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Adrenalin.

vom stark und schwach sein.
von

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„Wie geht es ihm?“

Immer und immer wieder, diese eine Frage.

Gerard Way nervte sie.

Sahen sie nicht den vollkommen fertigen Frank dort liegen.

In diesem große, weißem Bett, in dem er so schrecklich verloren aussah. So klein und schwach.

In diesem Moment konnte er es einfach nicht mehr verbergen.

Nicht mehr verbergen, dass er eigentlich schwach war.

Und Frank ärgerte sich darüber. Er hatte versucht alles von sich fern zu halten um seine starke Seite bestehen zu lassen, er wollte ja sogar Gerard von sich stoßen, doch dann machte ihm etwas anderes einen Strich durch die Rechnung.

Sein eigener Körper.

Er hielt die langsame Selbstvernichtung nicht mehr aus.

Er spielte nicht mehr mit und gab so Franks Schwäche preis.

Frank wusste nicht, wie er dies ändern sollte, wie er dies wieder heile machen konnte.

Er wollte es nicht wahr haben.

Er wollte nicht wahr haben, dass man dies nicht mehr heilen konnte.

Er wollte nicht wahrhaben, dass er sich jetzt um 180° drehen musste, um so weiterzumachen wie zuvor. Obwohl, eigentlich nicht wie zuvor...

Denn er müsste sich endlich öffnen.

Und genau davor fürchtete er sich so sehr.

Doch zu mindestens im Moment wusste er, wie er das ganze umgehen konnte.

Er konnte sich einfach weiter schlafend stellen, in der Hoffnung, entweder eine Lösung oder Schlaf zu finden.
 

Angenervt und mit einem halbherzigen Lächeln, drängte Gerard Chester aus dem Raum.

Der Sänger von Linkin Park war sofort nach der Show Backstage gekommen, um sich nach Frank zu erkundigen.

Chester sorgte sich.

Er hatte nicht besonders viel mit der Band zu tun, dafür aber eine jahrelange Erfahrung. Er wusste, wann mit jemanden etwas nicht stimmte.

Es war nicht Franks Zusammenbruch gewesen, der ihn aufmerksam gemacht hatte.

Chester selbst war dies auch schon passiert, als stressige Zeiten waren und er kaum Schlaf erwischt hatte.

Nein, es war die schlichte Tatsache, dass Frank zwei Shows hintereinander versaut hatte.

So etwas passierte nicht.

Nicht wenn alles in Ordnung war.
 

Als Chester von Gerard auf den Flur und damit aus dem Zimmer gedrängt worden war, klopfte er Gerard auf die Schulter.

„Gee, hör mal, mach dich nicht so fertig deswegen, jeder kann mal schlapp machen.“

Gerard nickte nur, war allerdings nicht dieser Ansicht.

Chester auch nicht.

Da waren sie sich ja einig.

„Gee, du hast doch einen guten Draht zu Frank, oder?“

Gerard lachte humorlos auf.

Ja, das dachten alle. Gerard hatte es auch gedacht.

Aber momentan dachte er es nicht mehr.

Im Moment war er verletzt. Im Moment dachte er, dass er von seinem Platz verdrängt worden war. Dass da, wo er immer gewesen war, jetzt Mikey war.

Welch ein Schwachsinn, aber wie sollte er das denn auch wissen?

Woher sollte er wissen, dass Mikey am Verzweifeln war, dass er nicht zu Frank durchdrang.

Das er niemals zu Frank durchdringen würde.

Weil er nicht Gerard war.

Der Gerard, der gerade dachte, dass Frank nur mit Mikey redete.

Ein lustiges Spiel, nicht wahr?
 

„Nicht?“

Chester war verwundert.

Eigentlich wusste er, nein, eigentlich wusste jeder, dass Frank und Gerard die besten Freunde waren.

So taten sie nach Außen hin ja auch immer.

Aber Chester wusste, was Schein war.

Gerard schüttelte nur traurig den Kopf.

„Ich dachte...“

„Ich auch, Chester, ich auch.“

Gerard seufzte und fing sich einen mitfühlenden Blick von Chester ein.

„Willst du reden?“

Ein simples Angebot.

Es erfreute Gerard sehr, denn im Moment sorgten sich alle nur um Frank. Niemand um Gerard. Und erst Recht keiner um Gerard und Frank.

„Komm, ich lad dich auf nen Kaffee ein.“
 

...
 

„Du bist wach, oder?“
 

Frank fühlte gerade ein heftiges Déjà vu.

Noch vor einigen Stunden, hatte Gerard dasselbe gefragt.

Frank hasste sich für das Gespräch. Er wusste genau, dass Gerard alles falsch verstanden hatte.

Frank wusste, dass er auf Gerards Frage eigentlich ein ‚ich dich auch’ antworten musste.

So wie man es einfach tat. So wie er es bei Mikey tat, so wie er es bei Jamia getan hatte, so wie man es halt einfach tat.

