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Mine

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Kapitel 1

Serie: Drakengard

Disclaimer: Square Enix

Pairing: Yaha/Urick

Autor: Antiana

Warnungen: Shonen-Ai, Drama und die üblichen Verdächtigen

Kommentar: Ich hatte Lust mich mal mit diesem netten Pärchen des Spiels auseinanderzusetzen. Es ist ja mehr oder minder Canon.
 

Mine
 

Kapitel 1
 

Der Säulengang schien kein Ende zu nehmen und das Klackern der schweren Absätze seiner Stiefel hallte an den weißen Marmorwänden wieder. Durch die hohen, spitz zulaufenden Fenster drang das helle Sonnenlicht und ließ die gelben Muster auf dem Fußboden hell erstrahlen.

Seine Schritte waren schnell und hastig und beschleunigten sich noch, als er draußen auf dem Hof eine Fanfare hörte. Er war viel zu spät dran. Die Parade hatte bereits begonnen und dabei hatte er in der ersten Reihe stehen wollen, wenn Oror endlich zurückkehrte.

Seine Schlacht im Distrikt des leuchtenden Lebens war, wie nicht anders zu erwarten, ein voller Erfolg gewesen. Die Nachrichten waren den siegreichen Kämpfern bereits vorausgeeilt und deshalb liefen die Vorbereitungen für das große Fest schon seit Tagen. Immerhin musste der Anführer der Siegelritter ordnungsgemäß begrüßt und gefeiert werden.

Yaha, allerdings, beeilte sich nicht so um dem General seinen Respekt zu zollen. Er kannte den General zwar und schenkte ihm für gewöhnlich auch den nötigen Respekt, aber sein eigentliches Interesse galt nicht der Rückkehr Orors, sondern der Rückkehr seines Freundes.

Die Wucht seiner Schritte ließ nach, als der helle Marmor einem roten Teppich wich. Die großen Flügeltüren vor ihm standen weit offen, davor sah er bunte wehende Banner und hörte das erfreute Jubeln der Massen, außerdem die Fanfaren, die jetzt ungedämpft an seine Ohren drangen.

Als der Torbogen hinter ihm lag, kam er zum stehen, direkt neben einer Gruppe Siegelritter, welche Spalier stand, um das Publikum davon abzuhalten den noch erschöpften Rittern in den Weg zu laufen. Yaha drängte sich in die Gruppe und hielt die Augen nach dem ersten Bataillon offen, das sich nur langsam dem Tor näherte.

Der blonde Ritter, der zwar eine Rüstung trug, aber sonst gänzlich unbewaffnet war, stach aus der Rittergruppe hervor. Das Haar, das in sanften Wellen über seine Schultern fiel und seine spitzen Ohren nur ansatzweise verdeckte, stachen aus der Masse, silbrig glänzender Ritterhelme hervor und sein hübsches Gesicht machten ihn zu einem Blickfang, genau wie den kleinen Jungen, der auf der gegenüberliegenden Seite des Tores stand und ungeduldig am Rand des roten Teppichs auf- und abschritt. Sein Name war Nowe und er war der Ziehsohn des Generals. Er wirkte aufgeregt und von dem ganzen Lärm ein wenig verunsichert. Erneut warf Yaha einen Blick in Richtung Gruppe und beschloss dann die Gelegenheit zu nutzen, um noch einmal den kompletten Teppich zu überqueren und sich dem Kind zu nähern.

Er selbst konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, als er selbst so jung gewesen war und aufgeregt auf die Rückkehr der Soldaten gewartet hatte. Er wollte den Jungen ein wenig unterstützen und winkte ihm deshalb zu, als Nowe ihn fragend betrachtete. Der Junge lachte, er schien ihn wiederzuerkennen. Kein Wunder eigentlich, immerhin hielt er sich fast immer in Uricks Nähe auf und Urick und Nowe verstanden sich gut, geradezu blendend. Der Junge betrachtete ihn wohl als eine Art großen Bruder, zumal Urick auch der liebste Schüler seines Ziehvaters war. Kein Wunder also, dass sie eine relativ enge Verbindung hatten.

