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Gefallene Engel

Wenn Schutzengel sterben
von

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Erinnerungen

Erinnerungen
 

Kaum war ich wieder zu Hause, überfiel mich die gewohnte Leere. Ich konnte es kaum glauben, allein durch seine Anwesenheit hatte Rumael es geschafft, mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich habe nicht ständig an mein beschissenes Leben gedacht. Oder wie ich unbemerkt an neue Drogen kommen konnte. Doch als ich nun wieder in meiner leeren Wohnung war, überkam mich die Einsamkeit. Mein Bruder war gleich wieder nach Hause gefahren. Er hatte mir noch einen ellenlangen Vortrag über mein Verhalten gehalten. Er war nicht gut drauf gewesen, dass hatte ich sofort gemerkt. Ich glaube auch, dass es etwas mit Rumoel zu tun hatte. Es schien mir so, als würde er etwas verbergen. Ich ging ins Schlafzimmer. Die Bettdecke und das Lacken waren zerwühlt. Ein Überbleibsel der vergangenen Nacht. War es überhaupt die vergangene Nacht gewesen? Ich weiß es gar nicht. Wie lange ich wohl bei Rumael gewesen war? Mein Magen knurrte. Doch auch mein Kühlschrank war nicht gerade sehr voll. Kurzerhand rief ich beim Pizzaservice an. Schon nach kurzer Zeit klingelte es an der Tür. Ich betätigte den Knopf und wartete, dass der Fahrstuhl den Pizzaboten zu mir brachte.

„Dass du so ohne ein weiteres Wort verschwindest hätte ich von dir nicht gedacht“, eine brünette schob sich an mir vorbei in die Wohnung.

„Rebecca?“

„Wer soll ich denn sonst sein? Oder hast du auf jemanden gewartet?“

„Auf den Pizzaboten!“, erwiderte ich, noch immer ganz überrascht.

„Das ist mal wieder typisch für dich! Nur fettes Zeug. Kannst du dich nicht normal ernähren?“

Langsam wurde ich ungeduldig: „Sag, was du willst und verschwinde endlich wieder.“

Sie lachte: „So schnell wirst du mich nicht mehr los. Und was ich will? Das solltest du doch eigentlich wissen.“

„Und was ich will interessiert dich nicht!“

„Stimmt, da hast du recht“, erwiderte Rebecca, „Aber ich habe heute ausnahmsweise gute Laune, also kannst du mir sagen, was du willst.“

„Ich will die Scheidung!“

Das lächeln wich aus ihrem Gesicht. Nun kam ihr wahres ich zum Vorschein, welches sie mir in den letzten Wochen nur allzu oft gezeigt hatte: „Das war so klar. Kaum geht etwas nicht so, wie du es willst und schon reichst du die Scheidung ein. Wir waren doch glücklich!“

„Du warst zufrieden mit dem Geld, welches ich ständig mitbrachte.“

Jemand räusperte sich: „Störe ich?“

Ich hielt inne. Die Stimme kannte ich doch: „Rumael?“

„Tja, so sieht man sich wieder. Hier ist deine Pizza.“

„Du arbeitest als Pizzabote?“

„Nur so lange, wie ich hier bin.“

Wütend stampfte Rebecca mit dem Fuß auf den Boden und rauschte an uns vorbei.

„Komm doch rein.“

„Ich muss leider weiter. Aber vielleicht ein anderes Mal. Ich weiß jetzt ja, wo du wohnst“, er zwinkerte mir zu, überreichte mir die Pizza und verschwand dann ebenfalls. Ich seufzte. Der Appetit war mir vergangen. Unwillkürlich musste ich lachen. Rumael als Pizzabote? Das sah einfach nur komisch aus.

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Rumael atmete tief durch. Er war noch immer ein wenig durcheinander. Aber er musste seine Haltung wahren. Es wird schon einen Grund gegeben haben, dass er hierher geschickt worden war. Er wandte sich um. Er musste noch ein wenig arbeiten.

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-Flashback-
 

Sie kuschelte sich enger an ihn. Er legte seinen Arm um sie und küsste sie auf die Stirn.

