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Auf und ab

von

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- Prolog -

Heyho an alle da draußen,

ich hoffe, dass euch die FF zu Naruto gefällt und ihr mich vielleicht mit einem Review über eure Meinung (Kritik, Morddrohungen etc.) darübeer informieren könntet^^

*für alle Kekse hinstell* Viel Spaß beim Lesen!
 

Disclaimer: Nix meins

Sicht: Sasuke
 


 


 

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Auf und ab.

Die pumpende Maschine drückte den Blasebalg des Beatmungsgerätes wieder nach unten, es ertönte ein Piepen und der Intubationsbeutel schob sich wieder nach oben.

Ach nein, dieses Monstrum an Maschine nannte man doch einen Intensivrespirator. Ein Gerät, welches nur eingesetzt wurde, wenn es sich bei dem zu Behandelnden um ein langfristiges Opfer handelte. Die zahlreichen Messparameter dienten dazu festzuhalten, wie gut du dich an das Gerät gewöhnt und später entwöhnt hast, damit man dich wieder von der Maschine nehmen kann.

Sakura hatte sich sogar eingesetzt, dass du eines von diesen richtig teuren Respiratoren kriegst, weil du nicht merken solltest, dass du intubiert wirst.

Ha! Als wenn du überhaupt auch nur irgendetwas merken würdest. Ich könnte mein Gokaku No Jutsu bei dir anwenden und dir die Hand verbrennen, wie auch wahrscheinlich den Rest deines Körpers, und du würdest nicht mal mehr mit der Wimper zucken. Allerhöchstens würde dieses medizinische Konstrukt neben deinem Bett kurz schneller piepen –bevor mich Tsunade umbringen würde, da ich einen ihrer Patienten verletzt hätte-, und das war es dann.

Der Chaosninja von Konoha hatte sich selber flachgelegt. Nun gut, fairer weise will ich dir zugestehen, dass du dich hast in diese Situation bringen lassen, wodurch du nicht mehr die alleinige Schuld trägst. Aber dennoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass du seit über sieben Monaten vor dich hinsiechst in einem Koma, aus dem dich weder Sakura noch Tsunade haben erwecken können.

Ich hasse dich dafür.

Auch wenn ich es vorher schon immer behauptet habe, dass ich dich hassen würde, aber nun entspricht es der Realität. Nein… Selbst das ist gelogen. Ich hasse mich dafür, dass du hier liegst und das auch nur, weil du mich zurückholen wolltest. Du hast einfach nicht aufgeben wollen. Weder als ich dich beinahe getötet im Tal des Schicksals, noch als ich dich immer wieder in den vergangenen Jahren weggeschickt habe. Ich konnte unsere Treffen in den letzten Jahren nicht mal mehr an einer Hand abzählen, so häufig hast du mich aufgesucht und mich versucht dazu zu überreden nach Hause zurückzukehren….

Nach Hause…

Ich sitze tatsächlich hier in Konoha, in einem Krankenhaus, an deinem Bett und denke über diese kleine adverbiale Bestimmung nach. Zu Hause. Du hast das immer so überzeugt gesagt, dass es lächerlich klang in meinen Ohren. Allerdings bekam Konoha eine neue Bedeutung, als ich dich durch die Stadtmauern schleppte. An den gaffenden Menschen vorbei bis zum Hokageturm. Es ist mein zu Hause, aber auch nur, weil du mir gezeigt hast, dass dem so ist. Wenn du mir nicht fortwährend damit in den Ohren gelegen oder mir einen Grund gegeben hättest um dich in die ferne Heimat zu bringen, dann würde ich noch heute meinen Standpunkt verteidigen, dass dies Gerede von einem Ort mit Familie und Freunden vollkommener Unsinn ist.

Trotz alledem.

Was hat dir das gebracht?

Gut, ich bin hier. Du hast dein Versprechen gehalten und mich nach Hause gebracht. Aber welchen Preis hast du dafür gezahlt?

Stumm sehe ich in dein entspanntes Gesicht, welches ich nur zum Teil erkennen kann, da eine Gesichtsmaske deine Haut verdeckt.

Ich hätte es gar nicht ertragen mit ansehen zu müssen, wie deine Lippen kein Lächeln oder übertriebenes Lachen mehr bilden.

Dein Körper ist schwach. Innerhalb der letzten Monate ist deine Muskelmasse verschwunden und auch deine Knochen kann man anfangen zu zählen. Du verträgst wohl wirklich nichts anderes außer Ramen und das können dir diese Nährbeutel, die intravenös in dich hineintropfen, dir nicht bieten.

Ich seufze leise auf. Meine schwarzen Haare fallen mir ins Gesicht, als ich meinen Kopf wie so häufig auf deine Decke sinken lasse und dich von der Seite betrachtete.

Wach doch auf, Naruto.

Deine Stille ist kaum noch zu ertragen.

Seltsam. Früher hätte ich das nie für möglich gehalten, aber ich vermisse jeden einzelnen Spruch von dir. Und deinen Traum, Hokage zu werden.

Du würdest ein toller Hokage sein.

Einer, an den auch ich glauben würde.

Als eine Hand sich auf meine Schulter legte, zucket ich zusammen und sah erschrocken hoch in das Gesicht der rosahaarigen Medicnin, die sich umständlich auf den zweiten Stuhl am Bett des Schlafenden niederließ.

„Du solltest nicht so oft hierherkommen, Sasuke.“ Begann sie das Gespräch und nahm die Hand des Blonden in die ihre. Als ich diese Geste das erste Mal gesehen hatte, hatte sie mich einigermaßen irritiert, da ich noch vorgeprägt war von der Vorstellung, dass Sakura nie im Leben freundlicher als normal zu Naruto sein könnte. Doch ich konnte mich auch irren.

Schließlich war ich über fünf Jahre lang nicht bei ihnen gewesen und so hatte sich einiges verändern können. Was man Sakura auch ansehen konnte. Ihre Rundung war kaum zu übersehen, denn sie trug diese wie eine Trophäe vor sich her.

Sein Kind.

Wieder ein Grund um aufzuwachen, Idiot.

Ich lächelte bitter und sah in die grünen Augen der schönen Frau, zu der Sakura geworden war.

„Das sagt mir ausgerechnet diejenige, die im 8. Monat schwanger ist und beinahe rund um die Uhr im Krankenhaus arbeitet.“ Antwortete ich ironisch und konnte erleichtert feststellen, dass die junge Kunoichi ebenfalls lächelte.

„Irgendjemand muss doch Geld verdienen.“ Schmunzelte sie und ich konnte mich nicht dagegen wehren und lächelte mit.

„Denk dran, dass Tsunade dich eh bald in den bezahlten Mutterschaftsurlaub schickt.“

„Oh Gott..“ Die Rosahaarige legte ihre Stirn in Falten. „Dieses Krankenhaus wird untergehen, wenn ich nicht mehr täglich hierher komme.“

Wie? Nicht mehr täglich herkommen? Und was war mit Naruto?

Anscheinend musste sie meine Fragen erkannt haben, denn sie deutete erklärend auf den Blondschopf. „Ich werde ihn mit nach Hause nehmen, damit ich ihn alleine pflegen kann. Ich könnte nicht verantworten mit Kind über Stunden hinweg in einem Krankenhaus zu sitzen. Schon gerade würde ich mich eh zur Arbeit hinreißen lassen…“

„Oh…“ Machte ich nur und sah hinunter zu dem Schlafenden.

„Es wäre mir allerdings lieb, wenn du mir helfen könntest, Sasuke.“ Holte die Medicnin weiter aus und sah mich bittend an. Als wenn ich ihr unter den Umständen etwas abschlagen konnte. So oder so, ich war der Grund, warum Naruto hier lag und sich nicht um die Schwangere kümmern konnte.

Komisch, dass es gerade er war von uns beiden, der zuerst Vater werden würde. Und das auch noch mit Sakura.

Ich nickte verspätet auf Sakuras Bitte hin und erhob mich. „Sag mir Bescheid, wann du ihn zu dir bringen möchtest, dann helfe ich mit beim Transport und dem Einrichten.“

Ihr dankbares Lächeln sah ich schon gar nicht mehr, als ich die Tür hinter mir schloss.

- one -

Hallihallo^^

Auf gehts in die zweite Runde. Hoffentlich gefällt es euch^^
 


 

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Als ich hinaustrat aus dem Krankenhaus war ich froh und auch auf eine etwas entfernte Art dankbar dafür, dass ich diesem kahlen Ort wieder entkommen konnte, obwohl du noch immer darin lagst. Allerdings würdest du wohl kaum die Atmosphäre so hautnah miterleben wie ein Wacher, der sich die weißen Wände Tag für Tag ansehen musste und nicht ein wenig Abwechslung hatte. Nun, bei dir piepste vielleicht einmal dein EKG anders als gewöhnlich. Dies waren jedoch nur temporäre Einwirkungen wie zum Beispiel die Kälte oder ähnliches.

Bisher hattest du zumindest nie ein anderes Zeichen von dir gegeben, dass du überhaupt etwas wahrnehmen würdest.

Apropos Kälte, dir würde die Jahreszeit gewiss gefallen. Schneeflocken fielen auf mein schwarzes Haar und eine hauchdünne Schicht an Schnee zeichnete sich bereits auf Straßen und Dächern Konohas ab. Selbst die ruhige Geschäftigkeit in den Gassen dieser Stadt hatte nachgelassen und man sah die ersten Kinder, die begeistert von dem kalten Geschmeide aus den Häusern rannten.

Für gewöhnlich wärst du einer der Ersten gewesen, die nach draußen gelaufen wären. Wahrscheinlich hättest du dir nicht einmal die Zeit gelassen, dir die Schuhe oder eine Jacke anzuziehen. Sakura hätte dich angeschrien und am nächsten Tag hättest du mit einer Grippe im Bett gelegen. Das Winterwunder wäre es dir wert gewesen. Ich würde es zwar nie verstehen, ich Herbstliebhaber, wie dich für ein bisschen Eis in Flockenform so reizen konnte, aber nun ja.

Ich habe gelernt, jedem das Seine zu gönnen.

Andererseits bin ich froh darüber, dass dein Kind ein Winterkind werden wird. Du hattest mir einmal davon erzählt, dass du es schöner finden würdest…
 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*
 

„SASUKE!!!“

Mit einem Rumms lag ich auf dem Boden, statt mich noch weiter in die dicken Decken meines Bettes zu hüllen. Wer auch immer es gewagt hatte so laut vor dem Uchiha-Anwesen herum zu brüllen, dem werde ich gleich die Hölle heißmachen. Selbst wenn niemand davon ausgehen konnte, dass ich gerne mal länger schließ, aber an einem Sonntag um … ich sah kurz auf die Uhr und stockte… um 6 Uhr morgens hier aufzutauchen war tödlich. Definitiv!

Mit einer Laune, die selbst den Furchtlosesten in die Flucht geschlagen hätte, öffnete ich das Fenster und blickte hinunter zu dem größten Idioten, den Konoha jemals gesehen hatte.

„Naruto“ knurrte ich und mein Gesicht müsste wohl für jeden an diesem Morgen ein offenes Buch gewesen sein. Für jeden, nur nicht für den Blondschopf, der lachend zu mir hochwinkte.

Warum war dieses Energiebündel nicht als Stromversorgung wie ein Hamster in ein Laufrad gesperrt worden? Niemand hätte mehr Probleme mit dem Strom gehabt, kein Stromausfall mehr, denn Naruto hätte niemals aufgehört zu rennen…

„Was willst du hier?“ ließ ich mich herab und fragte ihn.

„Na was wohl?“ Kam die bescheuerte Gegenfrage zurück, denn ich war immer noch nicht in der Lage Gedanken zu lesen. „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir frühstücken willst. Ich hab nämlich kein Auge zugetan, seitdem es angefangen hat zu schneien!“ Erklärte er mir von unten und tatsächlich nahm ich nun auch wahr, dass sich eine hohe Schicht an Schnee überall verteilt hatte.

Nein wie toll…

Mein Gesicht sprach wohl Bände.

„Kann ich rein kommen?“ Drang Naruto zu mir durch und wedelte absichtlich stark mit den Armen um meine Aufmerksamkeit bei sich zu behalten.

Ich hob nur eine Augenbraue hoch. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie wenig produktiv eine solche Frage generell an mich gestellt und um die Uhrzeit besonders ist?“

Ich wusste nicht, ob seine darauffolgende Miene nun Überraschung ausdrücken sollte oder eher Unverständnis, da der Satz sehr lang und wohl für ihn nicht leicht verständlich schien. Nicht sehr freundlich, ich weiß, aber wer den ratlosen Blick eines Uzumakis jemals gesehen hatte, der würde mir Recht geben, wenn ich an seinem Verstand zweifelte.

Schließlich erbarmte sich der blonde Ninja jedoch und fragte mich nur schelmisch, ob es ihn jemals interessiert hätte, ob es mich stören würde, was er täte oder nicht. Innerlich seufzend stimmte ich ihm zu, denn meine Nerven waren oft genug durch seine Tollpatschigkeit überstrapaziert.

„Wenn ich dir jetzt die Tür öffne, du frühstückst und mich eine Viertelstunde nervst, kann ich dann darauf hoffen, dass du wieder verschwindest?“

Er grinste breit und die schwarzen Streifen auf seiner Wange ließen mich an eine zufriedene Grinsekatze denken, die ihren Willen bekommen hatte. Er schüttelte den Kopf und lachte. „Nun mach schon auf, Sasuke. Es wird langsam kalt.“

Als er schließlich doch in meiner Küche saß und die Brötchen mit mir teilte, wirkte er immer noch gut gelaunt und fröhlich, aber mir fiel auf, dass sein Lächeln nur bedingt seine azurblauen Augen erreichte.

Nachdenklich zupfte ich mein Brötchen auseinander und betrachtete den Blonden, der nach draußen zum Schnee sah und sich dann in der Küche umblickte.

„Was hast du denn?“ Fragte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue, da mir sein Gestarre reichlich auf die Nerven ging.

„Ich kann verstehen, warum du den Winter nicht leiden kannst.“ Naruto schmunzelte leicht und biss in sein Brötchen, ehe er einmal mit der Hand in den Wohnraum deutete. „Es ist hier fast genau so ungemütlich wie draußen. Alles wirkt kalt und leblos.“

Ich schluckte bitter, doch ließ mir nicht anmerken, wie nahe er mit seiner These an meine eigene Empfindung herangekommen war. Selbst als meine Familie noch lebte, war es nur meiner Mutter zu verdanken gewesen, dass dieses Anwesen ein wenig Liebe und Wärme ausstrahlte. Dank Itachi… Nein! Ich unterbrach mich, ließ stattdessen meine Augenbrauen sich verärgert zusammen ziehen.

„Ich wüsste nicht, was es dich anginge.“ Suchte ich ablehnend das Thema zu beenden, doch wenn man Naruto kannte, dann wusste man auch, dass er noch einen draufsetzen konnte.

„Du willst doch den Uchiha-Clan wieder aufbauen, nicht wahr?“ Fragte er mich und ich nickte nur leicht als Antwort. „Dann solltest du dafür sorgen, dass es hier wohnlicher wird. Du weißt schon, angenehmer für ein Baby und eine Frau. Es sei denn, du denkst wie ich, dass auch der Winter etwas schönes hat und Winterkinder glückliche Kinder sind.“ Er strahlte mich an mit seinem breiten Grinsen und ich brauchte ein paar Sekunden um zu verarbeiten, warum mich auf einmal sein Lächeln so irritierte. Es erinnerte mich an meine Mutter, die mit ihrer Natürlichkeit und Wärme die Liebe in meinem Herzen geweckt hatte.

Ich schüttelte schnell den Gedanken ab. „Du spinnst doch.“

„Nein ehrlich, Sasuke. Winterkinder sind glückliche Kinder. Besonders dann, wenn sie geboren werden, wenn Schnee fällt. Das soll angeblich Glück bringen. Wenn ich irgendwann einmal ein Kind haben werde, dann soll es auf jeden Fall ein Winterkind werden. Und was willst du für eines?“

„…“ Ich ließ mir Zeit mit meiner Antwort, durchdachte die Optionen durch und antwortete schließlich, dass es egal wäre, was für ein Kind es wäre. Nur Dummköpfe würden ein Kind nach Jahreszeiten zeugen.

Naruto strahlte mich jedoch wissend an.

Winterkinder…

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

Ja, Winterkinder… Und du warst nicht in der Lage dazu mitzubekommen, wie dein Kind zur Welt kam. Aber ich hoffte, dass es an dem Tag schneien würde. Ich hoffte es für dich und für deinen ungeborenen Nachkommen, Naruto, denn vielleicht hattest du ebenso Glück und würdest die Augen aufschlagen.

Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mir dies wünschte.
 


 

Der Umzug gestaltete sich als schwieriger als geplant. Sakura konnte aufgrund ihres Leibesumfangs nicht mit anfassen, und allein mit Kakashi wäre der Transport vom Krankenhaus bis in das Haus der Medicnin eine wahre Katastrophe geworden, wenn nicht auch noch Tsunade mitgeholfen hätte.

Dein Körper wurde in einem Krankenwagen durch die engen Gassen in dein neues Heim gebracht, welches modern und medizinisch optimal eingerichtet war. Sakura hatte ganze Arbeit geleistet und sogar die Wände streichen lassen in den knalligsten Orangetönen, die sie wohl hatte auftreiben können. Schließlich wusste jeder im Dorf, wie verrückt du nach der Farbe warst.

Das Bett stand nahe am Fenster und bot so viel Licht, welches auf dein blasses Gesicht fiel. Die schwarzen Streifen auf deinen Wangen bildete noch einen stärkeren Kontrast zu der bleichen Farbe deiner Wange. Du sahst krank und erbärmlich aus. Nicht wie der Naruto, den ich kannte. Oder gekannt hatte.

Man ließ mir jedoch nicht viel Zeit um dich zu betrachten, denn zeitgleich mit deinem Transport und dem Anschluss deines Körpers an das Beatmungsgerät durch Tsunade, musste auch noch ein Großteil des Kinderzimmers aufgebaut werden, worum Sakura mich gebeten hatte. Natürlich, sie konnte sich nicht so bewegen wie sie gerne wollte. Doch es wäre nicht Sakura gewesen, wenn sie nicht rumkommandieren konnte.

Als am Ende das Kinderzimmer stand, war ich erledigt und hatte ein Klingeln in den Ohren von Sakuras Anweisungen, doch ich war befriedigt. Ich konnte dir zumindest so weit helfen, dass ich deinem Kind den Start in sein Leben so gut wie möglich machte und deiner Freundin die Arbeit abnahm, die sie nicht mehr erledigen konnte.

Aber all das reichte nicht.
 


 


 


 

Danke, dass ihr es bis hierhin überlebt habt^^ Ich würde mich wirklich sehr über ein kleines review freuen^^

*Kekse hinstell*

- two -

Das Leben ist unfair.

Diese Erkenntnis gewann ich schon, als mein Vater meinen Bruder bevorzugte und dabei vergaß, dass er zwei Söhne gezeugt hatte, anstatt einen. Dies ging recht schnell in seinen Gedanken verloren und ich musste mich damit abfinden, dass ich wohl niemals besser oder auch nur gleichwertig sein würde wie Itachi. Doch im Endeffekt sind die Hoffnungen und Träume meines Vaters, ja sogar meines Clans, nach deren Ermordung zerstört worden und ich war der Einzige, der überlebt hatte.

Gerade der, der eigentlich niemals das Erbe auf seinen Schultern tragen, sondern nur im Schatten Itachis leben sollte.

Wahrscheinlich würde es niemals dazu kommen, dass ich den Uchiha-Clan im Schatten dieses Massakers wieder aufbauen würde, wenn auch nur die Möglichkeit bestände, dass ein Mensch wie Itachi geboren werden könnte.

Das Leben war bitter.

Dies war eine Tatsache, die ich auch schon früh gelernt hatte. Diese Bitterkeit, die Erkenntnis, dass alles nicht besser werden würde, trübte mein Leben wie ein Blatt, das auf einen klaren See fiel.

Die Wellen kamen heute noch an mein Ufer an.

Allerdings war der wichtigste Makel in meinem Leben:

Das Leben war grausam und kannte weder gut noch böse.

Weihnachten hatte vor der Tür gestanden und war vergangen noch bevor sich die Menschen Konohas darauf eingestimmt hatten.

Silvester kam und ging und nur noch vereinzelt erinnerten matschige Verpackungen von Böllern, welche in die Luft geschossen wurden, an die Nacht der Nächte.

Sakura hatte mit Kakashi und mir gefeiert, hatte angestoßen, gelacht und getrunken –natürlich nur Apfelsaftschorle wegen ihrer Schwangerschaft. Sie war anscheinend zumindest für ein paar wenige Stunden glücklich gewesen, doch dann war durch das Knallen der Raketen und den lauten Rufen der Menschenmassen auf den Straßen ein langgezogenes Piepen gedrungen.

Erst hatte es niemand von uns wahrgenommen, denn schließlich hätte an dem Abend selbst ein Dämon das Dorf angreifen können und kaum einer hätte es an der einen Stadtseite gehört, ehe es bei ihnen angekommen wäre.

Ich war gerade dabei mit Sakura über die alten Zeiten zu reden – sie berichtete mir von ihrer schrecklichen Angst bei Kakashis erster Prüfung und lachte mit glänzenden Augen -, als unser ehemaliger Sensei den Kopf hob und ins Nebenzimmer rannte, wo Naruto seit knapp einer Woche schlief.

Ich erinnerte mich noch, dass ich Schuldgefühle hegte, da Naruto nicht an unserer kleinen Feier teilnehmen konnte, doch Sakura hatte nur abgewunken mit der Begründung, dass der blonde Chaosninja ebenso nicht ertragen könnte, wenn seine Freunde sich wegen ihm zurücknehmen würden.

Trotzdem...

Wir hätten bei ihm bleiben sollen, als seine Herzströme zum ersten Mal arrhythmisch liefen, aber wir waren es nicht. Nur Kakashi war aufgesprungen und das auch erst, nachdem das Piepen tatsächlich durchdringend wurde.

Sakura sah mich panisch an und rannte hinter ihm her, direkt ins Zimmer und starrte die Maschinen an, als würden sie ihr mitteilen, was gerade eben mit dem Blonden los war.

Und ich?

Ich war geschockt, als ich sah, dass die Kurven des EKGs in unregelmäßigen Abständen über den schwarzen Bildschirm huschten als versuchten sie, einen neuen Takt zu finden. Es gelang ihnen nicht und nun drang auch noch das nervöse Piepsen des Respirators durch den Lärm. Selbst diese Maschine wollte nicht so laufen wie sie sollte. Die Sauerstoffsättigung des Blonden war nicht konstant.

Sakura fluchte, schob mich bei Seite, obwohl ich mich nicht einmal daran erinnern konnte, dass ich Naruto näher gekommen war, und bat Kakashi um Hilfe, damit er den Arm des Komatösen festhalten konnte, während sie die Spritze aufzog und ansetzte.

Ich kam mir noch nie hilfloser vor, als alle anderen dem Mann helfen konnten, der mich in die Heimat zurückgeführt hatte, aber ich blieb außen vor. Ich war es doch, der dafür gesorgt hatte, dass Naruto hier lag. Und auch, wenn es mich früher nicht die Bohne interessiert hatte, was mit meinen Mitmenschen geschah – besonders bei Naruto -, war es heute vollkommen anders, da ich wusste, dass ich für seinen Zustand verantwortlich war.

Ich hatte ihn dazu gebracht mir hinterherzujagen wie ein Irrer, weil ich egoistisch war und glaubte Frieden zu finden, indem ich Itachi umbrachte.

Und was war am Ende geblieben?

Ich sah geschockt den Blondschopf an und zum wiederholten Male fiel mir auf, wie schlecht er aussah, wie krank und elend. Und es wurde immer schlimmer. Sein Herz funktionierte nicht mehr richtig…

Mein Gewissen schrie mir geradezu zu, wer daran schuld war.

Und das brachte das Fass zum Überlaufen.

Ich flüchtete aus dem Zimmer.
 


 

Ich saß an dem Ort, an welchem du dich gerne zurückgezogen hattest und von dem ich anfangs nicht verstanden hatte, warum du dich ihm so verbunden fühltest. Doch es war so hier oben, auf den Köpfen der 5 großen Hokage, als würde man das ganze Dorf nur für sich alleine haben.

Ich stellte mir die Frage, ob sich durch diesen Ausblick dein Wunsch entwickelt hatte, Hokage zu werden, diese Menschen unter dir so gut es ging zu leiten und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Allerdings würde ich wohl nicht in der nächsten Zeit eine Antwort darauf erhalten.

Wie es dir wohl ging?

Ob du deinen Anfall überstanden hattest?

Ich wusste es nicht und die Angst um dich saß mir buchstäblich im Nacken. Meine Feigheit und meine Scham über die Flucht in einem entscheidenden Moment verbesserte meine Situation nicht gerade, und ich ließ meinen schweren Kopf auf meine herangezogenen Knie sinken. Meine Gefühlswelt als schlecht zu bezeichnen oder elend wäre noch untertrieben gewesen.

Wieder einmal hättest du mich gebraucht.

Ich hätte dich festhalten sollen.

Oder mehr Bücher lesen müssen über deinen komatösen Zustand und was alles während dieses Langzeitkomas schief gehen könnte.

Vielleicht hätte ich dann auch nicht so panisch reagiert.

Oh Gott…

Du könntest längst nicht mehr atmen und ich würde es nicht wissen, weil ich mich feige verstec….

Ein Geräusch ließ mich herum fahren und Kakashi trat näher heran, ein dezentes Lächeln im Gesicht, welches sich hinter der hohen Maske verbarg. „Stör ich dich?“ Fragte er und setzte sich ohne eine Antwort abzuwarten neben mich, sodass mir gar nichts anderes übrig blieb als mit den Schultern zu zucken.

Beide sahen wir nach oben in den sternenklaren Himmel, während ich mich fragte, warum Kakashi nicht endlich davon sprach, wie es Naruto ging. Meine Ungeduld musste mir wohl im Gesicht abzulesen gewesen sein, doch der grauhaarige Jonin wartete ab, bis ich ihn leise nach dir fragte.

„Er lebt, zumindest mehr oder weniger. Sakura hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben, nachdem Naruto scheinbar etwas dagegen hatte, dass sie ihm eine Spritze mit Stimulationsmedikamenten für sein Herz- Kreislaufsystem gegeben hat.“ Holte Kakashi aus und ich sah ihn sprachlos an.

„Heißt das, er…“ Ich wollte mir keine Hoffnungen machen. Nicht wissen, dass es besser wurde, oder gar schlimmer.

„Ja, genau das.“ Antwortete mein Sensei erleichtert. „Er hat seinen ersten Schutzreflex seit Monaten von sich gegeben. Zwar war es nur ein beiläufiges Zucken, mehr, als versuchte er, eine Fliege zu verscheuchen, aber das war… mehr als wir jemals zu hoffen gewagt haben.“

Ich war geschockt, positiv und ich spürte, wie mir ein dicker Kloß im Hals saß, der sich nicht wegräuspern ließ, egal wie sehr ich mich bemühte. Meine Augen brannten vor Dankbarkeit darüber, dass es wenigstens kleine Verbesserungen gab, wenn auch herbeigeführt durch etwas Simples wie eine Spritze.

Ich konnte sie nicht zurückhalten.

Trotz all meiner Selbstbeherrschung rannen mir zwei Tränen übers Gesicht und tropften in den Saum meines Kimonos. Ich schmunzelte Kakashi zu und konnte auch an ihm erkennen, wie sehr ihn das Ganze mitnahm.

Schließlich ließ ich den Kopf wieder hängen. „Trotz alledem war es unverzeihlich, dass ich euch mit ihm alleine gelassen habe.“ Sagte ich dunkel und mein Hass auf mich selbst nahm eine neue Dimension an.

Kakashi seufzte und legte mir einen Arm um die Schulter, drückte mich kurz an seinen Körper. „Wir alle haben irgendwann einen schwachen Augenblick, Sasuke. Daraus werden weder ich noch Sakura oder je Naruto dir einen Strick drehen, wenn du dich mit einer unbekannten Situation überfordert fühlst.“

„Und was soll ich sagen, wenn ich jemals auf einer Mission mich so verhalten würde, wie heute Abend?“ Gab ich ironisch zurück und schnaubte durch die Nase. Das war wirklich keine Entschuldigung und mich verlangte auch nach keiner Absolution. Ich wollte eine Uhr haben, die die Zeit zurückdrehen könnte, damit ich Naruto nicht verletzt sehen musste. Aber das waren kindische Ideen und wenn ich eines nicht mehr war, dann kindisch.

„Kämpfen und Freunde sind etwas anderes. Du würdest niemals vor einem Kampf fliegen, denn du bist darin ausgebildet zu kämpfen. Dem entgegen bist du jedoch nie ein großartiger umgänglicher Typ gewesen, der von sich behaupten kann, zu wissen, wie es ist eine Freundschaft zu führen und damit auch damit umgehen zu können, wenn es einem geliebten Menschen schlecht geht.“ Antwortete der Ältere von beiden und seufzte schwer. „Es ist in Ordnung, nicht mit dem Koma von Naruto umgehen zu können, oder davor zu flüchten. Du lernst daraus und wirst dich höchstwahrscheinlich noch mehr anstrengen, für ihn da zu sein.“

„Wenn man schon daran schuld bin…“ Gab ich wenig überzeugt als Antwort und sah bitter hinunter in die Stadt, in welcher du lagst.

„Sasuke, was ich mich schon die ganze Zeit frage, wie ist es überhaupt zu Narutos Koma gekommen?“
 


 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*
 

Sasuke hatte seinen älteren Bruder Itachi nach monatelanger Suche auf einem verlassenen Kampfplatz gestellt. Er hatte gemerkt, dass er den Älteren überrascht hatte auf einer Mission und dieser nun ohne seinen Partner vor ihm stand, was bedeutete, dass nicht ein weiteres Hindernis auftauchen konnte um den Kampf zu verhindern, auf den Sasuke sich seit Jahren vorbereitet hatte. Gnadenlos hatte er dafür sein Dorf und seine Freunde verlassen um das zu rächen, was sein Bruder Itachi ihm hatte nehmen müssen.

Die Frage nach dem Warum drängte sich in den Kopf des Jüngeren, doch als er seine Waffe, das Kusanagi, hob um den Schlag zu pararieren, den Itachi gegen ihn ausführte, floss alles aus seinen Gedanken herauf, was sich nicht darauf konzentrierte, diesen Unbekannten zu vernichten.

Sasuke biss die Zähne zusammen und leitete sein Chidori in das Schwert hinein. Die Klinge glitt zu Boden und sollte eigentlich den älteren Uchiha zu treffen, doch dieser wich geschickt aus, war jedoch nur scheinbar nicht schnell genug, sodass Sasuke ihm das Schwert in den Körper rammen konnte.

Das war zu einfach gewesen…

Itachi schmunzelte ironisch, was Sasuke nur noch wütender machte, und winkte kurz nach links. Als der Uchiha den Kopf wandte, erblickte er seinen Bruder auf einem der Steine sitzend. Ein Doppelgänger also.

Auf Sasukes Gesicht tauchte ein Grinsen auf, als er sah, wie er selbst dem echten Itachi sein Schwert in den Rücken stieß und sich vor der Imitation in Luft auflöste.

Alles nur Schein, denn auch dieser Angriff war nicht echt gewesen.

Alles nur ein Genjutsu.

„Du bist besser geworden.“ Die dunkle Stimme Itachis vibrierte in der Luft, als er sich zu dem echten Sasuke umdrehte und ihn ansah. Das Mangekyo Sharingan leuchtete in den roten Augen des Älteren auf, ehe dieser sich in Krähen auflöste. „Aber nicht gut genug.“

Stattdessen tauchte er etwas entfernt von Sasuke auf und knöpfte sich gelassen den Akatsuki-Mantel auf um ihn bei Seite zu legen.

„Ich hatte dir doch gesagt, dass du dich erst wieder blicken lassen solltest, wenn du das wahre Geheimnis des Sharingans erlernt hast. Dann erst kannst du es mit mir aufnehmen.“ Itachis Gesicht war emotionslos, als er Sasuke belehrte, dass er wie so häufig in der Vergangenheit keine Chance gegen den Bruder hätte. „So, wie du jetzt bist, klein und ohne große Fähigkeiten, wirst du nicht einmal die wenigen Minuten dieses Kampfes überleben.“

Auf Sasukes Gesicht machte sich Entschlossenheit breit, die von Wut angetrieben wurde. Er war besser geworden als sein Bruder, sein Hass und Orochimarus Mal würden ihm genug Chakra und Kraft geben um Itachi zu töten. Seine Stimme bebte vor Verachtung, als er sie gegen seinen Bruder richtete, den Mann, den er bewundert hatte. „Ich weiß, dass es noch jemanden gibt mit deinen Fähigkeiten, deinem Sharingan. Wer ist der dritte Überlebende des Uchiha-Clans?“

Eine Nuance von Überraschung trat in Itachis Blick, der zufriedener wurde. „Warum willst du das wissen?“

„Weil es der Nächste ist, den ich nach dir umbringen werde um diesen verfluchten Clan auszumerzen.“

„Sein Name ist Madara Uchiha.“

Sasuke zog hart die Luft ein. „Unmöglich. Nimm mich nicht auch noch auf den Arm! Madara ist vor Jahrhunderten gestorben!“

Itachi kreuzte die Arme vor der Brust und hob die Augenbraue. „Und das kannst ausgerechnet du bezeugen? Wer meinst du, war mein Lehrmeister?“

Sasuke biss die Zähne aufeinander, als er die Selbstverständlichkeit hinter Itachis Worten hörte und die Wahrheit erkannte. Er hob den Arm und ballte sein Chakra in diesem, um Itachi mit dem Chidori anzugreifen, doch wieder einmal ging der Angriff daneben.

Stattdessen landete der Ältere von beiden hinter Sasuke und hielt diesem im Genick fest. „All die Jahre hat er mir vorgepredigt, wie wichtig es wäre Nachwuchs zu bilden für das Mangekyo Sharingan, aber unser Clan war zu schwach und zu ängstlich um dieses Mittel auszuarbeiten, zu perfektionieren. Sie wollten Macht, aber nicht so schwer kontrollierbare. Sie wussten um den Preis, den jeder für das Mangekyo Sharingan bezahlen musste. Welche Folgen einher gehen.“ Itachi verstärkte den Griff um Sasukes Hals und zwang ihn somit in die Knie. Das Rot seiner Augen brannte sich in das Schwarz Sasukes wie sein Ameratsu. Doch diesem wurde eines klar, als Itachi sein Gesicht ihm so deutlich zu wandte. Der Preis, den Itachi bezahlt hatte für sein Jutsu, war nicht nur die Ausrottung des Clans, sondern auch die schleichende Erblindung des Besitzers durch die häufige Anwendung des Mangekyo Sharingans. Itachis Augen waren zwar noch aktiv, aber es zogen sich auch deutlich milchige Schimmer durch diese hindurch.

Itachi erblindete.

Und mit einem Mal war Sasuke auch klar, was Itachi von ihm wollte. „Du wirst meine Augen nicht kriegen, Itachi. Mein Hass auf dich ist groß genug um dich umzubringen, aber nicht genug um das Mangekyo Sharingan zu aktivieren. Ich habe andere Fähigkeiten, mit denen du nicht mithalten kannst.“ Mit den Worten wickelte er die Bänder um seine beiden Unterarme ab, auf denen sich Siegel befanden. „Du kannst gar nichts gegen meinen Hass ausrichten!“ Sasuke schrie und berührte die Siegel an seinen Unterarmen um so zwei Shuriken herausziehen und gegen Itachi werfen zu können, der den Angriff parierte.

Sie bombardierten sich mit Shuriken und tauschten Schläge aus, doch weder Itachi noch Sasuke gingen in die Knie oder mussten zurückstecken. Sasuke war seinem Bruder nach jahrelangem Training endlich ebenbürtig geworden.

Mit einem Trick schleuderte Sasuke ein Kunai in Itachis Richtung, das dieser abwehrte, jedoch zu spät bemerkte, dass Sasuke währenddessen sein Chidori gesammelt hatte. Der ältere Uchiha hielt sich verwundert die Schulter, an welcher das Jutsu Sasukes eingetreten war. Blut sickerte aus der Wunde in die schwarze Kleidung, doch noch bevor Sasuke einen weiteren Angriff starten konnte, holte Itachi zum Gegenschlag aus und trat ihn gegen eine Felswand.

Der Jüngere keuchte auf, als der Schmerz in seinem Rücken explodierte, und sah seinen Bruder auf sich zu rennen. Bitter schluckte Sasuke, als er glaubte, dass Itachi ihn nun mit einem Schlag umbringen würde, zuckte jedoch zusammen, als er erblickte, wie dieser mitten im Schritt inne hielt und die Hand schmerzerfüllt auf die Brust legte. Hustend spuckte Itachi Blut aus und ein dünner Faden der rötlichen Flüssigkeit lief aus dem Mundwinkel heraus.

Die Chance ergreifend nahm Sasuke das Schwert und griff seinen Bruder zum letzten Mal an, rammte ihm die Klinge von Kusanagi tief in die Brust, die noch von dem blutigen Husten gepackte war. Diesmal war es kein Doppelgänger, den er getroffen hatte.

Itachi sah ihn an, das Schwarz seiner Augen erinnerte an den jungen Mann, den Sasuke geliebt hatte, dem er vertraute und auf den er hoffte. Doch das Bild, das vor seinem Augen entstand, war nicht real. Itachi hatte nie Blut im Gesicht getragen, als er ihn erblickte. Er war nie von Wunden zerkratzt gewesen oder schwächelte.

Das hier war nicht Itachi, sein Bruder. Nur Itachi Uchiha, der Clanmörder. Der Mann, der sterben würde.

Aber er lächelte. Und das passte nicht.

Zwei zitternde Finger drückten gegen Sasukes Stirn und der betrachtete schockiert das erleichterte Gesicht seines Bruders. Warum war dieser erleichtert? Warum griff er ihn nicht mehr an? Warum benahm er sich so brüderlich und tippte ihn an die Stirn?

„Es tut mir leid, Sasuke.“ Die Stimme kam brüchig aus dem sterbenden Körper. „Aber es wird kein nächstes Mal geben.“ Er ging langsam zu Boden, dabei einen blutigen Streifen über Sasukes Gesicht ziehend. Das schwarze, blutverklebte Haar schwang noch in der Luft, als der Körper nach unten sackte. Und schließlich war es Itachi, der mit glasigem Blick in den sich verdunkelnden Himmel starrte und sich nicht mehr regte.

Sasuke hatte gewonnen.

Schwer atmend ließ er sich neben der Leiche seines Bruders nieder und betrachtete ihn. Er war tot. Endgültig. Sein Lebenszweck war beendet. Die schwarzen Augen waren leicht geschlossen und der Blick nicht zu deuten, obwohl sich Sasuke wünschte, diesen entschlüsseln zu können. Das seichte Lächeln, welches die harten Mundwinkel Itachis umspielte, passte nicht zu der Situation, in welcher sich beide befanden. Es hatte den Anschein, als wäre der Tote noch dankbar dafür gewesen, endlich diese Welt verlassen zu können.

Sasuke legte den Kopf auf seine angezogenen Knie und versuchte, sich das Leben seines Bruders vorzustellen, doch er scheiterte jedes Mal daran, dass er nicht wusste, warum sein Bruder so weit gegangen war, wofür er gemordet hatte und wie er wirklich war. Vor ein paar Stunden noch hätte der Schwarzhaarige die Frage zumindest ansatzweise beantworten können und Worte wie ‚skrupellos‘, ‚ehrgeizig‘ und ‚eiskalt‘ verwendet, aber jetzt? Itachi lächelte, es passte nicht und machte die Szene unwirklich. Unnatürlich.

„Warum hast du nicht eingegriffen?“ Sasuke drehte sich nicht um, spürte allerdings die Nähe des Blondschopfes, der sich aus dem Schatten heraus auf ihn zubewegte. Er war die ganze Zeit anwesend gewesen, hatte jedoch nicht eine Sekunde sich dem Kampf angenähert, sondern war nur an entscheidenden Momenten ausgewichen, damit er nicht verletzt wurde.

Schwarze Schuhe stoppten neben dem einzigen Uchiha-Überlebenden, der den Kopf langsam wendete. Schwarze Augen trafen auf ozeanblaue, die kurz darauf traurig und ratlos zu dem Toten hinübersahen.

Naruto zuckte mit den Schultern. „Ich wusste, dass du es alleine schaffen konntest und musstest, damit du dir sicher sein konntest, dass du dein Ziel erreicht hast. Außerdem habe ich keine Sekunde an dir gezweifelt. Du warst schon immer stärker als dein Bruder und musstest es nur noch beweisen.“

Sasuke nickte leicht und strich seinem Bruder eine blutige Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Die Frage, warum er den Clan umgebracht hat, wird er mir nicht mehr beantworten können.“ Frustriert fuhr sich der Erbe durch die Haare.

„Ich denke nicht. Und die Frage wird dich noch jahrelang, vielleicht auch für immer verfolgen.“ Naruto ließ sich neben dem Älteren nieder und überlegte vor sich hin, ehe er weiter sprach. „Aber du hast deinen Wunsch erfüllt, hier liegt die Leiche deines Bruders, doch glücklich wird dich das auch nicht machen. Lass uns nach Hause gehen.“

„Ich habe kein Zuhause mehr.“
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

Ich hielt inne in meiner Erzählung, zu unsicher, ob ich diesen Aspekt des weiteren Gesprächs berichten sollte, oder ob ich den genauen Teil deiner Antwort besser verheimlichen sollte. Überlegend sah ich zu Kakashi hinüber, der interessiert auf meine Fortsetzung wartete und nicht den Anschein erweckte, als würde er an dem bisher berichteten Teil Zweifel hegen.

Ich seufzte und einigte mich darauf, dass ich nichts zu genaues mehr erzählen würde.

„Natürlich schaffte er es, mich davon zu überzeugen, nach Konoha zurückzukehren. Schließlich wusste ich sonst nichts mit mir anzufangen und um ehrlich zu sein, ich sehnte mich nach daheim.“
 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*

Der schwarzhaarige Konoha-Nin rannte hinter dem schneller gewordenem Fuchs hinterher, der lachend und springend seinem Enthusiasmus freien Lauf ließ. Schließlich hatte es Naruto geschafft seinen besten Freund zu überzeugen zu seinen Wurzeln zurückzukehren und ganz von vorne anzufangen, was bedeutete, dass er nicht wieder das Dorf verlassen würde. Zudem konnte er sein Versprechen erfüllen, welches er Sakura gegeben hatte und rechtzeitig zur Geburt seines Kindes Daheim sein.

Die Nachricht hatte Sasuke reichlich irritiert und mit einem Ziehen in der Brust hatte er ihr gelauscht. Es war merkwürdig zu erfahren, dass ausgerechnet Naruto mit der Rosahaarigen ein Kind gezeugt hatte und sich scheinbar alles zwischen den Beiden veränderte. Sie waren sogar vor kurzem zusammen gezogen.

Eine Tatsache, die er früher nie für möglich gehalten hatte, aber nun unumgänglich war. Der ehemalige Nuke-Nin konnte nicht ganz einordnen, ob es ihm nicht passte, dass Sakura, die immer auf ihn warten wollte, sich doch anders entschieden hatte, oder ob es an Naruto lag, der wesentlich verantwortungsbewusster –nicht minder chaotisch- sein Leben führte auf eine Art, die Sasuke nicht hatte kommen sehen.

Alles hatte sich geändert.

„Sasuke! Wollen wir im nächsten Dorf kurz rasten, ich…!“ Naruto stoppte mitten im Lauf und riss die Augen weit auf. Sein Satz blieb unvollendet, als er sich schmerzerfüllt an seinen Kopf griff und abrupt aufkeuchte.

„Naruto!“ Sasuke kam neben ihm zum Stehen und fasste ihn an den Schultern. Die weiten blauen Tiefen richteten sich auf ihn, während sich rote Fäden durch das Weiß der Augäpfel zogen wie ein farbiger Schleier. Erschrocken und mit stockendem Herzschlag sah er, wie das Weiß sich gänzlich hinter dem Rot auflöste ohne, dass der Fuchs in Naruto sich bemerkbar gemacht hätte.

„Sas…“ Der Blondschopf keuchte den Namen und der Atem rasselte in seiner Brust, als müsste er ihn qualvoll aus den Lungen herauspressen.

„Naruto, was ist denn los?!“ Eine Angst, wie Sasuke sie nie gekannt hatte, umfasste ihn und er legte den Jüngeren auf dem Boden ab, da seine Beine dabei waren, nachzugeben. Die Hände, die fest seine Arme umkrampften, als würden sie vor Schmerzen keinen anderen Ausweg kennen, drückten fester zu. Ein jammervoller Schrei drang aus Narutos Kehle, der sich nicht mehr menschlich anhörte, mehr nach einem verwundeten Tier klang.

Gehetzt sah sich Sasuke um, ob er irgendeine Falle erkennen konnte, einen giftigen Pfeil, der Naruto getroffen haben könnte, oder Männern aus dem Hinterhalt, doch nichts zeigte sich, als er das Sharingan aktivierte. Keine Ursache für das Verhalten des Chaosninjas.

„Oh Gott.“ Sasuke packte die orangefarbige Kleidung des Anderen und riss sie entzwei, entblößte die Brust um nach Spuren zu suchen, die auf den Schmerz des Kleineren Rückschlüsse zuließ.

„Sasuke…“ Naruto flüsterte den Namen, seine blutigen Augen waren auf den Punkt gerichtet, an dem er seinen Partner vermutete. Dumm nur, dass er in die falsche Richtung sah, was Sasuke einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Naruto, mach nicht schlapp, hast du gehört?! Sag mir, wo die Schmerzen genau sind, ich versuch dir zu helfen!“ Nur nicht panisch werden.

„Mein Kopf.“ Das Rasseln des Atems wurde zu einem schweren Pfeifen, die Brust hob und senkte sich unregelmäßig, langsam, zu flach.

Schnell untersuchte Sasuke den Kopf, tastete die Form ab, jeden Zentimeter an Haut, den er erreichen konnte, doch er fand nichts.

Die Hände an seinen Armen wurden schwächer, der Griff ließ nach.

Heftig rüttelte Sasuke an Narutos Schultern.

Er rief dessen Namen.

Er ohrfeigte ihn für eine Antwort.

Doch der Blonde schloss einfach die Augen.
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

„Tsunade weiß bis heute noch nicht, woran es gelegen haben könnte, dass Naruto ins Koma fiel. Sie kann nicht einmal einschätzen, wie schlimm es wirklich um ihn steht.“ Rau erklang meine Stimme.

Kakashi schwieg und klopfte Sasuke dann auf die Schulter.

„Ich würde mir an deiner Stelle keine Vorwürfe machen, Sasuke. Du kannst bestimmt nichts dafür, dass Naruto krank war. Es gab keinen Kontakt zu Itachi seitens Naruto, es kann auch irgendeine Krankheit gewesen sein, die ihn niederstreckte. Der Zeitpunkt war ungünstig, aber du kannst nichts dafür.“

Dennoch ließ mich das Gefühl nicht los, dass es dennoch meine Schuld war.

Three

Heyho, Kapitel Nummer 3 ist nun auch fertig^^

das hat mich vielleicht Nerven gekostet^^

Ich sag auch gleich, dass es sich hierbei um ein Zwischenkapitel handelt, denn die Handlung musste zwar rein, ist aber nicht sooooo wichtig. Ich hoffe, dass es dennoch gefällt
 


 


 


 

Die Tage vergingen und wie so oft bekam ich den Fortlauf der Zeit erst richtig mit, als das nächste große Ereignis schon vor der Tür stand. Ich war mit Sack und Pack in die Wohnung von Sakura eingezogen, nachdem mich diese gebeten hatte ihr zu helfen. Nun, ihre Entscheidung mag auch daran gelegen haben, dass sie trotz aller Schwierigkeiten mit ihrer Schwangerschaft in dem Uchiha-Viertel vorbeigekommen war um mich spontan zu besuchen.

Von dem riesigen Uchiha-Viertel, welches mir allein gehörte, war nicht mehr viel vorhanden oder gar bewohnt. Selbst das Gebäude, in dem meine Familie gelebt hatte, war nur zu einem Bruchteil genutzt und wirkte somit verlassen und kalt, unwirtlich, aber es reichte aus. Ich hing nicht sonderlich an diesem Viertel, nachdem ich Itachi die Rache gegeben hatte, die er verdiente. Es war ein rauer Ort mit zu vielen Erinnerungen, für viele Bewohner Konohas ein abschreckender Platz, den sie nicht betraten.

So musste es auch auf Sakura gewirkt haben und als sie sich schließlich aus der Küchenzeile erhob um nach Hause zu gehen, hatte sie mich gefragt, ob ich nicht lieber bei ihr und Naruto bleiben wolle, wo ich doch eh den Großteil meiner Zeit verbrachte. Ich hatte gezögert, wollte ihr nicht noch näher treten als ich schon war. Sie jedoch sah mir nur ins Gesicht und mit der ihr typischen weiblichen Intuition war ein Lächeln ihr auf die Lippen getreten.

„Glaub mir, du störst nicht und ich wäre auch nicht mehr allein. Sieh es als Wohngemeinschaft an. Du, Naruto, das Baby und ich.“ Meinte die Rosahaarige lächelnd und nahm meine Hand.

So hatte es sich eben ergeben. Ich kochte, da sie eine absolute Niete am Herd war, während sie sich noch ausruhen konnte vor der Geburt. Eine Hilfe wäre sie sowieso nicht gewesen in ihrem Zustand und ich hingegen war dankbar für jede Tätigkeit, die mich ablenkte von meinen Gedanken.

Gedanken, die eingenommen waren von blonden Haaren, einem flegelhaften Grinsen und einem zu schnell schlagenden Herzen.

Wie ich ihn vermisste…

Aber ich konnte ihn sehen, jeden Tag, jede Nacht. Ich musste nur das Zimmer ihm gegenüber verlassen, welches mir Sakura überlassen hatte.

Stundenlang saß ich an Narutos Bett, hatte ein Buch in der Hand und las daraus vor, da ich der festen Meinung war, dass er mindestens etwas mitbekam, wenn auch nur gering. Manchmal las ich ihm aus einem Handbuch über die ordnungsgemäße Haltung von Ausrüstung vor, aber meistens aus Büchern, die mich begeistert hatten in meiner Kindheit, von Abenteurern, bekannten Ninjas, Herrschern und Kaisern. Selbst ein Buch über Minato, den Hokage der letzten Generation hatte ich ausfindig machen können und mit viel Geld aus der Bücherei gekauft. Gespannt beobachtete ich stets dein Gesicht, wenn ich dir vorlas aus diesem Buch. Schließlich wusste ich, dass dieser Hokage dein Vater gewesen war, der Mann, der das Dorf gerettet hatte indem er den Fuchs in dir versiegelte, in seinem Sohn.

Du hattest es mir in einem langen Gespräch vor Jahren erzählt und da ich es nicht hatte glauben wollen, wurde ich bis nach Tsunade gezerrt, damit du mir deine Geburtsurkunde zeigen konntest. Du hattest gemeckert und gezetert wie eh und je, ich tat unbeteiligt, aber von dem Tag sah ich dich in einem anderen Licht.

Ich weiß gar nicht warum, doch du warst so entschlossen gewesen, so stolz auf deine Eltern ohne mit ihnen anzugeben. Kaum jemand wusste darum, dass du der Sohn Minatos warst. Du hättest eine viel bessere Kindheit haben können in dem Wissen, aber du hast geschwiegen, weil man um deiner selbst willen auf dich stolz sein sollte. Ich verstand dich gut.

Schatten der Vergangenheit konnten länger sein und ihre Spitzen waren versehen mit Dornen, die sich fest ins Fleisch bohrten.

Ich verstand jedoch noch viel mehr. Mit einem Mal war mir klar, warum du so eine schwere Kindheit gehabt hattest, warum die meisten Dorfbewohner dich mieden. Der Fuchs war in dir versiegelt worden und sie hatten Angst vor dir. Man sah es in ihren Augen, die sich erst zusammenzogen und dann voller Hass zu dir hinüber starrten.

Du wusstest dich zu wehren, doch genau so, wie mich die mitleidigen und auch hasserfüllten Augen verletzten, war es bei dir.

Wir waren uns tatsächlich ähnlicher als mir früher lieb war.

Erkenntnisse trafen einen meistens zu spät.

Und so saß ich derweil an deinem Bett, las dir aus den Büchern vor und beobachtete dich, dein minimales Zucken an spannenden Stellen, die Bewegung der Augen hinter den Lidern. Alles kleine Reaktionen, die du seit deinem Anfall zeigtest. Und sie machten mich glücklich.

Na ja, glücklicher wäre ich gewesen, wenn nicht Sakura in dem Augenblick in das Zimmer getreten wäre und ich erkennen musste wie leichenblass sie war. Als sie dann auch noch verbissen auf ihren gerundeten Bauch zeigte und nur „Krankenhaus“ flüsterte, war mir klar, um was es hier ging.

Ich musste nicht gestehen, dass die Geburt eines Kindes mich nervös machte. Selbst, wenn es nicht mein Kind war, fand ich den Vorgang, den eine Geburt so an sich hatte, beängstigend, da das Ausmaß an Schmerzen zwar nicht so gewaltig war, allerdings der Gedanke, dass ein Leben aus einem Körper herausgepresst wurde, nicht gerade das Schönste darstellte, was ich mir vorstellen konnte. Geburten innerhalb des Uchiha-Clans waren innerhalb der Familie eine beinahe öffentliche Sache und ich hatte viele Nichten und Neffen auf die Welt kommen sehen dürfen… Oder eher müssen.

Wenn es ging, hielt ich mich fern, da der Anblick einer schreienden und wimmernden Frau nicht das Erhebenste war.

Itachi erging es übrigens meist genauso. Eine seiner wenigen Schwächen, die ich kannte, war, dass ihm von Geburten immer schlecht wurde.

Daher fand ich an dem Gedanken, dass Sakura MICH dazu bestimmt hatte mit ihr in den Kreissaal zu gehen, nicht sehr viel amüsantes.

Doch ich tat es, weil du nicht dabei sein konntest. Ich wollte dein Kind sehen, wenn es da war, als einer der Ersten es auf dem Arm halten und liebkosen, es benennen zu dürfen. Ich wollte dir auch später berichten, wie die Geburt verlaufen war, und dir wahrscheinlich jeden einzelnen der von Sakura gebrochenen Knochen in meiner Hand zurückzahlen.

Ich trug die Rosahaarige ins Krankenhaus und ertrug tatsächlich fast sechs Stunden Wehen und die schlimmsten Flüche, die ich je gehört hatte. Ich wusste nicht einmal die Hälfte dieser eindrucksvollen Schimpftirade, welche selbst die junge Hebamme zum Erröten brachte. Ihre Tränen verliefen in der Krankenhauskleidung und fanden nur wenig Trost in meiner Anwesenheit. Stundenlang weinte sie darum, dass Naruto nicht bei ihr sein konnte und blickte sehnsuchtsvoll nach draußen um auf den Schnee zu hoffen.

In den Stunden ihrer Niederkunft zeigte sie mir ihr Elend, welches sie meist hinter einer fröhlichen Maske verbarg und in all ihrer Geschäftigkeit nicht nach außen dringen ließ. Ich hielt ihre Hand und konnte nur beruhigend auf sie einreden.

Als sie mit einem erlösenden Schrei auf den Lippen zu der letzten Presswehe ansetzte, setzte ich mich neben die Hebamme und wartete, dass dein Kind kam, die Frucht deiner Liebe mit der Rosahaarigen.

Erst war nur ein schleimiger Kopf zu sehen, dann die Schulter und die Hebamme griff beherzt zu um den kleinen Körper herauszuziehen.

Mit einem markerschütternden Schrei begrüßte dein Kind alle Umstehenden und wurde Sakura in die Arme gelegt, während ich die Ehre hatte, die Nabelschnur durchzuschneiden. Mich ergriff Stolz, als ich deinen Sohn von dem Stück Haut befreite, welches ihn mit seiner Mutter noch verband. Es war ein kleiner Handgriff, den du hättest machen müssen, aber ich stellte mir für einen winzigen Augenblick vor, dass es mein Sohn wäre, der hier geboren wurde. Mein Erbe für den Uchiha-Clan. Der Gedanke war lächerlich, aber ruinierte nicht die feierliche Stimmung des Moments.

„Sasuke…“ Ich sah auf zu einer lächelnden Sakura, die überhaupt nichts mehr von dem Monster an sich hatte, das meine Finger zerquetschte um die Schmerzen zu ertragen. Ich trat zu ihr und betrachtete den kleinen Menschen, der munter vor sich hin krähte und seine Finger derweil um die seiner Mutter gekrallt hatte. Schleimig sah er noch aus und krebsrot. Sein Stimmvolumen überstieg selbst das seiner Mutter und des Vaters bei Weitem, aber es war dein Sohn. Was sollte man erwarten?

Sakura strahlte vor Stolz und gab ihren Sohn für einen kurzen Moment von sich um ihn waschen, wiegen und einwickeln zu lassen, ehe sie ihn wieder in ihre Arme gelegt bekam. Dann reichte sie ihn mir.

Vorsichtig, als wäre dieses winzige Lebewesen aus Glas nahm ich ihn auf den Arm. Die Wärme dieses Bündels Mensch fuhr mich durch jeden Knochen in meinem Leib, hinterließ ein Kribbeln wie eine Erkenntnis, dass dieses Wesen etwas ganz besonderes war. Die zusammen gekniffenen Augen ließen keinen Blick auf die Augenfarbe zu, doch das Haar leuchtete in dem kräftigen Blondton, den du ebenfalls trugst. Auch die typischen Zeichnungen auf den Wangen hatte dieses Kind, obwohl kein Kyuubi in ihm verschlossen war, doch man konnte es als Erbgut wahrscheinlich betiteln.

„Wie soll er heißen, Sakura?“ fragte ich sie, während mich dein Sohn vollkommen in Beschlag nahm.

„Yukiko.“ Kam als Antwort und ich hob überrascht den Kopf.

„Das bedeutet Winterkind, ist aber ein Mädchenname.“ Warf ich ein, da mir der Gedanke nicht gerade behagte ein männliches Kind wie ein Mädchen zu benennen. Auch, wenn es ab und zu schon vorgekommen war.

„Ich weiß, aber das geht schon in Ordnung. Ich dachte nur, da er nun mal ein Winterkind ist, sollten wir ihn auch so nennen. Sieh mal, Sasuke. Es schneit sogar.“

Mein Blick ruckte zum Fenster hinaus und tatsächlich fielen dichte Schneeflocken vom Himmel und erfüllten dir so den einzigen Wunsch, den ich in Bezug deines Kindes wusste: Dein Kind sollte geboren werden, wenn es schneite, im tiefsten Winter.

„Yukiko hört sich gut an, Sakura.“
 


 


 


 

Nach drei Tagen wurden Sakura und Yukiko entlassen.

Ich hatte die Wohnung für die Beiden fertig gesäubert und so eingerichtet, dass von dem Tag an auch ein Kleinkind bei uns leben konnte. Da anscheinend weder Sakura als Frau, noch Naruto als Chaot, wirklich ordentlich war, blieb das Ganze an mir hängen, denn mir ging es schnell auf die Nerven, wenn ich nur ein Staubkorn fliegen sah oder nur eine verdreckte Ecke entdeckte. Sakura war da auch kein bisschen böse drum, denn sie ersparte sich das Bücken und ich mich wiederum das Kochen, denn das war ein Gebiet, welches weder ich, noch Itachi –einmal probiert und fast gestorben-, noch sonst ein männliches Wesen aus meiner Familie beherrschte.

Alles eine Kompromisssache.

Eilig sah ich noch einmal in Narutos Zimmer, ob es diesem auch gut ging. Er lag immer noch seelenruhig in seinem Bett und ich konnte das Licht des fallenden Schnees auf seiner Haut tanzen sehen. Die Gesichtsmaske sowie den Schlauch hatte Sakura dir letzte Woche noch gezogen und wir hatten erleichtert festgestellt, dass komplett in der Lage warst, selbstständig zu atmen ohne dass der Sauerstoffgehalt abfiel.

Du warst schön, nicht hübsch, sondern schön, wie du da lagst unter der weißen Decke und nur der Schnee einen silbernen Schnee auf deine Haut zauberte. Selbst dein Haar wirkte seit langer Zeit wieder lebendig.

Ich wartete ein paar Herzschläge lang um festzustellen, ob du aufwachen würdest, dein Arm sich bewegen würde, doch die Hoffnung sank mit jeder verstreichenden Sekunde. Resignierend lehnte ich die Tür an und wartete darauf, dass die Ex-Schwangere heimkehren würde mit ihrem lautstarken Kind. Da hattest du was in die Welt gesetzt…

So ein Chaoskind konnte auch wirklich nur von dir stammen.

Der Kleine war dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Alles an ihm erinnerte an dich. Das blonde Haar, die hoffentlich bleibenden blauen Augen, die ja jedes Neugeborene hatte, die schwarzen Striche im Gesicht und sein jetzt schon penetranter Charakter mit dem er seine Umgebung terrorisierte. Ja, du konntest die Vaterschaft nicht leugnen.

Ich lachte leise mit dem Wissen, dass niemand es hören konnte und vernahm dann schon von Weitem die gleichmäßigen Schritte der Kunoichi. Orochimarus Training hatte mir vieles abverlangt und meine Sinne geschärft, daher wusste ich schon aus weiter Entfernung, dass sich mir Menschen näherten. So hatte ich auch meinen Bruder ausfindig gemacht, auch wenn ich es seltsam fand, dass er plötzlich so leicht zu finden war. Auch der kurze Kampf… Es war eigenartig, als wollte er gefunden und getötet werden.

Nein, andere Gedanken.

Ich hörte den Schlüssel im Schloss sich umdrehen, die Tür flog auf und die Rosahaarige trat mit Kakashi an ihrer Seite in die Wohnung hinein.

„Hallo Sasuke, na möchtest du nicht direkt den Kleinen haben?“ Sprachs und drückte mir das Kleinkind in die Arme, um sich so leichter von ihrem Mantel zu befreien. Ihr freches Grinsen veranlasste mich eher dazu ihr einen ebenso gemeinen Spruch zurück zu geben, doch ich nahm stattdessen das Leichtgewicht von Sohn auf den Arm und wiegte den neugierig um sich Guckenden sanft. Kakashi betrachtete mich eingehend und grinste so breit, dass man es unter seinem Tuch erkennen konnte.

„Was?“ Fragte ich skeptisch und erhielt prompt zur Antwort, dass mir ein Kind doch recht gut stehen würde. Witzig. Wirklich witzig.

Als die frischgebackene Mutter ihren Mantel bei Seite gehängt hatte, nahm sie Yukiko zurück und trug ihn in Narutos Zimmer.

„Komm, ich zeig dir mal deinen Vater. Der wartet bestimmt schon ganz ungeduldig darauf dich kennen zu lernen.“ Sakura trug ihren Sohn in das angrenzende Krankenzimmer, während ich ihr vorsichtig folgte. In mir regte sich wieder der immer kleiner werdende Funken an Hoffnung, dass du doch noch die Augen aufschlagen könntest sobald du spürst, dass dein Sohn in der Nähe ist. Schließlich wolltest du immer Kinder haben, eine Familie, die dich akzeptiert und liebt wie du bist. Früher hätte ich dich für diesen simplen Wunsch ausgelacht, aber heute verstand ich dich besser.

Die Rosahaarige legte ihren Sohn in deine schlaffen Arme, gerade so, dass er nicht rutschen konnte, du jedoch vielleicht auch zugreifen konntest. Deine früher so stark scheinenden Arme waren dünner geworden, so mager, dass ich durch die Haut die Adern erkennen konnte, die langsamer als gewöhnlich das Blut transportierten. Die jahrelang antrainierten Muskeln zerfielen in deinem komatösen Körper.

Sakura wartete und dein Sohn krähte an deiner Brust, die sich schwerer hob und senkte, doch nicht wirklich aus dem Rhythmus herauskam.

Keine Reaktion.

Und ich war es, der Sakuras Tränen trocknete, denn ihre Hoffnung starb an diesem Tag.
 


 


 


 

Ich hoffe auf reichliche Kommis, denn bisher sehe ich über 400 Klicks, sehr viele Favos, aber kaum Kommis und gerade diese sorgen dafür, dass sich der Stil verbessert oder der Autor mal freuen kann^^
 

Für die Reviewer sogar extra Kekse hinstell^^

- Four -

Heyho^^

Dank meines unfreiwilligen Krankenhausaufenthaltes könnt ihr euch nun über meine Schreiblust freuen (<.< oder auch ärgern??^^)

Ich hab schon wieder eines fertig ^^

Hoffentlich kommt das ebenso gut an wie das Vorherige.

Diesmal gibt es sogar mehr Handlung und das Ganze kommt endlich ins Rollen. Ich hoffe, dass es verständlich geworden ist. Falls Fragen sind, einfach schreiben, ja?^^

Viel Vergnügen!
 


 

Ich bedanke mich hier bei allen Kommischreibern!!! Ihr gebt mir Mut beim Veröffentlichen^^
 


 

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Wie so vieles im Leben enthielt auch die Geburt deines Sohnes eine gewisse Routine, denn ich wachte von nun jede Nacht mindestens zweimal auf von seinem Gebrüll, mit dem er wahrscheinlich die gesamte Nachbarschaft aufwecken konnte. Es war kaum zu überhören, von wem er diese Stimmgewalt besaß und die unleugbare Eigenschaft ständig dann zu brüllen, zu wimmern und zu lachen, wenn es einem am Wenigsten passte. Zum Beispiel, wenn ich gerade dabei war wieder einzuschlafen. Oder mich entspannt auf die Couch setzen wollte nach einem anstrengenden Training.

Es gab endlose Beispiele dafür.

Und es war eben diese Eigenschaft, die ich an dir vermisste, jedoch an deinem Sohn tadellos und rund um die Uhr verfluchen konnte.

Nach nur einer Woche sah Sakura so fertig mit ihren Nerven aus, da sie alleine aufstand um den Kleinen zu wickeln und zu füttern in der Nacht, dass ich mit ihr absprach ebenso mich um die Nervensäge zu kümmern. Ihr dankbares Lächeln entschädigte mich für die mühevollen Stunden, in denen ich lernen musste, wie man ein Kind richtig füttert, wickelt, trägt und mit ihm spielt, obwohl ich davon ausgegangen war, dass man bei Kindern nicht allzu viel verkehrt machen konnte.

Dein Sohn merkte natürlich schnell, wen er im Haushalt am Einfachsten ärgern konnte und gab zwischenzeitlich sogar gar keine Ruhe auf Sakuras Armen, bis ich ihn ihr abgenommen hatte.

Dann zog er an meinen Haaren, quäkte vor sich hin und schlief nach nur wenigen Minuten einen erholsamen, meist nur zweistündigen Schlaf, ehe es wieder von vorne losging.

Den größten Spaß hatte er jedoch bei Jiraiya, der einmal in der Woche rein zufällig vorbeischneite, Sakura begrabschte, nach dir sah und dann seinen Patensohn in die Arme gelegt bekam. Seltsamerweise hörte man dann immer lautes Kinderlachen und fand in der Wohnung ausgerissene weiße Haare, aber mir sollte es nur Recht sein. Hauptsache Jiraiya, und nicht ich.

Dein Sohn brachte wirklich das Leben zurück in diese Wohnung, aber ganz besonders in mein Leben.

Abends, wenn Yukiko schlief vor Erschöpfung, da er rund um die Uhr –zumindest in den wachen Stunden- beschäftigt wurde, da spürte ich, wie sehr ich dieses kleine Wesen liebte. Ich betrachtete ihn, diese Hand voll Mensch, seine dunkel getönte Haut und die winzigen Finger, die sich um meine eigenen legten. Ich mochte es, wenn er im Schlaf leise vor sich hinschmatzte und kleine Luftblasen vor seinem Mund zerdrückte. Der dichte Flaum von blondem Haar faszinierte mich ebenso wie die schwarzen Streifen auf seinen Wangen. Dieses kleine Gesicht mit der Nase, die sich kräuselte wie deine und die Füße, die gegen meinen Arm traten im Schlaf.

