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Katenha

von

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Anfang

Im ersten Moment wusste Raven nicht, wo er war und was passiert war, aber als er mit Mühe die Augen geöffnet hatte und den noch schlafenden Diu neben sich entdeckte, kamen die Erinnerungen langsam wieder.

Muka hatte es wohl geschafft, seine Gefühle frei zu setzen, jedenfalls fühlte er sich seltsam, als ob irgendetwas nun in ihm herumwanderte und sich nicht mehr beruhigen konnte. Der Katenha hatte anscheinend ganze Arbeit geleistet, aber dafür hatte sich Raven schließlich zur Verfügung gestellt, also sollte er sich nicht darüber beschweren und stattdessen froh sein, an einen kompetenten Außerirdischen geraten zu sein.

Vorsichtig stand er auf, wobei er achtete, Diu nicht zu wecken, der sich eng an ihn geklammert hatte, sah sich in dem ansonsten leeren Raum um und steuerte auf die Badezimmertür zu. Er brauchte nun erst einmal eine Dusche oder etwas ähnliches, bevor er sich weitere Gedanken um das Hier und Jetzt und vieles mehr machte.

In die Wanne ließ er Wasser hineinlaufen, zog seine Kleidung, die er eigentlich gleich mitwaschen konnte, aus und legte sich seufzend in das warme Wasser.

Für seinen Geschmack war Zu viel in zu kurzer Zeit passiert.

Jevo, Noevy, Diu, Muka, die ganzen anderen Jugendlichen, deren Namen er nicht einmal wusste, denen er trotzdem mit seinem kleinen Opfer die Freiheit geschenkt hatte.

Wurde er langsam doch ein guter Mensch, noch bevor irgendjemand an seinen Gefühlen herumpfuschte? Oder lag das an den ganzen Strapazen, die er den anderen nur zu gerne erspart hatte? Eigentlich lief doch alles auf das Gleiche hinaus: Er veränderte sich, ob zum Negativen oder Positiven wollte er nicht festlegen, vielleicht bekam er nun andere schlechte Eigenschaften statt seinem Egoismus.

Er war doch auch nur ein Mensch.

„Raven, bist du da drin?“ Diu klopfte gegen die Tür und Raven schob seine Überlegungen zur Seite, sie brachten ihm nichts. Die Veränderung würde ab jetzt erst richtig einsetzen, wenn Muka so weiterarbeitete wie gestern.

„Ja, wieso?“ Durfte man sich hier nicht baden oder was wollte der Kleine von ihm?

„Ich wollte es nur wissen, weil du plötzlich weg warst.“

„Wer sollte denn sonst hier drin sein? Sicher kein anderer Katenha.“ Und das Christkind erst recht nicht, das existierte schließlich nicht einmal, aber das kannte Diu sicher nicht. Feierten Katenha Weihnachten?

„Stimmt... da hast du recht.“ Leicht betreten über seine überflüssige Frage kehrte Diu zu den Matratzen zurück und rollte sich wieder zusammen, um noch ein wenig zu schlafen.

Kopfschüttelnd rieb sich Raven im Bad mit einer Flüssigseife ein; aus unterschiedlichen Gründen waren sie im Moment wohl alle etwas neben der Spur. Aber wer wäre das in ihrer Situation nicht?

Nachdem er sich gründlich gereinigt hatte, verließ Raven das Bad wieder komplett angezogen und setzte sich zu Diu auf die Matratze, allerdings wusste er nicht, wie er sich beschäftigen sollte. In diesem Raum gab es nichts, Diu schien eingenickt zu sein und Muka ließ sich auch nicht blicken. Hoffentlich bekamen sie wenigstens bald Frühstück, sein Magen knurrte schon, seitdem er aufgestanden war, was wohl daran lag, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte, wann er zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Es schien schon länger her zu sein.

Wie auf ein Stichwort schwang die Tür auf und Muka tauchte im Türrahmen auf, in den Händen trug er ein großes Tablett, auf dem er einige Lebensmittel transportierte.

„Und, wie geht es dir?“, erkundigte es sich bei Raven, stellte das Tablett neben ihn und musterte ihn prüfend. „Fühlst du dich anders als sonst?“

„Naja, irgendwie seltsam. Das sind wohl irgendwelche Nebenwirkungen, was weiß ich, wie ich auf eure Erfindung reagiere.“ Um sich nicht länger ausfragen lassen zu müssen, griff Raven nach einer Scheibe Brot und biss hinein. Besonders gut schmeckte es nicht, aber wenigstens freute sich ein Teil seines Körpers, mit Nahrung zu werden.

„Ich hoffe, wir können heute weitermachen“, erklärte ihm Muka und beobachtete Raven bei seinem Frühstück. „Die anderen wollen so schnell wie möglich Ergebnisse, damit sie wissen, ob es sich überhaupt lohnt, nur mit einem Menschen zu experimentieren.“

„Klingt ja fast wie auf der Erde, die wollen auch immer so schnell wie möglich alles erledigt haben“, murmelte Raven zwischen zwei Bissen und spülte das Ganze mit einem Schluck Wasser aus einem Plastikbecher hinunter. An das Essen hier musste er sich erst gewöhnen.

„Muss es gleich heute sein?“ Diu hatte sich aufgesetzt und musterte Muka wenig begeistert. „Lasst ihn sich doch erst einmal erholen, sonst habt ihr bald gar nichts mehr davon.“

„Wenn sie unbedingt meinen, dass sie keinen Tag warten können, dann machen wir das halt heute schon weiter“, meinte Raven, bevor sich Muka und Diu wegen dieser Angelegenheit, die eigentlich ihn am meisten betraf, in die Haare bekamen. „Jetzt sofort oder erst später?“

„Am besten gleich. Aber wir brauchen nur dich.“ Damit zielte Muka auf Diu ab, der sich darauf eingestellt hatte, Raven zu begleiten, und sich nun hintergangen fühlte. „Außerdem kannst du deine Kleidung gleich hier lassen, heute stört sie uns nur.“

„Na toll, jetzt darf ich mich auch noch für eure Versuche ausziehen. Bestimmt ist das eigentlich gar nicht nötig, aber ihr seid ja insgesamt ein sehr interessierter Verein.“ Vor allem Muka, dem Raven immer noch nicht ganz verzeihen konnte, dass er am Anfang nicht immer seine Finger bei sich behalten hatte, aber da Katenha kein schlechtes Gewissen empfanden, durfte man ihnen keine zu großen Vorwürfe machen, zumindest sah Raven das so.

„Diu, du kannst meine Klamotten waschen, wenn ich nicht da bin“, trug Raven dem kleinen Außerirdischen auf, „deine übrigens auch.“ Er entledigte sich seiner Hose, dem Oberteil und den Schuhen, legte sie vor Diu auf einen Haufen und folgte Muka nach draußen.

Normalerweise hätte er sich erst einmal eine halbe Stunde geweigert, der Aufforderung zu folgen und danach noch einmal eine Viertelstunde protestiert, aber wie gesagt, heute lief sein Gefühlsleben anders als sonst. Vielleicht blieb das für immer, vielleicht kehrte es in ein paar Tagen zu seinem Ursprung zurück.

„Deine Gefühle waren sehr interessant.“ Muka strich mit einer Hand über Ravens Schulter den Arm hinab. „Aber leider hat es nicht sehr lange angehalten, dann habe ich schon nichts mehr gespürt.“

Das klang verdächtig, als erwartete er von Raven noch mehr. Hoffentlich endete es nicht damit, dass Muka abhängig von seinen Gefühlen wurde und ihn für immer hier in der Station behielt. Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.

Genauso wenig wie die Finger, die sich gerade daran machten, seinen Rücken abzutasten. Grummelnd schlug Raven nach Muka, um ihm zu zeigen, was er davon hielt, und ließ sich ein Stück zurückfallen. Wenn Muka vor ihm ging – und das musste er machen, da Raven nicht den Weg kannte –, konnte er ihn nicht mehr gegen seinen Willen anfassen.

„Was soll das? Das gehört zu unserer Abmachung, hast du es schon vergessen?“ Muka blieb abrupt stehen, packte Raven an den Schultern und drückte ihn gegen die nächste Wand. „Ich darf theoretisch mit dir machen, was ich möchte.“

„Aber nicht hier!“, knurrte Raven gereizt und drehte schnell den Kopf zur Seite, als es ihn auf den Mund küssen wollte. „Und nicht für deine eigenen Zwecke!“ Seine patzige Seite hatte er also doch nicht verloren, vielleicht war das gar nicht so schlecht, sonst ließ er möglicherweise alles mit sich machen. Bei einem Katenha wie Muka keine gute Einstellung.