>Es war sehr schön“, flüsterte sie.

>Das will ich doch auch hoffen.“

Eine Weile war es ruhig. Dann hörte er, wie sie sich ein wenig aufrichtete: „Ich muss dir was sagen.“

>„Und das wäre?“

>„Ich habe mit Hendrik geschlafen.“ Es war, als ob jemand ihm ins Gesicht geschlagen hätte.

>„Sag, dass das nicht wahr ist!“

>„Doch es ist wahr. Auch wenn es mit dir immer schön war und auch ist, Hendrik ist einfach leidenschaftlicher als du.“

>„Geh.“

>„Warum? Wir sind verheiratet. Das ist auch meine Wohnung!"

>„Ach, auf einmal ist es deine Wohnung! Du hast doch immer darauf bestanden, zwei Wohnungen zu haben.“

>„Na und.“

Wütend stand er auf und verließ die Wohnung.
 

-Flashback Ende-
 

Der Gedanke daran tat weh. Kurzerhand holte ich meine Jacke und machte mich auf den Weg zur U-Bahnstation.

„Ah, ich wusste, dass du früher oder später wiederkommen würdest.“

„Halt die Klappe und gib mir mein Zeug.“

„Ist dir auch niemand gefolgt?“

„Keine Angst. Denkst du, ich habe Lust darauf, dass das irgendwann rauskommt“, erwiderte ich genervt.

„Bleib mal locker. Hier“, er reichte mir ein Päckchen, „Ist gerade frisch reingekommen.“

Ich gab ihm das Geld und wollte mich auf den Rückweg machen.

„Denk daran. Ab nächster Woche wird’s ein wenig teurer.“

„Ja, ja. Ich hab´s nicht vergessen.“

Ich verschwand auf die Toiletten. Zum Glück war zu dieser Stunde kaum noch jemand unterwegs. Da war ich ungestört. Ich ließ mich auf den Toilettendeckel sinken und setzte die Spritze. Es dauerte nicht lange, da machte sich die Wirkung bemerkbar. Ich spürte, wie es mir besser ging. Meine Gedanken kreisten nicht mehr nur noch um das Erlebte. Ich begab mich zu einer Brücke und stellte mich aufs Geländer. Die Lichter der Stadt sahen so schön aus. Ich sah die Autos unter mir fahren.

Ich fühlte mich frei, ich fühlte mich gut.

Es regnete.

Schon nach kurzer Zeit war ich bis auf die Haut durchnässt. Es war mir egal.

Ich spürte nicht die Kälte, die sich in meine Knochen fraß.

Ich bemerkte nicht die Fotografen, die um mich herum standen. Sie waren mir egal, so wie ich allen anderen egal war. Irgendwie kam mir Rumael in den Sinn. Ich kann ihn doch mal besuchen. Hab mich ja gar nicht richtig bedankt.

Ich klingelte an seiner Tür. Es machte keiner auf. Wahrscheinlich arbeitete er noch. Ich setzte mich vor seine Tür. Er wird schon irgendwann wieder auftauchen.

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Müde rieb sich Rumael die Augen. Das es auch noch anfangen musste zu regnen. Nicht, dass es ihn gestört hätte. Das nicht, aber der Regen hatte die ganzen Kartons aufgeweicht. Im Dunkeln sah er nicht die Gestalt, welche vor seiner Tür saß. Ganz in Gedanken versunken, wäre er beinahe über ihn gestolpert.

„Daniel!“ Doch dieser schlief tief und fest. Rumael seufzte. Vorsichtig schüttelte er den Älteren. Doch der fing nur an zu Schnarchen. Wieder schüttelte er Daniel, diesmal schon ein wenig heftiger.

Verschlafen blinzelte er. „Du bist so wunderschön, mein kleiner Engel“, murmelte Daniel.

„Bist du auf Droge, oder warum faselst du solchen Kram? Komm, hoch mit dir. Tragen werde ich dich nicht, dafür bist du mir zu schwer“, erwiderte Rumael.

Er hievte Daniel hoch.

„Lass mich schlafen! Ich bin müde!“, er fing an um sich zu schlagen.

