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Die Augen des Pharaos

Atemu X Seth
von

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Das alte Ägypten

Die Augen des Pharaos
 

Disclaimer:

Yugioh gehört nicht mir und ich mach hiermit auch kein Geld. Ich hoffe, ihr werdet die FF mögen und ich werde mich beeilen, trotz des Schulstresses schnell weiter zu schreiben. Und jetzt viel Spaß =)
 


 

Kapitel I
 

Ägypten vor 5000 Jahren...
 

Es war einer der heißen Tage im Wüstenland Ägypten. Atemu, der angehende Pharao des Landes, ging gemütlich durch den Palastgarten. Er liebte diese heißen Tage und streckte sich der Mittagssonne entgegen. Der heutige Tag war ein schöner, nachdem er erfahren hatte, dass man ihm einen besonders intelligenten Hohepriester zur Seite stellen würde. Er genoss es in gewisser Weise immer mehr Glück als sein Vater zu haben. Das Volk schaute jetzt schon, in seinem Alter von nur acht Jahren, zu ihm auf. Sie bewunderten ihn. Ja, er hatte das Gefühl als würde er das Volk in seinen Bann ziehen, ohne das er etwas dafür tat. Das Einzige was er bisher machte war, seinen Vater ab und an mal bei Sitzungen zu begleiten. Audienzen gehörten aber derweil schon zur Tagesordnung des jungen Prinzen. Nun ja, so war das Leben eines baldigen Herrschers nun einmal. Hach, wie schön es doch war an einem so schönen Tag gute Nachrichten übermittelt zu bekommen. Nachdem er sich also ausgiebig gereckt hatte und sich nun wieder zum Gehen wand, sah er, wie eine Palastwache in schnellem Schritt auf ihn zu kam.

„Guten Morgen, Prinz Atemu“, begrüßte ihn die Wache freundlich und verneigte sich. Atemu verzog das Gesicht. Er wusste zwar, dass es den Wachen strengsten untersagt war der Königsfamilie ins Antlitz zu sehen, aber so wünschte er sich doch man würde ihn beim Sprechen mal ansehen. Er kannte so etwas wie Augenkontakt nur von seinen Eltern und Bekannten der Familie. Eines stand fest, wenn er erst mal Pharao war, wurde dies abgeschafft. Ja, genau, das würde er abschaffen!

„Was gibt es denn?“, fragte Atemu höflich und ruhig, wobei er den jungen Mann vor sich mit einem freundlichen Blick bedachte, auch, wenn dieser es nicht sehen würde.

„Ihre Mutter verlangt nach Ihnen. Ihr Vater wartet bereits bei ihr. Sie sollen umgehend im Thronsaal erscheinen“, erklärte der Diener.

„Verstanden, ich mache mich auf den Weg. Danke für deine Mühe“, entgegnete Atemu und machte sich auf den Weg zu seinen Eltern. Als er vor der großen, mit Gold verzierten Tür stand, öffneten nebenstehenden Wache diese auch sogleich. Er würde wohl niemals dazu kommen, eine Palasttür zu öffnen. Das verbot das Gesetz. Innerlich seufzend begab er sich zu den Thronen seiner Eltern, verneigte sich kurz und ging dann auf sie zu.
 

Seine Mutter war eine typische Ägyptische Schönheit, bei der jeder Mann schwach wurde, sobald sie im Raum war. Ihr langes braunes Haar trug sie meist zu einem Zopf gebunden, allerdings fielen ihr immer wieder vereinzelt Strähnen ins Gesicht. Atemu hatte sie noch nie ohne ein lächeln auf dem Lippen gesehen.

Sie war zwar eine zierliche Frau aber hatte es in ihrer Kindheit nie gescheut Männerarbeit zu verrichten, oder ihrem Vater zu helfen. Sie war keine Prinzessin gewesen, sondern eine ganz normale Frau aus dem ganz normalen Volk. Aber sie hatte das gewisse Etwas was das Herz von Atemus Vater höher schlagen ließ.

Atemus Vater hingegen war eine totale Autoritätsperson. Seine Körpergröße allein ließ ihn erhaben wirken. Sein faltiges Gesicht ließ ihn älter wirken, als er in Wirklichkeit war. Aber auch er ging stets mit einem Lächeln durch die Weltgeschichte. Ihn hatte Atemu auch schon wütend erlebt, aber nie war es, dass er wütend auf Atemu war. Warum auch, Atemu war sein Ein und Alles, sein Stolz. Er vergötterte seinen Sohn förmlich, ließ es aber niemanden wissen.
 

Aber auch die Eltern mussten feststellen wie schnell ihr Sohn doch heran wuchs. Er war gerade mal acht Jahre alt geworden und sah schon aus wie manch zwölf-jähriger. Es erstaunte sie beide wirklich. Allerdings war Atemu noch recht klein im Vergleich zu seinem Vater als dieser zwölf war. Sie beide mussten außerdem feststellen, dass Atemu sehr weiblich und sanftmütig wirkte, nicht, wie andere Männer. Zudem war er immer ein gütiger Junge und auch ein braver Sohn. Niemals hatten sie etwas Schlechtes über ihren Sprössling gehört, und sie hofften, das es so bleiben würde.

„Was gibt es denn so wichtiges?“, scherzte der Prinz. Er wusste, dass seine Eltern ihm wegen solch einer scherzhaften Bemerkung nie böse sein würden.

„Atemu,....die Anwärter auf das Hohepriesteramt werden sich bereits heute vorstellen....es tut uns leid, in der Versammlung wollten de Beamten einen sofortigen Entscheid deinerseits. Ich kann dich jedoch beruhigen, dass der, den wir ins Auge gefasst hatten, auch kommen kann...“, unterrichtete ihn sein Vater. Atemu war sprachlos. Er wusste gar nicht was er darauf erwidern sollte. Immerhin war er erst acht und sollte schon seinen eigenen Hohepriester bestimmen? Er wusste doch gar nicht wonach man so etwas aussuchte.

„Aber...Vater...ich weiß doch gar nicht welche Kriterien er erfüllen soll....“, widersprach der kleine Prinz und erntete von seinem Vater einen amüsierten, aber hoffenden Blick, dass er sich doch entscheiden könne.

„Atem....wie du weißt, habe auch ich keinen Hohepriester. Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen berichten, dass die Anwärter, die damals bereit standen, nicht mein Vertrauen geweckt haben. Du wirst spüren, wer an deiner Seite sein kann, und wer nicht. Du hast einen starken Charakter...Rah wird mit dir sein“, sagte sein Vater. Atemu dachte nach. Hatte sein Vater Recht? Würde er es wirklich merken, wenn dieser jemand vor ihm stand? Würde er überhaupt einen Hohepriester finden?

„Und was ist, wenn ich so etwas nicht spüre, was mach ich dann?“, fragte Atemu und sah seinen Vater ratlos an. Er war ein wenig ratlos...er hatte noch nie eine solch schwerwiegende Entscheidung treffen müssen. Deswegen war er wohl auch davon ausgegangen, dass sein Vater ihm den Hohepriester zur Seite stellen würde.

„Dann hast du eben keinen. Du musst denjenigen nehmen, der dir als würdig für das Amt des Hohenpriesters erscheint, Atem. Wenn du aber keinen würdigen Kandidaten findest, dann lässt du es bleiben, und bleibst ein einzel Regent. Niemand zwingt dich dazu einen Hohepriester an deiner Seite zu haben. Allerdings solltest du dir auch im Klaren sein, welche Verantwortung es für dich und deinen Hohepriester geben wird, Atem. Ihr müsst euch an strikte Anweisungen des Gesetztes halten, denn es darf nicht sein, dass sich ein Pharao dem Gesetz widersetzt. Solange du noch ein Kind bist, mag es zu vertreten sein, aber wenn du kein Kind mehr bist, und das bist du wenn du elf bist nicht mehr, musst du allein die volle Verantwortung für deinen Priester tragen. Sollte er einen Fehler begehen, wird man die Schuld sofort bei dir suchen, Atem...“, erklärte ihm sein Vater. Atemu hört gebannt zu und nickte. Dann sagte seine Mutter in ganz ruhiger Stimme zu ihrem Mann und Atemu:

„Wir werden bald zu viert sein...“ Beide Männer der Familie verstummten und sahen die Pharaonin an. Sie lächelte wie immer, aber ihre Augen strahlten vor Glück.

Sie ließ sich gern von ihrem Mann in den Arm nehmen, und nahm auch gern die Glückwünsche ihres Sohnes an.

„Wann werdet ihr es dem Volk sagen?“, wollte Atemu völlig überwältigt wissen. Er verschluckte sich sogar vor Vorfreude. Dies brachte seine Eltern zum kichern.

„Wir werden es ihnen sagen, wenn es soweit ist...ich wollte nur das ihr beide Bescheid wisst“ Sie schmiegte sich in die Arme ihres Mannes.

Das war das schöne an diesem besonderen Thronsaal, den nur die Pharaonenfamile betreten durfte. Gelegentlich ein paar Wachen, aber nur mit strikter Erlaubnis.

Aber in solchen intimen Momenten fühlte sich Atemu nicht als Prinz, sondern als das Kind einer „normalen“ Familie. Und das war ein unbeschreiblich schönes Gefühl.....
 

Einige Stunden später waren die Anwärter auf das Hohepriesteramt versammelt. Atemu war vermutlich aufgeregter als die Anwärter selbst. Es war sein erstes öffentliches Handeln.

„Alles klar bei dir, Atemu?“

„Wo kommst du denn her Jusa?“, fragte Atemu seine beste Freundin im Palast. Sie war anderthalb Jahre jünger als er selbst, aber eine wirkliche Schönheit, so weit er da schon mitreden konnte. Ihre braunen, schulterlangen Haare hingen fransig in ihrem wohl geformten Gesicht. Sie hatte strahlend grüne Augen und genau wie seine Mutter immer ein Lächeln auf den Lippen. Ihre zierliche Statur ließ sie zerbrechlich, zugleich aber auch unheimlich niedlich wirken. Aber wie er selbst bestätigen konnte, war sie nicht so zierlich wie sie aussah. Manchmal hatte er das Gefühl, sie hätte lieber ein Mann werden sollen.

Sie beide hatten schon viele verbotene Dinge getan, von denen ihre Eltern nie etwas erfahren durften.

„Ich? Da her“ Sie zeigte mit ihren schlanken und kurzen Fingern auf das Fenster seines Zimmers.

„Schon praktisch das es Tag und Nacht offen ist“, witzelte sie.

„Du bist heute wieder lustig drauf“, stellte er lächelnd fest und schüttelte den Kopf, als er sich den königlichen schmuck umlegte.

„Was denn? Ist doch wahr. Sei froh, dass sie es nicht mit einer Wache ausgefüllt haben, schließlich bist du der baldige Pharao, Atemu. Da könnte es doch leicht passieren, dass Feinde Ägyptens dich verschleppen und wir dich nieeeee wiedersehen würden“ Sie nickte heftig mit dem Kopf und landete dann auf ihren vier Buchstaben, vor lauter Kopfnicken. Atemu kicherte und half ihr auf.

„Ich bin froh, dass wenigstens du mir ins Gesicht guckst“, sagte er lächelnd.

„Jaha, sei das auch. Normalerweise dürfte ich das gar nicht! Ich breche das Gesetz. Aber noch bist du ja kein Pharao“, erwiderte sie grinsend.

„Oh, ich danke Euch, oh würdige Jusa“ Ja. In ihrer Gegenwart fühlte er sich richtig wohl.

Dann klopfte es an seiner Tür.

„Versteck dich, Jusa...“ Jusa nickte und tat wie ihr befohlen. Sie versteckte sich hinter Atemus Bett. Ein Glück, dass sie nicht allzu groß war, und man sie nicht sofort bemerkte.

„Ja, bitte? Was gibt es?“ Ein Diener des Herrscherhauses öffnete die Tür von Atemus Zimmer und verbeugte sich tief.

„Du kannst dich wieder aufrichten,....bitte“ Atemu mochte es nicht wenn sich die Wachen seinetwegen den Rücken verrenkten. Der Diener richtete sich zwar auf, sah Atemu aber nicht ins Gesicht.

„Der Pharao erwartet Euch, Prinz Atemu“

„Sagt ihm bitte, dass ich sofort bei ihm sein werde“ Der Diener verneigte sich erneut kurz, ehe er sich zum Gehen wand und in den großen Fluren des Palastes verschwand. Atemu dreht sich um.

„Du kannst wieder heraus kommen, Jusa....Jusa??“ Aber Jusa war bereits gegangen. Atemu schüttelte den Kopf und lächelte. Typisch Jusa, dachte er. Dann ging er zu seinem Vater und setzte sich an dessen linke Seite, denn rechts neben ihm saß Atemus Mutter.

„Holt die Priester herein“, befahl der Pharao. Atemus Herz hämmerte wild gegen seine Brust. So aufgeregt war er bisher noch nie gewesen.

Einer nach dem anderen betrat den Saal. Alle zeigten sich von ihrer besten Seite und zauberten was das Zeug hielt. Atemu musterte sie kritisch, wobei seine Aufregung sich schnell gelegt hatte, nachdem die ersten drei sich vorgestellt hatten. Er konnte wirklich gut nachvollziehen, warum sein Vater sich keinen Hohepriester angeeignet hatte.

„Atemu, jetzt kommt der Priester, den wir damals für dich ausgesucht hatten...“ Der Mann betrat den Saal und Atemu zog nur eine Augenbraue kraus. //Auf keinen Fall//, dachte er. Dieser Mann war ihm viel zu alt und....vertrauenswürdig sah er auch nicht aus.

Auch dieser Mann stellte sich dem jungen Pharao vor, in der Hoffnung genommen zu werden, wie versprochen. Atemu bedankte sich höflichst bei dem Priester und bat den nächsten herein. Und dann....ja, das musste sein Vater wohl gemeint haben. Er spürte, dass dieser Junge vor ihm etwas Besonderes war. Er war vielleicht zwei, maximal vier Jahre älter als er selbst. Ja, er war sich sicher....dieser und kein anderer würde der Hohepriester des zukünftigen Pharaos, Pharao Atemu werden.

Are you sure?

Kapitel II
 

Als Seth den Raum betrat, schaute er einen kurzen Moment empor und erblickte die Herrscherfamilie. Der starke regierende Pharao Akunamkanon saß in der Mitte. Aus Seths Sicht saß Atemu rechts und die Pharaonin, Arithâ, an Akunamkanons linker Seite. Atemus Augen begannen zu leuchten. Seth wusste nicht, was er sagen sollte. Noch nie hatte er so etwas gefühlt wie bei Atemu. Es war etwas völlig Neues. Er spürte, dass Atemu einen starken Charakter besaß und sehr wohl in seinem jungen Alter über viel innere Stärke verfügte. Er fühlte sich direkt zu ihm hingezogen. Hatten die anderen Priester vor ihm diese Stärke auch wahrgenommen? Oder war er dafür bestimmt der Hohepriester Atemus zu werden?

Akunamkanon nahm die Blicke der beiden sehr wohl wahr. Er lächelte zufrieden. Mal sehen wie sein Atem sich entscheiden würde. Würde er den vorgeschlagenen Hohepriester erwählen, oder diesen jungen Knaben der dort unten stand. Er selbst glaubte, dass Atemu sich für Seth entscheiden würde. Dafür sah das gerade viel zu viel versprechend aus.

Atemu wusste nicht, was er diesen Jungen dort unten fragen sollte. Am Besten, er würde erst einmal nach seinem Namen fragen, oder?

„Wie heißt du?“, fragte der junge Pharao.

„Seth“, erwiderte Seth mit gesenktem Kopf um seine Untertänigkeit zu demonstrieren. Atemu hätte am Liebsten sofort gesagt „Erhebe deinen Kopf“, doch leider verbot es das Gesetz,…noch!

Auf einmal fühlten sie beide sich wohler, nachdem sie ihre Namen wussten, und schließlich begannen sie intensiver miteinander zu reden.

Atemu erfuhr, dass Seth zwar noch ein paar Jahre vor sich hatte um die Priesterweihe zu erlangen, aber wenn er sich jetzt nicht vorgestellt hätte, wann dann? Der kleine Pharao war wirklich froh, dass Seth entgegen der Worte seiner Lehrer hierher gekommen war.

Seth erfuhr zwar nicht allzu viel über Atemu, aber dessen war er sich bewusst gewesen. Vielleicht würde das mit der Zeit ja noch kommen. Ja, irgendwie war er sich ganz sicher, dass sie mehr Zeit miteinander verbringen würden, wenn sie älter waren,…er wusste nur nicht, warum er dieses Gefühl hatte.

Akunamkanon lauschte dem Gespräch der beiden ebenso neugierig, wie seine Frau es tat. Es war erstaunlich, dass Atemu auf einmal so viel mit einem Anwärter gesprochen hatte. Die anderen hatte er meist immer direkt hinausgeschickt. Akunamkanon räusperte sich.

„Atem,…du solltest fortfahren. Die Anderen warten ungeduldig draußen…“

„Ja,…ich weiß,….Seth?“ Der Angesprochene zuckte zusammen.

„Ja, Pharao Atemu?“ Oh man,…genau das war es was ihn so störte. Warum konnte niemand so locker mit ihm umgehen wie Jusa?

„Sag,…wie viele warten noch vor der Tür um angehört zu werden?“, fragte Atemu. Er hoffte Seth würde hinauf schauen,…er wollte so gern seine Augen sehen.

„Ich glaube, es waren noch drei, Herr“, erwiderte er.

„Hmmm…Vater…können wir sie nicht wegschicken? Ich habe mich entschieden…“

„Atem,…lass sie sich bitte vorstellen. Diese drei Mann wirst du doch noch überstehen, auch wenn Jusa sicherlich schon auf dich wartet…“

„Ja,…in Ordnung….ich werde es mir anhören…“, nickte er zustimmend.

„Danke Seth,…du kannst vorläufig gehen“ Seth nickte und verneigte sich, ehe er den Thronsaal verließ und den nächsten Kandidaten hinein ließ. Atemu hörte sich notgedrungen an, was die anderen zu bieten hatten, aber er hatte seine Entscheidung gefällt.

Seth oder keiner.

Seth war stark und verströmte eine gewisse Autorität, die er bei den älteren ein wenig vermisst hatte. Vielleicht lag es ja auch nur daran, dass Seth für sein Alter schon ziemlich groß war. Womöglich lag es daran.

Nachdem sich alle in Frage kommenden vorgestellt hatten, war die Herrscherfamilie wieder allein unter sich, nachdem sie von dem einen in den anderen Thronsaal gewechselt waren. Dort setzten sie sich an ein, an einen Tisch erinnerndes Gestell. Die Eltern setzten sich ihrem Sohn gegenüber und sahen ihn an.

Atemu hielt ihren Blicken stand und schaute sie undurchdringlich an. Akunamkanon schüttelte den Kopf.

„Du hast dich bereits entschieden, nicht wahr mein Sohn?“

Atemu nickte und wartete auf die weiteren Worte seines Vaters.

„Wer genau ist es denn?“ Akunamkanon wollte Atemu testen.

„Es ist Seth“, sagte Atemu gerade heraus und sein Vater sah ihn verwundert an. Er hätte nicht gedacht, dass Atemu ihm das so direkt sagen würde.

„Aha… und was genau macht dich so sicher, dass er der Richtige ist? Meinst du, er hat das Talent dazu, mein Junge? Er ist auch noch fast ein Kind…“, gab Akunamkanon ihm zu bedenken. Atemu legte den Kopf schief.

„Vater,…ich habe gespürt dass er der Richtige ist. Nur bei ihm hatte ich dieses starke Gefühl,...unbeschreiblich. Es tut mir fast leid, dass du dieses Gefühl damals nicht hattest…“

„Atem,…Seth muss die Priesterweihe erst bestehen,…die Anderen haben sie alle meisterlich bestanden. Du weißt hoffentlich, dass es jetzt noch vier Jahre dauern wird, bis er frühestens die Priesterweihe empfangen kann…bist du dir ganz sicher, dass du ihn willst, und keinen anderen? Überlege genau, wie du dich entscheidest“

„Ja Vater, ich weiß, dass es noch über vier Jahre dauern könnte, aber das ist doch nicht weiter tragisch, denn dann können wir beide lernen. Er, wie er ein guter Hohepriester wird, und ich lerne, ein guter Pharao zu werden. Was soll ich mit einem, der bald dreifach so alt ist wie ich? Der ist doch bis zu meiner Regentzeit verstorben…“ Akunamkanon seufzte. Seine Frau sprach:

„Lass es darauf beruhen. Atemu will ihn und keinen anderen. Wir sollten es akzeptieren. Es ist sein Hohepriester, nicht der unsere“ Sie lächelte ihren Mann an und legte ihre Hand auf die seine. Ihre war im Vergleich zu seiner sehr klein.

„In Ordnung, Atem. Von nun an soll Seth dein Hohepriester sein.“ Atemu strahlte bis über beide Ohren, als er den Satz aus dem Mund seines Vaters hörte. Ja,…Seth und er würden in Zukunft noch viel erreichen.

„Wir verkünden das Urteil morgen. Du kannst jetzt noch spielen gehen, wenn du magst.“ Atemu nickte und verließ seine Eltern um Jusa von den Neuigkeiten zu berichten.

Er ging zu ihrem Treffpunkt. Ein großer Baum, ziemlich abseits des Palastes, und doch noch auf dessen Gelände.

„Jusa!!“, rief er und ging auf den Baum zu. Jusa sprang hinter dem Baum hervor und sagte ein lautes „BUH“. Atemu erschreckte sich so sehr, dass er auf den Hintern plumpste.

„Erschreck mich nicht immer so!“, sagte er lachend.

„Warum? Ich darf das!“, erwiderte sie grinsend, als sie ihm aufhalf.

„Du bist reichlich spät, die Sonne geht schon unter…“, nörgelte sie scherzhaft.

„Es tut mir leid, Eure Hoheit….aber die Auswahl hat so lange gedauert…Aber ich bin fündig geworden!“, erläuterte er ihr stolz.

„Na dann lass mal hören, mein lieber. Wer darf sich zu den glücklichen zählen, dir dienen zu dürfen?“, erwiderte sie grinsend, als sie ihre Hände in ihre Hüfte stemmte.

„Es ist Seth.“ Jusa hob ihre rechte Augenbraue in die Höhe und sah ihn fragend an.

„Und weiter? Was macht er so, wie sieht er aus, wie alt ist er? Erzähl schon“, drängte sie.

„Ist ja schon gut. Er ist zwei Jahre älter als ich. Er ist aber schon ziemlich groß für sein Alter, und er besucht noch die Priesterschule im Osten des Landes. Eigentlich hätte er sich noch nicht vorstellen dürfen, aber er hat entgegen der Meinungen seiner Lehrer gehandelt und sich dennoch vorgestellt, worüber ich sehr froh bin…“, schloss Atemu ab. Jusa nickte nur. Irgendwie war es doch nicht gut wenn jemand Hohepriester wurde, der gegen die Meinung anderer verstieß, oder? Was, wenn er dasselbe mit Atemu machen würde? Außerdem hieß er genau wie der Widersacher Rahs. Rah und Seth,...zwei ungleiche Göttergeschwister…

Diese Gedanken schossen Jusa durch den Kopf. Sie sorgte sich einfach zu sehr um Atemu. Hmm…Ob das alles so gut werden würde??
 

Derweil unterhielten sich Atemus Eltern über die Zukunft ihres Sohnes und der Entscheidung, die er getroffen hatte.

„Meinst du, Seth ist der richtige an Atemus Seite, Akunamkanon?“, fragte seine Frau Arithâ ihn. Der amtierende Pharao dachte nach. Was sollte er seiner bezaubernden, schwangeren Frau antworten?

„Arithâ,…ich weiß es nicht. Bei mir war es damals gänzlich anders. Ich hatte erstens nicht so viele Bewerber zur Auswahl und zweitens…“ Der Pharao brach ab. Arithâ verstand ihn einfach nicht. Immer brach er genau an dieser Stelle ab. Sie wusste nicht, was damals passiert war, hatte nie danach gefragt, und doch war sie neugierig. Ihrer Meinung nach hatte sie jetzt lange genug gewartet.

„Aku*…was ist damals passiert? Du hast mir bisher kaum etwas über deine Vergangenheit erzählt. Meinst du nicht es ist langsam an der Zeit?“ Seine Frau sah ihn bittend an. Ja,…sie hatte ja Recht. Bisher waren sein Vater und sein Bruder die einzigen gewesen, die darüber Bescheid wussten.

„Arithâ,…in meiner Blutslinie hatte eigentlich nie ein Pharao einen Hohepriester. Mein Vater hatte mir damals davon abgeraten….weißt du,…sobald ein Pharao einen Hohepriester ernennt, muss er so gut wie alles mit ihm teilen. Seine Freiheiten, seine Geheimnisse, seine Vorhaben. Du musst mit deinem auserwählten Hohepriester eine Prüfung bestehen, damit Rah den nächsten Pharao, in unserem Fall Atem, als würdig ansieht.

Bestehen Atem und Seth die Prüfung, hat unser Sohn nichts zu befürchten. Er kann mit seinem Hohepriester alles teilen und es wird erfolgreich ablaufen.

Sollten Atem und Seth die Prüfung jedoch nicht bestehen, müssen er und Seth schwere Zeiten durchmachen. Man wird an Atem und seiner Wahl zweifeln und es kann passieren, dass seine Regentschaft unvorstellbar schwer für ihn sein wird. Zudem kommt, dass Rah selbst ihm Probleme machen wird, damit er sieht, wie sich Atem schlägt. Schließlich steckt in jedem Pharao etwas Göttliches von Rah,…so auch in Atem und mir.

Allerdings kann es auch passieren, dass das Volk, sowie Rah verlangen, dass Seth getötet wird.

Ich weiß nicht, was Atem und Seth erwarten wird. Ich hoffe nur, dass Atem die richtige Wahl getroffen hat, damit alles gut läuft…“ Arithâ hörte ihrem Mann gespannt zu. So war das also. Aber…

„Warum hast du dann entschieden, dass Atem einen Hohepriester bekommen sollte??“ Akunamkanon hatte sie neugierig gemacht.

„Weil Atem etwas ganz Besonderes ist. Er hat gewisse Kräfte, die ich nicht hatte. Du siehst doch wie beliebt er jetzt schon bei unserem Volk ist. In Atem schlummern gewaltige Kräfte,…ich erhoffe mir, dass sein Hohepriester sie zum Fließen bringen kann. Außerdem ist es sicherer, wenn Atem einen Vertrauten hat, der immer an seiner Seite ist,…schließlich ist unser Sohn nicht der Größte…und die Größe spielt eine entscheiden Rolle, wie du weißt. Wäre ich nicht so groß hätte ich auch immer schlechte Karten auf den Versammlungen. Und um diese Probleme und ebenso Atems ´Kräfte´ frei zu setzen, wollte ich das Atem einen Hohepriester bekommt.

Manchmal habe ich es bereut, damals keinen angenommen zu haben, aber da gab es keinen auf meinem Niveau.

Wenn ich mir Atem so anhöre, dann hat es zwischen den beiden auf Anhieb ´gefunkt´…“ Arithâ nickte ihrem Mann zustimmend zu, ehe sie auf ihn zuging und umarmte. Sie war froh dass er es ihr endlich gesagt hatte, was Atemu erwarten würde, aber zugleich hatte sie auch Angst um ihren Sohn, denn wer wusste schon, ob sich Seth als seiner würdig erwies…?
 

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*Aku:

Arithâ nennt ihn so, dass ist eine Art Spitzname, weil ihr der ganze Name zu lang ist
 

Den Namen Arithâ habe ich mir ausgedacht, da ich nicht wusste, ob der Name von Atemus Mutter jemals genannt wurde...ich find es immer doof nur zu schreiben "seine Mutter/die Pharaonin/seine Frau", Okay ;)
 


 

Schlusswort:

Danke, für die Kommentare, ich habe mich riesig darüber gefreut^^

Ich hoffe, ich habe es einigermaßen geschafft aufzuklären, warum Hohepriester und welche Aufgaben dieser hat, folgt wahrscheinlich im nächsten Teil, wenn sie sich etwas näher kennen lernen.

Solltet ihr noch etwas wissen wollen oder zu bemängeln haben, immer her damit, ich beiße nicht.
 

Ach ja:

Das Akunamkanon immer Atem sagt, ist kein Tippfehler. Das ist so eine Art Spitzname für seinen Sohn!

Bis demnächst

grummel_chan

Kurz bevor,....

Kapitel III
 

Der nächste Tag kam langsamer als Atemu gedacht hatte. Er wollte es sein Volk wissen lassen, dass er einen Hohepriester gefunden hatte….

Hach, er war ja so aufgeregt. Außerdem wollte er Seth so schnell wie möglich wieder sehen… Er wollte mit ihm sprechen, ihn näher kennen lernen.

Als die Sonne endlich aufging, war Atemu sehr aufgeregt. Er rutschte von einer Stelle zur Anderen und wartete nur darauf, dass seine Eltern, wie jeden Morgen, an seine Tür klopften, um ihn zum Frühstück mitzunehmen.

Als es endlich soweit war, sprang er förmlich auf, um zu seinen Eltern zu gelangen. Voller Vorfreude riss er die Tür auf und ließ sich in die Arme seiner Eltern fallen und durchkuscheln. Das gehörte am Morgen dazu. Darauf bestand er.

„Guten Morgen, Atem“, sagte sein Vater und wuschelte ihm durch das strubbelige Haar.

„Guten Morgen Vater“, sagte er strahlend. Arithâ sah ihre beiden Männer liebevoll an. Dann ging Atemu auf seine Mutter zu und streichelte ihr über den Bauch. Arithâ war gerührt. Atemu konnte ja so süß sein…

„Dann lasset uns zu unserem frühen Mahl gehen“, sagte Akunamkanon und ging mit seiner kleinen Familie zum Speisesaal. Sie aßen gemeinsam, wobei eine erdrückende Stille herrschte, wie jeden Morgen. Irgendwie hatte es sich eingebürgert, dass sie am Morgen so gut wie gar nicht miteinander sprachen, dies aber gen Abend gehend immer mehr wurde.

Als sie das Frühstück beendet hatten, sah Atemu seine Eltern fragend an. Akunamkanon seufzte und stellte sein Trinkgefäß zurück.

„Ist ja gut, was willst du? Willst du zu Jusa oder was??“, fragte Akunamkanon seinen noch immer strahlenden Sohn.

„Wann geben wir das mit Seth bekannt??“, wollte der kleine Prinz aufgeregt wissen. Akunamkanon verdrehte die Augen und Arithâ kicherte.

„Heute Mittag. Du kannst also beruhigt noch zu Jusa gehen und mit ihr spielen.“

Atemu nickte.

„Ich mache mich sofort auf dem Weg, Vater…“, erwiderte Atemu und stand auf.

„Ach,…Atem..?“, sagte seine Mutter, kurz bevor ihr Sohn den Raum verließ.

„Hmm? Was gibt es denn, Mutter??“, wollte der kleine Pharao neugierig wissen.

„Ich habe gehört, dass Jusas Schwester heute zurückkommt. Dann könnt ihr ja endlich wieder zusammen spielen…“, sagte Arithâ lächelnd. Sie verstrahlte dieselbe Ruhe und Wärme wie jeden Morgen.

„MANA IST WIEDER DA?????“, fragte Atemu aufgeregt.

„Ja, Mana kommt heute mit ihrem Vater zurück. Soweit ich weiß, sind sie bereits da, oder warum glaubst du, dass sie noch nicht hier ist?“, erwiderte seine Mutter lächelnd. Atemu nickte kräftig und ging aus dem Raum, um zu seinen beiden kleinen Freundinnen zu gelangen. Er vergaß gerade seine Aufgeregtheit bezüglich der Bekanntgabe des zukünftigen Priesters, denn im Augenblick waren Mana und Jusa wichtiger.

Akunamkanon lächelte seine Frau an.

„Charmant wie immer meine Liebste. Woher hast du denn schon wieder diese Informationen, die selbst ich nicht weiß?“, fragte der Pharao seine Frau und streichelte ihr über die Hand.

„Nun ja, mein König,…ich bin halt gut mit Manas und Jusas Mutter befreundet. Und unter Freunden erzählt man sich schon mal wann die Männer wiederkommen!“, sagte sie zwinkernd. Ihr Mann schüttelte den Kopf.

„Du erstaunst mich immer wieder…, dass du dich immer so gut mit dem Volk verstehst…“, gab er ehrlich zu.

„Wie du weißt, mein Lieber, kam auch ich einst aus dem einfachen Volk, ehe ich einen,…nun ja,…verrückten künftigen Pharao kennen gelernt habe, der sich im ersten Moment in mich verliebte!“, sagte sie lächelnd und voller Liebe. Akunamkanon lächelte. Sie hatte ja Recht. Er hatte sich im ersten Moment, als er sie sah, in sie verliebt. Aber nun wollte er etwas anderes von ihr wissen…

„Was meinst du, werden Seth und Atem das alles, was ihnen bevorsteht, bestehen?“

„Ich weiß es noch immer nicht, Aku. Wir werden sehen, was die Zeit aus den beiden macht und ob sie zueinander passen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird Atem schon noch genügend Probleme haben, bei denen wir ihm nicht helfen können. Es war seine Entscheidung, und die müssen wir akzeptieren,…dennoch glaube ich, dass das Schicksal es einerseits gut und andererseits schlecht mit ihnen meint.“ Arithâ sah zur Seite und strich sich mit den Händen über die Arme.

„Wie meinst du das, Arithâ?“, fragte er sie.

„Sieh mal,…es ist doch kein Zufall, dass sich Seth den Hohepriestern seiner Priesterschule widersetzt hat,…wahrscheinlich passt er sogar sehr gut zu Atemu, wenn er mal übermütig würde,…aber eine Sache macht mir zu schaffen…“, gestand sie ihm.

„Und die wäre…“ Akunamkanon sah sich die nachdenkliche Miene seiner Frau an und musste feststellen, dass sie einfach in jeder Situation gut aussah. Jetzt, mit halb geschlossenen Augen, den Blick gen Boden gerichtet. Sie war etwas ganz besonderes. Einer seiner wertvollsten Schätze,…ebenso wie sein Sohn.

Im Endeffekt wusste er jedoch auch, was sie meinte, aber,….er wollte es nicht anhand solchen Aberglaubens fest machen. Vielleicht hatte es auch nichts zu bedeuten.

„Du weißt es doch sicherlich,…was ich meine,….oder??“, fragte sie ihren Mann. In der Tat, er wusste was sie meinte.

„Komm,….lass uns ein wenig frische Luft schnappen gehen,…im Palastgarten,…das Wetter ist doch so herrlich, Aku“, forderte die Pharaonin ihren Gatten auf. Dieser nickte lächelnd und stand auf. Seine Frau tat es ihm gleich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in Richtung Palastgarten.

Im Palastgarten nahm Akunamkanon Arithâ in den Arm und streichelte ihr über den Bauch.

„Noch so ein Prachtexemplar wie Atem?“, fragte er seine Frau. Diese schmiegte sich in seine starken beschützenden Arme.

„Hmm,…wer weiß…? Vielleicht wird es auch eine kleine Prinzessin geben….“, erwiderte auch sie lächelnd. Akunamkanon verzog das Gesicht scherzhaft zur Grimasse.

„Nein, es wird ein kleiner Atem! Das….das weiß ich! Das…spür’ ich!“ Arithâ lachte. Typisch ihr Aku. Man würde abwarten müssen, was die Zukunft mit sich brachte. Erst einmal musste das Volk Atemus Entscheidung akzeptieren, aber da er beim Volk eh sehr beliebt war….

Am Meisten machte ihr die Weihe Angst. Noch war Atemu ein Kind von 8 Jahren, aber in ein paar Jahren würde er ein gutmütiger und gerechter König werden, wie ihn Ägypten noch nicht kannte. Wahrscheinlich ein –noch- besserer als sein Vater –wenn- mit Seth alles gut lief. Sie sah ihren Mann an und musste schmunzeln. Ja, Atemu würde noch stärker und mächtiger werden als sie beide als Herrscherpaar! Aber das lag noch in weit entfernter Zukunft. Jetzt genoss sie erstmals seit langer Zeit die Nähe von Akunamkanon, da Prinz Wirbelwind vorerst bei Mana und Jusa war und es seit längerer Zeit keine Aufstände mehr im Volk gab. Auch lag die letzte Trockenheit schon etwas länger zurück. Alles war ruhig und friedlich in Ägypten. Sie schmiegte sich näher an ihren König und genoss die Zärtlichkeit die Aku ihr entgegen brachte. Traute Zweisamkeit.
 

Atemu war derweil noch immer auf dem Weg zu seinen Freundinnen. Die Aufregung die er kurz zuvor noch verspürt hatte, war kurzerhand verschwunden als seine Mutter ihm das mit Mana berichtete.

Ja, sie drei hatten viel angestellt, mal zu dritt, mal er und Jusa, er und Mana oder auch Mana und Jusa. Einer für alle und alle für einen, das war ihr Motto. Aber genug davon, endlich stand er vor der Hütte der Beiden. Sachte klopfte er an die Hauswand, auch wenn er es nicht hätte tun müssen, da er bald König war, aber er wollte keinen Sonderstatus! Er wollte einfach nur ein „Junge“ sein! Leider würde dies nie möglich sein. Er hätte bald nie wieder Zeit…. Plötzlich ging der Vorhang beiseite. Manas Mutter stand vor ihm und wollte sich gerade verbeugen, als: „ Nein, brauchst du nicht! Du kennst mich seit ich klein bin, bitte, sieh mich nur als Atemu und nicht als zukünftiger Pharao!, ja??“, bat Atemu und sah Manas Mutter mit großen, bittenden Amethysten an. Die Mutter lächelte. Ja, Arithâ hatte Recht. Ihr Sohn würde eines Tages ein ausgesprochen gutmütiger Pharao sein. Das spürte sie.

„Na, dann rein, Atemu. Aber wenn mich einer aus dem Palast erwischt, wenn ich `du` sage und dich Atemu nenne, dann war ich die längste Zeit, somit die einzige - neben meiner Familie und deinen Eltern-, die dich so genannt hat!“, sagte sie scherzhaft und stupste ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase, - was sie eigentlich auch nicht hätte tun dürfen. Atemu strahlte bis über beide Ohren. Ja, hier durfte er so sein wie er wollte, denn selbst bei seinen Eltern durfte er dies nicht immer.

„Wo sind denn Mana und Jusa?“, fragte der kleine Prinz. Sein Gegenüber verdrehte die Augen.

„Woher soll ich das wissen? Sie haben gesagt, du wüsstest wo sie sind, da es euer –Versteck- oder so ist. Also junger Prinz, sucht eure teuren Freundinnen!“, riet sie ihm mit einem Lächeln und wuschelte ihm durch die Haare.

Ja, sie war so etwas wie eine 2. Mutter für ihn. Wahrscheinlich weil sie seiner Mama so ähnelte.

„Man, da wollte ich zuerst nach geguckt haben…seid ihr sicher ihr wollt’ mich als neuen Pharao?“, fragte er, sich verlegen am Kopf kratzend.

„Aber natürlich, Atemu. Du kennst die Antwort! Rah wollte, dass –DU- Pharao wirst und sonst keiner, verstanden?“

„Hmmh,….Du sag’ mal….kommst du heute auch zur Bekanntgabe?“

„Welche Bekanntgabe?“, fragte sie verwundert.

„Na, heute stelle ich meinen künftigen Hohepriester vor!“, erklärte er stolz.

„Ja, dann erst mal herzlichen Glückwunsch und ich hoffe, dass das alles so klappt wie du es dir mit eurer Zusammenarbeit vorstellst.“

„Danke und bis heut’ Abend“, gab Atemu bekannt und verschwand fast so schnell wie er gekommen war. Jetzt erstmal auf den Weg zum Versteck machen. Gesagt, getan. Kurz darauf erreichte er es und trat zu den beiden wartenden Mädchen, wobei er mucksmäuschenstill dort hin schlich, um die Ecke lugte und als er die beiden erblickte, legte er Mana die Hand auf die Schulter und wisperte zeitgleich ein „Buh“ in ihr Ohr. Sicherheitshalber duckte er sich.

Und seine Voraussage bewahrheitete sich. Mana fuhr herum und hätte Atemu noch gestanden, hätte er jetzt Bekanntschaft mit Manas flacher Hand gemacht die zielsicher seine Wange getroffen hätte. Jusa und er begannen zu lachen, nachdem Mana mit ihrem Geschrei fertig war.

„Hallo, auch wieder hier?“, fragte der kleine Prinz noch leicht außer Atem.

„Ja“, knirschte sie noch etwas verärgert, lachte aber dann auch mit ihrem Freund und ihrer Zwillingsschwester. Als Mana ihn dann nach dem Lachanfall richtig ansah, sprang sie ihn an und schlang ihre Arme um den Körper des Jungen. Dieser, sichtlich überrascht über die schnelle Umarmung, begann zu lachen und hielt sie fest.

Wie sehr er sie doch irgendwie vermisst hatte….war das….Liebe? Aber sie beide waren doch noch Kinder…..vielleicht hatte seine Mutter ihn ein bisschen zu sehr mit diesem Thema bequatscht.

„Wie war deine Reise, Mana?“, fragte der kleine Pharao.

„Großartig! Vater hat mir viel gezeigt, sodass ich auch in deine Leibgarde treten könnte. Na, was sagst du dazu?“ Mana strahlte bis über beide Ohren.

„Und ich habe einen Hohepriester! Zwar muss dieser erst noch an der Weihe teilnehmen, aber ich komme gut mit ihm aus….zumindest bei dem, über was wir gesprochen haben!“, erwiderte Atemu ebenso strahlend und sprach weiter: „Außerdem habe ich noch eine Neuigkeit, aber die darf ich – noch nicht- verraten!“ Er hielt sich den Zeigefinger vor dem Mund und zwinkerte den beiden zu. Sollte so viel heißen, dass sie es noch vor den Anderen erführen. Die beiden bliesen die Backen auf. Na, so was,….und das für den künftigen Herrscher….

„Aber du sagst es uns, ja?“

„Atemuuuuu~?“, rief eine ihm bekannte Stimme seinen Namen. Atemu nickte.

„Ich sag’s euch. Ich muss los, mich ankleiden, damit die Bekanntgabe ordentlich vollzogen werden kann!“ Er winkte seinen Freundinnen zu und verschwand aus dem Versteck. Verdammt! Irgendwie kamen die Wachen dem Versteck immer näher! Sie müssten sich was überlegen….aber das hatte Zeit. Jetzt stand erst einmal die Bekanntgabe bevor und danach kam sein Geschwisterchen. Lernen…ja, das kam irgendwo dazwischen. Er begab sich fröhlich auf den Weg zum ankleiden, nicht ahnend, was das Schicksal in der Zukunft für ihn bereithalten würde…...
 

*~* Tbc *~*
 

Schlussworte:

Sorry, dass es mal wieder so lange gedauert hat^^°

Aber aufgrund der Schule kam ich nicht eher dazu. Vorgeschrieben hab ich schon, als ich in Dresden war,…ich hoffe, dass es bald wieder schneller wird.

Und nochmals danke für die lieben Kommentare^^

Ich hoffe, ihr bleibt der Geschichte auch weiterhin treu. Bald könnte es verwirrend werden, da ich zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln muss,….aber wenn ihr es nicht verstehen solltet: nachfragen!

Haltet die Öhrchen steif

LG

grummel_chan

zukünftige Herrscher

Kapitel IV
 

Seth wartete neugierig auf die Bekanntgabe. Die anderen Hohepriester waren zwar nicht so begeistert davon, dass der junge Pharao einen Grünschnabel als Hohepriester haben wollte, aber…. er hatte sich nun mal entschieden, einen Entschluss gefasst. Die beiden würden das schon schaffen. Es war doch wohl ein Wink des Schicksals, dass er sich gegen den Beschluss seiner Meister gestellt hatte und beim Vorsprechen teilnahm.

//So stark wie der junge Pharao wirkt,… selbst Pharao Akunamkanon strahlt nicht so viel Stärke aus…. Atemu ist schon etwas Besonderes…..//, dachte Seth während er sich noch das restliche anzog. Er hatte immer gehofft, eines Tages Hohepriester zu werden, aber schon beim nächsten Regenten,…und dann auch noch –persönlicher- Hohepriester,…. und das, wo er seine Priesterschule noch nicht einmal ganz beendet hatte. Ach, was zerbrach er sich den Kopf darüber, was noch weit entfernt lag? Langsam setzte er sich in Bewegung, in Richtung Thronsaal. Er hatte im Palast übernachten dürfen, aufgrund der weiten Reise und der Entscheidung Atemus.

Irgendwie war er aufgeregt.

Es hieß, ab nun würde er mehr Kontakt mit Atemu haben. Sie würden künftig viel miteinander planen, aber dies frühestens in 4 Jahren, es sei denn, er strengte sich so sehr an, dass die Prüfung vorverlegt werden konnte.

Als er aus seinem Zimmer trat, wartete sein Meister bereits auf ihn. Er bestand immer auf Überpünktlichkeit, aber er war ja schließlich schon um einiges älter, vielleicht hatte er ja noch vieles von früher,…was das Verhalten anbelangte.

„Na Seth, bist du auf die dir bevorstehende Aufgabe gespannt und bereit, sie, wenn nötig, unter Aufopferung deines Lebens, für den künftigen Pharao, zu erfüllen?“, fragte er streng, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Jawohl. Ich werde den zukünftigen Pharao mit meinem Leben beschützen, komme was da wolle. Aber…Meister, muss ich das nicht gleich erst vor Pharao Akunamkanon schwören?“, wollte Seth wissen. Sein Meister lachte auf.

„Ja, da hast du recht Seth, aber ich wollte deine Antwort im Voraus wissen. Ich bin zwar immer noch nicht glücklich darüber, dass du dich uns widersetzt hast, aber der junge Pharao scheint dir vom ersten Augenblick an vertraut und einen Seelenpartner gefunden zu haben, also enttäusche ihn nicht.“, antwortete er mit Nachdruck, woraufhin Seth nickte.

„Das werde ich ganz bestimmt nicht. Dafür bin ich zu glücklich, dass er mich auserwählt hat!“, erwiderte Seth freudig.

„Nun gut. Dann begeben wir uns jetzt am Besten zum Thronsaal. Es schickt sich nicht den Pharao warten zu lassen.“, belehrte er Seth mit erhobenem Zeigefinger.

„Ja Meister!“ Seths Meister setzte sich in Bewegung und Seth tat es ihm gleich. Zusammen gingen sie zur offiziellen Bekanntgabe.
 

Zur gleichen Zeit stand Atemu vor seinen Eltern in deren Gemächern.

„Das Gewand ist zwar schön,… aber zu groß wie ihr seht. Wie soll ich so vor das Volk treten?“, fragte Atemu verzweifelt. Akunamkanon kicherte und Arithâ sah schelmisch zu ihrem Sohn. Das sah wirklich sehr ulkig aus, wie Atemu vor ihnen beiden auf einem Podest stand, wobei sein Gewand eben dieses Podest verdeckte. Aber gerade dadurch wirkte der kleine Prinz größer. Seine Ärmel waren auch viel zu lang und auch der königliche Schmuck saß krumm und schief.

Atemu sah seine Eltern missmutig an. Arithâ stand auf und ging zur Kleidertruhe. Akunamkanon jedoch konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen und so sprach er zu seinem Sohn: „Tja Atem, du bist halt ein wenig klein für dein Alter.“

Atemu zog einen Schmollmund und Arithâ gab ihrem Mann einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Na, na, na Aku! Sei nicht so fies zu deinem Thronerben! Was machst du, wenn er das Amt ablehnt?“, stichelte sie. Akunamkanon sah sie leicht verstört an.

„Dann hab ich zwei Möglichkeiten. 1. Ich zwinge Atem, oder 2. Unser ungeborenes Kind wird Thronerbe.“ Eine Klipp und Klare Ansage des Pharaos.

„Und was machst du, wenn wir ein Mädchen bekommen?“

„Dann wird Atem eben Pharao“, beschloss er kurzerhand. Arithâ schüttelte den Kopf. Typisch ihr Aku.

„Hrrm…“, räusperte sich Atemu, „ich will euer Gespräch über meine Zukunft nur ungern unterbrechen, aber… was zieh ich an?“ Beide Elternteile begannen zu lächeln. Ja, das war ihr Sohn. Immer wieder zum Eigentlichen zurück.

„Hier Atem.“ Arithâ reichte ihrem Sohn ein anderes Gewand. Es war strahlend weiß, ging Atemu nur bis zu den Knöcheln und hatte ausladende Ärmel. An seinem Ausschnitt befanden sich zwei lila Applikationen, die auch von der Schulter über die langen Ärmel reichten. Zudem hatte es eine Kordel, die er sich um die Taille knotete und deren Bänder links an seiner Hüfte hinunter baumelten. Hierzu zog er seine üblichen geflochtenen Schuhe an. Seine Mutter half ihm dabei, den Schmuck anzulegen. Und schon sah er fast wie der König Ägyptens aus, und nicht, wie der Thronerbe. Allerdings degradierte ihn seine Körpergröße zum Prinzen, den er nun mal war.

