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Cruel Nature

von

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Finale - Ersehntes Tageslicht

Finale – Ersehntes Tageslicht
 

Es sieht wirklich schlecht aus.

Dieses Schloss ist so unglaublich groß!

Keisuke eilt durch die Gänge und prüft jeden Raum, doch er scheitert häufig schon daran, dass die meisten Türen einfach abgeschlossen sind und er so nicht hineinkommt.

Was ist, wenn Yuri nun in einem dieser Räume eingesperrt wurde?

Er hämmert rücksichtslos gegen die Türen und ruft ihren Namen, er weiß ja, dass seine Feinde sich nicht dahinter verbergen sondern von Samuel und Shizuka zurückgehalten werden.

Hoffentlich haben die beiden Erfolg...

Meadow und der König sind so mächtig!

Als Keisuke die nächste Tür erreicht, würde er am liebsten seinen Kopf gegen die Wand schlagen.

Ein mit Gold umrandetes, rotes Kreuz verrät offensichtlich, dass sich hier das Krankenzimmer befindet. Er hätte sich das ganze Theater, jeden Raum vorher so energisch zu prüfen, sparen können.

Aber daran lässt sich jetzt nicht ändern, er kann nur hoffen, dass sie nicht abgeschlossen ist.

Bingo, er öffnet sie und wen sieht er da auf der Liege?

Yuri, und sie ist bei vollem Bewusstsein!

„Keisuke!“, ruft sie glücklich.

Erleichtert läuft er zu ihr hin: „Zum Glück, ich habe dich gefunden!“

„Mach bitte diese blöden Dinger weg!“

Erst jetzt fallen ihm die Riemen auf, mit denen ihre Handgelenke an die Liege gefesselt sind.

Im Handumdrehen befreit er sie von ihnen.

Eigentlich sind es sehr leicht zu öffnende Riemen, doch für jemanden, der sie mit keiner Hand berühren kann, ist es unmöglich, sie ab zu machen.

Dankend umarmt Yuri ihn, dabei bemerkt er die roten Streifen an ihren Handgelenken.

Diese Riemen waren also wirklich eng befestigt.

„Ist ja gut“, lacht Keisuke und will sie abschütteln, doch sie lässt zuerst nicht locker.

„Was ist? Hattest du solche Angst?“

Als er das fragt, wird sie purpurrot und erwidert: „Nein, ich hatte gar keine Angst!!! Ich... ich dachte nur, dass es eine wirklich dämliche Idee war, mit ihm zu gehen...“

Keisuke schaut sie ungläubig an.

„Gut, ich hatte ein klein bisschen Angst. Zufrieden?“

„Ja“, antwortet er; „Ich hatte auch Angst um dich. Dass dir etwas passiert sein könnte...“

Sie verstummt einen Moment. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er so etwas sagt.

Er auch nicht.

„Ähm, ist ja auch egal. Warum warst du eigentlich gefesselt?“

Die beiden tauschen kurz ihre Informationen.

„Er hatte also nie vor, dir die Fuchsmerkmale zu nehmen...“, stellt Keisuke anschließend fest.

„So ist es“, stimmt sie bedrückt zu; „Das war eine fette Lüge. Genau wie die Sache mit dem Leben in Luxus hier...“

„Also Luxus stelle ich mir wirklich anders vor. Anscheinend hatten sie irgendein Experiment mit dir vor. Vielleicht kann Frau Lilienfeld Licht ins Dunkel bringen...“

Dafür müssen sie sie aber erst einmal finden.

„Gehen wir“, lächelt Keisuke und läuft so schnell er kann mit Yuri aus dem Krankenzimmer, dann den Gang entlang, der zu der riesigen Eingangshalle führt.

Dort sind Shizuka und Samuel, zumindest sollten sie dort sein.

Plötzlich ist ein extrem lautes Grollen zu hören, das die Erde erzittern lässt.

„Was war das?!“, fragt Keisuke erschrocken.

„Woher soll ich das wissen?!“, gibt Yuri zurück.

Jetzt rennen sie noch schneller, und als sie die Eingangshalle erreichen, bleiben beide für einen Moment erstarrt stehen.

Ihre Münder stehen vor Schreck weit offen.

Mitten in der Eingangshalle trampelt ein gigantischer, schwarzer, schattenartiger Drache hin und her. Würde er seinen Kopf ganz ausstrecken, würde er durch die Raumdecke brechen, die schon ziemlich hoch angesetzt ist. Er steht auf vier Beinen, alle dicker als Steinsäulen, hat ledrige wirkende, breite Flügel und einen langen Schwanz. Sein furchterregendes Maul offenbart riesige Zähne und eine geteilte Zunge, wie die, einer Schlange.

Alles an ihm ist schwarz und leicht transparent, außer seine rot glühenden Augen.

Yuri schreit auf, als sie dieses Ungetüm brüllen hört.

Keisuke sieht, dass Raito einige Meter vor ihnen, fast direkt unter dem Drachen steht.

Sein Blick ist zorniger als je zuvor.

Also ist dies auch eines der Schattenwesen, die Raito beschwören kann?

Bisher hat Keisuke angenommen, er könne nur Tiere herbeirufen, die in dieser Welt auch normal anzutreffen sind, wie der Vogel, der Wolf oder der Stier.

Er hätte niemals gedacht, dass er auch Fabelwesen wie Drachen rufen kann.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie aus einer Parallelwelt stammen, in der es solche Dinge wirklich gibt, wo es nicht nur Märchen und Legenden sind.

Dafür gibt es dort vielleicht keine Vampire.

Keisuke ruft Raitos Namen, doch er ignoriert ihn.

Wenn sie sich ihm nähern, könnten sie von dem Riesendrachen zertrampelt werden.

„Du fährst ja ganz schön auf“, ruft der König amüsiert.

Er steht am hinteren Ende der Halle.

Meadow, der etwas näher an dem Drachen steht, schaut geschockt zu dem Vieh auf und macht sich eine Sekunde später unsichtbar.

Doch das rettet ihn nicht.

Grollend stellt das Schattenwesen seine Vorderbeine weit auseinander, atmet tief ein und haucht einen Moment später lodernde Flammen in alle Richtungen aus.

Es ist so laut, dass Keisuke sich die Ohren zuhalten will.

Ihnen steht nicht nur ein Drache gegenüber, er kann auch noch Feuer speien!

Ob dies Raitos ultimative Waffe ist?

Sofort wird Meadow vom Feuer erwischt und verrät seine Position dadurch, dass er sein brennendes Jackett abwirft. Unter lautem Getöse holt der Drache mit dem Schwanz aus und donnert Meadow mit voller Wucht durch die Wand.

Eigentlich ist offensichtlich, dass er das nicht überlebt haben kann, doch der Drache geht auf Nummer sich und speit auch noch einmal Feuer durch den von ihm verursachten Riss und setzt damit den benachbarten Raum in Brand.

„Ich habe keine Gnade mit euch“, schreit Raito; „Ihr Mistkerle! Ihr habt meinen besten Freund auf dem Gewissen!“

Der König lacht: „Er hätte halt nicht so frech werden sollen.“

Er versucht gar nicht, Meadow zu retten?

Obwohl dieser ihm schon seit mehreren hundert Jahren als Diener, Berater und Freund zur Seite steht? Rage ist wirklich ein kaltherziger, grausamer Vampir.

„Wovon redet er da?“, fragt Yuri, und Keisuke nimmt all seinen Mut zusammen und läuft zu Raito hinüber. Den Drachen scheint das nicht zu interessieren.

„Raito, was ist passiert?“, will Keisuke wissen.

„Sie haben Samuel getötet“, sagt er und seine Hand verkrampft sich zu einer Faust.

Was? Das ist unmöglich...!

Dann sieht er Shizuka und ihn an der Wand da vorne liegen.

„Shizuka!“, ruft Keisuke voller Angst und will schon hin zu ihr, da hält Raito ihn zurück; „Sie ist nur bewusstlos. Er hat sein Leben für sie geopfert.“

Das hat er wirklich getan?

Keisukes Augen füllen sich mit Tränen: „Das ist meine Schuld! Ich hätte die Beiden nicht alleine hier lassen dürfen! Dann wäre das vielleicht nicht passiert... Und ich hätte dich nicht bitten sollen, mit Miho zu gehen! Wenn du dabei gewesen wärst...“

„Halt den Mund!!“, schreit Raito ihn plötzlich an.

Keisuke schreckt zurück.

„Mir ist vollkommen egal, ob du Schuld hast oder nicht, das macht es auch nicht rückgängig!“

Das stimmt...

Jetzt ist etwas anderes entscheidend: Dieses Monster von König aufzuhalten.

Als Yuri erkannt hat, dass der Drache zwischen Freund und Feind unterscheiden kann, kommt sie auch her.

„Wie hattet ihr denn vor, ihm irgendwas zu tun? Er kann euch doch einfach kontrollieren!“

„Wenn wir ihm zu nahe kommen...“, fügt Keisuke nervös hinzu.

Im nächsten Moment verschwindet der Drache langsam.

„Er greift ihn einfach nicht an, was immer ich ihm auch telepathisch vermittle“, knurrt Raito.

Noch während das Wesen sich auflöst, rennt er ohne Vorwarnung auf den König los.

„Nein!“, rufen Keisuke und Yuri beide.

Was tut er da? Er müsste doch am besten wissen, dass es sinnlos ist!

Beim Rennen zieht er plötzlich ein ungefähr ein 60 cm langes Ninjaschwert hervor.

Das er sowas mit sich führt!

Trägt er deshalb immer diesen langen Mantel?

„Stirb!“, brüllt Raito, als er mit der Waffe ausholt.

Doch eine halbe Sekunde, bevor die Klinge Rages Hals berührt, erstarrt der Angreifer.

„Nein...“ Raitos ganzer Körper zittert, mit aller Kraft versucht er, sich der Kontrollfähigkeit des Vampirkönigs zu widersetzen; „Nein, ich habe es... doch fast geschafft...“

Rage grinst: „Lieber Sohn, der Verlust deines Freundes mag deinen Willen gestärkt haben, aber du glaubst doch nicht wirklich, dass das ausreicht?“

Er lacht schallend und greift das Schwert an der Klinge. Dann reißt er es ihm aus der Hand und befördert Raito zu Boden, indem er ihn das Heft des Schwerts an den Kopf schlägt.

So ein Mist! Es war wirklich leichtsinnig von Raito, so zu handeln.

Sonst verhält er sich immer so cool und besonnen, aber dieses Mal...

Keisuke erinnert sich daran zurück, wie ruhig und gefasst er war, nachdem Verena gestorben ist.

Anscheinend war es jetzt sogar für ihn zu viel.

Der König wirft das Schwert weg und tritt näher an Keisuke und Yuri heran:

„Nun, ich hätte euch gerne lebend. Aber wenn ich euch töten muss...“

„Was wollen Sie denn machen?!“, fährt Yuri ihn an und macht sich bereit.

Gleichzeitig flüstert sie Keisuke zu: „Denk immer daran, halt Abstand zu ihm!“

„Mir kommt da eine sehr schöne Idee“, lächelt Rage und hinter ihm steht Raito auf.

Zuerst ein Hoffnungsschimmer für Keisuke, doch dann sieht er seine leeren, emotionslosen Augen.

Ohne etwas zu sagen faltet er die Hände zusammen und zahlreiche Schattentiere erscheinen.

Ein Löwe, eine Katze, eine Eule und ein Bär.

„Mal sehen, wie ihr euch gegen sie haltet“, lacht Rage.

Die Schattenwesen kommen langsam auf sie zu.

Also wird Raito wirklich von seinem Vater kontrolliert, sodass die Schattenwesen nun Keisuke und Yuri angreifen?

„Scheiße...“, flucht er ängstlich, als er sieht, dass der Löwe sich ihm nähert.

„Was machen wir jetzt?“, fragt Yuri verzweifelt.

Rage lacht immer mehr. Doch dann hört er plötzlich auf.

Aus irgendeinen Grund machen alle beschworenen Wesen vor den beiden Halt und drehen sich um.

Was hat das zu bedeuten?

Yuri spricht den Bären, der jetzt wie die anderen mit dem Rücken zu ihnen steht, einfach an:

„Wollt ihr uns etwa helfen?“

Der Bär erwidert nichts, aber Tiere können ja auch im Normalfall nicht sprechen.

„Was soll das?!“, faucht der König; „Los, macht sie schon fertig!“

Aber die Schattenwesen reagieren nicht.

Sie stehen nur wie ein Schutzwall vor Keisuke und Yuri.

„Ich habs!“, ruft er; „Das sind nicht irgendwelche Werkzeuge! Raito spricht von ihnen doch immer als Gefährten. Sie sind seine Freunde! Sie können selbst denken. Auch wenn sie den König nicht angreifen können, lassen sie sich nichts befehlen. Sie wollen uns nichts tun!“

Reine Spekulation, aber anders kann man es momentan nicht erklären.

„Greift sie schon an!“, fordert Rage sie auf, aber ohne Erfolg.

„Du hast ihren Vertrauten verletzt. Sie werden nicht auf dich hören!“, ruft Yuri.

Sie glaubt wohl auch an Keisukes Theorie.

„Gut, dann eben nicht. Sie können mir trotzdem nichts tun, egal, was ihr versucht. Wirklich beschützen können sie euch nicht. Ich nehme mir euch dann eben persönlich vor.“

Mit diesen Worten schreitet der König im Schnellschritt auf die beiden zu.

An den Tieren würde er einfach vorbei gehen!

„Keisuke, lauf so weit nach hinten wie du kannst!“, schreit Yuri und rennt mit höchster Geschwindigkeit auf Rage zu.

Extrem schnell wie sie ist, hat sie ihn in ein paar Sekunden erreicht, und er will schon einen Angriff parieren, da schlägt sie einfach einen Salto über ihn hinweg und läuft weiter.

Was macht sie da?

Überrascht dreht Rage sich zu ihr hin: „Hm? Oh, du willst das Schwert holen? Meinst du, damit hast du eine Chance gegen mich?“

Yuri dreht sich um: „Na und? Wir werden sehen, dass ich dich damit besiegen kann!“

Also hat er wirklich ihren Plan erraten?! Verdammt!

Rage lacht: „Tja dann. Ich zeige dir mal, was du davon hast.“

Er geht weiter seines Weges auf Keisuke zu, der schon an der Wand steht.

Bevor er sich entscheiden kann, ob er versuchen soll, nach links oder nach rechts zu entkommen, verliert er schon das Bewusstsein: Der König übernimmt die Kontrolle.

Als Yuri hinten beim Schwert angekommen ist, gehen Keisuke und Rage gerade gemütlich aufeinander zu.

„Das war ein Fehler“, grinst sie.

„Danke!“, sagt Raito.

Ihr wahrer Plan ist aufgegangen. Raito und Keisuke sind so weit voneinander weg, dass es für den König nicht möglich ist, beide gleichzeitig zu kontrollieren.

Wie konnte er nur so hochmütig sein und das außer Acht lassen?

Rage, der eine von Samuels Krallen aufgehoben hat, hat sie Keisuke gegeben und dieser hält sie sich nun an den Hals.

„Ihr solltet wirklich kapitulieren“, schlägt er Yuri vor; „Du siehst ja, welche Macht ich habe.“

„Du hast einen kleinen Denkfehler, Vater!“, fährt Raito ihn an, woraufhin Rage erst bemerkt, dass dieser nicht mehr unter seiner Kontrolle steht.

„Du gehst nämlich davon aus, dass meine Gefährten, die hier noch überall herumstehen, dich nicht angreifen können. In Wahrheit ist es aber nur so, dass sie dich nicht direkt angreifen können.“

Bevor der König irgendwie reagieren kann, lassen die Schattenwesen Taten folgen: Der Bär zerschmettert die Säule, neben der Rage steht, sodass ihm beinahe dicke Felsbrocken aus der Wand und der Decke an den Kopf knallen.

„Wenn du das nochmal wagst“, knurrt Rage; „wird dieser Junge sich gleich umbringen.“

Er deutet auf Keisuke, der sich immer noch die Metallkralle an den Kehlkopf hält.

„Ist mir egal“, sagt Raito sofort; „Er ist indirekt dafür verantwortlich, dass Samuel tot ist. Ich mache dich auf jeden Fall fertig, mir egal, ob er dabei draufgeht.“

Yuri sieht ihn geschockt an. Das kann doch nicht sein Ernst sein!

„Spinnst du? Du willst ihn echt sterben lassen?!“, kreischt sie.

„Ja!“, ruft er entschlossen, flüstert jedoch direkt darauf: „Nein, natürlich nicht. Aber dann wird mein Vater nicht auf die Idee kommen, ihn zu töten. Er braucht ja so viele von uns wie möglich.“

Ausgefeilter Plan. Aber wenn er scheitert, wird Keisuke das mit dem Leben bezahlen.

Das würde sie Raito nicht verzeihen.

„Wenn das so ist...“, sagt der König in einem überlegenen Tonfall; „muss ich trotzdem nichts anderes tun, als mich dir gemeinsam mit dem Kerl hier zu nähern. So verliere ich über ihn nicht die Kontrolle, wenn ich gleich wieder Besitz von dir ergreife, Sohn!“

Raito nickt Yuri zu: Jetzt müssen sie schnell handeln.

Während das Fuchsmädchen sich mit dem Schwert in Bewegung setzt, den König anzugreifen, zielt die schattenhafte Eule darauf ab, einen der Kronleuchter von der Decke zu trennen und auf Rages Kopf stürzen zu lassen.

Es entgeht ihm nicht, dass Yuris Ansturm nur ein Ablenkungsmanöver ist und springt zur Seite.

Der Kronleuchter zerschellt auf dem Boden, und im gesamten Raum wird es ein wenig dunkler.

„Nett, aber aus Distanz kannst du mich einfach nicht effektiv angreifen“, lacht Rage und will sich um Yuri kümmern, doch er sieht sie bereits nicht mehr.

Wollte sie ihn nicht angreifen?

Dann bemerkt er, dass sie schon hinter ihm ist, das Schwert hat fallen lassen und Keisuke gerade die Metallkralle aus der Hand geschlagen hat. Das kann doch nicht wahr sein, sie ist schneller, als Rage dachte.

