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Planet Punk...

..Die Ärzte Short Stories Teil 1
von

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Geh mit mir

Track 4.:

Geh mit mir

...denn ohne dich sterbe ich
 

"Ich schau dir schon lange zu, baby du, bist der beste Anblick der sich mir heut bot, ich seh rot, sagst du Nein, dann geh ich tot"

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"Hey Roddie... neues Deo?", Bela ging um Rod herum und schnüffelte an einigen Stellen von dessen Shirt, "wie heißt das? Eau de Truthahn?". "Lass mich bloß in Ruhe mit deinen Witzen, Dirk!", meckerte Rod herum, während er versuchte Belas Nase aus seinem näheren Umfeld zu entfernen, "das nächste Mal kannst du ja kochen". Schlagartig wich Bela zurück und setzte sich artig auf das Sofa. Kochen war ein Wort, welches er am Liebsten aus seinem Vokabular streichen würde. Er erinnerte sich daran, wie er mal versucht hatte für Farin zu kochen. Das Wort "Katastrophe" wäre noch ein wenig untertrieben. Es war das reinste Disaster. Damals dachte er sich noch, dass bei einem Brokkoli-Nudel-Auflauf nichts schief gehen kann, doch er täuschte sich gewaltig. Die Nudeln waren steinhart, der Käse schwarz und die Soße war so gut wie komplett verdampft. Nur der Brokkoli war in Ordnung und so war dieses Gemüse auch das einzigste, was auf den Tellern landete.

Durch einen Schlag auf den Hinterkopf wurde Bela unsanft aus seinen Gedanken zurück in die Realität gebracht. "Jetzt musst du dich aber ran halten... Jan kommt gleich". Rod sah Bela mit leicht gestresstem Blick an und zeige auf eine große Uhr über der Tür. Während Bela irgendetwas murmelnd in sein Schlafzimmer ging, setzte sich Rod auf das eben geräumte Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Leicht blies er den Rauch in die Luft und seufzte, "Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Dirk SO faul ist, dann hätte ich ihm meine Hilfe nie angeboten". Nochmals seufzte er und ließ sich ein wenig tiefer in das Sofa sinken.
 

Es klingelte. Eilig sprintete Bela an die Tür und öffnete diese. "Jan!!", schrie er und ein großer blonder Mann grinste ihm entgegen. "Dirk!!", schrie dieser ebenfalls und eine Sekunde später lagen sie sich in den Armen. Als sie sich voneinander lösten griff Farin in die Umhängetasche, die er um die Schultern trug und holte ein kleines Päckchen hervor. "Alles Gute zum Geburtstag", meinte er und überreichte Bela das Paket. Dieser schaute nicht schlecht. "öhm.. Jan?? Heute ist Erntedankfest... mein Geburtstag ist schon einige Monate her". "ja, ich weiß... aber das habe ich gestern wiedergefunden... das sollte eigentlich noch ein Geschenk sein", grinste Farin und trat nun endlich in die Wohnung ein. Kaum war er im Flur, schon wedelte er sich mit einer Hand vor der Nase herum. "Mein Gott, was stinkt denn hier so? Das riecht ja wie auf dem Damenklo". Rod, der aus dem Wohnzimmer trat um Farin zu begrüßen setzte eine finstere Miene auf, "Das ist das Dessert... danke für den Vergleich... aber woher weißt du überhaupt, wie es im Damenklo riecht?". Farin antwortete nicht und auch Rod fragte nicht weiter nach. Er beschäftigte sich lieber mit dem Truthahn, der nun endlich aus dem Ofen musste. Nachdem Rod in die Küche gegangen war setzten sich Farin und Bela an den schon gedeckten Tisch. Sie sprachen nicht, denn die Worte "Au!", "Verdammt!", "Ahh!" und "Leckt mich doch!" aus der Küche waren viel amüsanter.

Nach einiger Zeit stand das Essen dann doch auf dem Tisch. "So... wer will was?", fragte Bela und sah die hochgezogene Augenbraue Farins, "Ach ja, hab ich vergessen, du hast dich ja dem Fleisch verweigert... du Hippie!". "Hippie?", fragte Farin geschockt und griff nach dem Tablett mit dem Truthahn, "ich kann dir mal zeigen was ein Hippie ist!". Er öffnete das Fenster und hielt das Essen hinaus. "Flieg!! Du bist frei!!", schrie er in die Nachbarschaft hinaus. Er hatte einen Moment lang nicht aufgepasst und das Tablett schief gehalten. Der Vogel flog. Allerdings steil nach unten, vier Etagen bis auf den Rasen.

Wie die Drei von der Tankstelle strecken Bela, Farin und Rod ihre Köpfe aus dem Fenster und verfolgten still schweigend den Abgang des Truthahns, bis er mit einem leisen Patsch aufschlug und ziemlich viel Truthahnmatsch hinterließ. "Danke Farin", sprach Rod mit ruhiger Stimme. Farin? Oh gott! Rod nannte Farin selten bei seinem Künstlernamen. Er muss wohl echt sauer sein. "Äh... sorry Rod", stammelte Farin und zwang sich ein Lächeln ab um die Situation ein wenig zu lockern. Wortlos nahm Rod seine Küchenschürze ab und übergab sie Bela, dann stapfte er in den Flur, zog sich seine Schuhe an, nahm seine Tasche und verließ die Wohnung. Als Farin und Bela nochmals aus dem Fenster sahen, konnten sie beobachten, wie Rod noch einmal auf den Truthahn eintrat bevor er in sein Auto stieg und wegfuhr.
 

"Rod ist wohl echt sauer", meinte Farin und setzte sich im Wohnzimmer auf das Sofa. "Jup", meinte Bela kurz, "ich glaub auf die Aktion brauch ich erstmal ein Bier". "Ne ne ne... nix da", meinte Farin, packte Bela am Arm und zog ihn zu sich auf das Sofa. "ey, was...", begann Bela, doch da hatte er schon die Lippen des Gitarristen auf seinen. Sie verharrten einige Momente bis sie sich lösten. Bela saß kerzengerade neben Farin und starrte an die gegenüberliegende Wand. "Was ist denn?", fragte Farin und fuhr mit seiner Zunge sanft über das Ohr des Drummers, "hat es dir nicht gefallen?". Die Farbe in Belas Gesicht verfärbte sich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit rot. Natürlich hatte es ihm gefallen. Wie lange hatte er sich das schon gewünscht? Einmal von Farins sanften Lippen geküsst zu werden. So lange hatte er ihn auf der Bühne beobachtet, wie er die Songs mit einer solchen Hingabe sang. Und dann geschah es einfach. Er verliebte sich in seinen großen, blonden Freund. Dies war nun allerdings 15 Jahre her. Er hatte nach einigen Jahren schon resigniert und sich damit abgefunden, dass zwischen ihnen nie mehr als Freundschaft bestehen würde. Und jetzt küsst Farin ihn aus heiterem Himmel? Nein, er konnte es nicht.

"Bitte geh!", meinte Bela leise und sah auf den Boden. "Bitte was?", fragte Farin verdutzt, "Dirk.. ich...". "NEIN! Bitte geh! Sofort!". "Aber... aber...", begann Farin noch, doch er hielt sich mit seinen Protesten zurück. Wie Bela es von ihm verlangte verließ er die Wohnung.
 

Bela saß noch lange auf dem Sofa und rührte sich nicht. Erst als es laut an seiner Tür klopfte schreckte er auf. "Herr Felsenheimer!!", ertönte es vom Hausflur aus. Oh nein. Nicht diese Schreckschraube von oben, dachte sich Bela. "Machen Sie gefälligst Ihren Müll draußen weg!", schrie sie. "Legen Sie sich doch dazu. Sie wären bestimmt ein schönes Pärchen", konterte Bela. Er hörte nur noch leise ein "Unerhört!" und "Frechheit!", dann war wieder Stille.

Das Knurren seines Magens brachte ihn schließlich dazu aufzustehen. Er ging in die Küche und schnappte sich einen von den Desserts, zu denen es ja nicht mehr gekommen war. "Erdbeercreme mit Bananenschaum und frischen Früchten", sagte Bela leise, "Jan hätte sich gefreut". Ein kurzes Lachen war zu hören, als Bela die Schale wieder in den Kühlschrank stellte. Jan... Warum nur? Warum ausgerechnet jetzt, wo für Bela doch alles schon irreal wirkte?`"Es ist zu spät", wisperte Bela und ging ins Schlafzimmer, "jetzt ist es zu spät". In Gedanken versunken zog Bela seine Klamotten aus und warf sie auf das Bett. Dann schnappte er sich ein frisches Handtuch aus dem Schrank und stapfte in das Badezimmer. Er hoffte, dass eine kalte Dusche ihn wieder ein wenig zur Klarheit verhelfen würde.

Langsam drehte er den Wasserhahn auf und hielt eine Hand unter den Wasserstrahl um zu prüfen ob die gewünschte Temperatur erreicht war. Nachdem alles für ihn in Ordnung schien setzte er einen Fuß in die Dusche. Das Wasser floss langsam sein Bein hinunter und er stellte sich nun direkt unter den Duschkopf. Bela ließ ein leiches Stöhnen hören, als das Wasser sich einen Weg seinen Rücken hinunter suchte. Wie angenehm diese Kälte doch war. Vorsichtig griff er nach der Seife, die neben ihm auf einer kleinen Ablagefläche lag. Da seine Hände zu feucht waren rutschte das Stück aus seiner Hand und fiel zu Boden. Bela beugte sich nach unten um die Seife aufzuheben. Sein Blick fiel aus den Firmennamen, der auf dem Stück stand. "Fa...", sagte er leise, dann ließ er seinen Kopf zur Seite fallen, "...rin... Farin". Langsam setzte er sich hin. Das Wasser plätscherte auf seinen Kopf. Er schluchzte leise. Tränen, durch das Duschwasser kaum erkennbar, liefen ihm die Wangen hinunter. Er saß nun einfach da und starrte die Seife an. "Farin... Jan...", wisperte er nach einiger Zeit, "...ich liebe dich".
 

Farin lag in seinem Bett und starrte an die Decke. "Was hab ich nur gemacht?", fragte er sich selbst und dachte dabei mehr an den Truthahn, als an Bela. War er ihm egal oder wollte er die Situation mit ihm einfach vergessen? Er wusste es nicht genau. "Ach verdammt... wieso weiß ich in solchen Fallen nie was ich will?", schrie er sich selbst an und warf ein Kissen an die Wand. Dieses fiel geräuschlos zu Boden und Farin stand auf um sich etwas zu trinken zu holen. Er stellte ich an den Kühlschrank und öffnete diesen. Es befanden sich genau zwei Flaschen darin. Das eine war abgefüllter Eistee vom letzten Ausflug mit Rod und das andere war eine Flasche Bier, die noch von Belas letztem Besuch übrig geblieben war. Genervt griff Farin nach dem Bier und knallte es regelrecht auf den Tisch. Mit einem Flaschenöffner entfernte er den Kronkorken und setzte zum Trinken an. Kurz vor seinem ersten Schluck stoppte er. "Nein", sagte er, "Wegen so einem Mist fang ich nach 44 Jahren nicht mit dem Trinken an!".

Er stellte das Bier auf die Spüle. Wegkippen wollte er es nicht, denn er hatte das Gefühl, genau diese Flasche noch zu brauchen. Er seufzte leise, dann schnappte er sich seine Autoschlüssel und ging zur Tür hinaus. "Verdammt... ich muss mich bei ihm entschuldigen".
 

"Was mache ich hier eigentlich?", fragte sich Bela, der immer noch in der Dusche saß, "Ich gestehe gerade einem Stück Seife, dass ich sie liebe". Er schüttelte sich kurz, dann stand er auf, drehte den Wasserhahn zu und tappste aus der Dusche. Ein Handtuch wickelte er sich um seine Hüften und dann ging er ins Schlafzimmer, wo er sich anzog. Völlig in Gedanken versunken griff er nach seinen Schuhen und zog sie an. Er wollte raus gehen. Einfach nur raus. Egal wohin.
 

Während Belas Weg die Alster entlang, dachte er lange nach. Über sich, über Farin und über ihr Verhältnis zueinander. Er war sein bester Freund, das war klar. Das haben sie sich auch immer wieder gegenseitig bewiesen. Doch warum war Farin über so viele Jahre hinweg einfach NUR ein Freund? Und warum konnte er jetzt auf einmal Gefühle aufbauen? War es die Wahrheit oder nur ein Spiel? So verwirrt wie gerade war Bela wohl sein ganzes Leben noch nicht. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er die Rufe nach ihm nicht wahr nahm. Erst als man ihm auf die Schulter fasste, schreckte er auf. "Dirk... da bist du ja!". Farin sah ihn mit ernstem Blick an. "Jan... was... was willst du?", fragte Bela sichtlich verwirrter als eben. "Ich muss mit dir reden... bitte", meinte Farin und Bela nickte. Sie setzten sich auf eine Bank ganz in der Nähe. Sie blickten sich nicht an, sondern starrten nur auf das Wasser, das vorbeifloss. "Also...", sagte Bela nach einiger Zeit, "...was willst du mit mir bereden?". "Nun ja...", meinte Farin und blickte zu Boden, "...ich wollte mich bei dir entschuldigen. Wegen vorhin. Weißt du, ich dachte immer, dass wir beste Freunde sind". "Aber... aber das sind wir doch", platzte Bela plötzlich dazwischen. "Nein... sind wir eben nicht! Du empfindest für mich mehr als nur Freundschaft. Das weiß ich schon lange". "Jan...", wisperte Bela, sicher, dass Farin seine Worte ernst meinte. "Dirk...", Farin schaute Bela direkt in die Augen, "...aber so einfach geht das nicht. Ich WILL es besser gesagt gar nicht. Ich glaube, es ist besser, wenn ich für immer aus deinem Leben verschwinde".

