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PS, Ich liebe dich!

von

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Himmel und Hölle

Langsam kam Farin wieder zu sich. Als er den ziehenden Schmerz in seinem Unterarm spürte, fiel ihm wieder ein, was geschehen war. Vorsichtig öffnete er seine Augen und sah sich um. Er war nicht bei sich zu Hause, das stand schon mal fest. Dieser Raum war vollkommen weiß, die Möbel, die Wände – einfach alles. Nur die Fensterläden und der Türrahmen waren golden gestrichen. Er musste also bei einem der Chefs zu Hause sein. Warum? Wie kam er zu dieser Ehre? Wie konnte bloß ein Dämon in ihr heiliges Dorf vordringen? Und warum, um alles in der Welt, war er jetzt kein Häufchen Asche? Nicht, dass er etwas dagegen hätte! Im Gegenteil, er fand es ziemlich schön, so als Schutzbefohlener herumzuirren. Aber es hieß doch, dass es kein Dämon schaffen könnte, in das Dorf der Engel – Erdlinge bezeichnen es auch gerne als Himmel – zu gelangen. Im Gegenzug konnte auch kein Engel das Dorf der Dämonen – Laien besser bekannt unter dem Namen Hölle – betreten. Es hieß auch, dass die Dämonen Engel verbrennen konnten, damit diese dann in der Hölle wiederkehren und dort ihr weiteres Dasein fristen mussten. Warum also war er noch hier? Erschöpft von den Strapazen – wie konnte eine kleine Verletzung nur so anstrengend sein? – schlief Farin wieder ein.
 

Als er das nächste Mal seine Augen öffnete, sah er einen Mann neben seinem Bett sitzen. Er war weiß gekleidet, etwas größer als der Durchschnitt, aber nicht so groß wie Farin selbst. Seine, etwas längeren blonden Haare, waren locker zurückgekämmt.

„Na, endlich wach?“, meinte dieser lächelnd.

„Scheint so…“, seufzte Farin.

„Tja…mir scheint, als hättest du das Unmögliche möglich gemacht.“

„Du meinst, weil ich noch hier bin?“ Es war ihm irgendwie egal, dass er einem seiner Chefs nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte, aber seine Verletzung könnte hier als Entschuldigung dienen.

„Genau das meine ich…ich bin übrigens Raphael, wenn du das wissen willst!“

„Ich wollte gerade fragen…Kannst du mir eventuell, vielleicht, wenn es möglich ist, erklären, was passiert ist oder besser gesagt: warum ES nicht passiert ist?“, fragte Farin mit leicht sarkastischem Unterton.

‚Ist der immer so?’, fragte sich Raphael im Gedanken.

„Ich denk schon, aber da müsstest du meine Freunde fragen!“, antwortete der große Blonde keck.

„Du kannst Gedanken lesen?“, fragte der Mann, so nebensächlich wie nur irgend möglich. Er bekam ein gedehntes „Ja“ als Antwort.

„Du spürst die Gefühle der Anderen?“ – Wieder ein „Ja“.

„Weißt du, ein Schutzengel spürt zwar, dass etwas nicht stimmt mit seinem Schützling, aber das gleicht eher mehr einem generellen Unwohlsein, als dem, was du spürst…“

„Das heißt jetzt genau was?“, wollte Farin wissen, als er sich im Bett hinsetzte.

„Was machst du denn da?“, fügte er entsetzt hinzu, als er sah, wie sich Raphael mit einem Dolch in die Hand schnitt. Schweigend kam dieser zu ihm zurück und hielt ihm die Hand hin.

„Heile mich!“, forderte er ihn auf.

Verwirrt kam Farin diesem Befehl nach und tat das, was er bei seinen Schützlingen auch schon getan hatte: Er hielt seine Hand über die Wunde und konzentrierte sich darauf, dass diese verschwinden würde. Und siehe da, es funktionierte! Er sah zu Raphael auf, der verwundert über seine Hand strich, die bis gerade eben noch verletzt war.

„Weißt du, was du kannst ist…einmalig. So was können noch nicht mal wir Erzengel! Ich mein, ja wir hören auch, was ihr denkt, aber sonst…Wir können keine Gefühle spüren und wir können auch nicht heilen“, er deutete auf Farins Verband, den dieser erst jetzt entdeckte. „Das ist einfach unmöglich…wie kannst du das nur? Das geht doch nicht, außer…“

„Außer was?“

„Das wäre gut möglich…das würde Sinn ergeben!“

„Hallo? Was wäre gut möglich? Was würde Sinn ergeben?“, fragte Farin verwirrt.

„Weißt du, das konnte vor dir nur einer…“, meinte Raphael leise.

„Und wer?“

„Unser Schöpfer!“

Farin sah ihn mit einer gehobenen Augenbraue an.

„Das heißt, du bis der direkte Nachfolger von Gott!“, sprach Raphael freudig.

Der große Blonde begann zu lachen. „Ha, der war gut! Ich und Gott…Mann, du hast’s voll drauf!“ Als er aber in das Gesicht seines Gegenübers blickte und sah, dass dieser es ernst meinte, beruhigte sich Farin wieder und sagte sarkastisch: „Klar. Ich bin der Nachfolger von Gott…warum ist mir das bloß nicht früher aufgefallen?“

„Weißt du, du hast Glück, weil dadurch, dass Gott schon lange nicht mehr unter uns weilt, hatten wir genügend Zeit, alle Aufgaben untereinander aufzuteilen…das heißt, dass du kaum Arbeit hast…“

„Gott ist tot? Geht denn das überhaupt?“

„Klar, Gott kann alles!“

„Was ist mit ihm passiert? Hat er von der Erschaffung des Universums, der Welt und der ganzen anderen Dinge einen Herzinfarkt bekommen, oder was?“ Farin stand jetzt neben Raphael am Fenster und sah ihn mit verschränkten Armen an.

