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Crusader

von

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Familienbande

„In nomine patris et filii et spiritu sancti, amen.“ Stephane bekreuzigte sich und erhob sich dann von der schlammigen Erde. Die durchnässte Kleidung klebte kalt an seinem Körper, doch er störte sich nicht weiter daran. Stumm blickte er auf das Grab seiner Mutter, an welchem er jeden Morgen betete. Dann drehte er sich um und ging langsam den schmalen Pfad zur Burg zurück.

Er traf nicht viele Menschen, wegen des Regens blieben sie lieber im Gebäude. Und seit sein Vater wegen einer Krankheit ans Bett gefesselt war, bleiben die meisten sowieso drinnen, um sich um ihn zu kümmern. Dabei konnten die wenigsten ihn leiden.

Kopfschüttelnd steuerte Stephane den Stall an, um nach Othello zu sehen. Er bestand darauf, das selbst zu erledigen und die Stallknechte respektierten seinen Wunsch, zumal sie dann weniger Arbeit hatten.

„Hallo, Großer.“, begrüßte er sein Reittier und klopfte ihm leicht auf den Hals. „Wie geht es dir?“

Der junge Hengst schnaubte seinen Herrn an, sodass dessen Haare durcheinander gewirbelt wurden, und blickte ihn aus dunklen Augen treuherzig an. Die ruhige Art konnte täuschen, Othello war ein Energiebolzen, der nichts mehr liebte, als im vollen Galopp über die Wiesen zu rennen.

Stephane blieb nicht lange. Er musste sich umziehen, denn wenn er weiterhin die nassen Sachen trug, würde er sich noch eine Erkältung zuziehen und das konnte im Moment tödlich enden.

Obwohl Gregoré es wahrscheinlich gerne sehen würde, wenn er seinen jüngeren Bruder loswurde. Stephane fragte sich, wie es soweit hatte kommen können, dass zwischen ihm und Gregoré nahezu Feindschaft herrschte. Es lag sicher nicht nur an Gregorés Kontrollwahn.

Mit neuer Kleidung und in Gedanken versunken verließ er sein Zimmer. Im nächsten Moment wurde er schon von einem großen, fellbedecktem Tier angesprungen und spürte dessen feuchte Zunge an seinem Hals.

„Floh!“

Stephane erkannte die Stimme seiner Schwester. Im selben Augenblick ließ der Hund von ihm ab und sah ihn erwartungsvoll an.

„Tut mir Leid, Stephane.“, sagte Sophie, die dazugekommen war, wie immer mit Leila im Schlepptau, und Floh streng anblickte. „Er lernt es einfach nicht.“

Floh war als Welpe auf die Burg gekommen und war eigentlich ein einfacher Hirtenhund, allerdings hatte Sophie ihn so sehr ins Herz geschlossen, dass sie ihn als persönliches Haustier behalten hatte. Weil er damals so winzig gewesen war, hatte sie ihn ‚Floh’ getauft. Inzwischen hatte der Hund die Größe eines Schafs, den Namen hatte er jedoch behalten.

„Ist ja nichts passiert.“, wehrte Stephane ab.

„Irgendwann wirft er jemanden um.“, meldete sich Leila zu Wort. Sie war die jüngste der Geschwister, gerade siebzehn geworden. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Sophie war sie ein richtiger Wildfang. Vom Aussehen her sah sie ihrer Mutter am ähnlichsten, sie hatte die gleichen dunklen Haare und die blasse Haut. Um ihren Hals trug sie, ebenso wie Sophie und Stephane, ein aus Holz gefertigtes Kreuz, das an einem einfachen Lederband hing.

Ihre Mutter Natalia, die sehr religiös gewesen war, hatte kurz vor ihrem Tod jedem ihrer Kinder ein solches Kreuz umgehängt, Gregoré hatte es jedoch nicht lange getragen. Seine jüngeren Geschwister trugen es aber noch immer, in Erinnerung an ihre Mutter.

„Das kann schon passieren.“, stimme Stephane zu. „Das Leben auf der Burg ist einfach nichts für ihn.“

Sophie seufzte. „Ich weiß. Aber er hat sein ganzes Leben hier verbracht und würde draußen nicht zurechtkommen.“

Leila rollte mit den Augen. „Du versuchst es ja nicht einmal.“

Gerade wollte Sophie ihrer Schwester eine rechtfertigende Antwort geben, als Gregoré im Gang auftauchte. „Ah, Stephane, hier bist du. Kann ich mal mit dir reden?“

Stephane nickte und ließ Sophie und Leila, die besorgte Blicke untereinander tauschten, stehen, um seinem Bruder zu folgen.

Kaum waren sie außer Hörweite der Schwestern, drehte Gregoré sich zu dem Jüngeren um. „Vater geht es nicht gut. Wenn es so weitergeht, wird er unserer Mutter bald in den Himmel folgen.“

Wer’s glaubt, dachte Stephane, schwieg aber.

Gregoré musterte ihn und sein Gesicht wurde hart. „Wenn ich die Burg übernommen habe, was wirst du dann tun?“

„Ich weiß es nicht.“ In Wirklichkeit hatte Stephane schon lange erwogen, einfach zu gehen. Allerdings wusste er nicht, wie viel Zeit er noch hatte. Er traute Gregoré durchaus zu, dass dieser ihren Vater umbrachte um die Sache zu beschleunigen.

„Du könntest eine der näherliegenden Provinzen übernehmen.“, schlug Gregoré scheinbar großzügig vor.

„Unter deinem Befehl?“

„Natürlich.“

„Ich verzichte.“

Gregorés Augen blitzten auf. „Was soll das denn heißen?“

Stephane erwiderte den Blick seines Bruders ungerührt. „Ich werde nicht in irgendeiner Burg auf deine Befehle warten, um denen dann so schnell wie möglich nachzukommen. Das kannst du vergessen.“

„Du hast gar keine Wahl.“

„Oh doch, die habe ich.“

„Was willst du tun?“

Stephane gab seinem Bruder keine Antwort. Er wandte sich ab und kehrte zu seinem Zimmer zurück. Eine Weile lehnte er sich an die Tür und dachte nach, dann, als sein Entschluss feststand, fing er an zu packen. Sein Blick fiel dabei auf den Templermantel, den er die ganzen Jahre aufbewahrt hatte.

Ein Tempelritter...warum nicht? Er hatte die Krieger Gottes schon immer bewundert und selbst einer von ihnen zu werden war für ihn stets eine Alternative gewesen. Wie hatte er das bloß vergessen können? Außerdem hatte er sowieso vor die Burg zu verlassen.

Stephane nahm den Mantel und packte ihn mit in die Ledertasche. Sie war ziemlich klein, aber er würde nicht viel brauchen und viel Gepäck würde ihn sowieso verhindern.

Seinen Geschwistern begegnete er an diesem Tag nicht noch einmal, was ihm etwas Leid tat. Nicht wegen Gregoré, aber von Sophie und Leila hätte er sich gern verabschiedet.

Sehr früh morgens, als der Himmel noch dunkel war, ging er ein letztes Mal das Grab seiner Mutter besuchen und dort beten. „Herr, gib mir Kraft.“, flüsterte er, bevor er sich bekreuzigte. Betrübt blickte er den Grabstein an. Er würde die morgendlichen Gebete hier ebenso vermissen wie seine Schwestern.

Seufzend stand er auf und ging in den Stall.

Othello schien zu wissen, was bevorstand, jedenfalls sah er ihn aus wachen Augen an.

Wortlos machte Stephane sich daran, das Pferd zu satteln und die Tasche zu befestigen. Als er Othello das Halfter anlegen wollte, schnaubte das Tier unruhig.