Bela merkte, wie ein Kloß in seinem Hals auftauchte und einfach nicht mehr weg gehen wollte. Farin stand auf und machte sich zum Gehen bereit. "Aber... wo willst du hin?", fragte Bela, den Tränen nahe. Er sprang auf und fiel Farin in die Arme, "Ich will nicht, dass du geht. Jan... ich liebe dich... schon sehr lange". Farin legte behutsam seine Hand um Belas Schulter. "Ich weiß", sagte er, "...aber ich werde jetzt gehen. Folge mir nicht. Vergiss mich am Besten. Ich kann dir das auch einfacher machen". "Wie?". "Ich hasse dich!". Damit ließ Farin den kleinen Drummer los und verschwand.
 

Nun stand Bela dort. Verlassen von seinem besten Freund. Er wollte doch nichts anderes, als ein wenig Zuneigung von dem Menschen, den er liebte. War das denn zu viel verlangt? Bela war nicht der Ansicht und verstand daher auch diese harte Reaktion Farins nicht.

Aufgelöst ging er durch die nächtlichen Straßen Hamburgs und wischte sich ab und an eine Träne aus dem Gesicht. "Warum bin ich immer derjenige, der leiden muss?", fragte Bela sich selbst. Sein Weg führte an beleuchteten Diskotheken, überfüllten Kneipen und einer Menge anderer Punkte vorbei, an denen sich die Menschen trafen und glücklich sein konnten. Irgendwann kam Bela an einem großen Wohnblock an. Völlig in Trance drückte er auf eine Klingel und sah mit leeren Augen auf die Gegensprechanlage, die nach einiger Zeit knisterte. "Hallo?", kam eine Stimme daraus hervor. "Hey Rod... ich bin es", sprach Bela leise, "Kann ich kurz hochkommen?". Kaum hatte er diese Frage gestellt schnurrte auch schon die Eingangstür. Bela trat ein und ging die gut 50 Stufen bis zur Haustür Rods nach oben. "Dirk... alles klar?", fragte Rod, der die Tür bereits geöffnet hatte und wartete, besorgt. Bela wollte antworten, doch seine Gefühle übermannten ihn und er fiel Rod in die Arme. Seine Tränen liefen nur so sein Gesicht herunter. "Rod... warum musste Jan mir das antun?". "Hey hey hey... wer wird denn gleich?", meinte Rod und klopfte Bela sanft auf die Schulter, "Komm erstmal rein. Ich mach dir einen Kaffee". Rod machte einen Schritt zur Seite, damit Bela in die Wohnung fand. Nachdem er die Tür geschlossen und Bela sich auf das Sofa gesetzt hatte, ging er in die Küche und setzte eine Kanne Kaffee auf. Da er wusste, dass Bela ihn stärker mochte, packte er noch einen extra Löffel Kaffeepulver in die Filtertüte. Während die Maschine ratterte und einzelne Tropfen in die Kanne fielen, setzte sich Rod zu dem noch immer schluchzenden Bela und reichte ihm ein Taschentuch. "Jetzt erzähl schon... was ist los?". Bela griff nach dem Taschentuch und schnaubte unüberhörbar hinein. "Also...", begann er, "...er hat gesagt, dass er mich hasst... dabei... dabei liebe ich ihn doch so". Rod riss so schnell die Augen auf, wie sein Kinn hinunterfiel. Er konnte nicht recht glauben, was er da gehört hat. Ok, woher denn auch? "Du... du liebst ihn?", fragte er unsicher, "seit wann? wie lange? Und warum überhaupt?". Bela begann zu erklären. "Alles begann vor 15 Jahren. Wir hatten einen unserer ersten Auftritte nach der Reunion. Erinnerst du dich an das kleine Hidden Konzert?". Rod nickte schwach und ließ Bela weitererzählen, "Nun ja, du weißt, dass ich noch ganz schön sauer auf Jan war, weil er erst Die Ärzte auflösen wollte und dann nach fünf Jahren aus heiterem Himmel meinte, dass er wieder spielen will. Ich hatte eigentlich schon andere Sachen geplant, aber das ist ja eine andere Sache. Jedenfalls war ich an diesem Tag total schlecht drauf, doch als ich beim Auftritt Jan sah, wie er voller Hingabe Teenager Liebe sang... da war es um mich geschehen. Ich habe nur noch diese Leidenschaft in seiner Stimme gesehen und gehört. Das war es, was mir so imponiert hat. Noch nie zuvor habe ich so viel Motivation und Willen bei Jan gesehen". Bela stoppte und sah Rod an, der lächelte. "Das ist aber niedlich", meinte er, "Und was hat Jan dir jetzt angetan?". Bela schaute zu Boden. "Er hat gesagt, dass er mich hasst und dass er aus meinem Leben verschwindet". Schon wieder konnte Rod nicht glauben, was er hörte. Farin hasst Bela? Nein, das kann nicht sein. Immerhin sind die beiden seit fast 30 Jahren die besten Freunde; haben alles mögliche erlebt und haben immer zusammen gehalten. Das er Bela jetzt auf einmal hassen würde. Nein nein. Nicht Farin. Da stimmte was nicht. Aber was?

Rod beschloss, der Sache in nächster Zeit auf den Grund zu gehen. Doch jetzt musste er sich um Bela und den Kaffee kümmern. Eigentlich vor allem um den Kaffee, denn er hatte vorhin die Vorrichtung für die Filtertüte nicht richtig geschlossen und nun lief der halbe Kaffee quer über die Arbeitsfläche und plätscherte genüsslich auf den Boden. "Verdammt!", schrie Rod, als er es bemerkte und lief in die Küche, "Ich bin gleich wieder für dich da - lauf bloß nicht weg!". Bela konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Endlich merkte er, dass auch Rod nicht perfekt ist. Außerdem ist das die beste Rache dafür, dass er ihn und Farin mit dem zermatschten Truthahn zurückgelassen hat. "Hier...", meinte Rod nach einiger Zeit und stellte Bela seine Tasse hin, "Lass es dir schmecken". "Danke Rod... aber du hättest dir nicht so eine Mühe machen sollen", sagte Bela und nahm einen Schluck. Der Kaffee schmeckte schrecklich und Bela wollte sein Gesicht verziehen, doch er versuchte es nicht zu tun. Schon allein aus reiner Freundlichkeit gegenüber Rod. "Lecker", sagte er stattdessen und stellte die Tasse zurück. Rod tat dasgleiche, denn auch ihm schmeckte der Kaffee nicht. "Dirk...", begann er, "Jetzt mal Klartext. Glaubst du wirklich, dass Jan dich hasst?". "Ich weiß es nicht Rod... ich weiß es nicht". Rod blickte zu der Kaffeetasse und dachte ein wenig nach. "Weißt du was, Dirk? Du legst dich jetzt hin und schläfst dich aus. So wie du aussiehst hast du die letzten vier Tage nicht geschlafen... und ich suche Jan". Belas Augen wurden groß. "Das... das würdest du für mich machen?". Er fiel Rod um den Hals, "Danke Rod".
 

