Zum Inhalt der Seite

Atlantis

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Ruhe vor dem Sturm II

Mit aufgeregt funkelnden Augen überflog Orochimaru das Pergament zum gut 10. Mal. Endlich! All die Jahre, in denen er für diesen Augenblick geschuftet, geplant, entbehrt, gemordet, ausgeharrt und gefleht hat! All diese Jahre würden nun endlich die Früchte seiner ausgesäten Zwietracht und Planungen ernten können.
 

Bald würde er endlich in Besitz der Waffe sein, die ihn zum Herrscher über alles Leben machen würde! Und bald würde er auch endlich wieder seinen treuesten Diener an seiner Seite wissen. Ja, diese Sehnsucht hatte sich zu einer ähnlich umfangreichen entwickelt, wie die Sehnsucht nach Macht und Größe. Vorbei die Zeit, in der er sich mit Ablenkungen das Leben versüßen musste.
 

Nein. Keine halben Sachen mehr. Bald schon wäre Kabuto zurück. Der wohl einzige Mensch auf dieser Welt, der seine Seligkeit verstand, die er empfand, wenn er anderen Menschen Schmerzen zufügte. Der Einzige, der eine ähnliche Befriedigung dabei empfand. Befriedigung über den Schmerz, durch den Schmerz. Endlich dürfte er IHM wieder Schmerzen zufügen. Dem Einzigen, der diesen Schmerz, den er am eigenen Leib erlitt, so genoss wie er selbst, der diesen Schmerz zufügte.
 

Es war nicht einfach langweilig geworden. Es war einsam. Nicht einmal Chiyos tiefe seelische Wunden konnten einen so süßen Schwall aus Befriedigung, Gier, Lust und Wahnsinn verursachen. Ihre verletzte Seele war köstlich, aber noch lange nicht so köstlich wie jede einzelne Stunde von ihm mit seinem Vasallen in der privaten Folterkammer. Und seine Strafe für Kabutos lange Abwesenheit würde sündig, unerbittlich und bittersüß sein. Oh, wie sehr er sich darauf bereits freute...
 

Mit einem Räuspern riss Chiyo den Herrscher jäh aus seinen Gedanken. Sie blickte ihm kühl und distanziert in die Augen: „Du hast mich rufen lassen. Was willst du von mir?“
 

Ein Lächeln huschte über Orochimarus bleiche, schmale Lippen, ehe er ihr auf ähnlich unterkühlte Weise antwortete: „In der Tat habe ich nach dir rufen lassen, meine Liebe. Du kannst deine Truppen anfordern, in 5 Tagen werden wir zu einem Fest in Atlantis erwartet...“
 


 


 

Ihre Augen huschten nervös hin und her, während sie die Kristallsplitter aus ihrem vorgesehenen Beutel entnahm und neben dem rosaroten Seidentuch auf die kleine Schminkkommode vor sich legte. Dann blickte sie auf und betrachtete ihr Spiegelbild, welches ihr müde, aber auch streng, verächtlich und unendlich verzweifelt entgegen starrte. Ihre rosa Haare hingen strähnig von ihrem Kopf herunter und umrandeten ihr fahl wirkendes Gesicht. Sakura seufzte und schloss die Augen, die sich mit brennenden Tränen zu füllen begannen. Sie konnte ihr eigenes Spiegelbild schon lange nicht mehr ertragen, doch nie war es so schlimm wie an diesem Tag. Nur noch wenige Tage war die Nachkommensfeier entfernt, und doch wirkte alles so surreal, so unwirklich und so weit entfernt.
 

Sakura öffnete ihre Augen wieder und sah sich aus todtraurigen Augen wieder an. Tränen liefen an ihren Wangen herab. Das alles hatte sie niemals gewollt. Nach dieser Feier würde sie ihren Posten freiwillig wieder aufgeben. Diese Schuld, die ihr Herz umspülte und so unendlich schwer machte, die sie einfach nicht mehr zu tragen fähig war. Was auch immer Kabuto vorhatte, es hatte mit der Feier zu tun. Also könnte sie danach endlich alles vergessen. Sich irgendwann für ihren Fehler verzeihen und auch alle anderen um Verzeihung bitten.
 

Mit zittriger Hand nahm sie die Splitter an sich, hielt sie über das Seidentuch, schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Nur noch ihr leises Atmen und ihr Herzschlag waren zu hören. Eine absurde leichte Schwere erfüllte die Hohepriesterin. Dann ließ sie die Splitter fallen. Sie hörte ihr Blut in den Ohren rauschen und harrte noch einige Sekunden aus, ehe sie langsam mit einem dicken Kloß im Hals die Augen öffnete. Fahrig strich sie mit ihrer Hand über ihr Gesicht und schüttelte ungläubig den Kopf, während sie immer wieder kraftlos flüsterte: „Nein... das kann nicht sein... das darf nicht sein... nein... nein...“
 

Sie schloss und öffnete immer wieder ihre Augen, doch der Anblick blieb derselbe. Es gab keinen Auserwählten für Tsunade. Gestern nicht, Vorgestern nicht, den Tag davor nicht und auch heute nicht. Und es würde auch morgen, wenn sie es wieder verzweifelt versuchen würde, keinen geben. Oder am Tag danach. Und auch nicht am Tag der Feier.
 

