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Heartless Hearts

von

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Kapitel: 1/7
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 

H e a r t l e s s H e a r t s
 


 

Kapitel 1
 

Es sollte ein Tag voller Debüts werden, als sich Ryu am Abend sorgfältig stylte und das Haus erst verließ, als die Nacht schon hereingebrochen war und erste kleine Sterne müde am Himmel erschienen. Er wollte mit ein paar Freunden ausgehen und Spaß haben – und dafür wurde es auch höchste Zeit, denn er hatte viel zu viel gearbeitet in den letzten Tagen und Wochen.
 

Eigentlich würde es gar nichts Besonderes sein – zumindest dachte er das. Er kannte den Club bislang nicht und alles, was ihm bis zu diesem Zeitpunkt darüber berichtet worden war, begrenzte sich auf hübsche, wenig bekleidete Tänzer und gute Drinks – vielleicht reichte das auch schon vollkommen und alles andere wurde schnell nebensächlich. Allerdings gab es von diesen Etablissements viele in der Stadt und Ryu glaubte kaum daran, dass dieser Laden so außergewöhnlich sein würde – seine Freunde neigten wohl eher zu Übertreibungen, so war es ja schließlich immer.
 

Ein wenig neugierig war er bei diesen offensiven Schwärmereien allerdings schon geworden, denn normalerweise trieb er sich nicht in derartigen Clubs herum – erzählt wurde lediglich viel. Im Allgemeinen versuchte er seine Neigungen nicht jedem auf die Nase zu binden, doch es war offensichtlich, zu welchem Geschlecht er sich hingezogen fühlte. Hin und wieder wurde er sogar damit aufgezogen, wenn er bei einem knackigen Hintern einfach nicht wegsehen konnte. Doch wer konnte das schon nicht nachvollziehen?
 

An seiner Ausgangssituation änderte sich jedoch gerade nichts – er war seit langer Zeit Single und konnte sich auf seine letzte Beziehung kaum noch zurück besinnen. Zu kurz gekommen war er dennoch nicht – warum auch? Diese ‚Szene’ war schnelllebig und von vielen Affären geprägt – das hatte er schnell lernen müssen. Aber er war zufrieden, denn es fehlte ihm an nichts und wenn er nach Befriedigung suchte, musste er nicht selbst nachhelfen.
 

Gerade schloss er die Tür hinter sich und steckte den Schlüssel in seine Tasche. Ein kurzer Blick auf das Handy verriet ihm, dass er spät dran war und seine U-Bahn in weniger als fünf Minuten fahren würde.
 

Eilig hastete er die noch immer sehr belebte Straße entlang und die Treppen hinab zur Station – weit hatte er es nicht, aber das hatte auch seinen Preis. Die Hauptstadt glänzte nicht gerade mit preiswerten Angeboten, wenn es um Apartments ging, aber es gefiel ihm. Die vielen bunten Reklametafeln, die ihm so freundlich entgegen blinkten, ließen die Stadt beinahe taghell leuchten, auch wenn sie sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchten und es anfangs eine gewaltige Umstellung gewesen war in so einer Gegend zu wohnen.
 

Gerade, als Ryu den letzten Treppenabsatz eher hinunter sprang als ging, sah er die Bahn schon einfahren. Er hatte es gerade noch geschafft und konnte jetzt beruhigt einsteigen. Sämtliche Sitzplätze waren bereits besetzt und er musste stehen, aber weit war es nicht. Als er ein paar Minuten später wieder ausstieg, wurde er schon erwartet.
 

Ein recht groß gewachsener, schlanker junger Mann mit braunem Haar stand an der Station – ganz lässig an einen Pfeiler gelehnt und mit Handy und Zigarettenschachtel in der Hand. Mehr schien er nicht bei sich zu tragen. Seine wesentlich kleiner geratene Begleitung sah Ryu erst, als er auf sie zuging und dieser den Kopf etwas hervorstreckte. Er hatte dunkles, fast schwarzes Haar, welches ordentlich gestylt und in feine Strähnen gelegt worden war. Er hatte sich an den Arm des Größeren geklammert und schaute jetzt etwas neugierig in Ryus Richtung. Auf seinem Gesicht tauchte ein Lächeln auf und er winkte ihm.
 

Hayato und Takafumi. Ein langjähriges Pärchen, das auch jetzt noch nicht die Finger voneinander lassen konnte und eher so wirkte, als wären sie erst seit ein paar Wochen zusammen. Meistens fiel die Vertrautheit, die zwischen ihnen herrschte, erst dann auf, wenn man genauer hinsah. Es amüsierte Ryu immer wieder die beiden zu beobachten, denn sie neckten sich oft, nur um sich dann wieder förmlich aneinander zu ketten und verliebte Blicke auszutauschen. Für ihn führten die beiden eine Musterbeziehung, wie sie angenehmer nicht sein konnte - manchmal stimmte ihn das etwas wehleidig.
 

»Da bist du ja!«, freute sich Takafumi und löste sich von seinem großen Freund, um Ryu zur Begrüßung zu umarmen.
 

»Du bist spät dran«, tadelte Hayato hingegen ruhig und hielt sich mehr zurück als seine quirlige Begleitung. Aber auch seine vollen Lippen verbogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Der silberne Ring, den er als Piercing rechts an der Lippe trug, bewegte sich leicht mit.
 

»Tut mir leid…« Ryu verbeugte sich entschuldigend. »Meine Haare…«
 

»Ja, ja schon klar – lass uns endlich gehen. Wir wollen doch einen guten Tisch bekommen!« Takafumi zog ihn mit sich und ging mit ihm ein Stück voraus. Schon Sekunden nachdem sie den Bahnhof verlassen hatten, bemerkte er, wie Hayato hinter ihnen eine Zigarette anbrannte und genüsslich daran zog. In gewisser Weise nahm das verliebte Paar auch gerade wieder Rücksicht aufeinander, denn Takafumi war überzeugter Nichtraucher – und Hayato respektierte es so gut er eben konnte.
 

»Einen guten Tisch?«
 

»Ja! Es gibt runde Tische mit Stangen in der Mitte«, erzählte er begeistert, wobei seine Augen ebenso glänzten. »Für die ganz Mutigen«, fügte er schnell mit einem Grinsen hinzu. Eigentlich wollte es nicht zu dem kindlich wirkenden jungen Mann passen, dass er sich in solchen Clubs herum trieb. Eigentlich machte er eher einen unschuldigen und braven Eindruck. Das täuschte aber definitiv und dessen war sich Ryu nur zu sehr bewusst.
 

»Und darauf tanzt dann jemand für uns - und die Typen sind wirklich heiß!« Gerade, als er das sagte, wurde ihm in die Seite gepiekst. Dann wickelten sich lange Arme um ihn.
 

»Du hast ja ganz genau aufgepasst, hm Taka?«, fragte Hayato mit einem süffisanten Grinsen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Hayato war eher der vernünftige und erwachsene in ihrer Beziehung, der sein kleines Anhängsel oft auf dem Boden der Tatsachen zurück holen musste.
 

»Das erklärt, warum du danach so…«
 

»Das interessiert Ryu bestimmt nicht!“, fiel er ihm ins Wort und strampelte sich wieder frei. Sofort schoss ihm die Röte ins Gesicht und verriet ihn. Über dieses Thema schwieg er sich öffentlich lieber aus – zumindest solange, wie er noch keinen Alkohol getrunken hatte. Nach ein paar Drinks verhielt sich das schon ganz anders und er riss Witze und prahlte ganz öffentlich über sein fantastisches und ausgefallenes Sexleben. Hayato ließ ihn natürlich reden und hielt sich mit einem Grinsen zurück – immerhin schmeichelten ihm die Worte.
 

Ryu lachte nur leise. Er beobachtete die beiden zu gern, obwohl er immer wieder feststellte, dass auch er sich nach Nähe sehnte und einsamer war, als er zugeben wollte. Aber wie so oft, verdrängte er das aufkommende Gefühl auch jetzt wieder schnell und beschloss den Abend einfach zu genießen.
 

Schließlich betraten sie den Club, bei dem offensichtlich nicht gespart worden war, als man ihn eingerichtet hatte. Er wirkte sehr nobel mit seinem warmen, gelbgoldenen Licht aus hübschen Kronleuchtern und dem dunklen Holz der Einrichtung. Der Boden bestand aus Parkett und bildete einen hübschen Kontrast dazu. Und hier fand Ryu auch schnell die beschriebenen runden Tische, durch deren Mitte eine silberne Stange führte, die fest mit der Decke und dem Boden verankert war. Besonders viel Platz boten sie allerdings nicht.
 

»Und darauf soll jemand tanzen?«, fragte er etwas ungläubig und besetzte einen der Tische mit seinen beiden Mitstreitern. Takafumi nickte gleich und seine dunkelbraunen Augen begannen vor Freude regelrecht zu strahlen, während Ryu die Arme vor der Brust verschränkte.
 

»Du wirst dich noch umsehen, wie gut sie sind.«
 

»Allerdings – ihm hat der Letzte ja auch gleich den Kopf verdreht«, mischte Hayato sich erneut ein und bekam einen sanften Schlag von Takafumis Faust auf den Oberarm ab.
 

»Was denn? Es war doch so!«, lachte er nur.
 

»Gar nicht! Ich hab doch nur Augen für dich.« Sogleich hing Takafumi wieder an dem eben noch geschlagenen Arm und sah ihn mit engelsgleichem Ausdruck an und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Er wusste genau, wie er Hayato um den Finger wickeln konnte. Und dieser seufzte nur ergeben und tippte an seine Nase und platzierte einen Kuss an seiner Schläfe. Wie lange es wohl gedauert hatte, dass sie so selbstverständlich mit ihrer Liebe umgehen konnten? Oder lag es nur daran, dass die Anwesenden auch zum gleichen ‚Team‘ gehörten?
 

Sie unterhielten sich eine kleine Weile und bestellten sich zunächst einmal nur leichte Drinks. Allerdings verfehlten sie ihre Wirkung besonders bei Ryu keines Wegs, denn er hatte eine Schwäche und vertrug nicht viel – besonders wenn es um süße Getränke ging. Auch wenn es ihm nicht anzusehen war – im Gegenteil. Seine markanten Züge und sein meist auf andere recht unfreundlich wirkender Blick ließen eher auf ein übles Image schließen.
 

Es war tatsächlich so. Auf andere wirkte Ryu teilweise sogar bedrohlich, auch wenn er es ihm an Körpergröße etwas mangelte und er auch nicht dazu in der Lage war jemanden zu verletzen. Vielleicht interessierten sich deswegen so viele für ihn, denn an Verehrern mangelte es wirklich nicht. Hin und wieder nutzte er das aber zugegebener Maßen auch aus und gab sich seinen fleischlichen Gelüsten hin. Bisher hatte er Glück gehabt und war seine Bettgeschichten immer schnell wieder losgeworden – vielleicht, weil er auch deutlich gemacht hatte, dass er sich nichts als eine kurze Affäre vorstellen konnte und keine langjährige Beziehung - dafür suchte er wahrlich jemanden, der ihn etwas mehr reizte. Und so hatten sich die Wege seiner letzten Bekanntschaften spätestens am nächsten Morgen wieder getrennt. Und Ryu fühlte sich gut dabei.
 

Und dann geschah es. Nacheinander enterten zunächst nur drei Tänzer den Raum und erhielten für die knappen und äußerst aufreizenden Outfits neugierige und gierige Blicke von fast allen Besuchern. Man konnte förmlich spüren, wie einigen Anwesenden das Wasser im Mund zusammen lief. Und auch Ryu starrte recht hemmungslos auf die viele nackte Haut, denn mehr als eine knappe, aber hübsch designte Hotpants und ein dazu passendes Oberteil, welches gerade einmal ein Stück der Oberarme und die Brust verhüllte, war es nicht. Selbst auf Schuhe hatte man verzichtet, doch bei genauerer Betrachtung machte das durchaus Sinn - schließlich tanzten sie auf den Tischen.
 

Die Tänzer kletterten unter Beobachtung der Besucher auf die runden Plattformen – mit eleganten Bewegungen schwang sich auch ein schlanker, blonder und äußerst attraktiver junger Mann auf den Tisch, an dem Ryu, Hayato und Takafumi saßen. Sein Bein hackte sich an der Stange ein, mit einer Hand hielt er sich fest und die andere streckte er regelrecht präsentierend von sich. Alle taten das, aber bei ihm sah es besonders aus. Über seine Züge glitt ein selbstsicheres, aber dennoch leichtes Lächeln. Oh ja – er genoss es sichtlich in dieser Bewunderung zu baden.
 

Dann setzte schließlich schon die Musik ein – und damit die Bewegungen der Drei. Sie taten nicht das Gleiche, aber das war Ryu auch gerade vollkommen egal, denn er hatte nur noch Augen für diesen einen, der gerade so sinnlich vor seinen Augen tanzte und seine Kunst einfach perfekt verstand. Seine Bewegungen waren lasziv und langsam, aber unglaublich betörend – er wusste, wie er seinen Körper einsetzen musste, um seinen Zuschauern schlaflose Nächte zu bereiten. Allein seine langen, schlanken Beine wollten Ryu dazu verleiten über sie zu streichen und die Fingerspitzen unter den Rand der knappen Panty tauchen zu lassen und sich an jedem Millimeter seiner Existenz zu laben. So wie er sich jetzt um die kühlte Stange drehte und sein Bein anwinkelte, konnte Ryu den Ansatz einer Pofalte sehen und er schluckte merklich hart, denn die Bilder in seinem Kopf wollten sich bis ins Unendliche vermehren und immer extremer werden. Am liebsten hätte er ihn sofort entführt und eine unvergessliche Nacht mit ihm verbracht.
 

Er konnte den Blick nicht mehr abwenden, als der ihm unbekannte Tänzer die Arme über seinem Kopf an die Stange legte und sich direkt zu Ryu drehte. Seine Augen waren halb geschlossen, doch es war offensichtlich, dass er ihn genau ansah. Dieser Ausdruck war unvergleichlich und Ryu vergaß einfach alles und jeden um sich herum. Es zählten plötzlich nur noch diese fast schwarzen Augen, in denen er schon jetzt unterging und dieses einladende Lächeln auf seinen Lippen. Ein wenig waren sie geöffnet, aber das schmälerte den zarten Ausdruck in kleinster Weise.
 

Ryu starrte den jungen Tänzer nur noch an, musterte jedes noch so kleine Detail seines Körpers und konnte seine Augen einfach keinen Moment von ihm abwenden. Immer wieder fand er neue Merkmale an ihm, die sich in ihm einprägen wollten. So etwas hatte Ryu noch nie zuvor erlebt – und er wurde gierig nach mehr. Für ihn besaß er eine vollkommene Schönheit, auch wenn er freilich nicht perfekt war.
 

Nun stellte der Unbekannte seine Beine ein Stück auseinander und erlaubte ihm einen Blick dazwischen. Eigentlich war es nichts Besonderes oder Außergewöhnliches, einen anderen Mann so zu sehen, doch jetzt schien er Ryu damit vollkommen den Kopf zu verdrehen. Er fühlte sich beinahe in seine Teenagerzeit zurück versetzt, als er seine ersten zarten Erfahrungen gesammelt hatte und ganz besessen davon gewesen war einen anderen Mann nackt zu sehen und ihn endlich anfassen zu dürfen.
 

Ryu konnte seine stetig größer werdende Erregung einfach nicht mehr verbergen – er wollte es auch gar nicht mehr und lehnte sich zurück. Für die Reaktionen seinen Körpers konnte er sich nicht einmal schämen, und als der Tänzer langsam an der Stange hinab und in die Knie glitt, schien der Stoff seiner Hose immer enger zu werden und die Vorstellung, wie er sich auf seinen Schoß senkte, übermannte Ryu einfach. Ein leichtes Zucken durchflutete seinen Unterleib und drängte ihm immer mehr den Wunsch auf, ein wenig Zweisamkeit mit ihm verbringen zu wollen.
 

Nun öffnete der Tänzer die Beine ganz und strich sich über den Hals und hinab zur Brust – sinnlich und mit einem derart verruchten Ausdruck, wie Ryu ihn niemals zuvor gesehen hatte. Immer langsamer wurde seine Hand auf dem Weg hinab, bis sie zwischen seine Beine glitt und sich an diesem empfindlichen Körperteil berührte. Wie es sich wohl anfühlte, wenn er dies bei einem anderen tat?
 

Seine sinnlichen Lippen waren leicht geöffnet und schienen ein leichtes Keuchen von sich zu geben. Waren sie plötzlich allein? Oder bildete Ryu es sich nur ein, dass der hübsche Blonde gerade nur Augen für ihn hatte? Abwenden wollte er sich jedenfalls nicht und schien ihn mit seinen Blicken dazu aufzufordern, ihn zu berühren. Etwas zaghaft und verhalten wollte Ryu ihm den Wunsch erfüllen und strich über seinen Oberschenkel – er wagte es gar nicht mehr zu blinzeln, aus Angst etwas verpassen zu können. Die Berührung war kaum zu spüren, doch der Unbekannte erschauderte merklich und zupfte mit den Zähnen seitlich an seiner Unterlippe.
 

Erst jetzt entdeckte Ryu den kleinen Leberfleck am Rand der weichen, rosigen Haut seiner Unterlippe, oberhalb des Piercings, welches er an jener trug. Es war ein einfacher, silberner Stecker mit einem weißen Steinchen. Eigentlich mochte Ryu diesen Schmuck nicht, aber an ihm wollte es gleich ganz anders wirken. Seine Züge waren markant und dennoch weich – zu seiner spitzen, kleinen Nase gehörten hohe Wangenknochen und ein recht kantiges Gesicht, in denen die braunen Iriden seiner mandelförmigen Augen besonders hervorstachen. Die leichten Ecken wurden von den weich fallenden, blonden Haaren wieder abgerundet – alles in allem befand Ryu ihn als einmalig schön und er war sich sicher, dass er ihn so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommen würde, denn so einem Mann war er sicher noch nie zuvor begegnet.
 

Ryus Hand berührte diese weiche Haut noch immer verhalten und glitt nur langsam über die Innenseite. Er wusste selbst nicht, wo er eigentlich hin wollte und schien sich mehr von außen zuzusehen, als sich selbst steuern zu können. Wären sie ungestört gewesen, wären sie wohl schnell zu einer ganz anderen Tätigkeit übergegangen – zumindest konnte Ryu an nichts anderes mehr denken und sah den schönen Tänzer schon auf seinen Schoß rutschen.
 

Als er sich der dunklen Panty näherte legte der Tänzer aber die Hand sanft auf seine. Er schenkte ihm ein Lächeln und bat ihn stumm nicht noch weiter zu gehen. Sie lösten sich – und er setzte seinen erotischen Tanz an der Stange fort.
 

Noch immer bemerkte er nicht, wie amüsiert seine beiden Freunde die Szene beobachteten. Besonders auf Hayatos vollen Lippen lag ein anzügliches Grinsen – es war offensichtlich gewesen, dass sie voneinander angetan waren und sich zumindest mit den Blicken beinahe verschlungen hatten.
 