Farin war Zuhause und packte einige Sachen in einen Koffer, als sein Handy klingelte. "Hallo?", sagte er, als er abnahm. "Hey Jan. Ich bins Rod. Können wir uns irgendwo treffen? Ich muss mit dir reden. Dringend!". "Wieso, was ist denn?", fragte Farin leicht desinteressiert. "Das erzähl ich dir dann. Also, können wir uns treffen?". "Natürlich. Ich komme gleich zu dir". "Nein", schrie Rod ins Handy, "Ich... ich bin nicht Zuhause. Wie wär es mit dem kleinen Café an der Reeperbahn?". Farin stimmte zu und legte auf. Er verstand Rod nicht. Er wohnte doch nicht weit von der Reeperbahn weg, also warum wollte er sich mit ihm in dem Café treffen? Farin hätte sich bestimmt den Kopf darüber zerbrochen, doch irgendwie interessierte es ihn im Moment nicht. Er packte noch schnell seine letzten Sachen zusammen, dann nahm er den Koffer und verließ seine Wohnung. Er packte den Koffer in seinen Kofferraum, dann machte er sich auf den Weg zu dem Café.

Rod wartete schon, bei einer richtigen Tasse Kaffee, als Farin aus seinem Auto stieg. Er winkte Farin zu und dieser setzte sich. "Also, was ist los?", fragte Farin und bestellte sich einen Latte Macchiato. "Es geht um Dirk", meinte Rod und nippte an seiner Tasse, "Er liegt bei mir im Bett und heult sich die Augen aus". Farin verzog ein wenig sein Gesicht, "Ist mir doch egal", meinte er kurz und knapp. "Mensch Jan. Was ist nur mit dir los? So kenne ich dich gar nicht. Ich dachte immer Dirk wäre dein bester Freund". "Verdammt! Das ist er auch!", Farin stand auf und brüllte so laut, dass sich einige Leute umdrehten und sich gegenseitig etwas zuflüsterten. Farin setzte sich wieder und sah Rod an. "Hör zu", meinte er, "Das ist was ganz anderes. Du musst es nicht verstehen, aber ich will Dirk nur schützen". Rod blickte Farin verwirrt an und Farin erklärte. "Pass auf. Dirk und ich, wir sind seit 30 Jahren befreundet. Er ist für mich wie ein Bruder. Ich wusste schon lange, dass er Gefühle für mich hat. Aber ich hab gestern meine Beherrschung verloren und ihn geküsst. Verdammt Rod. Ich habe ihn geküsst. Ich habe ihm Hoffungen gemacht, obwohl ich meiner eigenen Gefühle nicht sicher bin". Rod nickte verständnisvoll. "Aber glaubst du ehrlich, dass es hilft wenn du einfach sagst, dass du ihn hasst?". Farin nahm einen großen Schluck und leerte sein Glas. Er stellte es zur Seite, legte passend Geld hin und stand auf. "Ich muss los. Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme, aber wenn was ist, dann ruf mich an. Und bitte... versuch Dirk alles sanft beizubringen. Du kannst das besser als ich, ich weiß das". Er winkte Rod kurz zum Abschied, dann stieg er in seinen Wagen und fuhr los. Rod blieb noch einige Minuten sitzen und trank in Ruhe seinen Kaffee. Dabei überlegte er sich, wie er Bela am Besten beibringen konnte, dass Farin nun erst einmal weg war. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nun seit zwei Stunden hier saß und nachdachte. Schnell rief er eine der wirklich gut aussehenden Bedienungen an seinen Tisch. zahlte seinen Kaffee und deutete auf das Geld von Farin. Nun musste er schnell zurück zu Bela. Er wollte ihn nicht noch länger quälen, sondern ihm mitteilen, was nun der Stand der Dinge war.
 

Als er Zuhause ankam war nichts zu hören. "Dirk?", fragte Rod vorsichtig, immer im Hinterkopf, das Bela schlafen könnte. Als Erstes schaute er ins Schlafzimmer. Kein Bela weit und breit zu sehen. Er ging weiter zum Wohnzimmer. "Dirk?". Immer noch keine Antwort und kein Bela in Sicht. Da er nicht den Wunsch hatte auf der Toilette nachzusehen, ging er als nächstes in die Küche. "Dirk?... Verdammt DIRK!!". Rod lief zu Bela, der auf dem Boden lag. Um ihn herum berfand sich Blut auf dem Boden. "Dirk, verdammt, was...", brachte Rod heraus bevor er das Messer neben Bela liegen sah. Reflexartig schnappte sich Rod einen Arm von Bela und hielt ihn hoch. Eine große Wunde befand sich direkt am Handgelenk. "Scheiße verdammt. Mach nicht so einen Mist!". Bela antwortete nicht. Sein Gesicht war bleich und seine Augen leer. Sollte er etwa schon...? Nein, das wollte sich Rod nicht vorstellen. "Mach bloß keinen Scheiß Junge!", rief Rod ihm immer wieder zu und griff nach seinem Handy in der Hosentasche. Schnell wählte er die Nummer des Notrufs und forderte einen Krankenwagen. "Wir sind in 10 Minuten da", sprach eine Frauenstimme am anderen Ende, "Versuchen Sie solange die Blutung zu stillen". Rod lief in das Schlafzimmer und holte ein sauberes Handtuch hervor. "Scheiße Scheiße", nuschelte er dabei immer. Zum Glück hatte er damals im Erste-Hilfe-Kurs aufgepasst, so konnte er Bela nun in die stabile Seitenlage legen. Er presste das Handtuch auf die offene Wunde und hoffte, dass der Krankenwagen schnell kommt. Er war kein Arzt, aber er konnte sich sicher sein, dass Bela nicht mehr lange durchhalten würde, wenn nicht gleich Hilfe kommt.

Bela war schon weiß wie Kreide, als Rod endlich die Sirenen des Krankenwagens vernahm. Er rannte hinaus und winkte die Notärzte zu sich. "Na endlich. Kommen Sie", meinte er, dann lief er mit den beiden Notärzten in seine Wohnung. "Ds sieht gar nicht gut aus", meinte einer der Ärzte, als er Bela da auf dem Boden liegen sah. Er hockte sich zu Bela hinunter, nahm das schon Blut durchtränkte Handtuch von deinem Arm und reinigte die Stelle. Dann verband er die Wunde. Der andere Notarzt breitete eine Plastiktrage aus. Auf dieser konnten sie Bela besser nach unten tragen. "Was ist los? Wie sieht es aus? Was kann ich tun?", fragte Rod durcheinander und ging von einer Ecke in die andere. "Im Moment können Sie nichts machen", meinte der Norarzt, der Bela verbunden hatte, "Sie können aber mitkommen". Rod nickte. Er wollte Bela jetzt nicht alleine lassen.
 

