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Tücken des Schicksals

Die Chronik der Unsterblichen
von

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Nachhall

Kapitel 4 - Nachhall
 

Sie spürte die Hitze um sich herum.

Das Knistern und Knacken des Feuers, das sich durch die Balken des Hauses fraß, war das Einzige, was sie noch wirklich wahrnahm. Ihr Blick war so verschwommen, dass sie nur noch das Flimmern und Flackern des Feuers sah. Die Luft, die sie einatmete, brannte in ihren Lungen, jeder Atemzug fühlte sich an, als würden sich tausende Nadeln in ihre Brust bohren. Unfähig, sich zu bewegen, war sie auf dem Bauch liegen geblieben, nach dem Balog sie durch das große Loch in der Rückwand des Haus geschleudert hatte.

„Balog…“ Dieser Name hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Ein Scharren an der Vordertür des Hauses ließ sie aufhorchen. Ein leises Wiehern war durch die prasselnden Flammen zu hören und Kiara rief, so laut sie noch konnte. Mit Schwung flog die Haustür auf, dabei riss sie aus ihren Angeln. Alana kam ein wenig unsicher auf Kiara zu getrabt.

„Alana, komm her…“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Sie streckte die Hand nach dem Kopf des Pferdes aus, dieses senkte den Kopf zu ihr hinunter und mit letzter Kraft griff Kiara nach den herunterhängenden Zügeln. Nun murmelte sie ihr zu, sie solle loslaufen, zu ihrem Glück tat Alana das auch und zog Kiara somit aus ihrem brennenden Grab. Doch schon nach wenigen Metern ließ Kiara kraftlos die Zügel los.

Regungslos blieb sie liegen und als sie diesmal die Augen schloss, verlor sie endgültig das Bewusstsein.
 

~*~
 

Sie schreckte aus dem Schlaf hoch.

Wie spät es war, konnte sie nicht sagen, aber sicherlich schon später, als es sein sollte. Sie stand auf und suchte all ihre Sachen zusammen, um dann nach draußen zu gehen. Heute hatte sie vor, endlich weiter nach Bordeaux zu reiten. Über die Hälfte der Strecke hatte sie nun schon hinter sich, wenn nichts dazwischen kam, konnte sie bis zum Nachmittag die Hafenstadt noch erreichen. Aber zuallererst brauchte sie neue Vorräte und etwas Essbares.

Am Eingangsbereich vorbei folgte ihr der skeptische Blick des Schankwirtes, schon gestern hatte sie ihm angesehen, dass er sich fragte, was eine allein reisende Frau wohl für Ziele hatte.

Sie trat aus dem Haus.

Leider war das Wetter noch immer so ungemütlich wie schon die letzten Tage, der Himmel war mit schweren Regenwolken verhangen und immer kühler werdender Wind zerrte an ihren Kleidern. Sobald sie alles erledigt hatte, würde sie so schnell es ging von hier verschwinden, sie fühlte sich nicht wohl in dieser ärmlichen, trostlosen Gegend. Die letzten Jahre in der Großstadt hatten merkliche Spuren hinterlassen, was ihren Lebensstandart betraf.

Als sie alle Erledigungen auf dem Dorfmarkt eingeholt hatte, machte sie sich auf den Rückweg zur Unterkunft. Die alte Baracke, die sie tatsächlich noch Pferdestall nannten, grenzte direkt an das Hauptgebäude. Sie trat ein und schaute sich um. Wenigsten hatte man sich gut um ihr Pferd gekümmert. Gefüttert und getränkt erwartete Raoul sie schon ungeduldig, der schwarze Hengst schien die Umgebung hier ebenso nicht zu mögen. Als sie ihn gesattelt hatte, schwang sie sich auf das Pferd.

Ohne sich noch einmal umzusehen, ließ sie das kleine Bergdorf Duret, das irgendwo nahe der Südwestküste Frankreichs lag, hinter sich.

Sie schmunzelte in sich hinein. Damals war ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen, aufzubrechen und alles hinter sich zu lassen. Ob es die richtige Entscheidung gewesen war, wusste sie noch immer nicht. Es war jedoch die einzige, die sie mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte. Sie dachte wieder an diese Zeit zurück und ließ Raoul im ruhigen Trab dem Weg weiter folgen.
 

~*~

Wenn man Schmerz fühlte, war man dann tot?

Je mehr sie über diese Frage nachdachte, desto intensiver wurde er.