Nach viel zu kurzen Minuten verließ der schöne Unbekannte ihn. Zum Abschied schenkte er Ryu noch einen sinnlichen, tiefen Blick und einen Kuss, jedoch keinen auf die Lippen, sondern nur einen, den er auf seine eigenen Finger setzte und ihm zuwarf.
 

Leise seufzend sah Ryu ihm nach. Noch immer konnte er die zarte Haut unter seinen Fingern spüren. Er hatte in seiner Trance nicht einmal bemerkt, dass mittlerweile drei weitere Tänzer dazu gekommen waren, die zwar auf anderen Tischen tanzten, ihre Vorgänger aber ablösten. So war immer auf anderen Tischen etwas zu sehen und sollte wohl vermeiden, dass es den Besuchern langweilig wurde.
 

Nur langem erholte Ryu sich und musste einsehen, dass seine ihn fast erdrückende Erregung von allein abklingen musste. Es war ein unangenehmes Gefühl und er schlug schnell die Beine übereinander. Eine peinliche Hitze kroch ihm ins Gesicht, als er die Blicke seiner Freunde auf sich spürte. Er zog eine Braue in die Höhe und blickte immer wieder zwischen ihnen hin und her.
 

»Was denn?«, wollte Ryu wissen und zuckte mit den Schultern. Takafumi beugte sich weit vor und musterte ihn mit zusammen gekniffen Augen.
 

»Was geht denn zwischen euch?«, fragte er frech grinsend. Spätestens jetzt war er in seinem Element.
 

»Das hat ja richtig geknistert!« Er war deutlich entzückt und wahrscheinlich konnte ihn niemand mehr aufhalten, dass er Ryu für den Rest des Abends damit aufzog. Jetzt rieb er die Handflächen aneinander und grinste schelmisch.
 

»Du warst schon mal hier, oder? Ihr beiden kennt euch schon! Nun erzähl doch!«
 

»Schalt mal runter, Taka«, meinte Ryu mit einem Kopfschütteln und war gänzlich abgeneigt über das zu sprechen, was gerade geschehen war. »Ich kenne ihn nicht – ich weiß nicht einmal seinen Namen.«
 

»Das sah aber anders aus«, warf Hayato ein und beugte sich wie auch sein Freund nach vorn. Das Geschehen um sie herum war plötzlich gar nicht mehr wichtig. Sie hatten ein neues Opfer gefunden. Wie konnte er jetzt am besten verschwinden?
 

»Wirklich – ich kenne ihn nicht. Allerdings würde ich ihn gern…« Die Worte blieben ihm regelrecht im Hals stecken, als er den Tänzer am anderen Ende des Raumes erblickte. Bildete er sich das jetzt schon ein? Seine Augen blinzelten – er war es wirklich. Allerdings trug er jetzt eine Jeans statt der knappen Hotpants. Das Oberteil zierte seine schlanke Figur hingegen immer noch und enthüllte seinen flachen, durchtrainierten Bauch. Seine Muskeln zeichneten sich sanft ab, aber nicht zu stark. Gerade so, dass es Ryu gefiel. Schon wieder sah er einfach umwerfend aus und ließ ihn alles in seinem direkten Umfeld vergessen.
 

»Entschuldigt ihr mich kurz?«, fragte Ryu und ohne auf eine Antwort zu warten erhob er sich und ging zielstrebig auf ihn zu. Es entging ihm sogar, dass seine beiden Freunde ihm mit weit aufgerissenen Augen nachsahen und natürlich sofort damit begannen zu tuscheln. So hatten noch nicht einmal sie ihn bisher erlebt – und sie hatten wirklich schon einiges mit dem Blondschopf durch.
 

Ryu war aber nicht mehr aufzuhalten, auch wenn er keine Ahnung hatte, was er eigentlich sagen sollte. Zielstrebig ging er auf die schlanke Schönheit zu, die ihn auch gerade entdeckt hatte und mit seinen dunklen Augen fixierte. Sogleich huschte ein Lächeln über seine markanten Züge – er wartete doch tatsächlich auf ihn und lehnte sich elegant an die Wand, die Hände dabei in die Hosentauschen steckend. Scheinbar hatte Ryu etwas richtig gemacht.
 

Gerade wollte er etwas sagen, als der Unbekannte den Finger auf seine weich geschwundenen Lippen legte und sich seine Mundwinkel amüsiert in die Höhe bogen. Ryu rutschte das Herz in die Hose, als er die Hand in seinen Nacken schob und sich zu seinen Lippen neigte. Den Kopf legte er ein bisschen schief und blickte ihn an.
 

»Ich heiße Keita«, wisperte er mit angenehmer, heller Stimme, die sich gerade ein bisschen schmutzig anhörte und legte die Lippen betont zärtlich auf die von Ryu. Dem gefror das Blut in den Venen und wollte sich schon wieder an einer ganz anderen Stelle anstauen. Geschah das gerade etwa wirklich? So etwas passierte doch in der Wirklichkeit nicht!
 

Ryus Gedanken überschlugen sich und wollten einfach keinen vernünftigen Schluss zulassen, was er da gerade erlebte. Hatte er schon so viel getrunken, dass er sich das alles einbildete? Oder war es ein schöner Traum? Wenn es so war, dann wollte er so schnell nicht erwachen und die Lippen weiter fühlen, die noch immer auf seinen lagen und ihm schier den Kopf verdrehten. Er wusste ja, dass es manchmal schnell ging, bis man mit einem Typen im Bett landete – aber so hatte er es auch noch nicht erleben dürfen, denn diesmal ging die Initiative von dem eigentlichen ‚Opfer‘ aus.
 

Ein leises Murren verließ den Kleineren, als Keita den Kuss trennte. Doch er wich nicht von ihm und sah ihn mit seinen tiefen, braunen Augen an. Was war das nur für ein Ausdruck, der da in ihnen lag? Er war so einmalig, so zärtlich, so… echt – als würden sie sich schon viel länger kennen.
 

Dieses stumme Mustern, untermalt von der Clubmusik, die immer mehr im Hintergrund verschwand, trieb Keitas Mundwinkel noch etwas in die Höhe. Schließlich ergriff er Ryus Hand ganz aufgeregt.
 

»Nimm mich mit dir«, bat er und hörte sich wirklich abenteuerlustig an. War es auch für ihn das erste Mal, eine Entscheidung so schnell über den Zaun zu brechen? Aber er war so wild entschlossen – Ryu konnte und wollte ihn gar nicht bremsen und flüchtete mit ihm hinaus in die Nacht. Noch immer hielten sie sich an den Händen – und Keita lachte, als sie draußen waren.
 

»Endlich!«, freute er sich und streckte sich. »Das wollte ich schon die ganze Zeit tun.« Ryus Hand hatte er losgelassen und ging einfach in die Richtung, die ihm gerade passte. Er wirkte so lebensfroh und ausgelassen, als sei gerade eine tonnenschwere Last von seinen schmalen Schultern abgefallen.
 

Ryu blieb am Eingang des Clubs stehen und sah ihm irritiert nach. Er verstand genau genommen gar nichts und Keita benahm sich für ihn einfach nur eigenartig. Aber das er würde noch früh genug dahinter kommen. Nun drehte sich der hübsche Tänzer wieder zu ihm und strahlte ihn an.
 

»Wo bleibst du denn?«, wollte er wissen und blieb stehen, um die Hände empört in die Seiten zu stemmen. »Ich dachte wir gehen zu dir.« Ryu nickte nur und wischte sich eine blonde Strähne aus der Stirn.
 

»Dann müssen wir aber da lang.« Er zeigte genau in die entgegen gesetzte Richtung, in die Keita gerade davon getollt war. Doch dessen gute Laune konnte einfach nichts trüben. Rasch war er wieder bei Ryu und nahm seine Hand, um die Finger ineinander zu verweben.
 

»Nimm mich mit dir«, wiederholte er mit diesem bezaubernden Lächeln. »Nimm mich mit – und tu mit mir was du willst.«
 

Fortsetzung folgt[/]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel: 3/7
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 

H e a r t l e s s H e a r t s
 


 

Kapitel 3
 

Nun lagen sie da, eng beieinander und aneinander geschmiegt, als würden sie die innigsten Gefühle teilen, die ein Herz überhaupt empfinden konnte. Im Moment war den beiden jungen Männern einfach alles gleichgültig und sie waren nur noch einander wichtig. Die kalte Realität würde sie doch noch früh genug einholen, also konnten sie diesen bezaubernden Moment doch noch ein wenig genießen.
 

Noch immer fragte Ryu sich, ob er jemals zuvor so guten Sex gehabt hatte, wie eben mit Keita. All diese Berührungen und Blicke, Keitas erst so leises, verhaltenes Keuchen bis hin zu wildem Stöhnen. Er konnte das alles noch immer fühlen und erschauderte ein ums andere Mal angenehm. Es war einfach alles dabei gewesen, was Ryu sich wünschte. Scheinbar wusste Keita ganz genau, wie er einen anderen Mann glücklich machen konnte.
 

Eines bereitete Ryu aber noch immer Kopfschmerzen. Als er seinem Spielgefährten das Oberteil ausgezogen hatte, war etwas zum Vorschein gekommen, womit er nicht gerechnet hatte. Noch immer sah er es bildhaft vor sich. Ein Geflecht aus Narben, welche allerdings schon alt sein mussten, denn sie waren längst verblasst. Frische Narben hätten anders ausgesehen – aber wie war er nur dazu gekommen?
 

Jetzt sah er Keita an, musterte sein entspanntes Gesicht. So wie er da gerade lag – auf die Seite gedreht und leicht zusammen gerollt und mit geschlossenen Augen – sah er so süß und friedlich aus, ja beinahe unschuldig. Er wirkte nicht im Geringsten so, als hätte er etwas durchzustehen gehabt. Oder war er deswegen so speziell in seinen Handlungen? Hatte diese alte Verletzung etwas damit zutun? Die Neugier wurde immer größer.
 

Ryu legte seine Arme um ihn und rückte noch etwas näher zu ihm. Seine Lippen streiften seine Stirn, dann fragte er einfach.
 

»Was ist mit dir geschehen?« Er konnte beinahe fühlen, wie Keita die dunklen Augen wieder aufschlug und zu ihm auf blickte. Im Bett war tatsächlich er der Kleine, auch wenn er Ryu im normalen Leben ein ganzes Stück überragte.
 

»Was meinst du?«
 

»Die Narben. Wer war das?«, fragte Ryu merklich sanft und strich seiner Begleitung durch die seidigen Haare, die allerdings ein wenig durcheinander geraten waren. Keita merkte dennoch, dass er ihm nicht zu nahe treten wollte und ihm durchaus die Chance ließ darüber einfach zu schweigen. Schließlich legte Keita die Hand auf seine Brust, fühlte über seine Haut. War er bereit mit ihm darüber zu sprechen?
 

»Als Kind wurde ich oft operiert«, erzählte er nach beinahe endloser Stille und vielen Grübeleien, wie er diese Geschichte nur erzählen sollte. Seit langer Zeit hatte er nicht mehr darüber gesprochen und es eigentlich auch erfolgreich verdrängt, was er durchgestanden hatte und was ihm noch bevor stehen sollte. Nun lebte alles wieder in ihm auf und erschütterte ihn bis ins Mark.
 

»Ich bin mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen und als ich noch jünger war, wurde durch viele Operationen versucht den Fehler zu beheben.« Keita hörte sich trotz seiner unschönen Vergangenheit recht gelassen an. Nur manchmal hob sich seine Stimme ein wenig und ließ darauf schließen, dass es ihm vielleicht doch nicht ganz so leicht fiel darüber zu sprechen.
 

»Es hat mich gezeichnet, aber irgendwann haben sowohl meine Eltern als auch die Ärzte aufgegeben«, berichtete er weiter und wich dem Blick seines Zuhörers aus. Ryu lief es eiskalt den Rücken hinunter. Sollte das etwa bedeuten…
 

»Es ließ sich nicht beheben.« Ein weiterer Schauer. Ryus Fingernägel vergruben sich unwissentlich in die Haut an Keitas Rücken. Ein wenig zuckte er daraufhin zusammen. »Und meine Ärzte haben mir gesagt, dass ich nicht älter als 25 werde.« Die Verbitterung lag in seiner Stimme – es fiel ihm merklich schwer das alles zu sagen.
 

»Keita…«
 

»Ich bin schon 23. Und ich merke, dass es mir immer schlechter geht. Alles was ich mir für mein Leben noch wünsche sind ein paar schöne Tage und das ich nichts auslasse, was ich gern tun würde.« Er klang so ernst und als er den sich immer mehr verfinsterten Ausdruck seines Gegenübers erkannte, schickte er ein kleines Lächeln über seine Lippen.
 

»Ich werde sehr bald sterben, Ryu«, sprach er die grausame Wirklichkeit aus und brachte es auf den Punkt. »Ich habe eine Patientenverfügung: wenn ich nur noch durch Geräte am Leben erhalten werde, dann müssen sie ausgestellt werden. Ich will es so.« Etwas in dem Kleineren wollte brechen und bröckelte bereits. Vor seinem inneren Auge entstanden schreckliche Bilder, wie Keita leblos dalag und seine wunderbaren warmen, braunen Augen nicht mehr aufschlug. Niemals zuvor hatte er sich in seinem jungen Leben mit dem Tod konfrontieren müssen. Nun musste er realisieren, dass es auch ganz anders sein konnte. Keitas gesamtes Leben über hatte er schon gewusst, dass er kein hohes Alter erreichen würde.
 

Es dauerte lange bis Ryu sich wieder halbwegs gefangen und die Vorstellung zumindest ein Stück von sich weggedrängt hatte.
 

»Ich verstehe das nicht«, gab er leise zu. »Kann man dir kein Spenderherz geben?« Eine berechtigte Frage – wie er fand, die aber viel panischer über seine Lippen kam als er es eigentlich wollte. Das alles nahm ihn einfach furchtbar mit und er entdeckte selbst eine ganz neue Seite an sich: eine ängstliche. Selbst seine Hände zitterten merklich.
 

Doch Keita schüttelte den Kopf und nahm Ryu in die Arme, sah er doch, wie sehr ihn sein Schicksal mitriss. Er küsste auf seinen Kopf und schmiegte sich an ihn, so fest, als würde er gleich mit in seinen Körper schlüpfen. Und Ryu schlang seinerseits die Arme wieder um ihn und ließ seine Stirn gegen die schmale Brust sinken. Erneut berührte er die entstellte Haut.
 

»Das geht nicht«, sagte er schließlich. »Es ist meine Bestimmung, verstehst du?« Ryu schüttelte nur leicht den Kopf - er wollte und konnte das nicht realisieren. Seine Stimme wollte ihm gerade nicht mehr gehorchen.
 

»Danke für diese wundervolle Nacht. Ich wünschte, ich könnte noch viele von ihnen mit dir teilen.« Er hörte sich so dankbar und liebevoll an, gar nicht so, als würde er Angst haben.
 

»Was redest du da?« Endlich fand Ryu seine Sprache wieder und sah ihn entsetzt an. »Hör auf so endgültig zu sein! Hast du etwa schon aufgegeben?«
 

»Nein Ryu, aber ich lebe damit. Ich muss es akzeptieren.« Seine zierlichen Finger strichen durch das blondierte Haar und versuchten den aufgebrachten Mann zu beruhigen.
 

»Sei nicht böse mit mir«, bat Keita mit einem Lächeln und hob Ryus Kinn an. Ihre Blicke trafen sich und der Kleinere fühlte, wie es ihm in der Brust schmerzte. Dennoch traf er eine Entscheidung.
 

»Ich will, dass du bei mir bleibst«, sagte Ryu bestimmt und war fest entschlossen sich davon nicht abbringen zu lassen.
 

»Aber warum? Damit du dich in mich verliebst und mit ansehen musst, wie ich sterbe?« Das machte doch alles keinen Sinn.
 

»Wenn es schon so ist…«, begann Ryu. »wenn du wirklich sterben musst…« Es fiel ihm deutlich schwer und seine Augen wirkte ein wenig glasig. »…dann möchte ich, dass du eine schöne Zeit hast. Bitte bleib an meiner Seite und du wirst es nicht bereuen.« Und das würde er nicht. Keita betrachtete seinen Freund lange, streichelte immer wieder über seine Wange, lächelte, schloss die Augen und drückte ihn an sich, nur um sein Gesicht abermals zu sich zu lenken und ihn zu küssen. Dann lächelte er.
 

»Dann bleibe ich bei dir.«
 

~*~
 

Und Keita blieb tatsächlich. Er wollte die schöne, liebevoll eingerichtete Wohnung mit seinen zwei Zimmern, Küche und Bad gar nicht mehr verlassen, denn sein Gastgeber behandelte ihn einfach wundervoll. Mit jeder Stunde, die er mit Ryu verlebte, fühlte er sich wohler. Er war so zärtlich zu ihm. Sicher war er noch nie so aufmerksam behandelt worden.
 

Sie erfuhren viel übereinander. Keita hatte die Schule aufgrund seiner vielen Krankheitsphasen abgebrochen und sich mit kleinen Jobs durchgeschlagen, als er mit seinen Eltern nicht mehr klar gekommen war. Am Ende war er in einem Stripclub hängen geblieben, in dem er alles gelernt hatte, was er jetzt konnte und auch seinen erotischen Tanz an der Stange erklärte, in den Ryu sich so schnell vernarrt hatte. In dem Club, in dem sie sich kennen gelernt hatten, war es sein erster Abend gewesen.
 

Sein eigentliches Talent galt allerdings der Malerei. Ryu fand es eher zufällig heraus, als er eines Morgens erwachte und einen einzelnes Bogen Papier neben dem Bett fand. Keita hatte ihn gezeichnet – schlafend. Es sah eher aus wie eine Schwarzweißfotografie als ein Bild, das ein anderer gemalt haben konnte – noch dazu mit so spärlichen Materialien.
 

Und so schenkte er Keita einen richtigen Zeichenblock und geeignete Stifte, damit er sein Talent auch in vollen Zügen ausleben konnte – es sollte ihm einfach an nichts fehlen. Wahrscheinlich würde Ryu niemals vergessen, wie seine wunderschönen Augen zu strahlen begonnen hatten, als er das Geschenk ausgepackt hatte. Er war ihm um den Hals gefallen und hatte sich immer wieder bedankt und ihm die sinnlich weichen Lippen aufgedrückt. Vielleicht eine Tat, die eher auf seiner Freude basierte, aber sie veränderte etwas.
 

In dieser Nacht schliefen sie zum zweiten Mal miteinander und Ryu glaubte, dass es noch schöner war als ihre erste gemeinsame Nacht. Sie kamen sich diesmal nicht nur körperlich näher, sondern vor allem seelisch. Er hatte das Gefühl, dass sie ineinander verschmolzen und gar nicht mehr zu trennen waren.
 

Natürlich hatte Ryu Bedenken eingeräumt, ob es ihm nicht schaden könnte, wenn sie das taten. Aber Keita hatte es schnell verneint und ihn wieder in einen betörenden Kuss verwickelt. Ryu konnte einfach nicht anders, als ihm förmlich den Wunsch von den Lippen abzulesen.
 