Als Yaha den Jungen erreicht hatte, hockte er sich vor ihn, um mit ihm auf Augenhöhe sein zu können und lächelte ihn an. „Hallo.“ Grüßte er ihn. Es fiel ihm schwer laut zu sprechen und die Fanfaren zu übertönen, aber Nowe hatte offenbar verstanden, so dass er nickte und ihm ebenfalls ein Lächeln schenkte. Der Junge schien erleichtert, nicht mehr allein sein zu müssen und betrachtete Yaha interessiert. „Du bist Uricks Freund, oder?“ fragte er interessiert und auch wenn der Blonde kaum verstand, was das Kind sagte, nickte er bejahend. Nowe schien erleichtert nicht mehr allein am Teppich zu stehen und gesellte sich noch immer etwas unsicher, aber nun wesentlich gelöster an Yahas Seite. Der Ritter war froh, auf ihn getroffen zu sein, denn so war die Wahrscheinlichkeit höher gesehen zu werden.

Nowe bedeutete Oror viel und wahrscheinlich würde der Junge, in seiner kindlichen Naivität, sofort auf die Gruppe zulaufen und bei der Gelegenheit, beschloss Yaha, würde er Gleiches wagen und einfach in die Gruppe stürmen, unter dem Vorwand auf den Jungen aufgepasst zu haben. Ein wunderbar günstiger Zufall. Jetzt musste nur noch alles so funktionieren, wie er sich das gedacht hatte.

Aber Nowe enttäuschte ihn nicht und löste sich aus der Reihe, sobald er das struppige, blonde Haar seines Ziehvaters entdeckt hatte. Yaha ließ ihn ein Stück vorlaufen, bevor er ihm nachlief und dem Bataillon entgegeneilte. Nowe wurde gerade von Oror auf den Arm gehoben, als Yaha die Gruppe erreichte, doch anders als gewöhnlich, entdeckte er Urick nirgendwo, dabei hielt sich der Ritter sonst immer in der Nähe des Generals auf, als sein Schüler und sein Freund, aber heute konnte Yaha ihn nirgendwo entdecken.

Er war etwas verloren und daher sehr dankbar dafür, dass Zhangpo, der ebenfalls an dieser Offensive teilgenommen hatte, ihn zur Seite zog. „Was machst du hier? Du hast hier nichts verloren. Hast du nichts Besseres zu tun, als hart arbeitenden Menschen, ihren Ruhm zu stehlen.“, sagte er mürrisch und ließ seinen Arm wieder los, nachdem er sich sicher war, dass der junge Ritter neben ihm herlief.

Yaha kannte den Rothaarigen noch aus Kindertagen. Sie hatten sich noch nie wirklich gut verstanden, dennoch herrschte zwischen ihnen eine Art Grundsympathie. Yaha war vier Jahre älter, als der Andere, daher war es selten dass sie interagierten. Außer natürlich wenn Gizmor, ihr Lehrmeister, der sie ab und zu dazu brachte gemeinsam zu trainieren, es verlangte. Da ihre Erfahrungsunterschiede jedoch relativ hoch waren, kam das eher selten vor. Außerdem hatte sich Yaha immer lieber mit anderen Menschen umgeben, mit einem bestimmten Menschen, um genau zu sein.