Dein Sohn lebte selbst im Schlaf, im Gegensatz zu dir.

„SASUKE!!!!“ Der Schrei ließ mich zusammen fahren und beinahe hätte ich Yukiko vor Schreck fallen lassen. Dieser war ebenso aus dem Schlaf geschreckt, sah mich erst erstaunt an und brüllte dann in voller Lautstärke los, sodass selbst sein Vater eifersüchtig geworden wäre bei diesem Volumen.

Ich sprang auf die Füße in der Sorge, dass Sakura etwas passiert sein könnte. Mit dem kleinen Bündel auf dem Arm stürmte ich bis in den Flur und musterte die rosahaarige Kunoichi, die gut gelaunt mit geröteten Wangen vor Aufregung mir entgegen kam und ihre Arme um meinen Hals schlang.

„Was … Was ist denn los, Sakura?“ Fragte ich nun etwas beruhigter, jedoch nicht minder mitgenommen von dem plötzlichen Ausbruch der sonst eher still gewordenen Medic-Nin.

„Sie hat etwas gefunden, Sasuke.“ Mit vor Enthusiasmus sprühenden Augen sah sie mich an und drückte mir einen Kuss auf die Wange, eine Sache, die sie seit ihrer Beziehung mit Naruto nicht mehr getan hatte. Mein Herz schlug schneller und für einen kurzen Augenblick dachte ich, dass ich Yukiko fallen würde, da ich hoffte, dass sie bitte, bitte diese Worte aussprechen würde, die dich zurückholen würden.

„Tsunade meint einen Grund gefunden zu haben für sein Koma.“ Erklärte sie mir rasend schnell, während sie den Kleinen in sein Zimmer brachte und in einer Geschwindigkeit wärmer anzog, dass nicht nur ihm die Augen schwindelten. Glücklicherweise brachte das auch Yukiko zum Schweigen. „Sie hat mir noch nichts Näheres erzählt, aber selbst wenn würde sie dies nicht machen, wenn sie nicht davon überzeugt wäre, dass dies der Grund für das Koma von Naruto wäre.“ Sie knuddelte ihren Sohn fest an sich in ihrem Überschwung und gab mir nicht einmal die Chance, mich weiter anzuziehen, sondern zog mich hinaus in die bittere Kälte um zum Hokageturm zu gelangen.

Allerdings hätte selbst Shikamaru an meiner Stelle nicht einmal Lust zum Meckern bekommen, denn ich schnappte mir kurzerhand meine gute Freundin und landete zielsicher im Büro der wenig überraschten Hokage, die uns jedoch mit hochgezogener Augenbraue musterte.

„Ihr wisst, dass es Türen gibt?“ Fragte sie nur und ihre braunen Augen funkelten die drei Neuankömmlinge warnend an, nun nichts Falsches zu sagen. Ich wusste jedoch aus Erfahrung, dass ihre Blicke, wenn sie wütend wäre, ganz anders aussehen würden und dies nicht nur, wenn Naruto sie dreisterweise einfach wieder `Oma Tsunade´ genannt hätte. Nein, ich wusste, wie wütend sie war, als sie mich wieder im Dorf aufnehmen musste, durfte, konnte. Die stundenlange Standpauke hatte ich auswendig lernen dürfen.

„Nun sagen Sie schon, Hokage-Sama, was haben Sie herausgefunden? Bitte, Sie hatten doch gerade eben noch Andeutungen diesbezüglich gemacht.“ Sprach die Rosahaarige und sah flehend zu ihrer Meisterin auf, die sich auf ihrem Platz niederließ und sich die Stirn rieb. Sie bat uns auf den Stühlen Platz zu nehmen und Sakura ließ sich nieder, während ich hinter ihr stehen blieb und meine Hände auf ihre Schulter legte.

Nicht nur sie war nervös, ihre Finger spielten mit dem Strampler, und ich hatte meine Hände in Sicherheit gebracht auf ihren Schultern, damit man nicht direkt erkennen konnte, dass sie zitterten vor Aufregung. Ich spürte, wie das Adrenalin durch meinen Körper jagte. Meine Unterlippe zerkaute ich, während die Hokage noch nach ihren Worten suchte.

Schließlich beugte sie sich vor, sodass ihre Brustmasse auf dem Eichenholz zu Liegen kam und ihre Finger sich verkreuzten. „Ich habe eine lange Zeit über die Monitore beobachtet, wie sich Narutos Chakra entwickelt hat. Wie bei einem Großteil der Komaopfer hatte sich sein Chakra beruhigt und fließt langsamer, nahm sogar bis zu einem gewissen Pegel ab, der ausreichte, den in ihm versiegelten Fuchsdämon nicht zu erlösen. Ich gebe zu.“ Sie holte einmal Luft. „Dass dies der eigentliche Grund war, weswegen ich vermehrt auf sein Chakra achtete, sowie auf die Barriere, die Kyuubi verschlossen halten sollte.“

Sakura machte eine ängstliche Geste, als befürchtete sie, dass der Fuchsdämon aus Naruto ausbrechen und wieder sein grausiges Werk vollbringen wollte, dabei Naruto möglicherweise noch umbrachte, doch Tsunade hob die Hände um ihr zu signalisieren, dass diese Angst unbegründet war.

„Es ist alles intakt. Jedoch fiel mir dabei auf, dass ein kleiner Zweig seines Chakras nahe des Frontalhirns sich trotz fehlender Aktivitäten des Chaosninjas stetig weiter sich bewegte, als wenn dieser arbeiten würde. Zudem fehlte von Monat zu Monat ein zwar kleiner, aber dennoch entscheidender Prozentsatz des Chakras von Naruto, so dass das gesamte Chakra von ihm schon um drei Prozent abgenommen hat in dem vergangenen halben Jahr. Ich vermute, dass dieses arbeitende sowie verschwindende Chakra ausschlaggebend ist für eine Hirnquetschung, deren Ursache wir ja vorher nicht gefunden hatten und deswegen nicht behandeln konnten.“

Sakura machte große Augen, doch ich rechnete und bildete den Zusammenhang.

„Sie meinen also.“ find ich an. „Dass dieses verschwindende Chakra an eine Person gebunden ist, die dafür sorgt, dass diese Hirnquetschung nicht abnimmt?“

Die Hokage nickte unglücklich, als hätte sie noch mehr schlechte Nachrichten, die sie überbringen müsste. „So nehme ich es an. Das arbeitende Chakra versucht, dieses Loch, wo das Chakra verschwindet, wieder zu stopfen und deswegen blockiert es die Heilungskräfte des Fuchsdämons. Dies führt auch dazu, dass Naruto noch immer im Koma liegt.“

„Würde denn diese Quetschung dazu führen, dass Naruto bleibende Schäden davonträgt? Ich meine, falls man den Chakrafluss aufhalten kann?“ Fragte Sakura und beugte sich besorgt zu der Hokage vor.

Diese lächelte jedoch. „In den meisten Fällen bleibt kein Schaden zurück und Naruto hat gute Chancen, da er zudem die Heilungskräfte des Fuchses besitzt, die ihm helfen dürfte. Schließlich will dieser Dämon in keinem kranken Körper eingeschlossen sein, da er auch mit Naruto gemeinsam sterben würde. Seine Chancen stehen besser als man glaubt.“

Ein erleichtertes Aufatmen entkam uns allen, ehe wir uns wieder besonnen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg sein könnte.

„Haben Sie eine Ahnung, wer die Verbindung hergestellt haben könnte?“

Dies war die alles entscheidende Frage.

Wer war für deine Krankheit verantwortlich?

Tsunade schluckte und schob ihre blonden Zöpfe nach hinten um sich für ein paar Sekunden Zeit zu verschaffen, die Antwort aufschieben zu können. Es war nicht ihre Art mit Informationen zurückzuhalten oder eine Spannung noch mehr in die Höhe zu treiben, schon gerade, wenn es um ihren Lieblingsninja ging.

Meine eigene Anspannung nahm immer mehr zu, denn ich hatte nicht nur eben erfahren, dass es Heilungsmöglichkeiten für dich gab, sondern dass zudem noch ein Schuldiger draußen herum lief, der deinen Zustand verursacht hatte. Es war also nicht meine Schuld, dass du krank warst. Es war ein Übergriff gewesen, den niemand hatte kommen sehen können und dies erleichterte mich doch ein wenig, hatte ich doch gedacht, dass mein unvorsichtiges Vorgehen dafür gesorgt hätte, dass du krank wurdest.

Allerdings zerstörte Tsunade mit nur einem kleinen Satz diese Erleichterung.

„Laut Berichten aus den umliegenden Dörfern handelt es sich vermutlich um Itachi Uchiha und seinen Partner, dessen Name mir nicht bekannt ist.“

Mir fiel wahrscheinlich und zum ersten Mal in meinem Leben im Umkreis von anderen Menschen alles Erdenkliche aus dem Gesicht.

Itachi?

Aber…

Das war gänzlich UNMÖGLICH!

Ich hatte ihn umgebracht! Er hatte tot vor meinen Füßen gelegen! Naruto hatte dies sogar noch überprüft, dass mein Bruder nicht wieder einatmen würde. Und das Ganze war keine Illusion gewesen. Ich hatte die Sharingan noch Stunden nach dem Kampf aktiviert um mögliche Überraschungsangriffe seitens Itachi zu vermeiden.

Allerdings…

Ich hatte es auch nicht über mich bringen können ihm wie bei den meisten Nuke-Nin üblich um ihre Unehrenhaftigkeit zu verdeutlichen den Kopf abzuschlagen. Ich hatte ihn nur begraben.

Aber…

Er hat sich nicht geregt, kein Mal geatmet, als wir ihn in die Grube im festen Sandstein gelegt und dann zugeschüttet hatten.

Der Schmerz dieser Erinnerung jagte durch meine Adern und für einen kurzen Augenblick gedachte ich meiner Sehnsucht an meinen alten Bruder, der für mich ein Vorbild gewesen war.

„Tsunade.“ Begann ich und musste schmählich erkennen, dass meine Stimme zitterte vor Zorn, Trauer und Fassungslosigkeit. „Naruto und ich haben ihn begraben und überprüft, ob er noch atmet.“

Auch Sakura kam mir zur Hilfe und griff nach meiner Hand, die sie fest drückte. „Auch wenn wir Narutos Bericht nie gehört haben, Sasuke wäre wohl kaum wieder hier, wenn sein Bruder noch leben würde.“

Die Hokage schüttelte ihren blonden Schopf und holte eine Akte heraus, auf welcher der Name meines Bruders stand mit dem berüchtigten Stempel seiner Abtrünnigkeit. Sie schlug die Unterlagen auf und suchte nach Dokumenten, die sie uns vorlegen konnte zum Beweis. Dies würde sie nicht tun, wenn sie nicht ebenso an der Tatsache gezweifelt hatte, dass Itachi Uchiha sich jemals wieder regen würde.

„Ich gehe doch recht in der Annahme, dass du deinem Bruder nicht wie das Protokoll verlangt, enthauptet hast, oder Sasuke?“

Schuldbewusst senkte ich den Kopf und schüttelte ihn. Ich hatte es nicht über mich bringen können, auch wenn ich es gesollt hätte.
 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*
 

Ich hatte mich erhoben und noch immer rannen mir die Tränen über das Gesicht, als ich meinen toten Bruder betrachtete. Ich kniete mich neben ihn und sein makelloses Gesicht mit der schneeweißen Haut, die in so einem starken Kontrast zu seiner schwarzen Seele und seinen Sünden stand, war befleckt und überzogen von blutigen Spuren. Das seidige schwarze Haar, welches ich immer bewundert hatte und an dem ich mich festhalten durfte, wenn Itachi mich auf seine Schultern nahm, umrahmte sein Gesicht und einige Strähnen fielen ihm in die Stirn. Eine Sache, die er lebend nicht zugelassen hätte. Vorsichtig, beinahe sanft strich ihm das Haar aus dem Gesicht und verlor mich in dem matten Schwarz seiner geöffneten Augen.

Es war unfair, dass er gegangen war.

Es wurde mir bewusst, während ich sein Gesicht berührte und die schwindende Wärme seiner Haut fühlte in den Fingerspitzen.

Ich wollte meinen Bruder haben.

Meinen richtigen Bruder, den ich geliebt habe aus ganzem Herzen. Der Vorbild, Vater, mein Lebensinhalt als Kind war. Mein liebster Verwandte. Der Mensch, der mir am nahsten stand.

Nicht, diesen Mann, der hier starb.

Dies hier war zwar Itachi, aber nicht mein Bruder und den hatte ich gewollt. Ich hatte ihn zurückholen wollen.

Ihn aus dem Akatsuki-Mantel schälen wollen um ihn in die Arme schließen zu können. Irgendwann dazwischen ein Gespräch führen, gute Gründe für die Clan-Ermordung finden, und ihn dann wieder lieben.

Tränen perlten über mein Gesicht.

Ich liebte ihn.

Ich hatte mein Ziel verfehlt.

Ich hatte versagt und meinen Bruder nicht gerettet.

Er war durch mich gestorben.

Qualvoll langsam nahm ich mein Katana und setzte es an seiner Kehle an um mein Werk zu beenden. Ich musste es tun, ich wusste es, doch meine Hand zitterte. Ich wollte die Klinge runterdrücken, sie durch die weiche Haut stoßen und alles zerstören, was zwischen mir und ihm stand, doch ich konnte es nicht tun.

Verzweifelt warf ich das Schwert bei Seite und vergrub mein Gesicht in seinem Oberteil. Der altbekannte Geruch von ihm zog mir in die Nase, doch auch der metallische Geruch des Blutes drang zu mir durch, während meine Tränen in seiner Kleidung verschwanden.

Narutos Hand legte sich tröstend auf meine Schultern.

Ich wollte sie zuerst wegdrücken, doch ihre Wärme hatte etwas Beruhigendes an sich.

„Trauere in Ruhe, danach begraben wir ihn. Ganz normal, wie in Konoha.“

Ich nickte kurz.

Naruto beugte sich vor und verschloss die Augen des Toten.
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

„Dachte ich es mir.“ Durchbrach Tsunades energische Stimme meine Gedanken. „Es macht den Anschein, als hätte sein Partner ihn wieder ausgegraben und zu einer Heilerin gebracht. Es gibt Berichte darüber, dass es noch eine Person gab, die Tote wieder zum Leben erwecken konnte, doch sie schreibt mir in ihrem Bericht, dass dies bei der betreffenden Person nicht nötig gewesen wäre. Er hätte nur ein tiefes Koma aufzuweisen. Ihr fiel jedoch auf, dass dieser Jemand um seinen Hals eine Kette mit einem eingravierten Uchiha-Symbol trug. Daraufhin hatte sie mir geschrieben.“

Mein Kopf ruckte zu ihr hoch. Wahrscheinlich waren meine Augen riesig vor Schrecken, auch irgendwo aus Erleichterung, dass mein Bruder noch lebte, nur ebenso wie Naruto ins Koma gefallen war. Daher also die geringe Atmung…

„Ich habe Berichte, die einen umherstreifenden Akatsuki mit einem anderen Mann auf den Schultern nahe den Grenzen an Amegakure beschreiben.“ Sie legte die Dokumente vor uns aus. „Zudem zieht mit ihnen ein kleines Mädchen, über welches ich bisher nicht so viel herausgefunden habe.“

Ich war reichlich perplex, dass ein Kind mit einem Akatsuki ziehen durfte, aber ich erklärte es mir über diesen fremden Partner Itachis. Mein Bruder hätte niemals erlaubt, dass ein Kind ihn begleitete.

„Ich werde ein Team aufstellen und ihr bringt Itachi Uchiha, diesen Partner und das Kind hierhin. Lebendig wenn es geht. Besonders den Ersten, verstanden?“

Ich nickte.
 


 

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Wenn es euch gefallen hat, dann hinterlasst doch bitte ein Kommi, ja?^^ Ich freu mich über alles!
 

*Kekse für alle hinstell*

- Five -

Die Hokage hatte eilig gehandelt, wie ich feststellen musste und ein Team zusammengestellt, welches durch die Stärke der Mitglieder glänzte. Kakashi war der Anführer dieses Teams, was eigentlich von vornherein klar gewesen war, da sich unser ehemaliger Trainer garantiert nicht davon abbringen ließ, Naruto auf irgendeine Art zu helfen. Neji als ANBU-Mitglied und seinem Byakugan war ebenfalls mit von der Partie, wie auch Shikamaru, Ino als Medic-Nin und Jiraiya, der sich nicht davon abbringen ließ seinem Schützling zu helfen.

Nun, eine große Hilfe war er nur darin uns alle anzutreiben oder Ino zu begrabschen, was er jedoch nach nur kurzer Zeit bereute, da sie ihm schon nach dem ersten Mal so gewaltig ohrfeigte, dass wir alle Angst hatten, von feindlichen Ninjas entdeckt zu werden.

Solch ein unfähiger Lehrer konnte sich auch nur Naruto aussuchen.

Mit den Tagen, die wir nach Amegakure brauchten, wurden wir immer vorsichtiger und in den Nächten teilten wir uns in Gruppen auf, damit uns niemand überraschen konnte. Das Dorf, welches versteckt im Regen war –und seinem Namen alle Ehre machte, denn es regnete die ganze Zeit über-, lag in Feindesgebiet und wurde dadurch zu einer Gefahr, wenn man betrat. Es hieß, dass sich hier nicht nur die höchste Anzahl von Nuke-Nin herumschlug, sondern auch, dass die Akatsuki in diesem Gebiet Japans ihren Geheimsitz innehatten von dem sie ihre Organisation besser aufteilte. Zumindest waren das die Angaben Jiraiyas gewesen, der über mehrere Jahre sich mit dieser Thematik näher auseinander gesetzt und einige Fälle untersucht hatte, in denen es hieß, dass es sich um Mordanschläge durch die Akatsuki handelte.

Die Gruselgeschichten, die er von dieser Organisation, in der sich auch noch mein Bruder befunden und dessen Morde ebenso geschildert wurde wie die der anderen Mitglieder, verängstigten nicht nur das einzige Mädchen unter uns Männern. Auch Shikamaru schien besorgter denn je.

Und Kakashi sorgte dafür, dass wir noch vorsichtiger waren als eh schon. Wir näherten uns keinem Dorf näher als notwendig, sondern teilten uns auf um an Informationen heran zu kommen, die uns ans Ziel bringen sollten.

Scheinbar gab es viele, die von dem seltsamen Paar gehört hatten, welches sich durch die Wälder schlug. Ein Fischmann, ein Kind und ein dauerhaft bewusstloser junger Mann waren doch auffällig genug, dass es mit ein bisschen Geld definitiv zum Reden reichte.

Ihre Fährte führte tiefer ins Landesinnere, doch sie verlief sich nicht.

Innerlich befürchtete ich mit jedem verstreichenden Tag, dass es sich um eine Falle der Akatsuki handeln könnte, die uns alle ins Verderben stürzen könnte.

Ich hatte meinen Bruder tot gesehen.

Und wenn ich nicht die Berichte der Hokage gelesen hätte, dann hätte ich es selber in Zweifel gezogen, dass es möglich wäre, dass Itachi wieder auftauchen könnte.

Selbst Kakashi hatte mich vor der Mission zur Seite genommen und sich nochmals die Geschichte anhören wollen, wie Itachi gestorben war. Misstrauisch hatte er mich beobachtet und war wohl schließlich zu dem Schluss gekommen, dass ich die Wahrheit sagte. Es war seltsam, dass mein Sensei mir misstraute, doch ich konnte es nachvollziehen, denn ich hatte sie alle verraten für meine Rache. Darum wurde ich abermals ermahnt, dass egal ob Itachi nun doch leben sollte oder nicht, ich keine Alleingänge machen sollte. Ein weiterer Rachefeldzug gegen meinen Bruder hätte das Wohl des Teams unterwandert oder nur zu weiteren Komplikationen geführt. Zudem würden Narutos Chancen wieder aufzuwachen schwinden.

Alles hätte ich getan, aber nicht das Wohl meines besten Freundes aufs Spiel gesetzt. Nicht noch einmal.

Das erkannten wohl auch die anderen, denn sie waren freundlicher als normal zu mir, auch wenn mir Ino zwangsläufig auf die Nerven ging. Es war wohl eine notorische Abneigung meinerseits gegen dieses Mädchen. Zumindest versuchten sie alle auf mich Rücksicht zu nehmen, da sie glaubten, dass es zu konfliktreich für mich sein könnte, wenn ich meinen Bruder nun doch lebendig vorfand.

Ich würde garantiert nicht über ihn herfallen!

Aber ihn nochmal töten wollen… Dazu hatte ich auch wiederum kein Bedürfnis mehr.

Ich machte mir nicht große Hoffnungen darauf, dass er noch leben konnte. Schließlich hatten sowohl ich, als auch Naruto überprüft, dass er nicht mehr atmete. Nur mein Bruder war geschickt und zudem waren es zu viele Zufälle auf einmal, die sich mit ihm verbanden.

Nicht nur, dass der blonde Chaot ins Koma gefallen war kurz nach dem Kampf mit Itachi. Nein, der Andere schien es auch getan zu haben und wurde nun von seinem Akatsuki-Partner durch die Gegend transportiert, auch wenn ein kleines Kind mit dabei sein sollte, was für mich keinen Reim ergab. Zudem lagen der Hokage mehrere Berichte vor, in denen eine Person beschrieben wurde, die auf meinen Bruder passte. Auch die Heilerin, die kurz nach dem Kampf von dem Akatsuki-Mitglied aufgesucht worden war mitsamt der verletzten Person hatte in ihrem Bericht Verletzungen angedeutet, die auf Verbrennungen durch das Chidori sowie weitere Verletzungen aus dem Kampf nachweisen konnte, die nur auf Itachi Rückschlüsse zuließ.

Irgendwo in mir hoffte ich tatsächlich, dass er noch lebte, denn ich vermisste ihn schrecklich. Er war mein Bruder, mein einziges Familienmitglied auf dieser Welt und dies konnte ich selbst durch den Clan-Mord nicht mindern. Ich hatte ihn geliebt, er war wie ich gewesen, und er war mein Bruder, einziges Familienmitglied, welches ich neben meiner Mutter überhaupt vermisste. Der Rest meiner Familie war mir nie besonders nahe gewesen, ganz besonders mein Vater nicht, der mich erst erkannte, als Itachi sich von ihm abwandte.

Wie konnte ich jemals nur ernsthaft daran glauben, dass ich ihn so bedingungslos hassen konnte wie er es gerne gehabt hätte?

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als mein alter Sensei mir auf die Schulter tippte. Meine Augen glitten von den dunklen Wäldern vor uns und dem fallenden Regen zu ihm hinüber.

„Wir haben eine Spur gefunden, der Neji schon nachgegangen ist. Er berichtete, dass er mithilfe des Byakugans drei Personen auf welche die Beschreibung passt, drei Kilometer entfernt entdeckt hat. Eine Falle konnte er nicht erspähen. Auch mein Sharingan hat keine finden können. Wir nähern uns an.“ Der silberhaarige Jo-Nin wandte sich ab und ich erhob mich eilig um ihm zu folgen.

Automatisch aktivierte ich mein Sharingan um mich selbst zu überzeugen, dass alles in Ordnung war, denn wer wusste, was man von einem Akatsuki erwarten sollte? Sie waren allesamt unberechenbar und skrupellos.

Wir näherten uns geräuschlos.

Alle kampfbereit und mit dem Gefühl im Nacken, misstrauisch in eine Falle zu laufen.

Ein Kilometer.

Mein Herz schlug schneller, als es dürfte. Mit Rationalismus konnte ich meine Aufregung nicht erklären.

Kakashi zog aus seiner Hose ein Kunai hervor um sofort angriffsbereit zu sein und ich folgte seinem Beispiel, suchte die Umgebung ab, als wir auf unser Ziel zuliefen.

Und mitten auf der Lichtung fanden wir sie…
 


 


 

Ein blauhäutiger Mann, der eine starke Ähnlichkeit zu einem Fisch oder gar einem Hai aufwies, saß in einer Lichtung und sah uns seelenruhig an, als wir gemeinsam ihn umzingelten. Die bläuliche Haut war überzogen von Schuppen, Kiemen waren unter den Augen auf beiden Wangen des eindeutigen Akatsuki-Mitgliedes, der seinen Mantel zwar bei Seite gelegt hatte um eine am Boden liegende Person, jedoch auch als Warnung offensichtlich zu erkennen war. Allerdings lag ein riesiges Schwert vor dem fischähnlichen Menschen mitsamt einer Ansammlung von Kunais und Shuriken. Er wollte keinen Kampf, was jedoch nicht dafür sorgte, dass wir unsere Waffen sinken ließen.

Ein Akatsuki-Mitglied brauchte keine Waffen, wie ich schon von meinem Bruder wusste, ihre speziellen Jutsus, ihre Skrupellosigkeit sowie ihr Körper war Waffe genug um uns alle in die Knie zu zwingen.

Soviel zu meinem ersten Eindruck.

Hinter dem Mann, der im Schneidersitz auf dem Boden saß, hatte sich ein Kind, genauer gesagt ein Mädchen, versteckt und sah uns ängstlich an. Ihre kleine Hand hatte sie beschützend wie auch schutzsuchend auf das Bündel an Mensch gelegt, welches reglos auf dem Boden lag. Ihre dunklen schwarzen Augen sahen zu mir hoch und als sie bemerkte, dass ich sie musterte, senkte sie ihren Kopf blitzartig, sodass ihre blauen Haare ihr ins Gesicht fielen um es zu verbergen. Sie war das Kind, deren Anwesenheit mir nicht schlüssig erschien.

Warum reiste ein Akatsuki mit einem Mädchen durch die Gegend? Das Kind sah nicht so aus, als wäre es seine Tochter. Zumindest nicht auf den ersten Blick, auch wenn die Haare einen ähnlichen Blauton aufzuweisen hatten.

Bevor ich mich jedoch näher mit dem Thema auseinandersetzen konnte, sprach der Unbekannte uns an.

„Wir werden uns ergeben, wenn ihr meinen Partner, das Mädchen und mich weder angreift, noch sonst irgendwie in Gefahr bringt.“ Die Stimme des Blauhaarigen war ruhig, doch geübte Ohren konnten auch die stille Drohung in dieser vernehmen sowie die Unruhe anhand der Tatsache, dass er sich gegen ein ausgewachsenes Team von Sannin, Jo-Nin und Chu-Nin wehren müsste um die beiden Menschen zu beschützen. Eine verzwickte Situation, die es uns erlauben würde, Bedingungen auszuhandeln, allerdings nicht sicher stellte, dass dieser Haimensch auch dran hielt.

Kakashi war der Erste, der sein Kunai ein wenig senkte und angespannt mit der Verhandlung begann. „Erst einmal werdet Ihr uns Euren Namen mitteilen, und uns erklären, warum wir Euch Zugeständnisse machen sollten.“

Die Worte entlockten dem Hünen ein Lachen, und er wischte sich die imaginären Lachtränen aus dem Gesicht. „Kakashi Hatake, ich bin es, der euch Zugeständnisse macht. Ich werde niemanden von deinem Team töten, ganz besonders diesen Uchiha-Bengel nicht.“ Bei der Beleidigung stellten sich mir die Nackenhaare auf. „Weil es mir nichts bringen würde, meinen Freischein nach Konoha zu vernichten.“ Eine blaue Hand deutete auf die zwei Menschen, die hinter ihm lagen. „Wir brauchen selber Hilfe.“

„Warum sollten wir Euch trauen?“ Schoss Kakashis Gegenfrage zurück und er wirkte deutlich nachdrücklich, da er keine Antworten auf seine Fragen erhielt und zudem sein Team in Gefahr sah.

„Ich habe nichts, was euch Sicherheit geben könnte, mir zu trauen. Ich bin nicht mehr in der Lage dazu mit Mikoto und meinem Partner vor euch und der Akatsuki zu fliehen. Alleine würde das kein Problem darstellen, aber das Kind und der schlechte Gesundheitszustand meines Gefährten lassen weitere Fluchtversuche nicht zu. Er braucht einen Arzt, und den Besten habt ihr in Konoha sitzen. Selbst wenn ihm das nicht gefallen wird.“ Mit den Worten griff der Mann hinter sich und drehte den am Boden Liegenden herum, sodass neben einem Berg von Decken und Mänteln schwarzes Haar zu erkennen war, welches glanzlos die dreckige Erde mitzog.

Ein bleiches Gesicht trat hervor, das nichts mehr von der angenehmen, aristokratischen Blässe vorzuweisen hatte, sondern mit den dunklen Augenringen krank und eingefallen wirkte. Die sonst streng zusammengezogenen Augenbrauen waren entspannt, die Augen selber geschlossen, der Mund entkräftet und leicht geöffnet, sodass der rasselnde Atem zu hören war.

Mir stockte schier das Herz, als ich den sich hebenden Brustkorb sah. Die Lungen atmeten noch. Das Herz schlug unter diesen Rippen. Der hohe Blutverlust war verschwunden und statt seiner hatte sich dumpfe Nacht um den Verstand geschlossen, den ich früher für unüberwindbar hielt.

Mein Bruder Itachi hatte doch noch überlebt.

- Six -

Ich hatte meinen anfänglichen Schock noch nicht überwunden, als wir unser Lager aufbauten und uns aufteilten für die Wacheinheiten neben dem Akatsuki-Mitglied, der Kakashi seinen Namen immer noch nicht mitgeteilt hatte. Somit konnte keiner von uns einschätzen, welche Fähigkeiten er hatte oder vor welchen Jutsus wir uns schützen mussten in dem Augenblick, wenn sich der Haimensch es sich anders überlegte. Er war schließlich ein Mitglied der gefährlichsten Terrororganisation Japans und musste sich nicht an ein Ninja-Ehrenwort halten.

Allerdings hatte sich dieser Akatsuki zurückgezogen und saß still in seinem Schneidersitz, zuckte jedoch jedes Mal zusammen, wenn sich jemand seinem schwarzhaarigen Begleiter oder dem kleinen Mädchen näherte, deren Name Mikoto war.

Seltsam, dieses Kind.

Ich zerbrach mir den Kopf über sie und meinen Bruder.

Wie hatte er es nach dem Kampf geschafft ein Jutsu anzuwenden, mit dem es ihm gelingen konnte, Narutos Chakra anzuzapfen? Er hatte so viel Blut verloren während unserer Fehde, dass es ein Wunder war, dass er sich überhaupt so lange noch auf den Beinen halten konnte. Sein Chakrapotenzial war zwar legendär, doch kurz bevor er starb besaß er kaum noch welches um überhaupt den Arm zu heben. Mal davon abgesehen, dass ich von so einem Jutsu noch nie gehört hatte, mit dem es dem Angreifer möglich war sich mit dem Chakra eines anderen zu verbinden, wusste ich auch nicht, wie viel Kraft Itachi in diese Technik stecken müsste oder wie lange diese brauchte um zu funktionieren.

Hatte er vor dem Kampf schon diese Fähigkeit von ihm aktiviert um im Falle seines Todes doch nicht zu sterben? Wollte er direkt wieder aufstehen können oder nur überleben? War etwas bei dem Jutsu falsch gelaufen?

Es schien so.

Sonst würde er nicht da liegen, sondern kämpfen.

Ich sah hinüber zu dem Mädchen, das sich dicht neben meinen Bruder gesetzt hatte und ihm durch das verfilzte Haar strich. Ihre Gesten waren voller Liebe und Zärtlichkeit, ohne irgendeine Form von Angst ihm gegenüber, der gnadenlos morden und wüten würde. Die kleinen Finger glitten über die wächserne Haut, die sich über die Knochen meines Bruders spannte.

Er sah schlecht aus.

Ich meine, ich hatte ihn in der Vergangenheit nur ein einziges Mal krank erlebt, aber dafür häufig überarbeitet, dessen ungeachtet niemals zu dünn, zu…

Mir fiel kein Wort für seinen Zustand ein.

Die tiefliegenden Augen waren umgeben von dichten Schatten, welche das Gesicht aussehen ließen wie ein Schädel, der von Haut überzogen war und oben drauf hatte jemand altes Haar abgelegt.

Ich erhob mich unter den wachsamen Blicken des Mädchens und des Fremden um mich neben Itachi nieder zu lassen.

„Er hat oft von dir gesprochen.“ Die Stimme des Kindes klang wie ein helles Glöckchen in meinem Kopf wieder. Sie erinnerte mich an den sanften Klang meiner Mutter, wenn sie mir durch das Haar strich und mir erzählte, dass Vater von mir geredet hatte, als sie alleine waren. Ich wusste noch, dass mich dieses zarte Vibrieren ihres Lachens glücklich gemacht hatte. Und nun erinnerte mich dieses Stimmchen an sie, meine Mutter Mikoto.

„Ach ja?“ Ich war reichlich perplex darüber, dass mein Bruder mit jemandem über mich sprach. Ich hatte eher erwartet, dass ich ihm unangenehm war, ein übrig gebliebener Klotz an seinem Bein aus der Vergangenheit.

Sie nickte und lächelte still vor sich hin. Selbst ihr Lächeln glich dem meiner Mutter, deren Namen sie trug. Und unweigerlich setzte ich mich mit der Wahrheit auseinander, dass es nur eine Möglichkeit gab, warum sie mit den beiden wohl am meisten gesuchten Verbrechern dieses Landes herumzog.

„Du bist seine Tochter, nicht wahr?“ Der Satz kam leichter über meine Lippen, als ich es erwartet hatte. Es war eine Überwindung überhaupt daran zu denken, dass sich Itachi fortgepflanzt hatte in der Zeit, in der ich ihn nicht gesehen hatte um so unseren Clan wieder aufzubauen. Möglicherweise war dies nicht gewollt von ihm gewesen, doch dieses kleine Mädchen war unweigerlich und definitiv ein Teil dieser Familie. Allein die Ähnlichkeit zu meiner Mutter ließ gar keine andere Chance zu.

Er hatte das getan, was nach seiner Tat meine Aufgabe gewesen wäre.

„Ja.“

Ihre Zustimmung ließ mich zusammenfahren. Er war also tatsächlich Vater geworden.