Wieder liefen heiße, schmerzende Tränen an ihren Wangen herab. Was sollte sie denn nur tun? Tsunade verlangte nach einem Auserwählten, doch diesen konnte Sakura der Herrscherin nicht bieten. Was hatte das zu bedeuten? Sie verstand es mit jedem Tag, der ergebnislos verstrich, weniger. Nur noch so wenig Zeit und ein solches Dilemma!
 

„Muss ich dir schon wieder helfen?“
 

Sakura drehte sich auf ihrem Hocker schlagartig um. Eine Puderdose fiel zu Boden und zerbrach in tausende Scherben, das Puder selbst zerstäubte in alle Himmelsrichtungen, ehe es sich langsam auf dem Fußboden niederließ. Ein paar andere Schminkutensilien fielen ebenfalls herunter und verteilten sich nach dem lauten Aufprall immer leiser werdend im Raum.
 

Die junge Priesterin schnappte erschrocken nach Luft, das Puder schien ihren ohnehin schon trockenen Hals regelrecht auszudörren. Krächzend bebte ihre Stimme in Richtung Dunkelheit, die ihr Zimmer, ohne dass sie es bemerkt hatte, immer mehr eingenommen hatte und den bald einkehrenden Abend ankündigte: „Kabuto?“
 

Der kleine Kristall auf dem Schränkchen, an dem sie saß, spendete nur wenig Licht. Viel zu wenig, um bis an die gegenüberliegende Wand schauen zu können, geschweige denn in die Zimmerecken. Doch innerhalb dieser alles umfassenden Dunkelheit begann sich plötzlich etwas zu bewegen. Eine Gestalt. Sie kam auf sie zu und trat langsam, mit schweren, fast gemütlichen Schritten in den Schein des Lichtes. Kabutos Gesicht wirkte durch das Schattenspiel wie eine verzerrte Maske, doch das diabolische Grinsen konnte durch diese Maske kaum mehr unterstrichen werden. Er sah zum Erschaudern aus und seine Augen funkelten in einem schier wahnwitzigen Glanz, als er sprach: „Gut erkannt, meine Liebe! Ich beobachte deine kleinen jämmerlichen Orakelversuche schon seit ein paar Tagen. Hast du es denn noch immer nicht kapiert?“
 

Unruhig rutschte Sakura auf ihrem Hocker automatisch ein Stück zurück, als er dicht an sie herantrat, ehe er schließlich endlich hielt und sie mit dieser Fratze amüsiert musterte. Kein Wort war mehr fähig, ihren trockenen und zugeschnürten Hals zu verlassen, ihre staubtrockenen Lippen klebten fest aneinander. Nur ein Kopfschütteln ließ den Schriftführer wissen, dass sie scheinbar keine Ahnung hatte, wovon er eigentlich sprach.
 

Noch immer grinste er, beugte sich zu ihr vor, strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und knurrte unpassend bedrohlich zu dieser Geste: „Einfältiges Mädchen. Diese ganze Geschichte mit dem Auserwählten ist nichts weiter als ein großer Schwindel. Als ob ein paar Steine fähig wären zu bestimmen, mit wem die Herrscherin sich paaren soll...“
 

Sein Lachen war trocken, aber fuhr der Hohepriesterin dennoch wie Frost durch alle Glieder. Sie schluckte schwer, als sein Grinsen und auch sein Lachen urplötzlich erloschen und verstummten, er sie statt dessen aus rot unterlaufenen Augen ansah und eiskalt hauchte: „Du wirst mir einen letzten Dienst erweisen, hast du verstanden?“
 

Angst trieb ihr wieder Tränen in die Augen. Alles in ihr schrie sie an, sie möge sich von diesem letzten Dienst bloß fernhalten. Ihr Herz, da sie schon jetzt nicht mehr mit der Schuld leben konnte. Ihr Verstand, da sie genau wusste, dass Kabuto log und sie mit diesem Dienst wieder sehr viel Schaden anrichten würde. Doch die Angst vor Kabuto war einfach zu mächtig. Die Angst, die ihr riet es doch zu tun. Die Angst, die sie begleitete, seit sie sich hatte entführen lassen. Die Angst, die ihr die schrecklichen Erinnerungen ins Gedächtnis rief, die sie so sehr quälten; den abgetrennten Finger, die schmutzigen Annäherungen der körperlich ausgehungerten Soldaten, die albtraumhaften Schreie aus dem inneren dieses Felsens, der ein Versuchslabor für Kabutos medizinische Errungenschaften war. Folterkammer war der weit passendere Ausdruck gewesen. Wenn es nicht gar einer real gewordenen Hölle glich. Schließlich gab sie der Angst nach. Sie nickte einfach nur.
 

Zufrieden lächelte der Schriftführer kalt: „Ich sehe, wir verstehen uns. Du wirst Tsunade ein Ergebnis liefern! Was auch immer deine lächerlichen Versuche noch bringen werden, solltest du sie nicht unterlassen können oder wollen, du wirst ihr sagen, dass Sasori ihr Kandidat ist! Verstanden?“
 

Wieder nickte Sakura einfach. Auch wenn sie nicht im Geringsten verstand, was dieser Dienst denn für einen Sinn haben sollte. Welchen Vorteil erhoffte Kabuto sich aus diesem Unsinn? Gut, es mochte wohl kaum einen unpassenderen Kandidaten geben, aber dennoch... Dieser Befehl wirkte lächerlich und suspekt. Wiedersprechen wollte sie jedoch keineswegs. Und nachfragen ebenso wenig. Nur noch ein paar Tage, dann wäre dieser Spuk, dieses Martyrium endlich vorbei.
 

