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Einzelposting: Besser durch Jesus Christus


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Von:    Ellerfru 07.09.2011 11:44
Betreff: Besser durch Jesus Christus [Antworten]
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Archimedes:

> Es ist etwas anderes die eigene Meinung zu vertreten als zu lehren. Man darf auch als von der Kirche Beauftragter eine andere Meinung haben und diese äußern. Man darf sie nur nicht lehrern.
> Ich stimme in vielen Fällen nicht mit der kirchlichen Lehrmeinung überein und darf auch scharfe Kritik an ihr äußern, darf meine persönliche Meinung aber nicht lehren.

In dem Fall entzieht sich mir aber völlig, warum man dann überhaupt "lehrt", wenn man dabei gezwungen ist, Positionen öffentlich zu vertreten, denen man selbst innerlich gar nicht zustimmen kann. Aber was solls - es hat schon einen Grund, dass ich KEINE Theologin geworden bin. Und wenns nur mangelnde kognitive Dissonanz sein sollte. ^^

> Ich denke, hier liegt gerade ein Missverständnis vor, was Inklusivismus bedeutet. Inklusivismus bezieht sich weitestgehend auf die abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam und deren Teilhabe an der Wahrheit (= Gottesfrage).

Das ist mir durchaus klar. ^^ Wobei ich allerdings der Meinung bin, dass diese Haltung die Grundproblematik (Intoleranz gegenüber Andersgläubigen) nicht löst, sondern nur auf einen anderen Personenkreis verschiebt - immerhin gibt es auch gläubige Menschen, die keiner "abrahamitischen" Religion angehören. Es bedeutet doch in der Praxis nur, dass nicht mehr so sehr gegen Juden und Muslime gehetzt werden soll. Ein Hindu oder eine Wicca-Priesterin hat nichts davon.

> Dass dort Sympathie herrscht, unterstellst du jetzt. Es gibt sehr viele Theologen und auch hochrangige Geistliche, die dieses Verhalten missbilligen und das auch äußern. Und dann solltest du auch bitte bedenken, dass es sich in der Presse nicht gut verkaufen lässt, wenn kirchliche Vertreter sich moderat gegen die Lerhmeinung äußern. Es macht sich besser, Artikel zu veröffentlichen, in denen gegen das Verhalten oder die Haltung von anders Denkenden plädiert wird, meistens von kirchlichen Vertretern, die selbst am Rande des Fundamentalismus kratzen.

Das Problem ist aber doch, dass es reichlich kirchliche Vertreter GIBT, die "am Fundamentalismus kratzen", bzw. teilweise mMn teilweise weit übers "kratzen" hinausgehen. Wenn besagter Fundamentalismus tatsächlich von einer Mehrheit der Kirchenleitung missbilligt würde, gehe ich mal davon aus, dass man ziemlich schnell etwas dagegen unternehmen könnte und würde. Eine Institution, die Fundamentalisten nicht nur barmherzigerweise in ihren Reihen behält (aus Sorgen um deren Seelenheil oder wasauchimmer) sondern sogar in öffentlichen Ämtern belässt, darf sich dann eben auch über entsprechend scharfe Berichterstattung nicht wundern. So was IST nun mal nicht zuletzt ein Publicity-Desaster.

> Erstmal sollte festgehalten werden, was Exkommunikation bedeutet. Exkommunikation ist kein Kirchenausschluss sondern die Aberkennung bestimmter Rechte und somit der Verlaust der Kirchengememeinschaft (Bsp.: Teilhabe an der Eucharistie und anderer Sakramente).

Ist mir bekannt.

> Bei der Abtreibung liegt gemäß Kichenrechts eine Tatstrafe vor, also nach kirchlichem Ermessen eine Straftat. Die katholische Kirche (ich meine hier jetzt nicht nur den Vatikan, sondern die komplette kirchliche Gemeinschaft, also alle Christen) sagt aus, dass jedes Leben heilig ist und die Beendigung selbigen gesühnt gehört.

So weit kann ich der Argumentation ja noch folgen...

> Bei der Abtreibung eines Kindes ist das ein noch weit schlimmerer Mord, weil dieses Leben unschuldig ist.
> Hier unterscheidet die Kirche zwischen schuldfreiem Leben und schuldhaftem Leben.

Was ich übrigens moralisch ablehnen muss. Ich persönlich gehe von dem Standpunkt aus, dass Leben ein Menschenrecht und somit völlig unabhängig von irgendeiner Schuldfrage ist. Einen "schlimmeren" oder im Umkehrschluss "weniger schlimmen" Mord kann es danach nicht geben.

