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Strange Relationship

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Wie man bestimmten Aufforderungen folgt, oder: Die Jungs lassen die Sau raus

Yoa, Kapitel 4 eben. Der zweite Teil war zuerst nur als Verlängerung des Kapitels gedacht, weil das so kurz war, hat sich dann aber selbstständig gemacht und wurde zu dem was er jetzt ist. Die Küchenszene am Anfang ist der eigentliche Grund, warum dieses Chapter überhaupt existiert... btw: die Zeitenwechsel sind extra (ihr werdet es merken)

Musik: Stereophonics, Beatsteaks, Foo Fighters
 

Er erwachte wieder von einem Gefühl. Diesmal konnte er es bestimmen. Es war Hunger. Chris öffnete die Augen, das Unwetter hatte sich verzogen und die Sonne schien durch die Wolken. Er erinnerte sich, dass er Rico alles erzählt hatte, aber was dann passierte war aus seinem Gedächtnis verschwunden. Von weiter weg hörte er Stimmen, sie schienen aus der Küche zu kommen und klangen ziemlich gut gelaunt. Er stand auf, ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit. Es war als ob er jahrelang geweint hätte und nun plötzlich aufgehört hatte. Er ging die Treppe runter und fand Rico und Kelly, die vor dem Backofen standen und gespannt reinsahen. Er räusperte sich und die Beiden drehten sich ruckartig um und wären fast zusammengestoßen. „Ihr habt gekocht? Trifft sich gut, ich sterbe vor Hunger“, sagte er grinsend. „Ich habe gekocht. Er stand nur daneben und hat mich genervt“, antwortete Kelly und Chris sah sie in diesem Moment als Chibi vor seinem geistigen Auge, was ihn wieder zum Grinsen brachte. „Sie will damit sagen, dass du dich bei ihr beschweren musst, wenn es nicht schmeckt“, sagte Rico und sie sah ihn strafend an und erwiderte: „Idiot“. Die folgende Szene war aus Chris´ Sicht typisch für die Beiden. Sie schlugen sich mit Topflappen und Küchenhandtüchern und lachten dabei wie die Bekloppten. Es war so kindisch, aber trotzdem normal für sie. Chris lachte. Die Streitenden hielten inne und sahen ihn mit dem gleichen positiv überraschten Gesichtsausdruck an. „Chris, du... hast gelacht... ich hatte fast vergessen, dass du das kannst. Wenn ich nicht schon... in dich verliebt wäre, dann... wäre ich es spätestens jetzt“, sagte Rico und kam auf ihn zu um ihn liebevoll zu küssen. Dieser Kuss wurde von einem undefinierbaren Geräusch unterbrochen. Kelly June sah sie mit großen Augen an, wenn sie etwas Zerbrechliches in der Hand gehabt hätte, würden jetzt tausende Scherben den Boden bedecken. „Oh... wie süß... Jungs, bitte sorgt dafür, dass ich nie mein Gedächtnis verliere. Dieses Bild will ich immer wieder sehen“, sagte sie mit unnatürlich leiser und hoher Stimme und einem verträumten Blick. Ein Klingeln ließ sie alle zusammenzucken. Das Essen war fertig. Es wurde eine ziemlich lustige Angelegenheit, die damit endete, dass KayJay und Rico wieder in einen Boxkampf verwickelt waren, der vom Telefon beendet wurde. Rico ging dran, es war Myriam. Chris´ gute Laune verging fast schlagartig als er hörte, wie er mit ihr und den Kindern sprach und er leerte in einem Zug sein Weinglas.
 

