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Some Time Ago

von

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4. Kapitel
 

Angespannt betrachtete Ernest seinen erschöpften Freund. Bis jetzt hatte dieser seine Prüfung wirklich hervorragend gemeistert doch nun begann der Blonde sich Sorgen zu machen. Aufmerksam musterte er das Gesicht des Kämpfenden. Parallel dazu tastete er mit seiner EX vorsichtig nach ihm. Und was Ernest spürte gefiel ihm gar nicht. Gareas EX stieg immer mehr an. Wenn der Grünhaarige nicht bald etwas unternahm, dann würde sie den kritischen Punkt überschreiten und eine EX-Reaktion auslösen. Diese Entwicklung gefiel ihm nicht. Ein Blick auf die Stoppuhr verriet dem Blonden das Gare gerade einmal vier Minuten und 10 Sekunden kämpfte. Somit zeigte er bis jetzt Höchstleistungen.

‚Halt durch Gare!’, betete Ernest im Stillen.
 

„Noch zwei.“

Leicht nickte Gareas um zu signalisieren, dass er verstanden hatte. Gleich würde er es geschafft haben, dann wäre endlich alles vorbei. Da schoss auch schon der vorletzte Victim aus seinem Versteck und attackierte ihn. Mit einer eleganten Drehung wich Gare aus und wollte seinem Angreifer den Gar ausmachen, als sein Radar auf einmal Rot aufleuchtete. Doch dieses Mal reagierten seine Reflexe schneller als sein Gehirn. Seine sowieso schon grünen Haare begannen zu leuchten, seine Augen blitzten auf und seine Muskeln spannten sich an. Das Kribbeln war nahezu unerträglich geworden.
 

„Ha, war ja klar das er’s nicht schafft!“, meinte freudig der Rothaarige. Schon die ganze Zeit über hatte er nur auf diesen Augenblick gewartet. „Er ist eben doch ne Flasche.“

Wütend fuhr Rio herum.

„Sag das noch mal!“, blaffte er die Nr. 22 an. Der Anwärter sah ihn nur abschätzig an.

„Ich sagte er ist ne Flasche. Nicht mal seine EX hat diese Niete unter Kontrolle. So was erbärmliches.“ Noch bevor er reagieren konnte hatte Rio sich schon auf ihn gestürzt. Sofort wollten einige andere Anwärter eingreifen. Auch einer der Prüfer versuchte, die zwei Streitenden zu trennen, doch diese hatten sich bereits zu sehr in der Wolle.

Von diesem Tumult unberührt blieb Ernest. Er hatte noch nicht einmal mitbekommen, was um ihn herum geschah. Das Einzige was er sah war sein Freund. Und dieser steckte gerade in enormen Schwierigkeiten.

‚Gare, konzentriere dich!’

Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen.

„Was…?“

‚Ich bin’s, Ernest. Meine EX ermöglicht mir dies…. Aber das ist jetzt egal! Du musst dich konzentrieren. Wenn du eine EX-Reaktion bekommst und sie nicht kontrollieren kannst, dann fällst du durch.’

„Aber ich kann sie nicht aufhalten…“, erwiderte Gare verzweifelt.

‚Dann lass es. Du musst dich nicht gegen sie sperren. Akzeptier sie, aber kontrollier sie. Lass sie nicht zu stark werden, dann kann sie dir bis zu einem bestimmten Grad sogar helfen!’
 

Die Verbindung brach ab. Erschrocken blickte Gare auf und schaffte es nur knapp, dem zweiten Victim zu entkommen.

Lass sie zu.

Das hatte er gesagt.

Leicht grinste Gareas. Obwohl es kein fröhliches Grinsen war, eher ein sehr sarkastisches. Er hatte sowieso keine andere Wahl mehr. Als die Reaktion zuzulassen. Seine Kraft reichte nicht mehr aus.

Langsam schloss er die Augen und entspannte sich. Sofort nahm das Kribbeln wieder zu, verstärkte sich zu einem Ziehen und dann… fühlte er gar nichts. Irritiert öffnete Gareas seine Augen. Und erstarrte. Er wusste nicht wieso, aber auf einmal hatte er das Gefühl unglaublicher Stärke. Er wusste er würde die Prüfung bestehen. Als Bester. Denn er wusste wo die Victims waren, konnte sie spüren und er wusste, wie er sie am Schnellsten beseitigen konnte.