Zuerst fühlte sie nichts weiter. Doch dann wurde ihr das regelmäßige Pochen ihres Herzens bewusst. Also musste sie noch am Leben sein.

Langsam kehrte nun auch ihr Körpergefühl wieder zurück. Die Unterlage, auf der sie lag war weich und sie spürte, wie unter einer warmen Decke etwas Enges ihren Körper umschlang. Doch der Versuch, sich zu bewegen, brachte ihr nur eine neue Welle Schmerzen ein. Nur mit viel Mühe schaffte sie es, ihre bleiernen Augenlider zu öffnen.

Der Raum um sie herum kam ihr fremd vor, sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Das Bett, in dem sie lag, stand an einer Wand, daneben ein kleiner Tisch mit einer Wasserschüssel darauf. Sie schaute an sich herab und sah, dass ihre rechte Hand verbunden war. Vorsichtig versuchte sie, diese zu bewegen, aber sofort zog ein stechender Schmerz ihren Arm hinauf und ließ sie erstarren. Einen zweiten Versuch unterließ sie, stattdessen nahm sie die linke, unverletzte Hand, um die Decke beiseite zu schlagen.

Ihr Oberkörper war fast komplett eingebunden, auch oberhalb ihres linken Beines befand sich ein Verband. An einigen anderen Stellen waren rechteckige Stoffstücken fixiert, sie fasste sich an die linke Gesichtshälfte, auch dort befand sich ein schmaler Streifen Bandage.

Erst jetzt sickerte langsam die Erinnerung in ihr Gedächtnis zurück. Ihr kamen die Tränen, als ihr die Situation wieder bewusst wurde, doch das gesamte Ausmaß zu begreifen, weigerte sich ihr Verstand. Mühsam versuchte sie, sich im Bett aufzurichten, doch ein pochender Schmerz im Oberkörper erschwerte ihr das Hinsetzten und sie stütze sich an der Wand ab, um Halt zu finden. Gerade, als sie sich im Bett aufgesetzt hatte, ging die Tür auf.

Eine Frau im mittleren Alter kam herein. Als sie sah, dass Kiara wach war, ließ sie vor Überraschung fast die Tassen fallen, die sie in der Hand trug. Mit schnellen Schritten ging sie zu ihr.

„Mein Kind du musst dich wieder hinlegen!“ tadelte sie und drückte Kiara mit sanfter Gewalt wieder zurück auf das Kopfkissen.

„Wo bin ich hier?“ fragte Kiara, schaute die Frau aber dabei nicht an, sondern nur auf ihre rechte, verbundene Hand.

„Du bist hier in Sicherheit“ meinte die Dame ruhig. „Ich heiße Caitlin, du bist auf dem Anwesen des Fürsten Mael Mac Brian“.

Kiara sah sie nun verwirrt an. „Aber wie komme ich hier her? … Da waren dieses Fremden, überall Flammen… Die ganzen Toten…“ Eine neue Welle der Erkenntnis überwältigte sie. So gut es ging, drehte sie sich zur Wand um und vergrub weinend das Gesicht im Kopfkissen. Caitlin verstummte, denn auch ihr standen die Tränen in den Augen.

„Ich geh und hole Sean O'Ceallaigh, den Kommandanten, er wird dir alles erklären…“ Mit diesen Worten ging sie wieder hinaus. Kiara starrte schluchzend die Wand vor sich an, Bilder der Geschehnisse kamen ihr ins Gedächtnis.

Nicht lange dauerte es, da wurde die Tür erneut geöffnet, ein großer stattlicher Mann betrat den Raum. Ein kurzes Nicken reichte, um Caitlin zu bedeuten, dass sie draußen warten sollte.

Schweigend verharrte Kiara in ihrem Bett, die knarrenden Holzdielen verrieten, dass er sich direkt neben sie stellte.

„Kiara“ begann er. „Ich weiß das ist alles nicht leicht für dich, aber uns würde es sehr helfen, wenn du mir erzählen könntest, was genau passiert ist.“ Er hoffte auf eine Antwort, egal was. Hauptsache etwas, um die Vorkommnisse aufzuklären oder auch nur ansatzweise die fast völlige Zerstörung von zwei Dörfern nachvollziehen zu können. Aber sie rührte sich noch immer nicht. „Wenn du jetzt nicht reden möchtest, komme ich später noch einmal wieder“ meinte er mit echtem Mitgefühl in der Stimme und wandte sich ab.