Zhangpos Stimme riss ihn aus den Erinnerungen, die ihn ganz unwillkürlich übermannt hatten. „Die Verteidigung des Distriktes war zwar erfolgreich, aber auch kompliziert. Es gab Verletzte.“, klärte Zhangpo ihn auf, während sie unter dem Jubel der Leute durch das Haupttor des Tempels schritten und die Lautstärke der Fanfaren an Intensität verlor. Man konnte sich jetzt endlich wieder unterhalten ohne sich gegenseitig anzuschreien. Yaha setzte ein interessiertes Lächeln auf. „Verletzte?“, fragte er, zunächst noch naiv, dann schoss ihm ein erschreckender Gedanke in den Kopf. „Mit so einem dämlichen Gesichtsausdruck habe ich dich noch nie gesehen.“ Der Rothaarige lachte gehässig. „Keine Sorge. Dein Herzblatt ist nicht dabei. Er hat die Leitung der Nachzügler-Gruppe übernommen und wird wohl erst in ein paar Stunden eintreffen.“

Yaha war schlagartig erleichtert, versuchte aber das nicht zu zeigen und erwiderte hochnäsig: „Darum ging es mir nicht, aber danke für die Information. Es ist nur erschreckend. Orors Aufträge laufen normalerweise immer perfekt.“ Er versuchte seine Stimme so gelassen wie möglich klingen lassen, war sich aber nicht sicher, ob es ihm gelang und vielleicht reagierte er auch etwas zu schnippisch. Daher wollte sich so schnell wie möglich aus der Gruppe lösen, doch Zhangpo hielt ihn noch einmal zurück. „Schade, dass nicht alle so aufmerksam sind, wie ich, nicht wahr? Gewisse Nachzügler zum Beispiel. Er ist blind genug um all deine Bemühungen nicht zu bemerken, erstaunlich, wo du doch nicht gerade mit Avancen sparst.“

Yaha verbarg seine wachsende Scham gekonnt und lächelte nur brillant. „Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst. Und selbst wenn ich es wüsste, ginge es dich nichts an.“, erwiderte er fast ein wenig überheblich und befreite seinen Arm aus Zhangpos Griff. Von einem kleinen Gnom, musste er sich doch nicht bloßstellen lassen. Schon gar nicht, wenn es um derart private Dinge ging.

Insgeheim wusste er jedoch, dass jeder wusste, wie sehr er um Urick bemüht war, außer Urick selbst. Dieser elende Dummkopf.

Yaha fragte sich manchmal wirklich, wie ignorant man sein konnte. Er hatte schon befürchtet, dass Urick das mit Absicht mache, aber er wusste, dass dem nicht so war. Er kannte seinen Freund viel zu gut, um das zu glauben. Urick war einfach blind und man musste ihn mit der Nase auf die Dinge stoßen, aber genau das konnte Yaha nicht riskieren. Ihn darauf anzusprechen ohne sich der Gefühle des Anderen bewusst zu sein war töricht. Er hatte nicht vor alles in eine Katastrophe zu steuern und hielt sich daher vorerst so weit zurück wie möglich, auch wenn ihm das schwer fiel. Irgendwann musste er doch verstehen... Irgendwann konnte er ihn nicht mehr ignorieren und vielleicht war irgendwann ja sogar schon heute oder morgen.

Yaha hatte nicht vor seine Hoffnung aufzugeben. Die Wirkung die er auf andere hatte war ihm sehr wohl bewusst. Oft genug wurde es ihm unter die Nase gerieben und es machte nicht den Anschein als wäre Urick von eben dieser Wirkung ganz verschont geblieben. Wenn er sich doch nur endlich einen Stoß versetzen könnte und seine vollkommen ignorante Haltung aufgeben. So wie es jetzt war, war es einfach frustrierend. Yaha fiel es schwer die trüben Gedanken abzuschütteln. Es war grausam ihn schmoren zu lassen und deswegen hatte er beschlossen, zumindest von seiner Seite aus, alles nur Mögliche zu tun, um möglichst schnell an das zu kommen, was er begehrte.

Es war noch Vormittag, wenn die Nachzügler nur ein paar Stunden zurückgeblieben waren, vielleicht trafen sie ja schon am Abend ein. Doch selbst das erschien Yaha zu lang. Er beschloss, sich ein Pferd zu nehmen und der Gruppe entgegen zu reiten. Wenn Urick den Verletzten-Transport anführte, brauchte er ja vielleicht Hilfe. Er löste sich aus der Gruppe und begab sich noch einmal auf sein Quartier, aus dem er seine Waffe und Rüstung holte. Ein Pferd aus den Stallungen war schnell besorgt und schon gegen Mittag, war er auf dem Weg in Richtung Distrikt des leuchtenden Lebens.