Mit einem schmerzhaften Schlag war ihm klargeworden, dass diese Zweisamkeit nur ein schöner Traum war, den sie nie ganz ausleben konnten, weil seine Familie dazwischenstand. „Mach dir nichts draus. Er liebt dich trotzdem, das merkt man“, sagte Kelly, die seine Gedanken gelesen hatte. Er sah in ihr lächelndes Gesicht und hoffte so, dass sie Recht hatte. Das Telefongespräch war ein sehr kurzes und als Rico in die Küche zurückkam fiel ihm die Stimmung seines Freundes direkt auf. Er hockte sich vor den sitzenden Jungen und sah zu ihm hoch. „Ich liebe dich“, sagte er. „Hab ich doch gesagt“, murmelte Kelly in sein Ohr und verschwand mal wieder. „Ich liebe dich auch“, antwortete Chris leise und strich durch Rico´s Wuschelhaare. Sie saßen eine Weile da und sahen sich einfach nur an. Dann stand Rico auf und zog Chris auch an der Hand nach oben. Sie standen sich gegenüber und sahen sich tief in die Augen. Der unvermeidbare Kuss, der folgte, war so leidenschaftlich und verlangend wie nie vorher. Rico schob seine warmen Hände unter Chris´ zu großen Pulli und strich über seinen nackten Rücken. Diesmal wurde wirklich etwas fallen gelassen. Sie ließen sich los und sahen in Richtung Tür, wo Kelly gerade dabei war, den verstreuten Inhalt ihrer Handtasche aufzusammeln. „Tut mir leid. Ich dachte ihr wäret rausgegangen. Wollte nicht stören... bin schon weg... nur noch den Schlüssel holen“, murmelte sie und drehte ihr tiefrotes Gesicht zum Boden hin. Ausnahmsweise war die Störung wirklich keine Absicht gewesen aber der Anblick hatte sie total fasziniert und sie rannte förmlich zur Haustür, nachdem sie den Schlüssel vom Tisch geholt hatte. „Gehen wir besser nach oben“, murmelte Rico und machte sich mit Chris im Arm auf den Weg ins Schlafzimmer. Im Vorbeigehen schloss er die Haustür ab und legte den Schalter für die Klingel um. Niemand würde sie diesmal stören. Wieder mit einem Kuss beschäftigt landeten sie auf dem Bett und zögerten keine Sekunde um ihre Klamotten loszuwerden. Als sie vollkommen nackt dalagen schien Chris doch auf einmal Hemmungen zu bekommen und verkrampfte sich leicht. „Was ist los?“, flüsterte Rico und sah ihn besorgt an. „Es ist nur... Rico, willst du mich... du weißt schon“ Er wurde nervös, aber als sein Freund den Kopf schüttelte löste sich die Anspannung. „Aber ich würde... für dich“, sagte Chris und es kostete ihn viel Überwindung, ihm dieses Angebot zu machen. Rico lächelte sanft. „Nein, ich will, dass... wir es genau andersrum machen“, sagte er und ließ auffordernd seine Hand zwischen die Beine des Jüngeren wandern. Chris war erleichtert und ging sogleich auf die Aufforderung ein. Er war auch auf diesem Gebiet ein `Profi´ und ging nicht grade zimperlich mit dem Anderen um, der in dieser Position auch einige Erfahrungen hatte. Zutiefst befriedigt lagen sie auf dem Bett und waren die glücklichsten Menschen der Welt. „Ich wünschte, es könnte immer so sein“, murmelte Chris und ergriff Rico´s Hand, an der sein Ehering schimmerte. „Willkommen in meiner Welt...“, antwortete Rico traurig.
 