„Nein, wartet…“ sagte sie kaum hörbar. „Wer… Hat noch überlebt?“ fragte sie, ohne sicher zu sein, ob sie die Antwort ertragen konnte. Es herrschte kurz Stille im Raum, als würde O'Ceallaigh ebenfalls überlegen, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte.

„Nur die wenigen, die hier auf der Burg waren“ antwortete er dann knapp, bereute aber sofort, es doch gesagt zu haben. Kiara ballte die Faust vor der Brust, denn sie fühlte sich an, als würde sie zerspringen. Ein tiefer, stechender Schmerz riss ein Gefühl der Leere in ihr Herz. Sie hatte also alles verloren.

„Es ist vielleicht wirklich besser, wenn ich später noch einmal vorbeikomme. Ruhe dich aus.“ Er wandte sich mit diesen Worten ab, um Kiara mit ihrer Trauer alleine zu lassen.
 

Sie fand nur wenig Schlaf in dieser Nacht, immer wieder plagten sie Alpträume. Die letzten Stunden bis zum Sonnenaufgang lag sie einfach nur leise vor sich hin weinend im Bett und überlegte, was sie nun tun sollte. Was machte ihr Leben noch für einen Sinn? Sie war nun ganz alleine, weil er ihr alles genommen hatte.

Balog. Sein Name hallte in ihrem Gedächtnis wieder, genau wie der Klang seiner Stimme. Ebenso würde sie den Anblick seiner Augen auf ewig in Erinnerung behalten. Würde sie ihn jemals wiederfinden, wenn sie ihn suchte? Dieser Gedanke formte sich immer wieder auf's Neue, doch zerfiel augenblicklich, wenn sie sich eingestehen musste, dass sie ihn nicht besiegen könnte, jedenfalls nicht mit ihren jetzigen Fähigkeiten.

Sie dachte an seine Art zu kämpfen - Kraft, Technik und Schnelligkeit waren Dinge, die man sich aneignen konnte. Aber dass seine Wunden in Sekunden verheilten, das wollte ihre Vernunft nicht akzeptieren. War er überhaupt ein Mensch? fragte sie sich flüchtig, verscheuchte diesen absurden Gedanken aber sofort wieder. Was auch immer er war, zuallererst musste sie wieder gesund werden, danach konnte sie sich die nächsten Schritte überlegen.

Noch bevor die Sonne ganz aufgegangen war, klopfte es an der Tür und Kommandant Sean O'Ceallaigh betrat das Zimmer. Sie kannte den alten, streng wirkenden Mann nun schon seit einigen Jahren. Sie hatten sich kennengelernt, als ihr großer Bruder eine Stelle als Soldat angenommen hatte und sie seinetwegen viel Zeit auf dem Anwesen verbracht hatte.

„Wie fühlst du dich heute?“ fragte er vorsichtig und wartete auf eine Antwort bevor er weiter sprach.

„Ein wenig besser“ log sie und schaute ihn nun fragend an. „Was wollt ihr wissen?“ Der Kommandant stellte sich an das einzige Fenster im Raum und schaute nach draußen.

„Erzähl mir einfach alles, was du weiß, vielleicht kann uns ja irgendetwas davon weiterhelfen.“ Aufmerksam verfolgte er Kiaras Schilderung der Vorfälle. Sie rang kurz mit dem Gedanken, die Details über Balog, die sie bis jetzt ausgelassen hatte, noch zu erzählen - behielt diese aber lieber doch für sich.

Als Kiara geendet hatte, senkte sie den Kopf und schwieg. Die ganze Zeit hatte sie mit den Tränen gekämpft und unterlag nun schlussendlich doch ihren Gefühlen. Der Kommandant stand nun mittlerweile mit dem Rücken zum Fenster neben ihr und starrte ebenfalls schweigenden zu Boden. Innerlich kochte er vor Wut, das spürte sie genau. Doch äußerlich versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen, bis auf das nervöse Spielen mit der Kordel seines Waffengurtes, dessen er sich selbst wohl nicht einmal bewusst war.

Kiara war die erste, die wieder das Wort ergriff.

„Warum lebe ich noch?“ fragte sie mehr an sich selbst als an ihn gerichtet.

„Unser Wachposten sah Rauch, deswegen ritten wir ins Dorf hinunter. Aber als wir ankamen, konnten auch wir nichts mehr tun. Einer meiner Leute fand dich dann, ohne die schnelle Hilfe wäre es sicher anders ausgegangen.“ Plötzlich fuhr Kiara herum.

„Wo ist Alana, mein Pferd?“ Er schaute sie verwundert an.

„Das was neben dir stand, als wir dich fanden? Sie steht unten im Stall“ antwortete er.

„Ich muss zu ihr!“ Kiara machte Anstalten, sich zu erheben, aber er legte ihr besänftigend eine Hand auf die Schulter.

„Es geht ihr soweit gut, sie hat sich jedoch eine kleine Verletzung zugezogen. Sie wird aber gut versorgt, mach dir keine Sorgen.“

Kiara sah ihn mit Tränen in den Augen an. „In einer der Satteltaschen ist das Schwert, das ich nach Callras bringen sollte… Mein Vater…“ Ihre Stimme brach und sie schaute wieder zur Seite weg. Noch war es unmöglich, die Trauer auch nur in irgendeiner Art zu bändigen.

„Ich werde mich darum kümmern“ versprach Sean. „Versprichst du mir im Gegenzug, dass du dich weiter auskurierst.“ Bevor er ging, drehte er sich noch einmal um. „Du kannst hier in der Burg bleiben, so lange du willst. Caitlin wird eine Stelle für dich finden, wenn du wieder arbeiten kannst.“ Als er gehen wollte, sah sie ihn noch einmal an.

„Das Schwert…“ flüsterte sie. „Es ist alles, was ich noch habe, aber es gehört eigentlich einem Edelmann…“

Sean O'Ceallaigh bedachte sie mit einem verständnisvollem Blick.

„Dann ist es meines Wissens nach wohl unglücklicherweise als Diebesbeute verloren gegangen, wenn jemand danach fragen sollte.“
 

~*~
 

Von Woche zu Woche ging es ihr nun langsam wieder besser. Fast alle Verletzungen waren verheilt, jedoch verursachte ihre rechte Hand weiterhin Probleme und auf ihrer Wange waagerecht unter dem Auge blieb eine unschöne Narbe zurück, die sie somit auf ewig an diesen Tag erinnern würde.

Der Kommandant hatte sein Versprechen gehalten, das Schwert ihres Vaters in ihre Obhut gegeben und Caitlin beauftragt, ihr eine Anstellung zu suchen.

Nun arbeitete sie seit geraumer Zeit in der Küche.

Teilweiße war es dort sehr anstrengend, denn während den Mahlzeiten entwickelte es sich zu einem wahren Wettlauf gegen die Zeit und ein riesiger Berg Arbeit wartete danach darauf, beseitigt zu werden. Der einzigen Vorteil, den sie aus dieser Stelle schöpfte, war, dass sie immer wieder zwischen ihren Verpflichtungen Zeit fand, den Soldaten bei ihrem Training zuzuschauen.

Sie nahm sich vor, wenn sie wieder komplett gesund war, den Kommandanten zu fragen, ob sie am Gruppentraining teilnehmen durfte. Bis dahin blieb ihr erst einmal nur, alleine zu üben. Zu diesem Zweck schlich sie sich jeden Abend hinter auf den Übungshof, der zwar noch auf dem Anwesen, aber in einem abgegrenzten, großen Seitenhof lag. Doch schon ein paar Wochen, nachdem es fast zur Gewohnheit geworden war, wurde sie auf dem Weg in die Küche angesprochen.

„Kiara, warte mal“ rief ihr jemand hinterher, sie blieb stehen und drehte sich um. Kommandant O'Ceallaigh kam mit einem ernsten Gesichtsausdruck auf sie zu gelaufen.

„Was ist denn los?“ fragte sie ihn.

„Mir wurde zugetragen, dass du nun schon des öfteren auf dem Trainingsplatz warst. Du weißt schon, dass du dort nicht hin darfst oder?“

Etwas verunsichert schaute sie ihn an. „Aber…“ begann sie ihren Satz. „... Ich wollte sowieso anfragen, ob ich nicht am Training der anderen teilnehmen darf.“

„Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage“, entgegnete er sofort in strengem Ton. „Ich möchte dich nicht mehr auf dem Platz sehen, haben wir uns verstanden?“

Kiara schüttelte verständnislos mit dem Kopf.

