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Whisper of a broken heart

Der bittere Geschmack der Einsamkeit ließ sich nicht vertreiben
von

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Das Foto

Es war ein Tag wie jeder andere. Miles Edgeworth saß in seinem Büro und bearbeitete gerade einige Unterlagen. Schon seit Stunden arbeitete er daran, aber vorankommen, das tat er nicht wirklich. Er war viel zu aufgewühlt und zu müde, um richtig konzentriert arbeiten zu können. Der letzte Fall hatte ihm so viel Energie und Mühe gekostet, dass er einfach fix und fertig war. Doch nicht nur, dass er ständig Überstunden hatte machen müssen, dieser Fall hatte auch Erinnerungen in ihm geweckt, die tief verborgen gewesen waren. Erinnerungen, die er schon vergessen geglaubt hatte.

Ein Seufzer kam über seine Lippen. Wenn er jetzt nicht langsam anfangen würde, konzentrierter zu arbeiten, dann würde er hier noch die ganze Nacht sitzen, denn es hatte schon vor einiger Zeit angefangen zu dämmern, und der Himmel war schon in ein dunkles Blau gefärbt worden. Er war sich sicher, dass er wohl der Einzige war, der noch hier war. Es war schon längst Feierabend und er konnte sich nicht vorstellen, dass noch jemand so lange Überstunden machte.

Miles erhob sich von seinem Stuhl und trat ans Fenster. Von hier konnte er schon die ersten Sterne sehen, die sich am Nachthimmel spiegelten. Er schloss die Augen und lehnte seine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Miles’ einziger Wunsch war nur noch sein warmes Bett und viel Schlaf, doch bevor er die Unterlagen nicht fertig bearbeitet hatte, konnte er nicht gehen. Er öffnete die Augen wieder und sah erneut hinaus in den Himmel. Wenn er könnte, dann würde er hier alles stehen und liegen lassen und einfach davon laufen. Vor seinen Erinnerungen davon laufen.

Miles war erst vor kurzen hierher zurückgekehrt, was ihm eine lange Diskussion mit Phoenix Wright beschert hatte. Er wusste, dass er diesen mit seinem plötzlichen Verschwinden verletzt hatte, doch war es ihm alles zu viel geworden. Er hatte gehen müssen, um sich selbst zu finden. Und jetzt, jetzt war er wieder hier, doch all die Sicherheit die er mitgebracht hatte, von dieser inneren Sicherheit war im Moment nicht mehr viel zu spüren. Er fühlte sich hilflos, seinen Erinnerungen ausgeliefert. Er spürte, wie er immer weiter sank, langsam, ganz langsam. Die Wahrheit war gesagt worden, und dennoch war so vieles unausgesprochen. Der Kampf den er führte, dieser schmerzhafte und lange Kampf, war immer noch nicht zu Ende. Er stand alleine da, kämpfte weiter, doch die Lügen schienen ihn zu erdrücken. Wie lange sollte es noch so weitergehen? Langsam verließ ihn die Kraft, er verlor immer mehr den Halt.

Hatte er es nicht versucht? Ja, er hatte es versucht, er hatte immer versucht stark zu sein, hatte den Kampf nie aufgegeben, er war alleine soweit gekommen, doch war die Last immer schwerer geworden, seine stolzen Flügel waren durch dieses Gewicht gebrochen. Er konnte nur noch zusehen, wie alles, alles was ihm einmal wichtig gewesen war, entglitt, verschwand. Die Wunde, sie heilte nicht. Schon all die Jahre blutete sie und keiner, keiner hatte sie je heilen können. Der bittere Geschmack der Einsamkeit ließ sich nicht vertreiben.
 

Der Himmel über ihn verschwamm und es wurde dunkel, doch war da nicht eine Stimme? Eine Stimme die seinen Namen rief? Doch wer sollte dies sein? Wer würde ihn schon in dieser finsteren Dunkelheit suchen, die noch schwärzer war als die Nacht...?
 

Miles wusste nicht wo er war, alles um ihn war dunkel, doch spürte er deutlich Wärme um sich. Er konnte nicht zu ordnen von wo diese Wärme herkam und was oder wer diese Wärme ausstrahlte, doch fühlte sie sich ungewohnt an, aber schön. Es war eine Wärme, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Plötzlich drang wieder eine Stimme an sein Ohr. Miles war sich sicher, dass es die Stimme war, die er zuvor schon mal gehört hatte. Aber wem gehörte sie?

Langsam wurde die Stimme lauter und Miles glaubte, sie zu kennen. Diese Stimme, er hatte sie irgendwo schon mal gehört.
 

Obwohl es ihm schwer fiel, schaffte Miles es, seine Augen zu öffnen. Er konnte sich nicht erinnern, sie geschlossen zu haben, aber dies war jetzt unwichtig. Er musste herausfinden wem diese Stimme gehörte, das war das Einzige was im Augenblick zählte.