Als sie schließlich mit wild klopfendem Herzen nebeneinander lagen und die Finger noch immer nicht voneinander lassen konnten, begriff Ryu, dass es nicht nur Sex oder einfache Zuneigung war, die sie miteinander verband. Es war viel mehr und er begann sich in den hübschen Keita zu verlieben. Nun, vielleicht war dies nicht der richtige Ausdruck, denn sein Herz war längst für ihn entflammt.
 

Es war Liebe.
 

Als Ryu ihm seine Zuneigung gestand, perlten Tränen über Keitas Wangen. Einfach so brachen sie aus, als hätten sie nur auf den passenden Moment gewartet um den Damm endlich unter sich zu begraben.
 

»Es tut mir leid«, hatte Ryu gesagt. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.« Aber dann war Keita ihm schon in die Arme gefallen und hatte seinen zittrigen Körper an ihn gedrückt. Sein Beben – sein aufgeregtes Herz – das alles hatte Ryu ganz genau fühlen können.
 

»Ich liebe dich!«, war es aus ihm ausgebrochen, als hätte es schon ewig in ihm gebrodelt. Er musste es in seiner Aufregung gleich noch einmal wiederholen und versuchte seine hektischen Tränen unter Kontrolle zu bringen – nur gelingen wollte es nicht.
 

Es waren Kummertränen gewesen. Natürlich, denn ihm stand keine jahrelange Zukunft bevor und er würde nicht mit Ryu alt werden und ewig glücklich sein können. Eigentlich hatte er ihn doch davor bewahren wollen, dass er ihn zu Grabe tragen musste. Und nun war es zu spät. Sie empfanden so heftig füreinander und Keita wusste, dass er sich dem nicht mehr entziehen konnte und es auch nicht wollte - wahrscheinlich war es von Anfang an nicht möglich gewesen diesem Schicksal zu entkommen. Spätestens als Ryu ihm erklärt hatte, dass er ihm die Liebe seines Lebens schenken wollte, hatte er wieder gelächelt. Und was tat er? Er wischte die letzten feuchten Spuren von Keitas Haut und hielt sein Gesicht ganz sanft in den Händen – als wäre es aus zerbrechlichem Kristall. Ryus Augen waren warm, dass waren sie immer gewesen und selbst in ihren schwärzesten Zeiten, hatte er es niemals vergessen können.
 

Keita lag auch jetzt neben Ryu und betrachtete ihn. Er war schon eingeschlafen und atmete ganz leise, wobei sich seine Brust leicht hob und senkte. Der Blonde legte seine Hand auf die nackte Brust und fühlte nach, was sich in ihm tat und während er da so lag und ihm beim schlafen zusah, viel ihm auf, dass auch er viel in Erfahrung gebracht hatte.
 

Ryu war ein bisschen älter als er und führte seinen eigenen Laden im Friseurgewerbe – und das durchaus erfolgreich und mit viel Spaß. Außerdem ging er gern aus, tat dies aber nie allein und war deswegen meistens mit seinen Freunden Hayato und Takafumi unterwegs. Natürlich wollte er, dass sie sich kennen lernten und Ryu war der festen Überzeugung gewesen, dass sie Keita mögen würden.
 

Was nicht zu übersehen war, war seine fürsorgliche Natur und seine Nachsicht. Er war romantisch und sehr liebevoll, auch wenn er solche Wörter selbst nicht in den Mund nahm. Wahrscheinlich hätte er diese Attribute sogar abgestritten, auch wenn er sich danach gleich zu Keita gesellte, die starken Arme um ihn legte und sich an ihn kuschelte. So war er eben – er wollte sich sein machohaftes Auftreten nicht ausreden lassen, und so ließ Keita ihn einfach und schmunzelte nur gelegentlich über ihn. Für ihn war Ryu einfach der niedlichste Mensch, den er jemals kennen gelernt hatte – mit all seinen Eigenarten und Fehlern, aber genau diese lerne er schnell zu lieben. Selbst wenn er sich über so etwas Nebensächliches wie Sportnachrichten aufregte und wild fluchte, stahl sich immer wieder ein kleines Lächeln auf Keitas Lippen. Nicht etwa, weil es ihn amüsierte. Nein, er mochte es nur, wenn er Ryu bei so ganz alltäglichen Dingen beobachten durfte.
 

Und so gingen viele Tage und Wochen ins Land, in denen sie einfach miteinander lebten und sich immer mehr aneinander gewöhnten und sich weiter vernarrten. Die Widersehensfreude war immer besonders groß, wenn Ryu nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam. Keita hingegen verbrachte nur noch wenige Nächte im Club, denn sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Vor seinem Partner hätte er gern darüber geschwiegen, aber Ryu war einfach zu aufmerksam. So gut es ging versuchte er ihm alles abzunehmen, was ihn zu sehr anstrengend könnte. Nur reden wollten sie nicht darüber.
 

Aber der Tag sollte kommen, an dem Ryu nichts mehr für Keita tun konnte. Es war ein Sonntagmorgen gewesen, als er gerade das Frühstück vorbereitete und plötzlich zusammenfuhr, als er ein lautes Poltern vernahm. Sofort rannte er ins Bad, aus dem der Krach gekommen war, und fand Keita dort vor: zusammengebrochen und offensichtlich bewusstlos lag er am Boden und hatte ein paar Sachen umgerissen, die jetzt über den Boden rollten. Der Kopf war schwer aufgeschlagen und es bildete sich eine kleine Blutlache, die sein helles Haar verklebte. Aber dafür hatte Ryu gerade gar keinen Sinn, denn sein Herz raste wie verrückt – begreifen konnte er es noch nicht, aber sein Unterbewusstsein wusste genau was dort geschah.
 

»Keita!«, keuchte er atemlos und war sofort bei ihm. Bevor er aber wirklich agieren konnte, wurde ihm tatsächlich bewusst, was der Blonde hatte. Natürlich lag der Zusammenbruch an seinem Herzen, also zückte er hastig und mit zitternden Fingern das Handy und rief einen Krankenwagen. So konnte er Keita doch nicht gehen lassen!
 

Seine Stimme klang furchtbar fremd – selbst für ihn und er musste sich sogar wiederholen, weil er in seiner Panik viel zu schnell und unverständlich gesprochen hatte. Aber es musste doch schnell gehen! Vielleicht hing die Existenz seines Liebsten an Sekunden. Allein der Gedanke verschreckte ihn gleich noch mehr.
 

Er wollte nicht warten!
 

Während er Keitas Oberkörper vorsichtig von Boden aufhob und ihn stützte, merkte er gar nicht, wie Tränen über seine Wangen rollten. Der Körper in seine Armen erschien ihm leblos genau wie in seinen schlimmsten Vorstellungen. Keita wollte sich einfach nicht mehr bewegen und das Blut machte es auch nicht gerade besser. Es verschlimmere den Eindruck eher, den Ryu sowieso schon hatte. Seine Hände besudelt, schlang er die Arme fester um ihn.
 

»Bitte mach die Augen auf!«, flehte er vergeblich und drückte ihn an sich. »Du darfst mich nicht alleine lassen!«
 

Er konnte ihm nicht helfen, dass wusste Ryu und es machte ihn beinahe wahnsinnig. Seine Verzweiflung nahm Ausmaße an, die er sich selbst nie zugetraut hatte. Wie lange konnte es denn dauern, bis ihnen endlich jemand helfen würde? Die Minuten wurden endlos lang und er hatte das Gefühl, dass der Mensch, den er so liebte, schon gar nicht mehr am Leben war.
 

So durfte es nicht enden. Er hatte sich nicht einmal von ihm verabschieden können! Ryu hielt ihn fest in seinen Armen, wiegte ihn ein wenig und sprach mit ihm. Es war ihm egal, ob er es hörte. Es war ihm auch egal wie apathisch und verzweifelt das war, wenn er dort mit ihm auf den kalten Fliesen saß und ihn beweinte. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass ihn dieses Szenario erwartete – aber dass es so schnell – so plötzlich kam, riss ihm den Boden unter den Füßen weg.
 

Noch einmal ging er in Gedanken alle Details durch, jeden einzelnen Tag und jede Besonderheit, die ihre Beziehung ausmachte. Er sah Keitas Bild immer wieder vor sich, wie er ihn ansah und über das ganze Gesicht strahlte. Es zerriss Ryu fast das Herz und er wünschte sich, dass er ihm das seine geschenkt hätte, damit wenigstens er die Welt noch mit seinem Lächeln zum strahlen bringen konnte.
 

Es dauerte eine Weile, dann war der Arzt endlich da. Ryu konnte sich im Nachhinein kaum noch erinnert, was genau geschehen war, aber die Sanitäter hatten Keita schnell auf eine Trage gelegt und ihn mitgenommen. Ryu durfte mit ihm kommen und ihn bis ins Krankenhaus begleiten. Erst vor dem Operationssaal musste er warten. Die Tür wurde ihm regelrecht vor der Nase zugeschlagen und dementsprechend verdutzt stand er nun davor.
 

»Keita…« Das war alles, was in seinem Kopf noch aktuell war. Er hatte wirklich furchtbare Angst, dass der hübsche Blonde diesen Kampf nicht bestehen würde. Und selbst wenn er es schaffen würde – das Ende war absehbar, nicht wahr?
 

Ryu saß auf einer der weißen Wartebänke, die unglaublich unbequem waren, aber das spielte gerade keine große Rolle. Seine Finger hatten sich ineinander verschränkt und auf ihnen ruhte seine Stirn. Die Augen hielt er geschlossen – plötzlich fühlte er sich so ermattet, als hätte man ihm all seine Kraft ausgesaugt. Tatsächlich sah er aus, als würde er im Stillen beten und zum ersten Mal realisierte er, dass es keine gute Idee gewesen war, sich in Keita zu verlieben. Andererseits hatte er es bereits geahnt, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Diese wenigen Momente im Club hatten ihn förmlich verschlungen und er war dankbar, dass er mit Keita zusammen sein durfte.
 

Umso tragischer war es jetzt im Krankenhaus auf eine bittere Nachricht zu warten. Ob Ryu wollte oder nicht, er ging die Möglichkeiten durch, die sich ihm boten. Am liebsten hätte er Keita sein eigenes Herz gespendet – auch wenn das seinen Tod bedeutete. Er war bereit dafür und zog es tatsächlich in Erwägung.
 

Aber was würde aus ihm werden, wenn er erfuhr, dass Ryu sich für ihn geopfert hatte? Würde er jemals wieder glücklich werden? Ryu bezweifelte es und verwarf die Idee mit einem tiefen, traurigen Seufzer.
 

Konnte er überhaupt etwas ausrichten?
 

Es vergingen viele Stunden, bis der Arzt wieder zu ihm kam. Schon als die große Doppeltür aufgestoßen wurde, sprang Ryu auf und ging dem Arzt entgegen, der gerade den Mundschutz hinab zog. Auf seinem Gesicht konnte er keine Mimik ablesen – weder positive noch negative. Sofort breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus.
 

»Wie geht es ihm?«, fragte Ryu ungehalten und wäre am liebsten in den OP gestürmt, um selbst nach Keita zu sehen. Diese ganze Ungewissheit machte ihn fast wahnsinnig. Vielleicht sprach der Arzt deswegen ganz behutsam mit ihm und versuchte ihn wieder dazu zu bewegen, dass er sich setzte.
 

»Er lebt«, begann der Arzt mit seiner sanftmütigen Stimme, für die Ryu gerade gar keinen Nerv hatte. Er wollte jetzt nicht freundlich behandelt werden – er wollte wissen, was Sache war! Das Ganze stimmte ihn furchtbar ungehalten.
 

»Sein Zustand ist stabil, aber wir mussten ihm ein neues Herz transplantieren«, fügte er schließlich dazu und es war beinahe hörbar, wie Ryus Kinn auf den Boden knallte. Eine Transplantation? Aber Keita hatte doch gesagt, dass das unmöglich war. Nun musste er sich wirklich setzen.
 

»Ein neues Herz?« Der Mann nickte.
 

»Er ist uns durchaus bekannt. In der Vergangenheit hat er hier viele Operationen über sich ergehen lassen und sich strikt geweigert, ein Spenderherz anzunehmen.«
 

»Aber… ich verstehe das nicht«, sagte Ryu verwirrt und strich sich ein paar Strähnen aus der Stirn. »Er hat mir nie gesagt, dass er das nicht wollte. Ich dachte es wäre einfach nicht möglich…« Das raubte ihm wirklich die Luft. Warum nur hatte Keita es abgelehnt gerettet zu werden? Und warum war es jetzt doch möglich? Ryu verstand die Welt nicht mehr.
 

»Seine Eltern sind sein Vormund in dieser Hinsicht. Und es gibt eine schriftliche Einverständniserklärung, dass die Transplantation durchgeführt werden darf, sobald ein Spenderherz verfügbar ist«, erklärte der Arzt sich. Es interessierte Ryu herzlich wenig, ob es rechtlich gesehen legal oder illegal war. »Glücklicherweise hat ihr Freund einen Moment abgepasst, in dem wir ihm helfen konnten. «
 

»Ich will zu ihm«, sagte Ryu schließlich und sah den Arzt mit klarem Verstand an. Alles andere würde man ihm auch später noch erklären können. Der Mann willigte schnell ein und führte Ryu zur Intensivstation, auf welcher Keita sich mittlerweile befand. An sein Krankenbett durfte er aber nicht – zu hoch war ein angebliches Infektionsrisiko. Und so fand Ryu sich an einem Fenster wieder, durch welches er seinen Freund sehen konnte. Es zerriss ihm fast das Herz, wie Keita da lag und an so viele Kabel und Schläuche angeschlossen war. Seine sowieso schon helle Haut war noch blasser – er sah geschafft und ausgelaugt aus und natürlich waren seine Augen geschlossen – er schlief und sah zumindest so aus, als hätte er keine Schmerzen. Ryu musste daran denken, wie Keita gesagt hatte, dass er so nicht enden wollte.
 

Trotzdem fühlte es sich für ihn so an, als würde man ihm ein Messer genau in die Brust rammen. Diese Leid wünschte er niemandem, wenn man mit ansehen musste, wie ein Mensch, den man so liebte, vor seinen Augen regelrecht zerbrach. Natürlich wusste Ryu, wie nah Keita seinem Ende war – auch jetzt noch. Eine solche Operation war nicht einfach und auch jetzt war das Risiko noch hoch, dass er daran zugrunde gehen würde.
 

Ob er Schmerzen hatte? Er sah so friedlich aus – trotz des dicken Verbandes an seinem Kopf. Irgendetwas hatte der Arzt noch berichtet, dass er sich bei dem Sturz den Kopf aufgeschlagen hatte, es aber nicht weiter schlimm gewesen sei – zumindest im Vergleich zu der eigentlichen Sorge.
 

Von da an wurde Ryus Leben chaotisch, denn so oft es ging wollte er zu ihm. Selbst wenn er sich dazu zwang, in seinem Laden zu arbeiten, konnte er sich kaum auf sein Werk konzentrieren. So oft es nur ging besuchte er Keita, auch wenn er immer noch nicht näher zu ihm durfte und er jeden Besuch einfach verschlief. Es war kaum zu ertragen, ihn direkt vor der Nase zu haben, und ihn doch nicht berühren zu dürfen. Er wollte ihn wieder umarmen, ihn riechen, schmecken, fühlen – es war einfach nicht fair. Viele Male war der junge Mann der Verzweiflung viel zu nahe. Selbst grausame Träume plagten seine Nächte und gönnten ihm keine Erholung – das alles beschäftigte ihn fürchterlich. Einen anderen Gedanken konnte er schon lange nicht mehr fassen, aber wer konnte es auch nicht nachvollziehen?
 

Woher hätte Ryu auch wissen sollen, dass alles noch viel schlimmer werden würde? Es hatte doch gerade erst angefangen…
 


 

Fortsetzung folgt[/]

Kapitel: 4/7
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

H e a r t l e s s H e a r t s
 


 


 


 

Kapitel 4
 

Es vergingen viele Tage, die Ryu gar nicht zählen wollte, in denen es aber langsam zur Gewohnheit wurde, dass er nichts ausrichten konnte. Es war nicht schön so machtlos zu sein, aber er malte sich aus, wie es erst sein würde, wenn Keita wieder ganz gesund war. Der erste Schnee war schon gefallen und Ryu war gar nicht aufgefallen, wie der ganze Herbst scheinbar eindruckslos an ihm vorüber gezogen war. Dabei war diese Jahreszeit ihm immer die liebste gewesen. In ihm tobte ein immer fortwährender Konflikt - die Nerven für Nebensächliches waren auf der Strecke geblieben.
 

Aber immerhin hatte der Arzt ihm vor kurzem gesagt, dass Keita nun wieder ganz gesund werden könnte und er große Fortschritte in seiner Genesung machte. Zwar musste er sein Leben lang Tabletten nehmen, damit sein Körper das neue Organ nicht abstieß, aber sonst konnte er wieder ganz normal leben und vor allem unbeschwert und glücklich sein. Alle Ängste und die Bedrohung nicht einmal 25 Jahre alt zu werden, konnte er hinter sich lassen und er konnte es gar nicht erwarten, Keita die fröhlichen Neuigkeiten zu überbringen. Wie süß würde er ihn wohl anlächeln? Wahrscheinlich würde er gleich wieder ganz übermütig werden und Ryu musste ihn bremsen - es war oft so gewesen.
 

Und der Tag sollte kommen, an dem Ryu ihn nicht mehr auf der Intensivstation vorfand. Etwas hektisch hatte er den Arzt aufgesucht, der ihn zu Keitas neuem Zimmer brachte und ihm erklärte, dass er aus dem Gröbsten heraus war. Und da saß Keita leicht aufgerichtet in seinem Bett und mit geöffneten Augen und endlich wieder einer passablen Hautfarbe, die es nicht mit den weißen Wänden aufnehmen konnte. Neugierig besah er seine neue Umgebung und suchte scheinbar nach den nichtvorhandenen Details. Besonders viel gab es da aber wirklich nicht zu entdecken, wenn man von den kahlen Wänden und dem großen Fenster absah. Einen hellen Schrank gab es noch, der dem Bett gegenüber stand und ein Waschbecken rechts daneben mit einem kleinen Spiegel. Sonderlich wohnlich war es nicht und Ryu sehnte den Tag herbei, an dem er den Blondschopf wieder mit nach Hause nehmen durfte.
 

»Hey«, machte er vorsichtig auf sich aufmerksam und klopfte zusätzlich am Türrahmen. Dann richteten sich Keitas dunkle Augen auf ihn und ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
 

»Oh Gott - ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Wie geht es dir?«, fragte er aufgeregt und setzte sich an das Krankenbett, welches ihm schon wesentlich besser gefiel, als das letzte.
 

»Gut.« Wieder ein Lächeln. »Ich merke, wie alles abheilt und zusammenwächst. Das habe ich wohl dir zu verdanken.« Es klang nicht ganz so herzlich wie es sollte, aber das spielte gerade keine Rolle. Einen Augenblick lang sah Ryu ihn einfach nur an, musterte sein schmales Gesicht immer wieder und ließ ein Lächeln über seine Lippen gleiten. Wann hatte er sich zuletzt so unbeschwert gefühlt? Es kam ihm vor, als wäre dieser Moment einfach unendlich weit entfernt. Keita rührte sich dabei gar nicht und erwiderte seinen stummen Blick nur.
 