Und dieses Wissen machte ihm Angst. Er war diese Macht nicht gewohnt. All die Empfindungen überrollten ihn auf einmal ohne das er sich wehren konnte. Gerade als er die Kontrolle verlieren wollte spürte er eine Berührung an seinem Arm.

‚Vertraue mir.’

Das war nicht Ernest. Es war eine Frauenstimme.

‚Vertraue mir, ich werde dich führen.’

Gareas überlegte nicht. Er folgte seinen Gefühlen. Er ließ sich führen.
 

„Die Prüfung ist beendet!“

Als Gareas den Raum betrat bot sich ihm ein sehr komisches Bild. Überall waren zerzaust wirkende Anwärter verstreut und in der Mitte standen sich Rio und die Nr. 22 gegenüber, festgehalten von jeweils zwei Leuten. Und alle starrten ihn mit offenem Mund an.

„Was ist denn hier passiert?“, fragte er nur verwirrt.

Auch über Ernests Gesicht schwebte ein gewaltiges Fragezeichen, denn er hatte von der Keilerei ja ebenfalls nichts mitbekommen, war er doch zu sehr auf Gare fixiert gewesen.
 

„Hahahahaha! Hihihi!!!! Ich kanns einfach nicht glauben… das…das ist doch…das ist einfach …haha…“

Genervt betrachtete Rio seinen Freund, der sich gerade wie ein Verrückter auf dem Boden kugelte und vor Lachen ausschüttete.

„Nun beruhige dich endlich. Nicht, das du noch erstickst. Und du auch Ernest! Hör auf so dämlich zu grinsen. Immerhin habe ich das nur für Garte gemacht. Ein bisschen mehr Dankbarkeit wäre da vielleicht angebracht!“

„So…sorry! Aber … aber das Bild … Wie ihr aussaht, als ich … als ich fertig mit der Prüfung war … einfach zu komisch…“ Leicht außer Atem setzte Gareas sich wieder auf sein Bett und versuchte krampfhaft, sein Lachen zu unterdrücken. Dadurch wirkte sein Gesicht merkwürdig verzerrt und er sah etwas gruselig aus.

„Aber das Ergebnis ist doch einfach zum Schießen…“, warf nun Ernest ein. Auch er kicherte noch.

Rio begann wieder gefährlich zu zucken. In ihm brodelte ein Vulkan, der jeden Moment drohte auszubrechen.

„Du hast halt Pech gehabt. Nimm es dir nicht so zu Herzen.“. mischte sich da Yu ein, der die ganze Zeit nur ruhig dagesessen hatte und seinen Tee schlürfte. Das war’s. Rio sprang wütend auf und schrie in den Raum hinein.

„Pech gehabt?! Ich war der Schnellste verdammt. Vier Minuten und neun Sekunden. Damit war ich der Schnellste. Selbst Gare hat vier Minuten achtzehn Sekunden gebraucht! Und dann drücken die mir wegen dieser bekloppten Schlägerei zehn Strafsekunden auf! Zehn! Das ist nicht fair…“

Den letzten Satz jammerte der Braunhaarige nur noch.

„Tja, und damit bin ich dann eine Sekunde schneller als du, ne?“, konnte sich Gare die Spitze nicht verkneifen. Wütend blitzende Augen fixierten ihn und gerade wollte sich Rio auf den Grünhaarigen stürzen, als eine gewaltige Erschütterung durch die Station ging und alles durcheinander wirbelte.

„Scheiße, was war das?“, keuchte Rio erschrocken, der nun auf seinem Hosenboden saß, Gare aus seinem Schoß. Ernest war aufgesprungen.

„Eine EX-Reaktion!“, meinte er tonlos.

„EX-Reaktion? Aber das war gewaltig. So etwas ist doch tödli…nein!“

Stumm starrte Gare den Blonden an, seine Augen fast flehend. Doch Ernest schüttelte nur schwach den Kopf. „Keine Chance.“, flüsterte er.

Wie von Furien gejagt stürmte Gareas aus ihrem Zimmer in Richtung der Explosion.

„Gare, warte!“ Die anderen drei Anwärter folgten dem jungen Hitzkopf.

„Ernest, weißt du, wer es war?“

Noch immer sehr blass schüttelte der Angesprochene den Kopf.