Für einen Moment konnte er dann auch einen Blick erhaschen, ehe ihm die Augen wieder zu fielen. Er hatte in dunkle besorgte Augen geblickt. Er kannte diese Augen. Doch warum war er hier? Wieso sollte er hier bei ihm sein? War es seine Wärme die er spürte?

Die Stimme wurde leiser. Langsam verschwand auch die Wärme. Und irgendwann, da war einfach nur noch die Dunkelheit.
 

Wie jeden Abend fragte sich Phoenix Wright, was er hier eigentlich machte. Es war schon viel zu spät, um ausgerechnet hier einen Spaziergang zu machen, doch zog es ihn schon seit einer Woche an diesen Platz.

Es war Zufall gewesen, dass Phoenix vor genau einer Woche hier gestanden hatte. Er hatte wichtige Unterlagen in seinem Büro vergessen und wollte sie holen gehen und dabei hatte er ihn gesehen. Miles Edgeworth. Er hatte am Fenster in seinem Büro gestanden und hoch in den Nachthimmel geblickt. Zuerst wollte Phoenix zu ihm hinauf, doch hatte ihn der Mut verlassen, als er am Eingang des Gebäudes stand.

Phoenix war überglücklich gewesen, als Miles wohlbehalten zurückgekehrt war. Er hatte sich schreckliche Sorgen gemacht und für einen kurzen Moment hatte er wirklich geglaubt, er würde Miles nie wieder sehen. Doch Miles Edgeworth war zurückgekehrt.

Aber so glücklich wie er auch war, verspürte er auch eine unbändige Wut in sich. Ohne ein Wort zu sagen, war Miles verschwunden, er hatte nur einen Brief zurückgelassen, einen Brief, der ihm seine Sorgen um Miles nicht nehmen konnte. Ganz im Gegenteil, er hatte es noch schlimmer gemacht. Nick konnte sich nicht erinnern, wie viele Nächte er genau wach gelegen hatte, wie viele Tage er nach ihm gesucht hatte, vergebens.

So hatte er Miles direkt zur Rede gestellt, wieso er einfach so gegangen war, wieso er sich nicht hatte helfen lassen, doch dieser hatte nur abgeblockt. Phoenix verstand nicht, wieso Miles sich so abschottete und niemanden an sich ranließ. Sie waren doch Freunde, zumindest dachte er das.

Vielleicht war dieses misslungene Gespräch der Grund dafür, wieso Nick jeden Abend hier draußen stand und hoch in Miles’ Büro schaute, darauf wartete, dass dieser ans Fenster trat und hinaussah, aber nicht zu ihm hineinging.

Heute war der siebte Tag, an dem er hier draußen stand und darauf wartete. Er konnte sich nicht genau erklären, warum es ihn jeden Abend hierher trieb, aber vielleicht war es aus Sorge, aus Sorge um Miles, welcher Tag für Tag schlechter aussah. Miles war der Einzige, der solange blieb um zu arbeiten und trotzdem jeden Morgen pünktlich auf der Matte stand. Phoenix bewunderte ihn ein wenig für seinen Ehrgeiz, doch war dies alles andere als gesund.

Nach einigen Minuten, in denen Nick hier draußen stand, trat Miles dann auch ans Fenster. Bis jetzt hatte dieser ihn noch nie bemerkt, sein Blick war aber auch immer nur in den Himmel gerichtet. Phoenix konnte sich nicht helfen, heute musste er zu ihm und mit ihm reden, so konnte es einfach nicht weitergehen. Miles hatte sich so verändert seit ihrer Kindheit und je mehr Zeit verstrich, desto weniger kam er an ihn ran. Er hatte gehofft, dass sich dies ändern würde, wenn sich der Fall von Manfred von Karma erledigt hätte, doch nichts hatte sich geändert. Es schien alles nur noch schlimmer zu werden.

Doch Phoenix wollte nicht aufgeben. Er würde seinen Freund nicht im Stich lassen.

Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und betrat das Gebäude, fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock, wo Miles’ Büro lag. Zögerlich klopfte er, jedoch bekam er keine Antwort.

„Edgeworth? Ich bin es, Phoenix..“

Langsam öffnete er die Tür und lugte hinein, doch Miles stand immer noch am Fenster und zeigte keinerlei Reaktion.

Er betrat das Zimmer und ging auf Miles zu.

„Edgeworth?“, versuchte es Phoenix nun erneut, doch wieder kam keine Antwort.

Bevor er noch was anderes sagen konnte, wankte Miles plötzlich bedrohlich und im nächsten Moment hielten ihn auch schon seine Beine nicht mehr.

Phoenix konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er den Boden erreicht hatte und hielt ihn sicher in seinen Armen.

