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Eine Romanze in Brighton

von

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Kapitel 5.
 

Watson betrat stumm das gemeinsame Wohnzimmer. Der dichte Qualm von Holmes Pfeife war stets ein Streitpunkt gewesen doch dieses Mal sagte der Doktor nichts. Er hängte Hut und Mantel auf, ging zum Fenster und öffnete es. Der Tag war warm und der Frühling wurde bereits mit großen Schritten vom Sommer überholt.
 

Rechtzeitig bevor der Doktor eintrat, hatte sich Holmes hinter einer Zeitung versteckt. Jetzt sah er am Zeitungsrand vorbei auf seinen Freund. Dieser hatte keinen Ton über das verrauchte Zimmer verloren, sondern öffnete kommentarlos ein Fenster. Da stand er nun, betrachtete die belebte Straße unter sich und schien keinen versöhnlichen Schritt in angriff zu nehmen.

Gut, dachte Holmes, dann schweigen wir. Ich werde nicht der erste sein der sich entschuldigt und ich werde auch nicht darum betteln. Schweigen liegt mir viel mehr als dir. Du wirst schon sehen!
 

Von dem Detektiv war hinter seiner Zeitung nichts zu sehen. Watson hörte ihn geräuschvoll umblättern, aber ansonsten kam keine Reaktion. Neuerliche Rauchschwaden stiegen hinter der Times auf. Falls Holmes ein schlechtes Gewissen aufgrund des von ihm angezettelten Streits hatte, so vermochte John nichts davon zu beobachten.

Schön, Sherlock wollte Schweigen, das konnte er auch.

Hab ich es doch gewusst, grummelte John in Gedanken vor sich hin. Er würde so tun, als wäre nichts geschehen nur um mit mir nicht darüber reden zu müssen. Der großartige Detektiv, brillant und redegewandt fürchtet eine emotionale Konversation. Bitte, dann halt nicht!
 

Demonstrativ holte Watson ein Buch und setzte sich in seinen Sessel, Holmes gegenüber. Keiner der Beiden sah auch nur einmal auf. Stur konzentrierten sie sich auf den Lesestoff, von dem keiner etwas im Gedächtnis behielt. Es ging auch nichts ums Lesen, nicht in diesem Moment. Es war viel mehr ein Kräftemessen. Wer würde als erstes kapitulieren? Würde Schuld und Niederlage eingestehen und sich entschuldigen?
 

Als der Abend dämmerte, kam Mrs. Hudson ins Zimmer und fand ihre zwei Mieter versunken ihn Bücher und alten Zeitungen. Fast erinnerte dieses Szenario an einen gewöhnlichen Abend, doch die alte Haushälterin wusste es besser. Selbstredend war ihr der Streit nicht entgangen, den sie, das versteht sich von selbst, nicht belauscht hatte! Aber er war nur schwerlich zu überhören gewesen, auch wenn nur hin und wieder ein einzelnes Wort klar zu verstehen gewesen war.

„Möchten die Gentlemen Abendessen?“ erkundigte sie sich im höflichen Ton.
 

John lies sein Buch sinken und sah gekonnt an Holmes vorbei direkt auf die Wirtin. „Danke für mich nicht Mrs. Hudson. Ich werde den Abend in meinem Club verbringen.“ Damit erhob sich der Doktor als hätte er nur auf diese Unterbrechung ihres stummen Streits gewartet, um sich zurückzuziehen.
 

„Was ist mit Ihnen Mr. Holmes? Haben Sie Hunger?“

Nicht das Mrs. Hudson nach all den Jahren noch hoffte, die ungesunde Lebensweise ihres Mieters könnte sich je ändern. Sie fragte aus reiner Höflichkeit und schwerlich hätte sie ihre Sympathie für den Detektiv, - den wohl eigenartigsten Mieter Londons - verbergen können, der schon seit vielen Jahren unter ihrem Dach lebte. Auch den gutmütigen Dr. Watson hatte sie schnell in ihr Herz geschlossen und auch wenn sie das alles nichts anging, ein Bruch dieser außergewöhnlichen Freundschaft der beiden Männer würde sie schmerzlich treffen.
 

„Danke Mrs. Hudson, ein kräftiges Abendessen wäre mir recht.“

Verwundert sah die Angesprochene erst den Detektiv an, dann den Doktor. Holmes hatte seine Zeitung nicht sinken lassen, verbarg sein siegreiches Lächeln und wartete. Er wollte die Worte kurz wirken lassen. Dann senkte er die Times, unterdrückte sein Lächeln und sah mit betont gelangweiter Mine auf Mrs. Hudson.

„Ich werde Morgen das Haus zeitig verlassen und wer weiß wann ich das nächste Mal Zeit finde, etwas zu essen. Man kann nie wissen was ein neuer Fall alles mit sich bringt.“

Nach dieser Erklärung hob er die Zeitung wieder vor sein Gesicht und begann erneut zu lächeln.
 

„Gut“, sagte Mrs. Hudson nachdem sie die Situation zwischen ihren Mietern noch eine Weile beobachtet hatte. Was auch immer Grund für den Streit gewesen war, Mr. Holmes würde morgen alleine los ziehen und Dr. Watson ignorierte dies Gewissenhaft.

„Ich bringe das Essen in einer Stunde, Mr. Holmes. Dr. Watson, Ihnen einen schönen Abend.“
 

Kaum hatte die Wirtin das Wohnzimmer verlassen und war in die Küche getreten, da hörte sie auch schon die Schritte des Doktors auf der Treppe. Die Haustüre ging auf, viel zu und leise seufzend wandte sie sich dem Herd zu.
 

Holmes dagegen lächelte noch immer gewinnend. Er hatte die Zeitung endlich zu Boden geworfen, denn schon seit Stunden konnte er ihr nichts Interessantes mehr entnehmen. Wer hätte gedacht, dass der erste Teil seines Plans so reibungslos abgelaufen würde. Wie immer hatte er den guten Watson treffend eingeschätzt und auch Mrs. Hudson hatte ungewollt ihren Teil der Aufgabe erfüllt.

Während Sherlock so getan hatte, als würde er noch immer vertieft in seiner Zeitung lesen, war sein Geist aktiv gewesen, um das weitere Vorgehen zu planen.

Johns Flucht in seinen Club war einberechnet gewesen, genauso wie Mrs. Hudson, die eben jene Flucht eingeleitet hatte. Der Hinweis auf sein morgendliches verschwinden und einen neuen Fall hatte er auch bestens ins Gespräch einfliesen lassen können und somit war alles vorbereitet. Was immer John Watsons Geheimnis war, ob Liebe oder nicht, ab morgen würde der Doktor einen Schatten besitzen und am Ende würde der gute es noch bereuen sich mit Sherlock Holmes angelegt zu haben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vampire-Hero
2012-06-29T18:36:28+00:00 29.06.2012 20:36
Eine schöne Drohung, wenn sie von Sherlock selbst ausgesprochen wurde ^^ aber mal ehrlich, wie die beiden sich angeschwiegen haben und niemand nachgegeben hat, passt eins a zu ihnen, ich meine, John schluckt ja vieles runter, aber er hat auch mal seinen schlechten Tag und ist nicht immer bereit gleich nachzugeben. Sherlock, ja, sein kleines Spielchen ist so typisch für ihn, einerseits zeigt es mal wieder seine kindliche Seite und doch seine Neugierde als Detektiv, da er einen neuen Fall hat, mit persöhnlichem Interesse.

Bin mal gespannt was da kommt und was Sherlock noch über den Doktor in Erfahrung bringen kann :)

LG
Vampire



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