»Vielen Dank. Ohne dich wäre ich wohl nicht mehr am Leben - zumindest wurde mir das gesagt. Dürfte ich deinen Namen erfahren?«, fragte er und wandte den Blick auch nicht ab, als Ryu förmlich das Gesicht entglitt. Hatte er sich gerade verhört? Er konnte seinen Ohren nicht trauen.
 

»Ich frage mich, was passiert ist. Könntest du mich bitte aufklären?«, versuchte Keita es noch mal, als Ryu nicht zur Sprache zurück fand. Was zum Teufel war hier nur schief gelaufen? Sollte das ein übler Traum sein? Auf einmal fiel ihm auf, wie distanziert Keita sich eigentlich benahm - auch den Funken in seinen Augen vermisste er gerade schrecklich.
 

»Du hattest einen Zusammenbruch in meiner Wohnung«, begann Ryu und versuchte zu verdauen, was Keita gerade zu ihm gesagt hatte. Das konnte einfach nicht wahr sein - nicht jetzt, nachdem sie endlich wieder vereint sein durften und nicht mehr von dieser kühlen Glasscheibe voneinander getrennt waren. Verdammt! Er wollte ihn endlich wieder berühren, seine Hände halten und ihn in die Arme nehmen. Wie lange ersehnte er sich schon einen sanften Kuss - und nun sollte Keita ihn allen Ernstes fragen, wer er war?!
 

»Und hast dir…« Plötzlich wurde ihm alles klar und er fühlte sich, als hätte man ihm mit einem Hammer direkt ins Gesicht geschlagen. Ryu hielt inne und konnte vor seinem inneren Auge förmlich erkennen, was geschehen war. Wieder sah er seinen jungen Partner regungslos am Boden liegen, unter ihm die rote Blutlache, weil er so hart aufgeschlagen war. Sein Kopf musste schwerere Schäden abbekommen haben, als sie erwartet hatten.
 

»Du weißt nicht, wer ich bin?«, fragte er dennoch zur Sicherheit, weil er es noch immer nicht glauben konnte. Keita schüttelte den Kopf. Mit einem tiefen, verbitterten Seufzer schlug Ryu sich an die Stirn und schloss die Augen. Das musste er erst einmal verdauen und verbarg sein sonst so stolzes Gesicht hinter den Handflächen, aber er war sich sicher, dass Keita, als er in dem Bad zusammengebrochen war und sich den Kopf gestoßen hatte, sein Gedächtnis verloren haben musste. Wie konnte er nur vergessen, was sie füreinander empfanden? Ryu erschien plötzlich alles aussichtslos - kein Gedächtnis in Verbindung mit einem neuen, völlig fremden Herzen in Keitas Brust ergaben für ihn gar keine gute Mischung. Hatten etwa auch seine Empfindungen vergessen, was sie miteinander erlebt und gefühlt hatten? Kummer sammelte sich erneut in ihm und drohte ihn zu begraben.
 

»Du hast dir den Kopf gestoßen und offensichtlich deine Erinnerungen verloren«, sagte Ryu wehleidig und konnte den Schmerz in seiner Brust einfach nicht verdrängen. Es war einfach nicht zu beschreiben, wie es sich anfühlte, wenn eine ganze Welt Stück für Stück zerbrach und man ihm den Boden brutal unter den Füßen wegzog. Wie sehr hatte er es sich gewünscht Keita jetzt einfach wieder in die Arme schließen zu dürfen? Und er sah in ihm einen völlig fremden Mann, mit dem er offensichtlich nichts anfangen konnte und auch gar nicht wollte. Ein bisschen gespannt sah er ihn schon an, was jetzt noch kommen würde, aber es schien ihm völlig gleich zu sein, ob Ryu nun darunter litt oder nicht. Womit hatte er das nur verdient?
 

»Ich hab den Arzt gerufen und du wurdest hier operiert, weil dein Herz kaputt war«, wollte Ryu weiter erzählen, wurde jedoch schroff unterbrochen.
 

»Das weiß ich. Verkauf mich mal bitte nicht für blöd«, meinte Keita nur und zuckte nicht mit der Wimper, obwohl sein Tonfall zu hart gewählt war. »Ich weiß wie ich heiße und ich weiß auch, was ich hatte. Meine Operation ist super verlaufen und ich habe ein neues Herz. Nur wer du bist weiß ich nicht.« Diese Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht und als Keita zusätzlich die Arme vor der Brust verschränkte, fühle Ryu sich nicht länger erwünscht. Er war schutzlos und jedes weitere Wort wollte Wunden verursachen, die er kaum überwinden konnte.
 

»Aber… wir sind ein Paar…«, versuchte Ryu sich rasch wieder zu fangen.
 

»Ein Paar?!« Es klang verächtlich, fast so, als müsste Keita es sich verbieten den Kleineren einfach auszulachen. »Ich weiß doch, mit wem ich zusammen bin. Und du bist es nicht.« Ryu schluckte hart - es zerriss ihm das Herz und seine Fingernägel gruben sich unbewusst in die schwere Matratze des Bettes. Wer auch immer da vor ihm saß - es war nicht der Keita, in den er sich so sehr verliebt hatte und mit dem er so schnell eine so wundervolle Beziehung aufgebaut hatte. Dieses sanftmütige und liebevolle, was ihn einst umgeben hatte war verschwunden. Dieser Mensch war kalt und grob.
 

»Wer bist du?«, fragte Ryu merklich verletzt und sah ihn auch genauso an. Was sollte er nur tun? So einfach wollte er seine Beziehung nicht aufgeben - nicht diese und nicht Keita, aber im Moment konnte er nichts ausrichten, wenn er nicht darauf aus war noch mehr verletzt zu werden und darunter am Ende noch zu vergehen.
 

»Ich werde jetzt gehen.« Keita nickte nur uninteressiert. »Morgen besuche ich dich wieder. Ich wünsche dir gute Besserung.« Dann erhob er sich schweren Herzens ohne einen weiteren Blick in das hübsche Gesicht und er verließ mit gesenktem Haupt das sterile, weiße Zimmer. Als er die Tür hinter sich zu gezogen hatte kämpfte er schon mit den Tränen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm noch etwas schlimmeres widerfahren konnte als der Anblick seines Liebsten zusammengebrochen auf dem Boden - doch es war möglich.
 


 

~*~
 

Als Ryu wieder Zuhause war, erschien ihm seine Wohnung noch verlassener als in den letzten Wochen. Alles wirkte kalt und ausgestorben - genauso, wie er sich selbst fühlte - selbst das sonst so wohlige Licht hatte seinen Glanz verloren. War er wirklich noch am morgen hier gewesen? Es fühlte sich eher so an als wäre er nach monatelanger Abwesenheit zurückgekehrt und erst jetzt realisierte er, wie sehr der aufgeweckte, fröhliche Keita ihm hier fehlte. Erst er hatte den Zimmern wirklich Leben eingehaucht. Normalerweise wäre er ihm jetzt fröhlich entgegengetanzt, hätte die Arme um ihn gelegt und ihm einen Kuss aufgedrückt - eine schöne Art ‘Willkommen Zuhause’ zu sagen.
 

Jetzt riss es riefe Wunden in Ryus Seele, denn Keita war nicht mehr bei ihm und er sah seine letzten Reaktionen wie in einer Endlosschleife immer wieder vor sich ablaufen. Mit eisigem Ton hatte er ihn abgewiesen und verleugnet, als wäre das alles niemals geschehen. Wie hatte es nur soweit kommen können? Nicht nur, dass er nicht mehr bei ihm sein wollte - er leugnete seine Zuneigung, die zweifelsfrei einmal gewesen war. Er wollte nicht glauben, dass Keita ihm etwas vorgemacht haben könnte.
 

Langsam schritt Ryu durch die Zimmer seiner Wohnung, aber er wollte sich nirgendwo lange aufhalten, denn jeder Schritt fühlte sich an, als würde er tonnenschwere Gewichte hinter sich herziehen. Sein Schlafzimmer suchte er ganz am Schluss auf und ließ den Blick streifen. Er mochte seine außergewöhnliche Einrichtung und das rund geschnittene Bett aus weißem Holz mit der dunkelroten Bettwäsche. Auch die Schränke waren weiß, ebenso die Wände - abgesehen von der einen, die dem Bett gegenüber lag, die wie auch die Vorhänge in einem angenehmen Rot strahlten. Als er sich hier eingerichtet hatte, wollte er kein x-beliebiges Schlafzimmer haben - und so war es doch recht individuell geworden.
 

Nun war es aber recht dunkel in dem Zimmer, denn auch das Wetter draußen trug mit seinem immer mehr grau bewölkten Himmel nicht gerade dazu bei, dass sich seine Stimmung hob. Durch das geöffnete Fenster konnte Ryu die Blätter der Bäume rauschen hören und wie langsam der Regen einsetzte. Er verriegelte das Fenster und blickte hinaus in den Regen, der die Welt unter sich durchnässe und unter sich zu begraben schien. Schwer zog es die Äste und die letzten vertrockneten Blätter daran in die Tiefe.
 

Dennoch wandte Ryu sich ab und sein Blick fiel auf ein Bild, welches gegenüber dem Bett an der Wand hing. Lange fixierte er die beiden Personen darauf. Sie wirkten sehr glücklich darauf und lächelten ausgelassen in die Kamera, auch wenn ihre viel zu kurze Beziehung nicht immer so gewesen war. Natürlich waren er und Keita darauf abgebildet.
 

Jetzt aber konnte Ryu den Anblick kaum ertragen und presste die Lippen so fest aufeinander, dass das Blut aus ihnen wich. Sie formten nun mehr einen schmalen Strich als schöne, volle Lippen, die ihn sonst ausmachten. Eigentlich wollte er den dunkeln Bilderrahmen greifen und ihn mit der Bildseite auf den darunterliegenden Schrank legen - oder besser noch: das Bildnis gleich durch den Raum werfen, damit es in tausend Teile zersprang, aber er brachte es nicht über sich. Es ging einfach nicht und je mehr er versuchte seinen Partner von sich zu drängen, umso mehr sehnte er ihn wieder herbei. Frustriert ließ er sich auf das Bett fallen. Es war einfach alles verseucht von ihm. Selbst seinen Geruch konnte er noch wahrnehmen und ihn regelrecht neben sich spüren.
 

Unbewusst strich Ryus Hand über das zweite Kopfkissen. Schon nach den ersten Nächten hatte er für eine zweite Decke und ein dazugehöriges Kissen gesorgt, damit es wirklich so wirkte, als würden da zwei Menschen leben. Keita hatte sich nicht als Besuch fühlen sollen. Die Augen fielen ihm zu und er gab sich seinen Erinnerungen hin. Viel zu schnell war der Größere geliebtes Inventar geworden und Ryu glaubte, dass er ihn zu wenig geschätzt hatte, denn jetzt musste ihm ja bewusst werden, dass man schneller wieder allein sein konnte, als es einem lieb war. Genau genommen hatte er gehofft, dass Keita doch wieder gesund werden würde und mit ihm gemeinsam leben würde - bis zum Schluss. Normalerweise war er nicht so romantisch und glaubte nicht an ewige Liebe, die nur von dem Tod geschieden werden konnte, aber Keita hatte ihm schnell einen neuen Glauben beigebracht. Er war der romantische in der Beziehung gewesen und hatte Ryu oft mit seinen wunderbaren Vorstellungen und Erzählungen in den Schlaf geredet. Er hatte so viele Talente und sie auch immer wieder gekonnt ausgespielt.
 

Ryu strich sich ein paar helle Strähnen aus der Stirn und schob seine Finger weiter, bis diese auf etwas Hartes stießen. Was war das?
 

Er öffnete die Augen wieder und setzte sich auf, um seinen Fund zu bewundern. Natürlich - er hatte den Zeichenblock auf Keitas Bettseite gelegt und ganz vergessen. Nun nahm er ihn in die Hand und blätterte die sorgfältig gestalteten Seiten durch. Es steckte viel Fleiß dahinter, das wusste Ryu und in jedem Bild steckte viel Zeit, Geduld und Liebe. Wenn Keita gezeichnet hatte, war er gar nicht mehr ansprechbar gewesen. Seine Arbeit hatte er niemals unterbrochen und bis das hübsch geschwungene Signum mit Datum nicht in irgendeiner Ecke zu finden war, änderte sich an dem Zustand auch nichts.
 

Seine Motive drehten sich alle samt um ihre Beziehung oder zeigten nur Ryu - meist in ganz alltäglichen Situationen, die es ihm aber wert gewesen waren sie für die Ewigkeit festzuhalten. Ohne groß darüber nachzudenken hatte er so ein Stückchen private Geschichte geschrieben und während Ryu weiter betrachtete, fühlte er erneut, wie die Traurigkeit in ihm hinaufstieg und ihn die Verlustangst überkam.
 

An einem Bild blieb er länger hängen - es war eines der neusten Zeichnungen. Eigentlich war es ein Foto gewesen, welches Keita nur abgezeichnet hatte. Darauf waren sie beide zu sehen, aneinander geschmiegt auf dem Bett liegend. Er hatte seinen Kopf an Ryus nackter Brust platziert, der seine Arme um den jungen Mann gelegt hatte und ihn etwas Besitz ergreifend festgehalten. Keita aber sah ganz friedlich aus, in seinen Augen spiegelte sich die Zuneigung und sie strahlte Wärme ab, die auch seine ganze Haltung verriet. Wie wundervoll das Bild geworden war, begriff Ryu erst jetzt, auch wenn er selbst eher stolz wirkte, aber auch ihm war sein Glück anzusehen und ein kleines Lächeln streichelte seine Züge. Ungewollt fuhren seine Finger nun über das Abbild seines Liebsten, während sich seine Augen mit Tränen füllten und er es nicht mehr unterbinden konnte, dass sie sich schließlich über seine Wangen ergossen.
 

Er wollte nicht weinen und versuchte den Tränenfluss schnell mit dem Ärmel wegzuwischen. Da war er typisch Mann und er wollte diese Schwäche einfach nicht zeigen. Andererseits hatte er auch noch nie so etwas fühlen müssen und versuchte es auch gar nicht weiter sich zu zügeln.
 

Immer wieder sah er sich die Bilder an und entdeckte immer wieder neue Details, wobei ihn eigentlich nur die Abbildungen interessierten, auf denen sie beide zu bewundert waren. Bis ihm der Kopf schmerzte und seine Augen brannten wiederholte er sein Vorgehen. Er konnte kaum noch etwas erkennen und war erschöpft und schob den Block schließlich wieder an seinen alten Platz.
 

Während er niedersank und den Kopf in das weiche Kissen drückte, rissen die Erinnerungen natürlich nicht ab und er fasste einen Entschluss: er würde Keita nicht einfach aufgeben. Er wollte um ihn kämpfen und betete, dass er sich doch wieder erinnerte und es sich nur um eine vorübergehende Amnesie handelte. Oder hatte das neue Herz tatsächlich etwas damit zutun? Konnte er Ryu gar nicht mehr so lieben wie früher? Er weigerte sich mit Kräften das zu glauben und drückte die Augen fest zu. Das alles würde vorüber gehen. Nicht wahr?
 


 

~*~
 

Ryu hielt sein Wort. Bereits am nächsten Tag stand er pünktlich zur Besuchszeit mit einem Strauß Blumen vor Keitas Zimmertür. Auf Rosen hatte er absichtlich verzichtet. Genau genommen hasste er Krankenhäuser, auch wenn ihm dieser befremdliche Geruch aus Desinfektionsmittel und kranken Menschen immer vertrauter wurde und ihm kaum noch auffiel. Höflich klopfte er nun an und durfte schließlich eintreten. Die Blumen waren für ihn zwingend notwendig gewesen, um dem Raum wenigstens etwas Farbe zu schenken. Sonst konnte Keita sich sicherlich gar nicht wohlfühlen.
 

Nun aber lächelte er diesen an und zeigte ihm den Strauß. »Die habe ich dir mitgebracht. Ich hoffe du freust dich«, sagte er und versuchte möglichst locker zu wirken, auch wenn ihm das viel Mühe abverlangte, denn der erste Besuch steckte ihm noch immer tief in den Knochen und er hatte das Gefühl, dass es sich in seinem Kopf immer wieder abspielte. Ein wenig flau war ihm ohnehin schon im Magen.
 

»Sie sind sehr hübsch. Danke.« Keita lächelte und sah zu, wie der andere die Blumen in eine Vase stellte. Eigentlich fragte er sich, warum Ryu schon wieder zu ihm kam, nachdem er ihn am Vortag so kühl von sich gewiesen hatte. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht an ihn erinnern, er schien Ryu aber viel zu bedeuten, wenn dieser jetzt wirklich jeden Tag zu ihm kommen würde. Es war schon fast etwas unangenehm.
 

»Wie geht es dir?«, fragte Ryu und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Er musterte Keitas dicken Verband, der noch immer um seinen Kopf gewickelt war und auch unter dem weißen Krankenhaushemdchen, welches er trug, konnte Ryu Verbände ausmachen.
 

»Ganz okay. Es ist nur furchtbar immer an dieses Bett gefesselt zu sein. Ich langweile mich so fürchterlich.« Ryu nickte ihm verständnisvoll zu - natürlich war es langweilig. Hier gab es keine Beschäftigungsmöglichkeiten, aber er hatte schon vorgesorgt.
 

»Das dachte ich mir. Ich hab dir ein paar Bücher mitgebracht.« Er holte sie aus seiner Tasche und legte sie auf den Nachttisch. Immerhin würde er so nicht vor Langeweile eingehen. Absichtlich hatte er die Werke ausgewählt, die Keita früher immer bevorzugt und sie immer und immer wieder gelesen hatte.
 

Ein Lächeln stahl sich bei dem Anblick auf Keitas Lippen. »Ich liebe dieses Buch«, sagte er und nahm gleich das oberste an sich. Er blätterte wahllos durch die Seiten und stoppte auf einer zufälligen Seite und strich über das Papier. Es war ein altes Buch, dessen Seiten schon leicht vergilbt waren und Ryu konnte den typischen Geruch sogar von seinem Stuhl aus wahrnehmen.
 

»Woher wusstest du das?« Die Frage war eigentlich überflüssig, denn er erinnerte sich gut an das, was Ryu am Vortag gesagt hatte. Nur Glauben wollte er ihnen noch immer nicht schenken. War das nur ein Zufall?
 

»Ich kenne dich besser als du denkst, Keita.« Seine Stimme war eigentlich nur ein Wispern, aber er lächelte tapfer. »Und deinen Zeichenblock habe ich auch mitgebracht. Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich eines der Bilder entfernt habe.« Er klang wehleidig und auch sein Blick schien in weite Ferne zu gleiten.. »Ich konnte mich einfach nicht davon trennen.« Keita nahm seinen Block entgegen, auch die Stifte erhielt er und sah neugierig nach, welche Zeichnungen sich hinter dem dicken Cover verbargen. Auch er sah sich jedes Bild lange an - nur das eine, auf dem sie beide so innig beieinander gelegen hatten, konnte Ryu ihm nicht mehr aushändigen. Wenigstens eines wollte er behalten.
 