„Es ist nicht unbedingt nur für mich. Ich muss testen, ob die Gefühlsübertragung wirklich nur ein paar Stunden anhält“, erklärte es ziemlich überzeugend, nahm aber seine Finger von Raven und beschloss, weiter zu gehen. „Aber wenn du dich weigerst, müssen wir uns wohl etwas anderes überlegen.“

„Dann tu halt, was du nicht lassen kannst“, murmelte Raven genervt vor sich hin, denn so wie er die Katenha kannte, bedeutete diese kleine Drohung, sich wieder neue Versuchspersonen von der Erde zu holen, falls er nicht genau das tat, was man – besonders Muka – von ihm verlangte.

Dieser Zusage kam es auch schnell nach und musste feststellen, dass es wieder nur allein die Berührung von Ravens Mund spürte, mehr nicht. Übertragen hatte sich also nichts auf es und die Wirkung des Steins hielt tatsächlich nicht allzu lange an.

Raven fragte sich seufzend, ob er sich dieses Theater nun jeden Morgen bieten lassen musste. Wenn es nach ihm ginge, wären zwischen jeder einzelnen Sitzung mindestens eine Woche Pause, zumindest am Anfang, damit er sich überhaupt mit dem Ganzen erst einmal vertraut machte. Allerdings schien Muka so begeistert – falls man das auf jemanden beziehen konnte, der nichts fühlte –, dass er annahm, jeden Tag mit ihm in Kontakt kommen zu müssen.

Wie schon die Male davor setzte sich Raven, als sie den Raum betraten, auf den Stein und wartete, was der Katenha sich heute Wissenschaftliches für ihn überlegt hatte.

„Leg dich einfach auf den Rücken und beweg dich nicht“, befahl ihm Muka, während es die Apparatur anschaltete und sich zu ihm begab. Wenig erfreut – aus welchem Grund sollte er sich dem Vieh so präsentieren? – tat Raven es und schreckte kurz zusammen, als Muka begann, ihn mit den Fingern zu betasten. Erst im Gesicht, den Hals hinunter, die Schlüsselbeine entlang.

Mukas Finger fühlten sich genauso wie seine Lippen anders an als Raven es gewöhnt war, weshalb ihm öfters unfreiwillig kleine Schauer über den Rücken liefen, was der Katenha dank des Steins sofort am eigenen Leib erfuhr.

Besonders angetan hatten es Muka Ravens Brustwarzen, die es extra lange berührte, an ihnen entlangstrich und auch in sie hineinkniff, sodass Raven sich fest auf die Unterlippe biss, um nicht irgendwelche peinlich verdächtigen Laute von sich zu geben. Es reichte schon der weggetretene Gesichtsausdruck des Katenhas, um zu wissen, wie sehr es diesem gefiel. Und ihm wahrscheinlich auch, obwohl er das niemals zugeben würde.

Als Muka allerdings weiter nach unten wanderte und schließlich vorsichtig über Ravens Glied strich, zuckte er heftig zusammen, kniff hastig die Augen zu und hörte in seinem Kopf ein schwaches Wimmern von Muka. Drückte das etwas Gutes oder Schlechtes aus? Jedenfalls ließ der Katenha nun diesen Bereich in Ruhe, anscheinend war es doch ein wenig zu viel auf einmal für es.

Plötzlich waren die fremden Hände komplett von seinem Körper verschwunden. „Dreh dich auf den Bauch.“

Zögernd rollte Raven herum, sodass seine Hüfte an Mukas Knie stieß, und spürte kurz darauf wieder Mukas Berührungen, dieses Mal fingen sie an seinen Schulterblättern an, zogen sich in winzigen Schritten über seinen gesamten Rücken und kamen an seinem Po zu ihrem Höhepunkt. Intensiv rieb der Katenha über die Pobacken, ließ auch den Bereich dazwischen nicht aus, und schaffte es somit, die widersprüchlichsten Gefühle in Raven wachzurufen, der sich völlig verkrampft hatte und gar nicht wusste, was er über diese Aktion denken sollte. Einerseits wollte er noch wesentlich mehr davon, andererseits beklagte sich sein Verstand bei ihm, dass er solche Spielchen an seinem Körper überhaupt zuließ. Diese Fummeleien waren wirklich nah an der Grenze von dem, was er widerstandslos über sich ergehen ließ. Aber als Muka es sich nicht verkneifen konnte, langsam zwei Finger in ihn einzuführen und diese leicht bewegte, war bei Raven die Toleranzzone endgültig überschritten. Er schlug die Hand des Katenhas zur Seite, rutschte eilig an die gegenüberliegende Seite des Steins und blickte es böse an.

„Was ist? Gefällt es dir nicht? Deine Gefühle waren aber größtenteils positiv.“

„Mein Kopf wollte das aber nicht.“ Und auf den hörte er eher als auf seltsame Emotionen, mit denen er noch nicht vertraut war. „Ich will nicht von jemandem, den ich kaum kenne, den Finger in den Arsch geschoben bekommen. Wärst du ein Mensch, würdest du das vielleicht verstehen.“ Obwohl das sogar manche Menschen nicht nachvollziehen konnten, aber Raven brauchten keine Wildfremden, die hemmungslos an ihm herumfingerten, bis er nicht mehr klar denken konnte.

„Ihr Menschen scheint sehr empfindlich zu sein.“ Mukas Blick betrachteten jeden Zentimeter von Raven eingehend.

„Liegt wohl daran, dass mich früher niemand auch nur länger als nötig angesehen hat, ich deshalb keine Erfahrung habe und deshalb so reagiere.“ Außerdem wäre niemand auf die Idee gekommen, in seinen Po einzudringen, er selbst wohl am wenigsten.

„Dann musst du dich aber bald daran gewöhnen, dass ich das mit dir mache, unsere Forschungen bauen auch darauf auf.“

„Das glaubst du doch selbst nicht!“ Man hatte ihm nie gesagt, dass er hier als sexuelle Teststation für Muka dienen sollte. Hätte er das gewusst, hätte er sich sein Angebot noch einmal gründlich überlegt und vielleicht gar nicht vorgeschlagen.

„Es besteht ja nicht nur daraus, aber manchmal brauchen wir dich dafür, immerhin werden dabei auch Gefühle bei euch produziert.“

Diese Entwicklung der Dinge störte Raven gewaltig, aber was konnte er dagegen tun? Diskutieren half nichts, rumschreien sicher noch weniger und abhauen funktionierte erst recht nicht. Selbst wenn er zusammen mit Diu von hier floh, dauerte es nur wenige Tage und die nächste Invasion der Außerirdischen auf die Erde wurde gestartet. Die Alternativen standen bei null.

„Falls es dich stört, dass ich derjenige bin, der dich anfasst, musst du dir einfach jemand anderen vorstellen“, schlug Muka vor; diesen Tipp hatte er nach einigen Beobachtungen von Menschen ausgearbeitet. „Wir können es auch natürlich so machen, dass dieser Diu meine Rolle übernimmt, weil du ihm mehr vertraust, ich aber trotzdem dabei bleibe, um die Folgen mitzuerleben.“

„Ich glaube nicht, dass er da zustimmen würde“, entgegnete Raven ablehnend, immerhin war Diu ein Junge und er selbst würde sich nicht von irgendwelchen männlichen Wesen begrapschen lassen, damit Muka sich freute. Außerdem zweifelte er tatsächlich daran, dass Diu dem Vorschlag freudig gegenüberstehen würde.

„Dann musst du dich weiterhin mit mir zufrieden geben.“ Es überbrückte die Distanz zwischen sich und Raven, drückte ihn trotz leichtem Widerstand mit dem Rücken auf den Stein und legte sich auf ihn, sodass sein Kopf auf Ravens Oberkörper ruhte. „Dann fangen wir es einfach noch mal ganz von vorne an.“

Der Katenha schien es wirklich nötig zu haben, ständig mit jemandem in Kontakt zu bleiben, so kam es Raven jedenfalls vor, als er vom Gewicht seines Gegenübers auf die harte Unterlage gepresst wurde. Zum Glück wurde nicht wieder jeder freie Millimeter Haut bis zum Umfallen betastet, aber dafür spürte Raven zum ersten Mal richtig den sonderbaren Köperbau des Katenhas durch den weißlichen Stoff, den eigentlich alle hier trugen. Der Unterkörper schien der einer Frau zu sein, jedenfalls bemerkte Raven keine zusätzlichen Erhebungen dort, dafür wirkte allerdings das Becken recht schmal und Oberweite fehlte völlig. Wenn die Kinder bekamen, wurde das sicher eine sehr interessante Angelegenheit. Tat das nicht irgendwie weh, wenn da so wenig Platz war?

Sicher ein spannender Fall für einen Biologen, aber da Raven dieses Thema eigentlich nur flüchtig durch den Kopf ging, um sich überhaupt mit etwas zu beschäftigen, wollte er gar keine Antwort darauf haben. Katenha waren einfach keine Menschen und besaßen daher kein definiertes Geschlecht, Ende der Geschichte.
 

„Wo warst du so lange?“ Scheinbar hatte sich Diu Sorgen gemacht, denn als Raven nach ungefähr zwei Stunden zurück zu ihrem momentanen Aufenthaltsort kam, wartete er schon sichtlich nervös auf einer der Matratzen. Die Kleidung von ihnen hatte er wie gewünscht gewaschen und nun lag sie ausgebreitet auf dem Boden.

„Wo wohl? Bei meinem neuen Fan.“ Ein anderer Begriff fiel ihm auf Anhieb gar nicht ein, der Mukas Versessenheit auf seinen Körper nicht ganz so drastisch ausdrückte. Er musste schließlich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

„Und was hat Muka mit dir gemacht?“

„Sicher nicht Tee getrunken. Was man halt so macht, wenn man keine Klamotten anhat.“ Das war vielleicht etwas sehr mehrdeutig zu interpretieren.

„Du meinst, ihr habt miteinander... geschlafen?“ Diu sah so entsetzt aus, als hätte Raven gerade verkündet, für immer den Katenha als Versuchskaninchen aushelfen zu wollen.

„Nein, aber so wie es sich benommen hat, hätte nicht mehr viel gefehlt.“ Was er ganz sicher nicht erwidern konnte; auf Sex hatte er ungefähr so viel Lust wie auf die anderen Katenha, mit denen er vielleicht auch noch intim werden musste. Bei dem Gedanken wurde ihm unweigerlich schlecht.

„Was habt ihr denn dann genau gemacht?“ Die Ungewissheit knabberte stark an Diu, dem die Abneigung gegen Muka ins Gesicht geschrieben stand. „Ihr wart ja ziemlich lange weg.“

„Erst hat Muka mich befummelt wie ein Weltmeister, wollte mir sogar seine Finger hinten reinstecken. Eigentlich hat es das auch getan.“ Vielleicht hätte er das lieber verschweigen sollen, Diu wirkte richtig schockiert von dieser Nachricht. „Aber dann habe ich ihm die Meinung gegeigt, weshalb er mindestens eine Stunde mit mir kuscheln wollte. Irgendwie haben die hier alle ein Rad ab.“

„Wann musst du wieder hin?“

„Eigentlich würde Muka mich die ganze Zeit gerne bei sich behalten, damit es mir nach Lust und Laune irgendwo hingreifen kann, aber wer ist damit schon einverstanden? Ich jedenfalls nicht.“ Raven prüfte seine Hose, ob sie schon trocken genug zum Anziehen war und seufzte ärgerlich, weil das nicht der Fall war. Wie lange sollte er noch nackt durch dieses Irrenhaus geistern? „Aber es hat uns angeboten, dass du ihn ersetzt und es nur zusieht und die Gefühle auffängt, aber das wäre sicher nicht so dein Fall, stimmts?“

„Wenn es dir lieber ist, wenn ich das mache, kann ich gerne für Muka einspringen.“ Etwas scheu fixierte Diu den Boden, um Raven nicht direkt ansehen zu müssen. „Also nur, wenn du willst.“

„Lieber du als es, bei dir weiß ich wenigstens, dass du mich nicht ohne zu fragen belästigst. Außer das ist der einzige Grund, weshalb du zusagst.“ Vielleicht war Diu in seinem Inneren auch nur ein notgeiler kleiner Perverser wie der Rest seiner Fastverwandten. Man konnte nie wissen.

„Nein, natürlich nicht.“ Etwas verletzt wegen dieser Unterstellung drehte sich Diu von ihm weg und zupfte an seinen Haaren herum. „Ich weiß ja, wie allergisch du auf Berührungen reagierst, also werde ich es nicht herausfordern.“

„Jetzt sei nicht gleich beleidigt. Vielleicht ändern diese neuen, dummen Gefühle ja etwas an meiner Einstellung.“ Kurzentschlossen setzte er sich neben Diu und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Siehst du, ich sterbe nicht dran und mache es sogar freiwillig. Freu dich darüber.“ Die leichte Gänsehaut, die sich bei Diu bei seinen Berührungen bildete, nahm er natürlich wahr und auch er selbst fand es nicht mehr so schrecklich wie noch vor ein paar Tagen.

Man hatte eindeutig an ihm etwas verändert, langsam ließ es sich nicht mehr leugnen und vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er nicht mehr so idiotisch gefühlskalt sein konnte. Durch Außerirdische menschlicher werden, was für eine Ironie des Schicksals.
 

Und wieder lag er nackt vor Muka auf dem Stein, die Augen hielt er vorsorglich geschlossen und hörte in seinem Kopf Dius beruhigendes Gemurmel. Nach drei Tagen, in denen Raven in jeder freien Minute Mukas Verlangen ausgesetzt war, durfte endlich auch der kleine Außerirdische anwesend sein, weil Raven darauf bestanden hatte, um Diu nicht stundelange allein lassen zu müssen. Davor hatte der Kleine nämlich fast so viel Angst wie vor der Tatsache, dass Muka Raven zum Sex zwang.

Wie gewohnt wurde er zu Beginn gründlich untersucht, bevor Muka überhaupt verkündete, was es heute mit ihm vorhatte. Eigentlich war es Raven sowieso klar, schließlich lief bis jetzt jeder Tag gleich ab, Hauptsache, Muka konnte seine kleine Sucht stillen.

„Ich warne dich gleich vor: Es wird dir wahrscheinlich nicht so gefallen, aber es ist wichtig für uns. Entspann dich und denk am besten an etwas anderes.“

Auf alles eingestellt wartete Raven nervös, was wohl der Grund für diese Warnung war und grummelte auch gleich leicht ungehalten, als er Mukas Hand an seinem Hintern spürte. Fand das Vieh es lustig, ihm immer genau dort hin zu fassen, wo er es am wenigstens mochte? Zumindest wenn derjenige ein silbernes Wesen ohne bestimmtes Geschlecht mit einem Hang zu sexueller Belästigung war und nicht seine Traumfrau. Obwohl er zweifelte, ob es die überhaupt gab.

Dieses Mal drang aber nicht nur ein paar Finger, sondern auch ein kühler, kleiner Gegenstand in ihn ein, was ihm nicht viel besser gefiel, schließlich fand er weder das eine noch das andere besonders erregen. Hoffte er zumindest, seinem neuen Ich traute er noch alles Mögliche zu.

„Was machst du mit ihm?“ Hastig lief Diu auf die beiden zu und ergriff Ravens Hand, um sich wenigstens einzubilden, ihn auf irgendeine Art zu unterstützen und sei es nur seelisch.

„Das werdet ihr gleich merken“, versprach Muka ihnen mit einer undeutbaren Miene.

Kaum verließen seine Finger Ravens Ausgang, begann der münzgroße Gegenstand zu vibrieren und Raven schrie erschrocken auf, von Muka nahm er nur das bekannte Wimmern wahr, während Diu überhaupt nicht wusste, wie er reagieren sollte, außer vielleicht dem Katenha gegen das Schienbein zu treten für seine selbstsüchtigen Handlungen.

„Mach es weg.“ Raven versuchte sich aus dieser Situation zu befreien, doch weder sein Körper noch Muka hörten auf ihn, stattdessen zuckte er immer stärker und auch der Katenha zitterte deutlich neben ihm.

Es schien Ewigkeiten zu dauern, bevor das kleine Ding sich von selbst ausschaltete, Raven sich erschöpft selbst davon befreite und feststellte, dass Muka sein eigenes Experiment wohl nicht so gut überstanden hatte, es lag nämlich zu einer Kugel zusammengekauert neben ihm und gab leise Geräusche von sich, die Raven eher in die Kategorie Unbehagen oder sogar Angst einordnete.

Hoffentlich hatte es aus seinem Fehler gelernt, ihn ständig zu seltsamen Sachen zwingen zu wollen.

„Geht es dir gut?“ Besorgt stieg Diu auf die Apparatur und strich sanft über Ravens blasses Gesicht. „Muka hat es schon wieder übertrieben.“ Vorwurfsvoll blickte er auf den Katenha, der sich schwankend aufrichtete und noch mitgenommener als Raven wirkte. Mitleid hatte er mit ihm ganz sicher nicht, dafür war seine Tat viel zu egoistisch gewesen.

Ausnahmsweise genoss Raven Dius Berührungen, im Gegenteil zu denen von Muka wusste er, dass Diu das nicht nur tat, weil er selbst davon profitierte, sondern weil glaubte, Raven dadurch zu helfen. Es fühlte sich auch viel besser an als wenn der Katenha wieder an ihm herumfingerte, als gäbe es kein Morgen.

„Hoffentlich hast du was daraus gelernt“, fauchte Raven Muka an und zog seine Kleidung, die ihm Diu hinhielt, an. „Wenn du mich zwingst, fühlt sich das ziemlich scheiße an, besonders für dich, kapiert? Außerdem musst du es nicht gleich übertreiben, wenn du davon gar keine Ahnung hast.“

Die starke Erregung, die Muka gefühlt haben musste, die aber bei Raven von den vielen negativen Aspekten ziemlich verdeckt worden war, hatte wohl auch ihren Teil zu der Gefühlsverwirrung des Katenha beigetragen. Sicher dachte es nun länger über die Folgen für sich selbst nach, wenn es wieder fremde Gebiete ohne genügend Ahnung betrat.

„Es... tut mir Leid“, brachte Muka gerade noch heraus, bevor es die Kontrolle verlor und hart auf den Stein stürzte, wo es regungslos liegen blieb und die widersprüchlichen Emotionen in seinem Inneren versuchte zu bewältigen, da es sonst bewusstlos geworden wäre.

„Ach Mann, mit dir hat man nur Ärger.“ Kopfschüttelnd legte Raven ihm die Hände auf die Stirn und zerrte die letzten verbliebenen positiven Gefühle aus dem versteckten Winkel des tiefen Lochs, was man wohl Seele nannte, um sie an Muka zu übergeben. Bestraft war es schon genug, außerdem brauchten sie jemanden, der sich auch wieder hier herausbrachte und bis jetzt hatte sich hier noch kein anderer Katenha wie Ayu oder Xenika blicken lassen.

„Langsam wirst du zu nett“, meinte Diu mit einem schiefen Seitenblick auf Muka, das sich fest an Raven klammerte, um nicht plötzlich wieder allein mit sich selbst dastehen zu müssen. „Es hätte es verdient, die Folgen seinen Egoismus noch etwas länger aushalten zu müssen.“

„Ich weiß, dass ich nicht mehr so unmöglich bin wie vorher, eigentlich dürfte dich das nicht stören.“ Egal was es war, etwas war immer daran verkehrt.

„Tut es aber.“ Diu klang unglaublich leise, obwohl er sich direkt hinter Raven befand. „Du setzt es ja meistens für Muka ein.“

Da hörte sich aber jemand eifersüchtig an, was Raven allerdings verstehen konnte. Er kannte Diu länger als Muka, vertraute ihm eigentlich mehr und ließ trotzdem seine neue, bessere Laune fast nur an dem anderen aus. Allerdings nur, weil dieser mit seiner Abhängigkeit so viel Verständnis und fast schon Zuwendung brauchte.

Manchmal kam Raven der Katenha wirklich nur wie ein zu groß geratenes, einsames Kleinkind vor, während Diu viel mehr Ahnung hatte.

„Vielleicht hast du sogar recht. Aber du musst dir klar machen, dass du Muka in einem Voraus bist: Du hast Gefühle, du weißt, wie du mit ihnen umgehen kannst. Für Muka ist das alles neu und weil er nie Rücksicht auf jemanden nehmen musste, handelt er auch noch so idiotisch. Ich glaube, wir müssen ihm einfach Zeit lassen, damit zurecht zu kommen.“

„Und dann zwingt er dich wieder zu solchen kranken Sachen. Vielleicht haben sie nicht nur deine Gefühle, sondern gleich dein ganzes Denken verändert", warf Diu ihm vor, wusste aber gleichzeitig, das er ziemlich ungerecht Raven gegenüber war.

„Zutrauen würde ich es ihnen.“ Raven löste sich von dem Katenha und wartete, dass dieser wieder in seinen Normalzustand zurückfand.



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