„Gut, wenn du jetzt fertig bist, dann können wir uns ja auch endlich auf den Weg machen.“, scherzte der Pharao und erhob sich von seinem Platz. Arithâ und Atemu warteten bereits auf ihn. Gemeinsam betraten sie den breiten Gang des Palastes in Richtung Thronsaal. Atemu war mal wieder total aufgeregt. Er war einfach zu sehr gespannt. Wie das Volk reagieren würde. Bisher hatten ihn immer alle gern gehabt und die Entscheidungen, die er bis hierhin getroffen hatte, immer akzeptierten. Dennoch, irgendwie hatte er Angst, dass sie Seth nicht akzeptierten. Dabei sah Seth so einsam aus,… wahrscheinlich war er deswegen zur Priesterschule gegangen. Nun ja, Seth würde es ihm früher oder später erzählen, dessen war er sich sicher.

Endlich betraten sie den Thronsaal durch den königlichen Eingang. Atemus Nervosität stieg. Dies war schließlich seine 1. große Entscheidung, die er zu verkünden und die auf sein zukünftiges Leben Auswirkungen hatte.

„Sag mal Vater,… muss ich eigentlich auch etwas sagen?“, fragte der junge Pharao neugierig. Akunamkanon sah zu ihm hinab.

„Aber natürlich, schließlich ist er dein zukünftiger Hohepriester, also hast du auch die Pflicht, es deinem Volk zu verkünden. Immerhin ist es dein Urteil und nicht meines. Diesmal stehe ich nur daneben, zusammen mit deiner Mutter und dem Lehrmeister deines zukünftigen Hohepriesters. Wir drei stehen daneben, um euer Zusammentreffen zu willigen und Seth somit als deinen künftigen Hohepriester akzeptiere.“, erwiderte der Pharao mit einem hämischen Grinsen. Atemu schluckte hörbar.

Na, das konnte ja nur schief gehen. Und wie auf Kommando klopfte es an der Tür.
 

Kurz bevor Seth mit seinem Meister den Thronsaal betrat, atmete er noch einmal tief durch. Jetzt wurde es ernst. Er klopfte.

Als ein „Herein“ ertönte, traten die beiden ein. Sie gingen auf die Königsfamilie zu. Atemu und Seth sahen einander für einen kurzen Moment an, ehe Seth seinen Kopf gen Boden neigte. Atemu seufzte. Dabei hatte Seth doch so strahlend blaue Augen, die er gern näher erkundet hätte… Aber das war etwas, was er in seiner Regentschaft schon ändern würde.

„Pharao, Prinz, Königin… mein Schüler und ich bedanken uns für die Großzügigkeit ihrer Majestät. Außerdem gilt Seths Dank ganz besonders euch, Prinz Atemu….“, sprach der Lehrmeister, wobei er nicht damit gerechnet hätte, von Atemu unterbrochen zu werden.

„Ja, danke für die ganzen Dankeswünsche… aber ich denke, Seth kann allein reden, schließlich wird er mir künftig zur Seite stehen und nicht Ihr“, sagte er scharf, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen. Akunamkanon, Arithâ und auch der Angesprochene sahen einander irritiert an. Wow, Atemu konnte sich ja richtig durchsetzen.

„Also Seth, komm und folge mir.“, sagte Atemu nun wesentlich sanfter an Seth gewandt als an dessen Meister kurz zuvor.

„Jawohl, junger Pharao Atemu.“

Atemu trat auf den Balkon des Palastes. Seth und auch die Erwachsenen taten es ihm gleich und gingen mit einem gewissen Abstand hinter Atemu her.

Atemus Herz schlug schneller. O Gott, warum hatte er Seth Meister gerade nur so angefaucht? Der arme Mann hatte ihm doch gar nichts getan, außer, dass er ihm auf die Nerven ging. Atemu blickte noch einmal kurz zu seinen Eltern.

Akunamkanon hatte seinen Arm um Arithâs Taille gelegt und lächelte seinem Sohn aufmunternd zu.

„Na los Atem. Geh und verkünde dem Volk dein Urteil, schließlich hast du mir ja gerade gezeigt, wie wild entschlossen du sein kannst.“, ermutigte er seinen Sohn. Erneut atmete der junge Pharao noch einmal tief durch und ging schließlich bis zum Ende des Balkons. Seth folgte ihm. Die Erwachsenen standen in dritter Reihe und sahen dem künftigen >Herrscherpaar< gespannt zu.

Das Volk, unterhalb des Balkons begann zu jubeln, als sie den jungen Pharao erblickten. Dann jedoch beruhigte sich die Menge, als sie die festliche Kleidung des Pharaos sahen.

Atemu atmete tief durch, ehe er anfangen wollte zu reden, doch in diesem Augenblick legte Seth ihm die Hand auf die Schulter. Die Erwachsenen und auch Atemu staunten nicht schlecht. Seth selbst wusste nicht was er da gerade getan hatte, war es doch eigentlich verboten.

„Ihr schafft das schon, Majestät.“, ermutigte Seth ihn noch einmal, ehe er die Hand von Atemus Schulter nahm. Aber es hatte geholfen. Atemu fühlte sich nicht mehr so angespannt und nervös wie noch kurz zuvor, fast so, als hätte Seth ihm etwas Kraft und Mut gegeben.

Akunamkanon nickte zufrieden.

War es zwar im ersten Moment eine Empörung, so war es doch ein Wundermittel für Atemus Psyche. Sein Sohn hatte eine wahrlich gute Entscheidung getroffen und er würde nichts lieber tun, als diesen beiden jungen Leuten seinen Segen zu geben.

Das Volk hatte von dieser Aktion nichts mit bekommen. Sie warteten sehnsüchtig auf das, was der Prinz zu sagen hatte. Endlich war es soweit.

Atemu richtete seinen Blick aufs Volk, lächelte kurz, bevor er zu sprechen begann.

„Volk von Ägypten. Ich, der künftige Pharao dieses Landes habe eine wichtige Entscheidung zu verkünden.“ Der Menge unterhalb des Balkons entfuhren langgezogene „Ahhh“s und „Ohhh“s. Atemu wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Er hasste es zu bestimmen, wann das Volk den Mund zu halten hatte und wann sie reden durften. In der Hinsicht war er anders als sein Vater. Wenn diesem etwas zu bunt wurde ertönte ein lautes „Ruhe“ und es war Ruhe, immerhin hatte der Pharao gesprochen.

Das Volk hatte sich beruhigt und so konnte er weitersprechen.

„Der junge Mann zu meiner Rechten“, er wies mit einer Hand auf Seth, „wird der künftige Hohepriester an meiner Seite sein. Ich erbitte mir euer Verständnis. Ich würde mir wünschen, dass ihr meine Entscheidung akzeptiert, denn nur dann ist die Zukunft Ägyptens gewahrt!“

Unterhalb des Balkons blieb es ruhig. Atemu wartete geduldig. Ja, er verstand sein Volk, hatte es doch 5 Regenten lang keinen Hohepriester mehr gegeben. Und nun, über 50 Jahre später, kam er auf einmal daher und stellte einen Hohepriester vor. Er wusste selbst was das bedeutete, nämlich unendliches Vertrauen in Seth zu haben, welches er komischerweise von Anfang an hatte.

Sicher, all jene seiner Ahnen und sein Vater hatten die Priester des Landes zusammen gerufen, doch hatte scheinbar keiner so viel Glück gehabt wie Atemu und Seth.

Nach einer Schier endlos langen Minuten begann das Volk zu jubeln.

Ja, sie hatten sich für Atemu und Seth entschieden. Ihnen stand also nichts mehr im Weg. Seth stieß erleichtert den Atem aus, den er angehalten hatte.

Jetzt konnte es beginnen. Das Schicksalsrad hatte sich zu drehen begonnen
 

~*~tbc~*~
 

Schlussworte:
 

Es tut mir Leid, dass ich fast ein Jahr gebraucht habe um euch ein neues Kap zu posten, aber mir kam immer was dazwischen. Ich hoffe das liest überhaupt noch einer und ihr hattet Spaß am Kap.

Über Reviews würde ich mich freuen.

LG

grummel_chan

Schicksalsschlag

Kapitel V
 

Sie hatten es geschafft. Das ägyptische Volk hatte sie beide akzeptiert. Nun stand ihnen nichts mehr im Weg für die Zukunft. Atemu verneigte sich noch einmal vor seinem Volk und ging dann zurück zu seinen Eltern. Er sah zu seinem Vater. Dieser lächelte lieb und wuschelte ihm liebevoll durchs Haar.

„Gut gemacht, mein Sohn. Das Volk Ägyptens liegt dir wirklich zu Füßen. Und Seth haben sie auch akzeptiert. Ich denke, dass das Volk mit euch eine glorreiche Zukunft haben wird“

Atemu war sprachlos. Das war wirklich selten dass er von seinem Vater ein solches Lob bekam. Er lächelte. Dann ging er zu Seth und sah ihn an. Jetzt erst bemerkte er das Seth ihn die ganze Zeit musterte. Sein Herz begann auf einmal einen Satz zu machen, aber er verstand nicht, warum.

„Seth…“ Der Angesprochene sah auf… und dann wieder herab.

„Was kann ich für euch tun, Atemu?“, fragte er und senkte den Blick sofort wieder.

„Wir… müssen noch genau besprechen was deine künftigen Aufgaben sind und was wir gemeinsam zu erledigen haben und so was halt… Komm“ Und damit folgte Seth seinem Pharao und die Erwachsenen gingen wieder einmal nur hinterher.
 

Den restlichen Tag verbrachten alle mit den Verhandlungen darüber, wie und was die beiden in Zukunft leisten sollten und welche Rolle sie haben werden, insbesondere wenn Akunamkanon nicht mehr der amtierende Pharao, sondern vielleicht nur Berater war.
 

Am frühen Morgen brachen Seth und sein Meister auf, damit Seth seine Priesterausbildung fortführen und Atemu wichtiges fürs König-Sein studieren konnte. Somit waren beide motiviert für ihre gemeinsame Regentschaft alles zu geben. Beide konnten den Tag ihres Wiedersehens nicht erwarten, würde es doch frühestens in 48Monden soweit sein.

Was sie nicht wussten war, dass sie sich früher wiedersehen würden, als erwartet….
 

------------
 

24 Monate später….
 

Mittlerweile waren 24 Monde seit ihrer Begegnung vergangen. Atemu seufzte. Er konnte es kaum erwarten Seth in 24 Monden wiederzusehen. Aber schon diese 24 Monde waren so verdammt lang gewesen und so intensiv an Studien gewesen. Zudem hing sein kleiner Bruder die ganze Zeit an seinem „Rockzipfel“ und somit war das Lernen ein schwieriges Unterfangen.

„Ati,…..Ati“, rief der kleine Atem-nu und trippelte auf seinen Bruder zu. Atemu drehte sich um, ging in die Knie und breitete die Arme aus.

„Hey mein kleiner, komm her“, sagte Atemu lächelnd. Und schon rannte der kleine Atem-nu in Atemus Arme und kicherte dabei sein schillerndes Lachen. Atemu liebte den kleinen so unglaublich.

Atem-nu sah mit seinen, ebenfalls amethystfarbenen Kulleraugen, zu seinem großen Bruder empor.

„Ati,…. spielen!“, sagte der kleine und hüpfte auf einer Stelle. Atemu seufzte.

„Nein mein kleiner… jetzt kann ich nicht. Gedulde dich noch ein wenig, ja? Ich muss gleich noch kurz mit unserem Heerführer ausreiten… ich bekomme noch Reitunterricht, damit ich wie ein Pharao wirke. Aber danach komme ich direkt zu dir, in Ordnung?“, sagte Atemu und wuschelte seinem kleinen Bruder durch die Haare. Erst zog dieser eine Schnute, aber als Atemu ihm durch die Haare wuschelte, war die Welt wieder in Ordnung und er nickte.

„Ok, Ati“, entgegnete er schnell und schmatzte seinem Ati einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Damit wirbelte er wieder davon, allerdings von seinen Kindermädchen begleitet. Atemu richtete sich auf und sah hinaus. Er sollte sich beeilen, bevor es dunkel würde.

Und so eilte er schnellen Schrittes davon, nicht ahnend, was der Abend bringen würde.

Er ging zu seinem Lehrmeister, der ihm den richtigen Sitz auf dem Rücken eines Pferdes beibrachte und ihm sagte, wie er sich zu Pferd zu verhalten hatte.

Als er ankam lächelte er.

„Da bin ich Meister“ Der Angesprochene drehte sich um und nickte dem künftigen Pharao zu. Dann senkte er sein Haupt.

„Kommt. Die Pferde sind bereit zum Ausritt“ Und somit schritten beide hinaus zu den Pferden, die an einer Wassertränke standen. Im Handumdrehen saßen beide auf ihren Pferden und trabten durch die Verkehrswege Ägyptens. Atemu saß aufrecht, den Blick meist geradeaus gewandt, es sei denn, die Leute grüßten ihn oder sprachen ihn an. In solchen Momenten senkte er seinen Blick und schenkte den Leuten ein warmes und herzliches Lächeln.

„Pharao Atemu! Pharao Atemu!“, rief ein Bote der gerade in die Stadt kam und direkt auf ihn zulief. Atemu sah den jungen Mann an und bedeutete ihm zu reden. Dieser tat wie ihm geheißen und begann: „In der Wüste kommt ein großer Trupp um bei Pharao Akunamkanon eine Audienz zu erbitten. Es geht wohl um eure künftige Gattin, mein Herr“ Atemu sog scharf die Luft ein. Was sollte das? Er war noch nicht mal der amtierende Pharao und sollte vermählt werden? Wohin sollte das führen… und außerdem, hieß es nicht er und Mana oder Jusa…? Schnell besann er sich. Er sah den Boten an.

„Gehe zu meinem Vater und richte ihm das aus, was du mir gerade eben erzähltest. Und dann werden wir weiter sehen“ Mit diesen Worten gab er dem Boten ein Zeichen zum Palast zu eilen und Akunamkanon Bescheid zu geben.

„Eure Hoheit, ihr werdet ein ganz hervorragender König Ägyptens sein, wenn eure Zeit gekommen ist. Was gedenkt ihr nun zu tun?“, fragte sein Meister den jungen Pharao.

„Wir werden diesen komischen Leuten entgegen reiten“, erwiderte Atemu misstrauisch und nahm die Zügel in die Hand um los zu galoppieren. Sein Meister konnte gar nicht so schnell reagieren, da war Atemu auch schon auf und davon geritten. Schnell tat er es seinem Schützling nach. Kurze Zeit später hatte er den Thronfolger auch schon wieder in Sichtweite. Diejenigen der königlichen Wache, die ihm auf seinem Weg entgegenkamen, denen sagte er, sie sollen dem Prinzen hinterher reiten, bevor er irgendeine Dummheit beging, dieses allerdings kostete Zeit und er verlor Atemu wieder.

Atemu ritt voller Elan und wusste gar nicht, welche Freude er seinem Meister mit dieser Heldentat bereiten würde. Aber darum scherte er sich gerade nicht. Was er wissen wollte, war, was diese Leute von seinem Vater wollten und warum es angeblich um eine Verlobte ging.

Endlich war er außerhalb der Stadt und drosselte sein Tempo. Er sah sich um. Theoretisch hätten diese komischen Leute hier sein müssen, aber er sah weit und breit keinen von ihnen. Komisch. Hinter sich vernahm er das Wiehern von Pferden. Sein Kopf fuhr herum.

„Prinz Atemu“, vernahm er eine ihm unbekannte Stimme und sah in zwei Augenpaare, die ihm ebenfalls unbekannt vorkamen. Atemu zog die Augenbrauen hoch.

„Wer seid ihr? Und was wollt ihr?“, fragte er in einem ruhigen Ton und sah ihn abschätzend an. Ein Dieb, wie es schien. [Bild in der Beschreibung] Er hatte kurzes Haar und einen durchdringenden Blick. Die zwei Männer, die er bei sich hatte lachten schon hämisch und zogen ihre Schwerter. Na das war ja ganz klasse. Und er war so dumm gewesen und allein losgeritten und dann auch noch ohne Waffe, anstatt seine Bediensteten mit zu nehmen. Der Anführer, der ihn gerade angesprochen hatte, stieg nun von seinem Pferd ab und ging auf Atemu zu.

„Was macht ihr denn so ganz allein in der Wüste, junger Prinz?“, fragte der Dieb grinsend.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht… Wer bist du? Was willst du von mir?“, wollte Atemu wissen. Der Angesprochene lachte.

„Ich befürchte, ihr habt ein Problem, wenn ihr mir nicht sagt, was ihr hier wollt“

Atemu zog die Augenbrauen kraus. Was wollte dieser Spinner. Entschlossen, sich nicht weiter auf ihn einzulassen, zog er die Zügel, um sein Pferd in eine andere Richtung zu lenken, was der Dieb und seine Anhänger zu vereiteln wussten.

„Ah, ah, ah… werter Prinz… gedenkt ihr etwa einfach so zurück zu reiten? Wo wäre da der Spaß?“, sagte er grinsend, woraufhin er einem seiner Männer ein Zeichen gab. Dieser tat wie ihm geheißen und hob das Schwert empor, um es dem jungen Pharao in den Rücken zu rammen. Mit einem Kampfschrei ließ er das Messer niedersausen.

Atemu kniff die Augen zu und bereute vieles, was er gesagt, bzw. nicht gesagt hatte, zu seinen Eltern oder Mana und Jusa, aber auch zu Seth, den er wohl nie wieder sehen würde. Er schlug ein Auge auf. Seltsam. Er hatte damit gerechnet sich jetzt blutüberströmt und mit Schmerzen versehen zu sehen. Aber… dem war nicht so… er fühlte sich so… nass?

Erschrocken hob er den Kopf und sah an sich herab. Er wurde von Wasser umgeben?! In der Wüste?

Die Diebe hatten schreckgeweitete Augen. Was war das denn auf einmal? Eine Wassersäule, die den jungen Pharao umgab?! Aber woher kam sie?

Dann hörte man ein weiteres Pferdewiehern. Alle Köpfe fuhren herum und sahen in die Richtung. Ein dunkelbraunes Pferd und eine große Silhouette erschienen in naher Entfernung.

Atemu traute seinen Augen nicht.

„Seth!“, wisperte er kaum hörbar. In der Entfernung bäumte sich das Pferd auf und dann galoppierte es auf die kleine Menschenhorde los. Atemu nutzte die Gunst der Stunde und zog an den Zügeln seines Pferdes um aus der Mitte dieser Gangster hinauszugelangen. Allerdings war er nicht schnell genug, denn einer der Diebe griff nach Atemu und zog ihn von seinem Pferd.

„Aber, aber Prinzchen. Ihr wollt doch wohl nicht einfach so verschwinden!“ Atemu knurrte.

„Lass mich los du elender Dieb!“, fauchte der junge Prinz. Dann kam Seth an. Seine Aura wirkte zwar völlig ruhig, aber seine Augen verrieten, dass er nicht zulassen würde, dass Atemu etwas angetan wurde. Dieser strampelte mit Händen und Füßen und wollte endlich wieder auf den Boden oder aufs Pferd, Hauptsache runter von diesem Dieb.

Und ehe Atemu sich versah, war er von den Armen des Diebes entkommen und saß nun hinter Seth auf dessen Pferd.

„Hallo Prinz“, begrüßte er ihn kurz, ehe er seinen Arm ausstreckte und eine Welle von Wasser über die Diebe hereinbrach. Diese schrien um ihr Leben und wurden durch die Welle weggespült. Atemu sah seinen künftigen Hohepriester erstaunt an.

„Du beherrschst Wassermagie?!“ Seth nickte.

„Ja. Allerdings bin ich noch nicht ausgebildet genug um diese Magie länger anwenden zu können. Aber ich lerne fleißig.“ Dann sah er Atemu ernst an.

„Was macht ihr eigentlich hier, Prinz? Wo sind eure Wachen?“ Das waren zwei gute und berechtigte Fragen.

„Also… ich habe von einem Boten gehört dass hier angeblich jemand sein soll, der eine Audienz bei meinem Vater haben möchte, bezüglich meiner angeblich Vermählten,… von der ich mein Lebtag allerdings noch nichts gehört habe… und wo mein Lehrmeister ist, das weiß ich leider nicht. Vorhin war er noch direkt hinter mir gewesen. Aber was anderes. Erstens Danke Seth… und zweitens… was machst du hier?“, wollte Atemu wissen. Seth nickte auf Atemus Antworten hin, schien dann aber hin und her gerissen.

„Was ist Seth?“ Dieser seufzte.

„Ich vermute ihr wisst es nicht?“ Atemu schüttelte den Kopf mit einem flauen Gefühl im Magen.

„Sag es Seth! Sofort!“ Dieser Ton duldete keinen Widerspruch und so antwortete er: „Der königliche Palast steht in Flammen. Ich und andere Magier wurden hergebeten um das Feuer zu löschen. Wir müssen uns beeilen Prinz, bevor es zu spät ist!“ Und so machten sich beide auf, in Richtung des königlichen Palastes. Atemu betete die ganze Zeit über, dass seiner Familie nichts zugestoßen war.

„Geht das nicht schneller, Seth?“, fauchte er, wegen der Angst, die ihn zu übermannen drohte. ´Ein König darf keine Schwäche zeigen, Atem´, war eines von vielen Zitaten Akunamkanons. Somit versuchte er Ruhe zu bewahren und hoffte auf das Beste.

„Ich scheuche das Pferd schon so schnell wie es eben möglich ist.“ Atemu antwortete nicht. Sein Herz schlug bis zum Hals als er die Schreie des Volkes hörte und wie ihm aufgewühlte und erschrockene Leute entgegenkamen.

„Was ist denn bloß los hier?“, hauchte Atemu an Seths Hals. Dieser konnte und wollte sich gar nicht erst vorstellen was hier passiert war. Das konnte nichts gutes bedeuten.

Dann kam der Palast in Sichtweite und beide hielten den Atem an.

Atemus Augen weiteten sich vor Unglaube.

„Mutter! Vater! Atem-nu!“, schrie er verzweifelt und sprang mitten im Ritt vom Pferd. Das konnte doch nicht wahr sein! Das musste ein Irrtum sein. Er träumte mit Sicherheit nur. Der Palast konnte nicht wirklich lichterloh brennen…

Er gelangte zu einer der königlichen Wachen.

„Wo sind meine Eltern? Mein Bruder? Sprich!!!“, schrie der Prinz verzweifelt und griff an den Kragen der Wache. Dieser schüttelte den Kopf und senkte ihn.

„Es tut mir leid, Prinz. Wir haben versucht Ihre Familie zu finden, aber sie waren zu der Zeit, als das Feuer ausbrach, nicht im Palast. Wir haben sie bisher immer noch nicht gefunden. Vielleicht haben sie sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht.“

Atemu ließ ihn los. Wie? Seine Eltern waren nicht im Palast, dann waren sie vielleicht bei Mana und Jusa…?

Seth kam auf ihn zugeeilt.

„Atemu… ihr sollt doch nicht unbeaufsichtigt weg laufen. Was, wenn euch etwas passiert, Prinz? Außerdem war dieser Sprung sehr gewagt, ihr hättet euch verletzen können!“, knurrte Seth beinahe. Atemu sah ihn trotzig an.

„Was würdest du denn an meiner Stelle machen, wenn deine Familie auf einmal verschwunden ist?“ Seth sah auf den Boden.

„Da kann ich leider nicht mit reden, Prinz. Ich habe meine Familie nie kennen gelernt…“ Gerade als Atemu antworten und sein Bedauern ausdrücken wollte, ertönte ein lauter Gong. Auf einmal blieben alle Ägypter auf der Stelle stehen und sahen zu einem bestimmten Punkt. Atemu durchfuhr es wie ein Schlag. Das konnte doch gar nicht sein. Zutritt zu gerade diesem Gong hatte nur die Königsfamilie. Also hieß es, dass es seinen Eltern gut ging…? Dieser Gong war das Signal, dass das Königshaus etwas Wichtiges mitzuteilen hatte.

Er folgte den Blicken seines Volkes und bereute es sogleich.

Das konnte nicht wahr sein. Das war ein absoluter Alptraum aus dem er erwachen musste.

Er merkte nicht, dass ihm die Beine weg knickten. Seth fing ihn auf.

„Atemu…. Sei stark… du darfst keine Schwäche zeigen. Bitte… ich weiß das es hart ist…“, hauchte Seth.

Atemu starrte in den Himmel und Tränen flossen unkontrolliert über seine Wangen.

Seine Familie… ermordet.

Aufgehangen wie Vieh zum ausbluten.

„WARUM?!“, schrie er auf einmal und klammerte sich an Seth und weinte bittere Tränen.

Er war allein.

Keine Eltern.

Kein Bruder.

Niemand.

Die ägyptische Bevölkerung sammelte sich um den Prinzen und dessen Hohepriester. Von nun an war er auf sich allein gestellt….
 

*~*tbc*~*
 

Schlussworte:

Ich bedanke mich erst einmal für die netten Kommentare und die Zunahme der Beobachter: Danköööööö >/////<
 

Ich weiß nicht, wie genau sich einige von euch in der Geschichte auskennen was Ägypten anbelangt. Ich habe vor, diese Geschichte in die originale Geschichte zu verpacken....
 

Ich entschuldige mich schon im Voraus, wenn ich Sachzusammenhänge nicht so schaffen sollte, wie sie im Endeffekt sind, aber das ist beabsichtigt ;)

Ich muss da ein wenig am Alter pfeilen und den Namen, aber das werdet ihr im letzten Teil zum Rückblick sehen, bevor es in die Gegenwart geht.
 

Also, ich hoffe, ihr bleibt mir weiter treu und euch hat dieses Kap gefallen :)

LG

grummel_chan

Der neue Pharao

Kapitel VI
 

Die nächsten Wochen waren für Atemu die reinste Hölle. Er hatte noch immer das Bild von seiner hängenden Familie vor Augen. Nachts plagten ihn Alpträume. Tagsüber war er müde und lief wie eine lebende Leiche durchs Leben.

Das ägyptische Volk machte sich große Sorgen um ihren künftigen Pharao, immerhin konnte der Thron nicht unbesetzt bleiben. Und er war der einzige noch lebende, durch dessen Adern Königsblut floss.

Alles überschlug sich. Er musste dafür sorgen, dass Ägypten allmählich wieder aufgebaut wurde, nachdem die Mörder seiner Familie die Stadt halb verwüstet hatten. Zudem musste er seine Thronfolge antreten und weiter lernen, damit er in knapp zwei Jahren Seth als seinen Hohepriester offiziell anerkennen konnte.

Er saß im Thronsaal und seufzte. Er war so allein. Gerade mal zehn Jahre alt und schon allein, mit der Aufgabe, dass Ägyptische Volk zu regieren, zu wissen, was das beste für sie ist. Es war doch unmöglich, oder?

„Pharao?“, vernahm er die Stimme des besten Freundes seines Vaters.

„Was gibt es?“, fragte Atemu müde. Er wollte nicht mehr. Das Leben war ungerecht.

„Eure… Zeremonie findet gleich statt. Die Hohepriester haben sich versammelt, um euch euer Amt offiziell zu überreichen.“ Stimmt. Heute war die besagte Zeremonie, die ihn zum neuen ägyptischen Pharao machte.

„Gut. Ich komme gleich.“ Er nickte dem älteren Mann zu, erhob sich und verließ den Raum durch den königlichen Seiteneingang. Er musste sich noch das passende Gewand anziehen, jenes, dass seine Mutter ihm gab, als er dem Volk verkünden musste, dass er einen Hohepriester haben würde. Tränen schossen ihm in die Augen. Seine Mutter… sie war zu gut gewesen … eine solch gütige Frau gab es lange nicht an der Seite eines Pharaos, bzw. durften sie nie etwas sagen. Sein Vater bildete da die Ausnahme. Er hatte Arithâ alles gestattet, sie in seine Geschäfte miteinbezogen, sie um ihren Rat gefragt.

Das alles würde ihm verwehrt bleiben. Er konnte weder seinen Vater, noch seine Mutter um Hilfe fragen.

Er ließ sich von seinen Bediensteten einkleiden, brachte er allein nicht die Kraft dafür auf.

Als er nach einer guten halben Stunde fertig war, ging er hinaus auf den Flur und machte sich langsamen Schrittes auf den Weg, um zur Zeremonie zu gelangen.

Dort angekommen war ihm unwohl. Zwölf Hohepriester saßen in ihren schweren Anziehsachen dort und warteten auf ihn. Im Raum standen allerlei Fläschchen und viele Schüsseln, wofür diese Sachen wohl waren?

Als er einen Schritt in das Zimmer machte, standen die Priester alle auf und verneigten sich, schließlich war es ihnen nicht gestattet, den Pharao direkt anzusehen.

„Prinz Atemu, willkommen. Wir haben bereits auf Euch gewartet, aber da ihr nun da seid, können wir mit der Zeremonie ja beginnen.“, vernahm er von einem der Priester zu seiner rechten.

„Ja… und… was soll ich nun tun?“, fragte der junge Prinz. Er wollte das alles doch nur schnell hinter sich bringen. Die Gegenwart anderer war derzeit noch Gift für ihn.

„Kommt, stellt euch in die Mitte. Den Rest, machen wir. Wenn wir es euch sagen, müsst ihr uns nachsprechen. Habt ihr das verstanden?“ Atemu nickte und ging in die Mitte des Zimmers. Um ihn herum stellten sich die Hohepriester in einen Kreis. Atemu schluckte hörbar. Dieses Umzingeln gefiel ihm ganz und gar nicht.

Die Priester begannen etwas zu nuscheln, was er nicht verstand. Ein merkwürdiger Gesang setzte ein. Was sollte dieser Schwachsinn?

Und dann erhellte ein Blitz das Zimmer. Atemu musste sich den Arm vor die Augen halten. Ein Schrei, wie von einem Falken, durchdrang das Zimmer.

Als sich Atemus Augen allmählich an das Licht gewöhnt hatten, blinzelte er noch einmal und nahm den Arm von seinen Augen weg. Und was er sah, verschlug ihm die Sprache. Ein Hologramm ihres mächtigen Sonnengottes Ra flimmerte im Zimmer und die Hohepriester waren noch immer in eine Art Singsang vertieft.

Er schluckte. Was sollte das denn werden?

„Ähm…?“, wollte Atemu beginnen, doch er wurde zurückgehalten. Das Ra-Hologramm wand sich zu ihm und öffnete den Mund. Atemu war fasziniert. Ra war wirklich göttlich. Man sah zwar nicht allzu viel wegen des Lichtes, aber er musste eine stattliche Figur haben.

Die Hohepriester waren noch immer in ihrem Singsang vertieft, doch was Ra Atemu nun sagte, verstand keiner von ihnen. Allein derjenige, in dessen Adern königliches Blut floss, hatte das Privileg, Ra zu verstehen.

Atemu sah gebannt zu Ra. Seit das mit seinen Eltern war, hatte ihn kaum etwas so gefesselt, wie Ra‘s Erscheinen und seine Präsenz.

Obwohl er der künftige Pharao würde, verneigte er sich tief vor seinem Gott.

„Es ist mir eine Ehre, euch, Ra, Gott der Sonne und des Lebens, gegenüber zu stehen.“

Ra musterte ihn. Ja. Er war der geborene Herrscher, aber nicht nur, weil Königsblut durch seine Adern floss, sondern weil er die Ausstrahlung zum Herrscher hatte, ebenso wie die Macht. Ja, Atemu würde derjenige sein, der es fertig bringen sollte, >sie< zu schaffen. Er würde weise damit umgehen.

„Atemu, mein Sohn“, begann Ra mit autoritärer Stimme, „diese Männer haben mich gerufen, um zu testen, ob du würdig bist, das Amt des Pharaos zu kleiden, somit mein Stellvertreter auf Erden bist. Sag, Atemu, würdest du für dein Volk sterben?“

Atemu zögerte nicht einen Moment. „Ja“

Ra sah ihn amüsiert an.

„Meinst du nicht, dass deine Pflicht als Herrscher darin besteht, zu überleben, um Ägyptens Sicherheit und seinen Fortbestand zu gewährleisten?“

„Nein. Wenn ich mich, aus Feigheit, vor eventuellen Kämpfen zurückziehe, bin ich nicht würdig, die Menschen dieses Reiches zu führen. Es darf nicht sein, dass sich ein ganzes Reich für eine Person opfert, auch, wenn es in der Vergangenheit so war. Ein Volk kann nur Vertrauen zu seinem Herrscher haben, wenn dieser für sein Volk alles machen würde, um der Menschen willen, nicht, um sich selbst zu gefallen oder gar zu schützen.“

„Du bist mutig, mein Sohn. Du würdest also, wenn es soweit kommen sollte, für dein Volk sterben, um es eventuell zu schützen? Du würdest dein königliches Dasein für ein Volk opfern? Einfach so? Und was meinst du, würde das Volk dann tun?“

„Ja, sollte es eines Tages soweit kommen, dass ich mit meinem Opfer das Leben unzähliger schützen kann, gehe ich diesen Tausch gern ein. Wenn mein Volk vorher unrecht getan haben sollte, was ich als dein Sohn zu verantworten haben, so sollen sie aus ihren Taten lernen. Sie sollten diesen Fehler in der Zukunft kein zweites Mal begehen, dies könnte womöglich Ägyptens Untergang bedeuten. Was das Volk letztendlich tut, darüber vermag ich nicht zu urteilen.“ Ra war sprachlos. Eine solche Entschlossenheit hatte er bei seinen Söhnen noch nie erlebt. Atemu war mehr als geeignet. Er würde Akunamkanon übertreffen. Bei weitem.

„Hmm… Du bist dir deines Tun sehr sicher. Mein Sohn, weißt du schon ob du Ägypten allein regieren wirst? Oder bindest du dich an einen Priester?“

„Ich werde mich an einen Priester binden und meine Wahl ist bereits getroffen. Allerdings muss ich darauf warten, dass Seth seine Priesterweihe hat.“ Ra zog die Stirn in Falten.

„Du meinst… du bist seit 5 Dynastien der erste, der wieder einen Hohepriester haben wird? Was meinst du wird dein Volk dazu sagen?“

„Das Volk ist bereits informiert und steht hinter meiner Entscheidung.“

„Gut. Das genügt. Du hast dich mehr als würdig erwiesen, die Aufgabe, Ägypten zu führen und zu regieren, als Pharao Atemu, zu erledigen. Ich bin gespannt, wie dein Priester ist und ob er zu dir passt. Du bist ganz anders als meine anderen Söhne vor dir. Ich glaube kaum, dass es einen Priester gibt, der deiner gerecht wird. Komm näher zu mir, mein Sohn“

Atemu gehorchte. Er ging einen weiteren Schritt auf Ra zu. Kurz vor ihm blieb er stehen.

„Bleibe hier stehen und bewege dich nicht. Schließe deine Augen und wiederhole: Ich, Atemu, Pharao über Ägypten werde mein Volk mit meinem Leben beschützen wenn es sein sollte. Ich werde gerecht sein und mich um die Probleme kümmern. Möge Ra mir beistehen.“

Atemu wiederholte die Worte, die Ra kurz vorher vorgesagt hatte, mit einer Autorität in der Stimme, die man dem schmächtigen Körper nie zutrauen würde.

Nachdem Atemu diese Worte wiederholt hatte, spürte er, wie eine Wärmewelle durch seinen Körper fuhr. Zugleich spürte er, wie etwas schweres seinen Kopf bedeckte.

Er öffnete die Augen.

Die Hohepriester hatten mit dem Singsang aufgehört und sich nun ehrfurchtsvoll auf die Knie fallen lassen.

Atemu hatte etwas von Ra bekommen. Ein sehr seltenes Phänomen. Ra gab einem Macht oder Tipps mit auf den Weg, doch nie etwas Materielles.

Sie sahen zu der Krone auf, die Atemus Kopf nun schmückte und dabei edel und mächtig wirkte, mit den vielen Schnörkeln und Inschriften, die scheinbar nur die Königsfamilie lesen konnte. Zudem zierten ein paar Farben die Kanten der Krone. Violett, Gelb, aber auch Blau und Schwarz. Was das wohl zu bedeuten hatte und warum die Farben so schlecht zu sehen waren…?

Atemu sah sich um. Was war denn mit denen auf einmal los? Die benahmen sich doch sonst nicht sooo komisch, oder doch?

„Erhebt euch, bitte. … Und, was muss ich jetzt machen, damit ich als Pharao anerkannt werde?“, fragte er die Hohepriester. Diese sahen einander nur fragend an und schüttelten den Kopf.

„Eure Hoheit. Ihr seid bereits Pharao. In dem Moment, in dem ihr Ra gesehen habt, habt ihr den Thron bestiegen.“

„Und was sollten dann die ganzen Fragen die er mir gestellt hat?“ Alle Anwesenden sogen scharf die Luft ein. Ra hatte mit ihm geredet? Das war laut der vergangenen Pharaonen selten vorgekommen. Meist nur der Eid, dass die Pharaonen für Ägypten da waren. Mehr nicht.

„Was? Was ist? Also… bin ich jetzt Pharao oder was?“

Einer der Hohepriester trat hervor.

„Pharao, dass Ra zu euch gesprochen hat, ist äußerst selten…“

„Wieso?“

„Nun ja, es ist in den vergangenen Dynastien nie vorgekommen. Nie vorgekommen ist gelogen… Ra hat mit jedem Pharao gesprochen, aber das einzige, was er von ihnen hören wollte, war der Eid. Danach verschwand er. Was wollte er von euch wissen?“

„Mit mir hat er aber freudig geplaudert… Er wollte wissen, ob ich mein Leben dem Leben des Volkes vorziehen würde. Und was ich machen würde, wenn eine Katastrophe kommen sollte.“ Atemu zuckte die Schultern. Ra war schon komisch gewesen. Aber was sollte das Ganze?

„Dann… werde ich mich wohl dem Volk als,… frischgebackener Pharao vorstellen, nicht wahr?“ Die Hohepriester nickten ihm zu und folgten ihm in Richtung des Balkons, von wo aus Verkündungen an das Volk gemacht wurden. Die Bewohner Ägyptens wussten, dass heute die offizielle Krönung ihres Pharaos bevorstand, weswegen schon alle sehnsüchtig warteten.

Atemu schritt ehrwürdig voran. Trotz seines jungen Alters, wirkte er erwachsen und erwachsener als je zuvor. Ihm wurde seine Lage und Verantwortung wohl allmählich bewusst. Bevor er auf den Balkon trat, hielt er inne und atmete tief durch. Hier, genau hier, wurden seine Eltern vor gut einem Monat gehängt. Noch immer jagte es ihm kalte Schauer über den Rücken, wenn er daran zurückdachte. Seine Eltern, sein kleiner Bruder Atem-nu*¹. Sie wurden ihm genommen. Und er wusste noch immer nicht von wem. Ob von dieser Diebesbande, die ihm etwas antun wollte, oder ob sie Verbündete hatten, er konnte nur vermuten.

Dann jedoch riss er sich zusammen und schritt schweren Herzens auf den Balkon. Unten begannen die Menschen zu jubeln. Der ranghöchste Hohepriester ging an Atemu vorbei und sah zum Volk hinab.

„Volk von Ägypten. Es ist vollbracht. Ägypten hat einen neuen Herrscher! Pharao Atemu! Mögen die Götter ihn und uns beschützen!“ Jubelschreie drangen an Atemus Ohr. Vielleicht war das Volk zu enthusiastisch, wenn es um seine Person ging.

Nun trat er gänzlich an den Rand des Balkons um sein Volk zu sehen. Ja, er würde jeden einzelnen beschützen, wenn es nötig werden sollte.

„Mein Volk, ich bedanke mich für eure Unterstützung und Zuversicht. Ich werde versuchen, das Bestmöglichste für unser Land zu schaffen. Wenn ihr Fragen habt, oder… euch Missstände im Land auffallen… bitte, kommt zu mir. Ich möchte, das wir friedlich zusammenleben, so, wie es in den letzten Jahren, zu Zeiten Akunamkanons war. Ich hoffe auf eure Unterstützung. Danke.“ Er verneigte sich vor seinem Volk.

Die Ägypter waren sprachlos. Das Verneigen eines Königs vor seinem Volk. Das war die höchste Anerkennung die ein König seinem Volk entgegenbringen konnte. Es war quasi so etwas wie eine Aufforderung zum >Du< sagen.

Kurz darauf erhob sich Atemu auch schon wieder aus seiner neigenden Haltung und winkte seinem Volk noch einmal flüchtig zu und verschwand dann im Palast.

Von nun an war er der Ranghöchste hier in Ägypten. Er, ein Kind. Ein einsames Kind, um dessen Gunst unterhalb seiner Untergebenen gebuhlt wurde. Er war zwar noch ein Kind, aber soviel verstand er schon.

Was würde das nur werden? Konnte er das überhaupt schaffen?

Wie sehr er sich doch nach einem Seelenverwandten sehnte… und da fiel ihm Seth ein. Noch gut anderthalb Jahre würde er warten müssen, in etwa 18 Monde. Das konnte eine lange Zeit sein, wenn man allein ist.
 

Und ab diesem Tag nahm Atemu seine Pflichten als Pharao sehr ernst. Er war gütig und gerecht, aber sein eigenes Leben war kalt und voller Leere.
 

Aus dem einst fröhlichen Kind, wurde ein Junge, der seine Gegenüber sofort durchschaute und sie auch unsanft darauf aufmerksam machte. Er war berechnend. Ließ sich kaum seine Wut anmerken, wenn etwas schief lief- was selten der Fall war aber durchaus vorkam.

Selbst seine Untergebenen hatten nach kurzer Zeit aufgehört sich bei ihm einzuschleimen und aufgehört zu versuchen, ihn zu beeinflussen. Generell hatte der Pharao eine Wandlung durchlebt. Er war die Ruhe selbst, dachte gut nach, überließ nichts dem Zufall. Und das, wo er erst elf war. Bald würde der junge Hohepriester hinzu kommen. Und was würde dann passieren…?
 

-tbc-
 

Schlussworte:

es tut mir leiiiiiiid >.<

ich bin eine schlechte ff-schreiberin, weil ich euch immer so lange warten lasse >.<

ich hoffe ihr könnt mir nochmal verzeihen >.<

also, wenn es euch nichts aus macht, fange ich im nächsten oder übernächsten Kap (muss mal gucken) mit einem Zeitsprung an, sonst zieht sich das so in die Länge. Wenn aber jemand den Alltag von unseren beiden Lieblingen beschrieben haben möchte, einfach melden. Ich guck, was ich machen kann^^

Also, ich versuche schnell weiter zu schreiben, insbesondere weil die Ferien ja bald da sind^^

Und noch mal ein riesen Dankeschön an die Kommi-schreiber, treuen Leser und diejenigen, die diese Story auf ihrer favo haben^^

Danköööööö!

na denn, dann schreib ich noch mal etwas weiter und morgen is dann pause wenn deutschland spielt ;)
 

LG

grummel_chan

Veränderungen

Kapitel VII
 

Seth bekam bei seiner Priesterausbildung nicht viel von den Leiden des jungen Pharaos mit. Er ging voll und ganz im Lernen auf, mit dem Ziel, dem jungen Pharao früher als geplant, zu Diensten zu sein.

Der heutige Tag war sein letzter als Lehrling. Am morgigen Abend würde er die Priesterweihe empfangen, um endlich sein Versprechen gegenüber Atemu und auch gegenüber dessen Eltern einzulösen.

Das war es, worauf er hingearbeitet hatte. Und er würde es sich nicht nehmen lassen. Der junge, gütige Pharao hatte ihn unter hunderten von Hohepriestern ausgewählt, obwohl er noch nicht einmal ausgelernt hatte. Aber irgendetwas in ihm hatte danach geschrien, sich dem jungen Pharao vorzustellen.

Lächelnd ging er durch den Hof der Priesterschule. Er hatte in den letzten 12 Monden, nach seiner letzten Begegnung mit Atemu so viel gelernt, wie die Priester normalerweise in der doppelten Zeit lernten, und konnte deswegen die Weihe schon 12 Monde früher erhalten.

Er ging zu seinem Meister, um noch über die letzten Details der morgigen Zeremonie zu sprechen.
 

Am Abend des nächsten Tages, schritt Seth in seinem Zimmer auf und ab. Der Tag neigte sich dem Ende, und die Zeremonie rückte unaufhaltsam näher.

Er seufzte. Warum machte er sich verrückt? Er hatte die Zwischenprüfung als Bester abgelegt und deswegen die Ehre erhalten, die Weihe früher zu empfangen, als die anderen. Ein Glück, dachte er, sonst hätte er sich das interne Gemeckere noch länger anhören müssen.

Ein leises Klopfen an der Mauer holte ihn aus seinen Gedanken.

„Ja bitte?“ , antwortete er fragend.

„Priesteranwärter Seth. Die Vorbereitungen sind getroffen und ich soll euch nun zu der Zeremonie geleiten, im Auftrag des großen Meisters.“

Seth verdrehte die Augen. Der Alte hatte wieder einmal jemanden ausgesucht, den er mit seiner Autorität hatte einschüchtern können. Er schmunzelte. Seth war der Einzige, der dem Großmeister zwar mit Respekt entgegen trat, aber keine Angst vor ihm hatte.

Also tat er dem Alten und dem Jungen vor seiner Tür einen Gefallen und verließ sein Zimmer.

Sie schritten die langen Flure entlang und der Junge neben ihm, schien einen solchen Respekt vor ihm zu haben, dass es Seth schon fast unbehaglich vorkam.

Als er im Zimmer ankam, in dem die Weihe stattfinden sollte, war er zunächst überrascht, das so viele hoch rangige Hohepriester versammelt waren. Einige kannte er vom Unterricht her, andere wiederum waren ihm unbekannt. Er ging durch die nuschelnde Menge und gesellte sich zu seinem Meister.

Dieser war gerade in einem Gespräch mit einem anderen Hohepriester verwickelt, aber als sein Gegenüber Seth erblickte, verstummte er augenblicklich. Der Meister schien sichtlich verwirrt, und folgte dem Blick seines Gegenübers, wodurch er Seth erblickte. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Meisters ehe er ein „Ah, Seth, willkommen.“ über seine Lippen brachte. Seth nickte ihm zu und sah dann den Gesprächspartner seines Meisters genauer an. Und irgendetwas stimmte seiner Meinung nach nicht mit diesem Mann.

„Wir haben auf dich gewartet, Seth. Komm, komm. Es kann los gehen…“ Damit schnappte er sich den Arm seines Lehrlings und zog ihn mit, in die Richtung, in der bereits alle auf die Weihe des jungen Seth warteten.

Seth selbst fühlte sich in dieser großen Menschenmenge unwohl, insbesondere, weil er die Hälfte von ihnen nicht kannte, und der eine Mann ihm ein ungutes Gefühl bescherte.

Seth wurde in die Mitte des Raumes gebracht und angewiesen, sich auf den Boden zu knien.

Sein Meister setzte sich ihm gegenüber hin, und befragte ihn in mehreren Sprachen. So wollte er Seth‘s Wissen testen.

Als der Meister zufrieden nickte, kamen zwei großgewachsene Männer auf ihn zu. Der eine schob unsanft die Ärmel von Seths Gewand zu den Schultern, während der andere damit beschäftigt war, den Oberarm zu reinigen.

Jetzt würde der schmerzhafte Teil der Weihe beginnen, so wie Seth gehört hatte. Man würde ihm jetzt das Siegel des Hohepriesterbundes in den Arm stechen. Die etwas neuere Technik. Vermutlich hätte er das heiße Eisen bevorzugt, wenn sich nicht gerade der Schmied den Arm gebrochen hätte.

Also wappnete er sich für die aufkommenden Schmerzen.

Er spürte, wie ihm die Nadeln in die Haut gestochen wurden. Er sog scharf die Luft ein. Bewegen durfte er sich nicht.

Die Minuten schienen ihm wie Stunden und er hatte das Gefühl, der Mann der an seinem Arm herum stach, würde nie damit aufhören.

Doch dann war es geschafft. Der Mann entfernte sich von ihm, sodass Seth vorsichtig seinen Arm befingern konnte, um mit den Fingerkuppen über das Siegel zu streichen.

Er blickte seinen Meister an und dieser nickte zufrieden, scheinbar gerührt, denn seine Augen glitzerten verdächtig.

„Seth, du bist nun einer der unseren. Willkommen im Bund der Hohepriester, du, der du bald die rechte Hand des Pharaos sein wirst!“ Die Menge der Hohepriester jubelte kurz, ehe sie sich besannen und den jungen Burschen bestaunten. Seth‘s Meister erhob erneut die Stimme.

„Seth, wie du weißt, waren einige von uns strikt gegen dein Vorsprechen als Anwärter zum Hohepriester, aber nun“, er machte eine kurze Atempause „sind wir der Überzeugung, dass es nie einen besseren unter uns gegeben hat. Du bist begabt, beherrscht die Elemente, du bist genauso einzigartig wie Pharao Atemu.“

Seth war ein wenig irritiert, gehörten diese Redeschwalle doch eigentlich nicht zu seinem Meister. Normalerweise war stillschweigen seine Art einem mitzuteilen, ob man gut oder schlecht war.

„Meister,… was geht hier vor?“ Seths Nackenhaare stellten sich auf. Etwas stimmte hier ganz gewaltig nicht!

„Bist du dir ganz sicher, dass du dem Pharao dienen willst und nicht etwa dem Hohepriesterbund? Du würdest das neue Oberhaupt werden. Einen so jungen Meister hat diese Schule noch nie gesehen, bitte Seth, komm meiner Bitte nach.

Der Angesprochene schwieg. Natürlich konnte er das eine mit dem anderen nicht vergleichen. Er hatte seine Mitschüler alle lieb gewonnen und auch die, die ein paar Jahre jünger waren als er. Aber er konnte den Pharao doch nicht enttäuschen! Immerhin hatte er ihm und auch seinem Vater die Treue geschworen.

Er blinzelte. Die Erinnerung an Atemu, wie er weinend in seinen Armen lag. Nie wieder wollte er diesen Jungen weinen sehen. Egal, was sein Meister ihm anbot. Er arbeitete lieber unter dem Pharao als selbst die Leitung einer Schule zu übernehmen, bei der er noch nicht einmal wusste, wie genau er vorzugehen hätte.

„Meister,… ich“, begann der frisch geweihte Hohepriester, „… ich kann den Pharao in so einer schweren Zeit nicht allein lassen. Ich hoffe, ihr versteht das.“

Der Meister rümpfte die Nase.

„Ich verstehe ja, dass du dich dem Pharao gegenüber verantwortlich fühlst, aber haben wir nicht mehr für dich getan, als dieser verwöhnte kleine Kerl, der auf ach so erwachsen tut…?“

„Wie könnt ihr nur so etwas sagen?! Habt ihr eine Ahnung, was der Pharao alles durchmachen musste, seit dem Vorfall, bei dem seine Eltern ums Leben kamen?“

Seth verstand die Welt nicht mehr. Vor ein paar Tagen hatte dieser Mann erneut sein Bedauern über den Verlust des ehemaligen Pharaos Akunamkanon gesprochen und dass Atemu schon viel zu viel in seinem jungen Leben ertragen musste, und jetzt? Jetzt sprach er so herablassend von Ägyptens Oberhaupt?

Das konnte er als baldiger Hohepriester nicht zu lassen.

Ohne seinen Meister noch eines Blickes zu würdigen, verließ er den Raum.

Er musste so schnell wie möglich fort von hier. Nicht vorzustellen, was passieren würde, würden alle Hohepriester im königlichen Palast eindringen.

Das war der Nachteil daran, dass sowohl Akunamkanon als auch Atemu so viel Wert auf die Meinung des Volkes legten. Es barg eine Gefahr.

Schnellen Schrittes eilte er durch die verlassenen Gänge, da so gut wie jeder der Zeremonie beigewohnt hatte.

In seinem Zimmer angekommen, schnappte er sich schnell ein paar der wichtigsten Sache und verstaute diese in Leinensäcken. Als er fertig war, spähte er aus seiner Tür und begab sich ohne Umweg auf den Weg zu den Pferden.

Dort angekommen, schnürte er die gefüllten Leinensäcke an den Sattel und stieg auf das Pferd.

In Windeseile ritt er mit dem Pferd durch die Nacht.

Eigentlich beging er eine Dummheit. Ein jeder wusste, wie gefährlich die Wüste bei Nacht war, und doch schien ihn etwas in Richtung königlichen Palast zu ziehen, etwas, wie eine Vorahnung.
 

Atemu hingegen saß an diesem Abend im Palastgarten und schaute in den klaren Sternenhimmel. Herrje, wie lange war es nun her, seit er allein regierte und niemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte?

Er seufzte. Seiner Meinung nach schon viel zu lang.

Missmutig stand er auf und schlenderte durch den Garten, und blieb an einer Pflanze stehen, die die Lieblingsblume seiner Mutter gewesen war.

Gepackt von Verzweiflung und schier endloser Trauer glitt er auf die Knie, senkte den Kopf vornüber, und begann still zu weinen.

Warum um alles in der Welt seine Eltern? Nicht, dass er es irgendjemandem wünschte dasselbe durch zu machen, aber dennoch? Natürlich, es gehörte zum Lauf des Lebens, dass man starb, einige auch viel zu jung, aber das?

Wer hatte so einen Hass auf die Pharaonenfamilie gehabt?

Wäre er nicht mit seinem Lehrer unterwegs gewesen, hätte er vermutlich auch,… gehangen.

Er schluckte schwer, doch die Tränen liefen ihm weiter unbeirrt über die Wange.

Wenn er ebenso gestorben wäre, was wäre dann aus diesem Land, seinem geliebten Ägypten, geworden? Sein Vater hatte einen Bruder, aber alle Versuche ihn ausfindig zu machen blieben erfolglos und so hatte man vermutet, Atemus Onkel sei tot. Doch was wenn nicht?

Dann wäre vermutlich eben jener Onkel jetzt Herrscher über Ägypten.

Atemu schüttelte den Kopf und legte ihn anschließend in den Nacken.

Was sollte es? Alles hätte, wenn und aber änderte nichts an der Situation in der er steckte. Er war allein. Selbst Mana und Jusa hatten einen gewissen Abstand zu ihm aufgebaut. Oder war er selbst es gewesen, seit er ´erwachsen´ geworden war?

Schließlich war er derjenige, der niemanden an sich heran ließ, und dem eigentlich alles egal war, wenn es um seine Person als Atemu, und nicht als Pharao, ging.

Seufzend ließ er sich auf den Rücken fallen und starrte in den Himmel. Manchmal hatte er das Gefühl, die Gesichter seiner Familie dort oben zu erkennen, wie sie ihn anlächelten und versuchten mit ihm zu sprechen, doch er verstand nichts. Nichts, von alldem was er seinen Eltern noch sagen wollte, konnte er in die Tat umsetzen.

Das Einzige das ihm übrig geblieben war, waren die Erinnerungen und die Liebe, die sie ihm entgegengebracht hatten.

Auf einmal von einer fast tonnenschweren Erschöpfung gefasst, schloss er die Augen.

Vielleicht wäre es besser, wenn auch er fliehen würde. Weg von alldem, was hier los war. Weg von den Leuten die versuchten, ihn zu beeinflussen. Weg von jenen, die nach seinem Leben trachteten, oder es noch versuchen würden.

Es musste doch etwas geben, dass er als Schutz benutzen konnte.

Und dann erschien Seths Gesicht vor seinem inneren Auge. Wie besorgt er ihn angesehen hatte und wie egal es ihm gewesen war, sich nicht an die Etikette zu halten. All das hatte er ignoriert um ihn zu trösten, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein war.

Und… vielleicht war er ja wirklich nicht allein. Schließlich musste es doch so etwas wie Schicksal gewesen sein, dass die beiden sich getroffen hatten.

Ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Lippen, wie schon lange nicht mehr.

Ja, vielleicht würde alles einfacher werden, wenn Seth endlich da war um ihn zu unterstützen. Sein Vater sagte schließlich nicht umsonst, dass man sich gut überlegen sollte, ob man einen Hohepriester an seiner Seite haben wollte. In Zukunft würde er alles mit ihm besprechen müssen, dann hatte Seth quasi etwas wie Mitspracherecht.

Nun ja… Gesetz dem Fall sie bestanden die Prüfung, die sie von Ra auferlegt bekamen.

Und das müsste sich erst noch herausstellen.
 

~*~tbc~*~
 

A/N:

Ja ihr Lieben,

Das war es auch schon wieder, goren ne.

Ich hoffe dennoch, dass euch dieses (langweilige) Kap gefallen hat. Es muss ja auch mal weiter gehen und das kann es jetzt endlich, wo Seth seine Weihe empfangen hat^^

Seid gespannt auf das, was da noch kommen wird *evil grin*

Denn auch wenn Atemu jetzt einen verzweifelten Eindruck macht, so wird es dauern, bis Seth dies zu Gesicht bekommt ;)

Und ja…. Die eine oder andere Komplikation wird noch kommen…

Ach ja:

Ich hatte ja geschrieben, dass diese Story vermutlich bald in die Gegenwart wechseln wird, sprich die Zeit, in der der Anime spielt.

Auf Bitten eines Kommentarschreibers, werde ich das wohl canceln.

Dafür dann aber eine Fortsetzung schreiben, die in der Zukunft bzw. Gegenwart spielt.

In Klartext heißt das: diese Geschichte behandelt das Leben von Seth und Atemu ausschließlich in der Vergangenheit; die Fortsetzung knüpft hieran an und spielt in der Gegenwart.

Ich hoffe, ich habe euch nicht allzu sehr verwirrt (wenn denn einer mein Gelaber hier liest^^°), und würde sagen, bis demnächst :D
 

LG

grummel_chan

Das Wiedersehen

Kapitel VIII
 

Am nächsten Morgen erwachte Atemu und fühlte sich, als hätte er tagelang nicht mehr geschlafen. Warum auch immer er sich so fühlte. Schließlich war er doch gestern zeitig ins Bett gegangen.

Mühsam schwang er die Beine aus seinem Bett und gähnte erst einmal herzhaft, auch wenn die Wachen, die in seinem Zimmer postiert waren, dies mit bekamen. Es störte ihn nicht, immerhin war auch er nur ein Mensch, auch wenn sein Volk etwas Anders dachte. Sie sahen ihn als einen stellvertretenden Gott, obwohl er nur ein Monarch war, wie es ihn Jahrhunderte später wahrscheinlich auch geben würde.

Aber für die Ägypter, war er ein Sohn Ra‘s, und nicht der Sohn Akunamkanons.

Allein der Gedanke an seinen Vater, ließ ihm Tränen in die Augen steigen, doch er durfte keine Schwäche zeigen. Er war für das Wohlergehen einer ganzen Nation verantwortlich. Was seine Bedürfnisse anbelangte, so mussten diese warten.

Ein tröstendes Wort, eine Umarmung, die mehr als tausend Worte sagen und bedeuten konnte, all die Kleinigkeiten des Lebens verwehrte man ihm, weil er der Pharao war.

Und ein Pharao zeigte nun mal keine Schwäche! Zumindest seinem Volk gegenüber nicht, aber wem konnte er seine Schwäche schon anvertrauen? Seinen Bediensteten? Die Leute, die seine Berater waren?

Wohl kaum. All jene, die sich ihm als Freunde vorstellten, waren in Wahrheit nur solche, die darauf aus waren, in der Gunst des Pharaos zu stehen und dadurch eventuell ein Amt übertragen bekamen, das ihnen gerecht wurde.

Doch nicht unter Atemus Regentschaft.

So jung er auch sein mochte, sein Vater hatte ihn schon früh genug vor diesen Leuten gewarnt und als er noch der kleine Prinz war, der ab und zu den Verhandlungen beiwohnen durfte, hatte sein Vater ihm die Gesichter derer gezeigt, die genau dies vor Augen hatten: Macht durch den Pharao erlangen.

Seufzend erhob er sich von seiner Schlafstätte und fragte sich, warum er jeden Morgen mit solch düsteren Gedanken erwachte.

Allmählich hatte er sich doch schließlich an die Tatsache gewöhnt, nie wieder von seinen Eltern geweckt zu werden, nie wieder die Hand seines Vaters auf dem Kopfe fühlend, die ihm die widerspenstige Frisur verwuscheln wollte.

Nie wieder in den Armen seiner Mutter liegen, wenn er sich nicht wohl fühlte, oder Angst vor etwas hatte.

Und auch nie wieder mit seinem kleinen Bruder Atemnu spielen…

„Guten Morgen, werter Pharao.“, sprach eine seiner Dienerinnen mit gesenktem Haupt und führte ihn wie jeden Morgen in das angrenzende Bad.

Ja, der Alltag hatte ihn wieder eingeholt.
 

Einige Zeit später stand er, in seiner Pharaonentracht, in seinem Gemach, welches er anschließend verließ, um in den Thronsaal zu gehen, seine Diener dicht hinter ihm.

Auf der Hälfte des Weges, stieß sein derzeitiger Berater, fröhlich wie jeden Morgen, zu ihnen.

„Guten Morgen.“, kam es gut gelaunt, was Atemu mit einem genuschelten „Gleichfalls.“, quittierte.

„Heute stehen wieder einige Audienzen des… Volkes an.“, erklärte ihm sein Berater mit Verachtung in der Stimme.

Und Atemu platze so langsam aber sicher der Kragen. Mittlerweile waren sie im Thronsaal angekommen, und Atemu nutzte die Gelegenheit, da die ersten Bürger bereits versammelt waren.

Mit lauter und erhabener Stimme wandte er sich dem Berater zu und sprach: „Was um alles in der Welt ist so schlimm daran, wenn ich mir die Belange des Volkes anhöre? Nicht ich arbeite tagtäglich für das Überleben, sondern das ägyptische Volk tut es. All jene, die hier fleißig arbeiten, darum bemüht sind, ihre Äcker zu bewirtschaften und darauf hoffen, dass der Nil es gut mit uns meint, Jahr für Jahr.

Wir hier im Palast haben das reinste Luxusleben.“ Mit einem Lächeln wand er sich den Bürgern zu. „Habe ich nicht recht? Sprecht bitte das aus, was ihr darüber denkt.“

Ein Mann mittleren Alters trat hervor und verneigte sich zugleich tief vor Atemu.

„Ja, Hoheit, ihr habt recht. Wir geben täglich unser Bestes für eine glorreiche Zukunft unseres schönes Landes. Aber ihr Herr, ihr seid derjenige, für den wir all die Strapazen auf uns nehmen. Ihr weist uns den Weg, seid Gnädig, wenn es um die Steuern geht. Ihr seid wirklich gütig Herr. Wir können den Göttern danken, dass sie uns so jemanden, wie euch geschickt haben.“

„Alles Quatsch! Pharao, dieser Mann versucht nur, sich mit euch gut zu stellen, damit er weniger Abgaben hat!“

„Aber nein…“

„Haltet den Mund, Fremder!“, brüllte der Berater. „Der Pharao entscheidet, wann ihr zu sprechen habt, und nicht ihr!“

„Irrtum.“, sagte Atemu angriffslustig. „Du bist derjenige, der sich hier aufspielt, als hätte er mein Amt inne. Und ich weiß nicht, was dich dazu befähigt, diesem Mann den Mund zu verbieten.“

„Aber Herr…“

„Nein! Du hältst jetzt den Mund!“, wies er seinen Berater an, und zu dem Bürger gerichtet: „Ich muss mich für meinen Berater entschuldigen. Er scheint vergessen zu haben, wie das Leben außerhalb des Palastes ist.“

Eine Pause entstand, in der sich niemand traute etwas zu sagen, während Atemu durch den Saal schritt.

„Ich denke, ihr werdet die Bürger am Besten verstehen, wenn ihr selbst eine Mondphase außerhalb der Palastmauern arbeitet.“, sagte er seinem Berater mit einem Lächeln.

„Mit Verlaub Herr, aber wer wird dann seine Arbeit hier im Palast übernehmen?“, fragte ein anderer seines Beraterstabes. Auch diese Frage tat Atemu mit einem Lächeln ab.

„Natürlich dieser Mann.“ Mit einer Handbewegung deutete er auf den Mann, der zuvor Lob und Dank für Atemus Arbeit verteilte.

Eine große Unruhe entstand im Saal, und sein soeben degradierter Berater, wurde ganz rot vor Wut.

„Herr! Das könnt ihr nicht tun!“, begann er sein Klagelied, welches Atemu mit einem „Schweig. Du weißt ich kann, ich bin der Pharao.“, unterband.

Der Bürger räusperte sich, ehe er Atemu um die Erlaubnis sprechen zu dürfen, bat. Mit einem Nicken erlaubte er ihm die Bitte.

„Pharao, ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn ich in eurem Beraterstab arbeite. Ich habe von diesen Dingen keine Ahnung. Ich bin zudem ein einfacher Mann. Ich kann nicht lesen und ich bin mit dem Gemüseanbau vertraut und….“

Atemu ging auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter, was er eigentlich nicht hätte tun dürfen, aber seit er Pharao geworden war, hatte er so manche Regel missachtet…

„Mach dir keine Sorge. Lesen kann man lernen, und auch die Arbeit hier im Palast ist erlernbar. Gehe nun, und teile deiner Frau mit, dass du ab morgen im Palast arbeiten wirst, und sie für die Ackerarbeit eine Hilfe bekommt, über die sie frei verfügen darf.“

„Ihr meint…?“

„Ja. Deine Frau darf über diesen Berater befehlen. Wenn sie sagt, er solle die Äcker pflügen, wird er die Äcker pflügen. Verstanden?“

Sowohl der einfache Mann aus dem Volk, als auch sein bis gerade eben Berater nickten, und beide gingen aus dem Thronsaal.

Unter den Beratern gab es noch immer großes Getuschel, allein deshalb, weil niemand wusste ob es Recht und Billig war, ein Mitglied des Beraterstabes einfach sein Amt für einen Monat zu entziehen und dieses Amt dann einem Wildfremden zuteilen zu können, der dazu noch aus dem Volk kam!

„Gibt es irgendwelche Einwände?“, fragte der Pharao mit einem erneuten Lächeln auf den Lippen.

Der Beraterstab gab ein allgemeines Kopfschütteln als Antwort, was Atemu mit einem Nicken vernahm. „Gut, dann können wir ja jetzt mit den Audienzen beginnen.“
 

Seth währenddessen war seinem Ziel sehr nahe.

Die Nacht war er durchgeritten, um die Wüste so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. In einem halben Tag würde er Kemet [der ägypt. Name für Ägypten], erreichen.

Und er war gespannt, wie der Pharao seine Ankunft auffassen würde.
 

Atemu legte um den Mittag eine Pause ein, die er allen Ägyptern während des Hochstands der Sonne, gewährte.

So nutzte er die Zeit, um in den Palastgarten zu gehen und seine Oase zu genießen.

Er hatte sich seit dem Tod seiner Familie darum bemüht, alles so zu belassen, wie es einst war. Natürlich hatte er hier und da einige Pflanzen zurück schneiden müssen, oder hatte auch einige umgepflanzt, damit sie mehr bzw. weniger Sonne bekamen. Aber im Großen und Ganzen, war alles wie damals. Und es sollte so bleiben.

Deswegen verwehrte er auch seinen Beschützern, den Garten zu betreten. Hier war er für sich, ein Ort, an dem er Atemu sein konnte und nicht der große Pharao, den alle in ihm sahen.

Auch er war, wie all die Anderen in seinem Volk, ein Mensch. Allerdings war er in die Herrscherfamilie geboren worden und nun zum Oberhaupt Ägyptens gemacht worden.

Alles, aber auch alles, musste von ihm genehmigt werden.

Seufzend ließ er sich in das weiche Gras fallen und genoss es, wie die Sonne seine Haut erwärmte und ein angenehmes Gefühl hinterließ.

Hier war es so, als würden alle Bürden von ihm abfallen, als könnte er wieder frei atmen. Er wusste, dass er sich nicht so anstellen durfte, aber dennoch war er den Job als Pharao manchmal mehr als müde.

Er liebte es, den Geschichten des Volkes zu lauschen, um zu erfahren, wie das Leben außerhalb so war.

Seit dem Attentat auf seine Familie, hatte man ihm ans Herz gelegt, den Palast so lange nicht zu verlassen, bis man den Täter gefunden hatte. Allerdings glaubte er nicht, dass der Täter unter seinem Volk war. Es musste jemand von außen gewesen sein, der die Sitten kannte, der vielleicht sogar einmal hier gewohnt hatte.

Ein leises Räuspern veranlasste ihn sofort dazu, wieder in die Rolle des Pharaos zu schlüpfen, und sich von seinem Platz zu erheben.

Er ging auf den Zugang zum Garten, bzw., zurück in den Palast zu, an dem eine seiner Dienerinnen stand, und den Kopf gesenkt hatte.

„Pharao, ihr habt Besuch.“, verkündete sie unterwürfig, und Atemu rollte die Augen. Wenn er das Gesetz nicht bald geändert bekam, würde er noch vor Wut schäumend durch den Plast irren. Gott, war er so hässlich, dass man ihn nicht anschauen durfte?

„Danke.“, richtete er seinen Dank an die Frau und unterließ es geflissentlich, seine Wut die Oberhand gewinnen zu lassen.

Stattdessen machte er sich auf den Weg, zurück zu seinem Thronsaal zu kommen.

Dort angekommen, staunte er nicht schlecht, als er einen breiten Rücken, in feinster blauen Seide, erblickte.

Als hätte Seth Atemus Gedanken gehört, drehte er sich zum Pharao um, und lächelte ihn voller Freude und Dankbarkeit an.

„Pharao Atemu“, eröffnete er, sah ihn dabei direkt an, ehe er sich eines besseren besann, und den Blick senkte, „lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich hoffe, ihr habt den Verlust eurer Familie einigermaßen verkraftet, was glaube ich nicht der Fall ist.“ Atemu verkniff sich eine Anmerkung, ärgerte es ihn doch, dass Seth, obwohl sie sich 24 Monde lang nicht gesehen hatten, besser um sein Innerstes Bescheid wusste, als diejenigen, die tagtäglich um ihn waren.

„Ich freu mich, euch mitteilen zu können, dass ich gestern meine Weihe empfangen habe, und nun darauf hoffe, euer Hohepriester werden zu können.“

„Du… hast die Weihe erst gestern empfangen, und bist heute schon hier? Was ist der Grund dafür?“

„Pharao,… es,… gestern nach der Weihe machte mein Meister mir ein unmoralische Angebot. Er bat mich darum, nicht euer Hohepriester sondern der neue Meister der Priesterschule zu werden. Doch ich habe abgelehnt. Ich habe eurem verstorbenen Vater versprochen, nein, geschworen, auf euch und euer Wohlergehen zu achten. Wie könnte ich euch da hintergehen? Das ist auch der Grund dafür, warum ich gestern Abend los ritt, um heute hier anzukommen.“

Atemu war sprachlos. Seth war also die ganze Nacht durchgeritten, nur um seinem Meister nicht noch einmal begegnen zu müssen…?

„Seth,… ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Geh, und ruhe dich aus. Meine Dienerinnen werden dir eine Unterkunft für eine oder zwei Nächte stellen, ehe sie ein Zimmer, deines Status würdig, hergerichtet haben.

Ich würde mich freuen, wenn du dem Abendmahl beiwohnen würdest, wenn du nicht zu müde dazu bist.“

„Danke. Es würde mich freuen, dem Mahl beiwohnen zu dürfen.“

Atemu wies eine der Dienerinnen an, Seth zu seinem Gemach zu bringen.

Wortlos blickte er den beiden Gestalten hinterher, die kurz darauf den Thronsaal verlassen hatten.

Sein Hohepriester war zurück gekehrt.

Vielleicht würde seine Einsamkeit bald ein Ende haben?
 

~*~ tbc ~*~
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben,
 

Wie ihr seht, gibt es was Neues zu lesen ;)

Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen, denn jetzt, wo Seth endlich an Atemus Hof ist, kann die eigentliche Story ja beginnen *muhahahah*

*räusper*

Bald folgt also die Weihe, die aufzeigen wird, ob die beiden füreinander bestimmt sind… was die Arbeit als Pharao und Priester anbelangt, versteht sich ;)

Wollt ihr die Weihe ausführlich beschrieben haben, oder reicht es euch, wenn ich kurz schreibe, dass sie die Weihe hatten, und evtl. den Gegenstand der Prüfung beleuchte?

Würde mir echt helfen eure Meinung dazu zu wissen. Hier auch eine Umfrage:

http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/49370/
 

Dankööö!

LG

grummel_chan

Ruhe vor dem Sturm

Kapitel IX
 

Seth konnte es kaum fassen. Was war mit dem kleinen Sonnenschein Atemu passiert? Sicher, der Verlust der Familie war ein harter und unfairer Schicksalsschlag, zusammen, mit dem Amt, welches er nun inne hatte… und das in seinem Alter.

Als er Atemu für einen kurzen Augenblick in die Augen gesehen hatte, erschrak er. Die Augen des Pharaos waren leer. Sie versuchten, niemanden hinter die eiserne Maske und in seine Seele blicken zu lassen.

Seth jedoch hätte noch nicht einmal in seine Augen blicken müssen, um zu sehen, dass sich Atemu geändert hatte.

Was war während der Zeit seiner Abwesenheit nur geschehen? Was hatten diese Heuchler aus dem einst fröhlichen und sorglosen Kind gemacht?

Er war zu jemandem geworden, den Seth nicht wieder erkannte. Er vermisste den kleinen quirligen Kerl, den er damals sofort ins Herz geschlossen hatte, weil er einfach ein Sonnenschein war. Überall wo er war, herrschte Glück und Zufriedenheit. Doch jetzt?

Natürlich war das Volk noch immer sehr glücklich, insbesondere da Atemu der Herrscher war, doch machten sich diese Leute auch nur einmal Gedanken darum, wie es in ihrem Pharao aussehen könnte?

Nein, natürlich nicht. Wie sollten sie das auch einschätzen? Sie sahen ihn schlicht und ergreifend zu wenig, um zu verstehen, dass es auch ihm schwer fiel sein Leben normal zu leben. Scheinbar niemand war für den Pharao da gewesen, um ihn über den Verlust hinweg zu trösten.

Nachdenklich folgte er der Dienerin, die ihn zu seinem Zimmer brachte.

Dort angekommen, machte er es sich auf dem Bett gemütlich.

Ja, dieser Raum war von der herzlichen Königsfamilie bestückt worden. Man merkte es einfach. Dieser Raum strahlte eine Wärme aus, wie er es selten zu Gesicht bekam. Und auch, wenn dieses Zimmer eigentlich nicht seinem Stand gebührend war, so fühlte er sich hier doch sehr wohl.

Würde er überhaupt in einem anderen Zimmer wohnen wollen?

Gerade als er kurz davor war, ins Reich der Träume abzudriften, hörte er, dass draußen auf dem Flur eine hitzige Diskussion statt fand.

Neugierig wie er war, stand er auf und huschte zu seiner Türe, schob den Vorhang ein Stück beiseite und schaute hinaus.

Dort stand ein scheinbar hochrangiger des Vertrautenstabes des Pharaos und schien sich mit einer Wache zu streiten. Warum nur?

„Ich habe es Euch schon gesagt. Ihr dürft in der nächsten Zeit den Palast nicht betreten. Befehl des Pharaos.“, sagte die Wache ganz sachlich, was das Ratsmitglied nur noch wütender werden ließ.

„Was fällt diesem Bengel eigentlich ein?! Gerade mal 24 Monde im Amt, und schon meint er, er wäre derjenige, der über alles urteilen könnte!“, beschwerte er sich. Die Wache zuckte die Schulter.

„Ich denke schon, dass er das tun darf. Immerhin ist er der Pharao, und somit Herrscher über Ägypten.“, verteidigte sich Atemu nun selbst, und Seth stockte für einen Moment der Atem beim Anblick des Pharaos.

Zwar hatte er eine ganz normale Robe an, wie ein jeder, der im Palast dienlich war, doch Atemu sah darin einfach nur… atemberaubend aus.

Die bronzefarbene Haut, die schmale und doch imposante Statur des Herrschers, in Verbindung mit diesen wunderschönen Augen, ließen den Hohepriester schwach werden.

Plötzlich schoss ihm die Röte ins Gesicht.

Was dachte er denn da?

Warum sollte er, bei dem Anblick eines Mannes, schwach werden?

War er sich denn überhaupt sicher, dass Atemu ein Mann war? Nicht wirklich, wenn er ehrlich war. Aber was sollten diese Hirngespinste?

Er hatte sich lediglich gefreut den Pharao endlich wieder zu sehen, und jetzt so was?

Was dachte er denn da nur? Natürlich mochte er Atemu, immerhin war dieser eine erstaunliche Persönlichkeit und nebenbei auch noch der Herrscher Ägyptens. Natürlich fühlte man sich zu so einer Person hingezogen.

Ja, zu der Person, nicht zu dem Status, sagte eine leise Stimme in ihm.

Plötzlich schüttelte der Hohepriester sich und starrte dann wieder gebannt auf die Szenerie, die sich vor ihm abspielte.

„Wo kommt ihr denn her, oh Pharao?“, schluckte das Ratsmitglied.

Atemu sah einmal über seine Schulter und schaute sein Gegenüber dann wieder an.

„Ich vermute aus der Richtung.“, zeigte er mit dem Daumen über die Schulter. Die Wache musste sich ein Kichern verkneifen und auch Seth schmunzelte über diese Geste.

Allerdings brachte dieses Verhalten das Ratsmitglied nur in ein noch höheres Stadium der Wut.

„Ach so, natürlich. Was gibt es denn, Pharao?“

Atemu hob eine seiner Brauen in die Höhe und schaute zu dem Kerl hinauf, der gerade allen ernstes versuchte, ihn zu beleidigen und sich dann aus der Sache raus zu reden, nur um seinen Status im Rat bei zu behalten?

Na so ein Spiel konnte er auch spielen. Er hatte mit seinem Rat wirklich gute Kameraden gefunden, die ihn durch ihr Verhalten sensibel für Betrügereien aller Art gemacht hatten. Und immer diese Art, dass sie ihn ach so vergötterten und insgeheim schon darüber nachdachten, wie sie ihn vom Thron bekamen. Als ob er das noch nicht mitbekommen hätte. Er seufzte imaginär.

„Hm, lass es mich so ausdrücken: Deine Unverfrorenheiten mir gegenüber passen mir nicht so recht. Ich werde dich mit sofortiger Wirkung aus deinem Amt entlassen. Natürlich wirst du zuerst noch einen Monat arbeiten, wie ich es zuvor beschlossen habe. Aber danach bist du deine Arbeit hier im Rat ein für alle mal los. Und nun, geh mir aus den Augen.“, sagte Atemu wie beiläufig und beobachtete die Reaktionen, die sich auf dem Gesicht seines Gegenübers abspielten, und von denen man lesen konnte, wie aus einem offenen Buch.

Zuerst erschien ein überhebliches Grinsen auf dem Gesicht des Ratsmitgliedes, welches schnell einer Leichenblässe glich, um sich dann in Puterrot – vermutlich aus Wut – zu verwandeln.

„Aber Pharao, das könnt ihr nicht machen…“, begann er zu stottern, doch Atemu schenkte ihm einen erbarmungslosen Blick.

„Ich kann sehr wohl, und ich werde. Und zwing mich bitte nicht dazu, mich zu wiederholen, sonst endet alles vielleicht anders, als du denkst.“ Der Pharao nickte der Wache zu, und wollte gerade an dieser vorbei gehen, als ihn sein ehemaliges Ratsmitglied am Arm festhielt.

„Das werdet ihr noch bereuen, Pharao! Ihr werdet dieses Reich nicht lange führen, das verspreche ich Euch!“

„Soll das eine Drohung sein?“, fragte Atemu gelangweilt. Imaginär setzte er einen weiteren Strich an seine Strichliste: »Wie viele Menschen wollen dich tot sehen?«

Derzeit waren es knapp an die dreißig, aber er war sich sicher, dass diese Zahl noch steigen würde, auch wenn es wirklich nur wenige Menschen in Anbetracht der Bürgerzahl waren. Aber das war nun mal das Los eines einsamen Herrschers. Es war egal, ob es eine gemeinschaftliche Entscheidung war etwas um zu setzten: Schuld war immer der Pharao. Und dadurch war er eine Person, auf die man seine Wut projizieren konnte. Aber er hatte sich daran gewöhnt. Ähnlich wie sein Vater damals.

Erneut sah er den Kerl an, der noch immer seinen Arm hielt.

„Solltet ihr nicht allmählich mal meinen Arm los lassen? Ich mag das nicht sonderlich.“, stellte er ohne eine Gefühlsregung in der Stimme klar.

Missmutig wurde Atemus wieder frei gegeben, und dieser bahnte sich seinen Weg durch den Palast.

„Wartet Pharao, wo ist euer Diener?“, rief die Wache ihm hinterher, doch Atemu hob beschwichtigend die Hand und winkte ab, ließ sich nicht von seinem Weg abbringen.

Und Seth war sprachlos. Das Atemu einen starken Willen besaß, das wusste er ja, aber das er trotz seiner geringen Körpergröße, jemandem wie diesem Riesen aus dem Rat, Angst einflößen konnte… nicht schlecht. Er selbst hätte nicht in der Haut des anderen Mannes stecken wollen, so viel stand fest.
 

Innerlich kochend, ging Atemu durch den Palast. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Nur, weil er noch so jung war und noch nicht die Erfahrung hatte wie Akunamkanon, hieß das noch lange nicht, dass man ihn beliebig herumschubsen konnte.

Und er konnte auch verdammt noch mal auf sich selbst aufpassen. Wie er dieses Überwacht-werden doch hasste! Warum konnte er nicht frei wie ein Vögelchen sein, und über all diese Lappalien lachen? Nein, er steckte mittendrin, und musste dafür sorgen, dass alles in geregelten Bahnen lief. Sonst würde man ihn wieder verantwortlich machen.

Müde schleppte er sich in sein Privatzimmer, fernab des Throns und fernab der Wachen. Zwar würde die ein oder andere Wache auch hier herum geistern, aber meist taten sie ja nichts.

Außer dieser eine Junge, der erst seit kurzem auf ihn aufpasste. Er war vielleicht zwei Jahre älter als Atemu und doch war er so erwachsen irgendwie.

Nichts desto trotz fühlte er sich in der Gegenwart dieses Jungen nicht wohl. Er schien etwas Böses an sich zu haben, etwas das Atemu noch nicht einwandfrei identifizieren konnte.
 

Er legte sich auf das Bett und hing seinen Gedanken nach. Er hatte sich den Rest des Tages frei genommen und freute sich auf das gemeinsame Essen mit Seth, auch wenn er ein wenig Angst davor hatte, dass dieser eventuell durch seine Maske schauen könnte. Aber er müsste einfach lernen, Seth nichts zu zeigen. So erbarmungslos wie die letzten Jahre. Ohne Gefühle.

Er würde es schaffen…
 

Der Abend kam schneller als gedacht, stellte Seth fest, als er von einer der Dienerinnen sanft geweckt wurde. Ihr schien es wohl peinlich zu sein, mit einem Mann in einem Raum zu sein. Ihr Gesicht war von einem Rotschleier überzogen, und schüchtern lächelte sie den Hohepriester an.

„H-Hohepriester Seth, das Dinner ist serviert. Der Pharao erwartet euch bereits.“, sagte sie mit einer fiepsigen Frauenstimme, die für Seths Geschmack ein wenig zu hoch klang.

Mühsam stand er auf und streckte sich. Ja, der Schlaf hatte gut getan, da konnte er Atemu nur zustimmen.

Er sah das Mädchen an. Scheinbar wartete sie darauf, ihn zu begleiten, was natürlich logisch war, in Anbetracht der Tatsache, dass er sich hier gar nicht auskannte. Und sein letzter Besuch lag auch schon einige Jahre zurück.

So folgte er ihr stillschweigend und war irgendwie nervös, allein mit Atemu zu sein.

Als die Dienerin ihm lächelnd bedeutete einzutreten, tat er dies.

Er erblickte einen Tisch, der reichlich gedeckt war, und der mit Sicherheit einer ganzen Armee Platz und vor allem Essen gegeben hätte.

Aber er war allein mit Atemu.

Als dieser Seths erstaunten und fragenden Blick sah, antwortete er:

„Keine Sorge. Die Anderen Bediensteten kommen im Anschluss an unser Gespräch hierher und werden dann dinieren.“

Seth nickte nur geistesabwesend. Er schluckte schwer und sein Hals fühlte sich auf einmal völlig ausgetrocknet an.

Hatte er sich das eingebildet, oder klang die Stimme des Pharaos rauer als sonst?

Irritiert sah Atemu Seth an. Was war denn nur los mit dem jungen Mann?

„Ist alles in Ordnung, Seth?“, fragte er sanft nach, und war selbst überrascht, das die Worte sich so … besorgt anhörten.

Erneut nickte Seth. „Ja, alles in bester Ordnung.“

„Dann ist ja gut.“, pflichtete Atemu ihm bei, und bedeutete ihm, sich endlich zu setzen.

Wie von selbst trugen Seths Beine ihn zu Atemu, neben dem er sich schweigend niederließ.

So langsam machte er sich selbst Angst. Das war doch nicht normal, dass er so reagierte, nur weil Atemu in seiner Nähe war.

„Ich,… es freut mich, dass ich endlich an eurer Seite sein darf, Pharao. Die letzten Jahre habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als euch wieder zu sehen, und dem Alltag der Priesterausbildung zu entfliehen.“, sprudelte es aus Seth heraus.

„Danke, es freut mich, dass du so denkst, Seth.“, antwortete Atemu wahrheitsgemäß und irgendwie hatte er das Gefühl, dass all die Bürden, die er derzeit zu tragen hatte, wahrscheinlich gar nicht so schwer sein würden, zukünftig, mit Seth an seiner Seite.

Ja, wahrscheinlich war es sogar gut gewesen, sich einen Hohepriester auszusuchen. Zumal solch einen, mit solchen Kompetenzen!

„Aber natürlich denke ich so, Pharao. Wenn man nur sieht, wie die Leute des Rates versuchen, sich bei euch einzuschmeicheln, um im nächsten Moment ein Attentat auf euch zu planen… Grauenhaft.“

Atemu sah ihn für einen kurzen Moment verständnislos an. Dieser Mann war gerade einmal einen halben Tag im Palast und hatte die Intrigen des Rates ihm gegenüber bereits durchschaut? Wie konnte das sein? Alle anderen waren diesen Heuchlern auf den Leim gegangen, nur Seth nicht. Er konnte es einfach nicht verstehen…

„Ist alles in Ordnung, Pharao?“, fragte Seth noch einmal besorgt nach, was Atemu aus seiner Starre weckte.

„Ja, alles in Ordnung. Ich war lediglich überrascht, dass du die wahren Absichten des Rates bereits nach einem halben Tag herausgefunden hast. Dafür haben meine anderen Bediensteten bzw. Beschützer, wesentlich länger für gebraucht. Ich bezweifle sogar, dass sie es herausgefunden haben.“, antwortete er seufzend.

Dann sah er Seth an.

„Seth? Würdest du mir zwei Gefallen tun?“

Innerlich spannte der Hohepriester sich an.

„Was immer ihr wünscht, Pharao.“, kam die loyale Antwort.

„Meine erste Bitte lautet: Sieh mich an, wenn du mit mir sprichst.“

Für einen Moment herrschte Stille, ehe Seth antwortete:

„Das darf ich leider nicht, Pharao.“

„Und ob du das darfst! Ich bin der Herrscher hier, und es schert mich herzlich wenig, was der Rat meint und sagt. Niemand kann sich vorstellen wie es ist, sein ganzes Leben lang bewundert zu werden, ohne, dass man diesen Leuten ins Gesicht sehen darf. Also bitte ich dich: Sieh mich an Seth. Bitte, wenigstens einen Menschen möchte ich an meiner Seite haben, der mich so sieht wie ich bin. Nicht als Herrscher. Nicht als Oberhaupt dieser Stadt. Nicht als den Sohn einer Gottheit. Sieh mich bitte als normalen Menschen…“ Hatte Atemu zu Beginn in einer lauten, autoritären Stimme gesprochen, war er gegen Ende immer leiser geworden, und Seth hatte das Gefühl, dass er Verzweiflung heraus gehört hatte.

Seufzend gab er nach.

„Also gut, ich werde euch ansehen.“

„Wirklich?“

„Ja.“ Und der blauäugige sah seinen Herrscher an. Für einen Moment schien die Zeit für beide still zu stehen.

Atemu durchströmte ein unbeschreibliches Glücksgefühl und Seth versank in den Augen seines Gegenübers. Wahrlich, solch eine Augenfarbe hatte etwas Göttliches.

„Was ist euer zweites Begehren, Pharao?“, fragte er Atemu ins Gesicht. Diesem hüpfte das Herz freudig bis zum Hals, und sein Puls jagte in die Höhe. Er wurde angesehen.

Nach 24 Monden, die er jetzt hatte allein verbringen müssen, sah ihn endlich wieder jemand an. Und es war niemand aus der Familie!

„Oh, ach so, ja… Seth,… ich… meine zweite Bitte lautet: Nenn mich bitte Atemu. Du bist bald der Mann an meiner Seite, der mir von der Macht her vermutlich irgendwann ebenbürtig sein wird, wenn nicht sogar stärker, mir aber dennoch gehorchen muss. Du bist mein Berater, meine rechte Hand. Wenn es dir also nichts ausmachen würde…“

„Überhaupt nicht! Ich würde euch sehr gern bei eurem Vornamen nennen, aber das Gesetz…“

„Lass das mal meine Sorge sein. Ach ja, und noch was: Sieze mich bitte nicht mehr. Ich bin Atemu.“, lächelte der Herrscher Ägyptens und hielt seinem Hohepriester die Hand hin.

Seth, der sich ein wenig überrumpelt fühlte, nahm die schmale Hand des Herrschers in die Seine. „Seth.“, entgegnete er geistesabwesend.

Atemu lächelte ihn voller Wärme an, und damit war der Grundstein einer Vertrauensbasis gelegt, die in Zukunft nur stärker werden sollte.
 

Mittlerweile waren einige Wochen ins Land gezogen.

Seth hatte sich gut eingelebt und schon erste Pflichten wurden ihm übertragen, die er zu Atemus vollster Zufriedenheit erledigte.

Sie beide hatten viel Zeit miteinander verbracht, allein wegen der Arbeit. Bei Treffen mit dem Volk oder mit dem Rat, war Seth stets dabei. Während es die Bürger nicht störte, dass es noch einen weiteren Zuhörer gab, wurde der Rat langsam aber sicher ungeduldig.

Dies war auch der Grund für jenen ereignisreichen und wichtigen Tag, den die Nachwelt wohl niemals erfahren würde…
 

Der Hohepriester lief gerade, mit einer ausgerollten Pergamentrolle vor der Nase, durch den Palast um zum Thronsaal und somit zu seinem nächsten Termin zu gelangen.

Mittlerweile kannte er sich hier hervorragend aus und brauchte somit auch nicht darauf zu achten, wo er herlief.

Kurz vor der Türe zum Thronsaal stoppte er. Kurz nickte er den Wachen zu, ehe diese ihm die schwer verzierte Holztür öffneten.

Seit Seth mehr oder weniger sein Amt bekleidete, hatten die Wachen es aufgegeben, ihm zu sagen, dass der Pharao in einem Gespräch war. Seine bescheidene Antwort hatte geheißen: „Weiß ich, und gerade weil dem so ist, möchte ich da jetzt gerne rein. Immerhin bin ich die rechte Hand des Pharaos, falls ihr dies vergessen habt.“

Und so war er stets hinzu gekommen, was Atemu ja auch von ihm verlangte. Sie beiden scherzten immer über den ach so strengen Rat und Seth hatte gemerkt, dass es damals die richtige Entscheidung gewesen war, sich bei der Hohepriestersuche einzuschreiben. Sie beide verband etwas, das spürte er.

„… und deswegen verlange ich, dass das Ritual sofort durchgeführt wird, Pharao. Es kann nicht sein, dass Ranghohe des Rates oder Bedienstete, auf jemanden hören müssen, der noch nicht einmal offiziell im Amt ist!“, beklagte sich der neugewählte Ratschef.

Atemu sah sich diesen Mann an und hörte ihm auch zu, aber allmählich ging ihm dieses Geplänkel auf die Nerven. Ja, Seth und er hatten noch keine offizielle Prüfung abgelegt, aber nichts desto trotz, hatte er Seth zu seinem Hohepriester ernannt. Und was der Herrscher entschied, hatte für gewöhnlich auch Gewicht.

„Nun mal langsam. Ja, wir hatten noch keine Prüfung, aber wann hätten wir das tun sollen? Während wird über die Steuern debattierten? Während wir uns unsinnige Vorschläge von Seiten des Rats angehört haben? Also, sag mir bitte nicht, wann ich was zu erledigen habe. Noch bin ich hier der Pharao, wenn ich mich recht entsinne.“ Als er geendet hatte, sah er, das Seth am Türrahmen stand und ihrer Diskussion lauschte. Schmunzelnd hob er den Arm und winkte den Hohepriester zu sich.

Auch Seth schmunzelte und ging zu Atemu hinüber.

„Ja, was gibt es?“ Seth hatte aufgehört, Atemu vor Anderen zu Siezen, denn immer, wenn er das getan hatte, hatte er auf seltsame Weise Bekanntschaft mit Atemus Fuß gemacht, der leidenschaftlich auf dem seinen stand und quetschte, was das Zeug hielt. Oder aber er hatte den Ellbogen des Pharaos in den Rippen gespürt, oder ähnliche Sachen.

Nach einer Woche voll solcher Torturen, hatte er sich angewöhnt, ihn auch vor den Ratsmitgliedern und Bürgern zu Duzen.

Atemu hatte daraufhin zufrieden gegrinst und genoss die Tatsache, dass ihn wenigstens einer duzte, abgesehen von Mana, Jusa und deren Familie.

Atemu sah ihn an und sprach: „Seth, der Rat wird ungeduldig und verlangt, dass wir die Prüfung, die uns bevorsteht, so bald wie möglich machen, da sie es nicht akzeptieren, dass du so ein hohes Amt bekleidest, obwohl du noch nicht „offiziell im Amt“ bist.“

Seth schwieg für eine Minute. Er konnte die Bedenken des Rates irgendwo verstehen, andererseits hatte er selbst keine Ahnung, was ihn erwarten würde und war daher ganz froh gewesen, dass Atemu die Prüfung immer ein wenig hinauszögerte.

Das Ratsmitglied knurrte leicht, ehe er den Beiden ein Ultimatum stellte:

„Wir, der Rat, haben mit anderen Hohepriestern, die das Vertrauen eures Vaters genossen haben, gesprochen. Laut den Aussagen der Hohepriester, muss die Prüfung während einer mondlosen Nacht vollführt werden…“

„Moment! Die nächste mondlose Nacht…“, unterbrach Atemu.

„Ja, die nächste mondlose Nacht ist heute. Ihr habt Recht, Pharao. Daher verlangen wir, dass ihr die Prüfung heute Nacht ablegt. Wenn ihr die Prüfung besteht, dann werden wir euch nicht weiter behelligen und akzeptieren eure Entscheidung, was den Hohepriester Seth anbelangt. Wenn nicht, nun… ihr kennt das Gesetz, wird der Hohepriester seine Schwierigkeiten haben, auf euch aufzupassen und die ihm übertragenen Aufgaben, zu erledigen.“

Atemu und Seth sahen einander für einen kurzen Augenblick an, ehe Atemu seufzte und ein „So sei es.“, aussprach.

Etwas überrascht blinzelte der Antragsteller seinen Herrn an.

„Und… ihr seid nicht dagegen? Ihr wollt euch nicht herausreden?“

„Gegenfrage: Was würde es bringen?“

Betretenes Schweigen kehrte ein, ehe Atemu sich erhob.

Er winkte einen weiteren Diener heran und sprach: „Sage alle Termine, die für heute anstehen, ab. Egal wie dringlich. Sollte jemand Einwände haben, dann weise sie bitte darauf hin, dass der Rat dem Pharao ein Ultimatum gestellt hat. Danke.“ Dann sah er noch einmal das Ratsmitglied an.

„Wann genau soll die Prüfung stattfinden, und wo?“

„Die Hohepriester sagten, sie würden euch, sobald die Sonne im Zenit steht, abholen, da es wohl etwas dauern wird, ehe der Ort der Prüfung erreicht ist.“, schloss der Angesprochene.

Seth war ein wenig mulmig bei dem Gedanken an die Prüfung. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Gut, er wusste, dass es darum ging, wie sehr er sich für Atemu einsetzen würde, doch ob das alles war…? Was würde Atemus Aufgabe werden?
 

Gegen Mittag waren die Beiden bereit.

Die Hohepriester hatten ihnen nahe gelegt, eine eigens für die Prüfung vorgesehene Robe anzuziehen. Sie sollte dem Sonnengott Ra anzeigen, dass diese beiden ihm gegenübertreten und von ihren Fähigkeiten überzeugen wollten. Allerdings mussten sowohl Atemu als auch Seth eine Art Mantel anziehen. Laut Aussage der Hohepriester durften sie die Robe des jeweils anderen erst während der Prüfung zu Gesicht bekommen, denn dies sei wohl ein entscheidender Punkt um das Band der Beiden zu prüfen. Nichts desto Trotz war es eine Zumutung bei der Hitze des Mittags.

Gemeinsam mit fünf weiteren Hohepriestern und einem halben Dutzend Wachen, machte sich die kleine Gruppe auf den Weg. Die Hohepriester ritten vor, gefolgt von Atemu, der wiederum rechts neben sich Seth hatte und um sie beide herum verteilten sich die Wachen. Eingekesselt, dachte Atemu Zunge schnalzend.
 

Der Ritt endete nach einer gefühlten Ewigkeit und sie fanden sich weit weg vom Palast, in der Wüste Ägyptens wieder. Vor ihnen erstreckte sich der Nil und reflektierte gierig die restlichen Strahlen der untergehenden Sonne.

Als sie von ihren Pferden abstiegen, spürten sie den warmen Sand unter den leichten Sohlen ihrer Schuhe und Atemu fühlte sich zu Hause.

Er liebte dieses Land, liebte die Wärme, den Sand, einfach alles, was Ägypten zu bieten hatte.

Und er würde alles für dieses Land tun. Der nächste Schritt dafür war, Seth offiziell zu seinem Hohepriester zu ernennen, nachdem sie die Prüfung seines Göttervaters erfolgreich gemeistert hatten.

Sie folgten den Hohepriestern die zu einem verlassenen Tempel gingen.

„Seit wann steht der denn hier?“, fragte Atemu und erntete einen überraschten Blick von seinem Hohepriester.

„Atemu, der war schon immer hier. Das ist der Tempel, in dem diejenigen, die nicht an die guten Götter glauben, zu den Bösen beten.“

„Und dafür gibt es extra einen Tempel? Warum sind wir hier?“

„Ja, den gibt es. Eigentlich gibt es für jede Gottheit einen Tempel, falls es dir entfallen sein sollte…“

„Angeber…“, kam die gekränkt gespielte Antwort des Herrschers. Seth lächelte sein Herzensbrecher-Lächeln und der Marsch ging weiter.

„Da sind wir.“, wandte sich der älteste der mitgereisten Hohepriester an die Beiden.