Im Krankenhaus lief Rod immer auf und ab. Er konnte noch nicht zu Bela, denn die Untersuchungen liefen noch. Man hatte ihn zwar beruhigt und gemeint, dass die Wunde nicht sehr tief war, aber er machte sich doch Gedanken. Immer wieder ging er hinaus und versuchte Farin anzurufen. Ohne Erfolg. Das Telefon war aus. Gerade, als er zum fünften Mal hinausgehen wollte, kam der behandelnde Arzt hinaus. "Wir haben die Blutung gestillt. Es ist nicht schlimm und wird schnell wieder verheilen. Er ist wach und Sie können zu ihm". Rod nickte und ging an dem Arzt vorbei in das Zimmer, in dem Bela lag. Rod mochte Krankenhäuser nicht so, doch immerhin handelte es sich um Bela. Einen seiner besten Freunde. Leise schloss er die Tür und ging einige Schritte auf Belas Bett zu. "Hey", sagte er leise, "Was machst du nur immer für Sachen?". Bela lächelte schwach. "Weiß ich auch nicht". "Ich glaube ich bind dir irgendwann eine Glocke um den Hals, dann kann ich besser auf dich aufpassen". Rod erleichterte es ungemein, dass er Bela lächeln sehen konnte. So war er sich sicher, dass es ihm gut geht. "Wo ist Jan?", fragte Bela schwach und leise. Rod schluckte. Er konnte Bela ja noch nicht davon erzählen. "Er ist auf dem Weg hierher", schwindelte er und sah Bela an, "Ich soll dir sagen, dass er sich beeilt". Rod wollte nicht lügen, doch die Situation verlangte es von ihm. Bela jetzt noch mehr zu belasten wäre das Schlechteste gewesen, was er hätte machen können. Er sah Bela liebevoll an. "Ich muss kurz raus... kennst mich ja. Ich mag Krankenhäuser doch nicht so... bin gleich wieder da".

Er verließ das Zimmer, ging hinaus und holte sein Handy hervor. Er wollte Farin nun zum letzten Mal anrufen. Zu seiner Überraschung klingelte es. Es dauerte einige Zeit, bis sich Farin am anderen Ende meldete. "Jan!! Ich bin es!! Rod!!", Rod war so aufgewühlt, dass er keinen vernünftigen Satz herausbringen konnte. "Nun nun... beruhige dich. Was ist denn los?", fragte Farin. "Wo bist du? Du musst sofort zurückkommen. Ich... Dirk... Krankenhaus...". Noch während Rod sprach antwortete Farin, "Wie? Was? Krankenhaus? Jetzt beruhige dich und erzähl mir alles!", forderte er Rod auf. Dieser atmete einmal tief ein und wieder aus, dann begann er, "Als ich vorhin wieder nach Hause gekommen bin, da hab ich Dirk in einer Blutlache gefunden. Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten!". Rod hörte ein Klacken. Farin schien das Handy aus der Hand gefallen zu sein, denn ganz weit entfernt war ein "Scheiße" zu hören. Es dauerte eine Weile bis Farin das Handy wieder aufgehoben hatte. "Wie geht es ihm?", fragte er mit besorgter Stimme. "Die Ärzte meinen, dass die Wunde nicht sehr tief war. Aber verdammt Jan, er war so bleich. Seine Augen, so leer und... ach scheiße, er wär fast in meinen Armen krepiert!". "Ich bin unterwegs", meinte Farin kurz, dann legte er auf.
 

"Geht es dir besser?", fragte Bela, als Rod wieder in das Zimmer kam. "Das ist egal. Hauptsache ist, dass es dir gut geht", meinte er kurz, dann setzte er sich auf einen Stuhl. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Irgendwie war Rod mit der Situation komplett überfordert. Bela bemerkte Rods Unsicherheit und versucht ihn zu beruhigen. "Rod... mach dir mal keine Gedanken. Du hast schon so viel für mich getan. Dafür danke ich dir". Rod bemerkte, wie eine Träne sich einen Weg seine Wange hinunter suchte. Leise schluchzte er. Er wollte etwas sagen, doch da hörte er Lärm auf dem Flur. "Lassen Sie mich durch! Ich muss dahin! Mein bester Freund liegt da!" ertönte und Rod war sich sicher, dass Farin da war. Kaum hatte er diesen Gedanken zuende gedacht, ging die Tür ganz langsam auf und Farin steckte seinen großen blonden Kopf hinein. "Hallo?", fragte er vorsichtig bevor er eintrat. "Jan...", wisperte Bela leise und ein Lächeln war auf seinem Gesicht. "Dirk!", meinte Farin, lief an Belas Bett und griff nach seiner Hand. "Entschuldige... entschuldige, dass ich so dumm war. Es ist mal wieder alles meine Schuld. Ich hätte sich nicht so zurückweisen dürfen. Ich...". Bela hob eine Hand und symbolisierte Farin, dass er aufhören sollte. "Bitte Jan. Es reicht, wenn du da bist".

Rod verstand die Situation und stand auf. Er wollte die beiden alleine lassen, denn was sie nun zu Bereden hatten ging ihn nichts an. Das wusste er. "Ich lass euch mal alleine", meinte er kurz, dann ging er hinaus und folgte dem Geruch der Cafeteria. Die ganze Anstrengung hatte ihn doch ein wenig hungrig gemacht.

Er stand mit einem Tablett bewaffnet vor dem Speiseplan und überlegte, ob er sich das deftige Menü holen sollte oder das vegetarische. Beides hatte ansprechendes. Während er überlegte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Schlagartig drehte der sich um und hielt das Tablett, fertig zum Zuschlagen, vor sein Gesicht. Erst als er richtig hinsah, nahm er es wieder herunter und seufzte erleichtert. "Mensch Jan, erschreck mich doch nicht so". Farin lächelte kurz bei dem Anblick von Rods Gesichtsausdruck, doch dann wurde sein Blick wieder ernster. "Ich muss was mit dir bereden... bitte", sagte er kühl, "ich warte dahinten auf dich". Er zeigte auf einen freien Tisch, dann ging er hinüber und setzte sich. Rod legte sein Tablett wieder weg. Ganz plötzlich war sein Appetit wieder verflogen. Er holte sich nur ein Wasser, dann setzte er sich zu Farin. "Also, was ist los?", fragte er. "Ähm...", begann Farin, "...es geht um Dirk... also... ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung tragen kann". Rod blickte verwirrt, "Was denn bitte für eine Verantwortung?". Farin starrte auf das Wasserglas und sprech weiter, "Die Verantwortung um Dirk. Rod... er wollte sich wegen mir umbringen! Das ist nicht einfach nur eine Kleinigkeit, die schnell wieder vergessen ist. Das ist viel schlimmer. Und ich will nicht der Grund dafür sein". "Das kann ich verstehen, aber was willst du jetzt machen, wo es eh zu spät ist? Wenn du jetzt wieder gehst, dann bringt ihn das erst recht um! Vielleicht nicht körperlich, aber seelisch", Rod wurde leicht energisch, denn er fand dieses ewige hin und her von Farin zum Kotzen. Andererseits würde er auch nicht wissen, was er machen soll in solch einer Situation. "Ich will nicht gehen. Niemals. Ich will für Dirk da sein, aber im Moment schade ich ihm nur. Je länger ich bei ihm bin, desto mehr muss er leiden. Das will und kann ich nicht. Rod...", Farin beugte sich halb über den Tisch, griff nach Rods Schultern und sah ihm tief in die Augen. "...ich liebe ihn doch auch!".
 

