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Späte Erkenntnis

Endlich doch ein Happyend?
von

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Zweiter Teil

Endlich...der zweite Teil meiner Georgie-Fanfic, und ich hoffe, Euch auch bald den letzten präsentieren zu können!!!
 

Georgie fühlte sich so leicht und beschwingt wie in einem Traum, als ihre Füße sie durch das saftige Gras trugen. Nie hatte sie sich glücklicher gefühlt, als in dieser kurzen Zeit, als sie Hand in Hand mit Abel über die Wiesen lief und dabei alles um sich herum vergessen konnte.

"Abel, warte, ich kann nicht so schnell..." rief sie heiter und versuchte durch ein wenig Widerstand das Tempo zu verringern.

"Dann mußt Du eben fliegen..." kam seine übermütige Antwort und schon rannten sie noch schneller als zuvor. Bald schnappte Georgie erschöpft nach Luft und prustete wie eine alte Diesellok: sie war diese Art von Spaß einfach nicht mehr gewohnt und das enge Kleid schnürte ihr die Kehle zu.

"Ich kann nicht mehr", wie ein störrischer Maulesel versuchte sie Widerstand zu leisten, "laß uns doch das letzte Stück gehen, ja!"

Und tatsächlich blieb Abel für einen kurzen Augenblick stehen: "Wenn Du nicht mehr kannst, werde ich Dich eben tragen!" mit einem spitzbübischen Grinsen zog er Georgie auf seinen Rücken, bevor sie protestieren konnte.

"Du bist ja verrückt!" lachte sie mahnend, als sich Abel mit ihr wieder in Bewegung setzte: "Man sollte nicht meinen, daß Du ein erwachsener Mann bist!" aber im Grunde gefiel es ihr, von ihm durch die Gegend getragen zu werden.

"Sei bloß ruhig da oben, sonst lasse ich Dich noch versehentlich fallen!" schnaufte Abel und ließ sie kurz nach unten sacken, um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Erschrocken schrie Georgie auf und klammerte sich fest an seinen Hals, machte aber auch keine Anstalten den Griff wieder zu lockern, als sie sich auf Abels Rücken wieder sicher wähnte: "Als Du mich das letzte Mal getragen hast, hatte ich mir bei der Miene das Knie aufgeschlagen, weißt Du noch?"

"Natürlich", Abel gab ein ersticktes Brummen von sich, "aber damals bist Du doch um einiges leichter gewesen!"

"Oh, dann laß mich lieber runter, wenn ich Dir zu schwer bin!" enttäuscht wollte sie sich von seinem Rücken rutschen lassen, aber so schnell war Abel nicht klein zu kriegen: "Keine Sorge, ich schaffe es schon bis nach Hause, es ist ja nicht mehr weit!"

Und tatsächlich brachte er es fertig, Georgie bis zum Gatter der Buttman-Farm zu tragen, wo er sie schwer atmend absetzte.

"Oh, Abel", flüsterte Georgie andächtig und faltete die Hände vor der Brust, als wollte sie ein stummes Gebet sprechen, "ist das wirklich wahr? Sind wir wirklich wieder zu Hause?" liebevoll ruhten ihre Blicke auf dem Haus, in dem sie alle miteinander groß geworden waren.

Sie spürte, wie sich einer von Abels Armen um ihre Schultern legte: "Ja, Georgie, und keine Macht der Welt wird uns je wieder von hier fort bringen."

Langsam und ehrfürchtig traten die beiden hinüber zu der alten Haustür, die sie noch vor gar nicht allzu langer Zeit zum großer Ärger ihrer Mutter mit lautem Knallen hatten hinter sich zufallen lassen.

Abel erwartete, daß die Angeln beim Öffnen ein markerschütterndes Quietschen von sich geben würden, doch nichts dergleichen geschah. Geräuschlos schwang die Tür auf und ließ das helle Sonnenlicht in die staubbedeckte Küche fluten.

"Hier hat sich überhaupt nichts verändert..." Georgie trat auf den knarrenden Dielenboden und schaute sich verträumt um. Der Tisch, die Stühle, ja selbst die Töpfe auf dem Herd standen noch genau so, wie sie es in Erinnerung hatte.

