die Lagerhalle liegt wirklich direkt am Wasser und soweit ich das beurteilen kann gehört sie wohl zu einem Fischereibetrieb. Es stinkt hier drin nämlich fürchterlich nach Fisch. Plötzlich hören die beiden Hohlköpfe auf sich zu streiten. Draußen sind Motorgeräusche zu hören. Es ist also ein Auto in der Nähe. Ungewöhnlich, da dieses Gebiet eigentlich sehr abgelegen ist. Und Freitags um diese Uhrzeit arbeitet auch keiner mehr hier. In mir macht sich die Hoffnung breit, dass sie mich gefunden haben. Ich versuche zu orten, wo genau die Geräusche herkommen und wie weit sie noch weg sind. Leider verliere ich dabei die beiden anderen aus den Augen, die wohl der Meinung sind, dass es hier nicht mehr so sicher ist. Ehe mir richtig bewusst wird was passiert, befinde ich mich wieder auf der Rückbank dieses Autos und wir fahren mit quietschenden Reifen los. Na klasse. Ich rappel mich etwas auf um nach hinten raus zu sehen. Im selben Moment kommt ein Polizeiauto hinter dem Lagerhaus hervor und schaltet seine Sirenen ein. Das Decepticonsymbol an der Fahrertür reicht mir schon.

„Barricade!“ Ich achte darauf, dass die beiden vorne mich nicht hören, aber es macht sich doch ein Gefühl der Erleichterung breit. Auch wenn ich doch etwas gehofft hatte, dass es Soundwave ist. Allerdings muss ich mich jetzt festhalten, denn auch die anderen beiden geben nun Gas. Ich drehe mich nicht zu ihnen um, aber ich kann hören wie sie sich darüber streiten, wer Schuld daran ist, dass die Cops sie gefunden haben. Wir fahren fast durch das gesamte Industriegebiet, Barricade die ganze Zeit dicht hinter uns. Doch dann biegt er plötzlich scharf in eine andere Richtung ab. Ich ahne schon was kommt und beeile mich lieber mit dem Anschnallen. Und das keine Sekunden zu spät, denn im nächsten Moment taucht Barricade direkt vor uns auf und blockiert den Weg. Natürlich können die beiden nicht rechtzeitig bremsen und kollidieren mit ihm. Das Polizeiauto trägt dabei keinen Kratzer davon, aber mit dieser alten Karre werden die beiden wohl nicht mehr sehr weit kommen.
 

Als die beiden entscheiden schnell auszusteigen ergreife ich die Chance der entriegelten Tür um auch auszusteigen. Barricade steht bereits in seiner Holoform neben dem Polizeiauto.

„Last das Mädchen gehen.“ Seine Stimme klingt aggressiv und befehlend. Aber die Hohlköpfe sind sich dieser Gefahr natürlich nicht bewusst. Nein, der merkwürdige Kerl mit Bart fummelt kurz in seiner Tasche rum um eine Pistole aus dieser zu ziehen. Ich schlucke etwas. Damit hatte ich nicht gerechnet. Allerdings eher meinetwegen. Wenn ich bedenke, das der Kerl die ganze Zeit hätte auf mich schießen können. Aber natürlich zielt er jetzt auf Barricade und drückt ab. Wie zu erwarten trifft es ihn aber nicht. Nicht zuletzt, weil er nicht unelegant ausweicht.

„Großer Fehler.“ Ich beschließe lieber etwas in Deckung zu gehen, als er verschwindet und ein Geräusch die Luft erfüllt, das an aufeinander reibendes Metall erinnert. Ich höre wie die Pistole auf dem Boden aufkommt, als Barricade in seiner vollen Größe vor den beiden steht. Als wenn das nicht schon genug wäre, richtet er auch noch seine Kanone auf die beiden.

„Wollt ihr das wirklich versuchen?“ Im nächsten Moment kippen beide ohnmächtig nach hinten.

„Was für Weicheier.“ Ich wage mich aus meinem Versteck vor und gehe an den beiden vorbei. Die würden wohl nicht so schnell wieder zu sich kommen.

„Was machen wir jetzt mit denen?“ Barricade fährt seine Waffen hoch.

„Eliminieren?“ Beinahe hätte ich ja gesagt, aber nur beinahe.
 

Barricade transformiert sich und ich beeile mich etwas mit dem Einsteigen. Gleich darauf fahren wir los.

„Nicht unbedingt das, was ich mir von deiner Idee erhofft hatte, aber zufriedenstellend.“

„Fesseln muss schon sein. Sonst hauen sie ja ab, bevor man sie findet. Aber wir hätten sie vielleicht nicht unbedingt von der Decke baumeln lassen müssen.“

„Sie haben es nicht anders verdient. Immerhin haben sie es gewagt auf mich zu schießen.“ Wir verlassen das Industriegebiet und fahren zurück auf die Hauptstraße.

„Wie hast du mich gefunden?“

„Das war reines Glück. Und hätte Soundwave mir nicht gedroht mich zu töten, wäre ich auch gar nicht hier.“

„Du hättest ja nicht wirklich aktiv nach mir suchen müssen.“ Schweigen macht sich über uns breit und ich lasse meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Wir sind doch ein ganzes Stück weit weg von Zuhause und von Shockwaves Labor. Man muss erstmal darauf kommen hier zu suchen.

„Du bist gar nicht so übel wie ich dachte.“ Vorsichtig streiche ich über das Lenkrad und das Polizeiauto verliert kurz seine Spur.

„...Erzähl das ja keinem.“

Störung im System

Ich atme einmal hörbar aus, als ich meine Sachen zusammen packe. Die Schule ist für heute beendet. Ostern ist relativ ruhig an mir vorbei gelaufen. Zum Glück haben sich meine Eltern wieder ein gekriegt, auch wenn sie noch immer nicht begeistert von der Situation sind. Und Soundwave scheint es Spaß zu machen sie zu ärgern. Ich schultere meine Tasche und mache mich auf den Weg nach draußen. Die nächsten Wochen dürften jetzt leider nicht mehr so entspannt werden. Es stehen eine Menge Klausuren in der Schule an. Das bedeutet viel Stoff, den man wiederholen und lernen muss. Und das, während ich drei Chaoten um mich herum habe. Es wäre schon einfacher, wenn sie sich nicht immer so lautstark streiten würden. Seit Barricade vor kurzem aufgetaucht ist, ist es vorbei mit der Ruhe. Und er scheint auch wirklich überall zu sein, zumindest meistens. Ich sehe mich draußen ein bisschen um. Weit und breit ist keiner von den dreien zu sehen. Das ist wirklich mehr als ungewöhnlich. Sonst lässt mich Soundwave nie einfach alleine gehen. Ich warte noch einen kurzen Moment, beschließe aber dann doch zur Bushaltestelle zu gehen. Vielleicht ist ein neues Experiment von Shockwave aufgetaucht. Oder sie haben es endgültig geschafft sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
 

Etwas verwirrt bleibe ich stehen. Soundwave ist also bei mir Zuhause. Zumindest steht er vor unserer Haustür. Dann ist er wohl bei meinen Eltern, warum auch immer. Ich zögere kurz reinzugehen. Wer weiß, worum es gerade geht. Schließlich entscheide ich mich doch dafür reinzugehen. Schon in der Eingangstür kann ich die laute Stimme meines Vaters hören.

„... Kommt gar nicht in frage! Helena muss zur Schule! Außerdem kann ich sie nicht einfach quer durch das Land schicken. Sie ist noch lange nicht volljährig!“ Schnell habe ich lokalisiert von wo die Stimmen kommen und laufe ins Wohnzimmer. Meine Mutter sitzt auf dem Sofa, scheinbar einem Nervenzusammenbruch nahe, mein Vater steht dagegen vor dem Sessel und ist ganz rot im Gesicht. Sicher ist er aufgesprungen. Und Soundwave steht im gegenüber, gelassen wir sonst auch. Augenblicklich habe ich drei Blicke auf mir ruhen.

„Ähm... Bin wieder Zuhause?“ Nach einem kurzen Schweigen scheint sich mein Vater doch lieber mit Soundwave auseinander zu setzen.

„Ich bleibe dabei. Du kannst sie nicht mitten in der Schulzeit etliche Meilen durch das Land mitnehmen. Das erlaube ich nicht.“

„Ich kann mich auch nicht daran erinnern dich um deine Erlaubnis gebeten zu haben.“ Das ist typisch Soundwave. Ich stelle meine Tasche im Türrahmen ab.

„Mitnehmen? Wohin denn?“

„Dorthin, wo das Störsignal herkommt.“ Auf meinem Gesicht macht sich ein großes Fragezeichen breit. Doch eins wird mir gerade bewusst.

„Das heißt, für ein paar Tage länger mitnehmen. Auch über das Wochenende hinaus.“

„Es ist anzunehmen, dass es etwas dauern wird, bis wir das Störsignal lokalisiert und ausgeschaltet haben.“

„Das erlaube ich nicht!“ Die Stimme meines Vaters ist schon fast ein Donnern und Soundwaves Blick meinem Vater gegenüber würde ihn wohl töten, wenn er es könnte. Jedenfalls wird mein Vater in der nächsten Sekunde ganz klein.

„Ein bisschen Aufklärung wäre auch ganz schön.“ Ich schnappe mir meine Tasche und gehe die Treppe rauf zu meinem Zimmer. Soundwave würde mir gleich folgen. Mit meinem Vater in der Nähe gäbe es sicher kein ruhiges Gespräch.
 

Ich lasse meine Tasche auf mein Bett fallen.

„Irgendetwas stört unsere Geräte und unsere Kommunikationswege erheblich. Sicher ist, das es mit Absicht gesendet wird.“

„Das erklärt, warum ich den ganzen Tag kein Handyempfang hatte...“ Ich beginne meine Tasche auszupacken. Es ist schließlich Freitag und vor Montag brauche ich sie sicher nicht mehr.

„Wir müssen das Störsignal finden und ausschalten. Und das so schnell wie möglich.“

„Nicht, dass ich etwas dagegen sagen will, aber du brauchst mich da wofür nochmal genau?“

„Es ist nicht auszuschließen, das eine von Shockwaves Geschöpfen daran Schuld ist.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Genau das wollte ich jetzt eigentlich nicht hören. Ich drehe mich fast ruckartig zu ihm um.

„Glaubst du das wirklich?“

„Es ist nicht auszuschließen. Natürlich kann es auch etwas aus Menschenhand sein. Das lässt sich aber nicht genau feststellen. Das Problem ist nur, dass wir durch die Störung weder das Signal orten, noch eine Erdbrück benutzen können. Wir werden wohl den langen Weg nehmen müssen.“ In meinem Kopf beginnt es zu rattern. Wie verständlich das auch ist. Es gibt auch viele Dinge, die dagegen sprechen loszuziehen.

„Was ist mit Cateline?“

„Sie bleibt hier bei Shockwave. Wenn wir das Signal ausgeschaltet haben, werden wir unsere Systeme reparieren müssen. Es hat bereits großen Schaden angerichtet und alles durcheinander gebracht. Du kommst mit mir und Barricade.“ Ich lasse die Luft aus meinen Lungen strömen, die ich für einen Moment angehalten hatte. Dabei lasse ich mich auf mein Bett gleiten und lege die Hände in den Schoß.

„Die Sache ist die, das ich bald einige, wichtige Klausuren in der Schule schreiben muss und darum... Nicht einfach weg kann.“

„Glaub mir, wenn sich das Signal weiter ausbreitet, machst du dir darüber keine Sorgen mehr. Eure Systeme sind bereits jetzt auch eingeschränkt und es wird noch schlimmer werden. Bald werden selbst Systeme die nicht drahtlos funktionieren Störungen aufweisen. Das Muster dieses Signales ist tückisch und es scheint immer dazu zu lernen. Jedes Mal wenn wir denken, wir hätten es umgangen, verändert es sich erneut.“

„Haben die Autobots denn noch nichts davon bemerkt?“

„Denkbar wäre es, aber wir können momentan wirklich nichts mehr tun. Unsere Systeme sind unbrauchbar“ Das ist ein Problem, ein großes Problem. Und es soll sich auch noch ausweiten, sogar schlimmer werden? Ich starre eine Weile den Boden am um nachzudenken. Soundwave steht noch immer an der gleichen Stelle.

„Ich zwinge dich nicht uns zu begleiten, aber es ist nicht ausgeschlossen, das wir dich brauchen und wir können dich momentan nicht mit der Erdbrücke senden.“ Meine Gedanken kreisen immer noch. Doch mir ist der Ton nicht entgangen. Es ist deutlich zu hören, das er sich Sorgen machen. Irgendwo schwingt noch immer das Ereignis in der Autobot-Basis mit. Wieder läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich ziehe meine Beine an und sehe zu Soundwave rüber.

„Hast du eine Entscheidung getroffen?“

„Ehrlich gesagt... Ich weiß nicht was ich tun soll.“ Es folgt ein etwas längeres Schweigen, doch dann setzt sich Soundwave in Bewegung und stellt sich direkt vor mir.

„Es fällt mir nicht unbedingt leicht. Ich will dich nicht noch einmal einer unnötigen Gefahr aussetzen. Aber ich bitte dich darum mitzukommen.“ Ich kenne diesen Blick von ihm. Schon ein paar Mal habe ich ihn gesehen, wenn auch nur sehr selten. Er hat lange darüber nachgedacht. Ich finde keine passende Antwort darauf. Ich kann nicht nein sagen, aber ja kann ich auch nicht sagen. Soundwave steht noch immer vor mir. Obwohl ich das Bedürfnis habe schaffe ich es nicht seinem Blick auszuweichen.

„Ich habe Angst.“

„Ich weiß, aber ich kann dir versichern, solange ich bei dir bin, kann dir nichts passieren. Du hast mein Wort.“
 

Mittlerweile ist es dunkel geworden und ich liege im Bett. Ich kann meine Eltern unten noch diskutieren hören. Es ist zwar noch nicht so spät, aber ich hatte beschlossen, trotzdem schon ins Bett zu gehen. Allerdings liege ich jetzt die ganze Zeit wach und denke nach. Soundwave ist wieder unten bei meinen Eltern. Sicher weil er mich schlafen lassen will, aber gehen will er auch nicht. Wie in einer Endlosschleife kreisen meine Gedanken immer wieder um die eine Frage. Soll ich es riskieren oder nicht? Auf der einen Seite möchte ich ihnen gerne helfen, aber auf der anderen Seite ist es nicht vernünftig und auch gefährlich. Natürlich passt Soundwave auf mich auf, aber das ist keine Garantie, das nicht doch irgendwas passiert. Und wenn sie dort tatsächlich einem von Shockwaves Kreaturen gegenüber stehen? Und das ganz allein? Und wenn die Autobots dort auftauchen würden? Nein, sie werden ganz bestimmt dort auftauchen, wenn sie nicht sogar bereits dort sind. Sie würden mich erkennen. Aber wäre das so schlimm? Und dieses Störsignal. Wird es wirklich auch für uns so gefährlich werden wie Soundwave sagt? Nun, wenn wichtige Geräte wie im Krankenhaus betroffen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit. Ich drehe mich auf die Seite, in der Hoffnung dann besser einschlafen zu können. Doch auch das bringt nichts. Ich kann von unten die mittlerweile wieder aufgebrachte Stimme von meinem Vater hören. Ich kuschel mich noch etwas mehr in meine Decke ein und versuche ihn zu ignorieren. Aber auch das bringt absolut gar nichts. Wenn es wenigstens ein bisschen leiser im Haus sein würde. Dann könnte ich bestimmt schlafen. Wieder fangen meine Gedanken an zu kreisen. Ob meine Eltern wohl verstanden haben, wie gefährlich es momentan für alle ist? Vermutlich nicht. Es wird noch etwas lauter unten und ich kann fast jedes Wort von ihm verstehen. Vermutlich streitet er sich gerade wieder mit Soundwave. Irgendwie klingt das merkwürdig, streitet sich mit Soundwave. Aber wie kann man das sonst nennen? Ich setze mich wieder auf. Es bringt ja doch nichts. Er hat mir versprochen auf mich aufzupassen. Es stimmt schon, er hat noch nie ein Versprechen nicht eingehalten. Ich bin zwar nervös, aber Soundwave scheint diese Sache sehr wichtig zu sein. Vor allem scheint es ihm wichtig zu sein, das so schnell wie möglich zu regeln. Ich entschließe mich dazu aufzustehen. Wenn es keinen anderen Weg gibt.
 

„Hast du eigentlich eine Ahnung wie weit weg das ist?“ Soundwave steht betont lässig an der Wand. Ganz offensichtlich will er meinen Vater ärgern. Und natürlich ist mein Vater auch voll darauf angesprungen. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass sowas passiert. Ich räuspere mich kurz, damit es ruhig wird. Ich spüre auch sogleich drei Blick auf mich.

„Also, es tut mir ja sehr leid, Papa. Aber ich werde mit Soundwave fahren. Und versuch gar nicht erst mich umzustimmen. Ich werde fahren.“ Ich drehe mich um und gehen wieder die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Mir ist schon bewusst, dass ich sie sicher ziemlich verägert zurücklasse. Doch ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde Soundwave nicht hängen lassen, wenn er mich braucht. Er hat es schließlich auch nicht getan. Decepticon hin oder her.
 

In meinem Zimmer hole ich eine alte Reisetasche aus meinem Schrank. Sie ist zwar schon ein bisschen ramponiert, aber hierfür wird sie schon noch ihren Zweck tun.

„Ich hatte mit einer anderen Entscheidung gerechnet.“ Obwohl ich wusste, dass er mir sicher nachkommen wird, zucke ich kurz zusammen. Ich hatte die ganze Zeit lang gehorcht, ob meine Eltern nach oben kommen. Aber bis jetzt habe ich noch nichts wahrgenommen.

„Ich wollte dich nicht hängen lassen. Immerhin bin ich dir irgendwo auch noch was schuldig.“ Soundwave zieht es plötzlich vor nach draußen zu sehen. Habe ich was falsches gesagt? Entschlossen schüttle ich meinen Kopf und mache mich wieder daran ein paar Sachen zusammen zu packen.

„Du solltest noch etwas schlafen. Morgen früh brechen wir auf.“ Ich drehe mich um, um etwas zu erwidern, doch er ist schon weg. Irgendwie hat er sich gerade sehr merkwürdig verhalten. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, werde ich wieder nicht schlafen. Ich packe noch schnell meine Sachen und sehe dann zu, dass ich wieder ins Bett komme. Meine Eltern sind nicht mehr hoch gekommen. Vielleicht habe ich sie zur sehr geschockt. Ein bisschen leid tut es mir schon. Aber meine Entscheidung steht und ich werde jetzt keinen Rückzieher mehr machen.

Aufbruch

Es ist noch recht dunkel, als wir die Landstraße entlang fahren. Wir nutzen Straßen, die nicht allzu viel befahren sind, um nicht aufzufallen. Links und rechts von uns erstreckt sich Ackerland soweit das Auge reicht. Der Himmel ist komplett grau und Wolkenverhangen und es fällt ein leichter Nieselregen. Schon seit zwei Stunden sind wir nun unterwegs. Mir fehlt eindeutig der Schlaf, denn ich muss ständig Gähnen. Um mich ein wenig abzulenken habe ich meinen MP3-Player mit meiner Lieblingsmusik mitgenommen. Ich habe meinen Blick aus dem Seitenfenster gerichtet und sehe den Bäumen dabei zu, wie sie an uns vorbei ziehen. So wirklich habe ich nicht darauf geachtet, wo wir eigentlich hinfahren. Also habe ich auch keine Ahnung wo wir gerade sind. Aber das ist mir eigentlich auch ziemlich egal. Soundwave wird schon wissen, wo wir hinfahren. Gerade überholen wir einen Traktor. Er ist ohne Anhänger unterwegs. Ich wage kurz einen Blick nach hinten. Ich hätte keine große Lust bei dem Wetter in so einem Gefährt unterwegs zu sein. Da wird man ja ganz nass. Ich richte meinen Blick wieder nach vorne. So langsam wird es ein bisschen heller und es sind ein paar Autos mehr auf der Straße unterwegs. Gerade kommt uns ein LKW entgegen. Ein ziemlich großer, mit gleich zwei Anhängern. Irgendwie kommt gerade das Gefühl vom Verreisen auf, obwohl ich genau weiß, dass das keine Vergnügungsfahrt ist. Wir fahren an einem Schild vorbei. Den Namen konnte ich nicht so schnell lesen, aber es sind noch einige Meilen bis dorthin. Ich drücke auf meinem Player auf Replay. Aus der Ferne kann ich ein Bauernhaus ausmachen. Ich gähne einmal kräftig und beschließe ein bisschen die Augen zu schließen, während ich der Musik lausche.
 

Ich reiße aus meinen Träumen, als Soundwave plötzlich bremst. Kurz schrecke ich auf, aber nur um zu sehen, wie wir in eine kleine Ortschaft einfahren. Klar, hier darf man nicht so schnell fahren. Ich strecke mich kurz und sehen dann auf die Uhr. Ich lasse die Kopfhörer auf meine Schultern gleiten.

„Meinst du nicht, wir sollten vielleicht Mal eine Pause machen?“

„Wenn du eine brauchst?“

„Nur ein paar Minuten. Da vorne ist eine Tankstelle.“ Soundwave fährt auf den Hof, sucht sich aber eine Parkmöglichkeit möglichst weit weg von den anderen Autos. Manchmal ist er doch ein bisschen übervorsichtig.

„Warte hier. Ich bin gleich wieder da.“ Ich habe keine Ahnung, ob er wirklich wartet. Dennoch gehe ich los ohne mich nochmal umzudrehen. Nur gut, dass solche Tankstellen immer Toiletten haben. Nur leider nicht die saubersten. Dafür wird es aber schon reichen. Anschließend beschließe ich noch kurz in den Laden zu gehen. Schon beim Betreten fällt mir auf wie still es dort ist. Normalerweise spielt immer ein Radio im Hintergrund. Aber hier ist es einfach nur totenstill. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter und ich bekomme Gänsehaut. Ich bin die einzige Kundin im Laden. Ich suche mir schnell zusammen, was ich haben will und gehe dann zur Kasse. Während ich bezahle versuche ich es so beiläufig wie möglich zu klingen.

„Haben sie hier kein Radio?“

„Doch, normalerweise haben wir eins. Nur ich bekomme seit Tagen keinen Sender mehr rein und seit heute morgen lässt es sich gar nicht mehr einschalten. Ich glaube, das Ding ist nun völlig hinüber.“ Ich nehme mir nur schnell meine Sachen und verlasse die Tankstelle. Draußen werfe ich einen Blick auf mein Handy. Es ist ausgeschaltet. Ich versuche ein paar Mal es einzuschalten. Aber es tut sich nichts. Ich sehe auf. Soundwave steht in seiner menschlichen Form an seinen Altmode gelehnt und sieht zu mir herüber. Ich beeile mich zu ihm rüber zu laufen. Es hat aufgehört zu regnen.

„Wir scheinen schon recht nah dran zu sein. Das Radio in der Tankstelle funktioniert nicht mehr und ich kann mein Handy nicht mehr einschalten.“

„Es beeinträchtigt meine Waffensysteme. Eine Weiterfahrt ohne Zwischenfälle wäre wünschenswert.“ Ich beeile mich mit dem Einsteigen.
 

Der Tag schreitet weiter voran und auch die Straßen werden voller. Nur das Grau am Himmel bleibt.

„Wie weit ist es noch bis zum Treffpunkt?“

„Ich kann keinen Funkkontakt zu Barricade herstellen, aber wir sollten ihn bis zum Abend erreicht haben.“ Ich lasse mich noch ein bisschen weiter in den Sitz rutschen. Das bedeutet, dass wir noch eine lange Fahrt vor uns haben. Ich setze mir wieder meine Kopfhörer auf und starte die Musik. Dicke Regentropfen schlagen auf die Scheibe, als es anfängt richtig zu regnen. Man kann kaum noch etwas draußen erkennen. Ich richte meinen Blick nach unten und versinke etwas in meinen Gedanken. Langsam ziehen die Bilder der vergangenen Wochen und Monate an mir vorbei. Mittlerweile sind wir schon eine recht bunte Truppe. Ich habe nicht mehr unbedingt das Gefühl bei einem gefährlichen Wesen zu sein. Eigentlich fühle ich mich sogar ganz wohl bei den dreien. Langsam dämmere ich ein bisschen weg.
 

Ich schrecke auf, als es plötzlich recht ruhig ist. Die Musik ist aus. Ich schaue auf einen MP3-Player, ausgeschaltet. Aber so schwach kann der Akku noch gar nicht gewesen sein. Ich versuche ihn einzuschalten, doch es tut sich nichts. Frustriert setze ich die Kopfhörer ab.

„Das Signal wird stärker.“ Ich lehne mich ein bisschen vor und halte mich am Lenkrad fest.

„Du meinst also, deswegen ist das Gerät ausgegangen? Aber es braucht doch gar keine Funkwellen zum Funktionieren.“

„Das braucht es auch nicht. Es schaltet den Akku aus.“ Ich sehe nach draußen. Der Regen hat aufgehört, aber es ist recht dunkel geworden. Die Dämmerung steht bereits tief.

„Wo genau sind wir jetzt?“

„Knapp hinter New York City.“

„Das sind zwei Bundesstaaten.“ Es ist eher eine Feststellung für mich selbst. Damit sind wir bereits sehr weit gekommen, aber auch sehr weit weg von Zuhause. Und wir werden mit Sicherheit auch heute nicht mehr nach Hause kommen. Ein bisschen packt mich das Heimweh. Ich bin noch nie ohne meine Eltern länger so weit weg von Zuhause gewesen. Es ist schon ein bisschen unheimlich. Ich muss das Lenkrad loslassen, als Soundwave eine Kurve fährt und auf einen Feldweg einbiegt. Am Ende ist bereits eine alte Scheune zu sehen und direkt davor steht ein Polizeiauto.
 

„Meinst du die drei schaffen es, bevor hier alles aus geht?“ Ungeduldig läuft Cateline auf und ab. Shockwave folgt ihr mit einem recht genervten Blick.

„Das werden sie schon. Und dann steht unser System auch in kürzester Zeit wieder. Es wäre aber sehr viel einfacher, wenn du mich einfach arbeiten lassen würdest. Dann würden unsere Systeme auch nicht so schnell ausfallen.“ Cateline sieht ihn äußerst entrüstet an, aber zumindest ist sie stehen geblieben. Etwas zufriedener macht sich Shockwave wieder daran die Systeme am Laufen zu halten. Ab und an funktioniert es zumindest ein paar Minuten lang.
 

„Das ist nicht euer Ernst. Hier bleiben wir über Nacht?“ Völlig entgeistert stehe ich in der alten Scheune. Nur ein paar Kühe befinden sich hier.

„Es ist besser wir riskieren nicht, dass wir nachverfolgt werden können.“

„Das verstehe ich ja, aber hier ist es kalt und nass.“ Unwillkürlich reibe ich mir über die Arme. Obwohl ich mir sowas in der Art auch hätte denken können.

„Versuch zu schlafen.“ Soundwave und Barricade stehen in ihrer Holoform vor mir, dennoch haben sie ihre Altmodes auch in der Scheune geparkt. Hier ist es ja auch nicht groß genug, um sich zu transformieren. Ich seufze, füge mich dann aber doch widerwillig meinem Schicksale und suche mir eine Stelle, auf der ich es mir ein bisschen gemütlich machen kann. Ich lege mich zwar hin, schlinge aber gleich die Arme um mich, weil ich jetzt beginne richtig zu frieren. Die Scheuen ist undicht und überall strömt die kalte Luft rein. Teilweise pfeift es auch. Draußen hat es hörbar wieder angefangen zu regnen. Ich nehme eine kurze Bewegung war und öffne meine Augen wieder. Soundwave hat sich neben mich setzt, sieht aber nach draußen, als ob er Wache halten würde. Ach, ganz sicher hält er wache. Barricade lässt sich auf der anderen Seite neben mir nieder. Er sieht doch etwas genervter aus, doch beiden sagen kein Wort. Es ist fast wie ein stummes Einverständnis. Ich weiß nicht warum, aber auf einmal scheint die Kälte einfach zu verfliegen. Ich kuschel mich ein bisschen mehr ins Heu und schließe wieder die Augen.
 

Ein lautes Geräusch weckt mich auf. Etwas erschrocken zucke ich leicht zusammen und öffne vorsichtig die Augen. Die Sonne scheint draußen und erhellt die ganze Scheune. Es ist also bereits nächster Morgen. Ich setze mich auf und strecke mich erstmal ausgiebig. Es ist nicht gerade angenehmen auf einem Haufen Heu zu schlafen. Erneut vernehme ich das mir eigentlich sehr vertraute Geräusch und sehe mich um. Ich entdecke Barricade, wie er etwas weiter entfernt an einem Holzbalken lehnt und... Schnarcht? Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen, versuche aber leise zu sein, um ihn nicht zu wecken. Ich mache mich lieber daran das Heu aus meinen Haaren zu entfernen, eine lästige Arbeit. Erst jetzt fällt mir auf, dass Soundwave nirgendwo zu sehen ist. Nun ja, sein Altmode steht noch immer an der selben Stelle, aber ich kann mir denken, wo er hin ist. Leise stehe ich auf und mache mich auf den Weg nach draußen. Wie ich es vermutet habe steht er direkt am Eingang und sieht in den Himmel. Heute ist keine einzige Wolke mehr zu sehen. Es ist zwar noch immer recht kühl draußen, aber in der Sonne fühlt man sich wirklich wohl.

„Guten Morgen.“ Soundwave sieht zu mir rüber und schmunzelt ein bisschen.

„Vielleicht war das doch nicht der optimale Schlafplatz.“ Er entfernt mir noch ein bisschen Heu aus den Haaren. Ich sag ja, eine lästige Arbeit. Ich gähne nochmal ein bisschen. Gerade macht sich wieder ein bisschen Heimweh breit. Etwas betrübt sehe ich rauf in den Himmel. Soundwave folgt meinem Blick, geht dann aber zurück zur Scheuen.

„Wir sollten aufbrechen.“ Ich verharre noch einen Moment, gehe ihm dann aber nach.
 

Cateline lehnt an einem der Monitore und schläft. Shockwave ist noch am Arbeiten. Die ganze Nacht haben sich die beiden um die Ohren gehauen um das System am Laufen zu halten. Doch immer mehr werden sie machtlos. Doch noch laufen die meisten Programme. Shockwave hält einen Moment inne und betrachtet seinen menschlichen Begleiter.
 

Barricade ist wieder auf der Straße, dicht gefolgt von Soundwave. Die Sonne lässt den Lack der Fahrzeuge glitzern. Es sind viele LKWs auf der Straße unterwegs. Ich bin immer noch damit beschäftigt meine Haare irgendwie wieder zu richten, bisher aber ziemlich erfolglos. Ich gähne noch einmal kurz. So langsam werde ich auch richtig wach.

„Was meinst du? Wie weit müssen wir noch fahren?“

„Ein paar Meilen werden wir noch vor uns haben.“ Ich sehe mich ein bisschen um. Mittlerweile sind wir wieder irgendwo auf dem Land, weit weg von großen Städten. Ich lehne mich im Sitz zurück. Gestern habe ich fast auf der ganzen Fahrt geschlafen, aber jetzt bin ich einfach zu ausgeruht, um mir damit die Zeit zu vertreiben. Und mein MP3-Player kann ich jetzt auch vergessen. Das könnte ein langer Tag werden. Mein Blick geht starr aus dem Fenster. Es ist weit und breit nur Ackerland zu sehen. Und viele Bäume, kleine Wäldchen weiter weg. Irgendwie hat es doch was, durch die Natur zu fahren. Sowas sieht man in großen Städten und Vororten einfach nicht allzu oft. Ich drehe mich um, um einem Bauernhaus nachzusehen. Dabei fällt mir etwas ins Auge. Ich drehe mich ganz um, um mir das genau anzusehen. Das Gelb sticht sofort ins Auge.

„Äh, Soundwave?“

„Sie haben uns eingeholt.“ Ich werde in den Sitz gedrückt, als die beiden eine scharfe Kurve machen und von der Hauptstraße ab auf einen kleinen Feldweg fahren. Sofort drehe ich mich wieder um. Wir werden von zwei Autos und einem Truck verfolgt.

Aufgeflogen

Ich muss mich festhalte, als Soundwave eine scharfe Kurve macht und beide auf das Feld fahren. Als etwas Ruhe eingekehrt ist, setze ich mich doch lieber wieder gerade hin.

„Das sind Bumblebee, Ironhide und Optimus Prime!“ Ich muss mich wieder festhalten, als wir durch den unebenen Boden durchgeschüttelt werden. Barricade fährt direkt neben uns.

„Was machen wir jetzt?“

„Kämpfen ist keine Option. Meine Waffensysteme funktionieren nicht mehr einwandfrei.“ Ich wage nochmal einen Blick nach hinten, aber der Abstand ist noch immer der gleiche.

„Aber dann werden ihre Waffensysteme auch nicht richtig funktionieren.“ Wir fahren wieder eine scharfe Kurve und landen wieder auf der Hauptstraße, mitten im Morgenverkehr, zwischen all den LKWs. Ich traue mich kaum nach vorne zu sehen. Doch Soundwave umfährt alles, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Barricade setzt sich mit Sirene direkt vor uns. Das verschafft uns auch nochmal einen Vorteil.

„Aber wenn sie das gleiche Ziel haben wie wir, ist es dann nicht logischer mit ihnen zusammen zu arbeiten.“

„Ich glaube kaum, dass die dazu bereit wären.“

„Und was ist mit euch?“ Das darauf folgende Schweigen sagt mir alles.

„Könnt ihr euren Zwist nicht Mal in so einer Situation beiseite legen.“

„Was versteht du schon davon?!“ Wir verlassen wieder die Straße und fahren jetzt auf einem Feldweg fast parallel zur eigentlich Landstraße. Durch die warme Sonne ist der Boden bereits wieder so trocken, dass wir eine Staubwolke hinter uns herziehen.

„Mehr als du denkst! Außerdem kommen wir so nie ans Ziel und uns läuft definitiv die Zeit davon! Jetzt halt an!“

„WAS?!“

„HALT AN!!!“
 

Ich muss mich am Lenkrad abstützen, als wir eine filmreife Vollbremsung hinlegen. Auch Barricade geht auf die Bremse und kommt ein kleines Stück weiter als wir zum Stehen. Die Autobots halten noch ein kleines Stück vor uns und transformieren sich.

„Mach keine Dummheiten, Soundwave.“ Ich beeile mich auszusteigen und auch meine beiden Begleiter transformieren sich. Das die Autobots nicht sofort ihre Waffen erheben, bestätigt nur, was ich bereits vermutet hatte. Dennoch stehen sich beide Gruppen feindlich gesinnt gegenüber. Was anders hätte ich auch nicht erwartet. Das ist fast so wie früher in der Grundschule. Ironhide beweist Mal wieder zuerst, wie Hitzköpfig er ist.

„Wieso treiben sich bitte zwei Cons hier herum? Was habt ihr dieses Mal wieder ausgeheckt. Das ist doch auf eurem Mist gewachsen.“

„Und wenn es so wäre, was wollt ihr schon dagegen tun.“ Ich hätte mir einen Facepalm geben können. Barricade ist genauso ungeduldig und leicht zu reizen wie sonst auch. Das endet noch in einer... Ich kann gar nicht zuende denken, bevor sie aufeinander losgehen. Zwei riesige, hochentwickelte Roboter, die sich Prügeln wie Schüler auf dem Pausenhof. Ich sehe hilfesuchend zu Soundwave. Doch der ist damit beschäftigt nicht selbst in die Rangelei zu geraten. Ein Blick zu den Autobots verrät mit allerdings, das auch die verbliebenen beiden der Situation nicht gerade positiv gesinnt sind. Bumblebee sieht etwas verzweifelt zu den beiden Kabbelnden während Optimus nur den Kopf schüttelt. Ich beschließe auf die beiden verbliebene Autobots zuzugehen und habe auch gleich ihre Aufmerksamkeit.

„Ich glaube wir sind uns schon Mal begegnet.“ Optimus geht auf die Knie und beugt sich zu mir runter. Soundwave und Barricade sind derzeit anderweitig beschäftigt.

„Du bist das Mädchen vom Schlachtfeld. Du gehörst also zu den Decepticon.“

„Nein, ich bin nur eine Freundin der beiden Chaoten dort drüben.“ Ich nicke mit dem Kopf in Richtung meiner Begleiter.

„Dann kommt das Signal also nicht von euch.“ Ich schüttel den Kopf.

„Wir sind ebenfalls auf dem Weg den Ursprung dieses Signals zu finden und auszuschalten.“

„Ich wundere mich immer noch, wie ein so junges Mädchen an die gefährlichsten Decepticons geraten konnte.“ Bumblebee piept im Hintergrund bestätigend.

„Das ist eine lange Geschichte. Außerdem sind sie gar nicht so gefährlich, wie sie immer tun.“ Ich drehe mich zu den beiden um. Barricade ist immer noch damit beschäftigt sich mit Ironhide zu prügeln, aber Soundwaves Aufmerksamkeit hat sich mittlerweile zu uns beiden verlagert.

„Für mich jedenfalls nicht.“ Ich kann nicht anders, als ein wenig zu lächeln. Optimus richtet sich wieder auf und sieht zu den beiden herüber. Soundwave kommt gerade auf uns zu. Auch Ironhide und Barricade haben aufgehört sich die Köpfe einzuschlagen.

„Was haltet ihr von einem vorübergehenden Waffenstillstand?“ Ich bin weiß nicht so recht, ob ich überrascht darüber sein soll, das Optimus diesen Vorschlag gemacht hat. Bumblebee sieht verunsichert immer wieder zwischen Optimus und Soundwave hin und her. Ironhide und Barricade dagegen sehen sich eher etwas angewidert an. Für einen Moment herrscht totale Stille. Selbst der eigentlich nicht allzu weit entfernte Verkehr der Landstraße ist nicht zu hören. Ich muss unwillkürlich schlucken. Die Zeit scheint schon fast still zu stehen. Mir ist nie vorher aufgefallen, wie klein Soundwave im Vergleich zu Optimus ist. Aber das binde ich ihm wohl besser nicht auf die Nase. Dann endlich rührt sich Soundwave.

„...Solange ihr uns nicht im Weg steht.“ Er transformiert sich wieder in seinen Altmode und öffnet vielsagend die Fahrertür. Ich drehe mich nochmal zu Optimus um, zucke kurz mit den Schultern und steige dann bei Soundwave ein. Im Hintergrund kriege ich noch mit, wie sich Barricade ebenfalls transformiert. Soundwave gibt schon fast Vollgas.
 

Für Außenstehende sieht das gerade bestimmt etwas merkwürdig aus. Ein Polizeiauto, verfolgt von gleich drei weiteren Fahrzeugen und einem Truck. Mittlerweile haben sich ein paar Wolken am Himmel vorgekämpft und so langsam verschwindet die Sonne wieder. Aber noch sieht es nicht unfreundlich aus. Vielleicht verziehen sich die Wolken ja noch wieder. Ich beginne den Rückspiegel im Auge zu behalten. So kann ich alle Autobots ziemlich gut sehen. Noch halten sie einen recht großen Sicherheitsabstand. Ob sich da wohl jemals was ändern wird?
 

Ungeduldig läuft Cateline an der Konsole auf und ab. Auf allen Bildschirmen sind etliche Fehlermeldungen zu sehen. Shockwave ist sichtlich bemüht alles am Laufen zu halten. Doch lange wird es nicht mehr gehen.

„Was machen wir jetzt, Shockwave? Sie scheinen ja noch eine Weile zu brauchen.“

„Die schwerste Störung sitzt mitten im Hauptsystem. Es ist nicht einfach das zu umgehen.“

„Es fehlt also eine Art Brücke um die Störung herum...“ Cateline bleibt stehen und legt sich eine Hand unter das Kinn. Ihr Fuß wippt noch immer ungeduldig auf und ab. Die Lösung scheint so einfach zu sein und doch so unerreichbar. Doch dann stampft sie plötzlich mit dem Fuß auf.

„Ich bin echt zu blöd! Natürlich, das könnte funktionieren!“ Shockwave, der durch den plötzlichen Gefühlsausbruch etwas aus dem Konzept gebracht wurde, sieht Cateline nur fragend an.

„Äh... Du kannst natürlich keine Gedanken lesen, entschuldige. Ich glaube, ich habe eine Lösung für unser Problem. Aber dafür muss ich zu meinem Vater in die Universität. Du müsstest also Mal für eine Weile deine Arbeit ruhen lassen. Es ist zu weit, um zu Fuß dorthin zu kommen.“ Es hört sich einen Moment so an, als würde Shockwave etwas in seinen imaginären Bart grummeln, als er ich dann doch transformiert.

„Aber beeil dich.“

„Ich hatte nicht vor zu trödeln!“ Cateline steigt in den Panzer und im nächsten Moment sind die beiden mit einer, für einen Panzer sehr ungewöhnlichen, Geschwindigkeit unterwegs.
 

Cateline kann auf den Monitoren im inneren sehen, wie die Landschaft schnell an ihnen vorbei rauscht. Und wie die Autos plötzlich bremsen oder sich die Leute nach ihnen umdrehen. Doch ihr ist das eigentlich ziemlich egal. Die Universität ist nur ein paar Minuten entfernt und bei dieser Geschwindigkeit sowieso. Sicher ist es ein bisschen unvorsichtig von Shockwave, aber auf der anderen Seite schmilzt die Zeit dahin wie Schokolade in der Sonne. In Gedanken geht Cateline bereits durch, wie sie es am Besten machen wird. Ihr Vater ist zwar in letzter Zeit sehr spät oder gar nicht nach Hause gekommen, durch die viele Arbeit. Aber er wird mit Sicherheit mitbekommen haben, dass sie gestern nicht Zuhause gewesen ist.
 

Shockwave drosselt die Geschwindigkeit ein wenig, als sie das Gelände der Universität erreichen. Schon allein deswegen, weil hier sehr viel mehr los ist. Die Vorlesungen sind auch heute in vollem Gange. Immerhin werden hier auch Samstags Vorlesungen gehalten. In manchen Studiengängen jedenfalls. Das ist im Endeffekt sogar ein Vorteil. Denn andernfalls hätten sie wohl nicht bekommen, was sie jetzt brauchen. Während die Ungeduld in Cateline wächst dirigiert sie Shockwave durch die Straßen zu ihrem Ziel. Dabei begegnen sie Unmengen neugieriger Studenten, die den beiden auch noch ein paar Schritte nachgehen, Fotos machen oder sogar Videos drehen. Aber für solche Kleinigkeiten haben sie jetzt keine Zeit. Shockwave bleibt vor einem großen, gläsernen Gebäude mit einer großen Kuppel stehen.

„Du bleibst hier. Es wird schon so schwer genug meinen Vater danach wieder abzuwimmeln.“

„Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist?“

„Ich komme mit meinem Vater schon zurecht. Aber ich fürchte, du würdest ihm zu komisch vorkommen. Ich bin sonst nie in Begleitung unterwegs." Als Cateline aussteigt, haben sie bereits eine nicht unbeachtliche Anzahl an Schaulustigen. Doch sie steigt aus und geht zum Gebäude rüber, als wäre das ganz normal. Im Gebäude kommen ihr auch schon einige Leute entgegen, die sich den Panzer wohl ansehen wollen. Nun ja, schon allein seine Farbe dürfte einiges an Aufmerksamkeit mit sich ziehen.
 

„Cateline!“ Sie bleibt schon fast wie versteinert stehen. Das konnte jetzt echt nicht war sein. Im nächsten Moment steht ihr Vater vor ihr.

„Cateline, was hast du jetzt schon wieder angestellt?!“ Er hat sie also gesehen. Verdammt, das hatte sie nicht mit eingeplant. Sie bemüht sich so unschuldig wie möglich auszusehen.

„Wieso angestellt? Ich hab doch gar nichts gemacht. Wie kommst du darauf?“

„Tu nicht so unschuldig, junge Dame. Du bist gerade aus diesem Militärfahrzeug gestiegen. Wieso bringt mir jetzt schon das Militär meine Tochter zu mir auf die Arbeit? Sicher nicht einfach so zum Spaß.“ Cateline muss einen Moment überlegen. Was soll sie jetzt sagen, ohne dass ihr Vater Verdacht schöpft? Wieso hatte sie das nicht eingeplant?

„Tja, also... Das ist so... Natürlich nicht grundlos... Ich brauche dringend etwas und...“

„Du brauchst etwas? Natürlich. Und wie sieht es mit der Wahrheit aus. Irgendwas geht hier vor. Etwas, das mir nicht gefällt. Und wer ist das?“ Ihr Vater nickt in die Richtung hinter ihr und als Cateline sich umdreht sieht sie Shockwave in seiner Holoform genau auf die beiden zukommen. Hatte sie nicht gesagt, dass er warten soll? So ein Dickkopf. Er kommt erst direkt neben Cateline zum Stehen. Cateline traut ihren Augen nicht, als er eine höfliche Verbeugung ihrem Vater gegenüber andeutet, wie beim echt Militär.

„Es tut mir leid, das ich so einen Wirbel verursacht habe. Die Sache ist nur, wir haben es sehr eilig.“

„Ihr?“ Verwirrt sieht er zwischen Shockwave und seiner Tochter hin und her.

„Sagen Sie Mal, er sind Sie eigentlich?“

„Ich glaube nicht, dass sie das wissen möchten. Denn wenn ich es ihnen erzähle, werden sie womöglich in eine sehr große, unangenehme Sache mit hinein gezogen.“

„Entschuldigen Sie Mal! Es geht hier immerhin um meine Tochter! Da sie meine Tochter scheinbar bereits in was auch immer mit hineingezogen haben, werden sie mich wohl oder übel auch Einwehen müssen.“ Jetzt zeichnet sich etwas klarer ab, von wem Cateline diesen Dickkopf und ihr manchmal etwas ungesundes Selbstvertrauen hat.

Der nächste Schritt

Shockwave steht schon ein bisschen zu entspannt im Türrahmen. Cateline steht direkt vor dem Schreibtisch ihres Vaters und sieht im dabei zu, wie er seine ganzen Schubladen durchwühlt.

„Ich verstehe es immer noch nicht. Wofür braucht ihr das Teil gleich nochmal? Nicht, das ich nicht froh wäre es los zu werden. Es liegt schon seit Ewigkeiten irgendwo in meinem Büro herum.“

„Das habe ich dir doch schon drei Mal erklärt. Wir müssen seinen Computer reparieren.“

„Und warum ausgerechnet du?“ Man würde auf den ersten Blick nie vermuten, dass so viel Papierkram in eine Schublade passen würde. Cateline verdreht nur die Augen.

„Außerdem hast du mir immer noch nicht genau erklärt, wer er eigentlich ist.“ Das hat Cateline in der Tat noch nicht. Dafür hatte sie jetzt aber genug Zeit um darüber nachzudenken. Trotzdem hofft sie insgeheim, dass ihr Vater diese Geschichte wirklich schlucken wird. Für noch mehr Diskussionen ist nun wirklich keine Zeit mehr übrig.

„Er arbeitet für das Militär. Deshalb auch der etwas... Seltsame Auftritt mit dem Panzer. Wir sind direkt vom Stützpunkt gekommen weil... Weil er halt dort wohnt.“ Ihr Vater schließt lautstark die Schublade um die darüber zu öffnen und wieder jede menge Kram auf den Boden zu werfen.

„Aha, vom Militär. Soweit hab ich mir das durchaus auch schon gedacht. Aber das wird doch mit Sicherheit nicht alles gewesen sein.“

„Kann ich dir das nicht ein anderes Mal erklären? Wir haben es ein bisschen eilig.“

„Euer Computer wird schon nicht daran sterben, wenn er ein bisschen warten muss.“ Cateline kann sich gerade noch daran hindern sich mit der Hand über das Gesicht zu fahren. Manchmal ist ihr Vater echt unglaublich. Schon schlimm genug, dass er nicht mehr so genau weiß, wo er das Teil hingelegt hat. Und jetzt lässt er sich auch noch so viel Zeit. Vielleicht hätte sie Shockwave doch nicht mitnehmen sollen. Dann hätte sie sich das ganze hier erspart.

„Da ist es ja.“ Ihr Vater hält nun ein kleines Gerät in der Hand mit Tasten, Bildschirm und vielen, verschiedenen Steckern. Shockwave macht bereits kehrt nach draußen. Als Cateline sich das Gerät bereits schnappen will, funkt ihr ihr Vater dazwischen und hält es aus ihrer Reichweite.

„Du bist mir immer noch eine Erklärung schuldig, junge Dame. Wer ist das?“ Cateline grummelt irgendwas und schnappt sich dann doch mit einem Sprung das Gerät.

„Er ist Wissenschaftler, kein Soldat. Er arbeitet für das Militär, aber das hier hat nichts mit seinem Job zu tun. Zufrieden?“ Sie hat sich bereits umgedreht und geht zur Tür.

„Cateline!“ Schon fast frustriert dreht sie sich im Türrahmen nochmal um.

„Du hast doch gesagt, dass ich mir Freunde suchen soll. Das hab ich getan. Also beschwere dich jetzt auch nicht!“ Sie verlässt gänzlich das Büro. Jedoch ist sie sich bewusst, was jetzt kommen wird, weshalb sie sich beeilt Shockwave einzuholen. Schnell drückt sie ihm das Gerät in die Hand.

„Ich komme so schnell nach, wie ich kann.“ Als sie sich umdreht um zurück zu gehen kommt bereits ihr Vater um die Ecke.

„Cateline!“

„Ja, ja.“ Widerwillig geht sie ihm entgegen. So schnell wird sie jetzt wohl nicht mehr hier weg kommen.
 

Ich achte nur halb auf die Straße. Meine Gedanken kreisen immer mehr darum, was wir an unserem Ziel vorfinden werden. Gerade überholt Soundwave einen alten Traktor. Mein Interesse dafür ist mittlerweile verflogen. Ich hab inzwischen aufgehört zu zählen, wie viele wir schon überholt haben. Und auch die Landschaft ist irgendwie langweilig geworden. Es ist immer das gleiche. Feld neben Feld. Und dazwischen vielleicht Mal ein Bauernhaus oder eine Scheune. Wie lange wir noch unterwegs sein werden ist schwer zu sagen. Aber es sieht so aus, als würden wir auch heute unser Ziel nicht erreichen. Ein Schild verrät, dass es nur noch ein paar Kilometer bis zur nächsten Ortschaft sind.

„Soundwave, lass uns eine Pause machen.“

„Ich denke nicht, dass es so sinnvoll ist im nächsten Dorf länger zu verweilen.“

„Ich brauche auch nicht lange. Nur ein paar Minuten.“

„...Keine Sekunde länger.“ Ich nickt zustimmend. Das würde schon reichen. Aber ich muss mir dringend ein paar Minuten die Beine vertreten. So langsam fühlen sie sich an wie Gummi. Es dauert auch nicht allzu lange, bis wir endlich den nächsten Ort erreichen. Als ich aussteige, strecke ich mich erstmal ausgiebig. Als ich mich dann aber umdrehe stimme ich Soundwave zu, dass wir nicht zu lange hier bleiben sollten. Es sieht schon ein bisschen merkwürdig aus, wie so viele verschiedene Fahrzeuge hintereinander weg stehen. Ich sehe mich einen Moment um und mir fällt ein Laden ganz in der Nähe ins Auge. Das ist eigentlich gar keine so schlechte Idee.
 

Cateline gähnt einmal ausgiebig. Total gelangweilt lässt sie ihren Blick aus dem Fenster schweifen. Seit zwei Stunden sitzt sie nun hier im Büro ihres Vaters. Nach dieser Geschichte wird er sie nicht mehr allzu früh gehen lassen. Und das schlimmste ist: Sie hat noch immer keine Idee, was sie ihm sagen soll. Aus der Nummer kommt sie wohl nicht mehr raus. Wieso hatte sie auch nicht daran gedacht? Das konnte doch nur nach hinten losgehen. In diesem Moment kommt ihr Vater wieder in den Raum, beladen mit Unmengen von Büchern. Es ist schon ein Rätsel, wie er da noch sehen kann wo er hinläuft.

„Dad! Kann ich nicht einfach nach Hause gehen?“

„Was ist so schlimm daran Mal einen Tag mit deinem Vater zu verbringen.“

„Du arbeitest doch nur den ganzen Tag. Es ist furchtbar langweilig hier. Ich will nach Hause.“ Sie würde nicht wirklich nach Hause gehen. Aber irgendwie hat sie das Gefühl, dass ihr Vater das ganz genau weiß. Für ihn ist sie einfach viel zu durchschaubar.

„Es dauert nicht mehr lange, dann fahren wir zusammen nach Hause.“ Diese Antwort hatte sie schon erwartet. Kurz wirft sie einen Blick auf ihr Handy. Der Empfang ist nur ganz schwach. Das würde vielleicht höchstens noch dazu reichen den Notruf zu wählen. Und selbst da wäre die Verbindung wahrscheinlich nicht einwandfrei. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Frustriert steckt sie das Handy wieder weg. Wie lange Helena mit den anderen Wohl noch brauchen wird? Es wäre schonmal ein Vorteil, wenn sie wieder Empfang haben würde. Dann wäre es vielleicht ein bisschen erträglicher hier. Sie ist schon fast dazu geneigt Hausaufgaben zu machen. Ein bisschen angewidert schüttelt sie den Kopf. So tief würde sie nicht sinken. Um sich doch ein bisschen die Langeweile zu vertreiben steht Cateline auf und läuft zum Fenster um es ganz zu öffnen. Gar nicht so einfach. Es ist angerostet. Vermutlich hat hier Vater es noch nie geöffnet. Aber so kann sie wenigstens ein bisschen besser nach draußen gucken. Und sie hat ein bisschen mehr frische Luft. Wie kann man bloß den ganzen Tag in einem so stickigen Raum hocken? Die Sonne macht sich bereits auf den Weg zum Horizont. Es wird also nicht mehr sehr lange dauern, bis es anfängt zu dämmern. Cateline stützt ihren Kopf auf ihrer Handfläche ab und sieht in die Ferne. Es muss doch eine Möglichkeit geben dieser Situation zu entkommen ohne für den Rest ihres Lebens Hausarrest zu bekommen. Was Shockwave wohl gerade macht? Zu gerne würde sie mithelfen das System zu reparieren. Das wäre ein echtes Abenteuer gewesen. Sie starrt nach unten auf die Straße, nimmt das Geschehen da unten aber nur am Rand war.
 

Es ist später Nachmittag und die Sonne beginnt sich ganz langsam Richtung Horizont zu bewegen. Ich bin ein bisschen froh, dass sich die Sonne hinter uns befindet. So blendet sie mich wenigstens nicht, wenn sie tiefer steht. Mittlerweile ist doch eine recht große Anspannung zu spüren. Ich weiß nur nicht, ob es daran liegt, dass uns Autobots begleiten oder daran, dass wir dem Ziel immer näher kommen. Es kommt uns Mittlerweile fast gar kein anderes Auto mehr entgegen. Gelegentlich fährt nochmal ein Truck an uns vorbei. Ein Ortsschild kündigt eine kleine Ortschaft in einigen Kilometern Entfernung an. Die erste wieder seit zwei Stunden. Hier scheinen sich die Orte noch etwas extremer zu ziehen. Ich falte die Landkarte auf, die ich mir in einer der hinter uns liegenden Ortschaften gekauft habe. Relativ schnell habe ich gefunden, wo wir ungefähr sind.

„Nicht mehr weit vor uns beginnt ein Militärgebiet. Es ist nicht gesperrt, aber noch immer sehr aktiv, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.“

„Interessant.“

„Meinst du, das Militär ist Schuld an dem Störsignal?“

„Ausschließen will ich es nicht.“

„Dann ist es vielleicht sinnvoll nicht gerade direkt dorthin zu fahren, sondern sich erstmal umzuhören.“

„Wo genau ist dieser Stützpunkt?“ Ich sehe mir die Karte noch einmal genau an. Das Meiste in diesem Gebiet sind Wälder und Übungsplätze des Militärs. Es gibt auch ein paar Dörfer im Umfeld. Vermutlich der Wohnsitz der Soldaten, die hier arbeiten, mitsamt der Familie. Schon an der Karte ist zu erkennen, dass es sich wirklich nur um kleine Ortschaften handelt. Aber sie liegen recht eng beieinander und sind untereinander sicher nicht schwer zu erreichen. Und laut der Karte kommt die nächste, größere Stadt bereits direkt hinter dem Militärgebiet, also auch nicht so weit weg. Hier lässt es sich bestimmt nicht schlecht leben. Dann finde ich endlich, wonach ich gesucht habe.

„Einige Kilometer westlich von uns. Es müsste bald eine Kreuzung kommen, über die wir auf die entsprechende Zufahrtsstraße gelangen können.“ Ich falte die Karte wieder zusammen. Das dauert so seine Zeit, da sich Karten immer nur sehr schlecht wieder zusammenfalten lassen. Das hat irgendwie was von den Beipackzetteln bei Medikamenten. Die kann man auch immer nicht wieder so zusammenfalten, wie sie vorher waren. Während meiner Versuche gelangen wir zumindest schon mal an die besagte Kreuzung und Soundwave und die anderen machen sich auf den Weg in die entsprechende Richtung. Es ist sogar ausgeschildert, vermutlich für noch Ortsunkundige. Auf einem Schild kündigt sich vorher aber noch eine andere Ortschaft an. Ich muss mir eine Hand vor das Gesicht halten. Jetzt kommt die Sonne von der Seite und scheint mir direkt ins Gesicht, wie nervig.
 

Es wird etwas besser, als wir den Ort erreichen. Die Häuser schirmen die Sonne ein bisschen ab. Hier sieht auch nicht ungewöhnlich aus. Kaum zu glauben, dass die Quelle des Signals praktisch direkt vor uns liegen soll. Als wir den Ort wieder verlassen, ist die Sonne so weit untergegangen, dass sie mich nicht mehr blendet. Es ist aber noch hell genug, dass man alles erkennen kann. Wie den großen Gebäudekomplex, der sich nun vor uns erstreckt. Wir sind noch etwas höher gelegen. Dadurch haben wir einen wirklich guten Überblick, über alles da unten. Eine Straße führt direkt bis dorthin und daran vorbei. Soundwave fährt von der Straße runter auf den Schotterplatz direkt daneben.
 

„Ist es das? Kommt es von hier, Soundwave?“

„Eindeutig. Daran gibt es keinen Zweifel.“ Ich versuche alles so gut es geht aus dieser Entfernung zu erfassen. Die Gebäude sehen schon sehr alt aus, aber eindeutig auch noch viel genutzt. Ich kann einige Gebäude ausmachen, die sicher als Bürogebäude dienen. Aber einige, ältere Hallen werden als Garage für die Militärfahrzeuge genutzt. Da gibt es aber auch etwas, das mir sehr stark ins Auge sticht. Eindeutig ein Neubau, noch nicht so alt. Es ist riesig, sowohl in der Länge und Breite, als auch in der Höhe. Auf dem Dach befindet sich eindeutig eine sehr große Antenne. Ansonsten sieht dieses Gebäude einem Hochsicherheitsbunker sehr ähnlich.

„Unheimlich.“ Das ist eher eine Feststellung für mich. Irgendwie hat diese ganze Anlage etwas von einem Horrorfilm. Nicht gerade ein Ort, an dem man unbedingt sein möchte. Ich schüttel ein wenig meinen Kopf um auf andere Gedanken zu kommen.

„Anscheinend wollen die Menschen etwas verbergen.“

„Das Militär hat immer etwas zu verbergen, Soundwave. Ganz egal wo du auf der Welt bist.“

„...Du solltest weniger Zeit vor dem Fernseher verbringen.“ Ich steige aus und drehe mich einmal um mich selbst, um mir einen besseren Überblick zu machen. Es ist wirklich praktisch, dass es hier so weit runter geht. Auf der anderen Seite könnte man uns allerdings auch von da unten aus sehr gut sehen. Ich reibe mir ein wenig über die Arme. Ohne Sonne ist es doch ein bisschen sehr kühl draußen.

„Wir sollten vielleicht nicht unbedingt hier bleiben, Jungs. Es ist besser wir warten die Nacht in der Ortschaft ab. Hier steht man ja fast wie auf dem Präsentierteller.“

„Es wäre besser, wenn sich einer von uns hier umsehen würde.“ Ich drehe mich zu Optimus um. Den hatte ich ganz vergessen. Bumblebee indessen lässt seinen Motor starten.

„Ich werde mich umsehen. Der Kleine macht doch nur Unsinn.“ Die protestierende Stimme aus Bees Radio ignorierend fährt Barricade einfach los, dich gefolgt vom Scout der Autobots.

„Ob das wohl gut geht?“

„Bei den beiden bin ich mir sicher, dass sie sich nicht gegenseitig umbringen werden. Jedenfalls noch nicht.“

„Sehr beruhigend.“ Ich weiß nicht so recht, ob der Sarkasmus angekommen ist. Aber eigentlich war es auch eher für mich selbst. Ich steige wieder bei Soundwave ein und zusammen mit den restlichen zwei Autobots fahren wir wieder zurück in die Ortschaft. Die Sonne verschwindet schnell und mittlerweile kann man kaum noch etwas vernünftig erkennen. Es dauert nicht lange, bis wir einen geeigneten Parkplatz gefunden haben, von dem wir den Militärstützpunkt recht gut einsehen können. Vor allem aber die Straße, die von dort hier hoch fährt. Sollte sich irgendwer von dort nähern und etwas den Ort von dort verlassen, würden wir es sehen. Jetzt können wir nur noch darauf warten, dass die beiden Scouts zurück kommen. Ich steige aus. Es ist sicher nicht verkehrt sich noch etwas genauer in der Ortschaft umzusehen. Dennoch achte ich darauf die drei Wartenden nicht aus den Auge zu verlieren. Es ist fast totenstill im Ort. Man hört rein gar nichts. Als hätte man einfach alle Geräusche verschluckt. Schon nach kurzer Zeit beschließe ich lieber wieder zurück zu gehen. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ich werde das Gefühl nicht los, das bald etwas schreckliches passieren wird.

Aufkommender Sturm

Ich lege mir einen Arm über die Augen, als es mir ein bisschen zu hell wird. Es ist doch noch viel zu früh zum Aufstehen. Ich grummel etwas, als ich den Arm runter nehme und vorsichtig die Augen öffne. Ich habe nicht besonders gut geschlafen. Die ganze Nacht habe ich bei Soundwave auf dem Fahrersitz verbracht. Ich hatte mich nicht getraut woanders hinzugehen. Verschlafen sehe ich mich ein bisschen um. Optimus und Ironhide stehen noch immer hinter uns. Allerdings fällt mir etwas anderes ins Auge.

„Sind Barricade und Bumblebee noch nicht zurück?“

„...Bisher nicht.“ Ich steige aus und sehe mich noch etwas genauer um. Es scheint sich seit gestern absolut gar nichts in diesem Dorf verändert zu haben. Es sieht immer noch alles genauso aus. Nicht einmal ein Auto wurde bewegt. Es kann doch nicht sein, dass die Leute immer noch schlafen. Überhaupt macht dieses Dorf einen merkwürdigen Eindruck. Als würde hier etwas nicht stimmen. Ein unangenehmes Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Ich habe Hunger und mein Magen knurrt. Ein kurzer Blick in meine Tasche zeigt, dass ich nicht mehr viel übrig habe. Ich nehme mir den letzten Schokoriegel, der noch da ist. Es ist Montag. Eigentlich müsste ich jetzt in der Schule sitzen. Irgendwie ein komisches Gefühl nicht da zu sein. Mein Blick bleibt auf dem Armband ruhen und ich verliere mich ein bisschen in meinen eigenen Gedanken.

„Was machen wir jetzt?“

„Wir können nur warten, bis sie zurückkommen.“ Selbst wenn sie eine gewisse Zeit brauchen, weil das Gelände vielleicht größer als erwartet ist, hätten sie über Nacht eigentlich zurückkommen müssen. Immerhin sind das einige Stunden und sie sollten sich nur einen groben Überblick verschaffen. Ob da wohl was vorgefallen ist? Oder sind sie vielleicht entdeckt worden? Ich sehe rüber zum großen Militärgelände. Auch da scheint sich wenig verändert zu haben. Von weitem sind tatsächlich ein paar Soldaten zu sehen, die gerade über das Gelände gehen. Es macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit. Als wenn etwas nicht stimmen würde. Hier zu warten erscheint mir nicht richtig.

„Und wenn wir nach ihnen suchen?“

„Wo willst du suchen?“

„Man könnte ja zumindest Mal das Gelände umrunden. Irgendwo da müssen sie ja sein.“ Ich stecke mir den letzten Rest vom Schokoriegel in den Mund.

„...Also schön. Ich sehe es mir Mal aus der Nähe an.“ Schnell steige ich wieder ein und sehe ihn erwartungsvoll an.

„Helena...“

„Du kannst sagen was du willst, ich komme mit.“

„Das halte ich für keine gute Idee.“

„Und was soll ich machen, wenn du auch noch verschwindest. Außerdem brauchst du mich vielleicht ja.“ Ein paar Sekunden lang herrscht Schweigen zwischen uns beiden.

„...Aber wehe du stellst etwas an.“ Soundwave setzt sich in Bewegung.
 

Halb schlafend hat Cateline ihren Kopf auf ihrem Schulbuch platziert. Schule kann ja so öde sein. Vor allem, wenn sie immer nur etwas machen, was sie schon weiß. Sie dreht ihren Kopf ein Stück um nach draußen zu sehen. Sie könnte jetzt genauso gut bei Shockwave sein. Da würde sie vermutlich sogar noch was lernen. Stattdessen muss sie sich einen furchtbar langweiligen Vortrag des Lehrers über geschichtliche Ereignisse aussetzen. Peinlich genug, dass ihr Vater sie heute bis vor die Tür der Schule gefahren hat. Er musste sogar unbedingt noch warten, bis sie reingegangen ist. Nein, er würde sie nachher auch noch abholen kommen. Als wenn sie für so etwas Zeit hätte. Sicher arbeitet Shockwave gerade daran das System wieder zu stabilisieren. Das wäre so viel spannender als das hier. Aber abhauen ist auch keine Option. Wenn ihr Vater nachher vergebens hier auf sie wartet, dürften ihre Probleme nur noch größer werden. Und sie kann es nicht riskieren, dass ihr Vater dahinter kommt wer Shockwave wirklich ist. Verstohlen sieht sie auf ihr Handy, nichts. Das heißt, sie haben es immer noch nicht geschafft. Sicher haben sie ihre Zeit gebraucht, um dorthin zu kommen. Aber dass das Signal noch immer nicht ausgeschaltet ist. Ob wohl etwas passiert ist? Wenn sie von hier nur etwas ausrichten könnte. Ein Klingeln reißt sie aus ihren Gedanken. Die Stunde ist um, ohne das sie auch nur das geringste mitbekommen hat. Ihr persönliches Unterrichtsziel ist also erreicht. Schnell packt sie ihre Sachen zusammen und geht in die Pause.
 