"Hallo Herr Felsenheimer, wie geht es Ihnen?", fragte ein Arzt, der leise in das Zimmer Belas trat. "Ganz gut. Ich habe aber Kopfschmerzen", antwortete dieser und zeigte auf seine Stirn, "genau da!". "Das ist nicht weiter tragisch", meinte der Arzt und öffnete ein Fenster. "Ich bin hier, weil es sich bei Ihnen um einen Suizidversuch gehandelt hat. Herr Felsenheimer, wir müssen Sie bitten mit einem Psychologen zu reden". "Was??", fragte Bela entsetzt, "Nein. Mit so einem Seelenfritzen will ich nichts zu tun haben". "Herr Felsenheimer, ich weiß, dass es für Sie unangenehm ist, aber dies müssen wir von Ihnen verlangen". Bela nickte schwach. "Also gut". "Sehr schön, dann kommt in ein paar Minuten eine Schwester, die Sie begleitet". Der Arzt lächelte und verließ wieder den Raum.

"Verdammt!", schrie Bela und haute mit den Fäusten auf den kleinen Tisch vom Nachtschränkchen, welches gerade über seinem Bett war. "Au!", sagte er und hielt sich seine Wunde, "Das scheint doch ein wenig schlimmer zu sein, als gedacht... das tut weh wie Hölle".
 

"Jan...", Rod sah Farin ernst in die Augen, "...bist du dir wirklich sicher? Ich meine, du redest dir auch gerne etwas ein... Ich erinnere dich nur ungern an die drei Wochen, in denen du geglaubt hast, dass Heidi Klum dich irgendwann anruft, nur weil sie dir zugewunken hat". "Das hätte sie auch", warf Farin ein, "wenn ich ihr meine Nummer gegeben hätte... aber das hier ist was anderes... glaubst du etwa ganz im Ernst, dass ich mir diese Schmerzen im Herzen und die schlaflosen Nächte nur einbilde?". Rod sagte nichts mehr, er trank den letzten Rest seines Wassers aus und stand auf, "Na dann komm, Dirk wartet sicher auf uns". Doch anstatt mitzugehen blieb Farin still sitzen. "Ich kann nicht", murmelte er vor sich hin und sah auf den Boden. "Was bitte kannst du nicht? Ist doch ganz einfach... pass auf, du stellst beide Füße fest und gerade auf den Boden, dann stützt du dich mit der einen Hand an der Tischplatte und mit der anderen an der Stuhllehne ab. Schon stehst du. Und das Laufen ist auch nicht so schwer", meinte Rod. "Idiot, das mein ich nicht!", sagte Farin, "Ich meine, dass ich nicht mit zu Dirk kann. Ich will ihn nicht noch mehr belasten". "FARIN URLAUB!!!". Oha... da war er wieder. Der Künstlername. Und dieses Mal hat Rod den kompletten gesagt. Ja, er ist bestimmt ziemlich heftig wütend. Dies konnte man aber auch an der extrem roten Farbe in seinem Gesicht erkennen. Er griff sich Farins Arm und zog ihn einfach mit. Farin wollte protestieren, doch als er die kleinen Äderchen sah, die quer über Rods Stirn pochten, überlegte er es sich nochmal anders. Rod zog und zog, sagte aber die ganze Zeit nichts. Erst als sie vor dem Zimmer Belas ankamen, richtete er seine Aufmerksamkeit Farin. "Hör zu... wir gehen da jetzt rein und du sagst Dirk was Sache ist. Ihn die ganze Zeit anlügen und an der Nase herumzuführen ist das gemeinste und fieseste, was du machen kannst!". Farin nickte still, dann machte Rod vorsichtig die Tür auf. "Dirk?", fragte er leise, als er eintrat. Doch Bela war nicht da. Rod schaute überall nach, wo Bela sich hätte verstecken können. Er schaute im Badezimmer nach. "Jan... könntest du... verdammt!!". Rod wollte Farin eigentlich nur fragen, ob er eine Schwester rufen kann, doch als er das Badezimmer verließ war Farin abgehauen. Er lief aus dem Zimmer und schaute sich um. Er sah Farin noch um die Ecke biegen. "Jan!!! Bleib stehen!! Hau nicht schon wieder ab!!"
 

Keine fünf Zimmer von Rod entfernt lag Bela auf einer Liege. Der Raum war nicht gerade klein, doch so voll gestellt, dass er einen erdrückte. Bela fühlte sich dort nicht wohl, doch er musste hier sein. Ein kleiner Mann mit Vollbart, Brille und sanftem Lächeln saß neben ihm und musterte ihn von oben bis unten. "Also gut Herr Felsenheimer", sprach er, "Sie sind hier, weil Sie einen Suizidversuch durchgeführt haben. Das müsste man Ihnen schon erzählt haben. Also... fangen Sie an". "Also am Anfang schuf Gott Himmel und Erde...", Bela nervte es tierisch, dass er hier liegen musste. Immerhin hatte er Nichts getan, was zig Millionen andere Menschen nicht auch schon einmal getan haben. "Nun seien Sie nicht albern", sagte der Psychologe, "Ich bitte um etwas Ernsthaftigkeit... also bitte... erzählen Sie mir von den Problemen, wegen denen Sie in diese Situation kamen". Bela spürte einen Kloß im Hals. "Er ist schuld... nur er alleine. Er hat mich 15 Jahre lang an der Nase herumgeführt. Bis vor einigen Tagen, als er... naja... aber... aber ich habe... habe ihn...", Bela wollte den Satz zuende bringen, doch er könnte es irgendwie nicht. Gerade, als er um seine Stimme kämpfte, vernahm er die Worte Rods, die auf dem Flur zu hören waren. "Jan??", fragte er, nicht sicher, ob er wirklich richtig gehört hatte, "Nein... geh nicht schon wieder". Bela sprang auf und lief in Richtung Tür. "Herr Felsenheimer! Bleiben Sie hier!", forderte der Psychologe auf und hielt ihn am Shirt fest. Doch Bela konnte sich lösen und rannte auf den Flur. "JAN!!!".

Farin blieb abrupt stehen. Die Stimme des Drummers drang durch seinen ganzen Körper und lähmte ihn. Langsam drehte er seinen Kopf nach hinten und sah Bela ins Gesicht auf welchem sich Tränen bildeten. "Willst du etwa wieder gehen?", fragte Bela verzweifelt und versuchte zwanghaft ein Schluchzen zu unterdrücken. "Dirk... ich... ich...", begann Farin, doch Bela unterbrach ihn. "Nein... ich lass dich nicht gehen!", er ging die letzten Schritte auf Farin zu und küsste ihn. Nach kurzer Zeit löste sich Bela von ihm und sah ihn an, "Sag mir einfach, was ich für dich bin. Ich bin auch als dein bester Freund schon zufrieden. Hauptsache ist, dass du nicht gehst".

In diesem Moment wurde Farin alles klar. Als er diesem kleinen dunkelhaarigen Menschen, den er schon über sein halbes Leben kannte, ins Gesicht blickte, spürte er das sehnsüchtige Verlangen nach diesem. "Ach Dirk...", sagte er und schlang seine Arme um dessen Hals, "Du bist nicht einfach nur mein bester Freund... Du bist mein Herz... mein Leben... einfach alles für mich. Ich liebe dich!".
 

~Erntedankfest - genau 1 Jahr später~
 

"Wie kommt das eigentlich, dass ich schon wieder kochen muss?", nuschelte Rod genervt in eine Zwiebel, die er unter Tränen schneidete. Bekleidet mit Schürzte und Kochmütze lief er in Belas Küche von einem Punkt zum anderen um den Truthahn, das Dessert, die Vorspeise fertig zu bekommen und gleichzeitig Belas Nase aus den Töpfen zu halten. "Jetzt verschwinde doch endlich... ich hab dir schonmal gesagt, wenn du so weitermachst, dann darfst du kochen!", meckerte Rod, als Bela einmal wieder an ihm und seinem Essen geklebt hatte. "Och mensch, lass mich doch. Was kann ich denn dafür, wenn du der beste Koch Hamburgs bist?", fragte Bela gespielt kindlich und Rods Wangen färbten sich rötlich. "Wann ist denn das Essen fertig?", fragte Farin, der plötzlich in der Tür erschien, "Ich könnte eine ganze Hirschfamilie essen". "Soll das etwa ein Versprechen sein?", fragte Rod mehr nebenbei, "Dann geh schon mal in den Wald. Dirk müsste hier noch irgendwo eine Flinte liegen haben". Farin verzog ein wenig beleidigt das Gesicht und schnappte sich Bela, "Komm... das lassen wir uns nicht gefallen". Das Rod nur ihn angesprochen hatte, schien ihn nicht zu interessieren.

Er setzte sich mit Bela auf das Sofa, kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. Sie waren nun auf den Tag genau fast ein Jahr zusammen und genau hier hat es angefangen. Als er die Augen ein wenig öffnete, schwang sein Blick auf Belas Arme. Immernoch zeigten Narben an dessen Handgelenk, was passiert war. "Hey... was ist denn los?", fragte der Drummer, als er das traurige und nachdenkliche Gesicht seines Freundes sah. "Nichts...", meinte er nur schroff. "Lüg mich nicht an. Ich weiß wann du lügst". "Woher das denn?". "Naja... immer, wenn du lügst, bekommst du so einen roten Ring um die Nase. Das sieht dann aus, als wenn du drei Tage nur gesoffen hättest... oder verschweigst du mir was?". Bela sah dem größeren Farin lächelnd in die Augen. Plötzlich setzte ich Farin ruckartig auf, "Verdammt, ich hab was vergessen". Noch bevor Bela fragen konnte, was los war, war Farin schon verschwunden. Man hörte ihn in einer Tasche kramen. Wenige Minuten später stand er wieder im Wohnzimmer und sah Bela grinsend an. Er hatte etwas hinter seinem Rücken, was er aber kurz darauf mit einem etwas lauteren Aufprall auf den Tisch stellte. Bela schaute nicht schlecht. "Öhm... Schatz? Was soll ich mit einer leeren Bierflasche? Wenn noch was drin wär - in Ordnung. Aber doch nicht leer". Farin schüttelte mit dem Kopf. "Die ist nicht für dich. Diese Flasche hat eine Bedeutung", meinte er und betonte dabei die Worte "diese Flasche" extra, "Diese Flasche Bier stand vor genau einem Jahr voll bei mir im Kühlschrank. Als ich abends Zuhause war, war ich kurz davor diese zu trinken".

Bela fiel der Unterkiefer fast bis auf den Boden. "Du wolltest das Saufen anfangen? DU??? SAUFEN??? ECHT???". Er konnte sich vor Lachen fast nicht mehr einkriegen. Plötzlich stand er auf und ging auf Farin zu. "Weißt du... ich glaub ich mach Schluss...". "Was?", Farin stand wie erfrohren da und starrte Bela an. "Ja, ich mach Schluss... los, ab in die Küche... im Kühlschrank ist noch Vodka... ich will sehen, wie du dir vor Verzweiflung einen antrinkst". "Du... du Schwein!", lachte Farin und ging auf Bela los. Er stieß ihn wie beim Football in die mittlere Region seines Körpers. Durch den Stoß verlor Bela das Gleichgewicht und musste einige Schritte nach hinten gehen. Leider übersah er Rod, der den fertigen Truthahn reintragen wollte. Mit einem lauten Gescheppere landete dieser zusammen mit dem Essen auf dem Boden. Wütend blicke Rod zu den beiden hinauf, die ihn geschockt anguckten. "Dirk?", sagte Farin ohne den Blick von Rod zu nehmen, "Wo sagtst du steht der Vodka?".

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Puuuuuh... *außer Atem bin*

Endlich ist es fertig. Ok, ich gebe zu, dass das Ende nicht gerade toll ist *selbst hau*, aber immerhin ist es ein Ende xD...

Ich danke euch vielmals für die Geduld und generell dafür, dass ihr meine Geschichten lest. Das freut mich wirklich und motiviert mich immer wieder weiterzuschreiben :)

Eine Frage habe ich an euch... ich wollte mich mal an einem Adult-Kapitel versuchen, hab mich bis jetzt nur noch nicht getraut... würde erstmal gerne wissen, ob ihr denn überhaupt sowas von mir lesen wollt?? Sagt mir einfach Bescheid ^__^

Bis dahin bleibt es bei der normalen Vorschau.
 

Next Track.: Langweilig



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von:  Lady_Lockenlicht
2008-09-10T07:38:04+00:00 10.09.2008 09:38
Wie lustig, gerade heute Morgen habe ich noch ein Interview mit Bela gelesen in dem er gesteht, dass er absolut nicht kochen kann und gerne mal was anbrennen lässt xD

Oh Mann, die ersten paar Absätze waren wirklich voll mit dämlichen Witzen, ich musste ein paar Mal laut auflachen (was in diesem Moment zu Verwirrung in meinem unmittelbar um mich herum arbeitenden Umfeld führte x)

*lach* Das Dilemma von Farin kenne ich, trinke selbst keinen Alkohol und bin dennoch in manchen 'verzweifelten' Situationen immer versucht, es zu tun- obwohl nee, ich will dann immer eine rauchen, dabei rauche ich gar nicht O_o Egal.