"Du hast recht", Abel betrat den Raum nach ihr, geradewegs so, als wäre es nicht eine Küche, sondern eine Kapelle oder ähnliches gewesen, es kommt einem beinahe so vor, als wäre das Haus noch immer bewohnt. Es ist fast, als würde Mami jede Sekunde aus unserem Zimmer kommen, wo sie gerade unsere Betten gemacht hat, um uns zum Essen zu rufen."

Georgie schauderte: "Bitte hör auf damit, Abel, Du machst mir Angst!" so als suchte sie eine Bestätigung dafür, daß der Geist ihrer verstorbenen Mutter hier nicht umherspukte, öffnete sie die Tür zu Abels und Arthurs ehemaligem Zimmer. Erleichtert atmete sie auf, als sie die unbezogenen Betten sah, auf die müde das hereinfallende Sonnelicht schien: "Da hast Du einen Beweis dafür, daß die Farm unbewohnt ist: die Fenster sind so dreckig, daß man schon gar nicht mehr durchgucken kann und überall liegt zentimeter dicker Staub. Mal ganz abgesehen davon, daß hier schon ewig nicht mehr gelüftet wurde!" schwungvoll riß sie das Fenster auf, welches ihr am nächsten war: "Oh, Onkel Kevin und die andere kommen..." Abel trat zu Georgie und blickte dem heranrollenden Wagen entgegen: "Gut, daß es erst Mittag ist, da können wir noch einiges schaffen und das Haus bis heute abend noch einigermaßen auf Fordermann bringen."

Ein plötzliches Scharren auf dem Fußboden leiß Georgie erschrocken herumfahren. Zwei Meter hinter ihr saß ein kleiner Koalabär und starrte sie mit seinen dunklen Knopfaugen neugierig an.

"Knöpfchen?" Georgie ließ sich auf die Knie sinken und musterte den kleinen Besucher eindringlich. Konnte es denn sein...

"Bist Du sicher, daß das Knöpfchen ist, Georgie?" Abel beäugte den Bären eher skeptisch, denn Koalas waren ja in Australien bekanntlich keine Seltenheit. Doch im nächsten Moment macht er einen Satz auf Georgie zu, sprang ihr ohne Scheu in die Arme und begann zufrieden ihr Gesicht abzuschlecken.

"Oh Knöpfchen", Georgie schloß überglücklich die Arme um ihren Freund, "daß Du noch hier bist, mein Kleiner!"

"Er scheint hier wohl die ganze Zeit auf Dich gewartet zu haben..." Abel tätschelte den Kopf des kleinen Tieres und schlängelte sich dann an den beiden vorbei, um draußen beim Entladen des Wagens zu helfen.
 

"Ich habe einige Vorräte in die Speisekammer gebracht, weil ich dachte, Ihr hättet erstmal genug mit der Farm zu tun..." sagte Kevin, als er sich eine halbe Stunde später von Ihnen verabschiedete.

"Ach, Onkel Kevin, was würden wir bloß ohne Dich tun?" Georgie drückte ihm einen überschwenglichen Kuß auf die Wange und sprang vom Wagen.

"Wenn Ihr meine Hilfe braucht, dann müßt Ihr bloß bescheid sagen, ich gehe Euch gerne zur Hand!"

"Das ist wirklich nett von Dir, aber ich denke, wir wollen es erst einmal allein versuchen!" Abel stemmte tatendurstig die Hände in die Hüften, worauf Kevin unweigerlich lachen mußte: "Na schön, wie ich Euch kenne, werdet Ihr das schon schaffen." mit diesen Worten lockerte er die Zügel und sein Wagen setzte sich in Bewegung.

"So, meine Lieben", Arthur blickte auffordernd von einem zum anderen, "und womit fangen wir an, jetzt wo wir unter uns sind?"

"Ich würde mich ganz gern ein wenig umschauen, wenn keiner was dagegen hat." antwortete Maria schüchtern und erntete sofort die volle Unterstützung von Georgie: "Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee. Ich schlage vor, daß Arthur Dich ein bißchen herumführt und ich mache in der Zwischenzeit das Essen. Mit leerem Magen läßt es sich doch schlecht arbeiten und hinterher können wir dann so richtig loslegen.

"Und was mache ich?" überrascht sah Georgie zu Abel hinüber: "Na, mir helfen, natürlich, oder denkst Du, ich mache hier alles alleine?" damit griff sie ihn bei der Hand und zog ihn entschlossen hinter sich ins Haus.

"Viel Spaß, Abel, aber überanstreng Dich nicht!" rief Arthur ihm nach lachend hinterher und begann dann seine kleine Führung mit Maria.