„Hier wird sich entscheiden, ob du, Seth, der Richtige an der Seite des Pharaos bist. Ob du bereit bist, ihm immer dienlich zu sein, und alles dafür tun würdest, um deinen Herrscher zu beschützen. Und Pharao, auch ihr habt eine Aufgabe, bei der ihr euch entschieden habt, die Hilfe eines Hohepriesters in Anspruch zu nehmen. Ihr seid euch bewusst, dass es von nun an keine Geheimnisse mehr zwischen euch geben wird und ihr einander blind vertrauen müsst, um das Land erfolgreich in eine glorreiche Zukunft weisen zu können. Ra wird euch heute einige Aufgaben stellen, die ihr mit Verstand, Herz und Vertrauen meistern müsst.

Solltet ihr euch in eurer Entscheidung getäuscht haben, mein Herr, dann seid euch im Klaren, dass derjenige, der darunter leiden wird, Seth sein wird. Ihr mögt dann vielleicht etwas eurer Glaubwürdigkeit einbüßen, aber Seth würde als Gespött, ja, als eine Art Ausgestoßener gelten.“

„Dazu wird es nicht kommen.“, sagte Atemu entschlossen. Zufrieden nickte der alte Mann.

„Wir werden jetzt unser Lager aufschlagen Pharao. Wie ihr wisst, ist es gefährlich des Nachts in der Wüste unterwegs zu sein.“

„Ja, das weiß ich. Wie kann ich helfen?“

Seth musste sich ein Kichern verkneifen. Das war ja wieder so typisch für Atemu!

Wollte als Herrscher Ägyptens dabei helfen, das Nachtlager vorzubereiten.

„Ich denke Atemu, wir zwei sollten uns noch ein wenig auf unsere Prüfung vorbereiten. Unser Handeln abstimmen und so was. Wer weiß, was uns erwartet.“, zwinkerte der hochgewachsene junge Mann und Atemu schürzte enttäuscht die Lippen. Wieder durfte er nicht helfen… aber die Prüfung war ja nun mal auch wichtig, also sammelte er sich und nickte Seth zu.

Die Beiden setzten sich in den Sand und sprachen über Dinge, die Möglicherweise relevant für ihre Prüfung hätten sein können, doch nie hätten sie im Traum daran gedacht, dass Ra ihnen solch eine Prüfung bescheren würde...
 

*~*tbc*~*
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben :),
 

jaaaa, ich lebe auch noch *Schande über mich*

Eigentlich hatte ich vor gehabt, die Weihe mit in dieses Kapitel zu bringen aaaaaber, da ich selbst noch nicht ganz schlüssig bin, wie die Aufgabe der Beiden letztendlich aussehen wird, müsst ihr euch mit dem Rumgeplänkel hier zufrieden geben, gomen ne *verneig*

Ich hätte ja auch noch gewartet, aber als ich grad das Datum des letzten Updates gesehen hab, dachte ich "Oh,... dann musst du das Pitel wohl doch stückeln"

Und so kommt es, dass ihr die 7 Seiten die ich schon hab, jetzt lesen konntet. Ich bemühe mich, dass ihr die Weihe noch in diesem Jahr lesen könnt, versprochen, aber in 2 Wochen muss ich erst meine Klausuren schreiben, und dann sehen wir weiter.
 

(Ich hoffe, es interessiert sich überhaupt noch jemand hier für >.<)
 

Okay, dann bis demnächst, und noch ein herzliches Dank an Euch, ihr treuen Leser und Schreiber ;)
 

LG

grummel_chan

Die Prüfung

Kapitel X

Die Nacht brach schnell herein und sie alle legten sich schlafen. Seth und Atemu beieinander und der Rest der Mannschaft um sie beide herum, damit dem Pharao auch ja nichts wiederfahren würde.
 

Eine schwarze Nacht legte sich über das Land. Dunkel wie sie war, streckte sie gierig ihre schwarzen Finger aus und versuchte, das Land auszukühlen durch ihre Kälte und ihre Dunkelheit.
 

Atemu erwachte auf einmal aus seinem Traum. Einem seltsamen Traum, wie er fand. Er schien so real zu sein, und doch war er irgendwie irreal. Ganz verwirrt sah er sich um.

Ein helles Funkeln, in scheinbar weiter Ferne, erregte seine Aufmerksamkeit und er stand auf.

Ignorierend, dass seine Wachen, die Hohepriester und Seth ihm die Leviten lesen würden wenn sie wüssten, dass er ginge, machte er sich auf den Weg, um zu dem Funkeln zu gelangen.

Es kam ihm so vertraut vor, so, als hätte er es schon einmal gesehen. Etwas in ihm sagte ihm, dass er dieses Leuchten erreichen müsse.

So ging er leicht schlaftrunken in Richtung des Lichts, nicht ahnend, dass er dadurch den Stein für die Prüfung ins Rollen gebracht hatte.
 

Einige Zeit später erwachte auch Seth aus einem eher unruhigen Schlaf. Er hatte seltsame Sequenzen in seinem Traum gesehen, ja, einen fast hellseherischen Traum, in dem er offiziell Hohepriester war und Atemu und er Ägypten in eine glorreiche Ära gebracht hatten.

Doch ein dunkler Schatten haftete dem Palast, seit der Ermordung Akunamkanons, an. Es war ihm schon früher aufgefallen, doch er konnte dieses Unbekannte nicht einschätzen. Es war seltsam.

Was hatte es zu bedeuten, dass er auf einmal einen dunklen Ort sah, eine Art Zimmer oder unterirdisches Verließ, in dem sieben Personen standen und scheinbar ein Ritual durchführten?

Alle hatten ein Gewand an und man sah ihre Gesichter nicht.

Verwirrt schüttelte er den Kopf und sah ebenfalls in die Nacht. Kein Mond. Nur die Sterne versuchten ein wenig die Nacht zu erhellen, was nicht grad einfach war, denn der Himmel war voll mit Wolken.

Auch das war seltsam.

So langsam wurde ihm hier alles zu bunt. Er drehte seinen Kopf Richtung Atemu und erschrak, als er dessen Platz leer vorfand.

Hektisch stand er auf und rief nach seinem Pharao.

Dadurch weckte er die Anderen, die etwas säuerlich auf eine Erklärung warteten.

"Atemu ist verschwunden!", erläuterte er das Problem kurz und sachlich und sofort waren die Anderen auch bereit, um Seth bei seinen Rufen zu unterstützen.

"Wir müssen uns aufteilen und ihn suchen!", befahl Seth und stürzte auch schon los um nach Atemu zu suchen.
 

Dieser lief währenddessen immer weiter in Richtung Licht.

Es wurde größer, was für ihn ein Indiz war, dass er sich näherte.

"Ich krieg dich schon", versprach er dem Licht.

Und plötzlich, ohne, dass er damit gerechnet hätte, stand das Licht vor ihm.

Schützend legte er den Arm über seine Augen, da es ihm von jetzt auf gleich einfach zu grell war. Er blinzelte langsam und versuchte seine Augen an das Licht zu gewöhnen, was mit der Zeit auch klappte. Doch als er das Licht ansah, stockte ihm der Atem.

Das konnte einfach nicht sein!

"V-Vater?!", sprach er voller Ehrfurcht, aber auch voller Erstaunen und Unglauben.

Sein Vater stand da, in goldenes Licht gehüllt, doch bei näherem Betrachten bemerkte Atemu, dass es nicht sein Vater als Mensch war, sondern eher so etwas wie ein Geist, oder wie eine Erscheinung.

Akunamkanon blickte ihn voller Liebe und Stolz an, hob seine Hand und versuchte, ihm einmal durchs Haar zu wuscheln, so wie er es zu Lebzeiten getan hatte, doch aufgrund seiner Gestalt, glitt er durch das Haar seines Sohnes.

"Wie... Wie kann das sein, Vater? Warum auf einmal? Was hat das zu bedeuten?"

Atemu merkte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und er in den ausgekühlten Sand Ägyptens sackte.

"Wegen deiner Prüfung, mein Junge."

Tränen schossen Atemu in die Augen. Dass er das erleben durfte! Er durfte noch einmal die Stimme seines Vaters hören!

"Shht... ruhig mein Junge. Ich weiß, du musstest viel durch machen in der letzten Zeit. Du glaubst gar nicht, wie unendlich leid es deiner Mutter und mir tut, dich allein gelassen zu haben. Du warst ein Kind als du auf den Thron musstest. Jahre vor deiner eigentlichen Amtseinführung...."

Atemu schüttelte den Kopf.

"Ist schon gut, Papa. Ich habe es ja überstanden. Und jetzt habe ich Seth an meiner Seite, das ist eine große Bereicherung. Er hilft mir so gut er kann, und ich bin froh, dass er mein Hohepriester ist. Endlich jemand, der mich nicht hinters Licht führen oder gar umbringen will."

"Das werden wir sehen, Atem. Deshalb seid ihr hier. Deshalb bin ich hier."

"Ich verstehe nicht, Papa... was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?"

Akunamkanons Blick wurde undurchdringlich und er sah seinen Sohn ernst an.

"Bevor ihr zwei euch der Prüfung Ra's stellt, ist es seit jeher Brauch, dass der alte Pharao dafür zu sorgen hat, dass man die beiden Anwärter voneinander trennt."

"Aber woher konntest du wissen, dass ich auch wirklich zu dir komme?"

"Weil es von jeher so war. Während die Amtseinführung für Pharaonen lediglich mit Ra ist, ist die Amtseinführung des Hohepriesters etwas ganz anderes."

"Und woher willst du das wissen? Du hattest doch selbst nie einen?"

"Atem, jetzt unterbrich mich nicht ständig.", seufzte Akunamkanon. Typisch Atem: Um keine Frage verlegen. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Älteren. "Vergiss nicht, wenn wir tot sind, steigen wir auf zu unserem Göttervater und treffen dort unsere Ahnen und Urahnen. Und... nun, man hat genug Zeit um ins Gespräch zu kommen.", sagte der alte Pharao augenzwinkernd.

"Ah... ja... Und... was genau wird jetzt unsere Aufgabe sein?"

"Nun, während du hier munter mit mir plauderst, muss dein Hohepriester einen harten Weg hinter sich bringen um dich zu finden. Und in der Zwischenzeit, wirst auch du geprüft."

So schnell wie Akunamkanon gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden, von jetzt auf gleich.

"Vater? Vater?!", schrie Atemu, doch es geschah nichts.

Was zurückgeblieben war, war die Stimme seines Vaters, die in seinem Kopf wiederhallte. Und die ihn spüren ließ, wie allein er doch eigentlich, ohne die Nähe und Wärme seiner Familie war.

Er schüttelte entschieden den Kopf.

Nein, er war nicht mehr allein. Die Dunkelheit in seinem Leben hatte ein Ende. Seth war zum Licht in Atemus Leben geworden. Er war gekommen, um ihm zur Seite zu stehen, ihm Trost zu spenden, für ihn da zu sein. Und dieses Gefühl der Geborgenheit, welches er seit der Ermordung seiner Familie vergebens gesucht hatte, war auf einmal wieder da gewesen.

Er würde es nicht mehr her geben, da konnte Ra ihm Aufgaben stellen wie er wollte. Er würde um Seth kämpfen, auch wenn er gegen Gewalt war.

Er rappelte sich auf und wollte Seth entgegenlaufen, als aus dem Nichts ein gleißendes Licht in einer Art Säule auftauchte, und ihn gänzlich umschloss.

Bewusstlos sackte er auf den Boden.
 

Die Nacht streckte ihre Hände gierig nach dem Licht aus.
 

Seth suchte indes nach Atemu. Der Kleine konnte in der kurzen Zeit doch noch nicht so weit gekommen sein, oder etwa doch?

Eine kleine Fackel mit Feuer, seine Robe und seine Magie waren die einzigen Wegbegleiter, die er hatte.

Er achtete auf jeden Schritt den er tat, wusste er schließlich nicht, was für Überraschungen der Sand Ägyptens für ihn bereit hielt.

"Atemu?", fragte er voller Hoffnung, seufzte dann jedoch - wieder nichts. Er wurde noch wahnsinnig vor Sorge um seinen Pharao. Wie konnte er auch einfach ohne Schutz fort laufen?

Oder.... war er absichtlich fort gelaufen, um seinen Pflichten zu entrinnen? Um frei zu sein, wie er es sich gewünscht hatte...? Nein, das konnte er nicht glauben.

Atemu war nicht der Typ dafür, der einfach weglaufen würde. Niemals.

"Hey du!"

Irritiert drehte Seth sich in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete, doch er sah niemanden.

"Hier, du Grünschnabel."

Diesmal kam die Stimme aus der anderen Richtung, und Seth drehte sich erneut um - vergebens.

"Suchst du uns Grünschnabel? Das ist ja was... in deinem Alter schon Hohepriester... Da haben wir von geträumt!"

Seth legte die Stirn in Falten. Wir? Wer war wir, und warum sah er niemanden?

"Seth ist dein Name, richtig?"

"Wer will das wissen?", antwortete er mit frostiger Stimme.

"Ahhhh.... er kann doch reden, sehr gut, sehr gut. Ich habe euch doch gesagt, dass mein Urenkel es schaffen wird."

"Aaaach, halt den Schnabel, alter Mann. Der junge Pharao hat ihn auserwählt, ob er wollte oder nicht."

"Hör doch auf mit diesem Quatsch! Nur weil du da quasi zu gezwungen wurdest? Warum hast du dich auch freiwillig gemeldet, wenn du es gar nicht wolltest..."

"Hab' ich doch gar nicht, ich..."

"HÖRT SOFORT AUF! Verdammt nochmal, wer seid ihr?"

Auf einmal wurde es hell um Seth, denn die Personen, die scheinbar eben gesprochen hatten, glühten nun, in einem ruhigen, sachten silbernen Licht.

"Wir sind die Hohepriester der vergangenen Ären. Wir sind heute hier, um euch zu prüfen. Um zu prüfen, ob ihr zwei auch wirklich zusammen passt. Ja ja... und übrigens Seth: Ich bin dein Uropa."

"Sehr witzig. In meiner Familie gab es keine Hohepriester."

"Oh doch, den gab es. Warum meinst du wohl, hast du die Kräfte der Elemente? Weil sie in unserer Linie weiter vererbt werden..."

"Da hat der Alte nicht ganz unrecht, Grünschnabel. Er ist wirklich dein Ur-ur-ur-uropi, wir können es alle bezeugen. Aber das ist eine andere Geschichte. Du bist heute hier, um dem Pharao deine Loyalität und deine Treue zu beweisen und zu schwören. Deshalb musst du dich zahlreichen Tests unterziehen."

Eine lange Pause entstand.

"Und die da wären?", platzte es aus Seth heraus.

Die Hohepriester verfielen nacheinander in einen Singsang, der schließlich an ein Kanon erinnerte, doch Seth konnte mit der gesprochenen Sprache nichts anfangen. Und das, obwohl Sprachen eines seiner liebsten Unterrichtsfächer in der Priesterschule waren...
 

Ein heller Blitz durchzuckte den dunklen Himmel.

Lautes Grollen ertönte, gefolgt von einem Schrei, der in den Ohren weh tat. Eine Mischung aus gequältem Tier, verzweifelten Menschen und Menschen, die Todesqualen durch litten.
 

Der Schrei war an und für sich nicht das Schlimmste, eher die Art, wie es in Mark und Bein wiederhallte und versuchte, den Zuhörenden von innen heraus zu zerstören. Das Herz schmerzte einem und man konnte nichts machen, ja, sogar kaum atmen.

Diese Verzweiflung, die Trauer, die Wut, die dieser Schrei inne hatte.... ihn zu hören war schlimmer als so manche Folterung.

"Was soll der Mist?", fragte er die Hohepriester.

"Das ist deine erste Aufgabe, mein Junge. Bekehre dieses Biest. Es ist egal wie du es tust: Nur denke dran, du handelst im Dienste des Pharao, also tue nichts gegen seinen Willen. Viel Glück."

Und die flackernden, silbernen Lichter verschwanden.

"Das ist jetzt nicht euer Ernst?!"
 

Der Boden unter ihm erbebte.
 

Jetzt hatte sich die Dunkelheit mit der Erde verbündet. Gemeinsam sollten sie es schaffen, den Hohepriester zu erledigen.

Die Dunkelheit, aufgrund ihrer vielfältigen Versteckmöglichkeiten und die Erde, aufgrund ihrer Kraft.
 

Wie aus dem Nichts, erschien ein riesiges Monster, dessen Umrisse undefinierbar waren. Beim genaueren Betrachten, mit Hilfe der Fackel, erkannte Seth, dass dieses Monster aus Lehm und Sand bestand. Wie sollte er gegen Erde ankommen?

Und verdammt nochmal: wie sollte er das in Atemus Sinne erledigen?
 

Der Wind frischte auf. Es wurde kühler. Nur noch etwas mehr und der Pharao würde erfrieren. Dann gäbe es kein Licht mehr, nur noch die ewig währende Dunkelheit.
 

Atemu erwachte fröstelnd. Was war das denn gewesen, was ihn da umgehauen hatte? Langsam setzte er sich auf und hielt sich den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein. Erst sah er Geister und dann wurde er von einer Lichtsäule erwischt? Irgendetwas stimmte da doch ganz gewaltig nicht.

Er sah sich um.

Wo war er denn nun? Und warum konnte er auf einmal in weite Ferne blicken, und warum war es so hoch?

Er schaute hinab und staunte nicht schlecht, als er Seth da unten stehen sah. Doch wie kam er hierher? Er war doch gerade noch mit Akunamkanon im Gespräch gewesen, und jetzt so etwas?

"Seth! Hier oben bin ich!", schrie er, doch Seth reagierte nicht. Atemu winkte heftig und rief erneut nach seinem Hohepriester, doch wieder keine Reaktion.

"Was wird das Seth?" Atemu kreuzte die Arme und zog einen Schmollmund. Das durfte ja wohl nicht wahr sein!

"Er kann dich nicht hören, Atem.", vernahm er die Stimme seines Vaters. "Er muss dieses Biest bekehren. In deinem Sinne. Und da du an und für sich gegen Gewalt bist, bin ich gespannt, wie er das machen will."

"Aber,... wieso kann Seth mich denn nicht hören? Das verstehe ich nicht... und wo kommt dieses Monster her? Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen."

"Atem, er kann dich nicht hören, weil du zurzeit nichts weiter als ein Geist bist. Dieses Monster wurde von den Hohepriestern der vergangenen Ären hervorgerufen um die Kraft deines künftigen Hohepriesters zu testen. Er legt mit seiner Prüfung vor, und du musst es ihm anschließend gleich tun. Wenn jeder von euch die Einzelprüfung bestanden hat, dann habt ihr im Anschluss noch eine gemeinsame Prüfung. Diese ist dann so wie ich hörte, der einfachste Teil der Prüfung. Es bleibt abzuwarten, wie Seth sich gegen dieses Biest zu wehren vermag. Ich bin gespannt."

"Wieso bin ich ein Geist, Vater? Bin ich etwa.... tot?", fragte Atemu voller Furcht in der Stimme.

"Nein, bist du nicht. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, damit du Seth nicht zur Hilfe eilen kannst. Deswegen kann er dich nicht sehen und nicht hören."

"Aber mit diesen Tattergreisen hat er doch auch geredet, oder? Warum kann er dann also nicht mit mir reden? Das ist doch total unlogisch!", schloss er.

Akunamkanon verdrehte die Augen. Auch wenn sein Sohn recht hatte: In solchen Momenten sollte er lieber seinem Hohepriester die Daumen drücken.
 

Seth analysierte seine Lage. Er sollte also in Atemus Sinne handeln, doch wie?

Über so etwas hatten sie sich noch nie unterhalten, kam es schließlich selten vor, dass solche Monster in Ägypten einmarschierten.

"Denk nach!", riet er sich selbst. Er konnte die Elemente befehligen, doch würde ihm das helfen?

Ein Versuch war es wohl wert.

Er schloss die Augen, ließ die Fackel gen Boden sinken und konzentrierte sich auf seine innere Kraft. Der Ursprung seiner Kraft, er sah ihn genau vor sich, in verschiedene Abteilungen unterteilt.

Der Brunnen, die Quelle über die Fähigkeit des Wassers, ein Feuer in einem metallenen Gefäß, die Kraftquelle des Feuers, ein Feld, die Kraftquelle der Erde und die ägyptische Nacht in der Wüste, die sooft von starken Winden geprägt war, die Kraftquelle der Luft.

Zueigen machte er sich zunächst die Fähigkeit der Luft. Irgendwie musste er dieses Monster auseinander nehmen, und da es am einfachsten war, es wieder in seine Einzelteile zu zerlegen entschied er sich für die Luft.

Mit wenigen Handbewegen brauste ein heftiger Wind auf, der dem Biest fast alle Sandkörner weg pustete. Zurück blieb lediglich ein Biest, geformt aus Lehm, und um dieses zu besiegen, nutzte er seine Gabe, die das Feuer befehligen konnte.

Eine lodernde Flamme, stieg aus dem Boden hervor, und binnen Sekunden, war der Lehm so ausgetrocknet, dass er zu Staub zerfiel, und Seth das Biest erfolgreich vernichtet bzw. besiegt hatte.

Er hoffte nur, dass es auch in Atemus Sinne gewesen war.
 

Dieser sah das Spektakel aus der ersten Reihe und war erstaunt. Niemals hätte er gedacht, dass Seth eine solche Macht hatte. Er war einfach nur sprachlos und sein Mund stand ihm offen.

"Schon gut, Atem, du kannst den Mund wieder zu machen. Es ist zu Ende, aus, vorbei. Seth hat seinen Teil der Prüfung bestanden, jetzt liegt es an dir."

Atemu schüttelte einmal seinen Kopf und sah seinen Vater an.

"Ich dachte, er hätte das Monster in "meinem Sinne" besiegen sollen? Du weißt, dass ich nicht der Freund von Gewalt bin." Akunamkanon hob die Braue.

"Sag mir jetzt nicht, dass du versucht hättest mit diesem Biest zu sprechen, so lange, bis du verzweifelt wärest, weil es nicht antworten konnte?"

Jetzt begann Atemu zu grinsen.

"War natürlich nur ein Witz, Vater. Also muss ich jetzt nur zusehen, dass ich meine Aufgabe auch schaffe ohne, dass ich gegen Seths Meinung handele?"

"Ja, so könnte man es ausdrücken." Akunamkanon lächelte und wuschelte Atemu erneut durchs Haar. Dieser schluckte schwer, da er aufgrund seines derzeitigen Zustandes die Berührungen seines Vaters durchaus wahrnehmen konnte. Allerdings ließ er sich davon nichts anmerken und lächelte.

"Also, dann. Wo muss ich hin, was muss ich machen?"
 

Verdammt! Sie waren so nah dran, doch die Dunkelheit musste sich für dieses Mal zurück ziehen. Der Pharao war ein verdammter Plagegeist, besser gesagt dessen Licht, dass der Dunkelheit so weh tat.

Beim nächsten Mal würde er nicht so viel Glück haben.

Jetzt jedoch hieß es: abwarten. Und die Dunkelheit bekam ihre Chance, immer. Die Dunkelheit schlief schließlich nie...
 

Im nächsten Moment, es glich einem Sturz aus einer extremen Höhe, wurde seine Seele wieder zurück in seinen Körper katapultiert.

Sofort setzte er sich kerzengerade auf und sah sich um.

Was machte er denn im Palast? Sie waren doch gerade eben in der Wüste gewesen, oder hatte er alles geträumt?
 

"Pharao? Die Bürger warten darauf, dass die Audienzen beginnen.", sprach sein Diener.

"Wo ist Seth?", war die erste Frage, die ihm in den Kopf schoss.

"Pharao, der Hohepriester ist zurzeit ebenfalls in einer Besprechung. Die Audienzen finden heute ohne ihn statt. Womöglich auch die morgigen."

Atemu nickte knapp und bedeutete dem Diener, die Bürger in das Audienzzimmer zu lassen.

Eine Menschenmasse stürmte das Zimmer und alle begannen durcheinander zu reden, einer lauter als der Andere.

Was war nur mit seinem Volk los? So etwas kannte er von seinen Bürgern gar nicht. Normalerweise kamen sie der Reihe nach hinein und waren sachlich, manchmal etwas erregt weil es kleine Nachbarschaftsstreits gab, aber das war's dann auch.

"Beruhigt euch doch!", sprach er nun, doch daraufhin wurde die Menge nur noch lauter.

Langsam aber sicher wurde es Atemu zu bunt, und so sprach er mit lauter Stimme: "RUHE!"

Fast sofort kehrte eine Stille in das Zimmer ein und Atemu seufzte zufrieden.

"Und jetzt nochmal zum mitschreiben: Was ist los, dass ihr so aufgeregt seid?"

"Etwas schreckliches ist passiert!!", schrie einer.

"Es liegen Tote in der Stadt - einfach so. Beim Gehen umgefallen, als hätte man sie verletzt oder Ähnliches!"

"Es muss einen Grund dafür geben Pharao! Wir haben Angst!"

Atemu schwieg. Wie konnte es sein, dass Leute einfach so beim Gehen umfielen und anschließend tot waren? So etwas hatte er ja noch nie gehört, oder hatten sie einen Hitzschlag erlitten?

"Außerdem sind Mana und Jusa ebenfalls gestorben! Das ist alles nur deine Schuld, Ati!"

Atemu erkannte diese Stimme sofort. Es war die Mutter seiner beiden Freundinnen, doch so wie sie gerade mit ihm sprach, erkannte er sie nicht wieder. Er? Schuld an etwas, wovon er nichts wusste? Jusa und Mana - tot? Nein, unmöglich!

"Wir brauchen einen anderen Pharao, und zwar gleich!"

"Kein Wunder, dass der Hohepriester sich doch dazu entschieden hat, die Priesterschule zu leiten, und deswegen dieses Amt hingeschmissen hat."

Atemu war schockiert. Seth hatte was?? Es hieß doch, er sei auf Verhandlungen...

Dabei hatte er noch den Klang seiner Stimme im Ohr, wie er ihm versicherte, auf die Intrigen seines Meisters nicht hineinzufallen, sondern bei Atemu zu bleiben, weil er es dessen Vater geschworen hatte. Oder lag es vielleicht daran? Dadurch, dass Akunamkanon nicht mehr lebte, konnte er Seth nicht rügen, für den Fall, dass dieser doch das Amt des Hohepriesters niederlegen sollte, aber enttäuscht wäre er alle male gewesen.

Derweil klagten die Bürger weiter und allmählich bildete sich eine Art Protestgesang, der forderte, dass Atemu genauso gehangen wurde, wie es schon bei seiner Familie der Fall gewesen war.

Schockiert sah er hinunter auf die Menschen die allmählich die Stufen zu Atemu emporstiegen. Die Wachen konnten diese Menschenmenge einfach nicht zurückhalten.

Atemu hatte eine Entscheidung zu treffen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

"Volk von Ägypten, hört mich bitte ein letztes Mal an...", begann Atemu und zu seiner Überraschung blieben die Leute sogar stehen, "...Wenn es wirklich euer Wunsch ist, mich tot zu sehen, dann soll es geschehen. Ich weiß nicht, was ich angestellt habe, dass ihr so verärgert seid, aber scheinbar ist es etwas Schwerwiegendes. Ich habe Ra damals geschworen, dass ich mein Leben für das meines Volkes geben würde, wenn dies dem Volk dienlich wäre. Und diesen Schwur werde ich halten, bedenkt jedoch: Wer wird nach mir den Thron bekommen und werdet ihr dadurch glücklich....?" Atemu schloss die Augen, eine Träne stahl sich aus ihnen und rann ihm über die Wange.

"Ich danke euch, für euer Vertrauen und bin glücklich, euer Pharao gewesen zu sein, doch jetzt scheint es an der Zeit, meine Familie wieder zu sehen, und dieses Land in andere Hände zu geben."

"Pharao..." Ein Raunen ging durch die Masse, und ehe Atemu sich versah, war das Zimmer wie leer gefegt. Er verstand nicht ganz...

"Wo sind die denn jetzt alle hin?", fragte er die Wache zu seiner Linken.
 

Ein gleißendes Licht erhellte den Raum, und Atemu hatte erneut das Gefühl, als würde er aus einer extremen Höhe stürzen.

Mühsam legte er sich die Hand an den Kopf und spürte unter der anderen Hand den Sand der Wüste.

Erregt schlug er die Augen auf.

War das alles ein Traum gewesen?

Als er sich aufrichtete und anschließend nach oben sah, erblickte er zwei blaue Augen, die ihn sorgenvoll ansahen.

"Ist alles in Ordnung mit dir Atemu?", fragte Seth außer Atem.

"Hmm... hab nur ein wenig Kopfweh, aber ansonsten..." Der Wind blies frisch durch die Wüste, und reflexartig fasste Atemu sich an die Wange, an der er im Traum eine Träne verspürt hatte... scheinbar hatte er sogar im "realen" Leben geweint.

Nun stand er auf und sah Seth stolz an.

"Du warst fantastisch, mit deinen Künsten, den Wind und das Feuer zu befehligen, ich war total erstaunt!", lobte er Seth.

Dieser jedoch ging einen Schritt auf den Herrscher zu und schloss ihn fest in seine Arme. Seine Hand legte er an Atemus Hinterkopf und drückte ihn so näher an seine Brust.

"Sag bitte niemals wieder, dass du dich opfern würdest, und dass es dir nichts ausmache! Mir wäre das Herz fast stehen geblieben! Ich hatte solche Angst, dass sie dich wirklich hängen würden!"

"Woher...?"

"Naja, mich haben sie auch als Geist aus meinem Körper gelockt, damit ich bei dir nicht einschreiten kann... Allerdings habe ich bei den Plappermäulern namens Hohepriestern fest gesessen...."

"Ich dachte, dass das alles nur ein Traum gewesen ist....", hauchte Atemu.

"Nein, es war aber dennoch ein verfluchter Alptraum in meinen Augen. Ich frage mich nur, wie Ra es geschafft hat, die Bevölkerung zu manipulieren und warum er seinem eigenen "Sohn" damit Schmerzen zu gefügt hat."

"Damit ihr daran wachst", vernahmen die beiden eine Stimme, die aus dem Nichts zu stammen schien. "Mir ist es gewiss nicht leicht gefallen, Atemu so harte Worte an den Kopf zu werfen, Nichts desto Trotz musste es so sein. Und ihr habt beide eure Aufgaben bestanden. Ich bin stolz auf euch und Atemu... du hast eine beeindruckende Wahl bei deiner Prüfung getroffen. Die Meisten hätten versucht sich zu retten, doch du hast dich deinem Schicksal gestellt. Und auch deine Priesterwahl ist wahrlich erstaunlich. Auch dir, Hohepriester, muss ich sagen, dass du deine Prüfung mit Bravour bestanden hast. Nun ist es an der Zeit, die finale Prüfung abzulegen. Seid ihr bereit?", fragte der Sonnengott.

Die Beiden sahen sich an, nickten sich zu und Seth antwortete: "Ja, wir sind bereit."

"So sei es. Bedenkt nur bitte: Solltet ihr die Prüfung nicht meistern, wirst du, Hohepriester, deine Achtung verlieren und du, Pharao, musst mit Spott rechnen und auf der Hut sein, dass das Böse und die Dunkelheit nicht die Überhand gewinnen.", erwiderte Ra, und die finale Prüfung würde beginnen.
 

Es war still.

"Äh... und jetzt?", fragte Atemu, und Seth und er sahen sich fragend an.
 

Plötzlich, sah Atemu, wie mehrere Seths auf ihn zukamen.

"Du, Seth, siehst du auch was ich sehe?"

"Wenn du die ganzen Atemus meinst, die auf uns zu kommen, dann ja."

"Atemus....? Ne.... Äh... Seth, wo bist du?" Atemu war sich sicher, dass er gerade eben noch neben Seth stand und auch dieser hatte so gedacht, doch beide waren umzingelt von dem jeweils Anderen, und das, in neunfacher Ausführung!
 

Einer der Seth-Doubles sprach: "Pharao, wer von uns ist der wahre Seth?"

"Na du schon mal nicht, weil du mich Siezt." Das Double verneigte sich kurz, ehe es sich in Luft auflöste.
 

Auch ein Atemu-Double fragte Seth augenzwinkernd: "Du, Sethy, wer von uns ist der wahre König?"

"Ich schätze mal... Du nicht." Ebenso wie bei Atemu zuvor, verneigte sich der falsche Atemu und verschwand.
 

Also bestand ihre Aufgabe darin, aus 9 mal demselben Aussehen zu entscheiden, wer der einzig Wahre war.

Entschlossen beobachteten die Beiden ihre Seth- bzw. Atemu-Doubles.

Nacheinander wurden Dinge festgestellt, wie Kleidung die nicht saß, Essen ohne Ende, Anmachen, wodurch sie relativ schnell zu den zwei Letzten noch möglichen Doubles kamen, wovon einer der Wahre war.

Was beide irritierte war die Tatsache, dass sie den Anderen nicht hören konnten.... Ob Ra oder die Priester bzw. Akunamkanon sie wieder geistig voneinander getrennt hatten...?

Zudem mussten sie zugeben, dass es schwer war, zwischen den zwei Verbliebenen zu urteilen.
 

Atemu wagte als erster sein Glück und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen aus den Augen.

Er sah den linken der beiden Seths an, fast wie im Palast, da Seth auch immer links von ihm stand, zeigte auf ihn und sagte: "Du ähnelst Seth zwar sehr in deiner Art und deinem Wesen, doch der wesentliche Unterschied ist der, dass du mich nicht ansiehst. Daher bist du der Falsche!" Der Angesprochene Seth hob seinen Kopf, lächelte, nickte und verschwand.

Warum nur war es Atemu erst so spät aufgefallen? Vermutlich, weil er es gewohnt war, immer

-nicht- angeschaut zu werden.

Er hatte seinen Teil scheinbar geschafft, auch wenn ihm ziemlich mulmig dabei gewesen war, zumal wenn er bedachte, welche Konsequenzen auf sie beide warteten.
 

Währenddessen sah Seth sich die Beiden noch einmal an. Sie glichen sich so sehr. Die Haltung, die Sprache, doch es musste einen Unterschied geben. Einen, den er die ganze Zeit übersehen hatte. Vielleicht dachte er zu kompliziert...

"Dein Lieblingsort, Atemu?"

"Der Garten", kam es wie aus einem Munde.

"Dein schlimmstes Ereignis?"

"Der Tod meiner Eltern."

Und jetzt fiel es ihm auf.

"Seht mich bitte an." Er ging auf sie beide zu und sah ihnen in die Augen.

Ja, jetzt erkannte er es und lächelte.

"Ihr Beide seid Atemu. Du bist die starke Seite von ihm, die, die versucht, alles zu meistern und sich bloß keinen Fehler zu erlauben.", sagte er zum rechten Double, "und du, du bist Atemus schwache, einsame Seite, die, die verzweifelt ist, weil sie sich niemandem öffnen kann und darf, obwohl sie nichts sehnlicher will, als als Mensch angesehen zu werden, der auch Schwächen haben darf und nicht allein sein will. Jetzt bin ich ja da. Du bist nicht mehr allein." Er strich dem schwachen Ich Atemus über die Wange, welcher daraufhin eine Träne vergoss und verschwand.
 

Er stand jetzt wieder bei Atemu, so, wie es war, bevor die Doubles auftauchten, mit dem Unterschied, dass Seths Hand immer noch an Atemus Wange lag, und dieser wirklich zu weinen schien.
 

"Wie ich sehe, habt ihr eure Reise beendet.", erklang erneut die Stimme des Sonnengotts.

"Ihr habt euch sehr gut verhalten. Meine größte Anerkennung. Und aufgrund der von euch geleisteten Aufgaben und Taten, gebe ich euch nun eine Kraft mit auf den Weg. Eine Kraft, die ihr in 7 Gegenstände verwandeln sollt, und die ihr an eure nächsten Vertrauten weiterreichen sollt.

Ein Gegenstand gehört dir Atemu, es soll das Stärkste sein und deine selbstbewusste Seite zum Vorschein bringen und dir Kraft geben, wann immer du sie brauchst.

Ein Anderes gehört dir Seth, es soll die Fähigkeit haben, Leute zu lenken bzw. zu kontrollieren um im schlimmsten Fall das Gedächtnis auslöschen zu können. Hinzu sollen 5 weitere erschaffen werden, die die Fähigkeiten haben,

1. die Gegenstände aufzuspüren,

2. in die Zukunft bzw. in die Vergangenheit zu sehen,

3. Gedanken zu lesen um im schlimmsten Fall eine Seele gefangen zu nehmen,

4. die "Reinheit" eines Menschen zu erkennen, also welche Sünden er begangen hat etc. und

5. ins Innere einer Person zu sehen um unter Umständen deren Persönlichkeiten zu ändern."

"Aber Ra, wozu soll das Gut sein? Das hört sich tyrannisch an, warum sollte ich Gehirnwäschen durchführen oder Persönlichkeiten ändern?"

"Glaube mir mein Sohn, ihr werdet diese Gegenstände brauchen. Ich weiß, was die Zukunft für euch bereit hält. Und würde ich euch diese Kraft nicht geben, würdet ihr.... nein, ich darf es euch nicht sagen, das würde eure Zukunft zu sehr beeinflussen. Geht nun zurück zu eurem Lager und anschließend in den Palast. Beginnt sofort mit der Herstellung dieser Gegenstände. Die Zeit rennt! Hier." Zwei Gegenstände tauchten vor den Beiden auf.

Vor Seth erschien ein silberner Ring, in dem ein amethystfarbener Stein eingefasst war. Dieser Stein erinnerte ihn an die Augen des Pharaos, dank denen er die letzte Prüfung meistern konnte. Behutsam streckte er die Hand unter den Ring, der in Licht gehüllt war, der anschließend in die Handinnenfläche des Hohepriesters fiel.

Vor Atemu schwebte ein goldener Ring, in dem ein saphirblauer Stein eingefasst war und der Seths Augenfarbe nachempfunden schien.

"Dies ist für alle der Beweis dass ihr die Prüfung bestanden habt. Und denkt an die Gegenstände, es ist wichtig! Bis bald, meine Kinder!"
 

Das durfte doch nicht wahr sein! Jetzt verbündete sich ihr Bruder auch noch mit dem Licht. Sie musste versuchen dies zu unterbinden. Die Dunkelheit würde ein für allemal gewinnen. Auch sie war mal dran zu regieren. Außerdem herrschte in den Herzen vieler Menschen genügend Dunkelheit.... Die Hoffnung starb zwar zuletzt,... aber sie würde sterben, ein für allemal!
 

Atemu und Seth standen wieder da, wo der ganze Hokus-Pokus seinen Anfang genommen hatte: Inmitten der anderen Hohepriester.

"Majestät! Seth! Da seid ihr ja wieder! Wir waren furchtbar besorgt um euch! Wo ward....oooohhhhh!"

Voller Achtung blickten die Priester auf die Ringe, die die Beiden am Finger trugen.

"Ihr habt die Prüfung bestanden? Gratualtion!"

"Es ist ja schon Morgen!", stellte Atemu überrascht fest. "Wir sollten zusehen, dass wir zurück zum Palast kommen!"

Allem Anschein nach hatte Atemu keine Lust dazu, den Hohepriestern genaueres Preis zu geben, weswegen Seth kicherte, und sich auf sein Pferd schwang.

"Warum lachst du Seth?", knirschte Atemu.

"Nur so, Atemu. Weil ich gerade wieder festgestellt habe, wie charmant du doch sein kannst, wenn du jemanden abwimmeln willst!", lachte Seth und ritt los.

"Wie bitte was? Oh na warte, das wirst du bereuen! SETH!!!! Ich rede mit diiiiiiir!", schrie Atemu und ritt seinem nun frisch gebackenen und offiziell bestätigtem Hohepriester hinterher.
 

~*~ tbc ~*~
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben :),
 

*vor gefährlichen Dingen in Deckung geh*

Ich hoffe, ihr erinnert euch an das alte Schätzchen hier :D

Ihr glaubt gar nicht, wie viele Nerven mich dieses Kapitel gekostet hat; dennoch hoffe ich, dass es gefällt :D

Habe es lang überarbeitet, und im Endeffekt gefällt es mir immer noch nicht wirklich ^^°

Aber solange es euch gefällt, bin ich beruhigt.

Ehrlich gesagt, hatte ich mir die Weihung etwas spektakulärer vorgestellt, doch das war das Einzige, was meine Matschbirne zusammen gekratzt hat^^°

Eigentlich wäre das ja jetzt ein hervorragender Schluss wie ich finde:

Beide reiten voller Spaß, die Weihe hinter sich gebracht, in ihr "neues" Leben....
 

Aber ich glaube das würde euch wütend machen und meinen Tod bedeuten xD

Also sehe ich lieber zu, dass ich das nächste Kapitel "zeitnah" (hmm... definiere...) schreibe und euch zu lesen gebe :D
 

Wie gesagt, ich hoffe ihr hattet Spaß

Bis demnächst!
 

LG
 

grummel_chan
 

PS: Danke nochmal an alle Leser/ Kommischreiber und Favo-Listen-Haber: Ihr seid Spitze, Daumen hoch. Eure Kommentare ermutigen mich immer wieder weiter zu machen ;)

Jetzt aber endgültig: TSCHÜSS!

Vorbereitungen

Kapitel XI
 

Nach einem halben Tagesritt hatten sie die ägyptische Hauptstadt erreicht. Beide waren froh, dass sie die Weihe endlich hinter sich gebracht hatten, denn nun konnte der Rat nichts mehr gegen Seths Status sagen. Atemu war müde von der Reise geworden, doch musste er immer noch an Ras Worte denken. Er hatte ihnen eine Macht gegeben mit der sie 7 Gegenstände erschaffen sollten und von denen er das Stärkste an sich nehmen sollte. Doch was stellte sich Ra darunter vor? Etwas erschaffen… Es fiel ihm schwer sich mit dem Gedanken auseinander zu setzen, dass etwas Böses sein Volk und ihn bedrohte. Er wollte doch das Beste für sein Volk, also musste er schnell handeln.

„Atemu, woran denkst du gerade?“, riss ihn Seths Stimme aus seinen Gedanken.

„Hm, ich muss gerade an Ras Worte denken. Ich habe noch keine Idee –was- wir „erschaffen“ sollen. Was für Gegenstände mag er sich wohl vorgestellt haben?“, erwiderte er und ging mit Seth in den Palast.

Seth verschränkte die Arme vor seiner Brust und dachte nach.

„Die Kraft, die Ra uns gegeben hat, wie mag sie wohl aussehen? Und wann wird sie sich wohl äußern?“, überlegte der Hohepriester laut und Atemu konnte nur ratlos die Schultern zucken.

„Ich weiß es nicht, Seth. Vielleicht äußert sich seine Macht, sofern wir diese 7 Gegenstände erschaffen haben…. Und, welchen Leuten aus unserem Beraterstab sollten wir diese Gegenstände geben? Wem können wir so sehr vertrauen?“

Mittlerweile waren sie im Speisesaal angekommen, in dem ein köstliches Mahl auf sie beide wartete. Sie hatten gerade Platz genommen, da stürmte einer der anderen Hohepriester hinein.

„Pharao! Seth! Gratulation zur bestandenen Prüfung. Es tut mir Leid, sie beim Dinieren zu stören, aber das Volk wartet sehnsüchtig darauf, das Herrscherduo zu sehen!“

Atemu verdrehte die Augen. Jetzt wurde man sogar schon beim Essen gestört!

„Rajal, kann das nicht noch etwas warten? Seth und ich haben Hunger… und bestimmt auch der Rest des Gefolges welches uns gestern begleitet hat.“ Der Hohepriester machte ein zerknirschtes Gesicht.

„Aber das Volk hat Euch zu Euren Ehren extra ein Fest organisiert. Soll ich ihnen also sagen, dass der Pharao und der Hohepriester nicht kommen?“ Atemu seufzte.

„Ich habe doch mit keiner Silbe erwähnt, dass wir nicht kommen. Wir wollen nur etwas Essen….“

„Das könnt ihr auch auf dem Fest! Es ist alles zu euren Ehren, denn das Volk ist stolz auf ihren Pharao und dessen Hohepriester!“

„Komm Atemu, du hast keine Chance „Nein“ zu sagen. Tu deinem Volk den Gefallen. Und außerdem kann dir eine Abwechslung nicht schaden.“

„Also gut.“, gab Atemu klein bei. Der Hohepriester war sichtlich erleichtert und verneigte sich vor Seth aus Dank, dass er den Pharao überredet hatte.

Atemu wollte sich gerade auf den Weg machen, den Palast zu verlassen, als der Hohepriester ein „Wartet, Pharao!“ aussprach. Der Pharao blieb stehen und sah ihn fragend an.

„Was ist denn?“ So langsam wurde Atemu ungeduldig.

„Ihr müsst eure Festtagsrobe anziehen und auch ihr, Hohepriester Seth! Das schreibt die Tradition so vor!“, warf Rajal ein.

Atemu sah ihn etwas verwirrt an.

„Rajal, es gab seit Jahren keinen Hohepriester mehr im Amt, woher willst du also wissen was vorgeschrieben ist, und was nicht?“, fragte Atemu mit gehobener Braue.

„Pharao, es steht so in den Überlieferungen. Ihr müsst euch also umziehen. Beeilung!“

Somit machten Seth und Atemu sich auf, sich ihre Festroben anziehen zu lassen und den festlichen Schmuck zu tragen. Was beide noch nicht wussten, war die Tatsache, dass sie diese Roben in Zukunft täglich tragen würden. So war es nun einmal vorgeschrieben. Da konnte selbst Atemu nichts dran rütteln, war es schließlich seit Jahrhunderten Tradition, so zu zeigen, dass der Pharao einen Hohepriester an seiner Seite hatte.

Seth wurde sogleich in eine weiße Baumwollrobe gekleidet, über die eine royalblaue Robe ohne Ärmel, die knöchellang war, gelegt wurde. Zudem wurde ihm ein Goldring um den Oberarm gelegt und auch vom Handgelenk bis zur Hälfte des Unterarms zierte der Goldschmuck seinen Körper. Weiterer Goldschmuck wurde ihm angelegt, seinem Stand würdig.

Atemu erlitt zur gleichen Zeit dasselbe. Auch er trug eine weiße Baumwollrobe, die allerdings nur knielang war und einen Gürtel, an dem ein blauer Stoff befestigt war, der locker im Schoß des Herrschers hing. Genau wie Seth trug auch er Goldschmuck an den Oberarmen, an den Schienenbeinen, sowie an den Ohren.

Nachdem beide mit dem Ankleiden fertig waren, trafen sie sich auf dem Flur des Palastes wieder.

„Sehr elegant, wie immer Pharao.“, scherzte Seth, wusste er doch, dass Atemu es hasste sich so kleiden zu müssen.

„Kleider machen Leute, was?“, konterte er und grinste Seth frech an.

Scherzend gingen sie hinaus und staunten nicht schlecht, als das ganze Volk jubelnd vorm Palast stand, und als es sie erblickte, verneigten sich alle. Atemu und Seth sahen einander irritiert und doch fasziniert an. Sie beide hatten sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass das Volk sie ganz und gar verehrte.

Der ehemalige Ranghöchste Hohepriester, der über Nacht durch Seth abgelöst wurde, ergriff das Wort.

„Volk von Ägypten! Unser Pharao hat die Prüfung mit Hohepriester Seth erfolgreich abgelegt! Somit ist Hohepriester Seth jetzt offiziell im Amt bestätigt und unser Pharao hat einen starken Wegbegleiter an seiner Seite! Lasset uns dafür sorgen, dass die Beiden ihre Arbeit erfolgreich verrichten können. Lang lebe der Pharao!“ Das Volk stimmte mit ein und wiederholte laut: „Lang lebe der Pharao!“

Seth und Atemu waren sprachlos.

„Unglaublich…“, entfuhr es Atemu. Er konnte es kaum fassen, dass das Volk so hinter ihnen beiden stand und ihn so vergötterten.

„Pharao!“, sprach der Hohepriester Atemu an, „bitte richtet euer Wort an das Volk, und bitte auch ihr, Seth.“

Atemu war für einen Moment überrumpelt, ehe er die Schultern straffte, den Blick geradeaus richtete und dann sprach:

„Mein Volk! Ich danke euch, dass ihr unser Bestehen so feiert. Ich weiß, Ägypten hatte lange keinen Herrscher mehr, der sich einen Hohepriester zur Unterstützung und als Seelenverwandten nahm. Ich wünsche mir, dass wir alle Ägypten in eine glorreiche Zukunft führen werden. Das kann aber nur geschehen, wenn wir alle hart dafür arbeiten. Ihr, genau wie ich. Sollten Probleme herrschen, scheut euch bitte nicht, in den Palast zu kommen und um Hilfe zu bitten. Ich bin stolz darauf, ein Volk wie euch führen zu dürfen. Außerdem bin ich noch immer sprachlos wie viel Vertrauen ihr in meine Fähigkeiten, Seth und allen Anderen hier habt. Durch euch wird eine neue Ära heranwachsen. Eine Ära, die alles bisher da gewesene in den Schatten stellt. Seth und ich bedanken uns herzlich für den heutigen Empfang und versprechen euch hiermit feierlich, das Beste für unser Land zu tun!“

Nachdem Atemu endete war es einen Moment still, da alle noch dem gerade Gesagten lauschten und es verarbeiteten. Dann allerdings brachen Jubel und Freudeschreie über das Herrscherduo herein.