»Das sind wir«, stellte Keita verblüfft fest und konnte seinen Augen kaum glauben. »Du und ich.« Auch an die Entstehung der Bilder hatte er einfach keine Erinnerungen und in ihm wollte auch einfach nichts wieder aufkeimen. Ihm erschien das alles eher merkwürdig als vertraut, selbst wenn er seinen eigenen Stil gut erkennen konnte und auch das Signum konnte einfach keine Fälschung sein.
 

Schließlich klappte er den Block zu und legte ihn beiseite, dann sprach er ruhig mit Ryu. »Hör mal: ich will dir wirklich nicht wehtun, aber ich kenne dich nicht. Es ist mir furchtbar unangenehm, wenn mich ständig ein Fremder besucht und mir einredet, dass er mein Freund ist.« Ryu schluckte hart, erwiderte aber nichts. »Ich bin dir dankbar, dass du mein Leben gerettet hast, aber ich möchte, dass du mich nicht mehr besuchst und dich von mir fern hältst.«
 

Mit einem Keuchen weiteten sich die Augen des Älteren. Das durfte doch nicht wahr sein! Schnell presste er sich die Hand auf den Mund und versuchte sein Entsetzen nicht so über sich rollen zu lassen, wie es dieses letztendlich aber doch tat - es war ihm egal wie offensichtlich es war, dass es ihn förmlich auf die Knie zwang. Bei all dem, was er schon erlebt hatte, war das bei weitem das Schlimmste. Keita wollte ihn nicht mehr sehen. Er warf ihn regelrecht vor die Tür.
 

Ihre Blicke trafen sich und auch wenn der Jüngere genau erkennen konnte, dass er dem anderen wehtat, konnte er einfach nicht anders. Er musste es tun, denn seine Gefühle waren erloschen.
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 5/7
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

H e a r t l e s s H e a r t s
 


 


 


 

Kapitel 5
 

Ryu hatte genau genommen keine Ahnung, wie er wieder zu seiner Wohnung gekommen war. Seine Beine hatten sich schon bleischwer angefühlt, als er nur von dem Stuhl aufgestanden war um seinen Blondschopf allein zu lassen - wortlos und leichenblass. Alles verschwamm in einem düsteren, hässlichen Farbenmischmasch aus Gedanken und Eindrücken des Erlebten, seine Emotionen wirbelten aufgescheucht in seinem Kopf herum und wollten sich nicht wieder einfangen und ordnen lassen. Dies war der endgültige Beweis: egal wie schrecklich sein Leben sich ihm zeigte - es ging immer noch einen Tick schlimmer.
 

Es war vorbei. Herzloser hätte Keita wohl nicht sein können, als er ihm deutlich klar gemacht hatte, dass ausgerechnet er ihm unangenehm war. Es war eher so, als würde in seiner Brust ein Loch klaffen - alles, was ihn einmal liebenswert gemacht hatte, war entfernt worden. Ryu musste es einsehen, egal wie bitter es war. Sie waren kein Paar mehr. Da war nichts vertrautes mehr - gar nichts. Zu verleugnen war es einfach nicht mehr, wie die Kälte in ihm hinauf kroch und ihn zu erquetschen drohte. Er hatte schon das ein oder andere Mal Bekanntschaft mit Herzschmerz gemacht, als er noch jünger und vor allem unschuldiger in diesen Dingen war und auf andere Männer hereingefallen war. Schnell hatte er gelernt, dass es besser war derjenige zu sein, der verletzte - und nicht anders herum. Aber das alles war nichts gegen die schweren Tritte, die Keita ihm beigebracht hatte.
 

Egal wie lange Ryu darüber nachdachte und sich eigentlich sträubte zu glauben, dass er seinen Liebsten nicht zurück bekommen würde, sah er ein, dass es keinen Sinn machte ihm weiter nachzulaufen. Er musste ihn ziehen lassen, den Wunsch akzeptieren und seinen Kummer schlucken - selbst wenn er fast daran erstickte. Trotzdem ging er ihre gemeinsame Zeit noch mal in allen Einzelheiten durch, erinnerte sich an die Schusseligkeit, mit der Keita sich und vor allem auch Ryu oft versehentlich schon vor dem Aufstehen schon fünf Mal verletzt hatten. Genau das hatte ihn aber noch liebenswerter gemacht, wenn er sich mit großen runden Augen an ihm versteckt und sich entschuldigt hatte. Wer konnte da schon böse sein? Und das war nur eine von ungefähr tausend Erinnerungen, die ihn immer wieder heimsuchten.
 


 

~*~
 

Ryu kleidete sich in seinen dicken Wintermantel und wickelte sich einen warmen Schal um den Hals. Seinen Kopf zierte eine hübsche schwarze Mütze mit einer Fellbommel daran. Wenn er sich so im Spiegel ansah, erkannte er eher einen fetten Yeti als sich selbst. Gerade mal sein mürrisches Gesicht konnte man noch sehen.
 

Er musste zurück ins Leben und raus aus seinem Alltagstrott, der nur noch aus arbeiten und vor sich hinvegetieren bestand. Selbst hätte er sich wahrscheinlich noch eine ganze Weile selbstbemitleidet. Pünktlich nachdem das Todesurteil eingetroffen war, hatte auch der Schneefall ohne Erbarmen eingesetzt und die Stadt in Weiß gehüllt. Eigentlich empfand Ryu es gar nicht als angemessen, seine Wohnung zu verlassen.
 

Nur ließ eine ganz bestimmte Person das nicht zu: Takafumi. Er hatte die Initiative ergriffen und die Vorweihnachtszeit schrie ja förmlich nach einem Treffen - und er brauchte schließlich Beratung in Sachen Geschenke für seinen Liebsten. Aus der Sache würde er wohl nicht wieder herauskommen, auch wenn er bei der Kälte lieber seinen Platz auf der Couch suchen und sich an der Wärme erfreuen. Nun ging es geradewegs hinaus zu den Minustemperaturen. Schon als er die Tür aufmachte, schlugen ihm die eisigen Temperaturen entgegen und der Schnee knarrte leise, als er darauf trat.
 

Vor seinem Haus wartete Takafumi schon gewohnt gut gelaunt. Er war gerade intensiv damit beschäftigt Schneebälle zu formen und warf gleich einen auf seinen Freund, der der weißen Kugel nicht mehr ausweichen konnte und am Arm getroffen wurde. Sofort lachte der andere.
 

»Na endlich - ich dachte schon, dass ich alleine gehen muss«, meinte er und wischte die Hände an seinem Mantel ab und klopfte den Schnee davon ab, der sich schon darauf gesammelt hatte, denn es schneite die ganze Zeit kleine Flöckchen.
 

»Ach ja? Und du siehst aus wie ein Schneemann in Ausbildung«, brummte Ryu schlecht gelaunt und ging zu ihm. »Lass uns gehen bevor ich mir den Hintern abfriere.« Seine schlechte Stimmung war nicht zu übersehen, aber damit hatte Takafumi schon gerechnet und übersah es gekonnt. Er redete sich auch tapfer ein, dass es an der frostigen Jahreszeit lag, und nicht an seinem seelischen Konflikt. Natürlich hatte er erfahren, was geschehen war und ließ es zu, dass Ryu Trost bei seinen Freunden suchte. So gut es ging versuchte das Paar ihn abzulenken und besonders Takafumi schaffte das auch immer wieder.
 

»Was willst du Hayato eigentlich schenken?«, fragte Ryu, nachdem sie eine Weile stumm nebeneinander hergegangen waren. Von seiner Wohnung waren es zu Fuß nur ein paar Minuten bis zu der belebten und jetzt so bunt geschmückten Innenstadt und sie hatten den großen Trubel schon erreicht. Es tummelten sich einfach zu viele Menschen in den eigentlich breiten Passagen und suchten aufgeregt nach den letzten Geschenken für ihre Liebsten. Es war der gleiche Rummel, der jedes Jahr herrschte und eigentlich mochte Ryu es seiner Umwelt zuzusehen und das alles auf sich wirken lassen. Schon oft hatte er sich in ein gemütliches Cafe zurückgezogen, einen heißen Tee und etwas Gebäck zu sich genommen und die Menschen beobachtet, wie sie teils hektisch, teils erfreut durch die Straßen wuselten. Es war interessant zu sehen, wie sie sich aneinander vorbei schoben und von allen Seiten mit Sonderangeboten bombardiert wurden - stetig begleitet von den hübschen bunten Lichterketten und geschmückten Weihnachtsbäumen. Ihm persönlich bedeutete das Fest nicht viel - er wollte nichts verschenken und würde wahrscheinlich auch nichts als eine kleine Aufmerksamkeit von Hayato und Takafumi bekommen, aber das war schon okay so.
 

Die beiden hingegen machten einen riesigen Wirbel darum. Zumindest tat Takafumi das und scheinbar überzeugten Hayato diese funkelnden Augen immer wieder und er ließ ihn einfach machen. Wenn der Dunkelhaarige sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nur schwer wieder davon abzubringen. Und so tischte er zum großen Fest immer viel zu viel Essen auf und beschenkte seinen Freund reichlich. Eigentlich war das wirklich süß mit anzusehen.
 

»Ich weiß auch nicht so richtig«, antwortete er schließlich und verschränkte seine Finger ineinander und platzierte sie an seinem Hinterkopf. Auf seiner Stirn bildete sich eine nachdenkliche Falte.
 

»Er wünscht sich nichts - das macht es nicht gerade einfacher.« ein Seufzer entkam seinen vollen Lippen, dann ließ er seine Arme wieder sinken und zuckte mit den Schultern. Er lächelte. »Irgendwas wird mir schon einfallen. Ich lasse mich einfach vom Angebot inspirieren.« Das konnte ja heiter werden, denn es bedeutete eine stundenlange Shoppingtour durch unzählige Geschäfte, bis er endlich gefunden hatte, was er suchte. Und er kannte absolut kein Erbarmen.
 

»Ich dachte an ein süßes Kostüm für mich, mit dem ich ihn überraschen könnte. Vielleicht eines mit Katzenöhrchen und Pfoten und einem Schwanz.« Sogleich imitierte er ein Schnurren und versuchte mit seinen Händen die besagten Pfoten zu bilden. Ryu musste lachen.
 

»Darauf steht er?«
 

»Ich weiß es nicht - er mag eigentlich alles was ich für ihn tue. Und ich will nicht, dass unsere Beziehung irgendwann einschläft und langweilig wird.« Ryu konnte sich nicht helfen, aber er fühlte sich bei diesen Worten merkwürdig angesprochen und sah Takafumi einen Moment lang nur an. Dann schnaubte er etwas verächtlich und schob die Hände in die Manteltaschen und ging einfach weiter. Er hatte sicher nicht versagt, wenn es um Keita ging!
 

»Entschuldige. Ich wollte dich nicht daran erinnern.« Sogleich eilte Takafumi ihm nach und hakte sich bei ihm unter. »Denk nicht daran. Du wirst auch wieder jemanden finden, der dich wirklich glücklich macht.« Das war zu viel. Schlagartig riss Ryu sich los und sah seinen Freund entsetzt an.
 

»Was soll das heißen?« Es war eigentlich keine Frage, sondern ein Angriff. »Keita hat mich glücklich gemacht und daran kommt kein anderer ran, kapiert? Ich will nicht darüber reden also lass mich in Ruhe mit dem Thema.« Takafumis Augen wurden groß. Ryu wusste, dass er unfair war, aber bremsen konnte er sich gerade auch nicht mehr.
 

Entkräftet ließ er die Schultern und dann auch den Kopf hängen. »Es tut mir leid, Taka. Ich… ich bin einfach noch nicht darüber hinweg.« Und sein Freund verstand ihn und legte die Arme um den sonst so stolzen jungen Mann, den er so noch nicht gesehen hatte. Auch ihm fiel es schwer mit der Situation umzugehen. Allein seine Frohnatur sorgte dafür, dass aus so etwas kein Streit wurde.
 

Trotzdem küsste Takafumi jetzt auf seinen Kopf und drückte ihn herzlich an sich. »Ist schon okay«, sagte er freundlich und Ryu konnte sein Lächeln regelrecht spüren. »Ich kann dich verstehen. Schrei mich ruhig an, wenn es dir dann besser geht. Dafür sind Freunde doch da.« Zur Antwort kam nur ein kleines Grummeln, dann wurde ihm in die Seite gepiekt und Takafumi fuhr zusammen. Dann lachte er und zog Ryu einfach die Mütze ins Gesicht.
 

Sie hatten sich schnell wieder gefangen und gingen schließlich wieder nebeneinander her und durch die Passage. Takafumi fand wirklich ein hübsches Kostüm, bestehend aus Katzenöhrchen, einem Höschen mit Schwanz daran und kleinen Pfötchen für die Hände. Auch ein ganz reizendes Halsband mit einem Glöckchen daran nahm er mit und errötete bei Ryus amüsiertem Blick.
 

»Glaub mir - so was hält die Beziehung frisch«, erklärte er sich mit glühenden Wangen. »Nach ein paar Jahren geht einfach die Luft raus - dann muss man sich was einfallen lassen.«
 

»Schon okay - wenn es euch beide glücklich macht.« Ryu winkte nur ab, aber die Vorstellung seines Freundes in dem Outfit schmückte sein Gesicht immer wieder mit einem Lächeln. Er hatte es wirklich geschafft den Blonden abzulenken. Bestimmt würde er sich nach Herzenslust vor seinem Partner auf dem Bett räkeln und ihn zu einer heißen Nacht verführen können.
 

Gemeinsam klapperten sie noch eine Vielzahl an Geschäften ab und Takafumi kaufte überall ein paar Kleinigkeiten, die am Ende sicher ein Kunstwerk ergeben würden. Ryu zeigte sich sogar als Gentleman und nahm ihm ein paar Tüten ab. Irgendwann wurde es aber sogar dem Dunkelhaarigen zu viel und sie beschlossen sich in einem Café eine kleine Pause zu gönnen. Schon jetzt freute er sich auf ein warmes Getränk, welches ihn aufwärmen konnte. Erst jetzt merkte Ryu, wie durchgefroren er eigentlich war. Seine Finger fühlten sich an wie Eiszapfen.
 

Und dann geschah es und kam so unvorbereitet, wie es überhaupt nur möglich war. Gerade, als die beiden eintreten wollten, entdeckte Ryu ein bekanntes Gesicht. Einfach so saß er da an einem der runden Tische. Sein Haar hatte er mittlerweile braun gefärbt, aber sonst hatte er sich nicht im geringsten verändert. Er sah unwiderstehlich gut aus.
 

Ryu blieb das Herz förmlich stehen. Bildete er sich das nur ein und dieser Mann sah seinem ehemaligen Partner einfach nur verblüffend ähnlich? Eine Hand packte sein Herz und quetschte es schmerzlich zusammen, als würde man ihm den finalen Stoß geben wollen. Nein, es gab keinen Zweifel. In diesem Café saß Keita. Und er war nicht allein. Ihm gegenüber saß ein anderer junger Mann, der seine Hand auffällig auf die von Keita gelegt hatte. Sie unterhielten sich angeregt und hielten die ganze Zeit über Blickkontakt - fast so, als wären sie ganz allein. Dabei herrschte auch um sie herum reges Treiben.
 

Ryu konnte nicht beschreiben, was sich gerade in ihm tat, aber er spürte seinen letzten Funken Hoffnung, den er heimlich noch gehabt hatte, einfach so erlöschen. Keita lebte weiter und offensichtlich gut - ohne ihn. Er traf andere Männer und so wie es aussah, hatte er schon einen neuen Partner.
 

Scheinbar fühlte er aber den gespannten Blick, der auf ihm lag und blickte einen Moment in Ryus Richtung. Der Blonde griff sich an die Brust und versuchte verzweifelt zu atmen, aber er fühlte sich blockiert. Dieses Bild bohrte sich wie eine große Glasscherbe in seine Brust und wollte ihn gnadenlos niederstrecken.
 

Er wurde wieder nach draußen geschoben und von langen Armen umfangen. Einfach so brach er in Takafumis Armen zusammen, brach wie ein kleines Kind in Tränen aus und konnte sich gar nicht mehr auf den Beinen halten. Wäre sein Freund nicht gewesen, hätte er diesen Zusammenbruch vor all diesen Menschen erlebt und sich selbst noch mehr erniedrigt. War das überhaupt möglich? Konnte er noch tiefer sinken?
 

»Ganz ruhig«, versuchte Takafumi sanft auf ihn einzureden, aber die nächsten Worte drangen schon gar nicht mehr zu ihm durch. Es half gerade nichts und schien es nur noch schlimmer zu machen.
 

Ryu stieß ihn gewaltsam von sich und wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke über das Gesicht. Es war zu viel. Dieses Bild von seiner Liebe mit einem anderen Mann wollte ihm das Herz aus der Brust reißen. Und sie hatten so vertraut gewirkt - so wie sie es einmal gewesen waren. Ryu wollte sich einreden, dass es nicht Keita gewesen war, auch wenn er es tief im Inneren doch wusste. Selbst auf die Entfernung hin hatte er den kleinen Leberfleck an seiner Unterlippe erkennen können, der ihn einfach unverwechselbar machte. Doch auch ohne diesen Hinweis war er sich sicher - diese warme Aura, die ihn umgab, war einfach nicht zu verkennen. Nicht für ihn. Hatte Keita ihn überhaupt erkannt?
 

Es war nicht vorbei. Ryu hatte es noch lange nicht überwunden und spürte den Schmerz intensiver denn je. Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, nahm er die Beine in die Hand und rannte davon. So schnell wie er davon stürmte konnte nicht einmal Takafumi reagieren und sah ihm nur schockiert nach.
 

Wo rannte er eigentlich hin? Er wusste es selbst nicht und rempelte immer mal wieder herumstehende Passanten an, aber er merkte es kaum. Im Moment spürte er nichts, wenn man von dieser Zerrissenheit einmal absah. Er wollte davon laufen und rannte, solange seine Beine ihn tragen konnten. Seine Lungen wurden immer schwerer und das Atmen wurde auch aufgrund der eisigen Temperaturen immer anstrengender. Schwer keuchend blieb er schließlich stehen und kippte nach vorn. Bevor er hart auf dem Gehweg aufschlagen konnte, fing er sich mit den Händen ab. Der Boden war eiskalt und durchnässte schnell den Stoff an seinen Knien. Dahin hatten seine Gefühle ihn also getrieben, auch wenn er über sich selbst erschrak, wie sehr dieser Anblick ihn kränkte. Er fühlte sich erniedrigt und geschlagen, aber was hatte er auch erwartet? Dass Keita sich plötzlich an alles erinnerte und ihm freudig strahlend wieder in die Arme sprang? Das würde nicht passieren. Niemals.
 

Erneut wischte Ryu sich über sein Gesicht, dann wurde er wieder auf die Beine gezogen. Er hatte gar keine Kontrolle über diese Tat, aber er spürte, dass es Takafumi war, der ihm nachgelaufen war und ihn jetzt vor dem totalen Zusammenbruch bewahrte. Wirklich weit entfernt war er davon ja nicht mehr gewesen.
 

