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Innermost - Bis(s) zu deinem Schutz

The Bella & Edward Story geht weiter !
von

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Chaos

...
 

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Zwei Striche. Schwanger.

Es war ein Schlag ins Gesicht. Ein guter? Ein schlechter?

Ich legte den Kopf zwischen die Knie, wie ich es so oft vor einem Zusammenbruch machte. Jetzt konnte ich meine Gedanken nicht mehr zurück halten. Alles rauschte wirr in meinem Kopf. Bilder, Träume, Hoffnungen stiegen in mir auf. Ich schlang die Arme um meinen Bauch. Ein Kind, ich bekomme ein Kind.

Edward.

Ich übergab mich in die Toilette.

Mir wurde bewusst, was ich gerade in Erfahrung gebracht hatte. Ich bekomme ein Baby von Edward, etwas, dass er in jeden Fall verhindern wollte. Er wollte kein Kind mehr! Er hatte mir sogar versichert, dass er keins wollte, selbst wenn ich keine Schmerzen hätte!

Mein Atem raste, als ich über der Klobrille verharrte.

Die ganzen letzten Wochen. Alles nur, um mich davor zu bewahren – aus seiner Sicht. Er wird mich hassen, dass ich ihm das antue.

Ich zog ab und lehnte mich gegen die Badewanne. Ich drehte den Hahn für Badewasser auf und weinte.

Ich konnte nicht lange an das Schlechte denken, denn die anderen Vorstellungen drangen viel zu stark von meinem Unterbewusstsein in mir hoch. Ein Baby. Ein Kind. Ein weiteres Kind.

Ich dachte bereits unwillkürlich und ohne, dass ich es verhindern konnte, an das Kinderzimmer, die Babysachen, das Geschlecht, einen Kinderwagen, einen Namen… wo würden wir wohnen? Bei den Cullens zusammen? Oder hier in meinem Haus? Mit Edward? Bald auch mit Nela? Oder später? Als glückliche Familie? Irgendwann mal? Ich blendete vor Glück alle Gedanken an eine wie auch immer geartete mögliche Trennung aus.

Doch ich konnte mich nicht lange von den an mir nagenden Wahrheiten fernhalten. Was würden die anderen sagen? Carlisle, Esme, Japser, Emmett, Alice… und… Rosalie…

Ich fühlte mit der Hand in das Wasser hinter mir. Die Wanne war schon halb voll. Ich stand kraftlos aus und schälte mich mit all der Vorsicht, die ich aufbringen konnte, aus dem Kleid und legte es über den Toilettendeckel. Ich fühlte mich dreckig und unwohl und ließ mich in das warm hinzuströmende Wasser sinken. Wahllos gab ich etwas Schaumbad aus einem der umstehenden Behälter hinzu. Die Tränen ergossen sich immer noch über mein Gesicht und benetzten es ebenso heiß wie das Wasser um meinen gesamten Körper. Ich achtete kaum noch auf den Schmerz, den mir mein ganzer Körper bereitete. Ich lag einfach nur mit verzerrtem errötetem Gesicht da und konnte die Gedanken an Edward nicht länger von mir fernhalten.

Ich presste die Hände auf mein Gesicht.

Wie sollte es weitergehen? Würde er mich weiter wollen, wenn ich mich für das Kind entschied? Hatte ich mich nicht schon längst entschieden? Bei dem Wort „Abtreibung“ schluckte ich einen heftigen Brechreiz runter. Würde er das wollen… mich… dazu zwingen… wie… wie…

Ich legte die Hände auf meinen Unterleib und mir rannten die Tränen unaufhaltsam über die Wangen, das Kinn und schließlich am Hals entlang.

Erst jetzt bemerkte ich, was für ein Fehler es gewesen war, mir noch ein Kind zu wünschen, wo Edward so dagegen war. Wenn er mich verließ, wenn er mich nicht mehr wollte, wenn er wegging… wie dumm war ich gewesen, die Vorstellung ein weiteres Kind von ihm zu bekommen zu hegen und als erstrebenswert zu erachten, wenn ich es nicht mit ihm bekam.