„Miles! Miles! Was hast du denn?!“

Besorgt blickte er auf ihn hinab.

„Miles! Hey, jetzt wach doch auf!“

Es war nur für kurz, doch für einen Moment hatte Miles die Augen geöffnet und direkt in seine geblickt, doch danach waren sie ihm wieder zugefallen und er war erneut weggetreten.

„Miles...was machst du denn für Sachen? Du hast ja hohes Fieber..“ seufzte Nick, der Miles eine Hand auf die Stirn gelegt hatte. Vorsichtig hob er Miles an und erschrak ein wenig als er merkte wie leicht dieser eigentlich war. Jetzt war sich Phoenix sicher, irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Doch darum würde er sich später kümmern, erstmal musste er Miles in ein Bett bringen und etwas gegen sein Fieber tun.

Behutsam trug Phoenix Miles aus dem Gebäude und sah sich draußen ein wenig um. Er konnte Miles’ Wagen auf dem Parkplatz sehen, doch wusste er nicht wo sich die Schlüssel befanden, weswegen er beschloss, Miles einfach zu sich zu tragen, dort würde er sich besser um ihn kümmern können. Soweit Phoenix wusste, lebte Miles alleine und ihn in diesem Zustand sich selbst zu überlassen wäre unverantwortlich gewesen.

Phoenix seufzte ein wenig, als er den schmalen Weg zu sich entlang ging und blickte dabei auf Miles hinab. Er war wohl schon zehn Minuten unterwegs, doch Miles war bis jetzt kein einziges Mal aufgewacht.

Obwohl dieser auch für seine Größe und Statur eindeutig zu wenig wog, war Phoenix ziemlich erleichtert, als er Miles in sein Bett ablegen konnte. Kurz streckte er sich ein wenig, doch begann er dann, Miles Obenrum zu entkleiden, denn dieser war durch das Fieber ziemlich verschwitzt.

„Hm? Was ist das denn? Sind das etwa..Kratzer?“ fragte Nick erstaunt, als er ihm Jackett und Hemd ausgezogen hatte und somit einen freien Blick auf seinen Hals hatte.

Wo er die wohl her hat? Dachte sich Nick, deckte Miles dann aber zu und legte ihm erstmal einen kühlen Lappen auf die Stirn. Solange Miles schlief, würde er ihm keine Tabletten gegen das Fieber geben können und so blieb ihm nichts anderes übrig, als es erst einmal so zu versuchen, denn Miles wollte und wollte einfach nicht wach werden. Würde das Fieber aber bald nicht sinken, dann würde Phoenix einen Arzt rufen müssen, doch hoffte er, dass es soweit erst gar nicht kommen würde.

Phoenix nahm Miles’ Jackett und hing es über eine Stuhllehne, jedoch fiel dabei etwas aus Versehen aus der Jackentasche, was er neugierig aufhob.

„Was das wohl ist?“

Er wusste, dass es sich nicht gehörte einfach in fremden Sachen rumzuschnüffeln, doch war er furchtbar neugierig und so entfaltete er den kleinen Zettel.

Es stellte sich jedoch heraus, das dies kein Zettel war, sondern ein Foto, ein Foto das Nick Miles vor Ewigkeiten in einem Brief geschickt hatte. Es war das Foto, wo er mit Miles und Larry abgebildet war, sie waren dort noch Kinder und dieses Foto war kurz davor geschossen worden, bevor Miles weggezogen war.

„Wie.. wie kann das sein? Miles meinte doch, er hätte keinen einzigen Brief von mir bekommen, aber dieses Foto..wieso.. wieso hat er denn gesagt er hätte sie nicht bekommen, und wieso hat er denn nie geantwortet..?“

Traurig blickte Phoenix das Foto an. Immer und immer wieder hatte er Miles Briefe geschrieben, doch nie eine Antwort bekommen. Er hatte schon geglaubt, dass die Briefe verloren gegangen wären.

Nick hatte sich so gefreut, als er Miles nach all den Jahren endlich wieder gesehen hatte. Aber Miles hatte nur behauptet, er würde ihn nicht kennen und hätte auch nie einen Brief von ihm bekommen.

Wieso hatte er das gesagt? Wieso hatte Miles ihn angelogen? Er konnte sich erinnern, er hatte die Briefe bekommen, dieses Foto war der Beweis dafür.

Phoenix warf einen Blick zu ihm rüber. Langsam verstand er gar nichts mehr. Es kamen immer mehr Fragen auf, doch sah er bis jetzt keine Antworten darauf in der Nähe. Was versuchte Miles so dringend vor ihm zu verbergen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NekoTachi
2008-08-05T18:02:21+00:00 05.08.2008 20:02
cool!!!das ist ein toller anfang,klasse iwe du schreibst!!*freu*^^


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