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Der Schatten des Doktors

von

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Bittere Wahrheit oder nur Lüge?

Erst nach einer kleinen Ewigkeit schien die Pein ein Ende zu nehmen. John rang keuchend nach Luft und sackte dann in Embryohaltung in sich zusammen, als könnte ihm das vor weiteren Repressalien des Masters schützen.
 

Noch eine ganze Weile gaben seine Nervenbahnen die schmerzhaften Impulse weiter und raubten ihm den Atem. Er wusste nicht viel viel Zeit sie brauchte, um sie sich wieder zu beruhigen, damit er endlich wieder durchatmen konnte.

Ein haltloses Zittern blieb zurück, seine Extremitäten fühlten sich entweder taub oder butterweich an, so dass es ihm jetzt und hier unmöglich schien, überhaupt auf die Beine zu kommen.
 

Das ließ ihm genug Zeit, sich und seine Dummheit zu verfluchen. In der Hinsicht hatte er auch als John Smith nichts dazu gelernt. 'Ach verdammt! Wie blöd bin ich eigentlich? Ich hätte diese Reaktion kommen sehen müssen! Ich habe doch genau mitbekommen, wie sauer er gewesen ist … und dann mache ich mich auch noch zu einem Ventil für seine Wut!', tadelte er sich selbst, und versuchte langsam aber sicher wieder Kontrolle über seine Gliedmaßen zu bekommen.
 

Wenigstens hatte der Timelord im Moment das Interesse an ihm verloren. Er schien zu genau wissen, dass sein Gefangener in diesem Zustand nichts gegen ihn unternehmen konnte, deshalb beschäftigte er sich ungeniert mit der Konsole, als wolle er damit genauer heraus finden, was und wer ihn von der Landung im Jahr 1889 abgehalten hatte.
 

Erst nach einer Weile war der Schmerz so weit abgeebbt, dass John sich wieder aufsetzen und den noch immer tauben Arm reiben konnte, damit das Gefühl auch in ihm zurückkehrte. Mit fest zusammengepressten Lippen blickte er zu dem Timelord hoch und unterdrückte sein Verlangen, diesem an die Gurgel zu gehen. Denn nun spürte er auch seine Wut zurückkehren. Und seinen Stolz. Ja, den hatte er immer noch. So einfach würde er sich nicht unterkriegen lassen.
 

„Meine Frage war ernst gemeint“, sagte er nach einer Weile leise in den Raum hinein, um auszutesten, wie der andere reagieren würde. Und dann, als keine Antwort kam, fügte er etwas lauter hinzu. „Nun, was tun wir jetzt eigentlich? Ich weiß zwar nicht genau, was gerade eben passiert ist … “, flunkerte er.

Denn natürlich hatte er genug von dem mitbekommen, was eben passiert war. Allerdings konnte er genau wie der Timelord nur raten, wer der Urheber der Blockade war „Aber das kann nichts gutes bedeuten. Was meinen Sie, steckt vielleicht der Doktor dahinter?“
 

Der Master hielt in seinem Tun inne und blickte wieder mit der alten arroganten Maske auf ihn herab. „Es könnte möglich sein“, meinte er überraschend nachdenklich. „In der Akademie gehörte Temporales Ingenieurwissen zu seinen besten Fächern … was bei seinen allgemeinen Leistungen allerdings auf die Gesamtnote keinen besonderen Einfluss gehabt hat.“

Sein Gesicht wurde für den Hauch einer Sekunde überraschend weich – etwas, was bei den eher harten und kalten Zügen doch etwas befremdlich wirkte.

„Allerdings müsste der Doktor sich in den letzten Jahren dazu einiges an Wissen angeeignet haben Kenntnisse …“, seine Stirn legte sich in Falten. „ … die eigentlich mit den Schriften von Rassilon und des „Anderen“ verloren gegangen sind.“
 

So ganz überzeugt schien er also vom Wirken des Doktors von nicht zu sein, so dass John einen erneuten Vorstoß wagte, denn immerhin gab es noch einen weiteren Timelord, der Gründe hatte, seine Spuren vor schnüffelnden Angehörigen seiner Rasse zu verbergen …
 

„Oder hat jemand verhindern wollen, das man ihm nicht hinterher schnüffelt – aus welchen Gründen auch immer? Ja ich weiß, ich habe eine überbordende Phantasie … aber so ist das nun mal mit uns Erdlingen.“

Er hob einlenkend die Hände, lockerte auch die verkrampften Finger des malträtierten Arms.

„Ich weiß, das ist Timelord-Business und geht mich eigentlich nichts an, aber nun mal ehrlich, könnte nicht auch dieser Ulysses einiges auf dem Kasten gehabt haben?“
 

Der Master musterte ihn mit heruntergezogenen Augenbrauen und einem ziemlich merkwürdigen Glitzern in den Augen, so dass John einfach weiter redete, als weder eine schmerzhafte Bestrafung oder zumindest eine zynische Antwort auf seine Frage folgte.
 

„Wer war der Mann eigentlich? Wird es nicht langsam Zeit, Klartext über Ulysses, Sie und mich zu reden?“

Mit schmalen Augen musterte er den bärtigen Timelord.

„Ich war bei unseren Aufeinandertreffen durch die Drogen, die Sie mir verabreicht haben, nicht so weggetreten, dass ich nicht mitbekommen hätte, was sie damals erwähnt haben. Und das passt zu der ärztlichen Notiz, die wir gefunden haben: Penelope Gate war schwanger, nicht wahr.“

Dann ging er aufs ganze.

„Hielten Sie mich nicht für jemanden, von dem bisher noch keine Rede war: Ulysses Sohn? Und wer zum Teufel ist dieser Borusa? Ein Verwandter?“
 

Der Master räusperte sich. „Ach ja, diese Sache …“, spielte er seine Aussage und die damit verbundene Aufregung von damals herunter. „Möglicherweise stammst du von Ulysses ab, vielleicht bist du so etwas wie ein „Sohn“ - das ist nicht ganz ausgeschlossen, aber auch noch nicht vollständig bewiesen. Aber bilde dir trotzdem nichts darauf ein, John. Mischlinge zwischen meiner Spezies und niederen Rassen, Bastarde wie du, haben auf Gallifrey nichts zu suchen, nicht einmal wenn sie zwei Herzen vorweisen können, was ja bei dir noch nicht einmal der Fall ist.“
 

Er hielt einen Moment inne, um dann genüsslich weiter zu sprechen, so als liebe er es, sein Opfer noch weiter zu quälen.
 

„Außerdem hat deine Abstammung bald ohnehin keine Bedeutung mehr, da dein Erbe scheinbar am Verblassen ist. Der degenerative Prozess mag zwar langsam vor sich gehen, aber er ist in vollem Gange. Sicherlich werden ein paar Genspuren zurückbleiben, aber ich gebe dir – sagen wir einmal - gut zwei Jahrzehnte bis auch auch der letzte Funke von Timelord-Energie in deinen Zellen so weit verschwunden sind, dass du damit nur noch ein Mensch sein wirst und von Glück reden kannst, wenn deine Körperzellen ohne Komplikationen, sprich unangenehme Mutationen, bis zum natürlichen Tod mitspielen … “
 

John schnappte hörbar nach Luft, jedoch nicht mehr aus Schmerz, sondern über die letzten Worte des Masters. Er blickte zu Boden, um den anderen nicht mehr in seinem Gesichtszügen lesen zu lassen, nicht länger das hämische Lächeln sehen zu müssen.
 

'Ich degeneriere? Die Energie wird mich langsam verlassen und ich werde mich immer mehr in einen Menschen verwandeln, bis mein gallifreysches Erbe bis auf ein paar Gene in Blut und Zellen verblasst ist? Und ich vielleicht damit rechnen kann, dass genau das Schwierigkeiten bereiten wird', versuchte er für sich die Erläuterungen über seinen Zustand zusammen zu fassen, die ihm der Timelord eben genüsslich gegeben hatte.
 

'Nein, nein. Dieser Mistkerl lügt mir doch was vor! Habe ich … hat der Doktor … seinen Worten jemals getraut, habe ich jemals angenommen, dass er die Wahrheit sagt?', bemühte er sich seiner aufgewühlten Gedanken Herr zu werden.
 

Alles in ihm sträubte sich, diese Worte ernst zu nehmen. Aber er konnte nicht leugnen , dass ein anderer Teil von ihm wusste, dass die Enthüllungen des Masters nicht ganz von der Hand zu weisen waren, keine vollständige Lüge, die ihn nur weiter demoralisieren und brechen sollte, sondern durchaus einen wahren Kern.

'Vielleicht übertreibt dieser Bastard völlig, aber ich kann nicht leugnen, dass es mir seit einigen Monaten immer schwerer fällt, auf das Wissen des Doktor zurückzugreifen, gerade weil ich dadurch dann immer bohrende Kopfschmerzen bekomme. Ja, vieles ist mir immer noch geläufig, geht mir leicht von der Hand oder in den Kopf, aber da gibt es Augenblicke … in denen ich nur noch vor bodenloser Leere stehe.'
 

Ein Zittern durchlief seinen Körper, Vorbote der wachsenden Verzweiflung. „Nein und nochmals nein!“ murmelte John zu sich selbst und ballte trotzig die Fäuste. Er wollte sich jetzt nicht davon fertigmachen lassen, selbst wenn die Aussage des Masters stimmte. Noch war er wer er war … und würde das nutzen. Würde tun, was er konnte …
 

Dann sah er ruckartig wieder hoch zu dem Timelord und zwang sich zu einem schiefen Grinsen. „Ach wissen Sie … das passiert in ein paar Jahren und dann kann ich mir darüber Gedanken machen …“, überspielte er seinen inneren Schmerz, auch wenn der flapsige Ton in seiner Stimme sehr seltsam klang.

„Aber wir sind jetzt hier und mit anderen Dingen beschäftigt. Sie haben meine Fragen immer noch nicht ganz beantwortet … und das sollten Sie vielleicht endlich, damit für mich das Bild runder wird. Also machen sie endlich den Mund auf und sagen sie mir, was es mit diesem Ulysses auf sich hat, und warum sie dem so hinterher jagen …“
 

„Nicht so frech, mein Junge, den Kurs bestimme immer noch ich.“
 

Die Hand des Masters näherte sich wieder seinem Kontrollgerät, so dass John sich unwillkürlich verkrampfte. Würde es jetzt eine weitere Bestrafung geben?



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