Auch Seth wandte sich an das Volk. „Volk von Ägypten! Wie der Pharao bereits erwähnte, werden wir alles Mögliche tun um Ägypten glorreich zu führen. Anfangs mag das vielleicht etwas schwer fallen, aber wir werden uns bemühen. Ra hat uns am gestrigen Abend vor einer bösen Macht gewarnt, die wir abzuwenden versuchen. Auch ich danke für diesen herzlichen Empfang und ich darf behaupten sehr stolz darauf zu sein, der derzeitige Hohepriester unseres Pharaos zu sein. Danke!“ Das Volk applaudierte und jubelte Seth genauso zu wie Atemu kurz zuvor.

Nach Seths Ansprache musste Atemu erneut feststellen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war Seth in das Amt des Hohepriesters zu nehmen, und nicht diesen Alten, den seine Eltern für ihn angedacht hatten.

„Na komm, Atemu, wir sollten uns unter das Volk mischen.“, sagte Seth und legte Atemu eine Hand auf die Schulter. Der Angesprochene nickte und gemeinsam schritten sie hinunter in die Menge. Selbst dort machten die Leute Platz, damit die zwei ungehindert umher laufen konnten.

Die Leute hatten wirklich viel organisiert: Spiele für die Kinder, verschiedene Gerichte, Getränke… Ohne dass es angeordnet worden war, hatten die Ägypter ein buntes Fest organisiert.

Beide hatten an diesem Nachmittag großen Spaß und das Fest ging bis früh in die Morgenstunden.

Seth und Atemu hatten sich jedoch zeitig am Abend vom Fest verabschiedet, denn langsam aber sicher machte sich die Müdigkeit und die Reise in die Wüste bei ihnen bemerkbar.

Im Palast angekommen wünschten sie sich eine gute Nacht und jeder verschwand in seinem Gemach.
 

Am nächsten Tag schliefen die Beiden aus. Atemu hatte sämtliche Weckversuche der Angestellten gekonnt ignoriert und schließlich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie vor dem Mittag nicht mehr bei ihm vorbeischauen brauchten, da er noch schlafen wollte.

Als Atemu dann bereit war aufzustehen, war es bereits nach Mittag, aber er brauchte schließlich auch mal einen Tag an dem er ausspannen konnte. Zudem hatte er dem Volk gesagt, dass sie heute nicht arbeiten brauchten aufgrund des gestrigen Festes. Sonst hätten sie noch mitten in der Nacht damit beginnen müssen, die Stände und Sitzmöglichkeiten abzubauen. Und das wäre unfair gewesen.

Nachdem er sich angezogen hatte, ging er hinaus in Richtung Thronsaal. Eigentlich hätte er erst etwas frühstücken sollen, aber das Mittagessen war fast fertig, also konnte er auch warten….

Als er am Thronsaal ankam, begrüßten und verneigten sich die Wachen vor ihm. Sie öffneten ihm die schweren und edel verzierten Türen und Atemu trat ein. Was sollte er mit einem halben Tag noch machen? Sicher, der Rat hatte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass er genug zu arbeiten hatte, doch warum sollte er sich immer nach ihnen richten? Immerhin war er das Oberhaupt dieses Landes, und nicht die Leute aus dem Rat.

Vielleicht sollte er diesen kurzerhand auflösen? Eine Überlegung war es mit Sicherheit wert, und wahrscheinlich würde auch Seth sein ok geben.

Als er sich auf seinen Thron gesetzt hatte, sah er eine der nebenstehenden Bediensteten an und fragte diese: „Weißt du, wo Seth ist?“

Die Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen, war es doch selten, dass der Pharao sie ansprach.

„Der Hohepriester ist seit heute Morgen mit Studien beschäftigt. Er wird versuchen, zum Mittag hier zu sein, um mit euch speisen zu können, Pharao.“

Atemu legte die Stirn kraus. Das war nicht ganz die Antwort auf seine Frage, aber dann war der Gesuchte wohl im Palastarchiv und suchte nach irgendwas. Nur was? Und warum war er scheinbar so früh aufgestanden?

Ein Anklopfen an die Tür ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken.

Ein weiterer Diener, der den Besuch ankündigen sollte, trat hinein und verkündete: „Pharao, eure Leibgarde ist eingetroffen. Hohepriester Seth hatte darum gebeten und nun sind die fünf hier.“ Jetzt war Atemu verwirrt. Immerhin hatten Seth und er die Fünf, Isis, Mahado, Shada, Akunadin und Karim, vor ungefähr einem Monat in verschiedene Nachbarstädte geschickt, damit diese dort herausfinden konnten, wie es den Leuten ging und ob sie Hilfe vom Palast brauchten. Und eigentlich sollte diese Aufgabe noch mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Monde lang andauern.

„Mensch Atemu, was dauert das so lange?“, hörte er die vertraute Stimme von Mahado, einem langjährigen Freund, und musste grinsen. War ja klar, dass dieser wieder etwas zu meckern hatte.

Ohne weitere Kommentare traten die Fünf ein. Atemu musste zugeben, dass er durchweg alle vermisst hatte, wenn auch den Einen mehr und den Anderen weniger.

„Und warum wollte Seth jetzt, dass wir alle Mann hier auftauchen? Immerhin war doch abgemacht, dass wir uns die Dörfer länger anschauen sollten.“, wollte Shada in Erfahrung bringen. Atemu seufzte. Was sollte er ihnen sagen?

„Ich weiß es nicht. Wirklich. Ich war gerade richtig überrumpelt, dass ihr aus Seths Geheiß hier seid. Ich glaube, ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit meinem Hohepriester sprechen.“, warf Atemu ein, und es ärgerte ihn wirklich, dass Seth ihn vor vollendete Tatsachen stellte, ohne ihn in seine Pläne einzuweihen.

Wie aufs Stichwort platzte Seth hinein, und seine Augen weiteten sich vor Überraschung.

„Oh, ihr seid bereits hier? Das ging ja schneller als ich dachte.“, sagte er zu den Anwesenden, „Schön, euch wieder zu sehen. Ich hoffe, euch ist es gut ergangen?“ Die Gefragten nickten allesamt und bemerkten, wie Atemus Laune sich eindeutig verdüsterte.

„Seth, hättest du wohl die Güte, dem PHARAO dein Vorhaben mitzuteilen?“, fragte Atemu dunkel, und machte keinen Hehl daraus, dass er sauer war. Und das würde Seth, sofern sie beide allein waren, auch noch zu spüren bekommen.

Seth merkte, an der Art wie Atemu sprach, dass dieser ziemlich sauer war. Und Seth konnte es sogar einigermaßen verstehen, aber dafür war nun wirklich keine Zeit.

„Wie ihr vielleicht….“, begann der blauäugige Hohepriester, doch besann sich eines besseren, und schickte alle Wachen und Diener hinaus, um mit den verbleibenden sechs ein ernstes Gespräch führen zu können.

Atemu verstand nicht ganz, warum Seth jetzt so ein Staatsgeheimnis aus seinen Worten machen wollte, aber bitte. Heute schien der Hohepriester einen auf Pharao machen zu wollen.

„Also…“, setzte Seth erneut an und bedeutete den Anwesenden, sich zu setzen, was diese auch taten „wie ihr mitbekommen haben solltet, haben Atemu und ich die Weihe erfolgreich bestanden, und jetzt liegt es an uns, ein Unheil von Ägypten abzuwenden, in dem wir sieben Gegenstände erschaffen. Nach einiger Recherche bin ich glaube ich auf das gestoßen, was Ra von uns verlangt.“ Atemu zog die Stirn erneut kraus und der Rest von ihnen konnte Seth nicht so ganz folgen, was dieser mit seinen Andeutungen meinte und überhaupt.

So ergriff nun Akunadin das Wort, der Älteste von ihnen.

„Was genau ist denn dein Vorhaben Hohepriester? Und inwiefern sollt ihr das Böse abwenden?“ Seth seufzte auf. Das würde wohl nicht so einfach wie er gedacht hatte.

„Nun, Ra hat uns eine Macht mit auf den Weg gegeben, eine, mit der wir 7 Gegenstände erschaffen sollten, wie gerade erwähnt. Allerdings wussten Atemu und ich nicht, was Ra sich darunter vorstellte. Daher habe ich Nachforschungen angestellt und bin dabei auf etwas Interessantes gestoßen.“, teilte er ihnen mit und breitete eine Rolle Papyrus aus, die die ganze Zeit in seinem Gürtel gesteckt hatte. Die Anwesenden beugten sich weiter über den Tisch um sich anzusehen was Seth da vorbereitet hatte. Isis starrte die Zeichnung an. „Ich habe dieses Symbol schon einmal gesehen…“, setzte sie an, was Seth zu einem Nicken verleitete.

„Ja, das hast du. Es liegt zwar schon einige Jahrzehnte zurück und doch ist es den Gelehrten eigentlich bekannt.“ Alle Anwesenden nickten – alle bis auf Atemu. Dieser konnte sich auf diese Zeichnung nicht wirklich einen Reim machen. Gesehen hatte er sie zwar auch schon, aber was diese Zeichnung zu bedeuten hatte, das wusste er nun wirklich nicht, dementsprechend lag auch ein hilfesuchender Blick auf seinem Gesicht.

Mahado nahm sich ein Herz und klärte Atemu auf: „Atemu, dieses Zeichnen, das Udjat-Auge, gilt denjenigen Pharaonen, die einen Hohepriester an ihrer Seite hatten. Dieses Zeichen bildete eine Einheit und drückte somit Stärke aus. Auch du und Seth werdet dieses Zeichen eines Tages tragen.“ Atemu nickte, doch verstand er immer noch nicht, warum dieses Udjat-Auge, zum Symbol für Stärke wurde, das war etwas, was nicht in seinen Kopf gehen wollte.

„Falsch.“, unterbrach Seth Mahado, ehe dieser weiter sprechen konnte. „Überlegt doch mal. Atemu und ich sind offiziell im Amt und somit müssen wir, geschichtlich gesehen, irgendwie dieses Zeichen nach außen hin präsentieren. Und doch sollen es 7 und nicht 2 Gegenstände sein, was nur einen Schluss zulässt.“ Isis schlug sich die Hand vor den Mund. „Du meinst, wir sieben….?“ Seth nickte. „Ja, das denke ich. Es ist doch nur mehr wie Sinn ergebend. Wir sieben vertrauen einander blind, und zusammen würden wir alles meistern, da unser aller Ziel es ist, den Pharao mit unserem Leben zu schützen. Allerdings weiß ich noch nicht, woraus wir diese Gegenstände herstellen sollen.“, gab Seth zu bedenken.

„Gold.“, warf Akunadin ein. Alle Blicke waren nun auf den Ältesten gerichtet, welcher zu sprechen begann. „Nun, Gold ist das Symbol der oberen Schicht. Je mehr Gold, desto höher steht die Person, also werden wir sieben Gegenstände aus Gold herstellen. Wie sähe es denn aus, wenn der Pharao auf einmal mit einem Holzdiadem oder Ähnlichem herum liefe?“, gab er zu bedenken. Sie nickten einstimmig, und so langsam ergab das Ganze auch für den Herrscher einen Sinn. Sie alle würden dasselbe Symbol tragen und als Einheit auftreten.

„Und, wann sollen wir damit beginnen? Immerhin sagte Ra uns, dass wir dies schnell erledigen sollten.“, gab Atemu zu bedenken.

Seth hingegen winkte nur ab. „Lass das unsere Sorge sein, Atemu. Wir werden uns darum kümmern, wenn du hier weiterhin die Stellung hältst. Schaffst du das?“, fragte Seth ein wenig besorgt. Leicht genervt blies Atemu die Wangen auf.

„Natürlich schaffe ich das. Immerhin habe ich dieses Reich schon regiert, während du noch deinen Abschluss gemacht hast.“, giftete er zurück. Er hatte ihm seine Aktion von vorhin nun mal noch nicht verziehen. Und das merkte auch Seth.

„Gut, also werdet ihr euch darum kümmern, während ich hier die Stellung halte. Wie lange werdet ihr brauchen?“ Er sah die sechs Leute seiner Leibgarde fragend an.

„Einen halben Mond wird es mit Sicherheit dauern, wenn nicht sogar länger, da wir noch einiges aus dem Archiv herausfinden müssen, um alles zu Ras Zufriedenheit zu erledigen.“, erklärte Seth und der Pharao nickte darauf hin.

„Gut, dann macht euch an die Arbeit.“, sagte der Pharao barsch, was eigentlich nicht seine Absicht gewesen war. Dennoch erhoben sich alle wie von der Tarantel gestochen und eilten aus dem Raum. Seth jedoch blieb. Jetzt kam wohl der unliebsame Teil der Unterhaltung.

„Atemu, es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht übergehen, doch fand ich, dass diese Angelegenheit so schnell wie möglich erledigt werden sollte. Nur deswegen ließ ich sie herrufen. Und außerdem habe ich dich heute Morgen ja nicht wach bekommen, um mit dir zu reden.“, verteidigte der Blauäugige sich. Atemu verschränkte die Arme vor der Brust. Logisch klang seine Ausführung allemal, doch kam er sich so hintergangen vor, und das, wo Seth gerade mal einen Tag offiziell im Amt war.

„Ja,… trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass du mich vorher, egal in welcher Form, informiert hättest. Nicht, dass ich nicht dankbar für deine Arbeit wäre, aber…“ Er brach ab, wusste selbst nicht, womit er jetzt gegen Seth argumentieren sollte. Dann fiel ihm jedoch nur ein, ein „Seid vorsichtig.“ von sich zu geben, ehe er sich zum Gehen wand.

Seth stand ein wenig perplex da. Hatte er jetzt dafür gesorgt, dass Atemu sauer auf ihn war? Aber er wollte ihm doch eigentlich nur einen Gefallen tun.

„Wann fangt ihr an?“, hörte er noch Atemus Stimme. Noch immer in Gedanken versunken hörte Seth sich sagen: „Wir werden wohl morgen damit beginnen. Je eher, desto besser.“

Atemu nickte daraufhin nur und verließ den Thronsaal. Schnellen Schrittes ging er in Richtung seines Zimmers und schickte alle Wachen hinfort. Er wollte jetzt allein sein. Wollte niemanden sehen.

Warum nur war er jetzt so aufgewühlt? Er wusste doch, das Seth Recht hatte, aber nichts desto trotz hatte dieser ihn verletzt. Oder verließ er sich gar zu viel auf Seth?

Seufzend setzte er sich auf das Bett. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass sie sich eine zeitlang nicht sehen würden, während die Sechs sich um die Vorbereitungen der Gegenstände kümmerten.

Nur, würde er es so lange allein aushalten? Er hatte sich so an Seths Nähe gewöhnt, dass es wahrlich schwer werden würde von jetzt auf gleich wieder allein zu sein.

Seine Gedanken schweiften wieder zurück zu seinem Leben vor zwei Jahren, als seine Familie noch lebte und er unbeschwert heranwachsen konnte. Doch nun war er allein.

Nur seine Leibgarde und Seth waren ihm geblieben, doch wenn diese für mindestens einen halben Mond weg sein würden….

Erschöpft ließ er sich auf den Rücken fallen und rollte sich sogleich zusammen. Schlafen war mit Sicherheit nicht die schlechteste Idee, bevor er sich wieder den Kopf über Dinge zerbrach, von denen er noch nicht einmal wusste, dass sie ihn störten.
 

Am nächsten Morgen erwachte Atemu noch vor Sonnenaufgang aus einem traumlosen Schlaf. Zumindest glaubte er, dass er traumlos war, denn er konnte sich an nichts erinnern.

Müde erhob er sich und wusch sich das Gesicht. Anschließend zog er sich an und verließ sein Gemach. Er irrte umher und tapste wie von selbst zum Palastgarten. Er ging auf und ab in diesem und besah sich die Blumenpracht.

Heute würden sich die Sechs also um die Herstellung der Gegenstände kümmern, und er würde allein im Palast zurück bleiben müssen. Grandios!

Warum nur, war er so negativ eingestellt?

„Ach Mutter…. Was soll ich nur tun? Was genau empfinde ich für Seth, dass mich ausgerechnet sein Verhalten so ärgert?“, flüsterte er in den Garten und wie um zu unterstützen wehte ein leichter Wind durch die Sträucher und Büsche und streifte Atemus Wange. Leicht lächelte er.

"Ich weiß, ich muss stark sein, doch wie? Es hat mir nun mal weh getan. Und... ich hasse das allein sein. Ich vermisse euch...", flüsterte er in den Wind und seufzte. Ja, er vermisste sie, das wurde ihm nach der Begegnung mit seinem Vater vor zwei Tagen wieder schmerzlich bewusst.

"Warum bin ich als Pharaonensohn geboren worden?", hauchte er.

Lächelnd schüttelte er den Kopf. Es brachte eh nichts, sich über seinen Status zu beschweren, das hatte sein Vater ihm damals eingebläut. Er musste es als Ehre ansehen.

So ging er schweren Schrittes und in Gedanken versunken wieder zurück in den Palast. Er machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer, denn soweit er wusste standen heute keine offiziellen Termine an, sodass er sich voll und ganz auf die unliebsame Arbeit konzentrieren konnte, die er nun schon einige Tage vor sich hinschob.

Als er dort angekommen war vertiefte er sich sogleich in einen Berg von Schriftstücken und bearbeitete diese.

Eigentlich hätten dies die Beamten des Palastes machen können, doch Atemu wollte von allem informiert sein und es nicht über Dritte erfahren.

So bemerkte er auch nicht wie die Zeit verstrich und es an der Tür klopfte.

Als der Pharao nicht reagierte, wurde die Tür geöffnet. Seth trat ein und sah zu Atemu hinüber. Es war ein seltsames Bild, den Herrscher so vertieft zu sehen, da dieser sich gerne heraussprach wenn es um die Arbeit ging.

„Atemu?“, fragte der Großgewachsene und ging einige Schritte auf ihn zu?

„Hm?“, kam es von diesem, ohne, dass er aufsah.

„Ich… wollte nur Bescheid geben, dass wir uns jetzt auf den Weg machen. Nächstes Mal sag Bescheid wo du bist, wir haben den ganzen Palast nach dir abgesucht…“

Seufzend legte Atemu die Schriftstücke beiseite und sah zu seinem Hohepriester auf.

„Warum muss ich immer und überall Bescheid geben? Ich bin immerhin der Herrscher und niemandem eine Rechenschaft schuldig.“

Ein Schweigen entstand, in dem Beide nicht wussten, was sie sagen sollten.

„Das ist wohl wahr, aber ich habe mir ernsthafte Sorgen gemacht, du hast genug Feinde.“, gab Seth zu bedenken.

„Das mag sein, aber ich kann mich wehren. Ich bin nicht so zierlich und außerdem bin ich ein Mann. Und nun, mach dich an die Arbeit. Wir sehen uns dann in anderthalb Monden oder später.“ Atemu sah den Hohepriester nur kurz an, und die Augen des Pharaos waren betrübt. Seth konnte nicht sagen, warum. War es Einsamkeit? Oder was war es? Aber nichts desto trotz ging der blauäugige auf den Pharao zu und zog diesen auf seine Füße, sah ihn ernst an.

„Ja, du bist ein Mann, aber trotzdem könntest du dich nicht gegen jemanden wehren, der stärker ist als du!“, zischte er erbost. Was dachte Atemu sich nur? Als ob er sich keine Sorge um den Herrscher machen würde.

„Na und?“, gab Atemu kleinlaut bei und senkte den Kopf. „Dann wäre ich nun mal unterlegen und wen würde es stören? Es interessiert doch eh niemanden wie es in mir aussieht! Als Pharao bist du zwar von vielen Menschen umgeben, aber niemand ist für dich da! Und das du dich so verhältst… Denkst du, du bist besser als ich? Oder willst du in meiner Gunst weit oben stehen?“ Atemu war immer lauter geworden ehe er in einem erstickten Schluchzen endete.

Seth war wie vom Donner gerührt. Stand es so schlecht um den Pharao? Hatte er nicht genug auf Atemu geachtet in den letzten Monaten?

„Mich würde es stören. Und zwar sehr…“, gestand Seth und Atemus Augen weiteten sich.

„Und warum? Weil die Leute dann dir die Schuld geben würden? Ich habe diese Heucheleien satt. Ich dachte wirklich, dass du anders wärst, aber dass du mich gestern übergangen hast… das tat weh! Du bist mir eine enorme Stütze gewesen und nun? Ich weiß, dass es bisher einmalig war, aber was soll ich denken?“ Verzweiflung schwang in Atemus Stimme mit und ehe er auch nur noch einmal ansetzen konnte, hatte Seth sich vorgebeugt und dem Herrscher einen kurzen Kuss aufgehaucht.

Schweigend sahen die Beiden sich an.

Atemu, schockiert von Seths Aktion, und Seth, dass er sich getraut hatte, dass seine Gefühle die Überhand gewannen.

„Atemu, es tut mir wirklich Leid. Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dich zu übergehen. Ich dachte, ich handele in deinem Sinne, in dem ich mich darum kümmere die Herstellung dieser Gegenstände zu veranlassen. Wenn ich gegen deinen Willen gehandelt habe, so verzeih mir bitte. Ich… mache mich dann nun mit den Anderen auf den Weg. Wünsche uns Glück!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, ging der Hohepriester eiligen Schrittes aus dem Arbeitszimmer und in Richtung der restlichen Leibgarde.

Was hatte er nur gerade getan? Warum musste er Atemu aus dem Affekt her küssen? Er wollte diese Gefühle doch ein für allemal begraben und dass er ihn zusätzlich verletzt hat… er hätte sich dafür geißeln können!

„Was ist los Seth? Kommt er nicht, um uns zu verabschieden?“, fragte Mahado mit hochgezogener Braue. Seth schüttelte den Kopf.

„Nein, er ist in Arbeit vertieft. Er wünscht uns Glück.“, warf er kurz ein, ehe er sich mit ihnen in Richtung der Ställe begab. Ganz wohl war ihm nicht bei dem Gedanken ihn allein zu lassen, also musste er dafür Sorge tragen, dass sie zeitnah wieder bei ihrem Herrscher waren und dann würde Seth sich um Atemus Seelenleiden kümmern.

So viel stand fest!
 

Atemu stand währenddessen noch immer perplex in seinem Arbeitszimmer.

Das konnte Seth doch wohl nicht ernst gemeint haben… Was wollte er ihm damit sagen?

Vermutlich war es nur, damit Atemu den Mund hielt und Seth sich so schneller auf den Weg machen konnte…

Seufzend setzte er sich wieder an den Tisch und sah in die Schriftstücke.

Jetzt hatte der Hohepriester nur dafür gesorgt, dass der Pharao noch mehr Stoff zum Denken hatte…
 

~*~tbc~*~
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben,
 

ich melde mich auch mal wieder :D

Ich hoffe euch hat dieses unbedeutende Kap gefallen.

Im nächsten Kap werde ich mich mit der Herstellung der Gegenstände beschäftigen und so langsam soll ja auch mal die Beziehung von Atemu und Seth ins Rollen kommen
 

Ich bemühe mich schnell zu schreiben, da ich im Moment mal ausnahmsweise richtig motiviert dazu bin :D
 

Also bis denne!
 

LG

grummel_chan

Die Herstellung

Kapitel XII
 

Atemu nicke zufrieden als er am Abend auf den Stapel getaner Arbeit sah. Er hatte fast alles geschafft, also hatte er die nächsten Tage wieder etwas mehr Zeit um auf die Belange der Bürger einzugehen. Er stand auf, reckte sich und machte sich dann auf den Weg in den Speisesaal weil ihn ein kleiner Hunger überkam.

So setzte er sich an den Tisch und bepackte seinen Teller mit ein paar Leckereien die ihn ansprachen. Nachdem er gesättigt war, tigerte er noch ein wenig durch den Palast.

Wie immer verneigten sich die Wachen, Bediensteten, und wem er grad noch über den Weg lief, tief vor ihm.

Wie er es doch hasste als ein Ausstellungsstück behandelt zu werden. Am liebsten würde er in die Nacht hinaus reiten und all seinen Frust in der Wüste von sich schreien.

Seufzend machte er sich auf in Richtung Ausgang, um Mana und Jusa einen kurzen Besuch abstatten zu können, allerdings musste er sehr wachsam sein um nicht erwischt zu werden. Wahrscheinlich wieder irgendeine Anweisung seiner Leibgarde, damit sie ihn sicher in seinem goldenen Käfig wussten.

Als die Luft jedoch rein war, stahl er sich davon und klopfte bei seinen Freundinnen an.

„Ja?“, ertönte es von innerhalb des Hauses und Atemu ging hinein.

„Hallo ihr zwei.“, hauchte er und auf einmal überkam ihn eine unendliche Müdigkeit. Wie lange würde er seine Fassade noch aufrechterhalten können?

Mana und Jusa sahen sich überrascht an, ehe ihre Blicke wieder zu Atemu gingen.

„Was ist denn mit dir los? Ist was passiert?“, fragte Jusa und setzte sich neben ihn, um ihn in den Arm zu nehmen.

„Ach,… dasselbe wie immer. Viel Stress und niemanden an den man sich wirklich wenden kann…. Störe ich euch denn? Dann gehe ich wieder…“, antwortete er kurz.

Mana schüttelte den Kopf.

„Nein Atemu, du störst doch nicht. Wie könnte unser Pharao?“, scherzte sie. Atemu lächelte sie zwar an, aber das Lachen erreichte seine Augen nicht.

Überrascht zog Mana die Stirn kraus.

„Was ist passiert? Dir scheint es ziemlich mies zu gehen, wenn du uns so gekünstelt anlächelst. Wo ist unser Wirbelwind hin?“, fragte sie besorgt und setzte sich an seine Linke.

Erneut entwich Atemu ein Seufzen. Es brachte ja doch nichts den Beiden etwas vor zu machen, immerhin waren sie diejenigen, die ihn am Längsten kannten.

„Ich hatte Streit mit Seth… Und auch so ist viel zu tun. Die Leibgarde befasst sich im Moment mit wichtigen Dingen und somit bin ich allein hier und muss die Stellung halten. Und ich glaube, Mahado hat die Wachen verstärkt…“, knirschte er, woraufhin Mana kichern musste.

„Stimmt, hat er mir gestern noch erzählt, falls du auf die Idee kommen solltest abzuhauen.“, grinste sie ihn an, woraufhin Atemu nur noch mehr seufzte.

„Ja, Hauptsache der Vogel ist in seinem goldenen Käfig. Manchmal wünschte ich, ich könnte wie Horus über die Welt fliegen und meine Arbeit von dort aus verrichten. Frei von irgendwelchen Vorgaben und Etiketten an die ich mich halten muss!“

Mana und Jusa sahen ihn besorgt an.

„Aber Atemu, du bist nun mal Pharao, so leid es mir tut… Du wirst schon Recht haben, dass du dort so gut wie keinem trauen kannst, außer den Leuten aus deiner Leibgarde und uns. Aber du kannst doch nicht alles allein mit dir ausmachen…“, bat Jusa und Atemu hob den Blick. Jetzt trat wieder sein typischer Pharaonenblick ein, der sich von allem distanzierte und niemanden hinter die Fassade blicken ließ.

„Ich werde nun gehen.“, sagte er kurz und verschwand, noch bevor sie Beide etwas erwidern konnten. Scheinbar wollte er wirklich eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen aufbauen, wie sein Vater es ihnen einst voraus sagte…
 

Seth und der Rest der Leibgarde waren gerade in eine hitzige Diskussion vertieft, wobei Seth entschieden auf den Tisch schlug.

„Akunadin, was erlaubst du dir? Ra fordert, dass wir Gegenstände herstellen die uns helfen sollen. Und du würdest über Leichen gehen nur um zwei Probleme auf einmal lösen zu können?“ Die blauen Saphire funkelten den Ältesten böse an. „Atemu würde das niemals gut heißen!“

Der Älteste lachte trocken auf.

„Atemu ist noch ein Kind, er weiß nicht worauf es wirklich im Leben ankommt. Er sollte froh sein, dass wir ihm die Entscheidung hierfür abnehmen!“ Die Beiden fochten einen stillen Kampf via Blicken aus, ehe Mahado dazwischen ging.

„Seth, Akunadin, beruhigt euch! Es ist mit Sicherheit nicht in Atemus Sinne, dass wir die Gegenstände mithilfe von schwarzer Magie herstellen. Und ich muss zugeben, dass es auch mir zuwider wäre!“ Akunadin rümpfte die Nase.

„Ihr habt doch davon keine Ahnung! Warum sollten wir mehr Aufwand betreiben, wenn es doch so einfach wäre? Ich verstehe euer Problem nicht. Pharao hin oder her. Ohne uns ist er doch ein Nichts! Was hat er denn von meinem Bruder gelernt? Nichts, nur, wie luxuriös das Leben im Palast ist!“

Ehe sich die Anderen versahen war Seth aufgesprungen und hatte den Älteren am Kragen gefasst.

„Sprich nie wieder so über unseren Pharao! Man könnte meinen, du seist erzürnt darüber, dass er den Thron bekommen hat und nicht du.“ Erneut gifteten sie beide sich mit Blicken an und ein schelmisches Lachen spielte in Akunadins Augen mit.

„Es mag durchaus sein, ja. Ich finde, mein Neffe ist noch nicht bereit für solch eine wichtige Rolle!“

Nun erhob auch Shada das Wort.

„Was erlaubst du dir Akunadin? Der Pharao vertraut dir und du hintergehst ihn? Ein Wunder, dass er dich noch immer in der Leibgarde duldet.“

Isis hingegen schüttelte nur den Kopf und sah Karim hilfesuchend an.

„Wir sollten den Pharao vielleicht selbst fragen und dann weiter verhandeln, wobei ich denke, dass seine Antwort klar ausfallen wird, und er nicht will das Menschenseelen für die Herstellung dieser Gegenstände benutzt werden. Du solltest dir nicht anmaßen über den Kopf unseres Herrschers zu entscheiden. Außerdem würde Seth in diesem Falle die Entscheidung tragen, da er der Hohepriester ist und er hat dir bereits gesagt was er davon hält. Also beruhigt eure Gemüter. Es werden keine Seelen geopfert. Ende der Diskussion.“

Alle Augen hafteten auf dem Hochgewachsenen und Seths Gesicht zierte ein siegessicheres Grinsen.

„Gut, jetzt da das geklärt ist, würde ich vorschlagen, dass wir uns um die Herstellung der Objekte kümmern, ohne einen Hauch schwarzer Magie!“ Seths Wort erlaubte keine Widerworte und so fingen sie erneut an, eine Strategie für die Herstellung dieser auszuarbeiten.
 

Mittlerweile war fast ein Monat ins Land gezogen und Atemu hatte sich mehr oder minder daran gewöhnt, seine Entscheidungen wieder allein zu treffen und zudem wieder die doppelte Anzahl an Audienzen zu geben. Er merkte, dass Seth ihm eine große Hilfe war, aber es machte ihm auch bewusst wie abhängig er mittlerweile von ihm war.

Und das nagte an seinem Ego. Natürlich war Seth zum einen da, um ihn zu unterstützen und zum anderen um mit ihm wichtige Entscheidungen zu treffen, doch durfte er sich von ihm so abhängig machen?

Erneut entrang sich ein Seufzen seiner Kehle, wie so oft in den letzten Tagen.

Und dann kam noch dieser Kuss hinzu, der ihn ziemlich verwirrte.

Allerdings musste er sich eingestehen, dass ihm Seth fehlte. Er hatte das Gefühl als wäre ein großes klaffendes Loch in seinem Herzen. Er hatte sich nach dem Tod seiner Eltern an dieses dumpfe Loch gewöhnt, doch schien Seth allmählich damit zu beginnen es zu kitten.

Doch, wie sollte er damit umgehen? Seine Gedanken drifteten ab und seine Wachen mussten ihn wieder darauf aufmerksam machen, dass er noch zu arbeiten hatte.

Der Vogel im Käfig, schoss es Atemu durch den Kopf.
 

„Gut Mahado, ich denke du kannst dich auf den Weg machen um Atemu zu holen. Immerhin soll er der Zeremonie beiwohnen, und wer weiß ob Ra hier sein wird. Er wird dann wahrscheinlich der Einzige sein, der ihn hören wird. Ich weiß nicht, ob mir diese Ehre noch einmal zuteil wird.“, sagte Seth an Mahado gewandt.

„Meinst du Atemu ist einverstanden mit… der `Methode´?“, fragte der Ältere und sah den Hohepriester an. Seit sie den Palast verlassen hatten, hatte die Laune des Blauäugigen stetig abgenommen. Umso erleichterter waren sie alle, als sie endlich die Lösung des Problems gefunden hatten, auch, wenn es Atemu vielleicht nicht gefallen würde. Dennoch hatten sie sich darauf geeinigt, dass Atemu vorerst nichts davon erfahren sollte.

„Wahrscheinlich nicht, aber ich hab im Gefühl dass es an der Zeit ist, die Gegenstände endlich herzustellen. Wer weiß was wir noch alles bestreiten müssen. Und jetzt sieh zu dass du los kommst. Du weißt dass es eine lange Reise werden wird!“

Mahado verdrehte die Augen.

„Na ja, lang ist relativ. Aber du bist ja noch nie gern lange Strecken geritten.“ Mahado bedachte Seth mit einem Grinsen und schwang sich dann auf das Pferd.

„Ich beeile mich.“, sagte er dem Hohepriester und ritt dann in Richtung Palast.
 

Seth seufzte.

Warum war es nur so schwer von Atemu getrennt zu sein? Er fragte sich mittlerweile wirklich wie er die Priesterschule abschließen konnte ohne vor Sehnsucht zu vergehen.

Er schüttelte entschieden den Kopf. Er dachte bestimmt nur so, weil er sich mittlerweile einfach an Atemus Nähe gewöhnt hatte.

Genau. Entschieden ging er zu den Verbliebenen vier und bereitet mit ihnen die Herstellung vor.

Insgeheim hoffte er, dass Mahado sich wirklich beeilen würde…
 

Als Atemu am nächsten Tag erwachte und feststellen musste, dass es ausnahmsweise in seinem Land regnete, verschlechterte sich seine Laune augenblicklich.

Müde erhob er sich aus seinem Bett, ließ sich ankleiden und beeilte sich, um zur Ratssitzung zu kommen, die er schon lange nicht mehr allein hatte bestreiten müssen.

So ergab er sich seinem Schicksal und wartete dort mit einer Masse an Schriftstücken, die er mit ihnen zu besprechen hatte.

„Guten Morgen Pharao, ihr seht heute Morgen wieder prächtig aus.“, sprach der Erste von ihnen, als er den Saal betrat.

Atemu dacht sich nur wie schleimig diese Leute doch waren, denn er sah alles andere als gut aus.

„Vielen Dank, können wir nun beginnen?“, entgegnete er kurz angebunden und war bereits beim ersten Tagesordnungspunkt.

So vergingen die Stunden, und seine Laune verschlechterte sich von Stunde zu Stunde die verstrich, denn jetzt wo Seth sie nicht mit seinen Blicken lynchen konnte, versuchten sie alles um ihn umzustimmen. Bis ihm der Geduldsfaden riss.

„Ich sagte NEIN! Was ist daran nicht zu verstehen?“, blaffte er. „Ich habe keine Lust darauf mich immer und immer wiederholen zu müssen. Entweder, ihr akzeptiert meine Entscheidung oder ich lasse den Rat auflösen!“, sprach er herrisch.

„Aber Majestät, das könnt ihr nicht machen!“, empörte sich das älteste Mitglied von ihnen.

Atemu blickte ihn an, seine Amethyste funkelten angriffslustig.

„Oh doch, ich kann. Und wenn ihr euch weiterhin so benehmt werde ich, verlasst euch darauf. ICH bin der Pharao und ich lasse mich gewiss nicht von euch unter Druck setzen. Geht mir aus den Augen, die Sitzung ist verschoben, so lange, bis ihr euch sicher seid, auf wen ihr hört, und gegen wen ihr euch stellen wollt“ Atemus Ton duldete keinen Widerspruch.

Die Ratsmitglieder schwirrten davon wie ein aufgeschrecktes Ameisennest und sobald der Herrscher allein war lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Sein Kopf schmerzte und er hatte das Gefühl das ihm alles über den Kopf wuchs.

Müde schloss er die Augen. Was würde das alles nur geben?
 

Er musste kurz eingenickt sein, denn als er wach wurde sahen ihn zwei graue Augen besorgt an.

„Mahado?“, kam es verschlafen von Atemu „was machst du hier?“

Mahado lächelte, aber er war dennoch besorgt.

„Ich bin hier um zu berichten, dass wir die Gegenstände herstellen können. Zudem soll ich dich von Seth bitten mit zu kommen, damit du der Herstellung beiwohnen kannst, da er nicht weiß ob Ra vorbei kommen wird.“, erwiderte der Magier.

Atemu nickte nur. „Wann willst du los?“

„Am Liebsten sofort wenn es dir Recht ist?!“

Erneut nickte der König.

„Ja. Den Rat habe ich für die nächsten Tage eh weg geschickt. Ich werde den Anderen dann nur Bescheid geben müssen, dass ich jetzt einige Tage nicht hier sein werde…“

„Ich habe schon Bescheid gegeben. Außerdem werden wir spätestens morgen Abend wieder hier sein. Also komm.“, ermutigte er seinen Freund und nach kurzer Zeit machten sie sich auf den Weg um zu den Anderen zu gelangen.
 

Diese aßen gerade zu Abend als Mahado mit Atemu zu ihnen stieß.

„Pharao, willkommen!“, begrüßte Isis ihn und alle Blicke ruhten auf dem Herrscher. Sofort heftete sich Seths Blick auf Atemu und dieser erwiderte den Blick.

Seth runzelte die Stirn. Atemu schien an Gewicht verloren zu haben und sah ziemlich fertig aus.

„Hallo ihr Lieben. Wie ich hörte seid ihr soweit. Ein großes Dank an eure Arbeit.“ Atemu bekam das Nicken ihrer Köpfe zur Antwort.

„Wollt ihr auch noch etwas essen?“, fragte Shada sie.

„Da sage ich doch nicht nein!“, antwortete Mahado lachend und gesellte sich zu seinen Freunden.

Seth und Atemu sahen sich immer noch stumm an, ehe Atemu sich in Bewegung setzte und sich ebenfalls zu ihnen gesellte.

Dankend lehnte er das angebotene Essen ab und schwieg, lauschte der Unterhaltung seiner Leibgarde.

Nachdem alle gesättigt waren, erhob Akunadin das Wort. "Wir können endlich mit der Zeremonie beginnen."

Die Sieben erhoben sich und sie folgten Akunadin in einen angrenzenden Raum.

Dort stand ein großer Kessel und unter diesem brannte ein Feuer, welches eine ziemlich hohe Temperatur zu haben schien, so, wie der Inhalt des Kessels brodelte.

Sie stellten sich in einem weitläufigen Kreis um den Kessel und Atemu tat es ihnen gleich.

Jetzt geschah alles ziemlich schnell.

Akunadin beschwor etwas in irgendwelchen Magierformeln und die Anderen stimmten ein. Es wurde zwar nicht zu einer Art Singsang wie bei der gemeinsamen Weihe von ihm und Seth und doch kam es ihm unheimlich bekannt vor, so, als hätte er so einer Zeremonie schon einmal beigewohnt.

Ein gleißendes Licht erhellte den Raum, waberte direkt über dem Kessel und Atemu brauchte ein wenig Zeit ehe sich seine Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatten.

"Ra?" Es war mehr eine Frage, die sich der Herrscher selbst stellte doch kurz darauf antwortete ihm der Göttervater.

"Ja mein Sohn. Ich bin es. Es freut mich, dass ihr die Erschaffung zeitnah geschafft habt, viel länger hätte es auch nicht dauern dürfen." Wie jedes Mal hatte diese Stimme autoritäre Züge an sich und doch war sie zugleich immer sanft, wenn er mit dem Pharao plauderte.

"Ich... Dann ist es ja gut, wenn wir es noch zeitnah geschafft haben, doch vor was müssen wir uns nun in Acht nehmen?" Ra sah seinen Sohn stirnrunzelnd an. Etwas schien an ihm zu nagen.

"Mein Sohn, was bedrückt dich?" Atemu lief es kalt den Rücken herunter. Warum schien ein jeder durch seine Fassade zu blicken?

"Ich... hatte vor einem Monat einen kleinen Streit mit Seth und jetzt, wo er hier war um die Gegenstände vorzubereiten ist mir klar geworden, wie abhängig ich mittlerweile von ihm bin, und ich frage mich, ob das in meiner Stellung in Ordnung ist. Immerhin bin ich der Herrscher. Ich... zweifle im Moment ein wenig an mir, verzeih Ra." Atemu senkte sein Haupt und spürte, wie der Gott ihm sanft eine Hand auf die Schulter legte. Diese Geste fühlte sich so vertraut an....

"Zweifle nicht mein Sohn! Es ist dir durchaus erlaubt, deinen Hohepriester mit Aufgaben zu betrauen. Vergiss nicht, dass ihr als eine Einheit fungieren sollt. Dein Herz darf nicht wanken, denn dann hat die Dunkelheit die Möglichkeit, sich dort einzunisten. Sorge dafür, dass in deinem Herzen stets die Sonne scheint, denn dein Herz wird dir den Weg weisen. Versuche nicht alles rational zu sehen. Es gibt Dinge, die über den Verstand hinaus gehen. Lass deinen Gefühlen hierbei freien Lauf. Auch du hast das Recht geliebt zu werden. Rede mit Seth. Und versuche dich endlich, wieder jemandem zu öffnen. Du kannst dein Leben lang nicht eine gläserne Maske aufrecht erhalten." Atemu lauschte den Worten ehrfürchtig.

"Ja, ich werde mich bemühen meinen Geist wieder frei von unwichtigen Dingen zu bekommen. Das Letzte was dieses Land braucht ist ein wankelmütiger Herrscher, den seine eigenen Probleme so stark mitnehmen, dass er keinen Blick mehr für das Wichtige hat. Ich danke dir Ra. Und... ich versuche deinen Vorschlag in die Tat umzusetzen, nur wie schnell mir das gelingen wird, vermag ich nicht zu beurteilen."

Stolz schwang in Ras Stimme mit, als er antwortete: "Du bist wahrlich der bisher stärkste meiner Söhne, obwohl das Schicksal dir so übel mitgespielt hat, und es scheinbar auch in Zukunft nicht gut meint. Aber jetzt, da die Milleniumsgegenstände erschaffen sind, braucht ihr euch eine Weile nicht zu fürchten. Handelt mit den Gegenständen gerecht und euch wird nichts geschehen. Du wirst wissen, wie du mit ihnen umzugehen hast und wer von ihnen welchen Gegenstand bekommen wird, das weiß ich mein Sohn. Wir sind stolz auf dich."

"Wir?", kam es Atemu über die Lippen. Vage vernahm er das Nicken des Gottes.

"Ja, deine Eltern und ich, sowie deine Urahnen. Enttäusche uns nicht."

Damit verschwand das gleißende Licht, tauchte in den Kessel, welcher zu leuchten begann und war dann gänzlich verschwunden. Atemu fühlte unterdessen nur, wie ihn zwei starke Arme auffingen.

"Was...?" Als er empor blickte, sah er in die blauen Seen seines Hohepriesters, der ihn besorgt ansah.

"Was war los Atemu? Hat Ra zu dir gesprochen?"

"Ja..."

"Und was sagt er?" Der Angesprochene schluckte schwer.

"Er.... sagte, er sei froh, dass die Milleniumsgegenstände nun erschaffen worden sind und dass er darauf vertraue, dass ich weiß, wie wir sie nutzen werden." Den Rest verschwieg der Pharao geflissentlich, wollte er sich erst einmal selbst klar über seine Gefühle werden.

Seth half dem König auf die Beine.

"Wieso lag ich eigentlich in deinen Armen, Seth?"

Verwirrt blickte der Hohepriester ihn an.

"Weil... nachdem das gleißende Licht hier war, du wie von Zauberhand hinüber geschwebt bist. Wahrscheinlich wird Ra dich zu sich gerufen haben, ansonsten kann ich es mir ehrlich gesagt nicht erklären!" Nickend tat Atemu dies ab.

"Es ist vollbracht!", vernahmen sie die Stimme Akunadins, der sich nun zu den Anderen umdrehte.

Sieben Gegenstände funkelten, jedes besaß eine andere Form.

Akunadin ging mit ihnen auf Atemu zu und verneigte sich vor ihm.

"Pharao, wenn ihr entscheiden würdet, wer welchen Gegenstand erhält?"

Atemu rief sich die Worte des Gottes in sein Gedächtnis:
 

"(...)Ein Gegenstand gehört dir Atemu, es soll das Stärkste sein und deine selbstbewusste Seite zum Vorschein bringen und dir Kraft geben, wann immer du sie brauchst.

Ein Anderes gehört dir Seth, es soll die Fähigkeit haben, Leute zu lenken bzw. zu kontrollieren um im schlimmsten Fall das Gedächtnis auslöschen zu können. Hinzu sollen 5 weitere erschaffen werden, die die Fähigkeiten haben,

1. die Gegenstände aufzuspüren,

2. in die Zukunft bzw. in die Vergangenheit zu sehen,

3. Gedanken zu lesen um im schlimmsten Fall eine Seele gefangen zu nehmen,

4. die "Reinheit" eines Menschen zu erkennen, also welche Sünden er begangen hat etc. und

5. ins Innere einer Person zu sehen um unter Umständen deren Persönlichkeiten zu ändern."
 

Seine Schultern straffte der König und sah seine Leibgarde dann mit königlichem Blick an.
 

"Mahado!" Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, ging auf den Regenten zu und verneigte sich.

"Ja, mein Pharao?" In die Amethyste mischte sich ein stolzer Ausdruck.

"Mahado, du sollst den Milleniumsring erhalten. Er allein vermag die Gegenstände aufzuspüren und soll dafür sorgen, dass du deinen starken Willen und Charakter niemals verlieren wirst! Ebenso kann er in die Seele eines beliebigen Menschen sehen und dort die geheimsten Wünsche und Ängste desjenigen aufspüren. Handle weise mit deiner nun neuen Kraft. " Atemu hängte dem Magier den Ring um.

"Habt Dank, Pharao!"

Eiligen Schrittes ging er zurück zu den Anderen.
 

"Isis.", rief Atemu nun.

Die Angesprochene trat vor und verneigte sich vor ihm.

"Mein Pharao." Atemu nahm die Kette und legte sie Isis um den Hals.

"Du, Isis, bekommst die Milleniumskette. Mit ihrer Hilfe kannst du in die nahe Zukunft, sowie in die Vergangenheit sehen."

"Danke, Pharao." Sie verneigte sich erneut und trat dann ebenfalls zu den Anderen, sah Mahado stolz an und strich ehrfürchtig über das kühle Metall. Mahdao lächelte sie an. Ja, es war wahrlich ein unbeschreibliches Gefühl, endlich die Strapazen der letzten Wochen überwunden zu haben und nun die Ehre zu haben, vom Pharao mit einer solchen Macht ausgezeichnet zu werden.
 

Atemu sah das Auge an. Er wusste, dass dessen Besitzer sein richtiges Auge deswegen verlieren würde, aber was sollte er tun? Ra hatte es aufgetragen, und einem Gott wiedesprach man lieber nicht.

"Akunadin....", seine Stimme war nun etwas gedämpft. Es tat ihm leid für seinen Onkel, allerdings konnte er nichts dagegen tun....

Der Angesprochene ging zu Atemu und sah ihn an. Stumm fochten sie einen kleinen Kampf aus, ehe Atemu den Blick abwandte um seinem Onkel das Milleniumsauge hinzuhalten.

"Hiermit hast du die Macht, die Gedanken von Leuten in deiner Nähe zu lesen. Zudem kannst du hiermit Seelen von Menschen in Steintafeln einsperren." Atemu übergab das Auge still seinem künftigen Besitzer, ehe er es sich selbst an sein Auge hielt. Er spürte, wie der Schmerz ihn durchzuckte als er sein Augenlicht auf der linken Seite verlor, und doch durchströmte ihn ein unheimliches Machtgefühl. Dann wandte er sich vom Pharao ab und ging zu den Beiden hinüber, die ihre Gegenstände bereits erhalten hatten.

Gedanklich seufzte Atemu auf. Das war ja glimpflicher ausgegangen, als gedacht.

Nun wandte er sich seinem nächsten Freund zu.
 

"Karim.", sprach Atemu ruhig und der Angesprochene verneigte sich tief.

"Jawohl, Herr"

"Mit dieser Milleniumswaage kannst du ab sofort das Böse und Gute in Menschen aufspüren. Karim, richte mit ihr über Personen, indem du die Feder der Wahrheit gegen das Herz der Leute aufwiegst. Stelle diesen Personen Fragen über ihr Leben, die diese wahr zu beantworten haben, doch sofern das Herz schwerer als die Feder ist, soll Ammit diese arme Seele zu sich holen."

"Wie ihr wünscht, mein Pharao." Auch Karim gesellte sich zu den drei frischen Milleniumsgegenstand-Besitzern.
 

"Shada." Wie auch die Anderen zuvor, ging dieser auf Atemu zu, verneigte sich.

"Mein König." Atemus Gesicht zierte ein Lächeln.

"Shada, deine künftige Gabe wird es sein, mit diesem Milleniumsankh, in den „Raum des Herzens" eines Menschen eindringen zu können. Je nach dessen Vorhaben soll es dir möglich sein, diesen beliebig zu verändern und so den Menschen zu kontrollieren, allerdings nur in äußersten Notfällen!"

Voller Stolz erhob der Priester seinen Blick und dankte Atemu stumm, für diese vertrauensvolle Aufgabe.

Atemu sah sich die beiden verbliebenen Gegenstände an, denn er hatte es fast geschafft. Und außerdem hatte Ra Recht: Die Worte kamen ihm so in den Sinn und es verlief nun wirklich mühelos sein Leibgarde mit den Gegenständen auszustatten. Jetzt musste er sich also Seth zuwenden.
 

