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Die unfreiwillige Ehefrau

Ein verhängnisvoller Wunsch
von

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Kapitel 5: Erkundung

Kapitel 5: Erkundung
 


 

Sophias Hand krallte sich in Salims Gewand, was dieser mit einem lediglich amüsierten Seitenblick zur Kenntnis nahm. „Salim?“, flüsterte sie ihm zu. „Was sind das für Menschen?“ Salim antwortete leider nicht, denn sie waren anscheinend da angekommen wo sie hin wollten. Salim nahm neben dem dicken alten Mann – seinem Vater – platz und bedeutete ihr mit der Hand auf einen Platz neben ihm. Sophia ließ sich rasch nieder, denn sie fühlte sich von allen Seiten beobachtet. Einige der Männer unterhielten sich angeregt, doch sie verstand nichts. Ihr Blick glitt immer wieder zu Salim empor, der ruhig seinem Vater zuhörte. Sie seufzte und fing sich damit einen Blick ihres Gegenübers ein. Unsicher lächelte sie und zu ihrer Überraschung erwiderte ihr Gegenüber diese Geste. Er schien nicht viel älter als sie zu sein. Ein Seitenblick auf Salim verriet ihr, das auch er den Fremden eines merkwürdigen Blickes würdigte ehe er auf sie hinab sah. „Iss etwas.“, er deutete auf die Tabletts auf dem Tisch. Sophia nickte, auch wenn sie noch immer nicht wirklich Hunger hatte. Zögerlich griff sie nach einer Dattel als sich die Anderen ebenfalls etwas auf ihre Teller getan hatten. Der Fremde unterhielt sich mit seinem Nachbarn und sah dabei immer wieder zu ihr herüber. Sophia sah unruhig im Saal hin und her. Sprachen die beiden etwa über sie? Wie schade das sie nichts von den Worten verstand. Nachdem sie sich eine weitere Dattel genommen und gegessen hatte, wandte sie sich an Salim. „Salim? Darf ich aufstehen?“, dieser schüttelte den Kopf. „Iss erst etwas.“, Sophia legte den Kopf schief. „Das habe ich.“, protestriete sie. „Mehr.“, sagte Salim und maß sie mit einem tadelnden und vorwurfsvollen Blick. Seufzend nahm sie sich eine weitere Dattel. Ihre Irden glitten immer wieder über die anderen Männer, die teils schwiegen oder sich mit einem Nachbarn oder dem Gegenüber unterhielten. Was war das hier? Wenn Salim adelig war, so würde er nicht mit seinen Dienern an einem Tisch sitzen, oder? Sophia griff nach einer weitern und für sie letzten Dattel. Mehr würde sie nicht essen, da konnte Salim sich auf den Kopf stellen. Aber er sagte auch nichts Weiteres zu ihr, sodass sie die nächsten Minuten damit verbrachte einfach nur auf die Tischplatte zu starren. Nachdenklich ohne es wirklich zu realisieren griff sie nach ihrer Kette. Wie es ihrer Familie ging? Nicht, das sie diese vermissen würde, es war eher…..es würde sie interessieren ob sie nach ihr suchten. Anna, dachte sie wobei sie den Anhänger in ihrer Faust versteckte. Anna hättest du jemals daran gedacht das eine Kette, deine Kette, die Kette von Großmutter…ja magische Kräfte hat? Sophia lächelte als sie sich das Gesicht ihrer Schwester vorstellte, wie sie eine Augenbraue empor zog die unter ihrem Pony verschwand, während sie ihre Hände fragend in die Hüften gestemmt hatte.