»Es wird alles wieder gut«, redete die sanfte Stimme auf ihn ein und umgab ihn wie ein wärmendes Feuer. Seine Arme hatten sich schützend um ihn gelegt und er fühlte sich wie ein kleines Kind, welches von den umsorgenden Armen seiner Eltern umfangen war. Sein Kopf kippte einfach gegen Takafumis Schulter, der vorsichtig über seinen Kopf strich. Ihre Gesichter waren einander ganz nah und Ryu konnte den leichten, süßlichen Parfümgeruch riechen, der so typisch für den Dunkelhaarigen war. In genau solchen Momenten begriff Ryu, dass er auf ihn als Freund nicht verzichten konnte.
 

»Du bist nicht allein, keine Panik.« Eigentlich wollte Ryu so etwas gar nicht hören, weil es seiner Meinung nach einfach nicht stimmte, aber im Moment tat es gut und er ließ es zu. Sonst wäre er wohl zu stolz gewesen, den Verletzten heraushängen zu lassen und wäre hoch erhobenen Hauptes davon geschritten. So konnten sich die Zeiten also ändern.
 

Takafumi brachte ihn nach Hause. Glücklicherweise kannte er sich in der Wohnung gut aus, auch wenn er lange nicht mehr dort gewesen war. Wenn er Ryu in der letzten Zeit getroffen hatte, waren sie meistens in die Stadt gegangen. Nun verstand er das auch, denn diese Räume würden es nie zulassen, dass er von seinem Verflossenen loskam. Überall tummelten sich Erinnerungsstücke und Fotos, die ihn regelrecht an die gemeinsame Zeit banden.
 

Er stemmte die Hände in die Seite. »So schlimm hatte ich es mir gar nicht vorgestellt«, sagte er sich selbst und war fest entschlossen, den Befreiungsschlag einzuleiten. Das konnte doch niemand mehr mit ansehen! Zwar war er überaus romantisch eingestellt und konnte Ryus Kummer bestens verstehen, aber sich hängen lassen kam einfach nicht in Frage. Wie es ihm nach einer Trennung von Hayato gehen würde, stellte er sich besser nicht vor.
 

Er brachte Ryu eine große Tasse Tee und setzte sich kurz zu ihm. »Hier muss sich was ändern. Das weißt du, nicht wahr?«, fragte er sanft und betrachtete seinen Freund, der immer noch ein wenig apathisch wirkte und mit gesenktem Haupt auf der Couch hockte. Die Finger waren ineinander verschränkt und er presste sie richtig zusammen, sodass das Blut weichen wollte und die feinen Gelenke ganz weiß wurden. Sein Blick verfing sich im Nirgendwo, aber er nickte zustimmend.
 

»Wie soll ich da nur wieder heraus kommen?«, seufzte er mit schwerem Herzen. Takafumi wusste es nicht. »Warum passiert mir das? Warum konnte ich nicht das gleiche Glück haben wie du und Hayato?« Noch eine Frage, auf die es keine Antwort gab, aber der Dunkelhaarige versuchte einen kühlen Kopf zu behalten. Wenigstens einer von ihnen durfte jetzt nicht durchdrehen, auch wenn es nicht leicht war, Ryu so zu sehen und er sich am liebsten um ihn geschlungen hätte, um das alles von ihm abzuwenden. Aber es würde ja doch nichts bringen. Ryu musste sich selbst helfen.
 

»Das wird jetzt echt hart klingen«, begann Takafumi und atmete tief ein und aus und machte sich darauf gefasst, dass der Blonde ihm gleich ins Wort fallen würde. »aber das ganze Zeug, was mit ihm zutun hat, muss aus deinem Blickfeld.« Sofort sah Ryu ihn wie erwartet an, seine Augen weiteten sich vor Schreck über die Anweisung und Takafumi musste sofort zurückrudern, wenn er nicht eine endlose Diskussion riskieren wollte. »Du sollst sie ja nicht wegwerfen, aber wegräumen. So wird es nicht besser, wenn dich jeder Winkel deiner Wohnung an ihn erinnert.« Er hatte Recht, dass wusste Ryu, aber die Worte wollten nicht über seine Lippen schwappen. Stattdessen schob er sie nur etwas vor und sah verbittert drein. Er wollt dazu nichts sagen und schwieg lange vor sich hin. Es kam ihm vor, als könnte Takafumi seine Gedanken lesen, denn er sah ihn derart gespannt an, als würde er gleich platzen. Seine dunklen Augen waren wie immer weit geöffnet und wenn er ihn so ansah, hatte Ryu immer das Gefühl, dass er vollkommen bei der Sache war.
 

»Hilfst du mir?«
 

Und natürlich half er ihm und bewies einmal mehr, dass sie wirklich die besten Freunde waren. Es bedurfte viel Zeit und Mühe und vor allem auch Nerven seitens Takafumi, bis die beiden jungen Männer sämtliche Erinnerungsstücke, angefangen von Fotos bis hin zu Kleidung und sogar Keitas Lieblingstee, in einer Kiste verstaut hatten. Hin und wieder weigerte Ryu sich und der Dunkelhaarige musste ihm die Dinge regelrecht aus den Händen reißen. Besonders bei dem Bild, welches er aus dem Blog getrennt und ordentlich eingerahmt hatte. An jedem noch so kleinen Ding hingen einfach so viele Emotionen und Ryu tat sich sichtlich schwer, diese der Vergangenheit zuzuschreiben - obwohl der Vorfall nun schon einige Monate zurück lag. Aber langsam begriff auch er, dass er sich albern benahm und endlich darüber hinweg kommen musste, wenn er nicht ein Leben lang einsam sein wollte.
 

Takafumi riet ihm sogar umzuziehen, als er das Schlafzimmer betrat und feststellen musste, dass Ryu nur auf einer Seite des Bettes schlief. Die andere war ordentlich gemacht worden - fast so wie in einem Hotel. Vielleicht war das auch gar keine so schlechte Idee - zumindest ein neues Bett sollte er sich zulegen.
 

Schließlich ließ Takafumi ihn am Abend allein. Eigentlich hatten sie nicht vorgehabt den gesamten Tag so zu verbringen, aber sie wussten beide, dass das zwingend notwenig gewesen war und so fand die fein säuberlich zugeklebte Kiste ihren Platz im Flurschrank. Und wenn Ryu jetzt durch seine Wohnung ging, ließ nichts mehr darauf schließen, dass dort einmal noch ein Mensch gewohnt hatte. Es war fast so, als wäre das alles niemals geschehen…
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 6/7
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

H e a r t l e s s H e a r t s
 


 


 


 

Kapitel 6
 

Es war ein sonniger, angenehmer Tag kurz vor Weihnachten, als Ryu den Schritt zurück in sein Leben wieder geschafft hatte. Das Wetter draußen war wirklich eine Pracht, denn das strahlende Sonnenlicht ließ den Schnee wunderbar funkeln und glitzern. Es war selten, dass es in dieser Stadt schneite und wahrscheinlich würde er nicht lange liegen bleiben. Umso schöner war es ihn jetzt zu bewundern. Sonst war es für gewöhnlich einfach nur kalt.
 

Gerade stand er im Badezimmer und stylte sein frisch blondiertes Haar ordentlich und mit viel Geduld, denn er hatte nach endlosen einsamen Monaten ein Date. Etwas seltsam fühlte es sich allerdings schon an - immerhin war er der romantischen Welt lange aus dem Weg gegangen.
 

Der junge Mann hieß Shuhei und unterschied sich vollkommen von seinem Vorgänger - und das nicht nur optisch. Sie hatten sich rein zufällig auf einer Party kennen gelernt, auf die Hayato und Takafumi ihn mitgeschliffen hatten und der Abend war unverhofft schön geworden. Zwar war Shuhei frech und aufgeweckt und flirtete fast schon etwas zu viel, aber Ryu mochte es, wenn hübsche Männer sich anstrengten, um ihm zu gefallen.
 

Eigentlich war es nichts besonderes. Sie würden zusammen Essen gehen und vielleicht einen Film sehen. Als Takafumi von der ganzen Sache Wind bekommen hatte, war er gar nicht mehr zu halten gewesen und hatte ihn über jedes noch so winzige Detail ausgequetscht - obwohl es da gar nicht so viel zu berichten gab. Ryu wusste nicht, ob daraus mehr werden würde oder ob er ihn nur sympathisch fand. Dummerweise kannte er Shuhei auch nicht und konnte ihm keine Informationen geben. Auch über seine vergangenen Liebschaften wussten sie rein gar nicht, aber irgendwie machte es das auch spannender. Falls sie wirklich Interesse entwickeln würden, konnte Ryu ihn immer noch fragen.
 

Und nach diesem Abend sollte er wirklich viel zu erzählen haben. Zunächst trafen sich die beiden direkt vor dem Restaurant, damit niemand dazu verpflichtet war den anderen nach Hause zu bringen. Shuhei sah hübsch aus: sein kastanienbraunes Haar war glatt und die Strähne, die sonst seinen Pony bildete, hatte er mit einer Haarspange zurückgebunden. Aufmerksam huschten seine blauen Augen über Ryu hinweg, auch wenn dieser sicher war, dass das nicht seine eigentliche Augenfarbe war, aber immerhin verfehlte es seine Wirkung nicht und Ryu hielt sich lange daran auf.
 

Als sie in dem hübschen, wenn auch kleinen Restaurant ihren Platz zugewiesen bekamen, zog Shuhei schon seine Jacke aus. Scheinbar legte er viel wert auf sein Äußeres, denn er war mit dem helles, violettes Hemd und der schwarzen Weste darüber modisch gekleidet. Dazu trug er einen hellen Schal und eine lockere Jeans mit schwarze Stiefel, die ihm nicht ganz bis zu den Knien reichte. Es sah nicht zu schick aus und Ryu war froh, dass er sich jetzt nicht underdressed vorkommen musste.
 

Bei näherer Betrachtung fiel Ryu sein recht kantiges Gesicht mit den scharf geschwungenen Augenbrauen noch mehr auf als am Anfang, aber das mochte er. Die vollen Lippen wussten genau, welche Worte sie formulieren mussten und Ryu glaubte fast, dass Shuhei wirklich ernsthaft mit ihm zu kokettieren versuchte. Immer wieder neckte er ihn und machte kleine, versteckte Komplimente, die ihm natürlich schmeichelten. Wann hatte er das letzte Mal solche Worte zu hören bekommen? Es kam ihm vor als würden Jahre dazwischen liegen - dabei waren es nur ein paar Monate.
 

»Und? Wie lange bist du schon single?«, fragte seine angenehme Stimme, als das Gespräch etwas intensiver wurde und er sicher sein konnte, dass er den Blonden nicht überrumpelte. Dieses Thema musste wohl kommen und einen Moment zögerte Ryu dennoch und überlegte, ob er sich darüber lieber ausschweigen sollte.
 

»Seit einem halben Jahr ungefähr«, meinte er knapp und nippte an dem Rotwein, der so einen fabelhaften, betörenden Duft verströmte. Seine Augen fixierten Shuhei, der mit der Antwort scheinbar zufrieden war.
 

»Dann geht’s dir ja wie mir. Ich habe es langsam satt allein zu sein.« Ryu nickte nur. »Hast du dich von ihm getrennt?« Der Blonde versuchte in sich hinein zu hören und heraus zu bekommen, ob es richtig war ihm von seinen Erlebnissen zu berichten und das alles noch einmal aufleben zu lassen. Bestimmt würde es ihn wieder quälen - er wollte es nicht. Keita war kein Thema für jemanden wie ihn. Zumindest noch nicht.
 

»Er ist gestorben«, sagte er knapp und ließ Shuhei nicht aus den Augen. Die seinen weiteten sich und er sah erschrocken drein, während der Blonde sich zurück lehnte und an seinem Glas nippte.
 

»Das tut mir leid… ich wusste nicht…«
 

»Ist schon okay. Das Leben geht weiter.« Die Situation so zu überspielen war eigentlich nicht fair, aber so wie er es beschrieb, hatte es sich angefühlt, als er an Keitas Krankenbett gesessen hatte und ihm klag gemacht wurde, dass er nicht länger erwünscht war. Dieser Mann, den er einmal geliebt hatte, war bei der Operation auf der Strecke geblieben und jämmerlich eingegangen. Für ihn war sein Keita an den Folgen eines Herzfehlers gestorben, auch wenn er ihn niemals zu Grabe getragen hatte. Vielleicht war der Moment, als Keita in seinem bad zusammen gebrochen war, der Moment der Beerdigung gewesen. Dieses Denken erleichterte es ihm weiter zu leben, auch wenn er wusste, dass zumindest die menschliche Hülle noch irgendwo in dieser Stadt umher wanderte.
 

Shuhei saß deutlich verunsichert an seinem Platz und war ein bisschen kleiner geworden. Er bereute es deutlich dieses Thema angesprochen und schien zu überlegen, wie er die Stimmung jetzt retten konnte. Aber Ryu lächelte ihn an und beugte sich etwas über den Tisch.
 

»So ist das Leben. Man gewinnt und man verliert und ich bereue nichts. Es muss dir nicht leid tun, aber bitte lächle wieder für mich, dass sieht nämlich wirklich entzückend aus.« Bei diesen Worten schien sein Herz einen Satz zu machen und er schmückte seine Züge ganz automatisch wieder mit diesem hübschen Lächeln, welches dem Blonden wirklich gut gefiel. Er merkte gar nicht, wie schwer es Ryu in dieser Situation fiel cool zu bleiben und nicht genauso betreten drein zu blicken. Immerhin hatte er sich selbst so den Abend gerettet.
 

Von nun an sprachen sie nur noch über belanglose Dinge und Ryu begann genauso aufgeschlossen zu flirten wie der andere. Es knisterte ein wenig, obwohl er nicht genau sagen konnte, ob dieses von seinem Herzen oder doch eher seinen menschlichen Bedürfnissen begründet war. Immerhin hatte er seit dieser Sache, wie er es liebevoll nannte, keinen Sex mehr gehabt und genau das wurde ihm gerade schmerzlich bewusst. Er sehnte sich nach körperlicher Liebe - er war eben auch nur ein Mann. Und Shuhei bot sich doch beinahe an, von ihm verführt zu werden. Bestimmt würde es keine großen Schwierigkeiten geben, wenn er ihn unter sich haben wollte.
 

Sie wollten keinen Film mehr sehen, aber als Ryu fragte, ob Shuhei ihn nicht mit zu sich begleiten wollte, hatte er schnell zugestimmt und ihm einen mehr als eindeutigen Blick über den Tisch geschickt. Wahrscheinlich wussten sie beide schon ganz genau, worauf das hinaus laufen würde und als sie sich im Fahrstuhl gegenüberstanden und einander auffällig musterten, hielt es Shuhei nicht mehr neben ihm und er ging mit eleganten Schritten auf Ryu zu. Genau vor ihm blieb er stehen und sah dem Blonden mit stechendem Blick in die dunklen Augen, dann schob er den Kopf ein Stück vor und küsste ihn. Ryu wehrte sich nicht im Geringsten gegen ihn - im Gegenteil, denn er legte die Hand in Shuheis Nacken und zog ihn an seiner Weste noch ein Stück näher.
 

Der Kuss wurde schnell inniger und bedrängender von Ryus Seite aus, fast so, als hätte er es eilig schnell intim mit dem anderen zu werden. Ob Shuhei wusste, was ihm blühte? Das alles unterschied sich grundlegend von seinen letzten Erfahrungen - und genau das beabsichtigte er auch. Es war ganz anders, auch von der emotionalen Seite her, denn Shuhei würde nur ein kleines Kapitel darstellen. Soviel war ihm spätestens jetzt klar. Irgendetwas an ihm hielt ihn davon ab, dass er mehr wollte. Vielleicht bot er sich ein bisschen zu sehr an? Ryu wusste selbst nicht, woran es lag. Vielleicht war er aber auch einfach noch nicht soweit sich in einen neuen Mann zu verlieben.
 

Rückwärts stolperte Shuhei in die Wohnung und wurde noch immer fest geküsst. Seine Finger fuhren nervös und fahrig über Ryus Rücken, streifen sein Oberteil höher und tasteten über die warme, verlockende Haut.
 

Ryu schob ihn durch die Tür ins Schlafzimmer. Die Hälfte der Knöpfe an Shuheis Hemd hatte er schon geöffnet und den Stoff über seine Schultern gezogen. Noch immer trieben ihre Lippen gegen einander und wurden immer wilder und ungehemmter. Sie keuchten leise und atemlos, aber es war genau das, was Ryu gerade brauchte. Jetzt suchte er nicht nach dem großen Gefühl oder tiefer Zuneigung. Es musste einfach nur für diese Nacht passen.
 

Er löste den Kuss und ließ seine Lippen über Shuheis Hals streichen, hinab zu dem hervorstehenden Kehlkopf, an dem er leicht nippte und seine Zunge darüber streichen ließ. Es war beinahe spürbar, wie er darunter zu vibrieren begann, als Shuhei leise schnurte, doch Ryu wanderte weiter zu seiner Halsbeuge und den Schultern, wo er seine Zähne zärtlich begrub und schon glaubte, dass die zarte Haut einfach brechen würde. Shuhei stöhnte auf, aber nicht unter Schmerzen, sondern vor Erregung. Ihm war noch nie derart der Kopf verdreht worden und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kopf etwas scheu zur Seite zu drehen und die Augen erneut zufallen zu lassen. Seine Fingerspitzen fuhren durch das blonde Haar und als dessen Besitzer die Hand in seine Hose gleiten ließ, verabschiedete sich sein rationaler Verstand vollkommen.
 

Der Sex war schnell und gut und Ryu fühlte sich vollkommen befriedigt, als er auf die weiche Matratze sank und noch immer völlig außer Atem war. Auch Shuhei lag mit klopfendem Herzen neben ihm und wischte sich über die Stirn. Die Haarspange hatte sich schon lange gelöst und nun fielen ihm lange, dunkelbraune Strähnen ins Gesicht. Man sah ihm wirklich an, was er gerade erlebt hatte.
 

»Nicht übel«, keuchte er nur und fuhr sich durch das Haar. Seine Brust hob und senkte sich rasch und er konnte den Genuss zwischen seinen Beinen noch immer genau spüren und versuchte es in sich einzukerkern. Derart hemmungslos und lasziv war er wohl noch nie geliebt worden, auch wenn er das Gefühl gehabt hatte, dass Ryu mit den Gedanken ganz weit weg gewesen war. Seine Leistung hatte das trotzdem nicht geschmälert.
 

Shuhei drehte sich nun zu ihm auf die Seite und griff nach seiner Hand, dann bettete er den Kopf an Ryus Schulter und schloss die Augen, der ganz regungslos neben ihm lag und an die Decke starrte. In sich forschte er, was ihm diese Nacht eigentlich bedeutete. Wenn sie überhaupt eine Bedeutung hatte. Leider hatte ihn diese Vereinigung zweiter Körper nicht so sehr befriedigt wie er gehofft hatte. Zu schnell kehrte er in die Realität zurück.
 

