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Buch-Review: To Kill a Mockingbird Literatur (Sonstige), Review

Autor: Calafinwe

Titel: To Kill a Mockingbird
Autor: Harper Lee
Genre: Drama
Verlag: Grand Central Publishing
Sprache: englisch
Deutscher Titel: Wer die Nachtigall stört
Verfilmung: 1962 durch Robert Mulligan

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Plot
1930er Jahre: Die sechsjährige Scout und ihr vier Jahre älterer Bruder Jem wachsen behütet in Macomb, Alabama, auf. Ihr Vater Atticus Finch ist angesehener Rechtsanwalt und zugleich Abgeordneter im Maycomb County. Die Bürger leiden unter der Wirtschaftskrise, es gibt wenig zu Essen und noch weniger Arbeit. Das Leben der Kinder ist geprägt von Besuchen ihres neuen Freundes Dill Harris, den ersten paar Schuljahren von Scout und der langsam beginnenden Pubertät von Jem. Gemeinsam erleben die Kinder, wie Atticus Finch den Schwarzen Tom Robinson verteidigt, der beschuldigt wird, eine weiße Frau vergewaltigt zu haben...


Meinung - hier nicht weiterlesen, wenn man nicht gespoilert werden will ;-)
Heute stelle ich euch eines der bekanntesten und wichtigsten Werke der US-amerikanischen Literatur vor. Vergesst George R. R. Martin und Stephenie Meyer, die schreiben nur unbedeutende Schinken im Vergleich zu diesem Roman. Warum gerade dieses Buch? Ich habe es kurz vor Silvester in einer Dreitagesaktion gelesen, da ich plane, im Sommer meine Bachelor-Arbeit darüber zu schreiben und wollte mir vorab einen Überblick verschaffen. Ich bin hin und weg!

Die Geschichte entwickelt sich langsam. Die Geschwister lernen Dill Harris kennen und gemeinsam wundern sich die Kinder über das Radley Anwesen etwas weiter die Straße rauf. So gut wie nichts gibt Aufschluss darüber, ob in dem Haus überhaupt noch jemand wohnt. Arthur "Boo" Radley, der Sohn des Hauses, hat man seit Jahren nicht mehr auf der Straße gesehen und so vermutetn die Kinder die wildesten Geschichten hinter dessen Absenz. Atticus ist redlich darum bemüht, den Kindern ihre Flausen auszutreiben und ihnen ein Vater zu sein. Der Anwalt versucht, ihnen die Angelegenheit in einfacher Sprache zu erklären. Die unterschiedlichste Art von Nachbarn komplettiert das Bild. Da ist zum Beispiel Maudie Atkinson, die Nachbarin der Finches, die meistens in ihrem Garten zu Gange ist. Oder Mrs. Dubose, eine griesgrämige alte Vettel, bei der erst hinterher herauskommt, dass sie morphinsüchtig und deshalb so verbittert ist. Auch Tante Alexandra tritt immer wieder in Erscheinung, mal, um Atticus zu belehren, dann wieder, um bei der Familie zu unterstützen und gegen die schwarze Haushälterin Calburnia zu hetzen.

Erst später erfahren die Kinder von Atticus' Einsatz für den Schwarzen Tom Robinson. Für die aufbrausende Scout ist es sehr schwer zu ertragen, dass ihr Vater durch die Bank weg als "Nigger-Lover" bezeichnet wird. Der Anwalt selbst verliert mehr und mehr an Ansehen. Ein Höhepunkt der Geschichte ist, wenn Robinson in das örtliche Gefängnis von Maycomb verlegt wird, da am nächsten Tag der Prozess stattfinden soll. Atticus entchließt sich dazu, nachts vor der Eingang zum Gefängnis Wache zu schieben und das unbewaffnet. Wie man bereits vorausahnen konnte, kommt eine Bande besoffener weißer Bürger an und fordern, dass sie Zugang zum Gefängnis erhalten. Doch die Situation kann durch die drei Kinder entschärft werden.