Das Wasser stand mir bis zum Hals. In beiderlei Hinsicht.

Ich drehte es ab, kurz bevor es über den Rand treten konnte. Kaum Schaum war auf der Oberfläche. Meine Gedanken liefen Amok…

Zwar war das jetzt nicht mein Verschulden, niemandes schuld, und doch gefiel alles in mir die Vorstellung in neun Monaten (würde es so lange dauern oder war es wie das letzte Mal?) ein kleines Baby in den Armen zu halten. So absurd, töricht, naiv. Ja vor allem das. Und egoistisch. Wie konnte ich es so sehr wollen und wollte es jetzt immer noch, wenn er den Gedanken so sehr verabscheute?

Ich neigte den Kopf zur Seite und ließ die schmerzenden verweinten Augen zu. Mein Geist befand sich wie in einem Rausch. Ein unangenehmer Rausch.

Was soll ich denn tun?

Ich muss es ihm sagen… muss ich?

Und dann?

Konnte ich einfach gehen?

Würde ich ihn wieder sehen?

Meine Gedanken drifteten ab. Ich wollte ihn nicht verlassen! Würde er mich verlassen? Das könnte ich nicht ertragen, niemals. Jede Stunde, Minute, Sekunde zu wissen, dass er mich nicht mehr wollte, wäre die reinste Qual. Wie konnte ich dann ein Kind von ihm bekommen?

Gefühle rauschte an mir vorbei wie die Straßenlaternen auf einer sehr schnellen Autofahrt… Einsamkeit… Aussichtslosigkeit… Angst… Panik… das alles überschattete das andere, schöne, dass ich nicht mal benennen wollte, so fremd kam es mir jetzt vor.

Ich spürte das Wasser an meiner Lippe, als ich den Kopf nach vorne neigte. Wenn ich jetzt einfach einschlief, dann würde ich sterben… wenn ich sterben könnte… konnte ich sterben?

Allein die Vorstellung, dass er mich jetzt nicht mehr haben wollte, schnitt mir so sehr ins Herz, dass ich glaubte ersticken zu müssen. War der Tod nicht leichter?

Ich legte das Gesicht ins Wasser, sodass ich nur noch durch die Nase atmen konnte. Obgleich ich Sauerstoff brauchte, brauchte ich wiederum doch nicht. Atmen war nicht so unwichtig wie bei Vampiren, doch nicht so wichtig wie bei Menschen... vielleicht konnte ja wirklich sterben…

Schlafen ist friedlich, würde mein Kind den Tod spüren?

Ich öffnete die Augen.

Ich tötete nicht nur mich selbst, sondern auch mein Kind. Aber habe ich eine Wahl? Nein, diesmal hatte ich keine. Diesmal gab es keine Wahl. Wenn Edward mich verließ, wollte ich nicht länger leben. Koste es was es wolle, ich würde den Tod bevorzugen.

Doch erst nachdem mein Kind geboren war. Ich töte mein Kind nicht.

Ich stand auf und nahm das erstbeste Handtuch. Ich betrachtete mich im Spiegel, während ich mich abtrocknete. Ich würde es nicht töten, aber ich würde ihm, was auch immer es wurde, zu einem besseren Leben verhelfen, wenn ich nicht in sein Leben trat. Wenn ich in niemandes Leben trat.

Ich zog das Kleid wieder an und verließ das Haus. Ich rief ein Taxi, welches mich zu Edward bringen sollte. Er musste es wenigstens wissen. Er musste es mir nicht sagen, er brauchte nicht über Lippen zu bringen, dass er mich nicht wollte, ich würde einfach aus seinem Leben verschwinden. Rosalie würde es mir danken. Und die anderen vielleicht auch.
 

Ich lief das Stück von der Hauptstraße in die Seitenstraße der Cullens. Ich war gefasst und sah wieder einigermaßen normal aus. Ich blieb vor der offenen Haustür stehen. Ich würde einfach reingehen und ihm die Nachricht überbringen.