Allein musste er in dieser Nacht nicht bleiben, aber sie sprachen auch nicht über das Erlebte und genossen stumm die Anwesenheit des anderen. Shuhei war offensichtlich schnell eingeschlafen und atmete jetzt ganz leise. Vorsichtig warf Ryu einen Blick in das hübsche Gesicht. Was versprachen sie sich eigentlich voneinander? Shuhei wollte offenbar nur irgendeine Beziehung und Ryu Gesellschaft, die ihn von seiner Einsamkeit ein wenig ablenkte. Konnte man auf so etwas eine Beziehung bauen? Es sollte ja Paare geben, die so begonnen hatten und am Ende glücklich wurden. Ob es bei ihnen auch so sein würde? Wenn er ehrlich zu sich war, dann wusste er, dass es nicht so sein würde. Aber immerhin hatte ihn diese Erfahrung weiter gebracht.
 

Ryu gab sich alle Mühe positiv zu denken und schlief auch mit dem gleichen Gefühl ein. Er verdrängte den Gedanken, dass sie nicht zueinander passten und sie sich nur für ein Date mit abschließendem Sex getroffen hatten. Es war regelrecht vorprogrammiert gewesen, dass das geschah und sie wohl auch nur deswegen so heftig geflirtet hatten. Bis sie sich im Fahrstuhl gegenüber gestanden hatten, war dass ihr einziges Ziel gewesen. Vielleicht würden sie sich ja immer mal treffen, um miteinander im Bett zu landen?
 

Shuhei blieb noch zum Frühstück. Erst dann verabschiedete er sich mit einem finalen Kuss und sah Ryu tief in die Augen. Dann ging er. Er wollte sich melden, damit sie das nächste Date ausmachen konnten, aber schon als die Tür zugefallen war, hatte Ryu darauf eigentlich keine Lust mehr. Man hatte ihm mal erzählen, dass man nach einer Beziehung einen guten One Night Stand brauchte, um wieder bereit für etwas neues zu sein. Die These konnte Ryu nun unterschreiben, denn er fühlte sich wirklich ausgeglichener als an den Tagen davor.
 

Trotzdem kam er nur langsam in die Gänge und beschloss seine Wohnung nur für einen Gang zum Briefkasten zu verlassen. Also schlurfte er in Hausschuhen zu besagtem Kasten und ärgerte sich über ein paar Kinder, die lärmend an ihm vorbei rannten. Er konnte eben einfach nicht mit Kindern und als er das kleine Schloss öffnete, flogen ihm unzählige Werbeblättchen und 1-2 Briefe entgegen. Bestimmt eh wieder nur Rechnungen - dachte er und fing sie gerade noch auf. Abgesehen von einem kleinen Kärtchen konnte er alles vor dem Absturz bewahren, welches langsam zu Boden segelte. Es war weiß und eigentlich unscheinbar, aber die Inschrift ließ Ryu den Atem anhalten.
 

Triff mich um 8 vor unserem Cafe.

Mehr war es nicht. Kein Name und kein Datum - nur diese unverwechselbare Schrift, die Ryu nicht vergessen hatte. Nur eine einzige Person kam in Frage. Aber warum? Oder war das nur ein übler Scherz? Aber auch dafür gab es absolut keinen logische Erklärung. Ryu zermarterte sich das Hirn und ging mit der unter den Arm geklemmten Post und dem Kärtchen zurück zu seiner Wohnung. Die einzig wirklich wichtige Frage war, ob er hin gehen sollte. Keita hatte ihm nicht einfach nur wehgetan. Wegen ihm war er beinahe zu Grunde gegangen. Er wollte seinen Fortschritt nicht an einem einzigen Abend zerstören. Andererseits wollte er wissen, warum er den Kontaktabbruch rückgängig machen wollte, um ihn zumindest diese eine Mal noch zu treffen. Vor sich sah er wieder das hübsche, strahlende Gesicht und die zarten braunen Augen. Schon jetzt wurden seine Erinnerungen wieder lebendig - und er verfluchte sie und diese giftige Sucht. Schwäche war nicht das Richtige, was er sich jetzt erlauben sollte. Am besten wäre es gewesen, wenn er die Karte anzündete und vergaß, dass sie ihm überhaupt zugesteckt worden war. Aber so einfach ging es nicht.
 

Er beschloss Takafumi anzurufen und ihn ins Vertrauen zu ziehen. Bestimmt wusste er Rat. Bereits nach dem zweiten Klingeln hob er ab und meldete sich gewohnt gut gelaunt und berichtete, dass er gerade am Herd stand. Eigentlich wollte er Ryu einladen, aber da fiel er schon mit der Tür ins Haus.
 

»Keita will mich sehen. Noch heute.« Am anderen Ende wurde es mit einem Mal ganz still. Offenbar war Takafumi ebenso überrascht wie er selbst. Ein wenig räusperte Ryu sich und nahm auf der Couch Platz und berichtete schnell von der Botschaft. »Ich weiß nicht, ob ich es machen soll.«
 

»Ich glaube nicht, dass du ihn wieder sehen solltest«, meinte Takafumi schnell und mit monotoner Stimme. Im Hintergrund hörte man leise das Essen brutzeln und wie er darin herumrührte. »Es bringt dich nur wieder zurück zur Trennung und… ich will dich nicht noch mal so traurig sehen müssen.«
 

Aber was, wenn er sich erinnert? - wollte Ryu einwerfen. Aber was wäre dann? würde es überhaupt etwas ändern? Zwischen ihnen lag einfach alles in Scherben und so leicht würde sich der Ausgangszustand ihrer Beziehung sicher nicht wieder herstellen lassen können. Aber etwas war doch auffällig - auf der Karte hatte ‘unser’ Cafe gestanden. War das nicht eigentlich ein eindeutiges Zeichen?
 

»Bist du noch dran?«, fragte er, als Ryu nichts sagte.
 

»Ja.« In seinem Kopf arbeitete es. Takafumi hatte Recht. »Und wenn er mich zurück haben will?«
 

»Willst du ihn denn zurück haben?«
 

»Ich weiß es nicht«, stöhnte Ryu etwas und sank weit zurück, bis sein Kinn auf seiner Brust landete. »Auf der einen Seite will ich ihn so sehr wieder sehen. Aber auf der anderen habe ich auch Angst, dass alles wieder von vorn losgeht.«
 

»Aber wenn du ihn nicht triffst, wirst du nie erfahren, ob ihr nicht doch füreinander geschaffen seid«, warf Takafumi ein und hatte seine Meinung scheinbar geändert. Ein wenig verwundert zog Ryu die Braue in die Höhe. Allerdings war er auch ein unverbesserlicher Romantiker und wenn er sich entscheiden musste, ob für oder gegen die Liebe, dann würden die Gefühle eindeutig gewinnen. Kurz versuchte Ryu sich vorzustellen, wie es wohl sein würde, wenn es um ihn und Hayato ging und sie eine schwere Trennung durchgemacht hatten. Ganz bestimmt würde Takafumi ihn zurück haben wollen - und das schoss ihm auch selbst durch den Kopf.
 

»Wer weiß, ob es wirklich deswegen ist.«
 

»Aber warum denn sonst?«, tadelte sein Freund am anderen Ende und Ryu sah es bildlich vor sich, wie er die Hände energisch in die Seite stemmte. »Wenn er sich wieder so daneben benimmt sagst du ihm einfach, dass er ein blöder Idiot ist und er dich nicht verdient hat, ja? Und dann drehst du dich um und lässt ihn stehen.« Er kicherte etwas verstohlen. »Und wenn ihr schon bestellt habt, muss er natürlich zahlen!« Auch Ryu musste ein wenig lachen und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er so etwas jemals sagen würde.
 

Sie legten schließlich auf und Ryu dachte noch einmal darüber nach, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Aber immerhin war er jetzt nicht mehr so hin und hergerissen und gab sich ein wenig seinen Erinnerungen hin. Wenigstens tat es nicht mehr weh.
 


 

~*~
 

Und er hörte auf sein Herz und machte sich am Abend tatsächlich zurecht, um ihn wieder zu sehen. Es war ein eigenartiges Gefühl in seiner Brust: zwischen Angst und Freunde drängte sich Anspannung und Unwohlsein. Ihm wurde sogar ein wenig schlecht.
 

Das Cafe vor dem sie sich trafen, war wirklich etwas besonderes. Oft waren sie hier gemeinsam nach einem langen Tag gewesen und hatten sich wie bei einem ersten Date verhalten, obwohl sie einander eigentlich so vertraut waren. Schell hatte es sich zu ihrem liebsten Cafe gemausert und war zugegeben der beste Ort für eine Aussprache. Hatte er den Ort wirklich so bedacht ausgewählt? Wenn es so war, dann musste er sich an ihre gemeinsame Zeit erinnern. Unser Cafe hatte auf der Karte gestanden. Kein X-beliebiges.
 

Keita erwartete ihn bereits und als seine Augen den ehemaligen Geliebten erblickten, funkelten sie wieder. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und schickte kleine, glückliche Fältchen in seine Augenwinkel. Allein dafür, dass er das bemerkte, wollte Ryu sich schon selbst schlagen.
 

»Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich dachte schon du versetzt mich«, lächelte er verlegen und mit seiner so wunderbar schmeichelnden Stimme. Ryu nickte nur knapp und versuchte sein rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war merkwürdig ihm gegenüber zu stehen und mit ihm zu sprechen, also wollte der sich nicht an Kleinigkeiten aufhalten und sagte, was er sagen musste. Am liebsten hätte er zwanzig Zigaretten auf einmal geraucht, aber er unterdrückte den Drang.
 

»Ich wollte nicht herkommen. Und ich weiß auch nicht, was du eigentlich von mir willst. Wenn es wichtig ist, dann sag, was die auf der Seele liegt.« Er wollte nicht mehr den feinfühligen Ex-Lover spielen - und sah das Keita etwas erschrocken zurück zuckte und wie seine Augen einen traurigen Ausdruck annahmen. Sofort bereute Ryu seinen schroffen Ton und wollte ihn schon an den Schultern packen und an sich reißen. Auch das verhinderte er gerade noch so.
 

Kurz sammelte sich der hübsche Brünette und versuchte dann wieder seine heitere Miene aufzusetzen - so gut es eben ging. Er ergriff Ryus Hand und drückte sie sanft. Zwar war der Stoff ihrer Handschuhe dazwischen, aber es war dennoch schön ihn wieder zu berühren. Tief sah Keita ihm in die Augen.
 

»Wir müssen unbedingt reden.«
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 7/7
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

H e a r t l e s s H e a r t s
 


 


 


 

Kapitel 7
 

Wie immer war das hübsche, kleine Cafe gut besucht und allerhand Menschen wuselten um sie herum, setzten sich oder waren gerade im Inbegriff wieder zu gehen. Mit Keita suchte er einen kleinen Tisch in der hintersten Ecke aus, damit sie wenigstens etwas ungestört waren. All die angenehmen Details wie die kleinen Blumengestecke oder die saubere und edle weiße Tischdecke zogen einfach an Ryu vorbei. Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal registriert, wenn der Kaiser höchst persönlich ihn bedient hätte, so gespannt war er.
 

Ryus Innerstes sträubte sich furchtbar gegen das, was Keita von ihm wollte. Seine Angst saß tief, dass er den ganzen Kummer noch einmal durchleben musste und er war einfach nicht bereit es noch einmal durchzustehen. Nur war in der Liebe einfach nichts logisch, und so saßen sie schließlich an einem der hübschen runden Tischen, bestellten Kaffee, als sei es das normalste der Welt hier miteinander zu sein und miteinander zu plauschen. Nur die Spannung war so aufgeladen, dass sich selbst der attraktive Kellner rasch daran machte wieder zu verschwinden. Vielleicht lag es aber auch nur am aktuellen Trubel. Die Bedienung kam wahrscheinlich gar nicht zum Luftholen wenn alle zehn Sekunden ein neuer Gast eintrat.
 

Als Keita schließlich zum sprechen ansetzte, sah man ihm deutlich an, dass es ihm nicht leicht viel. Sein Gesicht wirkte blasser als sonst und die Lippen drückte er immer mal wieder so fest aufeinander, dass sie kaum noch sichtbar waren. Ein bisschen verfluchte Ryu sich und sein meuterndes Herz, denn er konnte ganz genau ablesen, wie es ihm ging und konnte nichts daran ändern, als die Stimmung ihn einfach mitriss. Er hatte Keita wieder ganz genau unter die Lupe genommen. Er trug eine schlichte, schwarze Jeans und ein weißes Oberteil mit grauem Druck. Es saß locker und Ryu hatte den Eindruck, dass Keita noch dünner geworden war. Seine Wangenknochen standen sogar noch etwas mehr hervor. Sein Haar war eher ungestylt, glänzte aber gepflegt und war natürlich etwas länger, als noch vor ein paar Monaten. Aber er verhielt sich wenigstens nicht mehr wie dieses Ekelpaket im Krankenhaus - das Sanftmütige war ganz offensichtlich wieder in ihn eingezogen und ließ Ryu wenigstens etwas ruhiger werden.
 

»Du fehlst mir.«
 

»Ach was.« Ryu schnaubte etwas abfällig und verschränkte die Arme vor der Brust. Scheinbar hatte Keita gar keine Ahnung, was Vermissen eigentlich bedeutete. Er selbst wusste es peinlich genau, auch wenn er gern auf diese Erfahrung verzichtet hätte. Sein Leid war nicht vergessen - es wartete nur auf einen passenden Moment, um ihn wieder zu verletzen. Dabei wollte er Keita doch gar nicht mehr lieben.
 

»Bitte lass es mich erklären«, bat der Brünette. »Wenn du mich danach nicht mehr sehen willst, dann werde ich dem Wunsch nachkommen.« Kurz überlegte Ryu, nickte dann aber doch und ließ seine selbstbeschützende Haltung wieder sinken als seien es Waffen.
 

»Hat dein Lover dich abgeschossen?« Keitas Augen hoben sich und sahen ihn etwas überrascht an. Er wusste von dem neuen Mann? Rasch schüttelte er aber den Kopf und ließ sein hellbraunes Haar ein bisschen fliegen. Seine Stirn durchzogen ein paar Falten.
 

»Er war nie mein Lover. Bitte Ryu… hör mir zu.« Es folgte keine Reaktion, aber angespannt waren sie beide bis in die letzte Haarspitze. Die eigentlich so schöne Atmosphäre um sie herum nahmen sie längst nicht mehr wahr und an Genuss war auch nicht zu denken. Genau genommen hätte im Moment wohl alles gleich geschmeckt, selbst wenn man Ryu eine Tasse mit Öl vor die Nase stellen würde.
 

»Ich erinnere mich an alles, was passiert ist«, begann er und verpasste dem Blonden einen regelrechten Schlag in die Magengrube. »Schon ein paar Tage nachdem ich aus dem Krankenhaus durfte, kamen meine Erinnerungen zurück. Aber ich hatte dich so verletzt und von mir gestoßen - wie könnte ich dann fröhlich zu dir kommen und so tun, als wäre nichts geschehen?« Es fiel ihm merklich schwer diese Worte zu formulieren und seine schlanken Finger umklammerten die Tasse vor ihm. Dennoch versuchte er den anderen die ganze Zeit anzusehen und sich nicht von den Gefühlsregungen, die sein Gesicht zeigte, aus der Bahn werfen zu lassen. Er konnte sich denken, dass so ziemlich jede Entscheidung, die er getroffen hatte, falsch gewesen war und er am Ende damit vielleicht alles verloren hatte. War das so? Würde Ryu ihm nicht mehr in die Augen sehen können? Würde er ihn nie wieder bei sich haben wollen?
 

»Ich dachte, dass es einfacher wäre, wenn ich dich in Ruhe lasse und du dein Leben ohne mich verbringst. Eigentlich war ich doch nie-«
 

»Wie konntest du so was nur denken?«, schnaubte Ryu und unterbrach seine für ihn so egoistische Rede und wusste kaum noch, wie er an sich halten sollte - er bebte am ganzen Körper. Dennoch versuchte Keita ihn zu beruhigen.
 

»Bitte Ryu…«, sagte er leise und sah in die braune Flüssigkeit, die ein bisschen vor sich hin dampfte. »Es war so viel passiert und ich bin schrecklich zu dir gewesen. Ich habe mich so dafür geschämt, dass ich dir einfach nicht mehr unter die Augen treten konnte. Es war auch für mich schwer das alles loszulassen!« Ryu wollte seinen Ohren nicht glauben. Was hatte er nicht alles durchmachen müssen - und jetzt kam Keita daher und meinte, dass er nur zu feige gewesen war? Die Welt zeigte sich ihm einmal mehr grausam.
 

»Irgendwann habe ich mich wieder getraut andere Männer zu treffen, aber keiner war wie du. Ich habe jeden von ihnen mit dir verglichen, aber sie wurden dir nicht gerecht. Mir hat deine Zärtlichkeit gefehlt. Oder wie du mich angesehen hast. Du hast mir den Himmel auf Erden so selbstlos bereitet, als ginge es nur um mich.« Die Erinnerungen waren taufrisch und spielten sich auch in Ryus Kopf wie in einer Dauerschleife ab. »Du hast mich so glücklich gemacht, obwohl ich dachte, dass ich bald sterben muss.« Da war es wieder: das schlimmste Thema, welches man überhaupt ansprechen konnte. Diese verfluchte Krankheit und Keitas Unehrlichkeit darüber. Wäre er von Anfang an ehrlich gewesen, wäre ihnen beiden viel erspart geblieben.
 

»Dann sag mir… sag mir warum du mich belogen hast. Warum hast du es vorgezogen zu sterben als dir helfen zu lassen?« Keita seufzte, aber er wollte auch das beantworten und holte ein bisschen weiter aus. Vielleicht konnte er es ja doch noch herum reißen.
 

»Ich habe immer gedacht, dass ein anderes Herz mich zu einem anderen Menschen macht. Für mich ist das Herz das Zentrum für alles, was mich ausmacht und ich dachte, wenn ich das eines anderen trage, sterbe ich und werde zu dem anderen.«
 

»Lieber lügst du mich an und entreißt mir dich? Ist das dein Ernst?«, fragte Ryu wütend und hatte seine Lautstärke kaum noch unter Kontrolle. Einen Moment kam es ihm so vor, als würden alle Anwesenden zu ihnen blicken und verstummen. Keita schluckte merklich und senkte den Blick. Jedes Wort war einem Schlag gleich und versicherte ihm, wie dumm er gewesen war. Aber was wäre passiert, wenn Keita die Operation schon früher durchgezogen und sich vollkommen verändert hätte? Wäre das nicht grausamer als sein Tod gewesen? Nur langsam begriff er, dass seine Alternative das Schlimmste war, was er Ryu antun konnte.
 

»Ich dachte ich krepiere wegen dir, Keita«, sagte Ryu leise und sah ihn schmerzerfüllt an. »Ich habe mir oft genug den Tod herbei gewünscht und nicht selten darüber nachgedacht, wie ich es beenden könnte. Der Anblick von dir... wie du da lagst - mehr tot als lebendig…« Schon wieder bekam er eine Gänsehaut, denn die Erinnerungen waren so lebendig, als wären sie nur Sekunden alt.
 

»Und dann sehe ich dich im Krankenhaus wieder und dachte das alles wieder gut wird… aber du warst nicht mehr da. Du warst nur Zentimeter von mit entfernt, aber du wolltest mich nicht mehr. Du kanntest mich ja nicht einmal mehr!« Keita war nah dran ihn einfach in die Arme zu nehmen, aber er wagte es nicht sich zu bewegen und ihn zu berühren. Lieber saß er da wie ein eingeschüchtertes Kaninchen vor dem Fuchs und wurde immer kleiner.
 

