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Faszination Gefühl

von

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Jan Delay - Liebeslied

Der Rauch seiner Zigarette zog langsam der Decke entgegen, floss durch die Tücher die er dort aufgehängt hatte wie ein tödliches Gift, das sich unaufhaltsam in einem Bach ausbreitet. So ein wunderbares Bild, der Rauch die Hände eines Liebhabers, die Tücher der Körper den sie umspielten und liebkosten. Bittersüße Gedanken, die seinen Kopf durchquerten auf der Suche nach einem Ort, der ein Zuhause für sie sein konnte.

Aber sie fanden nichts, konnten nichts finden außer Leere, während die Decke langsam trüb zu werden schien. Ein alter Spiegel, kaum benutzt und doch nur zu perfekt um seine Seele aufzudecken und ihm entgegenzuschleudern. Sieh her, rief sie ihm zu, während der Nebel sie immer weiter verschwinden ließ, ich weiß wie es in dir aussieht! Ich kenne dich, komm und schau dich an!
 

Leise dröhnte der Lärm der Autos von der Straße zu ihm herauf, bildete das Pendant zu seiner Decke. LÖegte sich um seine Wahrnehmung und wickelte ihn ein, bis er nur noch ein monotones Summen hörte. Alles was hervorstach war das Rascheln der Decken, auf denen er lag, versteckt zwischen Laken und Stoffbahnen, verborgen vor dem Rest der Welt. Allein mit sich selbst, der einzigen Person, der er nicht einfach so entkommen konnte.

Ein weiterer Zug an seiner Zigarette. Die Glut leuchtete auf, ein letztes Lebenszeichen bevor alles verschwand und nichts hinterließ als Staub und Dunst. Er atmete tief ein, ließ den Rauch seine Lunge kitzeln und ihn schließlich durch seine Nase entfliehen, bis er den ruhigen Fluss aus der Zigarette umwarf und sich letzten Endes doch mit dem Staub vermischte.

Der junge Mann schloss die Augen und hörte seinem Puls zu, der langsam im Takt der hupenden Wagen auf der Straße schlug. Es schlug laut in die Stille hinein, hob die dünne Haut an seinem Hals im Takt der Musik seines Körpers. Herzschlag als Bass, Atem als Hintergrundmelodie. Nur die Hauptstimme fehlte noch, wartete auf ihren Einsatz um die Synphonie zu vollenden. Sie hörte dem Verkehr zu, dem leisen Aufprall der Zigarettenasche, dem Heben und Senken seines Brustkorbs wenn er atmete. Machte sich bereit für das große Finale, ein Crescendo aus Stille, die unbedingt gestört werden will.
 

Ein letzter Zug an seiner Zigarette, bevor er sie ausmachte, die Augen noch immer geschlossen. Stimme baute sich auf, staute sich und brach schließlich in einem harmonischen Missklang hervor.

"Hau ab", sagte sie, zu einer Person die er nicht sehen konnte. Nur fühlen, Haut an Haut, dann kalt als ein Luftzug die Körperwärme plötzlich mit sich nahm. Er hörte das Schimpfen, die Flüche mit denen er bedacht wurde, doch es kümmerte ihn nicht. Es fügte sich ein in diese allumfassende Musik, vollkommen und rein im Ton, ein wohltuendes Hintergrundmurmeln, das von einem Türenschlagen nur noch in seiner Perfektion bestärkt wurde.

Hatte er sie verletzt?
 

Er zündete sich eine neue Zigarette an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-06-30T19:57:17+00:00 30.06.2009 21:57
Ich schließe mich -AniceSinnerbody- an.
Unglaublich was alles eigentlich nur, mit dem Rauchen einer Zigarette beschrieben werden kann.

Mich hat das Ende etwas verwirrt, aber nach dem zweiten mal lesen, habe ich es verstanden.
Schon intressant welche Wirkung es hat, wenn es so beiläufig beschrieben wird xD

lg, andoa-chan

~a present for you~
Von: abgemeldet
2009-06-01T09:54:39+00:00 01.06.2009 11:54
Ich hätte nie gedacht, dass man das Rauchen einer Zigarette so intensiv und vor allem so gefühlvoll beschreiben kann. Wirklich faszinierend! :)
Hat mir sehr gut gefallen... am Ende doch noch mehr zu erfahren, über den Mann, der die Zigarette raucht und über die Situation in welcher er sich befindet war für mich noch das Tüpfelchen auf dem I :D

Alles Liebe,

dat Aníce

PS: Synphonie ... Sinfonie :) (bin ich mir recht sicher xD)


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