Ich ging ohne Vorankündigung ins Wohnzimmer. Ich sah Carlisle, Esme und Jasper fernsehen, während Edward gerade vom Klavier zu ihnen schritt. Nun kam er auf mich zu.

„Bella, hallo“, sagte er lächelnd. Scheinbar, sah ich nicht allzu schlimm aus, als dass er es sofort bemerkte. Auch Jasper erhob sich, er erwartete Alice. Carlisle und Esme sahen kurz auf.

Als Edward näher schritt und mich berühren wollte, hielt ich die Hand hoch. Er blieb stehen, während ich einen Schritt zurück machte, sodass ich eine Armlänge von ihm entfernt stand. Jasper stand verwirrt hinter Edward.

Ich griff nach Edwards Hand und blickte ihm tief in die Augen. Ich sah, dass er wusste, dass etwas nicht stimmte.

Ich atmete langsam aus und sagte mit neutraler Stimme: „Ich bin schwanger.“

Im selben Moment legte ich ihm den Schwangerschafstest mit den zwei Strichen in die Hand. Edward sah mich einen Augenblick an, bevor er den Blick zu seinen Händen senkte. Einen Augenblick, indem sich nichts in seinem Gesicht abzeichnete. Ein Augenblick, indem ich keine Reaktion in seinem Gesicht lesen konnte. Ein Augenblick, der der letzte sein konnte und den ich genoss. Er starrte auf den Test.

„Es ist okay“, sagte ich, damit er wusste, dass er nichts sagen musste, dass ich ihn verstand.

Er sah zu mir auf. Er wirkte… ich wusste es nicht. So viele Gefühlsregungen rauschten in diesem Moment über sein Gesicht, dass ich keine einzige davon bewusst ausmachen konnte, außer der, dass er geschockt, wenn nicht sogar entsetzt war. Edward sah mich weiter an, während er die Hand nach rechts ausstreckte, ich folgte dieser Geste mit den Augen, und Carlisle, der neben Edward erschienen war, den Schwangerschaftstest in die Hand legte.

„Bella du bist nicht schwanger. Das ist unmöglich“, sagte Carlisle ruhig, der von dem Test zu mir aufsah.

Ich sah Carlisle stumm mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Als ich Edward wieder ansah, erhaschte ich soeben noch seinen Seitenblick auf Jasper.

„Bist du alleine gekommen?“, wollte Edward von mir wissen.

Ich nickte. Edward sah Carlisle an, eindringlich.

„Ich habe das Ultraschallgerät noch oben-“

„Der Test ist positiv!“, fuhr ich dazwischen. Meine Stimme war kratzig und zitterte. Warum machten sie es mir so schwer? Warum ließen sie mich nicht einfach gehen?

„In diesem Teil deines Körpers ist absolut nichts von uns übrig geblieben. Der Eingreif war erfolgreich, genauso wie er es bei jedem anderem Menschen gewesen wäre“, sagte Edward ernst. Ich bemerkte erst, dass ich weinte, als mir die Tränen vom Kinn tropften.

„Ich glaube das nicht“, sprach ich meine Gedanken laut aus und schlang die Arme um meinen Körper. „Das ist nicht wahr!“, schrie ich. Ich wollte das Kind! Ich liebte dieses Kind! Mein Baby. Egal was kommt, egal was sein wird, ich lasse es mir nicht wegnehmen!

„Bella“, sagte Edward zärtlich und streckte die Arme nach mir aus.

„Lass mich! Fass mich nicht an!“, schrie ich ihn unwillkürlich an und presste die Arme an meinen Körper.

„Bella, so ist es doch-“

„BESSER?!“, kreischte ich hysterisch, „Sag nicht ‚besser’!“

„Sei doch bitte vernünftig-“, begann er wieder, doch ich schnitt ihm das Wort ab: „Ich will aber nicht mehr vernünftig sein! Es ist mir egal!“

Ich sah noch wie Edward Jasper und Carlisle einen Blick zu warf, knapp nickte, und letztere nach hinten gingen, bevor ich weglief. Eine natürliche Reaktion meinerseits: Flucht. Ich rannte wie von etwas angezogen automatisch in Nelas Zimmer im zweiten Stock. Ich kniete mich vor dem Fenster hin und weinte. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, schon gar nicht, dass ich gar nicht schwanger war.

