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Energie des Hellsten Lichts

von

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Kapitel 2
 

Florian ging die verstaubte, abgewetzte Wendeltreppe immer weiter. Schritt für Schritt. Was auch immer er an sah, er bemerkte es nicht wirklich. Statt dessen schwirrten vor seinen Augen Bilder herum. Erinnerungen an die vergangene Zeit.

Florian sah sich als 14-jähriger, weinend auf dem Teppich, auf dem Fernseher die Nachrichten: „Es gab keine Überlebenden. Das Flugzeug stürzte auf Grund eines Triebwerk-Schadens ab.“

Dann ein Wechsel. Florian öffnete den Brief von Anwälten, die ihn über die Schulden informierten, die er nun geerbt hatte, da er das Erbe nicht rechtzeitig abgeschlagen hatte. Alles wurde gepfändet-Florian ging ins Waisenhaus, niemand wollte ihn adoptieren.

Weiter ging er die Treppen hinauf. Aber wieder wurde er von Bildern verfolgt. „Du hast schon wieder einen Teller zerbrochen. Kein Wunder dass niemand einen Taugenichts wie dich haben will. Eben nur der Sohn von schnöseligen Firmenchefs.“

Die Worte des Erziehers beim Essen, als er 17 war. Das war der Tag, als er beschloss aus zu reißen. Ohne alles aus seinem Zimmer, weil die Dinge ihn nur an diese schreckliche Zeit erinnern würden-bis auf die Gitarre. Sie war sein einziger Trost.

Ein grausamer Tanz ereignete sich vor seinen Augen. Somit ließ dieser es auch nicht zu, dass die Schritte einer anderen Person, die ihm fast im selben Tempo folgte, zu ihm durch drangen.. Vielleicht war es aber auch nur, weil die Schritte so leise durch die Halle gingen, denn die Verfolgerin war ängstlich, ging deshalb nur vorsichtige Schritte, fragte sich wohl auch nur selbst, was hier vor ging.

Der Tanz ging weiter, aber endlich kam was gutes. Die Begegnung mit Andre. „Hey, du willst dich doch nicht etwa umbringen.“

„Was geht dich das an. Verschwinde.“

Das Gesicht von Andre: „Hör doch zu, mir geht’s auch schlecht, sehr schlecht sogar. Bitte. Rede mit mir.“ Das taten sie auch.

Danach kamen die vielen Tage, als sie Musik machten. Er sieht die Schüler, wie sie klatschen und eine Zugabe verlangen, Another day in paradies fordern.

Aber es war eben immer nur das selbe, und von der Straße hat es ihn nie geholt. Er erreichte nun das Ende der Treppe, sah das Licht, welches durch den Spalt der alten Türe, die zum Dach führt, scheint.

Die nächsten Bilder sind Bilder der Zukunft. Er sieht sich als Leiche. Blut überströmt, um ihn herum Polizisten, und wie sie reden: „Mal wieder ein Obdachloser, hat wohl Selbstmord begangen.

Machen wir das Übliche und dann können sie ihn ja in das Sozialgrab bringen.“

Das Letzte, was er sieht ehe er die Tür öffnet, ist ein Holzkreuz ohne Namen, nur mit dem heutigen Datum hinter dem Zeichen für gestorben. Vollkommen unwichtig beerdigt, wie auch sein Leben für jeden nur nutzlos war.

Langsam kam das Ende des Daches immer näher und näher. Er registrierte es nicht wirklich, erst, als er an der Kante stand. Er sah nach unten. Die Bäume und Büsche voller Blüten bewegten sich im leichten Wind. „Was für ein schöner Tag. Ich werde einen wunderbaren Tod haben. Ohne Schmerzen. Ohne Qual.“

Ein leichtes Knarren ertönte von hinten. Florian rief: „Vergiss es Andre, ich lass mich nicht mehr umstimmen. Geh lieber, ich will nicht dass du das hier siehst.“ Aber es kam ihm etwas merkwürdig vor, dass er fast keine Schritte hörte.

„Mein Name ist nicht Andre. Ich heiße Finadira.“ Florians Augen weiteten sich als er eine weibliche Stimme vernahm. Wie konnte das denn überhaupt passieren? Er kannte doch alle Tricks, er hatte sich immer wieder umgesehen. Wie konnte ihm jemand folgen?

„Was tun sie hier?“

„Wie heißt du?“ war die Antwort.

„Was geht sie das an, und was fällt ihnen ein mich zu duzen?“ Die Frau ging langsam einen Bogen und stand nun etwa zwei Meter neben ihm. Er wandte den Kopf nicht zur Seite.

„Ich würde dich gerne kennen lernen.“ Ihr Gegenüber glaubte die Frau sei doch verrückt, die sehe anscheinend nicht was hier vor sich geht. Aber wenn es ihm seine Ruhe verschafft: „Mein Name ist Florian. Zufrieden? Jetzt geh gefälligst.“

Er war selbst über sich erschrocken wie schnell er plötzlich beim Du gewesen war. Er spürte dass die Frau ihn intensiv ansah, er spürte ihren Blick. Ja, er glaubte zu ertasten dass etwas in ihn hinein fuhr. Dann hörte er: „Florian, dass heißt Der Prächtige. Der Name passt zu dir.“

Florian glaubte sich verschaukelt. „Spinnst du? Sieh mich doch an, was ist denn an mir prächtig.“ „Ich sehe nicht auf dein Äußeres, ich sehe es in deinem Herzen. Ich sehe wie gerne du etwas besonderes tun willst damit du dich erfüllt fühlst.“

So langsam glaubte er zu träumen. Wie konnte sie das wissen? Er musste sich eingestehen, sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber ihr wollte er das nicht eingestehen, nie in seinem nicht mehr lange andauernden Leben.

„Denkst du das wirklich? Woher willst du wissen dass das stimmt?“ Die Frau, besser gesagt Finadira, erhob nicht ihre Stimme und zeigte nichts davon irgend wie beleidigt zu sein.

Nur sanft sprach sie: „Ich hab gewisse Talente mein Lieber. Erfüllung bekommst du dadurch nicht. Gib dem Schicksal eine Chance um dich zu erfüllen. So findest du keine Erfüllung.“

„Hör auf von meinem Schicksal zu reden. Mein Schicksal ist das hier. Niemand wollte mich haben, und meine Eltern sind tot und...“

„Und niemand wollte dich adoptieren und im Waisenhaus nahm man keine Rücksicht auf deine Gefühle.“

„Das gibt’s doch nicht.“ dachte er sich. Dann sprach er aber: „Ach, das hasst du sicher geraten, bist doch sicher so eine Spezialistin, nicht wahr? Du kennst solche Fälle.“ höhnte er.

Er erhielt wieder dies sanfte Stimme: „Nein, ich hab dir doch gesagt was ich kann. Siehst du hier irgend eine Polizei? Ich bin allein.“

Florian wurde sich nun bewusst, dass er tatsächlich außer dieser Frau keine Anzeichen gehört oder gesehen hat für sonst irgend jemand. Doch es bedeutete ihm nichts mehr. „Das ist jetzt auch alles egal.“ dachte er sich.

Plötzlich hörte ein erschrockenes „NICHT!“, dann spürte er einen großen Ruck. Im selben Moment fühlte er an seiner linken Seite den harten Aufprall auf den Beton. Er stöhnte kurz unter dem dumpfen Schmerz.

Dann schrie er: „Sag mal hast du sie noch alle? Was ist mit dir los, du bist doch völlig...“ Da wurde ihm etwas bewusst. „Ich hatte doch gar nichts gesagt, mich nicht bewegt. Woher wusstest du dass ich den Beschluss gefasst habe?“

Die Frau lächelte und redete ihn an: „Wie ich schon vorhin erwiderte, ich habe gewisse Talente.“

Florian war völlig von der Rolle und konnte erst nach und nach realisieren was hier passiert war: eine Frau, die irgendwie mehr konnte als jeder andere Mensch hatte ihn davon abgehalten sein Leben zu beenden.

Florian traute sich nun doch zur Seite zu sehen um einen Blick auf Finadira zu werfen. Er wollte gerne wissen, welches Gesicht zu dieser Stimme gehörte. Erst sah er nur ein paar Haare der Person, die ihn immer noch umklammerte und nun zu ihm sah.

Florian sah in ein zartes Gesicht mit weißer Haut. Um dieses Gesicht wehte sehr helles, silbrig glänzendes weißes Haar, welches länger als ihre Schultern reichte. So was sieht man nicht alle Tage, denn er schätzte sie auf höchstens 18 Jahre. Das Blau ihrer Augen erinnerte ihn an den blauen Fischteich ihres früheren Anwesens.

Finadira löste sich von ihm und stand auf. Florian, der immer noch etwas perplex nach oben sah, erkannte das weiße Kleid und die gelben Frauenschuhe. Das Kleid war Ärmel los. Obwohl es an sich nicht ungewöhnlich war, glaubte er doch dass dieses Stück Stoff nicht von dieser Welt war, so sehr strahlte es durch das Sonnenlicht.

Finadira bot ihm ihre Hand an um ihm wieder auf die Beine zu helfen, aber als dieser erstmal nur auf die Hand sah und sich sonst nicht bewegte, setzte sie sich, die Beine frei herunter pendelnd, neben ihn und versetzte ihn eben so in diese Position.

Florian beobachtete das neben ihn befindliche weibliche Wesen, wie es unbeschwert in die Gegend sah und anscheinend ohne irgendwelche Sorgen. „Ich wünschte ich könnte so unbeschwert leben und durch die Gegend blicken wie du.“dachte er sich.

„Dann sag doch mal warum?“ ertönte plötzlich die weibliche Stimme. Florian wurde aus seiner kleinen Träumerei gerissen.

Verwirrt erwiderte er: „Äh...wie? Was? Wo? Was ist gemeint?“ Finadira ließ ein leises Lachen in die Luft fliegen und merkwürdiger Weise war er dadurch irgendwie voller Frieden.

Nun sahen die blauen Augen auf ihn: „Na warum wolltest du hier runter springen und deinem Leben ein Ende setzen? Das muss doch einen Grund haben, man geht doch nicht einfach so auf ein 20 Meter hohes Haus und denkt sich: Jetzt mach ich einfach mal Schluss.“

Der Gedanke: „Nicht nur hübsch sondern auch Aufmerksam.“ schwirrte Florian im Kopf herum. „Moment mal, hab ich das eben wirklich gedacht? Ich verliere wohl langsam meinen Verstand.“ Erschrocken über sich selbst sah er wieder auf die Büsche, in die er vor ein paar Minuten noch springen wollte.

„Ich höre!“ drang nun wieder zu seinen Ohren.

Er sagte: „Ich dachte du hast deine Talente, dann wirst du es doch wissen.“

„Ich will es aber von dir hören. Es wird dir gut tun. Nun mach schon.“ war die Antwort.

Florian seufzte: „Ich denke du gibst nicht auf, oder?“

„Worauf du dich verlassen kannst.“ war von Finadira zu hören.

„Du willst es also unbedingt wissen, ja? Willst es unbedingt von mir hören? Na gut. Weil niemand es bemerken würde wenn ich nicht mehr da wäre. Ich wäre vielleicht irgendeinem was wert, wenn ich ihm Geld bringen würde, aber das tue ich nicht.

Andre kommt ohne mich klar, er ist weitaus stärker als ich. Und die ganzen Schüler können sich schließlich CDs anhören, die müssen nicht dauernd hier her um uns zu hören. Meine Eltern sind tot. Absolut niemand braucht mich.“

Finadira war erst mal erschrocken über so viel Hoffnungslosigkeit. So etwas hat sie noch nie bei einem Menschen gesehen. Und besonders bei diesem Menschen. Von ihm hing so viel ab. Und nun? Zum ersten Mal fühlte sie sich ratlos. „Vater.“ war ihr Gedanke. „Kann ich das wirklich?“

„Du heißt also Finadira. Dieser Name ist nicht gerade all täglich. Ich denke mal du kommst nicht von hier?“ Finadira bemerkte, dass sie selber etwas erstaunt war darüber von Florian jetzt wieder etwas ganz anderes zu hören.

Sie antwortete: „Nein, oder...ja...das ist sehr kompliziert, weißt du? Ich denke nicht dass du das verstehen kannst. Jedenfalls noch nicht.“

Florian besah sich nun nochmal die neben ihm sitzende Frau und erfuhr so eben nochmal einen unglaublichen Frieden. Er empfand keinen Kummer mehr. Ja, auf einmal glaubte er gar keinen Grund mehr zu kennen weshalb er überhaupt Kummer haben sollte.

Besonders stark wurde das als Finadira ihren Kopf zu ihm drehte und ihn anlächelte. Etwas besonderes und mächtiges lag sowohl in diesem Lächeln als auch in diesen Augen.

„Er wird bald hier sein.“ sagte Finadira plötzlich.

„Wer?“ fragte Florian völlig verwirrt. Er begriff nichts.

Finadira erhob sich, zog Florian hinauf. Florian erkannte nun einen Kopf größer zu sein als die junge Frau.

Sie erklärte ihm: „Das wird sich dir bald zeigen. Hör mir bitte zu: Sei heute Abend in deinem Schuppen, dort wo du schläfst. Ich werde hin kommen und dann will ich dir was zeigen.“

„Was willst du mir zeigen?“ wollte Florian nun wissen. Irgendwie war er doch alles, was geschehen ist, ungeduldig neugierig geworden.

„Etwas sehr wichtiges Florian, damit du eine bestimmte Sache, die du vergessen hast, bald wieder in deiner Erinnerung bewahren kannst.“ Langsam hob sie nun ihre Hand und legte sie sanft auf Florians Wange: „Warte auf mich!“

Dann ging sie scheinbar lautlos durch die Tür und verschwand. Florians Herz schlug schneller. Mit einem unsicheren Blick streichelte er sich über die Wange, auf der eben noch eine Frauenhand lag. Was war hier nur los? Wer war diese Frau?

Erst jetzt wurde es Florian bewusst , er hatte keine Gedanken mehr daran sein Leben vorzeitig und freiwillig zu beenden. Irgendwo her, er weiß selber nicht woher, spürte er in seinem Herzen wieder Hoffnung und Lebenswillen. Auch wurde ihm noch klar, dass sie wusste wo er lebte. Obwohl er es nie erwähnt hatte.

War diese Frau ein Engel? Eine Elfe vielleicht? Ein normaler Mensch konnte sie jeden falls nicht sein, und wenn doch, dann musst er seine Meinung über die Menschen ändern.

„Florian!“ Florian wurde durch die Stimme von Andre, welcher so eben durch die Tür trat, aus all diesen Gedanken. „Ich dachte du wärst bereits gesprungen?“

„Wollte ich auch, aber eine Frau hat mich aufgehalten. Sie ist eben erst vom Dach gelaufen.“

Andre verstand erst mal gar nichts: „Frau? Welche Frau? Ich hab niemanden gesehen Florian. Komm, ich bring dich nach Hause.“

In diesem Moment kamen Florian wieder die Worte Finadiras in den Sinn: „Er wird bald hier sein.“ Sie musste Andre gemeint haben. Sie hat anscheinend wirklich so ihre Talente.

Dann aber kam Florian was anderes in den Sinn: „Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin, Andre?“

„Na hör mal,“ war die Antwort, „du hast mir doch selber damals gesagt dass hier der Ort liegt wo du dich zurückziehst. Ich musste nur eins und eins zusammen zählen. Schließlich kenne ich dich ja auch ein Jahr.“

Florian musste etwas lachen. Er erkannte wie wichtig er doch anscheinend für Andre war. Wenigstens einer, der sich um ihn kümmert. Zusammen machten sie sich auf den Weg in Richtung von Florians Zuhause, des alten Schuppens.

Was sie nicht wussten, Finadira hatte den Ort nicht verlassen. Sie beobachtete wie die zwei Freunde die beiden Gitarren, welche Andre mitgenommen und am Eingang des Gebäudes angestellt hatte, an sich nahmen und das Gelände verließen.

„Dass du an die Gitarren gedacht hast, Andre.“ hörte sie schwach von Floarian.

Und wie darauf Andre antwortete: „Na klar, sind doch unsere Arbeitsgeräte.“

Dann hörte sie hinter sich die tiefe, männlich Stimme: „Ich wusste du kannst es. Du hast einen guten Weg eingeschlagen.“

„Aber ob ich ihn fort führen kann? Denkst, das kann ich auch Vater?“ sprach sie ohne den Blick von den beiden jungen Männern, besonders von Florian, ab zu wenden.

„Ich denke es nicht, meine Tochter, ich weiß es. Der erste Schritt ist getan. Du wirst den Weg fortsetzen.“ war die Antwort. „Komm. Deine Mutter und deine Schwester warten sicher schon auf uns.“

Finadira hatte immer noch Zweifel, aber sie hatte auch ihren Erfolg erkannt und empfand etwas mehr Selbstsicherheit und auch Dankbarkeit gegenüber ihrem Vater. Sie drehte sich ab und folgte ihrem Vater in ein Waldstückchen. Ein helles Leuchten erschien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-11-03T07:40:38+00:00 03.11.2008 08:40
So hab grad Kapitel 2 gelesen, liest sich wie von selbst. Man hat das Gefühl, man würde aus einem Tagebuch lesen. Die Person Florian erinnert mich an dich.
Liebe Grüße und bis heute Abend
xxx


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