Seine Selbstsucht kannte in dieser Hinsicht keine Grenzen und er wusste, dass dies eine Sünde war, aber das war ihm vollkommen gleich. Manchmal musste man einfach nur an sich denken, um das durchzusetzen, was man erreichen wollte.

Er trieb sein Pferd an und raste über grüne Wiesen und Weiden, die gar kein Ende zu nehmen schienen, bis er, Yaha glaubte es war früher Nachmittag, in der Ferne erste Schatten sehen konnte. Noch einmal trieb er sein Pferd an und war erfreut, als er das versprengte Bataillon Siegelritter erreichte. Einige von ihnen trugen Baren, andere saßen auf Pferden, um ihre verletzten Beine zu schonen und mitten unter ihnen, wie ein strahlender Engel, stand Urick, der einen verletzten Ritter stützte.

Yaha zwang sein Pferd zum stehen und sprang mit einem gekonnten Satz hinunter und lief auf den Weißhaarigen zu. Dieser grinste und winkte ihm zu, als er ihn sah und als Yaha vor ihm zum Stehen kam und sich selbst zwang ihm nicht in die Arme zu fallen. Es waren nur zwei Wochen gewesen, aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. „Schön dich zu sehen, eifrig wie immer.“, sagte sein Gegenüber grinsend und legte die Hand auf die Schulter des Blonden. „Nett dass du mir helfen willst und ein Pferd hast du auch mitgebracht.“ Der Illusionsmagier hatte keine Zeit darüber gekränkt zu sein, dass Urick sein Pferd mehr zu schätzen schien als ihn, denn dieser begab sich sofort, gemeinsam mit dem Mann, den er hielt, auf das neu hinzugewonnene Pferd zu, zog Yahas Stab, aus der der dafür angefertigten Satteltasche, damit er dem Mann problemlos aufhelfen konnte. Dann steckte er den Stab zurück und gab dem Schimmel einen Klaps. Der verletzte Ritter schien von der plötzlichen Bewegung etwas überrascht und klammerte sich erschrocken an die Zügel, aber er konnte sich halten und erst nachdem er schon ein Stück vorausgelaufen war, wandte Urick sich wieder zu seinem Freund um und betrachtete ihn mit einem schelmischen Ausdruck im Gesicht. „Dir macht ein kleiner Nachmittagsspaziergang doch sicher nichts aus, oder Yaha?“ und ergänzte: „Ich bin froh, dass du gekommen bist.“.

Yaha rollte mit den Augen. Wer hatte ihm nur diesen schlechten Humor beigebracht? Er hielt es jedenfalls nicht für nötig eine Antwort auf diese abstruse Frage zu geben und blieb stattdessen ernst. „Es war doch deine Idee zurückzubleiben, oder?“, fragte er interessiert, während sich einige unverletzte Soldaten, die Baren trugen an ihnen vorbei bewegten. „Klar. Die brauchen Oror doch. Wenn die Verletzten alles aufhalten, dann wären wir morgen noch nicht da. Und auf mich kann man auch ein, zwei Tage verzichten.

Yaha war immer wieder beeindruckt, wie selbstlos Urick war, wie sehr er sich für andere aufopferte.

Immer, wenn er ihn so erlebte, wurde ihm bewusst, wie verschieden sie beide doch waren und dennoch hatten sie zueinander gefunden, wenn auch noch nicht so, wie Yaha das gerne hätte, aber das würde alles noch werden. Er war fest davon überzeugt, auch wenn er nachhelfen musste.

Er schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Nach Uricks Erklärung war er wieder etwas lockerer und antwortete nun doch auf die Frage, die ihm gestellt worden war: „Ein Spaziergang macht mir nichts aus, aber es wird wohl eher Wanderung.“, meinte er leicht resignierend, als er den Weg betrachtete, der vor ihnen lag.

„Wir werden uns schon die Zeit vertreiben, irgendeiner muss immer gestützt oder angeleitet werden.“, meinte Urick gelassen und setzte sich nun ebenfalls in Bewegung, dabei legte er, Yaha wusste nicht ob bewusst oder unbewusst, den Arm auf Yahas Schulter.

„Ich hab nicht gesagt, dass sich deine Stütze werde...“, meinte er amüsiert, woraufhin sich Urick noch stärker auf ihn stützte. „Aber ich bin fertig, du wirst mich doch nicht hängen lassen.“, erklärte er dem Blonden, bevor er anfing zu lachen, auch Yaha lachte, trocken und falsch, so dass sein Lachen schon wenige Sekunden später wieder verebbte. „Das liegt mir fern.“, murmelte er und ließ den Blick über die Landschaft wandern, während er Urick, fast wie einen nassen Sack auf den Schultern trug. „Aber es wäre nett, wenn du dich nicht so hängen lassen würdest, du bist schwer.“, sagte er ein wenig mürrisch, aber er lachte, als Urick lachte und ihn nun endlich wieder beim Laufen unterstützte.

„Du klingst schon wie Zhangpo.“ Erwiderte der Weißhaarige, entfernte seinen Arm von Yahas Schulter und streckte sich. „Ich bin froh, dass er uns in der nächsten Mission nicht begleiten wird. Es ist anstrengend, wenn man jemanden dabei hat, der nicht kooperieren will.“ Yaha betrachtete ihn nicht. Er versuchte abwesend zu klingen, als er fragte: „Nächste Mission?“ „Ja... in zwei Tagen. Ein spezielles Training nur für mich. Oror hat es extra für mich arrangiert.“

Wie konnte ihn das nur so begeistern? Yaha verstand es nicht. Wollte er nicht lieber wieder etwas Zeit mit Freunden verbringen, anstatt zu trainieren? Oder war das seine Schuld? konnte Urick nur nicht verstehen, weil er so jung war, so wie Zhangpo ihn nicht verstehen konnte, weil der Altersunterschied einfach zu groß war? Aber es waren doch nur drei Jahre und sie hatten sonst so viel gemein.

„Ich frage mich, ob ich mitkommen könnte. Ich bin im Moment so unausgelastet und könnte eine kleine Abwechslung gebrauchen. Ich bin sicher ich könnte dich unterstützen. Gizmor meinte, meine Illusionen haben eine neue Qualität erreicht.“, erklärte er dem Weißhaarigen. Natürlich konnte er die Antwort schon im Voraus ahnen, aber es war zumindest einen Versuch wert gewesen. „Ach.. das brauchst du nicht, das schaffe ich schon allein. Ist ja auch ein Training für mich. Aber es wird wohl nur drei Tage dauern, also keine Sorge. Du hast mich bald wieder, also tu mir den Gefallen und lächle. Wenn du so ein Gesicht ziehst vergeht mir alles, du bist geschaffen um glücklich zu sein und zu lachen, denn nur dann strahlst du wie ein Edelstein.“ Er sagte das so beiläufig, dass Yaha fast das Blut in den Adern gefror. War das ein Kompliment, ein Flirtversuch oder einfach nur ein dummer Scherz?

Yaha konnte einfach nicht hinter Uricks Fassade blicken und ob er nun scherzte, die Wahrheit sagte, oder log, blieb ihm vollkommen unklar, dennoch schenkte er ihm ein brillantes Lächeln, schon allein, um ihn ebenfalls Lachen zu sehen.

Yaha fand den Weg zurück zum Schloss beschwerlich. Urick hing zwar nicht mehr auf ihm, aber es wäre ihm wesentlich lieber gewesen, wenn er sein Pferd noch gehabt hätte. Dieses jedoch trabte jetzt gemütlich vor ihnen her und das band seines Stabes wehte bei jeder Vorwärtsbewegung und jedem Windstoß leicht zurück. Urick war wirklich unverantwortlich. Wenn sie nun überfallen würden, was sollte er dann tun ohne seine Waffe? Aber natürlich bestand auf dem Gebiet der Siegelritter gar kein Grund dafür sich zu sorgen und natürlich würden sie auch nicht angegriffen werden. Die grenzen in ihrem Land wurden gut verteidigt und Monster wagten sich zumeist nur in die Distrikte, deren Sicherheit man nicht vollständig wahren konnte.

Es hatte Pläne gegeben Wächter für diese schwachen Stellen zu finden, aber bisher hatten diese sich immer wieder im Sand verlaufen. Es gab noch keine eindeutigen bestimmten Auswahlkriterien für die Wächter, obwohl man bereits einige interessante Schutzmechanismen entwickelt hatte, aber sie waren, nur durch die Kraft eines Menschen, nicht kontrollierbar. Nicht einmal Oror war dazu in der Lage.

Die neusten Ergebnisse hatten, soweit Yaha gehört hatte, etwas mit dem Schmieden eines Paktes zu tun, aber welcher Mensch ging schon freiwillig einen Pakt mit einem Wesen ein? Denn das bedeutete absolute Abhängigkeit und war deshalb etwas, was man nicht leichtfertig entscheiden konnte und etwas, dass man sich wohl nur im Angesicht des nahenden Todes zumuten würde. Denn auch die Preise, die ein Pakt forderte, waren unermesslich hoch.

Der einzige Paktierende, den Yaha kannte, war Hohepriester Seere, der für seinen Pakt mit einem Golem, seine gesamte zeit aufgegeben hatte. Natürlich war das für ihn, als Elf, der den Wirrungen der zeit sowieso nicht unterlag, kein wirklich hoher Preis, aber aus der Sicht eines Menschen betrachtet, war das ewige Leben mit großer Sicherheit eine Qual. Denn wenn alle, die man kannte und liebgewonnen hatte, langsam und nacheinander älter wurden und verstarben, wäre das eigene Leben im Vergleich dazu unwichtig und unnütz.

Das einzige Wesen, mit dem Yaha wohl freiwillig einen Pakt eingehen würde, wäre Urick, sollte sich dieser entscheiden seinen Gefühlen endlich Ausdruck zu verleihen. Yaha hatte entschieden, dass er ihm ebenfalls die Zeit nehmen würde und es ihm vollkommen egal war, was Urick von ihm begehrte. Er würde glücklich sein, wenn er die Ewigkeit mit ihm teilen könnte und mehr konnte man sich für die Zukunft nicht wünschen.

Als Urick sich wieder an ihn hängte, realisierte Yaha, dass er für eine sehr lange Zeit geschwiegen und nur lustlos vor sich hin getrottet war. Auch seine schmerzenden Füße und Waden wurden ihm durch diese Berührung erst richtig bewusst und auf einmal hatte er das Bedürfnis sich hinsetzen zu wollen.

Uricks Worte waren nur wie Rauschen und dem Blonden entging ihr Sinn völlig. Er betrachtete seinen Freund nur ein wenig überrascht und stellte seine Ratlosigkeit in seinem Gesicht zur Schau.

„Was sagst du?“, meinte Urick erwartungsvoll, aber Yaha verstand nicht und schüttelte irritiert mit dem Kopf. „Bist du ein Sklaventreiber? Gönnen wir den Soldaten eine Pause. Sie haben sich immerhin freiwillig bereiterklärt den Verletzten zu helfen und nur weil du erst in der Mitte des Weges zu uns gestoßen bist, auf einem Pferd, heißt das nicht, dass alle anderen noch so fit sind wie du.“

Yaha verstand seine Frage im Nachhinein und lachte über seinen Fehler hinweg. „Eine Pause, natürlich.“, sagte er mit ruhiger Stimme und schlang seinen Arm um Uricks Hüfte. Man sollte jede Gelegenheit auf einen kleinen Vorgeschmack nutzen und es bot sich eben an. Zu einem Leckerbissen sagte man auch nicht nein.

„Dann gehen wir da hinten auf das freie Feld, dann können wir alle kurz rasten.“, rief Urick gut hörbar in die Reihen der Soldaten und Yaha hörte erleichtertes und auch erfreutes Murmeln.

Es war noch nicht viel Zeit vergangen, seit sie sich auf dem saftigen, grünen Gras der Wiese niedergelassen und ihren Wegproviant auf den Knien ausgebreitet hatten, da konnte man aus der Ferne, das Geräusch von klappernden hufen vernehmen. Der Boden fing nur wenig später an leicht zu Beben und in der Ferne waren zu diesem Zeitpunkt die ersten Schatten zu erkennen.

Eine Reiterstaffel, sie alle konnten es ganz deutlich erkennen. Eine Reiterstaffel des Siegelordens, vielleicht gekommen, um die Verletzten zu transportieren. Yaha wollte schon Hoffnung schöpfen, dass sie es noch vor dem Abend zurück in das Schloss schafften, denn wenn er ehrlich war hatte er keine Lust darauf in der freien Natur zu nächtigen.

Sie saßen nicht weit abseits des Weges und hörten die Rufe der Soldaten, die ihre Pferde antrieben zu einem lauten Stimmgewirr anschwellen, auch das Geräusch der Pferdehufe auf dem Boden wurde noch lauter, so, dass man sein eigenes Wort kaum mehr verstand.

Ihre eigenen Pferde, was waren nur neun, grasten auf der Wiese und ließen sich von dem lauten Getöse nicht beeindrucken. Erst als sich einer der Reiter aus der Gruppe löste und in einem unglaublichen tempo auf die Gruppe losraste, zogen sie sich etwas zurück. Yaha war etwas erstaunt, als Oror persönlich vor ihnen zum Stehen kam und ohne lange zu zögern anfing seine Eile zu erläutern:

„Wir haben uns zu früh zurückgezogen! Urick auf dein Pferd. Wir müssen so schnell wie möglich zum Distrikt zurück!“ der General schien Yaha vollkommen zu ignorieren, er schien aufgeregt und gehetzt und steckte auch Urick mit seinen Gefühlen an.

„Aber wir hatten das Monsternest doch…“, begann dieser, während er aufsprang und seine Sachen zusammenpackte. „Kein Monster, ein Mensch… ein Einäugiger hat das Distrikt angegriffen. Unsere Truppen können ihn nicht zurückhalten und jetzt Beeilung. Yaha, der sich mal wieder in aller Heimlichkeit zu dir geschlichen hat, kann den Verletzten-Transport übernehmen.“ Er betrachtete Yaha dabei wie ein amüsierter Vater seinen spitzbübischen Sohn betrachtete und irgendwie veranlasste eben jener Blick Yaha dazu Oror anzulächeln und sich ihm näher zu fühlen, als jemals zuvor.

Yaha war mit der ganzen Situation nicht unbedingt zufrieden, erhob sich aber dennoch, denn Pflicht war Pflicht und Yaha würde genauso reagieren, wie sein übermütiger Freund. „Pass auf dich auf.“, sagte er noch, bevor Urick zu seinem Pferd rennen konnte und bekam für seine Sorge ein Grinsen und ein kurzes Kopfnicken.

Er blickte seinem Freund noch nach, beobachtete wie sein Pferd sich der Staffel anschloss und wie diese davon eilte. Seine Pläne waren erneut durchkreuzt und all seine Bemühung auf Null gesetzt worden und erneut musste er sich auf das nächste Mal vertrösten. Hätte er geahnt, dass beim nächsten Mal alles anders sein würde, wäre er wohl nicht so leichtfertig mit diesem Entschluss umgegangen.
 

Fortestzung folgt



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