"Seth." Bei diesem Namen klang Atemus Stimme gänzlich anders, oder bildete sich der Hohepriester das nur ein? Wie von selbst trugen ihn seine Füße zu dem Herrscher des Landes.

"Ja, Atemu?" Innerlich biss er sich auf die Zunge. Der Pharao hatte ihn so bearbeitet ihn in jeglicher Situation zu Duzen, dass er dies sogar bei einer Krönungszeremonie tat.

Atemu war zwar im ersten Moment verwirrt und doch war er dankbar dafür, dass Seth ihn geduzt hatte.

"Seth, für dich hat Ra den Milleniumsstab vorgesehen. Er soll dir ermöglichen den Geist von Menschen zu kontrollieren, wenn dieser sich nicht unglaublich stark gegen den Einfluss wehrt. Zudem ist der Stab nach dem Puzzle der stärkste Gegenstand!"*¹ Wortlos überreichte er den Stab an den Hohepriester, der sogleich die Macht spürte, die nun durch seinen Körper strömte und es war ein unbeschreibliches Gefühl, es berauschte einen. Dankbar verneigte er sich vor dem Herrscher.
 

Gerade als Atemu sich zu seinem Gegenstand umdrehen wollte, erhellte erneut ein gleißendes Licht den Raum und Ra, gefolgt von Akunadin, Arithâ und Atem-nu standen nun als Hologramme vor ihnen.

Ehrfürchtig knieten sich die Fünf der Leibgarde hin, auch Seth wollte gerade dazu ansetzen als Akunamkanon ihn davon abhielt.

"Es ist in Ordnung Seth. Du kannst ruhig stehen bleiben, und auch ihr könnt euch wieder erheben.", sprach der ehemalige König, dessen Stimme noch immer nichts von ihrer Autorität eingebüßt hatte. Gefügig standen die Mitglieder der Leibgarde wieder auf und waren sprachlos über das, was sich gerade vor ihnen abspielte. Dass sie noch einmal die Königsfamilie sehen würden, wer hätte das gedacht?

"Ra... Mutter, Vater,... Atem-nu*²" Atemus Stimme klang erstickt als er sie angesprochen hatte "wie ist das möglich?" Der Göttervater räusperte sich geräuschvoll.

"Nun mein Sohn, da ich eh vor hatte dir persönlich dein Milleniumspuzzle zu übergeben, haben deine Eltern die Chance ergriffen und so lange auf mich eingeredet, bis ich sie mitnehmen würde. Ihr wisst gar nicht, was das für einen Papierkram nach sich ziehen wird.", scherzte der Gott und sein Lachen schrillte durch den Raum, glockenklar und unnatürlich, aber keinesfalls unangenehm.

"Aber wie,... wie ist das möglich? Ich dachte, ihr würdet euch im Totenreich befinden... immerhin sind schon über 24 Monde vergangen seit,... seit...." Des Pharaos stimme brach und betrübt sah er zu seinem kleinen Bruder. Noch immer erinnerte er sich an das Versprechen, welches er ihm am Tag seiner Ermordung abgerungen hatte ´Ich muss nur noch eben mit dem Heerführer ausreiten, aber wenn ich wieder komme dann habe ich Zeit um mit dir zu spielen, ist das okay Atem-nu?´ ging es Atemu erneut durch den Kopf.

Die kleinen Kulleraugen seines Bruders sahen ihn liebevoll und mit kindlicher Begeisterung an.

"Ati... spielen!", gluckste der Kleine und rannte nun um seinen Bruder ehe er sich an dessen Beine stellte und diese umarmte.

Atemu merkte die Umarmung nicht wirklich, sondern nur, wie sich etwas Kühles um seine Beine schloss.

Der Hauch des Todes, schoss es ihm in den Sinn. Unweigerlich spannte er sich an.

Erneut räusperte sich Ra.

"Nun denn Atemu. Dann lass mich dir deinen Gegenstand geben." Der Angesprochene schluckte hörbar und bat seinen kleinen Bruder ihn los zu lassen, auch wenn er dies eigentlich nicht hätte tun müssen, bei dessen Geistergestalt. Widerwillig löste der Kleine sich von seinem Bruder und rannte nun zurück zu seiner Mama um sich von ihr auf den Arm heben zu lassen und mit dieser zu schmusen.

Arithâ hatte noch nicht mit ihrem Sohn gesprochen, wusste nicht, was sie ihm sagen konnte. Sie sah viel zu viel Schmerz in den Augen ihres einstigen Wirbelwindes und jetzt machte sie sich Vorwürfe mit hierhin gekommen zu sein, denn für Atem musste es unheimlich schwer sein seine Familie so zu sehen.
 

Atemu ging nun auf Ra zu und verneigte sich, wie es zuvor seine Leibgarde bei ihm getan hatte.

"Pharao von Ägypten, Atemu, Sohn des Akunamkanon und Sohn der Götter. Dank dir und deinen engsten Vertrauten haltet ihr nun die Milleniumsgegenstände in euren Händen. Sie sollen euch helfen euch vor künftigen Angriffen zu schützen und wenn ihr sie Weise einsetzt, werden sie euch noch viel mehr helfen können. Wenn ihr alle gemeinsam eure Gegenstände benutzt und eure Herzen eins werden, so kann die ultimative Macht frei gesetzt werden. Eine Macht, die der einer Gottheit ähnelt. Um dich, Atemu, nun als mächtigsten Mann dieses Reiches auszuzeichnen, überreiche ich dir vor den Augen deiner Leibgarde, deines Hohepriesters, deiner Eltern sowie vor mir, deinem Gott, dieses Milleniumspuzzle. Wer das Puzzle besitzt, hat die Macht, einen Geist von bösen Gedanken zu befreien und jemandem die Wahrheit vor Augen zu führen. Zudem ist es das stärkste aller Gegenstände. Es besitzt eine weitere Macht, die ich dir jedoch nicht verraten darf, zumindest noch nicht. Sobald die Zeit reif ist, wirst du es erfahren. Außerdem schenke ich euch neue Gewänder, die den Leuten verdeutlichen werden, dass eure Macht unantastbar ist und ihr die Zustimmung eines Gottes erhalten habt." Mit einer Handbewegung durch den Raum, sahen sich nun alle in neuen, edlen Gewändern wieder.

Atemu trug nun zwar noch immer eine weiße Robe, allerding war um seine Schultern und Hals ein Umhang, in der Farbe seiner rotvioletten Haarfarbe, die auch hervorragend zu seinen Augen passte.*³ Zudem war die weiße Robe mit viel Gold verziert, sowohl am Ausschnitt als auch an den angedeuteten Ärmeln.

Seine Leibgarde, mit Ausnahme von Seth, war weiterhin komplett in weiß gekleidet, um ihre Taillen saßen nun blaue Gürtel, in der gleichen Farbe wie Seths Kleidung.

Zudem hatten auch sie mit Gold verzierte Roben und Akunadin, Shada, Mahado und Isis trugen zudem eine Kapuze, wohingegen die Anderen weiße Umhänge trugen. Isis trug, wie Mahado, die Kapuze gehalten von einem goldenen Kopfreif.

Karim hatte nur eine halbe Robe an, die von seiner Hüfte an reichte und sein Oberkörper wurde von einem Stück Stoff bedeckt, welches diagonal über seine Brust und seinen Rücken ragte und schließlich am Bund an der Hüfte verschwand.

Seth hingegen war komplett in blau gehüllt wie am Tag der Weihe, allerdings trug er nun einen blauen spitzen Hut, der ebenfalls mit Gold verziert war.

Außerdem trugen alle goldene Reifen an den Oberarmen.

Atemu sah, nachdem er seine Freunde gemustert hatte, wieder zu Ra.

Dieser hob seine Hand.

„Atemu, die Krone, die ich dir am Tag deiner Thronfolge schenkte, werde ich nun eintauschen.“, sprach der Gott entschieden.

„Eintauschen? Gegen was?“, fragte er neugierig und bemerkte die stolzen Blicke seiner Eltern.

„Hier!“ In der Hand des Gottes blitzte etwas auf. „Dies ist ein Diadem, welches dich als Anführer der Milleniumsgegenstände ausweist und hervorragend zu deinem königlichen Antlitz passt. Außerdem beherrscht dieses Diadem Macht, die du erst noch erlernen musst.“ Behutsam legte er seinem Sohn das Diadem an.

Atemu wusste nicht was er sagen sollte.

„Hab Dank, Ra!“, hauchte er der Gottheit zu, ehe er sich zu seinen Eltern umdrehte.

Arithâ schlug sich die Hand vor den Mund. Ihr kleiner Wirbelwind sah nun so… erwachsen aus.

„Mutter…“ Vorsichtig ging der Herrscher auf sie zu und blieb vor ihr stehen, sah ihr in ihre haselnussbraunen Augen.

„Atem… ich bin so stolz auf dich. Du bist wahrlich ein großer König. Allerdings… versuche dich nicht so zu verschließen. Du brauchst jemanden, an den du dich wenden kannst. Wir lieben dich und werden immer auf dich aufpassen. Vergiss das nie!“ Behutsam streckte sie die Hand aus und legte sie ihrem Sohn an die Wange.

Diesem standen die Tränen in den Augen und er hatte das Gefühl, dass seine Beine jeden Moment unter ihm nachgaben.

Seth, der dies bemerkte, war mit einigen wenigen Schritten durch den Raum geeilt und fasste Atemu, kurz bevor er zusammensackte.

Seth sah dem ehemaligen Herrscherpaar nicht ins Gesicht, so, wie es sich gehört, allerdings sah er Atemu besorgt an.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“

Stumm nickte der Angesprochene.

„Seth“ Akunamkanons Stimme durchbrach die Stille und er wandte seinen Blick auf den Hohepriester. „Pass gut auf unseren Atem auf, du magst der Einzige sein, der im Moment für ihn da sein kann. Achte auf sein Wohlergehen.“

„Das werde ich!“, schwor der Hohepriester.

„Du wirst das schon alles hinbekommen, Atem.“, machte seine Mutter ihm Mut und sie wandten sich nun an Ra. Dieser nickte.

„Ihr werdet schon alles richtig machen. Passt auf einander auf und mit diesen Worten waren die Vier genauso schnell verschwunden wie sie gekommen waren.
 

Atemu hielt sich an Seth fest und stumme Tränen rannen über sein Gesicht. Dieser Tag hatte ihn so sehr verwirrt…

Wie sollte er denn alles bewältigen, wenn sie immer wieder in seinen Erinnerungen rum wühlten und er somit immer wieder daran erinnert wurde?

Entschieden räusperte er sich.