Er hatte ein Kind.

Eine Clanerbin.

Er hatte eine Frau gehabt.

Eine Familie.

Während ich keine hatte.

All die Jahre hatte er jemandem, zu dem er flüchten konnte. Dem er alles erzählen konnte, wo er geliebt wurde.

„Er ist alles an Familie, was ich noch habe.“ Sprach Mikoto leise und hielt die knöcherne Hand des Erwachsenen fest. Ihre schwarzen Augen schimmerten voller ungeweinten Tränen, die sie tapfer zurückhielt um ihre eigene Situation nicht zu erschweren oder die Menschen in ihrem Umkreis zu belasten.

Ob sie das auch von dir hatte?

„Wo ist deine Mutter?“

„Tot. Aber es ist auch nicht schade drum.“

Ich stutzte. „Warum ist es nicht schade um deine Mutter?“

Mikoto zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Lippe. „Sie mochte Vater nach einiger Zeit nicht mehr. Und als sie ihre Liebe für ihn verlor, da wollte sie mich nicht mehr haben. Ich war ihr ein Klotz am Bein, als sie zu dem Mann zurückkehrte, den sie geliebt hatte, bevor Vater kam. Ich bin bei ihm geblieben.“

Mitleid kroch in mir hoch, denn ich malte mir aus, wie es war, wenn die Familie sich auflöste und der eigentlich wichtigste Bezugspunkt eines Kindes sich lossagte. Ich wusste, meine Mutter war ein Angelpunkt in meinem Leben gewesen, ihre Zärtlichkeit und ihre natürliche Liebe für ihre Kinder hatte mir stets darüber hinweggeholfen, dass mein Vater mich nicht beachtete, solange Itachi an erster Stelle stand. Erst seine Veränderungen rüttelten an seinem Thron.

„Erzählst du mir ein wenig von dir, Mikoto?“ Ich musste zugeben, dass es mich interessierte, wie es kam, dass ich eine Nichte besaß, die in ihrer Art meiner Mutter ähnelte, wie ich es kaum für möglich hielt.

Er hatte tatsächlich eine Tochter, ein Leben ohne mein Wissen. Und ich Idiot hatte stets gedacht, dass er einsam durch diese Welt da draußen zog und seine Aufträge empfing von der Organisation, in der er lebte. Nun, ganz einsam nicht, da er ja einen Partner an seiner Seite hatte, da die Akatsuki nur zu zweit agierte, doch ich hätte nie mit einer Familie gerechnet.

„Ich weiß nicht, ob ich das darf. Vater ist immer sehr streng mit mir, wenn es um Fremde geht.“ Antwortete sie leicht verlegen und blickte hinab zu ihrem Vater, als könnte der ihr Antworten geben.

„Ich bin dein Onkel, ich denke, dass es da in Ordnung geht, wenn du mir etwas von dir erzählst, nicht wahr?“ Meinte ich und war verwundert, wie leicht mir über die Lippen kam, dass ich noch mehr Verwandtschaft hatte als bisher angenommen.

„Du bist Sasuke? Ich hatte dich erst für Shisui gehalten.“ Ihren schwarzen Augen hatte sie erstaunt aufgerissen und sie blickte mich derartig perplex an, dass ich mich fragte, was Itachi ihr von mir berichtet hatte. Welches Bild hatte er ihr von mir vermittelt? War es positiv oder negativ?

Und Shisui… Den Namen hatte ich Ewigkeiten nicht gehört. Nicht, seitdem sein Körper tot aufgefunden worden war in einem Bach. Angeblicher Selbstmord. Doch das kurz danach auftauchende Mangekyo Sharingan meines Bruders sprach Bände, denn er hatte Shisui ermordet für seine Pläne. Für seine Macht.

„Du bist also der Grund, warum Vater bei der Akatsuki ist?“ Ihre Fragen kamen geschossen wie Blitze.

„So gesehen ist er selber daran schuld.“ Verteidigte ich mich automatisch.

„Ach ja? Er meinte, dass er wegen dir fliehen musste aus seinem Heimatort, das stimmt doch, nicht wahr?“

„Nun, der Grund, warum er aus seinem Dorf floh, war seine schuld. Er durfte nicht mehr bleiben.“ Versuchte ich ihr zu erklären ohne zu wissen, wie weit sie überhaupt aufgeklärt war. Wie und was konnte ich ihr vermitteln, ohne dass ihr Vater in einem zu schlechten Licht da stand –schließlich hatte sie auch nur diesen einen Menschen- oder die Schuld auf mich zu lenken? Würde sie das überhaupt so verstehen, wenn ich ihr sagte, dass ihr Vater für mein Unglück verantwortlich war und nicht anders herum?

„Stimmt ja, der Mord an den Verwandten.“ Kam der Satz wie eine Bagatelle gesagt, und wahrscheinlich war es das für sie auch. Wer wusste schon, wie die Kleine aufgewachsen war? Wenn sie von den Akatsuki wusste, dann sah sie wahrscheinlich täglich Mord und andere Verbrechen, die durch ihre häufige Anzahl in der Organisation selber zu einer Belanglosigkeit herunter gespielt wurden.

Zumindest versuchte ich mir das einzureden, denn ihre Art, die Ermordung ihrer Verwandten und der meinigen in einem einfachen Satz herunterzuspielen als würde sie über das Wetter sprechen, hatte mich bis tief ins Mark erschüttert. War Mord für sie so ein leichtes Verbrechen, oder wusste sie das nur nicht einzuordnen in ihrer kleinen Kinderwelt? Schließlich sah sie nicht älter als fünf Jahre aus.

„Warum guckst du so traurig?“ Mikoto kniete sich mir gegenüber und ihren schwarzen Kulleraugen überzeugten mich davon, dass sie nicht einzuordnen wusste, wie schlimm ein Mord war und wie sehr mich ihr Vater verletzt hatte.

„Schon gut.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja.“

„Ehrlich?“

„Ja.“ Hörte sie gleich auf?

„Wenn doch was ist, dann sag das, ja?“

„Ja.“

„Willst du meinen Vater immer noch umbringen?“

Höh?!

Das hatte sie definitiv nicht von ihrem Vater, denn Itachi war schweigsam und stur, wenn es um ein Thema ging, welches er gerade behandelte. Sie jedoch sprang von dem einen Thema, von dem ich mich immer noch nicht erholt hatte, zum Nächsten. Erstaunlich.

Ich ließ mir Zeit um über ihre Frage nachzudenken, denn ich wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen bezüglich meines Bruders. Ich ergründete meine Gefühle und betrachtete dabei das Gesicht des Mannes, der für den einst grenzenlosen Hass in mir verantwortlich war. Wohin war das alles gegangen?

Ich spürte noch Hass in mir, doch er war nicht im Ansatz mehr so fanatisch wie früher, als ich mein Training nur auf ihn abgestimmt hatte. Stärker werden, ihn vernichten, mein einziges Familienmitglied.

Doch ich hatte gemerkt, wie es war, der Letzte zu sein. Seit ich neun Jahre alt war, da hatte ich Itachi auf den ich mich konzentrieren konnte und gewusst, dass ich nicht alleine war, egal wie sehr ich ihn meinte zu hassen. Er war ein Uchiha, ich war nicht das Überbleibsel eines Clans, der Hunderte umfasst hatte.

Nach seinem Tod… War ich der Einzige von uns. Der Einzige, der überlebt hatte um das aufzubauen, was vergangen war. Derjenige, den Vater erst anerkannt hatte, als er den ersten geliebten Sohn verloren hatte.

Ich war einsam gewesen, trotz all der lachenden Menschen um mich herum und hatte mich umso mehr an Naruto geklammert, der mich nicht helfen konnte, da er nicht ansprechbar war. Er hatte mich stets wie ein Bruder verstanden. Und es war mir klar, wie egoistisch ich gewesen war.

Indem ich mich um meine Freunde gekümmert hatte, konnte ich eine andere Art von Familie aufbauen. Nicht die Familie, die mit mir blutsverwandt war und die ich mehr gebraucht hätte, aber einen Ersatz, den ich ebenso liebte. Besonders Yukiko, dieses Bündel von neuem Leben, das lernen würde in unserer Familie zu existieren.

Nun bot sich eine neue Chance der Auflösung aller meiner Probleme. Eine Erklärung für unser Leiden.

Und ein Neuanfang.

Mikoto.

Ich hob meine Hand und ließ sie auf die Haut meines Bruders gleiten, spürte den pulsierenden Herzschlag unter ihr, das Leben in ihm. Ich wollte ihn nicht mehr umbringen. Ich wollte, dass er nach Hause kam.

„Nein, ich will es nicht mehr tun.“ Ein Lächeln zog sich mein Gesicht hoch. Es war das Erste, welches derart ehrlich von meinem befreiten Herzen in meine Mundwinkel zog, sodass ich das Glück in mir spüren konnte wie Jahre nicht mehr.

Mikoto lächelte mich an. „Na das ist gut. Sonst hätte ich wegjagen müssen.“

Na das hätte ich ja zu gerne gesehen.

Eine stille Erinnerung kam in mir hoch, als ich ihr mit dem Finger gegen die Stirn tippte und das Schmunzeln auf mir erschien, welches Itachi mir häufig geschenkt hatte. „Beim nächsten Mal, ja?“

„Du kannst das nicht so gut wie Vater, aber ich hoffe, dass es kein nächstes Mal gibt.“ Gab sie fröhlich zurück und rieb sich verstohlen über die Stirn so wie ich es früher bei Itachi getan hatte. Sie war mir also auch noch ähnlich.

Kakashi tippte mir auf die Schulter und ich drehte mich zu ihm herum. Ich erkannte das breite Grinsen unter seinem verdeckenden Tuch, seine schwarzen Augen funkelten voller Stolz, als hätte ich eine wichtige Lektion gelernt, ohne dass er mich stundenlang dafür trainieren hätte müssen. Ich fühlte mich tatsächlich befreit von all den Lasten… Wahrscheinlich war das meine Lektion gewesen. Er erklärte uns, dass es kalt geworden wäre und wir uns doch an das Feuer setzen sollten, welches Neji entzündet hatte. Verstohlen sah ich zu dem Akatsuki-Mitglied hinüber, doch der hatte sich bisher nicht bewegt. Augenscheinlich wollte er sich an sein Versprechen halten.

Ich nickte ihm zu und hob Mikoto hoch, die sich erschrocken an mich festklammerte. Doch als sie merkte, dass ich sie nur auf eine der Decken nahe des Feuers setzte, damit sie sich wärmen konnte, lächelte sie mir dankbar zu und kuschelte sich tiefer in den warmen Stoff.

Anschließend kehrte ich zurück und betrachtete meinen Bruder, der so friedlich dalag, wie ich ihn selten erlebt hatte. Vorsichtig hob ich auch ihn hoch und spürte, wie dünn er geworden war.

Nicht, dass er früher schwer gewesen war, nun jedoch spürte ich durch unsere Kleidung jeden seiner Knochen.

Wie hatten sie es nur geschafft, ihn zu ernähren?

Mich mit dem Gedanken beschäftigend schleppte ich ihn zu meinem eigenen Lager um ihn neben seine Tochter zu legen. Warm und sicher, so wie er mich als Kind behandelt hatte, damit es mir gut ging.

Ich wollte auch für ihn so da sein.
 


 


 


 


 

*Kekse hinstell*

- Seven -

Der Rückweg aus dem verfluchten Land des Regens gelang ohne großartige Schwierigkeiten und in einem Tempo, welches ich nicht erwartet hatte anhand unseres Gefangenen, einem Kleinkind und Itachi, der wie ein lebloser Sack auf meinen Schultern hing, während ich von Baum zu Baum sprang.

Mikoto hatte sich auf dem Rücken des Mannes niedergelassen, der sich schlussendlich mit dem Namen Kisame Hoshigaki vorgestellt hatte.

Dieser Name sorgte für einigen Wirbel unter den anwesenden ANBU und Jo-Nin, denn dieser Mann war einer der bekanntesten sieben Shinobi-Schwertkämpfer und für seine Skrupellosigkeit im Kampf bekannt. Seine Waffe, das legendäre Schwert Samehada gehorchte einzig ihrem Herrn und konnte mit seiner Stärke ganze Dörfer ausradieren ohne dass der Waffenträger viel Chakra anwenden musste, einzig, indem es das Chakra von Angreifern absorbierte. Zudem hieß es, dass Kisame mehr Chakra besaß als einer der bekanntesten Kage.

Der misstrauische Blick der Teammitglieder verstärkte sich noch und Kakashi schickte Pakkun vor, um die Hokage von dem Erfolg der Mission zu unterrichten und eine weitere ANBU-Einheit zur Hilfe eingeteilt zu bekommen.

Kaum hatten wir die Grenze unseres Reiches erreicht, da kamen auch die entsprechenden Einheiten uns zur Hilfe und eskortierten uns bis zu einem Lager kurz vor Konoha, wo die Hokage auf uns wartete und prüfend begutachtete.

Nachdem sie von Kakashi Bericht erstattet bekommen hatte, kam sie zu Kisame, den sie unter strengster Überwachung abführen ließ in eines der Gefängnisse, die außerhalb des Dorfes lagen, da sie innerhalb des Dorfes für zu gefährlich erachtet wurde. Zwar schien das Akatsuki-Mitglied nicht sehr begeistert davon zu sein, doch ein Blick auf Itachi und dessen Tochter ließen ihn gnädig sein, sodass er ohne ein weiteres Wort mit den Einheiten ging.

Das kleine spöttische Lächeln, welches trotz alledem auf seinen Lippen lag, ließ mich schaudern, denn ich wusste, dass man diesen Mann nicht unterschätzen durfte. Wahrscheinlich konnte man ihn nur so lange einsperren, wie dieser sich einsperren ließ.

Tsunade sah ebenso erbittert dem Akatsuki hinterher, ehe sie sich mir und meinem Bruder näherte, welchen ich auf den Boden abgelegt hatte. Meine Nichte hatte sich hinter mir versteckt und ihre schwarzen Augen blickten dem Partner meines Bruders nach, ehe sie noch ein Stück weiter hinter mich kroch, als die blonde Hokage sich näherte.

„Das hätte ich selber kaum für möglich gehalten.“ Murmelte diese in ihren nicht vorhandenen Bart und hockte sich vorsichtig neben Itachi, als könnte sich dieser jeden Moment wieder bewegen. Ihre langen Finger suchten nach dem Puls an dem sehnigen Hals und überprüften ihn. „Er ist genau so tief wie der von Naruto. Merkwürdig.“ Ihre Worte verunsicherten mich ein wenig, da ich nicht einzuschätzen wusste, wieso denn diese Tatsache merkwürdig war oder nicht. Ich meine, es könnte auch purer Zufall sein.

Mit spitzen Fingern öffnete die Hokage Itachis Augen und überrascht sah sie mich an. Ich wusste, dass sich die Sharingan automatisch im Schlaf deaktivierten um das empfindliche Augenlicht zu schützen. Schließlich schädigte der dauerhafte Chakrafluss innerhalb des Auges die Nerven und konnte so zu einer frühzeitigen Erblindung führen. Gerade mein Bruder mit seinem Mangekyo Sharingan sollte gerade auf seine Augen aufpassen. Somit war es verwunderlich, dass die rot leuchtenden Sharingan in den Himmel blickten, ohne jedoch etwas genauer zu fokussieren.

Ob er spürte, dass er sich unter Feinden befand?

Dass er in Gefahr war dasselbe Schicksal zu teilen wie sein Partner?

Allerdings wirkten diese Sharingan erstarrt. Ein geübtes Auge erkannte, dass in den Sharingan zwar nur eine geringe Bewegung vorhanden war und nicht starr wirkte, im Gegensatz zu den Augen Außenstehender. Und Itachis waren starr. Unbewegt. Erblindet.

Ich beugte mich näher heran um mich zu versichern, dass diese Augen nichts mehr sahen und wurde bestätigt, als ich den leichten Grauschleier in denselben erkannte. Meinen Kopf schüttelnd sah ich Tsunade an und machte ihr damit bewusst, dass Itachi mit diesem Blutserbe keine Gefahr mehr darstellen konnte.

Diese machte sich weiter daran den Uchiha zu untersuchen, indem sie ihn seines Oberteiles entkleidete und auf verschiedene Chakrapunkte zu drücken. Ich musste gestehen, dass ich keine Ahnung von dem hatte, was sie dort anstellte und mich bekümmerte es, dass ich nicht wusste, ob sie meinem Bruder durch ihre Berührungen schadete.

Sie beendete ihre Untersuchung und nickte mir zu. „Wie ich befürchtet hatte, Itachi Uchiha ist ebenso ins Koma gefallen und wir müssen nun irgendwie herausfinden, welche Technik er angewandt hatte um das zu bewerkstelligen. Wir bringen ihn erst einmal ins Krankenhaus. Dort wird er unter höchster Sicherheitsstufe bewacht werden.“

Ihr Blick glitt zu dem kleinen Mädchen, das sich hinter meinen Knien versteckt hielt. „Wer ist das?“

„Mikoto Uchiha, Itachis Tochter.“ Beantwortete ich ihre Frage und hob die Kleine hoch, sodass Tsunade sie begutachten konnte. Schließlich war sie Hokage und nur sie allein konnte darüber bestimmen, ob jemand das Dorf dauerhaft betreten durfte oder nicht.

Sie jedoch blinzelte erstaunt, schüttelte kurz den Kopf und rieb sich die Stirn. Wenn Naruto nun da wäre, würde er sie wohl dreisterweise fragen, ob sie zu alt für diesen Job werden würde. Aber Naruto war nicht da und somit mussten wir nicht einen Wutausbruch ertragen.

„Wer ist deine Mutter, Mikoto?“ Tsunades Stimme klang ruppig, selbst in meinen Ohren und Itachis Tochter zuckte auf meinen Armen merklich zusammen. Ihre Finger krallten sich vor Angst in mein Oberteil und sie brachte nur stotternd hervor, dass es sich bei ihrer Mutter um Konan handelte.

„Konan?!“ Nun mischte sich Jiraiya auch noch ein und seine empörten Ausrufe waren kaum zu überhören.

„Kennst du sie?“ Tsunade verschränkte die Arme als würde sie mit einer weiteren Liebschaft des perversen Bergeremiten rechnen.

„Ja, sie war zusammen mit Nagato und Yahiko einer meiner Schüler, als ich doch dieses Team für drei Jahre übernahm.“

„Ah, ich erinnere mich.“ Tsunade nickte knapp.

„Ich kenne Nagato und Yahiko auch. Und Konan hat häufig von Euch gesprochen, Jiraiya-sama.“ Mischte sich Mikoto leise ein und sah hinüber zu dem Weißhaarigen, der einen perplexen Gesichtsausdruck zeigte, dass man sich wünschte, sein Gesicht würde so stehen bleiben, damit er nicht mehr so viel Erfolg bei den Frauen hätte. „Sie meinte, dass Ihr ein kauziger Idiot ward, als Ihr sie ausgebildet habt.“

Ich fügte meiner inneren Liste von Dingen, die sie nicht von Itachi hatte, den Punkt Respektlosigkeit und mangelndes Taktgefühl hinzu.

Tsunade kicherte leise und drehte sich weg von Jiraiya, der wütend stampfend nach Konoha ging. Anscheinend hatte Mikoto damit zumindest sich die Anerkennung der Hokage verdient, indem sie Jiraiya mundtot machte. „Nun, dann bring sie nach Konoha und kümmer dich um sie, während ich Itachi untersuche. Ich hoffe jedoch, dass ihre Mutter nicht auf den Gedanken kommt, sie hier mitsamt der Akatsuki abzuholen.“

Mikoto schüttelte den Kopf. „Vater hat sie umgebracht, bevor er zum Kampf mit Sasuke-ojisan aufbrach. Er meinte, dass sie sowieso zu nichts zu gebrauchen wäre. Typisch für Frauen. Und dann hat er mich immer ganz komisch angesehen.“

Ich biss mir sowohl innerlich als auch äußerlich auf die Lippen um nicht los zu prusten und meinen guten Ruf damit zu vernichten. Ihr trockener Humor brachte mich zum Lachen und ich musste mich sehr stark zusammen reißen ob der Ironie. Anscheinend hatte mein Bruder gehofft, dass sie nicht so wird wie ihre Mutter.

Tsunade sparte sich jeden weiteren Kommentar, hob Itachi hoch auf ihre Schulter und sprang mit der ANBU-Einheit in das Dorf zurück um ihren Aufgaben nachzugehen.

Ich konnte jedoch aus Erfahrung sprechen, dass sie sich melden würde, sollte sie neue Informationen haben bezüglich Naruto und so machte ich mich mit dem Mädchen ebenfalls auf den Rückweg, wurde jedoch durch ein Tippen an meiner Schulter zurückgehalten.

„Solltest du Hilfe brauchen.“ Begann Kakashi, der mich zurückgehalten hatte. „Dann melde dich. Ich werde es schon hören und sogar pünktlich sein.“

Ich lächelte leicht. „Danke, Kakashi-sensei. Aber noch schaffen wir das.“
 


 

Als meine junge Fracht und ich in der Wohnung von Sakura und Naruto angekommen waren, verwunderte es mich nicht, dass sich die rosahaarige Kunoichi in das Krankenhaus begeben hatte um ihrer Lehrerin zu helfen bei den Untersuchungen. Schließlich konnte sie darauf schließen, dass ich mir nicht viel Zeit lassen würde um nach Hause zu kommen.

Ich setzte Mikoto ab und entledigte mich meines Mantels, während die Schwarzhaarige durch die Wohnung trabte und sich alle genau ansah. Beginnend mit meinem Zimmer, das sie wohl so faszinierend fand, dass sie sich still auf mein Bett setzte und die Bilder wie auch Bücher in Ruhe betrachtete. Ich nutzte die freie Zeit um Naruto zu begrüßen, der noch immer reglos in seinem Bett lag, jedoch irgendwie…

Frischer?

Ja, doch, frischer und gesünder wirkte. Die Brust hob sich immer noch gleichmäßig, aber die Haut, die sich über diese spannte, war dunkler geworden. Wahrscheinlich hatte Sakura viel Licht von der Wintersonne hineingelassen in den Raum, sodass der Blondschopf gebräunter wirkte.

Es war mir schon immer ein Rätsel gewesen, wie Naruto so braun sein konnte wenn tiefster Winter war, doch es schien mir, als würde er jeden Sonnenstrahl aufnehmen wie eine durstige Pflanze.

Ich setzte mich neben ihn und streichelte sacht seine Hand.

Sie fühlte sich immer noch so an wie kurz nach Itachis Tod.

So zart.

Und dennoch rau von der harten Arbeit.

Ich hielt eine Männerhand mit der zartesten Haut, die ich je berühren durfte.

Ja, ich hatte dich anfassen dürfen.

Meine Lippen waren über deine gekrochen.

Ich hatte den Geschmack deiner Haut kosten dürfen, dein Geruch lag mir noch immer in der Nase.

Mein Grund um heimzukehren.

Ich wollte dir etwas von der Liebe zurückgeben, die du mir an dem Tag geschenkt hattest.

Die Liebe, die du mir nach so langer Zeit nur hattest körperlich zeigen können. Nur über meinen Körper hatte ich verstanden, was du mir mitteilen wolltest.
 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*
 

„Aber du hast deinen Wunsch erfüllt, hier liegt die Leiche deines Bruders, doch glücklich wird dich das auch nicht machen. Lass uns nach Hause gehen.“ Narutos Worte spukten ihm im Kopf herum.

„Ich habe kein Zuhause mehr.“

„Nun hör mir mal gut zu, Teme!“ Der Blondschopf fasste blitzschnell nach dem Kragen des blutigen Oberteils des letzten Uchihas und schüttelte daran, sodass die schwarzen Haare flogen. „Natürlich hast du ein zu Hause! Was meinst du denn, warum ich dir hier bis an den Arsch der Welt nachrenne?! Um dich ins Sankt-Nimmerleins-Land zu bringen?! Willst du mich auf den Arm nehmen?!“ Die Worte kamen gebrüllt aus der Kehle des Jüngeren und er rüttelte noch einmal verdeutlichend an dem Kleidungsstück, ehe er es losließ.

Sasuke machte sich schon darauf gefasst auf den Boden zu prallen, da er immer noch zu benommen von dem plötzlichen Ausbruch Narutos, doch er irrte sich, denn dieser schlang seine Arme um den Uchiha. Ihn so bewahrend vor dem Sturz drückte der blonde Ninja sein Gegenüber noch näher in die Umarmung und seufzte auf.

„Ich würde überall hingehen und alles dafür tun, dass du endlich siehst, dass Konoha dein zu Hause ist, das du nicht alleine auf dieser Welt bist, obwohl du es glaubst. Sakura und ich, Kakashi-sensei, selbst Iruka und Tsunade wollen dich bei sich haben, wollen mit dir befreundet sein, deine Familie darstellen. Denkst du, sie behaupten das nur aus Spaß? Weil sie nichts anderes zu tun haben oder niemand anderen haben, dem sie so einen Stuss aufbinden können? Nein, sie wollen nur dich!“

Es klang tölpelhaft in den Ohren des einzigen Uchiha, der sich merklich verloren vorkam in der warmen Umarmung. Es war so… angenehm.

Das Gebrüll des anderen drang gar nicht bis in sein Bewusstsein durch. Diese Wärme. Die streichelnden Hände auf seinem Rücken. Der Klang der Stimme wie in einem Lied.

Beruhigend.

Nach all der Zeit der Schmerzen, der Erniedrigung und Einsamkeit spürte er wieder etwas.

Naruto redete weiter und gestikulierte wie wild, dass er schon sehen würde, wenn Konoha nicht abwehrend, sondern freundlich reagierte, doch er hörte nicht hin.

Der Schwarzhaarige presste sich tiefer in die Umarmung und spürte, wie er das erhielt, was er brauchte. Einen Menschen, der sich um ihn kümmerte, der zeigte, dass er gebraucht wurde.

Jemand, der die Leere in ihm vertrieb durch einen Sonnenstrahl.

Und es war Naruto.

Naruto gab nicht nur einen Sonnenstrahl.

Er schenkte ihm eine Sonne, einen Grund zum Leben.

Behutsam setzte sich der Chaosninja hin und zog den Schwarzhaarigen auf seinen Schoß. Es war ihm egal, ob sie beide Jungen waren. Sasuke brauchte Liebe und Nähe. Er war bereit dazu, sich zu öffnen und das zu empfangen, was andere ihm gaben. Er war bereit zu lernen, was Liebe und Leben bedeutete.

Stumm saßen sie da, beachteten nicht die Kälte um sie herum, als die Sonne allmählich unterging, achteten nicht auf die endlos scheinenden Tränen, die über die bleichen Wangen Sasukes rannen.

Sie hatten es geschafft.

Naruto hatte es erreicht, dass Sasuke ihm Gefühle zeigte, mit ihm heimkehren würde, da war er sich sicher.

Sasuke hatte seinen Bruder ermordet, seine Aufgabe erfüllt, die ihm wie eine Bürde auf den jungen Schultern lag. Nun hatte er es geschafft, war frei und zum Leben bereit.

Nach Stunden setzte sich Naruto etwas auf, ließ jedoch den Älteren nicht los. Er würde ihn nie wieder loslassen. Sasuke klammerte sich ebenso an ihn, blickte jedoch genau in diesem Augenblick in die ozeanblauen Augen, als dieser ihn sanft musterte.

Wohlige Schauer krochen ihm über den Rücken. Er brauchte noch mehr Nähe.

Noch mehr Zärtlichkeit.

Noch mehr Liebe.

Noch mehr von all den positiven Gefühlen, die er missen musste.

Naruto schluckte unter diesem Blick und beugte sich hinab zu dem Uchiha.

Er kannte diesen Blick, hatte ihn häufig genug in seinen eigenen Augen erkannt, wusste um das, was der Andere brauchte.

Sanft legten sich die Lippen des Blonden auf die des Älteren, der nicht einmal vor dieser Berührung zurückschreckte, sondern sie mit einer Intensität erwiderte, die den Uzumaki überraschte. Näher drückte sich der schlanke Körper an seinen eigenen, sich um mehr Nähe bemühend, noch mehr von diesem endlosen Kribbeln in ihm, von den Glücksgefühlen, die in ihm rasten, in ihnen, denn sie waren ein Körper.

Ein Geist.

Verschmolzen.

Hungrig küssten sie sich, gaben und nahmen sich das, was sie brauchten.

Narutos Hände glitten über den kalten Körper, über die empfindliche Haut, die jedes Streicheln, jeden Kuss empfing und mit einem Seufzen bedankte, sogar mit einem Stöhnen, wenn es denn zu sensibel wurde. Sasuke war selten berührt worden. In den hinter ihm liegenden Jahren waren Schläge und Tritte die Tagesdevise gewesen, keine sanften Erkundungen auf weicher Haut. Umso intensiver drangen diese Berührungen zu ihm durch.

Kein Wort konnte ihn so erreichen wie die Sanftheit des Blonden.

Diese Liebe, die sich auf so viele Bereiche erstreckte.

Es war nicht solch eine Liebe, die sich wie bei einem Paar jeden Tag zeigte. Nein, diese Liebe war anders. Besser. Fehlerloser.

Sie war ein Versprechen füreinander zu sorgen.

So zu sorgen, dass der Uchiha niemals wieder einsam sein würde.

Naruto kam ihm näher und wurde von Sasuke mit offenen Armen empfangen. Er wollte ihn näher in seinem Leben haben, in ihm. Nie wieder außerhalb.

Er drang in ihn ein. Füllte ihn aus. Sein Herz erfüllte sich, sein Körper, alles begann zu blühen.

Wie eine Eislandschaft begann er zu schmelzen und das Wasser floss aus ihm heraus, wässerte den Boden um ihn fruchtbar zu machen. Fruchtbar für ein Leben. Für seines.
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

Ich hatte es niemandem verraten, was in der Nacht zwischen uns geschah, denn es war nur für uns beide bestimmt gewesen.

Rein freundschaftlich, denn du hattest mir direkt danach von deiner Beziehung erzählt und auch ich wusste, dass es ein `uns´ in der Form nicht geben würde.

Das wollte ich auch gar nicht.

Ich gönnte dir deine Familie, die sich prächtig entwickelte, dein Augapfel war.

Du solltest glücklich sein.

Nur deine Freundschaft, die wollte ich behalten.

Und vielleicht… Mit meinem Bruder und Mikoto eine eigene aufbauen.

- Eight -

Ich wurde unsanft von Sakura geweckt, die sich wohl einen Spaß gemacht hatte, indem sie mich mit einem Milchshake verwechselte. Durch ihr Gerüttel wurde auch das kleine Persönchen in meinen Armen wach, die sich jedoch erst einmal lautstark bemerkbar machte, indem sie Sakura anfuhr.

Was sie sich erlauben würde sie so zu wecken?! Das könne man schließlich auch sanfter machen, schon gerade als Frau! Ob sie denn keine wäre und deswegen nicht über die angeborene Sanftheit verfüge, oder nur ein sadistisches Männerhirn besäße?!

Wieder ein Detail, dass ich auf meine imaginäre Liste setzte von Dingen, die sie definitiv nicht von Itachi haben konnte. Morgenmuffel.

Ich konnte ein Prusten wieder nur knapp unterdrückte, schnappte mir diese vorlaute Göre und sah Sakura entschuldigend an, die wie vom Donner gerührt nicht wusste, was sie sagen sollte. Schließlich war sie es stets gewesen, die uns eine Szene gemacht hatte – und es noch immer tat-, und war es daher nicht gewöhnt, wenn jemand so mit ihr umsprang.

Ehrlich, ich fing an Mikoto ernsthaft zu mögen.

Ich streckte mich einmal und holte Sakura aus ihrer Trance zurück, indem ich sie fragte, was sie denn wolle.

Diese schüttelte kurz den Kopf, starrte Mikoto giftig an, die sich jedoch in ihrer Laune nichts sagen oder zeigen ließ und antwortete: „Tsunade hat das Jutsu gefunden, das Itachi höchstwahrscheinlich verwendet hat. Sie meinte, dass es sich dabei um so etwas wie einen Energieschub handelte, der jedoch schief lief, da er sich mit dem Chakra des Kyuubis verbunden hatte. Anscheinend ist Itachi davon ausgegangen, dass nicht Naruto, sondern du oder Kisame, sein Partner, ihn berühren würde um ihn aus dem todesähnlichen Zustand herauszuholen.“ Sie spulte die Informationen in einem Mordstempo herunter, sodass ich erst nach Sekunden registrierte, was sie damit gesagt hatte.

„Und was geschieht nun?“

„Tsunade-sama will das Jutsu auflösen und damit die Verbindung zwischen Naruto und Itachi lösen. Sie meinte, dass sie zwar nicht genau einschätzen könnte, ob es dadurch zu weitreichenden Folgen für Itachi oder Naruto käme, doch es wäre die einzige Möglichkeit um die Beiden zu heilen.“ Sie schnappte sich meine Hand und zog mich aus dem Bett hinaus.

Mikoto schickte sie kurzerhand in das kleinere Badezimmer und drückte ihr Kleidung in die Hand, die sie sich von Inos Schwester geliehen hatte.

Mich zog sie eilig in das andere Bad und machte schon die Dusche an. Meine Scham davor, dass sie mich nackt sehen könnte, verscheuchte sie mit einem ungeduldigen Winken.

„Ich hab Naruto schon nackt gesehen und tausend andere Männer ebenso im Krankenhaus. Also stell dich nicht so an! Mach dich fertig, ich bleibe hier und kann dir solange all deine Fragen beantworten.“

Da sie mich bei den ersten Worten mit einem Mörderblick anstarrte, dass ich schon befürchtete, dass gleich ein schwarzes Loch in meinem Bauch erschien, zog ich mich aus und stellte mich unter die Dusche. Besser einer Sakura in Eile gehorchen, als ihr nicht mehr im Weg stehen zu können.

„Wie hat Tsunade-sama das denn nun so schnell hinbekommen?“ Fragte ich und wusch mich schnell ab um die Dusche verlassen zu können.