Der arme Rod, er muss so viel ertragen in der Geschichte... erst die Sache mit dem Truthahn, dann soll er zwischen Bela und Farin vermitteln dann hat er auch noch alle Hände voll damit zu tun, Bela wieder ins Leben zurückzuholen und zum Schluss muss er wieder kochen- auch noch mit Mütze und Schürze. Du mutest ihm aber viel zu xD Ich musste übrigens unfreiwillig lachen bei "er war kein Arzt, aber..." Schlechtes Wortspiel meinerseits :p

Süße Geschichte, richtig lustig und stellenweise hochdramatisch, ich liebe sowas.
Ach so, noch eine Anmerkung zur Grammatik: manchmal schwankst Du zwischen Gegenwart und Vergangenheit, das verwirrt mitunter beim Lesen ;)

Mal eine ganz dämliche Frage, die mir beim Lesen Deiner Beschreibung zu den "Hauptcharakteren" kam: wohnt Bela tatsächlich in HH und Farin in Amelinghausen, oder sind das bereits wieder veraltete Tatsachen bzw. ist das künstlerische Freiheit Deinerseits? Ich fände es nämlich sehr amüsant, wenn es stimmen würde, da ich selbst in HH wohne und mein Heimatort/der Ort, an dem mein Elternhaus steht 10 km von Amelinghausen entfernt ist und ich da des Öfteren am WE zum Kaffeetrinken bin xD

Liebe Grüße
Fräulein Friedhof
Von:  traumherz
2008-08-23T10:15:41+00:00 23.08.2008 12:15
*hintappel*
*umguck*
ja... ohne Zweifel... es ist der Kommi-Bereich!! *grinsel*
*mich selbst hau*
ich schreib schon wieder einen Schwachsinn...
...
fällt stark auf, dass ich den Kommi unnötig in die Länge ziehen will?
ja?
sehr schön! xD
(nimm mich nicht zu ernst, irgendwie ist es noch zu früh am Morgen für mich xD)
*auf Uhr guck*
okay, es ist 12.10 Uhr...
naja, was solls xDD
Ich hatte gerade nichts zu tun (außer Aufräumen *säusel*) und dachte mir, ich les hier erstmal weiter xD
uuund ich hab es natürlich nicht bereut ^____^ das ist wirklich lustig, ich kann schon verstehen, weshalb du manchmal dein eigener Fan bist xD
doch es ist nicht nur lustig, sondern auch traurig ;_____; aber ich mag das. Ich steh ja auf alles, was irgendwie ein bisschen 'dunkler' ist xD
Einfach wunderschön... so traurig... und so lustig... und waaahhhhhh xDD
Hier lief grad sogar Geh mit mir bei mir xDD hab aus aktuellem Anlass (was wohl der Anlass war? xD) die Planet Punk bei mir reingeworfen xD
hm... irgendwas wollte ich noch sagen...
*Gedächtnis wie ein Sieb hab*
hm... ach ja! Rod kann einem echt Leid tun!
Also Bela natürlich auch und sogar Farin irgendwie, aber Rod auch. Erstens ist er die ganze Zeit irgendwie der gearschte und zweitens ist er allein ;___; der Arme...
nee, wart mal... Rod ist allein
*freu*
*zu Rod wackel*
*der mich komisch anguckt*
Hallo, Rod ^_____^ Ich leiste dir jetzt Gesellschaft ^___^
Rod: Aha o__O Kannst du Truthähne machen?
ähm...
naja, egal xD
Wie auch immer xD Ich komm vom Thema ab (nicht, dass das was Neues wär)
Ich kann leider nicht so lustige Kommis schreiben wie du >___< Aber das hält mich ja nicht davon ab, trotzdem zu kommin xD
Aaaalso: Mach auf jeden Fall weiter so *_____* Die Story ist sooo schön *______*
Und ich mag deinen Humor xDD
Liebe Grüße,
Sina ^___^

P.S.: Ich wär jetzt immer noch auch gerne in Uelzen ;____; xD
Von: abgemeldet
2008-07-24T17:58:35+00:00 24.07.2008 19:58
"Ich erinnere dich nur ungern an die drei Wochen, in denen du geglaubt hast, dass Heidi Klum dich irgendwann anruft, nur weil sie dir zugewunken hat."
wegen diesem Satz musste ich das Lesen mindestens 5 minuten unterbrechen!^^
genial, wie der rest! echt wahr! ich hab mir echt die richtige beschäftigung für heut abend rausgesucht xD

Von: abgemeldet
2008-07-11T20:29:14+00:00 11.07.2008 22:29
xD
Der Truuuuthahn! herrlich :D
Mehr mehr mehr! :D
Von: abgemeldet
2008-06-18T20:20:25+00:00 18.06.2008 22:20
Wohooooooooooo!!!!
Ch weiß nich, welches mir am besten gefällt jedes hat was eigenes...


der Humor war hier cht super... Wo ist nochmal die Vodkaflsche?^^^
Jaja ich weß ihm Kühlschrank...!^^

der helle Wahnsinn!
Von:  -Gwenny-
2008-06-04T13:16:37+00:00 04.06.2008 15:16
ok ich kam dann auch mal zu lesen, nach mehreren Jahren kontne ich mich dazu durchringen weiter zu lesen XDDDD

So jetzt mein Kommentaa~r:
Geil!!!!!
*umfall*
Mega- GEIL!!!
Ich bin begeistert wirklich ich mag deinen Schreibstiel voll der iss klase und das Ende!!!
*schamcht*
Das Ende iss immernoch das beste irgendwie XDDD

Also ich lebe deine FFs ich les auch schnell mal weiter^^

So ne deine FarinBabe
Von:  YouKnowNothing
2008-05-12T09:15:49+00:00 12.05.2008 11:15
XD oh gott... *lacht* das is geil! das is echt... also, was hast du gegen das ende? ich find das einfach nur toll!!!
herrlich... ich geh gleich ma noch das neue kapitel lesen ^^ *wegdüs*
LG Sharingan-Moerder
Von:  Jimmey
2008-05-09T20:38:14+00:00 09.05.2008 22:38
Mööööp
Warum hab ich das erst jetzt gefunden???
Kannst du kich bitte informieren, wenn du neue kapitel hast?
Wäre nett :)
Ist nämlich wieder mal richtig schööööö~n *-*


Von:  YouKnowNothing
2008-05-05T14:49:33+00:00 05.05.2008 16:49
ok, ich muss dann noch ma meinen senf dazu geben: o_O echt ma! welche verantwortung???

ich bin ma gespannt, wie du das ausgehen lässt...
super geschrieben!
Von:  SMC_Smoker
2008-05-04T19:42:46+00:00 04.05.2008 21:42
*sniff* *sniff* *sniff*
ich könnte heulen.... die ist so arsch gut traurig geschriebenTT.TT
hoffe du schreibst schnell weiter....


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