„Wir sollten zurück zum Palast. Dort wartet genug Arbeit!“ Seine Stimme klang monoton und Seth machte sich ernsthafte Sorgen um den Pharao….
 

~~~~~~~
 

*¹ Ich weiß nicht ob es stimmt, aber in meiner Geschichte ist es jetzt der Fall, immerhin ist Seth jetzt der zweithöchste Mann im Land, Rangmäßig gesehen ;)
 

*² Beim erneuten durchlesen der Geschichte ist mir aufgefallen, dass ich euch damals gar nicht geschrieben habe, dass Atem-nu quasi Yugi in Ägypten ist ;) Ist zwar reichlich spät, aber besser als gar nicht.
 

*³ Jaaa, ich weiß, eigentlich ist der Umhang blau bzw. lila aber das fand ich langweilig, dann würde er sich ja nicht von der Leibgarde abheben und das finde ich wiederum langweilig, denn immerhin ist Seth in blau gehüllt, da fand ich das Rot einen besseren Kontrast gibt^^
 

~*~ tbc ~*~
 

A/N:

Hallo ihr Lieben :3
 

Na? Diesmal war ich doch wohl zügig, oder??

Dies ist ausnahmsweise mal ein Kap was mir richtig gut gefällt, keine Ahnung warum :3

Solange es auch euch gefällt bin ich beruhigt ^^

Soooo, dann wird es bald mit dem Liebesleben von Seth und Ati weitergehen^^

Und was total krank ist: Ich mache mir jetzt schon Gedanken drüber, wie ich die Fortsetzung schreiben soll, wenn ihr da überhaupt dran interessiert seid… O.o
 

Na ja, ich sage dann mal bis zum nächsten Kapitel!
 

LG

grummel_chan

Verwirrende Gedanken

Kapitel XIII
 

Kurz darauf waren die Sachen gepackt. Still setzte Atemu sich auf sein Pferd, der Rest seiner Leibgarde redete gedämpft miteinander.

Als sie losritten, wurde wieder einmal darauf geachtet, dass der Herrscher in der Mitte der Gruppe war, gut geschützt vor Angriffen.

Still hing Atemu seinen Gedanken nach und dachte über die Worte von Ra und seiner Mutter nach. Er sollte sich jemandem anvertrauen doch… durfte er überhaupt noch jemandem trauen? Es gab genug Leute die ihn tot sehen wollten, und wenn solche Leute im Palast arbeiteten, ohne, dass er das wusste? Was sollte er dann tun? Außerdem war er der Pharao. Stand es ihm dann überhaupt zu, Schwäche zu zeigen?

Müde sah er in den Himmel empor und hoffte, dass er seiner Mutter und Ra den Gefallen tun konnte und nicht zu viel mit sich selbst ausmachte. Aber es würde sicherlich schwer fallen.
 

Als sie im Palast ankamen stürmten die Leute auf Seth und Atemu ein.

Alle wollten etwas erklärt haben oder andere Dinge. Allerdings wurden die Beiden auch stark beäugt aufgrund der neuen Kleider.

Der Pharao ergab sich seinem Schicksal und folgte einer der Wachen in den Thronsaal um sich dort eines wichtigen Anliegens anzunehmen.

So trennten sich die Wege der 7 ziemlich zeitig und jeder ging einer anderen Tätigkeit nach.

Spät abends, die Sonne war bereits vor Stunden untergegangen, vermutete Atemu zumindest, ging er geschlaucht auf sein Zimmer.

Dort angekommen streckte er sich ausgiebig, zog sich aus und legte sich erschöpft in sein Bett.

Müde zog er sich die Decke über den Kopf. Heute war ein ganz schön harter Tag, dachte er sich.

Er schloss die Augen und die Müdigkeit übermannte ihn.
 

Mitten in der Nacht wurde er wach. Hatte er da nicht gerade etwas gehört? Langsam erhob er sich und ging in Richtung Tür, die Decke um sich geschlungen.

"Bewacht den Pharao! Nicht dass ihm etwas passiert!", vernahm er die gedämpfte Stimme von Seth der sich scheinbar mit den Wachen vor seinem Zimmer unterhielt. Aber neugierig war er nun doch. So trat er aus den Schatten hervor und musterte seinen Hohepriester von oben bis unten.

Hatte ihm die Kleidung schon immer so gut gestanden...?

"Was soll das werden Seth? Du sollst mir doch Bescheid geben wenn etwas Wichtiges ist."

"Atemu!", erwiderte Seth erschrocken. "Was machst du hier? Ich dachte, du schläfst!"

"Habe ich auch. Bis ich euch gehört habe. Was ist denn los? Eine Warnung?"

Betrübt blickten ihn die Saphire seines Hohepriesters an.

"Diebe sind eingefallen und einige scheinen den Weg in den Palast gefunden zu haben. Deswegen solltest du in Sicherheit sein, falls sie nach dir suchen..."

"Und du meinst im meinem Zimmer ist es am Sichersten? Immerhin würde da jeder zuerst nachsehen, meinst du nicht?"

Der Pharao hob die Augenbraue und sah Seth prüfend an, welcher dann ergeben seufzte.

"Du hast ja Recht. Dann sollten wir zusammen bleiben...", entgegnete er geschlagen.

"Ich ziehe mir nur eben meine Beinkleider an." Damit verschwand Atemu wieder in seinem Zimmer und zog sich seine Kleidung an, schnappte sich das Puzzle, welches neben seinem Kopfkissen lag ebenso wie das Diadem, welches er von Ra bekommen hatte. Im Gehen versuchte er sich das Diadem anzulegen, doch als Seth die Misere sah, eilte er sogleich herbei und half dem Herrscher.

"Das üben wir aber noch.", scherzte er und erntete einen mürrischen Blick von Atemu.

"So weit kommt es noch, dass du mich belehrst, Hohepriester.", konterte er halbernst und schritt mit Seth über den Flur.

"Und jetzt, wo wir ungestört sind und keine Wachen uns belauschen, sag mir, was wirklich los ist.", forderte Atemu und sah ihn nicht an. Als würden sie einen kleinen Plausch halten...

"Wie kommst du darauf dass etwas anderes los ist als das, was ich dir eben geschildert habe?", fragte Seth überrumpelt. Wie hatte Atemu das nur bemerkt...?

"Intuition. Ich kann mittlerweile einordnen wie du dich verhältst, und so wie gerade befürchte ich, dass du denkst wir werden beobachtet, kann das sein?" Wie selbstverständlich plauderte er mit Seth und auch die Wachen die auf dem Gang standen bemerkten nichts von einer angespannten Haltung oder dergleichen. Atemu war einfach ein Profi, wie Seth neidlos anerkennen musste.

"Wohl wahr.", gab er zu. "Seit wir wieder hier sind habe ich das Gefühl jemand überwacht uns. Die Anderen versuchen auch schon etwas herauszufinden, bisher jedoch ohne Erfolg. Und um dich nicht unnötig in Gefahr zu bringen wollten wir die Sache eigentlich heute Nacht beseitigen, allerdings wissen wir nicht wo wir anfangen sollen. Ich weiß ja noch nicht mal, was es ist, was mich stört...", gab er zu bedenken.

Atemu hörte sich Seth's Gedanken an.

"Ich vermute du spürst die Schatten."

Seth blieb stehen, obwohl Atemu weiter ging. Er sammelte sich einen Moment und schloss dann wieder zum Pharao auf.

"Wie,... Schatten?"

Atemu seufzte, lief jedoch weiter.

"Seit der Ermordung meiner Familie scheinen sie hier festzusitzen und warten auf schwache Leute die leichte Beute für sie sind. Hast du das noch nie gespürt trotz deiner Magie? Für mich ist es mittlerweile alltäglich geworden, doch seit der Herstellung der Milleniumsgegenstände ist es besonders schlimm. Vielleicht meinte Ra das mit einer Bedrohung. Wir werden abwarten müssen."

"Ich,... wusste gar nicht, dass du Schatten spüren kannst. Und warum hast du mir nicht Bescheid gegeben? Immerhin sind die Anderen und ich für deine Sicherheit verantwortlich."

"Seth, bei aller Liebe... Ich kann doch nicht wegen jedem bisschen zu euch kommen und sagen ihr sollt jetzt auf mich aufpassen. Ihr habt auch ein Leben zu leben. Wer weiß, vielleicht plant ihr ja sogar bald Familien zu gründen. Ich bin zwar der Herrscher und somit euer Herr, aber ihr seid in diesem Palast keine Sklaven sondern meine Leibgarde und dementsprechend behandele ich euch.", schloss Atemu mit einem Seufzen und sah in die Ferne.

"Wie kommst du denn darauf, dass die Anderen daran denken würden Familien zu gründen? Immerhin sind wir alle noch recht jung... bis auf Akunadin..."

Atemu schüttelte den Kopf.

"Ich weiß es einfach...." Mitten im Satz blieb Atemu stehen, streckte den rechten Arm seitlich weg und stoppte Seth somit daran weiter zu gehen.

"Atemu, was ist los?", fragte Seth irritiert, das der Pharao auf einmal angehalten hatte.

"Irgendetwas stimmt hier nicht.", antwortete Atemu düster und wie um ihn zu bestätigen leuchtete das Udjat-Auge seines Puzzles auf. Dem schloss sich der Stab des Hohepriesters an und einen kurzen Moment später waren sie umgeben von einer zähflüssigen, schwarzen Masse, die seltsam waberte.

Dahinter tauchten drei Männer wie aus dem Nichts auf und sahen sichtlich überrascht aus, als sie den Pharao und den Hohepriester vor sich erblickten.

"Schattenmagier....", flüsterte Seth und Atemu seufzte bei dieser Bemerkung abgrundtief.

Die hatten einem auch noch gefehlt....

"Was wollt ihr hier?", sprach Seth nun energisch und trat demonstrativ einen Schritt vor den Pharao um diesen bei Gefahr mit seinem Körper schützen zu können.

Der Mann zu Seth's Linken begann zu lachen. Er war hochgewachsen, hatte lange schwarze Haare, welche zu einem Zopf gebunden waren und trug die typische ägyptische Kleidung. Allerdings nicht in hellen Farben sondern in dunkel gehaltenen Farben, ein Mix zwischen dunkelgrau und schwarz. Seine grünen Augen stachen aufmerksam hervor und sein markantes Kinn zierte nun ein Grinsen.

"Oh, welch ein netter Empfang, direkt in die Arme des Hohepriesters und des Pharaos zu laufen. Wenn ihr erlaubt..." Er ging langsam um Seth und Atemu herum, umrundete sie. Die Beiden stellten sich mit den Rücken zueinander, damit ihnen niemand in den Rücken fallen konnte.

"... es stimmt also, ihr habt also königliches Gold... und was könnt ihr damit ausrichten?", fragte er und sah Atemu provokant an.

"Ich wüsste nicht, was Euch das angeht, Fremder. Und nun sehet zu, dass ihr meinen Palast alsbald verlasst.", erwiderte Atemu mit eisiger Stimme, welche sogar Seth frösteln ließ. Wann hatte der Pharao sich diese Maske nur angeeignet...?

Erneut begann der grünäugige zu kichern.

"Aber aber, werter Pharao, warum denn so unfreundlich?"

"Ich wüsste nicht das ich euch eingeladen hätte, also gehet dahin woher ihr kamt, wenn ihr mit dem Leben verschont werden wollt."

Mit diesem Satz schien Atemu einen Schalter im Kopf des Fremden umgelegt zu haben, denn dieser zog sein Gesicht zu einer grotesken Fratze und begann wie irre zu lachen.

Wie aus dem Nichts schnellten dunkle, wabernde Gestalten auf Seth und Atemu zu, geiferten danach, ein Stück ihrer Seele zu erhaschen, doch nichts geschah.

Seth wusste nicht was passiert war, doch irgendwie fühlte er sich sicher und geborgen. Er hatte das Gefühl von einer Wärme umhüllt zu sein, die der Hohepriester so noch nie kennengelernt hatte. Seth blickte durch den Raum und sah, wie sich die Eindringlinge auf dem Boden wanden, als hätten sie große Schmerzen, allerdings drang kein Schmerzenslaut aus ihren Mündern. Ebenso war dieser große, schwarze Schatten verschwunden, wie er feststellte. Der Hohepriester schluckte laut und wagte dann doch einen Blick auf Atemu zu werfen. Dieser hatte seinen rechten Arm nach vorn gestreckt, die Augen geschlossen, und das Puzzle leuchtete so unnatürlich hell und doch zugleich sanft beruhigend, als könne es alles und jeden von bösen Gedanken und Absichten befreien. Er hatte das Gefühl, als könne er die Silhouetten dreier Personen wahrnehmen, welche hinter Atemu standen…

Ohne zu wissen warum, ging er in die Knie und senkte sein Haupt.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl welches ihn durchströmte, voller Güte und doch so einsam, verzweifelt, dass ihm die Tränen kamen.

Er hörte wie sich Schritte näherten und nahm die Präsenz der anderen Mitglieder der Leibgarde wahr.

Wie er aus den Augenwinkeln sehen konnte, knieten auch sie nieder. Was ihn besonders wunderte, war die Tatsache, dass sich sogar Akunadin niederkniete….

Stille herrschte im Raum, außer dem Rascheln der Kleidung derer, die am Boden lagen.

Atemu ließ seinen Arm sinken, straffte die Schultern und brauchte scheinbar selbst einen Moment um zu realisieren, was gerade geschehen war.

Er räusperte sich kurz, wartete, bis die Leute am Boden aufhörten sich zu winden und sprach dann mit fester Stimme:

„Vom heutigen Tage an ist es Euch verboten Eure Magie jemals wieder anzuwenden. Ich banne sie hiermit offiziell. Solltet Ihr es noch einmal wagen, dem Palast zu nahe zu kommen, werde ich dies mitbekommen und dann seid Gewiss, dass ihr eurer Magie im Schattenreich Gesellschaft leisten könnt. Und nun gehet woher ihr kamt und nutzt diese zweite Chance, die ich euch gebe, schließlich handelt ihr in Jemandes Auftrag.“ Zur Bestätigung seiner Worte leuchtete das Udjat-Auge auf den Stirnen der Drei auf. Mühsam kamen sie wieder auf die Füße, liefen erst in Richtung Ausgang, verfielen dann in einen Trab und rannten schließlich aus dem Palast.

Weg von diesem Gottmenschen!
 

Noch immer herrschte Stille bei Atemu und seiner Leibgarde, Seth wagte es gerade seinen Blick zu heben, als er sah, wie Atemu in sich zusammensank und auf dem Fußboden des Palastes zu liegen kam.

Schnell waren alle wieder aufgestanden, Seth jedoch war als Erster bei Atemu.

„Atemu….“ Er versuchte den Pharao wach zu rütteln, allerdings reagierte er darauf nicht.

Er lauschte dem Herzschlag des Pharaos. Erleichtert seufzte er aus, als er das stetige Schlagen hörte.

„Holt einen Heiler! Schnell!“, wies er, mit Blick auf die Leibgarde, an und hievte Atemu auf seine Arme.

Schnellen Schrittes ging er den Flur zurück, den er vor wenigen Momenten noch mit Atemu entlang gegangen war und stoppte erst, als er das Zimmer des Herrschers erreicht hatte. Seth ließ Atemu auf sein Bett nieder.

„Was machst du nur für Sachen?“, flüsterte er dem Herrscher ins Ohr und strich ihm eine verirrte Strähne aus der Stirn. Seth hatte sich neben ihn ans Bett gesetzt und beobachtete die Züge des Pharaos... wie schön er doch war....

Wenig später klopfte es und der Heiler samt Leibgarde erschien im Zimmer des Pharaos.

Seth erhob sich von seinem Platz damit sich der Heiler dorthin begeben konnte um sich Atemus Zustand genauer anzusehen.

„Was war denn eigentlich los Seth?“, fragte Mahado als Seth auf sie zukam.

„Gute Frage, ich war ein wenig beunruhigt wegen diesen seltsamen Energien und wollte eigentlich, dass er in seinem Zimmer blieb, allerdings hat er das Gespräch der Wache und mir mitangehört und zusammen sind wir dann eine Runde durch den Palast gegangen und er hat mir seine Meinung erläutert. Und auf einmal hielt Atemu mich zurück, sein Puzzle und mein Stab begannen zu leuchten und dann, wie aus dem Nichts stand dort ein riesiger Schatten. Dann tauchten diese drei Witzfiguren auf. Atemu und einer von ihnen unterhielten sich, bis der Kerl anfing wie irre zu lachen und dann kamen viele Schatten auf uns zu…. Bis Atemu auf einmal dieses… sonderbare Licht ausstrahlte. Ich selbst weiß nicht was er mit diesen Leuten gemacht hat….“, erläuterte er kurz das Passierte.

„Aber warum Schatten?“, hinterfragte Mahado.

„Schattenmagier“, beantwortet Isis und sah Seth undurchdringlich an. „Doch was wollten sie hier und jetzt?“

Seth schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, er sagte etwas von königlichem Gold… aber warum ward ihr auf einmal hier?“ Fragend sah er die Anderen an, wobei ein betretenes Schweigen einsetzte.

„Wir haben es gespürt.“, eröffnete Shada.

„Wie…?“, doch da dämmerte es dem Hohepriester, „die Milleniumsgegenstände, nicht wahr?“

„Zudem hatte ich eine kurze Vision. Ich muss wohl erst noch lernen mit der Kette klarzukommen.“, berichtete Isis und strich über die goldene Kette.

„Hrm.“, der Heiler räusperte sich geräuschvoll.

Seth als derzeit ranghöchster trat auf ihn zu und sah ihn fragend an.

„Was fehlt ihm Yashu?“

„Er scheint nur erschöpft, allerdings hat er ein wenig erhöhte Temperatur. Ich kann ihm ein Heilmittel zusammen…“

„Lasst gut sein, ich habe noch etwas in meinem Zimmer.“, lehnte Mahado ab, auch deshalb, weil er andern nicht traute. Auch wenn Yashu schon Jahre der Heiler der Königsfamilie war. Im Moment wollte er lieber kein Risiko eingehen.

"Wie ihr wünscht, ehrenwerter Mahado. Ich werde morgen früh noch einmal herkommen um zu sehen, wie es ihm geht."

"Habt Dank.", erwiderte Seth und Karim geleitete den Heiler wieder zurück.

"Am besten ist es wohl, wenn wir die Nacht über auf ihn Acht geben.", schlug Mahado vor. "Ich werde eben das Heilmittel holen."

Seth nickte. "In Ordnung." Dann blickte er die Verbliebenen an.

"Ich schätze, du willst die Nacht über an seiner Seite bleiben, oder Seth?", fragte Isis mit einem gütigen Blick. "Akunadin, Shada und ich werden abwechselnd draußen Stellung beziehen. Solltest du ermüden sage einfach Bescheid. Wir wechseln uns dann ab."

Seth nickte und war dankbar dafür, dass Isis ihm diese Entscheidung abgenommen hatte.

Seth war nun allein. Wieder blickte er zu Atemu, der blass war und dennoch Fieber hatte.

Seufzend setzte er sich zurück ans Bett und betrachtete den schlafenden König, rätselte darüber, was Atemu auf dem Flur genau angestellt hatte und kam dennoch zu keinem Ergebnis.

Zudem war er sich sicher, er habe die Silhouetten der Königsfamilie gesehen, wie sie Atemu unterstützten. Vehement schüttelte er den Kopf. Nein, dachte er sich, so etwas kann nicht geschehen, ich bin schließlich kein Schamane.

Gedankenverloren saß er bei Atemu und schreckte hoch als Mahado klopfte.

„Ich wollte ihm eben das Heilmittel geben.“, erklärte er Seths fragenden Blick.

„Oh… ja, du hast wohl Recht.“, stimmte der Hohepriester zu.

Mahado ging um das Bett herum.

„Kannst du seinen Oberkörper ein wenig anheben?“, bat Mahado um Hilfe woraufhin Seth nur nickte und tat worum er gebeten wurde. Er hob Atemu ein wenig an, sodass Mahado ihm das Heilmittel leichter verabreichen konnte.

„Und jetzt heißt es warten, dass er wieder wach wird. Hoffentlich hat er sich wirklich nur überanstrengt.“, sagte Mahado nachdenklich.

„Wie meinst du das?“, wollte Seth wissen.

„Nun ja,… überlege doch einmal, wie viel in letzter Zeit anstand, dann war er fast einen Monat allein… ich möchte nicht wissen welche Gedanken ihm da durch den Kopf gegangen sind.“

„Wohl wahr… und das, wo er das allein-sein hasst. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen. Doch wie…?“, fragend blickte er den anderen Priester an. Mahado legte ihm in freundschaftlicher Geste die Hand auf die Schulter.

„Seth, wenn einer mit Atemu umgehen kann, dann du. Noch nie hat er jemanden so nah an sich heran gelassen wie dich. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass du sein Hohepriester bist, aber vielleicht mag er dich auch einfach und will dich nicht auch verlieren. Dir wird es wahrscheinlich weniger auffallen als mir, aber dich behandelt er ganz anders als uns. Mit dir kann er spaßen und lachen und sich ein wenig von seinen Pflichten erholen. Ich denke, du bist ihm sehr, sehr wichtig. Und glaube mir, ich kenne Atemu schließlich seit er klein ist.“, riet er mit einem Lächeln.

Der Blauäugige blickte den Priester an und überlegte. Was sollte er darauf erwidern?

„Aber mit euch witzelt er doch auch… Aber… vielleicht hast du Recht. Die Pharaonin sagte ja auch das ich auf ihn Acht geben solle….“

„Seth, hör einfach auf dein Herz. Atemu bedeutet dir augenscheinlich mehr als ei n Herrscher. Vielleicht sogar mehr, als ein Freund….“

Mit diesen Worten verließ Mahado das Gemach des Pharaos und ging seiner Wege, traf sich mit Isis und sah diese wissend an.
 

Seth Gedanken überschlugen sich.

Warum hatte Mahado etwas gerochen? Er hatte sich in Atemus Nähe doch eigentlich – seiner Meinung nach- ganz normal verhalten. Wie also war er dahinter gekommen, dass er für Atemu mehr empfand.

Seufzend blickte er wieder auf die schlafende Gestalt und streichelte Gedankenverloren über dessen Wange.

„Seth…“, hauchte Atemu und seine Züge entspannten sich.

Der Hohepriester erschrak und blickte dann in das zufriedene Gesicht des Königs.

Verdammt, Mahado schien wirklich ein guter Menschenkenner zu sein…
 

So saß der Hohepriester noch Stunden da, lauschte dem Atem von Atemu und schweifte mit seinen Gedanken hin und wieder zu anderen Gedanken, die sich um ihn und um Atemu drehten.
 


 

3 Wochen später….
 

Atemu hatte sich allmählich wieder ganz von seiner Überanstrengung erholt, wobei ihn eigentlich das Fieber so lange im Bett gehalten hatte.

Froh war er, dass sich seine Leibgarde so lange um die Belange Ägyptens gekümmert hatte, damit er in Ruhe genesen konnte.

Er musste schmunzeln, denn eigentlich war es eher ein Befehl von allen gewesen. Und einer von ihnen war immer an seiner Seite.

Ein wenig wohler wie die Wochen zuvor fühlte er sich, und so ging er mit neuem Elan an seine Arbeit.

Er grüßte die Wachen die am Thronsaal standen und betrat diesen im Anschluss.
 

Gerade war Seth in einem Gespräch mit einem Bauer vertieft, als er die Präsenz einer weiteren Person wahrnahm.

„Atemu!“ Sofort stand er auf, entschuldigte sich kurz bei dem Bauern und ging dann auf den Pharao zu.

„Was machst du hier? Wie haben doch gesagt du kannst dich noch ausruhen…!“, tadelte er den König, dem das ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ja, mal war es ganz schön zurecht gewiesen zu werden, wie er gerade feststellte.

„So langsam habe ich mir alles wund gelegen und….“

„Du bist wund? Soll ich einen Heiler rufen und Mahado Bescheid geben, damit er dir ein Heilmittel zusammen….“

Atemu lachte. Jawohl, er lachte.

„Nein, nein…“, winkte er abwehrend mit den Händen, „… das war nur so daher gesagt. Ich komme mir allmählich so nutzlos vor und will einfach gern mal wieder etwas anderes sehen als mein Gemach.“

Seth hob kritisch die Augenbraue. Bildete er sich das ein oder war Atemu anders drauf als noch Wochen zuvor.

Seufzend gab er dann nach.

„Na gut, aber nicht zu viel. Wer weiß ob das Fieber gänzlich abgeklungen ist oder nur darauf wartet, dass es wieder ausbrechen kann…“, genehmigte er und ging zurück zu dem Bauern, der das Schauspiel der Beiden bewunderte. Wie locker der Hohepriester doch mit dem Pharao umging… und ihn sogar tadelte!

„Nun, wo waren wir?“ Der Hohepriester setzte sich wieder auf das Sitzkissen am Boden und Atemu zog seiner Wege in Richtung Thron.

Im Vorbeigehen nickte er dem Bauern freundlich zu und besah sich dann den Berg Arbeit der sich dort gestapelt hatte.

So gingen Beide ihrer Arbeit nach…
 

Als es allmählich dämmerte hatte Atemu einen guten Stapel an Arbeit abgearbeitet und reckte sich nun genüsslich, wobei sein Blick zu seinem Hohepriester huschte.

„Seth…“, begann er, als er sich, seiner Meinung nach, ausgiebig genug gestreckt hatte. Dieser blickte auf und sah dem Pharao in seine wundervollen, geheimnisvollen Augen.

„Ja…?“

„Würdest du mich zu einem Spaziergang begleiten?“, bat er mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Seth schluckte, sein Herz begann schneller zu schlagen.

Hatte Atemu schon immer dieses unschuldige Lächeln besessen? Und wenn ja, warum hatte er es dann bisher noch nie zu Gesicht bekommen?

„N… Natürlich, was für eine Frage!“ Hastig erhob er sich aus dem Schneidersitz und war wenig später bei Atemu.

Still gingen sie nebeneinander her durch den Flur des Palastes, hinaus in den großen Palastgarten, welcher von allen Angestellten als Ruheort und Oase genutzt werden konnte.

„Sag,…“, begann Atemu nun, „… was hatte es mit dem Kuss auf sich, bevor du abgereist bist? Wolltest du, dass ich den Mund halte, oder steckt… vielleicht…. Mehr dahinter?“, wobei er das –vielleicht- nur hauchte und Seth beinahe Schwierigkeiten hatte dieses Wort zu verstehen. Zudem zierte ein leichtes Rot seine Wangen.

„Nun… es war nicht so, dass ich euch den Mund verbieten wollte oder dergleichen… es war… ein Impuls dem ich nachgegangen bin….“

„1.: Seit wann Siezt du mich wieder und 2.:…. War es dann nur eine Art… ‚Versuch‘ für dich, oder wie darf ich das jetzt verstehen?“

Seth schüttelte den Kopf.

„Entschuldig,… es ist mir einfach so rausgerutscht… Und nein, es war auch kein Versuch. Ich fühlte mich in diesem Moment unheimlich zu dir hingezogen… und… mich schmerzte der Gedanke, dass ich dich eine Zeit lang nicht sehen würde….. Und als ich dann von dir getrennt war, fragte ich mich, wie ich die Zeit ohne dich während meiner Ausbildung gemeistert habe….“ Seth schluckte hart. Was war bloß in ihn gefahren, dass er das ausgerechnet Atemu erzählte? Er würde des Hofes verwiesen werden und sollte Atemu gnädig zu ihm sein, würde er vielleicht mit dem Leben davon kommen.

„Ich habe nachgedacht…“, wechselte Atemu das Thema und blieb vor einer Palme stehen.

„Und… worüber, wenn ich fragen darf?“

„Darfst du.“ Atemu atmete einmal tief durch und wandte sich dann Seth zu. Stumm liefen Tränen über seine Wangen.

„Ich möchte nicht länger allein sein. Ich…. Habe Angst das ich mich dann ganz verliere. In der letzten Zeit ist so viel passiert und… ich war hin und hergerissen ob ich dir zuviel Macht anvertraue oder dir gar zu viel aufbürde…. Aber…. Ich würde mir wünschen, wir könnten so was wie,… Freunde sein. Nicht wie Herrscher und Hohepriester…. Sondern als Seth und Atemu. Bitte… Ich ertrage es nicht mehr allein zu sein.“

Die Tränen liefen unbeirrt über Atemus Wange, doch Seth setzte sich in Bewegung, zog den Pharao in seine Arme und küsste ihm eine Träne fort, hielt ihn in den Armen und schenkte ihm Geborgenheit.

„Niemals würde ich dir so eine Bitte ausschlagen. Dafür bedeutest du mir zu viel….“, hauchte er dem König entgegen.
 

~*~tbc~*~

Gefühlslage

Kapitel XIV
 

„Ich möchte nicht länger allein sein. Ich…. Habe Angst das ich mich dann ganz verliere. In der letzten Zeit ist so viel passiert und… ich war hin und hergerissen ob ich dir zuviel Macht anvertraue oder dir gar zu viel aufbürde…. Aber…. Ich würde mir wünschen, wir könnten so was wie,… Freunde sein. Nicht wie Herrscher und Hohepriester…. Sondern als Seth und Atemu. Bitte… Ich ertrage es nicht mehr allein zu sein.“

Die Tränen liefen unbeirrt über Atemus Wange, doch Seth setzte sich in Bewegung, zog den Pharao in seine Arme und küsste ihm eine Träne fort, hielt ihn in den Armen und schenkte ihm Geborgenheit.

„Niemals würde ich dir so eine Bitte ausschlagen. Dafür bedeutest du mir zu viel….“, hauchte er dem König entgegen.
 

Stumm hielt Seth den noch immer aufgelösten Pharao in seinen Armen und strich diesem beruhigend über den Rücken. Wie konnte er Atemu nur helfen mit all dem zurecht zu kommen?

Atemu weinte und weinte und weinte. Seine Tränen wollten einfach nicht enden.

"Wollen wir uns vielleicht in dein oder mein Zimmer begeben? Dann erzählst du mir alles, was dir auf dem Herzen lastet...", schlug Seth vor und Atemu nickte nur stumm.

"Dann komm.", sagte Seth mit einem Lächeln in der Stimme und zog Atemu am Arm mit sich. Der Pharao hielt den Blick gen Boden gerichtet, wollte er nicht, dass seine Wachen ihn verweint sahen. Ihn, den großen Pharao.

Nach einem kurzen Marsch stoppte Seth vor einer Tür, wartete, bis die Dienerschaft diese öffneten und sie beide somit eintreten konnten.

Der Braunhaarige dirigierte den Pharao zu dessen Bett und setzte ihn dort behutsam ab. Seth wollte gerade einen Kelch mit Wasser holen, als Atemu ihn zaghaft, mit der Hand an Seths Gewand, zurück hielt.

"Bitte bleib bei mir, lass mich nicht allein...", hauchte er und sah Seth bittend, mit vom weinen geröteten Augen an.

Der Hohepriester lächelte ihn liebevoll an.

"Ich wollte nicht gehen. Ich dachte lediglich, dass du Durst haben könntest." Atemu wurde etwas rot um die Nase und ließ seinen Hohepriester gehen. "Natürlich."

Seth besorgte also kurz einen Kelch voll Wasser, ehe er ihn Atemu gab, der ihn dankbar annahm und einen Schluck trank, ehe er den Kelch weg stellte.

"So, was wünscht sich der Herrscher jetzt?", fragte er ihn mit einem spaßhaften Ton, wollte die bedrückende Stimmung ein wenig aufmuntern.

Als Atemu jedoch tief seufzte warf er seinen Aufmunterungsversuch jedoch beiseite und setzte sich zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter.

Der Pharao hob den Blick und sah Seth an, verletzt, überfordert, allein.

Diese Seite kannte er an Atemu nicht und doch musste er sich eingestehen, dass es nicht verwunderlich war. Er hatte seine Eltern früh verloren und Verantwortung übernehmen müssen. Den letzten Monat musste er alles allein geregelt bekommen, kein Freund war in seiner Nähe.

"Seth...", begann Atemu und erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen.

"Ist ja gut Atemu... sprich dir von der Seele was dich bedrückt."

"Aber..."

"Kein aber. Ich bin dein HohePRIESTER. Und als Priester bin ich ja wohl für dein Wohlergehen verantwortlich. Und wenn nicht als Hohepriester, dann als Freund.", sprach er freundschaftlich und Atemus Augen wurden groß. Hatte Seth gerade wirklich gesagt, sie seien 'Freunde'?

Atemu seufzte ein weiteres Mal, ehe er die Augen schloss.

"Ich fühle mich so allein. Ich habe das Gefühl, alles entgleitet mir, als wäre ich kein guter Herrscher. Vielleicht haben die Minister ja Recht und ich bin noch zu jung für dieses Amt. Mein Vater konnte mir nun mal nicht alles vermitteln was es zu wissen galt, und nun habe ich das Gefühl dem allen nicht gerecht zu werden. Und... es verwirrt mich die Tatsache, dass es mir so unheimlich schwer fällt, ohne dich zu arbeiten. Als du mit den Anderen fort warst... ich habe mich so hintergangen gefühlt, dabei habt ihr in meinem Sinne gehandelt... Ich bin ein schlechter König..."

Seth hörte sich alles schweigend an, und als Atemu endete wurden seine Augen groß. Atemu fiel es schwer ohne ihn zu sein?

"Atemu. Du bist nicht allein und das weißt du auch. Natürlich, wir hätten bedenken müssen, dass du nicht gern allein bist, verzeih. Es war eine Zumutung dass alle, die dir nahe stehen auf einmal fort waren und du auf dich allein gestellt warst, was nicht heißen soll, dass du das alleine nicht hinbekommen hättest. Die Minister sollen was?", Seth lachte kurz auf, "du willst mir jetzt nicht ernsthaft weismachen, dass du das glaubst? Natürlich, das Schicksal war nicht gerade gütlich, aber dennoch bist du ein hervorragender Herrscher. Überlege doch einmal, wie sehr dich das Volk verehrt. Sie loben deine Politik, auch wenn nicht alle Leute gewillt sind diese einzuhalten, aber du gibst dir Mühe, nimmst die Zeit dir ihre Belange anzuhören. Atemu, es gab noch niemals einen so gütigen und gerechten König wie dich..." Er holte ein wenig Luft, sah in die violetten Augen seines Herrschers und kam nicht umhin, in ihnen zu versinken. Er musste nur einmal in diese wunderschönen Augen sehen und schon vergaß er alles, was um ihn herum war.

Ein wenig beschämt gab er zu: "Du glaubst gar nicht, wie sehr du mir gefehlt hast. Die Anderen waren einer Verzweiflung nahe, weil meine Laune von Tag zu Tag schlechter wurde, je länger ich von dir getrennt war." Sanft legte er Atemu eine Hand an die Wange und streichelte diese.

Der Pharao seufzte wohlig, schloss seine Augen und gab sich dem Gefühl der Nähe hin.

Seth hatte ja Recht, seine Freunde sorgten sich um ihn, wenn auch eher um den Pharao, doch Seth schien sich auch darum zu kümmern wie es der Person hinter der goldenen Maske erging.

"Ich danke den Göttern, dass sie dich mir geschickt haben. Ich wüsste nicht, was ihn ohne dich tun sollte Seth.", hauchte er seinem Hohepriester zu und öffnete seine Augen wieder. Gewichen war der Ausdruck von Einsamkeit, Verletztheit und Müdigkeit und machte einem anderen Ausdruck Platz, einem Ausdruck welchen Seth nicht einzuordnen wusste. War es Dankbarkeit oder hatte er gerade herausgefunden, dass er nicht allein war, auch wenn er sich allein gelassen fühlte.

"Ich...", begann Atemu dann noch einmal und versank in den blauen Augen seines Gegenübers.

"Ja, Atemu?", hauchte auch Seth, verlor sich ebenfalls in den Augen seines Pharaos.

"Wie viel bedeute ich dir?" Seth stutzte einen Moment.

"Wie meinst du das?"

"Ach, vergiss es. Es ist nicht wichtig.", tat Atemu das ab, doch Seth war hartnäckig.

"Nun sag schon. Wenn du etwas wissen willst, dann immer raus mit der Sprache. Immerhin bist du der König, du kannst sagen wo es lang gehen soll."

"Nun... ich meine... du hast mich geküsst, meintest, du fühltest dich zu mir hingezogen... doch seitdem habe ich das Gefühl das du versuchst mir aus dem Weg zu gehen. Wenn es etwas gibt was dich stört,... vielleicht können wir das aus der Welt räumen. Ich möchte nicht, dass du mir so etwas sagst, nur damit du mich aufheitern kannst... Du musst mir nichts vormachen. Ich habe nie verlangt, dass mich jemand.... liebt..."

Das letzte Wort sprach Atemu so leise und verzweifelt aus, dass Seth anhand der Aussprache merkte, dass Atemu wieder einmal Angst hatte. Angst, dass man ihm etwas vormachte, weil er der Herrscher war.

"Atemu, sieh mich bitte an.", bat er und wartete bis die violetten Augen ihn ansahen. Leider musste der Braunhaarige feststellen, dass Atemu sich wieder einmal verschlossen hatte. Nichts konnte er in den königlichen Augen lesen.

"Atemu, wie oft soll ich es denn noch bezeugen, dass ich mich nicht zu dir hingezogen fühle, nur weil du der Pharao bist? Ich mag dich als Person, als Atemu, der auch mal seine Schwäche zeigt und nicht immer versucht alles hinter seiner königlichen Maske zu verstecken. Ich mag es, wenn du unbeschwert lachen kannst, wenn du dich daran erfreust, wenn dir Frauen aus dem Volke Blumen schenken. Dein Charakter ist zu komplex als das ich verstehen könnte, was in deinem Kopf vor sich geht. Ich kann dir nur eines sagen: Gehe nicht immer vom negativsten aus. Wir, deine Leibgarde, suchen deine Nähe weil du du bist.

Ich denke, den Anderen würdest du das noch eher glauben als mir, der erst seit kurzer Zeit am Hofe ist. Ich... Atemu,... ich habe es sehr genossen dich zu küssen,... ich wollte dich damit nicht verletzten oder dich verwirren. Ich habe mich nach dir gesehnt, und ich tue es eigentlich immer, wenn du nicht in meiner Nähe bist. Ich strebe nicht danach deine Macht zu bekommen. Ich will dich stützen, sonst hätte ich nicht dein Hohepriester werden wollen..."

"Sprich doch einfach frei heraus, Seth. Ich bin nicht irgendein fremder den du mit Worten auf deine Seite ziehen musst...", grummelte Atemu ein wenig eingeschnappt, dass Seth nicht direkt zu ihm sprach.

Gequält sah Seth ihn an. Was sollte er ihm denn sagen? Dass er ihn liebte? Dass er ihn begehrte? Dass er sich wünschte, Atemu niemals mehr loszulassen?

"Seth...", sprach Atemu ihn erneut an, nachdem eine lange Stille eingetreten war.

"Atemu...", er legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn eindringlich an, "darf ich dich noch einmal küssen?"

Atemu, der völlig überrumpelt von dieser Frage war, nickte geistesabwesend und kurz darauf senkten sich die Lippen seines Hohepriesters auf die seinen.

Erneut durchzuckte ihn dieses Gefühl welches er beim letzten Mal schon verspürt hatte. Es war ein schönes Gefühl welches sich in seinem Körper ausbreitete.

Er schloss die Augen. Ja, er glaubte seinen Hohepriester zu verstehen.

Dieser hegte nicht nur freundschaftliche Gefühle für ihn.

Seth, der nun ein wenig mutiger war, dadurch wie Atemu sich gab, drückte seinen Herrscher sanft aber bestimmt in die Kissen, streichelte den königlichen Körper an den Armen, den Schultern, der Brust.

Atemu schwindelte. Was trat Seth da gerade für einen Gefühlssturm in ihm los? Sie lösten sich, um Luft zu schnappen und sahen sich in die Augen.

Das erste Mal in seinem Leben, fühlte Atemu sich geliebt. Geliebt von jemandem, der nicht aus seiner Familie war oder jemandem, den er von klein auf kannte. Geliebt, von einem Menschen, der ihm bis vor einiger Zeit noch vollkommen fremd war...

Er streckte die Hand aus, legte sie Seth an die Wange.

"Ich verstehe Seth." Atemus Augen glänzten vor Freude, Dankbarkeit und... Liebe. Er liebte Seth, er verstand es endlich. Auf einmal schien alles so logisch, dass er ausgerechnet seinen Hohepriester so vermisste, dass ihm der Kuss so gefallen hatte... dass alle sagte, er solle sich ihm anvertrauen. Hatten seine Freunde und Berater es schon vorher gewusst? Und seine Eltern...?

Seth stupste die Nase seines Königs an und schenkte diesem erneut einen Kuss. Erneut streichelte er Atemus Körper und genoss es, wie sehr der König sich zu entspannen schien.

Nach einer Weile, in der sie nur die Nähe des Anderen genossen hatten, trennten sie sich voneinander. Der Blauäugige legte sich neben Atemu, nahm diesen in den Arm und schenkte ihm die Nähe, die er so dringend brauchte.
 

Eine Weile lagen sie so da, Atemu begann allmählich zu dösen, bis es klopfte.

Erschrocken fuhr Atemu hoch. Schnell richtete er seine Kleidung, seine Haare und stand vom Bett auf. Er setzte sich an den kleinen Tisch, ehe er in geschäftigem Ton ein "Herein." verlauten ließ.

Auch Seth war aufgestanden und stellte sich zu Atemu, ganz so, als würden sie über etwas diskutieren.

"Pharao", ein Diener verneigte sich.

"Erhebe dich.", gestatte er dem Diener, bevor dieser an sie beide herantrat.

"Herr, die Wachen melden, dass es im Norden des Landes wieder Aufstände gibt... die dortigen Ausländer drohen den Ägyptern mit Krieg, wenn sie nicht das tun, was die Ausländer verlangen. Sie erbitten sich Hilfe vom Palast."

Atemu dachte einen Moment nach.

Gerade noch genoss er die Nähe eines Anderen und nun schrie sein Volk um Hilfe.

"Ich danke dir. Und sei so gut, schicke die Leibgarde bitte in den Versammlungssaal. Ich wünsche sie zu sprechen. Es eilt."

"Sehr wohl Herr!", sprach der Diener schnell und machte sich dann auf den Weg die Leibgarde zu informieren.

Atemu seufzte tief und sah Seth an.

"Ich schätze, die ruhigen Zeiten in Ägypten sind vorbei."

"Wie meinst du das Atemu?"

Atemu schloss kurz die Augen.

"Wenn es Ärger im Norden gab, dann war das immer eine Auseinandersetzung die nicht einfach abgehandelt wurde. Als mein Vater noch lebte hatte er große Mühe die Leute im Norden zu beruhigen und ihnen die Hilfe des Palastes zuzusichern. Aber wenn die Ausländer dieses Mal sogar so weit gehen und einen Krieg heraufbeschwören würden... "

"Ich kann dir nicht ganz folgen Atemu.", gab Seth zu, da Atemu scheinbar schon wieder zu viele Gedankengänge auf einmal hatte.

"Mit dem Norden fängt es an. Dann gibt es Streit im Westen, anschließend im Osten und dann im Süden. So war es schon immer, auch wenn mein Vater dies immer abstritt. Es scheint, als würde ein mächtiger Mann hinter diesen Ausländern stehen, der alle zu kontrollieren scheint und unser Volk unterwerfen will..."

"...doch das Volk liebt dich zu sehr, als dass es sich so einfach unterwerfen ließe...", schlussfolgerte der Hohepriester und Atemu nickte und erhob sich.

"Lass uns zu den Anderen gehen. Wir müssen überlegen, wie wir nun vorgehen."
 

Schweigend gingen sie in den Versammlungssaal und trafen dort auf die Anderen.

"Was ist denn los Atemu? Es ist selten, dass du uns so spät noch zusammen rufst.", sprach Mahado und Atemu sah ihn entschuldigend an.

"Es tut mir Leid, wenn ich euch bei etwas gestört habe, aber wie es scheint, gibt es wieder einen Aufstand im Norden bei dem die Ausländer mit Krieg drohen."

Einen Moment herrschte Stille, ehe die Fünf in hitzige Gespräche gerieten. Atemu sah sich das eine Weile an und Seth hielt sich heraus. In solchen Dingen kannten die Anderen sich besser aus, zumindest noch.

Nach einer Weile kehrte Stille ein und Seth bestaunte wieder einmal, dass sich die Gespräche von allein legten. Er wusste, dass Atemu es hasste Gespräche zu beenden.

"So, nun da ihr euch ausgetauscht habt, schlage ich vor, wir entscheiden wie wir einer Eskalation vorbeugen wollen."

Das Schweigen hielt an, bis Atemu seufzte.

"In Ordnung. Ich denke, wir sollten Wachen in den Norden schicken. Scheinbar hat die Arbeit die ihr dort geleistet habt, nicht gereicht um Ausländer davon abzuhalten uns zu bedrohen. Und jede Drohung gegen eine Stadt unseres Landes ist eine Drohung gegen die Krone." Er stoppte einen Moment, sah seine Leibgarde an.

"Shada, Isis... euch möchte ich bitten in den Westen zu reisen. Vielleicht könnt ihr ja etwas gegen die Ausländer bewirken. Nehmt so viele Soldaten mit wie ihr gedenkt zu brauchen."

Die Beiden nickten einander zu, ehe sie auch Atemu zunickten.

"Karim, du begibst dich bitte in den Süden, ebenso mit ausreichend Soldaten. Akunadin, du und Mahado werdet in den Osten reisen und dort sehen was es zu tun gilt und Seth", dabei sah er seinen Hohepriester einen ganzen Moment lang an "bitte reise du in den Norden mit ausreichend Geleit. Gebe den Menschen dort statt meiner Sicherheit, dass der Palast sich ihrer Sorgen annimmt."

Seth nickte und bedrückendes Schweigen herrschte im Raum.

"Atemu... verzeih sollte diese Frage unverschämt sein, aber warum reist du nicht mit?", fragte Mahado ihn und Atemu seufzte kurz.

"Nein, es ist in Ordnung Mahado. Ich würde euch gerne unterstützen, allerdings sitzen mir die Minister im Nacken was Gesetze anbelangt und wenn keiner von euch im Palast ist um mich zu vertreten verlasse ich den Palast ungern. Außerdem munkelt man, dass sich Besuch aus dem Orient ankündigt..."

Sie verstanden. Atemu hatte genug hier zu tun, auch wenn er nichts lieber täte als seinem Volk beizustehen.

"Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich euch um diesen Gefallen bitte. Ich versuche von hier aus einen Krieg zu vermeiden... und, solltet ihr denjenigen treffen, welcher die Ausländern anstachelt, so bringt ihn bitte mit in den Palast..."

Sie nickten und verabschiedeten sich ruhig voneinander, wünschten einander eine gute Reise.

Nur Seth blieb noch bei Atemu.

"Atemu...?", fragte er und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Es tut mir Leid dass ich euch damit betrauen muss...", sagte Atemu erschöpft und schloss die Augen, als Seth ihn von hinten in die Arme schloss.

"Ich liebe dich.", hauchte Seth ihm ins Ohr und schenkte seinem Geliebten Nähe und Geborgenheit.

"Du kannst nichts dafür, dass sie dich um Hilfe baten. Und außerdem musst du dich nicht entschuldigen. Du bist der Herrscher und wir deine Gefolgsleute..."

"Aber... ich dachte auch, wir seien ... Freunde..."

Seth kicherte.

"Natürlich sind wir auch Freunde. Und eben weil wir Freunde sind, helfen wir dir gern. Du wirst sehen, wir sind schneller wieder zurück als dir lieb ist."

"Wenn du das sagst..."
 

Kurz darauf trennten sich auch Seth und Atemu voneinander. Seth begann seine Sachen zu packen um im Morgengrauen in den Norden zu reisen.

Und auch die Anderen taten es ihm gleich. Ohne, dass Atemu es mitbekam, trafen sich fünf von ihnen noch einmal. Akunadin wurde absichtlich nicht geladen...

Sie berieten, wie sie Atemu am Besten aus der Ferne schützen könnten und als sie zu einem Ergebnis kamen, trennten sich ihre Wege. Sie wünschten einander Glück und ein baldiges Wiedersehen.
 

Nacheinander brachen sie auf.

Atemu verabschiedete sie alle, immerhin zogen sie für ihn in den Kampf.

Bei Seth fiel es ihm allerdings besonders schwer, insbesondere wenn er sich an den gestrigen Abend erinnerte. Es hatte so gut getan sich fallen zu lassen und aufgefangen zu werden. Doch auch das wurde ihm entzogen... hatte er die Götter erzürnt?

Nachdem er auch Abschied von Seth genommen hatte, straffte er die Schultern und ging zurück in den Thronsaal. Die Minister würden bereits auf ihn warten.
 

~*~tbc~*~
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben,
 

ich hoffe, wie immer, das Kapitel hat euch Spaß gemacht, auch wenn scheinbar immer weniger die Geschichte lesen.

Bin ich so schlecht geworden O.O?
 

So, jetzt hat Seth Ati zumindest schon mal gesagt dass er ihn liebt, aber, wie sollte es anders sein, kommt natürlich etwas dazwischen.

Im nächsten Kapitel werdet ihr es erfahren.

Und ich fürchte, allzu viele Kapitel werden nicht mehr folgen.

Vielleicht mache ich genau 20 voll, mal sehen, was ich noch so einbaue. Die beiden Süßen müssen ja irgendwann auch mal zum Zuge kommen...

Tja, das war's dann auch schon wieder.

Vielen Dank für's Lesen, für die Zugriffe und die Likes.
 

Bis bald
 

Lieben Gruß

 

grummel_chan

Die Zeit vergeht

Kapitel XV
 

Als die Leibgarde den Palast verließ, war allen unwohl bei dem Gedanken daran, den Pharao erneut allein lassen zu müssen. Insbesondere Seth hatte so seine Schwierigkeiten damit, immerhin hatte er Atemu erst am vergangenen Abend seine Liebe gestanden und nun hatte er noch nicht einmal die Chance, darum zu kämpfen, dass Atemu sich auch in ihn verlieben konnte.

Er seufzte aus, als sie ihren Weg durch die Wüste bestritten. Irgendwie hatte er ein ganz schlechtes Gefühl dabei, wenn Atemu allein war.

Sicher, dieser hatte es auch geschafft allein zu regieren, als Seth noch ausgebildet wurde doch nun war er sein Hohepriester und als solcher fühlte er sich auch für das seelische Wohl seines Pharaos verantwortlich.

Wie er es auch drehte und wendete, er kam einfach nicht umhin sich Sorgen um Atemu zu machen.

Natürlich hatte er es verstanden, dass Atemu ausgerechnet ihn in den Norden schickte, immerhin war er offiziell der zweitmächtigste Mann im Reich. Er unterstand einzig und allein Atemus Befehl.

Erneut seufzend blickte er sich um.

Sand über Sand über Sand. Sicher, Ägypten war ein schönes Land aber ein gefährliches zugleich. Ohne Wasser überlebte man hier nicht lange... Wie es wohl wäre fernab an einem Ort zu sein, an dem es statt Sand Pflanzen und Wasser im Überfluss gab?

Natürlich, der Nil sorgte für sie, und doch musste man immer Angst haben, dass die Götter eines Tages darauf aus waren, das Leben spendende Nass nicht mehr hinab auf die Erde zu schicken.

Was würde man dann machen?

Er selbst beherrschte zwar auch Wassermagie, aber auch nur in geringem Maß, denn irgendwie wollte dieses Element nicht recht beherrscht werden. Auch andere Magier die das Wasser beherrschten hatten immer wieder Schwierigkeiten. Warum nur?

"Hohepriester!", riss ihn die Stimme eines Soldaten, Jahil, aus den Gedanken.

"Ja?", fragte er ein wenig neben der Spur, war er doch ziemlich abgeschweift.

"Dort vorn ist eine Oase, sollen wir dort rasten oder wollt Ihr weiter reiten und wir versuchen die nächste Oase zu erreichen?", wollte er wissen und ritt nun neben ihm.

"Nun...", Seth blickte sich um, besah sich den Zustand der Pferde, "Ich denke, es ist besser, wenn wir eine kurze Rast einlegen. Die Pferde sehen durstig aus und ich denke auch wir könnten eine Abkühlung gebrauchen, denn die Sonne ist heute wahrlich kräftig."

Jahil nickte, ritt wieder voran und gab den anderen Soldaten die Weisung an der Oase zu rasten.

Sie verbrachten die Mittagshitze an der Oase, lachten und scherzten, einige Soldaten hielten sogar ein kleines Nickerchen.

Seth war noch immer gedankenverloren. Er war gespannt, was ihn im Norden erwarten würde und zudem, war es sein erster Auftrag den er in Atemus Namen erledigen sollte und wollte.

Bedächtig strich er über das Gold seines Milleniumsstabes. Ob er das Artefakt brauchen würde...?
 

Tage vergingen bis die Leibgarde die Brennpunkte des Landes erreicht hatten.

Während es im Süden und Osten zum Glück von Karim, Mahado und Akunadin noch ruhig war, begann auch der Aufstand allmählich im Westen, ganz, wie Atemu es vorausgesagt hatte.

Isis und Shada hatten eigentlich noch Glück, konnten sie die Leute vorerst beruhigen und ihnen bestätigen das Hilfe überall im Land zugegen war.

Nur Seth hatte es da nicht ganz so leicht.

Direkt als er ankam musste er die Soldaten anweisen die Ägypter und Ausländer voneinander zu trennen. Scheinbar war er gerade rechtzeitig angekommen um eine größere Eskalation zu vermeiden.

Nichts desto trotz musste er seine Aufgabe erfüllen, und dies war leichter gesagt, als getan....
 

Atemu sah sich das Schauspiel seiner Minister gelangweilt an.

Sie würden es noch sooft versuchen seine Meinung zu ändern, doch das würde nichts bringen.

Er wollte dafür sorgen, dass es so etwas wie Gleichstellung zwischen den sozialen Schichten gab.

Wenn er überdachte wie die Pyramide des Sozialen bei ihm im Land aussah...

Warum sollten Sklaven ein Leben lang Sklaven bleiben? Sie hatten es sich schließlich nicht ausgesucht zu welchen zu werden... warum also sperrten sich die Herren so dagegen?

"Pharao, bedenkt doch den Skandal dabei!", warf einer von ihnen ein. Atemu zog eine Augenbraue gelangweilt in die Höhe.

"Welcher Skandal? Das man feststellen würde, dass die sogenannte niedere Bevölkerungsschicht gar nicht so dumm und unnütz ist wie gedacht? Vielleicht könnten einige Sklaven bessere Dienste verrichten als manche Minister in diesem Raum.", gab er voller Ernst wieder und ein empörtes Schnauben war zu vernehmen.

"Das ist nicht Euer Ernst, Majestät! Wie könnt ihr uns, mit -denen- vergleichen?"

Atemu schwieg einen Moment, wägte seine Worte ab.

"Nun, nicht jeder wird hoch geboren. Andere müssen sich ihre Stellung erarbeiten. Manch einer fängt als Beamter im Palast an und hat sogar die Möglichkeit, wenn er sich bewährt, bis hoch in meinen Vertrautenstab aufzusteigen. Einfach nur durch Fleiß und Können. Andere wiederum werden in die Adelsschicht geboren, wie einige von euch, oder aber ich. Wenn wir nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wären, wie sähe unser Leben dann aus? Würden wir vielleicht auch zu denen gehören, die darauf hoffen, eines Tages etwas Besseres im Leben tun zu können als... als sich zum Beispiel für jemanden zu prostituieren. Jeder Mensch sollte über sich selbst entscheiden dürfen..."

"Da merkt man, dass er nicht erwachsen ist, dieser Grünschnabel...", nuschelte einer der Minister zu seinem Nachbarn, der nur zustimmend nickte.

Atemu versetzte dieser Kommentar erneut einen Stich, Wut und Enttäuschung kamen in ihm hoch.

"Rahid!", sprach er nun den Minister an, der gerade über ihn hergezogen hatte und dieser erschrak sichtlich, wollte wohl nicht wahr haben, dass Atemu ihn auf die Distanz hin gehört hatte.

"Ja, mein Pharao?", sah er ihn an, sich dabei keiner Schuld bewusst.

"Mit sofortiger Wirkung bist du deines Amtes enthoben. Keine Entschädigungszahlungen, nichts. Und nun verschwinde aus dem Saal."

Rahid, der das eben Gesagte nicht verstand oder nicht wahr haben wollte, sah Atemu ein wenig irritiert an.

"Mit Verlaub, Pharao...", wollte er sich rechtfertigen, doch Atemu gab nur einem der nahe stehenden Wachen ein Zeichen, welche daraufhin den Minister entfernte. Dieser wollte jedoch nicht kampflos aufgeben, wehrte sich gegen die Wache, wollte erneut zu Atemu.

Als Atemu das Verhalten seines Ex-Ministers sah, stand er elegant von seinem Sitz auf, schritt wahrlich majestätisch auf ihn zu.

Wie von Zauberhand hielt Rahid inne, besah Atemu.

"Nun, du willst diesen Raum also nicht einfach so verlassen?", verlangte Atemu zu wissen und Rahid reckte trotzig das Kinn vor, "So ist es.", nickte er.

"So sei es. Solltest du deine Aufgabe nicht schaffen, droht dir ewige Verdammnis... oder du entscheidest dich von vornherein für ein Leben, weit fort von meinem Land oder aber im Verließ. Für welche Möglichkeit entscheidest du dich?"

"Ich werde diese ominöse Aufgabe schon schaffen.", sah er Atemu sichtlich überzeugt an, dieser grinste jedoch nur. Einen Ausdruck, den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hatte.

"Verstehe. Nun, du hast dich entschieden, also wirst du jetzt mit der Dunkelheit in deinem Leben zurechtkommen müssen. Solltest du es nicht schaffen, droht dir die ewige Verdammnis, die Dunkelheit und ein Leben im Wahnsinn. Aber du hast gewählt und ein jeder hier ist Zeuge."

Nun schluckte Rahid doch und wollte dazu ansetzen, es sich anders überlegt zu haben, doch Atemu legte lediglich die Hand an sein Milleniumspuzzle und auf einmal sah Rahid nur noch schwarz. Schwärze, wohin er auch sah. Missetaten wurden ihm vor Augen geführt, welche er vor langer oder kurzer Zeit begangen hatte.

Er sackte in den Armen der Wache zusammen, völlig weggetreten in einer eigenen Welt aus Dunkelheit.

Einige seiner Freunde aus dem Ministerrat kamen zu ihm, rüttelten an seiner Schulter, doch nichts geschah.

Atemu begab sich erneut elegant und ruhig zurück auf seinen Platz.

Und ob die Minister wollten oder nicht: Atemu hatte soeben ein Exempel statuiert und sie mussten anerkennen, dass man mit Atemu nun nicht mehr so umgehen konnte wie zuvor.

Seit er das Puzzle besaß, war er wesentlich gefährlicher. Ein Umstand, der ihnen gar nicht passte. Zudem hatten sie ebenso ein Problem mit dem Hohepriester, der zwar seit einiger Zeit nicht zugegen war, aber dennoch bei allem was er tat stets darauf bedacht war -für- Atemu zu handeln.

Sie hatten es noch nicht geschafft ihn auf ihre Seite zu ziehen.... Er durchschaute ihre Taten viel zu schnell...

Und seit es die Milleniumsgegenstände gab, waren die Beiden noch gefährlicher...
 

Seth hatte unterdessen alle Hände voll zu tun. Die Ausländer ließen sich kaum auf Gespräche ein und versuchten immer ihn abzublocken. Nicht mehr lange und er würde sich gezwungen sehen, seinen Milleniumsstab das erste Mal wirklich einzusetzen.

Es half alles scheinbar nichts. Als hätte sich eine Gottheit gegen den Pharao verschworen. Oder hatte Atemu Recht, dass hinter diesen Aufständischen vielleicht ein Anführer stand?

"Seth?" Der Angesprochene sah auf.

"Jahid!", stellte er erfreut fest. Jahid war ihm während der Reise in den Norden ein guter Freund geworden, und auch jetzt stand er ihm mit Rat und Tat zur Seite, nicht nur als Soldat und Wüstenführer.

"Was treibt dich zu mir?", lächelte er und bat ihn, sich ihm gegenüber zu setzen.

"Nun, ich habe mich ein wenig umgehört, oder besser gesagt, habe ich umhören lassen."

Seth nickte daraufhin nur und wartete, dass Jahid weiter erzählte.

"Nun, wie du schon vermutet hast, scheint es wirklich jemanden zu geben, der die Fäden in der Hand hält und einfach nicht will, das wieder Frieden herrscht."

"Habt ihr jemanden festnehmen können?" Jahids Augen funkelten kurz zornig auf.

"Leider nein. Wir hatten einen aus ihren Reihen, der bereit war uns etwas zu erzählen, allerdings wusste einer seiner Gefährten dies zu verhindern."

Seth stieß hörbar die Luft aus.

"Ich frage mich wie lange wir diese Ruhe noch genießen können. Und ob ein Krieg abwendbar ist...."

Jahid sah ihn ernst an, zuckte allerdings mit den Schultern.

"Ich kann es dir nicht beantworten. Ich hoffe natürlich das wir es schaffen werden hier Frieden zu schaffen, aber die Zukunft ist leider ungewiss. Ich frage mich was wäre, wenn der Pharao hier erschienen wäre. Wahrscheinlich hätten sie direkt versucht ihn zu ermorden...."

Seth nickte. Ja, Jahid hatte Recht. Wäre Atemu an seiner statt hierhergekommen... kaum auszuhalten dieser Gedanke.

"Wenn wir doch nur den Anführer finden würden....", überlegt Seth und schien sich einer kaum erfüllbaren Aufgabe entgegen gestellt....
 

Es waren mittlerweile 11 Monde ins Land gezogen, seit die Leibgarde aufgebrochen war um für Frieden im Land zu sorgen.

Atemu hatte sich allmählich daran gewöhnt vollends allein zu sein. Zu gern hätte er die Nähe eines Freundes genossen - oder die seines Geliebten.

Ja, er liebte seinen Hohepriester, kam jedoch noch nicht einmal dazu, diesem seine Liebe zu gestehen.

Seufzend saß er in seinem Zimmer, blickte die untergehende Sonne an und schwelgte in Gedanken.

Wenn er doch nur wüsste, wie es den Anderen ging...

Leider besaß sein Puzzle nicht die Fähigkeit andere Orte zu sehen, oder gar in die Zukunft zu blicken.

"Rah, ich bitte dich. Sorge dafür, dass ihnen nichts geschieht." Bittend sah er zur Sonne, ging leichtfüßig auf den Balkon, weil er das Gefühl hatte, als würde ihn jemand rufen.

Als er an der Brüstung des Balkons angelangt war, erschien ein gleißendes, warmes Licht vor seinen Augen. Schützend legte er die Hand auf seine Augen, ehe er sich langsam an die Helligkeit gewöhnt hatte.

"Atemu, mein Sohn. Verzweifle nicht."

"Rah...", stellte Atemu erstaunt fest. "Was verschafft mir die Ehre, dass du zu mir sprichst?"

Atemu hörte das glockenklare Auflachen seines Gottes, bevor er wieder ernst wurde und zu ihm sprach.

"Du batest mich, dass ich Sorge dafür trage, dass deinen Kameraden nichts geschehen möge. Atemu, als du die Artefakte erschaffen ließest, sagte ich dir, dass in diesen eine geheime Macht schlummere, erinnerst du dich."

"Ja, ich erinnere mich. Du sagtest, es sei noch zu früh mir davon zu erzählen."

"So ist es.", sprach der Gott in Form einer glühenden Kugel, "Auch jetzt ist es mir eigentlich noch zu früh, dich mit dieser Macht vertraut zu machen, allerdings ist dies die einzige Möglichkeit, dass du einen Krieg mit dem Norden abwenden kannst."

Atemu schloss die Augen. Also würde es Krieg geben, wenn er sich nicht diese geheime Macht zunutze machen könnte. Entschlossen blickte er Rah an.

"Was muss ich dafür tun?" Auch wenn Atemu es nicht sehen konnte, Rah lächelte gerade. Ja, Akunamkanon und Arithâ sollten Recht behalten, ihr Sohn würde sich der Herausforderung stellen und diese meistern.

"Nun, Atemu, du musst aufhören alles mit den Augen sehen zu wollen. Versuche, mit dem Herzen zu sehen. Wenn du verstehst, was ich dir damit sagen will, dann hast du dir eine geheime Macht zu eigen gemacht."

"Du meinst... ich soll mit dem Herzen sehen? Rah, wie soll das funktionieren? Und was meinst du mit "einer" geheimen Macht? Gibt es etwa noch mehr?" Doch Rah hüllte sich in Schweigen.

"Atemu du wirst es schon verstehen und meistern. Doch bis dahin sei wachsam. Zurzeit bist du auf dich allein gestellt, und du solltest dich ein wenig beeilen, denn lange wird Seth den derzeitigen Frieden nicht mehr bewahren können..."

Rah verschwand und ließ einen überforderten Pharao zurück.

Wie sollte er das nun schon wieder schaffen? Mit dem Herzen sehen?

Er hatte keine Ahnung wie Rah das meinte....

Unterhalb seines Balkons nahm er aufgeregtes Stimmengemurmel wahr und sah neugierig hinunter.

"Habt ihr das am Balkon gesehen? Das muss ein Gott gewesen sein, der zum Pharao sprach..." mutmaßten die Bürger. Atemu schüttelte nur den Kopf. Es war doch wahrlich nichts Neues, dass Rah hin und wieder zu Besuch kam...
 

Weitere 3 Monde waren vergangen und Atemu war schlicht ratlos. Er hatte alles versucht. Wirklich alles. Er hatte mit den Priestern gesprochen, mit vielen Vertrauten, mit "Freunden" und doch... er konnte es scheinbar nicht meistern.

Er hatte immer wieder Boten in den Norden geschickt um zu erfahren wie es um den Frieden stand.

Heute war ein Bote zurück gekommen um ihm mitzuteilen, dass sich Seth und seine Soldaten kampfbereit machten.

Es war also vorbei. Er hatte versagt und jetzt wurde sein Volk in einen Krieg gestürzt, den er hätte verhindern können.

Wütend ballte er die Hände zu Fäusten und ließ sich auf sein Bett fallen.

Er setzte sich hin, winkelte die Beine an und umschlang diese. Gequält schloss er die Augen.

"Ich wünschte, ich könnte euch beistehen...", hauchte er und eine Träne stahl sich aus seinen Augen, machte seine Verzweiflung deutlich.

"Könnte ich doch nur sehen was dort geschieht....", eine zweite und dritte Träne gesellte sich zur Ersten. Warum nur konnte er nicht mit dem Herzen sehen.

"Seth, ich liebe dich und doch, kann ich nicht bei dir sein.... Warum nur bin ich so schwach?"

Die Tränen tropften auf das Puzzle hinab, welches zu leuchten begann. Atemu blickte überrascht auf sein Puzzle und dann hörte er etwas.

Er hob den Blick und was er sah, verschlug ihm den Atem.

"Seth...?", hauchte er und besagter sah auf, ehe er den Kopf schüttelte.

"Jetzt höre ich schon Stimmen... ich werde wahnsinnig...."

"Seth...", hauchte Atemu erneut und auch Seth sah erneut auf.

"Atemu?" Misstrauisch blickten die blauen Saphire umher, doch sehen konnte er nichts.

"Sieh mit dem Herzen...."

Seth hob eine Augenbraue in die Höhe.

"Wie soll das gehen?"

"Schließe deine Augen und,... denke an mich...." Skeptisch blickte Seth drein ehe er die Schultern zuckte. "Was habe ich groß zu verlieren?" Also schloss auch er die Augen, und nun spürte er einen goldenen Schein, tief in seinem Herzen. Vor seinem geistigen Auge erblickte er nun Atemu, welcher auf seinem Bett saß und ihn mit tränennassen Augen ansah, das Udjat-Zeichen prangte golden auf seiner Stirn.

"Atemu? Wie ist das möglich?", wollte Seth wissen.

"Ich... weiß nicht so Recht.... Rah erschien mir vor drei Monden und meinte, ich solle versuchen mit dem Herzen zu sehen, doch ich habe es nicht geschafft, und jetzt... ich verstehe es selbst kaum."

Bedrückt blickte Seth seinen Pharao jedoch nun an. "So sehr ich mich auch freue, Atemu... aber ein Krieg scheint unvermeidbar....", Seth wollte noch weiter sprechen, als Atemu ihn einfach unterbrach.

"Nein!! Ich werde nicht zulassen dass ein Krieg ausbricht. Rah sagte, dass, sofern ich es schaffe diese Macht zu meistern, ich einen Krieg verhindern kann und nichts anderes werde ich tun!" Seth sah die Entschlossenheit in diesen wunderschönen Augen und nickte ergeben.

"Ich vertraue dir. Sag mir, wie ich dir helfen kann."
 

Eine Zeitlang sprachen sie noch miteinander, ehe Atemu zusammenklappte. Es war einfach zu viel für ihn.