Die Beiden schliefen erschöpft ein und als sie eine Stunde später erwachten, beschlossen sie kurzerhand, zusammen duschen zu gehen. Sie seiften sich gegenseitig ein und massierten sich die Schultern. Als Rico `aus Versehen´ das Shampoo fallen ließ und sich bückte um es aufzuheben, konnte Chris, der hinter ihm stand, der offensichtlichen Versuchung einfach nicht widerstehen und die beiden verbrachten mehr Zeit unter der Dusche als sie es vorgehabt hatten. Als sie aus dem Badezimmer kamen, sahen sie keinen Grund dafür sich anzuziehen und legten sich wieder ins Bett, weil ihnen kalt war. Sie lagen eng aneinander gekuschelt und in die Bettdecke eingewickelt und wünschten sich, die Zeit würde stehen bleiben, damit sie für immer ihr absolutes Glück genießen konnten. Sie sprachen kein Wort, es hätte nur die Situation zerstört und sie wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Eine sehr lange Zeit verblieben sie in dieser Position, bis Chris sich regte und aufstand. „Wo willst du hin?“, fragte Rico und musterte den nackten Körper seines Freundes. „Ich hab Durst. Außerdem können wir nicht den ganzen Tag im Bett rumliegen, auch wenn es toll wäre“, antwortete der Jüngere und streckte sich. „Dann ziehen wir uns jetzt halt an und gehen ein bisschen in der Gegend rum“, erwiderte der Andere und stand ebenfalls auf. Sie suchten sich Klamotten zusammen und als Chris sich runterbeugte um seine Tasche zu durchsuchen, hörte er, wie Rico ein erschrockenes Geräusch von sich gab. Er hatte bis jetzt noch keinen Blick von hinten auf ihn geworfen und erschrak als er die Spuren von Chris´ Vergangenheit so deutlich sah. Der Junge erbleichte und drehte sich hastig wieder um. „Das solltest du nicht sehen“, sagte er entschuldigend und beschämt. Rico schüttelte den Kopf. „Irgendwann hätte ich es gesehen. Tut es noch sehr weh?“ Er war mal wieder besorgt. „Nein, es geht“, antwortete Chris wahrheitsgemäß. Sie ließen das Thema fallen und zogen sich an um raus zu gehen. Inzwischen war schon wieder Abend geworden und sie konnten auf den verlassenen Straßen tun und lassen, was sie wollten, ohne, dass irgendjemand etwas bemerkte. Sie gingen in den nächstbesten Club, wo um diese Uhrzeit noch nichts los war und testeten fast die komplette Getränkekarte durch. Einige Stunden später zogen sie weiter zu einer Disco-Bar, die Rico´s Kumpel gehörte und versumpften dort vollkommen.
 

Das böse Erwachen ereilte Rico am nächsten Morgen als ersten. Er fand sich halbnackt auf seinem Bett wieder, sein Kopf schmerzte fast unerträglich und es war eiskalt. Der Grund dafür war das geöffnete Fenster, unter dem eine Pfütze stand. Hatte es geregnet? Er wusste es nicht. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er sah in die andere Richtung und wäre fast vor Schreck aus dem Bett gefallen. Chris hatte sich neben ihm zusammengerollt wie eine Katze. Seine Hose hing irgendwo bei den Knien und überall war Blut. Jetzt erst bemerkte Rico, dass seine eigene Jeans offen war und mit Blutflecken verziert. Was war passiert? Was hatte er getan?! Was hatte er Chris angetan?! Voller Panik versuchte er aufzustehen und fiel neben dem Bett nieder. Sein Kreislauf ließ keine schnellen Bewegungen zu. Der Raum drehte sich und nahm komische Formen und Farben an. Auf was für Drogen war er bloß? Mühsam und verängstigt begab er sich auf allen Vieren zur Tür um dem Zimmer zu entfliehen. Im Flur fand er seinen zweiten Schuh und seinen Geldbeutel. In einem plötzlichen Anflug von wiedergewonnener Kraft sprang er auf und stürmte ins Badezimmer um seinen Kopf auf die Höhe der Kloschüssel zu bringen und seinen Körper auf schmerzvolle Art und Weise zu entgiften. Erinnerungsfetzen an die letzte Nacht durchzogen seinen schmerzenden Kopf.
 

