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Der Schatten des Doktors

von

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Das Schwelgen in Erinnerungen

So etwas wie unverhohlene Neugier blitzte in den Augen des Doktors auf, doch er hakte nicht gleich nach, sondern erzählte mit etwas mehr Bedacht weiter. „Bei unserer zweiten Begegnung bekamen der Brigadier und ich es mit den Agenten des Nestene-Bewusstseins zu tun, den Autons – Puppen, egal ob so groß wie Menschen oder klein wie Spielzeug, die eines gemeinsam hatten. Sie bewegten sich in mörderischer Absicht durch die Stadt, mit eingebauten Schusswaffen in den Händen.“
 

Rose fröstelte und zog die Decke enger um sich. Sie wusste genau, wovon er sprach, denn sie kannte diese Monster nur zu gut aus eigener Erfahrung. Damals hatte sie auch „ihren Doktor“ kennengelernt, den verrückten Fremden, der sie mit forschem Griff aus dem Visier der Autons und in ein atemberaubendes Abenteuer gezogen hatte … ein Abenteuer, dem dutzende weitere gefolgt waren, eines aufregender als das andere …
 

Und hier hockte nun eine völlig fremde Inkarnation des Timelords, den sie schätzen und später lieben gelernt hatte, auf dem Bett neben ihr und sprach von Geschehnissen und Monstern, die ihr selbst nur all zu vertraut waren.
 

Das machte es noch schwerer, mit ihrem Wissen hinter dem Berg zu halten und ihm weiter zu verheimlichen, was sie alles wusste. Schaffte sie es überhaupt ein Pokerface zu bewahren und ihm vor zu heucheln, dass alles was er ihr erzählte, wirklich Neuland für sie war?

Scheinbar nicht wirklich, denn wieder beäugte der Doktor sie mit einem Blick, der sie dazu zwang, verlegen das Gesicht abzuwenden und „Ach verdammt!“ in sich hinein zu murmeln.
 

Der Lockenkopf räusperte sich. „Nun, da ich beide Male recht nützlich bei der Lösung der Probleme war, bot mir Alistair bei dieser Gelegenheit die Stelle als wissenschaftlicher Berater bei dem der gerade aus der Taufe gehobenen Spezialtruppe der Vereinten Nationen - U.N.I.T. - an. Da ich zu dieser Zeit ohnehin nichts besseres zu tun hatte …“, er verzog das Gesicht zu einer nicht deutbaren Miene, „… nahm ich diese Stelle an und lernte so in der kommenden Zeit eine ganze Menge netter Menschen kennen, während wir uns mit allerlei irdischen und außerirdischen Bedrohungen herum schlugen.“
 

Plötzlich wirkte er ein wenig abwesend, so als schwelge er in Erinnerungen „Sie waren alle auf ihre Art und Weise brilliant, meine Begleiterinnen dieser Jahre – die überaus kluge Elizabeth Shaw … meine herzliche Jo Grant … und nicht zuletzt Sarah Jane Smith – selbstbewusst und forsch …“
 

Roses Herz machte einen Sprung. Er kannte Sarah Jane Smith. Also schienen auch in diesem Universum wenigstens einige Dinge genau so gelaufen zu sein, wie in ihrem … was alles um so leichter machte.
 

Fasziniert sog sie die weiteren Worte des Doktors in sich auf, enthüllten die doch einiges über seine Vergangenheit, von der sie bis jetzt eigentlich nichts gewusst hatte, denn weder der Timelord noch John hatten sonderlich viel darüber gesprochen.
 

„Da waren auch noch der gute Sergeant Benton, Captain Mike Yates … bedauerlich, dass er sich so hat fehl leiten lassen … und ja natürlich lernte ich in dieser Zeit auch Doktor Sullivan kennen. Harry gehörte ursprünglich der Navy an, arbeitete danach wohl auch eine ganze Weile für U.N.I.T., nachdem ihm Alistair ins Team geholt hatte, weil ihnen noch ein Mediziner fehlte, gerade als ich mich wieder einmal verändert hatte …“

Er schmunzelte.

„Ich glaube, ich war am Anfang nicht gerade nett zu ihm, aber er hat es mir nicht übel genommen, denn sonst hätte er wohl Sarah-Jane und mich nicht auf ein paar Abenteuern begleitet. Er hat sich dabei ausgesprochen gut geschlagen. Schade nur, dass er sich nach dem Zwischenfall mit den Zygonen dazu entschieden hat, auf der Erde zu bleiben …“
 

Dann verstummte er plötzlich, und musterte sie sehr still mit seinen klaren, blauen Augen, so als sei er jetzt an einem Punkt angekommen, an dem er selbst mehr über sie wissen wollte.
 

Rose zuckte unwillkürlich zusammen. Wurde es jetzt unangenehm für sie?
 

Stellte er ihr jetzt vielleicht die Fragen, die ihm vermutlich selbst schon eine ganze Weile beschäftigten, weil sie sich eben wieder einmal ordentlich verplappert hatte. Oder durchschaute er sie nicht vielleicht sowieso schon eine ganze Weile und wollte jetzt nur noch Gewissheit haben? Aber sollte sie ihm jetzt und hier schon die Wahrheit sagen?
 