Seth hingegen war sichtlich überrascht, dass er noch immer in diesem Zimmer saß und doch polterte sein Herz laut, obgleich der Freude, welche er empfand, als er Atemus Gesicht sah.

Wenn er es wirklich schaffen sollte, den Krieg zu verhindern, da wäre er wahrlich einem Gott gleich.
 

~*~tbc~*~
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben,
 

wie ihr seht: Ich lebe noch :)
 

Ich hoffe, euch hat das Kap gefallen.

Und bald, bald sind die Beiden auch -ENDLICH- ein Paar.

Habt also noch ein klein wenig Geduld.
 

Ich würde mich über Reviews freuen. Denn ich weiß wirklich nicht, ob ihr diese Story noch mögt >.< Ich habe bisher immer gedacht, wenn nix negatives kommt, ist es wohl in Ordnung, aber ich kann mich ja auch irren...
 

Zudem würde ich gerne wissen ob ihr an einer Fortsetzung interessiert seid, oder nicht??
 

Auf jeden Fall danke ich bis hierhin meinen treuen Lesern, die diese Story geliked haben etc. :D

Ihr seid super!!
 

Auf bald
 

grummel_chan

Die Entscheidung

Kapitel XVI
 

Atemu erwachte müde aus einem traumlosen Schlaf. Er blickte sich um. Was machte der Heiler in seinem Gemach? Warum sahen sie ihn so besorgt an?

Mühsam setzte er sich auf und blickte in die Gesichter.

"Was ist passiert?", wollte er in Erfahrung bringen.

Yashu, der Heiler, trat hervor.

"Majestät, ein Diener fand euch zusammengeklappt liegend auf dem Boden. Er ließ sogleich nach mir rufen. Was ist passiert? Ich habe keine Erklärung dafür, warum ihr zusammengeklappt seid."

Atemu überdachte das eben gehörte, bis es ihm siedend heiß einfiel: der Krieg.

Er hatte es geschafft mit Seth in Kontakt zu treten und nun galt es, dass er dies ein weiteres Mal schaffte, um den Krieg im Norden zu verhindern.

"Ich habe mich ein wenig überanstrengt, bei dem Versuch, den Rat des Rah zu befolgen.", verkündete er, woraufhin die ein oder anderen sehr überrascht wirkten. Yashu hob eine Augenbraue.

"Nun, wie ihr meint Majestät. Nur übertreibt es nicht. Ich kann nicht abschätzen ob es etwaige Folge für eure Gesundheit birgt."

Atemu nickte verstehend. "Danke Yashu, ich werde deinen Rat befolgen. Aber ich sage dir vorweg, dass ich nicht garantieren kann wie es beim nächsten Mal sein wird."

"Ich hoffe ihr wisst, wo eure Grenzen sind, Pharao." Mahnend sah der Heiler den Pharao an, ehe er das Zimmer verließ, beim Gehen meinte er: "Ihr solltet euch noch ein wenig ausruhen, Majestät."

Atemu nickte, auch wenn Yashu dies nicht mehr sehen konnte.

Er seufzte auf. Jetzt hatte er es zwar geschafft mit Seth zu sprechen, doch wie? Er war einfach verzweifelt und fing an zu weinen und dann fing das Puzzle zu leuchten an....

Genervt ließ Atemu sich wieder ins liegen fallen. Nachdenklich blickte er an die Decke.

Das Gute war: er hatte es einmal geschafft. Das Schlechte war: Er wusste nicht ob er es noch einmal schaffen würde....

Erschöpft schloss er die Augen und schlief noch ein wenig.
 

Keine zwei Stunden später erwachte er durch den Lärm, der auf dem Flur herrschte. Was war denn los? Mühsam erhob er sich und eilte zu Tür.

Was war das denn für ein Chaos auf dem Palastflur? Die Diener wirbelten umher, seine Berater schienen sich über etwas zu unterhalten....

Energisch schritt er auf den Flur und erhob seine Stimme: "Was ist hier los?"

Sofort wurde es still, keiner traute sich auch nur einen Schritt zu gehen. Eine Augenbraue in die Höhe ziehend blickte Atemu umher, bis er den Ranghöchsten auf dem Gang ausmachte und sich eine Antwort von ihm erhoffte.

Sofort eilte der Beamte zu ihm, kniete sich hin.

"Majestät....", begann er und Atemu verdrehte unmerklich die Augen, wenn es etwas Wichtiges war, konnte man seiner Meinung nach auch ruhig mal auf die Etikette verzichten...

"Erhebe dich..." Der Beamte tat wie ihm geheißen und begann dann mit seiner Erzählung.

"Majestät, wie es scheint, können Eure Berater den Krieg im Norden nicht mehr verhindern. Ein Bote berichtete gerade eben, dass die Feinde sich bereit machen unsere Leute anzugreifen. Also dachten wir, es sei Zeit die Armee darauf vorzubereiten in den Krieg zu ziehen..."

Atemus Augen weiteten sich vor Entsetzen. Was sagte er da? Gestern sagte Seth ihm doch noch, dass es zwar angespannt war, aber noch wäre es nicht so weit....

Und innerhalb einer Nacht sollte sich alles geändert haben?

"Bei Rah...", konnte der Pharao dazu nur erwidern. Entschlossen sah er die Leute auf dem Flur an.

"Die Armee wird -nicht- in den Krieg ziehen. Ruft sie also bitte zurück und auch sonst erwarte ich, dass sich -niemand- von Euch da mit reinziehen lässt. Das ist ganz allein mein Kampf..."

"Aber Pharao! Was wollt ihr denn tun?" Der Beamte klang höchst verzweifelt.

"Das lass meine Sorge sein. Und nun, geht Eurer Wege."

Atemu versuchte die Nervosität zu überspielen, was ihm scheinbar auch gut gelang.

Eilig schritt er auf den Thronsaal zu, welchen die Wachen sofort für ihn öffneten. Entgegen seiner sonstigen Art hatte er heute keine Zeit dafür, sich bei ihnen zu bedanken, geschweige denn sie zu grüßen.

"Ich will nicht gestört werden!", wies er die Wachen an, ehe er auf den angrenzenden Balkon ging, von dem aus er immer Verkündungen ans Volk gab. Doch diesmal blieb er genau mittig stehen, sodass niemand ihn von unten würde sehen können.

Er holte noch einmal tief Luft, straffte die Schultern und hoffte, dass es klappen würde.

Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich.
 

Seth konnte es nicht fassen! Was um alles in der Welt war passiert, dass sie heute Morgen durch Zufall mitbekommen hatten, dass der Krieg scheinbar bevor stand, die Feinde machten sich angriffsbereit.

Hektisch blickte er sich um.

Wie sollte er es mit einer Handvoll Soldaten schaffen, gegen diese Übermacht anzukommen?

Natürlich, er vertraute auf seinen Pharao und auf sein Vorhaben, doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr machte er sich innerlich darauf gefasst, dass heute alles ein Ende haben könnte.

Und das, wo er Atemu nun so lange nicht gesehen hatte.

Er verzehrte sich richtig nach ihm...

"Hohepriester?" Seth schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah den Mann an, der gerade sein Zimmer betrat.

"Ja?", erwiderte er fragend, versuchte im Gesicht seines Gegenübers etwas zu erkennen.

"Wir haben Verstärkung vom Palast angefordert... doch ob diese rechtzeitig zu Kampfbeginn hier wäre wage ich zu bezweifeln." Niedergeschlagen senkte der Junge Soldat sein Gesicht. Seth erhob sich und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

"Vertraue in deinen Pharao. Er wird schon dafür sorgen, dass uns nichts geschieht."

"Bei allem Respekt, aber wie könnte Ihr da so sicher sein?"

Seth lächelte milde und sprach: "Einfach, weil ich es fühle. Wir Berater sind auf eine besondere Weise mit dem Pharao verbunden, und seit ich sein Hohepriester bin verbindet es uns noch mehr."

"Wenn ihr das sagt...."

Gemeinsam verließen sie Seth's Zimmer und traten hinaus. Dort erblickte der Hohepriester die kampfbereiten Soldaten, ebenso wie kampfbereite Bürger. Sie hielten alle ihrem Pharao die Treue und dafür war Seth unsagbar dankbar.

Ein Raunen ging durch die Menge und als sich alle in besagte Richtung drehten, sah Seth auch den Grund dafür: die Ausländer. Die Leute, die sich gegen Atemu auflehnten und alles auf den Rücken seines Volkes austragen wollten um ihn am Meisten zu verletzen...
 

Auf einmal ging alles rasend schnell: Die Ausländer kamen auf ihren Pferden angeritten, Seth hörte sich selbst Befehle erteilen, die Soldaten ritten den Angreifern entgegen und der Kampf begann.

Seth selbst kämpfte an vorderster Front mit, hieb mit dem Schwert gegen seine Angreifer.
 

Sie kämpften weiter und weiter, bis Seth merkte, dass es an seiner Hüfte warm wurde...

Da er gerade kurz Luft hatte und auf dem Weg war, sich den nächsten Gegner zur Brust zu nehmen, blickte er überrascht an seinen Gürtel. Wurde er etwa verwundet?

Nein... Sein Milleniumsstab begann zu glühen, woraufhin Seth ihn in die Hand nahm und wie von selbst streckte er seinen Arm samt Stab in die Höhe.

Ein gleißendes Licht erschien, welches die Leute blendete und sie so kurz den Kampf unterbrachen.
 

Und so schnell wie das Licht erschienen war, so schnell war es auch verschwunden.

Alle sahen sich ein wenig irritiert an. Was war denn das? Auch Seth senkte irritiert seinen Stab wieder und schob ihn in seine Gürtelschnalle.
 

"Volk von Ägypten! Ihr habt bisher tapfer gekämpft!"

Unwirsch sahen sich alle um... Woher kam diese Stimme?

Auch die Ausländer hörten sie, doch niemand konnte sehen wem diese mächtige Stimme anheim war.

"Atemu!", hauchte Seth ungläubig und kniete sich nieder.

Die Soldaten, die unter Atemus Herrschaft standen, taten es dem Hohepriester gleich, ebenso wie die Ägypter. Einzig die Ausländer blieben stehen und blickten sich verwirrt um... Warum knieten die königlichen Soldaten sich während eines Kampfes nieder?
 

"Ich hoffe, ich erreiche euch noch rechtzeitig, bevor unnötiges Blut fließt.", hörten alle die Stimme des Pharaos, doch nur die, die an den Pharao glaubten, wussten wer er war.

"Wer bist du?", verlangte der Ranghöchste der gegnerischen Armee in Erfahrung zu bringen.
 

Auf einmal spürten alle eine gewaltige Macht. Die Ausländer ließ sie ebenfalls in die Knie gehen, während sie diejenigen, die an seine Macht glaubten, eher wie eine sanfte Sommerbrise umwehte.

"Ich bin der Herrscher von Ägypten, Pharao Atemu!", sprach Atemu mit solch einer festen und würdevollen Stimme, dass Seth der Atem stockte. "Und ich lasse es nicht zu, dass ihr euch gegenseitig bekriegt. Denn der Krieg bringt nichts. Höchstens Tote und Verletzte, doch es treibt auch genug Leute in die Verzweiflung wenn sie ihre Liebsten verlieren...", begann Atemu, doch der Ranghöchste der Gegner erhob erneut das Wort.

"Hört doch auf mit Eurer Gefühlsduselei! Was bringt uns ein Kind an der Spitze von Ägypten? Durch Euch hat sich das Leben vieler Menschen zum schlechteren verändert!", schrie er Atemu entgegen.

"SCHWEIG!" und erneut fühlten sie die Macht, die Atemu inne wohnte.

"Ihr könnt mir glauben, ich habe es mir bestimmt nicht ausgesucht so früh den Thron zu besteigen und gewiss hätte ich gern etwas länger meine Eltern und meinen Bruder an meiner Seite gewusst, also sagt mir nicht, wie schwer das Leben sein kann!"
 

Seth hörte heraus wie wütend Atemu war, doch was sollte er tun? In diesem Moment konnte er ihm nicht helfen. Und wenn er ehrlich war, hatte er gerade auch ein wenig Furcht...
 

"Ich werde nicht zulassen, dass ihr diesen Krieg gegen uns führt. Geht zurück in euer Land und lasst mein Volk in Ruhe, ganz egal wie weit entfernt sie von der Hauptstadt wohnen. Ihr habt kein Recht dazu, ihnen etwas anzutun, da ihr Ägyptisches Land betretet, welches euch eigentlich untersagt ist, solange es nicht mein ausdrücklicher Wunsch ist!" Atemus Stimme hatte sich weitestgehend beruhigt und so klang er eher diplomatisch.
 

Sein Gegenüber konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

"Und ich soll auf eine Stimme hören, die aus dem Nichts kommt? Niemals. Ihr könnt uns nicht verbieten dieses Land zu betreten...", empörte er sich.
 

Seth spürte erneut, wie der Stab an seiner Hüfte zu glühen begann, also zückte er ihn kurzerhand und zeigte mit ihm auf den Mann, der die Unterredung mit Atemu führte.

Man sah, wie die Luft zu flirren begann und nach und nach konnte man ein Hologramm sehen, welches Atemu in seiner Königsrobe zeigte, mit ernster Miene blickte er umher.
 

"Nun seht ihr mich...", sprach Atemu ruhig und dem Oberst trat der Schweiß auf die Stirn.

"HEXEREI!", schrie er. Atemu lachte nur sacht.

"Nein, keine Hexerei, sondern die Macht des Pharaos. Und wenn ihr mit eurer Armee nicht allmählich mein Volk in Ruhe lasst, werdet ihr auch noch mehr meiner Macht kennen lernen...", drohte Atemu scheinbar amüsiert.

Sein Gegenüber schien sich schnell wieder gefasst zu haben.

"Wie wollt ihr das anstellen? Ihr seid höchstens ein Trugb....", weiter kam er nicht, denn vor seinen Augen wurde es schwarz...

"Was tut ihr da?" Seine Frage klang erstickt.

"Ich zeige dir einen Teil meiner Macht, auch wenn ich selbst im königlichen Palast stehe, so scheinst du meine Macht doch ganz gut zu spüren, wie mir scheint. Wenn ich dich also erneut bitten dürfte mein Land zu verlassen und mein Volk in Frieden zu lassen?"
 

Man sah, dass dem Oberst scheinbar die Luft weg blieb, denn er fasste sich panisch mit den Händen an den Hals und seine Augen traten hervor.

Atemu ließ seine Hand eine wegwerfende Handbewegung machen und wie durch Zauberhand schien der Oberst wieder Luft zu bekommen.

Entsetzt sah er Atemu an. Und wider Erwarten kroch er vor Atemu in dem Sand.

"Ich gelobe, nie wieder an Eurer Macht zu zweifeln, Pharao!"
 

Seth hob überrascht die Augenbraue. Was war denn nun los? Er kuschte auf einmal so vor Atemu, und das, obwohl er ihn erst verspottete?

"Seth!", hörte dieser nun seinen Namen und ging auf das Hologramm zu. Dort angekommen machte er einen kurzen Kniefall und erhob sich anschließend.

"Atemu?", fragend sah er seinen Herrscher an, der ihn nun voller Güte anblickte.

"Ich schätze, ihr könnt euch nun auf den Weg zurück zum Palast machen. Es sollte keinen Ärger mehr geben." Dann blickte Atemu die Bürger und die Soldaten an.

"Ich danke euch, dass ihr Ägypten mit allem beschützt hättet was ihr habt. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen so ein Volk wie euch zu haben..."

Erneut blickte er die Ausländer an, die scheinbar immer noch nicht wussten, was sie nun tun sollten, denn ihr Anführer lag noch immer im Sand zu Atemus Füßen.

Auch sie blickte er gütig an. "Solltet ihr in Ägypten leben wollen, so seid ihr herzlich willkommen, doch solltet ihr böse Absichten gegen das Volk oder mich hegen, so bin ich gezwungen durch zu greifen. Ich hoffe, ihr entscheidet euch für den rechten Weg."

Dann blickte er noch einmal seine Verbündeten an.

"Auf bald!"

Und so schnell wie das Hologramm erschien, so schnell war es auch wieder verschwunden.
 

Seth war scheinbar nicht der Einzige, der nicht so recht realisieren konnte was da geschehen war, doch auf einmal breitete sich eine Wärme in ihm aus, die er nicht beschreiben konnte.

Sein Herz fühlte sich so leicht und er hatte das Gefühl, als würde ein Teil von Atemus Macht durch seine Adern fließen.

Wie konnte Atemu das nur schaffen?
 


 

Atemu schlug die Augen auf und stand noch immer in der Mitte seines Balkons, müde lächelte er.

"Rah sei Dank, der Krieg scheint abgewendet...", lächelte er glücklich, ehe er zusammenbrach.
 

Im ganzen Land herrschte Schweigen. Ganz Ägypten war Zeuge geworden, wie ihr Herrscher es schaffte, den Krieg der im Norden scheinbar unabwendbar war, zu verhindern. Und alle fühlten sich so leicht und glücklich.

Nur die engsten Berater des Königs schienen einen kleinen Machtschub bekommen zu haben, denn alle fühlten sich wie Seth...
 

Wie es schien, hatten sie ihre Mission dank der Hilfe des Pharaos beendet und konnten nun zu ihren Pflichten im Palast zurück kehren.
 

~*~tbc~*~
 

A/N:
 

Hallöle :)
 

wie versprochen geht es nun weiter...

Nun ja, wie soll ich sagen.... ich habe es mir etwas spektakulärer vorgestellt, aber als ich anfing mir Gedanken zu machen, dass er dass Volk irgendwie über ihre "Herzen" läutern sollte, fühlte ich mich doch sehr an Sailor Moon und Co erinnert, und dachte, dass das vielleicht etwas... naja unpassend käme.

Also die schlichte Version mit dem Hologramm^^°

Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat.
 

@Ruha_Ducky: Freut mich, dass das Kap gefallen hat^^ und DANKEEEE für das Review^^ >3>

Ja, wahrscheinlich wird es eine Art offenes Ende.... und keine Happy End, wenn ich das schon mal verraten darf :x

Aber mal sehen, Fanfics machen sich ja bekanntlich selbststänig^^ Bis bald? :D
 

@Roxi_13: Vielen lieben Dank für das Lob :D

Hier ist Lese-Nachschub^^ und wenn alles gut geht schaffe ich die letzten Kapitel jetzt auch recht schnell, denn allmählich möchte ich die Story beenden, bei der Zeit... Außerdem kribbelt schon die Fortsetzung in meinen Fingern ;)

Würde mich freuen erneut von dir zu hören^^
 

Ich würde mich freuen wieder so nette Kommis zu bekommen ^^, aber Kritik nehme ich natürlich auch (gern) entgegen ;)
 

Bis bald!
 

LG

grummel_chan

Schmerz

Kapitel XVII
 

"Mein Sohn" Atemu sah sich verwirrt um. Wo war er? Er blinzelte gegen die stark scheinende Sonne und hielt sich schützend eine Hand vor Augen.

"Wo bin ich?", fragte er ins Ungewisse. Es kam ihm hier so... gar nichts bekannt vor, außer der Stimme....

Plötzlich vernahm er ein Rascheln hinter sich und drehte sich um. Mit schockgeweiteten Augen sah er hinter sich, rieb sich, um sicher zu gehen, noch einmal über die Augen.

"Rah?... Und.... Vater?" Er konnte es nicht glauben. War er tot?

Rah lächelte ihn sanft an und sofort beruhigte sich Atemu.

"Nein mein Sohn, du bist nicht tot, lediglich erschöpft und kraftlos zur Zeit." Die beiden Männer gingen auf den Pharao zu.

"Aber, wenn ich nicht tot bin, warum sehe ich euch dann?"

Akunamkanon hatte seinen Sohn zuerst erreicht und schloss diesen in seine Arme.

"Atem.... dank Rah's Macht konnten wir zu deinem Bewusstsein vordringen und nun mit dir sprechen. Wir sind in deinem Seelenraum." Instinktiv schmiegte Atemu sich in die Arme seines Vaters und bemerkte, dass er dieses Mal wesentlich mehr von ihm wahrnehmen konnte, als beim letzten Mal.

"Seelenraum?" Atemu ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. "Und,... wofür ist dieser Seelenraum?"

"Na was meinst du wohl mein Spatz?", kam eine Stimme, etwas seitlich von ihm, auf ihn zu.

Wie vom Donner gerührt blickte er in die Richtung. "Mama?"

Arithâ nickte nur und Freudentränen benetzten ihre Wangen.

Atemu schälte sich aus der Umarmung seines Vaters und rannte wie ein geölter Blitz auf seine Mutter zu und warf sich ihr in die Arme.

"Mama!" Er konnte es kaum fassen. Tief inhalierte er ihren Duft und suchte ihre Nähe.

Lächelnd strich Arithâ ihrem Sohn über den Kopf und sah Rah dankbar an.

"Ihr fehlt mir so" Atemus Stimme war ein ersticktes Flüstern, da er versuchte die Tränen, die in seinen Augen brannten, hinunter zu schlucken.

"Ich weiß Atem, und ich würde wirklich alles dafür tun, dass wir wieder bei dir sein könnten, aber es geht nicht. Sei stark mein Schatz." Die Stimme seiner Mutter lullte ihn ein und er konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Haltlos schniefte er und weinte. Weinte, als würde es kein Morgen mehr geben. Weinte sich alles von der Seele. Akunamkanon zerriss es fast das Herz seinen Sohn so zu sehen.

"Ati, nis weinen." Atemu blickte neben sich und schlug sich die Hand vor den Mund.

"Atem-nu" Der Kleine grinste ihn frech an, war wahrlich noch immer derselbe Sonnenschein wie früher. "Smuuuusen", jauchzte der Kleine und schmiss sich Atemu in die Arme, welcher ihn sofort fest an sich drückte und am Liebsten nie wieder los gelassen hätte.

"Aber...was hat das zu bedeuten, wenn ihr mich hier antrefft? Steht mir irgendetwas bevor?", fragte er unsicher und tränenverschmiert in die Runde und hielt weiter seinen kleinen Bruder fest.

"Atemu...", begann nun Rah, "das, was du heute erfolgreich abwenden konntest war erst der Anfang. Es wird weitaus schlimmer werden, so viel kann ich dir verraten. Du darfst deine Kräfte nicht so unbedacht einsetzen, das Volk vertraut dir und braucht dich."

"Aber, was bedroht Ägypten denn nur?" Rah schüttelte nur den Kopf.

"So leid es mir tut mein Sohn, ich kann es dir nicht sagen. Eigentlich dürfte ich dir noch nicht einmal in diesem Maße unter die Arme greifen. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen."

Atemu maß ihn mit den Augen, der Gott presste die Lippen aufeinander.

"Dann frage ich dich, oh großer Rah: warum betreibst du dann diesen Aufwand um mir zu helfen, was du ja scheinbar gar nicht dürftest, obwohl du doch der höchste aller Götter bist?" Atemu fühlte sich irgendwie verraten und missbraucht. Erst hieß es er sei 'anders' als die anderen Pharaonen, sollte Dinge verrichten die noch keiner vor ihm getan hatte und nun war es auch wieder nicht gut genug. Er war es ja scheinbar noch nicht einmal würdig, dass man ihm half, da er ganz auf sich allein gestellt war....

Rah seufzte nur. Er konnte es Atemu nicht sagen, auch wenn er es gerne gewollt hätte, aber er musste an die Zukunft denken,...

"Atemu, ich kann dir darauf eben keine Antwort geben. Nimm es hin, dein Gott befiehlt es dir so!", sprach Rah nun in einer autoritären Stimme, die niemand der Königsfamilie je gehört hatte.

"Wie Ihr wünscht, Rah.", antwortete er ergeben und blickte seinen Gott nicht an, verbarg die neuerlichen Tränen, die sich in seinen Augen sammelten durch ein gesenktes Haupt.

"Wenn das alles war, was Ihr mir zu sagen hattet Rah, wünsche ich, dass Ihr mich wieder allein lasst und ich in das reale Leben zurück kehren kann." Man hörte die Enttäuschung und die Bitterkeit in Atemus Worten als er zu Rah sprach.

"Rah..." Arithâ ging auf ihn zu, doch dieser winkte nur ab. Das war alles ganz anders gelaufen als er es vorgehabt hatte. Er schalt sich einen Narren. Er wusste doch wie sensibel Atemu reagierte und trotzdem erteilte er ihm Befehle wo er ihm sonst immer nur Ratschläge gegeben hatte...

Atemu stand auf, setzte Atem-nu ab und ging. Verließ die Anwesenden ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Wohin er ging wusste er nicht und auch nicht, ob die Anderen noch da waren oder nicht, denn eigentlich war es ihm egal geworden.

Irgendwann, er wusste nicht wie lange er nun schon unterwegs war, gelangte er an eine Tür und öffnete diese. Er trat auf einen Flur aus kargen Steinen hinaus. Hinter sich schloss er die Tür und somit ließ er seine Familie und Rah wo sie waren. Er wollte sie nicht sehen. Nach Möglichkeit nie mehr....
 

Währenddessen war die Leibgarde des Pharaos auf dem Weg zurück zum königlichen Palast.

Seth durchströmte die Vorfreude darauf, seinen Pharao wieder zu sehen. Er sehnte sich nach ihm. Seufzend jedoch musste er sich eingestehen, das, bis zu ihrem Wiedersehen, wohl noch einige Zeit ins Land ziehen würde, da der Weg durch die Wüste nun mal seine Zeit brauchte.

Und da er Zeit hatte, grübelte er über Atemus Tun nach. Es war erstaunlich wie der Pharao es schaffte, über die Weiten des Landes hinweg eine Nachricht an die Feinde zu senden, und das....

Sein Blick fiel auf den Millenniumsstab. Was beherbergten diese Artefakte wohl noch für Kräfte? Er selbst wusste ja, dass das Gold des Pharaos die Kräfte seiner Leibgarde verstärkte, aber dass es scheinbar eine solche Macht besaß... es war erstaunlich.

Allerdings spürte er auch den bitteren Nachgeschmack auf der Zunge, wenn er an die Herstellung eben jener Gegenstände dachte. "Akunadin dieser...", knurrte er und konnte noch immer nicht glauben, dass er es tatsächlich gewagt hatte, während der Zeremonie der Herstellung, dunkle Magie herauf zu beschwören, sodass diese mit in die Gegenstände einfließen konnte. Er spürte die pure Boshaftigkeit in den Gegenständen pulsieren, doch noch schienen sie unter Kontrolle zu sein.

Er blickte wieder nach vorn, in die endlos scheinende Wüste und sehnte sich nach seinem König.
 


 

Einige Tage später erreichten alle nach und nach den Palast. Als Letzter erschien Seth, da er den weitesten Weg zurückzulegen hatte. Er war froh, als er endlich vom Pferd steigen und in den Schatten des Palastes fliehen konnte.

Sämtliche Leute verbeugten sich vor ihm, was er mittlerweile gar nicht mehr gewohnt war. Als sein Zimmer in Reichweite kam seufzte er zufrieden. Jetzt würde er erst mal ein Bad nehmen und dann würde er den Pharao suchen.
 

Atemu hingegen saß auf seinem Thron und hörte die Bittsteller des heutigen Tages an. Seit der Sache vor ein paar Tagen mit Rah war seine Laune nicht gerade sonnig, so, wie man es sonst von ihm gewohnt war. Er wirkte herrischer und auch die Minister wagten sich nicht, ihm bei Verhandlungen zu widersprechen.

Als auch der letzte Bittsteller nun ging seufzte er und ließ sich in den Thron sinken. Am Liebsten hätte er hier und jetzt seinen Kummer hinaus geschrien und geweint, doch keine Träne kam aus seinen Augen.

Die Tür ging auf und Atemu setzte sich wieder aufrecht, königlich hin.

"Isis...?", fragte er verwirrt. Sie war bereits seit drei Tagen wieder im Palast und alles Wichtige war besprochen worden. Er hatte ihnen eine Auszeit befohlen, was also machte sie hier?

"Pharao", sie verneigte sich kurz, ehe sie sich wieder aufrecht hinstellte und ihn ansah. "Ich habe gehört dass Seth wieder da ist." Bei dieser Bemerkung konnte sie feststellen, dass Atemus Augen kurz aufflackerten.

"Aber was machst du hier, Isis? Ich kann mich erinnern euch beurlaubt zu haben." Isis seufzte. Das ihr König sie auch immer so schnell durchschauen konnte...

"Ihr habt Recht. Ich bin hier, weil die Kette mir etwas zeigte."

"Und was, Isis?"

"Die Aufständischen haben sich dazu entschlossen in Ägypten zu leben. Ihr habt ihnen imponiert und nun glauben sie wirklich, ihr seid der Sohn eines Gottes. Ich dachte nur, dass es euch interessieren würde." Sie lächelte ihn an und auch Atemus Züge glätteten sich und ein kleines Lächeln tauchte auf seinen Zügen auf.

"Ich danke dir Isis. Und nun zurück zum Faulenzen. Ich kriege das schon allein hin."

Damit stand er auf und verließ den Thronsaal.

Weg von Isis.

Weg von den Pflichten.

Weg von allem.

Als er sein Gemach betrat wies er die Wachen an "Ich möchte nicht gestört werden, sollte jedoch einer der Leibgarde kommen, so lasst sie ein."

Die Wache nickte nur und Atemu floh in ein erfrischendes Bad um seine Nerven zu beruhigen.

Er wollte es nicht zu geben, aber es nahm ihn ganz schön mit, dass Rah ihm nicht wirklich traute.

Als er merkte, wie die Tränen seine Wange benetzten, tauchte er unter und schloss die Augen, genoss die Stille.
 

~*~tbc~*~

Heimathafen

Kapitel XVIII
 

Müde stieg Atemu aus dem Bad. Er hatte gehofft, dass das heiße Wasser seine Nerven entspannen würde, doch leider war dem nicht so. Nachdem er sich ein leichtes Gewand übergestreift hatte füllte er einen Kelch mit Wein und betrat den Balkon. Er blickte zur untergehenden Sonne, sah das lebhafte Treiben vor dem Palast, die Kinder, wie sie glücklich lachten.

Ihm wurde schwer ums Herz. Er hatte nie so frei sein dürfen wie andere Kinder und würde es nie sein. Er war ein goldener Phönix in einem steinernen Gefängnis. Traurig nahm er einen Schluck seines Weines. Es war doch zum Verrückt-werden. Er war der Pharao, auch wenn er jung war, und nicht mal sein eigener Gott glaubte an ihn. „Lachhaft.“

Der Kelch war schnell geleert, also seufzte er einmal, ging zurück in sein Gemach, nur um den Kelch erneut zu füllen.

Wozu machte seine Regentschaft noch einen Sinn? Es nahm ihn doch sowieso niemand ernst.

Vor lauter Frust trank er noch einen dritten und vierten Kelch. Na und? Er war schließlich der König! Heute würde eh nichts mehr anstehen.
 

Allerdings hatte Atemu nicht mehr damit gerechnet, dass ihn heute noch jemand sprechen wollte. Als es klopfte schritt er vom Balkon herein und wartete auf denjenigen, der da kommen würde. Es konnte schließlich nur jemand der Leibgarde sein.

Langsam trat die Person ein und Atemu staunte nicht schlecht, als er seinen Hohepriester erblickte.

„Atemu...“ Seth hatte sich so auf seinen König gefreut, doch irgendwas stimmte nicht.

„Seth? Was machst du hier? Ich dachte du würdest dich ausruhen? Die Anderen haben auch ein paar Tage frei.“, plapperte er drauf los. Skeptisch beobachtete Seth seinen König als er sich auf das Bett fallen ließ.

„Atemu, was ist los mit dir?“ Er trat näher an den violettäugigen heran und musterte ihn. Er versuchte etwas in den Augen des Pharaos zu lesen, doch das Einzige was er dort sah, war Trauer. Der Angesprochene schnaubte nur abfällig und ergriff erneut seinen Kelch. Seths Augen weiteten sich als er dies sah. Seit wann trank Atemu denn Wein? Und das außerhalb von irgendwelchen Festen oder Konferenzen?

„Pharao, ich schätze ihr solltet ein wenig weniger trinken.“ Atemu funkelte ihn böse an.

„Sind wir jetzt wieder beim Siezen angelangt, Hohepriester?“, nur mit Mühe konnte sich Atemu ein Knurren verkneifen. Seth seufzte.

„So war das nicht gemeint Atemu, aber es muss doch einen Grund geben warum du trinkst. Was ist passiert?“ Der Hohepriester setzte sich neben den König, welchem ein Schauer über den Rücken jagte. Er fühlte sich wohl in Seths Nähe und merkte erst jetzt so richtig, wie sehr er ihm doch gefehlt hatte.

„Es ist viel passiert, vielleicht viel zu viel.“, ein trauriges Lachen entrang sich seiner Kehle.

„Wie darf ich das verstehen?“ Seth konnte ihm nicht so recht folgen.

„Nun, es ist so wie ich sage. Es ist viel passiert. Während eurer Abwesenheit war es nicht immer einfach alle Aufgaben hier zu bewältigen, aber was rede ich, ihr hattet es noch schwerer, dank meinen einfältigen Einfällen. Nun, wie dem auch sei, bei dem Versuch den Krieg abzuwenden bin ich das Ein oder andere Mal ohnmächtig geworden und während einer dieser Ohnmachten kam mich mein Göttervater besuchen.“ Atemus Blick verfinsterte sich, als er an Rah dachte.

„Atemu, was redest du da? Das waren keine einfältigen Einfälle, du wolltest das Land beschützen. Und außerdem glaube ich nicht, dass wir es schwieriger als du hatten. Du musstest dich hier mit den Herren Ministern rumschlagen...“

„Stimmt, einen von ihnen habe ich ins Schattenreich geschickt...“, unterbrach er seinen Hohepriester. Seth hob nur seine Augenbraue und sagte da erst einmal nichts zu.

„Aber wie meinst du das mit Rah? Du scheinst erzürnt zu sein.“

„Das geht dich nichts an.“

„Und ob es mich was angeht. Als dein Priester habe ich auf dein Wohlergehen zu achten, ob du willst oder nicht. Und es scheint dir nicht gut zu gehen, denn ich habe von einigen Leuten im Palast gehört, dass sich deine Laune seit einigen Tagen immer mehr verschlechtert. Also, mein Pharao, sagt mir was los mit euch ist, damit ich euch helfen kann.“

Atemu schwieg.

Seth seufzte.

„Ich hatte mich eigentlich sehr auf das Wiedertreffen mit dir gefreut und mir erhofft, dass ich eine Antwort von dir bekommen würde, aber wie es scheint, muss ich das wohl noch um einige Tage verschieben, wenn du nicht mit mir reden willst.“ Langsam erhob sich der Hohepriester.

„Dann wünsche ich meinem König eine geruhsame Nacht.“

„Ja, geh nur... geh wie alle anderen Menschen in meinem Leben.“ Atemu hatte die Arme um sich geschlungen und blickte nun gen Boden. Hatte er es nun auch endlich geschafft, dass der Hohepriester ihn im Stich ließ?

„Atemu...“

„Nein, geh nur. Geht alle. Ich brauche niemanden. Niemanden, niemanden, niemanden.“ Dabei presste er sich die Hände auf die Ohren, weil in seinen Gedanken wieder die Stimme Rahs erklang, als er ihm diesen Befehl erteilte.

Seth war schockiert wegen des Bildes das sich ihm bot. Noch vor einigen Tagen war sein Pharao mächtig und stolz mit Hilfe seiner Milleniumsgegenstände auf dem Kriegsfeld aufgetaucht und nun schien er an irgendetwas zu zerbrechen.

Wie in Zeitlupe bewegte er sich auf seinen König zu und schloss diesen in seine Arme.

"Lass mich, geh weg!", protestierte der Herrscher, doch Seth überhörte es gekonnt, zwang Atemu dazu, ihm in die Augen zu sehen.

Als sich ihre Blicke trafen, fochten ihre Augen ein stummes Duell.

"Was willst du, Hohepriester?", knirschte Atemu.

"Für dich da sein."

"Warum?"

"Schon vergessen: Ich liebe dich."

Und tatsächlich: Atemu schien es wohl wirklich verdrängt oder vergessen zu haben, denn er sah betreten zu Boden.

"Atemu...", erneut musste der Priester seinen König dazu zwingen, ihm in die Augen zu sehen.

"Ich liebe dich wirklich. Glaub mir das."

"Wie?", hauchte der König kaum hörbar.

"Lass es mich dir zeigen.", damit beugte er sich zu Atemu hinab und verschloss dessen Lippen mit seinen. Mit der Hand fuhr er seinem König über den Rücken, der unter diesen Berührungen erzitterte.

Nach einer Weile wagte der Hohepriester es und stupste mit der Zunge die Lippen Atemus an. Es dauerte einen Moment, ehe dieser ihn einließ. Vorsichtig erkundete Seth die fremde Mundhöhle und genoss den Geschmack seines Herrschers.

Atemu hingegen konnte sich gar nicht wirklich auf den Kuss konzentrieren, da ihn seine Gefühle schier übermannten. Er wusste gar nicht was er zuerst fühlen sollte, Scham, Freude, Wut, Geborgenheit...? All das mischte sich scheinbar zu einem Gefühlscocktail, von dem er nicht wusste wie er ihn behandeln sollte.

Wieder war es Seth der die Initiative ergriff und sich kurz löste, um Atemu gegen seine Lippen zu hauchen: "Glaubst du mir jetzt?" Leicht knabberte er an den geöffneten Lippen seines Gegenübers.

"Oh Seth..." Atemu verdrehte die Augen. Wo sollte er nur hin mit all diesen Gefühlen?

"Was wünscht sich mein Pharao?" Der Braunhaarige wanderte etwas hinab, bedeckte den Hals seines Königs mit Küssen.

"Seth, ich..." Atemu wusste nicht wo ihm der Kopf stand. Diese Lippen machten ihn verrückt! Er hatte das Gefühl, dass die Haut, welche Seth berührte, brennen würde.

"Was machst du nur mit mir?", fragte Atemu zittrig.

"Ich zeige dir meine Liebe.", hauchte Seth zurück, dabei verschwand seine Hand flink unter dem Gewand des Königs und begann dort über die freigelegte Haut zu streichen.

"Du hast so weiche Haut Atemu..." Der Angesprochene wurde rot aufgrund dieser Aussage.

"Du bist der Erste, der so etwas sagt..."

"Weil es der Wahrheit entspricht und ich hoffnungslos verliebt bin..." Warme blaue Augen trafen auf verklärtes violett.

"Ich... liebe dich auch, mein Seth..." Schüchtern legte Atemu seine Hand an die Wange seines Geliebten, dessen Augen glücklich funkelten.

"Du glaubst gar nicht, wie lange ich mir gewünscht habe, dass du diese Worte zu mir sprichst."

Atemu lächelte nur. Er konnte sich denken seit wann er sich dies gewünscht hatte.

Seth hielt es nicht mehr aus und musste seinem Liebsten erneut einen Kuss rauben, der dieses mal um einiges intensiver war als die Vorherigen. Er legte all sein Verlangen, seine Begierde in dieses Zungenspiel und schon bald, hörte er ein Stöhnen seines Königs. Fragend blickte er ebenjenen an.

"Du bist,... das ist... wow...", brachte Atemu keuchend hervor, nicht ahnend, wie sehr er seinem Hohepriester damit einheizte.

Dieser schloss die Augen und stöhnte gequält auf... Würde Atemu so weiter machen, dann

"...kann ich für nichts garantieren."

"Wofür kannst du nicht garantieren, Seth?" Die blauen Augen sahen erschrocken auf, als Atemu ihn ansprach.

"Habe ich das etwa laut gesagt?"

"Ja, und ich wüsste gerne, für was du nicht garantieren kannst..."

Es war doch eh egal. Die Hälfte des Satzes kannte der Pharao doch schon, und er wusste, wie unnachgiebig dieser sein konnte.

"Wenn du so weiter machst, mit deinem Stöhnen, deinen Blicken, deinen Bewegungen... dann kann ich nicht garantieren dass ich meine Hände bei mir behalte und dich nicht anrühre..."

Atemu sah ihn erst überrascht an, ehe er milde lächelte.
 

"Wer sagt denn, dass du dich zurück halten musst?" Diese Stimme....

"Habe ich etwas Dergleichen gesagt?" Dieser neckende Unterton....

"Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern..." Dieser sündhafte Mund....

"Seth, alles in Ordnung?" Diese Hand an der Wange....

Seth hielt es nicht mehr aus, drückte seinen Pharao ins Bett und sah ihn von oben herab begierig an.

"Ich habe dich gewarnt Atemu, aber du wolltest ja nicht hören!" Seine Worte glichen einem Knurren ehe er damit begann, den Hals seines Liebsten zu liebkosen und seine Haut zu streicheln. Er war wie im Wahn. Einzig und allein Atemu zählte. Und er würde ihm zeigen, wie sehr er ihm verfallen war.

Sachte schob er Atemus Gewand hinauf, begann, dessen Körper mit Küssen zu bedecken. Seine Hände streichelten den Körper unnachgiebig, und Atemus Gesicht zierte eine gesunde Röte.

"Darf ich dir all meine Liebe schenken, Atemu?" Seths Kopf wanderte immer weiter in Richtung Süden, Atemus Atmung wurde immer schneller.

"Ich bitte darum, geliebter Priester..." Atemu schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf die Gefühle, die er verspürte, die nach seinem Priester verlangten, mit ihm eins werden wollten.

"Ich will eins mit dir sein, mein Priester...", brachte er mühsam hervor und Seth stockte einen Moment. Konnte er wirklich schon so weit gehen?

"Atemu, bist du dir sicher?", etwas Unbehagen schwang in des Priesters Stimme mit und Atemu blickte ihn erregt an.

"Musst du immer alles hinterfragen, Seth? Ich will mich einfach nur mal geliebt fühlen, in dieser Welt voll Heuchler, Umgarner und was sie sonst noch alles anstellen um in meiner Gunst zu steigen. Ich möchte einmal als 'Atemu' und nicht als Pharao geliebt werden... Oder gilt deine Liebe nur dem Status den ich besitze?" Verletzt versuchte sich Atemu aufzusetzen, fort zu kommen. Wieso nur musste alles immer angezweifelt werden?

Seth nahm seinen König schnell in den Arm.

"Entschuldige, so meinte ich das nicht. Ich dachte nur ich würde dich ausnutzen wenn ich jetzt über dich herfalle, in deinem angetrunkenen Zustand. Verzeih. Ich liebe dich Atemu, nicht deine Stellung, nicht deine Macht, nicht dein Geld. Einzig und allein dich und dein alles liebende Herz."

Sanft streichelte der Hohepriester dem König die Wange, welcher sich wegen dieser Worte schon um einiges wohler fühlte als noch Momente zuvor.

"Du würdest nie über mich herfallen wenn ich es nicht wollen würde. Ich kenne und ich vertraue meinem Hohepriester... meinem Geliebten.", hauchte Atemu, ehe er Seth einen Kuss aufdrückte und gleich um Einlass in die fremde Höhle bat.

Erneut begannen die beiden eine Zungengefecht, heizten sich immer weiter ein, bis alle Worte nur noch Schall und Rauch waren und man sich den Gefühlen hingab.

Sie schaukelten sich gegenseitig immer weiter hoch, konnten die Finger nicht still halten, streichelten jeden Zentimeter freier Haut der sich auftat, wenn wieder ein Kleidungsstück gen Boden sank.

Als sie endlich beide nackt waren musterten sie einander stumm in Ehrfurcht vor dem jeweiligen anderen Körper.
 

Atemu streichelte über die Arme seines Priesters, über die starke Brust, den flachen, makellosen Bauch und auch über das erigierte Glied, woraufhin sein Priester lustvoll stöhnte.

Wie konnte ein einzelner Mensch nur so perfekt sein, so wunderschön? Wie sich die Schweißtropen an seinem Körper bildeten und die Gänsehaut, die ihn überzog, wenn der Wind etwas auffrischte und hinein wehte.

Warum nur hatte er so lange gebraucht um zu erkennen, dass er seinem Priester hoffnungslos verfallen war?
 

Auch Seth besah sich seinen König genau, doch er war nicht in der Lage diesen zu berühren, zu sehr fesselte ihn der Anblick wie Atemu mittlerweile wieder in den Laken lag, die katzenhaften Augen verschleiert aber auf ihn gerichtet. Die Beine für ihn gespreizt, das harte Glied, das förmlich nach Erlösung schrie. Er musste schwer schlucken. Womit hatte er es nur verdient, erst Hohepriester werden zu dürfen und sich nun auch der Liebe seines Königs sicher zu sein? Nicht nur eine Liebe, die sie als Freunde und Gefährten verband. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, sich in den Sohn des Rah verliebt zu haben.

Als Atemu ihn amüsiert anfunkelte und sich zu räkeln begann, erwachte er allmählich aus seiner Starre.

"Ich halt es nicht mehr aus, Atemu." Mit diesen Worten fischte er nach einem der Öle, welches immer griffbereit in der Nähe des Bettes stand, um den König auf Bedarf hin am Abend einreiben zu können, und verteilte es sich auf den Fingern.

"Ich liebe dich, Atemu."

"Ich liebe dich auch, Seth."

"Versuche dich zu entspannen." Atemu nickte daraufhin nur.

Vorsichtig führte Seth seinen Finger in Atemu ein, der daraufhin erst einmal nur tief einatmete und seinen Priester genau beobachtete.

"Geht es?"

"Bis jetzt schon." Aufmunternd lächelte Atemu seinen Priester an, der dies als Bestätigung sah einen weiteren Finger in den unter ihm liegenden einzuführen.

Atemu brauchte einen Moment, doch als der erste Schmerz verflogen war und Seth seine Finger in ihm bewegte, keimte eine neuerliche Welle der Lust in ihm.

Er bemerkte nicht einmal, wie der Priester einen weiteren Finger einführte.

Einige Zeit ließ Atemu es sich so gefallen, doch er wollte mehr, wollte eins werden mit der Person, die er liebte.

"Seth... bitte... ich will dich spüren!", flehte Atemu und endlich gab der Priester sich einen Ruck, auch wenn es ihn ungemein anmachte, wenn sich Atemu in den Laken wand.

Behutsam entfernte er die Finger, ehe er sich selbst zwischen den Beinen seinen Liebsten platzierte und Stück für Stück in ihm versank.

Beide stöhnten ihre Lust heraus, ertranken in ihren Gefühlen.

Seth legte ein immer schnelleres Tempo an den Tag und Atemu passte sich diesem Rhythmus perfekt an. Immer wilder wurde ihr Treiben, von dem anfänglichen zarten Liebesspiel war nichts übrig geblieben.

Seth umfasste das Glied seines Königs, rieb es im selben Rhythmus ihrer Stöße und lauschte der Stimme, die nur für ihn bestimmt war. Dessen ekstatischen Klang hoffentlich nur er und niemand sonst in diesem Reich zu hören bekam.

"Seth.... ich kann nicht mehr....", gab Atemu zu, dem die Liebkosungen seines Priesters einiges abverlangten.

"Lass dich fallen, Atemu." Kaum hatte Seth diese Worte gesprochen, spürte er, wie eine warme Flüssigkeit seine Hand benetzte und sich der Körper unter ihm entspannte. Es dauerte nicht mehr lange, bis auch Seth soweit war und sich mit lautem Stöhnen in den Körper unter sich ergoss. Er hatte das Gefühl, dass sein Orgasmus gar nicht enden wollte.

Nach scheinbar endlos langen Minuten, die in Wirklichkeit nur ein paar Sekunden waren, ließ er sich vorsichtig auf seinen Pharao nieder.

Gedankenverloren streichelte Atemu durch das braune Haar und blickte Seth verliebt an.

„Danke Seth. Ich fühle mich nach langer Zeit endlich wieder geliebt.“ Und als Seth in die violetten Seelenspiegel blickte, die er so sehr liebte, stellte er fest, dass das alte Glänzen ihrer ersten Begegnung wieder in seine Augen zurück gekehrt war. Zwar noch immer nicht so stark wie es einst war, aber er schien sich nicht mehr allein zu fühlen.

„Wenn dich jemand immer lieben wird, dann werde ich es sein. Auch über den Tod hinaus.“ Seth sagte es mit solch einer Überzeugung, dass Atemu es glaubte. Und niemand wusste, wie wahr Seths Aussage doch einmal werden würde...
 

Seth legte sich neben Atemu, zog diesen in seine Arme und atmete dessen Duft tief in sich.

„Ich bin so froh wieder hier zu sein. Ich hatte wahnsinnige Sehnsucht nach dir...“

Atemu lächelte und schmiegte sich tiefer in die Arme seines Hohepriesters.

„Du hast mir auch unheimlich gefehlt, aber ich dachte einfach als meine rechte Hand. Ich hatte leider nicht wirklich die Gelegenheit dazu über dein Geständnis nachzudenken.“ Na gut, es stimmte nicht ganz, aber was sollte er sagen? Er war der Herrscher, er durfte sich von niemandem abhängig machen.

„Bleibst du die Nacht hier, mein Seth?“

„Und was werden deine Diener morgen früh sagen, wenn sie uns so vorfinden?“

„Was sollen sie groß sagen? Ich bin der Pharao, ich muss mich nicht rechtfertigen.“

„Ganz schön eingebildet.“, scherzte Seth und Atemu lachte nur trocken.

„Für etwas muss mein Status doch gut sein, und wenn es dafür ist zu rechtfertigen, warum mein Hohepriester mein Bett teilt. Und mit niemand anderem würde ich es lieber teilen.“

„Aber Atemu, du musst doch allmählich auch mal heiraten, oder?“

„Erinnere mich nicht daran. Ich möchte den Moment mit dir genießen und nicht wieder an Politik und dergleichen denken. Wäre das für dich in Ordnung?“

„Natürlich.“ Der Braunhaarige lächelte und küsste seinen Liebsten in den Nacken.

„Und nun schlafe. Du scheinst in letzter Zeit nicht besonders viel davon bekommen zu haben. Ich wache über dich.“

„Ich danke dir.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief der Pharao ein, nicht ahnend was in naher Zukunft noch auf sie und ihre frisch erblühte Liebe zukommen würde....
 

*~*tbc*~*
 

A/N:
 

Hallöle :),
 

na, wie wars? Ich hoffe doch gut^^

Mein erster YuGiOh Lemon ^^° Nja.... dafür dass ich zu Beginn der Geschichte damals dachte, dass ich davon soooo viele schreibe, hat es ganze 18 Kaps gedauert... und ihr habt fleißig gelesen und geschrieben, ich danke euch von ganzem Herzen!!!

Auch wenn ich nicht der Typ bin, der eine FF abhängig von Kommentaren macht, so ist es doch schön zu wissen, dass es noch ein paar Leutchen gibt, die hier Spaß dran haben, das macht mich wahrlich glücklich, denn ich selbst finde immer, mein Schreibstil ist nix halbes und nix ganzes....
 

Bis bald ihr Lieben :)
 

LG

grummel_chan

Die Zeit verrinnt

Kapitel XIX
 

Einige Tage waren seitdem vergangen. Allmählich ging alles wieder seinen geregelten Gang. Atemu und Seth teilten sich die Aufgaben und die Leibgarde tat ihr übriges um dem Pharao zu helfen.

Was alle wiederum sehr freute war die Tatsache, dass Atemus Laune besser geworden war. Er schien nicht mehr so verloren und einsam, sondern vielmehr strahlte er jetzt eine schon fast spürbare Ruhe aus und schien mit sich und allem Anderen im Reinen zu sein.

"Ich sagte NEIN!", brauste Seth auf und knallte mit der Hand auf den Tisch, doch die Minister zuckten ob dieser Geste nicht einmal zusammen.

"Was regt ihr euch so auf werter Hohepriester? Außerdem hat der Pharao das letzte Wort und nicht ihr."

"Falls ihr es vergessen habt: Auf mein Wort habt ihr zu hören, sofern Atemu nicht sein Veto einlegt, und ich bezweifle, dass er DEM zustimmt.", knurrte Seth.

"Wo bleibt denn der Pharao?", beschwerte sich ein Mann zu seiner Rechten bereits zum achten Mal.

"Er hat noch eine andere Angelegenheit um die er sich kümmern muss und scheinbar dauert diese etwas länger als geplant."

"Dann hat er gefälligst diese Angelegenheit zu beenden und uns nicht warten zu lassen!", moserte ein Anderer.

Just in diesem Moment öffnete sich die große Flügeltür und ein Diener kam herein.

"Seine Majestät, der Pharao." Somit standen die Minister missmutig auf und auch Seth tat es ihnen gleich.

Seine Augen waren einzig und allein auf seinen König gerichtet, der erhobenen Hauptes hinein schritt, den Ministern zunickte und dann auf Seth zu ging.

"Lief alles zu deiner Zufriedenheit, Seth?", fragte er milde, auch wenn seine Stirn in Falten lag.

"Nicht so ganz...." Atemu nickte daraufhin nur und setzte sich vor Kopf an den Tisch, Seth zu seiner Rechten.

"Was ist denn der Streitpunkt?", fragte er ruhig und irgendwie spürten alle, wie viel Ruhe Atemu doch auf einmal ausstrahlte, so, als wäre er über Nacht zum König geworden.

"Die Herren Minister wollen, dass deine neuen Gesetze wieder abgeschafft werden. Zudem werden wohl mehr Sklaven benötigt und...", begann Seth zu sprechen, doch ein Minister schnitt ihm das Wort ab.

"Wir können dem Pharao das sehr wohl selbst unterbreiten! Wir brauchen Euch nicht dafür, Hohepriester."

"Genug!", schritt Atemu ein, sah die Minister mahnend an. "Erstens: Ich habe Seth darum gebeten mir euer Vorhaben zu erläutern, also wird er es auch vortragen und nicht ihr. Zweitens: Ich rate euch allen, meinem Hohepriester gegenüber nicht so unhöflich zu werden. Er ist schließlich der Zweithöchste Mann in diesem Land und Drittens: Solltet ihr euch im weiteren Verlauf des Gespräches noch eine Dreistigkeit erlauben, ist diese Sitzung sofort beendet, haben wir uns da verstanden?" Er blickte die Minister der Reihe nach an, durchdringend, doch keiner wagte sich auch nur einen Ton zu sagen. Der Pharao wirkte... mächtiger.

Zufrieden nickte Atemu und sah zu Seth. "Würdest du bitte fort fahren?"

Seth nickte, war selbst überrascht, dass die Minister diesmal ohne Widerworte gehorchten und klärte Atemu auf.
 

Die Sitzung dauerte bis in den späten Abend.

Als Atemu den Saal verlassen hatte seufzte er erst einmal aus.

Was glaubten die eigentlich, wer die waren?

Schnaubend ging er zu seinem Gemach, ließ sich dort in das bereits wartende Bad gleiten.

Tat das gut!

Er lehnte sich an den Rand und schloss die Augen.

In letzter Zeit war wahrlich viel passiert und er befürchtete, dass der große Coup noch kommen würde.

Doch, was sollte schon kommen? Ägypten ging es so gut in den letzten Jahren wie lange nicht. Er kämpfte für die Rechte der Sklaven, der Bauern, dem "niederen" Volk.

Doch diese Minister stellten sich ihm immer in den Weg.

Warum waren diese Menschen so verdammt engstirnig?
 

Als er das Bad verließ staunte er nicht schlecht, als er Seth, über einen Papyrus gebeugt, erblickte.

"Seth?", fragte er daher verwundert und ging auf seinen Hohepriester zu.

"Atemu...", hauchte dieser, erhob sich und küsste seinen König leidenschaftlich.
 

Der Kuss endete viel zu schnell und Atemu sah Seth mit geröteten Wangen an.

"Was ist denn los?", fragte Atemu etwas überrumpelt, doch Seth lächelte als Antwort nur milde.

"Ich habe dich einfach vermisst."

Skeptisch betrachtete Atemu seinen Hohepriester.

"Da ist doch noch etwas...?"

Seufzend gab sich Seth geschlagen und hielt Atemu den Papyrus hin, in welchem er kurz zuvor selbst noch gelesen hatte.

Schnell überflog Atemu die Zeilen, ehe er Seth undurchdringlich ansah.

"Wir werden es beobachten. Ich bezweifle, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt etwas unternehmen können."

Seth nickte daraufhin nur und das Thema wurde erst einmal beiseite geschoben.

"Wir sollten uns deswegen jetzt nicht so große Gedanken machen. Komm her, Atemu...", bat Seth und hielt ihm die offene Hand hin.

Schweigend ging Atemu auf seinen Priester zu, welcher ihn in eine Umarmung zog.

"Ich bin bei dir und werde nicht von deiner Seite weichen."
 

Gerührt blickte Atemu empor und lächelte.

"Ich danke dir Seth. Was würde ich nur ohne dich tun?"

"Nun, wahrscheinlich vor Sehnsucht zergehen." Sie sahen sich an - und kicherten beide.

"Ich liebe dich, Hohepriester."

"Und ich liebe dich, Pharao."
 

Die Zweisamkeit konnte ihnen niemand nehmen. Und Atemu genoss die Abende mit Seth. Den ganzen Tag über freute er sich darauf am Abend wieder in den starken Armen seines Priesters zu liegen und seine Seele baumeln lassen zu können.
 

Und nicht nur Atemu genoss diese Zweisamkeit. Auch Seth liebte es, wenn Atemu bei ihm Nähe und Geborgenheit suchte. Meist sprachen sie noch nicht einmal viel miteinander, verstanden sich ohne Worte und genossen einfach die Nähe des jeweils anderen.
 


 

Und so verging die Zeit.

Atemu und Seth hatten eine neue Ära in Ägypten geschaffen, eine friedvolle Zeit, ohne Krieg oder dergleichen.

So waren allmählich die Warnungen des Rah verblasst und auch jener Brief, den sowohl Atemu als auch Seth vergessen hatten.
 


 

Gemütlich lag Atemu ins Seths Armen, malte willkürlich irgendwelche Symbole auf dessen nackte Brust.

"Woran denkst du, Atemu?", wisperte Seth ihm ins Ohr, genoss Atemus Nähe.

"Ich musste gerade an die Anfänge unserer Beziehung denken. Und wie lange das schon her ist."

Amüsiert sah der Hohepriester seinen Pharao an.

"Du wirkst ja richtig melancholisch."

"Ach Seth... ich frage mich einfach, wie lange es noch so weiter geht wie bisher. Werden wir bis zu unserem Lebensende zusammen sein? Oder wird uns etwas entzweien?"

"Mein kleines Dummerchen." Schnell hatte Seth ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn gehaucht.

"Ich bleibe so lange an deiner Seite, bis ich meine Aufgabe erfüllt habe. Und freiwillig gebe ich dich garantiert nicht her."

"Hm, gut zu wissen."

"Atemu? Was bedrückt dich? Du bist in den letzten Tagen und Monden schon so seltsam gewesen. Und allmählich mache ich mir Sorgen."

Seufzend erhob sich Atemu, ging hinaus auf den Balkon, wusste, dass Seth ihm folgen würde.

Mit dem Rücken zu seinem Priester blickte er in die Ferne, sah das Land, -sein- Land.

"Atemu, sprich mit mir." Seth war hinter den Pharao getreten und umarmte ihn sachte von hinten.

"Seth, ich verändere mich."

Stutzig blickte Seth Atemu von der Seite an, wusste nicht, wie er die Aussage deuten sollte.

"Inwiefern 'verändern'? Ich finde nicht, dass du dich änderst..."

Haltsuchend griff Atemu die Hände seines Liebsten.

"Vielleicht nicht von meinem Verhalten her, aber mein Geist ändert sich. Als würde das pure Böse auf mich einwirken, versuchen, mich nieder zu machen. Ich kann es nicht wirklich beschreiben. Es ist... nun ja, ein Gefühl."

Aufmerksam horchte Seth seinem Pharao, begann sich Gedanken über das Gesagte zu machen.

"Warum erzählst du mir das erst jetzt?", fragte Seth nüchtern, drückte Atemu jedoch enger an sich.

"Ich weiß es nicht. Ich hatte einfach Angst davor. Ich dachte, ich käme damit alleine klar, dass ich stark genug bin... Verzeih mir Seth."

"Wie... äußert sich dieses 'Gefühl'?"

"Ich... Manchmal habe ich das Gefühl als bekäme ich keine Luft und würde all die negativen Gedanken und Gefühle der Stadt in mir vereinen. Ein anderes Mal möchte ich alle Menschen unterwerfen... doch wenn ich bei dir bin... dann weiß ich wo mein Platz ist, an wessen Seite ich kämpfe, das ICH der Pharao bin, der Leid abzuwenden hat und nicht dafür sorgt, dass Leid entsteht. Ich habe Angst, Seth. Angst vor mir selbst."
 

~*~tbc~*~
 

A/N:
 

Hallo ihr Lieben :)
 

Jaaa, dieses Kapitel ist sehr kurz, ich weiß >.<
 

Ein kurzes Pitelchen, welches den Höhepunkt nun endlich einleiten soll.

Wie ihr gelesen habt, habe ich einen größeren Zeitsprung eingelegt...

Wenn ihr mich jetzt fragt wie groß... puh , ja, so groß, dass man Warnungen und Briefe vergessen kann^^°

Ich selbst gehe von so 1 - 2 Jahren aus.

Und lyncht mich bitte nicht, das hat seinen Grund:

Ich habe nämlich vor, in die Fortsetzung Teile der Vergangenheiten einfließen zu lassen. Als Flashbacks oder Träume/ Erinnerungen, vielleicht auch ne Zeitreise mit der Kette, mal schauen wie es passt.

Wo wir beim 2. Problem wären, der Fortsetzung: Meine jetzige Idee passt da glaube ich nicht so wirklich als Fortsetzung.... aber mal sehen. Ansonsten gibt es die schon fertige Idee als eigene Story und dann bastel ich hierzu was neues :D
 

So, dann bedanke ich mich recht herzlich bei meinen treuen (schwarz) Lesern und bei denjenigen, die mich gefavt haben.
 

Bis demnächst ihr Lieben
 

LG

grummel_chan


Nachwort zu diesem Kapitel:
A(N:

Hallo ihr Lieben und frohes Neues!

Ich hoffe ihr habt die Feiertage und den Jahreswechsel gut überstanden und seit nun motiviert das neue Kapitel zu lesen *grins*

Ich weiß, ich habe versprochen schneller zu schreiben, aber ehrlich gesagt habe ich gar nicht mitbekommen das schon wieder so viel Zeit seit dem letzten Update verstrichen ist….

Ich hoffe, ihr habt Spaß an diesem Kapitel. Ist leider etwas improvisiert….

Ach ja, zwei Dinge noch:

Hat euch das letzte Kapitel nicht gefallen? Ich hatte so das Gefühl… *schultern zuck*
Und 2. : Macht es euch was aus, wenn ich die Beiden jetzt einfach älter machen würde ohne irgendwelche Zeitsprünge? Ich würde das Alter dann später mal (jaha, nur wann…. -.-) ändern… nur so sind sie ja noch ein bisschen sehr jung…. Ich glaub ich hab mich da damals verrechnet oder ich habe einfach vergessen was ich mir da vor 5 Jahren so bei gedacht habe….

So, und nun genug des Gelabers.
Ich hoffe wie gesagt, dass es euch gefallen hat.

Wie immer bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei euch, ihr lieben Leser, für eure Kommis, die Favos und die Zugriffe auf diese FF.

Habt Dank.

Liebe Grüße und bis bald

grummel_chan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N:

Hallo ihr Lieben :D
ich hoffe, ihr freut euch über ein neues Pitelchen, ich tue es auf jeden Fall xD
Ja, ich weiß, es ist wieder nichts zwischen Seth und Ati gelaufen, aber es kommt, Geduld... :D

Ich danke den Rewiev-Schreibern:

@Roxi_13:
Vielen lieben Dank für dein Review :) Habe mich sehr darüber gefreut ^^
Dann ist ja gut, wenn ich gerade noch mal die Kurve bekommen hab, dass man nicht gleich denkt, ich hätte was von Sailor Moon abgekupfert :P
Hoffentlich bis zum nächsten Kapitel ;)


...und allen, die diese FF schwarzlesen ;P und die diese FF auf ihrer Favo haben, herzlichen Dank. :3

Bis bald!

LG
grummel_chan Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Von:  Roxi_13
2014-10-23T14:42:50+00:00 23.10.2014 16:42
Hab mich sehr über das Kapittel gefreut
Vor allem die stelle wo Atemu den Krieg beendet hat
Und ich stimme dir zu,
Hättest du über das mit dem Herz geschrieben, hätte ich mir gedacht was SAilor Monn jetzt dabei sollte
Ich fur mich schon auf die nächsten Kapittel und mach weiter so

LG
Roxi_13
Von:  Roxi_13
2014-10-20T15:37:30+00:00 20.10.2014 17:37
Nachdem ich jetzt deine Geschichte gelessen habe kann ich nur sagen das sie klasse ist
Es ist mal was anderes als sonst so
Ich würe mich darüber freuen wenn es eine Vortsetzung geben würde
Und über weitere Kapittel zu der jetzigen Serie würde ich mich auch sehr freuen

MAch weiter so

LG
Roxi_13
Von:  Ruha_Ducky
2014-10-16T23:24:59+00:00 17.10.2014 01:24
Wieder ein sehr schönes Kapitel
Freu mich immer wenn es etwas Neues zu lesen gibt :3
Bin gespannt was noch so passiert~


Fortsetzung?
Kommt drauf an wie weit es hier noch geht, welches Ende es gibt etc.
Aber eine Fortsetzung zu einer guten Geschichte ist ja erst einmal was gutes~ :3
^.^
Von:  Shaddow_wolf
2014-01-11T23:31:50+00:00 12.01.2014 00:31
Mir gefällt die Geschichte sehr,da du die Gefühle der Personen sehr gut rüberbringst und spannend schreibst.Wie jyorie bereits angemerkt hat,wär es schön zu wissen,ob für die Herstellung der Milleniumsgegenstände Leute geopfert wurden,oder nicht.Ich wünsch dir viel Spaß beim weiterschreiben und viele gute Ideen.
LG Shaddow_wolf
Von:  jyorie
2013-10-14T19:42:22+00:00 14.10.2013 21:42
Hallo ლ(╹◡╹ლ)

das war beeindruckend, wie du die Gegenstände beschrieben hast, bzw. ihre Herstellung/Übergabe. Aber haben die Wächter jetzt wirklich die Menschen geopfert dafür? Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, das hätte Ra doch sicher nicht gut heißen können.

Ich bin mal gespannt, ob es Atemu zu denken gibt, wenn ihn jeder zu Seth schubst, und das er ihm vertrauen soll und sich öffnen :D

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-13T20:23:23+00:00 13.10.2013 22:23
Hallo (๑╹っ╹๑)

Schade, das die beiden schon so bald aneinander gerast sind. Bzw. Das atemu eingeschnappt ist, weil Seth scheinbar eigenmächtig gehandelt hat, er ihm aber nur nicht Bescheid geben konnte, weil atemu schlafen wollte. Solche Missverständnisse sind doof. Hoffentlich zieht atemu, wenn er darüber nachdenkt, aus dem Kuss und der Erklärung die richtigen Schlüsse.

Ich würde es ihm wünschen, das er glücklich wird :)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-12T23:37:27+00:00 13.10.2013 01:37
Hallo (^o^)y

die Prüfungen, die die beiden hatten, waren ja wirklich sehr schwer. Ich finde das ist eigentlich eine fast unlösbare aufgabe, so zu handeln, wie es der andere Wohl getan hätte. Aber es ist total schön, das die beiden es dennoch meistern konnten.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-12T21:59:28+00:00 12.10.2013 23:59
Hallo (◑‿◐)

das war toll. Ich mag es, wie schnell Seth doch alles durchschaut hat und wie er seinem Atemu helfen kann. Aber ich mach mir jetzt etwas sorgen, wegen der Prüfung ... ich drück den beiden die Daumen. :)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-11T16:04:47+00:00 11.10.2013 18:04
Hallo ヽ(^。^)丿

das Kapitel war schön, endlich sind die beiden wieder vereint und immer noch so eng im Geist verbunden wie bei ihrem ersten Treffen und schon jetzt scheut Seth keine Mühen und Kräfte um seine loyalität gegenüber Atemu zu beweisen, das ist wirklich schön. Atemu hat die richtige Wahl getroffen, für seinen Mitregenten und vertrauten :D

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-10-11T08:08:59+00:00 11.10.2013 10:08
Hallo (ツ)

Seths Priesterweihe hast du auch super beschrieben. Es war schon seltsam, das sein Meister ihn lieber behalten wollte, als ihn dem Pharao zu geben. Ich hoffe, dass der Meister und die Priester dennoch aufrichtig sind und sie Atemu keine Steine in den Weg legen werden und Seth auch nicht.

Atemu wirkt wirklich sehr Einsam. Schade das er sich so abgeschottet hat, obwohl der doch anders sein wollte und dem Volk näher. Aber man kann es verstehen, er wird auch gemerkt haben, das es nicht alle Ehrlich mit ihm meinen.
*seuftz*

CuCu Jyorie

Antwort von:  jyorie
11.10.2013 10:09
Sorry ich hab es verwechselt, das hier gehört zu K7


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