„Sie hatte schon vorher eine Idee gehabt und das Jutsu in einer alten Schriftrolle gefunden. Sie untersuchte daraufhin, ob bei Itachi die Chakraflüsse stimmten und siehe da, dein Bruder trägt das Chakra des Fuchses in sich. Tsunade wird das Siegel auf dem Jutsu gleich brechen, indem sie Itachi hierhin und danach ins Gefängnis bringen lässt. Schließlich ist er noch immer ein Nuke-Nin.“

Ich sah sie irritiert an. „Warum bringt sie ihn hierhin? Warum Naruto nicht ins Krankenhaus?“

Sakura seufzte. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir haben hier eine Station, die durch unsere eigenständige Beschaffung von medizinischen Geräten der im Krankenhaus gleichkommt, wenn nicht sogar besser ist. Warum sollte sich Tsunade da die Mühe machen Naruto in ein Krankenhaus zu bringen, das er nach seinem Aufwachen sowieso zerstören würde um nicht da zu bleiben –immer vorausgesetzt, dass er dazu in der Lage ist?“

Ich sparte mir die Antwort.

„Außerdem hat sie auf dem Weg hierhin schon einmal die Hälfte des Weges bis zum Gefängnis zurückgelegt.“

Ach ja… „Hat sie denn zumindest gesagt, welche Risiken auftreten können?“

„Nun.“ Sakura fuhr sich über das faltenlose Gesicht. „Sie denkt nicht, dass es Naruto ist, der Schaden nehmen würde. Das Fuchschakra in ihm ist sehr aktiv, heilt alle Wunden, die sich durch das fremde Chakra geöffnet haben könnten. Sie vermutet eher, dass es Itachi ist, der andauernde Schäden davontragen könnte.“

Ich zuckte innerlich zusammen, doch reagierte nicht weiter. Mein bester Freund war mir wichtiger, doch ich war besorgt darum, was aus meiner Nichte werden würde, wenn ihr Vater starb. Sie schien sehr an ihm zu hängen.

Ich zog mir was über, wuschelte mir durch die nassen Haare, putzte die Zähne und sah dann bei Mikoto, die –jedoch nicht weniger wach und besser gelaunt- mich eiskalt aus dem Badezimmer rauswarf. Sakuras Prusten überhörte ich gekonnt. Nicht, dass mein Stolz noch mehr litt als unbedingt nötig war.

Geräusche aus Narutos Zimmer ließen uns zusammenfahren und gemeinsam rissen wir die Tür in den Orange gestrichenen Raum auf, wurden jedoch nur von dem ersten Trupp an Jonin abgehalten, allen voran Kakashi.

Dieser kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Wir fanden, dass klingeln zu lange dauern würde.“

Sakura schnaubte und sah dabei zu, wie die anwesenden Herren eine der transportablen Tragen aufbauten neben dem Bett ihres Freundes, der diese Aufregung ganz gelassen hinnahm.

Nämlich durch schlafen.

Durch eben jenes Fenster, durch welches schon Kakashi mit den Jonin eingedrungen war, glitt nun auch Tsunade mit einem weiteren Ninja, der den verschnürten Itachi auf dem Rücken trug.

Wenn ich je geglaubt hatte, dass mich an Fesslungskünsten nichts mehr beeindrucken konnte, musste ich mein Urteil revidieren, denn selbst wenn Itachi wach gewesen wäre, hätte er es garantiert nicht fertig gebracht aus den Versiegelungstechniken der Hokage auszubrechen.

Seine Hände waren gefesselt an seine Beine, damit er nicht in der Lage war Fingerzeichen zu formen, wobei Tsunade selbst daran gedacht hatte, dass dies sogar mit nur einer Hand schaffbar war. So hatte sie um jeden einzelnen Finger einen Bannspruch gelegt, der mich stark an den erinnerte, welcher den Fuchs innerhalb von Naruto bannte.

Auch seine Augen waren überlagert von den dünnen Papierfetzen, sodass auch hier keine Gefahr mehr von dem Nuke-Nin ausgehen konnte. Mal davon abgesehen, dass diese Augen nie wieder funktionieren würden und mein Bruder somit keine Gen- und Nin-Jutsus mehr einsetzen konnte. Einzig seine Fähigkeiten bezüglich Tai-Jutsus könnten eine Gefahr darstellen. Könnten, wenn er nicht so eingekerkert wäre.

„Ist das mein Vater?“ Mikoto zupfte an meiner Hose und ich hob sie auf meine Arme, wo sie den besten Ausblick auf das Geschehen hatte. Ich konnte ihr schließlich schlecht vorenthalten, dass ihr Vater gleich aufwachen würde. Hoffte ich. So nickte ich nur.

Die Hokage legte zwischen ihre beiden Opfer ein Buch ab, welches aufgeschlagen eine reichlich kompliziert aussehende Technik darstellte, die allein durch mehrere komplizierte Fingerzeichen auf den ersten Seiten deutlich machte, dass nur Profis sie beherrschten, geschweige denn von ihr wussten.

Kein Wunder, dass Itachi sie angewendet hatte.

„Ich brauche Ruhe.“ Forderte die Blondine und sah dabei ernst in die Augen eines Kopierninjas, der unschuldig auf sich zeigte und sein Gespräch mit Jiraiya unterbrochen hatte.

„Sakura, du weißt, wann du die Seiten umschlagen musst.“ Wies sie ihre Schülerin an, die gehorsam nickte und sich hinter das Buch stellte um die Seiten rechtzeitig zu wenden.

Konzentriert blickte die Dorfanführerin auf das Papier hinab und schloss kurz die Augen. Eine steile Falte entstand oberhalb ihrer Nase, ehe sie in Rekordzeit begann die schier endlose Reihe an Fingerzeichen zu formen. Mir wurde leicht schwindelig, als ich sie beobachtete, wie sich von den Fingerspitzen eine bläulich schimmernde Farbe ausbreitete.

Die leuchtende Farbe änderte sich mit den Formen, welche die begabte Hokage bildete, in eine grüne und bevor auch nur irgendwer von uns hätte erahnen können, was sie tat, stieß sie ihre Hände auf die Köpfe der Patienten und drückte das Jutsu in die Schädeldecke hinein.

Es leuchtete noch kurz auf, ehe sich die Farbe auflöste.

Wir waren alle zusammengezuckt, selbst der sonst gelassene Kakashi und nun warteten wir, während das Jutsu der Fünften Generation seine Wirkung zeigen konnte.

Die Sekunden verstrichen wie Minuten und Sakura schnappte erschrocken nach Luft. Ihr war wohl aufgefallen, dass sie seit Beginn von Tsunades Demonstration den Atem angehalten hatte.

Es geschah nichts.

Erstmals.

Doch dann begann sich die Pulskurve an Narutos Geräten zu verändern. War der Blutdruck vorher konsequent bei 60 gewesen, so stieg er nun rapide an.

68.

72.

Der Blutdruck verstärkte sich, nahm einen normalen Wert an von 120 zu 70.

76.

Ein müdes Stöhnen drang aus der Kehle des blonden Chaosninjas, der langsam die Augen öffnete und vergeblich gegen das helle Licht zwinkerte, welches in seinen ozeanblauen Tiefen stach. Die unnatürliche Blässe in dem jungen Gesicht löste sich ab mit einem roten Schimmer, der durch den hohen Puls verursacht wurde.

Mein eigenes Herz stand still.

Gespannt verfolgten alle Anwesenden wie Naruto, der wahrhaft lauteste Ninja dieses Dorfes, die Augen endgültig öffnete und wohl zum ersten Mal in den letzten Monaten seine Umgebung wahrnahm.

„NARUTO!!“ Sakura hatte sich aus ihrer Starre gelöst und ließ sich neben den Chaosninja sinken, der seinen verwirrten Blick auf sie richtete. Für einen Augenblick starrte er sie an, als hätte er sie nie zuvor in seinem Leben gesehen. Seine Augen glitten über ihre rosa Haare, die wie die Blüten der Kirschbäume wirkten, ihre hohe Stirn, die grünen Augen, die sich angefüllt hatten mit Tränen, die über ihre mondbleiche Haut flossen.

Dann legte sich ein Lächeln auf Narutos Gesicht, als er die Frau erkannte, die er schon seit Jahren vergötterte und die er so sehr liebte, dass er mit ihr ein Kind gezeugt hatte. „Sakura-chan.“ Flüsterte er heiser, doch es war ganz eindeutig seine Stimme.

Sein Grinsen, das beinahe um seinen Kopf herumreichte, wenn da nicht die Ohren im Weg gewesen wären.

Er war wach.

Kein Koma mehr.

Mein bester Freund war aufgewacht.

Eine seiner mageren Hände legte sich auf Sakuras Wange, ihr herzerweichendes Schluchzen hallte durch den stillen Raum und sie warf sich in die offenen Arme ihres Freundes, der sie –wenn auch kraftlos- umarmte.

Narutos blaue Augen sahen sich in dem Raum um, glitten über jedes Gesicht, über jede ehrfürchtige Träne, die sich selbst Kakashi verstohlen aus den Augen streifen musste.

Er war wieder wach.

Oh Gott.

Meine Arme zitterten vor Aufregung und Glück, als sein Blick meinen traf. Wie ein Blitz jagte die Erkenntnis durch mich hindurch, wie sehr ich eigentlich sein überhebliches Grinsen vermisst hatte, seine laute und früher so penetrante Stimme, die immer meinen Namen rief und sie mit Schimpfwörtern verband. Selbst seine Einstellungen zu Freundschaft, Liebe, Ehre und Familie, seine Wünsche und Träume, seine ehrliche Meinung und sein loses Mundwerk.

Ich wollte alles am liebsten sofort in meine Arme schließen.

Es für immer bei mir halten, damit er niemals wieder auf die Idee kam, so lange von der Bildfläche zu verschwinden.

„Teme.“ Er grinste, während er mich ansah. Nein, er hatte sich kein Stück verändert.

Er hatte uns nicht vergessen.

Auch nicht sich selbst, wie wir alle befürchtet hatten.

Seine Freude darüber uns alle zu sehen zeigte schon, dass er noch immer Naruto Uzumaki war.

Er strahlte förmlich aus sich heraus, als würde er mit der Sonne konkurrieren.

„Schön dich zu sehen, Dobe.“ Erleichterung durchflutete mich und jedes schlechte Gefühl streifte sich wie eine zweite Haut von mir ab. Es ging ihm gut, ein Blick allein schon auf seine Werte verdeutlichte das, denn sonst wäre Tsunade schon längst eingeschritten und hätte ihm geholfen. Er konnte sich erinnern, zumindest so weit, dass er uns erkannte. Er war es immer noch.

Der junge Mann, der es geschafft hatte mich nach Hause zu holen.

Und nun war ich es tatsächlich.

Jetzt, wo er wieder unter uns weilte.

„Ist lange her, nicht wahr?“ Wieder glitt sein Blick durch den Raum und blieb bei Tsunade hängen. „Nicht wahr, Tsunade-baa-chan? Du hast mich doch vermisst, nicht wahr? Mach dich gefasst, bald mach ich wieder das Dorf unsicher.“ Er lachte leise und selbst die Hokage konnte sich ein Schmunzeln über ihren Lieblingsblondschopf nicht verkneifen.

„Sieh erst mal zu, dass du wieder auf die Beine kommst, Kleiner. Dann reden wir weiter.“

„Reden kann ich auch jetzt schon und Kyuubi wird mir helfen schnell wieder fit zu werden.“ Vertrauensvoll glänzten die blauen Kulleraugen und man sah schon, wie sein dreister –und nicht gerade untätiger- Geist die ersten Pläne spann.

Kakashi trat zu seinem Schüler und drückte ihm die Schulter. „Sobald du wieder stehen kannst, werden wir mit dem Training beginnen.“

„Vergiss es Kakashi, der Junge kommt erst zu mir. Wir haben noch so einiges nachzuholen!“ Widersprach der alternde Kauz, der sich nun direkt vor Kakashi stellte und sich wichtigtuerisch in Pose warf.

„Ich glaube, das kann noch warten.“ Warf Naruto ein und seine Hand legte sich langsam auf Sakuras Bauch. „Ich muss erst noch jemand anderen begrüßen.“ Ein flegelhaftes Grinsen legte sich auf die vollen Lippen. „Schließlich ist meine Freundin wieder schlank und das heißt, dass ich Nachwuchs habe.“

„Naruto.“ Sakura knurrte leise. „Das hättest du ruhig taktvoller ausdrücken können. Ich war niemals fett.“

„Aber rund.“

„NARUTO!!!!!“

Ich lachte leise. Es herrschte wie immer das gewohnte Chaos sobald du da warst. Und augenscheinlich fühltest du dich wohl wie immer, denn dein Lachen ließ selbst die sonst so böse Sakura weich werden, sodass sie dir nur durch das Haar wuschelte, anstatt dich in Grund und Boden zu stampfen.

Ein leiseres Stöhnen glitt durch den Raum.

Ich drehte mich zu Itachi herum, dessen Arme und Hände zuckten, als würde er sie bewegen wollen, aber nicht können.

„PAPA!“ Mit einem Ruck sprang Mikoto von meinen Armen herunter und hockte keine Sekunde später auf ihrem Vater, der sich nicht regen konnte, allerdings die Augen aufschlug. Jedoch wurde er nicht nur durch die Bannsprüche auf diesen behindert, sondern auch durch die Erblindung, die ihm mit einem Schlag bewusst zu werden schien, denn ein Ruck ging durch seinen Körper.

„Mi… Mikoto?“ Seine Stimme klang krächzend nach den Monaten des Komas, ganz anders als Naruto, der kraftvoll seine Stimme nutzte. Allerdings hatte Naruto auch nicht das Problem mit der Versorgung. Er erhielt ständig Nahrung und Wasser, wenn auch über eine Magensonde, die Tsunade ihm gelegt hatte. Bei Itachi musste es wesentlich komplizierter gewesen sein, ihm überhaupt etwas einzuflößen, geschweige denn ihm genug Nahrung zu vermitteln als Nuke-Nin auf der Flucht. Somit war es kein Wunder, dass es ihm schlechter ging. Sein Chakrapotenzial schien auch abgenommen zu haben.

„Ich wusste doch, dass du wieder aufwachst, Vater.“ Mikoto strahlte über das ganze Gesicht und küsste meinen Bruder auf die Wange. Seine sonst emotionslose Mimik verzog sich zu einem flüchtigen Lächeln, doch in den wenigen Sekunden erkannte jeder, wie wichtig ihm dieses kleine Mädchen war, dass es sich auf seinem Brustkorb bequem gemacht hatte. Es war paradox, dass ausgerechnet Itachi, der wohl skrupelloseste Mensch auf diesem Erdteil, sich darüber freuen konnte, dass seine Tochter bei ihm war. Dieser Hauch von Normalität in einer verwirrenden Situation hätte wohl niemand erwartet, außer…

„Ne Itachi?“ Begann Naruto. „Ich hab dir doch gesagt, dass Sasuke es schafft uns aufzuwecken. Du wolltest mir ja nicht glauben.“ Wir sahen alle verwundert zwischen den beiden hin und her.

Was sollte das bitte heißen?

Warum sprach Naruto so vertraulich mit dem Clanmörder?

Warum sagte er, dass ich es schaffen würde? Wie kam denn dieser Kontakt zustande? Was hatte sich in den Monaten zwischen den beiden abgespielt?

Tsunade sah nicht weniger ratlos aus. Dann fasste sie sich jedoch und straffte ihre Schultern. „Itachi Uchiha, du befindest dich in Sicherheitsverwahrung in Konoha-Gakure. Als Nuke-Nin stehen dir keinerlei Rechte zu, von denen du Gebrauch machen darfst. Dein Fall und deine Straftaten werden aufgerollt und dir zu Lasten gelegt werden. Solange wird man dich in das örtliche Gefängnis überführen.“ Die Blonde nickte zu den ANBU, die den Nuke-Nin sicher verpackten.

Da Mikoto sich weigerte ihren Vater allein zu lassen, durfte sie unter strengen Blicken der Hokage den Schwarzhaarigen begleiten, bis er sichergestellt wurde. Danach hatte sie in meine Obhut zurückzukehren.

Ich sah den Einheiten sowie meinem Bruder nach, bis sie das Zimmer verließen in denen meine Teamkameraden, Kakashi, Jiraiya und Tsunade noch aufhielten und zeigte mit keiner Mine, was ich mir im Stillen dachte.

Ich war dankbar dafür, dass beide ihre Augen wieder geöffnet hatten. Ich merkte erst in dem Moment, als mein Bruder sein erstes Lebenszeichen von sich gab, wie sehr ich gebangt hatte darum, dass auch ihm nichts geschehen war. Vorher hatte ich diese Gefühle verschlossen, sie hinter Naruto gestellt, um den ich mehr besorgt gewesen war. Schließlich war es der Blonde gewesen, der in meinem Leben alles gegeben hatte um mich zu retten, der mir mehr Anlass gegeben hatte um ihn mich zu sorgen als um Itachi, der meine Familie ermordet hatte.

Trotzdem…

Ich hatte meine Rache bekommen.

Ich wollte keine weitere mehr verüben, sondern Frieden zwischen uns.

Frieden und Gerechtigkeit.

„Sag mal, Naruto, woher kennst du denn Itachi so gut?“ Tsunade hatte ihre Sprache wieder gefunden, nachdem ein Großteil der ANBU verschwunden war.

„Kann ich euch das erklären, nachdem ich mein Kind gesehen habe? Ich platze schon vor Neugier!“ Der Blonde versuchte sich aufzusetzen, scheiterte jedoch an seinen zitternden Armen. Sakura half ihm, indem sie ihm noch mehr Kissen in den Rücken stopfte. „Ich hol ihn dir. Warte eine Sekunde.“ Sprachs und verließ eilig den Raum.

„Und wenn jetzt noch jemand Ramen für mich hat, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt.“ Das war ja so klar gewesen.

„Sei mal nicht so gierig, Dobe. Eines nach dem anderen.“ Ich verschränkte kopfschüttelnd die Arme.

„Ich hab aber Hunger, Teme! Ich hab über sechs Monate keine Nudelsuppe mehr gehabt!!“

„Kann dir ja nicht so sehr geschadet haben, Idiot.“

„Hast du eine Ahnung! Meine Arme zittern weil ich voll auf Entzug bin!“

„Du hast auch für jeden Blödsinn eine Entschuldigung. Deine Arme zittern, weil die Muskeln sich abgebaut haben und die plötzliche Anstrengung nicht mehr gewöhnt sind.“

„Klugscheißer.“

„Dummkopf.“ Hach, war das schön und befreiend wieder beim Streiten mit ihm zu gewinnen.

Beleidigt drehte sich Konohas Chaosninja Nummer Eins von mir weg.

„Und ich dachte, dass du netter zu mir wärst.“

„Du hättest doch Angst vor mir, wenn ich es wäre.“

„Jungs!“ Sakuras energische Stimme unterbrach uns beide, sodass wir sie beide stumm anstarrten. In ihren Armen hielt sie den noch schlafenden Yukiko, der schon sehnsüchtig von seinem Vater erwartet wurde. Mit einem stolzen Lächeln legte die Rosahaarige ihrem Freund seinen Sohn in den Arm, den sie mit Kissen in die richtige Position gerückt hatte.

„Oh Gott… Er ist so klein.“ Behutsam strich der Blonde seinem Ebenbild über die weiche Haut, fuhr jeden einzelnen der schwarzen Striche nach, die sich auf den Wangen befanden.

„Vor allen Dingen ist er laut.“ Warf ich ein und erhielt ein zustimmendes Nicken seitens Kakashi, der häufig genug unter diesem Wunderwerkt an Lautstärke gelitten hatte.

Jeder Muskel in Narutos Gesicht verzog sich vor Stolz ob seines Sohnes, der begeistert die Hand dieses Bündels anstuppste um den Kleinen aufzuwecken.

„Naruto, lass ihn schlafen. Er wacht schon früh genug auf!“ Biestig hielt Sakura die Bewegungen ihres Freundes auf und ignorierte dessen Flunsch. „Glaub mir, du wirst oft genug nachts aufstehen dürfen nach der Sirene.“

„Wie heißt er denn?“

„Yukiko, und Sasuke ist sein Pate.“

„Dann hat es also tatsächlich an seiner Geburt geschneit?“ Der Blonde wirkte aufgeregt und wir nickten alle schnell, damit er mit seiner unruhigen Art seinen Sohn nicht erweckte. Jeder von uns kannte das Organ des Kleinen und nur so ein Vollidiot wie Naruto konnte sich über das Temperament eines Kindes freuen. Lag wohl daran, dass er innerlich selbst noch ein Kind geblieben war.

„Naruto, nun berichte doch erst einmal, woher du Itachi so genau kanntest.“

Naruto sah auf und räusperte sich.

- Nine -

Den Kopf sich haltend setzte sich der neugierige Blondschopf auf und schüttelte sich. Er fühlte sich, als hätte sich jede Migräneattacke auf ihn gestürzt um seinen Schädel zum Platzen zu bringen. Und das war noch nett ausgedrückt gegen das, was er an Schmerzen empfand.

Sollte es für diesen Schmerz einen Schuldigen geben - und da war sich der Uzumaki beinahe sicher- würde er dem Bastard den Kopf nach hinten drehen.

Mal sehen, ob der das auch so lustig fand! Ha!

Vorher jedoch…

Sollte er dringend diesen Schädel loswerden.

Grummelnd richtete sich Naruto auf und sah sich um. Dieser Raum kam ihm nicht sehr bekannt vor. Augenblicklich schrillten all seine Alarmglocken los und er griff zu einem Kunai, den er stets bei sich trug. Der Raum, in dem er sich befand, war eingehüllt in tiefstes Schwarz, wo er kaum die Wände erkennen konnte. Vorsichtig und die Umgebung begutachtend schlich er weiter und streckte die Hand aus, um an eine Wand zu stoßen.

Irgendwas war hier nicht ganz koscher.

„Du brauchst nicht weiter suchen.“ Eine dunkle Stimme ließ ihn zusammenfahren und herumdrehen. Er hatte doch bis eben noch niemanden gesehen! Die ozeanblauen Augen fuhren über jeden Winkel, doch noch immer sah er nur Schwärze.

Plötzlich sah er es. Oder ihn? Die Konturen eines hochgewachsenen jungen Mannes, der aus den Schatten auf ihn zu ging.

Angriffsbereit ging der Blonde in Position, jederzeit sich zu verteidigen in dieser seltsamen Gegend. War er in ein Jutsu hineingelaufen, welches weder er noch Sasuke gesehen hatten? War das eine Falle? Wo war der Schwarzhaarige nun?

Fragen über Fragen rasten durch das Gehirn des Blonden, der jedoch beim Anblick der fragwürdigen Figur weit die Augen aufriss.

Vor ihm stand Itachi Uchiha.

Echt.

In Lebensgröße.

„Ich glaube, mein Gehirn will mir einen Streich spielen.“ Ungläubig rieb sich Naruto über sein Gesicht.

Der schwarze Mantel mit den roten Wolken umspielte die Schultern des Älteren, der sich auf den jungen Shinobi zubewegte. Das schwarze Haar trug keine Spur von dem Blut, welches es vor der Beerdigung durchzogen hatte. Die Haut war blass, aber lebendig. Die Augen vibrierten von dem aktivierten Sharingan, die sich in Narutos Augen fraßen.

Das war kaum möglich.

Irgendein Feind versuchte ihn doch auszutricksen! Aber nicht mit Naruto Uzumaki!

Mit einem Kampfschrei, der seinen Gegner das Fürchten lehren sollte, stürzte sich der Blondschopf auf den eigentlich toten Uchiha, der nicht einmal gelangweilt das Gesicht verzog oder in irgendeiner Weise andeutete, dass der Angriff ihn beeindruckte. Stattdessen wich er in einer fließenden Bewegung dem Stoß aus und schlug dem Uzumaki auf den Hinterkopf.

Taumelnd versuchte Naruto das Gleichgewicht zu halten, doch er knallte nach vorne auf die Nase.

„Erbärmlich.“

Das Wort beleidigte den Stolz des wütenden Chaosninjas, sodass sich dieser aufrappelte um nochmals anzugreifen.

Diesmal jedoch packte Itachi die Handgelenke des Kleineren um ihn von seinem eh sinnlosen Vorhaben abzuhalten.

„Ich will nicht kämpfen.“ Sprach der Schwarzhaarige, was den Blondschopf schnauben ließ.

„Klar, und morgen fallen die Ramen vom Himmel, nicht wahr? Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Für einen vollkommenen Trottel?! Lass mich gefälligst los, Arschloch!“ Wütete Naruto und trat wild mit den Beinen um sich, was dem Uchiha nicht einmal ein entnervtes Augenrollen entlockte, obwohl er sich danach fühlte.

Wie konnte man auch bitte so bescheuert sein und nicht merken, dass der Gegner haushoch überlegen und sich nicht von kindischen Zuckungen beeindrucken ließ?

Das war doch bitte nicht so schwer zu erkennen!

Mit einem Ruck stieß der Schwarzhaarige seinen Gegner zu Boden und stellte seinen Fuß bedrohend auf die Kehle des am Boden Liegenden, der zwar sich bemühte dieser Falle zu entkommen, jedoch nichts ausrichten konnte gegen den festen Tritt.

Itachi verstärkte ein wenig den Druck und seine ausdruckslosen Augen starrten in die lebendigen von Naruto, fraßen sich förmlich in seinen Geist hinein um ihn dazu zu bewegen, ihm in Ruhe zuzuhören, wenn sich der Ältere schon dazu herabließ mit ihm zu sprechen.

„Wenn ich gleich den Fuß hebe, wirst du mich nicht angreifen.“

Protestierend wollte der Jüngere die Stimme erhoben, wurde jedoch durch den Fuß vermehrt daran gehindert.

„Einmal zwinkern bedeutet ja, zweimal nein. Mehr Konversation brauchen wir nicht.“

Die Wut kroch in dem Ninja hoch, sodass sich das Gesicht rot verfärbte, doch er zwinkerte einmal um zu bestätigen, dass er Itachi verstanden hatte.

„Wirst du mich angreifen?“ Die Kälte in dieser Stimme ließ Naruto zusammenzucken, doch er beherrschte sich um verneinend zu zwinkern.

Ohne ein weiteres Wort nahm der Uchiha seinen Fuß von dem Hals herunter und ließ dem Konoha-Ninja genügend Zeit um sich von dem Luftentzug zu erholen.

Innerlich schüttelte der Schwarzhaarige bedauernd den Kopf. Die Jugend der neuen Generation hatte wirklich kaum noch etwas zu bieten. Wäre er in Narutos Lage gewesen hätte er sich eher den Kehlkopf durchtreten lassen als so schnell klein bei zu geben. Aber vielleicht sah er das auch mal wieder zu extrem, möglich, dass sich seine zu harte Erziehung durchsetzte und der Rest seines Stolzes sich in seinem Urteilsvermögen durchsetzte. Schon gerade, da dieses Kind –wie er Naruto und auch Sasuke betitelte- weder Krieg noch echtes Entbehren kennen lernen musste wie er.

Unfrieden, Angst, Pein…

Ewiges Leiden.

Es hatte ihn abgehärtet, sein Leben bestimmt, sein Hass hatte ihn atmen, stehen, existieren gelehrt. Seine Angst hatte er besiegt, seine Gleichgültigkeit um Leben, Liebe, Familie hatte ihn eingenommen. Warum auch lieben, wenn es Verrat gab? Warum eine Familie gründen und leben, wenn sie doch sowieso den Bach unterging in einem Sud aus Krieg?

Wieder schüttelte er über sich selber den Kopf ohne es Naruto mitkriegen zu lassen. Er hatte seine Pflichten erfüllt. Er hatte eine Familie gegründet. Aber sie war wertlos. Nur für einen Zweck gedacht.

So wie er.

Immer nur eine Pflicht.

Die Pflicht besser zu werden. Ein Vorbild zu sein für Macht, Einfluss, Ruhm.

Ja, er war mächtig geworden um in die Hand zu beißen, die ihn füttern und später gängeln wollte. Er hatte Einfluss genug erworben um ein Land in Furcht zu versetzen. Er war ruhmvoll, eine Schande, wie sein Vater sie lebendig niemals ertragen hätte.

Seine Tochter würde es wohl ebenso machen. Werden wie er. Vielleicht so den Weg in die normale Welt zurückfinden. Zu Schwächlingen wie Naruto Uzumaki oder Sasuke.

Wer wusste das schon?

„Was willst du?“

Die Frage schien berechtigt, wenn man bedachte, in welcher Situation der junge Ninja sich befand. Er wusste weder wo er war, noch ob er dem eigentlich toten Uchiha trauen, ihn für real halten konnte.

„Wir sind in einem Schwebezustand, ein Zwischenraum unserer Seelen.“ Gab er kurz und bündig zur Antwort um sich lästige Fragen und dämliche Worte des Blonden zu ersparen. Von dem bisschen, was er bisher von dem Konoha-Ninja erfahren hatte, war er wohl äußerst nervtötend. Und das hatte ihm Kisame mitgeteilt, der punkto Nerven und Zerstören ein wahrer Meister war.

„Höh?!“ Naruto richtete sich auf. Wollte sein Gegenüber ihn etwa verarschen mit dummen Ausflüchten?

„Ich erkläre es nur einmal, also hör gut zu: Das Jutsu, das mich am Leben erhalten sollte nach dem Kampf, hat sich mit deinem Chakra verbunden. Da das Fuchschakra allerdings das Jutsu beeinflusst hat, sitzen wir hier fest bis dass jemand das Siegel gebrochen wird.“

Eine Weile starrte ihn Naruto sprachlos an, dann rieb er sich nachdenklich den Kopf und sah dann abrupt auf. „Soll das heißen, dass ich mit dir hier auf unbegrenzte Zeit festsitze?! Und das nur, weil DU – das ach so tolle Genie des Uchiha-Clans- ein Jutsu falsch angewendet hast?!“

Musste man sich das als Massenmörder bieten lassen? Itachis Augenbraue zuckte innerlich, doch zeigte er nach außen keine Reaktion.

„Du hattest nichts an dem Kampfplatz zu suchen.“ Das war eine gute Antwort, weder ein Schuldeingeständnis noch lag darin eine zu hohe Deutungsmöglichkeit.

„ABER DU HAST DOCH DAS BESCHISSENE JUTSU ANGEWENDET!!!!!!!“ Brüllte der Uzumaki laut und zeigte dabei mit dem Finger auf Itachi. „Du bist daran schuld, dass wir hier feststecken! Und dabei wollte ich doch nur Sasuke nach Hause bringen! Der macht sich bestimmt Sorgen, wenn ich einfach so umgekippt bin… Warte mal, was passiert eigentlich mit meinem Körper?!“

„Koma.“

„Sehr witzig, Herr Uchiha.“ Kam es spöttisch zurück, doch nachdem Itachi nicht mehr antwortete, wurde sein Gesicht sprachlos vor Entsetzen. Das konnte doch nicht möglich sein! Nicht nur, dass er mit dem Mann in einem endlosen schwarzen Raum gefangen war, nein, es war auch noch derjenige, der Schuld war an Sasukes Unglück und ihn wahrscheinlich in der nächsten Zeit endlos quälen würde.

Eine Gänsehaut kroch über Narutos Rücken, als er sich damit auseinandersetzen musste, wahrscheinlich lange mit dem Uchiha zurechtkommen zu müssen.

Verteidigen konnte er sich vielleicht noch.

Aber zurechtkommen?

Wie sollte das denn funktionieren?!

„Wie lange wird es dauern, bis wir hier raus sind?!“

„Lange.“

Wieder so eine knappe, unpräzise Antwort! Naruto kochte vor Wut.

„Wie lange?!“

Der Schwarzhaarige schwieg sich aus.

Der Blonde sprang auf die Füße und schnappte sich sein Kunai, welches er hatte fallen lassen müssen und wollte den Verräter des Uchiha-Clans wiederholt angreifen, doch der machte sich nicht einmal großartig die Mühe auszuweichen, sondern hielt mit einem gezielten Schlag den Kunai sowie das Handgelenk in seiner Hand.

Verächtlich verzogen sich die Mundwinkel des Schwarzhaarigen, ehe er den Blonden von sich wegstieß.

Hart kam Naruto auf dem Boden auf und hielt sich die pochende Seite. Wie hatte es Sasuke bloß geschafft diesen Typen zu töten? Hatte Itachi das vielleicht eingeplant? War sein Tod nur eine geplante Sache gewesen um danach untertauchen zu können wie es viele Nuke- Nin taten? Es würde zu dem Plan mit dem Jutsu passen.

„Was hattest du geplant, hm? Wolltest du von den Toten auferstehen und dann Konoha angreifen, sodass wir nicht mit dir gerechnet hätten? Was hattest du vor, Bastard?!“

Itachi hob auf diesen Ausruf hin nicht einmal die Augenbrauen, sondern setzte sich auf den dunklen Boden. Er war kein geselliger Typ und erst recht keiner, der viel sprach. Schon gerade nicht über das, was er vorhatte oder irgendetwas anderes, was ihn betraf. Besser, der Blondschopf lernte das schnell, oder er würde den Rest ihres –wahrscheinlich langen- Aufenthaltes in diesem Zwischenraum größtenteils ohnmächtig verbringen. Er hatte zumindest kein Problem damit diesen wandelnden Giftzwerg in einem fort kaputt zu schlagen, damit er seine Ruhe hatte.

Giftig setzte sich eben genannter Giftzwerg auf und verschränkte beleidigt die Arme wie ein trotziges Kind.

„Du könntest mir ruhig antworten, Vollidiot!“

Auf so etwas würde er erst recht nicht eingehen, beschloss Itachi, obwohl er sich nicht gerne beleidigen ließ. Aus verlässlichen Quellen konnte er jedoch ableiten, dass Naruto immer so mit Sasuke umging… Vielleicht übertrug er den Mangel von dem jüngeren Uchiha-Mitglied nun auf ihn.

Na ja, dachte der Schwarzhaarige bei sich, es hätte noch schlimmer kommen können. Die Sasuke-Verehrerin in pink oder blond hätte anstelle des Ramen-Fanatikers bei ihm sein können.

Jedoch wären die mit größter Wahrscheinlichkeit still gewesen um ihn nicht zu provozieren.

„Du bist mindestens genau so bescheuert wie dein Bruder! Dieses sture Gen kann ja nur in der Familie liegen!“ Beschwerte sich der Blonde weiter.