Ohne zu zögern packt sie den jungen Vampir an der Hand und zerrt ihn zu Raito.

Doch Keisuke stellt sich als ein sprichwörtlicher Klotz am Bein heraus: Mit ihm kommt sie viel langsamer voran, als wenn sie alleine rennen würde, und irgendwie scheint es auch so, als würde er nicht richtig mitkommen wollen.

Rage lacht laut auf: „Ha ha ha! Kindisch. Ich muss mich doch nicht einmal vom Fleck bewegen, um zu verhindern, dass ihr entkommt.“

Im nächsten Moment reißt Keisuke sich los und attackiert Yuri mit einem hohen Tritt, dem sie dank ihrer guten Reflexe gerade noch rechtzeitig ausweichen kann.

Leider hat sie bei seinem nächsten Hieb nicht so viel Glück: Mit einem kräftigen Schlag bringt er sie quietschend zu Boden, wo sie jedoch nicht lange bleibt.

Der König ist so ein Mistkerl! Er lässt ihre Freunde gegen sie kämpfen!

Und das schlimmste ist, wenn Keisuke vom König gesteuert wird, ist er viel stärker, als er normalerweise wäre!

Hilflos sieht sie zu Raito.

Dieser überlegt einen Moment, doch Yuri hat keine Zeit und muss schon den nächsten Attacken ausweichen. Sie will ihn nicht verletzen! Und Rage weiß das. Dieser Drecksack.

Nun steht sie mit dem Rücken zur Wand, und Keisuke direkt vor ihr.

Seine Augen sind matt und ausdruckslos.

Als wäre er eine Puppe. Als wäre sie eine Puppe.

Plötzlich fällt Raito etwas ein: „Yuri!!“

Sie dreht sich kurz um, duckt sich dann jedoch direkt, denn Keisuke schleudert seine beiden Fäuste ruckartig auf sie zu, rammt jedoch die Wand.

Als das Fuchsmädchen sich zögerlich erhebt, fallen ihr die Blutspuren an der Wand auf.

Ihr Blut ist es nicht.

Sie mustert Keisukes Fäuste und stellt fest, dass sie es sind, sie bluten.

Yuri wird sauer. Der König lässt ihn wirklich mit so einer Wucht zuschlagen, dass seine Hände danach verletzt sind!

„Yuri, hat Keisuke den Dolch dabei?!“, ruft Raito von hinten.

Eigentlich hat er ihn immer dabei, oder?

Keisuke sieht an sich hinunter.

Der Griff der Waffe schaut an seinem Gürtel hervor.

So schnell sie kann greift Yuri danach und zieht den silbern funkelnden Dolch heraus, bevor ihr Gegenüber es tut und sie damit umbringt.

„Der Knabe hatte einen Dolch dabei?“, spricht Rage durch Keisukes Mund; „Dann hätte das ja viel einfacher laufen können.“

Yuri hält den Dolch schützend vor sich, doch nichts liegt ihr ferner, als Keisuke damit aufzuschlitzen.

Was soll sie nur tun?

„Gib ihm die Waffe!“, brüllt Raito; „Schnell!“

„Was?! Dann wird er mich töten!“, kreischt sie verständnislos.

Jetzt redet Raito aber wirklich Unsinn!

Sie wird Keisuke sicher keine Waffe in die Hand geben, solange dieser vom König kontrolliert wird.

„Tu, was ich sage!“, ruft er; „Es ist unsere einzige Chance!“

„Hast du jetzt völlig den Verstand verloren, Raito?“, grinst Rage.

„Ach, verdammt!“, flucht Yuri und drückt Keisuke das Messer in die Hand.

Im nächsten Moment rollt sie sich über den Boden auf eine sichere Distanz.

„Ah, meine Hände!“, stöhnt Keisuke plötzlich.

Verwirrt sieht er sich um.

Rage ist geschockt: „Was? Warum... ist meine Verbindung abgebrochen? Was soll das?“

„Du bist wieder du?“, fragt Yuri misstrauisch.

„Wer soll ich sonst sein?“, gibt Keisuke sauer zurück.

Seine Fingerknochen schmerzen.

„Du... dieses Messer... es ist nicht dieses Messer, oder?“, keucht Rage fassungslos und geht auf Raito zu.

„Doch“, antwortet dieser ruhig; „Es ist der Dolch, den du mir einst geschenkt hast. Der Dolch, in dem dein Blut eingearbeitet wurde, um ihm absolute Macht zu verleihen. Zu der Zeit, zu der du ihn mir überreicht hast, warst du noch ein richtiger, liebender Vater, der um seinen Sohn besorgt war. Nicht wie heute, ein Psychopath der seine kranken Spielchen spielt.“

„Hier ist das Blut vom König drin?“, wiederholt Keisuke überrascht.

Raito nickt.

„Ich verstehe!“, ruft Yuri; „Wer ihn hält, wird immun gegen die Fähigkeiten anderer Vampire. Deswegen kann er dich nicht kontrollieren, wenn du ihn hast.“

„Du musst ihn aber in der Hand halten!“, mahnt Raito; „Sonst wirkt seine Kraft nicht!“

Das muss der Grund sein, warum er überhaupt kontrolliert werden konnte, obwohl er den Dolch die ganze Zeit am Gürtel getragen hat.

„Tja mein Lieber, habt ihr tatsächlich eine Waffe gegen mich...“, spottet der König und kommt immer näher an Raito; „Leider kann immer nur einer von euch sie tragen. Unglück, was?“

„Nein, das dürfen wir nicht zulassen!“, schreit Yuri und holt das Schwert, das immer noch auf dem Boden herumliegt, während Keisuke schon einmal zu Raito läuft.

„Raito, kannst du ihn auffangen?“, fragt er laut.

„Nein, behalte du ihn!“, fordert er ihn auf.

„Aber...“

„Ich sagte, DU behältst ihn!!!“, brüllt Raito und Keisuke nickt schließlich eingeschüchtert.

Rage steht jetzt direkt vor seinem Sohn, welcher augenblicklich verstummt und erstarrt.

Yuri überholt Keisuke und stürzt sich mit dem Ninjaschwert auf Rage, doch dieser packt es einfach, und schleudert es mitsamt Yuri, ganz ohne sich zu verletzen, nach hinten weg.