„Ich will nicht mehr! Egal was Alice sagt, ich kann nicht so vernünftig sein wie ihr! Cullen hin oder her“, redete ich schluchzend drauflos, ohne zu wissen, ob Edward da war, doch egal wo er war, er würde mich hören, obwohl ich nicht wusste, ob ich das wollte, „ich kann nicht mehr“, wimmerte ich.

„Hey“, hörte ich Edward hinter mir flüstern. Sogleich umschlossen mich seine Arme, er hatte sich hinter mich gehockt, und er zog mich an sich. Unwillkürlich kuschelte ich mich an ihn.

„Es tut mir leid, aber du kannst nicht schwanger sein“, sagte er mir leise ins Ohr. Ich schluchzte. Es klang hart, aber wahr.

„Ich kriege kein Baby?“, fragte ich wie ein kleines Kind nach Süßigkeiten, die es nicht bekam.

Er küsste mich als Antwort aufs Haar. Ich schluchzte bitterlich. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein, ich war mir so sicher…

Er drehte mich zu sich, sodass meine Stirn nun auf seiner Brust lag. Aber… Ich sah zu Edward hoch. Dann verließ er mich nicht. Ich lächelte schwach und unbeabsichtigt. Er drückte mich fest an sich und wir saßen eine Weile einfach so da. Mein Atem flachte immer mehr ab und meine Tränen versiegten. Es war alles wie vorher. Es war nichts geschehen und es wird auch nichts geschehen, konnte ich nur denken. Meine Aufregung war völlig umsonst gewesen, ich hatte mich völlig unnötig bloß gestellt und Edward verletzt. Eine typisch übereilte Handlung von mir.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, denn außer der Müdigkeit, die nicht groß genug war um zu siegen, und den wallenden Schmerzen in mir, fühlte ich nichts, als Edward mich ein wenig von sich weg schob und mir tief in die Augen sah.

„Wieso hast du vorhin ‚es ist okay’ gesagt?“, fragte er leise und sanft. Ich senkte den Blick auf seine Brust. Natürlich erinnerte er sich daran und natürlich fragte er danach. Doch was sollte ich ihm sagen?

„Dass… dass es okay ist… wenn…“ Ich hielt inne und sah verbissen geradeaus auf sein Hemd, das nass unter meinen Fingern klebte. „Wenn du mich nicht mehr wollen würdest… das wäre ich okay, ich… ich könnte das verstehen…“, suchte ich die richtigen Worte.

Er sah mich erschrocken an, dann sah er kurz auf, als wollte er aus dem Fenster sehen. Sein Gesichtsausdruck wechselte in ein Herz zerreißendes Entsetzen. Er riss die Augen auf.

„Du wolltest dich umbringen?“, fragte er mich. Seine Stimme war ruhig aber Fassungslosigkeit lag darin. Ich starrte ihn mit offenem Mund an.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich sah über Edwards Schulter.

„Bella!“, schrie Alice erregt, die gerade mit aufgerissenen Augen ins Zimmer gerauscht war. Sie atmete heftig. Ihr Gesichtsausdruck war beängstigend. „Du lebst, du- warum hast du mir nichts gesagt?!“

Verschämt sah ich zu Boden. Was sollte ich ihr sagen? Ich hatte mir Hoffnungen gemacht und wollte die Wahrheit nicht hören?

Edward wandte sich von Alice ab und hob mein Kopf an Kinn, sodass ich in sein warmes aber alarmierend besorgtes Gesicht sehen musste. „Warum wolltest du dich umbringen?“

Ich konnte seinem intensiven, bittenden Blick nicht entfliehen und murmelte leise: „Wenn du mich nicht mehr gewollt hättest, hätte ich nicht mehr leben wollen. Aber ich wollte mein Kind nicht umbringen.“ Ich war überrascht wie neutral und gefasst ich sprechen konnte, doch ich fühlte mich benommen und meine Lider wurden immer schwerer.

„Bella“, sein Ton war fast warnend, als er mich weiter von sich weg schob um mein Gesicht ausgiebig mustern zu können, „hör mir gut zu. Niemals, hörst du, niemals würde ich dich verlassen. Egal was passiert ist oder passieren wird, ich werde immer zu dir halten und zu dir stehen. Hast du das verstanden?“, er sah mich eindringlich an, „Denk nie wieder an so etwas, versprich es mir?“

Ich senkte kurz den Blick und nickte leicht. Er küsste meine Stirn.

„Und jetzt glaube ich, dass du dich besser schlafen legen solltest“, flüsterte er und zog mich an der Hand hoch. Ich willigte ein und schritt mit geneigtem Kopf an Alice vorbei, die mich immer noch starr musterte.

Ich folgte Edward in unser Schlafzimmer. Ich konnte dessen Schönheit gar nicht richtig genießen, während er mir ein Nachthemd reichte. Mein ganzer Kopf schwirrte.

„Wenn du irgendetwas brauchst, lass es mich wissen“, sagte er noch, küsste meine Mundwinkel und verschwand.

Todmüde schälte ich mich aus dem Kleid, das ich achtlos an Ort und Stelle liegen ließ und kletterte unter die Bettdecke. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Meine Gedanken rasten, ohne, dass ich daran teilhaben durfte. Es war als vernebelten sie mir die Sicht und ich erkannte nur hin und wieder Fetzen, wie Filmstreifen. Obgleich ich müde war, schlief ich nicht ein. Sobald ich die Augen schloss, sah ich alles vor mir, was passiert war und dachte darüber nach was Edward mir gesagt hatte. Hätte er mich wirklich nicht verlassen, wenn ich wirklich schwanger gewesen wäre?

Ich strich mir die Haare zurück. Warum zweifelte ich? Doch wenn ich ihm glauben schenken durfte, und das musste ich, denn ich vertraute ihm, wieso hatte ich mich sterilisieren lassen müssen? So schlimm schien er das ja dann nicht zu finden… oder aber es ging ihm ausschließlich um mich und er würde das Kind nur nicht wollen… Ich seufzte. Ich bereitete ihm immer nur Kummer. Das hatte er nicht verdient, nach allem was er mir gab und was er für mich tat. Es stimmte, er hatte immer zu mir gehalten. Sogar gegen seine Familie, sogar gegen Rosalie.

Ich setzte mich auf. Ich musste mich bei ihm entschuldigen. Dass ich dumm gewesen war, dass ich ihn nicht so hätte verletzten dürfen…

Ich schlich aus dem Zimmer und taperte die Treppen herunter, als ich Stimmen vernahm, die mit zunehmenden Treppenstufen immer vernehmbarer wurden. Ich huschte zur offenen Wohnzimmertür und blieb, gegen die Wand gepresst, stehen.

„-genau das wollte ich verhindern. Habt ihr ihr Gesicht gesehen? Es ist schrecklich! Was soll ich ihr noch sagen? Sie leidet so sehr darunter!“

Ich schluckte und wagte einen Blick ins Zimmer, nur ganz kurz. Edward saß auf einem Stuhl, die Beine ausgebreitet, die Ellenboden darauf gestützt. Sein Kopf lag in seinen Händen, er fuhr mit den Händen kurz durch seine Haare. Ich atmete langsam ein und aus. Ein schreckliches Bild.

„Sie hat sich Hoffnungen gemacht, wo keine sein können und doch hat sie es geglaubt. Ich habe es ihr angesehen. Sie hat es sich von ganzem Herzen gewünscht“, vernahm ich Edwards Stimme.

„Es ist sehr schwer für sie. Sie muss sich mit so vieles auseinandersetzen“, flüsterte Esme, „du siehst ja an Jasper, wie schlecht es ihr gehen muss, er erträgt ihre Gefühle nicht, weshalb er erstmal mit Alice raus musste.“

„Lass Bella Zeit, viel Zeit.“ Carlisles Stimme.