„Wer auch immer es war, es ist seine erste wirklich große EX-Reaktion. Und dann gleich so heftig …“

Je näher die vier Jugendlichen der Explosionsstelle kamen, desto mehr Anwärter liefen ihnen entgegen. Die meisten waren sehr panisch, es herrschte ein einziges Chaos. Nur mit Mühe konnten sich Gare, Ernest, Rio und Yu weiter nach vorne kämpfen. Doch all der Lärm und die Schreie der Anwärter wurden von den Anweisungen übertönt, die über die Lautsprecher unnatürlich laut zu hören waren.

„Sektion 14 total zerstört. Schotten 24-28 und 33-35 schließen. Evakuierung der Stationen 13 und 15. Alle begeben sich in den nördlichen und westlichen Teil der GOA.“

Doch diese Aufforderungen überhörten die vier geschickt. Endlich wurde es wieder leerer. Die Unfallstelle befand sich unmittelbar vor ihnen. Keuchend und nach Luft schnappend stoppten sie vor besagter Station 14.

„Nr.37! Nr.39! Nr.41! Nr.42! Was zum Teufel tun sie hier. Verschwinden sie, sofort!“, brüllte da Ausbilder Azuma und kam wutschnaubend auf sie zu. „Los, nun gehen sie endlich! Dieser Regelverstoß wird sonst noch weitreichende Folgen haben!“

Rio und Yu wichen ein Stück zurück und starrten Azuma nur entschuldigend an. Ernest dagegen achtete auf etwas ganz Anderes.

„Gare, was ist los…?“, fragte er besorgt, denn der Grünhaarige hatte gar nicht auf das Geschrei des Ausbilders reagiert. Auch den Blonden beachtete er nicht. Seine Augen blickten stumm auf eine zum Teil gesprungene, doch noch immer intakte Glasscheibe. Ernest folgte dem Blick und hielt erschrocken die Luft an.

Auf der anderen Seite konnte man wunderbar in das Innere der nun zerstörten Station 14 sehen. Lose Metallteile schwirrten ziellos umher und wurde langsam aber sich durch ein Loch, welches sich in der Außenwand des Raumschiffes befand, nach außen in den freien Weltraum gezogen. Die einstigen Computer waren kaum noch zu erkennen. Funken flogen keine, der Sauerstoff fehlte einfach. Das war wahrscheinlich auch der Einzige Grund, weshalb es bei einer Explosion geblieben war. Unter anderen Umständen wäre hier noch Einiges hochgegangen. In diesem Moment machte Ernest drei Kreuze, dass sie sich im Vakuum des Alls befanden.

Doch das, was wahrscheinlich Gareas Aufmerksamkeit so auf sich zog, war der stark verletzte Körper, der in der Mitte von all dem schwebte und ebenfalls in Richtung Freiheit abdriftete. Bei dem Verursacher dieser Katastrophe, die mit Sicherheit noch mehrere Verletzte, wenn nicht sogar Tote, mit sich gebracht hatte, war niemand anders als Nr.22. Die verhasste Nummer zweiundzwanzig, der rothaarige Junge, der sich immer über ihn lustig gemacht und ihn angegriffen hatte, der Junge, dessen Namen Gare, wie ihm schmerzlich bewusst wurde, noch immer nicht kannte.

„Wieso…?“, hauchte er tonlos.

Azuma betrachtete nachdenklich seinen Schüler, dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern und sah ebenfalls durch die Scheibe.

„Niemand kann es sich bis jetzt genau erklären. Der Junge war nie auffällig mit seiner EX und hatte augenscheinlich auch sonst nirgends Schwierigkeiten. Doch der Schein kann trügen. Wenn ich die letzten Daten, die ich gerade von ihm erhalten habe, richtig interpretiere, dann besaß er wie du eine zweite EX. Doch er unterdrückte sie geschickt. Keiner hat etwas bemerkt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ausbrach, und dieser Moment war jetzt gekommen. Sein Körper hat der Belastung einfach nicht standgehalten. Schade, dabei wäre aus ihm ein wirklich hervorragender Pilot geworden.“

Gare zuckte zusammen. Das war es also, was sie bedauerten. Dass sie einen guten Piloten verloren hatten. Dass hier ein Mensch gestorben war wurde gar nicht weiter erwähnt. In diesem Moment tat ihm dieser Junge unendlich Leid. Vielleicht hatte er ihn deshalb immer fertig gemacht. Er hatte die gleichen Probleme wie er. Sie beide hatten mit einer zweiten EX zu kämpfen, doch im Gegensatz zu der Nr.22 war es ihm gelungen, seine Fähigkeiten unter Kontrolle zu bringen und sich nicht von ihnen zerstören zu lassen. Ja, irgendwie verstand Gare jetzt den Rothaarigen. Vielleicht hätte er an seiner Stelle auch nicht anders reagiert. Es muss für ihn wirklich frustrierend gewesen sein, als er selbst seine Ex unter Kontrolle bekommen hatte, während er sie noch immer krampfhaft unterdrückte und nicht beherrschen konnte.

„Los kommt, die Scheibe wird nicht mehr lange halten, wir müssen uns in Sicherheit bringen.“, meldete sich da wieder Azuma zu Wort.

Schweigend nickten die Anderen. Nur der Grünhaarige starrte noch immer geradeaus und rührte sich kein Stück. Wahrscheinlich stand er unter Schock. Ohne zu zögern griffen Rio und Yu Gare jeweils an einem Arm und zogen ihn mit sich. Sobald sie die Schleuse passiert hatten, wurde diese geschlossen. Von den Anwärtern hatte bis her keiner etwas gesagt. Schweigend traten sie den Rückweg an. Gareas mied die Blicke der Anderen. Er hatte wieder Angst. Angst, das sie nun sahen, wie gefährlich er wirklich war. Was in seiner Nähe passieren konnte und weshalb man ihn eigentlich meiden sollte. Er würde es seinen freunden nicht übel nehmen, sollten sie nun wieder Abstand von ihm halten wollen, doch er wusste, er würde es nicht verkraften. Zu abhängig war er inzwischen von der Freundschaft der anderen geworden. Alleine sein wäre sein Untergang. Er war es einfach zu lange gewesen.

Plötzlich spürte er, wie jemand seine Hand ergriff. Erstaunt hob er den Blick und begegnete den blauen Seen Ernests. Dieser lächelte ihn nur aufmunternd an und drückte seine Hand etwas fester. Als wolle er ihm so zu verstehen geben, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Sie würden ihn nicht allein lassen.

Gareas Blick wanderte zu den anderen Beiden. Als hätten sie es gemerkt wandten sie sich genau in dem Augenblick auch zu ihm um. Auch in ihren Gesichtern fand er keine Abweisung.

Zufrieden lächelte der Grünhaarige. In diesem Moment fühlte er sich unglaublich befreit und glücklich. Vielleicht würde doch noch alles gut werden.
 

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Ja, ich geb zu, das Ende war etwas kitschig. Na und? Ging nicht anders. Jetzt kommt noch der Epilog und dann ist es geschafft!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  RaspberryDevil
2009-09-10T17:20:41+00:00 10.09.2009 19:20
echt schöne Ff^^
wirklich schade, dass es kaum kommis hierfür gibt.
Ich fin die story ist dir sehr gelungen.
Sonst kann ich mich den andern beiden kommischreibern nur anschließen^-^
Von:  -Kei-
2008-12-26T20:49:10+00:00 26.12.2008 21:49
Hallo ^^

Also, mal ehrlich, ich kann nicht verstehen, warum du für diese FF keine Kommentare bekommen hast. Ich find' sie sehr, sehr schön.
Es ist unglaublich toll und du hast einen wunderbaren Schreibstil.
Und du hast meinen Geschmack auf jeden Fall voll getroffen, gibt schon alleine Bonuspunkte, dass Gareas der Hauptcharakter ist. x3~

Well, aber vielleicht liegt es wirklich daran, wie in dem vorherigen Kommentar schon gesagt, dass es wirklich wenig Leute gibt, die CfG FFs lesen. Und wenn sie sie lesen, kommentieren sie sie nicht.
Nah~ ist zwar schade, aber ist leider so.
Aber von mir bekommst du an dieser Stelle ein ganz Dickes Lob ^^

^.~
Liebe Grüße
Yamato
Von: abgemeldet
2008-10-06T22:07:08+00:00 07.10.2008 00:07
Hi!
Ich fand deine Story wirklich sehr schön geschrieben, noch dazu über Gareas (mein Favo). War spannend mal eine Geschichte über seinen Werdegang zu lesen und nicht diese traurigen storys in denen Ernest stirbt, etc...vorallem das Ende ist toll, als Gareas dann doch Mitleid für Nr.22 empfand.
Die meisten (darunter auch ich eigentlich) schauen hier unter "CfG" nur selten rein, da es kaum neue Geschichten oder Updates gibt. Umso mehr freu ich mich dann so eine Goldgrube wie die hier zu finden ^^

Top!

LG


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