Fast liebevoll, wäre seine wahnsinnige Fratze nicht gewesen, strich Kabuto Sakura über die Wange und lachte leise, frostig: „Fein. Du wirst es nicht bereuen. Das wird ein Spaß!“
 

So schnell, wie er aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder, wenngleich er dieses Mal, wie jeder normale Mensch auch, die Zimmertür benutzte. Bewusstlos sank die Hohepriesterin von ihrem Hocker und fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden. Zu viel. Es war einfach zu viel gewesen. Dieses Gesicht, diese mörderische Kälte. Dieser unmenschliche Wahnsinn. Und die noch immer präsenten Erinnerungen. Und die Verzweiflung darüber, alles zu verhindern fähig gewesen zu sein, aber aus Angst und einem Anflug von Eigennutz die Stadt, ganz Atlantis, ins Verderben geführt zu haben...
 


 


 

„Da wir nun alle vollzählig sind, möchte ich euch ganz herzlich willkommen heißen. Insbesondere unsere verehrte Herrscherin Tsunade, der diese kleine Feierlichkeit von Herzen gewidmet ist.“ verkündete Konan stolz. Zwischen den Kriegern und den Wissenschaftlern stand die blonde Herrin und lächelte warm. In ihrem Inneren war Konan eigentlich gar nicht nach feiern zumute, doch sie hatte sich überreden lassen dieses kleine, private Fest zu veranstalten. Immerhin bot sich ihr so die Möglichkeit Tsunade noch einmal von der Absage des Nachkommensfestes zu überzeugen. Zumindest versuchen konnte sie es, auch wenn sie nicht wirklich der Auffassung war, dass die sture Herrscherin viel mit sich reden lassen würde.
 

So lächelte sie versucht natürlich und nickte allen noch einmal zu: „Dann wünsche ich euch allen einen schönen Abend, bedanke mich bei Itachi für seine Gastfreundschaft und eröffne das Buffet. Es ist genug für alle da!“
 

Die üblichen Verdächtigen stürmten mit knurrenden Mägen aus dem Wohnzimmer und machten sich gierig über das angebotene Essen her, das auf der großzügigen Veranda von Itachis Haus angerichtet war und schon vor Minuten mit einem angenehmen Duft nach draußen gelockt hatte.
 

Sasori ließ sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen, hielt eine Flasche Bier in seiner Hand fest und seufzte. Er fühlte sich nicht wohl. So schön die vergangenen Tage gewesen waren, so nervös war er nun hier auf dieser Feier. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Deidara etwas geplant hatte. Im Rahmen dieser Zusammenkunft mit all ihren Kollegen und... Freunden?! Er konnte nicht einmal das genau sagen. Hatte er außer Deidara und vielleicht Konan Freunde? Er wusste es wirklich nicht. Doch wie auch immer die Antwort ausfallen mochte, es bereitete ihm ein überaus unbehagliches Gefühl.
 

In seinen eigenen vier Wänden freute er sich auf Deidaras Ideen und Überraschungen, weil er sich nur dort wirklich sicher fühlte. Doch hier? Was nur, wenn jemand etwas über sie herausbekommen würde? Wenn er sich irgendwie verriet? Sein ganzer Körper schmerzte bereits von der unangenehmen Anspannung, die ihn beherrschte. Doch entspannen konnte er sich einfach nicht, so lange der Geologe hier mit diesem schelmischen Grinsen umher lief und den Anschein machte, als habe er irgendeine Dummheit im Sinne.
 

Deidara schlenderte guter Dinge nach draußen und trat an Itachi heran, der neben der Tür stand und ruhig beobachtete, wie sich Naruto und Hidan um ein paar besondere Leckerbissen vom Buffet stritten. Der Krieger sah den Blonden an und nickte diesem sporadisch zu: „Deidara. Wie geht es... Sasori?“ Der Angesprochene stand nun direkt neben ihm und blickte ebenfalls auf das Buffet-Spektakel, ehe er besonnen lächelte: „Du wirst es nicht glauben, aber es geht ihm wirklich gut.“ Ohne den Blonden anzusehen hob Itachi eine Augenbraue: „Ich... verstehe nicht ganz.“
 

Ein leises und liebevolles Kichern ertönte, ehe Deidara erklärte: „Weißt du, ich glaube er hat so langsam verstanden, was wirklich wichtig ist im Leben... und dass das Leben sehr schön ist, wenn man sich nur darauf einlässt.“ - „Deine Fähigkeiten mit ihm übertreffen immer wieder meine kühnsten Erwartungen.“ - „Nein, ich zeige ihm nur die Tür. Aber er geht von sich aus hindurch. Und... eine dieser Türen würde ich gerne heute wieder öffnen. Dafür brauche ich allerdings ein wenig Hilfe...“
 

Nun blickte der Schwarzhaarige doch den Geologen an und nickte sachte: „Natürlich, ich helfe gerne. Wie kann ich dir behilflich sein?“ Deidaras Augen hingen noch immer an den Streitenden beim Essen. Er war unsicher, ob dieser Plan eine gute Idee war oder nicht, aber es würde wohl in absehbarer Zeit keine weitere Möglichkeit, eine solche Gelegenheit, kommen. Nein, er musste es versuchen. Nicht für sich. Für Sasori. Und er schickte Stoßgebete zum Himmel, dass sein Plan auch funktionieren würde. Kiba war bereits eingeweiht und würde eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Doch Deidara brauchte mehr Mitstreiter und er war sich ziemlich sicher, mit Itachi und Neji eine gute Wahl getroffen zu haben.
 