Mit einem lauten Krachen landet sie auf dem Boden, ihre Waffe direkt neben ihr.

Jetzt, wo Rage ihm den Rücken zugedreht hat, ist das seine Chance!

Keisuke rennt auf ihn zu, hebt seinen Dolch...

Es tut mir leid, Verena. Ich will mein Versprechen nicht brechen müssen, aber ich habe keine Wahl. Ich muss jemanden töten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Danach wird alles vorbei sein. Danach werden wir endlich wieder in Frieden leben können. Auch wenn ich dich nie wiedersehe, und auch Samuel gestorben ist, zumindest Raito, ich und die anderen...

Doch der Dolch sollte Rage niemals erreichen.

In der Tat kann er nicht mehr schnell genug ausweichen, also macht er etwas anderes.

Keisukes Angriff ist ein Volltreffer.

Ein Volltreffer in Raitos Brustkorb.

Nein, das darf nicht wahr sein, denkt Keisuke, nein, bitte nicht...

Der König hat seine Fähigkeit eingesetzt und seinen eigenen Sohn dazwischen springen lassen, um sein eigenes Leben zu retten.

„Lass... den Dolch... nicht los...“, keucht Raito; „... zieh ihn... heraus... und lass... nicht los...“

Dadurch, dass Raito jetzt auch im direkten Kontakt mit der Waffe ist, hat Rage keine Kontrolle mehr über ihn.

Für einen Moment wird alles um sie herum still.

„Nein... Bitte... Warum... Das darf nicht passiert sein... Nicht du...“, flüstert Keisuke heiser und Tränen laufen ihm über die Wangen. Was hat er nur getan?

„Zieh es... heraus...“, wiederholt Raito unter Anstrengung.

Mit zitternden Händen und schreiend zieht Keisuke schließlich den Dolch aus dem Fleisch seines Gegenübers.

Dabei spritzt eine große Menge Blut auf ihre Kleidung und in ihre Gesichter.

Raito stöhnt vor Schmerzen auf und sackt schon zusammen, da stützt Keisuke ihn und hält ihn mit aller Kraft in den Armen, den Dolch immer noch fest in der Hand.

„Das darf nicht sein...“, nuschelt er.

Raitos Körper ist schwer und kraftlos.

Als Keisuke ihn an sich drücken will, spuckt er eine Menge Blut über seine Schulter.

„Nicht, bitte... Immer, wenn ich in Schwierigkeiten war, immer, wenn ich fast gestorben wäre, bist du gekommen und hast mich gerettet. Ich konnte mich immer auf dich verlassen. Bitte, du darfst jetzt nicht sterben!“

Er weint ihm geradezu ins Ohr.

„Hör zu, Keisuke“, flüstert Raito schwer atmend; „Niemand... ist schuld an dem, was... passiert ist... Versprich mir bitte, dass du... Rage aufhältst... Lass... den Dolch... nicht los...“

„Aber Raito!“, weint er, mehr Tränen vergießend als je zuvor.

„Lebewohl... Kei... su...ke...“

Schließlich erlischt seine Stimme und das Licht in seinen Augen.

Im selben Moment verschwinden alle Schattenwesen, die noch in der Halle sind.

Er hört Raitos Atem nicht mehr.

Nein, das kann nicht sein... er darf nicht tot sein. Nicht er!

Warum ist es so weit nur gekommen?

Nach wie vor liegt er in seinen Armen, doch nichts an ihm ist lebendig.

Am liebsten würde Keisuke ihn nicht mehr loslassen, doch es gibt nur eine Sache, die er jetzt tun muss. Vorsichtig legt er Raito ab und richtet sich auf.

Rage steht ein paar Meter vor ihm, Yuri liegt daneben bewusstlos auf dem Boden.

„Ich werde dich töten“, knurrt Keisuke zornig; „Ich werde dich definitiv töten, auch wenn du um Gnade flehen solltest.“

Er verliert immer noch Tränen, aber das ist jetzt egal.

Raito ist tot.

Und Keisuke hält die Waffe, mit der er ihn getötet hat, an der noch sein Blut klebt, immer noch verkrampft in der Hand und darf sie nicht loslassen.

„Ich werde nicht in die Situation kommen, in der ich um Gnade flehe“, lacht der König.

Es interessiert ihn nicht die Bohne, dass sein eigener Sohn gerade gestorben ist.

Er hat ihn ja auch selbst in den Tod geschickt.

„Du glaubst, weil ich dich nicht kontrollieren kann, seist du in der Lage, mich zu besiegen oder was? Lächerlich...“

Mit dem Fuß kickt er das Ninjaschwert in seine Hand und hält es schützend vor sich.

Es ist nur geringfügig länger als Keisukes Dolch.

Angst macht es ihm keine.

Wenn er bei dem Versuch, den König zu töten, sterben sollte, dann ist es halt so.

Er würde trotzdem mit aller Kraft kämpfen!

Und so zögert Keisuke nicht länger und greift diagonal von unten an, was Rage problemlos pariert.

Was auch immer, er darf jetzt auf keinen Fall auf irgendwas warten sondern macht einen Hieb nach dem anderen. Er weiß, dass es wichtig ist, den Gegner in der Defensive zu halten.

Um zu gewinnen muss man den Kampf voran treiben und schnell zum Ende bringen. Das hat er mal jemand in einer Fernsehserie gesagt.

Es kommt dazu, dass die Klingen der Kämpfer direkt aneinander treffen.

Jetzt entscheidet, wer mehr Stärke hat.

Obwohl Keisuke zornig ist und sich mit aller Kraft anstrengt, kommt er trotzdem nicht gegen Rage an.

Er wird von ihm zurückgedrängt und mit einem waagerechten Schnitt wird Keisukes rechter Arm und ein teil seiner Seite brutal aufgerissen.

Keisuke weicht schreiend zurück und lässt beinahe seinen Dolch fallen.

Als er sieht, wie das Blut sein Hemd herunter läuft, bekommt er es mit der Angst zu tun.

„Ich gebe zu, ich bin ein bisschen aus der Übung“, grinst Rage selbstsicher.

