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wie Noatak zu Amon wurde

von

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erste Einfälle

Das Leben ist hart. Für jeden. Für manche mehr, für manche weniger. Aber ganz besonders für uns Nichtbändiger. Ich bin Noatak, der erste Sohn unserer Familie. Wir leben in Republika. Ganz am Ende des Drachenviertels, auf einer kleinen Farm. Wir verkaufen unsere Feldprodukte an die Großfabriken in der Stadt. Davon leben wir. Doch vor ein paar Monaten sah es nicht besonders gut aus mit der Ernte. Also borgte sich mein Vater Geld von der Triade der Dreifachgefahr aus. Das war ein großer Fehler von ihm.
 

Jetzt muss er das doppelte zurückzahlen und wir doppelt so hart auf den Feldern arbeiten. Einer meiner jüngeren Brüder ist ein Erdbändiger. Er tut sich viel leichter als ich. Umgraben ist für ihn und einen anderen Bruder angesagt. Unsere Familie ist groß. Vier Brüder, zwei davon Erdbändiger, zwei Nichtbändiger, ich – der dritte Nichtbändiger- und meine zwei älteren Schwestern. Beide sind Wasserbändigerinnen. Rachel geht auf die Heiler – Schule und immer wenn wir uns bei der Feldarbeit verletzen, haben wir jemanden im Haus, der uns kostenlos heilen kann. Diese Arbeit ist immer hart. Vor allem für mich und meinen ein Jahr jüngeren Bruder. Wir sind für das abernten verantwortlich. Die Sonne brennt heiß vom Himmel und uns läuft der Schweiß herunter. Mein Oberteil ist schon total nass. Das Gesicht von Tino ist bereits knallrot und er atmet schwer. Ich gebe ihm den Rat, dass er etwas trinken solle, aber er will nicht.
 

„Vater will sicher, dass wir mit dem Feld fertig werden. Dann müssen wir morgen nicht mehr so viel machen“ Da hat er auch wieder recht. „Was Vater von uns verlangt, ist mir egal. Ich mache es einfach, damit er nicht wütend wird. Er ist ein Bändiger. Und Bändiger sind alle anders. Ich meine, schau mal direkt in die Stadt: Die Nichtbändiger leben alle abgeschnitten im Drachenviertel und allein. Die Bändiger haben den Rest der Stadt für sich. Auch der goße Rat besteht voll und ganz aus Bändigern. Wir sind denen doch egal. Unsere Familie muss wegen uns beiden im Drachenviertel leben. Das halten sie uns ständig vor“ Tino schweigt eine Weile, dann unterbricht er seine Arbeit und holt zwei Becher Wasser. Eines gibt er mir. Das kühle Wasser tut richtig gut und neue Kraft überkommt mich.
 

„Du hast Recht, Noatak. Wir lassen uns viel zu sehr einschüchtern und ausnutzen. Und unser Vater könnte uns ruhig besser behandeln. Unsere Kindheit uns ausleben lassen. Stattdessen lässt er uns auf den Feldern schuften.“ Da gibt es nichts zu widersprechen. Er und ich – wir gegen die Bändiger. Eine gute Vorstellung.

„Aber es gibt auch gute Bändiger.“, meint mein Bruder und sieht mich fragend an. „Ja, aber auch nur selten. Auch sie benutzen ihre Kräfte, um uns zu unterdrücken.Jeder. Komm, ich bin jetzt 15 und du 14. Wie lange lassen wir uns das schon gefallen?“ Frustriert ziehe ich eine Karotte aus der Erde und werfe sie in den fast vollen Korb.