Schließlich lächelte der Blonde und hauchte so leise wie möglich, aber so laut wie nötig: „Ich möchte Sasori beweisen, dass er auch vor anderen keine Angst haben muss. Ich möchte einfach dass er lernt, wie schön es ist sich sein Glück auch vor anderen einzugestehen, es mit anderen zu teilen. Doch ich glaube ihm fehlen dafür zwei eklatante Dinge.“ - „Die da wären?“ - „Zum Einen fehlt es ihm einfach das Selbstbewusstsein dazu.“ Er hielt kurz inne. „Naja... einfach ist gut. Jedenfalls... er traut sich so viel weniger zu, als er könnte. Itachi, ich habe ihn erlebt. Er ist wie ausgewechselt. Neulich noch, da stand er in der Tür und hat Tränen gelacht!“
 

Für einen kurzen Augenblick schien es, als würden dem Krieger die Gesichtszüge entgleisen, doch er hatte sich früh genug wieder im Griff. Statt zu gucken, als habe er den Wassergott persönlich gesehen, nickte er nur mit dem Hauch eines Lächelns: „Wie gerne hätte ich DAS gesehen.“
 

Auch Deidara nickte: „Glaube mir, es war wundervoll. Ein so... leichtes und freies Lachen...“ Für ein paar Sekunden genoss er die Erinnerung an diesen Anblick, ehe er fortsetzte: „Zum Zweiten hat er viel zu wenig Vertrauen in andere Menschen. Wenn er jedoch erst einmal gelernt hat, dass ihm niemand etwas tut, wenn er ein wenig mehr von sich preisgibt und... anderen eben vertraut.“ - „Du liebst ihn sehr, nicht wahr?“
 

Für einige Sekunden schwiegen die beiden. Deidara schloss seine Augen und lächelte. Dann nickte er wortlos. Er wusste, dass Itachi das gesehen hatte. Mehr war nicht nötig. Der Krieger wusste Bescheid, und er machte keine Anstalten ihn anzubrüllen, zu schlagen oder anderweitig zu protestieren. Und seine Frage hatte dem Geologen gezeigt, dass Itachi genau verstand, worum es ging. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er raunte: „Also, der Plan sieht folgendermaßen aus...“
 

Eine gute Stunde war vergangen. Konan trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte sich noch immer nicht an das Gespräch mit ihrer Herrin herangetraut. Doch sie musste es riskieren. Es war ihre letzte Chance und Tsunade hatte bereits verlauten lassen, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Die Blauhaarige versuchte ihren Puls mehr oder weniger erfolgreich ruhig zu halten. Langsam schritt sie durch das Wohnzimmer. Tsunade stand an der Verandatür und schaute einfach nur nach draußen.
 

Aufgeregt legte Konan der Blonden eine Hand behutsam auf die Schulter und hauchte: „Tsunade... würdest du mich für fünf Minuten in die Küche begleiten?“ Etwas erschrocken fuhr die Herrscherin herum, beruhigte sich allerdings wieder, als sie ihre Vertraute erkannte, und lächelte: „Natürlich, gerne.“ Die beiden Frauen verließen von der Feiergesellschaft ungesehen das Wohnzimmer und betraten die äußerst gemütliche Küche.
 

Um nicht wieder den Mut zu verlieren fiel Konan mit der Tür ins Haus: „Tsunade, ich bin wirklich sehr besorgt. Also höre mich an. Unterbreche mich nicht und lass mich einfach ausreden. Egal wie ungehalten du sein könntest, in Ordnung?“ Die Herrscherin lehnte sich an den Küchentisch, der unter dem Fenster stand, und nickte: „Gut, ich werde es versuchen.“
 

Konan lächelte: „Danke. Es geht um die Nachkommensfeier...“ - „Das haben wir doch schon besprochen! Sie wird stattfinden.“ - „Du hast versprochen mir ERST zuzuhören. Schon vergessen?“ - „Nein, natürlich nicht.“
 

Nun seufzte die Blauhaarige leise: „Glaube mir, ich wäre überglücklich, wenn all diese Dinge um uns herum anders wären. Aber sie sind nun einmal wie sie sind. Von daher müssen wir das Beste daraus machen.“ Sie atmete tief durch. „Ich habe in unserer Konferenz neulich von meinen Visionen gesprochen. Doch ich habe nicht alles erzählt, musst du wissen. Tsunade... Deine Verletzungen... sie waren kein Unfall. Du wurdest absichtlich die Treppe herunter gestoßen und zwar von Kabuto.“
 

Die Herrscherin setzte zu einem Wiederwort an, doch Konan fuhr unbeirrt fort: „Ich habe es gesehen. Und er kämpft auch nicht an unserer Seite. Ich flehe dich an, Tsunade: wenn diese Feier stattfinden wird, dann werden unsere Feinde kommen und Atlantis dem Erdboden gleichmachen.“ Sie blickte der Blonden flehend in die Augen. „Wir werden alle sterben... ALLE! Bitte, so sei doch vernünftig! Du hast es nicht gesehen, aber ich! Es geht hier um das gesamte Reich, wegen nur einer einzigen Feier! Bitte... bitte...“
 

So verzweifelt hatte Tsunade ihre Vertraute noch nie gesehen. Sie spürte den Schmerz wirklich, der in Konan zu toben schien. Doch sie hatte gleichwohl auch Zweifel, die sie zu äußern dachte: „Meine Liebe, ich glaube es dir wirklich. Aber einige Dinge verstehe ich nicht... Ich meine, woher sollen unsere Feinde denn wissen, wann wir diese Feier abhalten? Dann beginnen wir eben zwei Stunden früher, das klingt doch nach einer ordentlichen Idee, meinst du nicht? Dann sind wir fertig bis sie eintreffen und verteidigen anschließend mit vereinten Kräften Atlantis.“
 

Mit Tränen in den Augen wurde Konan aus Verzweiflung und Wut lauter: „Es ist egal wann wir beginnen oder an welchem blöden Tag dieses Fest stattfinden wird, verstehst du das nicht? Kabuto, dein hochgelobter Schriftführer, ist DEIN Feind!!“ - „DU LÜGST! Wenn er mich die Treppe herunter gestoßen hätte, dann würde ich mich ja wohl daran erinnern!“ - „Tsunade, mach endlich deine verdammten Augen auf! Er ist eine Schlange, eine hochgiftige Schlange! ER hat dich gestoßen, ER hat Sasori den Tod der fremden Soldaten anhängen wollen, ER hat Sakura entführen lassen und ER hat dir etwas gegeben, das deine Erinnerungen manipuliert!!! ER wird dem Feind verraten, WANN das Fest ist und WANN GENAU es beginnen wird! ER ist UNSER Tod, unser Feind!“
 

„Das höre ich mir keinen Augenblick länger an! Konan, hörst du dir eigentlich zu? Weißt du, wie viel mir dieses Fest bedeutet? Ich muss eine Thronfolgerin empfangen! Wenn ich das nicht tue, DANN wird Atlantis untergehen, weil es keine Herrscherin mehr haben wird! Mein Leben lang habe ich auf diesen Tag gewartet, am dem endlich feststeht, wer mir diese Thronfolgerin schenken wird! Nein, ich werde dieses Fest nicht absagen! Ich bin nicht mehr die Jüngste und ich muss meiner Tochter so viel beibringen! Einen anderen Weg gibt es nicht und so lange die keine Beweise hast, kann und WILL ich Kabuto nicht aus seinem Dienst entlassen! Haben wir uns verstanden?!“
 

Aufgebracht schnaubte Konan: „Nein, ich verstehe das nicht! Du... ich flehe dich an, ich erkläre dir alles, ich habe sogar die Zusammenhänge entdeckt und du verweigerst dich permanent der Wahrheit! Was nur hat er mit dir getan, dass du ihn in Schutz nimmst, egal wann und wo?! Du tust so, als wäre er dir als Auserwählter am Liebsten! ER. IST. DER. FEIND!!!“
 

Tsunades Gesicht war rot vor Wut: „Schluss jetzt! Ich hebe meine Entscheidung bezüglich deiner Anstellung von gestern zurück! Bleibe dem Tempel bloß fern, Konan! Du säst nur Zwietracht!“ - „Ich? ICH? ICH?! Du... bist so unsagbar dumm, du warst doch früher nicht so blind!“ - „Oh, ist dem so? Ich sehe das anders! Das Fest findet statt und fertig! Ein Wort diesbezüglich von dir und ich werde dich des Reiches verweisen! Das ist mein letztes Wort!“
 

Aufgebracht und von Kopf bis Fuß erzürnt rannte Tsunade aus der Küche, brüllte eine Verabschiedung in Richtung Wohnzimmer und verschwand mit einem lauten Donnern der Türe nach draußen. Sie hatte die Feier verlassen. Nagato stürmte in die Küche und schloss Konan in die Arme, die laut schluchzend weinte. Wieso nur konnte sie diesen Albtraum nicht abwenden? Was nur lief noch immer so unglaublich falsch? Was übersahen sie nur alle?
 

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis die Feiernden wieder in eine lockere und angenehme Laune übergingen, doch je später es wurde, umso schöner wurde der Abend. Bis es schließlich fast 2 Uhr in der Nacht war und von einer großen, lauten Gesellschaft nur noch Itachi, Neji, Kiba, Deidara und Sasori übrig waren.
 

Die Tische vom Buffet standen mittlerweile im Haus und waren zwei großen, schweren Sesseln gewichen, die zum See gerichtet waren. In einem Sessel saß Itachi. Auf den breiten und stabilen Lehnen saßen zu seiner Linken Neji und zu seiner Rechten Kiba. In dem Sessel rechts neben ihm hatte es sich Sasori gemütlich gemacht. Zumindest hatte dieser es versucht. Er war noch immer angespannt; weder Alkohol noch der permanente Versuch sich mit anderen Dingen abzulenken hatten irgendeinen Erfolg gehabt. Ganz im Gegenteil: er war leicht angetrunken und hatte über die Stunden einfach die Lust daran verloren den Geologen auf Abstand zu halten. Dieser saß auf der Lehne seines Sessels und versuchte sich, mal wieder, an flüchtigen und zufällig wirkenden Berührungen.
 

Sasori wischte sich über das Gesicht und blickte zu dem kleinen Tischlein herab, welches sie zwischen ihre Sessel gestellt hatten. Ein Aschenbecher stand auf dem feinen Glas, doch er war unbenutzt. Noch. Daneben lag eine Schachtel. Deidara hatte erklärt, dass das Zigarren seien, die er Hidan stibitzt hatte. Am Rand waren fünf Flaschen Bier, jede mit einer anderen Füllhöhe, da sie nicht gleich schnell tranken. Aber genug hatte jeder einzelne von ihnen, so viel war klar.
 

Die anderen Gäste waren bereits zu Bett oder nach Hause gegangen. Nur noch sie fünf, verteilt auf zwei Sessel, angetrunken, mehr oder minder gut gelaunt, den Blick auf den dunklen See gerichtet. Eine absurde, aber friedliche Stille herrschte, bis Kiba die Schachtel vom Tisch nahm und jedem eine der darin befindlichen Zigarren reichte. Schließlich kramte er eine weitere, aber viel kleinere Schachtel aus seiner Tasche und entzündete eines der Streichhölzer, welches er anschließend reihum gingen ließ.
 

Mit qualmenden Zigarren, und nun auch wieder jeder mit seinem Bier in der Hand, saßen sie dort und blickten auf den See. Deidara seufzte leise: „Wenn man bedenkt, wie friedlich das hier ist, dann mag man sich kaum vorstellen, was dieser Kotzbrocken von...“ Sasori unterbrach ihn etwas schroff: „Sag diesen Namen bloß nicht! Genieße diese friedliche Stille doch lieber noch so lange, wie du kannst...“ - „Musst du immer so ernst sein? Ich habe keine Lust ruhig und friedlich zu sein. Lasst uns lieber noch ein wenig... Spaß haben!“ Itachi sah zu dem Blonden herüber und hob eine Augenbraue: „Spaß? Was meinst du mit Spaß?“
 

Deidara überlegte nicht lange, sondern grinste nur: „Nun, wie wäre es mit einem Partyspiel?“ Nun sah auch Neji etwas irritiert auf: „Ein WAS?“ - „Na, ein Partyspiel. Macht ihr hier so etwas nicht? Das sind lustige und meistens ein wenig kindische Spiele, die man ungemein witzig findet, wenn man den nötigen Blutalkoholspiegel hat.“ Er stockte. „Wow, fünf Flaschen Bier und das Wort hatte keinen einzigen Fehler beim Aussprechen...“
 

Sasori besah sich das Ganze sehr skeptisch. Wieso hatte er den gesamten Abend dieses ungute Gefühl gehabt, und wieso war ihm auf einmal klar, dass dieses Gefühl auf genau DAS HIER gelauert hatte? Wieso WUSSTE er, dass Deidara jetzt und hier diese Dummheit versuchen würde? Und wieso wehrte er sich nicht entschlossen dagegen, obwohl er es WUSSTE?
 

Kiba richtete sich plötzlich kerzengerade auf und frohlockte zwischen den Rauchschwaden der Zigarren lauthals: „Ich habe DIE Idee! Lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen!“ Deidara kicherte und sah seinen Kollegen an: „DU willst Wahrheit oder Pflicht spielen, ganz ohne eine anwesende Frau?“ Doch Kiba winkte nur ab: „Als ob DICH das stören würde... Mal abgesehen davon ist so eine gepflegte Herrenrunde doch auch mal sehr nett. Da kann man wenigstens mal einen zotigen Witz reißen, ohne dass gleich jemand aus der Haut fährt.“ Lächelnd hob Deidara seine Flasche und prostete Kiba zu: „Wohl wahr. Auf die kleine Hete.“ Kiba erwiderte die Geste.
 

Neji erhob wieder seine Stimme: „Ich möchte die Herren nur ungerne stören, aber was ist nun wieder 'Wahrheit oder Pflicht'?“ Der Geologe beendete seinen gierigen Schluck aus der Flasche und lächelte: „Ganz einfach, es ist immerhin ein Partyspiel. Es geht reihum. Jeder, der an der Reihe ist, muss sich entscheiden ob er gerne eine Frage wahrheitsgemäß beantworten will, die ihm die anderen stellen, oder ob er sich verpflichtet etwas zu tun, was sich die anderen ausdenken.“
 

Mürrisch knurrte Sasori: „Das klingt wirklich albern.“ Er hatte es doch gewusst! Dieses Schlitzohr! Das war ja wohl mehr als eindeutig, dass dieser Vorschlag nicht von ungefähr kam. Doch zu seinem Entsetzen grinste Itachi plötzlich und brummte vergnügt (und angetrunken): „Das... klingt witzig! Lasst uns das spielen!“ Sasoris Entsetzen wurde noch größer, denn auch Neji war nicht abgeneigt: „Was kann schon passieren, klingt... unterhaltsam.“
 

Der Dunst der Zigarren umschwaberte sie, während Kiba nach links sah und jauchzte: „Toll, das wird ein Spaß! Wir spielen von links nach rechts. Also wärst du der erste Kandidat, Neji.“ Der Blinde nickte, überlegte einen Augenblick lang und legte sich schließlich fest: „Ich nehme Pflicht.“ Deidara pfiff aufgeregt: „Mutig, mutig. Okay, wie wäre es... Oh! Ja! Was haltet ihr davon: Neji muss sich ein Kleid von Konan anziehen und den restlichen Abend darin hier sitzen?“ Kiba kreischte belustigt auf: „Gute Idee!“ Auch Itachi grinste breit: „Das würde ich wirklich gerne sehen...“ Alle sahen Sasori an. Der seufzte nur, konnte aber nicht abstreiten, dass es doch lustiger klang, als er sich das zunächst gedacht hatte. Also nickte er: „Ja, klingt... nach einer Herausforderung.“
 

Eifrig klatschte Deidara in seine Hände: „Na dann, los. Ich gehe ein Kleid holen!“ Voller Vorfreude lief er ins Haus. Konan war diesbezüglich eingeweiht, er musste das Kleid lediglich vor ihrer und Nagatos Zimmertür abholen. Natürlich bezog sich seine Vorfreude weit weniger auf Neji, als auf Sasori. Es MUSSTE einfach klappen.
 

Rasch war er mit dem Kleid wieder draußen und drückte es dem Blinden grinsend in die Hand: „Rot steht dir sicherlich ausgezeichnet...“ Knurrend stapfte der Schwarzhaarige mit dem Kleid ins Haus, während Deidara sich wieder auf seiner Sessellehne niederließ und gluckste: „Das wird köstlich!“ Itachi nickte: „Das wird es ganz sicher.“ Doch, er konnte es kaum erwarten Neji in einem roten Kleid zu sehen. Einzig eine Sache beunruhigte ihn geringfügig: Es war keine Schadenfreude, die er empfand dabei.
 

Der Blinde kam mit vor der Brust verschränkten Armen wieder nach draußen. Auf was für einen dummen Plan hatte er sich da nur eingelassen? Und das für eine Sache, von der er nicht einmal genau wusste, was sie genau war. Er tat es alleine aus dem Grund, weil Itachi und Deidara mit viel Nachdruck und gutem Zusprechen darum gebeten hatten. Das hatte er davon. Er stand vor seinen Freunden und Kollegen in einem Kleid ihrer einstigen Hohepriesterin. Tiefer konnte man wohl kaum sinken.
 

Kiba schnurrte amüsiert: „Heißer Käfer!“ Fragend sah Neji sich um: „Wo?“ - „...“ - „Wo ist der Käfer, von dem du sprichst, Kiba?“ Deidara lachte laut auf, dass ihm die Tränen in die Augen standen und winkte ab: „Nein, Neji. Das ist eine Redensart bei uns. Es bedeutet so viel wie...“ Der Blinde schnaufte und richtete die schmalen Träger auf seinen Schultern: „Schon gut, ich will es gar nicht wissen, glaube ich...“ Während die anderen sich auskicherten nahm er wieder auf der Lehne Platz. „Dann wärst wohl du der Nächste, Itachi.“
 

Der Ältere nickte, sein Lachen wieder unterdrückend: „Ja, ist gut, ist gut. Also DAS tue ich mir nicht an, ich nehme Wahrheit.“ Dieses Mal war es Kiba, der einen Vorschlag machte: „Wie findet ihr das: wie viele Freundinnen hattest du schon?“ Nun war es Neji, der grinste: „Ja, gute Frage.“ Als auch Deidara und Sasori nickten, seufzte Itachi laut auf und knurrte, allerdings nicht sonderlich bedrohlich: „Wehe das plaudert jemand aus...“ Neji zischte jedoch nur unbeeindruckt: „Damit du hinterher erzählen kannst, wie ich in einem roten Kleid aussehe? Wir sitzen alle im selben Boot.“ - „Gut, also... lasst mich überlegen...“
 

Plötzlich richtete Sasori sich auf und sah ihn ungläubig an: „Da musst du überlegen?!“ Itachi grinste breit: „Ja, das muss ich. Weil... nun, immerhin war nicht jede Beziehung eine mit einer Frau...“ Der Rothaarige spürte, wie sich seine Augen immer mehr weiteten. Doch als sei es das Normalste der Welt achtete Itachi gar nicht darauf, sondern antwortete kurz, knapp und unbeeindruckt: „Ich glaube es waren 3 oder 4.“ Deidara nahm einen Schluck und kicherte: „Respekt, ein Unentschlossener also?“ Itachi nickte. „Mach dir nichts draus, du hast sowohl bei Männern als auch bei Frauen ziemliche Nieten dabei.“ - „Ich... werde es mir merken.“
 

Kiba reckte stolz die Brust heraus: „So, jetzt bin ich dran! Ich nehme Wahrheit!“ Deidara überlegte kurz, ehe er aufsah und strahlte: „Wann hattest du dein erstes Mal?“ Sasori knurrte leise. Wieso um alles in der Welt schoss IHM die Röte durch diese Frage ins Gesicht, aber Kiba nicht? Dieser grinste nur und kratzte sich am Hinterkopf: „Ich war 16, als ich endlich die 'Handarbeit' aufgeben konnte.“ Deidara, Itachi und Neji lachten und jauchzten. Sasori jedoch lief kalter Schweiß den Rücken herab. Er war an der Reihe. Was sollte er bloß wählen? Was, wenn „Wahrheit“ für ihn eine auch so pikante Frage parat hatte? Oder, noch schlimmer, wenn Deidara ihn so zu einer offiziellen Bekundung zu ihrer Beziehung zwingen wollte? Nein! Nicht Wahrheit! Dann lieber ein Kleid anziehen oder so einen Unsinn!
 