Etwas in ihr sträubte sich jedoch heftig dagegen. Deshalb entschloss sie sich ihre aufkommende Unsicherheit schnellstens zu überspielen.
 

„Wow, das ist wirklich starker Tobak!“ meinte sie und ließ sich wieder auf den Rücken fallen, um an die Decke zu starren. Denn das Wissen darum, dass er in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch lesen konnte, behagte ihr immer weniger. „Jetzt verstehe ich, dass die beiden so vertraut mit ihnen umgegangen sind. Mich wundert allerdings, dass Lethbrigdge Steward und Sullivan jetzt bei Torchwood Zwei gelandet sind … “
 

„Mir geht es ähnlich“, erwiderte der Timelord. „Deshalb hoffe ich, dass wir auf diese Frage gleich auch ein paar gute Antworten erhalten. Aber vorher …“
 

Rose hörte, wie er sich auf seinem Bett bewegte. Das verräterische Knarzen der Matratzenfedern verriet ihr jedenfalls, dass er gerade aufstand. Deshalb sah sie wieder zu ihm hin. „Was haben sie vor?“
 

Er zwinkerte ihr spitzbübisch zu. „Ich höre schon eine ganze Weile verdächtiges Grummeln in ihrer Magengegend, Rose“, meinte er frech. „Und ich muss zugeben, auch wir Timelords leben nicht nur von Luft und Licht.“ Er tappte leise zur Tür und legte die Hand auf die Klinke, lugte dabei durch den Sehschlitz. „Ich finde, auch wenn wir Gefangene sind, so haben wir doch ein paar kleine Rechte.“
 

„Warten Sie!“ Rose setzte sich auf und die Beine auf den Boden. „Vielleicht ist das keine gute Idee!“
 

„Warum nicht? Ich habe nur vor, höflich darum zu bitten, uns etwas zu essen zu bringen!“ Er drückte die Klinke herunter, musste aber feststellen, dass die Doppeltür verschlossen war und seine Aktion Unruhe auf der anderen Seite der Tür auslöste.
 

„Hallo, entschuldigen Sie?“ Der Doktor klopfte. „Ich habe da nur eine Frage!“
 

Rose spitzte die Ohren und versuchte wie der Doktor herauszufinden, ob und wie die Wachen auf der anderen Seite der Tür reagierten, aber das stabile Holz ließ nur undeutliche Wortfetzen durch, auf die sie sich keinen Reim machen konnte. Und viel zu sehen war durch das winzige Fenster auch nicht gerade.
 

„Ach kommen Sie, meine Herren!“ Der Doktor ließ sich nicht beirren und machte sich jetzt etwas energischer bemerkbar und stellte sich genau vor das Glas, versuchte dabei möglichst unschuldig und harmlos drein zu blicken. „Ich wollte mich doch nur freundlich erkundigen, ob uns jemand wenigstens eine Kleinigkeit zu Essen und Tee hereinreichen könnte! Das wäre sehr, sehr nett von ihnen.“
 

Wieder hörten die beiden dumpfe Stimmen, ganz offensichtlich entbrannte eine Diskussion zwischen den beiden Soldaten, die im Verlauf immer hitziger wurde.
 

Dann jedoch wurde es plötzlich still.
 

Der Doktor legte den Kopf schief und trat einen Schritt zurück. Rose tat es ihm gleich, als sie hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte.
 

Eine Seite der Doppeltür öffnete sich ein Stück, aufgeschoben durch einen Mann in schwarzgrau gefleckter Tarnkleidung, der seine Maschinenpistole nun gezielt auf den Timelord richtete. Der hob sofort die Hände, was den Söldner aber auch nicht zu besänftigen schien.
 

„Wir nehmen keine Befehle von dir an, dreckiger Alienabschaum, ist das klar?“, zischte er mit unverhohlenem Hass in der Stimme. „Du kannst von Glück reden, dass der Kommandant und der Doktor ihre Hand schützend über dich halten, sonst würdest du nicht so großmäulige Reden schwingen können.“
 

„Entschuldigen Sie, aber ich verstehe nicht, was an einer freundlichen Bitte großmäulig sein soll und durch was ich mir ihren Zorn zugezogen habe. Wir können aber gerne darüber re-“, fragte der Doktor sanft und verstummte abrupt, als die Waffe hoch ruckte und auf seinen Kopf zielte.
 

„Noch ein Wort und ich ziehe den Abzug durch!“
 

„Hören sie, ich will ihnen ni…“
 

„Klappe!“, schnappte der junge Mann. Seine Augen schienen förmlich zu glühen. „Mich killst du nicht so leicht wie meinem Bruder Ian!“
 

Der Doktor zuckte zusammen. Er wirkte sichtlich verwirrt und wollte den Mund öffnen, doch der andere sprach aufgeregt weiter. „Das war in Southhampton! Vor einem Monat, falls du es schon vergessen hast, du kaltblütiges außerirdisches Monstrum!“



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