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Vom Dunkel und vom Licht

Das unaufhörliche Streben nach Glück und die Kellen die das Leben gibt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben.
Dieses Kapitel hat es mir doch ziemlich schwer gemacht. Ich bin nun einigermaßen damit zufrieden und hoffe Iruka ist noch irgendwie Iruka geblieben.
Ich habe mich entschieden Harukas innerem Begleiter mit einer Formatierungsänderung mehr Deutlichkeit zu geben. Die Kursiv geschrieben Sätze sind demnach von ihm. Ich werde es in den anderen Kapiteln ebenfalls ändern und hoffe, dass es euch nicht all zu sehr verwirrt.

Ganz liebe Grüße
Vanhia Komplett anzeigen

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Kapitel 11 - Konzentration, Konzentration und noch mal von vorn

Meinen ehrwürdigen Vorsatz, die hiesigen niedergeschriebenen Texte lesen zu können, verfluchte ich alsbald voller Inbrunst und aus tiefsten Herzen.

Wie sich herausstellte war das Erlernen der Schriftbilder nämlich nichts für ungeduldige Schüler.

Dummerweise war ich, was das anging, offensichtlich genau das: ungeduldig.
 

Unwirsch tunkte ich den Pinsel in die Tinte und ließ ihn über das Papier wandern, das vor mir auf dem Schreibtisch lag.

„Nein, das heißt was anderes“, kam es von dem jungen Mann, der sich über meine Schulter beugte. Genervt, klopfte ich mit dem Fuß in rhythmischen Abständen auf den Boden, in der Hoffnung ein wenig meiner Anspannung loszuwerden.

Leider ging das so ziemlich in die Hose und ich machte nicht nur mich selbst, sondern auch den braun-haarigen Chūnin unnötig nervös.
 

„Jetzt heißt es Vogel....“ Ich schrieb es noch einmal.

„Suppe“, stöhnte er und griff sich an den Kopf. Bei meinem nächsten Versuch sagte er gar nichts mehr sondern lief an wie eine Tomate.

„Was? Was habe ich jetzt geschrieben?“, fragte ich ihn frustriert.

„D-Das kann man nicht laut aussprechen“, stieß er gepresst hervor und drehte sich weg.

Ich konnte nur raten, was er hinter mir trieb, tippte aber, dass er sich verzweifelt die Haare raufte.

Angestrengt versuchte ich mich zu zwingen ruhig zu bleiben, doch das letzte bisschen meiner Selbstbeherrschung war schon vor Tagen über Bord gegangen. Spätestens ab dem Punkt, als zu den Kanji auch noch Hiragana und Katagana hinzugekommen waren, hatte sich mein Hirn buchstäblich in Rauch aufgelöst.

Säuerlich warf ich das Schreibgerät vor mir auf den Tisch und zerknüllte das Papier.

„Noch mal von vorn!“ drang seine, um Fassung bemühte, Stimme zu mir.

„Zuerst das Zeichen für Feuer...“
 

Irgendwann könnte ich vielleicht einmal über diese ganze Situation lachen. Falls ich jemals meinen Humor wiederfinden sollte, der sich wohl ins Blaue aufgemacht hatte. Mit verkrampften Fingern griff ich erneut den schmalen Holzstiel und setzte die Spitze auf den Untergrund. Das hier hatte nichts, aber auch gar nichts mit der mir bekannten Tätigkeit zu tun. Wieso man hier auch unbedingt mit einem Pinsel schreiben musste, war das Nächste, was mich auf die Palme brachte.

'Wieso kann ich nicht einfach einen Stift nehmen', maulte ich in mich hinein und erhielt prompt die dazu passende Antwort.

Weil man hier eben mit einem Pinsel schreibt.
 

'Ganz ruhig, ich schaffe das. Es ist nur das Zeichen für Feuer. Das habe ich schon hundert Mal gesehen.'

Und sicherlich genauso oft hat er es dich schreiben lassen. Der amüsierte Unterton in meinem Kopf entging mir nicht.

'Still da drin', erwiderte ich unfreundlich und richtete meine Konzentration wieder auf die unmittelbare Aufgabe.

Mühsam schrieb ich - nein – ich malte das Zeichen für Feuer vor mir auf das Blatt Papier.

„Gut, jetzt das Zeichen für Hokage.“

Das ging schon eine Ewigkeit so.
 

Wenn man es objektiv betrachtete waren meine Fortschritte in der einen Woche, die ich bisher Unterricht nahm gar nicht mal übel gewesen. Zusammen mit Iruka hatte ich zuerst begonnen eine Art Grundwortschatz zusammenzustellen der die grundlegendsten Ausdrücke enthielt.

Gewappnet mit diesem Utensil war es mir bereits möglich gewesen die ersten Texte in den Büchern zu lesen, die Iruka für den Unterricht gekauft hatte. Das war allerdings auch nicht sonderlich schwer, da es Bilderbücher waren.

Wir beide hatten unser Vorhaben ziemlich unterschätzt und das erste Hindernis hatte darin bestanden, dass es so etwas wie Lehrbücher überhaupt nicht gab. Daher hatten wir in dem Buchladen kurzerhand improvisieren müssen und waren auf die Kinderliteratur gestoßen.

Zumindest was mich anging, war ich anfangs froh über diesen einfachen Einstieg, denn wenn ich einmal nicht weiterwusste, lieferten mir meist die Illustrationen einen guten Hinweis.
 

Meinem Lehrer war das natürlich aufgefallen. Und wie ich feststellen musste, stellte raten für Iuka keine Option dar. Ich unterstellte ihm, Spaß daran gehabt zu haben, als er mir diese Flausen auf mehr oder weniger pädagogischen Weg austrieb. Ertappt, hatte ich von da an fügsam gelernt und jedes mir unbekannte Wort in die Liste eingetragen. Es war nicht einfach, aber ich hatte wenigstens einen Erfolg verzeichnen können. Beim Schreiben biss ich mir jedoch die Zähne aus. Und da war meine grausige Handschrift wohl noch das geringste Übel.

Ständig setzte ich einen Strich zu weit unten oder oben an, woraus direkt neue Bedeutungen entstanden und wenn ich ehrlich sein sollte: es trieb mich in den Wahnsinn.
 

Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und schrieb das nächste Wort, dass der Ninja von mir verlangte auf den Zettel.

„Hey, das sieht gut aus“, versuchte er mich aufzumuntern.

Ich quittierte sein Lob mit zusammengepressten Lippen, da ich befürchtete, dass sich eine Schimpf- und Fluchkanonade entladen würde, sobald ich meinen Kiefer auch nur etwas lockerte.
 

Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass Zurückhaltung eine meiner größten Stärken sei. Hier allerdings kam ich definitiv an meine Grenzen.

Dummerweise war ich es selbst gewesen, die Narutos Sensei um diesen Unterricht gebeten hatte, herumjammern brachte also faktisch gar nichts. Und noch weniger konnte ich Iruka die Schuld dafür geben, dass es so schlecht lief.
 

„Bei dem Wort musst du den Strich weiter unten setzten.“ Ich hatte mich wieder vermalt, wer wusste, was es nun hieß. Konzentriert schloss ich die Augen.

Also dann. Noch einmal von vorn.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit schlug der Ältere eine Pause vor, der ich erleichtert zustimmte. Ausgelaugt lehnte ich mich in den Stuhl zurück und streckte mich ausgiebig, während Iruka kurz verschwand um mit zwei dampfenden Bechern zurückzukehren.

„Es ist sicher nicht leicht für dich“, kommentierte er, als er mir einen Tee reichte.

Verwirrt sah ich ihn an.

„Was meinst du?“

„Nun, es ist knapp zwei Monate her, dass du nach Konoha gekommen bist. Eine neue Umgebung, neue Sprache, neue Menschen. Das ist sicher nicht einfach.“ Während er sprach, drehte er den Stuhl neben mir verkehrt herum und ließ sich auf ihn sinken. Seine Arme legte er auf der Stuhllehne ab.

„Nun“, sagte ich langsam und stockte.
 

Das weiße Blatt vor schien mit einem Mal wirklich unglaublich interessant zu sein. Die schwarzen und unsicheren Striche auf dem hellen Untergrund schickten ihre stumme Anklage gegen mich. Schuldbewusst riss ich mich von dem kläglichen Anblick los und meine Augen streiften weiter ziellos durch den Raum.

Schon bei meinem ersten Besuch war mir aufgefallen, dass die Einrichtung in Irukas Wohnzimmer relativ schmucklos gehalten war. Eine Eigenschaft, die mich gerade für die Räumlichkeiten eines Lehrers, ein wenig verwunderte.

Es gab den Schreibtisch, den ich seid einer Woche okkupiert hatte, eine Couch mit dazugehörigem Tisch, ein paar Stühle und mehrere Regale.

Alles war bis zur Perfektion aufgeräumt. Nirgendwo lag auch nur eine verirrte Socke herum. Allerdings waren mir ein paar zusammengerollte Papiere aufgefallen die auf der Innenseite verdächtig bunt aussahen.

Sicherlich Bilder die ihm seine Schüler einmal geschenkt hatten.
 

Anfangs hatten wir noch in seinem Klassenzimmer gearbeitet, doch zum einen waren die Sitzplätze nicht unbedingt für ausgewachsene Menschen geeignet und zum anderen wurde es dem Chūnin irgendwann doch zu unangenehm geworden, die bohrenden Fragen seiner Schüler zu beantworten. Allen voran natürlich Konohamaru der ihn, zusammen mit seinen Schatten Moegi und Udon, ständig löcherte ob wir nun mittlerweile ein Paar seien.

Grüblerisch legte ich den Kopf schief, als mich ein leises Räuspern wieder in die Realität zurückholte.

Siedend heiß fiel mir wieder ein, dass ich dem Chūnin noch eine Antwort schuldete und drehte meinen Kopf wieder in seine Richtung.
 

„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, was ich sagen soll“, gab ich leise zu.

Überrascht blinzelte er. „Wieso das?“

„Ich vermisse meine Familie wirklich sehr, aber abgesehen davon fehlt mir niemand.“
 

Wenn man, so wie junge Lehrer und ich, beinahe jeden Tag der letzten beiden Monate zusammen verbrachte, war es nur eine Frage der Zeit gewesen bis er mich nach meiner Vergangenheit gefragt hätte. Bisher war es mir zwar möglich gewesen jede Situation zu umgehen, die darauf abzielte etwas über mich preiszugeben. Doch die Schwachstelle, die meinem ursprünglichen Plan innewohnte, hatte sich deutlich bei den Übungsstunden gezeigt.