„Was gibt es zu lächeln? Lässt du mich daran teilhaben?“, Salims dunkle angenehme Stimme riss sie in die Realität zurück. Sophia schüttelte den Kopf. „Es hat keinen bestimmten Grund.“, tat sie das Ganze ab. Wie hätte sie ihm auch schon sagen können wo sie her kam? Salim nickte und schien sich mit der Antwort zufrieden zugeben. „Salim? Darf ich nun aufstehen?“, fragte sie ein weiteres mal. Der alte Mann sah kurz zu ihr herüber, ehe er etwas zu seinem Sohn sagte. „Ist meine Anwesenheit so unertragbar?“, schalk blitzte in seinen Augen auf. „Nein aber ich fühle mich unwohl. Ich habe das Gefühl das sie mich alle ansehen und über mich reden.“, gestand sie und warf einen weiteren Blick unruhig durch den Saal. Salim nickte schließlich und winkte einmal mit der Hand, bevor Saila von hinten an ihn heran trat. Hatte sie etwa die ganze Zeit dort hinten gestanden? Salim wechselte einige Worte mit ihr. „Saila wird dich auf dein Zimmer bringen.“ Sophia nickte, obwohl sie keine lust hatte auf ihrem Zimmer zu hocken. Viel lieber wollte sie sich etwas umsehen und das würde sie auch. Dennoch nickte sie und lächelte Salim noch einmal zu, ehe sie sich erhob und Saila aus dem Raum folgte. Diese schritt wenige Meter vor ihr die Gänge entlang und das war für Sophia das Zeichen. Ihre Schritte wurden leiser und bei der nächsten Gelegenheit verschwand sie in einem Gang der nach rechts abbog, während Saila noch immer geradeaus schritt. Rasch lief sie den Gang entlang und versteckte sich in einer der Nischen und wartete einen Moment. Falls Saila ihr fehlen bemerken und sie suchen sollte, wollte Sophia nicht auf dem Gang stehen, denn so wäre es wohl ein leichtes sie zu finden. Sophias Herz klopfte so laut vor Aufregung, das sie befürchtete man könnte es noch Meilenweit hören aber es passierte nichts. Vorsichtig lugte sie um die Ecke, bevor sie sich durch die Gänge schlich. Bei jedem noch so kleinen Geräusch blieb sie wie angewurzelt stehen und schon bald hatte sie sich hoffnungslos verlaufen. Die Gänge sahen alle gleich aus und sie konnte nicht sagen ob sie nun im Kreis lief oder nicht. Eigenartiger weise war sie bisher auch noch niemanden begegnet, nicht das es sie störte es war nur…sollte in einer Burg nicht reges Treiben herrschen? Oder zumindest der ein oder andere Diener etwas zu tun haben? Sophia seufzte und lehnte sich gegen die Wand. Sie war enttäuscht, irgendwie hatte sie sich mehr von dem kleinen Ausflug erhofft. Sie sah nach rechts, ehe sie sich von der Wand abstieß und auf die halb offene Tür zuging. Im Gang sah sie noch einmal nach rechts und links um sich sicher zu sein das niemand sie sah. Erst dann schlüpfte sie rasch durch die Tür und schloss diese.
 

Als sie sich umdrehte erstreckte sich vor ihr ein großer Raum. Hohe Regale mit Bücher und Pergamenten bestückt zogen sich links und rechts an den Wänden entlang. Ein Pult mit Sessel stand in der Mitte, während dahinter große Fenster empor ragten. Sophia blieb einen Moment stehen und besah den Raum. So viele Bücher hatte sie außer in einer Bibliothek noch nie gesehen. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, während sie mit einem Finger über die Bücher strich deren Titel sie nicht verstand. Am Ende des Raumen blieb sie dann an den Fenstern stehen. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Ausblick auf den Garten den Salim ihr gezeigt hatte. Der weiße Pavillon schien sie magisch anzuziehen. Mit einem Buch dort zu sitzen und dem rauschen des Windes zu lauschen war sicherlich sehr entspannend. Ob man bereits wusste das sie Saila entwischt war? Ob man sie suchte? Hoffentlich würde Saila keinen Ärger bekommen, denn immerhin konnte diese nichts dafür das sie einfach abgehauen war. Das Geräusch der Tür ließ Sophia erstarren. Sie traute sich nicht sich herum zu drehen. Die Tür schien mit einem klicken ins Schloss zu fallen. Sophias Herz schlug rasch, beinahe schmerzhaft, in ihrer Brust. Zuerst war es still und sie war der Versuchung nahe sich umzudrehen, diesen Gedanken verwarf sie jedoch rasch als ein Schatten neben dem ihren erschien. Wenig später erschien auch die dazugehörige Person. Der Bauch und die bunten Schuhe war das erste das sie aus den Augenwinkeln ausmachte. Der lange weiße Bart war zu zwei albernen Zöpfen geflochten. Salims Vater. Sophia fühlte sich mit jeder Sekunde immer unwohler in ihrer Haut. Salims Vater sah sie nicht an sondern auch nach draußen, aber trotzdem hatte sie das Gefühl er würde alles sehen was sie tat. Einen Moment verharrte er so, ehe er sich umwandte und an dem Pult platz nahm. Sophia erschrak als seine Stimme plötzlich den Raum erfüllte. Sprach er mit ihr? Er sollte doch wissen das sie ihn nicht verstand. Aber dann vernahm sie abermals die Tür. War noch jemand da? Sophia kratzte sich ihren letzten Rest Mut zusammen und drehte sich um. An der Tür stand ein ins schwarz gekleideter Mann. War dieser gerade gekommen? Der Mann sah starr geradeaus und sah nicht einmal zu ihr herüber was sie nicht wirklich störte. Sollte sie gehen? Würde man sie gehen lassen? Sophia sah abermals zu Salims Vater, welcher dabei war eine der vielen Pergamente zu öffnen. War er ein König? Fürst? Obwohl in Arabien gab es wohl eher einen Scheich als einen Fürst. War er so etwas?

Die Tür öffnete sich ein weiteres mal. Sophia wandte sich instinktiv um. Ein weiterer in schwarz gekleideter Araber trat ein gefolgt von...Salim! Sophia konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten und dennoch wurde sich innerlich immer kleiner. Ob er böse war? Salim wechselte einige Worte mit seinem Vater, welcher ab und an lächelte. Ein gutes Zeichen? Oder machte er sich vielleicht über sie lustig ohne das sie es bemerkte? Salim wandte sich ihr zu, weswegen ihr Herz prompt anfing schneller zu schlagen. Zuerst dachte sie er würde ihr nun böse sein und ihr dies auch mitteilen, jedoch deutete er mit einer Hand auf seinen Vater. „Sophia, das ist mein Vater. Sinan.“, sie lächelte dem Dicken einmal zu. Verstehen würde er sie ja doch nicht. „Er war überrascht dich hier anzutreffen, zumal Saila dich auf dein Zimmer bringen sollte.“, nun warf er ihr einen eindeutig tadelnden Blick zu. „Entschuldige.“, nuschelte sie deswegen um den größten Schaden zu beheben. Salim sagte etwas auf seiner Sprache, nickte seinem Vater noch einmal zu ehe er Sophia sanft aber bestimmt am Arm packte und aus dem Raum zog. Selbst im Gang ließ er sich nicht los, was ihr langsam zu blöd wurde. Immerhin hatte sie niemanden umgebracht. „Salim du kannst mich jetzt loslassen. Ich kann alleine gehen.“, Sophia zog an ihrem Arm doch der Araber ließ nicht locker. Sie seufzte. „Es tut mir leid das ich nicht gemacht habe was du gesagt hast. Aber in dem Zimmer ist mir immer so langweilig. Kannst du das verstehen?“ Salim antwortete erst nach einer Weile. „Ich werde dir wohl jemanden zur Seite stellen müssen.“ „Wofür?“ Salim grinste. „Um auf dich aufzupassen.“ Sophia schnaubte. „Ich kann selbst auf mich aufpassen.“, Salim schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts mehr dazu.
 