"Ich soll was machen?" Abel betrachtete den Besen, den Georgie ihm entgegen hielt, wie ein Wesen von einem anderen Stern.

"Ausfegen, das wirst Du doch wohl noch können, oder? Ich putze in der Zeit ein wenig Staub und mache das Mittagessen!" freudestrahlend lief Georgie zur Tür.

"Hey", empört hielt Abel sie am rechten Handgelenk fest, "Staub wird aber hier drinnen geputzt!"

"Keine Sorge", Georgies Lächeln wurde noch breiter, "ich drücke mich schon nicht vor der Arbeit, ich bin in einer Minute wieder da!" schon war sie aus dem Haus und steuerte ihr Zimmer an. Ihr Reisekoffe stand auf dem noch ungemachten Bett und eifrig begann Georgie darin zu suchen, bis sie ein blaues, luftiges Sommerkleid in Händen hielt. Das paßte doch wirklich besser hierher als die ganzen überladenen Ballkleider. Nur gut, daß sie Emma kurz vor ihrer Abreise noch darum gebeten hatte, es anzufertigen.

Schnell zwängte sie sich aus ihrer engen und unbequemen Reisegarderobe und schlüpfte in das wesentlich bequemere Baumwollkleid. Dann öffnete sie die kleinen Silberspangen und ihre hochgesteckten Locken ergossen sich wie ein Strom aus Gold über ihre Schultern.

Wie durch Zufall entdeckte Georgie, daß unter ihrem eingestaubten Spiegel die rote Schleife lag, die Abel ihr einmal zum Geburtstag geschenkt hatte, und liebevoll band sie sie sich jetzt ins Haar.

Gerade als sie sich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete, öffnete sich ihre Zimmertür: "Gerogie..." tiefes Erstauenen und Bewunderung sprachen aus Abels Stimme, als er sie erblickte.

"Wie, bist Du etwa schon fertig mit Fegen?"

"Ähm, nein", Abel errötete leicht, "ich wollte bloß schauen, was Du so wichtiges zu erledigen hattest!"

Fröhlich drehte sich Georgie ein paar Mal um ihre eigene Achse: "Ich habe mir etwas bequemeres angezogen. Das andere Kleid war einfach... nicht passend!"

Abels Augen leuchteten vor Begeisterung, als er die rote Schleife in ihrem Haar erblickte: "So gefällst Du mir auch tausend Mal besser, Georgie."

"Ach Abel", verschämt sah sie zu Boden, "Du sollst doch nicht immer so einen Blödsinn erzählen!" trotzdem machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer vor Freude über das Kompliment.

"Das ist mein voller Ernst! Du bist das hübscheste Mädchen, das ich kenne..." für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und Georgie wurde warum ums Herz. Warum nur brachte Abels Anwesenheit sie mit einem Mal so durcheinander? Seine Schmeicheleien hatten sie doch früher nicht aus der Bahn werfen können.

"Wir sollten langsam anfangen, sonst gibt es heute wohl kein Mittagessen mehr..." schnell hatte sich Abel umgedreht, um die Röte zu verbergen, die ihm in den Kopf gestiegen war.

Der Bann war gebrochen: "Nachher verhungern wir noch am ersten Tag, das wäre natürlich nicht gerade eine Glanzleistung!" beschwingt versetzte sie Abel einen kleinen Klaps und eilte lachend vor ihm zurück in die Küche.
 

Nachdem alle eine gehörige Portion von Georgies vorzüglicher Gemüsesuppe verspeist hatten, beschlossen Abel und Arthur einen Rundgang über den Hof zu machen. Sie wollten feststellen, wo die dringendsten Reparaturen von Nöten waren, um sich einen ungefähren Plan über das weitere Vorgehen zurechtlegen zu können. Die beiden Mädchen waren also sich selbst überlassen und machten sich eifrig daran, das Haus wieder in einen wohnlichen Zustand zu versetzen. Vorher hatte Georgie Maria allerdings noch eines von ihren alten Kleidern verpaßt, da auch sie schnell eingesehen hatte, daß die Zeit des vornehmen Lebens endgültig vorbei war.

"Ich kann gar nicht glaube, wieviel Staub und Dreck sich hier angesammelt hat." stellte Georgie hüstelnd fest, während sie ihren Putzlappen zum wie ihr schien hundertsten Mal ins graue Wasser tauchte.