> Funfact am Rande:
> Die Exkommunikation geht noch auf Paulus zurück und betraf zunächst weitestgehend Häretiker. Paulus hat viel verbockt (ihm verdanken wir auch, dass Frauen keinen geistlichen Posten innhaben dürfen und den Zölibat).

Der gute alte Paulus, der auch so viele konstruktive Dinge zum Verhältnis der Christen zur staatlichen Ordnung beizutragen hatte? Hurra...

> Die Exkommunikation einer Mutter und der Ärzte, die ein solches Leben beenden, müssen gemäß Kirchenrecht exkommuniziert werden.

Dann ist mMn etwas mit dem Kirchenrecht nicht in Ordnung...

> Die Umstände, wie dieses Leben entstand, sind nicht dabei nicht von Bedeutung, denn das Kind selbst ist schuldlos.

Ich denke nicht, dass das irgendwer bestreiten würde. Den Babys (Zwillinge!) irgendeine moralische Schuld an der Sachlage zu geben wäre reichlich blödsinnig. Das hat auch niemand getan.

> Ich finde die Argumentation, dass jedes Leben geschützt gehört, nicht per se schlecht.

Nein, sicherlich nicht.

> Problematisch wird diese Denkweise erst dann, wenn ein Leben gegen das andere abgwogen werden muss, in dem Fall eben das Leben der Mutter gegen das des Kindes.

Nicht nur das - das würde ja implizieren, dass die Babys sonst überlebt hätten. Die Wahl war zwischen "Leben der Mutter bei frühzeitigem Tod der Babys" und "Tod von Mutter UND Babys"... Ich muss sagen, ich hätte da exakt die gleiche Entscheidung getroffen wie diese Ärzte.

> Dort gerät man unwiderruflich in eine ethische Debatte, die nicht einfach so zu lösen ist, weil man die Frage zu beantworten hat "Wessen Rechte wiegen schwerer?".

Aber das ist doch das Problem... Eine Zwillingsschwangerschaft bei einer Neunjährigen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich. Die behandelnden Ärzte haben allesamt versichert, dass die heranwachsenden Kinder so oder so nicht lebensfähig gewesen wären, sondern beim Wachsen das Becken der jungen Mutter so beschädigt hätten, dass diese mitsamt den Kindern an inneren Blutungen gestorben wäre. (Ein unangenehmer Tod!) Hätte man nicht abgetrieben, wären Mutter UND Kinder tot. Einen eindeutigen Fall von Lebensrettung hier mit Mord gleichzusetzen und auch gleich zu behandeln zeugt von einem ziemlich engstirnigen Dogmatismus. Immerhin geht es nicht um einen Fall von Abtreibung um der Karriere/Lebensplanung willen, also sollte man es weder moralisch noch rechtlich damit gleichsetzen.
Und im gleichen Atemzug sogar noch das Vergewaltigen einer Neunjährigen als "weniger schweres Vergehen" zu bezeichnen... Nun ja. Mit so widerwärtigem Zynismus kann und will ich nicht übereinstimmen. Meiner Meinung nach ist der Erzeuger der Zwillinge der EINZIGE Beteiligte an diesem Drama, der tatsächlich wirklich richtig massiven moralischen Dreck gebaut hat (seien wir mal ehrlich, eine Neunjährige zu vergewaltigen ist einfach nur erbärmlich) - und der ist der einzige, der nicht exkommuniziert wird. Schon lustig... Und für Nicht-Christen absolut unverständlich, aus naheliegenden Gründen. Ich sehe jedenfalls nicht ein, warum "eine Neunjährige schwängern und damit sowohl ihren Tod als auch den Tod der resultierenden Babys in Kauf zu nehmen" ein weniger schweres Vergehen sein soll als "die Babys abzutreiben um zumindest das Leben der jungen Mutter retten zu können".

> Die Kirche solidarsisiert sich nicht mit ihnen. Das ist absolut die falsche Wortwahl. Solidarisierung beudetet "befürworten" und "unterstützen". Sie will diese Menschen nicht aufgeben. Das ist ein Unterschied.
> Viele kirchliche Vertreter sprechen sich regelmäßig gegen die Todesstrafe aus und flehen regelrecht darum, dass die Menschenrechte nicht mit Füßen getreten werden.

Nach welchen Kriterien trifft denn die Kirche die Entscheidung, ob Menschen "aufgegeben" werden sollen oder nicht? Wie ich schon sagte: wenn es darum geht, Menschen einfach nur "nicht aufzugeben", dürfte NIEMAND exkommuniziert werden.

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