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Vom Dunkel und vom Licht

Das unaufhörliche Streben nach Glück und die Kellen die das Leben gibt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben und Willkommen zurück.
Das Kapitel hat es doch irgendwie in sich, und ich habe mehr geschrieben als ich wollte. Bis ich entschieden habe, es in zwei separate Teile zu gliedern. In der nächsten Zeit wird es mir vermutlich nicht mehr möglich sein, sehr häufig zu uptdaten, da ich mich langsam der Prüfungsphase nähere. Ich werde mich zwar bemühen, doch falls es nichts wird, bitte ich euch darum mir nicht den Kopf abzureißen. Die nächsten drei Kapitel stehen schon in ihrer groben Rohfassung. Es geht also definitiv weiter!
Über ein wenig Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen und hoffe, dass euch der neuste Teil gefällt.

Liebe Grüße
Vanhia

P.S. Ich habe dieses Mal nicht ganz so häufig drüber gelesen, weswegen ich erwarte, dass doch noch ein paar Rechtschreibfehler dabei sind. Bei Gelegenheit werde ich das überarbeiten, fällt jedoch jemand anderem etwas auf, das unverzeihlich ist, dann bitte ich euch darum mir eine Notiz oder einen Hinweis zu hinterlassen.
Habt ihr vielleicht Wünsche für Momente, in denen ihr Haruka gerne kennen lernen würdet? Die allgemeine Meinung war ja immerhin, auch etwas über ihr Privatleben zu erfahren. Schwebt euch da etwas bestimmtes im Kopf herum? Lasst es mich wissen! Komplett anzeigen

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Kapitel 10 - Das Gebiet hinter dem Park

Nach meiner Trainingsrunde, holte ich, wie ich es mittlerweile gewohnt war, meine frisch gewaschene Kleidung aus dem Salon ab und brachte sie zusammen mit ein paar eingekauften Lebensmitteln nach Hause um nach einer erfrischenden Dusche weiter zum Hokageturm zu schlendern.

Trotz des noch frühen Tages waren ungewöhnlich viele Menschen unterwegs. Erst beim näheren Hinsehen, erschien mir ihre Kleidung doch ein wenig zu exotisch um Bewohner des Dorfes zu sein und je näher ich meinem Ziel kam, desto mehr wurden es, so dass ich mich am Ende sogar zwischen ihnen hindurch schlängeln musste.

Bisher war Naruto in seinem leuchtend orangefarbenen Trainingsanzug das exzentrischste Beispiel für unkonventionelle Kleidung gewesen, doch wie ich nun feststellte, war er damit keinesfalls alleine. Die Sachen, die sie trugen, waren wirklich eine bunte Mischung an Stilen: einige trugen lange, weiße Umhänge und Haremshosen, andere eher ausgefallene Kombinationen aus Netzshirts und anderen Kleidungsstücken. Darüber hinaus war ich mir sicher irgendwo einen kurzen Blick auf einen monströsen Flaschenkürbis geworfen zu haben. Aber vermutlich spielten mir meine Augen an dieser Stelle einen fiesen Streich.
 

Am auffälligsten war jedoch das Alter innerhalb der Menge, denn kaum jemand schien hier erwachsen zu sein.

Die meisten waren Jugendliche, wobei ich hin und wieder auch ein paar Kinder sah, die vielleicht in Narutos Altersstufe lagen. Genau wie ich, steuerten sie auf das Verwaltungsgebäude zu.

Was war hier nur los?

Das sind Geninteams, wurde ich aufgeklärt.

'Wie kommst du darauf?'

Schau mal genau hin, sie sind zwar dem ersten Blick nach fast alle aus einem Dorf, aber sie bewegen sich dennoch in Dreier- Gruppen und sie tragen alle Stirnbänder.

Darauf aufmerksam gemacht, fiel es auch mir auf: Obwohl es doch eine beinahe homogene Masse war, schienen sich die Jugendlichen um mich herum in Teams zu teilen. Immer drei Genin zusammen. Dann ein wenig mehr Platz und wieder Drei.

Neugierig besah ich mir einige der jungen Ninjas von vorne und stellte fest, dass sie definitiv nicht aus Konoha sein konnten. Die Plaketten zeigten nicht das mit bekannte Blattzeichen.

Viele der Symbole sahen mit viel Fantasie aus, wie ein 'i', andere hatten einfach nur mehrere Längsstriche hintereinander oder etwas das einem Pfeil ähnlich war. Ich hielt Ausschau nach den Konohashinobi, wurde aber enttäuscht. Keiner dieser jungen Menschen schien von hier zu kommen.

Auch etwas anderes sprang mir ins Auge: Das waren mit Sicherheit nicht alles nur einfache Genin. Manchen von ihnen sah man ihre Kampferfahrung förmlich an, zumal sie auch keinen Hehl daraus machten.

Selbstbewusst drängten sich die Größten und Ältesten durch die Jüngeren um sich vor der Turmtür in eine Schlange einzureihen, die immer schneller anwuchs.

In Kürze würden sie vermutlich sogar bis zur Eingangstür des Hauses stehen, in dem ich meine Wohnung hatte.

„Entschuldigung, lasst mich bitte durch.“

Mühsam zwängte ich mich zwischen zwei ziemlich unfreundlich dreinschauenden Jugendlichen hindurch, die keine Anstalten machten, ein wenig zur Seite zu gehen.

„Heh! Stell dich gefälligst hinten an. Wir warten auch schon seid zwei Stunden“, grunzte einer von den Beiden und versuchte mich rüde an der Schulter wieder wegzuschieben. Er war etwas größer als ich und meiner Schätzung nach mochte er vielleicht siebzehn oder achtzehn sein. Gelassen blieb ich vor ihm stehen und betrachtete einen Moment lang seine Hand, die er auf meiner Schulter platziert hatte.