Der Schnitt schmerzt höllisch, aber im Moment kann er nicht verarztet werden, also hat er keine Wahl, als weiter zu kämpfen.

Doch als er seine Waffe auf Rage richten will, hält ihn der plötzlich auftauchende Schub von Schmerzen in seinem blutenden Arm zurück.

Verdammt, wie soll er mit der Verletzung nur kämpfen? Er ist doch Rechtshänder!

Während er noch überlegt, tritt sein Gegner näher an ihn heran, und natürlich geht Keisuke einige Schritte zurück.

„Komm schon, du bist der Letzte, der noch übrig ist. Mach kein Theater, sondern...“

„HALT DIE SCHNAUZE“, brüllt Keisuke ihn schwer atmend an; „Du hast Raito ermordet! Du hast kein Recht, hier irgendwas zu sagen!!!“

„Also genau genommen hast du Raito ermordet“, grinst Rage.

Das war zu viel.

Keisuke setzt sich über jeden Schmerz hinweg und stürmt mit erhobener Klinge auf ihn zu, täuscht an, Rage anzugreifen, schmettert jedoch stattdessen mit voller Wucht gegen sein Schwert.

Dabei fühlt es sich an, als würde sein Arm gleich abfallen.

„Was soll das? Ich dachte, auf mich bist du sauer?“, fragt der König hochmütig.

So schnell und so stark er kann schlägt Keisuke ein weiteres Mal auf die Waffe seines Gegners.

Wenn er sie nicht hätte, dann wäre er... dann könnte er ihn besiegen!

Dieses verdammte Ding muss weg!

„Kriegst du meine Waffe nicht kaputt? Soll ich dir zeigen, wie man sowas macht?“, lacht Rage und hakt sein Schwert in den Dolch von Keisuke ein, um beide dann mit unglaublicher Kraft gegen die Wand zu schleudern.

Keisuke hat keine Zeit, jetzt auch noch um seinen schmerzenden Kopf zu trauern, er muss seinen Dolch, der genau wie das Schwert des Königs durch die Wand gebrochen ist, sofort herausziehen.

Auch Rage zieht seine Waffe heraus.

Allerdings sind beide ziemlich perplex, denn von beiden Waffen ist nur noch der Griff übrig, die Klingen stecken irgendwo in der Wand.

„Oh, ich wollte gar nicht so viel Kraft in den Schlag stecken“, überlegt Rage laut; „Naja, kann ich dich jetzt wieder kontrollieren?“

Ängstlich klammert Keisuke sich an dem Griff des Messers fest.

Hat es seine Schutzfähigkeit jetzt eingebüßt? Warum geht es überhaupt so leicht kaputt?

Der Vampirkönig trägt seinen Titel nicht grundlos. Er hat eine immense Körperkraft.

„Schade...“, sagt der König leise.

Das ist wohl so zu interpretieren, dass er nicht in der Lage ist, Keisuke seinen Willen aufzuzwingen. Sehr gut! Das heißt, die besondere Kraft funktioniert auch ohne die Schneide des Messers.

Rage kommt ihm näher, und schon wieder muss Keisuke zurückweichen.

Na toll, jetzt hat er schon sein Ziel erreicht und die Waffe von Rage ist zerstört, da bringt es ihm nichts, weil sein Dolch auch Schrott ist und er nur noch den im Nahkampf nutzlosen Griff in der Hand hält.

„Weil wir jetzt wirklich ohne Waffen da stehen, muss ich dich wohl nach guter alter Schule direkt verprügeln“, lacht Rage; „Es sei denn, du gibst auf.“

„Vergiss es!“, schreit Keisuke ihn an; „Damit würde ich Raito betrügen! Ich werde mich dir niemals ergeben!“

„Na dann komm her“, grinst der König. Er zieht sein Jackett aus, wirft es weg und lässt seine Fäuste knacken.

„Warum legst du dich nicht mit jemandem in deinem Alter an?“, fragt plötzlich eine Stimme von hinten.

Keisuke nimmt Abstand von Rage, bevor er sich umdreht. Es ist Miho!

„Ach, wahrscheinlich gibt es da nicht genug Auswahl, wie?“, sagt sie sauer.

„Miho, bleib da! Er hat Raito und Samuel umgebracht!“, schreit Keisuke und ihre Augen werden groß.

Sie trägt irgendetwas großes, in ein weißes Tuch gepacktes mit sich herum.

„Wieso kontrolliert er dich nicht? Ich dachte, er kann das?“, fragt sie ernst.

Bevor er antworten kann, bekommt er von Rage einen extrem heftigen Tritt in den Bauch, so stark, dass er fast zu Boden geht.

„Hier spielt die Musik, Schwächling!“, fährt er ihn an.

Keisuke läuft Wasser aus dem Mund, der Kick hat gesessen...

Miho hat das Eingepackte etwas sofort fallen lassen und rennt vorbei an Shizuka und Samuel, zu ihrem Bruder.

Als sie dort angekommen ist, duckt sie sich zu ihm: „Ist alles okay? Oh Gott, du blutest...“

„Nicht so schlimm...“, lügt Keisuke.

Es sind die schrecklichsten Schmerzen, die ihm je zugefügt wurden.

„Steh auf, schnell“, drängt sie ihn und hilft ihm auf.

Dabei flüstert sie ihm etwas ins Ohr.

„Was soll das werden?“, fragt Rage mit hochgezogenen Augenbrauen.

Keisuke nickt und läuft, oder eher humpelt zu dem eingepackten Ding, das hinten auf dem Boden liegt, den Griff des Dolchs stets fest umklammert.

Der König will ihm schon folgen, da stellt Miho sich ihm in den Weg: „Keinen Schritt weiter.“

Überrascht bleibt er stehen: „Du?“

„Ich habe es zugelassen, dass mein kleiner Bruder verletzt wird... Samuel, Raito... sind tot. Und Shizuka und Yuri... Mädchen in ihrem Alter sollten über Mode und Jungs quatschen anstatt hier fertig gemacht zu werden. Ich... werde dich aufhalten...“

Jetzt bricht Rage in schallendes Gelächter aus: „Oh Mann! Ernsthaft? Ein Mensch kann es niemals mit mir aufnehmen! Ist dir das nicht klar? Deswegen bin ich der König. Die Menschen sind zu schwach für mich, und die Vampire kann ich kontrollieren!“

Und auch bei Miho versucht er den Tritt, mit dem er Keisuke so schwer zugesetzt hat, doch im Gegensatz zu ihm weiß sie sich zu helfen: Sie hebt sein Bein mit ihren Händen noch weiter an anstatt den Tritt direkt abzuwehren.