Er bemerkte die gebannten Blicke auf sich ruhen und knurrte versucht genervt klingend: „Pflicht.“ Neji sah ihn auf einmal so... merkwürdig an, ehe dieser einen Vorschlag machte: „Sasori, deine Arbeit als Trainer in allen Ehren aber... ich würde doch gerne mal sehen, dass du etwas tust, das so gar nicht deinem Naturell entspricht. Nichts, das mit Stärke oder Selbstbeherrschung zu tun hat, denn das kannst du ohne Probleme. Du musst dich... überwinden bei deiner Aufgabe.“ Kiba lachte auf: „Überwinden? Dann soll er doch unseren kleinen Homo küssen!“ - „JA! DAS ist eine Überwindung, ganz sicher.“ Fröhlich nickte auch Itachi: „Eine super Idee! Unser stets korrekter Anführer soll einen Mann küssen. Das wäre doch mal eine Herausforderung für dich, Sasori, oder?“
 

Wenn er nur ansatzweise so aussah wie er sich fühlte, dann musste er leichenblass sein und gucken, als habe er mit dem Geist seiner Eltern einen Kaffee getrunken. Nervös huschten seine Augen immer wieder zwischen den Anderen hin und her. Immer öfter jedoch blieb sein Blick an Deidara hängen, der wieder dieses verführerische Lächeln auf den Lippen hatte. Dieser Hund! Wie hatte der DAS bloß eingefädelt? Er musste es jetzt tun. Er konnte sich nicht drücken. Das würde Konsequenzen haben. Das konnte Deidara nicht mit ihm machen!
 

Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Itachi mit fast warmer Stimme sprach: „Nun mach schon, Sasori. Es wird dich nicht umbringen und es wird niemals jemand erfahren, das schwöre ich dir.“ Der Rothaarige schluckte schwer. Kam es ihm nur so vor, oder schien Itachi mehr zu wissen, als er bisher gedacht hatte? War diese Aussage nur auf seine Aufgabe bezogen oder steckte da etwa mehr hinter?
 

Schweiß rann an seinen Schläfen herab, während sein Blick zu Deidara wanderte. Diese Augen. Diese wundervollen, unendlich liebevollen Augen, die ihn so voller Sehnsucht und Zuneigung ansahen. Ja, es war eine Falle gewesen, aber plötzlich fühlte es sich nicht mehr als solche an. Viel mehr wie ein... Stups in die richtige Richtung. War es das? Oder ließ nur der Alkohol ihn das glauben? Was es auch wahr, er musste es tun. Deidara küssen. Jetzt und hier. Wie so oft schon. Doch nur daheim, alleine, im Schutze seiner vier Wände.
 

Zitternd hob er seine Hand und sah noch immer in diese blauen, tiefen Augen. Er vergaß die Anderen. Nur Deidara. Nur sie beide. Er spürte warme, schlanke Finger in seinem Nacken. Seine legte er an die leicht gerötete Wange. Erhitzt durch das Bier, warm durch seine Hand daran.
 

Deidaras Herz raste. Es funktionierte! Es klappte wirklich! Auch wenn er Sasoris Unsicherheit mit jeder Pore spürte, aber der Wille durch die Tür zu gehen, der war da! Glück überschwemmte ihn. Alles woran er plötzlich noch denken konnte war diese wundervollen Lippen vor ihren Freunden zu küssen. Sasori haderte, aber er tat es nicht mehr. Der Plan war richtig gewesen, gut gewesen. Er zog den Krieger mit seinen Händen in dessen Nacken noch ein Stück näher zu sich, ehe sich schließlich ihre Lippen trafen. Zaghaft, vorsichtig, wie bei ihrem ersten Kuss. Doch Deidara wollte mehr. Sich schier verzehrend nach dem Rotschopf ließ er seine Zunge über dessen Lippen streicheln, ehe sich der Mund ein wenig öffnete und sich die beiden in einem langen, zärtlichen und traumhaft freien Kuss verloren. In Gesellschaft. Unter den erleichterten und mitfühlenden Blicken von Kiba, Neji und Itachi.
 

Itachi war zutiefst gerührt. In diesem Anblick lag so viel Innigkeit, Liebe. Sein Blick huschte für den Bruchteil einer Sekunde zu Neji, aber lange genug um den Wunsch in sich selbst gehört zu haben. Wenn Deidara es mit Sasori geschafft hatte, wieso nicht dann auch... Nein, nicht jetzt. Das war Sasoris Augenblick, nicht seiner. Und er gönnte es ihm von ganzem Herzen. Und es war ihm Dank genug, als sein Anführer im Laufe des späteren Abends das Vertrauen zu ihm und den anderen bewies, indem der Rothaarigen ihnen die Wahrheit sagte. Durch Deidara sagen ließ. Und sich damit einverstanden erklärte Deidara zuliebe auch die anderen Krieger und Wissenschaftler an ihrem Geheimnis teilhaben zu lassen. Mehr zwar nicht, aber das war weder nötig, noch ratsam. Bald würde Sasori endlich zur Ruhe kommen und dieses Glück, dieses wohlverdiente Glück, auch endlich vor allen zeigen dürfen... das Fest schien der Schlüssel zu allem zu sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück