Zum Inhalt der Seite

God's eyes

Raziel's Story
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3

Kapitel 3
 


 

Es verging ein Jahr, welches sich völlig von einem Jahr auf der Erde unterscheidet. Ich war im Begriff erwachsen zu werden. Nun war ich kein Kind mehr. Nicht mehr klein und zierlich mit den großen Augen und den winzigen Schwingen.

Ich war erwachsen und wurde verbittert. Tumael konnte mich nur noch bändigen. Nur noch er. Ich sehnte mich immer mehr nach seinen Berührungen und den Duft seines blonden Haares. Er wusste das, und wie er das wusste!

Nach einem weiteren Streit mit meiner Ziehmutter, stapfte ich wutentbrannt zu Tumael. Auch ihn schrie ich an, denn er war der Auslöser der Wut. „Tumael?! Wieso?! Du willst MICH verlassen?! Wie kannst du es nur wagen?! Du willst unsere gemeinsame Zeit einfach so wegschmeißen?! Was soll das?! Hab ich dir gar nichts bedeutet?! SO rede doch du närrischer Thor! Du Feigling! Du Widerling!“, keifte ich ihn an und zog an seiner Kleidung. Der Blonde schüttelte den Kopf leicht und befreite sich sanft, ohne mir weh zu tun, aus meinem festen Griff. „Beruhige dich Raziel…Ich muss dich verlassen…ich habe etwas getan, was nicht erlaubt war. Du erinnerst dich an damals, wo ich dich mitgenommen habe auf die Erde?“, begann er seine Erklärung. „Du meinst deswegen hast du nun Ärger? Lass mich mit GOTT sprechen, er wird mir verzeihen!“, posaunte ich leichtgläubig heraus. „Nein daran liegt es nicht. Ich habe die Grenze zwischen Mensch und Engel überschritten….Ich…“ „Du Sünder!“, fiel ich ihm ins Wort nachdem ich ihn mit der flachen Hand gegen die Wange schlug. Dadurch öffnete sich das sonst so stramme Band, was um seine Augen gewickelt war. Mir stockte der Atem. „Das brauch ich nun nicht mehr…“, flüsterte er und funkelte mich mit seinem freiliegenden, blauen Auge an, während er die Bandage von sich löste. Das Licht blendete ihn und er musste sich für einen Augenblick daran gewöhnen.

Ich sah auf die vergilbten Bänder am Boden vor meinen Füßen. Plötzlich packte er mich und zog mich nah an sich. Wie damals fühlte ich mich wieder so wohl und behütet, aber mein geliebter Lehrer, er war ein dreckiger Sünder. Er hatte die schlimmste Sünde für einen Engel begangen. Sofort wollte ich mich von ihm lösen und schrie dies lauthals raus. Warum nur musste er mich mit diesen Augen anstarren? Seinen Blick spüre ich bis Heute auf mir, er verfolgt mich bei Tag und Nacht, hat sich tief in meine Seele gebrannt.

„Raziel, ich weiß was ich tat. Und ich würde es wieder tun. Nun da ich von dieser Last befreit bin… Ich kann es nicht mehr zurückhalten.“, sprach er ernst. Im nächsten Augenblick umfassten mich magische Fesseln und ich fand mich in einem dunklen Raum wieder. „Wo hast du mich hingebracht?! Tumael! Wo sind wir?!“, fauchte ich. Wenigstens war er so gnädig gewesen mich auf einen Bett abzusetzen. Warum war es hier nur so verdammt dunkel?

„Wo du bist? Mein Zuhause Raziel…Was brauch ich Licht? GOTTES Wille…Er ist streng, er ist furchtbar… Und widersprich mir nicht. Findest du ihn nicht auch ungerecht?“, fragte er mich. „Du redest schon wie Luzifer…Aber du bist eh verloren…willst du noch sterben?“, antwortete ich ihm hochmütig. Ja, vor wenigen Tagen stellte Luzifel GOTT an den Pranger, sein Hochmut, seine Arroganz brachte ihm zu Fall und er wurde verbannt. Zwar lebendig, aber als Abtrünniger. Er verlor sein göttliches Licht, seine Schönheit und vor allem die Gnade und Liebe GOTTES. Es brach mir das Herz, dass Tumael wohl diesem Beispiel folgen wollte. Hatten wir nicht schon genug Engel an Luzifer verloren? Sollte er meinen Tumael noch bekommen. Ich war gekränkt, zu gekränkt um einen rationalen Gedanken fassen zu können. Ich war gekränkt von Luzifel, von den anderen Engeln und von Tumael. Eigentlich wollte ich nicht, dass er mich für immer verlassen musste, ich würde ihn alles verzeihen, aber ungestraft wollte ich ihn nicht lassen. Zu verwirrt und überfordert von dem Ganzen, fing ich bitterlich zu weinen an. Unser Streit fühlte sich an als dauerte er Stunden und Jahre.

Aber Tumael konnte mich mit seiner sanften Art und seinen Berührungen beruhigen. Er versprach mir, dass Niemand je von dieser Nacht erfahren würde. Es sollte etwas Besonderes werden. Schniefend lag ich in seinen Armen. Wir küssten uns leidenschaftlich. „Ich wollte dich schon als Kind küssen… am liebsten hätte ich dir deine Seele ausgesaugt…“, flüsterte er mir in mein Ohr und knabberte an diesen. „Ich weiß…Nun weiß ich das.“, hauchte ich zurück.

Meine Finger suchten seine Wange. Für einen Moment durfte ich alles vergessen und nur wir Beide existierten. Zärtlich strich ich seine Wangenpartie entlang und verlor mich in seinen tiefseeblauen Augen. Ich öffnete meine Lippen, um etwas zu sagen aber er verbat es mir und küsste mich stattdessen erneut. Im nächsten Augenblick wurde ich in die weichen Kissen gedrückt und verlor meine Kleidung und er die seine. Wir liebten uns in unserer letzten gemeinsamen Nacht.
 

Am nächsten Morgen, wachte ich in seinen Armen auf. Unsere nackten Körper waren noch eng umschlungen und pressten sich aneinander. „Raziel, mein Kleiner…Deine Ausbildung ist abgeschlossen…Ich muss dir leider das antun…Was ER mir antat…Es tut mir so Leid…Das ist nun mal unser Schicksal…“, erklärte er traurig. Zuerst verstand ich nicht was er meinte und dann ließ er mich zum letzten Mal das Licht, die Blumen und sein wunderschönes Gesicht sehen, ehe um mich herum alles schwarz und düster wurde. Wieder weinte ich. Die schneeweißen Bänder saugten sich mit meinen Tränen voll.

Mein gewonnener und zugleich verlorener Liebster küsste mich zum letzten Mal. Nie wieder sollte ich ihn sehen.

Und nun wusste ich was er damit meinte, als er davon sprach, dass ich verstehen würde. Ich sah alles ohne wirklich zu sehen. Alles Leid dieser Welt, überall…in einem bunten Schwall einer Bilderflut auf mich einwirken. Weinend und mich im Schmerz der Welt windend fiel ich auf die Knie und schrie in den Himmel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück