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Eine Romanze in Brighton

von

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Kapitel 4.
 

Holmes stand wieder am Fenster und sah seinem Freund hinterher, als dieser die Baker Street entlang eilte. Nach einer Biegung verschwand Watson aus seinem Blickfeld und resigniert lies Sherlock sich zurück in seinen Sessel fallen.

Er versuchte die Ereignisse vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren. Wann war ihm das Gespräch entglitten? Wo hatte er den Faden verloren und die Wut sein Denken und Handeln übernommen? Er vermochte es nicht zu sagen. Aber seine von Watsons Schlag brennende Wange zeigte ihm deutlich wie viel in diesen wenigen Minuten zwischen ihnen falsch gelaufen war.

Hatte er nicht ursprünglich Angst davor gehabt Watson zu verlieren? Wie hatte er diesen Grundgedanken vergessen können? Alles hatte sich um Watson gedreht der ihn verlassen könnte und jetzt hatte er ihn förmlich aus dem Haus getrieben. Alles nur wegen einer Frau die offensichtlich nicht existierte. Zumindest behauptete das der gute Doktor.

Doch welchen Grund sollte er haben zu Lügen oder eine Beziehung zu leugnen? Das alles ergab für den Detektiv keinerlei Sinn.

Alle Anzeichen sprachen für Holmes Theorie aber wenn Watson verliebt war, warum gab er es nicht einfach zu? Warum leugnete er die Existenz einer Frau in seinem Leben?

Warum hatte er auf diese simple Frage so überreagiert? Gut, sie waren zwar befreundet und vielleicht ging es Holmes nichts an, ob sich Watson mit einer Frau traf oder nicht. Trotzdem wurde Sherlock den Gedanken nicht los, dass sein Freund nicht wegen einem Eingriff in dessen Privatsphäre so aggressiv reagiert hatte, sonder weil er sich aus unerklärlichen Gründen bedroht fühlte.

Aber warum nur? Holmes würde ihm nie eine Frau abwerben und John wusste das. Also wo lag der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels.

Sherlock seufzte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und überlegte was er jetzt tun konnte.
 

Sich entschuldigen? Sollte er wohl, andererseits wusste er nicht recht wofür. Er war wütend gewesen, er hatte vieles Gesagt ohne seine Worte mit bedacht zu wählen, aber was genau falsch gelaufen war verstand er nicht.

Wenn eine Entschuldigung ausfiel, was dann? Es einfach auf sich beruhen lassen und hoffen Watson würde dasselbe tun? Nein, Watson ignorierte solch emotionale Ausbrüche nicht einfach. Wie kam er bloß aus dieser verzwickten Lage heraus?

Sherlock seufzte erneut, lehnte sich in seinem Sessel zurück und griff nach seiner Pfeife. Vielleicht war ja auch das Problem mit Watson nicht mehr als ein übliches Drei-Pfeifen-Problem.
 

~*~*~*~
 

Den Schmerz in seinem Bein ignorierend stapfte Watson von Dannen. Er verließ die Baker Street ohne ein Ziel vor Augen. Im Augenblick wollte er lediglich Abstand zwischen sich und Holmes bringen.

Während er so durch die Straßen ging, umgeben von all den Herrlichkeiten des Sommers dachte er über den Streit nach. Das war zwar nicht der erste Zwist gewesen, den er mit Holmes ausgetragen hatte, aber mit Abstand der schlimmste.

Seine Wut war fast zur Gänze verebbt und machte seinem Schamgefühl Platz. Wie hatte er Holmes nur schlagen können? Er wusste es nicht. Alles was er wusste war, dass er seinem Freund wohl nicht mehr unter die Augen treten könnte. Nicht so, nicht ohne einer angemessenen Entschuldigung. Aber wofür sollte er sich entschuldigen? Holmes hatte angefangen, hatte ihm Dinge unterstellt die nicht stimmten…oder wollte er nur dass das alles nicht stimmte? War er dabei sich zu verlieben? Nein, nein das durfte nicht geschehen, das konnte nicht sein!

Diesen Gedanken verdrängend, ging er weiter.
 

Unter einem großen Baum ließ er sich auf eine Bank nieder. Im Schatten der majestätischen Weide schloss er seine Augen. Der sanfte Wind spielte mit den Blättern des Baumes und trug süße Düfte mit sich. Doch die Freude über den schönen, milden Sommer war John gehörig vergangen.

Vor wenigen Minuten erst war er von einem Spaziergang zurückgekehrt, war guter Laune und frohen Mutes gewesen und dann war der Streit gekommen. Sein friedliches Leben zusammen mit dem großen Detektiv schien in weit verschwommene Entfernung gerückt zu sein.
 

Was sollte er jetzt nur tun? Wenn er sich nicht entschuldigen konnte, sollte er einfach ignorieren was zwischen ihnen vorgefallen war? Holmes war diese Idee sicher schon gekommen und vielleicht war er auch in der Lage dazu. Nein, wie könnte er nach all dem einfach wieder nach Hause gehen und weiter machen so als wäre nichts geschehen?