Iruka stellte sich nämlich als überraschend hartnäckig heraus, wenn es darum ging jemanden auszuquetschen. Und je weniger ich mich kooperativ zeigte um so misstrauischer schien er zu werden, bezüglich der Leichen die ich im Keller hatte. Wenn ich also vermeiden wollte, dass er Vermutungen anstellte, die in eine falsche Richtung liefen, musste ich mich ein Stück weit fügen. So hatte ich ihm schlussendlich in einer abgespeckten Form die gleiche Geschichte wie dem Daimyō erzählt. Der Gesichtsausdruck des Shinobi war sehr betreten gewesen, doch als Erklärung erschien es ihm auszureichen, da er danach nicht weiter gefragt hatte.
 

In die Augen des sanftmütigen Mannes trat ein mitfühlender Ausdruck, was mich leicht erraten ließ, wohin seine Gedanken soeben gewandert waren. Seine vermeintlich freundliche Geste, rief bei mir Unbehagen und Widerwillen hervor. Ich wollte kein Mitleid, denn es war zu verführerisch sich selbst darin zu ertränken.

„Ich denke, ich sollte doch irgendetwas spüren. Verlust oder Schmerz für die Menschen die ich nie wieder sehen werden. Aber da ist nichts“, betont emotionslos sah ich ihn an.

'Bis auf das tiefe Loch in meiner Brust und den Träumen', fügte ich in Gedanken hinzu.

Schon alleine an seiner Körperhaltung konnte ich erkennen, dass der junge Lehrer überrascht war. Sicherlich hatte er nicht mit einer so direkten Antwort meinerseits gerechnet.
 

„Nun ich denke, du hast einfach das Beste aus deiner Situation gemacht. Diese Menschen zu vermissen würde dir hier nichts bringen.“

Stumm erwiderte ich seinen Blick, bis er verlegen in eine andere Richtung sah. Damit war das Thema glücklicherweise auch schon wieder am Ende, denn der Lehrer hatte durchaus Verständnis dafür, dass ich nicht gern näher darauf eingehen wollte. Ich warf einen Blick auf den Zettel der still leidend von meinen Schreibversuchen kündete und dachte an all die anderen Dinge, die nicht so liefen, wie ich sie gern hätte.
 

„Iruka?“

„Ja was denn?“

„Ehm, wie läuft es denn mit den Vorbereitungen für die Chūnin-Auswahlprüfungen?“ Ich biss mir auf die Zunge.

Zu weit war ich meinen Gedankengängen gefolgt um nun am Ende des Weges bei meinen Problemen mit der Chakramanipulation anzukommen.

Und während ein Teil meines Gehirns sich die letzten Versuche vor Augen führte, war der andere bereits zu einem Entschluss gekommen: nämlich den Chūnin nach Hilfe zu fragen. Fairerweise musste ich zugeben, dass er schon allein aus beruflicher Hinsicht dafür geeignet war. Immerhin unterrichtete er die Anfänger, die ebenfalls noch nicht auf ihr Chakra zugreifen konnten. Ich spielte noch einen Moment lang mit der Überlegung, wurde jedoch von meinem inneren Begleiter unterbrochen.

Wenn du ihn fragst, wird es zu unangenehmen Fragen kommen.

'Ich weiß, aber alleine komme ich nicht weiter. Es hängt immer an dem gleichen Punkt.'
 

Genau wie bei dem ersten Versuch mit Tenzou, schaffte ich es zwar mir das Energienetzwerk vor Augen zu führen und zu spüren. Auch brauchte ich mich mittlerweile weder hinzusetzen, noch musste ich die komplette Meditationsübung machen. Aber das war es auch schon mit meinem Erfolgserlebnis. Das Problem war, dass dieses Bewusstsein sofort abbrach, sobald ich abgelenkt wurde. Es reichte schon ein flüchtiger Gedanke und ich musste von vorne anfangen. Ein weiterer Grund wieso meine Geduld heute ein relativ dünner Faden war. Irgendwas musste ich falsch machen.
 

Ein wenig verwundert sah mich Iruka an, natürlich hatte er meinen mehr als nur plumpen Ablenkungsversuch durchschaut, ging aber zu meinem Glück nicht näher darauf ein. Nachdenklich legte er den Kopf schief.

„Na ja, es ist alles ziemlich chaotisch. Aber ich habe selbst mit den Vorbereitungen nicht so viel zu tun. Ich glaube, was die Einzelheiten angeht weißt du wohl mehr als ich.“ Prüfend sah er mich an.

„Nein“, ich schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil. Die Dorfältesten und der Hokage haben mich fürs erste von meiner Arbeit freigestellt.“ Ein überraschter Ausdruck flog über das Gesicht des braun-haarigen Lehrers.

„Wieso das denn?“

„Na ja. Ich gehöre nicht zu den Konohaninjas und habe keine Verpflichtung über das, was ich sehen oder hören könnte, Stillschweigen zu bewahren. So haben sie sich jedenfalls ausgedrückt.“

Bei dem Gedanken an die beiden Alten, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich war bisher meistens von dem zweifelhaften Privileg verschont geblieben, sie öfter zu sehen. Doch mir reichten schon die wenigen Male, bei denen ich ihnen Dokumente gebracht hatte. Jedes Mal erdolchten sie mich mit ihren Blicken und es war nur zu offensichtlich, dass sie mir nicht trauten. Darüber hinaus war es ihnen ein Dorn im Auge, dass Hiruzen mir meine Anstellung ohne Absprache mit ihnen gegeben hatte. Sie hatten es geduldet, solange ich nur belanglose Briefe und Missionsberichte der Klassifizierungen D bis B ausgeliefert hatte.

Da es aber nun um Korrespondenzen ging, die die Sicherheit von Genin und Besuchern aus mehreren verschiedenen Dörfern gewährleisten sollten, war ich als potenziellen Informationsleck einzustufen.

Auch Iruka schien das einzuleuchten denn er nickte versonnen.
 

„Leider erfahre ich dadurch auch nicht mehr, was passiert.“ Setzte ich noch hinzu und machte in der Hoffnung, dass das den braun haarigen Lehrer zum sprechen bringen würde, ein geknicktes Gesicht.

„Das Letzte was ich mitbekommen habe ist, dass es wohl Zwischenfälle unter den Teilnehmern gab. Das war es aber auch schon wieder.“

Gespannt beobachtete ich seine Mimik und konnte ihm seine Gedankengänge beinahe vom Gesicht ablesen.

„Nun, wenn die Dorfleitung beschlossen hat, dir nicht mehr zu sagen, sollte ich mich wohl auch zurückhalten.“

Das saß.
 

Natürlich war mir bewusst, dass ich nicht in der Position war irgend eine Forderung zu stellen.

„Oh. Na gut.“ Ich drehte mich wieder zu meinem Papier und griff nach dem Pinsel. Unzufrieden drehte ich ihn zwischen den Fingern.
 

„Nun guck doch nicht so. Es ist nicht so, dass es dir nichts sagen will. Aber die Wahrheit ist, dass ich selbst nicht viel weiß. Zumindest nichts von den interessanten Sachen. Die Organisation übernehmen Jōnin und einige wenige ausgewählte Chūnin.“ Sein Tonfall hatte etwas bittendes. Anscheinend konnte es Iruka nicht ertragen, wenn er jemanden enttäuschte. Ich seufzte.

„Es ist in Ordnung. Ich bin nur ziemlich neugierig, weißt du?“ Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, obwohl ich es doch war, die etwas Zuspruch gebrauchen konnte. Schließlich sah es gerade ziemlich düster aus: Tenzou war immer noch nicht wieder aufgetaucht und ich befürchtete, dass es auch so bleiben würde. Meine Schreibbemühungen waren alles andere als fruchtbar und selbst meinen Job hatte ich hergeben müssen.

Zwar hatte mir der Hokage versichert, dass er meiner Befreiung nur zugestimmt hatte um seine Ruhe vor den beiden Alten zu haben, aber gut fühlte ich mich deswegen trotzdem nicht. Im Gegenteil, es machte mir überhaupt einmal mehr bewusst, welchen Weg ich für mich selbst gewählt hatte. Grüblerisch malte ich Kringel auf die Fläche vor mir.

„Es gab tatsächlich Auseinandersetzungen zwischen den Teilnehmern“, durchbrach Iruka schließlich die Stille. Ich hörte ein ergebenes Seufzen. Überrascht drehte ich mich wieder zu ihm um.

„Iruka, du musst mir nichts erzählen. Ich kann das verstehen, wirklich.“

„Ich muss nicht, aber ich kenne Naruto. Er wird es sowieso im halben Dorf herumschreien, sobald er von etwas Wind bekommen wird.“ In seinen Augen blitzte es.

„Da kann ich dir auch direkt sagen, was ich weiß.“

Dass Naruto in der vergangenen Woche ein paar Mal bei mir vorbeigekommen war, schien ein offenes Geheimnis zu sein. Vermutlich hatte der Chaot selbst dafür gesorgt, dass es Leute wie Iruka und der Hokage wussten. Ersterer saß nun entspannt neben mir und zuckte mit den Schultern.

„Ich kann dir zu den momentanen Vorgängen nur sagen, dass ein paar der Teilnehmer miteinander gekämpft haben und disqualifiziert wurden. Zwar herrscht zwischen den einzelnen Dörfern Frieden aber sie brennen geradezu darauf sich miteinander zu messen und zu beweisen.“

„Wird Naruto auch an diesen Prüfungen teilnehmen?“

„Theoretisch könnte er, aber das liegt ganz im Ermessen seines Senseis. Wie auch bei all den anderen Teams, die im ersten Jahr sind, entscheiden ihre Teamführer über die Eignung. Ich denke aber, dass Naruto noch nicht so weit ist.“

Deutlich konnte ich seine Sorge erkennen. Mir ging es auf merkwürdige Art genauso. Nachdem ich das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte, Kisho kennenzulernen, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich diese ganze Chūnin-Prüfungen wirklich gut fand.

„Ich kann dich gut verstehen, er macht nicht den Eindruck gegen die Genin bestehen zu können, die ich bei der Anmeldung gesehen habe. Alleine der Altersunterschied ist bedenklich."

Iruka schien der gleichen Meinung zu sein, denn er nickte ernst.

"Ja, das denke ich auch. Selbst, wenn er schon viele Fortschritte gemacht haben mag, seit er in dem Geninteam ist, wird es mit Sicherheit nicht für die Auswahlprüfungen reichen."

"Was meinst du denn mit 'selbst wenn er Fortschritte gemacht hat'?"
 

Die Frage schien dem Lehrer ziemlich unangenehm zu sein, denn er er sah mich mit einem gequälten Ausdruck an.

"Es ist nicht so, dass Naruto, als er noch mein Schüler war, keine Mühe gegeben hätte", begann er vorsichtig. "Aber er hat immer ziemlich viel Mist gebaut. Im Unterricht war sein größter Erfolg sein Sexy Jutsu, das du ja schon kennengelernt hast. Alles andere hat er nicht wirklich erfolgreich hinbekommen." Bei dem Gedanken an Narutos Spezialjutsu huschte ein merkwürdiger Schatten über Irukas Gesicht, den ich nicht richtig deuten konnte.

“Nun, ich hatte den Eindruck, dass er mittlerweile den Ehrgeiz entwickelt hat um seine Fähigkeiten so schnell wie möglich zu verbessern“, warf ich ein.

Der Shinobi lächelte.

„Du meinst wegen Sasuke?“ Überrascht sah ich ihn an, was ihn dazu brachte leicht die Augen zu verdrehen.

„Ich hatte sie beide in meiner Klasse. Daher kenne ich auch ihn ganz gut. Er ist das komplette Gegenteil von dem kleinen Chaoten. Und sie mochten sich damals schon nicht besonders. Wie es jetzt bei ihnen im Team ist... nun, da kann ich nur raten.“ Mit einem stummen Blick forderte ich ihn auf weiterzusprechen.

„Sasuke ist ein Uchiha und daher schon von Natur aus sehr begabt. Sein Bruder, Itachi, soll ein Genie gewesen sein, bis...“ Ein wenig verlegen brach er ab.

„Bis was?“ Meine leise Frage stand wie eine Säule im Raum. Sicher war es dem Chūnin unangenehm, da er gerade dabei war Dinge auszusprechen, die eindeutig Privatsache waren. Dennoch schien ein Teil von ihm darauf zu brennen, dieses besondere Stückchen Klatsch weiterzugeben. Im Dorf selbst wusste es mit Sicherheit jeder, so dass man damit keinen Blumentopf gewinnen konnte. Kurz sah ich hinter seinen Augen diese beiden Antriebe miteinander ringen.

„Bis er seinen ganzen Clan ermordet hat.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause.

Da ich jedoch weder in Ohnmacht fiel, noch anderweitig meine Bestürzung bekundete fuhr er ein wenig enttäuscht fort.

„Nur seinen Bruder hat er verschont. Ich habe von Kakashi gehört, dass Sasuke wild entschlossen ist, sich dafür an Itachi zu rächen.“

„Da jagt dann wohl ein Fuchs den Anderen“, murmelte ich.

„Was meinst du damit?“ Interessiert beugte sich der junge Mann zu mir um mich besser verstehen zu können.

„Du sagst, dass der Junge sich an seinem Bruder rächen will und wenn dieser Itachi ein Genie war, dann wird sein kleiner Bruder versuchen ihm nachzueifern um ihn irgendwann zu übertreffen. Und Naruto hat sich an Sasuke dran gehängt um seinerseits seinen Rivalen zu übertreffen.¨

„Hat er denn etwas über Sasuke erzählt?“ Nun war es Iruka, der ein neugieriges Gesicht machte. Unwillkürlich musste ich an den Abend vor einer Woche denken, an dem Naruto mich geradezu mit Bemerkungen über den Uchiha-Jungen bombardiert hatte.

„Nein, nicht wirklich. Aber er scheint von den Fähigkeiten des Jungen wirklich beeindruckt zu sein. Es spornt ihn ziemlich an, wenn er bei einer Trainingseinheit den Kürzeren zieht.“ Ich konnte den Genin vor mir sehen, wie er jedes Mal wild gestikulierte, während er sich über den anderen Jungen mokierte und gleichzeitig Essen in sich hinein schaufelte. Von Tischmanieren hatte Naruto wirklich noch nie etwas gehört.

„Ich hoffe nur, dass er er keinen Unsinn macht, wenn er erfährt, dass er an den Auswahlprüfungen nicht teilnimmt.“

„Laufen denn die Anmeldungen für die Genin aus Konoha auch schon? Ich hätte gedacht, das die erst kurz vor Beginn angenommen werden.“

Überrascht hob er eine Augenbraue.

„Ich dachte, Homura und Koharu haben dich ausgeschlossen, damit du nicht zu viele interne Informationen bekommst?“

„Haben sie auch.“ Ich konnte mir ein spitzbübisches Grinsen nicht verkneifen.

„Na da bin ich jetzt aber mal gespannt.“

„Du glaubst doch nicht im ernst, dass ich irgendetwas verrate? Ich will niemandem Probleme machen“, witzelte ich und machte ein ernstes Gesicht.

In seinem Kopf arbeitete es sichtbar und ich war mir ziemlich sicher, dass er überlegte eine Verteidigungsrede auf interne Verschwiegenheit zu halten. Er holte tief Luft, nur um sie einen Moment später geräuschvoll wieder auszustoßen.

„Ich kann mir schon denken, wer es war. Kotetsu und Izumo richtig?“

Stumm wie ein Fisch saß ich vor ihm. Natürlich lag er gar nicht mal so falsch, aber ich würde die Beiden um keinen Preis ans Messer liefern, wenn sie mir nach meinen morgendlichen Trainingsrunden ein wenig von den Fortgang der Vorbereitungen erzählten.
 

Ich für meinen Teil hatte großes Mitleid mit ihnen, denn sie hatten sich nicht nur mit den Genin herumzuschlagen, sondern mussten darüber hinaus auch ihren normalen Wachdienst weiterführen.

Man sah ihnen förmlich an, dass sie dringend Schlaf brauchten. Vor allem Kotetsu schien mit diesen unfreiwilligen Überstunden seine Probleme zu haben, denn unter seinen Augen zeigten sich mittlerweile tiefschwarze Augenringe. Auch sonst wirkte sich die viele Arbeit ziemlich auf den sonst so quirligen Chūnin aus, denn selbst Izumos gelegentliche Sticheleien nahm er gleichgültig hin.

Was Iruka darüber hinaus nicht wissen konnte, war dass, auch wenn ich keine Briefe mehr auslieferte, dennoch hin und wieder in den Hokageturm ging, um ein wenig mit dem alten Mann zu reden. Vorausgesetzt er hatte ein wenig Zeit übrig.

Gerade aber daran fehlte es zunehmen, da sich das Dorf unmittelbar vor einem organisatorischen Desaster befand.
 

Niemand hatte mit der Masse an Schaulustigen gerechnet, die die kleine Stadt geradezu überflutete.

Nicht nur die Genin selbst kamen aus ihren Dörfern, sondern je näher der Termin des Spektakel rückte, desto mehr Bewohner zog es aus dem Umland nach Konoha. Auch aus den anderen Ninjadörfern kamen viele Gäste und wenn ich tippen müsste, glaubte ich beinahe, dass das Dorf momentan sicher das Doppelte seiner normalen Einwohnerzahl besaß. Und das, obwohl bis zum eigentlichen Start noch zwei Wochen Zeit war. Sicher platzten bis dahin sämtliche Gasthäuser und Herbergen aus allen Nähten.
 

„Du musst es mir auch nicht sagen, ich weiß trotzdem von wem es kommt. Den beiden werde ich etwas erzählen“, hörte ich den Chūnin schimpfen.

„Sie müssen mir gar nichts erzählen, das hier ist ein Ninjadorf", amüsiert hob ich eine Augenbraue. "Dass die Genin erst später zu ihren Anmeldungen zugelassen werden, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Selbst die Alten reden von nichts anderem mehr.“

„Wirklich? Das habe ich gar nicht mitbekommen.“

„Manches klingt ziemlich interessant“, begann ich betont langsam. „Stimmt es, dass vor ein paar Jahren die Akademieabsolventen für zwei Wochen in ein Höhlensystem gesperrt wurden?¨

Meine Ablenkung funktionierte.

„Wer erzählt denn so einen Unsinn?“ Perplex verschluckte er sich an seinem Tee.

„So ein paar alte Frauen haben sich darüber unterhalten, als ich gestern auf dem Heimweg war. Also sag schon. Ist es wahr?“

„Nein natürlich nicht, aber ich muss zugeben das Auswahlverfahren ist nicht überall gleich.“

„So? Wie ist es denn in den anderen Dörfern?¨

„Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau. Aber es geht das Gerücht dass es in Kirigakure ziemlich grausame Prüfungen gab. Es heißt man hat alle Genin gegeneinander bis zum Tod kämpfen lassen und die die es überlebt haben wurden dann Chūnin.¨

Der Mann mit der großen Narbe im Gesicht erhob sich und ging ein paar Schritte zu dem Fenster, das den gesamten Raum in warmes Licht tauchte. Er schloss die Augen und ließ sich die Sonne auf das Gesicht scheinen.

„Wenn ich es mir recht überdenke, gibt es die gleichen Gerüchte über den Anbukern“, hörte ich ihn murmeln.

„Was ist der Anbukern?“

Der junge Mann machte den Anschein sich jeden Moment die Zunge abbeißen zu wollen.

„Schon gut.“Ich hob die Hände um ihn zu beruhigen. Ich wollte wirklich nicht dafür verantwortlich sein, dass er Seppuku beging, nur weil ihm etwas rausgerutscht war.

“Ich habe nichts gehört.“ Mit einem Gefühl, dass beinahe an endlose Frustration und unermessliche Unlust grenzte, drehte ich mich wieder zum Schreibtisch zurück. Testweise befahl ich meinen Fingern den Pinsel wieder in die Hand zu nehmen, aber wie ich es befürchtet hatte passierte - nichts. Absolut gar nichts. Keiner meiner Finger zeigte überhaupt ein Zucken. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich in mein Schicksal zu ergeben.

Leicht stöhnend erhob ich mich. Das lange Verharren in einer Position hatte meinen Muskeln und Bändern nicht gut getan. Steif stakste ich ein paar Schritte durch das Zimmer und drückte mir meine Daumen gegen die Rückenwirbel, die sich am schlimmsten anfühlten. Die Pressur linderte das unangenehme Ziehen ein wenig.

Es schrie geradezu nach einem schönem heißem Bad.
 

„Es tut mir wirklich leid Iruka, aber ich glaube, für heute bin ich fertig.“

Mit spitzen Fingern räumte ich die Blätter zusammen. Die die vorzeigbar waren legte ich auf einen Stapel zusammen. Der Rest wanderte auf direktesten Weg in den Mülleimer. Ungnädig betrachtete ich die ungleiche Verteilung zwischen Erfolg und Misserfolg.

Morgen würde ich hoffentlich wieder mehr Energie für die Sache aufbringen können. Auch Iruka schien erleichtert, auch wenn er, ganz Lehrer, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

„Bist du sicher?“

„Ja ziemlich. Ich werde morgen einfach etwas mehr lernen.“ Das verschraubte Tintenfass stellte ich an seinen angestammten Platz in der hinteren rechten Ecke des Schreibtischs.

„Bevor ich es vergesse, ich habe noch etwas für dich“, der Shinobi verschwand aus dem Zimmer. Etwas verwundert blieb ich einen Moment regungslos stehen. Doch so schnell wie er verschwunden war, schlüpfte er auch schon wieder ins Zimmer, in der Hand ein kleines ,in Papier gewickeltes, Paket.

„Hier das ist für dich. Ich habe es im Laden gesehen und musste sofort an dich denken.“ Mit einem breiten Lächeln hielt er es mir entgegen.

„Was ist das?“ Probeweise schüttelte ich es vorsichtig.

„Das wirst du sehen, wenn du es aufmachst.“ Während der Chunin mich zur Tür begleitete, befühlte ich immer wieder das quadratische Objekt in meinen Händen.

Die Oberfläche gab ein wenig nach, wenn man darauf drückte, und doch schien der Inhalt des Geschenks kompakt zu sein. Auch war es weder schwer noch leicht, weswegen ich schwer einschätzen konnte, was es wirklich war.

Wie ich den braun haarigen Lehrer einschätzte war es ein Buch, aber das Format erschien mir doch ein wenig zu ausgefallen.

Ich verabschiedete mich und schlug vor dem Haus den Weg ein, der mich aus den Stadtmauern hinaus bringen sollte.

Die Luft um mich herum schwirrte nur so vor Leben, da die größte Hitze des Tages bereits vorüber war.

Bis zur Dämmerung hätte ich noch ein paar Stunden Zeit und ich entschied noch ein wenig spazieren zu gehen. Nach der ganzen Zeit in Irukas Wohnung, schien mir frische Luft das beste Mittel gegen meinen Frust zu sein. Während ich durch die Straßen von Konoha wanderte, versuchte ich immer wieder mich auf mein Chakra zu konzentrieren. Doch es blieb weiterhin dabei: Sobald sich auch nur ein flüchtiger Gedanke in meinem Kopf herausbildete, brach die Verbindung ab.

Genervt trat ich gegen einen kleinen Stein.

Das konnte doch beim besten Willen nicht so schwer sein?
 

Vielleicht liegt es an den Bolzen?

'Die Idee habe ich auch schon gehabt. Aber es muss doch trotzdem möglich sein', antwortete ich der Stimme resigniert.

'Immerhin kann ich durch den ersten entfernten Stift auch mehr Kraft aufwenden. Irgendwo muss sie also zirkulieren.'

Ich glaube, du vergisst, dass die Kraft, die durch das Metall zurückgehalten wird, nicht die gleiche ist, die du von Natur aus in deinem Inneren hast. Der Einwand war gar nicht mal so dumm, denn ich war tatsächlich davon ausgegangen, dass es sich dabei um die gleiche Quelle handelte. Woher sollte ich es auch wissen, schließlich gab es dafür nirgendwo einen Experten, den ich hätte befragen können.

'Vielleicht bin ich so an die eine Quelle gewöhnt, dass es mir um so schwieriger fällt auf eine andere zuzugreifen', mutmaßte ich.

Mittlerweile hatte ich das Stadttor passiert war auf der Lichtung angekommen, auf der ich mein morgendliches Training absolvierte. Als ich meinen Blick über das Areal schweifen lies, musste ich mir eingestehen, dass es wohl nötig war, den Platz zu wechseln. Abgebrochene Äste und Markierungen an den Bäumen und Sträuchern zeugten neben einigen anderen Spuren unweigerlich davon, dass dieser Ort für Kampfübungen benutzt wurde.

Obwohl ich davon ausging, dass sich nicht viele Dorfbewohner hierher verirrten, wollte ich doch vermeiden, dass man mich hier antraf.

Doch für für meine jetzigen Absichten würde es reichen. Der Wald um mich herum war absolut still und friedlich. Nur einige Vögel waren irgendwo über mir zu hören, als ich mir einen Platz suchte, der sowohl bequem, als auch genug Deckung bot, für den Fall, dass doch jemand kam. Zu diesem Zweck wählte ich mir einen Baum aus, der zwischen mehreren dicht belaubten Sträuchern wuchs.

Der Waldboden war mit weichem Moos bedeckt und ich gratulierte mir für meine Eigenart mit Vorliebe dunkle Hosen zu tragen.

Dieser Platz war mein persönlicher Rückzugsort geworden. Ich lehnte meinen Kopf an den Baumstamm hinter mir und schloss die Augen um die Umgebung auf mich einwirken zu lassen.

Die Luft um mich herum roch nach Sonne und Staub, das sich mit dem Geruch des Waldes vermischte. Tief sog ich sie in mich ein und hatte das Gefühl, mitsamt der Luft auch Energie zu inhalieren. Um mich herum pulsierte das Leben. Insekten, Vögel und kleinere Tier strichen durch das Unterholz.

Mit einem Lächeln öffnete ich meine Augen wieder und entspannte mich vollkommen. Mein Blick fiel auf das Paket, das mir Narutos Sensei gegeben hatte. Ich hatte es beim hinsetzen neben mir auf den Boden gelegt, doch nun holte es sich mit Macht meine Aufmerksamkeit zurück.

Wie automatisch griff meine Hand danach und befühlten das Papier. Immer wieder strich ich über die raue Oberfläche.
 

Fasziniert bemerkte ich die Unebenheiten in dem Material, das Geräusch, das entstand, wenn meine Finger darüber fuhren.

Ich entfernte das Band, das die Verpackung zusammenhielt und hielt die Luft an.

Zum Vorschein kam tatsächlich ein Buch. Es roch nach Papier, Buchbindeleim und Tinte.

Neugierig drehte ich es hin und her bis ich auf dem Buchrücken den Titel erkannte. Mühsam reimte ich mir zusammen, dass das Werk von Mythen und Sagen handelte und musste unwillkürlich an meine Sprachstunden mit Iruka denken.

Offensichtlich hatte er mein Interesse an diesem Thema bemerkt. Ich schlug die erste Seite auf und begann zu lesen.
 

Mein eigentliches Vorhaben war vergessen. Für heute hatte ich eindeutig genug gelernt, geübt und trainiert.

Ich war noch nicht weit gekommen, als mich ein plötzliches Geräusch aufmerken ließ. Oder eher: das Fehlen jeglicher Geräusche.

Die Vögel über mir hatten aufgehört zu zwitschern und das konnte nur bedeuten, dass ich nicht mehr allein war.

Langsam schloss ich den Buchdeckel und konzentrierte mich. Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich, so dass ich mich leise aufrichtete um in einer knienden Position zu kauern.

Sollte ich wider erwarten kämpfen müssen, wäre ich in sitzender Haltung eindeutig im Nachteil.

Gedanklich verfluchte ich, dass ich nicht mehr wie gewohnt, wenigstens eines meiner Messer bei mir trug. Auch um mich herum gab es nichts, was sich als Waffe eignen könnte. Daher musste es der faustgroße, runde Stein tun, der vor mir auf dem Boden lag. Angestrengt lauschte ich auf etwaige Äste, die bewegt wurden oder Zweige die brachen um herauszufinden, wer oder was sich in der Nähe aufhielt und wie nah derjenige mir war.

Überrascht zuckte ich zusammen, als nicht hinter mir, sondern über mir Bewegung eintrat.

Scheiße, fluchte ich lautlos und versuchte mich weiter in den Schatten der Sträucher zu drücken.

Unmittelbar über mir stand jemand auf einem Ast und ich betete, dass dieser jemand nicht nach unten sah.
 

„...Endrunde kommen.... ausschalten.“, vernahm ich eine Stimme. Über hörte ich ein erneutes Tappen, das mir verriet, dass zu dem ersten noch ein zweiter Ninja hinzugekommen war. Dann zweifelsfrei waren sie genau das, wenn sie nicht wie normale Menschen auf dem Boden sondern, die Äste entlang sprangen.

„Halt die Klappe, du Vollidiot“, zischte jemand. Mir kam die Stimme merkwürdig bekannt, vor. Irgendwo musste ich sie schon einmal gehört haben. Einen Moment überlegte ich, ob ich es riskieren könnte, einen Blick nach oben zu werfen. Vielleicht waren es Konohaninjas, vor denen ich mich nicht zu verstecken brauchte.

„Wegen deiner Dummheit, geht der ganze Plan noch schief.“

Der Angesprochene gab einen unwirschen Laut von sich.

„Hier ist kein Schwein. Wer soll uns hören.“ Das verächtliche Schnauben ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Der Ton in der Stimme war eindeutig grausam und ich ballte meine Faust ein wenig fester um den kleinen Fels.

„Sei einfach ruhig und komm mit, bevor jemand merkt, dass wir weg waren.“
 

In einiger Entfernung raschelten ein paar Blätter, kurz darauf noch einmal und dann war es still.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Aibera
2014-01-26T16:12:43+00:00 26.01.2014 17:12
Endlich zum Lesen gekommen - herrje...
Gutes Kapitel - ich leide mit ihr, die neue Sprache/ Schrift zu lernen. Bin grade am Klausuren Lernen..-.-
Praktisch für sie auch, dass man ihr Chakra nicht spürt, sonst wäre sie jz vermutlich... in Problemen^^
Gleich mal weiterlesen...
lg
Aibera
Von:  Samehada92
2014-01-23T10:45:20+00:00 23.01.2014 11:45
Und wieder ein tolles Kapitel.
Bin schon sehr gespannt wie's weitergeht. :-)
LG Vantastic_Vlo
Von:  fahnm
2014-01-22T22:15:17+00:00 22.01.2014 23:15
Klasse Kapi^^


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