Er war mit Chris im `Blue Lagoon´ gewesen, sie hatten getanzt und sich tierisch betrunken. Das nächste Bild war eine verschwommene Straße vor ihm, Chris neben ihm und blendende Straßenlampen über ihm. Das war alles. Der Rest war der totale Filmriss. Er setzte sich auf die kalten Fliesen um wieder zu Sinnen zu kommen, was scheiterte und dazu führte, dass er wieder die Kloschüssel benutzen musste. Irgendein Zeug war auf seinem Gesicht, er wusste nicht was, wusste nicht einmal ob es wirklich da war, oder nur eine Erfindung seines benebelten Gehirns. Er kroch in die Dusche und drehte das kalte Wasser voll auf. Es wirkte Wunder. Er fuhr mit der Hand über sein Gesicht und ein stechender Schmerz ließ ihn fast aufschreien. An seiner Hand rann Blut herunter. Das war das Zeug gewesen, das er gespürt hatte. Wieso war Blut auf seinem Gesicht und wieso fühlte sich seine Nase an als ob sie mit einem Vorschlaghammer kollidiert war? Waren die Flecken auf dem Bett vielleicht auch davon und nicht von dem, was er befürchtete? Wenn er sich doch bloß erinnern könnte! Ein weiteres Bild tauchte in seinem Kopf auf. Wieder diese Straße, diesmal noch verschwommener. „Regen...“, murmelte eine leise Stimme an seiner Seite. Stimmt, es hatte geregnet, sie waren nass geworden und hatten sich über diese Tatsache fast totgelacht. Rico stand auf. Das kalte Wasser der Dusche fiel immer noch auf seinen Körper und er fing an, langsam seine restlichen Klamotten auszuziehen und die Blutspritzer von seinem Oberkörper zu waschen. Nach einer Ewigkeit drehte er den Kranen zu und entstieg der Duschkabine. Er musste sich erst mal setzen und fast wurde ihm wieder schwindelig. Er wagte es, in den Spiegel zu sehen und bereute es sofort. Seine Augen waren rotgerändert, mit tiefen Schatten versehen und eins war mit einem schlecht gezielten Fausthieb blaugeschlagen worden. Seine Nase war leicht angeschwollen und auch blau. Es sah aus, als ob er auf eine harte Kante geknallt wäre, einen Tisch oder eine Fensterbank. Vielleicht hatte Chris ihm auch eine verpasst, als er gerade... Er wagte es nicht einmal den Gedanken zu denken, was er gemacht haben könnte. Es war zu furchtbar um wahr zu sein und er hoffte inständig, dass es nicht passiert war. Aber die Position des Jungen auf dem Bett, sein Gesichtsausdruck im Schlaf und das ganze Blut sprachen für sich.
 

Rico musste es wissen und beschloss nachzusehen, ob er noch weitere Indizien für seine Schuld finden konnte. Er ging wieder in den Flur, die Treppe ein Stück runter. Dort lag Chris´ Pulli, der immer noch klatschnass war. Als er die Stufen wieder raufstieg überkam ihn erneut eine Erinnerung. Sie waren die Treppe hochgestolpert, hatten sich aneinander festgehalten. Chris hatte den Pulli ausgezogen. „Nass... kalt“, murmelte er und warf das Kleidungsstück hinter sich. Dann drehte er sich halb zu Rico um, küsste ihn und fing an mit der Zunge seinen Hals entlang zu streichen. Mit der einen Hand hielt er sich immer noch an ihm fest und die andere öffnete den Knopf seiner Hose. Aber was war danach passiert? In Rico´s Erinnerungsvermögen herrschte wieder Streik und er betrat das Schlafzimmer. An dem Bild des Grauens hatte sich nichts geändert, außer Chris´ Gesichtsausdruck. Er sah nicht mehr so schmerzvoll aus wie vorher. Rico bemerkte, dass an ihm kein Blut klebte, was riesige Erleichterung auslöste, ihn aber noch nicht beruhigte. Es konnte ja sein, dass er es nur versucht hatte. Das allein war schon schlimm genug. Eine Blutspur führte über den Boden, um das Bett herum. Rico ging zuerst zum Fenster um es zu schließen, es war immer noch kalt. Ach ja, er hatte ja noch nichts an, deswegen. Der Fenstergriff zog seine Aufmerksamkeit an. Blutige Fingerabdrücke, seine eigenen, wenn er richtig sah. Da wusste er es wieder. Er hatte keine Luft bekommen, er konnte nicht atmen. Blut tropfte aus seiner Nase auf den Fußboden, auf seine Hände. Er hatte das Fenster aufgemacht, weil er Sauerstoff brauchte. Dann hatte er sich hingelegt. Das war es. Aber was war zwischen der Szene auf der Treppe und der mit dem Fenster passiert? Er beschloss, sich erstmal anzuziehen. Der Kleiderschrank war das einzige Möbelstück, das keinen Schaden davongetragen hatte. Kein Blut oder sonstige Flecken verschandelten seine Oberfläche. Rico dachte einen Moment lang daran, sich in den Schrank zu setzen und erst wieder herauszukommen, wenn er wusste, was er getan hatte, überlegte es sich aber anders. Er zog sich an und sah dann wieder auf das Chaos in seinem Zimmer. Da entdeckte er, wo die Blutspur hergekommen war, die bis zum Fenster führte.
 