Nur was sollte er sonst tun? Gab es noch eine andere Lösung? Warum war er auch so wütend auf Holmes geworden?

Sonst fühlte er sich doch meist geschmeichelt, wenn der große Detektiv ihm gegenüber so Besitz ergreifend war. Wann immer eine Frau ihr beider Junggesellendasein gefährlich nahe kam, reagierte Sherlock wie eine eifersüchtige Maitresse. Konnte John wirklich behaupten ihm missfiele dieses Verhalten seines Freundes? Genoss er nicht insgeheim jeden dieser Momente? Ja, denn sie bedeuteten ihm viel, mehr als gut für ihn war. In diesen seltenen Momenten schien Holmes so viel für ihn zu empfinden und doch…

Nein, ein ganz klares nein. John rief sich zur Ordnung. Er hatte nichts falsch gemacht, konnte sich den Streit nicht vorwerfen und ja, er hatte sich gehen lassen und ein klein wenig überreagiert. Sollte sich der großartige Sherlock Holmes zu einer Entschuldigung hinreißen lassen, so würde er sich ebenfalls entschuldigen. Aber solang er nicht wusste was genau den Streit zwischen ihnen verursacht hatte, wollte er so tun, als wäre nichts geschehen.

Genau, mit diesen Gedanken erhob sich John und schlenderte wieder zurück in Richtung Baker Street.
 

Auch wenn die Stimmung zwischen ihnen gedrückt sein würde, sein Entschluss stand fest! Einfach so tun als wäre nichts gewesen und abwarten…
 

~*~*~*~
 

Holmes klopfte seine Pfeife am Kamingitter aus, griff in den persischen Pantoffel und stopfte sie erneut mit Shag Tabak. Der Pfeifenrauch hing wie Nebel im Wohnzimmer und umwaberte den Detektiv als stecke Leben in dem dichten Qualm.

Doch trotz des beruhigenden Pfeifenrauchens brachte es ihn dieses Mal keinen Schritt weiter an eine Lösung. Watson war kein Fall der allein mit logischem Denken zu durchschauen war. Ganz im Gegenteil, John Watson war ein emotionaler Mensch, der sich mehr von Gefühlen beeinflussen ließ als von reiner Logik und damit hatte er Sherlock schon das ein ums andere Mal verblüfft. Also wenn des Doktors Beweggründe nicht rationalen Mustern folgten, wie konnte er dessen Reaktion dann analisieren?

Nein, all das brachte ihn nicht weiter, es frustrierte ihn nur. Watsons künftiges Benehmen erahnen zu wollen, lag nicht in seiner Macht. Er würde sich eher spontan darauf einstellen. Dafür kannte er seinen Freund gut genug und konnte in dessen Gestik und Mimik genug herauslesen um passend reagieren zu können.

Dennoch war ihm der Grundgedanke seiner Grüblerei nicht entfallen. Viel wichtiger als die Frage wie Watsons reagieren würde, wenn sie später wieder aufeinander trafen war die Frage, was hatte zu dem Streit geführt. Holmes wusste um dieses Rätsel zu lösen müsste er konsequent ehrlich zu sich selbst sein. Dafür müsste er ergründen, warum es ihn so schwer viel Watson sein Leben einfach leben zu lassen. Wollte er nur seinen besten Freund nicht verlieren oder…

Nein, ein ganz klares nein. Nicht in diese Richtung, Stopp.

Sherlock rief sich zur Ordnung. Da gab es nichts was er falsch gemacht hatte, er konnte sich den Streit nicht wirklich vorwerfen. Gut, er hatte sich gehen lassen und ein klein wenig überreagiert. Aber Watson hatte ihn schließlich geohrfeigt! Das konnte und wollte er nicht einfach vergessen! Aber sollte sich der liebenswerte Doktor zu einer Entschuldigung hinreißen lassen, so würde sie annehmen und sich ebenfalls entschuldigen. Aber solang er nicht wusste was genau den Streit zwischen ihnen verursacht hatte, wollte er so tun als wäre nichts geschehen. Genau!

Kaum war dies gedacht, hörte er auch schon die Haustüre und unregelmäßige Schritte auf der Treppe.
 

Auch wenn die Stimmung zwischen ihnen gedrückt sein würde, sein Entschluss stand fest! Einfach so tun als wäre nichts gewesen und abwarten…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vampire-Hero
2012-06-23T12:23:59+00:00 23.06.2012 14:23
whaa, nichts da mit abwarten, wenn ihr euch seht dann… ja, dann... okay, was dann kommt würde ich gern wissen, vielleicht schweigen sie sich an oder einer macht doch den ersten Zug... oder zumindest einen holprigen? Mal sehen, auf jeden Fall scheint sich jeder Gedanken um den anderen zu machen und John gibt auch zu, dass ihm Sherlocks besitzergreifendes Verhalten gefällt...

Bin gespannt ob sich die Situation wieder beruhigen und sich die beiden vertragend werden :)

LG
Vampire



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