Doch er hatte es nicht sagen können.

Nicht das er Gerard nicht lieb haben würde. Bei Gott, den es nach Franks Ansicht nach, nicht gab.

Er wollte nicht ‚ich dich auch sagen’.

Er wollte es Gerard anders sagen.

Ich dich auch wäre die direkte Erwiderung auf Gerards gesagtes gewesen.

Und dann wäre es gelogen gewesen.

Denn Gerard hatte nicht Frank lieb, Gerard hatte die Seite von Frank lieb, die er kannte.

Doch war dies nicht wirklich Frank.

Gerard kannte den richtigen Frank nicht.

Doch Frank kannte den richtigen Gerard.

Deswegen konnte er nicht mit ‚ich dich auch’ antworten, weil es nicht stimmte.

Er hatte Gerard lieb, nicht irgendeine falsche Seite.
 

„Mh.“

Frank drehte sich auf die Seite aus der er Mikeys Stimme vernahm.

Er öffnete seine Augen nicht. Mikey fischte ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wickelte sie auf seinen Finger.

Franks Haare waren so lang geworden. Jamia hatte gesagt, dass es ihr gut gefallen würde.

Am liebsten würde Frank sich gerade eine Glatze schneiden.

Er öffnete die Augen, sah Mikeys besorgten Blick.

„Ist dir nicht mehr so Schwindelig?“

„Hat er es ausgezogen?“

„Ja, gleich nachdem er verstanden hatte, was es war. Es tut ihm schrecklich Leid.“

„Mh.“

Er schloss die Augen wieder.

Seufzend ließ Mikey von der Strähne ab, blickte Frank so intensiv an, dass dieser wie automatisch seine Augen wieder öffnete.

„Frank. Rede.“

„Nein.“

„Frank, rede doch einfach.“

„Lass mich.“

„Frank, bitte, mach dich nicht selbst kaputt.“

„Geh weg.“

„Frank.“

„Nein verdammt, verpiss dich!“
 

Frank hatte geschrieen, Mikey war wie immer zusammengezuckt.

Man vergaß einfach immer wieder, warum Frank in Leathermouth war.

Es wäre gelogen, wenn Mikey sagen würde, dass ihn Franks Art nicht verletzte.

Es wäre auch nicht gelogen, dass er es manchmal einfach satt hatte, immer und immer wieder von Frank angeschrieen zu werden, nur weil er helfen wollte.

Ja, Gerard wäre sicherlich nicht mehr so neidisch auf Mikey, wenn er wüsste, wie Frank zu ihm war. Welch verletzende Sachen er ihm immer sagte, oder besser entgegen schrie.

Doch Mikey mochte Frank.

Und genau aus diesem Grund konnte er Frank nicht sich selbst überlassen, auch wenn er wusste, dass er niemals zu Frank durchkommen würde.

Doch sein werter Bruder schien es ja nicht zu verstehen.

Und Mikey konnte es ihm nicht sagen.

Also musste er hinhalten, solange bis Gerard es verstand.
 

Interessant, welch Last eigentlich auf Gerard lag.

Würde er es nicht bald begreifen, würde Frank zu Grunde gehen.

Würde er es endlich begreifen, müsste Mikey nicht so leiden.

Würde er es doch nur verstehen, dann könnten sie wieder ordentliche Konzerte spielen.

Dann würde er jetzt nicht mit Chester an einem Tisch sitzen und ihm erzählen, wie schlimm es Momentan um ihn und Frank stand.

Gerard könnte einem glatt Leid tun.

Aber das musste er nicht, denn er wusste ja nichts von der Last, die auf ihm Lag.

Er verstand ja nicht, dass er der Schlüssel zu allem war.

Faszinierend wie wichtig er war.

Und faszinierend, dass er es nicht verstand.
 

...
 

„Gerard, du bist schrecklich kompliziert, weißt du das? Ihr seit beide so kompliziert.“

Chester seufzte tief und schlürfte den Rest Kaffee aus seinem Becher.

Er blickte auf, an Gerard vorbei und lächelte die Mädchen am Tisch hinter ihnen an, die sie die ganze Zeit tuschelnd beobachtet hatte.

Gerard folgte seinem Blick, zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln.

Eines der Mädchen, kleiner als Frank, wie Gerard fasziniert feststellte, verschluckte sich an ihrem Kaffee und fiel zwischen Husten und Lachen von der Bank.

Gerard prustete und spuckte seinen Kaffee damit zurück in den Becher.

Fans konnten wirklich unterhaltsam sein.
 

Chester grinste den Mädchen noch mal schief zu, ehe er sich wieder Gerard zu wand.

„Ich glaub ich hab ne Lösung für euer Problem.“

Überrascht sah Gerard auf.

Er fühlte sich ein wenig verarscht.

Offensichtlich schien hier jeder mehr zu wissen, als er.

„Und die wäre?“

„Ein simples Wort, Gee. Reden.“

Gerard seufzte.

„Reden?“

„Ja, nagel’ ihn fest und dann frag ihn einfach direkt, was los ist.“

„Und wenn er nicht reden will?“

„Er will reden, Gerard. Zeigt er es nicht deutlich genug?“

„Er zeigt es?“

Doch Chester antwortete nicht, blickte nur trübselig in seinen leeren Kaffeebecher.
 

...
 

Zum zweiten Mal an diesem Tage, erlebte jemand in diesen engen Korridoren ein Déjà vu.

Gerard war wieder auf dem Weg zu Frank, wieder fest entschlossen stark zu sein, Frank zu trösten.

Nur leitete diesmal nicht das leidende Geräusch des sterbenden Verstärkers den Weg.

Diesmal war es Geschrei.

Aber immerhin war die Besorgtheit wieder da.

Vor der Tür des kleinen Krankenzimmers blieb Gerard stehen.

Nun erkannte er die Stimmen. Es waren Frank und Mikey die sich da offensichtlich anschrieen. Gerard hatte seinen Bruder noch nie soviel schreien hören, als in den letzten Stunden.

„Frank! Du machst dich nur selbst kaputt, sieh das doch endlich ein!“

„Halt doch die Fresse, du hast doch keine Ahnung!“

„Du bist so ein Idiot. Gerard wird es sowieso nie verstehen, darauf brauchst du gar nicht erst zu warten!“

Gerard schluckte.

Was würde er niemals verstehen?

„Ach ne! Aber wer sagt, dass ich auf Gerard warte oder so einen Scheiß? Wenn er’s nicht versteht ist doch alles in Butter!“

Wenn er was nicht verstand?

Gerard war verwirrt.

In diesem Moment wünschte er sich, niemals hier hergekommen zu sein, diesen Streit nicht mit anhören zu müssen. Nicht hören zu müssen wie sein geliebter Bruder und sein bester Freund sich Beschimpfungen an den Kopf warfen.
 

„Frank!“

„Verpiss dich verdammte noch mal!“

Und dann ein dumpfer Aufprall.

Gerard zuckte zusammen, als er Mikey wimmern hörte.

Entschlossen riss er die Tür auf, wieder erschreckte ihn das Szenario.

Mikey lag zu Boden, sich wimmernd den Kopf haltend. Frank saß aufrecht in seinem Bett und starrte Mikey an.

Beide ignorierten Gerard vollkommen.

„Oh Gott, Mikey...“

Frank sprang aus dem Bett, verhedderte sich mit dem Fuß in der Bettdecke und stürzte.

Auch wenn er sich mit den Händen abfing, knallte er mit dem Kopf unsanft auf den kalten Linoleumboden. Doch er ignorierte den Schmerz und krabbelte über Mikey, der immer noch auf dem Boden lag.

Frank sah ihm tief in die Augen.

„Mikey“

Frank wimmerte.

„Es tut mir so leid.“

Frank spürte Mikeys große Hände, die sich auf seine Schultern legte.

Und ihn fort stießen.

Das nächste was Frank spürte, war der dumpfe Schmerz, der ihn durchfuhr, als er mit dem Hinterkopf gegen den Stuhl krachte.
 

Es war nicht Franks Schuld gewesen.

Mikey war aus Schreck von seiner heftigen Lautstärke zurückgewichen und über das Stuhlbein gestolpert.

Mikey wusste dies.

Doch Mikey konnte nicht mehr.

Er war am Ende mit den Nerven, was er jetzt brauchte war seine Alicia.

Mikey fuhr seinen Selbstschutz auf, eine feste Mauer, die niemand außer seine Liebste durchdringen konnte. Er konnte es nicht verhindern.
 

Frank wimmerte, zog die Knie ganz nah an den Körper und hielt sich den Kopf.

Mikey rappelte sich ebenfalls auf, traf mit seinem Fuß Franks Schienbein.

Dann ging er, rammte gegen Gerards Schulter, der wie erstarrt in der Tür stand.

Auf seinen Frank blickend, der aufs erbärmlichste Schluchzte.
 

Immernoch nicht deins Windy, du bekommst aber noch eins, ich muss halt erst eins schreiben, was mich an dich erinnert. ♥



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Windy
2008-08-26T22:00:36+00:00 27.08.2008 00:00
Hehe, ich habe kein Problem damit, ich freue mich und reviewe weiter. :D
Also, ich finde Chester's Auftritt klasse. :D Endlich mal einer, der's rafft... XD Ich hoffe, Gerard versteht's jetzt auch... Jetzt, wo Frank so... bedauernswert am Boden sitzt... *heul*
Mir tut übrigens Mikey total Leid. Er will doch nur helfen!
Hach, ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel!
Ganz liebe Grüsse
Windy


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