Zum Inhalt der Seite

Angel School

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 7

Endlich war der Tag gekommen: Es war der letzte Tag der Ferien und ich musste meine Sachen packen. Annie hatte mir zwei große Koffer und außerdem noch eine Schultasche zum Umhängen gekauft. Sorgfältig legte ich alles, was ich brauchte, zusammen. Neben der eigentlichen Uniform gehörten auch noch Sport-, Ausflugs- und Wintersachen zur Schulkleidung. Durch Lillian hatte ich ebenfalls schon alle Bücher, die wir brauchen würden, besorgt. Diese verstaute ich in meinem zweiten Koffer, der daraufhin sehr schwer wurde. Die zwei letzten Dinge, die ich einpackte, waren der schöne schwarze Mantel, den mir meine Eltern geschenkt hatten, und die in Leder gebundene Bibel. Mit Erschrecken merkte ich, wie lange ich schon nicht mehr in einer Kirche gewesen war. Vor einem halben Jahr war das alles noch alltäglich für mich gewesen. Es klopfte an der Tür und Micail trat n mein Zimmer. „Bist du schon fertig?“, wollte er wissen. „Nein, noch nicht ganz. Wann wollten wir gleich noch mal los?“ „Auf jeden Fall vor dem Mittagessen. Also in einer knappen Stunde.“ Ich nickte. „Gut, bis dahin bin ich fertig“, sagte ich und erwartete eigentlich, dass Micail ging. Doch er blieb stehen. „Was ist noch?“ Er grinste. „Ich habe noch etwas für dich. Ein Abschiedsgeschenk sozusagen.“ Das hatte ich nicht erwartet. Er reichte mir ein Päckchen. „Mach’ es aber bitte erst auf, wenn du in der Schule bist“, sagte er, drehte sich herum und ging. Am liebsten hätte ich es sofort aufgemacht, aber ich respektierte seinen Wunsch, obwohl ich ihn nicht ganz verstand, und legte das Geschenk in den Koffer.

Wie Micail gesagt hatte, ging es etwa eine Stunde später los. Wir stiegen in den Wagen meiner Tante ein, den ein Chauffeur fuhr. Ich hatte keine richtige Lust dazu, mich mit Annie zu unterhalten, da ich mit Micail, der vorn saß, nicht sprechen konnte, schaute ich lieber aus dem Fenster und bewunderte die Landschaft. Wir fuhren in Richtung Westen nach Cornwall und kamen am späten Nachmittag an der Schule an. Mir verschlug es regelrecht die Sprache, als wir durch das geschmiedete Tor über das Schulgelände zum eigentlichen Gebäude fuhren. Lillian hatte nicht gelogen: Es sah tatsächlich aus wie ein altes Schloss. Wir stiegen aus und blieben am Fuße der großen Freitreppe, die zum Portal hinaufführte, stehen. Um uns herum verabschiedeten sich viele Familien von ihren Kindern. Ich sah Jugendliche in meinem Alter, aber auch noch welche, die ein paar Jahre jünger oder älter waren als ich selbst. Micail indessen machte seinen Gefühlen Luft: „Wie lange ich schon nicht mehr hier war! Vier Jahre sind es bestimmt schon.“ Ich schaute ihn ungläubig an. „Ja, auch ich war hier auf dieser Schule. Hätten wir noch mehr Zeit, würde ich dir noch einige Dinge zeigen.“ „Aber diese Zeit haben wir nicht“, unterbrach ihn Annie plötzlich. „Das Hauspersonal hat sich schon um dein Gepäck gekümmert. Ich glaube, wir sollten so langsam Miss Livington aufsuchen. Sie hat dafür gesorgt, dass du mit ihr in einem Zimmer wohnen kannst. Sie wird dir auch alles Übrige zeigen.“ Wie auf ein Stichwort erschien Lillian auch sofort. „Schön dich zu sehen“, sagte sie und umarmte mich. „Mein Vater ist eben wieder gefahren. Ich glaube, es wäre besser, wenn du dich auch so langsam verabschiedest.“ Ich nickte. Dann ging ich zu Annie und umarmte sie. „Danke, dass ich bei dir wohnen durfte“, sagte ich und sie lächelte. „Ich wünsche dir viel Spaß hier. Und lass’ bitte deine Manieren nicht ganz unter den Tisch fallen.“ Nun musste auch ich lachen. Nun wendete ich mich Micail zu. Annie hatte gesagt, dass er heute nicht als Dienstbote mitgekommen war, sondern als Freund. Ich wusste gar nicht so richtig, was ich sagen sollte. Stattdessen umarmten wir uns und er flüsterte mit zu: „Vergiss bitte nicht, was ich dir auf dem Sommerfest gesagt habe. Auch wenn ich dich jetzt allein lassen muss.“ Ich musste mir Mühe geben, nicht zu weinen. „Danke für alles“, entgegnete ich und ließ ihn los. Ohne mich noch ein weiteres Mal umzudrehen folgte ich Lillian durch das Portal in die Schule hinein.

Doch kurze zeit später war die Trauer über den Abschied auch schon wieder verflogen. Da wir noch den ganzen Nachmittag bis zum Abendessen Zeit hatten, zeigte Lillian mir die Schule. Unterwegs trafen wir auch die drei Jungs vom Sommerball wieder. Überall, wo wir hingingen, klebten die Blicke der anderen Schüler förmlich an mir. „Warum starren die mich so an?“, wollte ich schließlich von meiner Freundin wissen. „Keine Ahnung. Vielleicht wegen deiner Haare? Nein, natürlich nicht deswegen. Es ist eher dein Kleid. Es getraut sich kaum jemand, Weiß zu tragen.“ „Weswegen denn?“ Sie rollte mit den Augen. „Wegen Duncan. Weiß ist seine Farbe.“ Ich begriff nichts von dem, was sie da sagte. Lillian seufzte. „Das hat mit den Engeln zu tun. Ich erkläre es dir heute Abend. Lass’ uns jetzt lieber weitergehen. Folge mir einfach.“ Die Treppen, die wir zuvor hinaufgegangen waren, stiegen wir jetzt wider herunter. Lillian zeigte mir noch den Speisesaal und die Fechthalle sowie das Schwimmbad. Schließlich kamen wir am Pferdestall an. „Diese Schule ist echt riesig“, stellte ich fest. „Es ist aber nicht unbedingt schwer, sich hier zurechtzufinden. In ein paar Wochen wirst selbst du das Gelände kennen wie deine eigene Westentasche. Jetzt möchte ich dir aber noch etwas Besonderes zeigen: Mein Pferd.“ Ich war begeistert. Ihr Pferd war wirklich eines der schönsten Tiere, das ich je gesehen hatte. „Reiten wirst du auch noch lernen, dafür sorge ich“, spöttelte sie. Gut gelaunt gingen wir zurück zum Speisesaal, um zu Abend zu essen. Dabei lernte ich noch eine seltsame Regel kennen: Beim Abendessen sowie bei allen anderen Mahlzeiten durften zuerst die Mädchen, dann die Jungen essen. Ich merkte auch sofort warum: Der Speisesaal war für die gesamte Schülerschaft einfach zu klein.

Nach dem Essen führte Lillian mich in die Quartiere. Die Schlafräume der Mädchen lagen im Westflügel, die der Jungen um Ostflügel. Die Zimmer waren relativ groß, sodass zwei Menschen bequem miteinander leben konnten. Zusammen packten wir unsere Koffer aus. Dabei erklärte mir Lillian die Sache mit den Engeln: „Es gibt neun Engel an dieser Schule. Jeder dieser Engel hat seine eigene Farbe. Duncans Farbe ist Weiß, meine ist Grün. Die Uniformen der Engel unterscheiden sich von denen der anderen Schüler.“ Sie zeigte mir ihre eigene Kleidung. Sie war nicht nur anders geschnitten, sondern schwarz mit grünen Borten. „Deswegen sind eure Schuluniformen grau. Auch gibt es nur einen, der ausschließlich Schwarz tragen darf: Das ist Luzifer. Ihn wirst du aber noch früh genug kennen lernen.“ „Danke. Ich glaube, alleine hätte ich das nie herausgefunden.“ „Da bist du nicht die Einzige. Es gibt immer wieder Neulinge, die diesen Fehler machen. Aber ich finde es nicht so schlimm. Auch Duncan wird dir deswegen nicht böse sein, er kennt dich ja schließlich mittlerweile. Du darfst dich schon auf morgen freuen. Zum Morgenappell darfst du uns Engel in unserer vollen Pracht bewundern. Bei Gelegenheit stelle ich dir die anderen auch noch vor. Immerhin kann nicht jede behaupten, mich zur Freundin zu haben. Das muss ja gewisse Vorteile bringen.“ Ich lachte und umarmte sie. „Dann will ich es mir aber auch nicht mit dir verscherzen. Hast du etwas dagegen, wenn wir so langsam schlafen gehen?“ „Nein, ganz und gar nicht.“ Bevor ich zu Bett ging, zog ich meine Bibel noch einmal aus der Tasche. Dabei fiel mir Micails Päckchen auf. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, es zu öffnen. Zuerst fand ich einen Brief, den ich natürlich sofort las. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Micail so eine schöne Schrift hatte. Mir war, als könnte ich seine Stimme wieder hören, wie er die einzelnen Worte aussprach. Der Brief war nicht besonders lang und es stand nur darin, was mir er schon zum Abschied gesagt hatte, dazu noch die Aufforderung, dass ich ihm schreiben solle. Die größere Überraschung war der andere Inhalt des Päckchens: Ein mp3-Player, wie Micail einen hatte. „Was hast du da?“, fragte Lillian über meine Schulter hinweg. Eigentlich hätte ich erschrecken sollen, aber das gewöhnte ich mir bei ihr langsam ab. „Ein Abschiedsgeschenk von Micail“, antwortete ich und schaltete den Player ein. Als ich die Musik hörte, freute ich mich innerlich noch mehr. Es war meine Lieblingsmusik. Die, die Micail und ich meistens zusammen gehört hatten. Ich bemerkte gar nicht, wie Lillian mir eine gute Nacht wünschte und sich hinlegte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  mocca-shake
2007-05-08T18:25:51+00:00 08.05.2007 20:25
schade das sie von micail abschied nehmen muss aber die idee mit dem geschenk finde ich knuffig! aber das gibt der geschichte eine neue richtung! ich bin schon auf mehr gespannt
LG mia ^^


Zurück