Erst als sie an ihrer Tür angekommen waren und in dem Zimmer standen ließ Salim sie los. Sophia rieb sich die Stelle obwohl er ihr nicht wirklich weh getan hatte. Böse funkelten ihre blauen Irden ihn an. Salim selbst ließ sich wie selbstverständlich auf einen der Kissen nieder die in einem kleinen Kreis in der Mitte des Raumes platziert worden waren. Sophias Augen verengten sich. „Und was jetzt? Willst du mich hier einsperren, es ist langweilig.“, sie blieb vor ihm stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Salim sah nur flüchtig zu ihr auf, ehe er auf eines der Kissen deutete. „Setz dich.“, seine Stimme hatte einen Ton angenommen dem sie lieber nicht wiedersprach. „Und jetzt?“, wobei ihre Stimme noch immer etwas genervt klang. Salim sah zu ihr herüber. „Für heute bleibst du hier.“, er hob die Hand als sie zum sprechen ansetzte. „Ich werde dir etwas Gesellschaft leisten.“ „Und Morgen?“, unterbrach sie ihn doch. „Willst du mir Saila zur Unterhaltung herbringen, die ich doch eh nicht verstehe? Warum darf ich mich nicht umsehen?“ Salim schüttelte den Kopf. „Sei nicht so voreilig und lasse mich ausreden, Christenweib. – Ab Morgen werde ich jemanden damit beauftragen auf dich aufzupassen und dafür darfst du dich hier umsehen.“ Sophia haderte einen kleinen Moment. Jemand der auf sie aufpasste, oder wohl eher überwachte? Aber immerhin dürfte sie sich frei bewegen. Seufzend und mit einem frustrierenden Laut ließ sie sich neben dem Araber nieder. „Fein.“, knurrte sie. Fast allem würde sie zustimmen damit sie nicht Tag ein und Tag aus in diesem Zimmer versauern musste, aber das musste sie ihm ja nicht mitteilen. Eine Weile schwiegen sie beide. „Sinan? So heißt dein Vater?“, fragte sie. Wohl eher aus Langweile als aus Neugier. Salim nickte lediglich und maß sie mit einem nicht deutbaren Blick. „Ein merkwürdiger Mann.“, wobei sie prompt an den geflochteten weißen Bart dachte. „Zum Glück bist du nicht so…..komisch.“, wobei sie Salim einmal rasch von oben bis unten musterte. „Ich habe eine Zeit lang bei meiner Mutter gelebt, bevor ich zu meinem Vater gegangen bin.“ „Du hast eine Mutter?“, rutschte es ihr heraus. Natürlich hatte er eine, es war nur das sie bisher sich darüber keine Gedanken gemacht hatte. „Sie lebt nicht hier.“ „Oh.“ Es war ihr neu das Ehen im Mittelalter aufgelöst wurden oder meinte er damit das seine Mutter tot war? Fragen würde sie nicht, denn diese wäre unhöflich und würde Salim vielleicht traurig stimmen. „Hm.“, Sophia malte mit ihrem Finger kleine Kreise auf den Boden vor ihr. „Wo ist deine Familie?“, das war die Frage die sie nun eher ungern beantwortete. „Weg.“, flüsterte sie. Salim sah zu ihr herüber. „Weg?“, fragte er. Sophia nickte. „I-ich….sie leben noch, ab-aber ich möchte sie nicht mehr sehen.“, Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit. Nein sie wollte ihre Familie nicht mehr sehen. Denn außer ihrer Schwester hatte sie nie wirklich jemand als Familienmitglied akzeptiert und sicherlich waren sie froh das sie nun weg war. Salim nickte, ehe er ihr kurz über die Schulter streichelte. „Du hast sicherlich deine Gründe.“, Sophia nickte. „Habe ich.“, bestätigte sie und irgendwann würde sie ihm auch erzählen was mit ihrer Familie war. Nun zumindest einen Teil der Wahrheit. „Dann lass uns mit dem Unterricht fortsetzen.“, ihr Kopf ruckte in die Höhe. „Jetzt?“, ungläubig sah sie zu ihm. „Jetzt.“, bestätigte er in einem Ton der keinen Platz für Widerworte hatte. Also nickte sie ergeben, jedoch nicht ohne ihn mit ihren Blicken zu erdolchen ehe sie seinen Worten lauschte. Arabisch zu lernen war schwieriger als sie zunächst gedacht hatte. Aber sie würde es schaffen. Alleine schon damit sie wusste wenn jemand über sie sprach, denn außer Salim schien hier niemand ihrer Sprache mächtig zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zuckerschnute
2011-05-25T15:55:52+00:00 25.05.2011 17:55
Ein neues Kapitel! Muss ich gleich lesen!

Datteln? Naja, nicht gerade mein Lieblingsobst, aber man muss sich ja schlieslich nach Ort und Zeit richten. Und da sowohl Afrika als auch Amerika noch nicht entdeckt sein dürften, müsste es auch schwierig sein meine geliebten Kakis herbei zu schaffen. Mal davon abgesehen, dass sie wärend des Transports sowieso verschimmeln würde...
Was hast du dir von deinem Ausflug bitteschön erhofft?
Es ist übrigends keine gute Idee, einfach alleine durch eine Unbekannte Umgebung zu irren! Insbesondere als Frau im Mittelalter! Wenn dich irgendein Kerl in ein dunkles Eck schleift hast du ein ernstes Problem!
Tja Mädel, man geht nicht einfach so in fremde Räume! Das kann einen in extrem unangenehme Situationen bringen, wie du gerade gemerkt hast. Allerdings glaube ich nicht, dass sie dich groß festhalten werden. Nicht solange Salim da noch ein Wörtchen mitzureden hat.
Na also, ich hatte Recht. Aber du solltest lieber auf ihn hören, er wird schon seine Gründe haben!

Eine Frage hätte ich noch:
Warum kann nur Salim Sophias Sprache? Klärt sich das noch im Verlauf der Geschichte?
Ich bin gespannt wie es weiter geht!


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