»Du hast mich wie den letzten Dreck behandelt. Geleugnet und rausgeworfen, als wäre ich ein armer Irrer, der sich das alles ausdenkt! Jeden beschissenen Tag habe ich dich vermisst und gebetet, dass du wieder zu mir zurück kommst! Über Monate habe ich getrauert! Ich hab mir meinen Tod so sehr gewünscht, dass ich kaum noch lebendig war! Und jetzt wagst du es vor mich zu treten und zu sagen, dass du zu feige warst dich mir zu stellen?« In seinen Augenwinkeln glitzerten Tränen und er wurde lauter bei seinen Worten. Er wusste gar nicht, ob es aus Zorn oder doch eher durch Kummer bedingt war, aber egal wie er es auch drehte: dieses Kapitel war einfach noch nicht abgeschlossen. Keita war um Atem bemüht und bebte an ganzen Leib. Erst jetzt wurde ihm die Schrecklichkeit seiner Taten bewusst und was er dem Mann, den er so liebte, angetan haben musste. Liebe war im Moment ein grausames Spiel, in dem jeder Fehler einen anderen beinahe auslöschen konnte.
 

»Es tut mir leid«, sagte Keita leise und sah ihn mit genau diesem Gesichtsausdruck auch an. »Es tut mir so leid was ich dir angetan habe. Ich wollte doch nur das beste für dich.«
 

»Das tröstet mich nicht.« Keita schluckte und dachte nach. So hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt und im Stillen gehofft, dass er einfach wieder in Ryus Bett einziehen durfte und alles wie früher war. Aber so einfach war das reale Leben nicht. Wunden mussten langsam gepflegt werden und es würde lange dauern, bis Ryu ihm verzeihen konnte. Wenn er es überhaupt wollte. Im Moment drängte sich Keita da ein ganz anderer Gedanke auf. Und das brachte ihm Übelkeit.
 

»Du… liebst mich gar nicht mehr, nicht wahr?« Das darf nicht wahr sein! Das darf einfach nicht wahr sein! - schoss es ihm durch den Kopf und seine Finger pressten sich so fest um die Tasse zusammen, dass die Knöchel schon ganz weiß wurden. Noch ein bisschen mehr und das Keramik wäre wohl geplatzt, so großen Druck übte er aus.
 

Und Ryu schwieg. Lange sah er in sich und dachte nach, was er fühlen wollte und konnte und zu was er im Moment im Stande war. Gerade erst hatte er sich vollkommen von ihm losgesagt, sich auf einen anderen eingelassen und sich sicher geworden, dass er bereit für sein neues Leben war - und nun war Keita wieder vor ihm: klein und gebrechlich und mit ernsten Absichten und dem gleichen Wunsch geliebt zu werden, wie auch am Anfang. Wenn er sich ihm entzog, wäre es für alle Zeiten vorbei. Es war nicht einfach irgendeine x-beliebige Situation in die sie da hinein gerutscht waren und genau genommen gab es auch keinen tiefen Vertrauensbruch zu verzeihen. So etwas würde nicht wieder geschehen. Aber war nicht vielleicht zu viel geschehen, um es noch einmal miteinander zu versuchen? Würden sie es überhaupt noch genießen können?
 

»Ich liebe dich noch, Keita. Ich kann dich nicht so einfach vergessen«, sagte er schließlich und schuppste tonnenschwere Gewichte von dessen Schultern. Er war über die Stille hinweg beinahe erquetscht worden und sog nun dankbar ein bisschen Luft ein. Ihm ging es im Moment auch nicht viel besser als dem Blonden. Wie es weitergehen würde, wenn sie sich ganz trennen würden, wollte er sich nicht ausmalen. Genau genommen waren für diesen Fall noch keine Vorbereitungen getroffen worden.
 

»Aber das braucht Zeit. Ich kann nicht so tun, als wäre das alles niemals passiert.«
 

»Ich will es wieder gut machen. Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre ich wirklich gestorben. Du hast mir neuen Lebenswillen geschenkt und ich habe verstanden, dass es nicht nur von einem Herzen abhängt, was man fühlt«, erklärte er ruhig und sah zu, wie Ryu wieder etwas zurück sank und behutsam ein und ausatmete. Er sah angestrengt aus, fand aber zu seiner eigentlichen Ruhe zurück. »Und wenn es so ist, dann hast du mein neues Herz schon infiziert. Und diese Krankheit kann man nicht heilen.« Ryu erschauderte und fühlte, wie seine Haut zu prickeln begann. Seine Sinne fixierten sich auf diesen einen Mann, von dem es offenbar kein Entrinnen gab. Er wurde rückfällig - wie ein Suchtgeplagter.
 

»Wie soll das weiter gehen?«, fragte er und versuchte die schmeichelhaften Worte nicht zu tief in sich hinein sickern zu lassen. Keita strich sich eine der braunen Strähnen hinter das Ohr und stützte den Kopf in die Hand. Er ließ ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschen. Warum lächelte er jetzt? Amüsierte ihn das etwa? Ryu wusste nicht mehr, was er denken und fühlen sollte, aber alle Verbesserungen wurden schwammig.
 

»Ich würde gern mit dir ausgehen, Ryu.«
 

»Ein Date?«, fragte er verdutzt. Gleich nickte Keita und streckte die andere Hand nach der seinen aus, um sie sanft darauf zu legen. Sie war ganz kühl. »Wir haben doch jetzt alle Zeit der Welt. Und ich werde immer auf dich warten.« Ein bisschen musste er seufzen und sich eingestehen, dass es um ihn wohl auch nicht anders bestellt war. Zwar hatte er einen anderen in seinem Bett gehabt, aber mit Keita war es wohl ohnehin nicht zu vergleichen.
 

»Darf ich dich etwas fragen?« Keita nickte und sah ihn mit seinen großen, neugierigen Augen an. »Warum jetzt? Wie bist du auf die Idee gekommen, doch wieder auf mich zuzukommen. Und wer war dieser Kerl, mit dem du dich da getroffen hast?« Er klang eifersüchtig - und er war es ja auch. Dieser schleimige Typ sollte ihm besser nicht unter die Augen treten, aber Keita lächelte das alles hinweg.
 

»Okay«, sagte er. »der Mann war nur ein Bekannter. Nach dem Tag hat er versucht mich abzuschleppen, aber das ist nichts für mich.« Ryu musste daran denken, wie er mit Keita nur wenige Stunden nach dem Kennenlernen im Bett gelandet war. »Danach hab ich ihn nie wieder gesehen.«
 

»Hattet ihr Sex? Hattest du mit irgendeinem anderen Mann Sex?« Wie panisch er sich anhörte! Er kam sich lächerlich vor, aber immerhin schüttelte Keita den Kopf und ließ sein Haar fliegen. Ganz energisch wirkte er dabei.
 

»Dass ich jetzt erst auf dich zukomme…« Er seufzte ein wenig und strich sich eine vorwitzige Strähne, die immer in sein Gesicht fiel, hinter das Ohr. »Ich bin umgezogen. Letzte Woche. Ich hab den Block wieder gefunden, den du mir im Krankenhaus gebracht hattest. Es hat mich beinahe zerrissen, als ich die Bilder ansah. Und dann konnte ich nicht mehr anders. Es kam mir vor, als würde ich alle - diese Männer, dich und mich selbst - die ganze Zeit nur belügen und ich wollte es aus der Welt schaffen.« Es klang aufrichtig und Ryu war froh, dass er wenigstens begriff, was er da getan hatte. Aber schon jetzt war der Zorn versiegt und der Gedanke, dass sie wieder miteinander ausgehen würden, fraß einfach alles andere auf.
 

Als er wieder Zuhause war, brummte sein Schädel. Lange lehnte er einfach nur an der Wohnungstür und versuchte zu verarbeiten, was er soeben erlebt hatte. Keita war wieder zurück und greifbar nah - er musste nur die Arme nach ihm ausstrecken und sie würden wieder vereint sein. Es war so einfach. Schon am nächsten Abend wollten sie miteinander Essen gehen und eigentlich war es offensichtlich, dass sie wieder zueinander finden würden. Ryu wollte es - das wusste er jetzt. Er wollte sich auch gar nicht mehr dagegen wehren. Er wollte nicht vorsichtig sein und er wollte Keita keine Steine in den Weg legen.
 

Ohne wirklich darüber nachzudenken ging er zu der kleinen Kammer, in der er Keitas Sachen aufbewahrte. Er öffnete die so ordentlich verklebte Kiste und betrachtete all die kleinen Schätze und besann sich auf die Erlebnisse und Erinnerungen, die daran hingen. Aber er wollte es nicht überstürzen - nur das Bild nahm er wieder an sich und stellte es in seinem Schlafzimmer auf - der Rest musste Zurück in die Kiste und im Schrank warten. Er und Keita - das war eben einfach untrennbar. Und der Gedanke machte ihn glücklich.
 


 

~*~
 

Ryu sollte Recht behalten, denn alles renkte sich schnell wieder ein. Gerade einmal zwei Dates waren nötig, bis sie wieder eine wundervolle Nacht miteinander verbrachten, die ihn beinahe für alles entschädigte, was vorgefallen war. Er wollte gar nicht mehr an diesen düsteren Herbst denken. Ihre gemeinsame Zeit lebte wieder auf und sie verbrachten so viel Zeit wie nur möglich miteinander. Plötzlich lief es wieder in Ryus Leben. Vorerst schmissen sie ihre Haushalte dennoch noch nicht wieder zusammen - immerhin war Keita gerade erst umgezogen, aber Stück für Stück schlichen sich seine Habseligkeiten doch wieder in Ryus Wohnung. Erst nur die Zahnbürste, dann ein paar Kleidungsstücke. Auch die zweite Bettwäsche durfte wieder einziehen, damit er sich wie Zuhause fühlen konnte. Aufgrund der geringen Ausmaße seiner eigenen vier Wände verbrachten sie die meisten Zeit bei Ryu.
 

Und schließlich stand auch das Weihnachtsfest vor der Tür, an dem alles wieder so war wie früher. Keita und Ryu liebten sich mehr denn je und konnten ihr offensichtliches Glück einfach nicht verbergen. Takafumi und Hayato rissen sogar schon kleine Witze über die beiden, aber das ignorierten sie gekonnt. Und eines hatte der Blonde ganz sicher dabei gelernt: ohne seine Freunde wäre er zugrunde gegangen. Und genau deswegen war er froh, dass er diesen Tag mit allen seinen Liebsten verbringen würde.
 

Ende.



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Isi_Yuri
2014-08-28T20:53:26+00:00 28.08.2014 22:53
OMG! Ich muss sagen das war meine erste MoNoLith FF, meine erste deutsche FF seit langem und sie war einsame Spitze (ein paar Rechtschreibfehler mal ausgenommen). Ich hab sie mir sofort runtergesichert, dass ich sie auch ja überall hin mitnehmen kann xD Ich hab so mit Ryu mitgelitten! Und ich hab Rotz und Wasser geheult! So sollte die wahre Liebe und eine gute Fanfiction aussehen. Ein riesengroßes Lob an dich und deine Story (könnte ich hier Sternchen vergeben würdest du 6 von 5 bekommen) und ich geh mir jetzt mal ein neues MoNoLith Lied rein hauen... byakuya is grad fertig xD
Von:  Kao
2012-09-11T16:23:19+00:00 11.09.2012 18:23
OMG~ die FF is sooooo tollig~ *_________________________________________*~

hab vor kurzem monolith mal wieder live gesehen und danach hab ich hier mal geguckt und gleich deine fanfic gefunden *O*~

UND UND und~ sie ist soooo wunderschön, dass ich in jeder freien Minute in den letzten zwei Tagen alles gelesen hab!!! ;O;~ (ich bin wirklich langsam im lesen xD~)

Ich hab mich gleich in die Story und deinen schreibstil verliebt und vor allem ist das pairing soooo mega süß!!! *O*~
und auch takafumi und hayato gehören einfach zusammen xD~

armer shuhei~ xDDD''
einer ist bei 5 immer gedisst xD~

ich geb auch zu~ ich hab so geheult, als keita im bad zusammen gebrochen war~ ;___;~ da saß ich grad in der oause auf der arbeit und musste die tränen vor meinen kollegen verstecken ;O;~
es ist soooo toll, dass am ende alles gut wurde!!!~

sorry, dass ich dir nicht für jedes kapi ein kommi schreib, aber ich bin so ziemlich unkreativ~ also was kommis angeht~

aber hier musste ich dir einfach schreiben!!! *_____________________*~
Von:  Panakeia
2011-11-01T06:39:42+00:00 01.11.2011 07:39
Ich bin kein Freund von ffs über Krankheiten und Krankenhaus und die ganze Sache, deshalb hab ich im dritten Kapitel auch kurz überlegt, ob ich nich einfach aufhören soll zu lesen... muss ich ganz ehrlich sagen ^^"
Aber ich mochte deinen Schreibstil dann doch so, dass ich dachte, ich geb der ff ne chance xDD Und ich bin doch recht froh drüber!

wie grad schon gesagt.. dein Schreibstil is toll!
Ich mag die Art, wie du Keitas und Ryus Beziehung (und Anziehung xD) zueinander beschrieben hast und dass du dann auch noch Shuhei mit eingebaut hast. Ich weiß nich so richtig warum, aber ich mag die Tatsache, dass Ryu nich völlig abstinent geblieben ist. Das hat ihm irgendwie Charakter gegeben. Bei vielen ffs passierts, dass sie sich durch ihre Liebe so verändern, dass einige Charakterzüge total auf der Strecke bleiben, aber ich find in deiner ff war genau die richtige Menge Veränderung und Beständigkeit da.

Auch dass Ryu Keita am Ende nich einfach so ohne irgendwas zurückgenommen hat, hat mir gefallen! Also.. DASS sie wieder zusammen sind, find ich gut xDD aber man muss es ihnen ja nicht zu leicht machen xD

Und am Ende muss ich noch eine Sache loswerden:
*__* Ne MoNoLith-ff!! Davon gibts hier viel zu wenige!! (.. ja, eine is definitiv zu wenig >___<)
Deshalb gibt das sowieso nochmal nen dicken Pluspunkt ;)

Trotz des Themas, das jetz wirklich nich zu meinen Favoriten gehört, mag ich die ff ^__^

Grüßle, Keia
Von:  Ashiya86
2011-10-10T14:51:57+00:00 10.10.2011 16:51
Ich war erst etwas enttäuscht über das Ende, aber du hast es mit den letzten zwei Abschnitten noch geschafft.
Jetzt bin ich froh, dass sie wieder zusammen gekommen sind. Man du konntest einem einen schrecken einjagen mit der geschichte, war ein auf und ab,wie in der Achterbahn.*gggg*
Ich habe richtig mit gefiebert mit ryu. Wusste aber ryu kann keito nicht lange böse sein, so stelle ich mir auch die WAHRE LIEBE vor.
Danke für die wunderbare schöne Geschichte und mach weiter so bis auf die schreibfehler natürlich, ne. *schelmisch ggg*
Ich hoffe du schreibt noch weitere so fasziniernde Geschichten, natürlich nur wenn du zeit hast.
Grüßle Ashiya *ein rieser Fan*
Von:  Toffelchan
2011-10-02T23:09:41+00:00 03.10.2011 01:09
*O* !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
GUTES ENDE *O*~

Ich bin froh, dass Ryu ihm eine Chance gegeben hat - ich mein er wäre schon richtig bescheuert gewesen wenn nicht.

Es ist so schön, dass sie wieder zusammengefunden haben und der dumme schuhei wieder vergessen ist Òo

Und die Moral von der Geschicht, Freunde hat man oder nicht :D
Ne aber ich finde auch den letzten Abschnitt süß, dass er mit all seinen Liebsten Weihnachten feiern kann und dass es nochmal auf seine Freunde zurück geht, dass er ohne sie das alles nicht überstanden hätte!!

Jetzt im letzten Kapitel hast du des Öfteren mal Ryo statt Ryu geschrieben - nur so als Randbemerkung.

Ansonsten bin ich Fan dieser FF und fand das jetzt richtig mitreißende Abendlektüre ♥~♥

Ich mag die FF also *O* (bis auf shuhei den mag ich nicht.)

♥~
Von:  Toffelchan
2011-10-02T22:46:56+00:00 03.10.2011 00:46
SCHUH HAI XDDD AHAHAHAHAHHA. wortwitz. AHAHHAHAH XDDD~


ich mag ihn nicht. gut dass er ins Fettnäpfchen getreten ist. schade, dass er darin nicht ertrunken ist :D
doofe Dumpfbacke. mit seinem schwulen lila Hemd.

gut, dass sich am ende der süße schnuffipuffi Keita noch gemeldet hat *O* da bin ich gespaaaannt, was er zu erzählen hat (:
Von:  Toffelchan
2011-10-02T21:55:32+00:00 02.10.2011 23:55
hätte ich das lesen nicht auf Grund von einer Person, die mit mir kommuniziert hatte *dich anglotz* unterbrechen müssen, so würde ich jetzt sicherlich auch weinen.
Ist ganz schön Herz zerreißend ;___________________________________________;!!!

DER ARME RYU MAN ;__; womit hat er das verdient? ;^;~ gar nicht. genau.
du hast noch 2 Kapitel um alles gut werden zu lassen - sonst nimm lieber die Beine in die Hand Mausezähnchen :)
Von:  Toffelchan
2011-10-02T21:30:35+00:00 02.10.2011 23:30
BUHUHUHUHU.
ah uh ah wie kannst du nuuuuuhr T____T~

ich mein, dass er noch lebt ist klar - zumindest wenn man dich kennt ist es klar XD
und ja. traurig, dass er sich nicht an ihn erinnert T^T und Ryu gibt sich so viel mühe und ich würde ja auch dauerweinen, wenn ich die Zeichnungen sehen würde ;^;~ BUHUHUHU

ich muss schnell weiter lesen *^*~
wenn es kein happy End wird muss ich dann leider von hinten angeschlichen kommen (ja ich würde mich aus dem Bett erheben) und dann müsste ich dich von hinten (JA VON HINTEN) überfallen. so sieht's aus.

♥~ :D
Von:  Toffelchan
2011-10-02T21:01:10+00:00 02.10.2011 23:01
wäre ich jetzt nicht in der lage das nächste kapitel zu lesen würde ich dich hassen schatz :D lah lah lah~


ja aber im ganzen ist das kapitel toll!
es ist herzzerreißend, wie er zusammenbricht - dafür aber um so schöner, wie sie sich näher gekommen sind *-*

muss weiter lesen sonst gibts ein unglück :D

♥~
Von:  Toffelchan
2011-10-02T20:13:22+00:00 02.10.2011 22:13
So dann schreibe ich doch mal den ersten Kommentar zu dieser atemberaubenden Sexszene :D

Ich finde sie richtig sinnlich und schön.
So manche Einzelheiten haben es unglaublich versüßt. Zum Beispiel, dass du geschrieben hast, dass seine Finger ihn liebten. Schön ausgedrückt ♥

Allgemein ein schönes Kapitel :)
Man hat es knistern gehört :D

*weiterlesen geh*


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