„So in der Art. Weißt du, bei uns heißt das so: Durch die Erschaffung des Ganzen hier war er so erschöpft, dass er sich ausruhen wollte, aber leider dauerte diese Ruhe zu lange und irgendwann war er dann…gestorben…“

„Und bis jetzt habt ihr keinen Nachfolger gefunden?“

„Genau!“

„Wisst ihr, wie lange das her ist?“

„Nun ja, wir haben hier kein Zeitgefühl, aber so ein paar Jahre werden es schon sein…“

„Ein paar Jahre? Ein paar Milliarden Jahre schon eher!“

„Was echt, so lange schon? Mann, die Zeit vergeht so schnell…“

„Aber, warum ich? Ich…bin noch nicht mal religiös!“

„Tja weißt du, deine atheistische Einstellung kommt daher, weil dein Glaube an dich selbst nicht stark genug ist!“

„Ha, das ich nicht lache!“

„Doch! Du glaubst zwar an dich, aber eben nicht genug. Wäre dein Glaube stark genug, dann würdest du dich zum Beispiel nicht ständig fragen, warum Rod dich liebt!“

Farin sah ihn entgeistert an. „Woher…?“

„Wir sind allwissend, schon vergessen?“

„Und was kann ich so als…tun?“, fragte der Gitarrist nach einer Weile.

„Hehe, du kannst die Welt verändern!“

„Juchu…ich wär für Weltfrieden…und Freiheit für Tibet…und keine Armut!“

„So einfach ist es nicht, mein Lieber! Du kannst nicht einfach was erschaffen, was nicht da ist. Du kannst die Menschen in ihrem Denken beeinflussen, wodurch sie vielleicht etwas auf der Welt verbessern…aber mehr kannst du nicht machen!“

„Hm…ich glaub, das ist okay so…“

Er probierte es gleich mal aus. Für den Anfang wollte er lieber etwas Leichtes ausprobieren. Das Ergebnis sah man ein gutes halbes Jahr später, als Barack Obama als erster schwarzer Präsident der USA vereidigt wurde und somit die Flamme der Hoffnung auf Frieden neu entfachte – aber das ist eine andere Geschichte und gehört jetzt nicht hierher.

„Eins muss ich dir noch sagen: Du darfst deine Kräfte nie zu deinem persönlichen Vorteil anwenden, verstanden?“

„Ja klar, ist einleuchtend…Und was passiert jetzt? Und warum war ein Dämon bei uns?“

„Das erklär ich dir gleich, aber vorher müssen wir dich noch ‚angeloben’. Sonst könnte ja jeder sagen, er sei Gott!“
 

So führte Raphael Farin zu einer Art Säulenhalle, wo schon die übrigen drei Erzengel warteten, die dem vierten im Bunde sehr ähnlich sahen. Um den neuen Chef im Himmel zu vereidigen, stellten sie sich in einem Kreis um ihn, legten eine Hand auf seine Schultern, die andere auf die Schulter des jeweiligen Nachbarn und sprachen lateinische Formeln. Ein weißes, aber nicht blendendes Licht hüllte sie ein und wurde immer stärker. Die Erzengel hörten auf zu sprechen und das Licht verschwand.

„Fühlst du dich irgendwie anders?“, fragte Michael.

„Eigentlich nicht, nein“, entgegnete Farin verwirrt.

„Das ist gut.“

„So, dann mach mal den ultimativen Test: Denk an etwas, das du jetzt sofort in deiner Hand haben willst!“, forderte ihn Uriel auf.

‚Aber nicht Rod oder Bela’, dachte Raphael. Während die Erzengel darüber lachten, zog Farin bloß eine Grimasse.

„Das ist nicht fair, wenn ihr da mithört!“, fiel ihm gleich darauf ein.

„Na gut, wir hören weg“, beruhigte ihn Gabriel.

„Geht denn das?“

„Ja klar, aber das erklär ich dir ein anderes Mal!“

Farin dachte an etwas, das er wirklich gerne haben würde, weil er es schon lange nicht mehr gehabt hat. „Okay!“

„Gut…jetzt streck die eine Hand aus, mit der Handfläche nach oben, und schnipp einmal mit der anderen.“

Der große Blonde tat wie ihm geheißen und im nächsten Moment hielt er schon sein Objekt der Begierde in der Hand. Die anderen vier starrten ihn nur verwundert an. Mit allem hatten sie gerechnet, aber nicht mit dem.

„Hat ja prima geklappt…und so einfach ist das?“, meinte Farin, um anschließend aus seiner herbei gezauberten Teetasse zu trinken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-01-25T12:19:03+00:00 25.01.2009 13:19
Eine Teetasse? *lol*
Da kann ich Diadem- nur Recht geben: das ist typisch für FU! XDD

Die Erzengel gefallen mir irgendwie^^
Und Fu als Gott......danke, dass Obama Präsident wurde *lach*

Tolle FF und ein sehr gelungenes Kapi^^
Freu mich schon darauf wies so weitergeht
Lg
Von: abgemeldet
2009-01-24T20:43:32+00:00 24.01.2009 21:43
Ah xD
Der letzte Satz war geil xDDD
Typisch Farin irgendwie^^ Gut getroffen xD'

Schöne FF :) Die Idee ist toll und dein Schreibstil auch. Schreib weiter, ich bin gespannt was sich noch draus entwickelt ^-^
lg


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