Die Ecke des Nachtschranks war komplett blutverschmiert, es war runtergelaufen und hatte einen großen Fleck auf dem Boden hinterlassen. Von dort aus war er dann wohl zum Bett gegangen und dann drumherum um das Fenster zu öffnen. Sein Shirt lag zusammengeknüllt neben dem Nachtschrank. Er hob es auf und entdeckte einen riesigen Blutfleck darauf. Er wunderte sich, warum er bei dieser Menge Blutflecken im ganzen Zimmer und auf seinen Klamotten überhaupt noch lebte und nicht verblutet war. Es war eigentlich unmöglich. Wieder ein Erinnerungsfetzen. Chris war ihm voraus in den Raum gegangen und hatte sich auf das Bett gelegt. Er hatte seine Hose geöffnet und sie runter gezogen. Was war das in seiner Hand? Eine Flasche voll roter Flüssigkeit. Wo kam die her? Was war das? Der Junge hatte einen Schluck getrunken und die Flasche auf das Bett gestellt. Dann hatte er sich zurückgelehnt und irgendetwas zu Rico gesagt, woraufhin der auf ihn zuging. „Du hast genug getrunken“, hörte der Mann sich selbst lallen. Dann hatte er die Flasche genommen, den Inhalt über das Bett geschüttet und sie hinter sich geworfen. Er war rausgegangen. Da hörte die Erinnerung wieder auf. Was hatte das zu bedeuten? War das auf dem Bettlaken etwa gar kein Blut? Er sah sich die Flecken genauer an. Es war tatsächlich kein Blut, aber irgendetwas, das täuschend echt aussah und stark nach Alkohol roch. Ganz sicher war er sich aber immer noch nicht, was die Sache mit ihm und Chris anging. Zumindest war er jetzt nicht mehr so schuldbewusst wie vorher und sah sich in der Lage, seinem Freund vorsichtig die Hose wieder hochzuziehen und ihn zuzudecken. Als er ihn da so schlafend liegen sah, fiel ihm auch der Rest der unglücklichen Sache wieder ein.
 

Er war in das Zimmer zurückgekommen, Chris schlief. Er wollte aus irgendeinem Grund auf die Uhr sehen, die er auf den Nachtschrank gelegt hatte. Besoffen wie er war ging er um das Bett herum und plötzlich trat sein Fuß auf einen kalten, runden Gegenstand. Er verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorne und krachte mit der Nase auf die spitze Ecke des Nachtschranks. Er war doch tatsächlich auf dieser blöden Flasche ausgerutscht. Rico tauchte wieder aus der Erinnerung auf und beschloss, den Grund für seinen Zustand zu suchen und aus dem Haus zu befördern. Die Flasche lag in der Ecke. Sie hatte kein Etikett und so wusste er immer noch nicht, was drin gewesen war. Er nahm sie und ging nach unten. Nachdem er diesen boshaften Gegenstand auf der Gartenmauer zerschlagen hatte, fühlte er sich besser und besorgte sich im Kühlschrank einen Eisbeutel für sein Gesicht. Er ging wieder nach oben und fand Chris im Schlafzimmer, der aufgewacht war und ihn besorgt ansah, als er eintrat. „Was passiert?“, fragte der Junge heiser. „Wir haben uns besoffen, sind durch den Regen hierhin gelaufen, du hast mir ein eindeutiges Angebot gemacht, das ich abgelehnt habe und ich bin auf einer vom Teufel besessenen Flasche ausgerutscht“, erzählte Rico ihm die Kurzfassung. „Oh... oh-oh, mir is´ nich´ gut“, brachte Chris hervor und stürmte an seinem Freund vorbei Richtung Badezimmer. Er unterzog sich derselben Prozedur, wie Rico eben und kam nach einer Ewigkeit wieder aus dem Zimmer hervor, klatschnass und zitternd. „K-kann kein H-Handtuch finden. Schrank ist leer“ Der Ältere grinste dämonisch und überlegte einen Moment lang, ihn die ganze Zeit nackt dastehen zu lassen um ihn schließlich eigenhändig zu wärmen. Dann ging er doch in das andere Bad in der unteren Etage und holte ein neues Handtuch für ihn, in das er den Kleinen einwickelte und ihn beim anschließenden Abtrocknen tatkräftig unterstützte. „Wir müssen hier aufräumen“, stellte Chris fest als er das Schlafzimmer wieder betrat um sich anzuziehen. „Wir müssen hier renovieren“, entgegnete Rico trocken und dachte vor allem an die Blutspur auf dem Teppichboden. „Komm, wir schmeißen uns einfach auf die Couch und überlegen später, was wir mit diesem Chaos machen sollen“, fuhr er fort und ergriff Chris´ Hand um mit ihm in die untere Etage zu gehen.
 