Das hat zur Folge, dass Rage unerwartet auf den Rücken fällt.

Zornig richtet er sich auf: „Ich habe dich ein bisschen unterschätzt. Du kannst ja kämpfen...“

„Meine beste Freundin Luna hat mir mal ein paar Handgriffe gezeigt“, erklärt Miho ruhig.

Rage spricht nicht weiter sondern bombardiert sie mit Faustschlägen.

Sie kann sich gegen ein paar von ihnen verteidigen, aber sie ist keine Meisterin, daher wird sie schnell in die Enge gedrängt.

Gerade, als der König ihr mit einem Schlag den Rest geben könnte, hält er ein und schaut, was hinter ihr passiert.

Eine Frau steht dort gerade auf.

„Bettina?“, staunt der König; „Wie... kommt sie her?“

„Ich habe sie her getragen!“, ruft Miho und geht aus der Schusslinie.

Bettina Richters Körper wandert jetzt direkt auf Rage zu.

„Du sagst, du bist stärker als jeder Mensch und kannst Vampire kontrollieren, hm? Was bringt dir das gegen eine vollkommen andere Lebensform, einen Zombie?“

Miho bringt sich in hinter einer Säule in Sicherheit.

Den Plan, den König mit einem Zombie anzugreifen, hat sie vorhin mit Raito geschmiedet. Weil es nicht Keisukes Kraft ist, die den Körper steuert, kann er Rage angreifen.

Und man kann ihn nicht töten!

„Es tut mir leid, Frau Richter...“, keucht Keisuke.

Es hat ihn viel Kraft gekostet, ihren Körper ein weiteres Mal als Leiche umher wandeln zu lassen.

„Denkt ihr, ich werde mit einem Zombie nicht fertig?“, knurrt Rage und läuft auf Bettinas Körper zu, doch diese ist schneller, als man es ihr ansieht.

Sie vergräbt ihre Fingernägel tief in seinem Rücken und beißt ihm ein Stück Fleisch aus der Brust heraus. Schreiend und fluchend versucht er, sie abzuschütteln, doch sie hat sich an ihn geheftet.

Mit aller Kraft reißt er sie schließlich von sich und befördert sie mit einem Tritt auf den Boden.

Das Blut läuft überall an ihm hinunter.

„Scheiß Monster“, fährt er den am Boden liegenden Zombie an, der darauf direkt wieder aufsteht.

„Was?“, stöhnt Rage fassungslos.

„Du kannst sie nicht töten, denn sie lebt nicht“, erklärt Keisuke; „Vampiren sagt man Unsterblichkeit nach, dabei altern sie eigentlich nur nicht. Sie sind, wie du schon sagtest, kranke Menschen, kranke Menschen, die leben. Deshalb können wir sterben...“

Bettina Richter will ihn schon wieder beißen, doch er schüttelt sie ab und hält sie auf Distanz.

Sie folgt ihm zwar immer weiter, doch sie ist als Leiche zu ungeschickt, um wirklich Erfolg mit ihren Attacken zu haben.

Letzten Endes bricht sie zusammen.

Rage starrt sie interessiert an.

„Keisuke!“, ruft Miho und rennt auf den Vampirkönig zu.

„Du schon wieder?“, fragt er und fängt an, mit ihr zu kämpfen.

Währenddessen läuft Keisuke zu Bettinas Körper hin und legt seine Stirn an ihre.

Sie ist seine einzige Hoffnung, Miho kann Rage nicht besiegen und er selbst ist auch schon am Ende.

Mit aller Kraft stellt er die Verbindung, den Kanal, zwischen ihm und der Leiche ein weiteres Mal her und lässt seine Lebenskraft in sie hinein fließen. Seine Wärme geht in sie über und er das Atmen fällt ihm immer schwerer.

Vielleicht sollte er ihr mehr Energie geben als vorher, so viel wie nur geht?

Er presst ihren Körper an sich und konzentriert sich.

Jetzt bekommt er kaum noch Luft.

Die Wunden schmerzen höllisch, er hat so viel Blut verloren...

Diese Übelkeit... es wird ihm schwindlig, doch vor allen Dingen wird er müde.

So müde, dass er nicht mal mehr hocken kann, er verliert immer mehr Kraft.

„Keisuke, warum dauert das so lange?!“, beschwert sich Miho, die Rage kaum noch zurückhalten kann. Auch sie blutet mittlerweile, an der Lippe, und hat schon einige schmerzhafte Prellungen abbekommen.

Ihr Bruder liegt mittlerweile auf Bettina, ihre Stirnen berühren sich nach wie vor.

Es bringt nichts, wenn sie vorzeitig zusammenbricht, denkt Keisuke.

Er fühlt, wie heiß ihr Körper mittlerweile ist.

Oder... ist seiner einfach nur so kalt?

Jedenfalls wird der Unterschied immer größer.

Ich will nur glücklich mit meinen Freunden und meiner Familie leben...

Inzwischen atmet Keisuke nicht mehr. Er spürt, wie es zu Ende geht.

Sein ganzer Körper zittert. Er sollte jetzt aufhören, denkt er, von Todesangst gepackt.

Als er es versucht, stellt er fest, dass es keinen Unterschied mehr macht.

Selbst wenn er jetzt aufhört, sein Leben in sie zu pumpen, würde das an seinem Zustand jetzt nichts ändern.

Zuletzt ist er nicht mehr stark genug, den Kanal aufrecht zu erhalten und die Verbindung bricht automatisch ab.

Bettina richtet sich mechanisch auf und steht wieder, Keisuke rutscht seitlich von ihr zum Boden.

Miho rennt schnell vom König weg, als der Zombie zu den Beiden hin wackelt.

„Sehr gut, Keisuke!“, lobt sie ihren Bruder, doch dieser antwortet nicht.

Er regt sich nicht einmal.

„Verschwinde, Mistvieh!“, brüllt Rage und versucht, Bettina abzuschütteln.

Mit einem gekonnten Hieb schlägt er sie brutal auf den Boden.

Als er dann weglaufen will, greift jedoch ihre Hand nach seinem Fußgelenk und zieht ihn ebenfalls nach unten auf den Boden.

Er versucht, sich loszureißen, doch er schafft es nicht, sie rammt ihre Fingernägel tief in Rages Körper.

Dann fällt sie über ihn her und frisst sich energisch durch seinen Oberkörper.

Rage schreit wie am Spieß und fleht den Zombie um Gnade an, was natürlich wirkungslos ist.

Er muss schreckliche Schmerzen haben, denkt Miho, aber die gönnt sie ihm.

Nach einer Zeit lassen Rages Schreie und Versuche, sich zu befreien nach, bis er sich schließlich gar nicht mehr bewegt.

In eben diesem Moment scheint Bettina ihr Interesse an ihm zu verlieren und steht auf.

Rages gesamter Brustkorb sieht beinahe ausgeweidet aus.

Der Mund und die Finger des Zombies sind voller Blut, welches rapide auf den Boden tropft.

Aber das Hauptproblem ist: Sie kommt auf Miho zu.

Zombies scheinen sich nicht so für bewusstlose oder tote Personen zu interessieren, und zu ihrem Pech ist Miho gerade die einzige, die auf zwei Beinen steht.

Gelähmt vor Angst sieht sie Bettinas Körper auf sie zu kommen.

Ist das das Ende? Wird sie genau so sterben wie der dreckige Vampirkönig?

Plötzlich fahren alle Eisengitter hoch, und langsam dringt das Sonnenlicht in den Raum.

Als es auf Bettinas Richters Leiche trifft, fällt diese in sich zusammen.

Miho schaut sich verwirrt um: Was hat das zu bedeuten?

„Es stimmt also wirklich, dass Zombies machtlos gegen Tageslicht sind. Ich war mir bei dieser Theorie nicht ganz sicher, zugegeben.“

Miho sieht auf. Diese Stimme...

Alexa Lilienfeld tritt aus einem der Gänge.

Ihre Kleidung ist verbrannt, ihre Brille kaputt und sie hat viele Verletzungen, aber sie ist am Leben.

„Hast du das Licht wieder hereingelassen?“, fragt Miho sie, während sie zu ihrem kleinen Bruder geht.

Alexa nickt: „Ich habe eine Anleitung gefunden, in der steht, wie man sie ausschaltet. Der Schalter dafür ist im Keller.“

Miho bedankt sich und rüttelt Keisuke etwas: „Wach auf. Wir haben es geschafft! Es ist endlich vorbei. All das Sterben ist vorbei!“

Ein paar Meter weiter rührt sich Yuri. Langsam steht sie auf, noch ein bisschen wackelig auf den Beinen: „Was... ist passiert? Haben wir... gewonnen?“

„Offensichtlich“, lächelt Alexa.

Yuri hebt glücklich die Arme: „Dann hat das alles endlich ein Ende! Es gab schon viel zu viele Opfer...“

Sie wirft einen traurigen Blick auf Raito und Samuel.

Auch Shizuka bewegt schon wieder ihre Hand, allerdings hat sie wohl noch nicht genug Kraft, um aufzustehen.

„Was ist los, Miho? Freust du dich nicht, das alles vorbei ist?“, fragt das Fuchsmädchen sie.

Miho, die vor Keisuke hockt, dreht langsam ihren Kopf zu ihr hin. Sie weint.

„Ja...“, sagt sie leise; „Es ist vorbei. Alles ist vorbei... Keisuke ist tot...

Yuri schaut sie entsetzt an. Sie sagt nichts, sie kann nichts sagen.

Alexa seufzt und geht zu Shizuka, um ihr zu helfen, aufzustehen.

Nein, der Alptraum ist für Miho definitiv nicht vorbei.

Sie ist gerade in einen Alptraum gefallen, aus dem sie nie wieder aufwachen wird.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2013-01-22T21:26:56+00:00 22.01.2013 22:26
Oh Gott, jetzt ist es wirklich vorbei. Na ja, bis auf den Epilog.
Raito ist tot - und mit ihm auch das RaiXa-Pairing, schade.
Die Tode der Vampire waren unvermeidbar und daher in jeder Konsequenz logisch, leider. Die ganzen C-Tode wurden auf Dauer nur leider immer weniger dramatisch und zu vorhersehbar. Wenn du noch mal was schreibst, nicht wieder alle abschlachten, ja?
Von:  DreamingAngel
2010-10-24T15:50:54+00:00 24.10.2010 17:50
Nichts Neues...
Mal erlichich eigentlich wollte ich nun denken:
Gerechtigkeit, das der Autor, nachdem er zahlloser seiner Freunde auf dem gewissen hat, auch stirbt.
Aber... HAST DU MICH UND SHIZUKA GERADE LEBEND ZURÜCKGELASSEN DU ARSCH?

*weinen*
Mein zweiter geliebter ist gestorben....
Von:  LittleLuna
2010-10-12T10:41:31+00:00 12.10.2010 12:41
"Um zu gewinnen, muss man den Kampf voran treiben und schnell zu Ende bringen"
Musste erst überlegen, wo das her kam XD. Hauptsache du denkts mitten im Kampf an eine Fernsehserie >.<. Aber echt zum Wegschmeißen, wenn mans versteht XXD

Mal was anderes, ... warum bringst du dich selber um :< ?
Du bist der Protagonist, die haben nicht zu sterben.
In einem anderen Kommi habe ich dir bereits was über das Sterben von den besten Charakteren gesagt... du solltest es echt beachten... langsam verliert es dann irgendwie an Dramatik:
Desmond ist tot- OMG, WARUM DENN?!
Samuel ist tot- schon wieder jemand gutes? >.<
Raito ist tot- noch ein Protagonist ist gestorben...>.>
Keisuke ist tot- ach, ist ja nichts neues...-.-

Also ehrlich...-.-°

Wie auch immer, trotzdem gut geschrieben, wie immer :)
LG Lunalein :3


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