„Das Versteh ich nicht, wieso darf ich nicht mit den anderen trainieren? Ich bin gut im Umgang mit dem Schwert!“ Unnachgiebig ging sie einen Schritt auf ihn zu, sie hoffte, ihn umstimmen zu können. „Ich werde mich anstrengen und keinem ein Hindernis sein. Bitte lasst mich mit den anderen üben!“ flehte sie ihn schon fast, an doch er blieb hart.

„Es bleibt bei 'Nein'. Ich weiß, dass du ebenso wie dein Bruder das Talent dazu hast. Kaum einer konnte so gut mit dem Schwert umgehen wie er, doch was hat es ihm denn gebracht?“ Er wusste, wie hart seine Worte klingen mussten, aber er blieb bei seiner Entscheidung. „Ich werde nicht dazu beitragen, dass du in dein Unglück läufst. Das Leben eines Kriegers wird immer vom Tod begleitet. Sei froh, dass du ihm entkommen bist. Begehe jetzt nicht den Fehler, jemanden aus Rache hinterherzulaufen.“ Für ihn war das Gespräch damit beendet und er ging nach einem letzten entschiedenen Blick an ihr vorbei.

Eine Weile stand sie einfach nur wortlos da, ballte die Fäuste und schaute den leeren Gang entlang. Er würde sie nicht davon abhalten können. Wenn nicht mit Hilfe, dann eben ohne, dazu war sie entschlossen.
 

Seit dem Gespräch mit dem Kommandanten wussten nun auch die anderen von dem Verbot und achteten darauf, dass sie sich daran hielt. Selbst in ihrer freien Zeit durfte sie sich nicht mehr in der Nähe des Platzes aufhalten.

Eines Nachts beschloss sie, an der Situation endlich etwas zu ändern. So lautlos sie konnte, schlich sie aus dem Schlafsaal der Angestellten bis hin auf die auf andere Seite der Burg. Dort befand sich im obersten Gebäudeteil der Zugang zum Falkenturm. Eine überdachte, aber zu beiden Seiten offene Brücke führte zum Eingang.

Nun stand sie vor einer schwierigen Aufgabe. Die einzige Zugangstür konnte sie noch nicht benutzen, sie aufzubrechen würde jemanden auffallen und den einzigen Schlüssel besaß der Falkner. Bis sie an diesen herangekommen war, musste sie einen anderen Weg finden.

Sie lehnte sich über den Rand der Brücke. Auf der Außenseite des Anwesens ging es viele Meter den Abhang hinunter, ebenso auf der Hofseite. Überall war es tief genug, um sich das Genick zu brechen. Kiara sprang auf der Innenseite der Brüstung nach oben und zog sie hinauf auf das schmale Dach der Brücke. Ihr Blick wanderte abschätzend nach oben. Dort fand sie schnell ihr Ziel, es war ein offenes Fenster etwa fünf Meter über ihr. Ein letzter Blick nach unten, dann legte sie sich langsam an den kalten Stein des Turmes. Stück für Stück arbeitete sie sich vorsichtig weiter nach oben bis zum Fenstersims, dort zog sie sich nach oben und blieb erschöpft im Fenster hocken.

Das Innere des Turmes war voll von Balken und Brettern, die überall den Vögeln als Schlafplatz dienten. Einige Bewohner waren von dem nächtlichen Störenfried aufgewacht und schauten sie verschlafen aus dunklen Augen an. Ein paar begannen, unruhig herumzuhüpfen, trauten sich aber nicht, an ihr vorbei zu flüchten, sondern flogen weiter nach oben zu einer offen stehenden Tür, die auf einen großen Erker führte. Doch bald würden sie ihn mit ihr teilen müssen, denn sie gedachte, sich genau dort oben einen Platz einzurichten, um ungestört trainieren zu können.

Kiara drehte sich nun langsam um und schaute abschätzend nach unten. Trotzt der Dunkelheit zeichneten sich im Fackelschein die Umrisse des Übungsplatzes ab. Der Blick von hier oben war perfekt. Man konnte fast das gesamte Anwesen überschauen.

Jetzt war nur die Frage, wie sie hier wieder runter kam.

Erst, als sie wieder bei Kräften war und ihre Arme aufgehört hatten, zu zittern, wagte sie sich auf den Rückweg. Sie freute sich und musste lächeln, darauf würde so schnell keiner kommen.

Ab jetzt versprach das Leben hier, wieder etwas einfacher für sie zu werden.



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