„Wie kann sie glauben, dass ich sie sitzen lassen würde? Ich weiß nicht, ob es richtig war, sie zu diesem Schritt zu überreden“, Edward machte eine Pause, ich hörte ihn schnauben, „zwingen wohl eher. Ich weiß es nicht.“

„Es gab keine andere Lösung. Ich werde nachher noch mal mit Bella reden, wenn-“, Carlisle wartete, „okay gut.“

„Wären wir nie nach Forks gezogen, hätte ich ihr nicht so viel Leid antun können“, vernahm ich Edwards bitterliche Stimme.

Mir stockte der Atem. Bereute er- Was- Hatte er-

„Dann wärst du noch genauso mürrisch wie damals, unerträglich.“ Alice war gekommen. Das war nicht gut. Die anderen hatten mich scheinbar nicht gehört, aber Alice hatte mich bestimmt gesehen (ich war mir sicher, dass sie sich im Moment auf mich konzentrierte, obwohl mir das gar nicht recht war) und somit würde es Edward auch binnen Sekunden wissen.

„Es geht hier aber nicht um mich-“

„Für sie schon“, unterbrach Alice Edward.

Kaum hatte ich nur in Erwägung gezogen, schnell wieder nach oben zu verschwinden, jetzt, wo Alice da war, wurde es schon still im Wohnzimmer und einen Atemzug später stand Edward neben mir.

„Können wir reden?“, kam es mir instinktiv über die Lippen.

Er nickte nachdenklich und ging hinter mir her ins Schlafzimmer. Ich atmete dort einmal tief durch und drehte mich dann zu ihm um.

„Es tut mir Leid, was passiert ist. Ich vertraue dir und es war dumm von mir zu glauben, dass du mich verlassen würdest. Ich hab- ich hab einfach überreagiert und jedes noch so kleine Zeichen in die falsche Richtung gedeutet. Es tut mir Leid, dass ich so ein Theater gemacht habe“, versuchte ich ihn aufzumuntern und normal zu klingen.

„Bella du musst das nicht herunterspielen. Ich weiß wie schlecht es dir geht. Ich hab zumindest eine Ahnung“, ergänzte er ernst.

Ich sah zur Seite und unterdrückte den heftig aufkommenden Drang, sofort wieder loszuweinen.

„Ich glaube ich brauche einfach nur Zeit um mich an den Gedanken zu gewöhnen“, fuhr ich nüchtern fort und wandte ihm den Rücken zu, „dann wird alles wieder-“

„Wenn du zurück in dein Haus möchtest“, unterbrach er mich, „und lieber abseits von uns-“

„Nein“, unterbrach ich ihn nun, mein Blick heftete noch kurz an dem in der aufgehenden Sonne getauchten Garten, bevor ich ihn flehend an Edward richtete, „ich möchte bitte hier bleiben.“

„Alles was du willst“, sagte er leise und schritt langsam auf mich zu.

„Das mit Forks…“, versuchte ich es beiläufig klingen zu lassen, „von eben…“

„Vergiss was ich gesagt habe, niemals würde ich dich wieder gehen lassen“, er drehte sich zu mir um und legte beide Hände an mein Gesicht. „Ich habe einfach nur Angst um dich.“

„Und ich um dich, dass du an deinen Sorgenfalten erstickst“, ich konnte ihm ein kleines Lächeln abgewinnen, „aber ich verspreche dir, dir keinen Grund zur Sorge mehr zu geben.“

Er lächelte milde und strich mir das Haar hinters Ohr.

„Ich liebe dich“, hauchte ich leise und, ohne es bemerkt zu haben, unter Tränen, bevor er etwas sagen konnte.

„Ich werde dich immer lieben und dich nie mehr hergeben. Du gibst mir alles und noch mehr, mehr als ich mir je zu träumen gewagt habe. Ich liebe dich“, wisperte er. Ich spürte seinen süßlichen Atem auf meinem Gesicht, während wir uns in die Augen schauten und sich unsere Lippen schließlich umschlossen. Mit den Fingern strich mir Edward die sickernden Tränen aus dem Gesicht. Die meinigen glitten durch sein Haar, ich schloss die Augen und genoss den Kuss. Taumelnd stützte ich mich auf Edwards Brust. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

„Vielleicht solltest du erst ein wenig Schlaf nachholen“, schlug er vor.

„Hmmm“, machte ich, „bleibst du bei mir?“

„Wenn du das willst.“

Ich zog ihn zum Bett und er ließ sich neben mir nieder und nahm mich in den Arm. Ich schlief rasch ein.
 

Ich öffnete nicht gleich die Augen, als ich nur noch im Halbschlaf war, denn meine Gedanken liefen mir wieder davon, sodass ich ihnen, fast wie ein Außenstehender, nur noch zu hörte. Sie zeigten mir was geschehen war und mein restlicher Körper kommentierte mit Unbehagen. Nichts war gut verlaufen gestern – abgesehen vielleicht von dem Versöhnungskuss. Aber hatten wir uns versöhnt? Das einzige was ich wusste war, dass nichts mehr so war wie vorher, seit gestern und eigentlich schon seit der Sterilisation. Alles war krampfig und geprägt von Missverständnissen.

Ich öffnete langsam die Augen und erwartete gleißendes Licht, doch es war dunkel im Schlafzimmer. Ich lag, eingerollt wie eine Katze, neben Edward, den ich nur mit dem Hinterkopf berührte. Ich hob den Kopf in seine Richtung, lächelte ihn an zaghaft und schmiegte mich an ihn. Er legte die Arme um mich.

„Morgen“, nuschelte ich.

Er grinste. „Guten Abend wäre passender.“

Ich warf einen Blick über die Schulter. Es war wieder dunkel draußen. Ich hatte den Tag verschlafen. Ich wand mich wieder ihm zu.

„Oder so“, erwiderte ich nun auch grinsend. Ich sah ihn lange an, um die richtigen Worte zu finden. „Edward…“

„Du musst jetzt nichts sagen Liebste“, sagte er sehr leise und seine goldenen Augen funkelten im schwachen Licht der Lampe seines Nachttisches, die er soeben eingeschaltet hatte.

„Ich möchte aber“, entgegnete ich ruhig, „ich möchte, dass du weißt, dass es mir wirklich leid tut und, dass ich dich über alles liebe und“, ich schluckte, „dass das Thema Baby für mich ein für alle mal abgeharkt ist.“

Das stimmte nicht ganz. Genau genommen war es nur die halbe Wahrheit. Ich konnte jetzt noch nicht sagen, ob ich mich je damit abfinden konnte, aber ich wollte mir die Zeit hier nicht mit trübsinnigen Gedanken vermiesen, mich momentan einfach nicht damit auseinandersetzen und Edwards vierundzwanzigstündige Anwesenheit einfach genießen.

Edward machte ein merkwürdiges angestrengtes Gesicht, nickte dann aber nur. Mir war aber, als wollte er noch etwas sagen und verkniff es sich dann widerwillig.

„Du bist bestimmt hungrig oder? Fünf Gläser Sekt stillen nicht den Hunger oder?“ Er setzte mein geliebtes schiefes Lächeln auf.

„Alice Plappermaul“, murmelte ich gähnend wissentlich, dass sie es eigentlich Edward gegenüber nicht aussprechen musste, damit er es weiß.

Wir standen auf und gingen, nachdem ich mir rasch etwas übergezogen hatte, was ich mir aus dem riesigen Kleiderschrank genommen hatte, nach unten. Die Situation, als ich das Wohnzimmer betrat, machte mich stutzig. Alice wandte blitzschnell den Kopf zu Jasper, der einen leeren Gesichtsausdruck hatte. Edward starrte Jasper ebenfalls an, nickte aber unmerklich bevor Jasper Alice ansah und ebenfalls nickte. Ich verstand. Meine Stimmung war wohl erträglich und erträglich fühlte ich mich auch.

„Tut mir leid wegen gestern“, sagte ich aufrichtig zu Jasper. Ich konnte verstehen, dass er nicht in meiner Nähe sein wollte. Niemandem würde ich mein Gefühlschaos wünschen.