Am nächsten Tag findet wie geplant der Prozess gegen Robinson statt. An dieser Stelle muss man dazu sagen, dass der Prozess - wie zu erwarten ist - zu Lasten des Angeklagten ausgeht. Und das, obwohl Atticus Finch vor allem in der Novel hinreichend darlegen konnte, dass die Geschädigte Mayella Ewell und der weitere Zeuge, ihr Vater Robert E. Lee Ewell, lügen. Warum? Weil das Wort eines Schwarzen nichts zählt, wenn es gegen das Wort eines Weißen steht. Zumindest nicht in den Südstaaten der 1930er Jahre, die geprägt sind von der Segregation von Schwarzen und Weißen. Diesen Roman kann man wohl stellvertretend verstehen für eine Vielzahl ungerecht gefällter Gerichtsurteile, die zu 100% immer zu Lasten der schwarzen Minderheit ausgefallen sind.

Trotzdem hofft man natürlich irgendwie, dass es in diesem konkreten Fall vielleicht anders ausgehen möge. So auch Jem und Scout, die den Prozess von der Empore aus nachverfolgen, die eigentlich den Schwarzen vorbehalten ist. Überhaupt sind die drei Kinder noch recht unempfänglich gegenüber der Segregation. Sie wissen zwar, dass es das gibt, aber kennen die Hintergründe dafür noch nicht. Außerdem haben sie keine Scheu davor, mit ihrer schwarzen Haushälterin Calpurnia eine Messe der schwarzen Gemeinde zu besuchen oder sich wie gesagt zu den Schwarzen auf die Empore zu setzen.

Neben dem Thema Rassenkampf (Weiße vs. Schwarze) ist auch Klassenkampf (Arbeiter vs. Mittelschicht) ein Thema. Zudem wird die Rolle der Frau thematisiert. Mut und Verlust der Unschuld sind ebenso Motive dieses Romans wie Gesetze (geschrieben und ungeschrieben). Der Roman gibt so viele verschiedene Ansatzmöglichkeiten her, dass ich persönlich jetzt ein weites offenes Feld vor mir habe, aus dem ich wählen kann. Bei Gelegenheit werde ich wohl mal recherchieren, welchen Einfluss das Buch auf die Civil Rights Movement hatte, da die Geschichte zwar in den 1930er Jahren spielt, aber der Roman 1960 veröffentlicht wurde.

Am besten fand ich aber den Kommentar meiner Dozentin, als ich meinte, ich will über dieses Buch schreiben. Da hat sie mich gefragt, ob tatsächlich über das alte, oder doch lieber das neue Buch von Harper Lee, welches jahrzehntelang verschollen war, erstmals Mitte 2015 veröffentlicht wurde und quasi ein Sequel zu To Kill a Mockingbird ist. Ich so O__O' Hab es gleich mal bestellt.

Lest das!
Und falls ihr das tatsächlich lest, dann am besten im englischen Original. Slang-Sprache ist einfach nicht übersetzbar, aber lasst euch davon nicht abschrecken. Es ist nicht so extrem wie bei anderen US-amerikanischen Büchern.

 


Quellen: Buch-Covererstes Bild, zweites Bild

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Datum: 18.01.2016 15:47
Ich hab zwar oft den Titel gehört, aber nie wirklich, um was es darin ging. Danke für die Zusammenfassung, wäre echt mal interessant zum lesen :-)
"Remember, reality is an illusion, the universe is a hologram, buy gold, bye!" — Bill Cipher
"Today I learned morality is relative." - Mabel Pines
Datum: 18.01.2016 19:10
habs damals im englisch -leistungskurs gelesen und für die klausurvorbereitung die deutsche ausgabe besorgt. ich finds nach wie vor klasse, aber besser auf englisch :)


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