„Was ist los, Junge?“, fragte Stephane leise und strich ihm beruhigend über die Schnauze. Er hatte jetzt keine Zeit für so etwas. Das erste Licht des Tages schimmerte schon in den Stall und er wollte fort, bevor einer aufwachte und etwas mitbekam.

Aber als er sich umdrehte, wusste er, dass sein Plan nicht aufging.

Gregoré stand in der Stalltür. „Also willst du wirklich gehen?“

Stephane wusste, dass Gregoré nicht aus Sorge fragte. Er nickte.

Sein Bruder ging auf ihn zu. „Du kannst nicht einfach so abhauen.“, knurrte er.

„Versuch mich aufzuhalten.“

„Du hast Verpflichtungen.“

„Dir gegenüber?“

Der Hohn in Stephanes Stimme ließ abermals Wut in Gregoré aufsteigen. „Was erwartet dich denn da draußen? Du hast nichts!“

„Mehr als hier.“, erwiderte Stephane gleichmütig und stieg in den Sattel. „Und jetzt geh aus dem Weg oder ich muss dich überreiten.“

Gregoré drehte sich um und stapfte davon. Anscheinend gab er sich geschlagen.

Kopfschüttelnd trieb Stephane Othello an. Er kannte seinen Bruder und normalerweise war er hartnäckiger. „Da stimmt was nicht.“ Andererseits konnte er froh darüber sein.

Als er das Burgtor passierte und nach oben zur Wehrmauer blickte, erkannte er, wie sehr er sich geirrt hatte. Gregoré gab keineswegs auf, er kämpfte nur mit unfairen Mitteln.

Bevor er Othello in irgendeiner Weise dazu bewegen konnte, schneller zu laufen, durchteile ein Sirren die Luft und Sekunden später traf der Pfeil Stephanes rechten Arm.

Im selben Moment machte Othello einen Satz und begann zu galoppieren, bevor Gregoré den nächsten Pfeil abschießen konnte.

Stephane versuchte den Schmerz zu ignorieren. Je mehr Abstand er jetzt zwischen die Burg und sich brachte, desto besser.

All seiner guten Vorsätze zum Trotz musste Stephane zwei Stunden später anhalten. Der Schmerz in seinem Arm war unerträglich geworden und er wollte den Pfeil entfernen, bevor der abbrach und die Spitze stecken blieb. Stephane hatte Männer gesehen, dessen Arme man amputiert hatte, weil sie sich wegen einer festsitzende Pfeilspitze entzündet hatten. Er wollte ihr Schicksal nicht teilen.

An einer Lichtung hielt er Othello an und stieg ab. Er musste das Pferd nicht anbinden, das wusste er. Stephane setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und blickte den Pfeil an.

Dieser Mistkerl von Gregoré konnte es einfach nicht verkraften, wenn man sich ihm widersetzte, aber dass er deswegen gleich versuchen musste seinen eigenen Bruder zu erschießen? Wo sollte das noch hinführen?

Stephane schob den Gedanken an seinen rachsüchtigen Bruder beiseite und umgriff den Schaft des Pfeils. Er biss die Zähne zusammen und zog einmal kräftig. Ein kurzer Schmerzenslaut kam über seine Lippen.

Der Pfeil saß fest und mit der linken Hand kam er nicht im richtigen Winkel heran, um ihn herauszuziehen. Er konnte aber auch nicht die ganze Zeit mit einem Pfeil im Arm umherlaufen.

Stephane korrigierte seinen Griff und wollte es erneut versuchen, als ihn plötzlich eine unbekannte Stimme hinter ihm zusammenzucken ließ.

„Sieht so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ea
2007-09-10T09:02:55+00:00 10.09.2007 11:02
ich mag gregoré nicht, wieso versucht dieser idiot stephane zu killen? òó
mich wundert es, dass die schwestern in diesem alter noch nicht verheiratet sind oO normalerweise wären die jüngste das schon seit drei jahren, also mit 14 verheiratet worden
ist der vater so unnormal?


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