"Schließlich hat hier seit über einem Jahr niemand mehr sauber gemacht, da ist es doch nicht verwunderlich, daß es so aussieht!" Maria fuhr mit ihrem Tuch über eines der Fenstersimse im Zimmer der Jungen und begutachtete skeptisch die Schmutzstreifen, die daran hängengeblieben waren.

"Du hast schon recht", verträumt setzte sich Georgie auf Abels Bett, "aber Mami war immer so sorgfältig beim Putzen, daß man hätte vom Boden essen können. Und wir haben das Haus so verkommen lassen, daß ich mich beinahe dafür schäme."

"Du hast Deine Mutter sehr gern gehabt, nicht wahr?" Maria nahm ihr gegenüber auf Arthurs Bett Platz.

"Ja, das habe ich. Sie hat mir immer so furchtbar leid getan, weil sie oft so traurig gewesen ist. Sie war so schrecklich einsam, nachdem Papi gestorben ist, und dann habe ich sie auch noch so schrecklich enttäuscht, weil ich Lowell..."

"Georgie", Maria versuchte ihre aufsteigenden Selbstzweifel zu bremsen, "Du kannst Dir nicht ewig für alles, was passiert ist die Schuld geben. Du warst nun einmal in Lowell verliebt, woher solltest Du denn schließlich wissen, daß Abel und Arthur nicht Deine richtigen Brüder sind?"

Georgies Geischt nahm einen harten Zug an: "Oh, ja, und wie ich in Lowell verliebt gewesen bin. Er war der perfekte Märchenprinz, nicht wahr? Ich habe mir doch tatsächlich eingebildet, ich könnte den Rest meines Lebens mit ihm verbringen und habe über meine ganzen romantischen Hirngespinste hinweg gar nicht bemerkt, was für ein Mensch er war. Und als mir dann doch irgendwann endlich mal ein Licht aufgegangen ist, war alles schon zu spät."

"Das ist doch überhaupt nicht wahr!" die tröstenden Worte von Maria verfehlten gänzlich ihre Wirkung.

"Doch, es ist wahr. Ich bin ja so besessen gewesen von der Vorstellung, einmal einen gutaussehenden und netten Mann zu heiraten, daß ich mich wohl oder übel in den erstbesten verlieben mußte, der mir über den Weg gelaufen ist. Und das war nun einmal Lowell, der mich mit seinen aufgesetzten Gefühlen auch noch völlig überwältigt hat. Wenn ich nur damals schon gewußt hätte, daß ich..."

"Aber wenn das alles nie geschehen wäre, was glaubst Du, wie Dein Leben dann jetzt aussehen würde? Wie unser aller Leben dann jetzt aussehen würde?"

Georgie stand langsam auf und ging zum Fenster hinüber. In der Ferne konnte sie erkennen, wie Abel und Arthur sich an einem kaputten Zaun zu schaffen machten und zuckte müde mit den Schultern: "Ich weiß es nicht. Vielleicht würde Mami jetzt noch leben und uns allen wäre viel Leid erspart geblieben."

"Du weißt nicht, ob Deine Mutter noch am Leben wäre", geistesabwesend starrte Maria auf den dreckigen Lappen in ihren Händen, "aber Du hättest mit Sicherheit niemals Deinen Vater gefunden und seine Unschuld beweisen können. Und Arthur und ich hätten uns niemlas kennengelernt, mal ganz abgesehen davon, was mein Vater noch alles hätte anrichten können..." ein schmerzlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht, doch sie versuchte ihn so gut wie möglich zu verdrängen, "und denk nur an Abel. Er wäre wahrscheinlich bis an sein Lebensende unglücklich in Dich verliebt gewesen, ohne Dir jemals seine wahren Gefühle gestanden zu haben."

"Möglich", zärtlich ruhten Georgies Augen auf dem jungen Mann, der dort draußen mit nacktem Oberkörper in der sengenden Sonne stand und einen Pfahl in die Erde trieb, "aber die Schmerzen, die ich ihm mit meiner Dummheit zugefügt habe, werde ich nie wieder gutmachen können!"

"Du meinst, weil Du ihn abgewiesen hast?"

Dieses Mal konnte Georgie nur nicken, denn die Erinnerung an Abels Liebesgeständnis schnürte ihr die Kehle zu.