Soundwave hat fast die Rückseite des Geländes erreicht. Bis jetzt ist uns kein einziges Auto begegnet. Ich sehe die ganze Zeit nur zu den vielen Gebäuden hinter dem Zaun. Immer mehr macht sich ein unsicheres Gefühl in mir breit.

„Findest du nicht auch, dass alles hier irgendwie merkwürdig ist. Es scheint nichts zusammen zu passen.“

„Ich habe eine leise Ahnung, das hier etwas nicht stimmt. Aber das war von Anfang an zu erwarten gewesen.“ Ich lehne mich wieder in den Sitz zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

„Ich meine nicht nur dieses Gelände. Mit dem Dorf oben auf dem Hügel stimmt auch etwas nicht. Es kommt mir fast vor, als wäre es komplett verlassen. Und doch sieht es so bewohnt aus. Es ist unheimlich, wie in einem Horrorfilm.“

„Du siehst zu viel Fernsehen.“ Ich lasse mich wieder zurück in den Sitz sinken und schmolle ein bisschen. Damit kehrt auch wieder Ruhe ein. Wenn er mich doch nur ein einziges Mal wirklich ernst nehmen würde. Zumindest bevor wieder etwas passiert. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter und ich bekomme Gänsehaut. Nein, ich bilde mir das nicht ein. Irgendwas stimmt hier nicht.

„Wir sind immer noch niemanden begegnet. Findest du das nicht seltsam, Soundwave?“

„Ungewöhnlich.“
 

Wir haben das Gelände fast komplett umrundet, als ich mich etwas nach vorne beuge. Vor uns am Himmel tun sich einige, gigantische Wolken auf, die aussehen wie eine riesige Welle, die am Himmel heran rollte.

„Sieht so aus, als würde ein Sturm aufziehen.“ Ich nicke Soundwave nur zu. So etwas habe ich noch nie in echt gesehen. Ich erinnere mich aber daran so etwas schonmal im Fernsehen gesehen zu haben. Solche Phänomene treten nur in bestimmten Regionen auf. Das Klima muss dafür stimmen.

„Das könnte ein richtiger Orkan werden. Jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen um die anderen. Wo könnten sie nur sein? Wir haben doch jetzt wirklich alles nach ihnen abgesucht.“

„Noch bleibt etwas Zeit. Der Sturm scheint noch weit entfernt zu sein.“

„Wenn wir nur einen Anhaltspunkt hätten...“ Ich werde zurück in den Sitz gedrückt, als Soundwave plötzlich Gas gibt. Mein Herz beginnt augenblicklich zu rasen.

„W-was ist denn los?“

„Wir kriegen Besuch.“ Ich wage es nicht mich umzudrehen. Deshalb werfe ich einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Hinter uns sind mindestens drei Militärfahrzeuge.

„Vielleicht... Ist es ja nur eine einfache Kontrolle.“

„Manchmal bist du zu naiv.“ Ich muss mich festhalten, als Soundwave eine scharfe Rechtskurve macht. Von links sind noch zwei Fahrzeuge aufgetaucht. Ich drehe mich gerade um, als sich alles zu drehen beginnt. Ich merke noch, wie Soundwave von der Straße abkommt und im nächsten Moment ist alles schwarz.
 

Das konnte doch nicht wahr sein. Gelangweilt sitzt Cateline auf einem Stuhl im Wartebereich der Uni. Schlimm genug, dass sie schon wieder mit hierher kommen musste. Jetzt hat ihr Vater sie hier auch noch zwischen geparkt, weil er eine super wichtige Besprechung hat, bei der sie natürlich nicht dabei sein darf. Dann hätte er sie doch gleich nach Hause fahren können. Ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass sie jetzt schon seit geschlagenen 45 Minuten hier sitzt. Am liebsten hätte sie ihr Gesicht in ihren Händen vergraben, aber dann hätten sie wohl alle merkwürdig angeguckt und auf noch mehr Aufmerksamkeit kann sie getrost verzichten. Eigentlich sollte sie ja Hausaufgaben machen, aber darauf hat sie gerade so gar keine Lust. Das kann sie auch noch ein anderes Mal machen. Mehr als eine halbe Stunde dürfte sie dafür nicht brauchen. Das ist wirklich Kindergartenniveau. Kurz kramt sie ihr Handy aus ihrer Tasche, aber es funktioniert immer noch nicht. Sie haben es also noch immer nicht ausgeschaltet. Das konnte doch alles nicht war sein. Wie lange brauchen die bitteschön dafür. Oder ist etwas passiert? Wenn sie Helena nur erreichen könnte. Kurz sieht Cateline sich um. Eigentlich könnte sie jetzt auch einfach verschwinden. Aber vermutlich würde ihr Vater dann endgültig ausflippen und ihr Hausarrest geben, bis sie 18 Jahre alt ist. Frustriert lehnt sie sich zurück und starrt an die Decke. Die großen Gipsplatten sind aber genauso wenig ansehnlich wie die weiße Wand ihr gegenüber. Sie schreckt kurz auf, als sich die Tür öffnet und eine ganze Menge Leute nach draußen strömen. Scheinbar machen sie endlich mal eine Pause. Gelangweilt wartet sie, bis keiner mehr raus kommt. So ist es doch viel entspannter. Lässig steht sie auf und schlendert zur Tür um kurz reinzuschauen. Natürlich ist ihr Vater immer noch dabei seine Unterlagen zu studieren. Desinteressiert sieht sich Cateline noch etwas im Raum um, während sie auf ihren Vater zusteuert.

„Dad?“

„Hm...“ Typisch, er ist so in seinen Sachen vertieft, dass er gar nichts wirklich mitbekommt. Frustriert nimmt sie ihm kurzerhand die Mappe weg.

„Erde an Dad!“

„Cateline! Ich hab dich gar nicht bemerkt, tut mir leid, Schatz.“

„Das habe ich wohl bemerkt. Also... Es ist wirklich langweilig hier, Dad. Und meine Hausaufgaben kann ich hier auch nicht wirklich machen. Kann ich nicht woanders hingehen.“

„Ich dachte, wir hätten lange genug darüber diskutiert.“

„Ach komm schon. Die Uni hat doch sicher eine Bücherei oder sowas in der Art. Da auf dem Flur zu sitzen wird mich vor Langeweile noch umbringen. Bitte bitte bitte.“ Cateline setzt den besten Welpenblick auf, den sie beherrscht. Wenn ihr Vater jetzt nicht nachgibt, weiß sie auch nicht mehr. Aber nochmal ein oder zwei Stunden auf diesem Flur auf diesen bescheuerten Stühlen würde sie nicht überleben. Das ist definitiv keine Option. Einen kleinen Augenblick herrscht Schweigen bevor ihr Vater resigniert seufzt.

„Also schön. Aber du wirst dich nicht von dort wegbewegen und ich werde dich nachher dort abholen.“ Er beugt sich noch ein Stück weiter vor.

„Keine Ausflüge, junges Fräulein.“

„Keine Ausflüge.“ Cateline salutiert schon fast wie ein Soldat vor ihrem Vater. Diese Aussicht ist schon fast eine Wohltat, wenn auch nicht die optimale Lösung. Sie beeilt sich lieber dort wegzukommen, bevor ihr Vater es sich anders überlegt.
 

Die Bücherei der Universität hat ein eigenes Gebäude und erstreckt sich über mehrere Etagen. Sie ist aber nicht nur mit Büchern vollgestopft, sondern hat auch einen Medienraum und mehrere Computerräume. Die Studenten kommen jedenfalls gerne hier her, um zu lernen oder anderes für die Uni zu tun. Außerdem ist das Gebäude noch relativ neu und damit auch sehr modern. Außerdem ist noch nichts abgenutzt oder kaputt. Cateline braucht ein wenig, um sich zurecht zu finden. Hier ist es wirklich sehr voll und obwohl es eine Bücherei ist doch ungewöhnlich laut. Vielleicht, weil alle Ebenen offen sind. Gerade fragt sie sich, wie ihr Vater sie hier eigentlich wiederfinden will. Immerhin funktioniert ihr Handy doch nicht. Unbewusst wirft sie doch nochmal einen Blick darauf, doch getan hat sich wie zu erwarten nichts. Lieber lässt sie ihren Blick wieder schweifen, um möglicherweise einen Platz zu ergattern. Obwohl ihr die Aussichten ihre Hausaufgaben zu machen doch recht zuwider ist. Trotzdem ist es wohl besser als dieser stickige, dunkle Flur mit dem künstlichen Licht, wo man zu jeder Zeit auf dem Präsentierteller sitzt. Als Cateline ganz oben ankommt, stellt sie zu ihrer Überraschung fest, das fast niemand hier ist. Nur ein paar einzelne Studenten. Außerdem ist es überraschend ruhig hier oben. Es stimmt also, die Menschen sind einfach zu faul und nehmen den kürzesten Weg, den sie kriegen können. Glück für sie. Und ein noch viel größere Glück ist, dass scheinbar einer der Computerplätze frei sind. Das ist ihre Chance. Dadurch, dass die Uni so modern ist, bezieht sie ihren Strom über ein eigenes Netz und das Internet über ein eigenes Satellitensystem. Sie hat also nicht nur Strom sondern auch Internet. Schnell fährt sie den Rechner hoch und wirft ihre Tasche achtlos daneben auf den Boden. Das ist ihre Chance mit Shockwave Kontakt aufzunehmen.

Hilflosigkeit

Alles scheint irgendwie in Watte gehüllt zu sein. Ich bin noch nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Auch mein Körper gehorcht mir noch nicht. Ich liege auf irgendetwas Weichem. Nur langsam fügen sich die Bruchstücke meiner Erinnerungen zusammen. Ich merke eine Berührung im Gesicht. Scheinbar habe ich es geschafft einen meiner Arme zu heben. Im nächsten Moment wird mir klar, das meine Hand mit irgendwas umwickelt ist. Vorsichtig versuche ich meine Augen zu öffnen. Ich bekomme sie tatsächlich einen Spalt auf, muss sie aber auch gleich wieder schließen, weil das Deckenlicht so unglaublich hell ist. Ich halte meinen Arm schützend ein Stück höher, um das Licht zu verdecken. Dann versuche ich nochmal meine Augen zu öffnen. Alles ist noch sehr verschwommen und mir ist auch ein bisschen schwindelig. Aber langsam klart mein Blick ein wenig auf. Meine Hand und mein Unterarm sind mit einem dicken Verband verbunden. Ich nehme den Arm wieder runter. Meine Augen haben sich an das Licht gewöhnt. Ganz langsam und vorsichtig richte ich mich ein wenig auf. Erst jetzt bemerke ich, dass ich irgendwo in einem mir unbekannten Raum bin. Ich sitze auf einem Krankenbett. Der Raum selbst ist kahl und kalt. Das Licht kommt von Röhrenleuchten an der Decke. Fast so, wie sie in Schulen zu finden sind. Ich schlage die Decke zurück um mir ein Bild von meinem Zustand zu machen. Außer meiner Hand und einem Pflaster im Gesicht, wie ich feststellen musste, scheint aber alles in Ordnung zu sein. Ich entschließe mich aufzustehen. Im ersten Moment macht sich ein leichter Schwindel in mir breit, aber auch das legt sich relativ schnell wieder. Vielleicht habe ich eine leichte Gehirnerschütterung. Habe ich einen Schlag auf den Kopf bekommen? Wir haben uns ziemlich schnell gedreht. Ich sehe mich noch einmal genau um, aber Soundwave ist nicht hier. Ein leichtes Gefühl der Angst macht sich in mir breit. Haben sie uns erwischt? Und wenn ja, was ist mit Soundwave? Wo ist er? Mit schnellen Schritten laufe ich zur Tür, doch sie ist fest verschlossen. Ich sitze fest.
 

Es ist bereits dunkel draußen, aber Cateline lässt sich davon nicht stören. Immerhin hat ihr Vater gesagt, dass sie hier auf ihn warten soll und außerdem hat die Bücherei durchgehen geöffnet. Dafür ist es mittlerweile sehr viel leerer geworden. Die meisten Studenten sind gegangen und wenn doch noch welche da sind, halten sie sich weiter unten auf. Schon seit ein paar Stunden schreibt Cateline mit Shockwave über Nachrichten. Ein Videochat wäre einfach zu auffällig. Gerade wartet sie auf eine Antwort. Sie ist etwas erleichtert darüber, dass auch Shockwave der Meinung ist, dass etwas nicht stimmt. Das heißt, sie ist mit ihren Sorgen nicht allein. Und mit Shockwave ist sie auch nicht mehr so machtlos, auch wenn sie weiterhin bei ihrem Vater festsitzt und selbst nichts tun kann. Irgendwie muss sie es schaffen wieder in die Basis zu kommen. Aber wie kann sie ihren Vater nur überzeugen sie gehen zu lassen? Es muss doch möglich sein eine Lücke zu finden. Irgendwas, was ihn überzeugt. Frustriert lässt sie ihren Kopf auf den Tisch sinken. Dieses Mal braucht Shockwave echt lange zum Antworten. Sie wartet bereits sei zehn Minuten. Immerhin sind die Systeme in der Basis soweit stabil, dass es für die Kommunikation reicht. Oder ist die Verbindung wieder abgebrochen? Das wäre aber wirklich seltsam. Cateline richtet sich wieder auf, lässt sich aber mit dem Rücken gegen die Lehne fallen. Zum wiederholten Mal klickt sie auf Aktualisieren, doch wieder ist nichts gekommen. Wieso lässt er sie so lange warten? Das ist echt unfair. Und außerdem, wieso ist ihr Vater noch nicht gekommen? Sicher, er hat viel zu tun. Dennoch, das macht er doch sonst nicht. Und er hat sie auch noch nie vergessen. Er hätte ihr zumindest Bescheid gegeben, wenn es länger gedauert hätte. Jetzt wird ihr doch etwas mulmig in der Magengegend. Ob sie wohl nachsehen gehen sollte? Aber wenn sie dann ihren Vater verpassen würde, würde sie nur wieder eine Menge Ärger kriegen. Fast wie beiläufig aktualisiert sie ihr E-Mail-Postfach. Endlich, eine neue Mail. Aber nicht von Shockwave, sondern von ihrem Vater. Ob er sie wohl schon sucht? Schnell klickt sie auf die Mail und flucht etwas darüber, dass es so lange dauert sie zu öffnen. Doch als sie die Mail endlich lesen kann, sackt ihre Laune nur noch mehr in den Keller. Ihr Vater muss also doch länger machen, weil es Schwierigkeiten gibt. Also soll sie doch schonmal alleine nach Hause fahren. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Und für sowas macht sie sich solche Gedanken? Sie ist bereits mit der Formulierung einer sehr wütenden Antwort fertig, als sie doch inne hält. Die Bücherei der Universität ist rund um die Uhr geöffnet, weil auch viele Studenden erst spät am Abend Vorlesungen oder Prüfungen haben. Sie löscht die Worte wieder und schickt stattdessen einen anderen Text an ihren Vater. Dann öffnet sie ein anderes Fenster und schreibt noch eine Mail an Shockwave.
 

Ich weiß nicht, wie lange ich bereits an die Tür gehämmert habe, aber scheinbar hat mich keiner gehört. Oder sie haben mich ignoriert, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Nachdem nun meine andere Hand auch noch zu schmerzen begonnen hat, setze ich mich lieber wieder zurück auf das Bett und warte. Wenn dieser Raum wenigstens ein Fenster hätte. Dann könnte ich mir zumindest einen groben Überblick über meine Situation verschaffen. So bin ich aber völlig orientierungslos. Ich habe keine Ahnung wo ich bin. Die Angst scheint mich innerlich fast zu erdrücken. Ein Schleier aus Tränen bildet sich vor meinen Augen und meine Sicht verschwimmt. Wo bist du nur, Soundwave? Ich schrecke auf, als ich ein lautes Scheppern höre. Schnell wische ich mir über die Augen, um wieder klar sehen zu können. Noch im selben Moment höre ich, wie die Tür aufgeschlossen wird. Als die Tür aufgeht, wünsche ich mir, ich könnte mich in irgendeinem Loch verkriechen oder mich zumindest ganz, ganz klein machen. Direkt gegenüber der Tür stehen zwei Soldaten, beide bewaffnet. Nur einen Augenblick später tritt ein hochgewachsener Mann ein. An seiner Uniform ist zu erkennen, dass er eine sehr hohe Position haben muss. Fast automatisch umschließe ich das Armband an meinem Handgelenk. Irgendwas an seiner Ausstrahlung ist unheimlich und beängstigend. Ich merke, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet, als er direkt auf mich zu schreitet.

„Du bist also aufgewacht. Sehr erfreulich.“ Seine Stimme klingt kühl. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Ich beschränke mich darauf vorsichtig zu nicken. Es ist wohl das klügste nicht zu viel zu sagen und vor allem nicht das Falsche zu sagen. Zumindest so lange ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe.

„Also... Dein Name ist Helena, nicht?“ Einer der beiden Soldaten betritt nun den Raum. Erst jetzt bemerke ich, dass er meine Tasche in der Hand hält. Natürlich haben sie diese bereits gründlich durchsucht. Auch dieses Mal nicke ich lieber nur. Sein Blick scheint mich zu durchbohren wie ein Speer und einen Augenblick habe ich Angst, er könnte meine Gedanken lesen und meine Geheimnisse sehen. Ich verstärke den Griff um das Armband so sehr, das meine verletzte Hand beginnt zu schmerzen. Merkwürdigerweise macht mir das aber nichts aus. Ich ignoriere es einfach. Dafür lasse ich ihn nicht aus den Augen.

„Wer sind Sie?“ Ich weiß nicht, wo ich den Mut auf einmal hernehme, aber ich halte es nicht für richtig, dass er weiß wer ich bin und ich nicht weiß wer er ist.

„Colonel, ich bin hier der oberste Befehlshaber.“ Moment, ist das nicht ein Rang? Oder heißt er wirklich so? Ich traue mich nicht nachzufragen. Ich komme auch gar nicht dazu, da er bereits weiter redet.

„Dieser Ort scheint für dich beängstigend zu sein. Wollen wir unser Gespräch nicht vielleicht woanders fortsetzen?“ Tatsächlich bemerke ich erst jetzt wie stark ich am Zittern bin. Was anderes scheint mir auch nicht übrig zu bleiben und so stehe ich mit doch recht wackligen Beinen auf. Zu meiner Überraschung bekomme ich meine Sachen ausgehändigt. Nur kurz darauf folge ich dem Colonel den Gang entlang, meinen Blick aber nicht von ihm abwendend.
 

Leicht genervt steht Cateline im Dunkeln vor der Bücherei. Sicher, es war noch nicht so lange her, aber trotzdem ist sie so ungeduldig. Kurz schaut sie auf die Uhr. Das waren jetzt fünf Minuten. Ihr kam es irgendwie länger vor. Sie schaut auf, als sie von einem hellen Lichtstrahl getroffen wird. Direkt vor ihr hält ein unverkennbar gefärbter Panzer.

„Du bist spät dran.“ Leichtfüßig steigt Cateline in den Panzer.

„Viel Verkehr.“ Mit einem Ruck setzt sich der Panzer wieder in Bewegung.

„Tolle Ausrede, Shockwave.“

„Was ist mit deinem Vater?“

„Er denkt ich bleibe heute Nacht bei einer Freundin und gehe von dort aus zu Schule. Er hatte gar keine andere Wahl als mir zuzustimmen. Was ist mit dem System?“

„Deine Idee war gut, aber nur von kurzer Dauer.“

„Also ist das alle umsonst gewesen?“ Genervt sackt sie etwas zusammen. Dafür hatte sie also den Ärger mit ihrem Vater? Das konnte doch alles nicht war sein.

„Und was machen wir jetzt? Ich meine, da scheint ja irgendwas nicht in Ordnung zu sein, wenn sie noch immer nicht gehandelt haben.“

„Wie ich schon einmal gesagt habe. Von hier aus können wir gar nichts tun.“

„Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben.“
 

Es ist fast wie eine Schockstarre. Alles an meinem Körper fühlt sich wie gelähmt an. Dieser Colonel hat mich direkt in den großen Hangar gebracht, den ich schon von Außen gesehen hatte. Doch was ich dort sehe, lässt mir den Atem stocken. Meine Kehle ist staubtrocken und meine Glieder fühlen sich komplett taub an. Nicht nur Barricade und Bumblebee sind hier, sondern auch alle anderen. Und sie befinden sich alle in keinem allzu guten Zustand. Sie stehen alle in ihren Altmodes hier, scheinbar nicht bei Bewusstsein und sie sehen alle sehr ramponiert aus. Wie es aussieht, haben sie wohl alle auf die gleiche Weise eingefangen. Unbewusst lege ich meine gesunde Hand auf die Verletzte. Wie es wohl Soundwave und Barricade geht? Leider kann ich nicht näher heran gehen.

„Ich bedaure es sehr, dass du verletzt wurdest, aber zumindest haben wir dich wohlbehalten befreien können.“ Befreien können. Ich wage es nicht aufzusehen, aber eine gewisse Angst macht sich in mir breit. Also kennt er die Transformers. Soll ich das nun gut oder schlecht finden. Ich weiß es nicht.

„Auch wenn mir schleierhaft ist, wie du an sie geraten bist. Nun brauchst du dich aber nicht mehr vor ihnen zu fürchten.“ Fürchten, ja? Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich mich jemals wirklich vor ihnen gefürchtet habe. Natürlich habe ich Angst gehabt. Das hätte wohl jeder gehabt. Aber an richtige Furcht kann ich mich nicht erinnern. Oder habe ich das nur verdrängt? Wieso denke ich gerade jetzt über so etwas nach? Ich schlucke ein wenig um die trockene Kehle loszuwerden. Er hat etwas manipulierendes an sich. Ich muss aufpassen. Nun wendet er sich direkt zu mir.

„Oder war dir gar nicht gewusst, wie gefährlich diese Kreaturen sind?“ Mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Darüber habe ich bisher noch nie nachgedacht. Es war für mich immer eher wie ein Abenteuer mit wirklich coolen Freunden. Das war es doch auch. Oder habe ich mir das nur eingebildet?

„Du solltest dich ausruhen. Du siehst noch immer sehr blass aus. Ich werde veranlassen, dass du ein Zimmer bekommst, in dem du dich wohlfühlst. Morgen werden wir über weiter Schritte nachdenken. Du wirst sicher nach Hause wollen.“ Das einzige, was ich darauf noch erwidern kann, ist ein einfaches, schwaches Kopfnicken. Zu sehr sind meine Gedanken gerade am Kreisen. Ich merke nicht mal richtig, wie ich weggeführt werde.

