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Einzelposting: Wie würdet ihr euer Kind erziehen? Worauf legt ihr Wert?


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Von:    Ellerfru 24.08.2011 16:23
Betreff: Wie würdet ihr euer Kind erziehen? Worau... [Antworten]
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Archimedes:

> Problematisch ist, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter nicht durch Argumente zu überzeugen sind aufgrund ihre Entwicklung.

Hm... Meine Eltern haben das damals irgendwie auf die Reihe bekommen.

> Kinder können erst ab einem bestimmten Alter reflektieren und sich in eine andere Person hineinversetzen

DAS ist eine gewagte These - und eine, die in der modernen Psychologie und Neurologie immer mehr bezweifelt wird.
Zusätzlich muss noch sauber zwischen kognitiver und affektiver Empathie unterschieden werden. Sprich: dass jemand nicht über seine empathischen Regungen reflektieren kann, bedeutet nicht zwangsläufig, dass da auch keine Empathie vorhanden sein kann. (Nur eben keine kognitive.)
Dass da der Weisheit letzter Schluss noch LANGE nicht gesprochen ist, weiß ich selbst - aber ich denke, gerade in einer Wissenschaft, in der noch so vieles schlicht unklar ist, sollte man solche Aussagen nicht als Fakt in den Raum stellen, selbst wenn es sich um eins der ältesten und am meisten wiederholten Dogmen der konservativen Erziehung handelt. Empathie bei Kleinstkindern ist schlichtweg noch größtenteils unerforscht.
Eine interessante Versuchsbeschreibung mit 16 bis 24 Monate alten Kindern:
http://www.einsteinforum.de/uploads/media/Bischoff_Koehler_Empathie.pdf
Da haben einige Kinder schon im Alter von unter 2 Jahren Empathie gezeigt bzw. waren in einem Übergangsstadium dorthin. (Was wiederum ein deutliches Indiz dafür ist, dass ein dreijähriges Kind diese Entwicklung meist schon abgeschlossen haben dürfte.)

> Es verknüpft aber die Handlung "einen anderen hauen" mit Schimpfen und Bestrafen, wird es also nicht mehr machen.

Schlimmstenfalls aber leider auch "einen anderen hauen" mit "ist eine schnelle und effektive Problemlösung im zwischenmenschlichen Umgang, kann man aber nur machen, wenn man größer und stärker ist". Solche Lerneffekte stellen sich bei Kindern recht schnell ein. Wir hatten mal einen im Kindergarten, der oft schon aus geringfügigsten Anlässen (will Spielzeug haben etc.) andere Kinder geschlagen hatte, aber GENAU wusste, dass er sich das nur bei Kindern erlauben kann, die mindestens einen Kopf kleiner waren als er. Größere hat er nie angegriffen. Und der war 3 Jahre alt. Letztlich hat sich dann herausgestellt, dass die Eltern "mal einen Klaps" für eine adäquate Erziehungsmethode hielten...

> Ich sage nicht, dass man ein Kind körperlich züchtigen soll/muss, sondern bis zu einem gewissen Alter für bestimmtes Verhalten bestrafen muss.

Oh, was das angeht, sind wir uns sogar einig. Ich habe nichts gegen eine gewisse Konsequenz in der Erziehung. (Meine Eltern sind zum Beispiel, wenn ich in Geschäften gequengelt habe, konsequent aus dem Laden gegangen, ohne mir etwas zu kaufen - und ich schlaues Blag habe dann auch SEHR schnell mitbekommen, dass ich mit Gequengel nicht weiterkomme.) Ich bin eben nur der Meinung, dass körperliche Gewalt nicht das richtige Mittel und im Zweifelsfall sogar kontraproduktiv ist.

> Ich fand lediglich den Post meiner Vorrednerin absolut unangebracht, Fälle von Misshandlungen (und nichts anderes hat sie angesprochen, wenn sie von psychologischen Fällen erzählt) mit dem Klaps auf den Po zu vergleichen. Da liegen Welten dazwischen!

Das Problem ist aber, dass statistisch erwiesen auch Kinder, die nur "gelegentlich einen Klaps" bekamen, im späteren Leben statistisch signifikant häufiger gewalttätig in Erscheinung treten. Dafür sind nicht erst schwere Misshandlungen nötig. (Dass letztere natürlich einen noch viel schwereren Effekt haben, bestreitet wohl keiner. Und dass viele Kinder von einem gelegentlichen Klaps keinen Schaden davontragen - einige aber offenbar schon.)

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