Sie saßen mal wieder lange vor dem Fernseher. Rico musste den ganzen Tag diesen nervigen Eisbeutel in sein Gesicht halten und hoffen, dass es besser und nicht noch schlimmer wurde. „Wie hast du es eigentlich geschafft, dir nur einen blauen Fleck zu holen und nicht die Nase zu brechen?“ fragte Chris, als er mal wieder mit neuem Packeis aus der Küche kam. „Wahrscheinlich mehr Glück als Verstand. Und ein sehr günstiger Einschlagwinkel“, antwortete er und zappte durch einige Fernsehkanäle, bis er den großen roten Knopf drückte um die Glotze auszumachen. „Kann ich so in die Öffentlichkeit?“, fragte er und schob das Eis zur Seite. „Ist hart an der Grenze. Wieso?“, antwortete Chris scherzhaft. „Wir gehen meinen Freund im `Blue Lagoon´ besuchen. Ich will wissen, was in der Flasche war und was passiert ist. Außerdem habe ich den Verdacht, dass er mir eins auf´s Auge gegeben hat und ich will wissen warum!“ Er setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf und schließlich machten sie sich auf den Weg. Nach einigen Umwegen und Verzögerungen (sie mussten noch Kippen kaufen) kamen die beiden schließlich an ihrem Bestimmungsort an. Pablo, besagter Freund von Rico, begrüßte sie leicht zurückhaltend und spendierte jedem einen Drink. Nach einigem guten Zureden erzählte er schlussendlich von der vergangenen Nacht. Die Beiden waren bei ihm angekommen und schon ziemlich betrunken gewesen. Sie hatten immer mehr getrunken und schließlich sogar getanzt. Einige Gäste störten sich wohl daran, dass sie anfingen wie wild rum zu knutschen. Pablo hatte versucht, sie irgendwie elegant wegzuschicken und als das nicht klappte hatte er ihnen eine Flasche von dem roten Getränk gegeben und sie nach Hause befehligt. Bevor sie gingen hatte Rico plötzlich versucht ihn anzumachen, was er ja verstehen konnte, schließlich war sein Kumpel sturzbesoffen. Als er ihn dann aber in eine Ecke drängte und küsste, war das doch des Guten zu viel und Pablo hatte ihm eine verpasst. Es tat ihm leid, aber es war das einzige Mittel, das gegen aufdringliche Betrunkene half. „Alles klar. Dann bleibt ja nur noch eine Frage offen. Was war in der Flasche?“, sagte Rico, sich zurücklehnend, erwartungsvoll. „Das ist ein Betriebsgeheimnis. Aber ich kann euch verraten, dass es das ist, was die Leute kriegen, die `Nichts´ bestellen“, antwortete der Kneipenbesitzer und grinste hintergründig. Damit war ja wohl alles gesagt.



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