Unerwartete Hilfe

Der Regen prasselt laut gegen das Fenster und bildet einen Wasserfall durch den man fast gar nichts mehr sehen kann. Der Wind verursacht einen schon fast unerträglichen Lärm. Noch immer bin ich nicht in der Lage einen wirklich klaren Gedanken zu fassen. Ich liege auf diesem Bett und starre unentwegt aus dem Fenster, obwohl ich nichts außer Wasser erkennen kann. Irgendjemand hatte mich in diesen Raum gebracht, aber so wirklich habe ich nichts mitbekommen. Ich weiß nicht wie viel Zeit nun schon vergangen ist, seit ich hier liege. Durch die dunklen Wolken lässt sich auch schlecht eine Tageszeit feststellen. Seit ich hier drin bin, hat sich auch keiner mehr blicken lassen. Gehört habe ich auch niemanden auf dem Gang. Bis auf den Regen und den Wind scheint es totenstill zu sein. Ich habe auch keinen Versuch unternommen aufzustehen. Ich konnte hören, wie sie die Tür hinter mir zugeschlossen haben. Ich bin also wieder eingesperrt. Nur diesmal in einem Raum mit einem Fenster, dass sich nicht öffnen lässt und so wie es aussieht aus Panzerglas ist. Eine merkwürdige Art der Gastfreundschaft. Dabei dachte ich, ich sei keine Gefangene. So schnell kann man sich täuschen. Oder soll ich einfach nicht durch die Gänge wandern? Obwohl ich dazu vermutlich sowieso nicht in der Lage wäre.
 

Ein Klicken an der Tür lässt mich aufhorchen. Vorsichtig setze ich mich auf, wobei sich mein Körper fast wie gelähmt anfühlt. Ein bisschen Angst keimt in mir auf. Woher weiß ich nicht. Eigentlich kann mir doch nichts passieren, oder? Als die Tür sich öffnet, bin ich doch etwas überrascht. Dieser junge Mann trägt zwar die gleich Uniform wie alle anderen hier auch, aber trotzdem sieht er irgendwie anders aus. Sein schwarzes, kurzes Haar ist ziemlich verstrubelt. Vielleicht liegt es daran. Er sieht sich auf dem Flur nochmal mit sorgfältiger Vorsicht um. Scheinbar will er nicht, dass jemand mitbekommt wo er gerade reingeht. Erst, als er die Tür hinter sich geschlossen und wieder abgeschlossen hat, dreht er sich zu mir um. Ich weiß nicht, wie ich ihn einschätzen soll, aber die Angst in mir ist verschwunden. Selbst als er direkt auf mich zugeht, bleibe ich ganz ruhig und gelassen.

„Du bist also das Mädchen, dass mit den Decepticons unterwegs war.“

„Und Sie sind?“

„Verzeihen Sie, Agent Müller. Ich gehöre zur internationalen Polizei.“ Mit diesen Worten zeigt er mit seine Marke. Er sagt also die Wahrheit.

„Und Sie sind hier weil?“

„Darf ich nicht sagen, streng geheim.“ Damit steckt er seine Marke wieder weg. Natürlich streng geheim. Obwohl, eigentlich gibt es nur zwei Gründe warum. Entweder wegen mir, oder er hat das gleiche Ziel wie wir.

„Also, kleine Miss. Was führt ein solch junges Mädchen in die Hände der Decepticons?“

„Das... ist kompliziert. Was macht ein Agent der internationalen Polizei auf einem amerikanischen Militärstützpunkt? Und das in amerikanischer Uniform? Sind Sie Undercover?“

„...Du bist ein cleveres Mädchen. Aber hier geht es nicht um einen dummen Jungenstreich sondern um die internationale Sicherheit.“ Er geht direkt vor mir in die Hocke um auf Augenhöhe mit mir zu sein. Erst jetzt fällt mir auf, dass er wirklich groß ist.

„Beginnen wir also anders. Was macht ihr hier? Und das auch noch mit Autobots. Es ist recht selten, dass man beide Fraktionen sieht, ohne dass sie sich gegenseitig töten wollen.“ Ich zögere einen kurzen Moment. Wenn ich jetzt eins und eins zusammenzähle, bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit übrig.

„Sie sind also aus dem gleichen Grund hier wie wir, nicht wahr? Sie wollen das Signal ausschalten.“

„Darüber darf ich dir keine Auskunft geben.“

„Und ich kann Ihnen auch keine Auskunft geben.“ Ein bisschen triumphierend verschränke ich die Arme. Ich weiß zwar nicht, ob dass der richtig Weg ist, aber so lange ich seine Absichten nicht kenne, ist es sicher nicht verkehrt vorsichtig zu sein und nicht zu viel preis zu geben. Agent Müller jedenfalls steht nicht gerade zufrieden wieder auf und geht rüber zum Fenster, um nach draußen zu sehen. Einen kurzen Augenblick herrscht Stille, bei dem ich ihn nicht aus den Augen lasse. Schließlich dreht er sich wieder zu mir um.

„Also schön. Ich weiß nicht, woher ein Mädchen in deinem Alter einen so messerscharfen Verstand hat. Ich gehe jetzt einfach Mal davon aus, dass es damit zusammenhängt, das du mit den Cons unterwegs bist. Gut, du hast mich durchschaut. Ich bin tatsächlich deswegen hier. Wir haben also das gleiche Ziel. Jetzt könntest du mir doch verraten, was du bei den Decepticons machst. Immerhin sind sie nicht gerade für ihre freundliche Umgangsweise mit Menschen bekannt.“

„Sie sind meine Freunde.“ Ich weiß nicht warum, aber ich habe auf einmal das Gefühl sie verteidigen zu müssen.

„Freunde also... Dann bist du freiwillig bei ihnen?“

„Das... stimmt nicht ganz. Ich sagte ja, es ist kompliziert. Ähm... Wir jagen etwas, dass sowohl für Transformers als auch für Menschen gefährlich ist. Und zwar... weil die Cons sozusagen die Verursacher sind.“ Es herrscht einen Moment Stille und ich fürchte fast, dass er mir nicht glaubt.

„...Was jagt ihr?“

„Kreaturen, künstlich erschaffen. Sie sind cybertronisch und doch ganz anders als die Transformers selbst, dazu erschaffen sie im Krieg als Waffe einzusetzen sind sie entkommen und machen nun erbarmungslos jagt auf alles und jeden. Drei haben wir schon vernichtet, fehlen also noch sieben.“ Ich weiß nicht, warum ich so viel erzähle und ich glaube nicht, dass es so klug ist so viel zu erzählen. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich es ruhig tun sollte. Jedenfalls setzt er sich jetzt neben mich auf das Bett.

„Und dafür brauchen Sie ein kleines Mädchen?“

„Ich verwahre die einzige Waffe, die sie wirklich töten kann. Dafür beschützen sie mich.“

„Dann ist es also ein Abkommen?“

„Am Anfang war es das, ja. Aber... Mittlerweile ist viel mehr daraus geworden. Sie sind meine Freunde. Sie haben mir mehr als einmal das Leben gerettet und sie passen immer auf mich auf. Und nun... bin ich an der Reihe sie zu beschützen. Ich weiß nur noch nicht, wie genau ich das machen soll.“

„Das Störsignal beeinträchtigt sie, nicht wahr?“

„Ja. Und ich weiß nicht, was mit ihnen passieren wird, wenn ich es nicht abstelle.“ Das erste Mal, seit ich hier drin bin, stehe ich auf. Meine Beine fühlen sich ein bisschen taub an, aber ich ignoriere das. Jetzt gibt es wichtigeres zu tun.

„Bitte, lassen Sie mich gehen!“ Sein Gesichtsausdruck wird nun ernster und etwas dunkler.

„Ich kann kein kleines Mädchen durch eine Militärbasis laufen lassen, in der es nicht mit rechten Dingen zugeht.“

„Das hier etwas seltsam ist habe ich auch schon bemerkt. Aber das hält mich nicht ab. Ich werde gehen, ob nun mit oder ohne Sie.“

„Das kann ich nicht verantworten.“

„Ach, aber mich hier ganz alleine, eingeschlossen zurück zu lassen können Sie verantworten?“
 

In den Gängen des Stützpunkts ist es fast totenstill. Man hört nur den Sturm, der draußen tobt. Alles ist menschenleer, teilweise nicht einmal beleuchtet.

„Nun sag mir doch nochmal genau, wer du eigentlich bist, kleine Miss.“

„Ich bin nur eine ganz gewöhnliche Schülerin. Nun ja, die vielleicht etwas bei sich trägt, das etwas speziell ist und zugegeben habe ich nicht unbedingt Freunde, die für mein Alter typisch sind.“ Auf dem Weg durch die Gänge blicke ich mich bei jeder Abzweigung um. Es wäre sicher nicht allzu klug sich sehen zu lassen.

„Und was genau hast du jetzt vor?“

„Na ja, fürs Erste sollten wir meine Freunde aufsuchen. Ich muss unbedingt wissen, wie es ihnen geht. Und von da aus sollten wir lokalisieren, wo das Signal herkommt um es erstmal auszuschalten.“

„Bist du sicher, dass dein Plan funktionieren wird?“

„Es muss nur so lange ausgeschaltet sein, bis sie sich ein bisschen erholt haben.“ Wir bleiben kurz stehen, als in der Ferne der Klang von Schritten zu hören ist. Doch die Schritte entfernen sich und sind bald ganz verschwunden.

„Agent Müller? Sie haben vorhin erwähnt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Was meinten Sie damit genau?“

„Ist dir nichts an den Soldaten aufgefallen, mit denen du zu tun hattest?“

„Nun ja, schon. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl, aber ich kann es nicht wirklich einordnen.“

„Weißt du, wie Marionetten funktionieren?“

„Natürlich! Das sind Puppen, die an Schnüren hängen über die man sie bewegen kann.“

„Richtig, auf Menschen übertragen aber nicht ganz so bildlich. Sie benehmen sich fast wie Marionetten. Sie führen jeden ihnen zugewiesenen Befehl aus ohne Fragen zu stellen oder den Sinn darin zu sehen. Sie gehen nicht Mal mehr nach Hause. Sie sind wirklich rund um die Uhr hier.“

„Deswegen sind die Dörfer so verlassen.“

„Die Frage ist jetzt nur, wer sie zu diesem Verhalten veranlasst. Ob es die etwas zu genaue Einstellung zu ihrer Arbeit ist, oder vielleicht sogar eine Krankheit. Deswegen ist es hier nicht sicher. Allerdings erklärt das noch nicht, warum sie das Signal geschaltet haben. Dafür muss ich dieses Rätsel erst ein bisschen aufdecken. Doch bis jetzt habe ich noch nicht sonderlich viel herausfinden können.“ Eine Weile ist es still zwischen uns, während wir weiter die Gänge entlang gehen. Es ist wirklich schwierig hier nicht die Orientierung zu verlieren, da alles gleich aussieht. Doch ein bisschen bekannt kommt mir der Weg schon vor, den wir gehen. Erst nach einer Weile kommt mir ein Gedanke auf.

„Vielleicht... ist das Problem hier gar nicht irdischer Natur.“ Daraufhin bleibt Agent Müller stehen und dreht sich fast schon ruckartig zu mir um. Ich muss scharf bremsen um nicht in ihn hinein zu laufen.

„Wie meinst du das?“

„Na ja... Ich habe Ihnen doch erzählt, das wir auf der jagt nach den künstlich erschaffenen Kreaturen sind. Ihr Schöpfer ist jemand der... Sagen wir Mal... Wirklich zu allem fähig ist. Wenn nun vielleicht eine dieser Schöpfungen dahinter steckt... Mit der Fähigkeit zu Manipulieren oder zu Steuern. Ich weiß auch nicht, war nur so ein Gedanke.“ Aber kein dummer Gedanke. Wieso ist mir das nicht gleich in den Sinn gekommen? Die Frage ist nun nur, wo es sich versteckt hat.

„Hm... Wenn es wirklich stimmt, was du mir da sagst, klingt das durchaus nachvollziehbar. Nur was kann man dann dagegen machen?“

„Dieses Ding zerstören. Anders wird es nicht gehen. Sie sind dafür geschaffen worden zu töten und ich habe bereits die Erfahrung gemacht, dass sie nicht damit aufhören, nur weil man sie lieb darum bittet.“

„Aber denkst du, sie können wirklich so intelligent sein, wenn sie künstlich erschaffen wurden?“

„Das ist eine Frage, über die wir uns selbst noch nicht genau im Klaren sind. Ich persönlich habe aber den Eindruck, dass sie lernen und klüger werden. Und das kann gefährlich werden. Wir sollten es besser aufhalten, bevor es dahinter kommt, dass wir es entdeckt haben. Ach, ich wünschte Soundwave wäre hier.“ Etwas betrübt lasse ich den Kopf hängen. Wenn das wirklich der Wahrheit entspricht, und davon gehe ich fest aus, dann haben wir jetzt ein echtes Problem.

„Jetzt mach dir keine Sorgen. Ich bin ja da.“ Etwas unbeholfen tätschelt er mir über den Kopf bevor er sich umdreht und weitergeht. Eine wirklich Hilfe ist der auch nicht. Aber vielleicht doch besser, als hier ganz alleine herum zu laufen. Also folge ich Ihm weiter. Jetzt sollten wir nicht mehr weit entfernt von diesem großen Hangar sein, in denen sie Soundwave, Barricade und die anderen untergebracht haben. Hoffentlich können wir auch von da aus das Signal abschalten.

Kraft der Gedanken

Es ist ein merkwürdiges, fast beängstigendes Gefühl, durch die große Tür in den Hangar zu gehen. Diese Mal sind wir im unteren Teil des Hangars. Ich muss unwillkürlich schlucken. Irgendwas hier unten bereitet mir Kopfschmerzen. Es ist recht dunkel, nur ein paar kleinere Lampen bringen ein bisschen Notbeleuchtung hier rein. Damit man sehen kann, wo man hin läuft. Ich bekomme etwas Gänsehaut. Man kann den Wind von draußen weiter pfeifen hören. Ich beschließe weiter in den Raum zu gehen und mich genauer umzusehen. Agent Müller inspiziert alle Ein- und Ausgänge. Wohl um sicher zu gehen, dass keiner hier ist oder rein kommt. Nach ein paar Schritten kann ich sie erkennen und obwohl es mich verraten könnte, laufe ich so schnell ich kann zu ihnen.

„Oh, Soundwave...“ Ich bleibe direkt vor dem Mercedes stehen, aber natürlich bekomme ich keine Antwort. Fast vorsichtig lege ich eine Hand auf die Motorhaube, doch das Metall ist kalt, viel zu kalt. Ich lasse meinen Kopf etwas hängen. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er mir jetzt sagen könnte, was ich tun soll. Ich bin ratlos. Nur ein kleines Stück weiter sehe ich die Autobots und auch Barricade. Doch auch sie sind alle kalt. Schließlich stehe ich wieder vor Soundwave und versucht mich im fahlen Licht etwas mehr im Hangar umzusehen. Es muss doch möglich sein, dass unheilvolle Signal auszuschalten. Zumindest so lange, bis sie wieder bei Kräften sind. Das muss doch möglich sein. Erst jetzt bemerke ich, dass Agent Müller auf der anderen Seite von Soundwave steht und mich ansieht.

„Alles in Ordnung?“ Ich atme einmal schwer ein und aus. Es fühlt sich beinahe an, als würde ich keine Luft mehr bekommen.

„Wir müssen das Signal ausschalten. Und zwar so schnell wir möglich.“

„Von hier aus wird das nicht möglich sein. Ich habe nichts entsprechendes gefunden. Sie müssen die Anlage anderswo untergebracht haben. Natürlich, damit niemand es so einfach abschalten kann.“ Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. Wieso muss alles immer so unfair sein? Und was soll ich jetzt machen?

„Wo könnte sie sonst sein?“

„Sicher in der Hauptzentrale. Aber ich bezweifle, dass wir einfach so da hinein spazieren und diese Anlage abschalten können.“

Ich lasse etwas den Kopf hängen. Es muss doch etwas geben, dass wir tun können. Unbewusst reibe ich mir ein bisschen über die Oberarme. Meine Gedanken überschlagen sich fast um eine Lösung zu finden. Doch ein lautes Geräusch lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ein lautes Krachen, als würde man eine schwere Tür mit viel Schwung aufstoßen und diese dann wieder zufallen.

„Da kommt jemand!“ Agent Müller will mich mit sich ziehen und den Raum verlassen, doch ich reiße mich los.

„Warten Sie!“ Statt mit zu gehen, öffne ich Soundwaves Fahrertür.

„Steigen Sie ein, schnell!“ Er sieht mir noch einen Moment misstrauisch dabei zu, wie ich mich auf die Fahrerseite setze, entscheide sich dann aber doch dafür auf der anderen Seite einzusteigen, als schwere Schritte schnell näher kommen. Schnell schließen wir die Türen und machen uns klein, damit uns niemand sehen kann. Noch immer misstrauisch sieht er zu mir rüber.

„Was sollte das denn? Was meinst du passiert, wenn sie uns hier erwischen?“

„Das werden sie nicht und so können wir vielleicht noch etwas herausfinden.“ Vorsichtig sehe ich aus dem Fenster, doch es ist zu dunkel um allzu weit zu sehen. Ich kann niemand erkennen. Also öffne ich vorsichtig das Fenster ein Stück. Die Schritte hallen Laut. Wer auch immer das ist hat wohl schwere Militärstiefel an. Ich kann allerdings auch kein Licht einer Taschenlampe ausmachen. Wenn das eine Patrouille ist sieht er doch niemanden. Aber auch das Licht wird nicht angemacht. Es sind einfach nur diese schweren Schritte zu hören, die sich mittlerweile aber auch wieder entfernen. Bald ist das Geräusch ganz verschwunden.

„Wie kann man im Dunkeln etwas sehen?“ Etwas fragend sehe ich zu meinem Begleiter, der aber scheinbar in seinen Gedanken versunken ist. So wie er da sitzt in seiner Pose hat er irgendwie etwas von Sherlock Holmes. Ich setze mich wieder aufrecht hin. Eine Weile bleibt es still.

„Was machen wir jetzt?“ Agent Müller reagiert noch immer nicht. Ich werde langsam etwas ungeduldiger. Schließlich läuft uns die Zeit davon.

„Wen hast du jetzt schon wieder angeschleppt?“ Agent Müller zuckt so stark zusammen, dass ich fast befürchte er könnte sich etwas verrenken. Ich schnappe etwas erschrocken nach Luft, erkenne die Stimme aber sofort.

„Soundwave!“ Ich bemühe mich meine Stimme so ruhig wie möglich zu halten. So gut es die Situation eben zulässt. Mein Begleiter sieht mich eher etwas irritiert an, ehe er seinen Blick auf der Armatur ruhen lässt.

„Ich dachte, dass Signal hätte euch ausgeschaltet.“

„Beinahe, aber nicht vollständig. Ich warte noch immer auf eine Antwort.“

„Äh... Nun, das ist Agent Müller. Er steht auf unserer Seite... Zumindest momentan. Er hat mir geholfen.“ Er antwortet nicht. Ein schweres Seufzen entkommt meiner Kehle, als ich mich kurz zu Agent Müller umdrehe. Ich kann ihm seinen skeptischen Blick nicht verübeln.

„Soundwave, wir können von hier das Signal nicht ausschalten. Was soll ich jetzt machen?“ Es dauert einen Moment, bis ich eine Antwort erhalte.

„Es gibt einen Kontrollraum, in dem sich alles steuern lässt. Allerdings wird er schwer bewacht.“

„Und wenn wir die Antenne zerstören, mit der sie senden?“

„Es gibt insgesamt drei über das ganze Gelände verteilt. Sie würden dich erwischen, wenn du die Erste zerstörst.“

„Aber das Signal würde schwächer werden. Schwach genug?“

„Ich fürchte, dafür müsstest du schon zwei zerstören.“ Ich müsste also schnell genug sein. Aber ob ich das schaffen würde? Und wenn ich die Waffe einsetze, dann könnte ich sie auch aus einer gewissen Entfernung anvisieren und zerstören. Dafür müsste ich zwei in Sichtweite haben. Hinzu kommt, dass ich sie noch immer nicht wirklich kontrollieren kann. Mein Blick ist ohne es zu merken zum Armband gewandert. Es wundert mich noch immer, dass sie es mir nicht abgenommen haben.

„Das ist doch Wahnsinn. Das kann ein kleines Mädchen niemals schaffen.“ Die Stimme von Agent Müller reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe etwas überrascht aus. Anscheinend sind diese Worte an Soundwave gerichtet. Doch Soundwave lässt sich davon eher weniger beeindrucken. Hätte ich auch nicht erwartet.

„Das ist nicht ihre Entscheidung. Sie ist durchaus fähig dazu.“

„Sie ist noch ein Kind!“

„Das Alter sagt nichts aus.“ Das scheint irgendwie eine Art Diskussion zu sein, die sich ewig weiter so hinziehen würde.

„Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist um sich zu streiten. Uns läuft die Zeit davon. Also sollten wir uns beeilen.“ Zumindest die Aufmerksamkeit der beiden habe ich jetzt.

„Das kann nicht dein Ernst sein. Du bist noch ein Kind. Und verletzt bist du auch.“

„Oh, ich hab schon ganz andere Sachen durchgemacht.“ Da dieses Thema für mich beendet ist, öffne ich einfach die Tür und steige aus. Ich darf nicht noch mehr Zeit vertrödeln. Natürlich folgt mir Agent Müller sofort.

„Du kannst da nicht raus gehen!“

„Doch kann ich. Sie können mitkommen oder es lassen. Ich zwinge Sie nicht sich hier weiter Einzumischen. Auch wenn ich Ihnen sehr dankbar dafür bin, dass sie mich befreit haben.“ Agent Müller sieht in eine andere Richtung und scheint gerade etwas mit sich zu hadern.
 

Langsam und vorsichtig schleichen wir weiter durch die Gänge, einem Ausgang entgegen. Auch wenn ich es verberge, bin ich etwas erleichtert, dass Agent Müller sich doch dazu entschlossen hat mit mir zu kommen. Trotzdem ist mir klar, dass es ein hohes Risiko ist. Ich habe keine Ahnung, ob die Waffe sich wirklich aktivieren wird. Ich habe seit dem letzten Mal eine kleine Ahnung, aber ob es etwas bringen wird? Schließlich bleiben wir vor einem Tor stehen.

„So, jetzt bist du auf dich allein gestellt.“ Ich sehe ich ihn etwas überrascht an.