„Gut, dann schläfst du halt vor der Tür. Ich habe damit keine Probleme. Solange du nicht die ganze Gegend zusammenbrüllst“, mit diesen Worten schloss er die Tür auf.

Rumael ging ins Wohnzimmer, als er es schon an der Tür klopfen hörte. „Du kannst da draußen ruhig ein wenig warten. Ich lasse mich doch nicht zusammenscheißen.“

Er schaltete den Fernseher ein. Dabei fiel ein Bild herunter. Seufzend wollte er es aufheben. Da entdeckte er etwas unter dem Schrank: „Na so was! Wie kommt das denn hierher?“

Er hob das Telefon auf. Das klopfen an der Tür wurde energischer. Endlich begnadete sich Rumael dazu die Tür zu öffnen.

„Tschuldigung“, murmelte Daniel.

„Schon ok. Komm endlich rein. Sonst gibt’s am Ende doch nur Ärger. Und darauf habe ich keine große Lust.“

Daniel ging an ihm vorbei, seine Bewegungen waren holzig und er schien sehr müde zu sein. Er warf sich Rumael in die Arme.

„Bäh, lass das! Du bist nass“, wehrte er ihn ab, „Am besten du gehst Duschen. Den Weg dahin kennst du ja. Nicht dass du am Ende noch krank wirst.“

Als Daniel fertig mit Duschen war, kam er in das Schlafzimmer getapst.

„Du schläfst auf der Couch“, bestimmte Rumael, „Ich hab schon alles vorbereitet.“

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Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie schwirrten durch meinen Kopf und wollten einfach nicht, dass ich sie zufassen bekam. Ich konnte mich auch nicht daran erinnern, was in der Zwischenzeit alles passiert war. Scheiß Drogen. Egal was ich auch versuchte, ich kam nie weg, von dem Teufelszeug. Es hatte mich in seinen Bann gezogen. Klar, es war ein schönes Gefühl, wenn sie ihre Wirkung zeigten. Mich all meine Probleme vergessen ließen. Mich in eine andere Welt holten, in der es nur mich gab. Nur mich und das Gefühl völliger Freiheit. Doch dass ich in Wahrheit nicht frei war, sondern ein gefangener, merkte ich nicht. Aber das erwachen aus der Welt der Droge wurde jedes Mal schlimmer. Jedes Mal schmerzte mir dir Kopf. Ich wusste nicht, was ich in den letzten Stunden angestellt hatte. Es war ein Teufelskreis, aus dem es kein entrinnen gab. Ich schaffte es einfach nicht. So oft habe ich es versucht, jedes Mal bin ich kläglich gescheitert. Jedes mal fand ich mich wieder, auf einem Boden sitzend, mich einfach beschissen fühlend. Die Umgebung kam mir unwirklich vor. Alles zog an mir vorbei. Warum hat Rumael mich gerettet? Konnte er mich nicht einfach gehen lassen, mich aus meinem Teufelskreis entrinnen lassen? Warum? Ich spürte, dass mir jemand eine Hand auf die Stirn legte. Die Hand war angenehm kühl. Unbewusst schmiegte ich mich näher am sie heran. Kurz darauf wurde die Hand wieder weggezogen, sie fuhr meine Wange entlang. Wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Ich versuchte ein klares Bild zu bekommen. Zwei strahlende blaue Augen sahen mich an. Sie waren wie zwei tiefe Seen, oder das Abbild des Himmels. So wunderschön. Langsam schloss ich meine Augen. Ich fühlte mich federleicht. All meine Gedanken schwanden. Statt der schweren Finsternis, welche sich sonst in meinen Gedanken breit machte, war alles hell und freundlich. Wärme machte sich in mir breit. Ich fühlte mich stark und doch war ich schwach. Ich ließ mich in den Bann ziehen. Träumte von diesen unbeschreiblich schönen Augen. Ich durchlebte meine Vergangenheit, sah meine Fehler und wusste doch nicht, wie ich sie ändern könnte.
 

-Flashback I-
 

>„Hey, nun komm schon! Sei kein Feigling, wie dein beschissener Bruder!“ Daniel sah seinen zu seinem Bruder. Dieser schüttelte ganz leicht den Kopf, es sollte niemand merken.

>„Lässt du dir jetzt von dem Hosenscheißer reinreden, oder was? Willst du nun zu uns gehören, oder willst du lieber zu den Babys gehen? Noch hast du die Wahl.“

Noch immer zögerte er.

>„Lass ihn. Der packt das eh nicht, dem ist seine Karriere viel zu wichtig. Ein weiterer Spießer auf dieser Gott verdammten Welt.“

Sie lachten.

>„Ich bin kein Spießer, gib schon her.“

>„Huhu, er traut sich ja doch.“

Der junge Mann reichte Daniel eine Pille.

>„Und wie fühlt sich das an?“

Daniel reagierte nicht. Nur ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
 

-Flashback II-
 

Eine Scheibe klirrte. Gelächter ertönte.

>„Beeilt euch. Die Alte kommt gleich zurück. Bis dahin müssen wir das Haus ausgeräumt haben.“

>„No Problem. It’s playtime, guys.”

Schnell stiegen sie durch das aufgebrochene Fenster. Bis jetzt lief alles glatt. Plötzlich hörten sie, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. >„Verdammt! Sie ist zu früh!“, flüsterte einer der jungen Männer eindringlich.

>„Wir müssen abhauen.“

Licht wurde angeschaltet. Jemand kam die Treppe nach oben. Ohne groß nachzudenken, wollten sie über die Treppe fliehen. Einer der jungen Männer, stieß dabei die nach oben kommende alte Dame an. Sie stürzte und blieb regungslos auf dem Treppenabsatz liegen.
 

-Flashback III-
 

>„So geht das nicht weiter! Einbrüche, Körperverletzung. Sie wissen doch hoffentlich, dass Sie bald ins Gefängnis gehen müssen, wenn noch mehr dazu kommt. Bis jetzt haben Sie noch immer Glück gehabt.“

>„Was geht Sie das an? Es kann Ihnen doch völlig egal sein, wenn ich ins Gefängnis wandere oder nicht.“

>„Stimmt, da haben Sie recht. Es ist mir egal. Aber denken Sie doch mal an Ihre Eltern. Sie hätten nicht gewollt, dass Sie soweit absacken. Das Leben geht weiter. Auch wenn Sie einen großen Verlust gemacht haben. Denken Sie doch an Ihren Bruder, er braucht Sie!“
 

-Flashback IV-
 

Zwei junge Männer standen in der Einfahrt eines Hauses. Sie warteten auf ihre Eltern, die heute von einer Reise zurückkommen sollten. Schon von weitem sahen sie das bekannte elterliche Auto.

>„Da kommen sie!“

Einer der Jungs lief zur Straße, der andere folgte gemächlich. Die Sonne stand schon tief, doch es war noch angenehm warm. Sie hörten quietschende Reifen. Sie sahen, wie ein Auto in das ihrer Eltern krachte. >„Nein!“, schrie der Jüngere.

Er rannte auf das Auto zu. Zusammen mit seinem Bruder versuchte er seine Eltern aus dem Wrack zu befreien. Das Auto fing an zu brennen. Tränen liefen dem älteren über die Wangen, bevor er seinen Bruder von den Autos wegzog, um ihn in Sicherheit zu bringen. Eins der Autos explodierte.
 

-Flashback Ende-
 

Schweißgebadet wachte ich auf. Panisch sah ich mich um. Es war dunkel. Kein Lichtstrahl drang durch irgendeine Ritze.

„Ganz ruhig“, jemand sprach, doch in meiner Panik konnte ich die Stimme nicht erkennen.

Ich sprang auf. Ich musste hier weg. Wer auch immer die Person war, die zu mir sprach, sie würde mich nicht verstehen.

„Hey! Wo willst du hin? Daniel! Verdammt, bleib stehen!“ Ich achtete nicht auf diese Stimme, ließ mich nicht in ihren Bann ziehen. Ich wollte einfach nur noch weg.
 

So, das wars auch schon wieder für heute



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