Jasper ging gar nicht wirklich darauf ein und sagte nur lächelnd: „Demnächst machen wir das nach dem Motto ‚geteiltes Leid ist halbes Leid’“, er zwinkerte mir zu. Ich erwiderte es mit einem schmalen Lächeln.

Merkwürdige Stimmung, schoss es mir durch den Kopf, als wir dann weiter in die Küche gingen und Esme zu uns stieß.

„Hallo Liebes“, grüßte sie, „ich habe gerade mit Carlisle telefoniert. Er muss noch etwas länger arbeiten, aber wenn du nachher noch wach bist, hat er gesagt“, sie kicherte kurz, weil ich ja gerade erst aufgestanden war, „dann würde er gerne noch mit dir reden, wenn dir das recht ist.“

Ich nickte. „Okay, klar.“ Ich hatte eine vage Vorstellung, was er besprechen wollte, verdrängte es aber sogleich wieder, als ich sah, dass Edward schon dabei war, etwas zu kochen und ich ihm zur Hand ging.
 

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Freue mich auf Kommis!!! Bin sehr gespannt!! *Fane* =)



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jennalynn
2011-10-17T11:12:01+00:00 17.10.2011 13:12
WIE NUN DOCH NICHT?????????
Aber der war doch positiv, wie kann das sein???????ß
Schönes Kapitel und richtig spannend.
Gefühle pur.
Jetzt merkt Edward wohl langsam was er angerichtet hat.
Von: abgemeldet
2009-08-13T19:03:32+00:00 13.08.2009 21:03
Wow, tolles Kapitel..
Ich war echt geschockt als der Schwangerschaftstest posivtiv gezeigt hat. Ich meine ich habe mich zwar auch für sie gefreut aber ich hatte Angst vor Edwards reaktion.
Naja gut sie ja nun nicht schwanger, was denke ich auch recht gut ist. Aber dennoch denke ich dass das Thema für Bella noch lange nicht gegessen ist.
Freue mich schon aufs nächste Kapitel :)
Von:  Twilight-Nicki
2009-08-13T11:07:43+00:00 13.08.2009 13:07
Doch nicht schwanger......ich bin einerseits froh, aber auch nciht! Und irgendwie glaub ich, ist das Babythema noch nicht gegessen!!!!
War ein sehr aufwühlendes Kapi, aber toll!! Mir tut Bella leid, aber sie darf nie wieder denken das Edward sie verlassen würde!
Grüssle
NIcki
Von: abgemeldet
2009-08-13T09:38:54+00:00 13.08.2009 11:38
Hola,

man war das...mir fehlen die worte. Also das kapitel war mit reißend. Nur finde ich es schade das bella nicht schwanger ist. Aber wer weiß kann ja vielleicht noch kommen, oder auch nicht. Man wird sehen. Liegt ja nicht in meiner Macht. Ich freue mich schon riesig auf das nächste, also schön weiter schreiben.

kuss Lantasch
Von:  Spielkind
2009-08-13T07:40:43+00:00 13.08.2009 09:40
Wuhuu, das war, wie immer, wahnsinnig mitreissend. *-*
Aber schade eigentlich, dass Bella nicht schwanger ist. :(

Hoffe du schreibst so schnell weiter wie immer. :D

P.S.: Hab meinen Nick geändert. Schon wieder. xD
Bb, ehemals SEELENFiCKER.
Von:  AnniPeace
2009-08-12T20:22:49+00:00 12.08.2009 22:22
huhu^^
erstmal: das kapitel war mal wieder mega spannend!
ich dachte am anfang, dass bella jetzt vll doch net schwanger ist,aber die umsetzung ist total interessant.

ich weiß nicht wieso,aber iwie hatte ich das gefühl, dass nela am ende um die ecke biegen würde und einen"Überraschungsbesuch" starten würde xDD dann hätte sie bella gesehen und es gäbe noch mehr "chaos" xDD

ich hoffe,dass sie bald wieder in der story auftaucht!

tolle arbeit!

LG anni


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