„Sie kommen doch nicht mit?“

„Ich werde versuchen in den Kontrollraum zu kommen. Immerhin weiß ich wo er ist. Außerdem werde ich versuchen von dir abzulenken. Vielleicht kann ich dir somit zumindest ein kleines bisschen Zeit verschaffen.“ Ich versuche den Klos in meinem Hals runter zu schlucken, als ich ihm zunicke. Gleich im nächsten Moment verschwindet er in den dunklen Gängen. Ich bleibe noch einen Moment an Ort und Stelle stehen. Mein Körper beginnt zu zittern und eine gewisse Angst macht sich in mir breit. War es die richtige Entscheidung da allein raus zu gehen. Energisch schüttel ich den Kopf. Jetzt ist keine Zeit über seine schon getroffenen Entscheidungen nachzudenken. Ich kann sie eh nicht mehr rückgängig machen. Ich greife mit beiden Händen nach dem Griff und ziehe die Tür mit viel Schwung auf.
 

Ich bereue es noch im gleiche Moment, als der viel zu starke Wind mir den eiskalten Regen entgegen schleudert. Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Ich versuche mich zu orientieren, doch es ist schwer. Man kann nicht sehr weit sehen. Jetzt gibt es sowieso kein Zurück mehr. Also trete ich nach draußen und schließe die Tür hinter mir. Die erste Antenne ist von meinem Punkt aus schnell ausgemacht. Doch wo sind die anderen? Ich drehe mich einmal im Kreis, aber es ist von hier unmöglich die anderen auszumachen. Vielleicht ist es einfacher, wenn ich einen höheren Punkt finde. Vielleicht auf dem Dach. Aber wie soll ich da hoch kommen? Von hier draußen ganz sicher nicht. Aber drinnen bin ich verloren. Ich würde mich hoffnungslos verlaufen. Also gehe ich kurzentschlossen los. Immer drauf bedacht nicht erwischt zu werden. Da man hier draußen aber kaum etwas sehen oder hören kann, ist das Risiko schwindend gering. Ich fühle mich etwas ekelig. Meine Kleidung ist innerhalb von Minuten total durchnässt und klebt förmlich an mir. Mir fallen meine nassen Haare ins Gesicht und machen mir das Sehen schwerer. Direkt vor einer Ecke bleibe ich stehen und versuche zuerst einmal etwas zu erkennen. Doch ich kann niemanden sehen. Ich kann nicht einmal das nächstgelegene Gebäude sehen, obwohl es sicher nur ein paar Meter von mir entfernt ist. Ich stehe so ungünstig, dass mir der Wind den schweren, kalten Regen ins Gesicht bläst. Ich kann die Augen kaum aufhalten. Fast blind versuche ich mich irgendwie weiter nach vorne zu kämpfen. Es kommt mir fast wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich was an meiner ausgestreckten Hand spüren kann. Es ist die Wand des nächsten Gebäudes. Etwas erleichtert und erschöpft lehne ich mich gegen die Wand. Ab hier bin ich auch etwas besser gehen den Wind abgeschirmt. Auch wenn der Regen noch immer auf mich nieder prasselt. Der Verband an meinem Arm beginnt langsam sich wegen der Nässe aufzulösen. Aber es hilft nichts. Ich muss weiter gehen. Also sehe ich mich auch hier erst vorsichtig um und an der Ecke des Gebäudes vorbei weiter auf das Gelände. Obwohl es eigentlich nichts bringt. Auch hier kann man nicht besser sehen. Ich bin nicht mehr weit von der ersten Antenne entfernt. Nur noch ein paar Meter. Es ist ein Turm, ein Gerüst aus Metall, an dem man nach oben klettern kann, über Sprossen, die an eine Leiter erinnern. Ich muss schlucken. Bei diesem Wetter da rauf zu klettern ist sicher nicht ungefährlich. Aber ein Zurück gibt es auch nicht mehr. Also gehe ich weiter. Der Wind schleudert mich ein wenig hin und her. Dennoch schaffe ich es irgendwie das Gerüst zu erreichen. Erst wo ich jetzt hier stehe und nach oben sehen wird mir erst bewusst, wie hoch das eigentlich ist. Ich sehe den Weg zurück, den ich gekommen bin. Jetzt, wo mir der Wind in den Rücken bläst, kann ich besser sehen. Ich habe wirklich Glück gehabt, dass mich bis jetzt niemand gesehen hat. Vielleicht habe ich das auch Agent Müller zu verdanken. Ob es ihm wohl gut geht? Ich sehe noch einmal rauf zur Antenne. Jetzt ist keine Zeit zum Zögern.
 

Ich bin mit meinen Kräften schon ziemlich am Ende, als ich die letzten Sprossen nach oben nehme und mich letzten Endes nach oben ziehe. Die Müdigkeit und der starke Wind zerren an mir und am liebsten würde ich einfach hier liegen bleiben. Doch das ist keine Option. Immerhin warten alle auf mich. Ich darf sie nicht im Stich lassen. Irgendwie kämpfe ich mich wieder auf die Beiden. Ich wage es nicht nach unten zu sehen. Ich will gar nicht daran denken, wie hoch ich hier bin. So viel Angst macht sich in mir breit. Wenn nur Soundwave hier wäre. Aber jetzt, hier oben, bin ich ganz auf mich allein gestellt. Ich sehe nach oben und direkt über mir erstreckt sich die Antenne. Ich atme erst tief durch, bevor ich es wage meinen Blick kreisen zu leisen. Der Regen schränkt zwar die Sicht ein, aber dennoch hat man einen guten Überblick. Ich kann von hier aus auch die anderen beiden Antennen erkennen, die auf der anderen Seite des Gebäudes zu stehen scheinen. So genau kann ich das aber nicht erkennen. Direkt neben mir, nur ganz knapp unter mir, kann man das Dach des daneben liegenden Gebäudes sehen. Noch einmal atme ich tief durch. Dann lasse ich meinen Blick auf der Waffe ruhen. Die Antenne zu treffen, auf der ich gerade stehe, ist wirklich schwierig. Aber vielleicht kann ich auf die anderen Beiden zielen, die ich von hier aus sehen kann.

„Dieses Mal muss es klappen.“ Für einen Augenblick leere ich meine Gedanken und versuche an absolut gar nichts zu denken. Dann versuche ich mich nur noch auf eines zu Konzentrieren. Aktiviere dich! An nichts anderes denke ich mehr, als nur noch an diese beiden Worte. Dennoch bin ich überrascht, als sich das Armband wirklich in die mir bekannte Waffe transformiert. Erst jetzt merke ich, dass ich für einen kurzen Moment die Luft angehalten habe. Erleichtert lasse ich sie aus meiner Lunge entweichen. Jetzt bleibt nur noch eins zu tun. Ich ziele auf die Antenne, die von mir aus am nächsten ist. Ich atme ein paar Mal tief durch, bevor ich meine Gedanken auf das lenke, was ich nun tun will. Alle anderen Gedanken versuche ich aus meinem Kopf zu verbannen. Zuerst passiert gar nichts. Der Wind rauscht mir weiter um die Ohren und nimmt mir beinahe meinen Atem. Ich muss mich mit der anderen Hand wirklich gut festhalten, um nicht durch den Wind den Halt zu verlieren.
 

Ich hätte beinahe durch den Rückstoß den Halt verloren, als ich es endlich schaffe einen Schuss abzugeben. Gerade noch so kann ich mich mit der anderen Hand festhalten. Das muss ich definitiv noch üben. Der Schuss trifft gerade so die untere, linke Ecke. Ich habe schon die Befürchtung, dass es nicht reichen könnte. Doch dann beginnt die Antenne sich nach links zu neigen. Schließlich stürzt sie ein. Ich kann es mir nicht nehmen lassen den Arm mit der Waffe fast triumphierend in die Luft zu heben.

„Das war die Erste!“ Ich bin so erleichtert, dass es funktioniert hat.

„Wahrlich beeindruckend.“ Im gleichen Moment ist die Erleichterung auch wieder verschwunden. Erschrocken drehe ich mich zur Seite. Mein Blick bleibt auf dem Dach des Gebäudes neben mir hängen. Woher wusste er vorher schon, dass ich hier sein würde? Denn dort auf dem Dach steht niemand anderes, als Colonel.

In letzter Sekunde

Mein ganzer Körper ist starr vor Angst. Woher nur wusste er, dass ich hier sein würde. Woher wusste er, dass ich aus dem Zimmer verschwunden bin. Aber was noch viel schlimmer ist. Er hat gesehen, was ich gerade gemacht habe und es scheint ihn nicht im entferntesten zu schockieren. Ich kann mir einfach keinen Reim daraus machen. Wer ist er? Oder steht er etwa am Ende selbst unter dem Einfluss einer von Shockwaves Kreaturen? Aber er macht nicht wirklich diesen Eindruck. Er wirkt keinesfalls willenlos.

„Wie wäre es, wenn du erst einmal von dort oben herunter kommst. Dort ist es doch viel zu gefährlich für dich. Besonders bei so einer Wetterlage.“ Seine Stimme verursacht erneut eine Gänsehaut bei mir. Nein, irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ich mache keine Anstalten mich zu bewegen. Ich antworte aber auch nicht. Etwas in mir ermahnt mich ihm nicht zu nahe zu kommen. Eine gewisse Hilflosigkeit macht sich in mir breit. Was genau soll ich jetzt eigentlich machen? Weiter dem Plan nachgehen oder doch lieber nichts tun? Gerade jetzt wird mir wieder voll bewusst, dass ich hier oben völlig auf mich allein gestellt bin. Niemand ist da, der mir helfen könnte. Keiner ist da, der mich retten könnte. Ich schüttel energisch den Kopf. Jetzt ist keine Zeit für so etwas. Ich darf jetzt nicht zögern. Soundwave und die anderen verlassen sich auf mich. Mit neuer Entschlossenheit richte ich mich wieder voll auf. Doch im gleichen Moment fegt eine kräftige Windböe über das Gelände und erfasst mich mit voller Wucht. Der Schreck fährt mir augenblicklich durch die Knochen und ich versuche noch irgendwas zum Festhalten zu erwischen. Ich bekomme allerdings nichts zu fassen und rutsche über das nasse, glitschige Metall in Richtung Abgrund. Nur einen Augenblick später verliere ich den Boden unter den Füßen.
 

Ich sehe den Boden bereits bedrohlich schnell näher kommen, als mein Fall plötzlich abrupt stoppt. Ich weiß nicht genau wie, aber irgendwie habe ich einen der vielen Metallstäbe des Gerüsts zu fassen bekommen. Allerdings macht das meine Lage nicht sonderlich besser. Ich hänge nun ohne wirklich festen Halt mehrere Meter über den Boden und habe auch nicht wirklich die Möglichkeit sicher wieder hier runter zu klettern. Nicht, dass das in diesem Augenblick sehr clever gewesen wäre, mit Colonel im Genick. Ein langgezogenes Seufzen reißt mich aus meinen wild umherwirbelnden Gedanken.

„Ich habe gewusst, das würde passieren. Da hast du aber Glück gehabt, junges Fräulein.“

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich nun beinahe auf gleicher Höhe mit dem Dach bin. Wieder kribbelt die Angst in mir. Wie aus einem Reflex heraus hebe ich den Arm mit der noch immer aktivierten Waffen und halte sie auf Colonel gerichtet. Dieser scheint für den Hauch einer Sekunde zurückweichen zu wollen.

„Eine sehr beeindruckende Waffe, das muss ich schon zugeben. Interessant, was aus einem so kleinen, unscheinbaren Armband werden kann.“ Mir läuft es erneut eiskalt den Rücken runter. Und das liegt nicht an meinem Oberteil, das mittlerweile an meinem Rücken klebt.

„Wer sind Sie wirklich?“ Meine Stimme hört sich etwas heiser an. Es wird langsam schwerer sich noch am Geländer festzuhalten. Mein Arm beginnt langsam taub zu werden und meine Finger beginnen bedrohlich zu kribbeln. Colonel aber geht nicht auf meine Frage ein. Ich weiß nicht, ob er mich nicht gehört hat oder einfach nicht hören wollte.

„So langsam beginne ich zu begreifen, warum ich dir diese Waffe nicht abnehmen konnte. Es muss an diesem Stein liegen. Aus ihm bezieht sie diese enorme Kraft.“

„Was...“ Weiter komme ich weder mit meinen Worten noch mit meinen Gedanken. Colonel hat beide Arme ausgebreitet und noch im selben Moment zerreißt die Uniform am Rücken mit einem wirklich widerwärtigem Geräusch. Als ich sehe warum, wird mir augenblicklich schlecht. Aus seinem Rücken ragen zwei Fangarme heraus. Jedenfalls kann ich sie nicht anders beschreiben. Sie scheinen förmlich die Haut durchbohrt zu haben. Direkt darunter bohrt sich ein weiteres Paar durch die Haut. Ich will meinen Blick abwenden, aber ich kann es nicht. Mein ganzer Körper zittert. Irgendwie hatte ich ja mit etwas in dieser Richtung gerechnet, aber das sprengt meine ganze Vorstellungskraft. In diesem Moment wird mir aber auch noch eine andere Sache bewusst. Das ich eine Entscheidung treffen muss. Jetzt! So gut es geht richte ich die Waffe nach oben, über meinen Kopf. Ich merke, wie ich im selben Moment beginne mit der anderen abzurutschen. Es muss funktionieren! Die Waffe gibt einen Schuss hab und der Rückstoß raubt mir den letzten Halt. Im gleichen Moment höre ich es aber auch laut krachen. Scheinbar habe ich getroffen. Ich wage einen Blick nach oben, während ich falle. Über mir fallen die Trümmer in Richtung Boden. Wenn mich nicht der Aufprall tötet werde ich wohl erschlagen. Instinktiv kneife ich die Augen zu. Ich hoffe, nichts mehr von all dem mitzubekommen.
 

Doch nur einen Augenblick später spüre ich, wie sich etwas um mein linkes Handgelenk wickelt. Mein freier Fall endet sofort und dieses etwas zieht mich gleich im nächsten Moment aus der Schusslinie der Trümmer, die nun direkt an mir vorbei schießen. Das laute Krachen verrät mir, dass sie auf den Boden geschlagen sind. Ich wage es aber noch nicht meine Augen zu öffnen. Allerdings merke ich, wie ich wieder hochgezogen werde.

„Dummes Mädchen.“ Ich wage es nun doch meine Augen wieder zu öffnen und erkenne nun, was sich da um mein Handgelenk gewickelt hat. Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl mich übergeben zu müssen. Vergeblich versuche ich mich zu befreien. Doch Colonel, oder wer auch immer er nun ist, ist davon wenig beeindruckt. Einen seiner anderen Fangarme nutzt er nun dazu mein anderes Handgelenk zu packen. Leider nimmt er mir so die Möglichkeit die Waffe zu nutzen.

„Dummes, dummes Mädchen.“ Ich wage es meinen Blick nun auf ihn zu richten. Sein Gesicht sieht nun auch nicht mehr wirklich menschlich aus. Noch einmal versuche ich mich irgendwie zu befreien. Doch ohne Erfolg. Panik steigt in mir auf.

„Du bist ja schon fast so dumm wie dieser Agent, der sich mir in den Weg gestellt hat. Ihr Menschen seit wirklich erbärmlich schwach.“

„Agent Müller? Was hast du mit ihm gemacht!“ Ich merke, wie mir die Tränen die Wange herunter laufen und sich mit dem Regen vermischt, der ebenfalls noch immer auf mich niederprasselt.

„Er wird uns jedenfalls nicht noch einmal belästigen.“ Erst jetzt fällt mir auf, wie metallisch seine Stimme klingt.

„Lass mich gehen!“

„Aber, aber. Wir wollen doch nicht gleich so unhöflich werden. Lass mich dir einen Vorschlag machen. Du gibst mir dieses Armband und ich lasse dich am Leben.“

„Niemals!“ Energisch schüttel ich den Kopf. Nein, niemals würde ich es hergeben. Immerhin habe ich es Soundwave versprochen. Außerdem ist es unsere einzige Chance hier lebend wieder raus zukommen.

„Du bist ja noch dümmer als ich dachte. Glaubst du wirklich ich würde dir eine Wahl lassen?“ Das kalte, hämische Lachen lässt das kleine bisschen Mut in mir wieder Reißaus nehmen.

„Na sowas. Du zitterst ja. Bist wohl doch nicht so mutig wie du vorgibst zu sein. Ein Jammer. Dabei fing es gerade an Spaß zu machen. Also, was mache ich jetzt mit dir? Ich könnte dir den Arm abtrennen. Dann hätte ich auch, was ich wollte.“ Die Panik steigt wieder in mir auf. Ich kann das Blut in meinen Ohren rauschen hören und spüren wie mein Herz gegen meine Brust hämmert. Noch einmal versuche ich mich verzweifelt zu befreien. Ich werde nicht kampflos aufgeben. Niemals! Ein lauter Schrei lässt mich zusammenzucken und im gleichen Moment lässt er mein Handgelenk mit der Waffe los. Verwundert sehe ich wieder auf. Er zieht seinen Fangarm mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. Er ist deutlich verbrannt. Verwundert sehe ich auf meine Handgelenk. Die Waffe ist spürbar warm. Scheinbar habe ich unbewusst etwas ausgelöst. Ohne noch weiter zu zögern hebe ich die Waffe und gebe einen Schuss ab. Das Monster verfehle ich zwar, aber dafür schlägt er in dem dritten Funkturm ein und zerstört ihn komplett.

„Das wirst du mir büßen!“ Augenblicklich schießen drei weitere Fangarme direkt auf mich zu. Gelähmt vor Angst kneife ich die Augen zu.
 

Einige Augenblicke vergehen, in denen nichts passiert.

„Mistvieh!“ Dieser Aufschrei veranlasst mich dann doch die Augen wieder zu öffnen. Mein Herz macht fast einen Salto. In einem der Fangarme hat sich etwas großes, schwarzes verbissen.

„Ravange!“ Immer wieder attackiert die Raubkatze die Fangarme und weicht dabei geschickt den Anderen aus. Ich erschrecke mich allerdings fürchterlich, als plötzlich jemand auf den Fangarm schießt, der mich noch festhält. Über mir kreist ein Vogel.

„Laserbeak!“ Doch plötzlich merke ich, wie der Fangarm loslässt und es für mich wieder in die Tiefe geht. Doch mein Fall dauert nicht lange, als ich auf etwas hartem lande. Mein Rücken schmerzt. Schnell richte ich mich wieder auf und erkenne, worauf ich gelandet bin. Ruckartig drehe ich mich um.

„Shockwave! Ihr seit alle hier!“ Das muss bedeuten, dass die Erdbrücke wieder funktioniert. Shockwave erhebt seine Kanone und gibt einen gezielten Schuss auf die Kreatur ab. Als sich der Rauch legt, steht es jedoch immer noch an Ort und Stelle. Jedoch mit einigen Blessuren und Kratzern.

„Das werdet ihr noch bereuen!“ Ich hebe die Waffe um zu zielen, doch er scheint genau in diesem Moment einfach im Nichts zu verschwinden. Er ist einfach weg. Ich lasse meinen Arm wieder sinken. Ein bisschen Erleichterung macht ich in mir breit. Doch ich bemerke nun auch, wie sehr ich immer noch zittere.
 

„AU!“ Ich versuche meinen Arm wegzuziehen, doch Shockwave ist leider sehr viel stärker als ich. Er ist gerade dabei meine ganzen Wunden zu versorgen. Wir befinden uns noch immer auf der Militärbasis, doch die Erdbrücke leuchtet hell in einer der Ecken. Cateline war in der Basis geblieben um die ganzen Systeme im Blick zu behalten. Es sind wohl noch einige Reparaturen von Nöten, bevor alles wieder einwandfrei läuft.

„Was genau war das für ein Ding?“

„Ein Formwandler. Mit der Fähigkeit tote Dinge zu steuern.“ Bei Shockwaves Worten läuft es mir eiskalt den Rücken runter.

„Tote Dinge? Du meinst die Soldaten waren schon...“ Ich traue mich gar nicht weiter zu sprechen.

„Wie die Siedlungen in der Umgebung aussehen, sind sie nicht erst seit gestern tot.“ Etwas benebelt von dieser Erkenntnis sehe ich zu Soundwave rüber. Ihm sind die Nachwirkungen noch immer anzusehen.

„Was ist mit Agent Müller?“

„Er wird es überleben. Die Autobots kümmern sich um ihn.“ Ein weiterer Knoten löst sich irgendwo in mir. Doch die Tatsache, dass das Ding einfach so entkommen ist, überschattet alles immer noch ein bisschen.

„Ich bin trotzdem überrascht gewesen. Ich hatte deine Kreatur etwas anders in Erinnerung.“ Damit wendet sich Soundwave an Shockwave. Der angesprochene sieht einen Moment von seiner Arbeit auf.

„Sie hat sich wohl weiterentwickelt.“ Überrascht drehe ich mich wieder zu Shockwave um.

„Weiterentwickelt.“

„Natürlich. Es ist nur logisch, dass sich Lebewesen weiterentwickeln. Und diese Lebensformen sind genau dafür geschaffen worden.“ Meine Gedanken drehen sich einmal, bevor sie an einer Erkenntnis stehen bleiben.

„Das heißt, wir haben eigentlich keine Ahnung, mit was wir es jedes Mal zu tun haben. Sie könnten bei jeder Begegnung wieder ein bisschen anders sein?“

„Das ist die logische Schlussfolgerung.“ Ich sehe mich wieder ein bisschen im Raum um. Barricade sieht nach dieser Erkenntnis auch nicht gerade glücklich aus. Gut, dass ich nicht die einzige bin, die das bis jetzt noch nicht wusste. Zudem kündigt sie nur noch mehr Ärger an. Wie sollen wir uns auf etwas vorbereiten, wenn wir nicht wissen was es ist? Ich lege mir die freie Hand über die Augen. Meine Gedanken kreisen nur noch bei einer Sache.

„Ich will nach Hause.“

Alltag

Wer auch immer auf die Idee kam dieses Schulfach einzuführen, gehört definitiv bestraft. Sport ist ja sowieso schon Mord. Schulsport fällt wohl sogar schon unter die Kategorie Folter. Seit 15 Minuten laufen wir jetzt schon durch die Halle. Immer im Kreis herum. Und es soll nochmal 15 Minuten so weiter gehen. Ich bin jetzt schon am schnaufen. Immer wieder setze ich aus und gehe ein paar Schritte, bis die Stimme des Lehrers zu mir rüber halt man solle doch weiterlaufen. Auch Cateline geht es nicht besser. Wenn gleich sie ein bisschen mehr Ausdauer hat als ich, denn auch wenn sie am schwitzen und schnaufen ist, stehen geblieben ist sie zwischendurch noch nicht. Aber sie ist bereits deutlich langsamer als noch am Anfang.
 

Es sind jetzt ein paar Wochen vergangen, seit ich wieder zu Hause bin. Es hat noch ein paar Tage gedauert, bis ich wieder zur Schule gegangen bin. Meine Eltern waren über meinen Zustand natürlich nicht so erfreut. Allerdings habe ich es mir verkniffen ihnen alles im Detail zu erzählen und vielleicht habe ich an der einen oder anderen Stelle auch ein bisschen geflunkert. Den Lehrern und den anderen Mitschülern mein Fehlen zu erklären war zum Glück einfacher als ich befürchtet hatte. Meine Eltern haben sich dann doch dazu überreden lassen mir eine Entschuldigung wegen einer Erkältung zu schreiben. Soundwave und Shockwave sind noch beschäftigt damit die Systeme zu reparieren. Sowohl die im Labor als auch ihre eigenen. Barricade dagegen war überraschend schnell wieder in sein altes Verhalten gefallen. Er ist zu Megatron zurück gekehrt, um ihm wie befohlen Bericht zu erstatten. Ich habe ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Ob er dicht hält was Cateline und mich betrifft weiß ich nicht, aber er wird sicher berichten, dass Shockwaves Forschungsergebnisse getürmt sind.
 

„Schon am Ende?“ Cateline hat mich eingeholt und joggt nun fast unbekümmert nehmen mir her, während ich irgendwie in einer Mischung aus Gehen und Laufen angekommen bin. Ich bekomme keine Antwort zustande. Dafür fehlt mir einfach der Atem. Als der Lehrer endlich in seine Pfeife bläst um zu signalisieren, dass die Zeit um ist, lasse ich mich einfach auf den Boden sinken. Ich habe den Eindruck, dass meine Beine gleich abfallen.

„Wenn du jemanden foltern willst, lass ihn 30 Minuten im Kreis rennen.“, kriege ich unter meinem schweren Atem gerade noch so hervor. Cateline hat sich mittlerweile auf ihren Knien abgestützt. Ich dachte mir doch, dass sie auch erschöpft ist. Der einzige Lichtblick ist wohl, dass das hier die letzte Stunde des Tages ist. Eigentlich mag ich den Donnerstag ganz gerne, fast so gerne wie Freitage. Denn da haben wir nur wenige Stunden. Nur auf den Sport könnte ich verzichten.
 

In der Umkleidekabine lassen Cateline und ich uns besonders viel Zeit um die Letzten zu sein.

„Hast du in letzter Zeit eigentlich was von Shockwave und Soundwave gehört? Ich hab die beiden schon seit einer Weile nicht mehr gesehen.“ Ich erwarte eigentlich keine Neuigkeiten von Cateline. Umso mehr überrascht mich ihre Antwort.

„Es scheint, als kommen die beiden mit den Reparaturen gut voran. Ich denke, dass alles bald wieder seinen gewohnten Gang geht.“ Ich sehe sie wohl doch etwas ungläubig an, denn sie räuspert sich kurz etwas verlegen ehe sie fortfährt.

„Na ja... Ich habe herausgefunden wie ich Shockwave Nachrichten senden kann. Wie E-Mails, weißt du. Also habe ich ihn so lange bombardiert, bis er geantwortet hat.“

„Du bist echt unglaublich.“ Mir steht ein wenig der Mund offen. Mir war schon bewusst, dass sie unheimlich gut in Computer- und Technikdingen ist. Mit sowas habe ich aber nun wirklich nicht gerechnet. Obwohl... Sie hatte es ja schließlich auch geschafft Shockwave einige Daten über die Waffe zu klauen. Eigentlich wundert es mich mehr, dass Shockwave nachgegeben hat. Ich schüttel nochmal leicht ungläubig den Kopf, lasse es aber doch lieber darauf beruhen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich die Details gar nicht wissen will. Ich entschließe mich dazu lieber ein bisschen mehr auf meine Umgebung zu achten. Jetzt, wo das Wetter Richtung Sommer wieder schöner wird, haben wir uns entschlossen zu Fuß nach Hause zu gehen. Oder besser gesagt, ich habe Cateline dazu genötigt. Spazierengehen ist auch viel angenehmer als dieses permanente im Kreis laufen.

„Ich hätte trotzdem lieber den Bus genommen.“

„Ach Cateline. So macht es doch viel mehr Spaß. Außerdem haben wir so mehr Zeit uns zu unterhalten. Immerhin kann ich vor meinen Eltern nicht davon reden.“

„Ist schon klar.“ Sie winkt mich ab, als hätte sie das nur zum Scherz gesagt. Ihren Gesichtsausdruck kann ich allerdings nicht ganz so genau deuten. Teilweise werde ich immer noch nicht so wirklich schlau aus ihr. Vermutlich macht sie das mit Absicht. Etwas genervt lasse ich es auf sich beruhen und drehe den Kopf zu Seite. Dabei streift mein Blick etwas und ich bleibe stehen. Cateline geht noch ein paar Schritte weiter, bevor sie bemerkt, dass ich nicht mehr neben ihr laufe. Ich bin vor dem Schaufenster eines Ladens stehen geblieben, der schon seit Ewigkeiten hier ist. Ich bin noch nie rein gegangen, da man hier nur altes Zeug kaufen kann, das eh niemanden interessiert. Zumindest hatte ich das bis jetzt gedacht.
 

In diesem Schaufenster sitzt ein kleines, weißes, sehr niedliches Stoffhäschen. Ich muss zugeben, dass ich schon immer eine Schwäche für süße Stofftiere hatte, von klein auf. Meine Mutter ist irgendwann wahnsinnig davon geworden. Als ich älter wurde hat diese Besessenheit etwas nachgelassen und ich habe einen großen Teil meiner Stofftiersammlung abgegeben. Dennoch zieht es mich immer mal wieder magisch an. Vor allem bei so großen Kulleraugen.

„Ist der niedlich.“ Wenn es mir innerlich nicht zu peinlich gewesen wäre, würde ich mich jetzt wohl an die Schaufensterscheibe drücken. Cateline ist mittlerweile neben mich getreten.

„Ich weiß ja nicht, was du daran findest. Du bist doch kein kleines Kind mehr.“

„Und? Ich mag solche Dinge halt.“

„Dann kauf es dir doch.“ Kurz kämpfe ich ein bisschen innerlich. Doch schließlich gewinnt das kleine Ich in mir die Oberhand. Schon beinahe aufgeregt laufe ich zur Tür. Doch leider ist der Laden gerade geschlossen.

„Das gibt es doch nicht...“

„Tja, dann musst du wohl ein anderes Mal wieder kommen.“ Ich beginn ein bisschen zu schmollen als Cateline mich da so angrinst. Ich habe wohl keine andere Wahl als mich geschlagen zu geben. So mache ich mich also zusammen mit Cateline wieder auf den Weg. Ich entschließe mich aber so bald wie möglich wieder her zu kommen.
 

Etwas enttäuscht stehe ich heute wieder vor dem Laden. Das Stofftier von gestern ist nicht mehr da. Dabei bin ich doch extra heute nach der Schule noch mal her gekommen. Der Laden hätte sogar geöffnet gehabt. Frustriert lasse ich die Schultern hängen. Sowas passiert auch immer nur mir. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig als den Heimweg anzutreten. Die Sonne ist heute auch nicht zu sehen. Dichte Wolken bedecken den Himmel. Dennoch habe ich Glück und komme noch trocken nach Hause. Nur kurz danach fängt es auch schon an zu regnen. Wie so oft bin ich heute wieder allein zu Hause. Nicht, dass es mich stören würde. Seit meinem Ausflug mit den Cons zu dieser Militärbasis hat sich mein Verhältnis zu meinen Eltern nicht gerade entspannt. Sie haben mir noch immer nicht wirklich verziehen, dass ich ohne ihre Erlaubnis mit Soundwave mitgefahren bin. Ich entschließe mich dazu erst mal ein wenig den Fernseher einzuschalten. Hausaufgaben brauche ich eh erst Montag. Warum also seinen eh schon nur knapp bemessenen Nachmittag dafür verschwenden.
 

„In die Stadt?“ Cateline sieht mich gerade an, als hätte ich ihr vorgeschlagen irgendwas höchst unangenehmes zu machen.

„Ja, in die Stadt. Ich habe große Lust mal wieder ausgiebig bummeln zu gehen und heute ist eh Freitag. Wer weiß, wann wir wieder zu eingespannt sein werden.“ Dieser Gedanke war mir heute ganz spontan gekommen. Schließlich haben wir nur höchst selten so viel Freizeit wie jetzt. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis Soundwave darauf besteht uns wieder mit in Shockwaves Labor zu nehmen.

„Ich weiß nicht, ob mein Vater da zustimmen wird. Seit der Sache mit Shockwave lässt er mich nur noch höchst selten irgendwas machen. Ich muss mich immer höchst bemühen ihn dazu zu überreden. Und ob er so kurzfristig die Erlaubnis gibt...“

„Ach, stimmt ja.“ Etwas verlegen kratze ich mich am Kopf. Cateline hatte mir erzählt wie sie zur Universität gefahren waren, um etwas zu besorgen, dass die Systeme stabilisieren sollte. Und wie ihr Vater auf Shockwave reagiert hatte. In diesem Augenblick werde ich allerdings aus meinen Gedanken gerissen, als unser Klassenlehrer herein kommt. Ich beeile mich auf meinen Platz zu kommen, denn auf Ärger habe ich heute wirklich keine Lust.

„Guten Morgen, Klasse. Bevor wir mit dem Unterricht beginnen, habe ich eine Ankündigung zu machen. Wie in eurem Jahrgang üblich wird bald die Klassenfahrt stattfinden.“ Ich richtige zur Abwechslung mal meine gesamte Aufmerksam nach vorne zum Lehrer. Die Klassenfahrt hatte ich über den ganzen Stress der letzten Monate völlig vergessen gehabt.

„Vergesst nicht, das Teilnahmeformular rechtzeitig wieder abzugeben. Sonst könnt ihr nicht mitfahren. Eine Liste von Dingen, die ihr für die Klassenfahrt benötigen werdet, werde ich rechtzeitig austeilen.“ Innerlich schwillt gerade ein großer Luftballon in mir an. Die Klassenfahrt ist schließlich das Ereignis schlecht hin, auf das man sich in meiner Klassenstufe das ganze Jahr über freut. Als das Formular mit dem Brief an die Eltern bei mir ankommt, sehe ich es mir gleich an... Und in diesem Moment scheint mein Luftballon seine Luft zu verlieren. Das Ziel der Klassenfahrt ist eine Ferienanlage auf dem Land. Frustriert lege ich meinen Kopf auf den Tisch. So viel Pech kann auch nur ich haben. Zumindest kann der Tag doch jetzt nicht mehr so viel schlimmer werden, oder?
 

Ziemlich lustlos habe ich mich direkt auf mein Bett fallen lassen, als ich nach Hause gekommen bin. Natürlich hatte Cateline keine Erlaubnis von ihrem Vater bekommen. Und ich hatte dann doch keinerlei Lust alleine zu fahren. Vielleicht an einem anderen Tag. Den Brief mit dem Formular habe ich auf den Küchentisch gelegt. Da werden es meine Eltern mit Sicherheit sofort sehen, wenn sie nach Hause kommen. Meine Mutter ist gerade bei einer Freundin und mein Vater muss heute noch bis Abends arbeiten. In seiner Firma steht gerade ein sehr wichtiges Projekt kurz vor dem Abschluss. Seit Soundwave nicht mehr jeden Tag hier ist, fühle ich mich irgendwie so einsam, wenn meine Eltern nicht Zuhause sind. Früher ist das nie so gewesen. Das ich bis jetzt noch nichts von ihm gehört habe, macht mich irgendwie auch ein kleines bisschen wütend. Warum weiß ich selbst nicht so genau. Eigentlich sollte ich mich doch freuen, dass ich meine Ruhe habe und das mir in letzter Zeit niemand begegnet ist, der mich umbringen will. Frustriert stehe ich wieder auf. Irgendwie ist mir auch nicht danach Zuhause zu bleiben. Sollte Soundwave das herausfinden, werde ich zwar sicher wieder Ärger von ihm bekommen, aber das ist mir gerade auch egal. Ich beschließe einen kleinen Spaziergang durch die Straßen zu machen. Wenn ich wieder Zuhause bin bevor es dunkel wird, wird schon nichts passieren.
 

Nun doch etwas ziellos laufe ich durch die verschiedenen Straßen. Ich meide mit Absicht die Hauptstraße um mal etwas anderes zu sehen. Jetzt, wo ich ein bisschen darüber nachdenke, habe ich das wirklich schon lange nicht mehr gemacht. Gerade laufe ich an einem Haus vorbei, das besonders alt aussieht, als mir etwas in einem der großen Erdgeschossfenster auffällt. Da gerade niemand in der Nähe ist, gehe ich ein bisschen näher an das Fenster heran. Ich habe mich also doch nicht verguckt. Dort auf der Fensterbank sitzt das kleine, weiße Stoffhäschen, dass leider aus dem Laden verschwunden war. Ich bin mir ganz sicher, dass es das gleiche ist. Also ist mir derjenige zuvor gekommen, der hier wohnt. Ich hätte nicht gedacht, dass sich meine Laune so schnell wieder verschlechtern kann. Ich lasse ein wenig den Kopf hängen, als ich weiter gehe. Nach dieser Sache mache ich mich nun doch lieber wieder auf den Heimweg. Manchmal scheint an einem einzigen Tag wirklich alles schief zu laufen. Ich biege gerade um die nächste Ecke, als ich abrupt stehen bleibe. Etwas ungläubig reibe ich mir die Augen, doch es bringt nichts. Ich drehe mich in alle Richtungen, aber außer mir ist gerade niemand in der Nähe unterwegs. Also richte ich meinen Blick wieder auf den Tisch, welcher im Garten im Haus gegenüber auf der anderen Straßenseite steht. Da auf dem Tisch... Sitzt das kleine, weiße Stoffhäschen.

Reisevorbereitungen

„Ist das dein Ernst?“ Cateline sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. Es ist mehr als offensichtlich, dass sie mir das nicht glaubt.

„Aber wenn ich es dir doch sage! Ich werde von diesem Stofftier verfolgt! Es ist hinter mir her!“ Wäre ich nicht so panisch, wäre mir wohl aufgefallen wie absurd das klingt. Andererseits sollte man nicht vergessen, was mir schon so alles passiert ist. Jedenfalls bin ich in meiner Panik los gerannt und schlussendlich völlig erschöpft bei Cateline angekommen. Wieso genau ich zu ihr gelaufen bin und nicht nach Hause weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil ich es unbedingt jemandem erzählen musste.

„Bist du sicher, dass du dich nicht ein bisschen hinlegen möchtest? Du siehst wirklich erschöpft aus. Hast du in letzter eigentlich viel geschlafen?“

„Ich hab mir das nicht eingebildet!“

„Ist ja gut.“ Beschwichtigend hebt Cateline die Arme. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie mir immer noch nicht glaubt. Ich beginne ein bisschen hysterisch im Kreis zu laufen.

„Und wenn es eines von Shockwaves Kreaturen ist? Was mache ich, wenn es wieder auftaucht!?“

„Eine von... Ein Stofftier? Jetzt drehst du völlig ab.“ Cateline kratzt sich etwas hilflos am Kopf.

„Also gut, Helena. Was hältst du davon? Du gehst jetzt erstmal nach Hause. Von mir aus schließ dich da ein. Und ich werde Shockwave fragen ob es eins seiner Experimente ist. Ich gebe dir dann Bescheid ob du dir Sorgen machen musst oder nicht.“ Ich bleibe in meiner Bewegung stehen. Richtig, wenn es ein Experiment ist, muss Shockwave es kennen. Etwas beruhigt atme ich auf.

„Also gut. Dann machen wir es so. Vielleicht ist meine Mutter mittlerweile wieder Zuhause.“
 

Tatsächlich ist meine Mutter wieder Zuhause. Sie ist gerade dabei sich den Brief aus der Schule durchzulesen, als ich nach Hause komme. Natürlich erzähle ich ihr nicht, was heute Nachmittag vorgefallen ist und höre lieber zu wie sehr sie sich für mich freut, dass ich bald auf Klassenfahrt gehen werde. Ich verschweige ebenfalls, dass ich mich nicht so sehr freue. Den ganzen Weg nach Hause habe ich permanent nach diesem Hasen Ausschau gehalten und auch jetzt schaue ich ständig aus dem Fenster. Bisher habe ich es aber noch nicht wieder gesehen. Allerdings macht mich gerade das so furchtbar nervös. Habe ich mir das zum Schluss vielleicht doch nur eingebildet? Ich beschließe mich lieber für den Rest des Abends unter meiner Decke zu verstecken.
 

Ein paar Tage später bin ich wieder bei Cateline zu Besuch.

„Und du hast immer noch nichts gehört?“

„Nein, ich habe keine Antwort bekommen, auf keine meiner Nachrichten. Vielleicht ignoriert er sie jetzt, nachdem... Ist ja auch egal.“ Sie bricht in ihrer Erzählung ab, als sie bemerkt, dass ich ihr gar nicht zuhöre.

„Und du hast auch ganz sicher klar gemacht, dass es unheimlich wichtig ist?“

„Natürlich! Was denkst du denn von mir?“ Ich lasse mich etwas erschöpft auf einen Stuhl fallen.

„Erst lassen sie uns keine Sekunde aus den Augen und dann plötzlich scheinen sie uns zu ignorieren.“

„Die werden schon ihre Gründe haben. Vielleicht sind sie auch schon längst dabei Nachforschungen anzustellen. Hast du das Ding in den letzten Tagen eigentlich auch gesehen?“

„Direkt gesehen nicht, aber ich fühle mich permanent verfolgt. Es ist echt unangenehm, wenn du denkst hinter jeder Ecke ein weißes Stoffhäschen zu sehen.“ Ich lege meine Gesicht auf meine Hände. Ich schlafe ja ohnehin nicht sonderlich gut in letzter Zeit, doch die letzten Nächte waren nun wirklich schlaflos gewesen. Ständig habe ich in die dunkle Stille im Haus gelauscht. Jeden Moment damit rechnend ein Geräusch zu hören, dass nicht da sein sollte.

„Na schön. Dann werde ich mich wohl besser auf den Heimweg machen.“
 

Der Himmel ist grau. Schon den ganzen Tag ist es deprimierend dunkel. Ich laufe gerade eine lange Seitenstraße entlang. Da ich meinen Bus verpasst habe, habe ich mich entschlossen zu Fuß nach Hause zu laufen. So bin ich immer noch schneller als das ich auf den nächsten warte. Ich bleibe unvermittelt stehen und sehe in ein großes Fenster. Für einen Augenblick dachte ich, etwas weißes gesehen zu haben.

„So langsam verliere ich meinen Verstand.“ Ich schüttel den Kopf und gehe weiter. Es kann doch nicht sein, dass ich mir das alles nur einbilde. Die letzten Tage habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht. Und wenn es tatsächlich wieder dieser Formwandler ist? Laut Shockwave kann er schließlich jedes Aussehen annehmen, dass er will. Er wird immer noch hinter der Waffe her sein. So kann er sich unauffällig nähern. Unbewusst reibe ich mir über den Oberarm, während ich mich ständig umsehe. Die Szenarien, die sich so in meinem Kopf entwickelt haben, sind mit jedem Mal abenteuerlicher geworden und auch wenn es extrem unwahrscheinlich ist, dass sie so eintreffen, mache ich mir damit nur umso mehr Angst. Wieder bleibe ich stehen und drehe mich um. Ich hätte schwören können, dass da jemand oder etwas hinter mir gewesen ist. Ich setzte meinen Weg vor, jetzt etwas zügiger als vorher. Das kann ich mir nun wirklich nicht auch noch eingebildet haben. Oder doch? Gerade will ich die Straße überqueren um in eine andere Straße einzubiegen, als neben mir ein Auto hält.

„Soundwave!“ Die Tür geht kommentarlos auf und ich beeile mich einzusteigen.

„Ich dachte schon du hättest mich vergessen.“

„Ich habe dich nie aus den Augen gelassen.“ Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Richtig, er hatte mal was in Richtung Satelliten erzählt. Ich verwerfe diesen Gedanken lieber wieder und beginne Soundwave rasch zu berichten, was in letzter Zeit vorgefallen ist.

„...Jedenfalls bin ich mir ganz sicher, dass ich mir das nicht eingebildet habe. Irgendwas stimmt da nicht.“

„Ungewöhnlich klingt das schon. Und es würde ohne weiteres zu Shockwave passen. Ich werde ihn fragen, wenn er wieder da ist.“

„Wieso? Ist Shockwave weg?“

„Er musste kurzfristig zu einer Mission für Lord Megatron aufbrechen. Wann er zurück kommt kann ich nicht sagen.“

„Deswegen hat er also auf Catelines Nachrichten nicht reagiert.“ Ich lasse mich noch ein bisschen tiefer in den Sitz sinken. Jetzt wo Soundwave da ist, fühle ich mich nicht mehr so ausgeliefert wie zuvor. Trotzdem macht Shockwaves Abwesenheit das Problem nicht einfacher.

„Und du meinst wir können so lange warten, Soundwave?“

„Solange es nicht angreift, ja. Und wenn es das gewollt hätte, hätte es dann schon längst getan. Schließlich warst du ihm nah genug.“

„Da wirst du wohl recht haben.“ Es ist beinahe so, als würde ein riesiger Felsbrocken von meinem Herzen fallen. Als hätte ich die ganze Zeit genau das hören wollen. Als wir bei mir Zuhause angekommen beeile ich mich ins Haus zu kommen. Meine Eltern sind nicht da. Sie haben eine Notiz hinterlassen, dass sie heute Abend ein Geschäftsessen haben, aber vor Mitternacht wieder Zuhause sein werden. Das kommt mir nur ganz gelegen.
 

Ich strecke mich ein wenig und schulter dann meine Tasche. Dank Soundwave habe ich letzte Nacht wieder sehr viel besser geschlafen. Natürlich macht eine gute Nacht die ganzen schlechten nicht einfach wieder weg, aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt endlich wieder besser werden wird. Heute muss ich mich alleine auf den Heimweg machen, da sich Cateline Nachsitzen eingehandelt hat. Sie hat einmal zu oft im Unterricht nicht aufgepasst und lieber etwas anderes gemacht. Manchmal können die Lehrer echt gnadenlos sein. Aber sie musste es ja auch ausgerechnet bei diesem Lehrer machen. Soundwave ist nicht da. Er hat mir versprochen heute Nachforschungen in den Datenbanken über Shockwaves Experiment anzustellen, da nicht abzusehen ist, wann Shockwave wieder da sein wird. Ich hingegen habe beschlossen heute nach der Schule in die Stadt zu fahren. Ich habe vor schonmal ein paar Dinge für die Klassenfahrt zu besorgen. So muss ich nicht alles auf einmal besorgen. Ich könnte zwar auch meine Eltern bitten, aber es gibt Dinge, um die kümmert man sich doch lieber selbst.
 

In der Stadt selbst sind viele Menschen unterwegs, die sich dicht an dicht durch die Straßen und Einkaufszentren drängen. Ich beschließe kurzfristig neben meinen Besorgungen noch etwas bummeln zu gehen. Das habe ich schon so lange nicht mehr richtig gemacht. Es lenkt mich auch ein bisschen ab. Gerade biege ich um die nächste Ecke, als ich fast mit jemanden zusammen stoße. Erschrocken weiche ich ein Stück zurück.

„Soundwave! Hast du mich erschreckt.“ Erleichtert atme ich aus und lege mit eine Hand auf mein schnell schlagendes Herz.

„Ich dachte, du wolltest nur kurz besorgen, was du brauchst.“ Ich kratze mir etwas verlegen am Kinn.

„Na ja, also das... Ich hab das halt schon lange nicht mehr gemacht und es lenkt mich ein bisschen ab.“ Ich gehe gemeinsam mit Soundwave weiter.

„Hast du denn etwas herausfinden können?“

„Ich fürchte wir werden warten müssen, bis Shockwave zurück ist. Er schützt seine Forschungsergebnisse besser als unser ganzes System. Ich habe nicht viel hilfreiches herausfinden können.“

„Das ist wirklich schade.“ Ich lasse etwas meinen Kopf hängen. Eigentlich hätte ich mir das denken können, doch irgendwie hatte ich auch die Hoffnung, dass es für Soundwave doch eigentlich kein Problem sein sollte ein paar Daten zu finden. Ich habe wohl nicht ausreichend bedacht, dass es hier um Shockwaves Daten geht. Ich bleibe vor einem Laden stehen.

„Warte mal kurz. Ich muss hier rein.“ Mir entgeht sein missbilligender Blick nicht, doch das brauche ich unbedingt noch. Und wenn ich hier schon vorbei laufe. Es ist ein Geschäft, dass sich voranging auf Jacken und Outdoorkleidung spezialisiert hat. Auf meiner Liste steht auch, dass für alle fälle Regenbekleidung mitnehmen soll. Leider besitze ich momentan keine Regenjacke, da ich für gewöhnlich Regenschirme vorziehe. Während ich mich also auf die Suche nach etwas begebe, dass mir auch gefällt, behält Soundwave die Umgebung und vor allem die Menschen im Auge. Ich hätte ihn vielleicht draußen warten lassen sollen. Ich probiere unterschiedlich Jacken aus, bis ich endlich etwas gefunden habe, dass mir gefällt und was mir auch passt. Ein leuchtend roter Regenmantel. Zumindest würde man mich darin nicht übersehen. Und er würde mich auf jedenfall schön trocken halten. Auch wenn ich hoffe, dass ich ihn nicht brauchen werde.

„Und? Was meinst du?“ Ich führe mich in der Jacke Soundwave vor. Der zieht allerdings nur eine Augenbraue hoch. Ich weiß nicht so recht ob er sich nur fragt, was er bitteschön antworten soll oder ob er sich fragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Jedenfalls habe ich mich bereits dazu entschlossen diese zu nehmen. Also gesellt sich nun noch eine weitere Tüte zu meinen Einkäufen dazu und einige Minuten später sind wir wieder auf der Straße. Soundwave mustert meine ganzen Einkäufe.

„Wozu brauchst du den ganzen Kram?“

„Für die Klassenfahrt.“ Es ist einige Sekunden still.

„Klassenfahrt?“ Richtig, ich hatte Soundwave davon noch nichts erzählt. Zudem bezweifel ich, dass er weiß was das ist.

„Klassenfahrt, Ja. Das heißt, dass meine Schulklasse für mehrere Tage gemeinsam wegfährt. Da werden verschiedene Aktivitäten gemeinsam durchgeführt. Wir besuchen Museen, Sehenswürdigkeiten, gehe zusammen Wandern. Letztes Jahr hat eine Klasse fast eine Woche lang in einem Freizeitpark verbracht.“ Soundwave zieht skeptisch die Augenbraue hoch.

„Wann genau soll das stattfinden?“

„Äh... In etwa vier Wochen. Ist das ein Problem?“

„Unbeaufsichtigt...“

„Glaubst du ich kann nicht auf mich aufpassen? Außerdem bin ich ja nur eine Woche weg. Das sind 7 Tage... Jetzt sag mir bitte nicht, dass du mitkommen wirst.“

„Wohl kaum. Ich werde bald auf eine Mission aufbrechen und eine Weile nicht da sein.“ Ich bleibe abrupt stehen.

„Du wirst nicht da sein. So ganz weit weg nicht da sein? Wo gehst du hin?“

„Darf ich dir nicht sagen. Es wäre jedenfalls besser, wenn du hier bleiben würdest.“

„Das geht nicht. Das ist eine Pflichtveranstaltung. Ich brauche schon eine verdammt gute Ausrede um nicht mitzufahren. Abgesehen davon, dass meine Eltern bereits alles bezahlt haben. Ich meine, natürlich reiße ich mich darum ausgerechnet dahin zu fahren. Aber es ist das Ereignis des Jahres, wenn man wie ich noch zur Schule geht. Mal ganz abgesehen davon, dass sie in der Schule wieder über mich reden werden. Langsam wird es etwas auffällig, wie oft ich fehle.“

Klassenfahrt

In Gedanken versunken sehe ich die Landschaft schnell an mir vorbeiziehen. Ich sitze mit meiner Klasse im Reisebus, der gerade über die Autobahn in Richtung unseres Ziels fährt. Cateline, die neben mir sitzt, ist schon vor längerer Zeit eingeschlafen. Ich kümmere mich nicht weiter darum, denn so kann ich ein bisschen meinen Gedanken nachgehen. Ich hatte noch eine lange Diskussion mit Soundwave. Eigentlich sogar eher einen Streit. Er wollte unter keinen Umständen, dass ich mitfahre und blieb auch bis zum Schluss bei dieser Einstellung. Eine Woche vor der Klassenfahrt musste er allerdings zu einer Mission aufbrechen und so bin ich letzten Endes mitgefahren ohne, dass er davon weiß. Oder zumindest ohne sein Einverständnis. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es bereits weiß. Nur kann er mich durch seine Abwesenheit nicht aufhalten. Dennoch kreisen meine Gedanken die ganze Zeit darum, ob das nun richtig gewesen ist oder nicht. Auch, wenn es mittlerweile zu spät ist um sich anders zu entscheiden. Schließlich bin ich jetzt schon viele Kilometer von Zuhause entfernt. Es wundert mich doch ein bisschen, dass er Lasebeak nicht da gelassen hat um auf mich aufzupassen. Aber vielleicht braucht er ihn ja, wo auch immer er gerade ist. Dann ist da noch die Sache mit diesem Stoffhasen, der mich verfolgt. Oder verfolgt hat. Ich habe ihn bis jetzt noch nicht wieder gesehen und so langsam hat mein Verfolgungswahn abgenommen. Dass heißt allerdings nicht, dass ich mir deswegen keine Sorgen mache. Unbewusst umschließe ich die Waffe mit meiner Hand. Ob ich sie wohl wieder brauchen werde? Ich schrecke aus meinen Gedanken, als der Bus stark abbremst. Wir haben die Autobahn verlassen.
 

Cateline streckt sich ausgiebig neben mir. Mein Rücken fühlt sich nach dieser langen Fahrt auch ein bisschen steif an. Nach und nach holen wir unsere Koffer. Wir befinden uns auf einer Ferienanlage irgendwo auf dem Land. Wir werden alle in Ferienhäuser untergebracht, aufgeteilt in Gruppen von zwei bis vier Leuten. Ich habe Glück, dass Cateline und ich zusammen in einer Gruppe sind, ohne andere. Das macht es wesentlich einfacher. Wir müssen noch einen Augenblick warten, bis alle Schlüssel verteilt sind und die Lehrer nochmal überdeutlich die Regeln klar gemacht haben. Dann machen wir uns auf den Weg, einer großen Traube von Schülern hinterher, die sich auf dem Weg langsam zerstreuen. Das Wetter ist wirklich schön. Die Sonne scheint und es sind nur ein paar Schönwetterwolken am Himmel. In der Mitte der Anlage befindet sich ein kleiner See auf dem man auch mit Tretbooten fahren kann. Das Ferienhaus, dass Cateline und ich für die Woche beziehen werden ist ein gutes Stück vom See entfernt.

„Endlich geschafft.“ Erschöpft lässt sich Cateline auf das Sofa fallen. Das Ferienhaus ist nicht besonders groß. Wenn man eintritt steht man direkt im Wohnzimmer. Dort steht auch ein kleiner Fernseher und es gibt einen Kamin. Allerdings lautet eine der Regeln, das Nutzen des Kamins ist tabu. Irgendwie habe ich allerdings im Gefühl, dass sich nicht alle daran halten werden. Direkt neben der Haustür ist die Tür ins Bad. Es ist klein, aber ausreichend. Daneben sind noch zwei Türen. Eins führt in ein kleines Zimmer mit Doppelbett. Das andere ist wohl als Kinderzimmer gedacht, denn dort steht ein Hochbett und ein normales Bett.

„Ist es dir recht, wenn ich das Zimmer hier nehme?“ Ich zeige auf das gedachte Kinderzimmer. Cateline macht sich kaum die Mühe sich umzudrehen und zeigt mir dann nur den nach oben gestreckten Daumen. Ich habe den Eindruck, dass ihr die Busreise nicht ganz so gut bekommen ist. Ich stelle meinen Koffer in das Zimmer und gehe dann wieder zurück ins Wohnzimmer. Es gibt einen kleinen Essbereich mit kleiner Kochzeile im Wohnzimmer. Man könnte es fast übersehen.

„Wir müssen noch einkaufen, wenn wir heute noch was essen wollen.“

„Muss das sein?“ Cateline macht keine großen Anstalten aufzustehen oder sich in einer anderen Form zu bewegen und mir entfährt ein Seufzen.

„Ja, dass muss sein. Ich kann nicht alles alleine tragen.“

„Wer ist bloß auf die Idee gekommen Ferienhäuser zu mieten? In einem Hotel müssten wir uns nicht selbst verpflegen.“ Cateline streckt sich noch einmal, steht dann aber doch auf. Diesem Punkt kann ich ihr allerdings nur beipflichten. Ich kann mir auch aufregenderes vorstellen, als eine Woche lang durch die Gegend zu wandern.
 

Wir sind nicht die einzigen, die sich auf den Weg gemacht haben um noch etwas einzukaufen. Unterwegs begegnen uns immer wieder kleine Schülergruppen. Wenigstens hat die Anlage ihren eigenen Supermarkt. Auch wenn wir schon ein kleines Stück dafür laufen müssen.

„Machst du dir immer noch Gedanken darum?“ Ich schrecke hoch, als Cateline mich anspricht. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich zwischenzeitlich auf den Boden geschaut habe.

„So ein bisschen schon. Immerhin wollte Soundwave nicht, dass wir mitfahren. Aber ich wollte auch nicht riskieren, dass ich schon wieder im Mittelpunkt stehe, weil ich bei sowas wie dieser Klassenfahrt fehle. Immerhin ist es keine kleine Sache und es ist eine Pflichtveranstaltung. So langsam werden meine Fehlzeiten doch auffällig. Abgesehen davon mache ich mir auch ein bisschen Sorgen um meinen Abschluss, wenn ich so viel Fehle. Auch wenn es noch ein bisschen hin ist, aber wer weiß schon was uns die Zukunft bringt.“ Cateline scheint einen Moment nachzudenken.

„Du hast schon recht, ja. Aber wie du schon sagst, wer weiß was uns die Zukunft bringt. Vielleicht solltest du es nicht so eng sehen. Immerhin erlebst du echt einmalige Sachen. Andere können das nicht von sich behaupten.“ Ich seufzen und sehe dann wieder nach vorne.

„Dinge, auf die ich gut verzichten könnte.“ Zumindest einiges würde ich nur zu gerne wieder aus meinem Kopf verbannen. Cateline scheint das alles nur für ein großes Abenteuer zu halten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Gefahr eine Zeit lang auch sehr gut ignoriert habe.
 

„Wieso muss ich das eigentlich schleppen?“ Schon seit wir den Supermarkt verlassen haben beschwert sich Cateline in einer Tour. Ich lasse sie gerade die schweren Getränke schleppen während ich die anderen Tüten trage.

„Das ist für dein loses Mundwerk.“

„Ach so ist das.“ Cateline konnte es nicht lassen mich zu ärgern als wir im Supermarkt war. Das ist sozusagen meine Rache dafür. Früher hätte ich mich das wahrscheinlich nicht getraut, aber jetzt habe ich kein Problem damit. Zumal ich weiß, dass Cateline mir nicht nachtragend ist. In gewisser Weise ist die Situation auch komisch. Ich kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen, als ich Cateline ansehen.

„Ich weiß nicht, was daran komisch sein soll.“ Cateline schmollt ein bisschen gespielt. Ich weiß, dass sie das nicht ehrlich macht. Ich muss nochmal lachen, als ich meinen Blick in die andere Richtung schweifen lassen. Wir laufen gerade einen Weg nahe des Sees entlang. Mein Blick fällt auf einen älteren Herrn, der uns unentwegt anzustarren scheint. Ich bleibe stehen und mustere ihn auch einen Moment. Cateline braucht einen Moment bis sie begreift, dass ich stehen geblieben bin und kommt den Weg zurück.

„Was hast du denn?“ Sie folgt meinem Blick. In mir macht sich so langsam ein ungutes Gefühl breit. Irgendwas stimmt mit dem alten Herrn nicht. Es ist fast so, als würde er uns kennen.

„Verschwinden wir von hier. Komm schon.“ Ich laufe voraus, so dass Cateline leicht Probleme hat mit meiner Geschwindigkeit mitzuhalten, wo sie so schwer tragen muss.

„Jetzt warte doch, Helena!“
 

Im Ferienhaus schließe ich die Tür hinter uns ab. Ich lasse noch kurz den Blick aus dem Fenster schweifen, aber draußen ist niemand zu sehen. Cateline hat mittlerweile die Einkäufe abgestellt.

„Alles in Ordnung?“ Ich stelle die restlichen Einkäufe ab. Dabei mache ich wohl ein sehr besorgtes Gesicht.

„Ich bin mir nicht sicher. Irgendwas war gerade sehr eigenartig. Dieser alte Mann hat mit irgendwie Angst gemacht.“

„Ich weiß, was du meinst. Der war irgendwie unheimlich. Und dieses permanente, leichte Lächeln. Der sollte mal was dagegen machen.“

„Das meine ich nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl ihm schonmal begegnet zu sein, obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Es war wirklich unangenehm.“ Ich habe begonnen die Einkäufe auszuräumen und zu verstauen um etwas zu tun zu haben.

„Als wärest du ihm schon begegnet? Bist du sicher, dass dir dein Gefühl keinen Streich gespielt hat?“

„Ganz sicher. Hier stimmt etwas nicht. Wir sollten die kommenden Tage lieber vorsichtig sein. Und aufmerksam. Besser wir halten uns von allen fern, die wir so nicht kennen. Wer weiß, was uns da verfolgt.“

„Jetzt fängst du damit wieder an. Obwohl es schon sehr unheimlich war. Na gut, vielleicht hast du ja recht.“
 

Den Abend verbrachten wir damit noch etwas fern zu sehen. Ich konnte es aber nicht lassen ständig durch das Haus zu gehen und aus den Fenstern zu sehen. Allerdings konnte ich Niemanden entdecken. Es liefen nur ab und zu ein paar unsere Mitschüler vorbei, auf dem Weg sonst wo hin. Irgendwann war es dann auch zu dunkel um draußen noch etwas zu erkennen. Schließlich beschlossen wir ins Bett zu gehen. Immerhin müssen wir morgen zeitig aufstehen. Die Lehrer wollen unbedingt wandern gehen. Ich habe nie verstanden was den Reiz aus macht einfach durch die Gegend zu laufen. Zumindest hoffe ich, dass wir in der großen Gruppe soweit sicher vor solchen Begegnungen sind. Ich weiß nicht wie es Cateline geht, aber ich drehe mich noch lange von einer Seite auf die andere. Es fällt mir schwer einzuschlafen. Vielleicht liegt es auch daran, dass keine Vorhänge gibt, mit denen man das Zimmer abdunkeln kann. Es gibt nur normale Vorhänge, weiß und halb durchsichtig. Es gibt zwar Sturmläden an diesem Haus, aber wir waren uns beide einig, dass sie wohl nur zur Deko sind. Wir wollten da jetzt nicht herumfummeln. Zumal wir dafür nach draußen hätten gehen müssen.
 

Ich öffne die Augen und finde mich in einem dunkeln Raum wieder. Oder bin ich hier im Nichts? Träume ich oder ist das real? Ich versuche mich umzusehen, aber ich kann absolut nichts erkennen. Ich laufe in eine Richtung um einen Anhaltspunkt zu bekommen, komme aber nie irgendwo an. Es kommt mit irgendwie bekannt vor. Als wäre ich schon so oft hier gewesen. Eigentlich mag ich solche Orte gar nicht. Doch aus einem mir nicht bekanntem Grund spüre ich keinerlei Angst. Plötzlich werde ich geblendet und ich muss mir den Arm vor die Augen halten. Doch schnell habe ich mich daran gewöhnt. Vor mir schwebt eine kleine Lichtkugel in der Luft. Ich bin ihr schon viele Male begegnet. Und viele Male hat sie mich bereits gerettet.

„Wem bin ich da heute begegnet?“ Die Frage habe ich gestellt, ohne weiter darüber nachzudenken. Genauso wie ich mir ohne es zu hinterfragen sicher bin, dass es mir Antworten wird.

„Die Antwort kennst du bereits. Du bist ihm schon einmal begegnet und es war mehr als knapp. Nimm dich in acht, denn er ist nach wie vor hinter deinem Leben und der Waffe her. Er mag vielleicht jetzt noch Abstand halten, aber er wird angreifen. Daran besteht kein Zweifel. Du befindest dich in großer Gefahr.“

„Was kann ich machen?“

„Bleib aufmerksam. Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Gehe keine unnötigen Risiken ein.“
 

Ich schrecke hoch. Ich liege im Bett, es wird bereits hell. Ich setzte mich auf. Kalter Schweiß steht auf meiner Stirn. Ein eigenartiger Traum. Doch ist mir jede Einzelheit so klar als wäre es Wirklichkeit gewesen. Oder war das tatsächlich kein Traum? Ich sehe auf mein Handgelenk an dem die Waffe hängt. Ich hatte sie gestern gar nicht abgemacht. Hab ich es vergessen? Sie ist warm, wohl von der Bettwärme. Einen Moment dachte ich der Splitter darin hätte gefunkelt, doch das habe ich mir nur eingebildet. Doch die Worte und die eindeutige Warnung kann ich nicht so einfach vergessen. Die Worte schwirren mir noch die ganze Zeit im Kopf herum, bis der Wecker klingelt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
WICHTIG:
Cateline Heartfield gehört nicht mir sondern Rune92.
Zu finden ist sie nur auf Fanfiktion.de Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)

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Von:  Yashi2506
2023-09-18T21:28:36+00:00 18.09.2023 23:28
Hast du was an der Geschichte geändert oder gelöscht?? Ich erinnere mich an Sachen die nicht mehr aufgetaucht sind.. und leider ist die Geschichte nicht zu Ende geschrieben worden 😔
Von:  Yashi2506
2023-09-18T08:48:45+00:00 18.09.2023 10:48
7 Jahre ist es her und ich musste wieder an diese Geschichte denken. Und jetzt sitze ich hier, lese sie erneut und die Spannung von damals ist auch wieder da 😍
Von:  Yashi2506
2016-11-02T13:58:58+00:00 02.11.2016 14:58
Boah das war echt spannend! Als Ravage und Laserbeak kamen hat mein Herz saltos gemacht :D ich liebe diese fanfic !! Hoffentlich endet die Geschichte nie :D <3
Antwort von:  CanisMinor
03.11.2016 20:26
Vielen Dank :)
Es freut mich echt sehr, dass es dir so gut gefällt.
Es wird auch auf jedenfall noch eine Weile dauern, bis die Mal fertig ist ;)

LG
CanisMinor
Antwort von:  Yashi2506
05.11.2016 13:12
Da bin ich echt mega gespannt wie es weiter gehen wird :)
Von:  Yashi2506
2016-09-18T09:54:15+00:00 18.09.2016 11:54
Wann gehts weiter?
Antwort von:  CanisMinor
18.09.2016 13:12
Hallo Yashi2506,

danke für deine lieben Kommentare.

Momentan ist es etwas schwierig regelmäßig weiterzuschreiben, da ich im letzten Lehrjahr bin und somit eine Menge zu tun habe. Aber es wird weitergehen. ;)

LG
CanisMinor
Antwort von:  Yashi2506
18.09.2016 13:19
Achso ja das verstehe ich natürlich :)
Dann stress dich bitte nicht und lass dir zeit :)
Von:  Yashi2506
2016-09-16T18:09:34+00:00 16.09.2016 20:09
Wiiiie zu ende!? NEIIIIIN
Von:  Yashi2506
2016-09-16T16:21:38+00:00 16.09.2016 18:21
Awww bitte enttäusch mich nicht lieber Autor 😂😍
Von:  Yashi2506
2016-09-16T16:10:27+00:00 16.09.2016 18:10
Oh nein das ist zucker süß 😍😍
Seltsames paar; aber ich hoffe soundwave und helena kommen zsm 😍😂😆👍
Von:  Yashi2506
2016-09-16T15:04:12+00:00 16.09.2016 17:04
Wirklich sehr gut!!! Ich bin mega gespannt was noch auf helena zukommt
Von:  Yashi2506
2016-09-16T09:02:52+00:00 16.09.2016 11:02
Oh man ich liebe diese Story 😍
Soundwave und helena das bringt mich zum schmunzeln 😆
Von:  Yashi2506
2016-09-15T20:20:51+00:00 15.09.2016 22:20
Ich fand das voll gruselig erstmal das soundwave überall war 😂


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