"Aber so hat er doch wenigstens die Möglichkeit gefunden, mit seinen Gefühlen fertig zu werden, meinst Du nicht?"

"Ich weiß nicht. Manchmal kann ich ihm nicht in die Augen schauen, weil ich mich für mein Verhalten so fürchterlich schäme!"

"Ach, Georgie" Maria war neben sie getreten und berührte sacht ihren rechten Arm, "ich glaube Du quälst Dich ganz unnötig."

Verwirrt blickte Georgie sie an: "Wie meinst Du das?"

"Na, ja", Maria nickte zu den beiden Jungen hinüber, "man merkt doch, daß er sich an den Gedanken gewöhnt hat, Dich nur als seine Schwester zu sehen, oder? Ich meine, er wirft Dir keine schmachtenden Blicke zu oder so etwas. Er macht auf mich den Eindruck, als wäre er glücklich, so wie alles ist."

"Bist Du Dir da sicher?" Georgies Frage war voll von Zweifeln und da war auch noch etwas anderes in ihrer Stimme? Hatten Marias Worte sie beunruhigt? Hatte sie sich wohlmöglich so sehr an den Gedanken gewöhnt, von Abel geliebt zu werden, daß sie sich ihr Leben schon gar nicht mehr anders vorstellen konnte?

"Vollkommen sicher! Wart es nur ab, er wird bestimmt bald merken, daß es auf der Welt auch noch andere hübsche Mädchen gibt und dann ist die Sache mit Dir ein für alle Mal vergessen."

Sicherlich hatte Maria es nur gut gemeint mit ihren Worten, doch sie hatte in Georgies Kopf ein geradezu perfektes Chaos angerichtet. Immer wieder durchkreuzten diese letzten Worte ihre Gedanken und hielten sie von der Arbeit ab. Was, wenn Abel sich tatsächlich wieder verlieben, oder vielleicht sogar eine Tages heiraten würde? Ob er sie und die Farm dann verlassen würde?

Vielleicht wäre sie dann allein mit Arthur und Maria, die doch nur noch Augen für einander hatten. Oder vielleicht würde Abels Frau ja auch mit auf ihre Farm ziehen, wobei Georgie sich nicht vorstellen konnte, was schlimmer war. Von Abel getrennt zu werden oder seine Zuneigung einer anderen Frau überlassen zu müssen.

Irgendwann wunderte sie sich, daß sie überhaupt auf solch absurde Gedanken kommen konnte. Wenn Abel heiraten wollte, dann war das doch schließlich sein Sache. Schließlich sprach nichts dagegen, daß auch sie sich wieder verliebte und ein neues Leben anfing. Komischer Weise war ihr der Gedanke an einen anderen Mann aber nicht geheuer. Sie fühlte sich wohl, so wie es im Moment war, und wenn es nach ihr ging, mußte sich an der augenblicklichen Situation nie wieder etwas ändern. Abel war für sie da, wann immer sie ihn brauchte, und mehr wollte sie nicht. Sie wußte, daß sie sich bei ihm sicher fühlen konnte.

Wenn Abel jedoch heiraten würde...

Eine entsetzliche Angst beschlich Georgie. Die Angst, Abel verlieren zu können. Sie hatte diesen stechenden, bedrückenden Schmerz schon einmal gespürt, aber damals hatte sie es geschafft, ihn irgendwie zu verdrängen. Es war bei der Rettung von Arthur gewesen, als Abel in den alten Brunnenschacht geklettert war. Sie hatte damals nur gebetet, daß er heil und unversehrt zu ihr zurückkommen möge, und nun wollte sie, daß er bei ihr blieb.

Glücklicher Weise schaffte sie es, ihre Ängste bis zum Abendessen unter Kontrolle zu bringen, so daß niemandem etwas auffiel. Müde von der harten Arbeit, aber trotzdem ausgelassen erzählten sich die vier, was sie über den Tag hinweg alles geleistet hatten.

"Übrigens", begann Abel mit wichtiger Miene, nachdem er sich den Rest seines Brotes in den Mund geschoben hatte, "wir haben Euch beiden noch etwas sehr wichtiges zu erzählen!" er warf einen auffordernden Blick zu Arthur hinüber, der sich augenblicklich erhob.

"Na, das muß ja wirklich ausgesprochen wichtig sein!" frozelte Georgie und zwinkerte Maria verschwörerisch zu.

"Das ist es in der Tat!" stimmte Arthur ihr ohne Gemütsregung zu und schob seinen Stuhl zurück: "Als wir vorhin mit dem Zaun fertig waren, sind Abel und ich noch einmal zu Onkel Kevin gegangen, weil wir etwas mit ihm besprechen wollten. Zuerst wären wir ja am liebsten gleich wieder gegangen, weil er nämlich zur Zeit Besuch aus Sydney hat, von dem wir nichts wußten..."

"Das ist doch völlig nebensächlich", drängelte Abel ein wenig unruhig, "komm schon zur Sache!"

Arthur konnte sich das Lachen nicht verkneifen: "Wenn Du erlaubst, erzähle ich, was ich für wichtig halte. Also, bei diesem Besuch handelte es sich um Onkel Kevins Sohn und seine Enkelin Sindy", hierbei warf er seinem Bruder einen verschmitzten Blick zu, "und letztere bestand dann vehement darauf, daß wir, explizit Abel zum Kaffee blieben!"

"Arthur!" mit einem hochroten Kopf erwiderte Abel den Blick, was Arthur nur noch mehr zu amüsieren schien: "Was denn, ich erzähle doch nur die Wahrheit!"

"Den Blödsinn, den Du von Dir gibst, will aber niemand hören!" Abel schien tatsächlich wütend zu sein.

"Was kann ich denn bitte schön dafür, daß Du dem armen Mädchen gleich den Kopf verdrehen mußt!"

"Arthur..." automatisch sah Abel zu Georgie hinüber, die mit einem Mal aschfahl geworden war.

"Alter Frauenheld..." begann Maria glucksend zu lachen und warf Georgie einen vielsagenden, zwinkernden Blick zu.

Mit aufgesetzter Fröhlickeit stimmte Georgie in das Gelächter mit ein, obwohl sie das Gefühl hatte, ein Eisklumpen würde ihr im Magen liegen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und weinend aus dem Zimmer gerannt. Konnte es denn wirklich sein, daß Abel seine Liebe zu ihr so schnelle vergessen hatte? Bedeutete sie ihm nichts mehr?

"Hört auf mit dem Unsinn", raunzte Abel verlegen und hieb mit der Faust auf den Tisch, "ich bin nur höflich gewesen, das ist alles."

Eingehend musterte Georgie sein Gesicht und fragte sich ängstlich, ob das wohl der Wahrheit entsprach. Seine heftige Reaktion war doch eigentlich genug Beweis dafür, daß er sich ertappt fühlte. Wenn sich Abel nun tatsächlich verliebt hatte, war dann der Kampf nicht bereits verloren?

Georgie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, ohne Abel weiterzuleben, wo sie ihm doch in der letzten Zeit so nahe gekommen war.

"Und aus reiner Höflichkeit hast Du sie dann auch zu einem Ausflug eingeladen, wie?" drängten sich Arthurs neckende Worte in ihre Gedanken und ließen ihr Herz für einen Moment erstarren. Erschrocken sah sie zu Abel hinüber, dessen Augen sich gerade zu zwei gefährlich aussehenden Schlitzen verengten: "Das war ja wohl das mindeste, was ich tun konnte, nach allem, was Onkel Kevin für uns getan hat!" wütend sprang er auf und verschwand im Jungenzimmer. Mit einem lauten Krachen fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.

"Hoppla", war das erste, was Maria dazu einfiel, "ist der aber empfindlich!"

"Das ist ihm nur furchtbar peinlich, sonst nichts!" grindte Arthur und sah belustigt von Maria zu Georgie. Als er ihren verzweifelten Gesichtsausdruck erkannte, verblaßte seine gute Laune jedoch etwas und er fragte sich, warum Georgie nach dieser kleinen Zankerei so mitgenommen wirkte. Auf jeden Fall kam er zu dem Schluß, daß es das beste war, nun endlich mit der eigentlichen Nachricht herauszurücken.

"Laßt uns jetzt lieber das Thema wechseln, bevor er uns noch das Haus zu Kleinholz verarbeitet. Eigentlich wollten wir Euch ja einen Vorschlag unterbreiten, den uns Onkel Kevin vorhin gemacht hat."

Er vergewisserte sich, daß er die ungeteilte Aufmerksamkeit der Mädchen hatte und gab dann mit gewichtigem Ton seine Neuigkeit preis: "Onkel Kevin will zu seinem Sohn nach Sydney ziehen, weil er meint, daß er sich nicht mehr lange um seine Farm wird kümmern können. Immerhin sei er nicht mehr der jüngste und die harte Arbeit werde langsam zu schwer für ihn. Na, ja, das ist wahrscheinlich Ansichtssache, aber sein Entschluß in dieser Sache steht fest. Und er will doch tatsächlich mir und Maria den Hof vermachen. Zu einem grandios günstigen Preis, weil er meint, dann könnten wir uns dort nach der Hochzeit ein Heim aufbauen und er würde die Farm sowieso nie in fremde Hände geben."

Noch bis tief in die Nacht hinein echoten diese Worte in Gerogies Kopf und hinderten sie daran einzuschlafen. Wie sehr sich doch Maria über diese Nachricht gefreut hatte! So glücklich lachend war sie Arthur um den Hals gefallen.

Gerogie konnte diese Reaktion durchaus verstehen, denn immerhin bedeutete Kevins Angebot die Grundlage für ihr neues gemeinsames Leben, wer wäre da nicht vor Freude an die Decke gesprungen?

Aber wenn die beiden tatsächlich die Farm übernehmen würden, woran nach ihren Reaktionen zu urteilen wohl kein Zweifel bestehen konnte, was wurde dann aus ihr?

Sie würde allein mit Abel auf der Buttman-Farm bleiben, vorausgesetzt natürlich, daß er das überhaupt wollte.

'Keine Macht der Welt wird uns je wieder von hier fortbringen' das waren seine Worte vom Morgen gewesen, als sie das Haus zum ersten Mal seit langer Zeit wieder betreten hatten.

Aber was, wenn Maria recht behielt? Vielleicht machte er sich ja wirklich nichts mehr aus ihr und würde wieder in See stechen, wenn Arthur und Maria erst fort waren. Würde er es fertig bringen, sie alleine zurück zu lassen? Oder wenn er tatsächlich ein anderes Mädchen kennenlernen und heiraten würde. Vielleicht verlangte er dann ja sogar von ihr, die Farm zu verlassen, damit er sich ein eigenes Leben ohne sie aufbauen konnte!

Unruhig wälzte sich Georgie aus dem Bett und ging benommen hinüber zum Fenster. Das kühle Glas wirkte beruhigend, als sie ihre Wange dagegen lehnte: "Ich habe mir das alles viel zu einfach vorgestellt", flüsterte sie traurig in die alles verschluckende Dunkelheit hinaus, "ich dachte, wir kehren zurück und bleiben für immer zusammen. Aber statt dessen ziehen Arthur und Maria weg und Abel..." sie mußte ein plötzliches Schluchzen unterdrücken und eine verstohlene Träne kullerte ihre Nase hinunter: "Wie kann ich es ihm denn übelnehmen, daß er sich jetzt für andere Mädchen interessiert? Ich habe ja schließlich nichts von ihm wissen wollen, und ich kann ja wohl schlecht von ihm verlangen, daß er sein ganzes Leben darauf verschwendet, seine kleine Schwester zu behüten! Wenn ich doch bloß früher auf ihn gehört hätte!" ihre Augen brannten nun noch stärker und verzweifelt warf sie sich zurück in das zerwühlte Bett.

Warum war sie bloß so dumm gewesen? War sie nicht selber schuld, daß er sie jetzt verlassen würde? Schließlich hatte sie es nie wahrhaben wollen!

Hemmungslos liefen ihr jetzt die Tränen die Wangen hinunter und sie versuchte verzweifelt ihr Schluchzen in den Kissen zu ersticken: "Du darfst mich nicht verlassen, Abel. Ich brauche Dich!" beinahe war Georgie selber überrascht von den Gedanken, die sie plötzlich in Bezug auf Abel hatte, aber in ihrer momentanen Lage war ihr alles egal. Ihr Kopf sagte ihr, daß Abel sie wohl bald verlassen würde und ihr Herz sagte ihr, daß das nicht passieren durfte.

Auch wenn sie sich am nächsten morgen vor sich selber schämen würde, diese Nacht mußte sie weinen, weil sie Abels Liebe verloren glaubte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2002-06-17T17:37:42+00:00 17.06.2002 19:37
Hi,

ich wollte dir sagen, dass ich deine Geschichte sehr mag und ich mich über eine Fortsetzung sehr freuen würde.
Bitte schreib doch weiter! Ich liebe Georgie!

Bis dann, milka_chan


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