Ich habe es eindeutig satt, mich ständig so behandeln zu lassen. Der Außenseiter zu sein. Tino ist der Bruder, der mir viel bedeutet. Er versteht mich und tickt genauso, wie ich. Unser Vater zwingt uns immer zu dieser Arbeit, aber irgendwann, da wird er dafür bezahlen. Er kann nett sein, aber er ist einfach zu streng mit uns. Mein Bruder sieht mich an. „Was wäre, wenn wir abhauen würden? In der Stadt gibt es genug Kinder, die auf der Straße leben. Irgendwie würden wir schon durchkommen. Da gibt es doch solche Gruppen, die sich unter der Stadt ein Zuhause aufgebaut haben.“ Das ist ein guter Vorschlag. Ich stimme ihm zu. Doch unsere Eltern würden uns suchen. Die Polizei wahrscheinlich auch. Ah ja. Das sind ja ebenfalls Bändiger … Ich würde auch gern ganz groß rauskommen. „Trotzdem sollten wir noch für Vater da sein, bis er seine Schulden abbezahlt hat. Schließlich will er uns doch nur ernähren.“ „Dann hätte er uns nicht auf diese Welt bringen sollen! Er hat uns gezeugt, zusammen mit Mutter. Dann hätte er sich das besser überlegen sollen!“, fuhr ich ihn an. Geschockt sieht er mich an. Dann wird sein Gesichtsausdruck hart und er beachtet mich nicht mehr. Nur seine Arbeit macht er stumm. Ich stapfe davon. Die Sonne ging schon unter und der Himmel färbt sich orange – rosa. Abendröte.
 

Ich habe mir bei der Arbeit leicht einen Muskel gezerrt, also gehe ich zu Rya, meiner Schwester. Sie ist zwar lieb zu wir, weil sie bereits 17 ist, aber man merkt auch ihre Abneigung. Wie bei jedem in der Familie. Wie gesagt, nur Tino nicht. Denn er ist genauso wie ich. Meine Schwester sieht mich und lächelt. Dann geht sie kurz ins Haus und kommt mit einem Eimer Wasser zurück. „Na Noatak. Wie war die Feldarbeit? Hast du dich wieder verletzt? Du siehst sehr müde aus. Mama war heute in der Stadt. Sie hat Feldfrüchte verkauft. Dafür habe ich Essen gemacht. Nicht nur trockenen Reis. Diesmal auch Gemüse dazu.“ Dafür mag ich sie umso mehr. Es tut gut, wenn sie gute Laune hat und mich so behandelt, als wäre ich so wie sie. Ich zucke kurz zusammen, als das kalte Wasser an meine Schulter ist, doch dann tut es gut und der Schmerz verschwindet. Mir fällt nichts ein, worüber ich mit meiner Schwester reden könnte, also schweige ich. Ich genieße nur die Heilung. „Heiler gehören zu den guten Bändigern, oder?“, frage ich meine Schwester. Es kommt aus mir heraus. Einfach so. „Wie meinst du das, gute Bändiger? Soll das jetzt ein Kompliment sein?“ Ich hätte es nicht sagen dürfen. Das versteht sie sonst falsch. „Naja, es gibt ja auch böse Bändiger … Oder?“
 

Sie sieht mich kurz an. Ihren Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten. Sie sagt nichts, also versuche ich das Thema zu wechseln. „Wie lange ist Rachel denn noch auf der Heiler-Schule?“ fragte ich mit teils gespielter Interesse aber auch zum Teil aus Neugier. „Noch zwei Wochen. Dann kommt sie zurück und kann genauso gut wie ich heilen.“ kam zur Antwort und sie lächelt glücklich. Das Wasser bändigt sie zurück in den Eimer und trocknet vorsichtig meine Schulter ab. Sie verschwindet durch die Tür hinter uns, um mir etwas zum essen zu holen. Natürlich gibt es böse Bändiger, denke ich mir. So wie die von den Triaden und den anderen Gruppen in der Stadt. Da geht die Tür wieder auf und Rya kommt zurück mit einer kleinen Schüssel in der Hand. Diese gibt sie mir. Darin eine kleine Portion Reis und etwas buntes Gemüse von unseren Feldern. „Was ist eigentlich wenn Vater seine Schulden nicht zurückzahlen kann?“ frage ich meine Schwester während ich esse. „Warum sollte er sie nicht abbezahlen können? Ihr arbeitet doch hart und fleißig, oder?“ Sie sieht mich an. In ihren Augen sehe ich große Sorge. Sie zweifelt also auch. „Ja natürlich! Wir arbeiten sehr hart! Besonders Tino und ich. Lars ist ja bei der Polizei. So ein Techniker, oder was auch immer. Ein Nichtbändiger unter lauter Metallbändigern im Büro. Was für eine Ironie.“ Ich rollte mit den Augen und Rya fängt an zu lachen. „Er wollte halt der Feldarbeit entkommen. Außerdem gehört er nicht direkt zur Familie. Er hat eine andere Mutter und wohnt auch nicht bei uns.“, erklärt sie mir. „Trotzdem ist er mein Bruder, auch wenn ich ihn sehr selten sehe.“, denke ich mir. Er ist ja auch 5 Jahre älter als ich und trotzdem zähle ich als erster und ältester Sohn. Da kommt Tino in dem Moment herein und lächelt gezwungen. „Die drei vollen Körbe vom fertigen Feld stehen draußen. Bruderherz hat mich ja den letzten allein herschleppen lassen.“ Er sieht mich an und ich erwiderte seinen Blick. Dann fängt er plötzlich an zu lachen und ich lache mit. Auch Rya prustet los und wir schaffen es nicht, uns zu beruhigen. Es ist kein guter Grund, so zu lachen, aber es tut gut. Was wäre ich nur ohne Tino? Dann schwingt die Tür von hinten auf und Vater kommt herein. Alle verstummen sofort. Er sieht gestresst und müde aus. „Hallo Vater, möchtest du etwas essen und trinken?“, begrüßt Rya ihn. Er sieht sie an und schüttelt den Kopf. Irgendwas weiß er. Aber so gut wie sein ganzes Leben ist geheim für uns. „Jungs, ich habe draußen die vollen Körbe gesehen. Gute Arbeit. Wenn ihr wollt, könnt ihr heute jeder zwei Portionen Abendessen haben.“ Wow, ein Lob. Das ist ziemlich ungewohnt von unserem Vater. Aber dafür fühle ich mich um so besser. Und auch Tino lächelt. „Nehmt euch euer Essen mit hoch in euer Zimmer und geht dann schlafen. Morgen ist wieder Arbeit angesagt.“ Wir nicken und gehen schweigend aus dem Raum. Ich gehe schon mal voraus. Mein Bruder holt sich noch sein Abendessen. In unserem Zimmer setze ich mich auf mein Heubett. Während ich esse kommt Tino ebenfalls und setzt sich aus sein Bett. „Hey Tino, es tut mir leid, dass ich vorhin so ausgerastet bin.“, sage ich mit gesenkter Stimme. Er sieht mich an und grinst. „Der große Bruder entschuldigt sich für etwas. Was läuft hier schief? Aber ist schon in Ordnung. Ich war etwas sprachlos, als du das gesagt hast. Doch du hast Recht.“ „Natürlich hatte ich Recht.“, denke ich mir. Wenn er Arbeiter einstellen würde, müsste unser Vater die auch noch bezahlen und uns muss er halt stattdessen ernähren. Es kommt auf das Selbe hinaus. Ich bin bereits fertig mit dem Essen und halte nur meine leere Schüssel in den Händen, als Tino seine auf den Boden stellt. „Aber glaubst du, wir würden das wirklich durchziehen, mit dem Abhauen?“, frage ich Tino. „Klar. Aber wie gesagt, erst sollte er seine Schulden abbezahlen und wir helfen ihm dabei. Sonst hat er schlechte Erinnerungen an uns.“ Ich schweige erst einmal auf diese Aussage und Tino fällt auch nichts mehr ein. Draußen ist es bereits dunkel und die Müdigkeit überkommt mich. Ich gähne und sagt anschließend: „Naja, jetzt ich es ja noch nicht so weit. Und bis dahin werden sicherlich noch einige Tage vergehen. Aber ich bin müde. Weck mich dann morgen, falls ich vor Sonnenaufgang nicht selber wach werde.“ Tino nickt und legt sich hin. Ich lege mich ebenfalls hin und starre noch ein bisschen auf die Holzdecke über mir. Dann schließe ich meine Augen und schlafe ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
ich schreibe auch auf FanFiktion.de diese Geschichte ist dort auch hochgeladen unter meinem Autoren Namen Salina Sharon

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