Itachi sah sich kurz dazu geneigt, nun doch ein wenig etwas klar zu stellen, fühlte er sich indirekt beleidigt mit seinem Bruder verglichen worden zu sein. Allerdings entschied er sich doch dagegen und betrachtete den dichten schwarzen Raum, in welchem sich beide befanden.

Geplant war das Ganze zumindest so gewesen, dass Sasuke ihn umbringen würde. Er musste definitiv tot sein, oder wenigstens so scheinen. Nur ein kleiner Faden von Lebensenergie sollte ihn noch so weit aufrecht erhalten, dass man ihn wiederbeleben konnte. Dafür war sein Partner Kisame vorgesehen gewesen. Durch eine simple Berührung sollte ein Teil seines immensen Chakrapotenzials in seinen Körper zurückfließen um seine scheinbar toten Zellen zu reaktivieren. Dabei sollte definitiv nicht Sasukes Chakra mit ihm in Berührung kommen, so hatte Itachi beschlossen, denn sonst wäre das ganze Manöver vollkommen umsonst gewesen. Es war ein Risiko gewesen, hatte er bei dem Plan immer auf die Sentimentalität seines Bruders hoffen müssen, damit dieser ihm nicht den Kopf abschlug. Sonst hätte selbst eine schnell durchgeführte Heilung nichts mehr ändern können an seinem Tod.

Danach hätten – wenn alles gut ging- Kisame und er sich nur kurz in diesem Seelenraum aufgehalten, ehe Itachis Tochter mit dem passenden Jutsu sie erlöst hätte.

Wie es aussah, war das nicht ganz so wie geplant abgelaufen.

Wer konnte auch damit rechnen, dass dieser Kyuubi Sasuke derart hinterherlaufen würde? Niemand. Eben. Er war kein Übermensch, kein Perfektionist.

Auch wenn das gerne behauptet wurde.

Zumindest konnte er sich die jetzige Situation nur so erklären, dass Kisame seinen Körper wieder ausgegraben haben musste, allerdings nach dem Fehlschlag des Experimentes erkennen musste, dass ein Lösen des Jutsus nicht möglich wäre. Mikoto bräuchte den zweiten Körper in ihrer Nähe.

Und der war mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Weg nach Konoha.

Höchstwahrscheinlich auch noch getragen von Sasuke, der somit eine Distanz zu der möglichen Heilung des Blonden schaffte.

Bittere Ironie.

Und das wiederum bedeutete, dass Tsunade –diese unfähige alte Frau- sich erst mit endlosen Experimenten beschäftigen müsste, ehe sie auf den glorreichen Gedanken kommen würde, dass er –Itachi Uchiha- an dem Schlamassel schuld wäre.

Was dann wieder zur Folge hätte, dass sie ihm ein Team hinterherschicken würde…

Und dann wäre seine Freiheit hinüber.

Er würde gefangen genommen aufwachen.

Und man würde ihn hinrichten lassen.

Ein erträgliches Risiko.

Es hatte ja schief gehen müssen.

„ARGH!!!!“

Ein Zwischenruf ließ ihn den Blick zu dem Feind wenden. Er musste Naruto nicht die ganze Zeit über beobachten, schließlich war er bei Weitem kein würdiger Gegner.

Sein Bruder auch nicht.

Er war besser geworden, aber Itachi hatte ihn trotzdem gewinnen lassen.

„NUN BEACHTE MICH DOCH MAL!!!“ So würde Naruto das zumindest nicht erreichen, dass er Itachis Aufmerksamkeit erhielt. „Gibt es einen Weg hier rauszukommen?!“

„Nein.“

„BITTE WAS?!“

Die Frage kam ein paar Oktaven zu hoch.

„Wir können von hier aus weder unseren Körper noch sonst irgendetwas von uns steuern.“ Erbarmte sich der Uchiha und sah hinüber zu dem fassungslosen Uzumaki, der sein Unglück wohl erst jetzt begriff. Eine reichlich lange Leitung hatte der Kleine auf jeden Fall.

Das waren ja großartige Aussichten.

„Oh Gott…“

Wenigstens war der Groschen gefallen.

„Kein Ramen mehr in den nächsten Wochen.“

Oder auch nicht. Wie konnte ein Mensch nur so hohl sein?!

Seine Abneigung gegen eine solche Stumpfheit zeigend, drehte sich Itachi mit dem Rücken zu dem jungen Shinobi. Eine Gefahr stellte Naruto für den Nuke-Nin nur bedingt dar, schließlich hatte Itachi bewiesen, dass er dem Blonden haushoch überlegen war. Das Einzige, was er werden konnte, war unangenehm. Eine Gefahr für seine eh schon strapazierten Nerven.

Sein Stolz war angegriffen durch den fehlgeschlagenen Plan.

Seine Nerven überreizt, da er mit der größten Nervensäge Konohas in einem Raum eingesperrt war.

Das war schlimmer als Madara Uchihas Marotte, wenn er Tobi spielte.

Wofür wurde er alles bestraft?

Gut, die Liste war zu lang. Vielleicht hatte er ja doch verdient, was gerade mit ihm geschah.

Wenigstens schwieg Naruto.
 


 

Wie in so vielen Dingen konnte sich auch ein Uchiha irren, denn schließlich war Irren menschlich und auch ein Genie war nur ein Mensch, der seine Hoffnungen und Illusionen zwar größtenteils begraben hatte, aber vollständig aufgeben noch lange nicht tat.

Bei Naruto allerdings schon.

Nach Itachis Zeitgefühl zu schließen hatte dieser gerade einmal drei Stunden durchgehalten mit dem eisigen Schweigen, ehe er begonnen hatte, dem Schwarzhaarigen Fragen zu stellen, auf die selbst Kisame nicht gekommen wäre. Nicht, dass er überrascht über das Verhalten des Jüngeren, doch wenn er so darüber nachdachte…

Er war ein Feind.

Er hatte mehrfach versucht Naruto zu töten und den Kyuubi zu befreien, seine Macht zu nutzen um das Dorf zu vernichten, in dem er früher gelebt hatte.

Mal davon abgesehen, dass er wahrhaft Sasukes Leben zu einer Hölle gemacht hatte.

Mehrfach.

Es wunderte den Schwarzhaarigen, dass dieser Naivling es tatsächlich fertig brachte ihm derart zu nahe zu kommen mit lächerlichen Fragen, anstatt alles daran zu setzen, ihn zu ignorieren, zu töten oder ihn wenigstens ansatzweise als Feind zu betrachten.

Vielleicht versuchte er auch nur auf dem Weg Informationen über ihn, Itachi Uchiha, herauszubekommen, die er Konoha anbieten konnte. Schließlich konnte er die Zeit, die er gezwungen war mit dem eigentlich Toten zu verbringen, auch nutzen um mehr über seine Beweggründe herauszufinden… Töten durfte Naruto ihn schlussendlich nicht, und das konnte – wenn auch recht unwahrscheinlich - bei einem Kampf jederzeit geschehen. Dann würde Naruto mit ihm sterben. Dies hatte er dem Blonden noch mitgeteilt, ehe er in eisiges Schweigen verfallen war.

Doch dieser blonde Chaot hatte wohl nicht recht verstanden, mit wem er es gefangen hier zu tun hatte.
 

Eben Genannter saß mit verschränkten Armen in einem Sicherheitsabstand zu dem Uchiha, der scheinbar ruhig die Augen geschlossen hatte, allerdings bei jeder einzelnen Bewegung des Jüngeren zuckte um diesem zu zeigen, dass jeglicher Angriff vorausgeahnt werden würde.

Nun, das mit dem Angriff hatte sich erledigt, nachdem er von Itachi aufgeklärt wurde, dass ihrer beider Leben unweigerlich verbunden war, sodass Naruto diese Option nicht mehr ergreifen konnte. Auch seine Erkundung dieses endlosen Raumes hatte nicht viel ergeben, außer dass er weder den Fuchs, noch sonst etwas wahrnehmen konnte aus der lebenden Welt. Früher, wenn er in seiner Seele unterwegs gewesen war, hatte er den Fuchs sehen können. Die Umgebung hatte ähnlich ausgesehen, nur in Wasser getaucht. Hier war alles endlos dunkel.

Kurz fragte sich Naruto, ob es an der weiteren Persönlichkeit lag, die sich hier noch befand. Diese endlose Dunkelheit…

Ob es zu dem Charakter Itachis gehörte?

Zu seinem garantiert nicht.

Zumindest war es eine Erklärung, aber noch näher mit diesem Thema beschäftigen wollte sich der Blondschopf nicht. Schließlich konnte dies zu weitreichenden Spekulationen führen, die sich Naruto zwar nur ausmalen konnte, allerdings seinen Aufenthalt mit dem Mörder verschlimmern würden. Seine Paranoia bezüglich dem skrupellosen Nuke-Nin könnte noch größer werden, als sie eh schon war.

Zumindest beschloss der Blondhaarige, dass es besser wäre, Itachi anzuschweigen und wenn nötig sich zu verteidigen in der Hoffnung, dass der Schwarzhaarige die Hoffnung auf Wiedererwachen noch nicht vollkommen aufgegeben hatte. Wer wusste schon, ob Itachi ihn leben lassen würde, wenn er bemerkte, dass ihre Körper erwachten? Gesundes Misstrauen war angebracht gegenüber Sasukes älterem Bruder.

Versonnen rieb sich Naruto die Stirn.

Sasukes Bruder.

Itachi Uchiha.

Unähnlich waren sie sich auf dem ersten Blick nicht, wenn man ihre Vergangenheit nicht beachtete. Beide mit dem gleichen pechschwarzen, gepflegtem Haar gesegnet, einem maskulinen Gesicht mit weiblichen Zügen, welche – so Narutos These - nur kaschieren sollten, dass es sich bei den Zweien um eiskalte Wesen handelte, jederzeit bereit zu töten. Auch ihre Statur war ähnlich, wenn auch Itachi ein wenig schmaler erschien. Das machte wohl das Nuke-Nin-Dasein aus. Selbst die Finger wirkten auf ihre Art feminin, weich, lang und zärtlich, doch man täuschte sich. Diese Hände hatten ein Katana geführt und damit weit mehr als zweihundert Mitglieder des Uchiha-Clans ermordet. Die blütenweiße Haut, die den beiden Brüdern eigen war, war mehrfach überzogen von Blut.

Wie auch Sasuke stellte sich der blonde Chaosninja die Frage, wieso Itachi derart brutal vorgegangen war. Was hatte ihn dazu bewegt, seinen gesamten Clan umzubringen?

War es Hass auf seinen Status?

Immer nur das Genie, Wunderkind, kein eigenes Leben zu haben?

War er nur wegen Macht so weit gegangen?

Warum hatte er Sasuke am Leben gelassen? Hatte er ihn doch mehr gemocht als die anderen? Oder hatte Itachi in ihm nur einen späteren würdigen Gegner erkannt?

Darüber grübelnd verschränkte Naruto die Hände hinter dem Kopf und betrachtete den Uchiha wachsam. Wer wusste schon, was dieses kranke Hirn ausbrütete?

Stunden vergingen.

Minuten zogen sich hin in dem frostigen Schweigen.

Minuten, die sich anfühlten wie Kaugummi.

Stunden, die waren wie Tage.
 


 

Schon bald hatte Naruto all seine Vorsicht über Bord geworfen. Er war ein Chaot, schon immer gewesen. Er war nicht dafür geboren, still herumzusitzen und zu meditieren oder diesen anderen Schwachsinn zu machen, den Kakashi als so unglaublich wichtig für das Ninja-Dasein ansah. Nein. Selbst Iruka hatte an ihm scheitern müssen. Zu häufig in seiner Kindheit hatte der Brünette lernen müssen, dass es unmöglich war, seinen Ziehsohn ruhig zu stellen.

Und vor ihm saß ein interessantes Anschauungsobjekt.

Itachi Uchiha.

Er hatte unglaublich viele Fragen, die er vielleicht mit ein wenig Glück beantwortet kriegen würde.

Das würde er doch nun einmal ausprobieren.

- Ten -

Eine Woche später stellte sich heraus, dass der Uchiha weitaus hartnäckiger war, als Naruto erwartet hatte. Alle Fragen, angefangen mit denen, die ihre jetzige Situation betraf, über die, die sich ausschließlich mit denen über den Uchiha auseinandersetzten, bis zu denen, wo man schon als normaler Mensch nur die Augen drüber verdrehte, hatte der Blondschopf dem Schwarzhaarigen gestellt und keine Antwort erhalten. Selbst die Fragen, die Naruto sich noch aus seinem Unterricht hatte merken können wie zum Beispiel „Zwei Pferde bewegen sich in unterschiedlichem Tempo –Schritt und Trab- aufeinander zu. Wenn beide um neun Uhr von ihrer Raststation losgelaufen sind, um wie viel Uhr und nach wie vielen Kilometern treffen sie sich?“, waren vom Uchiha nicht einmal mit einem Schnauben beachtet worden.

Die einzige Reaktion von Itachi war eine abfällig hochgezogene Augenbraue gewesen über die Frage, ob der Uchiha noch Jungfrau wäre. Naruto war sich hundertprozentig sicher, dass, wenn er Sasuke diese Frage gestellt hätte, er mit einer nicht sehr friedliebenden Reaktion hätte rechnen müssen. Der ältere der Beiden jedoch ignorierte den Chaosninja.

Und wenn Naruto eines hasste, dann war es Ignoranz.

Wer ihn aus seiner Kindheit kannte, wusste auch um diese Tatsache. Er war schließlich nicht umsonst einer der besten Streichespieler gewesen in Konoha bis Konohamaru seinen Platz eingenommen hatte.

Allerdings startete er bei dem Schwarzhaarigen nur einen Versuch dessen Aufmerksamkeit zu erlangen oder gar eine Antwort einzufordern.

Itachi war schnell.

Blitzschnell.

Zu schnell auf jeden Fall für einen Naruto, der daraufhin einen Handkante im Nacken spürte und danach in selige Umnachtung fiel.

Itachi seufzte erleichtert auf, als er sich sicher war, dass der Blonde sich in den nächsten Stunden weder regen noch sprechen konnte. Diese Stille war wirklich wohltuend und zum ersten Mal seit einer Woche erhob sich der Vorletzte aus der Uchiha-Reihe geschmeidig und bemühte sich darum seine Gliedmaßen wieder zu entspannen. Wer konnte auch davon ausgehen, dass Naruto derartig nervig war, allerdings auch bei jedem Zucken seitens von ihm aufsprang wie ein Wiesel um einen Angriff zu verhindern. Mal davon abgesehen, dass dieses Früchtchen nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt hätte, wenn der Uchiha ernst gemacht hätte, aber er war dennoch anstrengend. Er wunderte sich kein Stück mehr, wenn er Sasuke dabei beobachtet hatte, wenn sich dieser über Naruto lustig gemacht hatte. Oder genervt war…

Ja, der Chaosninja verdiente seinen Namen zu Recht. Aber er war ein Uchiha, nicht solch ein verweichlichter wie Sasuke, der sich augenscheinlich nichts daraus machte, sein Hohn und andere Gefühle zu demonstrieren. Er zeigte äußerlich keine Reaktion, kein Zucken seiner Augenbraue – die Ausnahme bestand bei ihm nicht – kein Seufzen, keine Wutausbrüche und erstrecht keine Worte an den Feind.

Er hatte schon schlimmeres ertragen. Sein Leben war eine Hölle, vertrieben, eine Schande, ständig auf der Flucht. Selbst sein Plan, den er sorgsam ausgearbeitet hatte, und der für ihn Freiheit hätte bedeuten könne, Ruhe und vielleicht sogar ein Stück von dem Glück, das er doch nur einmal gerne in Händen gehalten hätte. Nein, er war gescheitert.

Seine Faust schlug durch die Luft, ein Ausdruck der Wut, die ihn schon lange beherrschte. Seine Enttäuschung darüber, dass er, ein Verstoßener, ein Außenseiter wegen seinen Fähigkeiten und seiner verräterischen Familie, nie so glücklich hatte sein können wie sein jüngerer Bruder, der sich nichts aus seinen Möglichkeiten machte. Er war so fixiert, so starrsinnig und abgestumpft, dass es fast schade war, dass er ihn nicht umgebracht hatte. Was hatte er ihm denn bitte geschenkt? Was hatte Sasuke denn bitte gewonnen außer einem erbärmlichen Leben, das er nicht ausnutzte für sich?

Gar nichts.

Itachi hätte seine rechte Hand, seine Augen, alles gegeben um die Chancen zu haben wie Sasuke sie erhielt. Und der würde sie abermals verspielen, da er seine Rache nicht vollständig erhalten hatte, würde abermals sein Glück verspielen für die Bitterkeit. Und Itachi war es, der gejagt werden würde, sein Körper zumindest. Er würde geknebelt in einem Raum erwachen und auf seine Hinrichtung warten, denn Möglichkeiten, seinen Tod ein weiteres Mal vorzutäuschen, hatte er nicht. Wie sollte er das bewerkstelligen?

Gar nicht.

Sie würden ihm bei der erstbesten Gelegenheit den Kopf sauber von seinem Hals trennen.

Illusionen bräuchte er sich keine bereiten.

Erneut durchbrach seine Faust die Luft und er begann mit seinem Training um die verkrampften Muskeln zu lockern.

Er hatte keine Hoffnung mehr für sich.

Weder für sich, noch für Mikoto. Und für Kisame erstrecht nicht.

Mikoto…

Der Klumpen in seiner Brust zog sich bei dem Namen zusammen. Seine Tochter, was sollte sie machen ohne ihn? Hatte Kisame sie bei sich behalten? War sie mit ihm unterwegs? Oder musste sie sich alleine durchschlagen?

Kurz bebte er vor Furcht um sie, die ihm so ähnlich war wie sonst kein Mensch auf dieser Welt.

Nein, Kisame hätte sie nicht im Stich gelassen allein schon, weil er sich seinem Partner gegenüber verpflichtet fühlte.

Hoffentlich hatten sie seinen Körper irgendwo für eine Stange Geld gut untergebracht und würden sich nach Westen durchschlagen, raus aus Japan, so wie Itachi es mit seinem Partner geplant hatte. Sie würden doch wohl nicht etwa den Fehler begehen und ihn mit sich nehmen? Damit Gefahr laufen noch mehr aufzufallen und so Berichte auszulösen, die der Hokage irgendwann zu denken geben würden? Oh bitte, bei Buddha, bitte lass sie nicht so dumm gewesen sein. Wenigstens die Beiden sollten doch ihre Möglichkeiten genutzt haben aus ihrem Leben mehr zu machen als nur Gesetzlose zu sein.

In China hatten sie die Chance neu anzufangen.

Wenn sie nur nicht dumm waren.

Er hielt inne und sah hinüber zu dem Blonden, der reglos am Boden lag.

Nicht so dumm wie dieser Ninja, der seinem besten Freund hinterherjagte und ihn unterstützte, was immer dieser anfing. Wusste Sasuke, was er an dem Giftzwerg hatte?

Wahrscheinlich nicht.

Für ihn zählte das nicht, was Naruto zu bieten hatte. Er war kein würdiger Gegner im Kampf, nur ein Kamerad, der einen zähen Willen hatte.

Egal.

Was machte er sich überhaupt noch weiter Gedanken darüber? Er war sowieso so gut wie tot.
 

Als Naruto wieder erwachte sah er als erstes wieder das eintönige Schwarz. Seine Hoffnung, dass er nur in einem schrecklichen Alptraum steckte, hatte sich wieder einmal nicht bewahrheitet, sodass der Gedanke an seine Sakura wieder bis zu ihm durchdrang.

Sakura, die schwanger alleine daheim saß und sich wahrscheinlich Sorgen um ihn machte. Er war sich sicher, dass sie für die medizinisch beste Versorgung gesorgt hatte wie sie es immer gemacht hatte bei ihren Patienten.

Aber er war kein normaler Patient. Er war ihr Freund, ihr Partner, der sie liebte und von dem sie ein Kind erwartete. Sein Kind.

Und er konnte nicht einmal sagen, ob er die Geburt dieses kleinen Wunders, seiner Familie, seiner Heimat, die er sich aufgebaut hatte, miterleben würde. Das alles nur wegen des Uchihas.

Uchiha?!

Bei Naruto läuteten alle Alarmglocken und er drehte sich verspätet nach dem Älteren um, der seelenruhig wie zuvor auf dem Boden saß und die Augen geschlossen hatte. Es schien fast so, als hätte sich der Schwarzhaarige nicht einen Millimeter bewegt.

„Solltest du es noch einmal versuchen mich anzugreifen oder irgendeinen anderen Unsinn planen, reiße ich dir deine Arme und Beine raus.“ Drang die düster ausgesprochene Drohung des Uchihas zu ihm durch und wütend kam der Chaosninja auf die Füße.

„Ich bin hier mit dir eingesperrt!“ Rief er wütend aus und trat wie ein trotziges Kind mit dem Fuß auf den Boden um zu verdeutlichen, wie sauer er war. „Ich habe jedes Recht mich darüber aufzuregen oder mich zu beschäftigen, wie es mir passt, Vollidiot!“

„Dann tu das sinnvoll.“ Kam die prompte Antwort zurück und perplex hielt der Blonde in seinem Wutausbruch inne. Hatte der Andere gerade freiwillig geantwortet? War es möglich, dass Itachi nun bereit war ihm ein paar Informationen mitzuteilen?

Nun, sein Glück sollte man nicht überreizen.

„Und wie soll das bitteschön sein?“ Fragte Naruto und setzte sich in reichlichem Abstand dem älteren der Uchiha-Brüder gegenüber.

„Meditieren.“

„Witzig, Itachi, unglaublich witzig.“ Merkte Konohas Nervenzerstörer Nummer Eins an und verschränkte beleidigt die Arme hinter dem Kopf. Dass er sein Gegenüber mit dem Vornamen angesprochen hatte, merkte er nicht, und wenn, schien es dem Anderen gleichgültig zu sein.

Eine angespannte Stille senkte sich über beide und es war wieder Naruto, der sie mit einem Räuspern unterbrach.

„Hast du etwas an dem du hängst, Itachi?“

Die Frage schien den Älteren zu irritieren, denn für einen winzigen Augenblick hoben sich die schwarzen Augen und fixierten den Störenfried.

„Was soll die Fragerei? Hast du nicht gerade eben genug von deiner Lektion gehabt?“

„Das war zwar beeindruckend, aber mal ehrlich, du hast nicht versucht mich zu töten, was wohl heißt, dass du noch an deinem Leben hängst und mir nicht ernsthaft wehtun würdest.“ Schließlich hing das Leben des einen von dem anderen ab. „Und du müsstest hier bei einer ernsthaften Verletzung von mir befürchten, dass sich meine Wunden infizieren, ich Wundbrand bekomme und sterbe. Und du willst nicht sterben.“ Traf der Blonde den Nagel auf den Kopf und beobachtete gespannt, wie sich die Muskeln in Itachis Faust anspannten. Was sollte ihm der Schwarzhaarige großartig anhaben können? Er konnte ihn die Dauer seines Aufenthaltes bewusstlos verbringen lassen, ja. Oder ihn verprügeln, auf dass Naruto das Klingeln der Himmelspforte hören konnte, aber mehr…

Nein.

Sonst hätte der Uchiha schon längst gehandelt.

Und sein Schweigen sprach für ihn, Naruto.

„Allerdings… Wenn man es dreht und wendet, Itachi, stehen deine Chancen wirklich mies, wenn du wieder aufwachst. Dann wird Tsunade dir garantiert ordentlich in den Arsch treten.“

Itachi zuckte bei der Vorstellung zusammen, schließlich hatte er sich kurz zuvor mit eben solchen Szenerien auseinandersetzen müssen.

„Was sollte mich also daran hindern dich sofort umzubringen, wenn ich eh sterben werde, Uzumaki?“

„Ich habe keine Ahnung.“ Gestand der Blonde frei heraus und erntete wohl zum ersten Mal seit Tagen einen überraschten Blick, eine kleine Reaktion der Gefühlswelt seitens dieses Genies. „Aber deswegen habe ich gefragt, ob es etwas gibt an dem du hängst, weswegen du nicht sterben willst… Weswegen du deinem Leben noch kein Ende gesetzt hast.“

Itachi schwieg sich aus und so war es Naruto, der weitersprach.

„Ich habe keine Ahnung, ob dein Verhalten mit Sasuke zusammenhängt oder mit einem perfiden Plan über die Zerstörung Konohas, oder ob es noch weitere Gründe gibt, du scheinst mir nicht wie ein Mensch, der nur aus einem Grund handelt, aber ich kann dir meinen sagen, warum ich gerne am Leben bleiben würde.“ Der Blondschopf sah zu dem Uchiha hinüber, der ihm merkwürdigerweise seine volle Aufmerksamkeit widmete.

„Ich werde Vater, Itachi. Ich weiß nicht, ob du das nachvollziehen kannst, was diese Worte in MIR auslösen, aber ich bitte DICH darüber wenigstens nachzudenken, bevor du etwas tust, was uns beide in Gefahr bringt.“ Bittende Augen hielten den Blickkontakt zu unergründlichen schwarzen Seen. „Meine Freundin sitzt daheim und macht sich Sorgen um mich, hochschwanger. Sie kann jederzeit unser Kind bekommen – Herrgott, ich weiß nicht einmal, ob es ein Junge oder Mädchen wird- und ich bin dank dir nicht bei ihr.“ Er räusperte sich und Wehmut erfüllte ihn, Angst um Sakura, die alleine war. „Lass mir die Chance mein Kind zu sehen, Itachi. Ich bitte dich darum.“

Itachi schluckte leicht. Noch ein Problem mehr. Und er spürte, wie er mit diesem jungen Mann mitempfand, fühlte als Vater, der seine Tochter ebenso vermisste und liebte, fühlte als Mensch, der nichts mehr zu verlieren hatte außer seinem Leben. An was sollte er sich klammern als an die Hoffnung, zu sehen, dass seine Tochter weit weg in Sicherheit war? Zu wissen, dass sie nicht mit seinem Körper herumgezogen, sondern das Land verlassen hatte mitsamt Kisame als ihrem Beschützer. Nur diese eine Information und er konnte Sasuke seine Rache überlassen.

Und die erhielt er nur, wenn er lebte.

Wie er lebte, war egal.

Und was er in der Zwischenzeit trieb ebenso. Naruto erschien ihm wie jemand, der zumindest mitfühlen konnte, wenn es um andere ging.

Seine Worte kamen dennoch unsicher über seine Lippen.

„Ich kann dich verstehen. Meine Tochter Mikoto ist irgendwo dort draußen und ich kann nur hoffen, dass es ihr gut geht.“

Narutos Augen schienen bei der Information quasi aus der Augenhöhle fallen zu wollen. Zumindest machte seine Gesichtsmimik haargenau diesen Eindruck.

„Äh… Du hast eine Tochter?!“ Die Stimme des Blonden war eindeutig einige Oktaven zu hoch für die normale Stimme eines Mannes. Das Entsetzen war köstlich, dieser Unglaube in seinem Gesicht sprach Bände dafür, dass Naruto ihm wohl alles zugetraut hätte, wirklich alles Grausame, aber niemals das Zeugen eines Mädchens.

„Wie … Wer… Was… HÄ?“ Sehr stilvoll artikuliert kamen diese Fragen von Naruto und Itachi lachte innerlich, als gäbe es kein Morgen mehr. Diese Reaktion war vorhersehbar und auch nachvollziehbar, denn wer erwartete gerade von ihm einen derartigen Akt? Richtig, niemand. Es hätte auch sonst keiner erfahren außer den notwendigen Personen, doch der Schwarzhaarige konnte sich sicher sein, dass diese Informationen den Blonden nicht dazu bringen würden seine Tochter zu verfolgen. Wenn er selber Vater wurde, konnte Naruto ihn besser verstehen als sonst ein Mensch dort draußen und wenn nötig sie sogar beschützen. Nicht umsonst wirkte Naruto wie ein naiver Depp mit zu großem Herz. Außerdem… Wem sollte diese Information noch großartig sonst schaden?

Er würde sterben.

Und das in der nächsten Zeit.

Doc h selbst die war davon abhängig, wie schnell Tsunade hinter die Wirkung dieses Jutsus geriet und alle Hebel in Bewegung setzte um seinen Körper zu finden.

„Ich muss dir nicht erklären, wie man Kinder zeugt.“ Die Ironie in seiner Stimme war kaum zu überhören und ernüchterte Naruto ungemein, sodass dieser sich zwar immer noch mit entglittenen Gesichtszügen und spürbarer Neugier näher an den Schwarzhaarigen heran setzte.

„Nein, aber wie kam es, dass du, der deine ganze Familie ausgerottet hat, eine Familie hast?“

Eine dunkle Wolke glitt über die Stirn des Schwarzhaarigen und er machte sich darauf gefasst während des gemeinsamen Aufenthaltes viel zu reden zu haben. Allerdings würde er Naruto keineswegs alles erzählen.

„Sie ist… nur meine Tochter. Die Mutter gibt es dazu nicht.“

„HÖ?“
 

*~*~*~*~*~* Flashback *~*~*~*~*~*
 

„DU KANNST MICH MAL, ITACHI!“ Das laute Organ einer gewissen Blauhaarigen schall durch die Unterkunft, die der Uchiha sich gemeinsam mit seiner mehr schlecht als recht funktionierenden Familie gesucht hatte. Sein Partner Kisame hatte sich bereits vor einer geschlagenen Zeit nach draußen begeben um dem zu erwartenden Streit zwischen den Eheleuten zu vermeiden und hatte auf dem Weg auch die damals dreijährige Mikoto mit sich genommen um ihr im Umgang mit einem Kunai zu assistieren.

Der blasse Uchiha war in dem besetzten Haus, deren Besitzer er vor geraumer Zeit umgebracht hatte um so in einem Teil Japans eine feste Unterkunft zu besitzen, mit Konan zurückgeblieben und hörte deren Stimme bereits von dem obersten Stockwerk aus während er sich unten in der Küche aufhielt.

Welcher Teufel hatte ihn noch einmal geritten sich ausgerechnet diese Frau zu suchen?

Ach ja, es war die Möglichkeit das allseits bekannte Sharingan vor dem Aussterben zu retten und es wohlmöglich noch mit Konans Talent zu verbinden.

Das war zumindest die Erklärung, die sich Itachi im Nachhinein gegeben hatte um so seine Verbindung mit der sonst eher ruhigen Akatsuki zu begründen, die an ihm jedoch in letzter Zeit kein gutes Haar mehr zu finden wusste. Wenn er denn je eines besessen hatte.

Die wahre Begründung war der Abschluss einer erfolgreichen Mission, die sein Team gemeinsam mit dem von Pain und Konan gefeiert hatten. Nun… Es war einer der wenigen Stunden gewesen, in denen er sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte und mit der Partnerin des scheinbaren Leaders eine Nacht verbracht hatte, deren Folgen kaum abzusehen waren.

Konan war schwanger geworden. Ausgerechnet von ihm, Itachi Uchiha, der im Leben nicht einmal mehr daran gedacht hatte, eine Familie zu gründen, da dies zu gefährlich war bei seinem Stil sein Leben zu führen. Er hatte mit der Blauhaarigen gestritten, ihr begreiflich zu machen versucht, warum sie dieses Kind in einer Zweckorganisation aus brutalen Nuke-Nin nicht zur Welt bringen durfte, doch Pain hatte eigentümlicher weise darauf bestanden, dass Konan gebären durfte um danach das Kind zeitweise in einer Pflegefamilie aufwachsen zu lassen. Wahrscheinlich in Hinblick auf das vermeintliche Potenzial des ungeborenen Uchiha- Nachwuchses.

Itachi hatte sich gefügt, allerdings einen Schritt gewagt, den Konan ihm noch heute vorwarf. Er hatte sie geheiratet. Zwar unter falschem Namen, aber vor dem Recht waren sie ein Ehepaar, aneinander gebunden.

Er würde kein uneheliches Kind akzeptieren!

Einen Bastard im Uchiha-Clan.

Selbst wenn er seine Familie nicht hatte leiden können, aber bei dem Gedanken wurde selbst ihm schlecht und seine Eltern hätten sich im Grabe herumgedreht.

Und allem Anschein nach würde Sasuke nicht in der Lage sein den Clan wieder aufzubauen. Entweder hätte er sich zu Tode trainiert oder bei seinen Marotten und Neigungen in jeder Hinsicht keine Partnerin gefunden.

Also war diese Aufgabe wieder einmal an ihm hängen geblieben. Manchmal, wenn Itachi für sich alleine war, beneidete er seinen Bruder um sein Leben und hasste sich selbst für sein Schicksal. Aber diese Momente waren selten und nicht wirklich hilfreich. Also unnütz.

Und wenn Itachi eines hasste, dann unnütze Dinge.

Unnütz wie dieses Weib, welches nur an sich selbst denken konnte, nicht an ihre Tochter, die wenigstens ein Stück Kindheit miterleben sollte.

Itachi erhob sich von seinem Stuhl und stieg die Treppe hinauf zu seiner Ehefrau, die wütend und mit verbissenem Mund hinaussah in den Garten, wo Mikoto mit Kisame ihrem Training nachging. Ihr fröhliches Lachen hallte bis hinauf zum Fenster und innerlich war der Schwarzhaarige dankbar dafür, dass Mikoto ihren neuerlichen Streit nicht miterleben würde.

„Was habe ich diesmal getan, Konan?“ Fragte er ruhig und sah sie zu sich herumwirbeln.

Ihre Stimme triefte vor unterdrücktem Zorn ihm gegenüber und ihre Augen sprühten vor Hass, als sie ihm antwortete. „Alles! Du bist es Schuld, dass ich hier gefesselt bin anstatt bei Pain zu sein!“

Es ging also wieder einmal um den Orangehaarigen.

„Warum rennst du ihm hinterher, wenn er dich nicht beachtet?“

„ER BEACHTET MICH ALLEIN DEINETWEGEN NICHT!“ Ihre Stimme brach kurz aufgrund der Lautstärke, doch sie zeigte mit ausgestrecktem Finger auf ihn, dem angeblichen Verursacher ihrer Leiden.

„Konan, mach dir doch nichts vor.“ Entnervt rieb sich der Uchiha über die Stirn, in der sich tiefe Sorgenfalten gebildet hatten.

„ICH MACHE MIR NICHTS VOR! Er will mich, Uchiha, er hat mit mir geschlafen.“ Abrupt ruckte sein Kopf hoch. Sie hatte ihn betrogen? „Und ich werde mit ihm gehen. Mikoto und ich, wir werden ihn begleiten.“

Er schluckte und drehte sich von ihr weg. Seine Schritte waren leise, als er zur Tür trat um sie scheinbar zu verlassen. Ihr stechender Blick lag auf ihm, als er anstatt das Zimmer zu verlassen die Tür nur verschloss.

Er würde nicht zulassen, dass sie ihn verließ. Ein Uchiha wurde nicht verlassen, ganz besonders nicht mit seinem Fleisch und Blut.

„Überleg es dir anders. Du hast nur diese eine Chance.“ Forderte er leise und sachlich, damit sie sich ihre Entscheidung durch den Kopf gehen lassen konnte.

„Sonst was, Itachi?“ Ihr Blick traf seinen und sie schien gefesselt von dem leuchtenden Rot der Sharingan.

„Werde ich dich umbringen.“ Kam es sachlich zurück und sie sah ihn erschrocken an. „Ich werde nicht zulassen, dass du meine Tochter mit dir nimmst. Entweder ihr bleibt beide oder du stirbst.“

„Du kannst mich mal.“ Ihr Zischen war ihr Todesurteil. Innerhalb von nur wenigen Sekunden erfasste sie das Mangekyo Sharingan, vernichtete ihre Kraftreserven und ihren Körper, den Itachi mit herumgedrehtem Genick zu Boden gleiten ließ.

„Du hattest es nicht anders verdient.“

Erschrocken holte jemand hinter ihm Luft und das einzige männliche Individuum im Raum brauchte sich nicht herumzudrehen um zu erkennen, dass es sich bei dem lautlosen Geschöpf um seine Tochter handeln musste.

„Deine Kindheit ist vorbei, Mikoto.“
 

*~*~*~*~*~* Flashback Ende *~*~*~*~*~*
 

Stille hatte sich zwischen sie gelegt und Naruto wippte abwechselnd mit dem Kopf hin und her. Es schien so, als hätte er für einen Moment vergessen, wem er gerade gegenüber saß und dass er überhaupt in der Lage war zu sprechen. Eine angenehme Sache wie Itachi feststellte, die ihm allerdings viel zu teuer erkauft war. Selbst wenn Narutos sprachloses Gesicht ihn ein wenig an einen Frosch erinnerte, der kurz davor stand von einem Storch gefressen zu werden.

„Warum hast du nicht einfach deine Tochter genommen und bist abgehauen?“ Fragte Naruto nach einigen Minuten voll Entsetzen ob der Tat, die Itachi begangen hatte. Schließlich könnte es sich um eine wehrlose Frau handeln, die es in der Gegenwart des scheinbar stets schlecht gelaunten Uchiha nicht lange ausgehalten hatte. Zumindest nicht unter den lebensgefährlichen Bedingungen. Was der blonde Chaosninja keiner Frau verdenken konnte.

Sollte Itachi, wie er ihn bisher kennen gelernt hatte, auch so mit seiner Ehefrau umgegangen sein, oder sich `nur´ so ablehnend wie Sasuke gegenüber anderen, verhalten haben, wäre er als Frau wahrscheinlich auch davon gelaufen.

„Weil der Akatsuki niemand entkommt.“

„Also war diese Konan auch eine von denen.“

„Ja.“

Gut, dann war sie wenigstens keine wehrlose Frau gewesen, wenn sie in eine Organisation aufgenommen werden konnte, die nur aus den schlimmsten Nuke-Nins ganz Japans bestand. Oder sie hatte sich hochgeschlafen…

Nein, bestimmt nicht.

Allerdings war sie Itachi immer noch haushoch unterlegen. Also immer noch ein Beweis für seine Skrupellosigkeit.

„Wie bist du eigentlich in der Akatsuki gelandet? War das von dir geplant gewesen?“ Fragte der blonde Chaosninja neugierig nach, erhielt jedoch auf seine Fragen nur ein ungläubiges Schnauben, als könnte der schwarzhaarige Uchiha nicht glauben, dass Naruto ernsthaft eine Antwort auf eben diese erwarten würde. Also hieß es die Taktik zu ändern und so vielleicht mehr aus dem Gegenüber herauszubekommen. Er hatte wohl Glück, dass Itachi aus welchen Gründen auch immer gesprächig geworden war.

„Na gut, dann erzähl mir mehr über deine Tochter, Mikoto richtig? Wie ist sie so? War es anstrengend sie zu erziehen? Ist sie so wie du, oder…?“ Naruto fehlte die Vergleichsperson.

„Nein, eher wie Sasuke als er noch klein war.“ Das dumme Gesicht des Uzumaki brachte den Älteren innerlich zum Schmunzeln. Anscheinend hatte Sasuke nie erzählt, wie er gewesen war, als er noch ein Kind und glücklich gewesen war. Kein Wunder, dass hätte Itachi selber auch nie getan.

„ERZÄHL!“

Der Ältere überlegte kurz und entschied sich dafür, Naruto ein wenig von Sasuke zu berichten und dann den Schwenker zu seiner Tochter zu kriegen. Wenn er schon aufgegeben hatte sich Hoffnungen zu machen, und er ja eh hier festsaß und danach sterben würde, dann würde er dem Uzumaki genug Informationen bieten um ihn später um das Leben seiner Tochter zu bitten. Wahrscheinlich würde der Jüngere ihm helfen, wurde er doch selber Vater und konnte ihn, Itachi, umso besser nachvollziehen.

„Sasuke war… früher ein sehr aufgeschlossenes Kind. Er hatte für alle ein offenes Ohr und seine Neugier hat ihn ziemlich oft in Verlegenheit gebracht, da er ständig Fragen zu Themen stellte, die er nicht verstand, aber eigentlich auch nicht mitkriegen sollte.“ Erzählte Itachi und erinnerte sich kurz an einen kleinen 5-jährigen, der nachts zu seinem Bruder ins Bett gekrochen kam um ihn über Clanmitglieder oder andere Dinge zu befragen. „Einmal hatte mein Vater Fugaku mit mir und meiner Mutter Mikoto über eine Mission gesprochen um mir daran zu erklären wie wichtig Teamwork ist. Ich halte davon übrigens bis heute nichts. Wie dem auch sei, es war eine Mission gewesen, die eigentlich nie zu Sasuke durchdringen sollte, da er mit seinen fünf Jahren noch viel zu klein war für manche Dinge. Wir hatten allerdings alle drei nicht bemerkt, dass er aufgewacht und uns dann heimlich belauscht hatte. Etwa drei Tage später kam er zu mir und fragte ernsthaft, ob ich nicht auch so vorgehen würde wie unser Vater in seiner Mission, der dieses Gespräch natürlich auch noch mitkriegen musste. Seine Neugier brachte ihm eine Woche Hausarrest im Sommer ein und meinen Eltern und mir eine saftige Lektion über Verschwiegenheit.“

Naruto schnaubte belustigt und bemühte sich darum, sich den kleinen Sasuke vorzustellen, wie er gescholten vor seinem Vater stand, so wie er es meist bei Iruka machen musste. Irgendwie passte diese Vorstellung nicht.

„Mikoto ist… genau so neugierig wie Sasuke und sie ist frech, eine kleine Besserwisserin. Wenn ihr etwas nicht passt, dann versucht sie mit allen Mitteln zu erreichen was sie will. Und diese Eigenschaft hat sie definitiv von ihrem Onkel. Sie bringt sich damit genau so schnell in Schwierigkeiten.“ Ein flüchtiges Lächeln trat auf die Lippen des Uchihas, der sich versonnen über sein Kinn rieb. „Dadurch, dass sie in einer Umgebung aufwachsen musste, die erfüllt ist mit Gewalt und Mord, musste sie früh abhärten, lernen sich alleine durchzuschlagen und notfalls auch zu versorgen. Sie ist ein Dickkopf wie meine Mutter und ihr Onkel, aber dennoch klein und…“ Er überlegte, welches Wort am Besten zu dem Mädchen passte, das er in die Welt gesetzt hatte. „Zerbrechlich… Wenn ich mich mit Sasuke beschäftigte, dann blühte er regelrecht auf. Und das Gleiche gilt für meine Tochter ebenso. Sie war ein Kind, wenn ich mit ihr trainieren oder Zeit verbringen konnte, was, bei Gott, nicht einfach ist unter den Akatsuki. Die meisten hätten sie am liebsten tot gesehen, doch der Leader war überzeugt, dass eine Uchiha mehr in seinen Reihen nicht schaden konnte.“

„Und warum hast du sie nicht einfach irgendwo untergebracht? Zum Beispiel in Konoha oder irgendeinem anderen Dorf? Dort wäre sie wesentlich besser aufgehoben gewesen.“ Konstatierte der Blondschopf unvermittelt und unterbrach damit die Erzählung Itachis.

„Weil ich sie im Auge behalten wollte. Außerdem…“

„Außerdem was?“

„Nichts.“

Selbst nach mehrmaligen Fragen war aus dem Schwarzhaarigen nichts mehr herauszubekommen und Naruto beschloss, dass er es für den einen Tag wohl gut lassen konnte.
 


 


 

Die Tage verstrichen und von dem ersten längeren Gespräch entwickelte sich ein anfänglich stockender Fluss von Unterhaltungen, die meistens dadurch begangen, dass Naruto von seiner Heimat erzählte, von seinen Taten, von dem Team oder von Sasuke. Seltsamerweise schien es so, als könnte Itachi nie genug davon bekommen, wenn der Teampartner seines Bruders ihm von diesem berichtete oder gar sich beschwerte. Selten drang dann ein kurzes, unaufdringliches Lächeln auf die blassen Züge des ältesten Uchiha, was diesen um Jahre jünger wirken ließ.

Und so wurde es zur Gewohnheit, dass Naruto immer mehr Situationen einfielen über Sasuke und mit Feuereifer berichtete der Jüngere von der Mission, das Gesicht Kakashis zu enthüllen. Diese Erzählung ließ Itachi schmunzeln, da er angebend behauptete, das Gesicht des großen Kopierninjas ziemlich gut zu kennen. Das hatte natürlich ein beleidigtes Schnauben und Wüten Narutos zur Folge.

Allerdings belohnte Itachi ihn geradezu für seine Gesprächigkeit, indem er ihm einen Einblick gewährte in sein Leben als Akatsuki, in sein Leben als Vater und ganz besonders in die strenge Erziehung eines Uchihas, die auch Sasuke erleben musste. Erst dadurch konnte Naruto nach Jahren der Freundschaft mit dem mittleren letzten Mitglied des Clans verstehen, wie Sasuke empfunden haben musste nach der Ermordung seiner gesamten Familie.

Dies war allerdings selbst nach über einem Monat ein Tabuthema zwischen ihnen, denn Itachi konnte über Tage hinweg schweigen, wenn sie darauf zu sprechen kamen.

Eine Sache, die für Naruto pure Langeweile bedeutete, weswegen er nicht mehr darauf zu sprechen kam.

Doch sein Bild des sonst so kalten Uchiha wandelte sich, sodass er unter der eiskalten Maske des Shinobi den Familienmenschen erkennen konnte, der seine Tochter liebte und beschützte, so wie er auch Sasuke in sein Herz geschlossen hatte. Ein Mensch, der sich insgeheim nach Normalität und einem zu Hause sehnte.

Zumindest konnte Naruto es aus dem Plan schließen, den er unter ständigem Fragen schließlich doch aus Itachi hervorlocken konnte, und dessen Misserfolg ihn dermaßen erschütterte, dass er es war, der die nächsten Tage schwieg und für sich allein blieb.

Als Naruto aus seiner Versunkenheit wieder auftauchte, war er es, der sich bei Itachi dafür entschuldigte, dass er ihn um seine Zukunft gebracht hatte, was den Uchiha ungemein überraschte. Jedoch winkte dieser nur ab und behauptete, dass er das Unglück seines Lebens eh schon angezogen hatte und es so nicht anders verdient hatte als zu sterben. Seine Bitte bezüglich seiner Tochter äußernd, konnte er wenigstens doch noch sicher sein, dass der Blondschopf alles in seiner Macht tun würde um ihr zu helfen.

Naruto saß an diesem Tag schweigend vor Itachi und überlegte vor sich hin, wie er nun von dem Thema Mikoto hinübergehen konnte zu dem, was ihn eigentlich brennend interessierte.

Die Clanermordung.

Er entschied sich für den direkten Weg, da Itachi ob nun direkt oder indirekt absolut gleich reagieren würde, aber diesmal konnte es auf einer anderen Ebene laufen. Schließlich wusste er nach drei Monaten mit dem Uchiha auf engem Raum, wo dessen Schwachstellen waren und gerade eben hatte Itachi ihm eine angeboten durch die Bitte, seine Tochter zu beschützen.

„Warum hast du deiner Tochter die Chance genommen in Konoha aufzuwachsen?“

Die Frage war gemein und das sah er daran, dass Itachi zusammenzuckte.

Ein nachdenklicher und gequälter Ausdruck erschien auf der starren Miene des Uchihas, der damit nicht mehr aussah wie eine emotionslose Puppe, sondern wie ein verletzlicher Mensch, der stockend von seinen Erlebnissen berichtete.

Und Naruto verstand ihn. Es verschreckte ihn, die Wahrheit über sein Dorf zu erfahren. Über einen furchtbaren Betrug, ein Verbrechen, welches einen zu hohen Preis verlangte.

Und alles verbunden mit dem Versprechen niemandem davon zu erzählen.
 


 


 

Naruto sah hinauf in die schockierten Gesichter seiner Freunde, die nachdenklich in die Weite sahen oder ungeduldig darauf warteten, dass der blonde Chaosninja die Umstände des Clanmordes weiter beleuchtete. Doch der junge Uzumaki schwieg sich aus mit der Erinnerung an das Versprechen, welches er dem älteren Uchiha hatte geben müssen. Für den Preis, dass Sasuke in seiner Heimat bleiben und neu anfangen konnte.

„Das ist nicht fair!“ Die brüllende Stimme des jüngeren Bruders Itachis durchhallte das Krankenzimmer und mit einem wütenden Schrei schmiss dieser den Tisch sowie Sakura beiseite um den Uzumaki durchzuschütteln. „SAG ES MIR! VERDAMMT NOCHMAL, SAG MIR WARUM MEIN BRUDER DAS GETAN HAT!!“

Die Wut des Uchihas mit dem vor Hass und Ungeduld verzogenen Gesicht ließ den Blonden zurückschrecken, doch er dachte gar nicht daran seinen Schwur zu brechen, konnte er doch nachvollziehen, warum Itachi schwieg und sich lieber verurteilen ließ als seinen Bruder dazu zu verurteilen, ein ähnliches Schicksal wie seines zu erdulden.

„Sasuke, ich kann nicht.“ Bat ihn Naruto, doch diese Worte waren nicht das, was der Schwarzhaarige hatte hören wollen. Seine Hände legten sich fest um die Schultern des Uzumakis, der einzig Angst um seinen Sohn empfand, den er auf dem Arm hatte.

„Ich hab dir das Leben gerettet.“ Das Fauchen in der Stimme des Älteren hörte sich unmenschlich an. „Du schuldest mir was!“

Schuldbewusst senkte Naruto den Kopf und schüttelte ihn. „Es tut mir leid, Sasuke. Ich habe es ihm versprochen.“

- Eleven -

Ohnmächtig vor Wut raste ich durch Konoha, in welchem sich nun wieder mein bester Freund unter den Lebenden befand, allerdings mir eine Information vorenthielt, nach der ich seit dem Beginn meines neuen Lebens nach der Clanermordung suchte. Ich konnte und wollte auch nicht verstehen, warum ausgerechnet Naruto es war, der mir nicht sagte, warum mein Bruder mir alles hatte nehmen müssen, was mir lieb und teuer gewesen war. Meine Familie, meine Freunde, mein Halt im Leben.

Er hatte mir alles genommen!

Mein Leben zerstört!

Mich zu einem Dasein verpflichtet, das ich nicht ertragen konnte! Das mich mehr vernichtete als mein verloren gegangenes Familienleben!

Naruto wusste darum, er kannte meinen Schmerz, meine Suche nach Antworten, die ich selbst nach Itachis Scheintod nicht hatte aufgeben können.

Diese große Frage nach dem `Warum?´.

Und er, Naruto, enthielt mir meine Antworten vor. Er hatte es hautnah miterlebt! Mich davon kuriert, oberflächlich.

Nun, da er mir in den Rücken fiel, fühlte ich mich ohnmächtig vor Wut. Sie zerfraß mich wie eine Krankheit von innen heraus und hatte sich schließlich darin geäußert, dass ich den Mann angriff, der mein langjähriger Begleiter war und gerade seinen Sohn auf dem Arm gehalten hatte. Um den ich mich gekümmert hatte, während er nicht konnte! Weil er meinen Bruder über sechs Monate um sich hatte!

Verdammt nochmal!

Ich setzte mich schnaubend auf eine der Mauern, die Konoha umgaben und sah in den dichten Wald, in denen sich das Gefängnis befand, welches meinen Bruder beherbergte. Da ich kein ANBU war, konnte ich auch nicht wissen, wo genau dieses lag, sodass ich persönlich Itachi hätte aufsuchen können. Vielleicht war das auch sein einziger Schutz vor mir, meine Unwissenheit.

Ich knirschte zornig mit den Zähnen.

Meine Unwissenheit war einzig und allein doch die Ursache für all den Schmerz, den ich hatte ertragen müssen. Meine Unwissenheit über den Familienmord, über die Flucht meines Bruders, ja, selbst über seine Tochter wusste ich nichts! Ich kannte nicht einmal seine Position zu mir. Ob er mich nun hasste, ob er es früher schon getan hatte oder ich ihm einen Anlass dafür geboten hatte?

Und auch die Frage, warum er ausgerechnet mich am Leben gelassen hatte, spukte mir unaufhörlich im Kopf herum.

Naruto wusste die Antwort.

Er wollte sie mir nicht geben, weil irgendein Versprechen an einen Nuke-Nin ihn davon abhielt!

Wenn er nicht redete, würde Itachi so oder so sterben, was machte es da noch, ob er mir erzählte, was tatsächlich passiert war?! Möglicherweise rettete es sogar sein Leben.

Nein…

Eher unwahrscheinlich.

Dafür hatte er sich zu schuldig gemacht in seinem Leben als Schwerverbrecher.

Ein Gewalttäter, Mörder und Folterer.

Ein Künstler der Pein.

Gott, wie ich ihn hasste.

Und ich liebte ihn. Wie einen Bruder. Wie man den letzten Rest an Familie noch lieben konnte.

Doch er hatte mich im Stich gelassen.

Wieder einmal war ich im Stich gelassen worden. Von Naruto.

Und der Zorn brodelte tiefer in mir, fraß sich in jede einzelne meiner Zellen, die ich noch vor ihm hatte retten können in den vergangenen Jahren. Die Undankbarkeit ob meiner Hilfe für Naruto, das Missachten unserer Freundschaft, unserer neu gewonnenen Zukunftspläne ließ mich die Verachtung und Bitterkeit willkommen heißen.
 


 


 

Tage vergingen und ich besuchte meinen besten Freund nicht ein einziges Mal. Mein Zimmer in der Wohnung des Paares hatte ich geräumt um mich stattdessen wieder einmal in dem viel zu großen Uchiha-Viertel einzunisten. Meine Nichte hatte ihr Lager in der Zelle ihres Vaters eingerichtet um bei diesem zu bleiben, wie mir Tsunade berichtete, als sie mich zu sich in den Hokage-Turm rief.

Das sollte mir nur allzu recht sein, wie ich für mich befand, denn so musste ich mich nicht um sie kümmern.

Generell wollte ich eigentlich nur noch meine Ruhe haben, ehe ich mich wieder auf Missionen einstellen konnte. Oder bis mein Bruder von mir aufgesucht werden durfte.

Eine Woche verging und meine Anträge, dass ich das einzige ältere Familienmitglied besuchen dufte, wurden mit einer Ablehnung seitens Tsunade weggefegt, dass es Itachi nicht gut ginge nach dem Koma und ich ihm trotz seines Verbrecherdaseins die Erholung gönnen sollte. Stattdessen riet sie mir, dass ich nach Naruto sehen sollte, da dieser sich fortwährend nach mir erkundigte. Ich jedoch ignorierte diese Vorschläge vollkommen, wollte Naruto doch nicht einsehen, dass es für mich wichtig war zu erfahren, was meinen Bruder so weit getrieben hatte, und ob man ihm vor dem retten konnte, was ihm bevorstand. Schließlich folgte bei jedem Nuke-Nin, der gefasst wurde, die Hinrichtung gleich auf dem Fuße.

Auch Ibiki, Tsunades Verhörspezialist, durfte nur bedingt zu dem Uchiha durch um ihn zu befragen. Und so, wie ich gehört hatte, verhielt sich Itachi still und verschlossen, geradezu apathisch, da er nicht einmal reagierte, wenn jemand anders als seine Tochter ihn ansprach. Er tat nichts, was ihm vor dem Beil retten würde, welches ihm sauber und ordentlich den Kopf vom Rumpf trennen würde.

Sein Begleiter Kisame verhielt sich ebenso ruhig, was mich skeptisch werden ließ, ob ihr Verhalten bei einer Ergreifung nicht abgesprochen war.

Als jedoch nach über zehn Tagen des Wartens endlich Tsunade nachgab und mir einen ANBU zur Seite stellte, der mich zu dem Gefängnis führen sollte, war ich merkwürdig angespannt und aufgeregt. Ich würde meinem Bruder zum ersten Mal nach dessen vorgetäuschten Tod gegenüber stehen und ihn nach Gründen fragen können.

Ich hatte sogar alle Zeit der Welt dafür erhalten.

Besser konnte es doch gar nicht für mich kommen.

Der ANBU brachte mich zu einer Zelle, die weit hinab in der Erde vergraben lag und durch mehrere Türen derart verschlossen war, dass ein Ausbruch Tage in Anspruch genommen hätte, selbst wenn Itachi noch so gut war. Auch die Tür, hinter der sich der kleine Raum befand, den man ihm als Arrestzelle zur Verfügung gestellte hatte, war gesichert durch komplizierte Bannsprüche, die sicherstellen sollten, dass jemand Unerwünschtes hinein oder hinaus gelangen konnte.

Meine Befürchtungen, dass Itachi unbemerkt hätte entkommen können, lösten sich in Luft auf und ich trat durch die schwere Gittertür.

Was mich empfing war ein trostloser Raum, der kaum größer war als eine Besenkammer, und auch nur mit dem notwendigsten eingerichtet war. Das Bett, auf dem meine kleine Nichte saß, nahm einen Großteil der knapp sieben Quadratmeter ein. Mikoto war es auch, die aufsprang und mir mit einem Lächeln entgegen kam und mir mit ihren Armen verdeutlichte, dass sie gerne eine Umarmung hätte, die ich ihr auch gerne gewährte.

Egal, ob sie Itachis Tochter war, sie hatte sich nach nur kürzester Zeit durch ihre unaufdringliche Art bei mir beliebt gemacht, sodass ich sie gerne hochnahm und einmal kurz drückte, ehe ich sie mit dem ANBU nach oben schickte. Schließlich brauchte so ein kleines Kind mehr als nur die gefilterte Luft, die durch die abgesicherten dünnen Lüftungsrohre hier hinein drang, und auch ein wenig Bewegung konnte ihr gewiss nicht schaden.

Als ich sicher war, dass Mikoto schon längst an der Oberfläche war, wandte ich mich der Person zu, die wohl die wichtigste in meinem Leben war.

Itachi hatte an der Wand gelehnt, da seine Tochter das Bett für sich beansprucht hatte, doch nachdem sie verschwunden war, hatte er diesen Platz geräumt und sich mit seinen blinden Augen auf das weiche Polster sinken lassen, als wüsste er, dass ich mich nie im Leben gesetzt hätte, sondern eher Platz brauchte um herum zu laufen oder mich anzulehnen. Irgendwie wusste er trotz all der vergangenen Zeit immer noch, wie ich mich fühlte und was ich dachte, und das ärgerte mich zutiefst, da ich mich in ihn nicht mal für eine Sekunde hineinversetzen konnte.

Tat er dies nun, weil er Rücksicht auf mich nahm? Weil er mich verstand? Oder weil er nicht mehr länger stehen konnte? Tat er überhaupt jemals etwas nicht aus einem egoistischen Gefühl heraus?

Diese Person vor mir war mir gänzlich unbekannt.

Selbst vor Jahren schon, wie ich bitter erkennen musste, hatte ich ihn nie verstanden.

Doch wie er selbst auf einem Bett sitzend, blind, in Handschellen, so viel Würde ausstrahlen konnte, war mir ein Rätsel.

Und auch nur am Rande bemerkte ich, dass sein Untergewicht zumindest teilweise verschwunden war, dass er gesünder aussah als zu dem Zeitpunkt, als er wieder erwacht war.

„Ich hatte mich schon gefragt, wann du hier auftauchen würdest.“ Sagte Itachi leise und seine Stimme holte mich aus meiner gedanklichen Versenkung zurück. „Ich denke mir, dass du einen Kunai irgendwie hier hinein geschmuggelt hast, oder willst du mich mit deinen Sharingan umbringen? Diesmal das beenden, was du vor sechs Monaten begonnen hast?“

Seine Vorwürfe trafen mich tief, schließlich hatte ich mit eben diesen Gedanken schon abgeschlossen, als ich ihn gefunden hatte. Ich hätte ihn von da an jeden Augenblick umbringen können. Jederzeit, denn er hätte sich nicht wehren können. Und besiegt hatte ich ihn schon, also brauchte ich darauf keine Rücksicht nehmen.

Oder?

Sein Lächeln entwaffnete mich und ich spürte den Zorn wieder in mir aufbrodeln. Seine geöffneten Augen starrten mich an ohne mich zu fokussieren, doch noch immer erkannte ich in ihnen den gleichen Schalk, denselben lehrsamen, spöttischen Blick, den er mir zugeworfen hatte, als ich noch ein Kind gewesen war.

Ich knurrte wütend und packte ihn am Kragen seines verschlissenen Oberteiles. „Du hast mich gewinnen lassen, du Bastard!“ Die Erkenntnis durchflutete mich wie eine Welle an Bitterkeit. „Warum Itachi?! Warum hast du das getan?!“

Sein Lachen erschütterte mich mehr, als wenn er mich geschlagen hätte. Seine eiskalten Finger schlossen sich um meine Handgelenke, damit ich ihn loslassen sollte und als ich dies nicht augenblicklich tat, drückte er sie mit Gewalt von ihm weg. „Du bist so dumm, Sasuke. Es ist ein Wunder, dass du in den vergangenen Jahren überlebt hast mit deiner Naivität.“

„Wie kannst ausgerechnet du so etwas zu mir sagen?!“

„WAS SOLL ICH DENN SONST ZU DIR SAGEN, DU DUMMER HORNOCHSE?!“ Seine laute Stimme ließ mich zusammenzucken und nach hinten taumeln, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand. Nie dass ich mich erinnern konnte hatte ich Itachi jemals wütend erlebt so wie nun. Sein Gesicht hatte sich in eine grimmige Maske verwandelt, eingetaucht in bitteres Unverständnis über mich. Ich hatte auch nie erlebt, dass er mich angeschrien hatte. Er war generell nie lauter geworden.

Nie.

Umso erschrockener war ich auch vor ihm.

Allerdings hatte er wohl noch nicht alles von sich gegeben.

„Du hast gar nicht verdient, was du erhalten hast. Nicht ein Tropfen deines Blutes sollte sich Uchiha schimpfen dürfen. Du bist die Schande für unseren Clan, nicht ich.“

Wie versteinert blieb ich in meiner Position und starrte ihn an, die Augen weit aufgerissen.

Aber es war so, als hätte er gerade erst damit begonnen sich Luft zu machen.

„Du hast ein Leben! Herrgott nochmal, bedeutet dir dieses denn überhaupt nichts, dass du es für deine Rache wegwirfst und völlig vergisst, dass du auch an deinem Umkreis arbeiten musst?! Hast du denn gar nichts gelernt, nie zugehört, wenn ich dir gesagt habe, wie wichtig Freunde und Verwandte sind?! DENKST DU ICH HABE DAS ZUM SPASS GEMACHT?!!“

Ich schluckte und schüttelte wie ein kleines Kind starr vor Angst den Kopf um zu verhindern, dass er noch wütender wurde. Wieso fühlte ich mich wie ein Kind, das von seinen Eltern gescholten wurde?

Die Hände, die sich in mein Oberteil verkrallt hatten, entließen mich aus ihrem Griff und Itachi setzte sich zurück auf das Bett hinter sich und strich sich das lange schwarze Haar aus dem Gesicht.

„Entschuldige.“ Die Stimme, die mich vorher angeschrien hatte, klang nun matt und schwach. Sein gerader Rücken, der vor keiner Gefahr sich beugte und seinen Stolz ausdrückte, krümmte sich, als wäre ihm bewusst geworden, wie alt er wirklich war. Für eine erschreckende Sekunde sah er tatsächlich uralt aus, geplagt von Pflichten, die seine Schultern niederdrückten.

„Ich müsste schon dankbar dafür sein, dass du Mikoto nicht zusehen lässt, wenn du mich tötest.“

Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und seine Augen glitten zu mir hinüber, ewig erstarrte Sharingan. „Kann ich dich… trotz unserer schwierigen Vergangenheit um etwas bitten, ehe du es zu Ende bringst?“

Mein erstarrtes Schweigen war ihm wohl Antwort genug.

„Kümmere dich bitte um meine Tochter, ja?“

Ich schluckte und schüttelte langsam den Kopf.

Der Kunai, den ich in meiner Hand gehalten hatte ohne es zu wissen, fiel auf den harten Steinboden, schepperte laut in der undurchdringlichen Stille dieses Raumes.

„Ich will dich nicht töten.“
 


 


 


 

Wieder einmal vergingen Tage, an denen ich kaum mitbekam, wie schnell sie an mir vorüberzogen. Ich dachte über die Worte nach, die Itachi mir auf den Weg gegeben hatte und die mir keine Ruhe ließen, egal ob es nun Tag oder Nacht war.

Es war abzusehen gewesen, dass Itachi darum bat, dass ich mich seiner Tochter annahm. Das hätte ich an seiner Stelle wahrscheinlich auch getan. Schließlich war sie wohl die einzige Person, die ihm noch wirklich nahe ging. Auch wenn es bitter für mich klang und ich mir wünschte, dass er mir auch, wenn nur ein paar kleine Worte der Zuneigung entgegen gebracht hätte. Ich musste mich an die einst so liebevollen Gespräche erinnern, doch heute wusste ich nicht mehr, ob er sie nur aus Pflicht führte um abschätzen zu können, welches Potenzial ich in mir trug, oder ob er mich tatsächlich als Bruder liebte.

Es würde mir wohl ein Rätsel bleiben, denn ich konnte nicht mehr wie früher behaupten, dass Itachi nicht in der Lage war zu fühlen, denn er liebte dieses Mädchen, seine Mikoto, die er nach unserer Mutter benannt hatte, abgöttisch. Seine vorderste Sorge betraf immer nur sie.

Aber war das so verwunderlich?

Nein, wenn ich ehrlich zu mir war.

Ich liebte Yukiko auch, obwohl ich nur wenige Monate ihn rund um die Uhr um mich hatte, und doch hatten mich diese Momente gelehrt, dass ein junges Leben, besonders, wenn es ein eigenes Kind war, den eigenen Beschützerinstinkt hervorrief und für Liebe gegenüber dem jungen Geschöpf garantierte. Selbstverständlich gab es auch für diese Regel Ausnahmen, doch mein Bruder zählte scheinbar nicht dazu.

Er liebte seine Tochter.

Und auch wenn er mich nicht liebte, dann war ich doch nicht eifersüchtig, sondern erleichtert darüber, dass er in der Lage war Zuneigung zu empfinden. Es machte ihn menschlich…

Und genau so wie ein Mensch war er wütend auf mich gewesen, hatte mich beschimpft und mich indirekt aus dem Loch alias Gefängnis getrieben. Seine Art hatte mich entsetzt, seine Worte noch mir, da ich den Sinn nicht erkannte.

Er selbst hatte mir eingeimpft, dass ich mich rächen sollte, dass ich alles darum geben müsste, stärker zu werden um ihn eines Tages herauszufordern. Er hatte niemals davon gesprochen, dass ich lieber seine Worte ignorieren und leben sollte wie andere Kinder meines Alters, was mir durch ihn schon nicht ermöglicht wurde. Andere Kinder, mit Ausnahme von Naruto, hatten Eltern, Familie, liebende Verwandte, und er hatte sie umgebracht. Eiskalt.

Er hatte mir vorgelebt wie ein Shinobi zu sein hatte.

Eiskalt, emotionslos, diszipliniert.

Ich hatte ihn nachgeahmt, seine Denkweise übernommen, dass man nur alleine am Stärksten war.

Vielleicht hatte er das früher sogar selber geglaubt.

Aber heute war es falsch gewesen.

Ich hatte ihn enttäuscht und er hatte mich aufgegeben als Uchiha. Als sein Bruder.

Der Gedanke ließ mich nicht los und ich lag endlose Stunden wach, in denen sich eine unfüllbare Leere in mir ausbreitete.

Wie hatte es nur so weit kommen können?

Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort fand.
 

Wäre Naruto nicht eines Tages an meiner Tür vorbeigekommen –rein zufällig wie er behauptete- hätte ich wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, dass seit dem Besuch bei meinem Bruder schon eine Woche vergangen war. Mein bester Freund klingelte mich –bewusst, wie ich vermutete- um sechs Uhr in der Früh aus dem Bett heraus und überraschte mich damit, dass er einen voll gepackten Rucksack mit sich trug. Mein verdutztes Gesicht sprach wohl Bände, denn ich wusste zum Ersten nicht, was er von mir wollte, zum Zweiten nicht, wie er es wieder einmal geschafft hatte derartig schnell zu heilen und wieder an Muskelmasse zuzulegen, auch wenn es an sein Durchschnittsmaß noch nicht herankam, und zum Dritten wusste ich ebenso wenig, was er mit dem Rucksack wollte.

Naruto grinste flegelhaft und schob meinen verpennten Körper einfach bei Seite, ehe er bis in die Küche ging und sich dort an den Tisch setzte, als wäre dies schon immer sein Stammplatz gewesen.

Ich trottete ihm langsam hinterher, als wäre ich noch in Trance und betrachtete Naruto ausführlich, der selig vor sich hin grinste, als hätte er nicht erwarten können mich zu belästigen.

Wahrscheinlich traf das sogar zu.

„Morgen Sasuke!“ Und es ging schon los. Ich überlegte einen kurzen Augenblick lang, ob ich einfach meine Ohren auf Durchzug schalten sollte, doch entschied mich dagegen. „Da staunst du nicht wahr, dass ich hier sitze?!“ Sein Grinsen reichte fast bis hinter den Kopf herum. Unheimlich. Wirklich unheimlich.

Mein vages Nicken deutend quatschte er einfach drauf los und ich entschloss mich, meinen Kühlschrank zu plündern und mich zu ihm zu setzen. Es würde schon für uns beide reichen.

„Kyuubi ist wirklich praktisch, wie du dir vorstellen kannst. Kaum war ich wach, da hat er angefangen meine Zellen zu heilen und den ganzen Quatsch.“ Quatsch? Ach ja, sein Körper… Oh man, womit hatte ich diesen Vollidioten verdient? Brot und Wurst hinstellend, sowie Kaffee und heiße Milch für Naruto, setzte ich mich ihm gegenüber und vergaß völlig, dass ich eigentlich noch sauer auf ihn war. „Und Sakura hat mit mir trainiert, wenn Tsunade es erlaubt hat, und wir haben natürlich sehr viel Zeit mit Yukiko verbracht. Übrigens danke für deine Hilfe!“ Er umarmte mich so schnell, dass ich nicht einmal die Chance bekam zu reagieren, denn schon saß er wieder auf seinem Platz und schien meine Verschwiegenheit voll auszunutzen. „Na ja, jetzt bin ich Sakura wohl wieder einmal zu lange auf den Senkel gegangen, da musste ich dann bei dir vorbeisehen, da du ja einfach nicht mehr aufgetaucht bist.“ War das ein versteckter Vorwurf? Ich entschloss mich dazu, ihn zu ignorieren. „Und nun hab ich mir überlegt, dass wir ein paar Tage trainieren gehen. Nur wir zwei. Wir haben so viel nachzuholen.“

Ich glaubte meinen Einsatz verpasst zu haben.

Bitte was?

Trainieren?

Jetzt?

Ne.

Garantiert nicht.

Dafür hatte ich noch zu viele Löcher im Kopf.

Aber wie ich mein Glück kannte… würde Naruto mir eh keine andere Wahl lassen.
 


 

Und meine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Kaum hatte ich den Mund aufgemacht um zu protestieren, da ging ein Geschwader an Argumenten und ziel- sowie haltlosen Gerüchten und Vorwürfen auf mich nieder, dass mir Stunden danach noch die Ohren klingelten.

Nun lief ein glücklicher Naruto vor mir her und summte leise vor sich hin, mit Gott und der Welt zufrieden. Einmal das Rundumsorglospaket.

Und ich musste ihn für zwei Tage ertragen. Minimum, wie er mir mitgeteilt hatte, ehe er –dreist wie er war- in mein Zimmer gegangen war, mir Kleidung in die Hand gegeben hatte, damit ich mich duschen gehen sollte und meinen Rucksack für Missionen gerüstet hatte.

Eigentlich hätte diese Selbstverständlichkeit seiner Handlungen mich zur Weißglut treiben müssen, aber ich konnte ihn auch nicht einfach so hinauswerfen, wie ich es früher gern getan hatte. Es hatte sich etwas geändert zwischen uns.

Und so kam es, dass ich hinter ihm herging, einen Großteil der Ausrüstung wie normal tragend, und sein Geplapper dafür sorgte, dass ich mir nach nur kürzester Zeit wünschte, dass ich mit Kakashi oder Jiraiya bis in die Unendlichkeit eingesperrt werden würde.

Nach über einem halben Tagesmarsch schlug Naruto vor, das Lager an einer strategisch günstigen Stelle in der Nähe eines Sees zu errichten und zuerst nur zu meditieren, ehe es mit dem Training losgehen sollte. Ich war derart geschockt, dass ich kaum wusste, ob dies tatsächlich Naruto war, der mir gegenüber stand und seine Beine kräftig ausschüttelte.

„Meditieren?“ Fragte ich daher nach und bekam nur ein entschuldigendes Schmunzeln zurück.

„Itachi hat mir gezeigt, wie sinnvoll es ist. Man kann sein Chakra viel besser konzentrieren und es damit verstärken.“ Kam es zurück und der Blondschopf setzte sich an das Ufer des dunkel schimmernden Sees. Seine azurblauen Augen leuchteten mir noch entgegen, ehe er in nur wenigen Sekunden so weit versunken war, dass selbst ich ihn nicht mehr hätte einholen können.

Ich setzte mich neben ihn und versuchte, ebenso in die Stille meiner Seele zu gelangen, doch es funktionierte nicht, da ich immer noch von Naruto abgelenkt war.

Ich hatte immer gewusst, dass Naruto ein seltsamer Kauz war, seinem späteren Lehrmeister Jiraiya in vielem allzu ähnlich, doch mit dieser neuen Eigenschaft hatte er mich doch komplett überrascht. Ich hätte nie von ihm erwartet, dass er auch ruhig sein konnte, die Vorzüge in dem stundenlangen Stillstand aller Bewegungen und Gedanken erkannte, doch anscheinend hatte Itachi ihm tatsächlich in den vergangenen sechs Monate viel beigebracht.

Als er einige Stunden später wieder auftauchte, war ich immer noch in Gedanken versunken und hatte nicht das erreicht, was ich wollte. Daher gab ich es auf und wir suchten uns eine gute Stelle um dem zu frönen, was wir beide am liebsten taten.

Trainieren.
 


 


 

Als wir abends schwer atmend unser Lager erreichten war ich vollkommen davon überzeugt, dass Narutos Potenzial um ein vielfaches zugenommen hatte trotz seines Komas. Er hatte gelernt das Chakra des Fuchses kontrolliert zum Angriff zu nutzen –ich war mir sicher, dass Itachis Wissen über diesen Dämonen ihm geholfen hatte- und so hatte Naruto mich mehr als einmal getroffen und es mir richtig schwer gemacht.

Er war kein Kind mehr, aber das Training hatte trotz alledem noch Spaß gemacht. Allerdings gab es wohl keine Stelle an meinem Körper, die mir nicht weh tat.

Wenigstens ging es Naruto kein Stück besser, als er sich völlig erledigt auf seinen Schlafsack legte und mir die Zubereitung des Abendessens überließ.

Typisch.

„Sag mal, Sasuke.“ Begann er und hatte damit meine volle Aufmerksamkeit für sich. „Warum bist du eigentlich mitgekommen? Ich dachte, dass du zu sauer auf mich bist.“

Ich schwieg einen Moment und dachte nach. „Baka, ich mag zwar sauer sein, aber es hätte dir doch nichts ausgemacht.“ Scherzte ich leicht, wurde aber schlagartig wieder ernst. „Es … Ich habe dich in den letzten sechs Monaten vermisst. Ich wusste, dass du, da du jetzt noch Yukiko und Sakura hast, nicht mehr so viel Zeit für mich opfern wirst. Außerdem…“ Ich berichtete ihm von meiner Begegnung mit Itachi und er nickte mehrmals, ehe er sich komplett zu mir herumdrehte.

„Ich glaube, Itachi hat Recht.“ Sprach Naruto leise und sah mir dabei zu, wie ich das Wasser erhitzte. „Er wollte dir mit den Worten zeigen, dass du nicht immer daran denken solltest, was es bedeutet, ein Uchiha zu sein, sondern einfach nur zu leben. Erst dadurch, dass du dich von den Traditionen löst und deinen eigenen Weg löst um neue Möglichkeiten zu schaffen, nicht mehr in engen Mauern lebst, die du dir selbst gebaut hast, erst dadurch wirst du frei und kannst eine ganz neue Bedeutung des Namens Uchiha erstellen. Das war es wohl, was er sich von dir gewünscht hat, was er von dir erwartete, denn er musste immer der perfekte Vorzeige-Uchiha sein, damit du frei leben konntest. Und du hast ihn vollkommen falsch verstanden.“

„Du hattest wohl viel Zeit um dich mit ihm zu unterhalten, hm?“

„Das war eine unserer wenigen Beschäftigungen.“ Gab Naruto mir ehrlich zurück und sein Gesicht war gezeichnet von dem Ernst des Themas, welches er mir zu erläutern gedachte. „Ich werde dir allerdings nicht die Erklärung liefern, die du gerne hättest.“ Nahm er mir direkt wieder meine Hoffnungen, die sich im Laufe des Tages aufgebaut hatten. Ehe ich protestieren konnte, fuhr mein bester Freund jedoch fort: „Denn Itachi tut gut daran, dir die Wahrheit zu verheimlichen. Sie würde dein Leben zu stark prägen, so wie seines, und schlussendlich das vernichten, was er unbedingt erhalten wollte.“

„Ach ja, und das wäre?“ Fragte ich bitter.

„Dein Leben, Sasuke-Teme. Er liebt dich, du bist wahrscheinlich mit Mikoto die einzige Person, die zu lieben und zu beschützen er alles geben würde. Und er hat schon verdammt viel geopfert. Zu viel meiner Meinung nach, aber die zählt nicht. Du kennst nicht den Wert, den er zahlen musste für dein Leben. Und du wirst es nicht von mir erfahren, das habe ich ihm schwören müssen und der Schwur eines Ninjas ist bindend.“

„DAS IST DOCH KINDERKRAM!“ Brauste ich auf, doch er fuhr mich an. „DEIN LEBEN IST KEIN KINDERKRAM! UND WEDER ICH, NOCH MIKOTO, NOCH ITACHI WERDEN ES GEFÄHRDEN!“

Ich seufzte und schwieg wieder, lange Zeit.

„Ist es so gravierend, was hinter dem Clan sich verbirgt?“

„Ja. Es würde dich wahrscheinlich dein Leben kosten. Und Itachi braucht dein Leben, damit du Mikoto beschützen kannst, die einzige Hilfestellung, mit dem du deinem Bruder etwas zurückzahlen kannst, was er für dich auf sich genommen hat.“

„Ich weiß aber doch gar nicht, wie die Wahrheit aussieht und was er alles getan hat.“

„Sasuke, vertraust du mir?“ Die Frage von ihm irritierte mich leicht, doch ich bejahte sie.

„Dann glaub mir, er hat für dich seine Zukunft geopfert um dir ein noch schwereres Los zu ersparen. Du magst es nicht verstehen, aber es entspricht der Wahrheit. … Liebst du Itachi?“

„…“ Die Antwort fiel mir schwer, doch sie bestand aus einem Kopfnicken.

„Dann hilf ihm. So gut es geht und er es zulässt.“
 


 

Die zwei Tage vergingen wie im Flug und ehe wir uns versahen, waren wir wieder im Dorf. Zwar waren wir übersät von Schürfwunden, blauen Flecken und verbundenen Stellen, aber unsere Freundschaft bestand wieder und das war die Hauptsache.

Ich glaubte, dass dies auch der einzige Grund war, warum Naruto überhaupt seine Freundin überredet hatte ihn gehen zu lassen, denn von meiner Seite aus wäre so ein Vorschlag niemals gekommen. Allerdings hatte eine mit dem Ausflug verbundene Aussprache, die leichte Aufklärung über Itachi und seine Denkweisen, sowie das Training mit dem Blondschopf, mir dabei geholfen, mir über mich selbst und mein Leben klarer zu werden.

Ich war dankbar dafür, noch am Leben zu sein. Ich hatte Pläne erschaffen können, kleine Gedanken, die vorher dank der Rache nie Platz gefunden hatten.

Und zu einem dieser Pläne gehörte es, dass mein Bruder sich keine Sorgen um seine Tochter machen sollte, wenn er wieder fliehen musste. Irgendwie war ich überzeugt davon, dass Itachi mit dieser Welt noch nicht abgeschlossen hatte, und einen Ausweg wusste, wie er sich aus dem Gefängnis befreien konnte. Wahrscheinlich wartete er nur auf seine Verurteilung und der damit verbundenen Hinrichtung, wo ihm sein Partner Kisame oder jemand anderes, der im Hintergrund beobachtete, helfen würde, damit er aus Konoha verschwinden konnte.

Oder dachte ich etwa zu naiv?

Nein, es war nicht Itachis Stil aufzugeben und sich dem unterzuordnen, was er einfach so hinzunehmen hatte. Er würde kämpfen und gewinnen.

Zwar würde er auch diesmal nicht der Bruder sein können, den ich mir wünschte, denn er würde nicht erzählen, was sich hinter der Wahrheit verbarg, warum all unsere Verwandte sterben mussten, und nur er war der Einzige, der sich noch verteidigen konnte. Außer Naruto… Und der wollte nicht reden, da Itachi ihn darum gebeten hatte.

Er würde nicht reden aus Sorge, mich zu verlieren, wenn er es täte.

Er dachte wie ein Freund.

Und das war er auch.

Zumindest nachdem er mir abermals einbläuen musste, dass er es nicht noch einmal dulden würde, dass ich ihn schütteln würde, wenn er seinen Sohn auf dem Arm hatte.

Ich hatte gelacht und um Verzeihung gebeten, sodass er mir nur freundschaftlich auf die Schulter klopfen konnte.

Und so betraten wir einig das Dorf, an dessen Tor schon Sakura auf ihren Freund wartete und ihm ihren gemeinsamen Sohn entgegen hielt. Mit einem breiten Grinsen wurde der kleine Uzumaki-Sprössling hochgehoben und geknuddelt, was jedoch mindestens einem von beiden nicht zu gefallen schien, denn Yukiko brüllte so laut auf, dass Naruto ihn beinahe fallen gelassen hätte.

Auf seinen sprachlosen Blick hin auf das schreiende Bündel mussten Sakura und ich lachen, denn wir kannten es schon, dass Yukiko selber gerne überschwänglich war, aber nicht selber so behandelt werden wollte. Ja ja, da hatten sich die Gene vernünftig durchgesetzt.

Ich klopfte Naruto auf die Schultern und machte mich auf den Weg zum Hokage-Turm um noch das Besuchsrecht bei meinem Bruder für den heutigen Tag erwirken zu können. Ich hatte ihm schließlich noch etwas mitzuteilen.

Als ich jedoch das Büro der Hokage betrat, traf mich bedrücktes Schweigen und ich sah für wenige Sekunden in die Gesichter der Blondine, Jiraiyas und Kakashis, die allesamt aufgrund meines Auftauchens nicht sehr glücklich aussahen. Verwirrt sah ich sie alle an, ehe ich kurz den Kopf schüttelte. „Wenn ich gerade störe, kann ich auch später wiederkommen.“ Begann ich, wurde jedoch von der Fünften Generation unterbrochen, die mich in das Zimmer eintreten hieß.

Ich schloss die Türe hinter mir und konnte einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen spüren, denn ihre Gesichter ließen nicht auf gute Neuigkeiten schließen.

Bedrückt trat ich neben Kakashi und wartete gespannt darauf, was die Hokage zu berichten hatte, doch die ließ sich erst einmal merklich angespannt an ihren Schreibtisch sitzen, ehe sie sich über die Stirn rieb.

„Dein Bruder Uchiha Itachi hat sich nach tagelanger Befragung weiterhin geweigert eine Aussage zu den Vorfällen in deinem Clan zu äußern. Ebenso hatte er bis gestern über jegliche Aktivitäten innerhalb der Akatsuki geschwiegen, doch dank einer Vereinbarung konnten wir ihn dazu bewegen uns Auskünfte über diese Organisation zu geben.“

Unhöflich unterbrach ich sie, indem ich sie nach dieser Vereinbarung fragte. Mein ungutes Gefühl im Bauch stieg an, ich konnte förmlich spüren, dass diese Nachrichten für mich unangenehm werden würden.

„Wir haben beschlossen, dass seine Tochter in Konoha leben kann, verknüpft mit Bedingungen. Sie müsste in einer guten Pflegefami…“

„Das kommt gar nicht in Frage. Sie bleibt innerhalb ihres Clans. Ich werde mich um sie kümmern.“

Tsunade sah mich intensiv an, doch als sie bemerkte, dass ich entschlossen war und keine Hintergedanken hegte, nickte sie erleichtert. „Die Informationen lassen Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort der restlichen Akatsuki zu und auch ihre Fähigkeiten sowie ihre Ziele wurden von Itachi genau benannt. So können wir nun Suna kontaktieren und diese Verbrecher ausrotten, wie wir es geplant haben. Allerdings…“ Sie sprach nicht weiter.

„Allerdings verweigert er, über sich Auskünfte zu geben.“ Berichtete dafür Kakashi weiter, der ernst hinter seiner Maske zu mir sah. Aus meinem unguten Gefühl wurde ein wahres Gebirge. Ich schluckte trocken. „Ebenso wie das weitere Akatsuki-Mitglied Kisame Hoshigaki. Sie stimmen beide einer Hinrichtung am heutigen Abend zu. Eigentlich wollten wir ihnen noch Aufschub gewähren bis nächste Woche, doch sie lehnten beide ab.“

Die Worte sackten nur langsam bis zu mir durch und ich wurde bleich, dass ich nicht wusste, wie ich mit der direkten Konfrontation umgehen sollte. Ich hatte damit gerechnet, dass man sie töten würde. Sie waren beide gefährliche Nuke-Nin, eine zu große Gefahr für das Dorf, sowohl im Inneren als auch außerhalb desselben. Sie hatten viel Unheil angerichtet, gemordet und zerstört, was in ihrer Nähe war, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie beide so schnell ihrem Schicksal entgegen sehen würden.

Hatte Itachi für sich vorgesorgt? Würde er ohne Mikoto entkommen können? Würde er das so schnell regeln können?

Oh Gott…

Ich betete darum, dass man mir meine Gedanken nicht ansehen konnte, denn ich wünschte einem Erzfeind des Dorfes, dass er entkommen konnte, egal unter welchen Bedingungen. Aber er war mein Bruder…

Ich liebte ihn wie einen Bruder.

„Kann… Kann ich ihn sehen?“

„Ich werde dich persönlich begleiten, Sasuke-kun.“
 

Ich betrat die kleine Zelle zum zweiten Mal diese Woche und ließ meinen ehemaligen Sensei Kakashi vor der Tür zurück. Nun, eigentlich wurde er direkt begeistert mitgezogen, da Mikoto frische Luft haben sollte.

Und so war ich mit Itachi wieder einmal alleine. Ich konnte seinen neugierigen Blick auf mir spüren und überraschenderweise lächelte er leicht, als er ein Stück auf seinem Bett zur Seite rückte und auffordernd neben sich klopfte.

Als ich mich gesetzt hatte, konnte ich sein Schmunzeln nicht länger ertragen, denn es erinnerte mich daran, wie er früher immer mit mir zusammen gelacht hatte.

„Was gibt es denn so zu lachen, hm?“

„Nun, ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir uns noch einmal begegnen würden.“ Er vermied klar das Wort `sehen´, aber das war auch verständlich in seinem Zustand. „Und ich freue mich darüber, dass du doch noch gekommen bist. Auch wenn ich mir wünsche, dass du später nicht dabei bleibst. Du solltest dir den Anblick ersparen.“

„Du denkst doch wohl nicht, dass ich dich alleine lasse, oder Itachi?“ Das konnte er sich getrost von der Backe schminken.

„Doch, genau das hatte ich erwartet. Oder willst du dich versichern, dass ich auch wirklich sterbe?“ Seine Frage traf mich diesmal nicht so tief, denn ich hatte mit ihr gerechnet. Schließlich hatte er mir genau dasselbe schon bei unserem letzten Treffen vorgeworfen.

„Nein. Ich dachte mir nur, dass du nicht alleine gehen willst. Ich würde auch nicht einsam sterben wollen.“

Er schwieg und seine Finger waren so stark ineinander verschränkt, dass ich nur das Zittern der fest zusammengepressten Muskeln erkennen konnte. Hatte er Angst? Es schien fast so. Oder hatten ihn meine Worte doch noch überrascht? Hatte er nicht alles so voraussehen können wie stets?

„Danke, Sasuke, aber du solltest nicht noch mein Blut fließen sehen. Dein Trauma ist schon schwer genug.“

„Meinst du, darauf kommt es noch an?“ Ich legte meine Hand auf seine kalten und spürte ihn zusammenzucken ob der Berührung. Dann lächelte er still vor sich hin.

„Danke…“ Flüsterte er leise.

„Du hast nicht doch noch einen Fluchtweg für dich, nicht wahr?“ Fragte ich leise, doch ich brauchte nicht länger sein Kopfschütteln sehen. Sein Dank hatte mir schon gereicht um mir bewusst zu machen, dass er nicht mehr wieder aufstehen würde. Dieses Mal wollte er es enden lassen.

Mein Herz schmerzte vor Schmerz, dass er sterben würde. Dass er freiwillig sterben würde.

„Warum?“

„Weil ich nicht mehr kann. Ich könnte dort draußen alleine kaum überleben, geschweige denn Mikoto verteidigen. Und sie zurücklassen… Sie würde hier ständig als Gefahr angesehen werden. Die Tochter eines frei herumlaufenden Nuke-Nins.“ Itachi schüttelte seinen müden Kopf. „Das kann ich ihr nicht zumuten. Außerdem… kann ich nicht mehr, Sasuke. Ich habe mein Leben lang gekämpft und ich fühle mich erschöpft. Zu erschöpft um mich noch einmal zu erheben oder einen Schritt nach vorne zu machen.“

Meine Kehle wurde enger, doch ich drückte nur seine Hand fester um ihm zu zeigen, dass ich bei ihm war.

„Ich möchte…“

„Keine Sorge, nii-chan, ich kümmere mich gut um sie. Als wäre sie meine Tochter. Das verspreche ich dir.“

Sein dankbares Lächeln ließ mich die Tränen hinunterschlucken.

Er würde sterben.

Nichts würde ihn mehr aufhalten.

Wortlos zog er mich in seine Arme und ich kuschelte mich an ihn. Sein Geruch stieg mir in die Nase und befreite mich wie früher von all meinen Ängsten, Sorgen, Zweifeln.

Itachis Gesicht grub sich in meine Halsgrube und seine Hände strichen beruhigend über meinen Rücken.

„Weine nur einmal um mich und dann, bitte Sasuke, dreh dein Gesicht zur Sonne. Genieße dein Leben. Jeden Moment. Lache, falle und steh immer wieder auf.“

Ich nickte versprechend und meine Tränen flossen in sein Oberteil.
 


 

„Itachi Uchiha, Sie werden bezichtigt den Uchiha-Clan ermordet und sich einer Verbrecherorganisation angeschlossen zu haben. Desweiteren obliegen Ihnen Verrat und weitere Mordanklagen. Da Sie zu Ihrer Verteidigung nichts vorzubringen hatten, hat Sie das Gericht Konoha-Gakures als schuldig befunden und Sie zum Tod durch Enthauptung verurteilt.“

Ich schluckte, als die Urteilsverkündung von Tsunade vorgenommen wurde in dem Vollstreckungsraum des Dorfes, in welchem sich außer mir noch Kakashi und ein Henker befanden, sowie Itachi und Kisame, Mikoto, die ihren Vater begleiten wollte, sich jedoch nun in meinen Armen versteckte, und Naruto und Sakura, meine Freunde, die mich nicht alleine lassen wollten.

Ich spürte die Hand meines besten Freundes, die auf meiner Schulter lag und mich stärken wollte. Mein Gesicht war starr, doch innerlich weinte ich um den Mann, der mich nur hatte beschützen wollen, mich immer geliebt hatte.

Er, dessen Tochter sich auf meinen Armen verkroch, drehte sich zu mir herum und seine ausdruckslosen Augen sahen mich an. Dann lächelte er, als wollte er mich an mein Versprechen erinnern. Zu Tsunade hatte er wohl wirklich nichts mehr zu sagen.

Auch Kisame hatte zu seinem Urteil nichts weiter als ein belustigtes Schnauben zu sagen.

Tsunade bat beide in die Mitte des Raumes zu treten und sich hinzuknien, und Itachi war schon dabei vorzutreten, als Kisame ihn noch einen Augenblick zurückhielt.

Seine Arme schlossen sich um den schmalen Körper meines Bruders, der sich gegen ihn lehnte. Auf eine groteske Art sah es so aus, als würden sie sich beide Halt geben wollen für den schwierigen Schritt in ihrem Leben.

Vorsichtig gingen beide in die Knie, Kisames Hand noch immer die Itachis haltend, der zärtlich lächelte.

Der Henker trat hinter sie, seine Klinge blitzte in dem Licht der untergehenden Sonne.

Vorsorglich drückte ich Mikoto enger an mich, sodass wohl wir beide es waren, die sich gegenseitig Halt gaben, ein Versprechen der Fürsorge.

Meine Tränen vermischten sich mit den ihren.

Ihre Finger verkrallten sich in meiner Haut.

Die Klinge sauste hinab.

Und das Uchiha-Blut floss gen Erde.

- Twelve -

Die Jahre flossen wieder einmal an mir vorbei und als ich den Kopf hob um das Sonnenlicht wärmer auf mir spüren zu können, da war ich knapp vierzig Jahre alt.

Und ich hatte Urlaub. Was gab es schöneres?

Entspannt lehnte ich mich in dem Liegestuhl zurück, den ich mir in den Garten gestellt hatte um die Sonne zu genießen. In Boxershorts wohlgemerkt und ohne gleich belästigt zu werden. Dafür war das Uchiha-Anwesen noch immer zu undurchdringlich und für viele Bewohner Konohas ein tabuisierter Ort, den sie mieden. Daher hatte ich meine absolute Ruhe, denn meine mittlerweile volljährige Nichte war auf einer mehrtägigen Mission in der Nähe der Reisfelder unterwegs.

Ja, Mikoto war schon achtzehn geworden und wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich so langsam aber sicher alt wurde. Ein Trost ist, dass ich dank meinen Freunden nicht älter geworden bin.

Nein, ich fühlte mich jünger als jemals zuvor, als ich meinen Tee trank und mich entspannt in der Sonne räkelte.

Naruto hatte bestimmt gerade mit seiner Brut zu kämpfen. Ob man es glaubte oder nicht, der Spinner hatte es tatsächlich geschafft Hokage zu werden und seiner armen Ehefrau fünf Kinder anzuhängen, die alle nacheinander aufsteigend schlimmer wurden. Wobei ich mich fragte, wer mehr gestraft war: Konohas Bevölkerung oder die Eltern.

Da die Eltern die Verursacher dieser Uzumaki-Plage waren, konnte ich getrost eben diesen kein Mitleid aussprechen, sondern nur dem bedauernswerten Dorf, in welchem auch ich lebte. Somit durfte ich mich ebenfalls bedauern. Ironie pur und mein Tag war wieder einmal gerettet.

Sakura hatte zudem ihre Bande ziemlich im Griff.

Zumindest Yukiko, der in seinem Verhalten ganz nach seinem Vater kam, dieser Sauhund. Er spielte Streiche, war nervtötend, davon überzeugt der nächste Hokage zu werden, schon jetzt eine reine Landplage, hatte mehr Talent als Verstand und war im Team meiner Nichte.

Bis auf den letzten Aspekt ganz der Vater.

Den Sakura wohlgemerkt auch absolut unter ihrem Pantoffel stehen hatte.

Und ich hatte ebenfalls alles im Griff, denn ich unterrichtete mindestens zwei von ihren Kindern in diesem Jahr. Wer wusste, ob da nicht noch eines kommen würde?

Ja, ich bin Lehrer geworden. Kurz nach Itachis Tod als ich alleine die Verantwortung für meine Nichte Mikoto übernehmen musste, war mir klar geworden, dass es zu gefährlich war weiterhin Jo-Nin zu sein –denn dies hatte ich ebenfalls erreicht- und hatte mich entschlossen die Kinder an Konohas Akademie zu unterrichten. Ich muss gestehen, die ersten Tage waren die Hölle und mehr als einmal hatte ich gedacht, dass meine Nerven bei Weitem nicht so ausbalanciert waren wie ich gehofft hatte.

Iruka war es, der mir lachend auf den Rücken geklopft hatte und meinte, dass es besser werden würde.

Und das war es tatsächlich. Der Weg ging bergauf und der Respekt kam. Ebenso die Liebe und das Lachen für, über und mit den Kindern.

Ich hatte nie von mir gedacht, dass es mir Spaß machen würde zu unterrichten. Aber ich lernte dazu und heute war es das Beste, was ich hatte machen können. Schließlich hatte ich auch nur so garantieren können, dass meine Nichte vernünftig aufwuchs, denn ich hatte niemanden, dem ich sie anvertrauen konnte für die langen Zeiträume der Missionen.

Und die Gefahr, dass mir etwas passieren würde, war definitiv zu hoch gewesen. ANBU und praktizierende Jo-Nin lebten nie lange.

Außer wohl einem, der gemeinsam mit Mikoto unterwegs war. Kakashi Hatake. Großes Kapitel, und wohl in Bälde mein Schwiegersohn.

Mir lief trotz der Hitze in Konoha ein kalter Schauer über den Rücken, als ich daran dachte. Gott, Itachi hätte das wahrscheinlich nie kommen sehen…

Ich konnte mich selbst jetzt nicht von dem Schrecken distanzieren, den ich erhalten hatte, als ich Mikoto mit Kakashi erwischt hatte… und ich ihm daraufhin die Nase brach. Schließlich hatte ich gedacht, dass er ihr zu nahe getreten war. Seiner eigenen Schülerin!

Wie sich herausstellte, war genau das Gegenteil der Fall gewesen und sie hatte den grauhaarigen Jo-Nin mit ihren Gefühlen einfach überrumpelt. Das hatte sie wiederum ganz von ihrem Vater. Wenn der sich was vorgenommen hatte…

Ja…

Itachi…

Ich hatte mittlerweile meinen Frieden darin gefunden, dass ich nicht die Wahrheit wusste. Zwar hatte Mikoto an ihrem achtzehnten Geburtstag angeboten, mir die Hintergründe zu erläutern, doch wie ich zu dem Zeitpunkt feststellen musste waren sie für mich nicht mehr wichtig gewesen. Ich musste sie nicht mehr wissen um glücklich zu werden. Itachi selbst hatte mir mein Glück zurückgegeben und mir eine Aufgabe beschert, die mich mehr einnahm als mein gesamtes Training in den vergangenen Jahren.

Die Erziehung Mikotos.

Wir hatten wie jede kleine Familie unsere Höhen und Tiefen, zeitweise sogar mehr Streitigkeiten als Frieden, aber zurzeit lief es gut. Was wollte ich mehr verlangen? Eben.

Das kleine Biest hatte mit ihren Zicken und all den weiblichen Bedürfnissen –wie auch den nachweisbaren Charaktereigenschaften ihres Bruders, insbesondere die Morgenmuffelei- dafür gesorgt, dass mir beinahe die Haare ausfielen.

Und mit ihren kleinen Geschenken und ihren unschuldig strahlenden Kinderaugen hatte sie ihre Kindheit nochmals aufholen und genießen können, mir damit auch das Puzzlestück in meinem Leben ermöglicht, welches mir in meiner Erziehung gefehlt hatte.

Ich vermisste nichts.

Ich war glücklich, wenn ich auch alleine war. Eine Frau hatte ich mir nie genommen, und ich werde es auf meine alten Tage hin auch nicht tun, dafür bin ich zu sehr ein Einzelgänger, selbst wenn Mikoto bei mir war. Ich brauchte keine Frau, und einen Erben erst recht nicht.

Ich vermutete viel mehr, dass Mikoto gemeinsam mit Kakashi –ein weiterer Gruselanfall- dafür sorgen würden, dass genügend Nachkommen vorhanden waren.

Wenigstens blieben dann das Sharingan und Kakashis Fähigkeiten in der Familie, erlaubte ich mir ein klein wenig das alte Clandenken und war sichtlich zufrieden, dass es kein Hyuga war, den ich in meinem Haus als Schwiegersohn empfangen musste.

„Hey, so faul hier in der Sonne herumzuliegen sollte verboten werden!“ Rief mein bester Freund, der dreist wie er selbst als Hokage noch war, über den Gartenzaun geklettert war und sich ungebeten mein Glas Tee schnappte.

„Naruto.“ Ich knurrte ihn leise an, was ihn belustigt glucksen ließ. Kein Wunder, dass Konoha den Bach runterging bei dem Hokage!

„Mensch, entspann dich mal. Ist doch nur Tee.“

„Nur Tee.“ Ich schnaubte abfällig, konnte aber innerlich nicht abstreiten, dass mir seine Anwesenheit nicht gefiel. „Gleich kommt noch, dass du Ramen essen willst, die ich bezahlen darf!“

Sein Grinsen war mir Antwort genug und ich zeigte mit dem Daumen Richtung Haus.

„Aber deinen Liegestuhl holst du alleine, Dobe.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2019-12-05T17:45:55+00:00 05.12.2019 18:45
Supper Story auch wenn ich kein Fan vom Naru x Saku parring bin ansonsten hat die Story alles was man sich wünscht
Von:  Coppelius
2009-12-23T21:42:02+00:00 23.12.2009 22:42
wieder ein tolles kappi^^
ich bin ja mal gespannt,wer das kleine mädchen ist^^
weiter so^^
Von:  Coppelius
2009-12-05T23:31:45+00:00 06.12.2009 00:31
wieder ein klasse kappi^^
aber armer naru-chan*snief*
hoffentlich wacht er bald auf...
*mit bettelblick zur autorin guck*
Von:  Coppelius
2009-12-05T23:04:23+00:00 06.12.2009 00:04
armer naru-chan*snüff*
aber ein tolles kappi^^
Von:  Coppelius
2009-12-05T22:44:45+00:00 05.12.2009 23:44
sehr schön geschrieben^^
Von:  Coppelius
2009-12-05T22:21:45+00:00 05.12.2009 23:21
ein kappi mit überraschungen^^
aber naru-chan kann einem iwie leid tun...


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