„Das ist schön für dich. Aber ich hab meinen Job in diesem Haus und deshalb muss ich da rein, also sei doch so nett und lass mich durch“, erwiderte ich höflich.

„Das ist mir völlig egal. Vor mir kommt keiner in das Gebäude.“ Seine Hand begann meine Haut zu quetschen und mir wurde klar, dass der Junge hier seine Macht demonstrieren wollte.

Ach ja die Pubertät.
 

Lächelnd umfasste ich seine Hand mit meiner eigenen und drückte nun meinerseits zu. Sein überhebliches Grinsen, dass er mir eben noch gezeigt hatte, verschwand sofort, als er seine Knochen leise knackten hörte.

Übertreib' es nicht, meldete es sich aus meinem Kopf.

'Werde ich nicht, aber solche Schnösel kann ich einfach auf den Tod nicht ausstehen. Und anfassen lasse ich mich auch nicht von so einem halbgewalkten Balg.'

„Wenn du willst kann ich noch ein wenig doller drücken. Ich hoffe du bist kein Rechtshänder und hast vor die Hand in der nächsten Zeit zu benutzen.“ Meine Worte waren leise, sodass nur die Jungen, die vor und hinter uns standen, sie hören konnten. Sofern sie überhaupt auf uns achteten. Wie aufs Stichwort stieß der Teamkollege des Möchtegerns ihm mit dem Ellbogen in die Seite, während ich den Druck noch ein wenig mehr verstärkte und ich anstatt des überraschten nun ein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen bekam.

„Hey, Kisho. Das ist kein Genin, wahrscheinlich nicht einmal eine Kunoichi. Guck doch mal, sie trägt nich ma' ein Stirnband.“

„Nein, da hast du Recht. Ich bin kein Ninja“, erklärte ich dem Zweiten freundlich.

„Also Kisho, willst du meine Schulter jetzt nicht loslassen?“ Sprach ich in meinem besten Plauderton.

Der angesprochene Ninja stöhnte erstickt auf, als ich noch ein wenig mehr Druck ausübte.

Abwartend sah ich ihm in die Augen und bemerkte amüsiert, dass er versuchte mich bösartig anzustarren und sich dabei das Blinzeln verkniff.

'Wie lächerlich', dachte ich und hätte am liebsten mit den Augen gerollt. Just in diesem Augenblick schien der Junge seine Niederlage zu akzeptieren, und das keine Minute zu früh, da ich langsam merkte wie seine Fingerknochen aus ihren Gelenkkapseln gedrückt wurden. Ein widerliches Gefühl, wie ich fand, aber für ihn ein sicher höllischer Schmerz, der eine kurierende Wirkung hatte.

Er löste seinen Griff.

„Das war die richtige Entscheidung Kisho.“ Freundlich nickte ich ihm zu.

„Lässt du mich jetzt bitte vorbei? Oder wollen wir uns einfach noch mal die Hand reichen?“

Heftig den Kopf schüttelnd trat er von der Tür zurück.

„Ich danke dir.“

Hinter mir hörte ich ein leises Stöhnen, als er sich so unauffällig wie möglich seine Hand rieb, gefolgt von seinem offensichtlich verwunderten Begleiter: „Was'n los Kisho? Haste dir wehgetan?“

„Ach halt's Maul!“ War das letzte was zu mir drang, bevor sich die Tür hinter mir schloss.

Das hätte nun wirklich nicht sein müssen, du hast ihm beinahe die Hand gebrochen. Deutlich spürte ich den Vorwurf.

'Ich hätte sie ihm nicht gebrochen', dachte ich schnaubend. 'Zumindest nicht gleich. Zuerst hätte ich seine Gelenke noch weiter auseinander geschoben. Die wieder einzurenken hätte ihm sicher viel Freude bereitet.'

Eigentlich war ich ganz zufrieden mit mir, denn hätte ich dem Jungen tatsächlich die Hand gebrochen, wären die Schäden weitaus größer gewesen, als bei ein paar ausgerenkten Fingerknochen. Die konnte man wieder richten und er könnte seine Arbeit als Ninja ohne Probleme weiterführen. Doch Knochen, die einmal gebrochen waren, blieben, selbst verheilt, an diesen Stellen immer sensibel und das Risiko für einen erneuten Bruch erhöhte sich erheblich.

Oben angekommen, war mir das Glück hold, denn die Tür zum Audienzzimmer öffnete sich und drei Kinder kamen heraus, die tatsächlich Genin sein mussten, jeder von ihnen mit einem Blatt Papier in der Hand.

„Hey ihr Drei, seid ihr fertig?“ Die Antwort war ein verschüchtertes Nicken, vielleicht hatte der Hokage ihnen ja Angst eingejagt. Der Gedanke führte zu einem verhaltenen Heiterkeitsausbruch meinerseits und ich grinste die Genin an, was sie allerdings noch mehr zu erschrecken schien.

„Seid so gut, und sagt Kisho unten, dass ich vor ihm dran bin, ja? Er muss noch ein wenig warten.“ Ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben, nickten sie eifrig und liefen in einem Tempo zur Treppe das beinahe mit einer Flucht zu vergleichen war.

Kopfschüttelnd klopfte ich an die Tür.

„Herein“, erklang die Stimme des Sandaime genervt.
 

Hiruzen zeigte sich ziemlich überrascht über mein Erscheinen.

„Oh. Hallo Haruka, was machst du denn hier?“ Verwundert blieb ich ein paar Schritte vor seinem Schreibtisch stehen.

„Ich will die Schriftrollen und Briefe abholen, die ausgeliefert werden müssen.“

„Achso, warte einen Augenblick.“ Schwerfällig erhob sich der alte Mann, während ich mit hochgezogener Augenbraue das Chaos in dem Zimmer wahrnahm. Außer mir waren noch drei weitere Shinobi im Raum, was ich lediglich daran erkannte, dass nicht nur auf dem Tisch des Hokages ein wahrer Blätterkrieg ausgebrochen war, sondern auch auf drei weiteren. Genau, wie der Sandaime selbst wurden sie von einer Unmenge an Papierbögen einfach verborgen.

„Was ist hier denn nur los? Unten stehen sicher an die hundert Jugendliche und wollen alle hier rein.“ Hinter mir raschelte es lautstark, als Hiruzen in einem Schrank herumwühlte.

„Ja, wo hab ich denn...“, hörte ich ihn murmeln.

Indessen nutzten die drei Untergeben an den Schreibtischen vor mir die kurze Pause um hektisch Akten in die verschiedensten Ordner zu heften. Das verrieten mir zumindest die schnellen Abfolgen eines Geräuschs das wohl daher rührte, dass drei Personen, beinahe synchron, nicht gerade sanft auf einen Tacker einhackten. Kurz darauf wieder rascheln und dann klappende Ordnerdeckel.

Neugierig trat ich einen Schritt näher.

„Was ist das alles?“, fragte ich interessiert und konnte auf einem der Zettel ein Foto erkennen.

„Das sind die Anmeldungen der Genin für die Chūnin – Auswahlprüfungen“, erklärte mir einer der Shinobi, den ich als Aoba erkannte. Ich reckte den Hals um noch mehr von den Fotos zu Gesicht zu kriegen. Hinter mir hörte ich die Tür gehen und stellte fest, dass Hiruzen den Raum verlassen hatte, sicher um die Liefertasche zu holen, die er mir für gewöhnlich gab.

„Was müsst ihr denn hier alles machen?“ Aoba sah mich mit einem gequälten Gesicht an.

„Wir müssen alle Teilnehmer aus den anderen Dörfern registrieren und ihnen Aufenthaltsgenehmigungen ausstellen. Wir haben uns extra einen Monat Zeit eingeräumt, damit die Dörfer ihre Genin nacheinander herschicken. Aber wer kann denn wissen, dass alle gleichzeitig hier auftauchen?“ Frustriert wedelte er mit einem Stapel Papier vor meiner Nase herum. Hinter einem anderen Aktenstapel ertönte nun eine Stimme die ich gut kannte.

„Mal davon abgesehen, dass wir nicht mal wissen wo die alle schlafen sollen!“

„Izumo?“, fragte ich vorsichtig. Das Quietschen eines Stuhlbeins über den Boden zeigte mir an, dass er wohl aufgestanden war.

„Untersteh' dich eine Pause zu machen“, giftete es hinter dem dritten Stapel.

„Was willst du, Kotetsu? Ich brauch neue Büroklammern.“

„Hier hast du welche!“ Verdattert betrachtete ich die Schachtel, die in hohem Bogen von links nach rechts durch den Raum flog. Dabei sah ich nicht einmal die Hand, die sie geworfen haben musste. Ein Seufzen ertönte und ein zweites Schnarren hölzerner Stuhlbeine erklang, als sich der Wachninja wieder hinsetzte.

„Danke, Kotetsu.“ Die Antwort des Anderen war etwas, das ich wohl wohlwollend mit 'Hmpf' umschreiben konnte und alles bedeuten mochte. Hinter mir ging ein weiteres Mal die Tür.

„Oh Haruka“, ertönte es zerstreut.“Was machst du denn hier? Ich habe Genma heute schon mit den Briefen losgeschickt.“ Verwirrt drehte ich mich zu Hiruzen um.

„Wie, was mache ich hier?“ Bevor ich noch ein weiteres Wort sagen konnte, spürte ich wie Aoba um den Tisch herumgegangen war und sich neben mich stellte und den Kopf schüttelte.

„Vergiss es einfach, der Hokage ist heute nicht ganz beisammen“, flüsterte er.

„Ich kann dich sehr gut hören!“ Erschrocken versteifte er sich.

„Und was mach ich dann jetzt?“

„Sie könnte uns doch bei der Erfassung der Daten helfen, Meister Hokage.“ Kam es hoffnungsvoll vom Ninja neben mir. Einen Moment schien der alte Mann darüber nachzudenken. Seufzend kratzte er sich unter seinem Hut und zog seine Pfeife aus der Tasche.

„Meister Hokage?“ begann ich entgeistert. „Deine Pfeife brennt nicht.“

„Hm? Oh. Du hast recht.“ Der Sandaime schien völlig abwesend zu sein, holte nun aber seinen Tabak aus einer Schublade und stopfte es in das Köpfchen.

„Ein wenig Hilfe wäre wirklich nicht schlecht. Nimm dir einen Stuhl und einen Stift und nimm dir ein paar Akten vom Tisch.“

„Ich glaube, das geht nicht“, erwiderte ich unglücklich.

„Wieso denn nicht? Wir haben knapp einhundert Genin aus anderen Ninjadörfern. Die aus Konoha noch nicht eingerechnet.“

„Ich würde ja gerne helfen“, druckste ich einen Moment herum. „Aber ich kann die Schrift weder lesen noch schreiben.“ Betreten sah ich zu Boden.

„Aber ich könnte die Notizen in einer Sprache schreiben, die ich kenne. Wie wäre das?“ Fügte ich dann hinzu.

„Die kann keiner außer dir“, urteilte der Hokage ohne viel Federlesen. Enttäuschtes Seufzen ertönte im Chor hinter allen vier Aktenbergen.

„Dann hast du heute wohl frei“, überraschenderweise schien der alte Mann für einen Moment aus dem Chaos seines Kopfes aufzutauchen, denn er musterte mich mit einem wachen Blick.

„Erinnerst du dich noch daran, was du mich damals gefragt hast, wegen dem Stein?“

Stein? Welcher Stein? In meinem Kopf ging es kurz drunter und drüber, bis mir das Gespräch im Park wieder einfiel, bei dem ich Hiruzen gebeten hatte ein Grab für meine Familie anzulegen.

„Ja.“

„Gut, dann würde ich sagen, du könntest sie mal besuchen gehen.“ Er griff sich einen weiteren Stapel und begann zu lesen.

Ein wenig überrumpelt stand ich inmitten des Raumes und wusste nicht, was ich tun sollte. Nur langsam realisierte ich, dass mich das Dorfoberhaupt aus der Unterredung bereits entlassen hatte. Meine Entschlussfreudigkeit, nebst meinen motorischen Fähigkeiten erschienen just wieder, als der Sandaime gedankenverloren die noch glühende Asche auf einem offiziellem Schreiben entleerte und in einer Art und Weise zu fluchen anfing, die ich bei ihm nie für möglich gehalten hätte.

Schleunigst sah ich zu, dass ich Land bekam.
 

Ratlos trat ich einige Minuten später in den Sonnenschein vor der Residenz. Kisho und sein Freund behaupteten weiterhin ihren Platz an der Tür mit Vehemenz und wie es aussah auch mit Gewalt. Einem Jungen, der zwei Positionen hinter den Beiden stand, blühte ein herrliches Veilchen und auch sonst sah er ziemlich lädiert aus, vermutlich hatte der Ältere seine Wut an ihm ausgelassen. Als er mich sah, verzog er seine Mundwinkel zu einem überheblichen Grinsen.

„Endlich fertig da drin? Hat ja ewig gedauert.“ Großspurig wollte er sich an mir vorbei drücken und griff nach der Türklinke, doch ich hielt sie mit meiner Hand davon ab, sich weit genug zu öffnen. Kalt sah ich ihm in die Augen.

„Sollte ich noch einmal mitbekommen, dass du hier jemanden zusammenschlägst Kisho-“

„Was dann?“, höhnte er. Ich stellte mich ein wenig auf die Zehenspitzen und beugte mich nach vorne, so dass sich mein Mund genau neben seinem Ohr befand.

„Zum einen, werde ich es natürlich melden. Und ich darf dir sagen, dass Kampfhandlungen innerhalb des Dorfes verboten sind. Zuwiderhandlung hat den Ausschluss von den Auswahlprüfungen zur Folge.“ Natürlich log ich was das Zeug hielt, ich hatte nicht im Mindesten eine Ahnung was im Dorf erlaubt war oder nicht, aber der Junge wusste es mit Sicherheit auch nicht.

„Und zum anderen, ist der Junge hinter dir wie alt? Zwölf? Eine wirklich großartige Leistung, jemanden zu verprügeln, der viel jünger ist als du.“

„Woher willst du denn wissen, das ich das überhaupt war“, knurrte er zurück.

„Du bist nicht sehr schlau, was?“ Meine Stimme war noch immer monoton.

„Deine Knöchel sind geschwollen und auf deinen Händen sind noch Blutreste zu sehen. Genau wie bei deinem Freund.“ Einen Moment musterte ich über seine Schulter seinen Begleiter, der das Gespräch natürlich mitbekam und ein wenig betreten dreinschaute.

'Ein Mitläufer', dachte ich verächtlich.

„Was du hier machst und tust, ist mir völlig egal, aber solltest du noch einmal unerlaubt Hand an jemanden legen und ich bekomme das mit, werde ich dir persönlich zeigen wie groß Schmerz sein kann.“ Meine Drohung schien Wirkung zu zeigen, denn immerhin hielt der Bengel seinen Mund.

„Du kannst jetzt gerne deine Anmeldung machen. Viel Spaß.“ Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen ging ich an ihm vorbei.

Die Schlange die sich gebildet hatte, war zwar noch nicht lang genug, um bis zu meiner Haustür zu reichen, aber sie war dennoch weiter gewachsen.

Ich achtete gar nicht auf meine Füße, sondern hing meinen eigenen Gedanken nach, bis besagte Gliedmaßen irgendwann vor einem Blumenladen anhielten. Mehr mechanisch als geistig involviert, kaufte ich mir ein Bündel mit roten Schnittblumen und nickte der fröhlichen Verkäuferin bei jedem Satz, den sie sagte, einfach nur zu.

Zusammen mit meiner Ausbeute trat ich wieder auf die sandige Straße des Dorfes und bemerkte, dass ich mich in der Nähe des Parks aufhielt, in dem der Sandaime mit mir bei unserem damaligen Gespräch gewesen war.

Wenn du durch den Park gehst, kommst du zum Friedhof von Konohagakure, bemerkte es die Stimme in meinem Kopf plötzlich.

Oder du gehst außen herum, dann bist du vielleicht schneller.

'Ich weiß, aber-' ich stockte.

Hast du Angst?Die Frage war ernst und ich konnte keinen Spott spüren.

'Nein.. ich meine ja.... es fühlt sich so merkwürdig an', gab ich zögerlich zu.

Dann solltest du durch den Park gehen, vielleicht beruhigt dich das etwas.

'Ja, vielleicht'.
 

Ich fühlte mich tatsächlich sicherer bei dem Gedanken, dass ich mich den Toten nicht sofort stellen musste. Der Weg durch die Grünanlage verschaffte mir Zeit, bis sich mein Herz wieder auf eine normale Geschwindigkeit herunter geregelt hatte.

Im Augenblick hatte es mehr von einem Schlagbohrer, denn von einem Organ.

Beruhige dich, der Tonfall war beinahe sanft. Du hast nichts zu befürchten. Die Toten hegen nur selten Groll gegen die Lebenden und du hast nichts falsches getan um ihren Zorn auf dich zu ziehen.

„Danke“, flüsterte ich und bemerkte eine alte Frau die mir einen scheelen Blick zuwarf.

Sicherlich hielt sie mich für verrückt, da ich nicht nur mit mir selbst redete, sondern auch noch in einer anderen Sprache.

'Ich vermute sie wird zu Hause gegen die Dämonen in mir beten' zynisch hob ich eine Augenbraue und sah ihr hinterher, wie sie aus dem Parkt hinaus eilte, den ich soeben betreten hatte.

Angestrengt versuchte ich mich damit abzulenken, dass ich mir versuchte vorzustellen wie die Alte ihr Heim mit Weihrauch zuräucherte, leider ohne wirklich großen Erfolg.

Je tiefer ich in die Grünanlage hineinkam, desto tiefer schien mein Magen zu rutschen. Mein nächster Versuch, mich auf andere Gedanken zu bringen, galt dem Gelände selbst.

Das gesamte Areal hatte einen riesigen Ausmaß und schon bald musste ich mir keine Mühe mehr geben verloren zu gehen.

Etwas hilflos stand ich an einer Weggabelung. Natürlich hätte ich den Weg einfach zurückgehen können, doch mein Stolz wollte davon nichts wissen, weswegen ich schließlich einfach den Rechten nahm. Irgendwann würde mir sicherlich ein Spaziergänger begegnen, den ich nach dem Weg fragen konnte.

Doch meine Hoffnungen erwiesen sich als trügerisch, denn zu dieser frühen Tageszeit, schien es nicht gerade viele Menschen in den Park zu ziehen. Weit und breit war niemand in Sicht. Wären wenigstens die Bäume um mich herum nicht so hoch gewesen, dann hätte ich mich an den Gebäuden orientieren können, die in der Entfernung außerhalb des Zauns standen. So aber blieben mir nur zwei Möglichkeiten: die erste war weitergehen und die andere auf einen Baum klettern. Und auf das Letztere hatte ich momentan einfach überhaupt keine Lust.

Mit geschürzten Lippen sah ich mich um. Mein überraschter Blick blieb an dem schwarze Stein hängen, auf den mich der Sandaime bereits während unseres ersten Besuchs aufmerksam gemacht hatte. Endlich wusste ich, wo ich mich befand.

Ich nutzte die sich bietende Gelegenheit um näher an das Denkmal heranzutreten. Wenn man den schwarzen glatten Stein nur flüchtig betrachtete, hatte er gewisse Ähnlichkeit mit einer Sonnenuhr. Ein massiver Keil blauschwarzen Gesteins auf einer Bodenplatte, die aus dem gleichen Material bestand.

Der Vergleich erschien mir selbst bei Tage als makaber und ich bat die Verstorbenen, die ihre letzte Ehrung auf dieser Skulptur erhalten hatten, um Verzeihung.
 

Von weitem hatte sie beinahe unscheinbar ausgesehen, doch von Nahem konnte ich nicht anders, als die Arbeit zu bestaunen. Das Material war glatt und glänzte beinahe feucht im Sonnenlicht. Der Block selbst, war gegen meine erste Annahme nicht schwarz mit blauem Schimmer, sondern durch den schwarzen Stein zogen sich feine, kaum erkennbare Adern aus glänzendem, Perlmutt gleichem, blauem Erz. Bewundernd kniete ich mich vor dem Block und strich mit meiner freien Hand über die Platte.

Sie war, trotz der für Konoha gewohnten Wärme überraschend kühl. Sanft zog ich mit meinem Finger einige der eingravierten Schriftzeichen nach.

Genauso wie das feine blaue Netz hatte man sie aus der Entfernung nicht gesehen, doch meine Fingerspitzen sendeten mit jeder neuen Einkerbung einen weiteren Impuls in mein Gehirn. Jedes dieser Zeichen war einmal ein Name, ein Mensch gewesen.

Und nun war es das Einzige was noch von den Gefallenen übrig war.

Männer und Frauen, die ihr Leben für dieses Dorf hingegeben hatten, damit es in Frieden leben und sich entfalten konnte. Mir fielen die Kinder wieder ein, die den alten Mann damals gegrüßt hatten. Waren vielleicht auch ihre Eltern hier verewigt?

Nachdenklich ließ ich meine Hand auf dem kalten, schimmernden Stein liegen, bis sie seine Temperatur angenommen hatte.

„Suchst du einen bestimmten Namen?“

Verwundert drehte ich meinen Kopf um herauszufinden, wer gesprochen hatte.

„Nein, eigentlich nicht. Waren das alles Konohashinobis die hier geschrieben stehen?“

Der Mann trat einen Schritt näher heran und betrachtete neben mir ebenfalls die eingravierten Namen. Er trug die gleichen Sachen wie Genma, Kotetsu und Izumo, weswegen es nicht sonderlich schwer war ihn als Ninja zu erkennen.

„Ja, dieser Gedenkstein ist ausschließlich für die Kämpfer, die Konoha bei Missionen verloren hat.“

„So viele Namen“, murmelte ich mehr zu mir selbst, als zu dem Mann, dieser hörte mich dennoch und nickte wortlos.

„Der Stein ist wirklich passend für eine Gedenkstätte der gefallenen Kameraden,“ bemerkte ich sanft. Seine hochgezogene Augenbraue war Antwort und Frage zugleich und ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

„Dem Pseudokrokydolith“, dabei machte ich eine Handgeste, die das gesamte Werk umfasste.“ wird nachgesagt, dass er hilft den geistigen Überblick zu behalten, zu beruhigen und beim Nachdenken zu helfen. An so einem Ort irgendwie passend.“

„Du scheinst ja viel Ahnung davon zu haben.“, sagte er überrascht.

„Nein eher nicht. Wahrscheinlich ist es nicht einmal der Stein für den ich ihn halte“, lachte ich leise und beugte mich vor um noch einmal über das glatte Material zu streichen.

„Pseudokro-?“

„Pseudokrokydolith“, half ich ihm. „Man nennt ihn auch Falkenauge.“

„Aber er ist doch gar nicht gelb.“ Ernst schüttelte ich den Kopf.

„Nein, er heißt nicht so, weil er aussieht wie ein Falkenauge, sondern weil manche glauben, dass er bei Sehschwäche hilft.“ Weiter ließ ich mich nicht auf das Thema ein. Ich zog ein paar Blumen aus dem Bündel in meiner Hand und legte sie auf den Stein, wobei ich sorgsam darauf achtete keine Schriftzeichen zu verdecken und stand auf.

„Sind hier Namen von Menschen eingraviert die du kennst?“ Fragte ich stattdessen. Mein gegenüber schob seine Hände in die Hosentaschen und nickte.

„Ja, viele Freunde von mir stehen auf diesem Stein.“ Er drehte seinen Kopf so, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, merkte aber, dass die Zeit gekommen war, sich zu verabschieden.

„Nun, ich hoffe, ich habe nichts falsches gesagt“, begann ich zögerlich.“Wenn ja tut es mir leid. Ich suche eigentlich den Weg von hier aus zum Friedhof. Vielleicht kannst du mir sagen, wie ich dahin komme?“

Bevor der Ninja etwas sagen konnte, folgte ich meiner Intuition, die mir just in diesem Moment befahl, den Verstorbenen mit Ehrerbietung gegenüber zu treten und neigte meinen Oberkörper leicht nach vorn, wobei ich mir des irritierten Blickes des Shinobis mehr als nur deutlich bewusst war.

„Sie alle sind für das gestorben, das ihnen wichtig war. Sie verdienen weit mehr als nur unseren Respekt“, erwiderte ich schlicht. „Nur leider können wir ihnen nicht mehr geben.“
 

Nun da ich mich wieder in die Richtung des Friedhofs bewegte, war auch, pünktlich wie ein Uhrwerk, das merkwürdige Gefühl wieder da. Als ich die ersten Grabsteine vor mir aufragen sah, hatte ich das dringende Bedürfnis auf dem Absatz kehrt zu machen.

Ich schimpfte mich einen Feigling und ging weiter.

An dem Punkt an dem ich die Grabanlage betreten hatte, standen die Familien- und Clangräber.

Zu gern hätte ich die Inschriften gelesen die von liebenden Menschen für ihre dahingeschiedenen Verwandten hinterlassen worden waren, aber obwohl ich sie nicht verstand strahlten sie alle eine stille Erhabenheit aus.

So versunken in die stillen Trauerträger wanderte ich die Reihen entlang. An einigen der Gräber waren gerade einige Angehörige, meistens Ältere, dabei die Andenken zu pflegen. Interessiert sah ich einen Moment dabei zu, denn offensichtlich gab es auch dabei eine Etikette die eingehalten werden musste, die alleine damit begann, dass man den Grabstein mit einer Kelle Wasser sauber spülte. Kurz blieb ich noch stehen um mich dann wieder in Bewegung zu setzen.

Während ich weiter an einzelnen Grabmälern vorbeiging fiel mir auf, dass auf einigen Fotos hinterlassen worden waren. Natürlich waren viele alte Menschen darunter, hin und wieder aber auch jüngere Männer und Frauen und manchmal sogar Kinder. Reihe um Reihe wiederholte sich das Bild.

Ich hatte nun beinahe die andere Seite der Anlage erreicht und sah mir die Grabsteine nun noch genauer an. Meine Hoffnung war, dass der alte Mann die Namen wenigstens so hatte eingravieren lassen, dass ich sie lesen konnte und hatte auch, wenn man es so nennen konnte, Glück.

Im Gegensatz zu den großen Familienschreinen gab es für meine Familie lediglich eine Bodenplatte. Der Stein war hell und unverbraucht und bildetet die passende Grundlage für das schlichte Zeugnis, das darauf verewigt war:

Mahn. Ewar. Mehr nicht.

Flüchtig suchte ich nach Kristan's Namen und fand ihn schließlich auf einer separaten Tontafel, die vorne an dem Gravurstein angebracht worden war.

Ich wunderte mich wegen dieser Trennung und nahm mir vor den Sandaime danach zu fragen, wenn ich ihn das nächste Mal sah. Irgendjemand, vermutlich Hiruzen selbst, hatte ein paar Blumen hinterlassen und ein paar Kränze aus weißen Blüten zierte den Stein. Auf dem Weg waren mir ein paar Kinder aufgefallen, die diese geflochtenen Blumen überall verteilten, eine Geste die mir das Herz erwärmte.

Unfähig weiter auf den Füßen zu bleiben, ließ ich mich auf die Knie sinken. Den Strauß mit den roten Schnittblumen legte auf den Sockel.

„Hallo Mama. Hallo Papa. Hallo mein Schatz“, flüsterte ich und strich mit zittrigen Fingern über ihre Namen.
 

Ich blieb lange am Grab meiner Familie und als ich schließlich ging, war ich mir nicht einmal sicher wie spät es eigentlich schon war.

Eilig verließ ich den Friedhof und gelangte schließlich auf die Straße die zur Akademie führte. Iruka wusste nicht, dass ich heute vorbeikommen würde, daher sollte ich da sein, bevor die Schule endete. Sonst würde ich ihn sicherlich verpassen.

'Ich sollte mir wirklich eine Uhr zulegen', sagte ich ungnädig zu mir selbst.

Meine Befürchtungen lösten sich in Luft auf, sobald das Gelände in Sicht kam, denn wie es üblich war, hing über der Eingangstür eine Uhr, die jedem Anwärter verriet, ob er sich noch im Zeitrahmen befand. Glücklicherweise hatte ich ein Zeitgefühl, auf dass ich mich verlassen konnte. Zwar war ich noch immer ein wenig zu früh, aber ich würde lediglich eine halbe Stunde warten müssen. Beim Betreten des Gebäudes fühlte ich wieder das lästige Unbehagen, wenn ich daran dachte, wie ein Schüler auf einer Holzbank zu sitzen.

Während der Sprachstunden hatten wir es glücklicherweise so gehalten, dass wir durch Konoha spaziert waren und der Lehrer hin und wieder auf Objekte und Gegenstände gezeigt hatte um mir die Namen und Bedeutungen zu nennen. Nachdem ich die meisten Begriffe abgespeichert hatte, wechselten wir zu Diskussionen in denen ich den Satzbau vermittelt bekam. Dazu nutzten wir die Geschichte des Kontinents, sowie hier übliche Sagen und Märchen. Alles drei Themen, die sich nicht zu schnell erschöpften und genug Material boten.

Doch wie ich mir denken konnte, würde das beim Schreiben nicht funktionieren, weswegen das Drücken der Schulbank eine unausweichliche Konsequenz darstellte.
 

Die Wände in den Gängen waren Schmuck- und Farblos. Das Einzige was ich als dekorative Maßnahme werten konnte, waren einzelne dünne Holzleisten und ein etwa hüfthohes Holzpaneel das über den nackten grauen Stein gezogen war. Zumindest war der Gang lichtdurchflutet.
 

Im Gegensatz zu den mir bekannten Schulgebäuden, die auf beiden Seiten Klassenräume beherbergten und somit eine recht düstere Atmosphäre erschufen, war hier ein klare Trennung vorgenommen worden.

Auf der einen Seite war eine gigantische Fensterfront, auf der anderen die Klassenräume, die so größer ausfielen und mehr Studenten Platz boten. Man schlug also zwei Fliegen mit einer Klappe.

Seufzend sah ich aus dem Fenster. Draußen war strahlender Sonnenschein und ich wäre lieber wieder hinaus gegangen, als ab sofort meine Nachmittage in diesen Räumen zu verbringen. Ich erinnerte mich noch deutlich an meinen eigenen Schulabschluss und an die Inbrunst mit der ich behauptet hatte, nie wieder eine Schule von innen zu sehen.

Und trotzdem stehst du hier vor einem Klassenzimmer, spöttelte es in mir.

'Wohl wahr', seufzte ich gedanklich und ließ den Kopf hängen. Es war ein wirkliches merkwürdiges Gefühl, vor allem, da ich hier draußen Irukas Stimme deutlich hören konnte, wie er gerade etwas über die Handzeichen erzählte, die man brauchte um das Jutsu des Doppelgängers anwenden zu können.

Als die Stunde endete, ertönte irgendwo ein dunkler Gong und beinahe gleichzeitig wurde neben mir die Tür aufgerissen und ein Junge rannte in mich hinein.

„Hoppla. Entschuldigung!“, rief er als er in einem Tempo davon sauste, dass ich gut nachvollziehen konnte: Hauptsache raus.

Ein paar andere Schüler rannten ihm schreiend hinterher und ich änderte meine Position zum Durchgang, damit ich nicht noch mitgerissen wurde.

Eine kleine Gruppe schlenderte, fröhlich durcheinander redend, gemächlich nach draußen. Hinter mir hörte ich nun auch die anderen Klassen nach draußen strömen, auch wenn es die meisten Kinder nicht so eilig hatten, wie der kleine Wirbelwind von eben.

„Willst du zu Sensei Iruka?“, fragte mich ein Junge mit blauem Schal, nachdem er ebenfalls aus dem Klassenzimmer herausgetreten war und mich neugierig ansah. Hinter ihm gesellten sich ein weiterer Junge, mit blassen Gesicht und ein Mädchen mit einer wirklich abgefahrenen Frisur zu uns.

„ Ja, das stimmt“; lächelte ich den Knirps an.

„Bist du seine Freundin?“ Vor Schreck verrutschte mein Lächeln.

„W-was?“

„Na, bist du seine Freundin? Du wartest schließlich hier auf ihn.“ Anscheinend schien er meine entgleisten Gesichtszüge direkt als Zugeständnis interpretierte, denn seine Augenbrauen wippten anzüglich nach oben.

„Nein, ich bin nicht seine Freundin“, stotterte ich, als ich mich wieder gefangen hatte.

„Sensei Iruka hilft mir nur ein wenig, deswegen bin ich hier.“ Sein Schüler schien mit dieser Antwort nicht sonderlich zufrieden zu sein, und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Ich konnte ihm am Gesicht ansehen, wie sich ein Geistesblitz anbahnte.

Doch die Art und Weise wie er Luft holte, ließ mich nichts gutes ahnen.

„Also bist du eine Kunoichi, ja? Gibt dir Iruka etwa Nachhilfe? Dann musst du aber wirklich schlecht sein!“

„Ich muss dich enttäuschen, ich bin auch kein Ninja“,bemerkte ich nüchtern.

„Aber du hast recht, ich bin wirklich hier um bei deinem Sensei Nachhilfe zu nehmen“, seufzte ich und schenkte ihm ein Lächeln.

„Dein Lehrer bringt mir Lesen und Schreiben bei.“ Die Augen des Jungen wurden tellergroß.

„Kannst du nicht lesen, oder was?“ Hilflos sah ich mich um. Es war schließlich auf eine schreiende Art und Weise richtig und falsch zugleich. Um uns herum hatte sich der Gang merklich geleert und nur vereinzelt standen noch die einen oder anderen Jungen und Mädchen beisammen und tratschten. Hoffentlich wurde das hier keine allgemeine Zurschaustellung meines Unvermögens, denn der Kleine war nicht gerade leise.

Insgeheim wünschte ich mir in diesem Moment, dass man mir deutlicher ansah, dass ich Ausländer war. Es würde alles viel einfacher machen. Wobei das eigentlich unsinnig war. Es war doch eindeutig, dass ich nicht von hier kam, oder? Wieso sah das keiner? Ich beschloss Iruka bei Gelegenheit danach zu fragen.

„Doch ich kann Lesen und Schreiben, aber nur in anderen Sprachen“, erklärte ich ihm geduldig. „Ich lebe erst seid kurzem hier und habe deswegen noch etwas Probleme mit den Zeichen.“

„Boah, voll krass und wie viele Sprachen kannst du sprechen?“

„Ich spreche sechs verschiedene Sprachen und das hier ist meine siebte.“

„Echt? Das ist ja voll cool! Sag mal was.“

'Sag mal was', war ein Satz der auf meiner Hitliste der am meisten gehassten Aufforderungen ganz weit oben stand. Ich könnte alles mögliche sagen, ob es nun der Richtigkeit entsprach oder nicht, sie würden eh nicht wissen, ob es stimmte. Kurz überlegte ich, ihnen diesen Streich zu spielen, besann mich dann aber anders. Das Thema hatte nun auch das ungeteilte Interesse seiner beiden Freunde auf sich gezogen. Ich konnte in allen drei Gesichtern sehen, dass sie nicht eher Ruhe geben würden, bis ich mich ihrem Willen gebeugt hatte.

Ich überlegte kurz und entschied mich für eine etwas fragwürdige Lebensweisheit:

„Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, dann soll man den Kopf nicht hängen lassen.“

„Und was heißt das?“, fragte das Mädchen mit den orangenen Zöpfen. Ergeben übersetzte ich den Spruch und wie ich gehofft hatte, mochten sie ihn. Verschwörerisch grinsten sie sich untereinander an.

„Und in einer anderen Sprache?“ Schaltete sich nun auch der Junge ein, der bisher eher schüchtern hinter den beiden anderen Kindern gestanden hatte.
 

„Jetzt reicht es aber, Konohamaru, Moegi, Udon. Ihr setzt der armen Haruka ja ganz schön zu.“ Lachend kam der junge Lehrer aus dem Klassenzimmer und stemmte mit gespielter Ernsthaftigkeit die Hände in die Hüfte. Endlich war meine Rettung gekommen, erleichtert warf ich ihm einen Blick zu, den er mit einem Zwinkern quittierte.

„Es wird Zeit für euch. Sensei Ebisu wartet sicher schon auf euch. Vor allem auf dich Konohamaru“, fügte er streng hinzu. Wer auch immer 'Sensei Ebisu' war, seine Schützlinge schienen bei dem Gedanken nicht sonderlich begeistert zu sein.

„Der ist sicher gerade wieder dabei die Frauen bei den heißen Quellen zu bespannen“, entgegnete der Angesprochene maulig.

„Wie bitte? Was erzählst du denn da?“ Nun waren auch dem braunhaarigem Lehrer die Gesichtszüge nach unten gerutscht. Belustigt sah ich von dem Einem zum Anderen und beschloss einzugreifen, damit sich der Ältere wieder fangen konnte.

„Einen Spruch gebe ich euch noch, er ist vielleicht nicht so lustig wie der andere, aber er ist wichtig für das Leben: Um etwas Großes zu erreichen, darf man nicht vergessen, den kleinen Dingen sein Herz zu schenken.“ Nachdem ich es übersetzt hatte, schienen sie tatsächlich enttäuscht zu sein. Lustige Sprüche waren, egal in welchem Land man sich befand, immer beliebter als die ernsten. Aber zumindest das Mädchen, dass Moegi hieß, schien darüber nachzudenken.

„Der ist doof“, nölte Konohamaru. „Sag uns noch einen lustigen“, verlangte er in Befehlston.

„Nun aber Schluss Konohamaru, macht dass ihr rauskommt.“ Schaltete sich der braunhaarige Lehrer wieder ein. Mittlerweile hatte er seine Mimik wieder unter Kontrolle gebracht.

„Beim nächsten Mal etwas lustiges“, versprach ich zwinkernd. Ob die Drei nun wollten oder nicht, mussten sie sich doch damit zufrieden geben.

„Na dann Team Konohamaru!“ Rief der Kleine plötzlich. „Abrücken! Lasst uns Sensei Ebisu suchen!“

Ein synchrones „Jawohl!“ erklang und polternd rannten sie ihren Klassenkameraden nach draußen hinterher. Iruka sah ihnen einen Augenblick gedankenverloren nach.
 

„Können wir?“ Holte ich ihn aus seinen Gedanken.

„Ja natürlich. Ich hab mich schon gewundert, wo du geblieben bist.“ Täuschte ich mich oder schwang da ein kleiner Hauch Vorwurf in seiner Stimme mit?

„Ganz der Lehrer, nicht wahr?“, witzelte ich, woraufhin er sich ertappt am Kopf kratzte.

„Der Hokage hat mich einen Brief überbringen lassen und die Strecke war etwas weiter als gedacht.“

„Achso. Na dann. Hast du schon etwas bestimmtes im Kopf, dass du erklärt haben willst?“

„Das hab ich tatsächlich. Ich würde gerne Lesen und Schreiben lernen. Sprechen geht ja schon ziemlich gut, oder?“ Strahlend sah ich ihn an, als er zustimmend nickte.

„Dann besorgen wir uns mal ein paar Bücher, damit wir gleich anfangen können.“ Sein pragmatischer Elan steckte an und lachend traten wir aus dem Schulgebäude hinaus in die strahlende Sonne.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Aibera
2014-01-22T23:39:46+00:00 23.01.2014 00:39
=) Und so begann sie, als Erwachsene freiwillig die Schulbank zu drücken... =D
Schönes Kapitel, les gleich mal weiter
lg
Aibera
Von:  fahnm
2014-01-11T03:10:27+00:00 11.01.2014 04:10
Klasse Kapi^^
Mach weiter so^^
Von:  Samehada92
2014-01-10T22:19:09+00:00 10.01.2014 23:19
Wieder ein super Kapitel ^^
Bin schon mal gespannt, ob bzw. welche Rolle Haruka bei der Chunin-Auswahlprüfung spieln wird. :-)


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